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Selbsthilfegruppen von und für jüngere Menschen im frühen Stadium der Demenz __________________________________________________ Dokumentation des 2. Werkstattgespräches vom 22. Mai 2014 Erstellt von: Arbeitsgruppe „Jüngere Menschen im frühen Stadium der Demenz“ der Landesinitia- tive Demenz-Service NRW www.demenz-service-nrw.de

Selbsthilfegruppen von und für jüngere Menschen im frühen ... Landesinitiative... · Nachdem mein Mann die Diagnose „Demenz“ bekommen hat, war für uns die Frage: Was können

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Selbsthilfegruppen von und für jüngere Menschen im frühen Stadium der Demenz

__________________________________________________

Dokumentation des 2. Werkstattgespräches

vom

22. Mai 2014 Erstellt von: Arbeitsgruppe „Jüngere Menschen im frühen Stadium der Demenz“ der Landesinitia-tive Demenz-Service NRW

www.demenz-service-nrw.de

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Vorstellung

Arbeitsgruppe „Jüngere Menschen im frühen Stadium der Demenz“ innerhalb der Landesinitiative Demenz-Service NRW

Ziele

Stärkung der unterstützten Selbsthilfe von Menschen mit Demenz

Zusammenstellung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse

Bestandsanalyse der Angebote in den Regionen der Landesinitiative

Weitergabe aller gesammelten Informationen

Organisation eines Erfahrungsaustauschs über die konkrete Arbeit

Zielgruppe

Im Fokus stehen Menschen im frühen Stadium der Demenz, die jünger als 65 Jahre alt sind.

Spezifische Krankheitsbilder wie Frontotemporale Demenzen, Morbus Korsakow oder De-

menzen verursacht durch Drogenmissbrauch werden erst zu einem späteren Zeitpunkt be-

rücksichtigt.

Des Weiteren sind alle Akteure in der Begleitung von Menschen mit Demenz Adressaten der

gesammelten und analysierten Informationen und Erkenntnisse.

Mitglieder der AG

Susanne Bäcker (Demenz-Servicezentrum Region Bergisches Land)

Stefanie Kremer (Demenz-Servicezentrum Region Südwestfalen)

Ulrike Kruse (Demenz-Servicezentrum Region Münster und das westliche

Münsterland)

Jutta Meder (Demenz-Servicezentrum Region Ruhr)

Stefanie Oberfeld (Demenz-Servicezentrum Region Münster und das westliche

Münsterland)

Elke Riedemann (Demenz-Servicezentrum Region Westliches Ruhrgebiet)

Detlef Rüsing (Dialog- und Transferzentrum Demenz)

Bert Schulz (Demenz-Servicezentrum Region Dortmund)

Gerlinde Strunk-Richter (Informations- und Koordinierungsstelle der Landesinitiative

Demenz-Service NRW)

Peter Tonk (Demenz-Servicezentrum Region Düsseldorf)

Änne Türke (Demenz-Servicezentrum Region Köln und das südliche Rhein-

land)

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Inhalt

1. Einführung ins Werkstattgespräch ..................................................................... 4

2. Bewältigungsstrategien von Menschen mit Demenz ........................................ 5

2.1 Literatur ........................................................................................................... 18

3. Kursreihe Leben mit Demenz ............................................................................ 19

4. Selbsthilfegruppe Neuss .................................................................................... 21

4.1 Entstehungsgeschichte ................................................................................... 21

4.2 Bericht einer Angehörigen ............................................................................... 22

4.3 Bericht eines Betroffenen ................................................................................ 24

5. Workshop-Phase ................................................................................................ 25

5.1 WS I: Welche Gruppendynamik kann entstehen? ........................................... 25

5.2 WS II: Wie soll sich eine Gruppe zusammensetzen? ...................................... 26

5.3 WS III: Was hindert Menschen mit Demenz, an einer Selbsthilfegruppe

teilzunehmen? ....................................................................................................... 27

6. Ausblick ............................................................................................................... 28

7. Informationshinweise ......................................................................................... 28

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1. Einführung ins Werkstattgespräch

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich Willkommen. Wir, die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Jüngere Menschen im frühen Stadium der Demenz“, freuen uns, dass Sie auch zum 2. Werkstattgespräch – Selbsthilfe-gruppen von und für jüngere Menschen im frühen Stadium der Demenz – gekommen sind. Heute wird uns Frau PD Dr. Birgit Panke-Kochinke vom Deutschen Zentrum für degenerative Erkrankungen Ergebnisse aus ihren Studien „Selbstbestimmung und Intervention (SEIN)“ und „Lebensablauf und Bewältigungsstrategien (LEBE)“ vor. Wir sind sehr gespannt. Darüber hinaus wird Bert Schulz vom Demenz-Servicezentrum Region Dortmund, die von ihm angebotene und durchgeführte Kursreihe „Leben mit Demenz – Informationen und Aus-tausch für Menschen im Frühstadium der Demenz“ vorstellen. In der darauffolgenden Workshopphase beschäftigen wir uns mit den Fragestellungen:

Welche Gruppendynamik kann entstehen?

Wie soll sich eine Gruppe zusammensetzen?

Was hindert Menschen mit Demenz, an einer Selbsthilfegruppe teilzunehmen? Wir wünschen allen einen guten Tag und neue Erkenntnisse. Ihre AG Mitglieder

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2. Bewältigungsstrategien von Menschen mit Demenz PD Dr. Birgit Panke-Kochinke, Deutsches Zentrum für degenerative Erkrankungen (DZNE), Witten Frau Panke-Kochinke stellt Ergebnisse aus ihren Studien „Selbstbestimmung und Interventi-on (SEIN)“ und „Lebensablauf und Bewältigungsstrategien (LEBE)“ vor. Dabei betont sie die Bedeutung weiterer Studien, um Erkenntnisse zu generieren, damit Angebote – orientiert an den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz – für und mit ihnen entwickelt werden können. Ergebnisse aus ihren beiden Studien entnehmen Sie bitte den folgenden Folien.

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.

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2.1 Literatur

Panke-Kochinke, Birgit (2014): Menschen mit Demenz in Selbsthilfegruppen. Krankheitsbewältigung

im Vergleich zu Menschen mit Multipler Sklerose. DZNE, Beltz Juventa, Weinheim und Basel

Panke-Kochinke, Birgit (2013): Eine Analyse der individuellen Wahrnehmungs- und Bewältigungs-

strategien von Menschen mit Demenz im Frühstadium ihrer Erkrankung und Beachtung der Funkti-

on und Wirksamkeit von Selbsthilfegruppen auf der Grundlage von Selbstäußerungen. In: Pflege.

Die wissenschaftliche Zeitung für Pflegeberufe, Heft 6, 26. Jahrgang, S. 387-400

Panke-Kochinke, Birgit (2012a): Menschen mit Demenz im Frühstadium ihrer Erkrankung – wie

kann man ihre Selbstbestimmung fördern? Bausteine für eine Konzeptentwicklung in der Versor-

gungsforschung. In: Pflege & Gesellschaft 17, Heft 2, S. 162-176

Panke-Kochinke, Birgit (2012b): Demenz – kein Freibrief für Fremdbestimmung. In: pflegen: De-

menz, Heft 22, S. 40-45

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3. Kursreihe Leben mit Demenz Bert Schulz, Demenz-Servicezentrum Region Dortmund

„Neues Angebot in Dortmund für Menschen mit Demenz im Frühstadium“

Angebot vom Demenz-Servicezentrum Region Dortmund – Mit dem Titel:

Leben mit Demenz –

Informationen und Austausch für Menschen im Frühstadium der Demenz

Während für die Bedürfnisse und Problemlagen von Angehörigen demenzerkrankter

Menschen heute zahlreiche Informations- und Austauschmöglichkeiten bestehen, sind

Angebote, die sich direkt und ausschließlich an die Erkrankten wenden, eher selten.

Ein Anlass für das Demenz-Servicezentrum Dortmund, ein Kursangebot speziell für Men-

schen im Frühstadium einer Demenzerkrankung zu entwickeln.

Der Kurs umfasst zwölf Termine und wendet sich an Menschen, die ihre Diagnose kennen

und sich zusammen mit Gleichbetroffenen mit ihrer Erkrankung aktiv auseinandersetzen

möchten.

Gemeinsam wird über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten, Bewältigungsstrategien

und rechtliche Hintergründe gesprochen.

Mögliche Kursinhaltinhalte:

„ Was kann ich für mich tun?“

„ Wie kann ich auf mich selbst achten?“

„Wie gehe ich mit Gefühlen um?“

„Was sollte ich regeln?“

„Wie reagieren die anderen, die Familie, Freunde, Nachbarn?“

„Wie und durch wen finde ich Unterstützung?“

„Wie erhalte ich meine Selbstbestimmung?“

„Wovon kann, will oder muss ich Abschied nehmen?“

„Wie geht es weiter?“

Mit diesem neuen Kursangebot soll allen Teilnehmenden die Möglichkeit eröffnet werden,

trotz der Erkrankung ein zufriedenes Leben führen zu können. Zwei erfahrene Fachkräfte

begleiten den Kurs und die Teilnahme ist kostenfrei. Nähere Informationen können bei Bert

Schulz vom Demenz-Servicezentrum NRW, Region Dortmund; Tel.: (0231) 50-2 56 94 ein-

geholt werden.

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Vortragsfolien:

Der erste Kurs fand ab dem 30. Januar 2014 in Dortmund statt. Die Gruppe hat sich 12 Mal

für je 2 Stunden getroffen.

Aus dem Kurs hat sich auf Wunsch der Teilnehmenden eine begleitete Selbsthilfegruppe

etabliert, die sich monatlich trifft und auch offen für neue Mitglieder ist.

Angelehnt an den Titel der Kursreihe heißt die Selbsthilfegruppe:

Leben mit Demenz –

Begleitete Selbsthilfegruppe für Menschen im Frühstadium der Demenz

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4. Selbsthilfegruppe Neuss Manfred Steiner, Kümmerer, BEKO Demenz-Beratung & Koordination

4.1 Entstehungsgeschichte

Im August 2012 ist die Selbsthilfegruppe für Patienten mit beginnender Demenz gestartet.

Um auf das Angebot aufmerksam zu machen, wurden Flyer und Plakate erstellt und an alle

Anlaufstellen für Demenzkranke verschickt. Kontakt zu der Arbeitsgemeinschaft der Selbst-

hilfegruppen im Rhein-Kreis-Neuss (RKN) wurde aufgenommen und die Öffentlichkeit durch

Presseartikel informiert.

Die Gruppe traf sich anfänglich wöchentlich und ab dem 4. Mal im Rhythmus von 14 Tagen.

Es nahmen 7 Teilnehmende an der Startphase teil.

Konzeptioneller Hintergrund

Das Angebot versteht sich als eine unterstützte Selbsthilfegruppe für Menschen, die im frü-

hen Stadium an Demenz erkrankt sind. Begleitet werden sie von einem Kümmerer. Für die

Gruppe gibt es kein festes Konzept. Das Motto lautet: die Teilnehmenden bestimmen die

Themen und den Rahmen der Selbsthilfegruppe selbst. Ziel ist: Menschen mit Demenz re-

den selbstbestimmt über ihre Probleme im Alltag und planen gemeinsam Aktivitäten.

Die Selbsthilfegruppe soll den Teilnehmenden folgende Möglichkeiten geben:

Möglichkeit des Austauschs in einem geschützten Raum

Auseinandersetzung mit der Lebenssituation, Entwicklung von Lösungs- und Bewälti-

gungsstrategien

Lebensfreude, positive Erlebnisse mit anderen, gegenseitige Hilfe

Herauskommen aus der Isolation, Teilhabe- und Gestaltungsmöglichkeiten

Teilnahmevoraussetzungen

1. Fachärztlich gestellte Diagnose Demenz

2. Keine Pflegebedürftigkeit

3. Kommunikationsfähigkeit

Wenn die Aufnahmekriterien durch die Teilnehmenden nicht mehr erfüllt werden, gibt es für

das Ausscheiden aus der Gruppe ein Abschiedsritual.

Auf Grund der hohen Nachfrage ist eine zweite Gruppe im Oktober 2013 gestartet. Die

Gruppe hat gemeinsam ein Sportangebot mit den Partnern ins Leben gerufen. Weitere Akti-

vitäten werden je nach Bedarf geplant.

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Treffen

Die Treffen finden jeweils mittwochs alle 14Tage von 15:00 – 16:30 Uhr statt.

Die Gruppe trifft sich in den Räumlichkeiten der BEKO Demenz-Beratung & Koordination;

Stresemannallee 6, 41460 Neuss, T 02131-5291-5666, F 02131-5291-5667

[email protected], www.beko-demenz.de

4.2 Bericht einer Angehörigen Herr Steiner von der BEKO Neuss bat mich, als Angehörige ein paar Aussagen aus meiner

Sicht zur Selbsthilfegruppe zu machen.

Nachdem mein Mann die Diagnose „Demenz“ bekommen hat, war für uns die Frage: Was

können wir tun?

Aus der Presse erfuhren wir von der Beratung bei der BEKO und lernten dort Herrn Steiner

und seine Kollegin kennen.

Nach dem 1. Treffen fragten sie meinen Mann, ob er an der Selbsthilfegruppe teilnehmen

wolle.

Er besucht die Gruppe gerne und freut sich auf das Treffen. Es werden dort verschiedene

Situationen aus dem Alltag besprochen, worüber mancher mit seiner Umgebung, Familie

oder Freunden nicht spricht, um die Demenz nicht öffentlich zu machen.

Es besteht sicher eine gewisse Angst bei den Erkrankten „Wie nehmen die anderen das auf?

Können sie damit umgehen? Werden sie mich meiden, wenn ich alles wiederhole, immer

wieder nachfrage oder lange für die Antworten brauche?“

Diese Ängste können manche, wie ich erfahren habe, nicht mit ihren Partnern teilen, denn

für alle Seiten ist diese Krankheit eine große Herausforderung an Geduld und Liebe.

Die Möglichkeit, in der Gruppe Gleichgesinnter über alles reden zu können, halte ich für sehr

wichtig und auch die Position des Kümmerers ist wichtig, denn solche Gespräche müssen

auch behutsam geführt werden, damit sie für alle etwas bringen.

Auf der Suche nach Aktivitäten, die unsere Partner noch können oder auch besonders nötig

haben – körperliche Bewegung, Gehirntraining, Gymnastik – bot uns Herr Steiner die Mög-

lichkeit, bei den St. Augustinus-Kliniken eine Sport- und Spielgruppe mit dem Ehepartner ins

Leben zu rufen.

Wir sind ca. 6-8 Paare, die dort bei einem sehr gut vorbereiteten Trainer einmal pro Woche

Bewegungsübungen mit Tipps für den Alltag machen – z. B. wie stehe ich auf, wie bewege

ich mich-. Alle Übungen und Spiele erklärt er für jedermann verständlich: Was muss das Ge-

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hirn bei dieser Übung leisten, wie kann ich weiter üben, das Gelernte in meinem Alltag ein-

bauen?

Man sieht bei diesem Treffen deutlich die Defizite, die die Einzelnen haben, aber sie werden

vom Übungsleiter und auch von der Gruppe immer ermuntert oder gelobt für Erfolge und

angespornt, weiter zu versuchen. Auch wir „Gesunden“ haben bei der einen oder anderen

Übung Probleme, und so werden wir alle zu Übenden und das verbindet.

Für mich ist wichtig, Aktivitäten zu finden, die uns verbinden, da die Krankheit ja vieles aus-

einanderbringt.

So konnten wir als Gruppe auch ein Angebot nutzen, die Generalproben mancher Konzerte

der Neusser Kammerakademie zu besuchen.

Im Voraus gab man uns in entspannter Runde – Getränke, Schokolade! – eine launige Ein-

führung zu den Werken und dem Leben des Komponisten und anschließend konnten wir

dann das Konzert zusammen genießen.

Einer der Partner sagte nach der Aufführung, bei der seine Frau die ganze Zeit immer wieder

bei bekannten Melodien laut mitsummte: „Schön, dass ich jetzt wieder mit ihr zusammen in

ein Konzert gehen kann. Das war schon lange nicht mehr möglich.“

Es gibt sicher viele Möglichkeiten, gemeinsam etwas zu unternehmen, aber für vieles

braucht man Hilfe. So sind auch z. B. Singen und Tanzen Möglichkeiten.

Wir sind aufgeschlossen für alle Angebote und werden versuchen, für uns das Richtige zu

finden, um uns eine schöne Zeit zu machen.

Wir wünschen Herrn Steiner und seinem Team weiter viel Erfolg und ich hoffe, wir können

ihn mit unseren Möglichkeiten unterstützen.

M. K.

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4.3 Bericht eines Betroffenen

Korschenbroich, 30.5.2014

An das Werkstattgespräch in Dortmund denke ich gerne zurück weil:

das Programm alle meine Fragen abdeckte,

ich mich mit meinen Problemen in den Arztvorträgen wiederfand,

die Arbeit in den Gruppen lebendig war und mir Spaß gemacht hat,

weil man den Betroffenen zugehört hat

und ich die Gewissheit mitnehmen konnte, dass die Kümmerer mir

und meinen Angehörigen zur Seite stehen werden.

Ich bedanke mich herzlich bei allen Mitwirkenden für diesen informativen Tag.

Ihr Betroffener aus der Neusser Gruppe

R. H.

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5. Workshop-Phase

In drei Workshops wird drei Fragestellungen nachgegangen.

5.1 WS I: Welche Gruppendynamik kann entstehen? Ergebnisprotokoll von: : Susanne Bäcker, Demenz-Servicezentrum Region Bergisches Land Jutta Meder, Demenz-Servicezentrum Region Ruhr Bert Schulz, Demenz-Servicezentrum Region Dortmund Moderation: Jutta Meder, Demenz-Servicezentrum Region Ruhr

1. Begrüßung und Vorstellungsrunde

Zunächst stellten sich die Teilnehmenden der Institutionen und Gruppen vor und berichteten

über eigene Erfahrungen, Ideen, in Planung stehende Projekten und bestehende Angebote

und ihr Anliegen an den Workshop „Welche Gruppendynamik kann entstehen?“.

Es erfolgte ein Austausch mit sich anschließender Diskussion, die zeigen konnte, wie groß

die Vielfalt an Aspekten zu diesem Thema ist.

2. Diskussionspunkte

Über die folgenden Punkte zum Thema „Selbsthilfegruppen von und für jüngeren Menschen

im frühen Stadium der Demenz“ mit dem Schwerpunkt: „Welche Gruppendynamik kann ent-

stehen?“ wurde u. a. diskutiert:

o Abschiede aus der Gruppe, wie geht man damit um?

die Gruppe entscheidet gemeinsam

wiederkehrende Rituale bei Verabschiedungen, um beiden Seiten Sicherheit zu geben

die Gruppe wechselt geschlossen in ein anders Angebot( z. B. Be-treuungsangebot)

Gruppe ist zum Teil emotional überfordert, um eine Entscheidung zu fällen

o Es besteht die Möglichkeit, Partnerangebote aus der bestehenden Selbst-hilfegruppe zu entwickeln, um gemeinsames Erleben in der Paarbezie-hung zu fördern. Darüber hinaus entwickeln sich zum Teil wertvolle private Kontakte.

o Um die Stabilität der Gruppe zu bewahren, sind Vorgespräche mit mögli-chen neuen Mitgliedern zu führen und zu entscheiden, ob sie in die beste-hende Gruppe passen.

o Die Rolle des „ Kümmeres“ wurde thematisiert, der begleitend tätig sein soll, jedoch nicht tonangebend.

o Finanzierungsmöglichkeiten über Pauschalförderung, Antragsförderung –welche Möglichkeiten bestehen darüber hinaus?

o Junge Demenzerkrankte haben häufig andere Problematiken, z. B. jünge-re, noch schulpflichtige Kinder, Berufstätigkeit, anstehende Berentung. Es zeigt sich, dass die jüngeren Erkrankten häufig von Erfahrungen der “al-ten“ profitieren können. Wünschenswert wären Vernetzungen auch auf anderen Ebenen, z. B. mit der Jugendhilfe

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Eine einstimmige Aussage der Diskussion war jedoch die, dass bei den Selbsthilfegruppen,

nicht das Alter die wesentliche Rolle spielt, sondern die Gemeinsamkeit der Erkrankung und

die damit entstehenden Probleme, die verbinden.

3. Wünsche an weitere Werkstattgespräche:

o weitere Möglichkeiten der Finanzierung zu klären: mit der Aussage: „Wir brauchen Selbsthilfe, begleitete Selbsthilfe, die auch finanziell anerkannt und unterstützt wird.“

5.2 WS II: Wie soll sich eine Gruppe zusammensetzen? Ergebnisprotokoll von: Stefanie Kremer, Demenz-Servicezentrum Region Südwestfalen Ulrike Kruse und Stefanie Oberfeld, Demenz-Servicezentrum Region Münster und das westliche Münsterland

An der Gruppe nehmen Moderator/-innen von Selbsthilfegruppen (SHG) teil.

1. Fragestellung: Moderatorenteam als Mitglied der Gruppe: Wie sieht die Zusammenarbeit

aus, wie vertritt man sich gegenseitig?

Eine Doppelmoderation kann hilfreich sein, es bietet mehr Flexibilität.

Zu viel Moderatoren / Zuschauer stehen evtl. einer Vertraulichkeit entgegen.

Moderator/-innen müssen zusammen harmonieren / sich verstehen.

Die Kombination von ehrenamtlichen Moderatorinnen und hauptamtlichen Moderato-

rinnen führt evtl. zu Konflikten.

Moderator/-innen (ehrenamtliche und hauptamtliche) müssen sich zurücknehmen

können, dennoch müssen bestehende Gesprächsregeln eingehalten werden.

2. Fragestellung: Soll es gemischte Gruppen mit Angehörigen und Betroffenen geben?

Eine solche Kombination ist für manche Teilnehmenden sehr wichtig.

Die Moderation einer gemischten SHG ist sehr schwer.

Die Moderation benötigt viel Sensibilität.

Die Bedürfnisse bezüglich der Zusammensetzung einer Gruppe können sich mit der

Zeit verändern.

3. Fragestellung: Welches Rollenbild habe ich vom Moderator/von der Moderatorin?

Es gibt eine Vielzahl von Bildern: Arzt, „Mutter“, „Kümmerer“,…

4. Fragestellung: Es wird berichtet, dass in den Gruppen der Männeranteil höher ist als der

Frauenanteil – wie kommt das?

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Ein Erklärungsansatz, der diskutiert wird: Die Rolle der Männer (Berufstätigkeit, Ehemann,

Aufgaben, …)

5.3 WS III: Was hindert Menschen mit Demenz, an einer Selbsthilfegruppe teilzunehmen? Ergebnisprotokoll von: Elke Riedemann, Demenz-Servicezentrum Region Westliches Ruhrgebiet Peter Tonk, Demenz-Servicezentrum Region Düsseldorf

Angebot ist nicht bekannt

Mangelnde eigene Akzeptanz der Erkrankung

Frühe Diagnostik ist erforderlich

Wenn Teilnehmern im Vorfeld nicht klar ist, wovon/wodurch sie/er durch die Teilnah-

me profitiert

Biographisch bedingt ist eine Selbsthilfegruppe für manche Personen keine Strate-

gieoption der Bewältigung

Ein „Kümmerer“ ist notwendig. Eine Person, die es zusammenhält, an Termine erin-

nert und für eine gute Gruppen-Atmosphäre sorgt.

Die Erreichbarkeit muss gewährleistet sein, eventuell Fahrdienst oder Fahrgemein-

schaften organisieren.

Treffpunkt darf nicht „abschreckend“ wirken (z. B. Pflegeheim oder Psychiatrie)

Sonstige Aspekte, die angesprochen und diskutiert wurden:

Wenn Personen an dem Gruppenangebot erst mal teilnehmen, bleiben sie meistens

dabei.

Akzeptieren, dass es kein Angebot für jeden ist.

In der Öffentlichkeit gibt es eine größere Aufmerksamkeit für das Thema Demenz. Es

scheint gesellschaftlich allmählich etwas in Gang zu kommen, was zu einer größeren

Akzeptanz führen könnte.

Hilfreich ist es, durch Teilnehmer Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für die Gruppe zu

betreiben. Sie können die Vorteile aus eigener Perspektive besser beschreiben.

Ein vorheriger Hausbesuch von einem Teilnehmer und dem „Kümmerer“ bei einem

potentiellen neuem Teilnehmer hat sich als sehr hilfreich erwiesen.

Ärzte (und Therapeuten) haben eine Schlüsselrolle bei der Weitergabe von Informati-

onen.

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6. Ausblick

Das nächste Werkstattgespräch findet am 20. November 2014 wieder in Dortmund statt.

Rechtzeitig werden Sie eine Einladung erhalten.

7. Informationshinweise Internet-Link Information

http://www.alzheimer-forschung.de/aufklaerung/ratgeber.html

Broschüre: „Sicher Auto fahren im Alter – Ein Ratgeber für Senioren“

http://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/informationsblaetter-downloads.html

Empfehlungen zum Umgang mit Frühdi-agnostik bei Demenz

www.alzheimer-bw.de/infoservice/infomaterial

Beratungskonzept Psychsoziale Beratung für Menschen mit Demenz in der frühen Phase

„Beipackzettel Demenzdiagnose“ eine Handreichung für Haus- und Fachärzte

http://www.bmg.bund.de/pflege/demenz.ht

ml

Vielseitige Information rund um das Thema Demenz

http://www.demenz-service-nrw.de/ag-juengere-menschen-mit-demenz.html

Informationssammlung

Angebotsüberblick

Jüngere Menschen mit Demenz – Ein Überblick über Ursachen, Auswirkungen und Selbsthilfe

Dokumentation Werkstattgespräche

Masterarbeit: „Lebenssituation und Ver-sorgungsstrukturen von jüngeren Men-schen mit Demenz“

www.demenz-support-

stuttgart.de/publikationen

Unterstützte Selbsthilfegruppen von Menschen mit Demenz Anregungen für die Praxis

Nach der Diagnose – Unterstützung für

Menschen mit Demenz Ergebnisse einer qualitativen Erhebung

Was ist eine Demenz? Demenz in leich-

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http://www.demenz-

sup-

port.de/aktuell/meldungen/detailansicht?55

ter Sprache

www.dialogzentrum-demenz.de

Vielfältige Informationen zum Thema Demenz

http://www.gkv-spitzenver-band.de/krankenversicherung/praevention_selbsthil-fe_beratung/selbsthilfe/selbsthilfe.jsp

Broschüre: Selbsthilfe Leitfaden zur Selbsthilfeförderung

http://www.in-gang-setzer.de/

Der Film zum Projekt: In-Gang-Setzer –

Selbsthilfegruppen anstoßen

Handbuch „In-Gang-Setzer – Selbsthilfe

auf den Weg bringen“

www.koskon.de

z. B. Broschüren: Selbsthilfe-Unterstützung in NRW – Eine

Bestandsanalyse Der richtige Weg zur Selbsthilfe –

Selbsthilfe-Kontaktstellen in NRW Eine Bestandsanalyse

Tagungsdokumentationen

http://www.nakos.de/site/

Datenbanken

Materialien

www.selbsthilfenetz.de

Vielfältige Informationen rund um das Thema Selbsthilfe