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AUSBILDUNG IN DER PRAXIS MILITÄR- UND DIENSTHUNDE 18 • AkteHund 04/10 KITTY SIMIONE Vier junge Frauen und sechs junge Männer haben den Eignungstest zum Milizhundeführer bestanden und wäh- Der grosse Moment Schweizer Armee – Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere: Montag, Woche 5 der Rekrutenschule 57-1/10– Übergabe der Hunde an die Rekruten «Ihr Leben wird sich ab heute komplett ändern. Sie übernehmen die Verantwortung für ein Lebe- wesen. Das ist eine sehr dankbare Aufgabe, erfor- dert aber auch ein tagtägliches Engagement Ihrer- seits», so begrüsst Stabsadjutant Friedrich Zuber die Rekruten am Montag der fünften Woche der Rekrutenschule für Milizhundeführer. Der grosse Tag ist gekommen – es erfolgt die Zuteilung der Hunde. «Ihr Hund wird Sie über Jahre begleiten, ist stets loyal und wird Sie immer freudig begrüs- sen, wenn Sie zu ihm kommen. Er verdient es, dass auch Sie ihn respektvoll behandeln und ihn, sei- nem hohen Potential entsprechend, ausbilden und auf die militärischen Aufgaben vorbereiten.» rend den ersten vier Wochen in der mili- tärischen Grundausbildung ohne Hund genügende Leistungen gezeigt. Sie ha- ben sich an den Militäralltag gewöhnen können und sind in den Bereichen Sani- tätsdienst,Ausbildung an der Waffe und im Umgang mit der Schutzmaske ge- schult worden. Die Rekrutenschule dau- ert weitere vierzehn Wochen.Ab dem heutigen Tag steht die kynologische Aus- bildung im Vordergrund. Diese fachspe- zifische Schulung wird rund weitere zwölf Wochen in Anspruch nehmen, be- vor die Hundeführer dann die Rekru- tenschule mit der Ausbildung im Ver- band abschliessen werden. Die kynologischen Grundkenntnisse der Rekruten sind sehr unterschiedlich. Viele von ihnen sind noch unerfahren. Andere waren bereits mit dem Famili- enhund im Hundesport aktiv.Auflagen gibt es keine, vordienstliche Ausbildun- gen werden nicht erwartet, jedoch muss der Rekrut ein gutes Gespür im Um- gang mit dem Hund zeigen sowie ein gutes Umsetzungsvermögen und vor al- lem das nötige «Herzblut» mitbringen. Den Verantwortlichen ist es wichtig,die Begeisterung für die Arbeit mit dem Hund zu spüren. Lange haben die Rekruten auf diesen Augenblick gewartet, nun ist er gekom- men. Zwei von ihnen treten die Ausbil- dung mit ihrem eigenen Hund an, den übrigen Acht wird ein Hund zugewie- sen. Die Rekruten stehen in Ruhnstel- lung im Halbkreis vor den Stallungen, in welchen die Hunde untergebracht sind. Einzeln werden die jungen Leute aufgerufen, den Vertrag zu unterzeich- nen und anschliessend den Hund im Empfang zu nehmen. Die Zuteilung ist ihnen nicht bekannt, sie haben die Hunde, mit wenigen Ausnahmen, noch nicht zu Gesicht bekommen. Freudige Anspannung und Nervosität sind deut- lich zu spüren. Wer zu wem? Die Zuteilung der Hunde, alles Mali- nois,erfolgt durch die Verantwortlichen Instruktoren. Sie haben die Rekruten am Eignungstest kennen gelernt und sie während den ersten vier Wochen der Rekrutenschule begleitet. Durch die Beobachtung des Verhaltens und der Leistungen jedes einzelnen kann durch die Gruppenführer und die Zugführe- rin ein persönliches Profil für jeden Re- kruten erstellt werden. Die Charaktere der Hunde sind den Ausbildnern durch die tägliche Arbeit mit ihnen gut be- kannt. Wenige Tage bevor die Hunde abgegeben werden, finden mit den Re- kruten Einzelgespräche statt, bei wel- chen das ganze, für die Rekrutenschule verantwortliche Ausbildungsteam an- wesend ist. Wie bereits beim Eignungs- test wird auch jetzt mit dem Rekruten nochmals genau abgeklärt, ob das pri- vate Umfeld die Anforderungen für die Zuteilung eines Diensthundes nach wie vor erfüllt oder ob sich massgebliche Veränderungen eingestellt haben. Das Wohl des Hundes steht bei jeder Ent- scheidung im Vordergrund. Anlässlich dieses Gespräches hat aber auch der Hundeführer die Gelegenheit zu be- schreiben, was für ein Hund am ehesten zu ihm passen würde. Langjährige Er- fahrung und die Beratung im Team er- möglichen eine optimale Aufteilung der Hunde auf die Rekruten. Diesmal scheint die Zuteilung erneut geglückt zu sein, denn nur selten sieht man bei Rekruten so strahlende Gesichter wie an diesem Tag. Unterschiedliches Niveau Rekruten haben schon beim Eig- nungstest gewählt, welche Sparte sie be- legen wollen, denn die Anforderungen an die Hundeführer unterscheiden sich deutlich. Vier Hunde werden zu Ret- tungshunden ausgebildet, die übrigen arbeiten in der Sparte Schutzhund. Über mehrere Wochen und Monate sind die Hunde auf die Rekrutenschule vorbereitet worden. In dieser Zeit ist der Aufbau einer engen Beziehung des Tie- res zum Ausbildner oder zu einem Pfle- ger bewusst vermieden worden. Die Tiere sind selbstverständlich gut betreut worden, haben sich aber nicht an einer engeren Bezugsperson orientieren kön- nen. Umso dankbarer sind sie nach der Zuteilung, denn nun kümmert sich aus- schliesslich eine Person um ihr Wohlbe- finden. Die Hunde entwickeln sehr schnell eine starke Bindung zu ihren neuen Besitzern. Sie sind bei der Über- gabe bereits in vielen Bereichen gut aus- gebildet. Sie kennen beispielsweise die Elemente der Unterordnung, Schutz- hunde sind in der Lage einen Innenraum selbständig abzusuchen und eine Person durch Verbellen anzuzeigen oder Ret- tungshunde sind bereits zu Anzeigen in «Jeder junge Mensch, ob Mann oder Frau, der eine Rekrutenschule absolvieren muss oder will und im Umgang mit Hunden schon Erfahrungen gesammelt hat, soll die Chance nutzen, am Eignungstest für Mi- lizhundeführer teilzunehmen», erklärt der Verant- wortliche des Armeehundewesens, Stabsadjutant Daniel Rätzo.«Pro Jahr absolvieren rund 30 Rekruten die Ausbildung zum Milizhundeführer. In deren Schu- lung setzen wir vor allem auf Qualität und bieten eine interessante und abwechslungsreiche Form der Re- krutenschule an. Leider wissen viele junge Leute gar nicht, dass es diese Möglichkeit gibt, weshalb wir über eine angemessene Öffentlichkeitsarbeit versuchen, die möglichen Kandidaten aus Hundesportvereinen anzusprechen und sie über unser Angebot orientieren zu können.» Der Eignungstest für die Frühlings-RS 2011 findet vom 22. bis zum 26. November 2010 statt. Interessenten, die sich allgemein über die Rekruten- schule als Milizhundeführer informieren möchten, sind herzlich zu den beiden Besuchstagen dieses Jah- res eingeladen. Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere RS57-1: Samstag, 29. Mai 2010 Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere RS57-2: Samstag, 11. September 2010 Kontaktadresse: Kdo Komp Zen Vet D & A Tiere Armeehundewesen Kaserne Sand 3000 Bern 22 [email protected] 0041 (0)31 850 02 00 www.vtg.admin.ch www.armeehunde.ch www.smf-schweiz.org www.hfhrkp.ch Werde Milizhundeführer!

Schweizer Armee – Kompetenzzentrum Veterinärdienst und ......Unterschiedliches Niveau Rekruten haben schon beim Eig-nungstest gewählt,welche Sparte sie be-legen wollen, denn die

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AUSBILDUNG IN DER PRAXIS MILITÄR- UND DIENSTHUNDE

18 • AkteHund 04/10

KITTY SIMIONE

Vier junge Frauen und sechs jungeMänner haben den Eignungstest zumMilizhundeführer bestanden und wäh-

Der grosse MomentSchweizer Armee – Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere:Montag, Woche 5 der Rekrutenschule 57-1/10– Übergabe der Hunde an die Rekruten

«Ihr Leben wird sich ab heute komplett ändern.Sie übernehmen die Verantwortung für ein Lebe-wesen. Das ist eine sehr dankbare Aufgabe, erfor-dert aber auch ein tagtägliches Engagement Ihrer-seits», so begrüsst Stabsadjutant Friedrich Zuberdie Rekruten am Montag der fünften Woche derRekrutenschule für Milizhundeführer. Der grosseTag ist gekommen – es erfolgt die Zuteilung derHunde. «Ihr Hund wird Sie über Jahre begleiten,ist stets loyal und wird Sie immer freudig begrüs-sen, wenn Sie zu ihm kommen. Er verdient es, dassauch Sie ihn respektvoll behandeln und ihn, sei-nem hohen Potential entsprechend, ausbilden undauf die militärischen Aufgaben vorbereiten.»

rend den ersten vier Wochen in der mili-tärischen Grundausbildung ohne Hundgenügende Leistungen gezeigt. Sie ha-ben sich an den Militäralltag gewöhnenkönnen und sind in den Bereichen Sani-tätsdienst, Ausbildung an der Waffe undim Umgang mit der Schutzmaske ge-schult worden. Die Rekrutenschule dau-ert weitere vierzehn Wochen.Ab demheutigen Tag steht die kynologische Aus-bildung im Vordergrund. Diese fachspe-zifische Schulung wird rund weiterezwölf Wochen in Anspruch nehmen, be-vor die Hundeführer dann die Rekru-tenschule mit der Ausbildung im Ver-band abschliessen werden.

Die kynologischen Grundkenntnisseder Rekruten sind sehr unterschiedlich.Viele von ihnen sind noch unerfahren.Andere waren bereits mit dem Famili-enhund im Hundesport aktiv. Auflagengibt es keine, vordienstliche Ausbildun-gen werden nicht erwartet, jedoch mussder Rekrut ein gutes Gespür im Um-gang mit dem Hund zeigen sowie eingutes Umsetzungsvermögen und vor al-lem das nötige «Herzblut» mitbringen.Den Verantwortlichen ist es wichtig, dieBegeisterung für die Arbeit mit demHund zu spüren.

Lange haben die Rekruten auf diesenAugenblick gewartet, nun ist er gekom-men. Zwei von ihnen treten die Ausbil-dung mit ihrem eigenen Hund an, denübrigen Acht wird ein Hund zugewie-sen. Die Rekruten stehen in Ruhnstel-lung im Halbkreis vor den Stallungen,in welchen die Hunde untergebrachtsind. Einzeln werden die jungen Leuteaufgerufen, den Vertrag zu unterzeich-nen und anschliessend den Hund imEmpfang zu nehmen. Die Zuteilung istihnen nicht bekannt, sie haben dieHunde, mit wenigen Ausnahmen, nochnicht zu Gesicht bekommen. FreudigeAnspannung und Nervosität sind deut-lich zu spüren.

Wer zu wem?

Die Zuteilung der Hunde, alles Mali-nois, erfolgt durch die VerantwortlichenInstruktoren. Sie haben die Rekrutenam Eignungstest kennen gelernt undsie während den ersten vier Wochen derRekrutenschule begleitet. Durch dieBeobachtung des Verhaltens und derLeistungen jedes einzelnen kann durchdie Gruppenführer und die Zugführe-rin ein persönliches Profil für jeden Re-

kruten erstellt werden. Die Charaktereder Hunde sind den Ausbildnern durchdie tägliche Arbeit mit ihnen gut be-kannt. Wenige Tage bevor die Hundeabgegeben werden, finden mit den Re-kruten Einzelgespräche statt, bei wel-chen das ganze, für die Rekrutenschuleverantwortliche Ausbildungsteam an-wesend ist. Wie bereits beim Eignungs-test wird auch jetzt mit dem Rekrutennochmals genau abgeklärt, ob das pri-vate Umfeld die Anforderungen für dieZuteilung eines Diensthundes nach wievor erfüllt oder ob sich massgeblicheVeränderungen eingestellt haben. DasWohl des Hundes steht bei jeder Ent-scheidung im Vordergrund. Anlässlichdieses Gespräches hat aber auch derHundeführer die Gelegenheit zu be-schreiben, was für ein Hund am ehestenzu ihm passen würde. Langjährige Er-fahrung und die Beratung im Team er-möglichen eine optimale Aufteilungder Hunde auf die Rekruten. Diesmalscheint die Zuteilung erneut geglücktzu sein, denn nur selten sieht man beiRekruten so strahlende Gesichter wiean diesem Tag.

Unterschiedliches Niveau

Rekruten haben schon beim Eig-nungstest gewählt, welche Sparte sie be-legen wollen, denn die Anforderungenan die Hundeführer unterscheiden sichdeutlich. Vier Hunde werden zu Ret-tungshunden ausgebildet, die übrigenarbeiten in der Sparte Schutzhund.

Über mehrere Wochen und Monatesind die Hunde auf die Rekrutenschulevorbereitet worden. In dieser Zeit ist derAufbau einer engen Beziehung des Tie-res zum Ausbildner oder zu einem Pfle-ger bewusst vermieden worden. DieTiere sind selbstverständlich gut betreutworden, haben sich aber nicht an einerengeren Bezugsperson orientieren kön-nen. Umso dankbarer sind sie nach derZuteilung, denn nun kümmert sich aus-schliesslich eine Person um ihr Wohlbe-finden. Die Hunde entwickeln sehrschnell eine starke Bindung zu ihrenneuen Besitzern. Sie sind bei der Über-gabe bereits in vielen Bereichen gut aus-gebildet. Sie kennen beispielsweise dieElemente der Unterordnung, Schutz-hunde sind in der Lage einen Innenraumselbständig abzusuchen und eine Persondurch Verbellen anzuzeigen oder Ret-tungshunde sind bereits zu Anzeigen in

«Jeder junge Mensch, ob Mann oder Frau, der eineRekrutenschule absolvieren muss oder will und imUmgang mit Hunden schon Erfahrungen gesammelthat, soll die Chance nutzen, am Eignungstest für Mi-lizhundeführer teilzunehmen», erklärt der Verant-wortliche des Armeehundewesens, Stabsadjutant Daniel Rätzo.«Pro Jahr absolvieren rund 30 Rekrutendie Ausbildung zum Milizhundeführer. In deren Schu-lung setzen wir vor allem auf Qualität und bieten eineinteressante und abwechslungsreiche Form der Re-krutenschule an. Leider wissen viele junge Leute garnicht, dass es diese Möglichkeit gibt, weshalb wir übereine angemessene Öffentlichkeitsarbeit versuchen,die möglichen Kandidaten aus Hundesportvereinenanzusprechen und sie über unser Angebot orientierenzu können.»

Der Eignungstest für die Frühlings-RS 2011 findetvom 22. bis zum 26. November 2010 statt.

Interessenten, die sich allgemein über die Rekruten-schule als Milizhundeführer informieren möchten,sind herzlich zu den beiden Besuchstagen dieses Jah-res eingeladen.Kompetenzzentrum Veterinärdienst und ArmeetiereRS57-1: Samstag, 29. Mai 2010Kompetenzzentrum Veterinärdienst und ArmeetiereRS57-2: Samstag, 11. September 2010

Kontaktadresse:Kdo Komp Zen Vet D & A TiereArmeehundewesenKaserne Sand3000 Bern 22

[email protected] (0)31 850 02 00www.vtg.admin.chwww.armeehunde.chwww.smf-schweiz.orgwww.hfhrkp.ch

Werde Milizhundeführer!

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werden Kommandos, die den Hund fi-xieren sollen, mit einer scharfen undtiefen Stimme ausgesprochen. Kom-mandos, die den Hund aktivieren sol-len, erfolgen mit hoher, motivierenderStimme. Selbstverständlich können beieinem Hund, der mit französischenKommandos ausgebildet worden ist,auch deutsche Begriffe eingebaut wer-den und umgekehrt, denn der Hundrichtet sich nach der Intonation desKommandos und der Körpersprachedes Hundeführers und nicht nach demInhalt des gesprochenen Wortes. Dochnicht nur die Hunde, auch die Rekrutensprechen unterschiedliche Sprachen.Neun von zehn sprechen deutsch, einRekrut spricht jedoch französisch, wasbedingt, dass alle Instruktionen zwei-sprachig erteilt werden.

Ab jetzt immer zu zweit

Sofort nach der Übergabe der Hundebegeben sich die Rekruten auf einenSpaziergang mit ihrem vierbeinigenPartner. Ein erstes, kurzes Kennenler-nen kann stattfinden. Kaum zurück,werden die Hundeführer mit dem kor-rekten, klar strukturierten Ein- undAusstallen vertraut gemacht. Zudemwird ihnen gezeigt, wie der Hund rich-tig gepflegt und sein Gesundheitszu-stand kontrolliert wird. Es ist erst eineStunde vergangen, seit sich Mensch undTier das erste Mal getroffen haben unddennoch lassen sich die Hunde von ih-ren neuen Besitzern überall anfassen –auf die Sozialverträglichkeit eines Tie-res wird bei der Wahl der angehendenDiensthunde grossen Wert gelegt.

Früh müssen sich die Hunde auchschon an den Maulkorb gewöhnen. Siewerden ihn bei der Ausübung verschie-denster Aufgaben immer wieder tragenmüssen. Der Maulkorb dient vor allem

rungsstrecke ist genau vorgegeben,denn auf dem weitläufigen Gelände derKaserne Sand, in Schönbühl bei Bern,finden gleichzeitig verschiedene Kursestatt. Aus Sicherheitsgründen wird ei-nem Zusammentreffen der Hundedurch derartige Massnahmen vorge-beugt. Während der ersten Woche derkynologischen Ausbildung absolvierendie Rekruten den in der Schweiz fürNeuhundehalter gesetzlich vorge-schriebenen Sachkundenachweis. DerSchwerpunkt dieser theoretischen undpraktischen Lektionen liegt bei derkorrekten Führung des Hundes im All-tag. Ein Thema, das in der heutigen Zeitauch für Diensthundeführer oberstePriorität hat. Die Kontrolle des Hun-des, Begegnungen Mensch-Hund undauch Begegnungen Hund-Hund wer-den instruiert und der Rekrut bekommtklare Auflagen, bevor er seinen Hundam Wochenende das erste Mal mit nachHause nehmen darf.

Deutsch oder französisch?

Je nach Herkunftsland hören dieHunde auf deutsche oder französischeKommandos. Die französische Sprachehat gegenüber der deutschen Spracheden entscheidenden Vorteil, dass dieKommandos zweisilbig sind. Sie lässt,im Gegensatz zu den einsilbigen, kur-zen und spitzen Ausdrücken der deut-schen Sprache, weit mehr Möglichkei-ten in der Feinabstimmung von Laut-stärke, Klangfarbe und Tonhöhe zu. So

den Trümmern fähig. Die Hunde weiseneinen hohen Ausbildungsstand auf, ihreneuen Besitzer hingegen stehen zum Teilnoch ganz am Anfang ihrer kynologi-schen Ausbildung. Die Herausforderungfür die Instruktoren ist es nun, die jun-gen Menschen korrekt und intensiv zufördern, ohne dass dabei der Hund inseinem Können einbricht und sich uner-wünschte Verhaltensweisen einschlei-chen.

Klare Abläufe bringen Sicherheit

Aus Gründen der Gefahrenvermei-dung haben die Rekruten klare Vorga-ben zu befolgen. Gerade in der An-fangsphase ist für sie so vieles neu. Mitder Vorgabe von Strukturen können dieneuen Hundeführer und auch dieHunde vor Unfällen und Beissereiengeschützt werden. Hunde sind immeran der Leine zu führen, Distanzen müs-sen eingehalten werden, der Ablaufbeim Ein- und Ausstallen ist korrektauszuführen und selbst die Versäube-

MILITÄR- UND DIENSTHUNDE AUSBILDUNG IN DER PRAXIS

Der grosse Augenblick steht kurz bevor. Die Rekruten warten

auf die Zuteilung der Hunde.

Die Hundeführer können den Hundnicht selbst auswählen, er wird ihnendurch das Kader zugeteilt. Doch offenbar ist die Auswahl geglückt,denn selten sieht man in der Rekru-tenschule so zufriedene Gesichterwie an diesem Tag.

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AUSBILDUNG IN DER PRAXIS MILITÄR- UND DIENSTHUNDE

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führt wird. Der Hund wird für ein er-wünschtes Verhalten belohnt und nichtgelockt. Er darf Fehler machen, wirdaber nur für das richtige Verhalten be-stätigt. Das Hilfsmittel, respektive derClicker, wird durch die menschlicheStimme ersetzt. Die Aufnahme desBlickkontakts zum Hundeführer führtzur Belohnung. Erst wenn sich derHund am Gesicht und am Mund desHundeführers orientiert und seine Auf-merksamkeit vom Futter oder von ei-nem Spielgegenstand abwendet, sprichtder Hundeführer das Schlüsselwortund dann wird der Hund belohnt.Durch diese Ausbildungsform wird dasTier die sekundäre Bestätigung, dasWort «Tac», mit der primären Bestäti-gung in Form von Futter, Spielzeug,Freilauf oder Spiel verknüpfen. DieQualität der primären Bestätigung be-stimmt alleine der Hund, indem erseine Vorlieben deutlich zeigt. DieÜbungen führen schneller zum Erfolg,wenn das richtige Hilfsmittel eingesetztwird. Bald wird allein schon die sekun-däre Bestätigung ihn in eine enormeErwartungshaltung bringen. Er wirdnicht auf ein Spielzeug oder auf Futter,sondern auf dieses Wort fixiert. Hilfs-mittel können mehr und mehr abge-

Rolf Häusermann unterstützt Hundeund ihre Besitzer bei der Überwindungdiverser Hindernisse auf dem Trüm-merfeld.

Primäre und sekundäreBestätigung

Grundsätzlich baut das System derprimären und sekundären Bestätigungauf der klassischen Konditionierungauf, wie sie mit dem Clicker durchge-

zum Schutz auf engstem Raum, bei-spielsweise in öffentlichen Verkehrs-mitteln, aber auch im Lastwagen, imHelikopter oder im Panzer.

Die Kaserne Sand verfügt über meh-rere Ausbildungsplätze. Gearbeitetwird auf drei Plätzen. StabsadjutantFriedrich Zuber vermittelt, wie Hundelernen und zeigt erste Übungen zurKontrolle des Hundes. ObergefreiterDavid Huber zeigt, wie richtig mit demHund gespielt wird und Fachlehrer

Die Aufnahme des Blickkontaktes zur Hunde-führerin, weg vom Futter, führt zur Belohnung.

Rettungshunde müssen Sicherheit auf schwerbegehbarem Untergrund gewinnen.

Das Spiel wird sowohl im Ablauf als auch inder Intensität durch den Hundeführer bestimmt.

Die Kontrolle über den Hund ist im privaten Umfeld und auch imDienstalltag unerlässlich. Der Hunddarf sich nicht selbst aus der Platzpo-sition befreien. Er wartet, bis die Hun-deführerin wieder bei ihm ist und ihnmit einem Kommando frei gibt.© Lucia Rietiker

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tieren. Daten, Instruktoren, Inhalte derLektionen und die Zeit, in welcher ef-fektiv mit dem Hund gearbeitet wordenist, werden notiert. In Stichworten wirdfestgehalten, welche Übungen in Ord-nung waren und in welchen Bereichenintensiver gearbeitet werden muss. DasFormular muss halbtags nachgeführtwerden, damit nichts vergessen geht.Am Ende der Woche werden von je-dem Rekruten persönliche Ziele fest-gelegt, welche er in der darauffolgen-den Woche erreichen will oder welcheer anhand der Beurteilungen der vor-angegangen Tage verbessern muss. Ein-mal wöchentlich hat der Rekrut sichund seinen Hund selbst in verschiede-nen, seiner gewählten Sparte entspre-chenden Ausbildungskriterien zu beur-teilen. Ebenso erhält er aber auch dieMöglichkeit, den Ausbildnern positiveoder auch kritische Erlebnisse mitzu-teilen. Demgegenüber steht die Bertei-lung der Leistungen jedes einzelnenTeams durch das verantwortliche Ka-der. Die Rekruten stehen noch ganz amAnfang ihrer Ausbildung zum Miliz-hundeführer. Eine spannende und in-tensive Zeit liegt vor ihnen.

Weise, wie sie eingesetzt werden, ent-scheidet darüber, ob sie dem Hund Vor-teil oder Schaden bringen. Die Verant-wortung dafür liegt in der Hand desHundeführers. Malinois müssen nichtzum Spiel mit dem Boudin aufgefordertwerden, sie bringen sehr viel Eigenmo-tivation mit. Jedoch muss der Hunde-führer in der Lage sein, den Ablauf unddie Intensität des Spiels zu kontrollie-ren. Der Hund darf das Spielzeug nurgreifen, wenn er das Kommando dazubekommt. Wiederum auf Kommandohat er es sofort auszulassen. Währendder ganzen Spielphase hat der Hunde-führer darauf zu achten, für seinenHund immer interessant zu bleiben.Der richtige Einsatz von Stimme undKörpersprache will gelernt sein.

Auf den Trümmern

Vier Hunde werden zu Rettungshun-den ausgebildet. Für sie ist das Trainingauf den Trümmern unerlässlich, dochauch für angehende Schutzhunde kön-nen Übungen auf ungewohntem Unter-grund wertvoll sein. Die Aufgaben die-nen der Stärkung des Hundes, aberauch der Festigung seiner Beziehungzum Hundeführer. Die Hunde balan-cieren über Leitern, klettern überTrümmer oder holen den Boudin auseiner dunklen Röhre heraus.

Ausbildungskontrolle

Jeder Rekrut hat seine Ausbildungauf einem Kontrollblatt zu dokumen-

baut werden. Die Aussprache des Wor-tes «Tac» erfolgt emotionslos und ingleichbleibender Stimmlage und Laut-stärke.

Der Hund unter Kontrolle

Die Kontrolle über das Verhalten desHundes ist sowohl im familiären Um-feld als auch im Dienstalltag unerläss-lich. Immer wieder gibt es Situationen,in denen ein Hund verlässlich «par-kiert» werden muss. Statische Kom-mandos dürfen durch den Hund nichtselbständig aufgelöst werden. Er hat zuverharren, bis er durch ein weiteresKommando aus seiner Position befreitwird. Um aufzuzeigen, was damit ge-meint ist, legt der Instruktor verschie-dene Taschen auf den Boden. Der Hun-deführer hat seinen Hund ins «Platz» zubefehlen. Das Tier bleibt liegen, auchwenn sich seine Bezugsperson entfernt,eine Tasche vom Boden aufnimmt, siean das Geländer hängt und erst dannwieder zum Hund zurückkehrt. Nunwird der Hund stimmlich und mit Strei-cheleinheiten gelobt, bleibt aber immernoch liegen. Erst auf ein Freizeichendarf er aus der Platzposition aufstehen.

Sich für den Hundinteressant machen

Als Hilfsmittel im Spiel mit demHund dient vor allem die Beisswurst,respektive der Boudin. Zur Ausbildungdes Hundes stehen verschiedensteHilfsmittel zur Verfügung. Die Art und

MILITÄR- UND DIENSTHUNDE AUSBILDUNG IN DER PRAXIS

Weitere Informationen zu diesem Thema:1) Eine Rekrutenschule mit Biss

AkteHund 10/09, Dezember 20092) Der grosse Moment

AkteHund 04/10, Mai 2010

Rekrutenschule Milizhundeführer

Stabsadjutant Friedrich Zuber trägt die Gesamtverantwortung für die Ausbildung der Rekruten. Er ist allgemein für die Planung und Koordination der Rekru-tenschulen für Milizhundeführer zuständig. Obergefreiter David Huber ist während diesen 18 Wochen verantwortlicher Ausbildner für die Schutzhunde, Fach-lehrer Rolf Häusermann übernimmt diese Aufgabe bei den Rettungshunden. Sie überwachen die fachspezifische Ausbildung der Teams. Adjutant UnteroffizierMarlen Plüss hat die Berufsunteroffiziersschule abgeschlossen und lernt anlässlich der aktuellen Rekrutenschule das Handwerk des Zugführers in der Praxiskennen. Ihr zur Seite stehen vier Gruppenführer, welche nach der eigenen Rekrutenschule die Unteroffiziersausbildung absolviert haben und diesen Grad nunabverdienen.Sie sind vor allem für die Ausbildung der Rekruten an Waffen und fachspezifischen Geräten zuständig,unterstützen aber auch die Fachkräfte im ky-nologischen Bereich.

Die Verantwortlichen der Rekrutenschule 57-1/10

Friedrich Zuber Dabid Huber Rolf Häusermann Marlen Plüss