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angeblich gute Bekannte, Brigitte Bardot?” "Wir haben darüber kurz ge- sprochen, neulich auf der Jagd, in Wirklichkeit das brauchst du aber nicht zu schreiben geht sie ganz gern mal mit, wenn sie wieder was zum Anziehen braucht, weißt du." "Kannst du Noten lesen?" "Ja, lesen kann ich die, aber was macht man damit?” Soviele Fragen, Soviele Fakten, mir schwirrte der Kopf, sollte das wirklich alles wahr sein? Das wäre ja sen- sationelll Und mir hat er das erzählt. MIR! Und tatsächlich, er brachte sei- nen berühmten, selbstdestillierten Brennspiritus und zwei (endlich mal was anderes als den normalen Wind- sor-Orange-Pekoe-Tee) herzhaft ge- formte Trinkgefäße. Allein schon die Henkel, einfach sagenhaft, die Hen- keI‚ diese Henkel In der o-förmigen Parabel. die die Innenseite der aus feinstem Meißner geformten (ECHT MIT STEMPEL!) Schalenhalter erkann- te man die ästhetische Verkör- perung seines, ach, so müssen Ge- Alles andere Cash!" Außerdem hätten wir nachmittags sehen 10,-- DM Schulden gemacht, die jetzt die Kellnerin aus der eigenen Tasche Iöhnen müsse. Scheiße- den! Benny ist voll ausgerastet und n31 die alte Einsteinnudel tierisch an. gemacht. Olle Kippenberger sie}. 1 zierte ins Foyer und raunzte sergel an: Die "Vitalienbrüder" in der Kippenberger Show vom 24.3.1981 im Cafe Einstein Herr Kippermann alias Necker- mann hatte in das Einstein gela- den. Und alle, alle kamen. Berlins Kultkunstbourgeoisie ließ sich von den Herren Kippenberger und Triff deinen Star Janey JI Jones, SPEX machts möglich! Teil3 Interview mit Peter Hein, alias Janey J. Jones, der kürzlich bei den Fehlfarbenausgestiegen ist. Zum ersten Mal in meinem Leben sollteichihm,denja mittlerweileschon historischen Mitstreiter der superle- gendären “MITTAGSPAUSE” be- gegnen. Ich war über die Plattenfir- ma schon vor drei Wochen angekün- digt worden, der Termin stand also fest, da gab's nichts zu rütteln, es war zwar schwierig gewesen. in Seinem vollgepackten Terminplan ein Vier- telstündchen abzuzwacken. aber schließlich hatte e doch gnädigst zu- gesagt. Ich versuchte, ihn mir vorzu- stellen; den letzten Tag hatte ich damit verbracht, mir die Menge derverschie- denen Interviews reinzuziehen, die ausdauernde Journalisten aus dem angeblich knurrigen Stimmwunder rausgekritzelt hatten. Angeblich hatte er sich nach Zuteilung von 1 Stück Frau - nato-oliv-einfach - aus dem oncv an öffentlichen Leben zurückgezogen und soll derzeit von seinen riesigen Tantiemen irgendwo auf einer Farm in Südamerika gemeinsam mit lan Curtis, Jimmi Hendrix, Sid Vicious. Jim Morrison und Adolf Hitler le- ben. So spintisierte und sinnierteich hin und her, als die gläserne Flügeltür des mächtigen Verlags-Gebäudes kurz aufschnellte. Ich fühlte mich wie von einem Curare-Pfeil getroffen, so sehr erschauerte ich unter der eisigen Wirkung des Blicks seiner stähler- nen Augen. ”Hein!"begrüßteermich formlos nicht. ”Tettel, äh, Männe", stammelte ich zurück. Mühsam kramte ich in meinem mittlerweile völlig ent- leerten Hirn nach einer der vielen Fra- gen, die ich mir vorgenommen hatte. allein, mir waren alle entfallen... ”Na, junger Mann, Angst, um diese Zeit auf der Straße zu stehn?" Er schien meine Unsicherheit bemerkt zu haben, jovial‚ mit der lockeren Routine eines Stars, der derlei Situationen zu meistern gewohnt ist, half er mir auf die Sprünge? Ich ergriff diesen retten- den Strohhalm. "Wie stumpf kann man für Zeitungen schreiben, so daß sie es nicht mehr drucken?" "Voraus- gesetzt, sie sind Österreicher, kön- nen sie sich nach geradezu alles er- Iauben, deren Formulierungen nimmt eh keiner ernst." Der Schalk saß ihm im Nacken und hieb sofort erbar- mungslos mit scharfen Nägeln zu. "Stimmt es, daß du auch schwul bist?" fragte ich mit leichter öster- reichischer Vorfreude. "Das überlasse ich meinen ehemaligen Gruppen- kumpels aus der Ubu-Barmen/Ge- velsberger-schwedischen Stadtteil- bemehungV Ich war zugegebenermaßen etwas enttäuscht, versprach ich mir doch zu fortgeschrittener Gesprächsstunde eine interessante Auflockerung unse- res bis jetzt schon etwas steifen Ge- spräches... "lst es richtig, daß «du eine Freundin haben sollst?” GEGEN- DARSTELLUNG: u. 581 des Pr.Ges.- b. NRWsind wir zum vollständigen Ab- druck dieser Gegenanstellung ver- pflichtet. ohne Rücksichtnahme auf ihren Wahrheitsgehalt: "Diese Be- hauptung ist unwahr! Wahr ist viel- mehr. daß ich mit einer Katze zusam- menlebe." "Abersie soll und das soll der angebliche Grund eures Zusam- menlebenssein eine ähnlicheNase wie du haben?" (Er hat eine stark ins post-semitische spielende Kissin- germäßigeNase‚die wohlauch haupt- verantwortlich für die signifikante Merkwürdigkeit und Eigenwilligkeit seines Gesanges sein muß, aber in einem Kibbuz war er sicher nie!) "Muß!" "Aha!" “Was machst du so mit deinem vielen Geld?" "lch habe erst- mal investiert, in Aktien, weißt du, so Energie. Kernkraftwerke und so und bei BAYER, Chemie.“ "Und was machst du in deiner Freizeit am liebsten?” "Weißt du_, ich geh schon mal auf die Jagd, so mit meiner Baby- robbenjagd-Yacht, so vor Neufund- land und so.“ "Und was sagt da deine dichte aussehen, tja...) "Was hältst du eigentlich von Politik?" "Ja, weißt du. ich war schon damals fast Klassen- sprecher-StelIvertreter‚ seitdem bin ich aktiv, z.B. in unserer Ortsgrup- pe, derzeit Kassier, ich habe meine harte Kindheitnie vergessen!” "Übrigens, ich heiße Männe!" ver- suchte ich das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. "Schon gut, Du darfst ruhig ”HerrHein"zu mirsagen!" bemerkteer gutgelaunt. Ein Wort gab den nächsten Schluck er brachte neues Destillat. "Prost!", um nur eini- ge seiner köstlichen und geistvollen Bemerkungen aus meiner, durch noch etliche Ausgaben des wirklich erst- klassigen Fusels, und damit meine ich auch ERSTKLASSIG, also ehrlich ein- wandfreien Getränkes herrliche Blume am nächsten Tage, es reg- nete leider doch leicht geschwäch- ten Erinnerung zurückzurufen. "Prost” habe ich glaube ich, zurückgerufen. allerdings nicht sehr laut, denn seine Nachbarn hatten schon mehrfach ge- kIopft;erwartatsächlichderamüsante Alleinunterhalter, als den man ihn‘ mir beschrieben hatte. So kam auch der Moment, wo ich jene Frage. die mir schon den ganzen Tag auf den Lip- pen brannte, knapp vor dem Höhe- punkt unserer geselligen Stimmung. stellen konnte: "Was für Musik magst Du?" quoll es aus mir. "Deutschel”. jetzt war's raus, geahnt hatte ich es schon immer, daß unter der raune_n English-Sportsman-haften Schale ein vaterländisches schlägt und geriet ins Schwärmen. "Hast du schon DIE NEUE von 'Zwerg Zwetschge?” (Don Bartnick liebevoll nannte er so seinen alten Kumpel). Um der Wahr- heit die Ehre zu geben, hätte ich ver- neinen müssen. allein, angesichts die- ser rührenden Szene wollte ich mich für unsere Leser nicht blamieren und antwortete "Ja, klar, ich hab sie mir sofort im Laden geholt, als sje raus kam, das ist doch die. wo...", er fiel mir ins Wort "Ja, genau die!" Von die- ser Platte war es nicht mehr weit zur nächsten Flasche seines Zaubertran- kes. ”Darf ich rauchen?" gestatte ich mir die Frage. "Natürlich darfst du nicht rauchen!" Verschämt lächelnd dämpfte ich meine R 6 wieder aus, wie konnte ich auch nur Dieser peinli- chen Situation zu entgehen, brachte ich meine entscheidende Frage des Abends "Weißt du nicht jemanden, der für heute nacht einen Schlafplatz hat7”, es war unterdessen nämlich‘ schon sehr früh geworden und die Plattenfirma rückt für kleine Zeitungen wie SPEX keine Hotelspesen raus. "Ne, Du, weiß ich auch nicht... aber frag doch mal im Hof, da rennt be- stimmt jemand rum” und diesen guten Tip beherzigend. schlenderte ich nachdemwir uns in herzlicher Weise voneinander verabschiedet hatten zu meiner Straßenbahnhaltestelle, lange noch darübernachdenkend,wa- rum manche Stars auch, nachdemsie berühmt geworden sind. noch immer Mensch bleiben woll? Männe Thekel Lampersberg (aristokat) unterhal- ten. Der ehemalige Offiziere-Club der Reichswehr‚derSSundderSAyvar proppenvoll. Selbst ein Name oder ein Medienpass konnten nicht mehr zum Eintritt verhelfen. Benny stritt sich noch kurz vor dem Auf- tritt mit einer abgewiesenen Bouil- labaissetante (Fischsuppe) und wir rockten mit Jane County und Serge de Paris im Foyer auf der Fensterbank. Die Hektik und Span- nung drinnen war unerträglich. Zu heiß. Für mich begann die ganze Ge- schichte schon einen Tag früher und endete einen später. Montags hab’ ich die Spex (3/81) ins Cassetten Kombinat Naumann Straße gebracht und dabei einen Blick ins neue Kellerstudio gewor- fen. Benny stand rum und schnip- pelte an Fotokopien für die Casset- ten Cover der "VitaIienbrüder". Er sah echtabgefahren aus mitseiner kahl geschorenen Birne, dem grell- roten Piratenfrack, den Teddy- dicksohle-Tretern und dem gan- zen Totenkopfzeug an den schwarzen Klamotten. Erstmal hielt er mir eine riesen Flagge mit Schädel und gekreuzten Knochen vor die Nase. Wenig später stellte sich heraus. daß Rene (b.), Kiddy (g.) und Ben (ges.) zwar am nächsten Tag einen Auftritt hatten, aberaußerBeNsTextenf esbei den "Vitalienbrüdern" keinen drummer und keine Songs- Das war der Anfang! Von Neun bis weit nach Mitter- nacht haben wir zusammen 4 Stücke gemacht und auf Cassette mitgeschnitten.Tags drauffuhrdie ganze Combo mit der BVG zum Flagge hissen ins Einstein und Kippi hat Ben blöde angemacht: Ob erdennauchdenTextauswen— dig könne und das Wichtigste sei sein "Kippermann als Necker- mann" außerdem seien für uns 19 Minuten reichlich lauter sol- ches Zeug und immer so neben- bei Wir waren ganz schön sauer. Kein Soundcheck. lauter parfümierte Affen an Cafehaustischchen, Wie- nerdialektpersonal, entsprechen- de Wucherpreise und ein Herr Kippenberger auf Selbstverherr- lichungstrip. Als diesem Herrn anfangs noch das SO 36 gehörte, habe ich ihn zum erstenmal gesehen! Mit einer Knarre in der Hand (hinter dem vergitterten SO Eingang) wollte er seinen Schuppen vor Anarcho- punks beschützen.WievieIe Bands im SO um die Gage geprellt wur- den, läßt sich an einer Hand nicht zählen. Wir waren also echt heiß drauf, dem Kippenberger die Schau kaputt zu spielen. Diese Einsteinszene ist ätzend. Als wir was trinken wollten, gab's zwei Bons: aber höchstens bis Bier. 100. Wir fahren Tempo, Tempe Tempo ehrlich. Der hat doch echt ne Mak. ke. Nachdem Kippenberger also sein Zeug erzählt hatte. sind wir auf die Bühne gezockelt und Benny hat erst mal diese bescheuerte Ansa- ge kaputtgequatscht, während wir sie wirklich kaputt gespielt haben. Chaotischer Krach und so, Keiner schien mehr zu wissen, was eigentlich los war und wir haben erst mal wieder aufgehört Kippi hatte sich in die erste Reihe geben und belaberte Ben wegen Seines Textes. "Der ist irgendwo dahinten i Was? Der Fetzen 301| 3oo,-- DM gekostet haben? Du spinnst wohl. Den kenn’ ich auch schon." Und zu uns: "Also! Ich geh‘) jetzt als Elefantenmann auf die Bühne und wenn ich sageg-«Wi, fahren nicht 80. Wir fahren nicht Die Kanarienvögeii dann kommt ihr reingelaufeny’ Mai n . i i weggekommen und außerdemi kann ich dasja mal so erzähjdl daß der Kippi mal in Urlaub war und Ben hat das Publikum dann mitreimen lassen und sich einen abgelacht, aber Kippi reichte; schon wieder einen neuen Texi hoch. "O.K.! Einen Teil Kippi_ denn wir. Ein paar Zeilen stotterte Ben mit Nullachtfüritzehngereime und Marschbegleitung runter, dann: Arbeiter! Hörst Du es nicht? Es ist der Krieg. der Krieg gegen Dich!" Eins, zwei, drei, vier und ab gings: Deutscher Piraten Punk! Maximum! Der Tontechniker vom SFB wurde knallrot. Schweißtne- fend hielt er sich die Kopfhörervom Shr und schnautzte mit sich 36|. er. Die “VitaIienbrüder" haben mit die! Stücken zugeschlagen und a||e5 erreicht: die Kammermusiker nach uns haben ihre Notenblätter Zeus. sen und ins Publikum geworflul Kippi ist voll ausgerastet und schrie: "Seit ihrwahnsinnig gewd. den? Die haben mich 2,090 DM gekostet Bauernschädel grunzend und quickend vor den Mikros, und so gegen Mitternacht habe ich zu Kip. penbergers Rock und Roll Swindei mit der Kindergitarre noch den Steinway vom Einstein behackt Gerd erzählte mirtagsdrauf emfe. lefon, daß er von diesem wannwit. zigen Chaosspektakel nech die ganze Nacht geträumt habe und ich konnte echt gar nicht penmq, Das Fernsehen hat alles „m93. schnitten. Ihr könnt es arn ersten Donnerstag im Mai im “Bedind Schaufenster“ sehen. Tartüff Kip. penberger bot uns für den nächsten Abend50,-- DM Dm Per, son, plus essen und trinken De, wollte uns insgesamt billige, a|5 einen Stricher am Zoo. wir sind nicht aufgetreten. adi/berlifl n : ‘i lt

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Page 1: sergel - poparchivduesseldorf.files.wordpress.com€¦ · JaneyJI Jones,SPEX machtsmöglich! Teil3 Interview mit Peter Hein, alias JaneyJ. Jones, der kürzlich bei den Fehlfarbenausgestiegenist

angeblich gute Bekannte, BrigitteBardot?” "Wir habendarüberkurz ge-sprochen, neulich auf der Jagd, inWirklichkeit — das brauchst du abernicht zu schreiben - geht sie ganz gernmal mit, wenn sie wieder was zumAnziehen braucht,weißt du." "Kannstdu Noten lesen?" "Ja, lesen kann ichdie, aber was macht man damit?”Soviele Fragen, Soviele Fakten, mirschwirrte der Kopf, sollte das wirklichalles wahr sein? Das wäre ja sen-

sationelll Und mir hat er das erzählt.MIR! Und tatsächlich, er brachte sei-nen berühmten, selbstdestilliertenBrennspiritus und zwei (endlich malwas anderes als den normalen Wind-sor-Orange-Pekoe-Tee) herzhaft ge-formte Trinkgefäße. Allein schon dieHenkel, einfach sagenhaft, die Hen-keI‚ diese Henkel In der o-förmigenParabel. die die Innenseite der ausfeinstem Meißner geformten (ECHTMIT STEMPEL!) Schalenhalter erkann-te man die ästhetische Verkör-perung seines, ach, so müssen Ge-

Alles andere Cash!" Außerdemhätten wir nachmittags sehen10,-- DM Schulden gemacht, diejetzt die Kellnerin aus der eigenenTasche Iöhnen müsse. Scheiße-den!Benny ist voll ausgerastet und n31die alte Einsteinnudel tierisch an.gemacht. Olle Kippenberger sie}.

1zierte ins Foyer und raunzte sergelan:

Die "Vitalienbrüder"in der KippenbergerShow vom 24.3.1981im Cafe EinsteinHerr Kippermann alias Necker-mann hatte in das Einstein gela-den. Und alle, alle kamen. BerlinsKultkunstbourgeoisie ließ sich vonden Herren Kippenberger und

Triffdeinen StarJaneyJI Jones, SPEXmachtsmöglich! Teil3

Interview mit Peter Hein, aliasJaney J. Jones, der kürzlich bei denFehlfarbenausgestiegen ist.Zum ersten Mal in meinem Lebensollteichihm,denjamittlerweileschonhistorischen Mitstreiter der superle-gendären “MITTAGSPAUSE” be-gegnen. Ich war über die Plattenfir-ma schon vor drei Wochen angekün-digt worden, der Termin stand alsofest, da gab's nichts zu rütteln, es warzwar schwierig gewesen. in SeinemvollgepacktenTerminplanein Vier-telstündchen abzuzwacken. aberschließlich hatte e doch gnädigst zu-gesagt. Ich versuchte, ihn mir vorzu-stellen; den letztenTag hatte ich damitverbracht,mir die Menge derverschie-denen Interviews reinzuziehen, dieausdauernde Journalisten aus demangeblich knurrigen Stimmwunderrausgekritzelt hatten. Angeblich hatteer sich nach Zuteilung von 1 StückFrau - nato-oliv-einfach - aus dem

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öffentlichen Leben zurückgezogenund soll derzeit von seinen riesigenTantiemen irgendwo auf einer Farmin Südamerika gemeinsam mit lanCurtis, Jimmi Hendrix, Sid Vicious.Jim Morrison und Adolf Hitler le-ben.So spintisierte und sinnierteich hin undher, als die gläserne Flügeltür desmächtigen Verlags-Gebäudes kurzaufschnellte. Ich fühlte mich wie voneinem Curare-Pfeil getroffen, so sehrerschauerte ich unter der eisigenWirkung des Blicks seiner stähler-nenAugen. ”Hein!"begrüßteermichformlos nicht. ”Tettel, äh, Männe",stammelte ich zurück. Mühsam kramteich in meinem mittlerweile völlig ent-leerten Hirn nach einer der vielen Fra-gen, die ich mir vorgenommen hatte.allein, mir waren alle entfallen...”Na, junger Mann,Angst, um dieseZeit auf der Straße zu stehn?" Erschien meine Unsicherheit bemerktzuhaben, jovial‚ mit der lockeren Routineeines Stars, der derlei Situationen zumeistern gewohnt ist, half er mir aufdie Sprünge? Ich ergriff diesen retten-den Strohhalm. "Wie stumpf kannman für Zeitungen schreiben, so daßsie es nicht mehr drucken?" "Voraus-gesetzt, sie sind Österreicher, kön-nen sie sich nach geradezu alles er-Iauben, deren Formulierungen nimmteh keiner ernst." Der Schalk saß ihmim Nacken und hieb sofort erbar-mungslos mit scharfen Nägeln zu."Stimmt es, daß du auch schwulbist?" fragte ich mit leichter öster-reichischer Vorfreude. "Das überlasseich meinen ehemaligen Gruppen-kumpels aus der Ubu-Barmen/Ge-velsberger-schwedischen Stadtteil-bemehungVIch war zugegebenermaßen etwasenttäuscht, versprach ich mir doch zu

fortgeschrittener Gesprächsstundeeine interessante Auflockerung unse-res bis jetzt schon etwas steifen Ge-spräches... "lst es richtig, daß «du eineFreundin haben sollst?” GEGEN-DARSTELLUNG:u. 581 des Pr.Ges.-b. NRWsindwir zum vollständigenAb-druck dieser Gegenanstellung ver-

pflichtet. ohne Rücksichtnahme aufihren Wahrheitsgehalt: "Diese Be-hauptung ist unwahr! Wahr ist viel-mehr. daß ich mit einer Katze zusam-menlebe." "Abersie soll - und das sollder angebliche Grund eures Zusam-menlebenssein - eine ähnlicheNasewie du haben?" (Er hat eine stark inspost-semitische spielende Kissin-germäßigeNase‚diewohlauchhaupt-verantwortlich für die signifikanteMerkwürdigkeit und Eigenwilligkeitseines Gesanges sein muß, aber ineinem Kibbuz war er sicher nie!)"Muß!" "Aha!" “Was machstdu so mitdeinem vielen Geld?" "lch habe erst-mal investiert, in Aktien, weißt du, soEnergie. Kernkraftwerkeund so

und bei BAYER,Chemie.“ "Und wasmachst du in deiner Freizeit am

liebsten?” "Weißt du_, ich geh schonmal aufdie Jagd, so mit meinerBaby-robbenjagd-Yacht,so vor Neufund-land und so.“ "Und was sagt da deine

dichte aussehen, tja...) "Washältst dueigentlich von Politik?" "Ja, weißt du.ich war schon damals fast Klassen-sprecher-StelIvertreter‚ seitdem

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bin ich aktiv, z.B. in unserer Ortsgrup-pe, derzeit Kassier, ich habe meineharte Kindheitnie vergessen!”"Übrigens, ich heiße Männe!" ver-suchte ich das Gespräch in andereBahnen zu lenken. "Schon gut, Dudarfst ruhig ”HerrHein"zumirsagen!"bemerkteer gutgelaunt. Ein Wort gabden nächsten Schluck — er brachteneues Destillat. "Prost!", um nur eini-ge seiner köstlichen und geistvollenBemerkungenaus meiner, durch nochetliche Ausgaben des wirklich erst-klassigen Fusels, und damit meine ichauchERSTKLASSIG,also ehrlich ein-wandfreien Getränkes - herrlicheBlume - am nächsten Tage, - es reg-nete leider - doch leicht geschwäch-ten Erinnerungzurückzurufen. "Prost”habe ich glaube ich, zurückgerufen.allerdings nicht sehr laut, denn seineNachbarn hatten schon mehrfach ge-kIopft;erwartatsächlichderamüsanteAlleinunterhalter, als den man ihn‘mir beschrieben hatte. So kam auchder Moment, wo ich jene Frage. diemir schon den ganzen Tag aufden Lip-pen brannte, knapp vor dem Höhe-punkt unserer geselligen Stimmung.stellen konnte: "Wasfür Musik magstDu?" quoll es aus mir. "Deutschel”.jetzt war's raus, geahnt hatte ich esschon immer, daß unter der raune_nEnglish-Sportsman-haftenSchale einvaterländischesschlägt - und gerietins Schwärmen. "Hast du schon DIENEUE von 'Zwerg Zwetschge?”(Don Bartnick - liebevollnannte er soseinen alten Kumpel). Um der Wahr-heit die Ehre zu geben, hätte ich ver-neinen müssen. allein, angesichts die-ser rührenden Szene wollte ich michfür unsere Leser nicht blamieren undantwortete "Ja, klar, ich hab sie mirsofort im Laden geholt, als sje rauskam, das ist doch die. wo...", er fielmir ins Wort "Ja, genaudie!" Von die-ser Platte war es nicht mehr weit zurnächsten Flasche seines Zaubertran-kes. ”Darf ich rauchen?" gestatte ichmir die Frage. "Natürlich darfst dunicht rauchen!" Verschämt lächelnddämpfte ich meine R 6 wieder aus,wiekonnte ich auch nur Dieser peinli-chen Situation zu entgehen, brachteich meine entscheidende Frage desAbends "Weißt du nicht jemanden,der für heute nachteinen Schlafplatzhat7”, es war unterdessen nämlich‘schon sehr früh geworden und diePlattenfirma rückt für kleineZeitungenwie SPEX keine Hotelspesen raus."Ne, Du, weiß ich auch nicht... aberfrag doch mal im Hof, da rennt be-stimmt jemand rum” und diesen gutenTip beherzigend. schlenderte ich -

nachdemwir uns in herzlicherWeisevoneinanderverabschiedet hatten - zumeiner Straßenbahnhaltestelle,lange noch darübernachdenkend,wa-rum manche Stars auch, nachdemsieberühmtgeworden sind. noch immerMensch bleiben woll?

Männe Thekel

Lampersberg (aristokat) unterhal-ten.Der ehemalige Offiziere-Club derReichswehr‚derSSundderSAyvarproppenvoll. Selbst ein Name oderein Medienpass konnten nichtmehr zum Eintritt verhelfen. Bennystritt sich noch kurz vor dem Auf-tritt mit einer abgewiesenenBouil-labaissetante (Fischsuppe) undwir rockten mit Jane County undSerge de Paris im Foyer auf derFensterbank. Die Hektikund Span-nung drinnen war unerträglich. Zuheiß.Für mich begann die ganze Ge-schichte schon einen Tag früherund endete einen später.Montags hab’ ich die Spex (3/81)ins Cassetten KombinatNaumannStraße gebracht und dabei einenBlick ins neue Kellerstudio gewor-fen. Benny stand rum und schnip-pelte an Fotokopienfür die Casset-ten Cover der "VitaIienbrüder". Ersah echtabgefahrenausmitseinerkahl geschorenen Birne, dem grell-roten Piratenfrack, den Teddy-dicksohle-Tretern und dem gan-zen Totenkopfzeug an denschwarzen Klamotten. Erstmalhielt er mir eine riesen Flagge mitSchädel und gekreuzten Knochenvor die Nase. Wenig später stelltesich heraus. daß Rene (b.), Kiddy(g.) und Ben (ges.) zwar amnächstenTag einenAuftritt hatten,aberaußerBeNsTextenf esbeiden "Vitalienbrüdern" keinendrummer und keine Songs-Das war der Anfang!Von Neun bis weit nach Mitter-nacht haben wir zusammen 4Stücke gemachtund aufCassettemitgeschnitten.Tagsdrauffuhrdieganze Combo mit der BVG zumFlagge hissen ins Einstein undKippi hat Ben blöde angemacht:Ob erdennauchdenTextauswen—dig könne und das Wichtigstesei sein "Kippermann als Necker-mann" außerdem seien für uns19 Minuten reichlich lauter sol-ches Zeug und immer so neben-beiWir waren ganz schön sauer. KeinSoundcheck. lauter parfümierteAffenan Cafehaustischchen,Wie-nerdialektpersonal, entsprechen-de Wucherpreise und ein HerrKippenberger auf Selbstverherr-lichungstrip.Als diesem Herrn anfangs nochdas SO 36 gehörte, habe ich ihnzum erstenmal gesehen! Mit einerKnarre in der Hand (hinter demvergitterten SO Eingang) wollte erseinen Schuppen vor Anarcho-punksbeschützen.WievieIeBandsim SO um die Gage geprellt wur-den, läßt sich an einer Hand nichtzählen. Wir waren also echt heißdrauf, dem Kippenberger dieSchau kaputt zu spielen.Diese Einsteinszene ist ätzend. Alswir was trinkenwollten, gab's zweiBons: aber höchstens bis Bier.

100. Wir fahren Tempo, TempeTempoehrlich. Der hat doch echt ne Mak.ke.Nachdem Kippenberger also seinZeug erzählt hatte. sindwir aufdieBühne gezockelt und Benny haterst mal diese bescheuerte Ansa-ge kaputtgequatscht, währendwirsie wirklich kaputt gespielt haben.Chaotischer Krach und so, Keinerschien mehr zu wissen, waseigentlich los war und wir habenerst mal wieder aufgehört Kippihatte sich in die erste Reihe gebenund belaberte Ben wegen SeinesTextes. "Der ist irgendwodahinten i

Was? Der Fetzen 301|3oo,-- DM gekostet haben? Duspinnst wohl. Den kenn’ ich auchschon." Und zu uns: "Also! Ich geh‘)jetzt als Elefantenmann auf dieBühne und wenn ich sageg-«Wi,fahren nicht 80. Wir fahren nicht

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Bauernschädel grunzend undquickend vor den Mikros, und sogegen Mitternachthabeich zu Kip.penbergers Rock und Roll Swindeimit der Kindergitarre noch denSteinway vom Einstein behacktGerd erzählte mirtagsdraufemfe.lefon, daß er von diesemwannwit.zigen Chaosspektakel nech dieganze Nacht geträumt habe undich konnte echt gar nicht penmq,Das Fernsehen hat alles „m93.schnitten. Ihr könnt es arn erstenDonnerstag im Mai im “BedindSchaufenster“ sehen. Tartüff Kip.penberger bot uns für dennächstenAbend50,-- DM Dm Per,son, plus essen und trinken De,

. wollte uns insgesamt billige, a|5einen Stricher am Zoo. wir sindnicht aufgetreten.adi/berlifln

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