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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, sind Sie momentan „On“ oder „Off“? Pardon, ich meine: Lesen Sie diese Ausgabe des „Großen Knigge“ in Ihrem Büro, während parallel Anrufe, Mails, SMS um Ihre Aufmerksamkeit kämpfen oder haben Sie einen stillen Ort gefunden, an dem Sie momentan niemand stören kann? Ich persönlich bin immer glücklich, wenn ich mitten im Alltag eine dieser Inseln finde. Besonders geeignet sind „Funklöcher“ – zum Beispiel im Zug. Kein Handy-Empfang – was für eine Ruhe im Abteil oder Großraumwagen. Endlich mal ungestört einen Artikel zu Ende lesen, ohne dass der Nachbar lautstark seine Verhandlungen führt. Zugegeben: Vor vier Jahren war das noch anders. Damals gehörte ich eher zur Kategorie „Newsjunkie“. Stündlich die Mails checken, was gibt es Neues an der Nachrichtenfront? Schnell noch eine SMS, parallel Telefonate. Bis der Akku leer war und ich mich an der Grenze zu einem Burnout befand. Im Sabbatical habe ich erfahren, wie entspannt es sein kann, über Wochen nicht erreichbar und wirklich „Off“ zu sein. Das größte „Funkloch“, das ich in dieser Zeit kennengelernt habe, ist das Meer. Nach dem Auslaufen des Schiffes hat mein Handy noch für wenige Minuten Emp- fang, dann beginnt die Stille des Ozeans. Herrlich entspannend – auch bei Wind und starkem Wellengang eine Zeit lang nicht erreichbar sein. Für mich gehört dies heute zum größten Luxus unserer postmodernen Gesellschaft. Tagelang einfach „Off“ – keine Nachrichten, keine Mails, keine Anrufe, keine SMS. Den ganzen Ballast unserer Informationsgesellschaft einfach hinter mir lassen. Und endlich Muße haben – was für ein altmodisches Wort –, um in den Tag zu träumen, den Kopf wieder frei zu kriegen, dem Ballett der Wellen und Sonnenstrahlen zuzusehen und dabei die Langsamkeit der Minuten, Stunden, Tage neu zu erleben, wenn die Zeit scheinbar stehen bleibt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch im Alltag diese Ruhe-Inseln finden und die aktuelle Ausgabe von „Der große Knigge“ mit Muße lesen können. Mit herzlichen Grüßen Rainer Wälde Herausgeber „Der große Knigge“ A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Suchwortverzeichnis Tipps & Trends Rainer Wälde „Off sein“ ist der größte Luxus unserer postmodernen Gesellschaft! Tipps & Trends: Editorial T & T www.stil.de Ausgabe 7/2010 3

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, - stil.de · Nach sorgfältiger Überlegung bin ich dennoch zu dem Schluss gekommen, dass ich Ihr Präsent nicht behalten kann. …“ Würdigen

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Tipps & Trends: Editorial

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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

sind Sie momentan „On“ oder „Off“? Pardon, ich meine: Lesen Sie diese Ausgabe des „Großen Knigge“ in Ihrem Büro, während parallel Anrufe, Mails, SMS um Ihre Aufmerksamkeit kämpfen oder haben Sie einen stillen Ort gefunden, an dem Sie momentan niemand stören kann?

Ich persönlich bin immer glücklich, wenn ich mitten im Alltag eine dieser Inseln finde. Besonders geeignet sind

„Funklöcher“ – zum Beispiel im Zug. Kein Handy-Empfang – was für eine Ruhe im Abteil oder Großraumwagen. Endlich mal ungestört einen Artikel zu Ende lesen, ohne dass der Nachbar lautstark seine Verhandlungen führt.

Zugegeben: Vor vier Jahren war das noch anders. Damals gehörte ich eher zur Kategorie „Newsjunkie“. Stündlich die Mails checken, was gibt es Neues an der Nachrichtenfront? Schnell noch eine SMS, parallel Telefonate. Bis der Akku leer war und ich mich an der Grenze zu einem Burnout befand. Im Sabbatical habe ich erfahren, wie entspannt es sein kann, über Wochen nicht erreichbar und wirklich „Off“ zu sein.

Das größte „Funkloch“, das ich in dieser Zeit kennengelernt habe, ist das Meer. Nach dem Auslaufen des Schiffes hat mein Handy noch für wenige Minuten Emp-fang, dann beginnt die Stille des Ozeans. Herrlich entspannend – auch bei Wind und starkem Wellengang eine Zeit lang nicht erreichbar sein. Für mich gehört dies heute zum größten Luxus unserer postmodernen Gesellschaft. Tagelang einfach „Off“ – keine Nachrichten, keine Mails, keine Anrufe, keine SMS. Den ganzen Ballast unserer Informationsgesellschaft einfach hinter mir lassen. Und endlich Muße haben – was für ein altmodisches Wort –, um in den Tag zu träumen, den Kopf wieder frei zu kriegen, dem Ballett der Wellen und Sonnenstrahlen zuzusehen und dabei die Langsamkeit der Minuten, Stunden, Tage neu zu erleben, wenn die Zeit scheinbar stehen bleibt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch im Alltag diese Ruhe-Inseln finden und die aktuelle Ausgabe von „Der große Knigge“ mit Muße lesen können.

Mit herzlichen Grüßen

Rainer Wälde Herausgeber „Der große Knigge“

Rainer Wälde

„Off sein“ ist der größte Luxusunserer postmodernen Gesellschaft!

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T & T Tipps & Trends: Die aktuelle Leserfrage

Die aktuelle Leserfrage: „Darf ich das Geschenk eines Kunden zurückschicken?“

Als Unternehmerin habe ich zum10-jährigen Firmenjubiläum ein Ge-schenk erhalten. Ein Kunde hat esmir zukommen lassen. Dieses Prä-sent möchte ich nicht behalten, daich es für übertrieben und zu persön-lich halte und nicht in Zugzwangkommen möchte. Kann ich das Prä-sent zurückschicken, ohne den Kun-den vor den Kopf zu stoßen?

Carolin Z., per E-Mail

Weisen Sie das Geschenk zurück – nicht die Person

Selbstverständlich dürfen Sie ein Ge-schenk ablehnen, wenn es Ihnen un-angemessen erscheint oder Sie be-fürchten, dass der Verdacht einerVorteilsannahme entstehen könnte.

Senden Sie das Geschenk auf gar kei-nen Fall kommentarlos zurück, son-dern erläutern Sie Ihre Entscheidung.

musterbrief:

„Sehr geehrter Herr Mustermann,

herzlichen Dank für Ihr außerge-wöhnliches Präsent. Ich freue mich,dass wir bereits seit der Firmengrün-dung 2000 so erfolgreich zusammen-arbeiten und weiß Ihre Großzügigkeitsehr zu schätzen.

Nach sorgfältiger Überlegung bin ichdennoch zu dem Schluss gekommen,dass ich Ihr Präsent nicht behaltenkann. …“

Würdigen Sie die geschäftliche Be-ziehung und erläutern Sie Ihre Ableh-nung. Gehen Sie zum Beispiel auf dieFirmenrichtlinien ein (lediglich Ge-schenke bis 35 Euro dürfen ange-nommen werden) oder ziehen Siesich auf Ihre Befangenheit und IhreMoralvorstellungen zurück.

Haben Sie Fragen, Anmerkungen undAnregungen zum „Großen Knigge“?

Mich interessiert Ihre Meinung!Schreiben Sie an: Agnes Anna Jarosch,„Der große Knigge“, 53095 Bonn, Fax: (0228) 8205 5336

E-Mail: [email protected] rufen Sie mich in der Redaktionssprechstunde(immer dienstags von 9:00 bis 11:00 Uhr) an

Telefon: (0228) 8205 7333

Agnes Anna JaroschChefredakteurin

„Der große Knigge“

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Tipps & Trends: Die aktuelle Leserfrage T & T

www.stil.de Ausgabe 7/2010

„Ich kenne Sie und weiß, dass diesesPräsent von Ihnen nicht an zukünfti-ge Erwartungen geknüpft ist. Den-noch hätte ich kein gutes Gewissendabei, ein Geschenk dieser Preiskate-gorie anzunehmen.“

Bei der Ablehnung eines Geschenksbesteht immer die Gefahr, dass sie alsAblehnung der Person verstandenwird. Aus diesem Grund ist es sinn-voll, den Geschäftspartner kurz anzu-rufen und ihm persönlich mitzuteilen,aus welchen Gründen Sie sein Ge-schenk ablehnen. Durch eine telefo-nische Aussprache wird der Vorfallgeklärt, ohne dass unausgesprocheneGedanken oder unangenehme Gefüh-le im Raum zurückbleiben und dieGeschäftsbeziehung belasten.

praxis-tipp: Wie Sie sich mit einer Tombola oder einer Versteigerung stilvoll aus der Affäre ziehen

Beim „Verlag für die Deutsche Wirt-schaft“ gibt es die schöne Sitte, dassalle Geschenke während des Jahresund insbesondere vor Weihnachtengesammelt werden. Alle Mitarbeitersind für den Erfolg des Unterneh-mens zuständig; auch diejenigen, diekeinen Kundenkontakt haben.

Deswegen werden Ende des Jahresalle gesammelten Geschenke bei ei-ner verlagsinternen Tombola verlost,so dass jeder Mitarbeiter die Chancehat, mit einem Kundenpräsent be-dacht zu werden. Die Kunden werdenüber diese Gepflogenheit informiert

und erhalten selbstverständlich einDankesschreiben.

Sehr wertvolle Geschenke

Handelt es sich um ein sehr wertvol-les Geschenk, können Sie den Kun-den um Zustimmung bitten, es zuversteigern und den Erlös einem gu-ten Zweck zu spenden. Da Sie imWohle der Allgemeinheit handeln,wird der Kunde Ihnen diesen Wunschkaum abschlagen können. MachenSie ihn zum Verbündeten, indem Siedas Geld auch in seinem Namenspenden, um ihm eine besondereWertschätzung zukommen zu lassen.Jede Gefahr der Vorteilsannahme istdurch diese Aktion gebannt.

Präsente sollten Sie nur mit Fingerspitzen-gefühl und aus guten Gründen ablehnen.

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T & T Tipps & Trends: Schnell-Check „Stilvoll zahlen“

1. Wer zahlt?

Generell gilt die Regel: Wer die Einladungausgesprochen hat, ist der Gastgeber undzahlt. Gibt es keinen Gastgeber (z. B.Mittagessen unter Arbeitskollegen), zahltjeder getrennt. Bei regelmäßigen Essens-treffen ist es eine stilvolle Lösung, sichmit dem Bezahlen abzuwechseln oder denBetrag zusammenzulegen,statt die Rechnung auf denCent genau aufzusplitten.

2. Am Tisch oder am Tresen?Heutzutage ist es möglich, dieRechnung diskret am Tisch zubegleichen. Am Tresen zu zahlenist empfehlenswert, wenn Sie dieRechnung noch einmal ungestörtprüfen möchten. Verpönt ist es,sich beim Bezahlen der Rechnungals Gönner aufzuspielen.

4. Trinkgeld in bar oder per Kreditkarte?Besonders gern wird es gesehen, wenn Sie dasTrinkgeld bar zur Rechnung legen. MeineRecherchen haben jedoch ergeben: Heutzutageist es generell kein Problem mehr, das Trinkgeldper Kreditkarte zu geben. Der Wirt händigt denTrinkgeldbetrag an die Servicekräfte aus undzieht die Summe von Ihrem Konto ein.Allerdings wird der Tip durch die Kreditkarten-gebühr geschmälert, so dass Sie etwas groß-zügiger sein sollten als bei Barzahlung.

3. Wie viel Trinkgeld? In Deutschland geltenfünf bis zehn Prozentdes Rechnungsbetragsals angemessen, sofernSie zufrieden waren.Ergänzen Sie Ihrenmonetären durch einenverbalen Dank. ZumBeispiel: „HerzlichenDank für die hervor-ragenden Empfehlungenund den exzellentenService.“

Schnell-Check „Stilvoll zahlen“

6 • Ausgabe 7/2010 www.stil.de

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Tipps & Trends: „Großer Knigge“-Test T & T

www.stil.de Ausgabe 7/2010

Bestehen Sie den „Großen-Knigge“-Test?

Testen Sie Ihr Wissen und Ihre Umgangsformen! Die Erläuterun-gen zu den Fragen oder Behauptungen finden Sie, indem Sie dieBeiträge dieser Ausgabe aufmerksam lesen.

Die Auflösung des Tests finden Sie in den „Tipps & Trends“ auf Seite 10.

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Richtig oder Falsch? 1. Business-Essen: Auch 2010 ist es immer noch höflich,

nicht vor dem Dessert über geschäftliche Themen zu sprechen.

2. Wenn mit dem Essen etwas nicht in Ordnung ist, beschwe-ren Sie sich als eingeladener Gast direkt beim Ober.

3. Sofern Sie keinen Alkohol trinken möchten, sollten Sie Ihre Gründe ausführlich erläutern, damit der Gastgeber ihr Verhalten nachvollziehen kann.

4. Protokollarische Rangfolge: Der Bürgermeister wird als erster Bürger der Stadt ausnahmslos immer an erster Stelle begrüßt.

5. Die Begleiterinnen und Begleiter Ihrer Ehrengästeerwähnen Sie in der Regel nicht namentlich in IhrerBegrüßungsrede.

6. Im Berufsleben zählt das Geschlecht mehr als dieBerufserfahrung. Deswegen begrüßen Sie zuerst diejüngere Dame und dann den dienstälteren Herren.

7. Laut einer Studie hängen 93 Prozent Ihrer Außenwir-kung von Tonfall, Stimmlage, Mimik und Gestik abund nur 7 Prozent von dem, was Sie sagen.

8. Kleidung für den Herrn: Die Anzughose hat die richtige Länge, wenn sie bis zur oberen Absatzkante des Schuhs geht und auf dem Schuhrücken leicht aufschlägt.

9. Beim Sakko kommt es besonders darauf an, dass es an der Schulterpartie perfekt sitzt, denn an dieser Stelle sind Anpassungen durch die Änderungsschneiderei kaum möglich.

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T & T Tipps & Trends: Thema „Restaurant“

Experten-Tipp von Michael Kugel:So finden Sie als Gastgeber ein geeignetes Restaurant

Ihr Experte:

Michael Kugel

Der Gastronomie-, Wein- und Knigge-Experte lernte sein Handwerk als Kochund Restaurantfachmann von der Pikeauf. Mittlerweile ist er gefragter Referent,Berater, Trainer und Mitglied im Deut-schen Knigge-Rat.

Wenn Sie eine Einladung ausspre-chen, wollen Sie sich als Gastgebernicht blamieren. Das gilt insbesonde-re im Berufsleben. Doch woran er-kennen Sie, ob ein Restaurant auchfür Geschäftsessen geeignet ist? Die-se Checkliste hilft Ihnen bei der Be-urteilung, ob in einem Restaurantprofessionell gearbeitet wird.

Prüfen Sie das Restaurant Ihrer Wahlmit dieser Checkliste. Kreuzen Siean, wie zufrieden Sie als Gast mit deneinzelnen Serviceleistungen waren.

Merkmale eines erstklassigen Restaurants

Beim Betreten des Restaurants Der erste Eindruck ist positiv: Die Restaurantmitarbeiter haben

ein tadelloses Erscheinungsbild und kennen die zeitgemäßenUmgangsformen

Sie werden aufmerksam begrüßt Ihre Garderobe wird abgenommen Sie werden an den (reservierten) Tisch geleitet Die Tischreservierung ist korrekt

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Am Tisch/bei der Bestellung Die Tischwäsche ist sauber Die Blumen sind frisch Eine neue Kerze brennt bereits am Platz Sie werden nach Aperitif und Wasser gefragt, bevor Ihnen die

Speisekarte gereicht wird Der Kellner versteht sich auch als Berater und ist auf Ihren Wunsch

hin in der Lage, Speisen und Getränke zu empfehlen Auf individuelle Wünsche (z. B. Nahrungsmittelunverträglich-

keiten) wird Rücksicht genommen

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Tipps & Trends: Thema „Restaurant“ T & T

www.stil.de Ausgabe 7/2010

Während des Essens

Wasser wird regelmäßig nachgeschenkt

Der Service ist aufmerksam, nötigt Sie jedoch nicht, viel Alkohol zu trinken (halbvolle Gläser werden nicht ständig aufgefüllt) oder viel zu essen (mehrere Gänge zu bestellen)

Fälschlich benutztes Besteck wird ohne Aufforderung ersetzt

Alle Speisen pro Gang kommen gleichzeitig auf den Tisch

Bitten und berechtigte Reklamationen werden ernst genommen und prompt bearbeitet

Sie müssen niemals nach dem Service rufen. Es ist immer jemand in der Nähe, so dass die Aufnahme von Blickkontakt genügt

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Beim Bezahlen

Beim Bezahlen ist der Service äußerst diskret und bedankt sich; selbst für ein bescheidenes Trinkgeld

Es ist ohne Aufhebens möglich, Ihnen eine Rechnung schicken zu lassen

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Beim Verlassen des Lokals

Man geleitet Sie zur Tür und reicht Ihnen Ihre Garderobe

Sie werden freundlich verabschiedet

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Weitere Merkmale eines gehobenen, gut geführten Restaurants

Brot wird ohne Aufforderung nachgereicht

In den Raucherzonen werden Aschenbecher unaufgefordert ausge-wechselt

Abgebrannte Kerzen werden zügig ausgetauscht

Das Personal meistert Pannen der Gäste (z. B. ein umgekipptes Weinglas) auch bei Hochbetrieb diskret und souverän

Der/die Kellner(in) mischt sich nie in die Gespräche der Gäste ein

Die Servicekräfte bleiben geduldig, selbst wenn das Dinner länger dauern sollte als geplant. Sie stellen keine Stühle auf die Nachbar-tische

Rundum: Sie fühlen sich als Gast ernst genommen und gut auf-gehoben

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Merkmale eines erstklassigen Restaurants (Forts.)

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T & T Tipps & Trends: Thema „Soziale Medien“

Zählen Sie Ihre Punktzahlen zusam-men. Ein Restaurant, das für Ge-schäftsessen geeignet ist und in dem

Sie als Gastgeber brillieren können,sollte mindestens 45 Punkte errei-chen.

Freundschaft auf den ersten Klick?Stilvolle Kontaktpflege durch soziale Medien

Soziale Netzwerke wie Xing, Linked-In und Facebook sind beliebte Ergän-zungen zu den konventionellen Kom-munikations-Methoden wie Telefonund E-Mail.

Der Deutsche Knigge-Rat warnt al-lerdings davor, in der virtuellen Weltdas Gespür für reale Beziehungsge-flechte zu verlieren. „Wenn sich bei-spielsweise in Facebook alle Teilneh-mer als Freunde bezeichnen müssen,ist das ein Zerrbild des wirklichenLebens“, kritisiert Rainer Wälde, He-rausgeber von „Der große Knigge“.Diese Vorschrift missachtet die Viel-schichtigkeit menschlicher Bezie-hungen und Umgangsformen bis hinzu Respekt, Achtung und Zurückhal-tung. „Schließlich ist im realen Le-ben der Umgang mit Bekannten, Ver-wandten, Lehrern, Chefs, Kollegen

oder Geschäftspartnern ein jeweilsanderer als unter Freunden.“

Mit der ganzen Welt „per Du“

Der Gedanke, per Mausklick mit derganzen Welt Freundschaft zu schlie-ßen, ist verlockend aber trügerisch.Betrachten Sie die virtuelle Welt vonSocial Media keinesfalls als Freibrieffür soziale Gleichmacherei. EinenGeschäftspartner im sozialen Netz-werk plötzlich wie den besten Kum-pel zu behandeln oder ihn gar zu du-zen, kann fatale Folgen haben.Behalten Sie die Fähigkeit, zu diffe-renzieren: im realen wie im virtuellenLeben.

Der Deutsche Knigge-Rat hat dieForderung von Verbraucherschutzmi-nisterin Ilse Aigner nach neuen Ver-

tipp: Lesen Sie auch den Beitrag R 30 „Geschäftsessen 2010: Wie Sie alsGast eine gute Figur machen“ in dieser Ausgabe ab Seite 17.

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Auflösung des „Großen-Knigge“-Tests von Seite 7:

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Tipps & Trends: Thema „Soziale Medien“ T & T

www.stil.de Ausgabe 7/2010

haltensregeln im Netz aufgegriffenund einen Social-Media-Knigge erar-beitet. Der 12-Punkte-Kodex ruftnicht nur zur respektvollen Kommu-nikation, sondern auch zur kritischenAuswahl der Netzwerke auf.

Exklusiv für Sie:Die 12 Punkte auf einen Blick

1. Wählen Sie Ihre favorisiertenNetzwerke sorgsam aus

Überlegen Sie kritisch, welche Netz-werke für Sie geeignet sind. Kriteriensind Kosten, Datenschutzbestimmun-gen, Popularität und Image des Netz-werks, Funktionen und Angebote so-wie Ihr persönlicher Nutzen durchden Beitritt. Entscheidend ist, ob Siedie Plattform beruflich oder privatnutzen möchten. Vermeiden Sie eineMischung aus beiden Bereichen unddie Freigabe allzu vertraulicher Infor-mationen.

2. Bleiben Sie authentisch

Bauen Sie keine fiktive Identität auf.Nicht nur Freunde, auch potentielleGeschäftspartner und Arbeitgeber re-cherchieren im Internet. Ihre Glaub-würdigkeit und Reputation leiden,wenn das Gesamtbild nicht stimmigist. Hilfreich ist es zum Beispiel,wenn Sie in allen Netzwerken dasgleiche Foto verwenden.

Vermeiden Sie es außerdem, inner-halb eines Netzwerkes mit zwei Pro-

filen zu agieren. Das stiftet Verwir-rung.

3. Meiden Sie plumpeVertraulichkeiten

Überlegen Sie sich vorab, welcheKontakte Sie über welches Netzwerkpflegen möchten. Ihre Kunden sindnicht unbedingt Ihre „Freunde“ undempfinden diese Bezeichnung viel-leicht als unpassend oder zu intim.

Prüfen Sie außerdem sorgfältig Ihreindividuellen Sicherheitseinstellun-gen. Manch ein Nutzer ist verwundert,dass seine Party- und Bikinifotos vomletzten Urlaub ungeschützt und für je-den zugänglich sind.

4. Lehnen Sie unerwünschteAnfragen ab

Haben Sie keine Scheu davor, uner-wünschte Kontaktanfragen abzuleh-nen. Eine taktvolle Rückmeldung,dass Sie nur persönlich bekannte Per-sonen als Freunde bestätigen, ver-meidet Missverständnisse und gehörtzum guten Ton. Vorsicht ist insbeson-dere vor jenen geboten, die virtuelleKontakte wie Trophäen sammeln.Dies ist kein Zeichen von Qualitätsondern eher für Oberflächlichkeitund Geltungssucht.

5. Belästigen Sie Ihre Kontakte nicht

Belästigen Sie Ihre „Freunde“ nichtmit nervenden Spielen und Anwen-dungen. Wenn Sie Ihre Kommunika-

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T & T Tipps & Trends: Thema „Soziale Medien“

tion nur auf spielerische Anfragenbeschränken, werden Sie schnell ig-noriert.

6. Bleiben Sie freundlich

Wahren Sie die Formen der Höflich-keit. Auch wenn alle Netzwerk-Part-ner als „Freunde“ angezeigt werden,kommt ein unvermitteltes Duzen zwi-schen Geschäftspartnern nicht stilvollan. Eine korrekte Anrede und ein höf-licher Abschiedsgruß gehören beiKontaktanfragen dazu und steigernIhre Chancen, akzeptiert zu werden.

7. Reagieren Sie humorvoll

Löschen Sie keine unbequemen Ein-träge von Ihrer Pinwand, denn Zensu-ren sind den meisten Menschen sus-pekt. Reagieren Sie humorvoll stattverbissen. Entscheidend ist nicht derEintrag, sondern Ihre Reaktion.

8. Halten Sie den Dialog lebendig

Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Nach-richten und kommunizieren Sie min-destens einmal pro Woche mit IhrenNetzwerk-Partnern. Nur wenn Sie di-rekt auf Einträge reagieren, bleibt derDialog lebendig.

9. Behalten Sie den Weitblick

Überlegen Sie vor jedem Eintrag, ober auch später noch gut für Ihre Re-putation ist. Das Internet vergisst nie.Stellen Sie sich die Frage: Möchteich, dass meine Meldung auch in

zwei Jahren gefunden und gelesenwerden kann? Achten Sie auf Ihre„innere Stimme“ und löschen Sie lie-ber direkt impulsive Einträge, die Ih-nen selbst oder anderen schadenkönnten. Bedenken Sie, dass etlicheFirmen die Netzwerk-Einträge poten-tieller Bewerber prüfen.

10. Schließen Sie Trolle aus

Lassen Sie sich nicht von unangeneh-men Zeitgenossen zu unüberlegtenReaktionen verleiten. Die sogenann-ten „Trolle“ sind nicht am eigentlichenThema interessiert, sondern wollennur Menschen in Misskredit bringenoder Diskussionen sabotieren. Blo-ckieren Sie diese Personen in ihrerKontaktliste.

11. business-tipp:

Geben Sie Empfehlungen

Nutzen Sie Ihr Netzwerk, um kurzüber interessante Filme, Bücher oderProdukte zu schreiben. Wie im realenLeben dürfen Sie zwischendurch auchmal auf eigene Projekte hinweisen.Die Abwechslung ist entscheidend.

12. business-tipp:

Aufdringliche Werbung ist tabu

Belasten Sie „Freundschaften“ nichtmit aggressiver Werbung. Wenn Sienur verkaufen wollen, werden Sieschnell ignoriert. Denken Sie lang-fristig und vermeiden Sie es, als„nervender Nachbar“ ausgegrenzt zuwerden.

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Tipps & Trends: Leserfragen T & T

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hintergrundwissen:

Was genau ist „Social Media“?

„Social Media“ (soziale Medien) istder Fachbegriff für bestimmte Kom-munikations-Angebote im Internet.Sofern Sie sich mit Ihren persönlichenDaten als Mitglied anmelden, stellenIhnen diese sozialen Netzwerke Spei-cherplatz für Fotos, Videos, Erlebnis-berichte und Selbstmarketing zur Ver-fügung. Diese können Sie mit derGemeinschaft teilen und mit anderenMitgliedern in Beziehung treten.

Trend „Social Media“:Für Jugendliche selbstverständlich

Laut einer Studie der Landesanstalt fürMedien Nordrhein-Westfalen nutzenknapp 70 Prozent der 12- bis 24-Jähri-gen mehrmals pro Woche die sozialenMedien. Dabei verbringen sie täglichrund zwei Stunden im Internet.

wichtig: In vielen Netzwerken wer-den Sie kostenlos Mitglied, zahlen abermit einer anderen Währung: Ihren per-sönlichen Daten, die das Netzwerk lautAGB meistens weiterverwenden darf.

Insbesondere Facebook, LinkedIn undMyspace werden von Verbraucher-schützern kritisiert, da sie die Rechteder Nutzer sehr stark einschränken.

Die populärsten sozialen Netzwerkein Deutschland sind Facebook (www.facebook.com), Stayfriends (www.stayfriends.de), VZ-Seiten (www.schuelervz.net,

www.studivz.net, www.meinvz.net), Myspace (www.myspace.com), wer-kennt-wen

(www.wer-kennt-wen.de) sowie Xing (www.xing.de)

Weitere spannende Leserfragen

Geburtstag: „Muss ich alle Geschenke auspacken?“

Wir planen, den Geburtstag meinesMannes im Restaurant zu feiern.Wir begrüßen die Gäste an der Bar,wo auch der Aperitif eingenommen

wird. Die mitgebrachten Geschenkekönnen wir gewiss auf einem Tischin der Bar abstellen. Anschließendwechseln wir ins Restaurant. Doch

fazit: Nutzen Sie Social Media – und bleiben Sie kritisch

Soziale Netzwerke können dieKontaktpflege erleichtern und be-reichern, bergen jedoch auch Risi-ken. Wählen Sie Ihre Netzwerkeund Kontakte mit Bedacht. AchtenSie außerdem sorgfältig auf Kom-munikationsstil und -Inhalte, damitIhnen keine Nachteile entstehen.

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T & T Tipps & Trends: Leserfragen

was machen wir mit den Geschen-ken? Bringen wir sie ins Auto? Odersollen wir um einen Extratisch imRestaurant für diese Gaben bitten?Sollte mein Mann alle Geschenke inAnwesenheit der Gäste auspacken?

Karin K., per E-Mail

Kein „Auspack-Marathon“

Wenn Ihr Mann mehrere Geschenkebekommt, könnte das schnell in einen„Auspack-Marathon“ ausarten. In die-ser Zeit wäre er nicht in der Lage, seineGastgeberpflichten wahrzunehmen.

Ich empfehle Ihnen Folgendes

Sprechen Sie am besten telefonischmit dem Restaurant ab, ob es Ihnenim Restaurant einen Beistelltisch fürdie Geschenke zur Verfügung stellenkann. Bitten Sie den Service, Ihnen

beim Transport der Geschenke vonder Bar ins Restaurant behilflich zusein.

Ein späterer Dank bereitet Freude

Bedanken Sie sich bei den Gästen fürdie Gaben, versehen Sie die Paketeggf. mit Klebezetteln. So wissen Sieauch in Nachhinein noch, wer Ihnenwas geschenkt hat. Teilen Sie IhrenGästen mit, dass Sie die Geschenkespäter mit Zeit und Muße auspackenmöchten, um sich in Ruhe an den Ga-ben zu erfreuen.

Bedanken Sie sich in den kommendenTagen noch einmal telefonisch, per-sönlich oder schriftlich für jedes ein-zelne Geschenk. Denn: Jeder Gastfreut sich über die Rückmeldung, dassseine Gabe gewürdigt wird und Freudebereitet hat.

„Gibt es Studien, die den Zusammenhang zwischen Kleidungund Geschäftserfolg belegen?“

Ich habe einen Kunden, der vielmit Moderatoren arbeitet und wirkamen hier auf die Frage der Klei-dung. Gibt es Untersuchungen, diebestätigen, dass akkurate Kleidungwirklich erfolgsgeprüft ist? Mit„Kleidung des Erfolges“ meine ichdas geschlossene Sakko, Langarm-hemden etc.

Mein Kunde findet die Moderato-ren mit offenem Sakko, aufge-knöpftem Hemd etc. lockerer undpassend. Gerne würde ich ihn vom

„Gegenteil“ überzeugen, zumal eshier um eine Klientel geht, die Geld-anlagen und Versicherungen ab-schließen möchte.

Ulrike K., per E-Mail

Je schlechter die Zeiten, desto seriöser die Kleidung

Die legeren Zeiten sind vorbei, zu-mindest, wenn man Trendspotter Da-vid Wolfe glauben darf. Ein Indiz fürdiese Entwicklung ist z. B., dass je-des dritte US-Unternehmen den Ca-

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Tipps & Trends: Leserfragen T & T

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sual Friday (Erlaubnis zu legererKleidung am Wochenende) wiederabgeschafft hat. Die meisten Firmenerwarten, dass sich die Mitarbeiterauch zum Wochenausklang förmlichund makellos kleiden.

Kein Wunder: Wer bei seiner Klei-dungswahl bereits auf Freizeit einge-stellt ist, ist es leider auch bei der Ar-beit. Vorreiter für diesen Trend warendie USA, besonders die Banker an derNew Yorker Wall Street, die die Ele-ganz als erste zurückkehren ließen.

Kult der Konventionen

Den Grund für diesen Kleidungs-trend sieht David Wolfe in der Wirt-schaft: Seitdem die fetten Jahre vor-bei sind, ist es wieder wichtig, mitdezenter und konservativer Kleidungeinen vertrauenswürdigen Eindruckzu erwecken.

Zusammenhang zwischen Mode und Konjunktur

Bereits vor mehr als 80 Jahren unter-suchte der amerikanische VolkswirtGeorge Taylor den Zusammenhangzwischen Mode und Konjunktur. Sei-ne These: Je schlechter die Zeiten,desto länger die Röcke der Damen,desto seriöser also die Kleidung.

So setzen Sie den Trend zu mehr Förmlichkeit im Büro richtig um

Damen empfiehlt Wolfe, bei Röckeneine knieumspielende Länge zu wäh-

len, um weder unreif noch steif zuwirken. Dazu passen schlichte Sei-denblusen und unauffällige Schuhe.Herren rät er zu Nadelstreifenanzü-gen, schlichten weißen Hemden unddezenten Krawatten.

Was die deutsche Sprache über den Zusammenhang von Kleidung und Erfolg verrät

Ausdrücke wie

„Kleider machen Leute“,

„gut betucht“,

„offenherzig gekleidet“ oder

„hemdsärmelig sein“

legen den sprachlichen Zusammen-hang zwischen Kleidung, Charakterund wirtschaftlichen Erfolg offen.Wer einen schlecht sitzenden Anzugträgt, dem glaubt man nicht, wenn er„maßgeschneiderte Lösungen“ ver-kaufen will. Sparen Sie nicht anStoff, denn fehlende oder kurze Är-mel wirken ärmlich. Auch wenn es invielen Deutschen Büros nicht soförmlich zugeht wie an der New Yor-ker Wall Street: Lassen Sie die Frei-zeitkleidung dort, wo sie hingehört –in der Freizeit.

Die Sorge, sich durch ein geschlosse-nes Sakko „zugeknöpft“ zu geben,wird allgemein überbewertet. Offenund zugänglich wirken wir durch dieKörpersprache – und nicht durchnachlässige Kleidung.

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Page 14: Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, - stil.de · Nach sorgfältiger Überlegung bin ich dennoch zu dem Schluss gekommen, dass ich Ihr Präsent nicht behalten kann. …“ Würdigen

T & T Tipps & Trends: Die aktuelle Trend-Liste

in & out – die aktuelle Trend-ListeRund um das Thema „Umgang mit Namen“

Sprechen Sie Doppelnamen korrekt aus

Heutzutage können Sie nicht automa-tisch davon ausgehen, dass die Ehe-frau von Herrn Meier ebenfalls Meierheißt. Fragen Sie nach und verwen-den Sie Doppelnamen wie „FrauMeier-Streineberger“ korrekt.

Merken Sie sich Namen noch besser

Namen neuer Kontakte können Siesich besser einprägen, wenn Sie sieeinige Male aussprechen. Bauen Sieden Namen Ihres Gegenübers also insGespräch ein. Lesen Sie außerdemseine Visitenkarte genau, um sich denkompletten Namen besser zu merkenund korrekt auszusprechen.

Schwenken Sie von der Vorstellung zum Small Talk

Der Name des Gesprächspartnerseignet sich häufig für einen kleinenSmall Talk, mit dem Sie das Eis bre-chen. Sie können zum Beispiel fra-gen, woher der Name stammt oderwas er bedeutet. Ihr Gegenüber wirdes zu schätzen wissen, dass Sie genauzugehört haben und sich für seinenNamen interessieren.

Verzichten Sie auf Esels-brücken

Erfinden Sie keine Eselsbrücken, diemehr schaden als nützen. Wenn IhreEselsbrücke für „Herrn Brauchberg“aufgrund seiner Leibesfülle „HerrBauchberg“ ist, besteht das Risiko,dass Sie sich versprechen. Herr Brauch-berg wird darüber nicht erfreut sein.

Akzeptieren Sie fremde Gepflogenheiten

In einigen Kulturen dieser Erde ist esüblich, Menschen mit ihrer Funktionanzureden. Österreich ist für seine Ti-telliebe bekannt, doch auch in anderenLändern (z.B. in Korea) ist es selbst-verständlich, die berufliche Rolledurch die Anrede zu verdeutlichen.Akzeptieren Sie solche Gepflogenhei-ten, statt sie zu belächeln.

Übertreiben Sie nicht

Der eigene Name gilt als liebste Voka-bel eines jeden Menschen und erregtseine Aufmerksamkeit. Sprechen SieIhren Gesprächspartner mit Namenan, übertreiben Sie es jedoch nicht.Der inflationäre Gebrauch, wie er ineinigen Telefonschulungen gelehrtwird, wirkt penetrant und kann unter-schwellige Aggressionen hervorrufen.

16 • Ausgabe 7/2010 www.stil.de