2
Skitouren sind Ausdauersport. Die wertvollen Belastungsreize für Herz, Kreislauf und Muskeln setzen Gesundheit und eine ehrliche Selbstein- schätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in deiner Gruppe außer Atem kommt. Achte auf Kraft- reserven für die Abfahrt. Gute Fitness durch regelmäßigen Ausdauer- und Kraftsport erhöht den Genussfaktor! Bei fehlender Fitness, nach Krankheit oder im fortgeschrittenen Alter kann eine sportärztliche Untersuchung helfen, die eigenen Belastungsgrenzen besser einzuschätzen. Karten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Routenverlauf, Länge, Höhendifferenz und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung ver- dient der Wetterbericht, da Kälte, Wind und schlechte Sicht das Unfallrisiko stark erhöhen. Plane auch Alternativrouten. Informiere dich über nationale Bergret- tungs-Notrufnummern (Euro-Notruf 112). Die entscheidende Frage bei unserer Tourenplanung: Passt mein Tourenziel zu den aktuellen Verhältnissen? Bedenke: Planung ist ein geistiger Entwurf, der unterwegs laufend überprüft werden muss. Auch die sorgfältigste Planung ist wertlos, wenn die Fixierung auf ein Ziel so stark ist, dass neue Informationen vor Ort unberücksichtigt bleiben. Die Planung eines Aus- weichziels erleichtert es, bei ungünstigen Verhältnissen flexibel zu reagieren. gesund und fit in die berge Informiere dich vor der Tour eingehend über die Lawinengefahr: Wie? Wo? Was? Achte besonders auf Informationen zur Gefahrenstufe (1-5), zu den Gefahrenstel- len (Wo ist es heute gefährlich?) und zu den Gefahrenmustern (Was ist heute die Hauptgefahr?). Neuschnee, Triebschnee, Altschnee, Nassschnee und Gleitschnee sind die 5 typischen Lawinenprobleme. Diese weisen auf die vorherrschende Ge- fahrenquelle hin. Gefahrensituationen werden mit Hilfe dieser Muster besser erkannt und das Verhalten kann entsprechend dem vorwiegenden Problem angepasst werden.Typische Gefahrenstellen sind Trieb- schneegefüllte Rinnen und Mulden, Kammnahe Wind- schattenhänge, Schatten- hänge, Sonnenhänge und Übergänge von wenig zu viel Schnee. lawinenlagebericht Passe deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen an und achte auf ein geringes Rucksackgewicht. Für den Lawinen-Notfall sind LVS-Gerät, Schaufel und Sonde Standard, ebenso Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon. Ein Air- bag-System erhöht die Überlebenschancen. Der Alpenverein empfiehlt: LVS-Geräte mit 3-Antennen-Technologie und Lawinenschaufeln aus Metall. Wichtig: Obwohl sich unsere technische Notfallausrüstung laufend verbessert, muss die effiziente Hilfe bei einem Lawinenunfall (Koordination, Notwurf, LVS-Suche, Sondieren, Schaufeln, Erste- Hilfe) geschult und geübt werden. vollständige ausrüstung Beim Erkennen der Lawinengefahr sind dem Menschen enge Grenzen gesetzt. Stütze deine Entscheidungen daher auf strategische Methoden der Risikoein- schätzung (Reduktionsmethoden) und lerne, Gefahrenzeichen im Gelände zu erkennen. Weiche Gefahrenstellen aus und kehre im Zweifelsfall um. Herzstück der Strategie Stop or Go © ist die Verknüpfung von Gefahrenstufe und Hangneigung. Da gradgenaues Schätzen der Steilheit nicht möglich ist, beschränken wir uns auf vier Hangneigungs-Klassen: „mäßig steil“ (unter 30°), „steil“ (30°- 34°), „sehr steil“ (35°- 39°) und „extrem steil“ (40° und mehr). Zwei Faustregeln: Ab einer Hangnei- gung von 30° sind Spitzkehren notwendig, felsdurchsetztes Steilgelände ist minde- stens 40° steil. Abstände dienen der Entlastung der Schneedecke und der Schadensbegrenzung. Entlastungsabstände von 10 m beim Aufstieg in Steilhängen steigern zudem den Komfort bei Spitzkehren. Bei der Abfahrt halte grundsätzlich Abstände von min- destens 30 m und befahre sehr steile Hänge einzeln. Abstände dienen auch der Vorbeugung von Kollisionsunfällen bei der Abfahrt und der Schadensbegrenzung: Im Falle einer Lawine steigen die Chancen, dass weniger Personen verschüttet werden. abstände einhalten 10 Empfehlungen des Alpenvereins: Skitouren, Schneeschuh- und Snowboardtouren bieten große Chancen für Fitness, Gemeinschaft und Naturerlebnis. Die folgenden Empfehlungen dienen dazu, den alpinen Gefahren im winterlichen Gebirge wirkungsvoll zu begegnen. Die praktischen Grundlagen lernst du in Ausbildungs- und Lawinenkursen Erfahrung sammelst du Schritt für Schritt. sorgfältige tourenplanung Flüssigkeit, Energie und Pausen sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Kon- zentration zu erhalten. Heiße, isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher und Wärmespender. Orientiere dich laufend („ich weiß, wo ich bin“) und beurteile vor- handene Spuren kritisch. Um dem erhöhten Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf nach- zukommen, empfiehlt es sich, ca. einmal pro Stunde Flüssigkeit und Kolehydrate zu sich zu nehmen. Die Pausen sollten dabei nicht länger als 5 Minuten andauern, um den Körper auf „Betriebstemperatur“ zu halten. Achte auf Rastplätze, die vor alpinen Gefahren wie Lawinen, Gletscherspalten und Steinschlag sicher sind. pausen und orientierung Stürze bei der Abfahrt sind die häufig- ste Unfallursache auf Skitouren. Für die Schneedecke bedeuten sie eine große Zusatzbelastung. Gute Skitech- nik und eine dem Können angepasste Geschwindigkeit reduzieren das Risiko. Ein Skihelm schützt vor Kopf- verletzungen. Achtung: Absturzgefahr bei gefrorener Schneedecke und im felsdurchsetzten Gelände! Über 2/3 aller verunfallten Personen auf Skitouren kommen durch Sturz bei der Abfahrt zu Schaden. Für die Schneedecke bedeutet ein Sturz einen gewaltigen „Schock“: Das 5-7fache Körpergewicht wirkt dabei auf die Schneedecke ein! stürze vermeiden Kleine Gruppen (bis 6 Personen) erhöhen die Sicherheit. Kommunikation mit anderen Wintersportlern und gegenseitige Rücksichtnahme verhin- dern gefährliche Situationen. In der Gruppe zusammen bleiben. Informiere vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. Die ideale Gruppengröße für Skitouren sind ca. 4 Personen, bei geführten Touren hat sich die Zahl 8+1 als Richtwert für die maximale Gruppengröße etabliert. In we- sentlich größeren Gruppen droht das Chaos durch erschwerte Kom- munikation, fehlende Über- sicht und zunehmende Trägheit. kleine gruppen Das Gebirge bietet einen wertvollen Freiraum zum Bewegen in einzigar- tiger Wildnis. Genieße diese Freiheit! Nimm Rücksicht auf Wildtiere, respektiere Schutzgebiete und betrete keine Aufforstungsflächen. Zur Anreise Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel ver- wenden. Berge im Winter bieten einen großartigen Freiraum zum Bewegen in einzigartiger Wildnis. Genieße diese Freiheit und respektiere die sensible Gebirgsnatur! Nimm Rücksicht auf Andere und unterstütze die alpinen Ver- eine in ihrem Bemühen, die Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten. respekt für die natur und umwelt sicher skitouren hier ziehen lawinenrisiko abwägen 1 2 3 6 5 7 8 9 10 4 Diese Empfehlungen wurden im CAA international abgestimmt und von der Mitgliederversammlung 2015 beschlossen. Mitglieder des CAA: Alpenverein Südtirol (AVS), Fédération Française des Clubs Alpins et de Montagne (FFCAM), Club Alpino Italiano (CAI), Deutscher Alpenverein (DAV), Liechtensteiner Alpenverein (LAV), Österreichischer Alpenverein (ÖAV), Planinska Zveza Slovenije (PZS), Schweizer Alpen-Club (SAC).

sicher skitouren - Alpenverein · sicher am berg skitouren_auflage5_Layout 1 04.11.2016 08:23 Seite 1. Neuschnee (Schneefälle der letzten 3 Tage) bedeutet fast immer einen Anstieg

  • Upload
    others

  • View
    7

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Skitouren sind Ausdauersport. Die wertvollen Belastungsreize für Herz,Kreislauf und Muskeln setzen Gesundheit und eine ehrliche Selbstein-schätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dassniemand in deiner Gruppe außer Atem kommt. Achte auf Kraft-reserven für die Abfahrt. Gute Fitness durch regelmäßigen Ausdauer- undKraftsport erhöht den Genussfaktor! Bei fehlender Fitness, nach Krankheitoder im fortgeschrittenen Alter kann eine sportärztliche Untersuchung helfen, die eigenen Belastungsgrenzen besser einzuschätzen.

    Karten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Routenverlauf,Länge, Höhendifferenz und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung ver-dient der Wetterbericht, da Kälte, Wind und schlechte Sicht das Unfallrisiko starkerhöhen. Plane auch Alternativrouten. Informiere dich über nationale Bergret-tungs-Notrufnummern (Euro-Notruf 112). Die entscheidende Frage bei unserer Tourenplanung: Passt mein Tourenziel zu den aktuellen Verhältnissen? Bedenke: Planung ist ein geistiger Entwurf, der unterwegs laufend überprüft werden muss.Auch die sorgfältigste Planung ist wertlos, wenn die Fixierung auf ein Ziel so stark ist,dass neue Informationen vor Ort unberücksichtigt bleiben. Die Planung eines Aus-weichziels erleichtert es, bei ungünstigen Verhältnissen flexibel zu reagieren.

    gesund und fit in die berge

    Informiere dich vor der Tour eingehend über die Lawinengefahr: Wie? Wo? Was?Achte besonders auf Informationen zur Gefahrenstufe (1-5), zu den Gefahrenstel-len (Wo ist es heute gefährlich?) und zu den Gefahrenmustern (Was ist heute dieHauptgefahr?). Neuschnee, Triebschnee, Altschnee, Nassschnee und Gleitschneesind die 5 typischen Lawinenprobleme. Diese weisen auf die vorherrschende Ge-fahrenquelle hin. Gefahrensituationen werden mit Hilfe dieser Muster besser erkannt und das Verhalten kann entsprechend dem vorwiegenden Problem angepasst werden.Typische Gefahrenstellen sind Trieb-schneegefüllte Rinnen und Mulden, Kammnahe Wind-schattenhänge, Schatten-hänge, Sonnenhänge und Übergänge von wenig zu viel Schnee.

    lawinenlagebericht

    Passe deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen an und achte auf ein geringes Rucksackgewicht. Für den Lawinen-Notfall sind LVS-Gerät, Schaufel undSonde Standard, ebenso Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon. Ein Air-bag-System erhöht die Überlebenschancen. Der Alpenverein empfiehlt: LVS-Gerätemit 3-Antennen-Technologie und Lawinenschaufeln aus Metall. Wichtig: Obwohl sichunsere technische Notfallausrüstung laufend verbessert, muss die effiziente Hilfe beieinem Lawinenunfall (Koordination, Notwurf, LVS-Suche, Sondieren, Schaufeln, Erste-Hilfe) geschult und geübt werden.

    vollständige ausrüstungBeim Erkennen der Lawinengefahr sind dem Menschen enge Grenzen gesetzt.Stütze deine Entscheidungen daher auf strategische Methoden der Risikoein-schätzung (Reduktionsmethoden) und lerne, Gefahrenzeichen im Gelände zu erkennen. Weiche Gefahrenstellen aus und kehre im Zweifelsfall um. Herzstückder Strategie Stop or Go© ist die Verknüpfung von Gefahrenstufe und Hangneigung.Da gradgenaues Schätzen der Steilheit nicht möglich ist, beschränken wir uns aufvier Hangneigungs-Klassen: „mäßig steil“ (unter 30°), „steil“ (30°- 34°), „sehr steil“(35°- 39°) und „extrem steil“ (40° und mehr). Zwei Faustregeln: Ab einer Hangnei-gung von 30° sind Spitzkehren notwendig, felsdurchsetztes Steilgelände ist minde-stens 40° steil.

    Abstände dienen der Entlastung der Schneedecke und der Schadensbegrenzung.Entlastungsabstände von 10 m beim Aufstieg in Steilhängen steigern zudem denKomfort bei Spitzkehren. Bei der Abfahrt halte grundsätzlich Abstände von min-destens 30 m und befahre sehr steile Hänge einzeln. Abstände dienen auch derVorbeugung von Kollisionsunfällen bei der Abfahrt und der Schadensbegrenzung: ImFalle einer Lawine steigen die Chancen, dass weniger Personen verschüttet werden.

    abstände einhalten

    10 Empfehlungen des Alpenvereins:

    Skitouren, Schneeschuh- und Snowboardtouren

    bieten große Chancen für Fitness, Gemeinschaft und Naturerlebnis.

    Die folgenden Empfehlungen dienen dazu, den alpinen Gefahren

    im winterlichen Gebirge wirkungsvoll zu begegnen. Die praktischen

    Grundlagen lernst du in Ausbildungs- und Lawinenkursen

    Erfahrung sammelst du Schritt für Schritt.

    sorgfältige tourenplanung

    Flüssigkeit, Energie und Pausen sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Kon-zentration zu erhalten. Heiße, isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher undWärmespender. Orientiere dich laufend („ich weiß, wo ich bin“) und beurteile vor-handene Spuren kritisch. Um dem erhöhten Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf nach-zukommen, empfiehlt es sich, ca. einmal pro Stunde Flüssigkeit und Kolehydrate zusich zu nehmen. Die Pausen sollten dabei nicht länger als 5 Minuten andauern, umden Körper auf „Betriebstemperatur“ zu halten. Achte auf Rastplätze, die vor alpinenGefahren wie Lawinen, Gletscherspalten und Steinschlag sicher sind.

    pausen und orientierung

    Stürze bei der Abfahrt sind die häufig-ste Unfallursache auf Skitouren. Fürdie Schneedecke bedeuten sie einegroße Zusatzbelastung. Gute Skitech-nik und eine dem Können angepassteGeschwindigkeit reduzieren das Risiko. Ein Skihelm schützt vor Kopf-verletzungen. Achtung: Absturzgefahrbei gefrorener Schneedecke und imfelsdurchsetzten Gelände! Über 2/3aller verunfallten Personen auf Skitourenkommen durch Sturz bei der Abfahrt zuSchaden. Für die Schneedecke bedeutetein Sturz einen gewaltigen „Schock“:Das 5-7fache Körpergewicht wirkt dabei auf die Schneedecke ein!

    stürze vermeiden

    Kleine Gruppen (bis 6 Personen) erhöhen die Sicherheit. Kommunikationmit anderen Wintersportlern und gegenseitige Rücksichtnahme verhin-dern gefährliche Situationen. In der Gruppe zusammen bleiben. Informierevertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr. Achtung Alleingänger:Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. Dieideale Gruppengröße für Skitouren sind ca. 4 Personen, bei geführten Tourenhat sich die Zahl 8+1 als Richtwert für die maximale Gruppengröße etabliert. In we-sentlich größeren Gruppen droht das Chaos durch erschwerte Kom-munikation, fehlende Über-sicht und zunehmende Trägheit.

    kleine gruppen

    Das Gebirge bietet einen wertvollen Freiraum zum Bewegen in einzigar-tiger Wildnis. Genieße diese Freiheit! Nimm Rücksicht auf Wildtiere, respektiere Schutzgebiete und betrete keine Aufforstungsflächen. ZurAnreise Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel ver-wenden. Berge im Winter bieten einen großartigen Freiraum zum Bewegenin einzigartiger Wildnis. Genieße diese Freiheit und respektiere die sensibleGebirgsnatur! Nimm Rücksicht auf Andere und unterstütze die alpinen Ver-eine in ihrem Bemühen, die Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten.

    respekt für die natur und umwelt

    sicher skitouren

    hier ziehen �

    lawinenrisiko abwägen

    1

    2 3

    6

    5

    7

    8

    9

    10

    4

    Diese Empfehlungen wurden im CAA international abgestimmt und von der Mitgliederversammlung 2015 beschlossen. Mitglieder des CAA: Alpenverein Südtirol (AVS), Fédération Française des Clubs Alpins et de Montagne (FFCAM), Club Alpino Italiano (CAI), Deutscher Alpenverein (DAV), Liechtensteiner Alpenverein (LAV), Österreichischer Alpenverein (ÖAV), Planinska Zveza Slovenije (PZS), Schweizer Alpen-Club (SAC).

    sicher am berg skitouren_auflage5_Layout 1 04.11.2016 08:23 Seite 1

  • Neuschnee (Schneefälle der letzten 3 Tage) bedeutet fast immer einen Anstieg der Lawinengefahr. Besonders unfallträchtig ist daher der erste schöne Tag nach inten-siven Neuschneefällen! Entscheidend für die Gefahrenzunahme durch Neuschneesind - neben der Menge - die begleitenden Bedingungen wie Wind, Temperatur undZustand der Altschneedecke. Eine „kritische Neuschneemenge“ (nach W. Munter),die immer einen Anstieg auf zumindest erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3) bedeutet,ist daher bei ungünstigen Bedingungen wesentlich geringer als bei günstigen.

    Ungünstige Bedingungen: Starker Wind, tiefe Tempera-turen (unter -8°C), Schmelz-harsch, Reif, wenig befahren.

    Günstige Bedingungen: Schwacher oder kein Wind, Temperatur wenig unter 0°C, regelmäßig befahren.

    Die vereinheitlichte Europäische Lawinengefahrenstufenskala (1-5) fasst die komplexen Verhältnisse in der Schneedecke zusammen, die für Stabilität, Aus-lösewahrscheinlichkeit, Lawinengröße und Lawinenhäufigkeit verantwortlich sind.

    hangneigung & gelände

    Zirka 60 % aller tödlichen Lawinenunfälle ereignen sich im Sektor Nord (NW-N-NO)! Sonneneinstrahlung begünstigtdie Setzung der Schneedecke und hat daher einen allgemein positiven Einfluss auf Schneedeckenaufbau und Stabilität. Eine eindeutig begünstigte Exposition (laut LLB und eigener Einschätzung im Gelände) erlaubt es uns, die Stop or Go©-Entscheidung gemäß der nächst niedrigeren Gefahrenstufe zu treffen.

    expositionWind ist der Baumeister von Schneebrettlawinen! Windzeichen zu erkennen ist dahervon großer Bedeutung. Wind transportiert Schnee vom Luv (= dem Wind zugewandt)ins Lee (= dem Wind abgewandt), wo er als Triebschnee zu liegen kommt. FrischerTriebschnee ist weich, aber gebunden und besonders störanfällig! Charakteristischfür Triebschnee sind die matte und „gespannte“ Oberflächenstruktur und die scharfen Kanten, die beim Spuren entstehen. Folgende Windzeichen kennen wir:

    Setzungsgeräusche („Wumm-Geräusche“) und/oder Setzungsrisse in der Schnee-decke sind eindeutige Alarmzeichen für eine instabile Schneedecke und ein Hinweisfür zumindest erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3). Das Problem entsteht durchSchwachschichten - auch innerhalb der Altschneedecke - welche für uns sehr schwerzu erkennen sind. Spontane, frische Schneebrettlawinen sind typische Alarmzeichenfür große Lawinengefahr (Stufe 4).

    setzungsgeräusche/-rissefrische lawinen

    Stop or Go© ist eine Strategie zur Vermeidung

    von Lawinenunfällen im freien Skiraum.

    Stop or Go© bietet einen klaren Weg zur Entscheidungsfindung

    („Check1“ nach Werner Munter + „Check 2“) sowie eine

    Checkliste von „Standardmaßnahmen“ für Planung und Gelände.

    Mit Stop or Go© können ca. 80 % der Lawinenunfälle

    verhindert werden. Qualifizierte AusbilderInnenv

    vermitteln den richtigen Umgang mit Stop or Go©.

    gefahrenstufe neuschnee

    Regen, intensive Sonneneinstrahlung und tageszeitliche Erwärmung führen zu einerDurchfeuchtung der Schneedecke. Der damit verbundene Festigkeitsverlust lässt dieLawinengefahr drastisch ansteigen (typisch für die Situation im Frühjahr). Achtung: Bei starker Durchfeuchtung ist das Merkmal „stark verspurt“ kein Indiz für Sicherheitbzw. kein „Go-Faktor“.

    starke durchfeuchtung

    Stark verspurt: Zahlreiche, ineinander verlaufende Spuren bilden einen Korridor, in dem keine Spur gelegt werden kann,ohne eine andere zu berühren. Nur innerhalb dieses Korridors ist „stark verspurt” ein Zeichen für relative Sicherheit. Achtung: Gilt nicht bei starker Durchfeuchtung! Wald: Einzelne Bäume und lichter Wald bieten keinerlei Sicherheit vor Lawinen! Nur geschlossene, dicht bestockte Waldflächen bieten Lawinenschutz.Schmelzharsch: Aus Sulzschnee („Firn”) entsteht in klaren Nächten durch Wärmeabstrahlung tragfähiger Schmelzharsch - ein Garant für große Stabilität der Schneedecke. Nur wenige Zentimeter dick, geht dieser Schmelzharschdeckel durch Erwärmung im Tagesverlauf wieder verloren. Früher Aufbruch und rechtzeitige Abfahrt (!) sind deshalb bei Touren im Frühjahr von besonderer Bedeutung.

    *go-faktoren: stark verspurt, wald, schmelzharschstop or go©

    frischer triebschnee

    Ents

    chei

    dung

    sstr

    ateg

    ieS

    tand

    ardm

    aßna

    hmen

    1 - Gering. Lawinenauslösung ist nur bei großer Zusatzbelastung an Einzelstellen im extremen Steilgelände möglich. Ca. 1/5 des Winters ausgegeben, ca. 2% der Todesopfer.

    2 - Mäßig. Lawinenauslösung v.a. bei großer Zusatzbelastung an den angegebenen Steilhängen möglich. Ca. 1/2 des Winters ausgegeben, ca. 22% der Todesopfer.

    3 - Erheblich. Lawinenauslösung bereits bei geringer Zusatzbelastung v.a. an den angegebenenSteilhängen möglich. Ca. 1/3 des Winters ausgegeben, ca. 59% der Todesopfer.

    4 - Groß. Lawinenauslösung bereits bei geringer Zusatzbelastung an zahlreichen Steilhängenwahrscheinlich. Für wenige Tage des Winters ausgegeben, ca. 9% der Todesopfer.

    5 - Sehr groß. Spontan sind große, mehrfach auch sehr große Lawinen, auch in mäßig steilem Gelände zu erwarten. Sehr selten ausgegeben, im Durchschnitt einmal pro Winter. Katastrophenlawinen, für Skitouren nicht relevant.

    .

    2 - mäßig

    Umgebung Spur ganzer Hang Geländekammer

    3 - erheblich

    bei günstigen Bedingungen: 30-50 cm

    ... bei mitleren Bedingungen: 20-30 cm

    Anraum

    Windgangeln

    Windkolk Kometenschweif

    Schneefahnen/Wechte

    Dünen

    abgewehte Rücken und Kämme

    Wec

    hten

    keil

    Lee

    Lee

    eingewehte Rinnen und Mulden

    kammnahe Bereiche

    Lee

    Luv Luv

    LuvLuv

    ... bei ungünstigenBedingungen: 10-20 cm

    4 - groß

    5. Auflage, Nov. 2016 / Österreichischer Alpenverein / Olympiastr. 37, Innsbruck / Redaktion: M. Larcher, G. Mössmer Illustration: G. Sojer /

    Foto: K. Kranebitter / Grafik: grafische auseinandersetzung, telfs / Druck: Univers Cardfolder EU-Patent EP 1097441, Druckerei Alpina

    Kritische Neuschneemenge

    Booklet SkitourenRisikomanagement Stop or Go© & Notfall Lawine162 Seiten, zahlreiche Fotos und Illustrationen.Bestellungen von Cardfolder und Booklet Skitouren unter www.alpenverein.at/shop

    Die Hangneigung ist der wichtigste Geländeparameter in Zusammenhang mit der Lawinengefahr! Ab ca. 30° Neigung sind Lawinenabgänge möglich, die durchschnitt-liche Steilheit von Skifahrerlawinen beträgt knapp unter 40°. Bleibt man unter 35°reduziert sich das Risiko der Lawinenauslösung um 84%. Zur Bestimmung der Hang-neigung berücksichtigen wir die steilste Stelle des Hanges über 20 Höhenmeter. Un-terteilt wird die Hangsteilheit in 4 Klassen: mäßig steil: weniger als 30° (weiß), steil:30 bis 35° (gelb), sehr steil: 35 bis 40° (orange), extrem steil: mehr als 40° (rot)

    Gefahrenstufe und Gelände: Je größer die Lawinengefahr (Gefahrenstufe), desto größer die Wahrscheinlichkeit, auch aus mäßig steilem Gelände Lawinen auszulösen(„Fernauslösung“). Bei der Beurteilung der Hangsteilheit müssen wir daher einenimmer größeren Geländebereich berücksichtigen.

    felsdurchsetzt? mind. 40°

    Spitzkehren?≥ 30°

    Bogen?< 30°

    < 30°

    < 35° < 40°

    ≥ 40°

    sicher am berg skitouren_auflage5_Layout 1 04.11.2016 08:23 Seite 2