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Schwarzverfärbung auf Holzoberfläche bei Terrassendielen und auf Holzfassaden – Schimmel oder Reaktionsverfärbung? In der Praxis steht man häufig vor der Problematik zu entscheiden, worauf dunkle Verfärbungen auf Holzober- flächen von Terrassendielen oder massiven Fassaden- profilen – also von Hölzern, die unmittelbar der Bewitte- rung ausgesetzt sind – zurückzuführen sind: Handelt es sich um Schimmel- und Bläuepilzbefall oder um Reakti- onsverfärbungen auf der Holzoberfläche? Die Frage ist wichtig bei der Klärung der Verantwortlichkeit von Sach- mängeln und für die Gewährleistung. Reaktionsverfärbungen bei bestimmten Hölzern Eine Reihe von Hölzern zeigen Verfärbungen, die durch Ei- sengerbstoffreaktionen hervorgerufen werden. Abhängig von der Art und Menge an gerbstoffhaltigen Inhaltsstof- fen in den jeweiligen Hölzern, ist die Farbreaktion unter- schiedlich stark ausgeprägt. Heimische Nadel- und Laub- hölzer wie z. B. Lärche, Douglasie, Robinie und Eiche und viele tropische Hölzer besitzen solche wasserlöslichen Gerbstoffe. Eine Liste der Hölzer finden Sie in der Tabelle 1. Reaktionsverfärbungen und ihre Ursachen Die teilweise sehr intensiven Verfärbungen in den Farb- schattierungen graublau bis schwarz entstehen durch die Kontamination mit Eisen, wobei das Eisen mit den auf der feuchten Holzoberfläche gelösten Gerbstoffen reagiert (Bild 1). SCHWARZVERFÄRBUNG AUF TERRASSENDIELEN UND HOLZFASSADEN – HAUPTURSACHEN HOLZ HOLZ Legende Verfärbungen: blau/grau/schwarz ++ nur schwach grau + Bangkirai ++ Bilinga ++ Edelkastanie ++ Eiche ++ Eukalpytus + Garapa ++ Gerutu Iroko/Kambala + Kapur ++ Keruing ++ Lärche ++ Massaranduba + Merbau + Oregon Pine/Douglasie + Red Balau ++ Robinie ++ Tali + Upun CMT – (acetyliertes Holz) TMT – Thermohölzer (prozessabhängig) + Holzart Verfärbungen/ Eisengerbstoffreaktion Die Verfärbungen werden – so Untersuchungen am Johann Heinrich von Thünen-Institut, Hamburg – be- reits durch minimale Eisenkonzentrationen ab 15 ppm ausgelöst. Metallarbeiten wie z. B. beim Feilen, Sägen und Schweißen anfallende Eisenspäne, eisen-/ korrundhaltiges Schleifpapier, Abrieb von Stahlbürs- ten, Zementstaub, Flugrost, mineral- bzw. eisenhaltige Blumen- oder Rasendünger und selbst stark eisenhal- tiges Mineralwasser, das auf der Terrasse verschüttet wurde, können ursächlich sein für die Kontamination. Spätestens beim nächsten Regen treten dann die Ver- färbungen auf. Abhängig von der Partikelgröße des Ei- sens zeigen sich punktförmige Verfärbungen, z. B. bei Schweißperlen, oder fleckige Verfärbungen, z. B. bei in Wasser gelösten Eisen-Ionen (Bild 2 und Bild 5). Der Nachweis von Eisen als Verursacher Nachweisen lässt sich das Eisen als Verursacher der Ver- färbung anhand einer klassischen Eisennachweisreaktion. Dazu werden ein paar Tropfen 25-prozentige Salzsäure auf das verfärbte Holz geträufelt (Bild 3). Mit einem Tropfen Kaliumrhodanit (Kaliumthiocyanat – KSCN) als Nachweis- reagenz wird das Vorhandensein von Eisen durch die Rot- färbung sichtbar (Bild 4). Wie lassen sich Reaktionsverfärbungen entfernen? Mit handelsüblichen Holzentgrauern oder Holzreinigern, mit Natriumdithionid oder verdünnter Oxalsäure lassen sich die schwarzen Flecken entfernen (Bild 5). Die Holz- oberfläche sollte gut nachgespült und mit einer Bürste geschrubbt werden, um das Eisen vollständig zu entfer- nen; verbleiben nämlich Eisenpartikel auf oder im Holz, z. B. eingetretene Eisenspäne, so kommt es beim nächsten Regen wieder zu Verfärbungen. Tabelle 1 Verfärbungen des Holzes in Kontakt mit Eisen Verfärbungen durch Schimmelbefall Schimmelpilze wachsen auf feuchtem Holz und ernäh- ren sich von den zucker- und stärkehaltigen Holzinhalts- stoffen auf der Holzoberfläche. Auf frischem Holz be- finden sich naturgemäß noch mehr Holzinhaltsstoffe. Voraussetzungen für das Pilzwachstum sind Holzfeuch- ten um und knapp über dem Fasersättigungsbereich. Eine feuchte Umgebung mit relativen Luftfeuchten über 80 Prozent und stehende Luft fördern das Pilzwachstum. Das Schimmel-Myzel bildet einen grau-schwarzen Pilz- rasen vergleichbar dem auf Lebensmitteln. Ein frischer Schimmelbefall ist also am Pilzrasen mit bloßem Auge bzw. einer Lupe gut erkennbar (Bild 6). Trocknet die Holzoberfläche ab, stellt der Pilz sein Wachstum ein und der Pilzrasen fällt in sich zusammen und kann abgebürstet werden bzw. wird mittelfristig von der Witterung abgetragen. Zurück bleiben allerdings dunkle, fleckige Verfärbungen der obersten Holzschicht bis zu einer Tiefe von ca. 0,5 mm. 1 Reaktionsverfärbung auf Eiche durch Eisen-Stahlband 2 Flecken durch Eisengerbstoffreaktion bei Lärche 3 Eisennachweis – ein Tropfen verdünnte Salzsäure 4 Rotverfärbung durch Nachweisreagenz KSCN 5 Flächige Verfärbung durch Eisenstaub auf den Brettoberflächen und durch Eisenspäne an den Brettschmalseiten – Brettstück rechts oben mit Oxalsäure behandelt 6 Frischer Schimmelpilzrasen auf Lärche Quelle: chemisch und technische Merkblätter BM (Bau- und Möbelschreiner) und Johann Heinrich von Thünen-Institut, Hamburg HOLZHANDELSinformationen · Sonderausgabe 08 | 2014 HOLZHANDELSinformationen · Sonderausgabe 08 | 2014

SCHWARZVERFÄRBUNG AUF Der Nachweis von Eisen als ... · ten, Zementstaub, Flugrost, mineral- bzw. eisenhaltige Blumen- oder Rasendünger und selbst stark eisenhal- tiges Mineralwasser,

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Schwarzverfärbung auf Holzoberfläche bei Terrassendielen und auf Holzfassaden – Schimmel oder Reaktionsverfärbung?In der Praxis steht man häufig vor der Problematik zu

entscheiden, worauf dunkle Verfärbungen auf Holzober-

flächen von Terrassendielen oder massiven Fassaden-

profilen – also von Hölzern, die unmittelbar der Bewitte-

rung ausgesetzt sind – zurückzuführen sind: Handelt es

sich um Schimmel- und Bläuepilzbefall oder um Reakti-

onsverfärbungen auf der Holzoberfläche? Die Frage ist

wichtig bei der Klärung der Verantwortlichkeit von Sach-

mängeln und für die Gewährleistung.

Reaktionsverfärbungen bei bestimmten HölzernEine Reihe von Hölzern zeigen Verfärbungen, die durch Ei-

sengerbstoffreaktionen hervorgerufen werden. Abhängig

von der Art und Menge an gerbstoffhaltigen Inhaltsstof-

fen in den jeweiligen Hölzern, ist die Farbreaktion unter-

schiedlich stark ausgeprägt. Heimische Nadel- und Laub-

hölzer wie z. B. Lärche, Douglasie, Robinie und Eiche und

viele tropische Hölzer besitzen solche wasserlöslichen

Gerbstoffe. Eine Liste der Hölzer finden Sie in der Tabelle 1.

Reaktionsverfärbungen und ihre UrsachenDie teilweise sehr intensiven Verfärbungen in den Farb-

schattierungen graublau bis schwarz entstehen durch die

Kontamination mit Eisen, wobei das Eisen mit den auf der

feuchten Holzoberfläche gelösten Gerbstoffen reagiert

(Bild 1).

SCHWARZVERFÄRBUNG AUF TERRASSENDIELEN UND HOLZFASSADEN – HAUPTURSACHEN

HOLZHOLZ

Legende Verfärbungen: blau/grau/schwarz ++ nur schwach grau +

Bangkirai ++

Bilinga ++

Edelkastanie ++

Eiche ++

Eukalpytus +

Garapa ++

Gerutu

Iroko/Kambala +

Kapur ++

Keruing ++

Lärche ++

Massaranduba +

Merbau +

Oregon Pine/Douglasie +

Red Balau ++

Robinie ++

Tali +

Upun

CMT – (acetyliertes Holz)

TMT – Thermohölzer (prozessabhängig) +

Holzart Verfärbungen/ Eisengerbstoffreaktion

Die Verfärbungen werden – so Untersuchungen am

Johann Heinrich von Thünen-Institut, Hamburg – be-

reits durch minimale Eisenkonzentrationen ab 15 ppm

ausgelöst. Metallarbeiten wie z. B. beim Feilen,

Sägen und Schweißen anfallende Eisenspäne, eisen-/

korrundhaltiges Schleifpapier, Abrieb von Stahlbürs-

ten, Zementstaub, Flugrost, mineral- bzw. eisenhaltige

Blumen- oder Rasendünger und selbst stark eisenhal-

tiges Mineralwasser, das auf der Terrasse verschüttet

wurde, können ursächlich sein für die Kontamination.

Spätestens beim nächsten Regen treten dann die Ver-

färbungen auf. Abhängig von der Partikelgröße des Ei-

sens zeigen sich punktförmige Verfärbungen, z. B. bei

Schweißperlen, oder fleckige Verfärbungen, z. B. bei in

Wasser gelösten Eisen-Ionen (Bild 2 und Bild 5).

Der Nachweis von Eisen als VerursacherNachweisen lässt sich das Eisen als Verursacher der Ver-

färbung anhand einer klassischen Eisennachweisreaktion.

Dazu werden ein paar Tropfen 25-prozentige Salzsäure auf

das verfärbte Holz geträufelt (Bild 3). Mit einem Tropfen

Kaliumrhodanit (Kaliumthiocyanat – KSCN) als Nachweis-

reagenz wird das Vorhandensein von Eisen durch die Rot-

färbung sichtbar (Bild 4).

Wie lassen sich Reaktionsverfärbungen entfernen?Mit handelsüblichen Holzentgrauern oder Holzreinigern,

mit Natriumdithionid oder verdünnter Oxalsäure lassen

sich die schwarzen Flecken entfernen (Bild 5). Die Holz-

oberfläche sollte gut nachgespült und mit einer Bürste

geschrubbt werden, um das Eisen vollständig zu entfer-

nen; verbleiben nämlich Eisenpartikel auf oder im Holz,

z. B. eingetretene Eisenspäne, so kommt es beim nächsten

Regen wieder zu Verfärbungen.

Tabelle 1 Verfärbungen des Holzes in Kontakt mit Eisen

Verfärbungen durch SchimmelbefallSchimmelpilze wachsen auf feuchtem Holz und ernäh-

ren sich von den zucker- und stärkehaltigen Holzinhalts-

stoffen auf der Holzoberfläche. Auf frischem Holz be-

finden sich naturgemäß noch mehr Holzinhaltsstoffe.

Voraussetzungen für das Pilzwachstum sind Holzfeuch-

ten um und knapp über dem Fasersättigungsbereich.

Eine feuchte Umgebung mit relativen Luftfeuchten über

80 Prozent und stehende Luft fördern das Pilzwachstum.

Das Schimmel-Myzel bildet einen grau-schwarzen Pilz-

rasen vergleichbar dem auf Lebensmitteln. Ein frischer

Schimmelbefall ist also am Pilzrasen mit bloßem Auge

bzw. einer Lupe gut erkennbar (Bild 6). Trocknet die

Holzoberfläche ab, stellt der Pilz sein Wachstum ein

und der Pilzrasen fällt in sich zusammen und kann

abgebürstet werden bzw. wird mittelfristig von der

Witterung abgetragen. Zurück bleiben allerdings

dunkle, fleckige Verfärbungen der obersten Holzschicht

bis zu einer Tiefe von ca. 0,5 mm.

1 Reaktionsverfärbung auf Eiche durch Eisen-Stahlband

2 Flecken durch Eisengerbstoffreaktion bei Lärche

3 Eisennachweis – ein Tropfen verdünnte Salzsäure

4 Rotverfärbung durch Nachweisreagenz KSCN

5 Flächige Verfärbung durch Eisenstaub auf den Brettoberflächenund durch Eisenspäne an den Brettschmalseiten – Brettstück rechts oben mit Oxalsäure behandelt

6 Frischer Schimmelpilzrasen auf Lärche

Quelle: chemisch und technische Merkblätter BM (Bau- und Möbelschreiner)

und Johann Heinrich von Thünen-Institut, Hamburg

HOLZHANDELSinformationen · Sonderausgabe 08 | 2014HOLZHANDELSinformationen · Sonderausgabe 08 | 2014

Verfärbung durch BläueMeist einhergehend mit einem Schimmelbefall, aber

auch unabhängig davon, kann es zu einem Befall durch

Bläuepilze kommen. Bläuepilze (Bild 7) leben von den

Holzinhaltsstoffen in den radialen Holzstrahlzellen, den

Markstrahlen. Bläuepilze wie Schimmelpilze bauen kei-

ne Zellwände und keine Holzsubstanz ab und verursa-

chen deshalb keine Festigkeitsverluste des Holzes. Die

„Verblauung“ des Holzes wird hervorgerufen durch die

dunkel gefärbten Pilzhyphen, die in den nährstoffreichen

Holzstrahlen wachsen, die durch das Holz durchschim-

mern und durch die Lichtbrechung das Holz blau bis

grau-schwarz erscheinen lassen. Bläuepilze benötigen für

ihr Wachstum eine Holzfeuchte oberhalb der Fasersätti-

gung. Beim Unterschreiten des Fasersättigungsbereiches

stellen die Pilzhyphen ihr Wachstum ein. Besonders

bläue-empfindlich ist die Kiefer, aber auch die anderen

Nadelhölzer werden von der Bläue befallen. Besonders

empfindlich ist dabei das Splintholz. Dies gilt auch für das

Splintholz von Laubhölzern. Bläue auf naturbelassenem

Holz in der Außenverwendung wird bereits nach wenigen

Wochen durch die natürliche Vergrauung überdeckt. Die

optische Beeinträchtigung ist also nur temporär.

Machen mykologische Untersuchungen Sinn?Auf bewitterten Terrassendielen und auf Fassaden wird

man immer Sporen und Pilzhyphen finden, die sich im

Labor zu Pilzkulturen weiterentwickeln lassen. Ein Nach-

weis von Sporen- und Pilzhyphen von Bläuepilzarten

wie z. B. Ceratocystis oder Cladosporium und von Schim-

melpilzarten wie Penicillium- und Aspergillusarten auf

Terrassendielen oder massiven Fassadenprofilen ist völlig

normal und kein Indiz, dass schlechtes oder befallenes

Holz geliefert wurde. Die Sporen – gleichsam die Samen

der Pilze – sowohl von Schimmel- als auch Bläuepilzen,

sind ubiquitär, also überall in der Außenluft vorhanden.

Deshalb bringen derlei mykologische Laboruntersu-

chungsmethoden wenig praktischen Erkenntniswert.

Gesundheitliche AspekteDie gesundheitliche Beeinträchtigung bzw. Gefährdung

durch Schimmelbefall in Wohnräumen ist ein aktuelles

und auch ernstzunehmendes Thema. Problematisch

ist dabei die Sporenkonzentration, die sich in geschlos-

senen Wohnungen bedenklich erhöhen kann, wenn

durch einen aktiven Schimmelbefall laufend Sporen

produziert und an die Raumluft abgegeben werden.

Dies kann Allergien und andere gesundheitliche Be-

einträchtigungen auslösen. Im Freien hingegen spielt

dies keine Rolle. Es gibt keine Hinweise, dass es in der

Waldluft, wo naturgemäß die Pilzsporenkonzentration

hoch ist, jemals zu gesundheitlichen Beeinträchti-

gungen gekommen ist.

Befürchtungen, dass bläuebefallenes Holz zu einer

gesundheitlichen Beeinträchtigung führt, sind völlig

unbegründet, da Bläue bzw. die Bläuehyphen im Holz

wachsen, also im Holz eingeschlossen sind. (pl)

7 Bläuepilze wachsen im Gegensatz zu Schimmelpilzen in den Holzstrahlen radial ins Splintholz und lassen das Holz blaugrau

erscheinen.

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