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K-ISOM 52 K-ISOM 53 von Sören Sünkler und Michael Horn (Text & Fotos) und Dr. J.-P. Weisswange (Fotos) Ende Juli 2012 trafen sich Spezialeinsatzkom- mandos (SEK) und wei- tere Spezialkräfte der Länder und des Bundes sowie internationale SE-Polizeieinheiten zu einem Workshop der be- sonderen Art. 4. SFW Güstrow SEK-workshop Stop the bleeding! Im Bereich „Notfallmedizin unter Einsatz- bedingungen“ wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Einsatzmedizin.net zwei an die Richtlinien des CoTCCC und der TREMA angelehnte Workshops angeboten, die sich an Beamte mit unterschiedlichem medizini- schen Ausbildungsstand richteten. Durchge- führt wurde die Ausbildung von Einsatzkräf- ten und Ärzten mit langjähriger Erfahrung im taktischen und medizinischen Bereich. In einem Grundlagenseminar unter dem Titel „STOP the Bleeding“ mit dem Schwerpunkt der Kontrolle von lebensbedrohlichen Blu- tungen bekamen Einsatzkräfte ohne oder mit nur geringen medizinische Vorkennt- nissen einen Einblick in die Anatomie und Physiologie, in Waffenwirkung und mögliche medizinische Maßnahmen sowie die Phasen der Verwundetenversorgung nach TCCC. Die Ausbilder verstanden es, das umfangreiche theoretische Wissen leicht verständlich und ohne viel Fachsprache zu vermitteln. Immer wieder eingestreute praktischen Übungen und viele Beispiele und Tipps aus der täg- lichen Arbeit der Trainer sorgten für span- nende Vorträge. Im praktischen Teil des Workshops wurde intensiv die schnelle und strukturierte Untersuchung von Verwunde- ten sowie die Versorgung ihrer Verletzungen mit Tourniquets, Druckverbänden, Chestse- als und Wendeltuben unter zunehmendem Stress und mit steigendem Schwierigkeits- grad trainiert. Auch Beamte mit hochwer- tiger Vorausbildung nutzten den Workshop erfolgreich zur Auffrischung ihrer Kenntnis- se. Das Praxisseminar „Taktische Notfallme- dizin“ für Einsatzkräfte mit bereits vorhande- ner Ausbildung im Bereich der Einsatz- und Taktischen Notfallmedizin hatte die Evakuie- rung und Erstversorgung Verwundeter unter Feuer sowie die anschließende Versorgung im gesicherten Bereich und die Übergabe an den zivilen Rettungsdienst zum Thema. Zunächst wurde auf der Schießbahn das Evakuieren von Verwundeten unter Feuer im Trockendurchgang unter Anleitung erfah- rener Einsatzkräfte geübt. Danach musste das Übungsszenario im Zweier- oder Vie- rerteam bewältigt werden. Es sah vor, einen verwundeten Beamten unter wechselnder Bedrohungslage in Deckung zu bringen, die Erstbehandlung durchzuführen und danach in einen sicheren Bereich zu evakuieren. Dort erfolgte die weitere Untersuchung und Behandlung, anschließend die Übergabe an den Notarzt. Der Einsatz von Pyrotechnik, Simunition, eines rund 80 kg schweren und ferngesteuert „blutenden“ Dummies, Sound- effekten und realitätsnah geschminkten Ver- wundetendarstellern machten den Kurs zur Herausforderung. Das individuell auf den Kenntnisstand der Teilnehmer abgestimmte Vorgehen und das kontinuierliche Feedback der Ausbilder sicherte einen hohen Lernef- fekt. Zusätzlich konnte parallel zum Training auf der Schießbahn der Umgang mit Larynx- tuben und das Anlegen von iv- und io-Zu- gängen an Modellen und zum Teil auch an Probanden sachgerecht geübt werden. Handhabung von Langwaffen Der Schwerpunkt „Handhabung von Lang- waffen“ wurden in mehreren Kursen abge- bildet. „Rosi“ (Ex-KSK, Sig Sauer) bot den Teilnehmern Verbesserungen in der sicheren Handhabung von Langwaffen an. Mit vom Hersteller zur Verfügung gestellten SIG 516 bot sich den Teilnehmern die Möglichkeit ei- nes Blicks über den Tellerrand der ansonsten üblichen MP5en. Ca. 40 Teilnehmer nutzten die Chance, ein in vier Phasen gegliedertes Programm zu durchlaufen, das, angefangen bei der sicheren Handhabung, über den Ein- D er Special Forces Workshop in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) trägt sei- nen Namen zurecht. Einer der Schwerpunkte liegt beim mittlerweile 4. SFW im Vermitteln und vor allem im Austausch von Erfahrungen und Wissen, so dass neben dem Wettkampf- programm* mit seiner Vielzahl an Stages zum freundschaftlichen, aber einsatzbezo- genen Leistungsvergleich auch dieses Jahr wieder eine Vielzahl an Workshops** und Kursen angeboten wurde. Der 4. SFW fand unter der Schirmherrschaft des Ministers für Inneres und Sport, Lorenz Caffier, statt. Die fachliche Aufsicht für den Leistungsver- gleich lag beim SEK M-V. Durchführender war Frank Thiel (Sportschütze, ausgebildeter Range Officer IPSC, Schießleiter BDS, IPSC Sicherheits- und Regeltest, Beauftragter für M-V, Waffensachkundeausbilder und Prü- fer, mehrfacher Deutscher Meister mit der Kurzwaffe 2004, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011) von Baltic Shooters. Durch die Gewinnung von in aktuellen Einsätzen und Szenarien eingebundenen, erfahrenen Aus- bildern sowie der Möglichkeit der direkten Weitergabe von aktuellen Erfahrungen ist dieser Veranstaltung ein äußerst hochwer- tiger Charakter zuzuordnen, der seinesglei- chen sucht. Jeder der anwesenden Beamten hatte durch den Zeitplan die Möglichkeit, an drei der an- gebotenen Workshops teilzunehmen. Rechts: SEKs und MEKs aus Deutsch- land und dem Aus- land strömten nach Güstrow, um am Workshop des SEK M-V teilzunehmen, der von Frank Thiel (Baltic Shooters) hochprofessionell durchgeführt wurde. Oben: Der Leis- tungsvergleich wurde in Einzel- und Teamwertung durchgeführt. Ge- winner: EKO COB- RA (Österreich). Oben: Neben der Handhabung von Langwaffen und Flinten kam auch die Einsatzmedi- zin nicht zu kurz. Unten: Besonders das Schießen in ungewöhnlichen Situationen war Bestandteil des Workshops und des Leistungsvergleiches (hier: SEK Essen). Oben: „Rosi“ (Ex-KSK) von SIG Sauer zeigt den Teilnehmern Verbesserungen in der sicheren Handhabung von Langwaffen. Unten: Unter ärztlicher Aufsicht erfolgte die realitätsnahe Aus- bildung der taktischen Notfall- versorgung bis zur Übergabe an die zivile Rettungskette. Rechts: Sicherer Umgang mit der Flinte von Benelli. Unten: Oliver Falk von VTAC Deutschland zeigt neue Techniken. *Verantwortlich: SEK M-V. **Verantwortlich: Frank Thiel.

SEK-workshop 4. SFW Güstrow - Baltic Shooters Inhalt K-ISOM 25 SJP.pdf · Überraschung war das FN SCAR (Fabrique Nationale Special Operations Forces Combat Assault Rifle) in 5,56

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K-ISOM 52 K-ISOM 53

von Sören Sünkler und Michael Horn (Text & Fotos) und Dr. J.-P. Weisswange

(Fotos)

Ende Juli 2012 trafen sich Spezialeinsatzkom-mandos (SEK) und wei-tere Spezialkräfte der

Länder und des Bundes sowie internationale

SE-Polizeieinheiten zu einem Workshop der be-

sonderen Art.

4. SFW GüstrowSEK-workshop

Stop the bleeding!

Im Bereich „Notfallmedizin unter Einsatz-bedingungen“ wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Einsatzmedizin.net zwei an die Richtlinien des CoTCCC und der TREMA angelehnte Workshops angeboten, die sich an Beamte mit unterschiedlichem medizini-schen Ausbildungsstand richteten. Durchge-führt wurde die Ausbildung von Einsatzkräf-ten und Ärzten mit langjähriger Erfahrung im taktischen und medizinischen Bereich. In einem Grundlagenseminar unter dem Titel „STOP the Bleeding“ mit dem Schwerpunkt der Kontrolle von lebensbedrohlichen Blu-tungen bekamen Einsatzkräfte ohne oder mit nur geringen medizinische Vorkennt-nissen einen Einblick in die Anatomie und Physiologie, in Waffenwirkung und mögliche medizinische Maßnahmen sowie die Phasen der Verwundetenversorgung nach TCCC. Die Ausbilder verstanden es, das umfangreiche theoretische Wissen leicht verständlich und ohne viel Fachsprache zu vermitteln. Immer wieder eingestreute praktischen Übungen und viele Beispiele und Tipps aus der täg-lichen Arbeit der Trainer sorgten für span-nende Vorträge. Im praktischen Teil des Workshops wurde intensiv die schnelle und strukturierte Untersuchung von Verwunde-ten sowie die Versorgung ihrer Verletzungen mit Tourniquets, Druckverbänden, Chestse-als und Wendeltuben unter zunehmendem Stress und mit steigendem Schwierigkeits-grad trainiert. Auch Beamte mit hochwer-tiger Vorausbildung nutzten den Workshop erfolgreich zur Auffrischung ihrer Kenntnis-se. Das Praxisseminar „Taktische Notfallme-dizin“ für Einsatzkräfte mit bereits vorhande-ner Ausbildung im Bereich der Einsatz- und Taktischen Notfallmedizin hatte die Evakuie-rung und Erstversorgung Verwundeter unter Feuer sowie die anschließende Versorgung im gesicherten Bereich und die Übergabe an den zivilen Rettungsdienst zum Thema. Zunächst wurde auf der Schießbahn das Evakuieren von Verwundeten unter Feuer im Trockendurchgang unter Anleitung erfah-rener Einsatzkräfte geübt. Danach musste das Übungsszenario im Zweier- oder Vie-rerteam bewältigt werden. Es sah vor, einen verwundeten Beamten unter wechselnder Bedrohungslage in Deckung zu bringen, die Erstbehandlung durchzuführen und danach in einen sicheren Bereich zu evakuieren. Dort erfolgte die weitere Untersuchung und Behandlung, anschließend die Übergabe an den Notarzt. Der Einsatz von Pyrotechnik, Simunition, eines rund 80 kg schweren und ferngesteuert „blutenden“ Dummies, Sound-effekten und realitätsnah geschminkten Ver-wundetendarstellern machten den Kurs zur Herausforderung. Das individuell auf den Kenntnisstand der Teilnehmer abgestimmte Vorgehen und das kontinuierliche Feedback der Ausbilder sicherte einen hohen Lernef-fekt. Zusätzlich konnte parallel zum Training auf der Schießbahn der Umgang mit Larynx-tuben und das Anlegen von iv- und io-Zu-gängen an Modellen und zum Teil auch an Probanden sachgerecht geübt werden.

Handhabung von Langwaffen

Der Schwerpunkt „Handhabung von Lang-waffen“ wurden in mehreren Kursen abge-bildet. „Rosi“ (Ex-KSK, Sig Sauer) bot den Teilnehmern Verbesserungen in der sicheren Handhabung von Langwaffen an. Mit vom Hersteller zur Verfügung gestellten SIG 516 bot sich den Teilnehmern die Möglichkeit ei-nes Blicks über den Tellerrand der ansonsten üblichen MP5en. Ca. 40 Teilnehmer nutzten die Chance, ein in vier Phasen gegliedertes Programm zu durchlaufen, das, angefangen bei der sicheren Handhabung, über den Ein-

Der Special Forces Workshop in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) trägt sei-

nen Namen zurecht. Einer der Schwerpunkte liegt beim mittlerweile 4. SFW im Vermitteln und vor allem im Austausch von Erfahrungen und Wissen, so dass neben dem Wettkampf-programm* mit seiner Vielzahl an Stages zum freundschaftlichen, aber einsatzbezo-genen Leistungsvergleich auch dieses Jahr wieder eine Vielzahl an Workshops** und Kursen angeboten wurde. Der 4. SFW fand unter der Schirmherrschaft des Ministers für Inneres und Sport, Lorenz Caffier, statt. Die fachliche Aufsicht für den Leistungsver-gleich lag beim SEK M-V. Durchführender war Frank Thiel (Sportschütze, ausgebildeter Range Officer IPSC, Schießleiter BDS, IPSC Sicherheits- und Regeltest, Beauftragter für M-V, Waffensachkundeausbilder und Prü-fer, mehrfacher Deutscher Meister mit der Kurzwaffe 2004, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011) von Baltic Shooters. Durch die Gewinnung von in aktuellen Einsätzen und Szenarien eingebundenen, erfahrenen Aus-bildern sowie der Möglichkeit der direkten Weitergabe von aktuellen Erfahrungen ist dieser Veranstaltung ein äußerst hochwer-tiger Charakter zuzuordnen, der seinesglei-chen sucht.Jeder der anwesenden Beamten hatte durch den Zeitplan die Möglichkeit, an drei der an-gebotenen Workshops teilzunehmen.

Rechts: SEKs und MEKs aus Deutsch-land und dem Aus-

land strömten nach Güstrow, um am

Workshop des SEK M-V teilzunehmen,

der von Frank Thiel (Baltic Shooters)

hochprofessionell durchgeführt wurde.

Oben: Der Leis-tungsvergleich wurde in Einzel- und Teamwertung durchgeführt. Ge-winner: EKO COB-RA (Österreich).

Oben: Neben der Handhabung von Langwaffen und

Flinten kam auch die Einsatzmedi-zin nicht zu kurz.

Unten: Besonders das Schießen in ungewöhnlichen Situationen war Bestandteil des Workshops und des Leistungsvergleiches (hier: SEK Essen).

Oben: „Rosi“ (Ex-KSK) von SIG Sauer zeigt den Teilnehmern Verbesserungen in der sicheren Handhabung von Langwaffen.

Unten: Unter ärztlicher Aufsicht erfolgte die realitätsnahe Aus-bildung der taktischen Notfall-versorgung bis zur Übergabe an die zivile Rettungskette.

Rechts: Sicherer Umgang mit der Flinte von Benelli.

Unten: Oliver Falk von VTAC Deutschland zeigt neue Techniken.

*Verantwortlich: SEK M-V.

**Verantwortlich: Frank Thiel.

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K-ISOM 55

Anz

eige

n

zelschuss und wertvolle Tipps zur Optimie-rung der Schießtechnik, insbesondere hin-sichtlich des Schießgestells und dessen Sta-bilität bis hin zu Störungsdrills und zum takti-schen Schießen führte. Abschließend wurden die Beamten mit verschiedenen Barrikaden-Drills sowie wechselnden Zielentfernungen konfrontiert. Im gesamten Workshop zeigte sich die jahrelange Erfahrung des Ausbilders anhand von häufig kleinen, aber höchst hilf-reichen und wertvollen Tipps und Hinweisen aus der Praxis. Die Schießergebnisse boten dabei eine sofortige Erfolgskontrolle.Oliver Falk (VTAC Deutschland) und Schmeis-ser GmbH führten zeitgemäße Schieß- und Handhabungstechniken vor. Oliver Falk ging dabei nach einer Einweisung in die Bedie-nelemente des AR15 und praktischen Tro-ckenübungen auf Schießrythmus, Zielzonen-wechsel und multiple Ziele ein. Dabei flossen von Kyle Lamb (Ex-DELTA Force) entwickelte Drills zur Leistungskontrolle ein, so z.B. der Triple Threat Rifle Drill, der im Folgenden dann auch mit Zeitkontrolle in verschiede-nen Geschwindigkeiten geschossen wurde, um ein Gefühl für die eigene sogenannte Ba-lance of Speed and Accuracy (BSA) zu entwi-ckeln. In der zweiten Kurshälfte wurden mit einer Barrikade mit verschieden geformten Durchbrüchen in verschiedensten Höhen un-gewohnte Schießhaltungen erzwungen und dem Teilnehmer Lösungsansätze vorgestellt, deren Anwendung wiederum durch eine ab-gewandelte Form des Hightsmith Rifle Drill, dem sogenannten Halfsmith Drill, abgerufen wurden.

Handhabung von Kurzwaffen

Weitere Workshop-Angebote umfassten ein Low-Light-Seminar zur Vermittlung von Tech-niken unter Verwendung einer Taschenlampe als Primär- und/oder Sekundärleuchtmittel, das vom markanten Instruktor Tino Schmidt von den Baltic Shooters durchgeführt wur-de (u. a. dreifacher Deutscher Meister IPSC, ca. 60 gewonnene internationale IPSC Level III Matches). Ebenfalls wurde wieder der be-reits aus den letzten Jahren bekannte „Car Shooting“ Workshop von Hendrik Hildebrand (ehemaliger Feldjäger der Bundeswehr) an-geboten. Wichtige und sonst selten praktisch erfahrbare Elemente dieses Lehrgangs sind hierbei unter vielem Anderen Treffpunktver-lagerungen beim Durchschuss durch Kfz-Frontscheiben. In einem weiteren Kurzwaffenkurs wurden durch einen Instruktor des „Team Glock“ Techniken des dynamischen bzw. polizeili-chen Schießens vorgestellt und mit den Teil-nehmern intensiv trainiert. Ähnlich gelagert war auch ein von Walther und einem weite-ren Instruktor der Baltic Shooters gestalte-ter Workshop. So bot auch der Schwerpunkt „Handhabung von Kurzwaffen“ insgesamt in-teressante Einblicke, wertvolle Wiederholung und für den einen oder anderen auch Neues.

Flinten & Hundeabwehr

Durch einen italienischen Polizeiausbilder wurde der Umgang mit der Schrotflinte (hier: Benelli) beleuchtet und dabei die Wahl von Munitionssorten, schwierige Schießpo-sitionen und Hundeabwehr behandelt. Ein Workshop zeigte polizeiliche Sicherungs- und Eingriffstechniken, um Gewalttäter ohne Aufsehen und ohne den Einsatz von Waffen entwaffnen und festnehmen zu können. Durchgeführt wurde dieser Kurs von einem Wing Tsun Sifu, der Trainer der Spezialein-heiten in NRW ist.Wie zu sehen, war das Angebot an Work-shops sehr breit gesteckt, so dass für jeden Teilnehmer, unabhängig von seiner genau-en Funktion, etwas dabei war. Es konnten Grundlagen aufgefrischt werden, neue Anre-

K-ISOM 54

Unten: Exklusiv! Die große Überraschung war das FN SCAR (Fabrique Nationale Special Operations Forces

Combat Assault Rifle) in 5,56 mm x 45 in den Hän-

den der Spezialeinsatz-kommandos. Drei Bundes-länder haben sich mittler-weile für diese modulare

und zuverlässige Waffe entschieden.

Oben: Es kamen auch ballistische

Schilde und Ram-men wiederholt

zum Einsatz, um die Übungslagen

realistisch zu gestalten.

Oben: FN SCAR mit EOTech-Visier und

SureFire-Lampe. Schul-terstütze und BUIS

(Back-Up Iron-Sight) sind klappbar. Neben der Qualität und Mo-

dularität war auch die schnelle Verfügbarkeit einer der Kaufgründe

für deutsche Behörden. www.teuto-defence.com

Rechts: EKO COBRA aus Österreich mit Glock 17 und GTL sowie Avon ST53-Schutzmaske.

Ganze Seite: Sicherheit, Geschwindigkeit und Prä-

zision waren beim Leis-tungsvergleich und beim

Workshop gefragt. Haupt-sächlich kamen HK MP5 in

9 mm x 19 zum Einsatz.

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Anz

eige

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gungen für eigene Ausbildungen gesammelt und vor allem neue Kontakte geknüpft wer-den. So können die Schießtrainer der Spe-zialeinheiten des Bundes, Zolls, der Länder und aus dem Ausland dieses Wissen auch in die Bereiche tragen, für die sie zuständig sind und als Multiplikatoren dienen. Dies ist wohl eine der wertvollsten Funktionen dieser Veranstaltung.

Leistungsvergleich

Nach den Workshops wurde ein Leistungs-vergleich durchgeführt, der gleich mehrere Schwerpunkte beinhaltete. Darüber hinaus waren die im Einzelnen geschossenen Par-cours als Fertigkeitsprüfungen gedacht, die vor dem Start einsehbar waren und erklärt wurden. In Stichpunkten:1) Mehler-Hand-Bunker: Rammtür öffnen, Irritationskörper in den Raum werfen, Ein-dringen mit Schild, Schild in Halterung ab-legen, weiter Vorgehen, Sicherstellen von Täterwaffen. Achtung! USBV-Sprengfallen möglich.2) Friend colors fire: Start am Tisch, in Schublade Freundfarbe, die nicht beschos-sen werden darf („verdeckter Ermittler“), die Teammitglieder bleiben immer dicht zusam-men (mit Seil verbunden) und arbeiten den Parcours zusammen ab, Sicherstellen von Täterwaffen. Achtung! USBV-Sprengfallen möglich.3) Einzelübung: Alle Ziele mit mindestens zwei Treffern, die besten Treffer werden gewertet, Stahl muss fallen, 20 Punkte pro Treffer, nicht beschossene Ziele -20 Punkte, Treffer minus Zeit. 4) Einzelwertung: Bereitschaftsstellung vor der Tür. Tontauben dürfen nur (außschließ-lich) mit der Flinte beschossen werden, Shotgun ist geladen und gesichert (fünf Pa-tronen) und wird mitgeführt, Stahlziele dür-fen auch mit Flinte beschossen werden, Er-satzpatronen auf einem Fass, rote Stahlziele dürfen nicht fallen.5) Hostage Rescue: Teamübung, Bereitstel-lung vor der Tür. „Täter“ müssen fallen, Tä-ter mit Schutzweste sind mit rotem Punkt gekennzeichnet („High Hit“ erforderlich!), vor dem Eindringen in den Raum Zünden eines NST-Irritationskörpers, um sich im Schutz des Rauches anzunähern, Deckungen müssen genutzt werden, Dummy muss un-ter „menschenwürdigen“ Bedingungen zum Ausgangspunkt A gebracht werden. 6) Sounds Solutions: Teamwertung, Kommu-nikations-Stage, Schütze A ist von Schütze B räumlich getrennt, nur mit Funk verbunden, Schütze A beschreibt Schützen B seine Zie-le (Golfball) und umgekehrt, die Schützen schießen abwechselnd.7) Extra Challenge (unter ABC-Schutz): Start im Auto, Schießen aus dem Auto, einhändig, offenes Fenster, 2 x 6 Schuss, zwei Treffer pro Wertungsfläche, Waffe sichern, holstern. Danach 2 x 5 Schuss auf die EPP-Zielscheibe in die 5, stehend frei, beidhändig, Waffe si-chern, holstern. Dann MP5, Waffen liegen vor Ort, Magazine vorgeladen, 2 x 5 Schuss hinter der Deckung, linke und rechte Ziel-scheibe oben auf der EPP-Zielscheibe, ste-hend, Waffesichern, Verschluss hinten und ablegen. Danach Pistole, 2 x 6 Schuss, Stahl + Ton-tauben, stehend, beidhändig, in der Box, Waffe sichern, holstern. Dann Gewehr, 2 x 1 Schuss, Stahl löst einen Turner aus, so dass dann eine Tontaube für eine Sekunde sicht-bar wird, Spotter kann bei Fehlschuss eine weitere Patrone holen, Spotter auf Dachkon-struktion, Präzisionsschütze auf dem Boden liegend.Beim 4. SFW wurden „Geiseltreffer“ auch dieses Jahr wieder empfindlich bewertet. Pro Treffer dieser Art gab es minus 50 % der er-reichten Punkte auf dem Parcours, jeder wei-tere Treffer auf einer weiteren Geiselscheibe

(u. a. „Belgische Scheiben“) halbiert wiede-rum die übrig gebliebenen Punkte. Neu war aber maximal ein wertungsrelevanter Treffer pro Geisel. Außerdem bestand die Möglich-keit, dass z. B. bei der einen oder anderen Übung Waffen sicherzustellen sind, für die es Bonuspunkte gab. Insgesamt ein fordernder und hochinteressanter Leistungsvergleich, der sehr realitätsnah durchgeführt wurde und somit vollständig seinen Zweck erfüllte.

Wertungen

Auch dieses Jahr wurde wieder in unter-schiedlichen Kategorien bewertet (Auszug):- Einzelwertung Polizei: 1) Bayern I, 2) Bay-ern II (beide USK), 3) Bundespolizei.- Einzelwertung SEK/MEK/SE: 1) EKO COB-RA, 2) SEK Brandenburg, 3) EKO COBRA, 4) MEK LKA LSA, 5) SEK Brandenburg, 6) USP Luxemburg.- Teamwertung Polizei: 1) Bayern I, 2) LPSV-NÖ, 3) PTLV, 4) BFE 18 (!), 5) BFE M/V-2, 6) USK Dachau.- Teamwertung SEK/MEK/SE: 1) EKO COB-RA, 2) USP-1 Luxemburg, 3) SEK Branden-burg, 4) SEK M-V-1, 5) SEK Essen (NRW).- Extra Challenge: 1) EKO COBRA, 2) SEK Berlin, 3) SEK Brandenburg, 4) SEK Dort-mund (NRW), 5) SEK Schleswig-Holstein, 6) MEK M-V.Es sollte jedoch beachtet werden, dass die Ergebnisse des spannenden Leistungsver-gleiches nichts über die Einsatzfähigkeit, Qualität bzw. die Leistungsfähigkeit der Spe-zialeinheiten im Einsatz aussagt. Besonders interessant war die Anwesenheit der ausländischen Teams wie die USP aus Luxemburg (Unité Spéciale de la Police), das SPAP-Spezialeinsatzkommando aus Danzig (Polen) sowie das Einsatzkommando COB-RA aus Österreich. Insgesamt standen 41 Teams im Rennen. Leider musste die legen-däre GSG 9 der Bundespolizei ihre Teilnahme einsatzbedingt dieses Jahr absagen. Auch die Spezialeinheit des Zolls ZUZ (Zentrale Unterstützungsgruppe) konnte leider nach dem Workshop nicht am Leistungsvergleich teilnehmen. Diese Umstände taten der gan-zen Veranstaltung jedoch keinen Abbruch, da diese ohne besonderen Vorkommnis-se hochprofessionell durchgeführt wurde. Der nächste Termin ist voraussichtlich wie-der im Juli 2013 ([email protected]). Wie der Innenminister vor Ort am Ende des Workshops betonte: „Kommen Sie mir ge-sund aus den Einsätzen wieder und bis zum nächsten Jahr“.

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Oben: Durchführender Frank Thiel im Gespräch mit Innenminister Lorenz Caffier, der die Schirmherr-

schaft über den SFW erneut übernommen hatte. Rechts: Gewinner u. a. aus Österreich. Unten: Oliver Falk von VTAC Deutschland in Action. Nur durch Vor-

machen überzeugt man die SEK-Beamten.

Rechts: Es dominiert bei den SEK immer noch die bewährte HK MP5 in 9 mm x 19. Hier als A3-Version mit B&T-SEK-Schulterstütze, Aimpoint-Visier mit Sattelklemme, B&T-Picatinny-Handschutz und Weißlichtlampe.

Oben: Die Präzisi-onsschützen-Auf-

gaben während des Leistungsver-

gleiches wurden u. a. mit einem

schallgedämpften Haenel RS 8 in

.308 und einem Schmeisser in 5,56 mm x 45

(AR-System) ge-meistert. Ebenso musste vor dem

Schuss ein Hinder-nisparcour unter

ABC-Schutz absol-viert werden.

Oben: Der Ulbrichts Zenturio 05 bietet mit seiner 3 mm

dicken Titan-Kalotte den momentan best-

möglichen Schutz (9 mm x 19 bei 420 m/s). Integriert ist ein Kommunikati-

onssytem mit Aktiv-Gehörschutz und

Hör-/Sprechanlage. Ein Adaptersatz für

die ABC-Schutz-maske und Anti-

Kratz-Folie auf dem ballistischen Visier runden das Paket

ab. Gewicht: Bis zu 4,2 kg !

Unten: Die Schmeisser M5 wurde mit einem Vorderschaft und BUIS von Troy modifiziert, der Hinterschaft ist von VLTOR, die Zieloptik ist ein EOTech 552.