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Sehr hörenswerter Vortrag „Passion and fire“ im Orangeriesaal des Schlosses Von Michael Stukowski VELEN. Sie sind nicht nur virtuose Musiker, sondern auch „Kavaliere der alten Schule“: Als Fabian Spindler und Wulfin Lieske im Oran- geriesaal des Sportschlosses auftraten und ihre Zugaben spielten, wurden sie ihrem Konzertmotto „Passion and fire“ nicht nur in musikali- scher Hinsicht gerecht. Die Gitarristen widmeten der Moderatorin und gebür- tigen Argentinierin Paula Aguirre eine stilgerechte „Milonga“. Das Konzertpro- gramm war vom Allerfeins- ten: Neben moderner und impressionistischer Musik enthielt es Werke von Manu- el de Falla, Isaac Albeniz und Domenico Scarlatti. Mit letz- terem – und damit im Ba- rock – begann der sehr hö- renswerte Vortrag. Feinfüh- lig setzte das Duo die vier Sonaten aus der „Dalla porta d`oriente“ gegeneinander ab und pendelte stimmungs- mäßig zwischen Anmut, zar- ter Melancholie und sonnig strahlenden Harmonien. In traditioneller Manier erklan- gen drei Werke von Albeniz, bei denen die Musiker stil- voll auf spanischen Meister- gitarren spielten. Auf einen „Tango“ folgte die „Evocasi- ón“ ( auf Deutsch: „Anru- fung“), die mit ihren Obertö- nen, beschwingten Intervall- sprüngen und gebrochenen Akkorden eine große spiel- technische Herausforderung darstellte. Die Gitarristen meitserten sie ebenso virtu- os wie die furiose „Castilla“. Obwohl die Instrumente im- mer wieder nachgestimmt werden mussten und sich Spindler („Das kommt von der menschlichen Wärme hier im Saal“) über die Tem- peraturen lustig machte, wurde die Musik immer heißblütiger. Mit de Fallas „Danza del Molinero“ und der „Danza Española No.1“ zeigte das Duo, dass es auch die volkstümliche spanische Musik und den Flamenco beherrscht. Besonders viel Wärme verströmte hier der zweite Tanz, selbst im fulmi- nanten Tempo noch kristall- klar. Etwas schwer verdaulich begann der zweite Teil. Denn die „Improvisationen“, die Lieske dem französischen Spätromantiker Olivier Mes- siaen gewidmet hat, sind meditativ, leicht dissonant und als Komposition so hin- tergründig angelegt, dass sie sich wohl erst beim zweiten Zuhören richtig erschließen. In großartiger Spiellaune und hinreißender Abstim- mung gelang „Le Tombeau de Couperin“. Als Hommage an seine im Ersten Weltkrieg gefallenen Freunde hat Ra- vel das Werk geschrieben und dabei auf barocke Satz- folgen zurückgegriffen. Aus den fünf Sätzen, die wegen ihrer flüssigen Leichtigkeit und kompakten Klangdichte gefielen, ragten das anmutig voranschreitende „Forlane“ und die dynamisch brillant gesetzte „Toccata“ besonders hervor. Die begeisterten Zu- hörer dankten mit minuten- langen, warmen Ovationen. Fabian Spindler und Wulfin Lieske traten mit „Passion and Fire“ in der Orangerie auf. Foto: Stukowski

Sehr hörenswerter Vortrag · el de Falla, Isaac Albeniz und Domenico Scarlatti. Mit letz-terem – und damit im Ba-rock – begann der sehr hö-renswerte Vortrag. Feinfüh-lig setzte

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Sehr hörenswerter Vortrag„Passion and fire“ im Orangeriesaal des Schlosses

Von Michael Stukowski

VELEN. Sie sind nicht nurvirtuose Musiker, sondernauch „Kavaliere der altenSchule“: Als Fabian Spindlerund Wulfin Lieske im Oran-geriesaal des Sportschlossesauftraten und ihre Zugabenspielten, wurden sie ihremKonzertmotto „Passion andfire“ nicht nur in musikali-scher Hinsicht gerecht.

Die Gitarristen widmetender Moderatorin und gebür-tigen Argentinierin PaulaAguirre eine stilgerechte„Milonga“. Das Konzertpro-gramm war vom Allerfeins-ten: Neben moderner undimpressionistischer Musikenthielt es Werke von Manu-el de Falla, Isaac Albeniz undDomenico Scarlatti. Mit letz-terem – und damit im Ba-rock – begann der sehr hö-renswerte Vortrag. Feinfüh-lig setzte das Duo die vierSonaten aus der „Dalla portad`oriente“ gegeneinander abund pendelte stimmungs-mäßig zwischen Anmut, zar-ter Melancholie und sonnigstrahlenden Harmonien. Intraditioneller Manier erklan-

gen drei Werke von Albeniz,bei denen die Musiker stil-voll auf spanischen Meister-gitarren spielten. Auf einen„Tango“ folgte die „Evocasi-ón“ ( auf Deutsch: „Anru-fung“), die mit ihren Obertö-nen, beschwingten Intervall-sprüngen und gebrochenenAkkorden eine große spiel-technische Herausforderungdarstellte. Die Gitarristenmeitserten sie ebenso virtu-os wie die furiose „Castilla“.

Obwohl die Instrumente im-mer wieder nachgestimmtwerden mussten und sichSpindler („Das kommt vonder menschlichen Wärmehier im Saal“) über die Tem-peraturen lustig machte,wurde die Musik immerheißblütiger. Mit de Fallas„Danza del Molinero“ undder „Danza Española No.1“zeigte das Duo, dass es auchdie volkstümliche spanischeMusik und den Flamenco

beherrscht. Besonders vielWärme verströmte hier derzweite Tanz, selbst im fulmi-nanten Tempo noch kristall-klar.

Etwas schwer verdaulichbegann der zweite Teil. Denndie „Improvisationen“, dieLieske dem französischenSpätromantiker Olivier Mes-siaen gewidmet hat, sindmeditativ, leicht dissonantund als Komposition so hin-tergründig angelegt, dass siesich wohl erst beim zweitenZuhören richtig erschließen.

In großartiger Spiellauneund hinreißender Abstim-mung gelang „Le Tombeaude Couperin“. Als Hommagean seine im Ersten Weltkrieggefallenen Freunde hat Ra-vel das Werk geschriebenund dabei auf barocke Satz-folgen zurückgegriffen. Ausden fünf Sätzen, die wegenihrer flüssigen Leichtigkeitund kompakten Klangdichtegefielen, ragten das anmutigvoranschreitende „Forlane“und die dynamisch brillantgesetzte „Toccata“ besondershervor. Die begeisterten Zu-hörer dankten mit minuten-langen, warmen Ovationen.

Fabian Spindler und Wulfin Lieske traten mit „Passion andFire“ in der Orangerie auf. Foto: Stukowski