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Si cht Arnsberger GenerationenMagazin Ausgabe 62 Dezember 2014, Januar und Februar 2015 ZUM MITNEHMEN Wir wünschen frohe Weihnachten und ein gesundes und zufriedenes neues Jahr 2015

Sicht UM M - arnsberg.de · Besser leben im Alter durch Technik Eine Beratungsstelle stellt sich vor ..... 12 Die November-Überraschung ... aus dem „Westen“ ins Haus fl attert,

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SichtArnsberger GenerationenMagazin

Ausgabe 62

Dezember 2014, Januar und Februar 2015

ZUM MITNEHMEN

Wir wünschen frohe Weihnachten

und ein gesundes und zufriedenes

neues Jahr 2015

Nr. 62 Seite 2 SichtINHALT

Beim Zahnarzt .................................................................... 2Kinder begreifen mehr ........................................................ 3Shopping in einer „anderen Welt“ ....................................... 4Die Advents- und Weihnachtszeit 1930 .............................. 5 Blick aus dem Fenster ........................................................ 7? bunt gemischt ! ................................................................. 7Weg mit den Fransen ......................................................... 8Wo ist es nun schon wieder, dieses verfl ixte Ding ...? ... ..... 9 Weihnachten - Märchen vom Auszug aller „Ausländer“ ... 10EngelFeder ....................................................................... 11Besser leben im Alter durch TechnikEine Beratungsstelle stellt sich vor ................................... 12Die November-Überraschung ........................................... 14Wir sind, wer wir sind, und das ist gut so! .........................14Guten Morgen lilebe Sonne .............................................. 15Wunschzettel .................................................................... 16GEO-Foto-Ausstellung „Von 0 auf 100 in elf Leben“im Sauerlandtheater in Arnsberg ..................................... 18 Die Sage von der goldenen Wiege im Fürstenberg .......... 19Die Erfolgsgeschichte der Silberlocken ............................ 21„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg“ ............................................... 23Märchen aktuell für Jung und Alt ...................................... 24Mammon ........................................................................... 24„Unter 7 über 70“ - Ein generationenübergreifendesMusikprojekt für Senioren und Vorschulkinder ................. 25Der Automat ...................................................................... 26Es war einmal ... Märchen als Schlüssel zum Menschen mit Demenz ........ 27Erinnerungen .................................................................... 28Droben stehet die Kapelle - schauet tief ins Tal hinab ...“ . 29Buchvorstellung: Oma isst Zement! .................................. 31Zu uns kommt immer der richtige Nikolaus ...................... 32 Vielfältige Begegnungen. Delegation des Seniorenbeirates Olesno in Arnsberg ....... 33Klimawandel und die kleineren Gewässer in Arnsberg ..... 34Der Seniorenbeirat informiert - Apothekennotdienst ......... 36Eindrücke vom Seniorennachmittag in Neheim ................ 37Seniorennachmittag in Alt-Arnsberg am 23.10.2014 ............. 37Ruhestand - Ein neues Leben .......................................... 38Lösungen zu ? bunt gemischt ! ......................................... 40„Ich gucke immer in lachende Gesichter“ ......................... 41Ein Flüchtling zu Weihnachten ..........................................42Servicequalität ausbauen ..................................................43Früher bei uns im Dorf ....................................................... 44„Prima ist der Klimawandel auch für den Gemüsehandel“ 45Die Heiligen Drei Könige .................................................. 46Kürbis einmal anders! ....................................................... 48Bilderrätsel SICHT - Ausgabe 62 ...................................... 49Aufl ösung SICHT - Ausgabe 61 .........................................49Deutschland und Japan: Freundschaft mit Tradition ........ 50Arnsberger Botschaft 2020 für die Weiterentwicklung derDemenzpolitik und generationsübergreifenden Solidaritätin der Kommune ............................................................... 51Kinder- und JugendseiteEindrücke eines „Neulings“ aus der Kinderstadt Arnsberg 2014 ................................................ 52Weihnachtsgruß ............................................................... 54Impressum ...................................................................... 55Bildquellennachweis ......................................................... 55Streichholzrätsel ............................................................... 55Pinnwand ........................................................................ 56

Beim ZahnarztDetlef Ludemann

„Guten Tag“, so spricht Herr Meier,„es wird Zeit, dass wir uns wiedersehn.“„Guten Tag“, sagt auch der Zahnarzt,„hier im Stuhl, da ists bequem“.Herr Meier nimmt gehorsam Platz,kriegt von der Helferin ‘nen Latz,ein Tablett wird vorgeschoben,eine Lampe scheint von oben.Bevor Herr Meier „A“ gesagt,der Zahnarzt nach der Kasse fragt.Herr Meier wittert hier Verrat:„Nix pfl ichtversichert, ich bin privat.Der Zahnarzt strahlt ihn herzlich an:„Will sehen, was ich tuen kann!Privaten bin ich sehr gewogen,bei Pfl icht, da hätte ich gezogen!“Herr Meier reißt die Schnute auf:„Dann schauen sie mal richtig hin!“„Was ist denn das?“, staunt da der Zahnarzt,„da sind ja keine Zähne drin!“Da hört man, wie Herr Meier kichert:„Vorher war ich pfl ichtversichert!“

Hallo!

Neulich las ich in der "SICHT":Wer möchte, schreibe ein Gedicht.Davon hab ich schon jede Menge.Im Block dafür herrscht schon Gedränge.Wer die Wahl hat, hat die Qual,so sucht' ich aus den Versen allden, den ich am besten fand.Ich hoffe, er hält der Prüfung stand.

Nr. 62 Seite 3SichtKinder begreifen mehr

Ich bin überzeugt, dass Kinder immer mehr wissen, als sie sagen können. Das ist der große Unterscheid zwischen ihnen und uns Erwachsenen, die wir bestenfalls ein Hundertstel dessen wissen, was wir sagen. Zweifellos kommt das ganz einfach daher, dass Kinder alles mit ihrem ganzen Sein begreifen, während wir es nur mit unserem Kopf erfassen.

(Jaques Lusseyra)

Ein Kind, das wir ermutigen, lernt Selbstvertrauen. Ein Kind, dem wir mit Toleranz begegnen, lernt Offenheit. Ein Kind, das Aufrichtigkeit erlebt, lernt Achtung. Ein Kind, dem wir Zuneigung schen-ken, lernt Freundschaft. Ein Kind, dem wir Geborgenheit geben, lernt Vertrauen. Ein Kind, das ge-liebt und umarmt wird, lernt, zu lieben und zu umarmen und die Liebe dieser Welt zu empfangen.

Verfasser unbekannt

Nr. 62 Seite 4 SichtShopping in einer „anderen Welt“

Hanni Borzel

Der Kalender zeigte an, es ging schon mit gro-ßen Schritten auf die Weihnachtszeit zu, es war Anfang Dezember 1980. Zu dieser Zeit lebte ich mit meinem Mann und den vier Kin-dern in Weimar, einer „Perle“ in Thüringen.

Nun steckt man ja in der Adventszeit voll in den Vorbereitungen für das Fest, doch moch-te die Zeit auch drängen, wer hätte wohl nein sagen können, wenn plötzlich eine Einladung aus dem „Westen“ ins Haus fl attert, zur Silber-hochzeit des Bruders zu kommen?

Mit recht bangen Gefühlen lieferte ich die Ein-ladung bei dem damaligen Volkspolizei-Kreis-amt ab – ob man mich wohl wirklich fahren lässt? Nach welchen Kriterien man dort ent-scheidet, konnte sowieso niemand nachvoll-ziehen.

Dass ich doch die Genehmigung nach ein paar Tagen erhielt, war dann wohl dem Umstand zu verdanken, dass ich doch minderjährige Kin-der hatte, die, obwohl auch eingeladen, als eine Art „Pfand“ zu Hause bleiben mussten.

Welch ein Gefühl, mit diesem Reisepass aus-gestattet auf die Bank gehen zu können und genau 76 „Mark der Deutschen Notenbank“ in D-Mark West tauschen zu können, für ein paar Weihnachtsgeschenke kam das doch so schön gelegen!

Die Reise konnte beginnen! Die Kontrollen und Schikanen am Grenzübergang will ich hier besser nicht aufführen, die füllen einen gesonderten Beitrag!

Die riesengroße Wiedersehensfreude nach so vielen Jahren mit Brüdern und deren Familien lässt sich auch nur schwer beschreiben, das bleibt ein Leben lang unvergesslich!

Aber um zum Thema „Weihnachtsshopping“ zurück zu kommen:Im Rathaus bekam man als DDR-Besucher 100 DM geschenkt, das war schon mal ein un-glaubliches Gefühl, so viel „West-Geld“ in den

Händen zu halten – dazu kamen ja auch noch ein paar Scheinchen von der Verwandtschaft dazu, - also nun schnell zur großen Shopping-Tour, die wenigen genehmigten Tage verge-hen doch wie im Fluge und man möchte doch viele Kinderwünsche erfüllen.

Etwas ratlos stand ich dann aber vor dem Berg meiner Einkäufe, samt den Geschenken, die ich von den Verwandten bekam – in meine Reisetasche, mit der ich kam, passte doch nur ein ganz geringer Teil hinein – was nun? Also musste man mir doch noch einen großen Kof-fer und eine Reisetasche schenken, und alles war am Schluss prall gefüllt ... nur konnte ich das alles ja gar nicht alleine tragen!

Nun gut, den größten Koffer also per Bahn mit dem Gepäckwagen aufgegeben, ich „nur“ zwei große, schwere Taschen als Handge-päck, - und so komme ich in der Heimat an!

Weimar empfängt mich mit strömendem Re-gen, an ein Taxi nicht zu denken, meine Fa-milie hat keine Ahnung, wann ich zurück sein werde, Telefon hatten wir zu dieser Zeit ja auch noch nicht – also alles katastrophal! – Die Ta-schen nun halt auch noch bei der Gepäckauf-bewahrung abgeliefert, mit dem nächsten Bus nach Hause zu Mann und Kindern gefahren.

Und so steht nun die Mama, die von der Reise in den Westen zurück kommt, nur mit ihrem Handtäschchen in der Türe ... die ungläubigen Kinderaugen, dass Mama so rein gar nichts mitgebracht hat, kann sich bestimmt jeder ausmalen!

Aber wie alle springen konnten, als es hieß „alle Mann zum Bahnhof und Koffer schlep-pen“ ist sicher ebenso vorstellbar!

Weihnachten fand in diesem Jahr ganz ein-fach zweimal statt, denn den Großteil der Ge-schenke gab es natürlich an diesem Tag.

Diese leuchtenden Augen erlebt man nicht all-zu oft und vergisst man auch nie!

Nr. 62 Seite 5SichtDie Advents- und Weihnachtszeit 1930

Mirjam Meier

NikolausabendEndlich ist es soweit. Erwartungsvoll sitzen wir Kinder frisch gewaschen und gekämmt in der warmen Stube. Draußen heult der Sturm in al-len Variationen. Es passt eben alles zu unse-rer augenblicklichen Stimmung. Noch einmal lassen wir unsere Gedanken kreisen. Haben wir auch an alles gedacht? Unsere Schulran-zen stehen sauber und inhaltlich gut geräumt in der Kammer nebenan. Unsere Schuhe blitz-blank geputzt in der Reihe daneben. Unsere Schulaufgaben haben wir heute besonders sorgfältig erledigt. Da konnte doch eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Aber man kann ja nie wissen, was da noch so ans Licht geholt wird. Da fallen einem hier und da doch so bestimmte Punkte ein, die einem doch Schwierigkeiten bereiten könnten. Man fi ng regel-recht an, eine kleine innere Gewissensforschung bei sich zu halten.

Aber immerhin hatte man da ja noch im Gegenzug so einiges zu bieten, in Form einiger Strohhalme. Wie gut, dass da so pünktlich zum 1. Advent die Briefe von den lieben Schwestern Rocha und Susanna, ja sogar von Tante Auguste (Schwester de Mercedes) aus dem fernen Af-rika ankamen. In eben diesen Briefen haben sie uns angespornt, fl eißig Strohhalme zu sammeln, damit das Christkind am Heiligen Abend auch schön warm in seiner Krippe läge. Somit hatten wir doch schon einige Tage Gele-genheit gehabt, Gebrauch hiervon zu machen. Sollte es eng werden, könnte man sich ja hier-mit vielleicht noch Pluspunkte holen.

Papa kommt jetzt zu uns mit einer fast feierli-chen Miene. Unsere innere Anspannung wird ihm nicht entgangen sein. Ich höre ihn heute noch sagen, was in diesem Moment so trös-tend für uns klang: „Die Winde wehen um das Haus, da erzählt euch der Vater vom Nikolaus.“ Erst jetzt im Nachhinein fühle ich, wie er es ge-

noss, eine eigene Familie zu haben, während er dieses als Kind bestimmt oft vermisst hat. Seine Eltern waren sehr früh gestorben. Auch die Nähstube hat jetzt dicht gemacht. Sophie, Änne, Paula, alle kommen sie jetzt zu uns in die Küche. So richtig gemütlich wird es jetzt. Papa legt noch einmal ein paar Holzscheite im Ofen nach. Das Knistern des Feuers übt eine behagliche Wärme auf uns alle aus. Die Zei-ger der Uhr bewegen sich verdächtig nahe auf die besagte Stunde zu. Draußen ist es schon stockdunkel und der Sturm tobt mit unvermin-derter Heftigkeit. Der arme Nikolaus, denken wir. Doch plötzlich hallen dumpfe Schritte vor

unserer Haustür. Das sil-berhelle Glöckchen ist ja wohl nicht zu überhören. Und dann steht er plötzlich vor uns, der Große Heili-ge Mann. Doch furchtein-fl ößend wirkte er nicht auf uns, nur sehr ehrfurchtge-bietend. Er hatte so einen gutmütigen Blick, dass man gleich alle Angst ver-lor. Aber da hinter ihm, da kommt der Knecht Rup-

recht, da konnte einem wirklich Angst und Bange werden. Aus seinem Rucksack bau-melten zwei dünne Kinderbeinchen.

Wir glaubten damals wirklich, die bösen Kin-der würde er mitnehmen und dieses sei eins davon. In unserer Phantasie spielten sich nun natürlich die schaurigsten Geschichten ab. Ähnliches kannten wir ja schon aus den Märchen, die ja damals stets für uns präsent waren. Aber sie haben uns Kindern ja nicht geschadet. Das war weit ab von uns. Wir leb-ten ja in einer heilen Welt. Wie der Tag dann weiter auslief, kann sich jeder selbst ausma-len, denn schließlich hat da jeder schon seine Erfahrungen gemacht. Und es ist da wie so oft im Leben, die Vorfreude ist die schönste Freude. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, während der Realität der Hauch von Mystik fehlt.

Nr. 62 Seite 6 SichtFortsetzung von Seite 5Der Heilige AbendWir Kinder liegen frisch gebadet und gesättigt in unseren Betten. In den damaligen Jahren haben wir oft unsere Nachbarskinder benei-det, die schon am Heiligen Abend ihre Be-scherung hatten. Aber heute so im Nachhinein sehe ich das anders. Ich glaube schon, dass wir den eigentlichen Sinn des Heiligen Abends so doch viel intensiver erleben konnten.

Manchmal war auch Tante Liesbeth, Papas Schwester, bei uns zu Besuch, die zu der Zeit in Essen in Stellung war. Ich genoss es, bei ihr schlafen zu dürfen, sie war ja schließlich meine Patentante. Es gab da ja so viel zu er-zählen und zu fragen, was sich natürlich al-les nur ums Christkind und seine himmlischen Heerscharen drehte.

Wir horchten auf jedes Geräusch im Haus, kein Knistern oder Rascheln entging uns. Natürlich wurde jedes Raunen und Flüstern dem Christ-kind und seinen Engeln zugeordnet. Denn wer sollte wohl sonst in der Heiligen Nacht die Szene beherrschen. So träumten wir in den Weihnachtsmorgen hinein. Um 06:00 Uhr früh gings dann in unsere festlich geschmückte Kirche zur Christmesse. Wenn dann von der Orgel begleitet in Gemeinschaft aller Medeba-cher die schönen Weihnachtslieder erklangen, konnte es einem schon warm ums Herz wer-den. Doch nach der heiligen Messe konnten wir nicht schnell genug nach Haus kommen. Nach dem Morgenkaffee mit unserem heißge-liebten Streuselkuchen war es endlich soweit. Alle Onkel und Tanten waren schon da, die Aufmachung auch Krippe mitzuerleben. Unse-re Nerven waren aufs Äußerste angespannt. Es kamen immer noch verdächtige Geräusche aus dem Weihnachtszimmer. Doch plötzlich klingelt es 1-, 2- und 3-mal.Der große Augenblick ist gekommen. Wie im Bann gehen wir auf die Krippe zu. Ich, als die Ältere, achte immer ganz besonders darauf, dass keiner von uns zuvor die Geschenke sichtete, was meinem kleinen Bruder und mir nie schwer fi el. Doch meine kleine Schwes-ter musste meinen Blick spüren, um nicht in Versuchung zu geraten, verstohlene Blicke zu riskieren. Ja, hier liegt das Christkind wirklich

weich und warm in seinem Krippe. Wir sind stolz darauf, dass wir mit unseren kleinen Op-fern dazu beitragen konnten. Nachdem jeder von uns sein Verslein aufgesagt hat, haben wir es nun wirklich verdient, nach unseren Ge-schenken Ausschau zu halten. Da war unsere Freude natürlich groß, wenn sich unter dem Christbaum viele unserer Wünsche erfüllt hat-ten. Da auf dem Kissen sitzt sogar eine große Puppe für mich aus dem fernen Afrika, von un-serer Tante Auguste, für meine Schwester Otti war da eine Puppe mit schwarzer Hautfarbe, die sie sich so sehr gewünscht hatte. Sie trug ein buntes Bambusröckchen. Um den Hals schlangen sich farbige Perlenketten.

Und für meinen Bruder stand da sogar ein richtiges Schaukelpferd. Nach anfänglichen Schwierigkeiten machte es ihm hernach so richtig Spaß, darauf zu schaukeln. Für das nächste Weihnachtsfest wurde es dann wie-der neu hergerichtet.

Ich muss sagen, dass wir Kinder trotz der schweren Lage stets glückliche und zufriede-ne Jahre erlebt haben. Ja, vielleicht intensiver, was den eigentlichen Sinn dieses Festes be-trifft. Heute ist das Christkind ja schon förm-lich zum Reklamemann degradiert worden, was ja mit der wirklichen Bedeutung dieses Festes schon gar nichts mehr zu tun hat. Auf Grund ihrer berufl ichen Tätigkeit (unser Vater war Schreiner und unsere Mutter Schneiderin) konnten Papa und Mama uns aus Hölzern und Stoffen die schönsten Kinderträume erfüllen. Ich erinnere mich an meine Puppenstube. Ich sehe sie heute noch vor mir. 6 kleine Stühl-chen mit Rückenlehnen und Sprossen für die Füße und Tische, alle Aufl agen mit blauem Li-noleum eingefasst. Meine Schwester bekam einen Kaufl aden mit zig kleinen Schubläden, Ladentheke, Kasse usw. Wahre Meisterstü-cke, die es wohl heute so wertvoll kaum noch gibt. Ein anderes Mal wieder gab es ein schö-nes Puppenbett mit Blümchenbettbezügen und passenden Kissen. An Kleidungsstücken für die Puppen hat es uns nie gefehlt. In den späteren Jahren fi ngen wir Kinder auch an uns gegenseitig Geschenke zu basteln. Unsere Bescherung verlegten wir nun auch auf den Heiligen Abend.

Nr. 62 Seite 7SichtBlick aus dem Fenster

Bernd Kipper

Was ermöglicht mir ein Fenster? Es gibt den Blick frei in das nähere Umfeld. Aber nicht nur das, es erschließt mir die Sicht in die Ferne, in den Himmel und nachts in die Sterne.

Ich frage mich, ist das alles? Nein. Habe ich mich erst mal von visuellen Ausblicken be-freit, geht mein Blick in das eigene Innere, zu meinen Gedanken, zu meinen erlebten Zeit-räumen. Ich kann meine Vergangenheit se-hen und mir vor Augen führen, meine Kindheit nachfühlen, die Jugendzeit herbeiholen, mei-nen Werdegang als Erwachsener erspüren; meine schönen Erfolge, aber auch dunkle, schwere Zeiten und seelische Verluste durch meinen Blick durch ein Fenster nachvollzie-hen.

Was hat mir meine Lebenszeit gebracht? Ich bin stolz und glücklich, dass mir in all den Jahren vieles gelungen ist und die damit ver-bundene Zufriedenheit bis heute als Gewinn gewertet werden kann. Ja man sollte öfters durch ein solches Fenster schauen, um die wunderbaren Lebensabschnitte für sich selbst erneut zugänglich zu machen. Man bemerkt

dann auch, dass Belastungen durch die ver-gangenen Zeiten verblassen und schöne, hilf-reiche Stunden vorgehalten werden.

Denn uns gibt die Natur vieles vor. Haben wir doch durch die Vierjahreszeiten gute Beispie-le, um uns mit unseren Lebensabschnitten zu orientieren. Neubeginn durch das Erwachen der Natur, Wärme und Reife während des Sommers, Ernte und beginnende Ruhe im Herbst, Stille und Erholung während des Win-ters, um neue Kraft zu sammeln.

1. Wo liegt Locarno? 2. Was ist ein Ulan? 3. Ein Vagant ist? 4. Die Fakultät ist? 5. Was bezeichnet man als Omen? 6. Ein Cape ist? 7. Was ist ein Tabellarium? 8. Die Berberitze ist? 9. Was bedeutet objektiv?10. Der Klüver befi ndet sich?

11. Syrakus ist eine?12. Der Thalamus befi ndet sich?13. Ein Giga entspricht?14. Was besagt obligat?15 Was hat ein Dieselmotor nicht?16. Beregnung ist?17. Evangelium heißt übersetzt?18. Wer war der Sonnenkönig?19. Was ist Gorgonzola?20. Den Polarstern fi ndet man?

? bunt gemischt !

Wenn im Gehirn mal alles ruht … ein Zettel macht es wieder gut!

Nr. 62 Seite 8 Sicht

Waltraud Ypersiel Weg mit den Fransen

In meinem Schrank hängen Tücher und Schals mit sehr langen und schön verknoteten Fransen. Die Dreieckstücher habe ich mir immer gern sa-lopp über die Schultern gelegt. Über Mantel und Blazer getragen kam ich mir dann stets edel und lässig vor. Nun aber, in meinem höheren Alter, fi n-de ich diese Fransengeschichte nicht mehr pas-send. Also weg mit den Fransen. Aber da gab es Probleme. Bei einigen Tüchern bemerkte ich Lö-cher an den Stellen, wo vorher die Fransen ange-bracht und verknotet waren. Anderen merkte man keine Spuren der Entfernung an. Ein paar wenige Schals konnte ich nicht retten, das war aber nicht so schlimm. Es waren Farben, die nicht mehr zu meiner Garderobe passten. Also weg damit. Dazu gehörten auch edle mit Perlen und Strass. Sowie-so nicht mein Stil. Jetzt kann ich die Tücher und Schals, die überlebt haben, auch so knoten und tragen wie sie im Moment modern sind. Jetzt beginnt meine fransenlose Zeit.

Aber halt, so einfach ist es nun doch nicht. Ich habe festgestellt, dass alle meine schönen war-men Winterschals mitverwebte Fransen haben. Die trage ich aber weiter.

Mal sehen, was ich noch so in meinem Schrank habe mit Fransen. Da werde ich sicher noch fün-dig. Tischdecken, Kissenbezüge und Deckchen vielleicht?

Da fällt mir ein, irgendwann habe ich mal Spitzen an Unterröcke und Decken genäht. Das muss ich

mir mal ansehen. Vielleicht kommen sie demnächst auch wieder ab. Mal sehen!

Stolz trage ich eines meiner neuen Tücher (ohne Fransen), als mir eine liebe Bekannte sagte: "Was ist das, du hast da was hängen"... - Eine sehr lange Franse hatte überlebt. Peinlich?! Ich erzählte ihr meine Fransengeschichte, worauf sie lächelte und sagte, sie habe sich gerade eine tolle Stola gekauft mit fünfzehn Zentimeter langen wunderschönen Fransen.

Jetzt hat sie ihre Fransenzeit.

Und meine ist ja auch noch nicht ganz vorbei, mal sehen was noch kommt.

Nr. 62 Seite 9Sicht

Wo ist es nun schon wieder,dieses verfl ixte Ding ...?

Marita Gerwin

Gerade hatte ich es doch noch in der Hand! Es drückte im Mund. Wundschmerz! Wenn es nicht unbedingt sein muss, nehme ich es raus. Es ist so schön, wenn der Schmerz nachlässt ... So ein Fremdkörper im Mund macht ständig auf sich aufmerksam. Ich frag mich nur, ob das bei einem Piercing in der Zunge, wie die jungen Menschen es lieben, auch so ist?

Erst gestern habe ich es gesucht wie einen Stecknadelkopf, dieses kleine weiße Teil mit den zwei winzigen Haken dran. „Das Provi-sorium“, wie mein Zahnarzt sagt. Recht hat er! Es ist und bleibt ein Provisorium. Bis das „Implantat“ meines Zahns in den Kiefer ein-gepfl anzt werden kann, vergehen Monate. So lange schlage ich mich mit diesem „Ersatz-Ba-ckenzahn“ herum: raus-rein ... rein-raus.

Tagsüber stört es mich weniger, aber am Abend, wenn ich zur Ruhe komme, nervt es einfach. Es war aber auch ein Pech, dass ich auf einen Kirschkern gebissen und dabei ei-nen Zahn gespalten habe, der nicht mehr zu retten war. Gott sei Dank war es ein Backen-zahn!

Gestern nach dem Abendessen spürte ich mal wieder diesen unangenehmen Druck. Mit ei-nem Handgriff nahm ich das Teilchen heraus, um es im Bad zu deponieren. Doch unverhofft kam etwas dazwischen.

Mein Blick fi el auf den Berg von Apfelscha-len und Kerngehäusen, die beim Apfelmus-Kochen übrig geblieben waren. „Schnell eben entsorgen. Weg damit auf den Komposthau-fen im Garten“, dachte ich.

Draußen droht Regen. In Windeseile ver-schwinde ich wieder in der warmen Stube. Ich zappe durchs Fernsehprogramm und bleibe hängen beim „Münster-Tatort“. Gerichtsme-diziner Professor Karl-Friedrich Boerne und seine sympathische Assistentin Alberich „che-cken“ gerade in der Pathologie das Gebiss des „Mordopfers“.

Wie ein Geistes-Blitz schießt es mir durch den Kopf: „Hilfe, wo ist mein „Provisorium?“ Meine Zunge fühlt eine gähnende Leere! Doch wohl nicht auf dem Komposthaufen? Das wird ein teurer Spaß ...“

Mit einer Taschenlampe gewappnet, schleiche ich mich durch den strömenden Regen in den Garten. Mein Herz rast. Mein Verstand ahnt Böses. „Das wars dann wohl. Zwischen Apfel-schalen und Kerngehäuse begraben schlum-mert mein ‚Provisorium‘. So ein Ärger!“

Im Schein der Taschenlampe entdecke ich dieses verfl ixte Ding. Er liegt strahlend oben-auf. Als hätte es auf mich gewartet ...

Nr. 62 Seite 10 SichtWeihnachten -

Märchen vom Auszug aller „Ausländer“„Es war einmal …“, so beginnt das Märchen „von denen, die auszogen, weil sie das Fürch-ten gelernt hatten“.

Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnach-ten, spät abends. Über den Marktplatz der klei-nen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Steine fl ogen in das Fenster des türkischen Ladens gegenüber der Kirche. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte et-was gesehen.

„Los, komm, es reicht, wir gehen.“„Wo denkst du hin! Was sollen wir denn da un-ten im Süden?“„Da unten? Das ist immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun, was an der Wand steht: Ausländer raus!“

Tatsächlich, mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf: Zuerst kamen die Kakaopäck-chen, die Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen. Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblingsgetränk; Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat. Ana-nas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf, Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christstollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: Mischlingen wie mir geht’s besonders an den Kragen. Mit ihm kamen das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen.

Nicht Qualität, nur Herkunft zählte jetzt. Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teu-ren Chartermaschinen in alle Welt starteten.

Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen. Lange Schlangen japanischer Autos, voll-gestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik krochen gen Osten.

Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fl iegen, auf ihrer Bahn gefolgt von den feinen Seidenhemden und den Teppichen des fernen Asien.

Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten ins Amazonasbecken. Man musste sich vorsehen, um nicht auszurutschen, denn von überall her quoll Öl und Benzin hervor, fl oss aus Rinnsa-len zu Bächen zusammen in Richtung Naher Osten. Aber man hatte ja Vorsorge getroffen. Stolz holten die großen deutschen Autofi rmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl?! – Aber die VW’s und die BMW’s begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile: Das Aluminium wanderte nach Ja-maika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Straßendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt im Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute.

Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Aus-zug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weih-nachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und „Stille Nacht“ durfte ge-sungen werden – zwar nur mit Extragenehmi-gung, das Lied kam immerhin aus Österreich.

Nur eines wollte nicht ins Bild passen: Maria, Josef und das Kind waren geblieben. Drei Ju-den. Ausgerechnet.

„Wir bleiben“, sagte Maria, „wenn wir aus die-sem Lande gehen – wer will ihnen dann noch den Weg zurück zeigen, den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit?“Quelle: Helmut Wöllenstein, Zuspruch am Morgen am 20.12.1991 im Hessischen Rundfunk.Dieser Text ist die Originalfassung. Das Märchen ist außerdem in 20 weiteren Sprachen erschienen.

Nr. 62 Seite 11SichtEngelFeder

Gottfried Lambert

Ich hab'eine Feder ge-fundenund aufgehoben hat sie ein Vogel verlorenoder ein Engel da oben.

Ist sieeine stumme Frageoder ein Gruß –warumdarauf keine Antwortwieso fi el sievor meinen Fuß.

Ich glaub'sie würde gern' redenund lachen –nicht einfachstill nur schwei-genund Rundfl ügemachen.

Nr. 62 Seite 12 Sicht

Unter dem Aspekt des Alterns und bei Krankheit gewinnt die Thematik des Wohnens einen ho-hen Stellenwert, da aufgrund eingeschränkter Mobilität die Wohnung zum Lebensmittelpunkt wird. Sie ist Teil der persönlichen Identität und des Erlebens. Ist Heimat, die Schutz und Sicher-heit bietet und gleichzeitig dadurch den Maßstab der persönlichen Lebensqualität bestimmt.

Technische Hilfen und Assistenzsysteme ermöglichen den Wunsch nach einem selbstbestimm-ten und weitgehend unabhängigen Leben im vertrauten Wohnumfeld zu realisieren.

Schon heute existiert eine große Bandbreite technischer Möglichkeiten, die vor allem in Situ-ationen von Ermüdung, Überforderung und übergroßer Komplexität entlastet. Durch Technik-unterstützung werden Senioren befähigt, gesundheitliche und altersbedingte Einschränkungen auszugleichen.

Eine zunehmend wachsende Zahl überzeugender technischer Hilfen reichen von Sensoren, die beim nächtlichen Toilettengang das Licht anschalten, bis hin zur komplexen Haustechnik und telemedizinischen Anwendungen.

Das Wissen hierüber ist einer breiten Öffentlichkeit und möglichen Nutzern allerdings noch gering bekannt. Die Akzeptanz technischer Unterstützungssysteme und das Vertrauen in sie hängen im Wesentlichen vom Wissen und der Information über die Technik und ihre Wirkungsweise ab.

Um dies zu ändern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Projekt kommu-naler Beratungsstellen „Besser leben im Alter durch Technik“ ins Leben gerufen. Eine der 22 bundesweiten Beratungsstellen ist im Hochsauerlandkreis angesiedelt.

Die kommunale Beratungsstelle mit Sitz im Kreishaus Arnsberg hat folgende Aufgaben und Ziele:

Information und Beratung über technische Hilfen, Unterstützungs- und Assistenzsysteme, deren Anwendung und Dienstleistungen:

Nr. 62 Seite 13Sicht• Information zu Kostenträgern und Finanzierung• Erarbeitung individueller Problemlösungen• Netzwerk- und Projektbegleitung• Informationsveranstaltungen

Die Beratungsstelle richtet sich an:• Senioren, Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf• Angehörige, gesetzliche Betreuer• Interessierte• Wohnanlagen für betreutes Wohnen und Service-Wohnen• Stationäre und teilstationäre Einrichtungen• Wohnungswirtschaft• Fachbetriebe und Handwerkerschaften

Ihr Ansprechpartner:Hartmut HumpertDiplom-SozialarbeiterHochsauerlandkreis - GesundheitsamtEichholzstraße 9, 59821 Arnsberg, Zimmer 115Telefon: 02931 94-4004, Telefax: 02931 94-4006E-Mail: [email protected] Ich berate Sie kostenlos und neutral!Termine und Hausbesuche nach Vereinbarung Sprechzeiten:Mo, Mi, Do, Fr von 08:30 bis 12:00 UhrDi von 14:00 bis 17:00 Uhr

Nr. 62 Seite 14 SichtDie November - Überraschung

Walter Bräutigam

Kürzlich ging ich an einem Spätnachmittag zum Waldfriedhof. Ich sollte dort einen Baum auf dem Grab meines Onkels ausgraben. Der Baum stand meiner Tante im Wege. Es war so gegen 16:30 Uhr.

Vom Friedhof hat man normal einen schönen Blick auf unsere Stadt. An diesem Tag leider nicht. Der Nebel schlich sich langsam von der Ruhr aufwärts, die Sonne ging auch schon et-was verschleiert unter.

Es war etwas gespenstisch hier oben - so ganz alleine. Egal!

Ich nahm den Spaten in die Hand und fi ng an zu graben. Es ging leichter als ich dach-te. Doch plötzlich: Da!!! Ein Geräusch hinter dem Gebüsch! Nichts war zu sehen, denn der Nebel hatte sich auch auf dem Friedhof breit-gemacht.

Die Kapelle, die ungefähr 50 Meter von mir entfernt war, konnte ich schon nicht mehr se-hen.

Da! Schon wieder dieses komische Geräusch - und nichts war zu sehen. Ich nahm den Spa-ten feste in die Hand, um notfalls zuzuschla-gen. Aber erst mal weiter graben, der Baum war ja so gut wie raus. Es wurde auch schon dunkel. Also beeilen, ein Ruck noch und ich hatte den Baum in der Hand. Im gleichen Mo-ment war das komische Geräusch direkt hin-ter mir! Es war kein schönes Gefühl. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich nahm den Spaten, so dass ich sofort zuschlagen konnte, und stellte mich noch hinter ein großes Grab-mal, so dass der „Feind“ mich nur von vorne angreifen konnte. So jetzt komm schon, sagte ich leise.

Da kam er: … der Feind!!! Ein süßes Kanin-chen hoppelte auf mich zu … und an mir vor-bei.

Vom Schrecken erholt verließ ich den Fried-hof, den Baum unterm Arm. Schnell weg von hier. Eins weiß ich ganz genau: Nie mehr al-lein zum Friedhof.

Wir sind, wer wir sind, und das ist gut so!Marita Gerwin

Leben verlangt Mut. Besonders im Alter.

Mut, Veränderungen herbeizuführen, gegebene Veränderungen wahrzunehmen, sie als Chance zu begreifen und zu versuchen, das Beste daraus zu machen.

Haben wir den Mut nach vorne zu schauen, offen für neue Entwicklungen zu sein? Es sind nicht nur die sich mit dem Altern ergebenden Veränderungen, deren Annahme und Gestaltung uns nicht selten Mut abverlangt.

Es ist auch das in unserer Gesellschaft immer noch weit verbreitete negative Altersbild, das es nicht leicht macht, mutig JA zum Alter zu sagen. Haben wir den Mut, gegen dieses negative "Image" anzugehen!

Altern verlangt Mut, JA zu sagen, zu seinem bisherigen Leben - und zu allem Neuen, was auf uns zukommt. Wir sind, wer wir sind, und das ist gut so.

Nr. 62 Seite 15Sicht

Guten Morgen, liebe SonneWaltraud Ypersiel

Es ist ein schöner Anblick, wie sie so langsam zwischen den hohen Bäumen nach oben steigt. Gleich werde ich meine Augen schließen, damit ich von ihr nicht geblendet werde. Wie jeden Morgen stehe ich auf dem kleinen Balkon um frische Luft zu schnappen. Mit ein paar tiefen Atem-zügen fängt für mich der neue Tag an.

Die Amsel auf dem Dach der Werkstatt habe ich mit meinem Anblick verscheucht. Sehe ich so gruselig aus am frühen Morgen, noch im Schlafanzug, ungewaschen und nicht gekämmt? Die kleine Meise hingegen kommt auch zum Futterplatz auf den Balkon so lange ich hier stehe. Be-wegen darf ich mich natürlich nicht. Meine Wäsche auf der Leine hat über Nacht Feuchtigkeit angezogen. Die Sonne wird sie später trocknen. Ja, ja, die gute Sonne. Gestern habe ich sie vermisst. Es war sehr trüb und neblig. Später hat es dann noch heftig geregnet. Ich habe nichts gegen den Regen, auch er ist willkommen. Wir alle, Mensch, Tier und Pfl anzen brauchen ihn, wie wir auch die Sonne brauchen.

Was wir jetzt, am zehnten Oktober, noch nicht brauchen, ist das Weihnachtsgebäck. Es liegt schon in allen Geschäften aus und die Leute kaufen es auch. Als hätten sie nur darauf gewartet. Nicht genug damit. Auch in den Auslagen (Schaufenstern) der Geschäfte liegen Geschenke und die Weihnachtsdekoration schon aus. “Leute, kauft eure Geschenke schon jetzt.“ Will man das damit erreichen?

Der Winter kommt noch früh genug und mit ihm Frost, Schnee und auch Weihnachten. Auf dem Dach der Firma nebenan zeigt sich schon der erst Frost.Jetzt wird es langsam Zeit, die Pfl anzen auf den Winter vorzubereiten, die Herbstastern haben ihre Knospen noch nicht geöffnet. Ich bin neugierig auf die Blüten, ein leichter Schimmer lässt erahnen, welche Farben sie später haben.

Jetzt zeigt erst einmal der Herbst seine Seiten. Sonne und Regen wechseln sich ab. Als hätten sie sich miteinander abgesprochen. Nur nicht mit uns Menschen. Gestern bin ich mal wieder ganz schön nass geworden, denn bei herrlichem Sonnenschein ging ich natürlich ohne Schirm aus dem Haus. Im Herbst muss man halt mit Allem rechnen.

Nr. 62 Seite 16 SichtWunschzettel ...

Helga Licher

Tante Ingrid setzte sich an den weihnachtlich gedeckten Kaffeetisch, balancierte ein Stück Nusstorte auf ihren Teller und wandte sich an meine Tochter. "Du hast doch sicher deinen Wunschzettel schon geschrieben? Was ist denn dein größter Weihnachtswunsch?“ Lisa sah ihre Patentante einen Augenblick lang an, stellte ihre Kakaotasse auf den Tisch und sag-te im Brustton der Überzeugung: "Ein Klavier!"

Eine Weile war es still am Kaffeetisch. Doch wie zu erwarten, fi ng Tante Ingrid sich rasch, schluckte einmal und fragte: "Ein Klavier?" "Gestern war es noch ein Fahrrad“, sagte ich beiläufi g, während die Tante die Stirn runzelte und meine Tochter missbilligend anschaute. "Was, um alles in der Welt, willst du mit einem Klavier?" Lisa stopfte sich ein großes Stück Torte in den Mund, bevor sie undeutlich ant-wortete. "Was macht man denn mit einem Kla-vier? Darauf spielen, Tante Ingrid ..."

Das Weihnachtsfest stand vor der Tür, und seit Tagen gab es in unserer Familie nur noch ein Gesprächsthema: Lisas Wunschzettel!

Gestern hatte sie erklärt, ihr sehnlichster Wunsch wäre ein neues Fahrrad. Und zwar ei-nes mit Alu-V-Bremsen und Halogen-Schein-werfern. Wehmütig dachte ich an den kleinen, roten Gebrauchtwagen, den ich bei unserem Autohändler gesehen hatte. Ich brauchte drin-gend ein neues Auto. Erst vor zwei Wochen musste ich meinen alten Wagen kostspielig re-parieren lassen. Aber mir war klar, ein Fahrrad war wichtiger.

"Spielst du nach Noten, oder nur mit zwei Fin-gern?" Tante Ingrid heuchelte Interesse, das war mir klar. Doch ich durchschaute sie. Sie war alles andere als musikalisch und konnte eine Blockfl öte nicht von einer Trompete un-terscheiden. Lisa rutschte währenddessen unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Die Un-terhaltung zwischen meiner Tochter und ih-rer Patentante nahm einen zunehmend von Misstrauen geprägten Verlauf, der jede vor-weihnachtliche Harmonie vermissen ließ. Ich

kannte meine Tochter und befürchtete das Schlimmste.

"Ist doch egal“, fauchte sie in diesem Moment. „Ich kann Klavier spielen und will ein Klavier, so!" Zur Bekräftigung ihrer Worte haute sie mit ihrer kleinen Faust auf den Tisch. Dann stand sie auf und ging schmollend in ihr Zimmer.

Mir war der Auftritt meiner Tochter unange-nehm, und ich hatte nur einen Wunsch: Ich wollte retten, was noch zu retten war …

"Lisa ist in einem schwierigen Alter“, sagte ich zerknirscht und schenkte Tante Ingrid Kaffee nach. „Man sollte ihr Verhalten nicht so ernst nehmen."Doch das Tantchen war ganz und gar nicht meiner Meinung. Sie rührte in ihrer Tasse und sah mich skeptisch an. "Ich fi nde, deine Tochter tanzt dir auf der Nase herum. Du solltest dir das nicht bieten lassen. Kin-dern muss man rechtzeitig Grenzen setzen.“ Ich hatte es befürchtet. Tantchens Betonung in ihren Sätzen war ein wenig spitz gewor-den. Doch bevor diese Unterhaltung in einer Grundsatzdiskussion über Erziehungsfragen endete, lenkte ich ein. "Glaub mir, Lisa meint das nicht so“, sagte ich versöhnlich. „Ihr un-gezogenes Verhalten tut ihr bestimmt schon leid.“ Doch Tante Ingrid ließ nicht locker. Sie hatte sich inzwischen in Rage geredet und fuhr mit ihrer Gardinenpredigt fort. „Natürlich meint sie es so. Du verwöhnst sie, wenn du ihr jeden Wunsch erfüllst. Weiß das Mädchen ei-gentlich, was ein Klavier kostet?" „Nein, Tante Ingrid. Sie weiß nicht, was ein Klavier kostet“, antwortete ich bedrückt. „Aber sie ist musika-lisch sehr begabt, vielleicht sollte sie wirklich Unterricht nehmen.“

Tante Ingrid schüttelte den Kopf und winkte ab. „Auch Klavierunterricht ist sehr teuer, au-ßerdem nützt er wenig, wenn sie zu Hause keine Möglichkeit hat, Klavier zu spielen.“

„Ich hätte als Kind auch gerne ein Klavier ge-habt“, sagte ich kaum hörbar. Selbst wenn meine Eltern den Wunsch ernst genommen

Nr. 62 Seite 17Sichthätten, sie hätten mir niemals ein Klavier kau-fen können. Bei fünf Kindern sind die fi nanzi-ellen Verhältnisse nicht immer rosig. Dennoch werde ich nie vergessen, wie groß meine Ent-täuschung war, als am Heiligen Abend eine Winterjacke unter dem Tannenbaum lag.

„Man soll die Talente seiner Kinder fördern, und Lisa ist begabt. Sie sollte wirklich ein In-strument spielen“, sagte ich energisch. Ich wollte dieses Thema endgültig beenden. Das spürte auch Tante Ingrid. Sie seufzte und ver-abschiedete sich, leicht pikiert, mit den Wor-ten: „Du wirst ja wissen, was du tust.“

Mit einem deutlichen Knall fi el die Haustür hin-ter ihr ins Schloss.

Nachdenklich ging ich ins Wohnzimmer zu-rück. „Vielleicht hat Tante Ingrid Recht“, über-legte ich. Man darf Kindern wirklich nicht jeden

Wunsch erfüllen. Sie müssen auch lernen, zu verzichten. Außerdem brauchte ich dringend ein Auto.

Doch plötzlich dachte ich wieder daran, wie sehr ich heimlich weinte, als das ersehnte Kla-vier am Weihnachtsabend nicht in der Stube stand. Nein, diese Enttäuschung wollte ich meiner Tochter ersparen. Sie würde ihr Klavier bekommen. Das Auto konnte warten.

Das Klingeln des Telefons riss mich aus mei-nen Gedanken. Noch ehe ich zum Hörer grei-fen konnte, fl og die Zimmertür auf, und meine Tochter lief mit der Bemerkung: „… ist für mich ...“ an den Apparat.

„Hallo, Oma!“, rief Lisa fröhlich in den Hörer. „Was ich mir zum Weihnachtsfest wünsche, willst du wissen?? Hmm …, ein Pferd!“

Nr. 62 Seite 18 Sicht

GEO-Fotoausstellung »Von 0 auf 100 in elf Leben« im Sauerlandtheater in Arnsberg

100 Jahre Lebenszeit liegen zwischen den beiden Personen auf dem Porträt (100-jährige mit Baby): Marga Spiegel wurde 1912 geboren und Leandra Beck 2012. Das Foto der beiden ist eines der elf Bilder der gemeinsamen Ausstellung des Magazins GEO und der Körber-Stiftung »Von 0 auf 100 in elf Leben«. Für die Ausstellung lichtete der Fotograf Olaf Martens Kinder, Frau-en und Männer ab, die im vergangenen Jahr ihren runden Geburtstag feierten. Die Porträtreihe stellt diese Menschen vor und zeigt ihre Sicht auf sich selbst und auf das Älterwerden. Ergänzt werden die Bilder durch die Texte von GEO-Redakteurin Hanne Tügel, die die Porträtierten in-terviewte. Die Fotos und dazugehörigen Lebensgeschichten sind zugleich ungewöhnliche und beeindruckende Altersbilder. Im Sauerland-Theater in Arnsberg wird die GEO-Fotoausstellung "Von 0 auf 100 in elf Leben" bis zum 6. Januar 2015 gezeigt. Die Ausstellung hat ab Mittwoch, 29. Oktober, jeweils mittwochs und sonntags von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Die Kinder der AWO-Kita "Kleine Eiche" und die Gäste der Tagespfl ege im Caritas-Seniorenzen-trum haben bereits die Chance genutzt, gemeinsam die Ausstellung zu besuchen. Führungen mit Annemarie Günther zu den oben genannten Öffnungszeiten fi nden jeweils um 15:00 Uhr statt. Gern können interessierte Gruppen auch zu anderen Zeiten thematische Führungen mit der Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg vereinbaren: 02932 201-2207, [email protected]. Der Eintritt zur Ausstellung beträgt 1,50 Euro; bei einer zusätzlichen Führung sind es insgesamt 3 Euro.

Nr. 62 Seite 19SichtIn Büschen und Bäumen, unter Hügeln, an Quellen und Bächen, haust das kleine Volk der Zwerge. Da gibt es bucklige und knorzige, am ganzen Körper und im Gesicht behaarte Zwerge. Es gibt sie mit Mäuseohren oder Kat-zenpfoten, mit Gänsefüßen oder Ziegenhufen. Andere, wie z. B. das stille Völkchen, haben bei Tageslicht ein verhutzeltes Faltengesicht, weiße Haare und rote Augen. Sie sehen aber bei Nacht im Mondschein schön und lieblich aus wie ElfenZwerge sind die Hüter der Erde. Sie wachen über die Steine, sie wohnen im Berg oder in moosigen Wäldern. Wir Menschen sollten ihr Zauberreich achtsam und leise betreten. Nur dann spüren wir die Magie und den Zauber der sie umgibt und der in unserer lauten, techni-sierten Welt verschwunden ist.

Die Sage von der goldenen Wiege im FürstenbergAus einem alten Soester Jahreskalender, aufgearbeitet von Sigrid Grobe

Sagen haben ihren Ursprung in alten Zeiten. Viele dieser Sagen wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Sie verändern sich durch Übertreibungen und durch aber-gläubische Vorstellungen. Doch ihr Kern bleibt erhalten.

So ist es auch mit der Geschichte um die gol-dene Wiege, die im Fürstenberg ruht. Hört her - so wurde sie mir erzählt und so will ich sie weitererzählen ...

Wann es war, das weiß niemand mehr. Man sagt, es war in ferner Zeit, noch ehe Menschen in unserer Gegend lebten - da herrschte auf dem Fürstenberg ein Zwergenkönig über sein fl eißiges Völkchen.

Die kleinen Leute besaßen lebenswichtige Schätze. Sie stauten das Quellwasser, das dem Gestein entsprang, in Mulden, ehe es dann weiter zur Ruhr plätscherte. Daraus ge-wannen sie das kostbare Salz. Sie sammel-ten Kräuter, die nur am Fürstenberg wuchsen. Daraus brauten sie heilende Säfte. Diese Kostbarkeiten tauschten sie mit dem Nachbar-Zwergenvolk vom Rheinufer. Zu ihren Festen,

wie z. B. Hochzeiten und Geburten, kamen dann viele tausend Zwerge. Dann wurde ta-gelang gefeiert. Das war ein Jubel und Trubel!

Einmal brachte ein Prinz von seiner Fahrt eine Prinzessin als Braut heim. Zur Geburt des ers-ten Prinzen brachte die Sippe aus dem Rhein-tal ein Geschenk mit - eine goldene Wiege. Von da an schliefen die Prinzen und Prinzess-lein der Fürstenberger Zwerge im ersten Le-bensjahr in dieser goldenen Wiege.

Die wurde unter eine dicke Buche gestellt und die kleinen Tiere des Waldes bewachten sie.Dann, viele Jahre später, siedelten die ersten Menschen in dem Waldland. Der steile Fürs-tenberg wurde ihre Zufl uchtsstätte.

Sie freundeten sich mit dem Zwergenvolk an und lernten so manches von ihnen - Mensch und Zwerg im friedlichen Zusammenleben.

An einem Sommertag streifte ein großer blondhaariger, blauäugiger Mensch durch das Dickicht. Er war auf der Suche nach einer ge-eigneten Opferstätte für seine Götter Wotan, Thor, Balder und Frieda.

Nr. 62 Seite 20 SichtDa - plötzlich blinkte im Dickicht ein glänzen-des Ding, die goldene Wiege. Die vier Ecken schmückten goldene Kugeln – welche Pracht! Da kam eine unbändige Gier in dem Men-schen auf. Dieses prächtige Ding musste er besitzen! Doch in letzter Minute konnten die Zwerge das Prinzlein und die goldene Wiege retten. Sie versteckten sie tief im Berg. Kein Mensch sollte sie je fi nden! Von da an war der Berg für die Menschen ein geheimnisvoller Ort. Sie tuschelten: „Das unterirdische Zwer-genvolk besitzt Zauberkräfte! Wir sollten es meiden!“ Und so endete das friedliche Zusam-menleben von Mensch und Zwerg. Immer ge-heimnisvoller wurden die Geschichten um die Zwerge in der Unterwelt und um die sagenhaf-te Wiege. „Es gibt sie! Wir müssen sie fi nden!“

Viele Jahre vergingen und es kam die Zeit, in der auf der Haar und im Ruhrtal heftige Kämp-fe tobten. Die Soldaten raubten das letzte Vieh und das letzte Korn. Die Bauern verarm-ten. Es war ihnen unmöglich, ihre Abgaben an das Haus Füchte zu leisten. Drei Bauern aus Lüttringen zogen zum Freiherrn von Füchte und klagten ihm ihre Not. Der kürzeste Heim-weg führte sie durch eine Schlucht, vorbei an Richters Köppken.

Was war da – was huschte da über den moo-sigen Waldboden? Blaue Lichter hüpften auf und nieder. Eine Frau, nebelumhüllt, tanzte umher und murmelte seltsame Worte. In ihren Händen hielt sie eine Wünschelrute.

Die Bauern wagten kaum zu atmen. Einer der Bauern hatte lange als Soldat gedient. Er er-innerte sich an ein so genanntes „Trossweib“, das die Wunden der Soldaten mit Kräutern heilen konnte. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging auf die Frau zu. Er drohte ihr: „Küer mol – wo häst du dai goldene Wiege verstecket? Küere – oder dui biss deot.“

Die geisterhafte Frau antwortete mit singen-der Stimme: „Nicht heute ist die Zeit, sondern am ersten Neumond nach Ostern. Die Glut vom Osterfeuer wird euch den Weg weisen. Doch höret, kein Wort darf beim Ausgraben der Wiege gesprochen werden - schweiget!“ Dann schrumpfte das Geisterwesen und ver-

schwand als Zwerg im Farn. Die Bauern wa-ren entsetzt. In Gedanken versunken gingen sie durch die Dunkelheit. Nur der ehemalige Soldat dachte an die wundersamen Geschich-ten vom „Trossweib“.

Schon bald war Ostern. „Wir sollten es wagen!“ Die drei sammelten aus dem fast erloschenen Osterfeuer ein glimmendes Holzscheit. Damit zogen sie im spärlichen Licht des Neumondes zum Siepen unter Richters Köppken. Schwei-gend arbeiteten sie sich in die Tiefe – tief und tiefer. Kein Wort, nur die Schläge ihrer Hacken klan-gen hohl durch die Nacht. Da ertönte das Glöckchen der Fürstenbergkapelle – 12 mal! Die drei erschauderten – wie unheimlich!

Doch kein Ton kam aus ihren Kehlen. Mit dem glühenden Scheit leuchteten sie in die Gru-be. Da war sie – die goldene Wiege in voller Pracht – funkelnd und unbeschreiblich schön! An einem Seil ließen zwei Männer den dritten in die Grube. Der band die Wiege an den Ku-fen fest.

Als er nun mühsam am Grubenrand hinaufklet-terte, sah er wie das Zwergenweiblein vorbei huschte. Da rief er: „Dai Olle – do is dai Olle!“ In dem Moment riss das Seil und mit mächti-gem Donnerschlag fi el die Wiege in die Tiefe.Da standen nun die Schatzgräber, im stock-dunklen Dickicht, mit geschundenen Händen, zerrissener Kleidung, ihr Werkzeug war in der Grube verschwunden. Um sie herum tobte ein schreckliches Unwetter. Blitze erhellten die Nacht. Sie irrten lange umher. Erst gegen Mit-tag fanden sie heim.

Seit diesem Tag hat niemand gewagt, nach der goldenen Wiege zu graben. Doch die Sage lebt im Volke fort und fort. Wenn sie mal durch den Fürstenberg wandern, dann denken sie an den Schatz, der immer noch unter ihren Füßen ruht – und das schon seit vielen Neu-monden ...

Als wir unseren Kindern diese wundersame Sage erzählten, waren sie sich einig: „Da müs-sen wir mit dem Bagger hin. Wir graben sie aus!“

Nr. 62 Seite 21Sicht

Die Erfolgsgeschichte der SilberlockenRolf Hilje

Was im Jahre 2010 im Rahmen einer musik-pädagogischen Weiterbildung begann, entwi-ckelte sich in kürzester Zeit zu einem Selbst-läufer.

Unter der Leitung der Dipl. Sozialpädagogin Ute Balkenohl wurde der erste Senioren-Gos-pel-Chor der Bundesrepublik Deutschland mit Unterstützung der Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg gegründet. Die Resonanz war überwältigend und bereits nach einer kurzen Anlaufzeit nahmen über 40 Sängerinnen und Sänger an den Chorproben teil.

In einem Presseinterview in der Gründungs-phase teilte Ute Balkenohl unter anderem mit, dass sie aus dem bekannten Gospel-Oldie -Song „Oh happy Day“ für den Senioren-Gos-pel-Chor das Motto „Old happy Day“ abgelei-tet habe.

Nun musste noch ein passender Name für den Oldie-Gospel-Chor gefunden werden. Nach eingehenden Diskussionen entschied sich die Mehrheit der Sängerinnen und Sänger für den Chornamen „Silberlocken“ und bei der Aus-wahl spielte die altersbedingte Haarfarbe eine nicht unwesentliche Rolle.

Der überwiegende Teil der Chormitglieder verfügte nur über geringe English-Kenntnisse und der Chorleiterin gelang es, die Texte und Melodien sehr gut zu vermitteln.

Die Chorproben fi nden seit der Gründung ein-mal wöchentlich donnerstags mit Unterstüt-zung des Perthes-Werk e.V im Servicehaus in Arnsberg-Hüsten statt. Unterstützt wird der Chor von der Leiterin der Wohnanlage, Petra Griese, die selbst eine begeisterte Sängerin bei den Silberlocken ist.

Auf den Fotos ist neben einer Chorprobe auch der Chor bei einem Konzert in der Heilig-Geist -Kirche in Hüsten und einem Fotoshooting zu sehen. Eine Aufzählung der vielen öffentlichen Auftritte würde den Rahmen dieses Artikels er-heblich erweitern.

Unvergessen bleiben der gemeinsame Auftritt mit den „Holy-Spirit-Gospel-Singers“ im Rah-men des Gospelkirchentages 2012 auf dem Hansaplatz in Dortmund, und die Auftritte der Silberlocken im Friedenssaal des Rathauses in Münster und beim Jägerfest in der St.-Jo-hannes-Kirche in Arnsberg-Neheim.

Nr. 62 Seite 22 SichtDaneben kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz und gern erinnere ich mich an die vielen gemeinsamen Aktivitäten.

In einem Presseinterview hat Marita Gerwin von der Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg über Ute Balkenohl folgenden Satz gesagt: „Sie hat die Begabung alle Gefühle und Temperamente aus den Menschen her-auszuholen, mitzureißen, zu begeistern.“ Dem ist nichts hinzuzufügen!

Ein besonderes Anliegen von Ute Balkenohl war es, durch Gospel, Musik bis ins hohe Alter erlebbar zu machen und dies gerade auch für Menschen, die durch altersbedingte Krankhei-ten in ihrer Teilnahme am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sind.

Nun gilt es Abschied zu nehmen, denn auf-grund berufl icher Veränderungen wird Ute Balkenohl voraussichtlich zum Jahresende die Chorleitung aufgeben. Ob der Chor danach weiterbestehen bleibt und in welcher Form wird zur Zeit von den Chormitgliedern disku-tiert.

Liebe Ute, im Namen aller Sängerinnen und Sänger darf ich mich für dein Engagement und die hervorragende Chorleitung bedanken. Für uns steht fest, dass du mit deinen besonderen musikpädagogischen Fähigkeiten nicht zu er-setzen bist.

Für die Zukunft wünschen wir dir berufl ichen Erfolg und das die Gospel-Musik auch weiter-hin in deinem Leben einen hohen Stellenwert hat.

Die „Silberlocken“ verabschieden sich mit ihrem Konzert am

Samstag, 13. Dezember um 14:30 Uhr in der Hl.-Geist-Kirche, Hüsten

von ihrem Publikum.

Zum Abschluss des 5-jährigen Projektes haben die gut 50 Sängerinnen und Sänger ihre Chorge-schichte in einem Buch zusammengefasst – umrahmt von ihren Lieblingsrezepten. Unter dem Ti-tel „Die ‚Silberlocken‘ – Rezepte und Geschichte des Seniorengospelchores Arnsberg“ kann das Kochbuch ab Mitte Dezember für 12 € im Service-Haus Arnsberg-Hüsten und der Buchhandlung Houtermans auf dem Steinweg/Arnsberg erworben werden. Der Erlös wird gespendet.

Nr. 62 Seite 23Sicht„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg“ (Mahatma Gandhi)

Marita Gerwin

Heute nutzten mein Vater und ich die Gelegen-heit, in aller Ruhe die Gedenkstätten jüdischen Glaubens in Neheim zu besuchen. Mit Tränen in den Augen und belegter Stimme kommen Erinnerungen an Freunde aus Kindertagen bei meinem Vater hoch, die durch das NS-Regime verschleppt und ermordet worden sind. Sie alle haben nicht überlebt.

Der alte Friedhof der ehemals jü-dischen Gemeinde mit einst 172 Mitgliedern in Neheim wurde 1850 gegründet. Zehn Jahre später fand hier in Neheim die erste Beerdi-gung statt. Die bei den Arbeiten der Renaturierung wiedergefundenen Grabsteine galten 70 Jahre lang als verschollen im Ruhrtal. Die Freude war groß, als man im Zuge der Ar-beiten zur Renaturierung der Ruhr längst verschollen geglaubte Grab-steine wiederfand. Ganz besonders der Grabstein von Noah und Betty Wolff überraschte. Auch uns!

Der Besuch des jüdischen Fried-hofes öffnet das Tor zu den Erinnerungen, zu den Ängsten und Erlebnissen der Kindheit mei-nes hochbetagten Vaters, der mit 15 Jahren in den Kriegswirren in Gefangenschaft geraten ist. Traumatisiert kam er mit 17 Jahren zurück nach Hause. Niemand fragte danach, wie es in der Seele der jungen Menschen aussah, die dies überlebt haben. Irgendwie. Es gab keine Zeit für Trauma-Bewältigung. Niemand interes-sierte sich dafür. Es galt, den Blick nach vorn zu richten, nicht zurück.

Die Jungs, zwei Freunde aus dem gleichen Dorf im Sauerland, starteten ihre Ausbildung. Der eine als Schneider, der andere als Schrei-ner. Den Schneider verschlug es später nach Amerika und weiter nach Kanada. Die Freund-schaft blieb bestehen, auch über diese Entfer-nung hinweg. Schrieb man sich früher Briefe, so telefonieren sie heute per Internet (Skype) regelmäßig.

Sie "kuiern platt" miteinander, so wie sie es als Kinder gewohnt waren. Oft stundenlang. Das tut beiden gut. Sie lenken den Blick sowohl nach vorn als auch nach hinten. Heute sind beide weit über 80 Jahre alt. Freunde, die als Kinder und Jugendliche Dinge zu verarbeiten hatten, die unvorstellbar sind.

Sein VermächtnisMein Vater hat in den letzten Jahren den Mut gefunden, seine Erlebnisse, Gefühle, Ängste, Nöte, Hoffnungen, die ihn als 15jährigen plag-ten, aufzuschreiben. Es schmerzt ihn zutiefst. Auch heute noch. Bevor ihm die Erinnerungen verloren gehen, hat er sie zu Papier gebracht. Der Nachwelt erhalten, damit sie nicht verges-sen werden. Wir sprechen häufi g darüber, das hilft ihm, damit fertig zu werden.

Die Worte von Mahatma Gandhi "Es gibt kei-nen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg" ist zu seiner Lebensmaxime geworden.

Er wird nicht müde, uns diese Einstellung als sein Vermächtnis mit auf unseren Lebensweg zu geben.

in memoriam ... Im Gedenken an ...

Nr. 62 Seite 24 SichtMärchen aktuell für Jung und Alt

Cora Weide

Seit der Eröffnung der Caritas Tagespfl ege in Hüsten besteht eine sehr gute Kooperation mit der Kindertagesstätte St. Petri Hüsten. Der Kontakt mit der Kindertagesstätte St. Petri för-dert ein wunderbares Ver-ständnis der Generatio-nen untereinander und ist von gegenseitigem Mitei-nander, Füreinander und Unterstützung geprägt. Sowohl die Kinder als auch die Senioren freuen sich auf die regelmäßigen Besuche.

Im Oktober verwandelten die Mitarbeiterinnen der Tagespfl ege die Räume in eine Märchenlandschaft. Frau Weide, eine Mitar-beiterin der Tagespfl ege, erzählte das Märchen vom Rotkäppchen. Sie hatte einige Fehler in die Ge-schichte eingebaut. So hatte zum Beispiel das Rotkäppchen in ihrem Rucksack eine Flasche Apfelsaftschorle, traf

MammonDoris Dame

Mammon heißt der Herrscher der Welt.Des Menschen größte Gier ist Geld.Wie die Vernunft sich denken kann,fängt Verhängnis mit diesem Laster an.Raffen, raffen ist die Devise,ohne Gewinn gibt’s eine Krise.Damit man Satan die Schau nicht stehle,verkaufst du ihm freudig deine Seele.Das Leben würde sich nicht lohnen,ohne das Scheffeln von Millionen.Bald verlierst du die Übersicht.Die erste Milliarde genügt dir nicht.

Du kannst der Gier nicht mehr entkommen,sie hat jede Redlichkeit dir genommen.Dir ist jedes Mittel recht.Du wirst zu Mammons willigem Knecht,der vor einem Götzen kriecht,dem nichts an deiner Seele liegt.„Wie kann ein Mensch so dumm nur sein?“Lacht sich ins Fäustchen unser Freund Hein.Er steht mit der Sense schon bereit,holt mittellos dich in die Ewigkeit.Ohne dich kann jetzt auf Erdendein geliebtes Geld zum Streitobjekt werden.

im Wald den Goldhamster – und füllte später in den Bauch des Wolfes Marzipankartoffeln. Dies brachte Jung und Alt ganz schön zum Ki-chern. Kinder und Senioren korrigierten sofort

und hatten sehr viel Spaß in der Runde.

Wir konnten vor Ort direkt spüren, wie Märchen die Ge-nerationen verbinden. Alle kennen sie, die einen aus den Büchern und Erzählun-gen ihrer Kindheit – die an-deren aus dem Fernsehen und dem Kindergarten.

Wir als Mitarbeiter der Kin-dertagesstätte St. Petri und der Tagespfl egeinrichtung Hüsten sind glücklich darü-ber, dass wir durch unsere Arbeit eine Brücke zwischen den Generationen bauen können. Wir sehen uns als Bindeglied und freuen uns

jedes Mal aufs neue, Teil dieser Dynamik zu sein.

Nr. 62 Seite 25Sicht„Unter 7 Über 70“

Ein generationenübergreifendes Musikprojekt für Senioren und Vorschulkinder

Angelika Jekic

Es ist Mittwochvormittag, kurz vor 10:00 Uhr. Ungewöhnliches Stimmengewirr durchdringt die Eingangshalle. Im Seniorenheim werden die 15 Kinder aus dem benachbarten Kinder-garten von den Senioren freundlich begrüßt. „Die Kinder sind da!“ erzählt eine kleine grau-haarige Frau ihrer Nachbarin, die sehr schlecht sehen kann.

„Unter 7 Über 70“ ist ein Musikprojekt, das Generationen musikalisch zusammenbringt – Vorschulkinder und mobil eingeschränkte Senioren singen und musizieren gemeinsam wöchentlich im Seniorenheim.

Gemeinsames Singen, der Einsatz von ein-fachen Instrumenten und die Kommunikation zwischen Jung und Alt sind wesentliche Be-standteile in den wöchentlichen Musikstunden.

Die Kinder übernehmen kleine organisato-rische Aufgaben während der Stunden, sie verteilen Instrumente und Requisiten an die Senioren und sammeln nach dem Musizieren die Instrumente wieder ein. Dabei entstehen gerne kurze Gespräche, die Senioren freuen sich sehr über die Anwesenheit der Kinder.

Zu Beginn der regelmäßigen Musikstunden stimmen alle in das bekannte Begrüßungslied ein und viele winkende Hände und fröhliche Gesichter sind zu sehen. Im Anschluss wird ein bekanntes Lied gesungen.

Ein weiterer Punkt der Unterrichtsstunde ist die Bewegungseinheit, die Kinder verteilen heute bunte Chiffontücher an die Senioren. Abwechselnde Begegnungen zwischen den Generationen sind gerade beim Tanzen sehr beliebt. Gemeinsam wird geklatscht und ge-schwungen.

Zu dieser Bewegungseinheit erklingt speziell auf Tempo und Instrumentierung abgestimmte Musik von der CD.

Viele mobil eingeschränkte und demente Se-nioren nehmen an der Musikstunde teil. Die Erinnerung an bewegte Momente in ihrem Leben, die mit Musik verknüpft waren, lassen oftmals ein Gespräch aufkommen.

Dann wird von Früher berichtet, von den Kin-dern erzählt oder lautstark ein Evergreen mit-gesungen. Die Kommunikation im Projekt „Un-ter 7 Über 70“ wird in jeder Stunde mit Musik verknüpft.

Doch das Konzept lässt auch Spielraum für Begegnungen zwischen Kindern und mobilen Senioren. Dann können mehr Bewegungsele-mente in die Stunde integriert werden, Kinder und Senioren tanzen gemeinsam.

Gerade die Mehrgenerationentreffs bieten für das Projekt „Unter 7 Über 70“ eine herausra-gende Plattform.

Einmal im Monat fi nden „Gästestunden“ statt. Eltern können mit den Kindern kommen und Angehörige begleiten die Senioren zum Mu-sizieren. Dann sind vier Generationen vereint. Gemeinsam wird gesungen und aus dem Be-treuerpersonal sind viele positive Rückmel-dungen zu hören, wie gut Angehörige das Mu-sizieren mit den Kindern fi nden.

Die heutige Stunde endet mit einem Kaffee-

Nr. 62 Seite 26 Sichtkränzchen – fl otte Tangomusik ist zu hören und alle „gehen gemeinsam in ein Kaffee-haus“. Szenisch und mit Trommeln stellen wir die Szene nach und auf Wunsch von Fabian wird das Musikstück ein zweites Mal gespielt.Mit dem Versprechen, nächste Woche kom-men die Kinder wieder und wir singen gemein-sam die Lieder, verabschieden wir uns mit dem bekannten „Hallo war das schön“ – Lied.

Es ist Mittwochvormittag – kurz vor 11:00 Uhr. Mit fröhlichen Gesichtern verlassen die Kinder das Seniorenheim, die Senioren summen auf dem Rückweg ins Zimmer Lieder und viele winkende Hände sind zu sehen.

Das Projekt erhielt den INVENTIO 2008 und im Jahr 2012 einen Förderpreis der Eckes-Granini-Stiftung.

Dieses Jahr wurde das Projekt auf dem Deutsch-Japanischen Symposium in Arnsberg einem breiten Publikum vorgestellt, das an ei-ner gemeinsamen Musikstunde viel Freude empfand.

Musik verbindet Generationen.Angelika JekicEuropäisches Institut für Musik und Generati-on (www.eumug.eu)

Es werden Seminare zum Projekt angeboten, musikinteressierte Erzieherinnen, Fachkräfte aus dem Seniorenheim und Musikfachkräf-te können teilnehmen. Inhaltlich werden die Stunden besprochen, viel Praxis erarbeitet und Hintergründe über das Lernen der Kinder und Senioren erörtert.

Der AutomatErnst Bode

Der Mensch ist von Automaten umgebenUnd die bestimmen schon unser Leben.Von diesen Typen gibt es vielefür Banken, Reisen und für Spiele.Die haben auch alle ein eigenes Wesen;wer das leugnet ist nicht belesen.

Wir nehmen jetzt den von meiner Bank.Von außen sieht der aus wie’n Schrank;aber im Innern ist er Gott sei Dankgefüllt mit vielen schönen Scheinen!Die gibt er auch wieder aus, an die Seinen,wenn die vor ihm mit Passwort und Karte erscheinen.

Zu dem Typ geh ich immer gern –der hat was von einem noblen Herrn!Er stellt sich erst einmal höfl ich vor.Oben steht Nixdorf und Vincor.

Also nicht vom Dorf, sondern aus der Stadt.Jetzt weiß man schon, wen man vor sich hat.Inzwischen bin ich mit ihm intim,ich sage „mein lieber Vincor“ zu ihm.Ich liebe zwar nicht seine Gestaltaber umso mehr seinen Inhalt.Er kann nicht reden, aber schreiben –im Innern herrscht ein geheimes Treiben!

Denn steckt man seine Karte rein,schon schaltet sich irgend etwas ein.Oben kommt jetzt „Bitte warten“,bis wir mit dem Auszahlen starten.Dann gibt man seine Wünsche ein.

Statt Worten nimmt er Zahlen.Jetzt kommt ein Warten voller Qualen;doch dann beginnt er auszuzahlen –Plötzlich machts klapp, und er macht zu:Er hats jetzt satt und braucht nun Ruh.

Nr. 62 Seite 27SichtEs war einmal ...Märchen als Schlüssel zum Menschen mit DemenzElke Wirth

Märchen sind eines der ältesten Kulturgüter unserer Gesellschaft. Da sie tief im Bewusstsein verankert sind, können sie einen Zugang zum Langzeitgedächtnis von Menschen mit Demenz darstellen. Das Erzählen von Märchen kann demenziell erkrankten Menschen gegen das Verges-sen helfen und dazu beitragen, den Pfl egealltag für alle Beteiligten zu erleichtern.

Märchen können einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Erlebniswelt von Menschen mit Demenz bieten. In den Märchenfi guren entdecken sie Teile ihrer Persönlichkeit und Lebensgeschichte, aber auch Fähigkeiten und Ressourcen wieder. Im Seminar erfahren Sie, wie Sie mit Hilfe von Märchen die Tiefen der Erinnerung bei Menschen mit Demenz aufschließen können.

Leitung: Elke Wirth, Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft

Zielgruppe: Betreuungs- und Pfl egekräfte, pfl egende Angehörige, MitarbeiterInnen in Kindertageseinrichtun-gen, die den Dialog der Generationen mögen und Interessierte.

Kurs-Termine: Dienstag, 02.Dezember 2014 Dienstag, 09.Dezember 2014 Dienstag, 16.Dezember 2014

jeweils 10:30 Uhr bis 12:00 Uhr

Treffpunkt: VHS-ArnsbergPeter-Prinz-BildungshausEhmsenstraße 759821 Arnsberg

Teilnehmergebühr: 35,00 Euro Die Teilnehmerzahl ist begrenzt!

Anmeldung: VHS Arnsberg 02931 13464 [email protected]@ www.vhs-arnsberg-sundern.de

Veranstalter: Stadt Arnsberg - Fachstelle Zukunft Alter, Clemens-August-Straße 120, 59821 Arnsberg, in Ko-operation mit der VHS Arnsberg-Sundern, dem Netzwerk Demenz Arnsberg und dem Demenz-Servicezentrum für die Region Südwestfalen im Caritas-Verband Siegen Wittgenstein.

Nr. 62 Seite 28 SichtErinnerungen

Karola Hilborne-Clarke

Ja, ist es denn wirklich schon wieder soweit? Am Sonntag ist der erste Advent und somit steht Weihnachten vor der Tür. Aber wir hatten doch erst … Wo ist nur das Jahr geblieben?

Je älter ich werde, desto schneller vergeht die Zeit, sie rennt nur so dahin. Als ich noch ein Kind war, war das ganz anders. Die Zeit, die heute wie ein Windhauch vorbeizieht, war da-mals endlos lange. Wie zogen sich doch die Adventswochen hin.

Natürlich wurde das Warten auf Weihnachten versüßt mit z. B. Plätzchen backen. Wir muss-ten doch den Engelchen helfen, die alleine gar nicht so viel backen konnten. Der Duft zog durchs ganze Haus. Aber essen durften wir die Plätzchen noch nicht, nur probieren! Sie kamen in eine Blechdose und wurden auf dem Schrank aufbewahrt.

Abends wurde auch gebastelt und wenn die Kerzen am Adventskranz brannten, wurden Weihnachtslieder gesungen.

Und endlich war der heiß ersehnte Heilige Abend doch da. Der Tannenbaum wurde auf-gestellt und geschmückt und wir durften hel-fen. Am Spätnachmittag gingen wir dann zu unseren Großeltern. In der guten Stube saßen wir um den großen Tisch und warteten auf das Christkind. Es war immer sehr aufregend. Plötzlich hörten wir das Glöckchen und wuss-ten, nun ist das Christkind da.

Opa stand auf und ging hinaus, denn er muss-te dem Eselchen Heu geben, damit es kräftig genug bleibt, das Christkind auf dem Schlit-ten durch die Nacht zu ziehen. Oma hatte die Geschenke immer in einem Waschkorb, den sie nun hereintrug. Meist gab es etwas für die Aussteuer. Und wenn Opa zurückkam, dann hinkte er immer. Das Eselchen hat ihn wieder getreten, wie in jedem Jahr.

Ich konnte nie verste-hen, wa-rum das Ese l chen so undank-bar war. Es bekam Heu vom Opa und dafür hat es ihn v e r l e t z t . Aber Opa konnte ich auch nicht verstehen. Er wusste doch, dass das Eselchen ihn immer tritt. War-um war er nicht vorsichtiger?

In dieser besinnlichen Zeit kommen solche Er-innerungen hoch. Aber es sind schöne Erin-nerungen. Wahrscheinlich geht es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auch so.

Ich wünsche Ihnen noch viele schöne Erinne-rungen.

Nr. 62 Seite 29SichtDroben stehet die Kapelle – schauet tief ins Tal hinab ...Sigrid Grobe

Dieser Vers von Ludwig Uhland (1805), mit dem er die Wurmlinger Kapelle im Landkreis Tübin-gen meinte, kommt mir in den Sinn, wenn ich von Neheim über die Autobahn in Richtung Werl fahre. Hoch droben auf dem Fürstenberg steht die Bergkapelle und schaut ins Ruhrtal, umrahmt vom dichten Laubwald und im wechselnden Licht der Jahreszeiten.

Wir machen uns mit einer Radfahrgruppe auf den Weg, um mehr über die Fürstenbergkapel-le und ihre Geschichte zu erfahren.

Eine schöne Radfahrstrecke führt uns durch den Höinger Wald, vorbei an einem guterhal-tenen Fachwerkhaus. Dieses wurde 1749 als Badehaus errichtet. Es diente hauptsächlich der Körperpfl ege, wurde aber auch zum gesell-schaftlichen Treffpunkt. Die damals angeleg-ten Teiche dienten der Wasserversorgung. Sie wurden von einer natürlichen Quelle gespeist, der man heilende Kräfte zusprach. Das zu geringe Interesse der Bevölkerung und der Siebenjährige Krieg 1756 –1763 waren für das Badehaus das Aus. Als letzte Badegäste verzeichnete man Soldaten der französischen Armee. Im Sommer 1763 bezog der Jäger Jo-hann Teipel das Gebäude und es diente bis 1960 als Forsthaus. Heute ist darin „Pater`s Kaffee Wirtschaft“.

Für uns Radler ist eine Rast in diesem urigen antiken Cafe sehr willkommen. Gestärkt radeln wir unserem eigentlichen Ziel entgegen, der Kapelle. Das Laub der Bäume ist schon herbst-lich bunt gefärbt. An den Kreuzwegstationen, die den Weg säumen, bleiben wir kurz stehen. Hier hat die Zeit ihren Atem angehalten. Es ist so still. Nur das Rascheln herabfallender Blätter ist zu hören und ein aufgeschrecktes Mäuschen huscht davon. Nicht träumen – weiterfahren.

An der Kapelle erwartet uns Antonius Risse, der Mann, der sich seit Jahrzehnten mit gan-zem Herzen um das kostbare Kleinod kümmert und der die wechselhafte Geschichte den Be-suchern begeistert erzählt.

Von ihm erfahren wir, dass erstmals in einer Urkunde von 1429 die „Kerke to deme Vorsten-berghe“ erwähnt wird. Hier steht in lateinischen Lettern: „dat holt umme die kercken to dem Vorstenberghe sol staen, alse dat er alderen gest hebben“ – „Das Holz um die Kirche auf dem Fürstenberg soll stehen bleiben, so wie es die Eltern gesagt haben.“

Demnach wurde das Gehölz mindestens eine, oder sogar zwei Generationen früher gepfl anzt.

Man kann davon ausgehen, dass hier bereits

Nr. 62 Seite 30 Sichtim Jahre 1350 eine Kapelle stand. Weitere Überlieferungen sagen aus, dass die Kapelle seit 1429 im Besitz der Vettern Friedrich und Wilhelm von Fürstenberg ist. Stets blieb sie im Besitz der Nachkommen derer von Fürsten-berg, mal derer zu Neheim, mal derer zur Wa-terlappe, im ständigen Wechsel.

Äußerlich ist die Kapelle karg. Auch der Innen-raum wirkt auf den ersten Blick, ohne elektri-sche Beleuchtung, sehr schlicht.

Umso imposanter ist der massive, gut erhal-tene Barockaltar (1600 – 1750). Das Altarbild stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Es entstand um 1850 und wurde von der Familie von Fürs-tenberg erworben. Seit 1912 schmückt es den Altar. Rechts und links stehen die Apostel Phi-lippus und Jakobus, unter deren Schutz die Kapelle steht. Ihre heutige Ausstattung geht im Wesentlichen auf die Erneuerung 1826/1828 zurück.

Die Glocke im Turm stammt aus dem 13. Jahr-hundert und ist somit älter als die Kapelle. Die umlaufenden lateinischen Buchstaben sind nur schwer zu deuten. „MA .. SER .. ELI“ – was möglicherweise „MARIA HIMMELSKÖNIGIN“ heißt. Durch die Beurteilung eines Sachver-ständigen wurde sie als „Glocke ohne histo-rischen oder künstlerischen Wert“ eingestuft. Diese Aussage bewahrte sie lange Zeit vor dem Einschmelzen und sie überlebte unbe-schadet zwei Weltkriege, was jedoch keine absolute Ruhe bedeutete. 1957 wurde sie ge-stohlen. Nach einer bundesweiten Fahndung fand man sie zwischen dem Altmetall eines Hagener Schrottplatzes. Heute hängt sie wie-der friedlich im Glockenstuhl und läutet, jeweils zu den Hl. Messen, weit über das Ruhrtal hin-weg. Jedes Jahr am 28. Dezember, dem „Tag der unschuldigen Kinder“, ist in dem kleinen Got-teshaus Weihnachtsstimmung, die zu Herzen geht. Das Licht echter Wachskerzen schmückt die Weihnachtsbäume und ein wunderbarer Duft erfüllt den Raum.

Viele Jahre zogen über die Fürstenbergkapelle hinweg. Sie trutzte Wind und Wetter, jahrelan-

ger feindlicher Belagerung, heftigen Kriegswir-ren und nicht zuletzt dem „hausenden Diebes-gesindel“. Diese Stürme gingen nicht spurlos an ihr vorüber. Immer wieder waren umfangrei-che Renovierungen notwendig.

Die verwitterten lateinischen Buchstaben ne-ben dem Wappen am Eingangsportal weisen auf eine Erneuerung hin: Theodorus Epsc. Paderb. Instauravit AN. MDCX. – Theodor von Fürstenberg, Bischof von Paderborn, ließ die Kapelle im Jahr 1610 restaurieren. Auf ei-ner Steintafel hinter dem Altar ist ein weiterer Hinweis für eine Renovierung 1665. In um-ständlichen lateinischen Worten heißt es hier: „Ferdinand von Gottes Gnade, Bischof von Paderborn des hl. Römischen Reiches, Fürst und Graf zu Pyrmont, hat die zu Ehren der hl. Apostel Jakobus und Philippus in alter religi-öser Gesinnung der Fürstenberge geweihte Familienkapelle, die auf Kosten seines großen Ahnen, des Bischofs Theodor von Paderborn wiedererrichtet wurde, dann aber durch die Un-bilden der Zeit und der Kriege wieder baufällig geworden, wieder hergestellt, ausgeschmückt, erweitert und geweiht im Jahre 1665.“

In dem Lied von Joseph Mohr „Ein Haus voll Glorie schauet“ heißt es in einem Vers: „Wohl tobet um die Mauern - der Sturm in wilder Wut;das Haus wird‘s überdauern - auf festem Grund es ruht“. Dieses ist auch für die Kapelle auf dem Fürstenberg sehr zutreffend.

Nun stehen wir Besucher hier oben und schau-en auf Neheim und den „Sauerländer Dom“. Die Strahlen der Abendsonne tauchen die Stadt und in ein leuchtend warmes Licht. Eine Schar Kraniche zieht über uns hinweg. Wir hö-ren ihren Ruf, sehen sie aber nicht, weil das dichte Laubdach sie verdeckt. Viel haben wir erfahren von der Kapelle dort droben auf dem Fürstenberg und sie ist den Soester Radfah-rern und mir nicht mehr fremd. Ich sehe sie zu-künftig aus einer anderen Sicht und erinnere mich an die Worte von Antonius Risse: „Un-zählige Stürme und viele Unruhen der Kriege hat die ehrwürdige Kapelle überlebt. Unsere Pfl icht ist es, das Erbe unserer Vorfahren für uns und unsere Nachkommen zu erhalten - so gut es geht.“

Nr. 62 Seite 31SichtBuchvorstellung:

OMA ISST ZEMENT!

Einmal hörte ich, wie Mama zu Papa sagte: „Deine Mutter isst Zement!“ Mama meinte Oma! Als wir am Wochenen-de zu Oma ins Altenheim fah-ren, frage ich Papa: „Hat Oma vom Zementessen graue Haare bekommen?“ „Nein“, sagt Papa. „Oma isst nicht Zement. Sie ist dement! Das heißt, sie hat eine Krankheit im Kopf und kann sich man-che Dinge immer schlechter merken.“

Für Kinder ist es oft nur schwer zu begreifen, wenn Oma oder Opa plötzlich Din-ge verlegen, orientierungslos in der Stadt umherlaufen oder die eigenen Enkelkinder nicht mehr erkennen. Sie fragen sich, was mit ihrer geliebten Großmutter oder ihrem ge-liebten Großvater passiert und warum sie sich plötzlich so komisch benehmen. Um Kindern die Krankheit De-menz näherzubringen, ihnen das seltsame Verhalten zu er-klären und ihnen die Angst vor dem Umgang mit dem betroffenen Großelternteil zu nehmen, erschien im September das Bilder-buch „Oma isst Zement“ im Verlag arsEdition.

Diese humorvolle und einfühlsame Geschichte zum Thema Demenz wird aus der Perspektive eines kleinen Mädchens erzählt. So schildert das Bilderbuch in kindgerechter Weise, was im Kopf von Oma oder Opa vorgeht. Das Buch macht die Verhaltensveränderungen auch für die Klein-sten begreifbar und zeigt, dass Oma und Opa immer noch dieselben sind.

In seinem Nachwort betont der KDA-Vorsitzende Dr. h. c. Jürgen Gohde: „Die wichtigste Botschaft des Buches lautet: Die Oma bleibt Oma, ein Mensch mit Gefühlen und mit der man Spaß haben kann.“

Art.-Nr.: 9035, Veröff.: 2014, ISBN: 978-3-7607-9994-0, Autor: Daniel Kratzke€ 12,95

Nr. 62 Seite 32 SichtZu uns kommt immer der richtige Nikolaus

Waltraud Sturzenhecker

Kriegszeit 1944. Der Nikolaus sollte zu einer Tante kommen. Meine Schwester und ich durften uns entscheiden: Wir hätten auch, zu-sammen mit unserer Mutter, gute Bekannte im anderen Stadtteil besuchen können. - Es war klar: Für uns kam nur der Nikolausnachmittag infrage. Denn schließlich kam zu uns und un-seren Verwandten immer der „richtige“ Niko-laus. Er trug sogar einen echten Chormantel.

Die übrigen Nikoläuse, die unterwegs waren, hatten als Bischofskollegen im Himmel alle am Nikolausabend den Auftrag, dem echten Niko-laus zu helfen, und zwar so, dass jedes Kind glauben musste, zu ihm sei der richtige Niko-laus gekommen. Wir hatten aber durch den Opa im Kirchenvorstand und durch die Laza-rettschwestern gute Beziehungen und darum das Glück, den tatsächlich „Echten“ erleben zu dürfen. Im übrigen sorgte die abendliche Stadtverdunkelung zusammen mit der Alarm-gefahr dafür, dass wir zuhause blieben, sobald es dämmerte, und dadurch nie einen Helfer-Bischof zu Gesicht bekamen.

Meine Schwester und ich begleiteten also un-sere Mutter bis zur Bahnstation der kleinen Ortsbahn und entschuldigten sie später auf-tragsgemäß beim Heiligen Nikolaus: „Heiliger Nikolaus, du weißt es ja, es ist Krieg, und da hat man so selten Gelegenheit zu Kaffee und Kuchen, und darum ist unsere Mutti bei Tan-te Neuhaus. Die macht noch Elisabethkaffee.“ „Dann bestellt eurer Mutti, dass sie am Niko-lausabend trotzdem nicht auf eine Kaffeevisi-te gehört. Ich komme nur einmal im Jahr vom Himmel, und da ist es wichtiger, hier zu sein.“Wir versprachen weinend, dass wir das unse-rer Mutter bestellen würden. Schließlich hatte der Nikolaus Recht. Der nickte nur ein paarmal und konnte für einen Augenblick nicht weiter-machen. Eine Tante hatte nämlich gerade jetzt einen Hustenanfall bekommen, so schlimm, dass sie das Taschentuch vor den Mund presste, eine andere Tante ihr auf den Rücken klopfte und sie besorgt aus dem Zimmer führ-te. Die arme Tante mit dem furchtbaren Hus-ten musste sich sogar aufs Bett legen, bis der

Nikolaus gegangen war. Der Nikolaus nickte nur wortlos, als er die Entschuldigung hörte, und nahm wieder sein „Goldenes Buch“.

Der Nikolaus war fort, wir spielten mit unseren kleinen Vettern und Cousinen, da gab es Vor-alarm. Wir hatten Angst um unsere Mutter, die wahrscheinlich jetzt auf dem Heimweg durch das Bahnhofsgebiet war. Das war ein bom-bengefährliches Gebiet. Zum Glück kam kein Vollalarm, und schon etwa zehn Minuten nach dem Sirenengeheul stand unsere Mutter keu-chend und hochrot vor der Haustür. Wir könn-ten uns nicht vorstellen, wie schnell sie vom Bahnhof aus hergelaufen sei. Sie sei Gott sei Dank so früh von der Kaffeevisite weggegan-gen, dass sie beim Alarm schon am Bahnhof vorbei gewesen wäre. Was denn der Nikolaus gesagt habe?

Abends beim Ausziehen stellte meine Schwes-ter plötzlich trocken fest: „Mutti, der Nikolaus hatte eine ähnliche Stimme wie du!“ Kurzes Zögern, dann die knappe Gegenfrage: „Wie-so?“ „Ja, weißt du, so wie du, wenn du das Lied von den Königskindern singst. Oder die Lilofee!“ „So, also weich?“ „Ja, weich wie eine Frau.“ „Aber das ist doch klar! Im Himmel sin-gen die Heiligen doch immer. Da bekommen auch die Männer eine weiche Stimme!“

Es war klar, dass meine Schwester und ich noch über ein Jahr glaubten, zu uns und un-seren Verwandten komme immer der richtige Nikolaus.

Nr. 62 Seite 33SichtVielfältige Begegnungen

Delegation des Seniorenbeirats Olesno in ArnsbergErika Hahnwald

Wie lebendig die Partnerschaft zwischen Arns-berg und Olesno ist, zeigt sich dieser Tage.

Vor ein paar Tagen erst ist der Schüleraus-tausch zwischen der Realschule am Eichholz und der St. Hedwigschule in Olesno zu Ende gegangen. Jetzt waren auf Einladung des För-dervereins Arnsberg-Olesno in Zusammen-arbeit mit dem Bürgermeister eine Abordnung des Seniorenbeirats aus Olesno in Arnsberg. Natürlich traf sich die Gruppe mit Mitgliedern des Arnsberger Seniorenbeirates. Bei Kaffee und Kuchen und einem gemeinsamen Abend-essen wurden angeregte Gespräche geführt und Erfahrungen ausgetauscht. Ein Grund für die Einladung der Gruppe war das deutsch-ja-panische Symposion zum Thema Demenz im Kulturzentrum. Für die polnischen Teilnehmer war es nicht ganz einfach, der Veranstaltung zu folgen, mussten die Gesprächsbeiträge doch alle übersetzt werden.

Dennoch nahm die Gruppe daran bis zum Ende am Abend teil und nahm danach viele Informationen und Anregungen für die Arbeit in Olesno mit. Am Freitag stand ein Besuch im Arnsberger Bürgerbahnhof bei der Arnsberger Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe-gruppen (AKIS) auf dem Programm.

Das Interesse war sehr groß.

Frau Brasch gab den Gästen viele praktische Anregungen mit auf den Weg, um eventuell ähnliche Gruppen auch in Olesno zu gründen. Am Samstag war die Gruppe beim Senioren- und Pfl egezentrum Müller am Möhnesee zu Gast.

Die Teilnehmer waren von dem Betreuungs-konzept, bei dem auch Tiere eine Rolle spie-len, überrascht und begeistert. Zusätzlich zu den inhaltlichen Terminen kam auch die tou-ristische Erkundung von Arnsberg und Umge-bung nicht zu kurz. Da die Sonne es gut mit den Besuchern meinte, wurde eine Schiffs-fahrt über den Möhnesee gemacht. Alle waren begeistert von der schönen Landschaft. Auch die Arnsberger Altstadt wurde erkundet. Am Sonntag stand der Besuch der heiligen Messe im Kloster Oelinghausen auf dem Programm. Leider konnte die Anlage nicht näher besich-tigt werden, da in Arnsberg die Herbsttage rie-fen. Jeden Abend haben die Gäste und Gast-geber in gemütlicher Runde über das Erlebte vom Tage angeregt gesprochen. Die Frauen aus Olesno waren von der Stadt Arnsberg, der Landschaft und auch von den Menschen begeistert. Alle waren sich einig, dass wichtig ist, weitere Begegnungen zwischen den Bür-gerinnen und Bürgern beider Partnerstädte zu organisieren.

Nr. 62 Seite 34 SichtKlimawandel und die kleineren Gewässer in Arnsberg

Dr. Gotthard Scheja, Umweltbüro

In der letzten Ausgabe der SICHT hatten wir uns mit dem Thema „Klimawandel und die Ruhr in Arnsberg“ beschäftigt. Dabei wurde deutlich, dass es schon zu länger andauern-den und ergiebigen Regenereignissen kom-men muss, bis die Ruhr über die Ufer tritt. Durch die umgesetzten Renaturierungsmaß-nahmen an der Ruhr hat die Stadt Arnsberg einen vorbeugenden Hochwasserschutz be-trieben, der noch durch ein Konzept zum zu-sätzlich erforderlichen technischen Hochwas-serschutz ergänzt wird.

Wir haben erfahren, dass der einsetzende Kli-mawandel hier zu Lande zu nasseren Wintern und trockeneren Sommern führen soll, dies ohne dass die Niederschlagsmenge sich ins-gesamt deutlich verändert. Es wird aber ver-mehrt zu Starkregenereignissen und Stürmen kommen.

Ein solches Extremereignis hat letztens die Stadt Münster getroffen. Mit 292 l Regen pro Quadratmeter in 7 Stunden war dort binnen kürzester Zeit „Land unter“. Aber auch Arns-berg hat bereits leidvoll diese Erfahrung im Januar (Sturm „Kyrill“) und zweimal im August 2007 (Starkregen) machen müssen. Hier ist es ebenfalls zu verheerenden Schäden und sogar einem Todesopfer gekommen.

Gerade die kleineren Gewässer können diese kurzfristig auftretenden Wassermassen nicht aufnehmen. Die Kanalisation ist in der Re-gel maximal für ein 20jähriges Regenereignis ausgelegt und damit hoffnungslos überfordert. Unvermeidbar und zwangsläufi g kommt es dann zu Überfl utungen, vollgelaufenen Kellern und Wohnungen.

Ein Problem ergibt sich zunächst bei der Vor-hersage solcher Ereignisse. Selbst die aus-geklügelten Rechenkünste der Meteorologen vermögen es nicht, solche Starkregenzellen und die begleitenden Böen rechtzeitig für die Auftreffensorte vorher zu sagen. Damit ist meist keine Vorwarnzeit gegeben. Die Sturz-fl uten sind meist räumlich sehr begrenzt. Da-

her ist es wichtig, sowohl im kommunalen als auch im privaten Bereich vorbeugend Maß-nahmen zu ergreifen.

Was hat die Stadt Arnsberg nach den Un-wettern im August 2007 unternommen?Nach den Sofortmaßnahmen der Einsatz- und Rettungskräfte und anschließend im Rahmen der Gewässerunterhaltung war sehr schnell klar, dass der am stärksten betroffenen Be-völkerung in den Ortsteilen Bruchhausen, Nie-dereimer und Oeventrop durch weitreichen-dere Maßnahmen geholfen werden musste. Dank der zugesagten Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen konnte im Oktober 2007 der Auftrag zur Erstellung von Konzep-ten an vier Bächen (Kettlerbach, Wannebach, Siepenbach und Filscheidtsiepen) erteilt wer-den. Wichtig war ein systematisches und an die analysierten Schwachstellen angepasstes Vorgehen unter enger Beteiligung der betrof-fenen Bevölkerung.

Die Problematik an diesen kleineren Bächen bestand darin, dass weitgehend keine Daten für die Bemessung von Abfl üssen, Bachquer-schnitten und Verrohrungen vorlagen. Diese mussten vor Konzepterstellung aufwendig für die betroffenen Bachabschnitte ermittelt wer-den, damit dann ein Ausbauzustand für ein 100-jähriges Hochwasser defi niert werden konnte.

Auch aufgrund der Mitwirkungsbereitschaft der

Filscheidtsiepen in Oeventrop am Morgen nach dem Starkregen

Nr. 62 Seite 35SichtAnlieger, bei der Grundstücksstreifen entlang der Ufer für eine Aufweitung der Bäche ent-schädigungslos zur Verfügung gestellt wurden und dem notwendigen Erwerb von Grundstü-cken bei großfl ächigeren Maßnahmen, konnte die Genehmigungsplanung sehr schnell auf den Weg gebracht werden.

Nachdem weitere Schritte (Genehmigung, Ausschreibung u. a.) erledigt waren, wurde bereits im Januar 2008 mit ersten Baumaß-nahmen begonnen. Mit einem leichten zeit-lichen Versatz bei den Einzelmaßnahmen wurden die Bauarbeiten im März 2010 letztlich für alle vier Bäche abgeschlossen.

Die Ausführung:Die Situation im Arnsberger Ruhrtal stellt sich so dar, dass kleinere Bäche in der Regel senk-recht zur Fließrichtung der Ruhr aus den stei-len Hanglagen in das fl ache, ca. 1 bis1,5 km breite Ruhrtal eintreten. Dabei durchfl ießen sie nur wenige hundert Meter freie Landschaft und treffen dann auf die im Ruhrtal befi nd-liche Bebauung. Das bedeutet, dass das Was-ser mit hoher Energie und viel Geschiebe in die fl achen Bereiche eintritt. Die Konzepte und Planungen für die einzelnen Bäche se-hen daher vor, dem Gewässer bei Eintritt in die Ebene Raum zu geben und mitgeführtes Geschwemmsel und Geschiebe abzufangen.

Im weiteren Verlauf werden die Abfl ussquer-schnitte aufgeweitet. Uferverbauungen wer-

den entfernt und die Uferböschungen mit möglichst fl acher Neigung zum Gewässerbett verbessert. Damit verbunden ist meist auch eine Vergrößerung vorhandener Durchlässe. Sohlabstürze und zu lange bzw. unnötige Ver-rohrungen werden zurückgebaut.

Wichtig ist natürlich, dass dieser Zustand auch beibehalten wird, also kein neuerlicher Verbau der Ufer, keine Abfälle (z. B. Grünschnitt) in oder ans Gewässer.

Die vier angesprochenen Bäche sind auf ei-ner Länge von insgesamt 2,7 km renaturiert worden. Der Ausbau erfolgte für ein 100-jäh-riges Hochwasser. Dabei mussten auch zwei Gleisbrücken und eine Straßenbrücke erneu-ert werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 5,1 Mio €.

Die Schwerpunkte der Starkregenereignisse im August 2007 waren räumlich nur auf we-nige Quadratkilometer des Stadtgebiets be-

Filscheidtsiepen Oeventrop Der Bach ist aus der Straßenrandlage in die angrenzen-de Wiese verlegt und mit Auffangvorrichtungen für Ge-schwemmsel versehen worden.

Kettlerbach in Bruchhausen vor (oben) und nach (unten) der Renaturierung

Nr. 62 Seite 36 Sichtschränkt. Bei anderen Wetterlagen können andere Bereiche der Stadt betroffen werden. Daher wurden weitere Bäche im Stadtgebiet in einem zweiten Schritt ebenfalls einer Gefähr-dungsbetrachtung unterzogen.

Nach Vorstellung der Konzepte kam es dann bei den Anwohnern zum Schwur: Stellen sie ebenfalls die benötigten Flächen am Gewäs-ser zur Verfügung? Ergebnis war, dass die Mehrzahl wohl mitmachen wollte, aber Ein-zelne keine Veranlassung sahen. Da nur eine durchgängige Lösung möglich war, wurden diese Projekte dann unvollendet abgebrochen.

Mit den umgesetzten Maßnahmen hat die Stadt Arnsberg, auch dank einer entsprechen-den Landesförderung, sowohl aus Hochwas-serschutzmitteln als auch aus Wasserbaumit-teln einen erheblichen Beitrag zur Abmilderung derartiger Starkregenereignisse geschaffen und damit für den Mittelgebirgsraum typische Maßnahmen der Klimaanpassung umgesetzt. Hierfür wurde die Stadt Arnsberg mit dem „Blauen KomPass“ in 2011 vom Umweltbun-desamt ausgezeichnet (www.tatenbank.an-passung.net).

Wichtig ist es aber auch hier darauf hinzuwei-sen, dass die private Vorsorge viele Schäden vermeiden kann. Dies um so mehr, als die kur-zen Vorwarnzeiten eigentlich keine Möglichkeit

Wannebach Niedereimer vor (oben) und nach (unten) der Aufweitungsmaßnahme)

lassen, sinnvoll zu reagieren. Hier sollten ein permanenter Schutz oder im Vorhinein festge-legte Vorgehensweisen für Sicherheit sorgen.Hierzu mehr in der nächsten SICHT.

Der Seniorenbeirat informiert - ApothekennotdienstInge Nüsken

Landesweit ist der Apothekennotdienst neu geregelt. So soll die nächste Notfallapotheke in einem Radius von 10 km Luftlinie erreichbar sein. In unserer Region könnte die tatsächliche Entfernung auch mal bis zu 30 Kilometer betragen.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an unter 02932 203961 (Inge Nüsken).

Wir wollen über die Landesseniorenvertretung Ihre Erfahrungen weitergeben an die Apothe-kenkammer mit dem Ziel, den Notdienst an die Bedürfnisse älterer Menschen, die geographi-sche Lage und deren Besonderheiten anzupassen.

Sie können die aktuelle Notdienstapotheke im Internet abrufen unter: www.akwl.de.

Nr. 62 Seite 37SichtEindrücke vom Seniorennachmittag in Neheim

Inge Nüsken

Am 22. Oktober ist es so weit. 106 Gäste treffen sich in der Gaststätte 1220 Schwiedinghauser zu einem kleinen feinen Seniorennachmittag. An hübsch geschmückten Tischen zu Kaffee und le-ckerem Apfelkuchen spielen die Arnsberger Mundharmonikafreunde auf. Mitsingen ausdrücklich erwünscht! Das geschieht auch, die Stimmung ist locker fröhlich.

Ein schlanker junger Mann stellt sich vor: Der Sauerlandzauberer Christian Bach. Mit seinen Tricks und Späßen bringt er uns zum Lachen und Staunen. Bezaubernd!

Wer kommt da mit der Drehorgel vor dem Bauch? Der Mundwerker Michael Klute überrascht uns mit einfachen Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Kochlöffel und eine Säge werden zu Musikinstrumenten. Die Kochlöffel klingen wie Kastagnetten. Rhythmus pur. Der Säge entlockt der Mundwerker sphärische Klänge. Gespannt hören wir den Anekdoten zu, singen zur Musik der Handdrehorgel Mecki Messer.

Nach zwei Stunden geht der Mitmach-Nachmittag zu Ende. Auf Wiedersehen in zwei Jahren!

Seniorennachmittag in Alt-ArnsbergHildegard Henneke

Zu einem unterhaltsamen Nachmittag mit abwechslungsreichem Programm hatte der Senioren-beirat die Arnsberger Seniorinnen und Senioren am 23. Oktober eingeladen. Schon fast eine Stunde vor Beginn hatten sich die ca. 210 Personen in der Festhalle der Bürgerschützen ein-gefunden. Nach der Begrüßung durch die Organisatoren überbrachte Rosemarie Goldner die Grüße der Stadt und Inge Nüsken die besten Wünsche des Vorstandes des Seniorenbeirates. Bei leckerem Kuchen und Kaffee verging die Zeit wie im Flug; die Arnsberger Stadtmusikanten spielten Unterhaltungsmusik und altbekannte Volks- und Wanderlieder, die voller Begeisterung mitgesungen wurden. Zwei junge Damen der Arnsberger Karnevalsgesellschaft KLAKAG bezau-berten mit einem Showtanz und dann stürmten fast 50 Kinder – tlw. noch im Kindergartenalter – die Bühne und sangen mit Spaß und aus vollem Herzen die „Ode an die Freude“, lustige Kinder-lieder (zum Teil mit verfremdeten Texten), aber auch englische Volkslieder … Die Begeisterung kannte keine Grenzen, als die Senioren auch noch mitsingen mussten um so ein zweistimmiges Lied darbieten zu können. Zum Ausklang des Abends sprach Pfarrer Böhnke noch einige nach-denkenswerte Worte, angelehnt an den Titel des Buches von Joachim Fuchsberger: „Alt werden ist nichts für Feiglinge“.

Nr. 62 Seite 38 SichtRuhestand - Ein neues Leben

Dr. Eva Reuß-Richter

Sie waren beide nicht mehr jung.Sie hatten ihr Berufsleben in einem Städtchen in der Provinz verbracht, hatten ihre Persön-lichkeit und ihre Ideen in die Stadt getragen und waren von ihr geprägt worden. Ihre Kinder waren hier aufgewachsen und aus dem Haus gegangen. Sie kannten viele Menschen und hatten zahlreiche Freunde.

Nun begann für beide der Ruhestand. Sie hat-ten jetzt Zeit. Und sie wussten nicht, wie viel Zeit ihnen noch bleiben würde. Aber für beide war klar: „Wir wollen gemeinsam noch einmal etwas Neues beginnen!“

Immer hatten sie davon geträumt, in einer gro-ßen Stadt zu leben, Konzerte, Theater, Oper, Kleinkunst, Kino, Museen, Galerien, Lokale, Straßencafés, Boutiquen, elegante Geschäfte in der Nähe zu haben, auf breiten Boulevards oder in schönen Parks zu fl anieren.

„Das wäre schön, das müsste man machen … irgendwann einmal, später, wenn wir Zeit ha-ben...“ So hatten sie geredet, wie viele ande-re auch. Und plötzlich wurde ihnen bewusst: „Später ist jetzt! Wenn wir das jetzt nicht ma-chen, dann machen wir es nicht mehr.“ Aber: Würden sie sich überhaupt auf eine Stadt eini-gen können? War es nicht zu spät?

Die Freunde sagten: „Einen alten Baum ver-pfl anzt man nicht mehr“. Er wollte hierhin, sie wollte dorthin. Jeder hatte seine Vorstellungen und seinen Willen. Und dann sagte er, auf ei-ner langen Autofahrt: „Berlin!“ Und sie sagte: “Ja!“

Und sie stürzten sich mit ganzer Kraft in ihre neue Aufgabe, in das Abenteuer. Sie durch-forsteten die Immobilienangebote im Internet, stellten Besichtigungsrunden zusammen, ver-einbarten Termine mit Maklern, fuhren jede Woche für ein paar Tage nach Berlin, lern-ten die Stadt und ihre Viertel kennen, hatten bald die wichtigen S- und U-Bahn-Strecken im Kopf. Und die Stadt gefi el ihnen besser und besser.

Sie lernten die Berliner kennen, solche und solche. Sie lernten die Makler kennen, die Im-mobilieninvestoren, die Wohnungsverkäufer.

Die Freunde sagten: „Überlegt Euch, was Ihr alles aufgebt, was Ihr zurück lasst. Das Haus, den schönen Garten, die Freunde.“

Sie hatten eine schöne Wohnung gefunden, waren sich mit dem Verkäufer einig, freuten sich, bald einziehen zu können und reisten zum Notartermin an. Der Verkäufer hatte es sich inzwischen anders überlegt und wollte nicht mehr verkaufen.

Die Freunde sagten:“Jetzt gebt Ihr sicher auf.“ Sie suchten weiter.

Sie kauften eine Wohnung in einem Sanie-rungsobjekt, die sie selbst ausbauen wollten, und stellten bald fest, dass sie es mit einem Betrüger zu tun hatten. Es war nicht einfach, aber sie bekamen ihr Geld zurück. Die Freunde sagten:“Jetzt gebt Ihr sicher aus.“ Sie suchten weiter.

Nr. 62 Seite 39SichtUnd die Stadt gefi el ihnen besser und besser. Sieben Monate und 70 Wohnungsbesichti-gungen später war es dann soweit: Sie hatten „ihre Wohnung“ gefunden! Eine Berliner Alt-bauwohnung. Sie wussten: „Diese Wohnung wird unsere letzte sein. Wir machen sie richtig schön.“

Es wurde renoviert und umgebaut. Er beriet sich mit Handwerkern, überwachte den Bau-fortschritt. Sie verkaufte das Haus mit dem Garten in der kleinen Stadt, verkaufte und ver-schenkte Möbel, Kleidung, Utensilien, alles, was sie im neuen Leben nicht mehr brauchen würden. Der Möbelwagen wurde bestellt, sie-ben kräftige Männer räumten viele Stunden.

Sie sagten dem leeren Haus und dem Garten ade, verabschiedeten sich von der kleinen Stadt, den Nachbarn, den Freunden, den Wegbegleitern, und sie luden alle nach Berlin ein.

Knapp ein Jahr nachdem sie erkannt hat-ten „Wann, wenn nicht jetzt?“ und nach-dem er gesagt hatte „Berlin“ und sie ge-sagt hatte „Ja“, zogen sie ein. Sie liebten die Wohnung vom ersten Tag an. Es war für sie die schönste Wohnung in Berlin, die schönste Wohnung, die sie je hatten. Sie gaben einen kleinen Einstand im In-nenhof des großen Hauses und lernten die Nachbarn kennen, fanden Gleichge-sinnte, wurden selbst eingeladen. Sie folgten einer Einladung des Bundespräsidenten an alle Bürger zum Sommerfest im Schloss Belle-vue und durften sich als neue Bürger der Stadt begrüßt fühlen.

Sie fi nden neue Bekannte auf Spaziergängen, beim Einkaufen, in Volkshochschulkursen, im Theater, und vor allem durch die Musik. Er, der sehr gut musiziert, spielt jetzt in zwei Orches-tern und mehreren Kammermusik-Ensembles. Sie macht weiter Amateurtheater, Sprachkur-se und Tanz, und beide lernen Leute kennen, viele interessante, nette Menschen.

Es ist einfach in Berlin; die Menschen sind offen und unterhalten sich gern. Und die al-ten Freunde kommen zu Besuch! Sie genie-

ßen alles, was sie sich erträumt haben. Sie genießen die Kultur der Großstadt, besuchen Museen, Konzerte, Theater, auch mal eine teure Opernaufführung, aber auch viele Ver-anstaltungen, die wenig oder gar nichts kos-ten: Präsentationen der Schauspiel- und der Musikhochschulen, Vorträge und Aktionen der Universität und der Museen, der Botschaften und der Ministerien.

Sie gehen täglich in einem der schönen Parks oder am Ufer der Spree spazieren, sie radeln am Wannsee entlang und schwimmen im Sommer im Schlachtensee. Und sie genießen es, ihr Viertel immer besser kennen zu lernen, ihren „Kiez“, wie man in Berlin sagt.

Da gibt es die großstädtische Einkaufsstraße, und um die Ecke kleine Läden, Bäckereien, türkische Gemüsehändler, die bis spät in die Nacht geöffnet haben, Schuster, Schneider, Wäschereien, Fahrradwerkstätten, Eisdielen, Cafés, kleine Kneipen, persische, türkische, italienische, georgische, vietnamesische, in-dische, französische, marokkanische, korea-nische Restaurants und den großen Wochen-markt um die alte Backsteinkirche herum. Es gibt wunderbare Orte, bekannte und solche, die entdeckt werden wollen, turbulente Plätze und zauberhafte, ruhige grüne Oasen mitten in der Stadt.

Die Freunde hatten gesagt: “Werdet ihr Euch denn an die Hektik der Großstadt gewöhnen können?“

Nr. 62 Seite 40 SichtDie Kleinstadt war hektisch. Berlin ist ent-spannt. Dort musste man rennen, um den Bus nicht zu verpassen. Hier bleibt man gelassen – der nächste kommt in 5 Minuten. Dort muss-te man ins Auto steigen zum Einkaufen. Hier brauchen sie kein Auto. U- und S-Bahn brin-gen sie schnell und bequem ins Zentrum und ins Grüne. Sie erreichen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in wenigen Minuten alle Geschäfte, die sie brauchen, werden freundlich bedient und bringen frische Ware nach Hause.

Und die lauten Straßen?In fast allen Straßen stehen große Bäume, die den Verkehrslärm dämpfen. Manchmal ziehen

Musikanten durch ihre Straße und freuen sich über ein paar vom Balkon geworfene Münzen, winken und lachen.

Berlin ist grün. Und die Innenhöfe sind still. Sie leben jetzt ein Jahr in der großen Stadt. Jeden Tag erleben sie Neues, Aussergewöhnliches, Überraschendes. Sie sind der Stadt gegen-über offen und die Stadt öffnet sich ihnen.

Der Wechsel hat sie beide verändert, belebt, verjüngt. Sie denken gern an die Zeit in der kleinen Stadt zurück. Aber ihren Entschluss, in die große Stadt zu ziehen, haben sie noch keine Sekunde bereut.

Lösungen zu ? bunt gemischt ! 1. Im Tessin, Schweiz 2. Ein Lanzenreiter 3. Ist ein fahrender Spielmann (Mittelalter) 4. Fachbereich einer Hochschule 5. Gutes oder schlechtes Vorzeichen 6. Ärmelloser Umhang 7. Die Übersicht am Ende eines Buches 8. Eine Strauchpfl anze, Sauerdorn 9. Betreffend, sachlich 10. Am Segelboot, dreieckiges Vorsegel

11. Stadt auf Sizilien12. Im Gehirn13. Größenbezeichnung = Eine Milliarde 14. Unerlässlich, unvermeidlich15 Zündkerzen16. Eine gezielte Bewässerung17. Frohe Botschaft 18. Französischer König Louis XIV.19. Italienischer Weichkäse20. Im Sternbild des großen Bären

Finden Sie Wörter, die in diese Jahreszeit passen SPALTE 1 SPALTE 2

Teatmal Lkecbeuhn Gleknu Chbiasutrm Kuinlsoa Ptehzcäln Detnav Chniskritd Pasifezne Sokcefhenlce

Aufl ösung auf Seite: 55

Nr. 62 Seite 41Sicht„Ich gucke immer in lachende Gesichter“Bauchrednerpuppen bringen verstummte Senioren

in Altenheimen wieder zum Sprechen

Paderborn. Sie heißen Auguste Charlotte von Sitzenstein oder Justus Julius Schulte-Bröcker-kamp, haben eine ausgeprägte Mimik und ausführliche Biografi en: die Bauchrednerpuppen von Klaus-Jürgen Wolter aus Paderborn. Seit vielen Jahren setzt er sie bei seinen ehrenamtlichen Besuchen in Alten- und Behinderteneinrichtungen ein – mit großem Erfolg. Seine Erfahrungen gab er nun in einem Workshop des Diözesan-Caritasverbandes im Liborianum in Paderborn an Mitarbeiterinnen von Alteneinrichtungen weiter.

„Ich gucke immer in lachende Gesichter“, be-schreibt Wolter seine Erfahrungen.

Die sehr menschlich wirkenden Puppen sto-ßen vor allem bei Menschen mit Demenz auf große Resonanz. Klaus-Jürgen Wolter be-richtet von einem Mann, der ihm gegenüber ablehnend aufgetreten sei. „Der Puppe hat er dann aber seine ganze Lebensgeschichte erzählt und dabei auch von seiner Einsamkeit berichtet.“

Auch verstummte und in sich verschlosse-ne ältere Menschen würden gegenüber den Bauchrednerpuppen wieder zu sprechen be-ginnen, Demenzkranke Vertrauen zu ihnen fassen. Diesen Ansatz in der Seniorenarbeit möchte der Puppenspieler nun auf eine brei-tere Basis stellen.

Neben seinen Kenntnissen und Erfahrungen stellte er bei dem Workshop deshalb auch eine seiner Bauchrednerpuppen mit vier eigens ge-schneiderten Kostümen zur Verfügung.

Die Teilnehmerinnen des Workshops wollen sie nun in ihren Einrichtungen einsetzen. Eine Erfahrung mit einer älteren Dame hat Klaus-Jürgen Wolter kürzlich besonders berührt:

„Wie schön, Herr Pastor, dass Sie gekommen sind“, begrüßte sie seine als Priester geklei-dete Puppe – und legte bei ihr die Beichte ab.

„Wegen der Absolution war ich natürlich in Verlegenheit“, sagt Wolter. „Aber ich habe ihr gesagt, ich bespreche das mit dem Erzbischof und der regelt das.“

Bei einem Workshop wurde der Einsatz von Bauchrednerpuppen in der Seniorenarbeit geübt.

Nr. 62 Seite 42 SichtEin Flüchtling zu Weihnachten

André, Jonas, Laura und Dennis. Ruth-Cohn-Schule (E-Kurs Deutsch Klasse 9, Jg. 2009/2010)

Da tuckert ein Boot über die stürmische See. Das Wasser leckt ständig über die Bordwand. Hohe, graue Wellen schlagen über den Bug. Das Boot, eine hölzerne Nussschale, keine 5 Meter lang, kann der wütenden Macht des Meeres kaum trotzen. Die Planken starren vor Schmutz. 30 Menschen drängen sich auf engstem Raum. Nur noch 30. Sie haben mit 42 Flüchtlingen die Küste Afrikas verlassen. Nun sind sie seit sechs Tagen auf hoher See.

In einer Ecke liegt schreiend Maria. Die Um-sitzenden rücken noch enger zusammen, um Platz für die Geburt des Kindes zu schaffen. Zehn Stunden dauern die Wehen schon an. Sie haben versucht, für Maria einen trockenen Platz zu fi nden. Sie haben Müll und Unrat von diesem Platz entfernt. Einer hat ihr eine Decke untergelegt. Sie wechseln sich ab, ihr Trost und Beistand zu spenden.

Plötzlich entsteht Unruhe, weil Land in Sicht ist. Es keimt neue Hoffnung auf. Da ertönt ein winselndes Schreien. Die Dünung lässt nach. Am Horizont erscheint ein Fischerboot und hält auf sie zu. Die Menschen schreien und win-ken. Ein Tau fl iegt schwirrend durch die Luft und klatscht neben dem Boot ins Wasser. Die Menschen stürzen zu einer Bordseite und grei-fen hektisch nach dieser Hoffnung auf Leben.

Im Hafen wartet der Zollbeamte. Sie haben ihn von der weihnachtlichen Festtafel geholt. Die Ärztin steht mit ihrem Koffer bereit. Es ist das siebte Boot seit dem Sommer. Sie weiß, dass jetzt wieder die endlosen Diskussionen um Bleiberecht ihren Lauf nehmen werden.

Die Menschen auf dem Boot sind zu Tode er-schöpft, dehydriert, traumatisiert. Der Blick der Frau schweift über das Boot und bleibt bei der jungen Frau mit dem Neugeborenen hängen. Das Kind ist nackt, noch mit Blut beschmiert. Die Augen der Frau sind ängstlich, weit aufge-rissen. Sie schreien nach Hilfe für ihren Sohn. In ihrem Gesicht spiegelt sich der Schmerz der letzten Tage wider.

„Als erstes hole ich die Frau und das Kind! Jetzt! Es ist Zeit, höchste Zeit!“ Niemand re-agiert. Die Ärztin greift nach den nächsten bei-den Arbeitern und brüllt sie an: „Holt verdammt noch mal die beiden vom Boot!“ „So einfach geht das nicht“, so der Zollbeamte. „Sie haben keine Papiere und ich habe meine Vorschrif-ten.“ „Sie verdammter Mistkerl. Die Frau und das Kind brauchen Hilfe.“ Von der Seite tönt es leise vom Fischer: „…und außerdem ist Weih-nachten.“ „Ist ja schon gut. Holt alle an Land! Ich kann aber nicht alleine für sie sorgen. Mei-ne ganze Mannschaft ist im Weihnachtsur-laub… Ich muss jetzt aber Meldung machen.“

Der Fischer grummelt: „Die Meldung kann auch noch bis nach Weihnachten warten. Die Frau und das Kind nehme ich erst mal mit nach Hause. Meine Frau wird sicher nichts dagegen haben.“

Maria und das Kind liegen schlafend auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ärztin, Zollbeamter und Fischer stehen im Türrahmen und betrachten die Szene. „Sind die anderen versorgt?“ stellt der Fischer in den Raum, ohne jemanden an-zusehen.Die Ärztin: „Ja, die leichteren Fälle sind bei Familien, die anderen im Krankenhaus. Es werden alle überleben.“ Der Zollbeamte: „Ein Flüchtling zu Weihnachten. Wie heißt denn dieses unerwartete Geschenk?“ „Hope“, murmelt Maria.

Nr. 62 Seite 43SichtDiakonie Ruhr-Hellweg: Informationsaustausch rund ums Service-Telefon

Servicequalität ausbauen

Arnsberg (drh) – Beratungsangebote, Erziehungshilfen, haushaltsnahe Dienstleistungen, Fami-lienerholung, Pfl egedienste und vieles mehr: Die Diakonie Ruhr-Hellweg engagiert sich in fast allen Bereichen der Wohlfahrtspfl ege – und das an zahlreichen Standorten in den Kirchenkreisen Hamm, Unna, Soest und Arnsberg. Die Service-Nummern der Diakonie sind erste Stationen für viele Ratsuchende, Freunde und Partner der Diakonie, um Informationen zu erhalten und mit der richtigen Person am richtigen Standort verbunden zu werden.

„Uns ist wichtig, dass jeder Anrufer bei uns gut informiert wird. Offen und einladend zu sein ist ein zentrales Anliegen der Diakonie Ruhr-Hellweg“, kommentierte Vorstand Steffen Baumann. Ob Beratungswünsche, Anfragen an den Reisedienst oder Angebote von gebrauchten Waren für die Second Hand-Kaufhäuser der Diakonie: Jede Anfrage werde umgehend beantwortet oder an die jeweilige Stelle weitergeleitet.

Nun trafen sich die Mitarbeitenden des Service-Telefons der Diakonie Ruhr-Hellweg zum Infor-mationsaustausch. Ziel war es, die Servicequalität zu erhalten und auszubauen. Dazu gab es auch methodische Impulse.

„Unsere Angebotspalette ist in stetigem Wandel“, erläuterte Diakonie-Vorstand Steffen Baumann den 22 Mitarbeitenden, die neben verschiedenen anderen Aufgaben auch das Service-Telefon betreuen. „Die Gesellschaft verändert sich, und unsere Erfahrungen in der täglichen Arbeit brin-gen neue Ideen mit sich.“ Darum sei es wichtig, einander stets auf dem Laufenden zu halten. So informierte er auch über die jüngsten Neuerungen in der Diakonie: etwa die Wohngruppe „180 Grad“ in Hamm, in der Kinder von sechs bis zwölf Jahren ein vorübergehendes Zuhause fi nden, um nach spätestens einem Jahr in ein gestärktes Familienumfeld zurückzukehren.

Die Service-Nummern der Diakonie Ruhr-Hellweg: Arnsberg: 02931 78633-0 Hamm: 02381 54400-50 Meschede: 0291 2900-0 Unna: 02303 25024-0 Soest: 02921 3620-0www.diakonie-ruhr-hellweg.de

Die Gesichter hinter der Service-Nummer der Diakonie Ruhr-Hellweg: 22 Mitarbeitende der Wohlfahrtsorganisation der Evangelischen Kirche in der Region trafen sich zum Informationsaustausch. Empfangen wurden sie von Vorstand Stef-fen Baumann (hinten, 3. v. rechts) sowie den Fachbereichsleitern Axel Wohlmeiner und Christian Korte. Foto: Diakonie Ruhr-Hellweg

Nr. 62 Seite 44 SichtFrüher bei uns im Dorf

Benedikt Jochheim

Weihnachten steht vor der Tür! Seit Wochen bemühen sich die Menschen, ein passendes Weihnachtsgeschenk für ihre Lieben zu besor-gen. Die Auswahl ist groß und das Geschenk sollte dem Beschenkten einerseits gefallen aber andererseits muss auch der Preis stimmen. Schenker und Beschenkter sollen am Ende zu-frieden sein.

Mancher Zeitgenosse sucht den einfachen Weg: er schenkt Geld oder einen Gutschein – manchmal auf Wunsch des zu Beschenkenden, der sich dann das Geschenk seiner Wahl kau-fen kann. Kommen mehrere Geldgeschenke zusammen, dann gibt es auch mal ein teureres oder größeres Teil. Ob so ein Geschenk noch eine freudige Überraschung bringt?

Während des Krieges und der Nachkriegszeit gab es für Geld und gute Worte nichts zu kaufen. Aber auch in den sogenannten guten Jahren vor dem Krieg war man sparsam mit den Geschen-ken. Geld war bei den meist kinderreichen Fa-milien Mangelware. Der Vater bekam zu Weih-nachten sein "SOS" (Schlips, Oberhemd und Socken). Einen neuen Anzug gab es hingegen nur alle paar Jahre. Man trug ihn nur am Sonn-tag und an Feiertagen. Vereinzelt trug der Mann auch einen Knickerbocker (eine unten weite wa-denlange Überfallhose). In der Woche wurde der Arbeitsanzug getragen, da Stall-, Hof- und Gartenarbeit kaum Zeit für die Freizeitkleidung ließen. Einige wechselten nach der Arbeit nicht einmal ihre Kleidung und behielten ihren „Blau-mann“ an.

Die Frau bekam zu Weihnachten einen neuen Pullover oder eine Weste und zwei neue Kittel-schürzen - die tägliche Kleidung für die Haus-frau. Ein neues Kleid gab es höchstens zu Schützenfest. Die größeren Kinder bekamen neue Winterbekleidung, die dann später von den jüngeren Geschwistern aufgetragen wur-de. Die Mädchen trugen Röckchen und Pullo-ver, die Jungen kurze Hosen. Kleinere Kinder, Jungen wie Mädchen, trugen noch bis in die ersten Schuljahre lange Strümpfe, welche an einem Leibchen (Strumpfhalter) befestigt wa-

ren. Löcher in den Strümpfen wurden regelmä-ßig gestopft. Am Sonntag gab es hingegen heile Strümpfe. Dann hieß es für die Kinder Obacht geben, da es sonst was hinter die Ohren gab.

Viele Kinder hatten eine lange Liste mit Wün-schen an das Christkind. Spielzeug stand da-bei an vorderster Stelle. Manchmal gab es auch eine freudige Überraschung, wenn man nicht mit dem Geschenk gerechnet hatte. Oft konnten die Wünsche jedoch nicht erfüllt werden. Gerade in den Notjahren nach dem Zweiten Weltkrieg blie-ben viele Wünsche unerfüllt.

Wie erwähnt gab es für Geld und gute Worte nichts zu kaufen. Der tägliche Kampf, etwas Essbares auf den Tisch zu bekommen, hatte Vorrang. Auch andere Sorgen waren reichlich vorhanden: die Not der Kriegerwitwen mit ihren Kindern, Väter die vermisst wurden oder in der Gefangenschaft waren, Wohnungslose deren Häuser zerstört waren und nicht zuletzt die vie-len Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge.

Einige vor mir liegende Briefe belegen ein Schicksal in den Jahren nach dem Krieg: Ein Deutscher in sibirischer Gefangenschaft kann über das Schweizer Rote Kreuz einmal im Jahr zu Weihnachten einen Brief an seine Fami-lie und an seine Verlobte schicken. Die ersten Jahre sind noch voller Hoffnung. Von einem Ge-schenk steht in keinem der Briefe etwas, son-dern nur von dem Wunsch auf ein Wiedersehen. Im Jahre 1949 schreibt er seiner Verlobten, dass er Verständnis habe, wenn sie jemand anderen zum Mann nehmen würde. Das Ganze nimmt dennoch ein glückliches Ende.

Gott sei Dank liegen diese Jahre hinter uns. Der Jahre später begonnene Konsumrausch hält immer noch an. Das Angebot ist groß, die Wünsche immer größer. Alle Menschen sollten sich natürlich reichlich beschenken können, aber eben nicht nur wir, sondern auch jene Men-schen, welche heute noch das gleiche erleiden, was schon viele Jahre hinter uns liegt. Ich wünsche allen ein gutes und schönes Weih-nachtsfest!

Nr. 62 Seite 45Sicht„Prima ist der Klimawandel auch

für den Gemüsehandel“Lisa Storm

Unter diesem Motto fand dieses Mal die Aka-demie 6 - 99 im Rahmen der Arnsberger Kli-maschutzwoche statt. Mentor dieses Tages war der Klimamanager der Stadt Arnsberg,

Sebastian Witte. Der Klimawandel ist ein sehr komplexes und durchaus schwer zu greifen-des Thema. Um einen guten Einstieg in dieses Thema zu bekommen, wurde als Referent Dr. Mark Fleischhauer eingeladen. Dieser forscht an der TU Dortmund verstärkt in den Arbeits-feldern des Klimawandels, der Raumplanung und der nachhaltigen Regional- und Stadtentwicklung.

Außerdem wurden Experten aus vielen anderen Bereichen eingeladen, sodass auch die Konsequenzen des Klima-wandels, die teilweise heute schon zu spüren sind, aufgezeigt wurden. Die Ex-perten und Dr. Fleischhauer begleiteten uns den Tag über und plauderten immer mal wieder aus dem Nähkästchen. Mit vielen spannenden Experimenten, die zum Beispiel den Meeresspiegelanstieg oder den Treibhauseffekt thematisierten, konnten die Kleinen und die Großen die Auswirkungen des Klimawandels haut-nah miterleben.

Unter der Überschrift „Wie sieht eine klimage-rechte Stadt aus?“, wurde das Thema schließ-lich auf den eigenen Wohnort gebracht, um einen noch stärkeren Bezug zu bekommen.

Welche Teile der Stadt schonen die Umwelt? Welche Tätigkeiten schaden der Umwelt?

Mit roten und grünen Fähnchen wurden die Teile der Stadt ge-kennzeichnet, die diese Fragen beantworten. Zum Schluss durfte noch jeder Teilnehmer seinen ei-genen ökologischen Fußabdruck erstellen.

Dieser wurde anhand von Fragen rund um das Thema Ressourcen-verbrauch erstellt. Dabei stand die Frage im Vordergrund „Was kann ich tun, dass auch spätere

Generationen ähnliche günstige Lebensbedin-gungen vorfi nden wie wir?“

Denn nicht nur wir selbst werden unter dem Klimawandel leiden, sondern in einem beson-ders dramatischen Maße unsere nachfolgen-den Generationen.

Nr. 62 Seite 46 SichtDie Heiligen Drei Könige

Albert Hoffmann

Nach dem Bericht des Festtagsevangeliums vom 6. Januar kamen drei weise Männer, Ma-gier oder auch Könige genannt, wunderbarer-weise von einem Stern geführt, zum Stall des neugeborenen Kindes nach Bethlehem. Ihre Namen waren Kaspar, Melchior und Balthasar. Uns Menschen der Neuzeit sind nur wenige stichhaltige Überlieferungen dieser frommen Männer bekannt.

Mit Recht bewundern wir jedoch ihre große Wissenschaft. Ihnen waren die heiligen Schrif-ten schon bekannt; Sie kannten wohl auch den Lauf der Gestirne. Ferner beseelte sie ein tie-fer Glaube, der sie mit großer Sehnsucht nach dem angekündigten Erlöser erfüllte. Sie waren stark von dem sie begleitenden Stern und dem ihnen gewiesenen Weg zu dem neugeborenen Christuskind erfüllt. Nichts konnte sie davon abhalten, den Weisungen des Sterns zu fol-gen. Schließlich wurde ihr Glaubenseifer be-lohnt. Sie beteten den Neugeborenen Herrn an und brachten ihm königliche Geschenke mit, nämlich Gold, Weihrauch und Myrrhe. Zu Eh-ren dieser Männer, der Heiligen Drei Könige, wird jeweils am 6. Januar eines jeden Jahres ein besonderer Gedenktag gefeiert, das Fest der Erscheinung des Herrn, der Dreikönigstag oder auch Epiphanie genannt.

Das zentrale Motiv, den Stern von Bethlehem, griffen die Sternsinger auf. Der Brauch, dass die Kinder an diesem Festtag die Hausbesu-che durchführen, entstand wohl erst im Mit-telalter und belebte sich nach der deutschen Wiedervereinigung auch in Ostdeutschland wieder. Je nach lokaler Gewohnheit ziehen die Sternsinger auch schon vor dem Dreikö-nigstag los, um die Häuser zu segnen. Über der Tür werden die Jahreszahl und die Namen der Könige Kaspar, Melchior und Balthasar mit Kreide aufgezeichnet. Die Buchstaben lassen sich auch folgendermaßen deuten: „Christus Mansionem Benedicat“ übersetzt heißt das „Christus segne dieses Haus“.

Lange Zeit hielt man die Sterne für eine symbo-lische Deutung mit dem Hinweis, dass die Hei-

den auf den neugeborenen Messias aufmerk-sam. gemacht wurden, um den einen, wahren Gott anzubeten. Das war ja schließlich auch die Vision der Propheten. Spätere Deutungen sahen jedoch so aus, dass der Stern von Beth-lehem auch eine Konjunktion von Saturn und Jupiter gewesen sein könnte. Da der Saturn für Palästina stand und Jupiter auf einen König hindeutete und die Stellungen dieser Sterne sowohl am Morgenhimmel als auch gelegent-lich am Abendhimmel zu sehen waren, könnte hier auch der Satz des Matthäusevangeliums auf diese Sternkonstellation zutreffen, der da lautet: „Den Stern, den sie hatten aufgehen se-hen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war, dort blieb er dann stehen.“ Am 25. Dezember wird die Menschwerdung gefeiert und am 6. Januar das Aufscheinen der Gott-heit. Die Dreizahl der Könige leitet sich wohl auch von den drei Gaben, Gold, Weihrauch und Myrrhe ab. Die drei Namen der Könige werden den Weisen wohl erst ab dem 9. Jahr-hundert zugesprochen. Sie gelten als Vertreter der drei Rassen. Erst seit dem 12. Jahrhundert gibt es wohl auch den Mohrenkönig. Der Dreikönigstag galt in früherer Zeit, auch bei uns in Deutschland, als gesetzlicher Feiertag. Wohl am 6. Januar 1164 wurden die Gebeine der drei Weisen aus dem Morgenland von Mai-land nach Köln gebracht. Friedrich Barbarossa hatte nach seinem Sieg über die Stadt diese als Tribut verlangt und sie dem Kölner Erzbi-schof Rainald von Dassel geschenkt.

Die Geschichte vom hell leuchtenden Strahl, der die Heiligen Drei Könige zur Krippe lei-tete, fasziniert nun schon seit Jahrhunderten nicht nur die Kinderherzen. Immerhin kamen seit dem Jahr 1959 beim Dreikönigssingen bis zum heutigen Tage insgesamt rund 700 Millio-nen Euro für die armen Kinder in der großen, weiten Welt zusammen.

Ein kleiner Seitenstrahl dieses Dreikönigsge-schehens reicht ja auch bis ins kurkölnische Sauerland, bis zu uns nach Arnsberg.

Nr. 62 Seite 47SichtZehn Jahre lang, nämlich von 1794 - 1804 wurde der Schrein mit den Reliquien der Hei-ligen Drei Könige bei uns, im Kloster Weding-hausen, sozusagen notgelagert.

Schuld daran war die Französische Revoluti-on, vor deren Kriegswirren das Kölner Dom-kapitel ins sichere Arnsberg fl oh. Bei dieser Flucht vergaß das Domkapitel natürlich nicht, seinen wichtigsten Schatz mitzunehmen: Die Reliquien der Heiligen Drei Könige. Sie waren wohl 700 Jahre zuvor, wie bereits eingangs erwähnt, auf wenig rühmliche Weise von Mai-land nach Köln und dann vorübergehend zu uns ins Kloster Wedinghausen nach Arnsberg gekommen.

„Auf den Spuren der Heiligen Drei Könige in Arnsberg“ werden inzwischen in unserer Stadt auch Stadtführungen angeboten. Die Stadt-führer nehmen die Teilnehmer dabei mit auf eine spannende Zeitreise zurück zur ereignis-reichen Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Dabei erfahren sie viel Interessantes über das Zusammenleben der vornehmen Kölner Dom-herren mit den Arnsberger Bürgern. Besucht wird dabei auch das Kloster Wedinghausen, wo der Schrein der Heiligen Drei Könige auf-bewahrt wurde. Am Haus Honnig erfährt man weitere Einzelheiten über den langen Weg, den die Reliquien auf ihrem Weg nach Arns-berg genommen haben.

Der Neheimer Heimatbund gab im Juli 1928 das Heimatbuch der Stadt Neheim heraus. Dort fand ich auf der Seite 176 das zu diesem Bericht pas-sende Lied.

Am Dreikönigsta-ge ziehen drei weiß gekleidete Knaben, mit Krone und Zep-ter geschmückt, als Kaspar, Melchior und Balthasar in die Häuser und singen unter fortwährendem Drehen des Sternes dieses Lied:

Voi heilgen drei Künige met uesem Stärn, voi gott op Stecken un saiket diän Härn Et schnigget, et schnaket, et fruiset, et kna-cket, voi krämpet de Teuwen, dei mit diän Tiänne tacket.

Lot schniggen, lot schnacken, et deit ues nix, voi hollet ues alle recht dapper un fi x.

Oi laiwen Luie, bak koik oi säo späu?Grund ehrlik sin voi doch alle drei.Drüm well voi uch uesen Namen mol seggen,dat oi füör ues Respäkt söllt hewwen.

Ick, Kaspar, iek hewwe kain Pläksken witt,scheunen Miäkens gefall iek äok nit;doch wenn oi moi boi Nacht besaiht,dann look iek grade, as oi äok soit.Iek, Melcher, Künink, säo witt un säo foin,säo foin, dat iek en Grafen könn soin.Iek, Balthasar, iek schlüöre säo met,iek sin nit aisk und äök nit nett,iek duetle säo met diän annern dohär,well äok nom heiligen Lanne mol gärn.

Nom heiligen Lanne dat is näo woit,do gieret näo mannigmol Awwetoit.Dat Geld könn voi van diän Tuinen nit briäken,drüm möt voi mildtätige Luie anspriäken.

Voi singet taum Danke un drägget diän Stärn,

Un gruisset van allen diän leiwen Härn.

Heilige Drei Könige in der Kirche St. Maria Magdalena zu Bruchhausen

Nr. 62 Seite 48 SichtKürbis einmal anders!

Mit freundlicher Genehmigung der Westfalenpost-Redaktion Arnsberg Jochem Ottersbach WP

Außen hart und innen weich sind die Merkma-le der Frucht dieser Jahreszeit, des Kürbisses. Besser: der Kürbisse, wie etwa 20 große und kleine Besucher der Akademie 6 bis 99 von Ul-rike Rehbein, Ökotrophologin am Berufskolleg Eichholz erfuhren. So zahlreich und unterschied-lich wie ihre Arten seien auch ihre Verwendungs-möglichkeiten. „Seine Beliebtheit als Dekorati-onsfrucht nicht nur zu Halloween hat den Kürbis als Nahrungsmittel fast in Vergessenheit gera-ten lassen.“ Spontan fi el einer der älteren Aka-demie-Besucherinnen der „Gelbe Zentner“ ein. Diese Riesenfrucht mit gelbem Fleisch fehlte früher in keinem Haus-garten. Heute biete der Handel essbare Sorten mit Bezeichnungen wie Mikrowellen-Kürbis, Spagetti-Kürbis mit lang faserigem Frucht-fl eisch und Single-Kürbis für den heute verbreiteten Kleinhaus-halt an, ergänzte Ulrike Rehbein. Besonders das saftige Fleisch der vielen ess-baren Exemplare sei wegen des wichtigen Vi-tamin- und Mineralstoffgehalts durchweg sehr gesund. Viele könne man sogar komplett mit ihrer Schale verarbeiten und essen. Oft sei sie allerdings beim Schneiden sehr widerstandsfä-hig. In einem Beutel auf einen harten Fußboden geschmettert, könne man sie zertrümmern, um sie dann zuzubereiten, riet die Ökotrophologin. Bald sah man die Runde an den dargebotenen Kürbiskernen knibbeln und knabbern, die auch roh schmackhaft und wegen ihres Fettsäure-gehaltes gesund sind und gerne zu begehrtem Kürbiskernöl verarbeitet werden.

Ulrike Rehbein konnte schnell ihr Publikum für das Thema rund um den Kürbis begeistern, so-dass bald Rezepte, Erinnerungen und Erleb-nisse durch den Raum schwirrten. Die kleinen Gäste fi eberten allerdings inzwischen dem prak-tischen Tun entgegen.

Also ging es ab in die Küche. Fünf Rezepte la-gen beispielhaft für die Vielseitigkeit der Kür-biszubereitung bereit. In Gruppen, ganz nach 6-bis-99-Gepfl ogenheit gemischt mit Alt und Jung, entfaltete sich ein fröhliches Werkeln mit Raspeln, Zerschneiden, Gelieren, Pürieren, Sie-ben, Teigverarbeitung, Kochen und Garen. Ulri-ke Rehbein, Dorothee Müller und Ulrike Lange vom Berufskolleg standen stets beratend zur Seite. So verwandelten sich die bereit gestellten Kürbisse schnell zusammen mit Tomaten, Him-beeren, Zwiebeln, Joghurt, Margarine, Eiern,

Zitronen, Mehl und Ge-würzen in sehr dekora-tiv aussehende Spezi-alitäten. Die Vorfreude, diese am Ende zu kos-ten, wurde besonders bei den Kindern immer spannender. Jana war spontan von der Süße ihrer Kürbis-Himbeer-Smoothie angetan, wo-bei sie einen leichten Geschmack von Kas-tanien registrierte. Paul neben ihr probierte sei-

ne Spagettikürbisse: „Schmecken an sich nach nichts.“ Als dann aber die scharfe Tomatensoße hinzukam, löffelte er begeistert draufl os. Julius betrieb an einem anderen Tisch eine Produktion von Kürbiswaffeln, die im Aussehen von den her-kömmlichen mit den fünf Herzsegmenten kaum zu unterscheiden waren. Die leicht süße, herbe Geschmacksnote sagte ihm aber durchaus zu. Die Mikrowellenkürbisse mit Feta verführten al-lein schon durch ihr Aussehen zum Probieren und von den Gläschen mit köstlicher Kürbis-Ap-fel-Konfi türe konnte jeder eins mit nach Hause nehmen.

Den Kindern und den Erwachsenen hat das ge-meinsame kreative Wirken in der Schulküche offensichtlich viel Spaß gemacht, zumal die Er-gebnisse nicht nur auf der Hand, sondern auch auf der Zunge lagen, wobei Alle über die vielsei-tigen kulinarischen Verwendungsmöglichkeiten dieser Frucht erstaunt waren.

Nr. 62 Seite 49SichtBilderrätsel SICHT – Ausgabe 62

Das gesuchte Gebäude befi ndet sich in ruhiger beschaulicher Lage direkt im historischen Stadtkern von Alt-Arnsberg. Die Ruhrschleife, die sich um den Bergrücken mit dem histori-schen Stadtkern schlängelt, bestimmt das Stadtbild und dicht bewaldete Hänge rahmen Arnsberg ein.

Romantisch verwinkelte Gassen, ge-pfl egte Fachwerkhäuser und die Res-te des kurfürstlichen Schlosses prä-gen das Gesicht der Altstadt.

Historische Sehenswürdigkeiten wie der Glockenturm, Wahrzeichen von Arnsberg, und das Hirschberger Tor liegen in unmittelbarer Nähe. Das angrenzende Naturschutzgebiet eignet sich hervorragend für erholsame Spaziergän-ge und bietet einen herrlichen Ausblick über ganz Arnsberg. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und attraktive Ausfl ugsziele, wie der Möhne- und Sorpesee, machen Arnsberg zu einem idealen Aus-gangsort für Touren in die Umgebung.

Wie heißt diese Wohnanlage?Der oder die Gewinner/in erhält zwei Kinokarten Seniorenkino Arnsberg Residenz-Kino-CenterBei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Betrag kann nicht ausgezahlt werden.

Lösungen bitte schriftlich an: Stadt Arnsberg Fachstelle Zukunft Alter / GenerationenMagazin SICHTClemens-August-Straße 120, 59821 Arnsberg, eines der Stadtbüros, oder mailen Sie unter: [email protected]

Einsendeschluss: 25. Mai 2015

Aufl ösung SICHT – Ausgabe 61Natürlich suchten wir die EUROPABLUME von Rudi Olm.

Aus den vielen Einsendungen wurde Gerda Hesse ausgelost.

Gerda Hesse gewinnt ein „Gute Laune-Früh-stück“ für 2 Personen von der Bäckerei Theo-dor Greve, Dungestraße 3, Herdringen.Der Gutschein wird Ihnen per Post zugestellt.

Herzlichen Glückwunsch, Ihre Rätselredaktionvom GenerationenMagazin SICHT

Nr. 62 Seite 50 SichtDeutschland und Japan: Freundschaft mit TraditionGrußwort Prof. Y. Sugatani zum Deutsch-Japanisches Symposium 2014 in Arnsberg

Die offi ziellen Beziehungen zwischen Deutsch-land und Japan gehen auf das Jahr 1861 zu-rück: Damals landete der preußische Gesand-te Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg in der Bucht von Edo, dem heutigen Tokio. Dort schloss er einen Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag mit dem Tokugawa-Shogu-nat, der damaligen Regierung in Japan. 1862 traf eine Gesandtschaft des Tokugawa-Shogu-nats in Berlin ein und wurde mit einer glanz-vollen Zeremonie empfangen. Die damaligen Samurai in Japan, die weder Johann Sebasti-an Bach noch Ludwig van Beethoven kannten, begegneten urplötzlich Richard Wagners Mu-sikdramen. Es war die Entdeckung einer neuen Welt – voller Überraschungen und Staunen.

2011 feierten die beiden Länder das 150-jährige Jubiläum der offi ziellen Beziehungen. Im Juni besuchte der japanische Kronprinz Naruhito die Hauptstadt Berlin und pfl anzte gemeinsam mit dem Bundespräsidenten Christian Wulff im Garten des Schlosses Bellevue einen japani-schen Kirschbaum. Im Oktober begab sich der Bundespräsident seinerseits in die japanische Hauptstadt Tokio und setzte mit Kronprinz Na-ruhito einen deutschen Lindenbaum im Arisu-gawa Gedächtnispark.

Das heutige Symposium fügt der Geschichte von 153 Jahren deutsch-japanischer Freund-schaft eine neue Seite hinzu. Ich möchte zuerst dem Bürgermeister Hans-Josef Vogel und allen Arnsberger Bürgerinnen und Bürgern, beson-ders auch den Referentinnen und Referen-ten und allen Teilnehmenden am Symposium Dankbarkeit und Ehre bezeugen.

Demenz ist ein wichtiges Thema in der moder-nen Gesellschaft. Aber wir sollten nicht über-mäßig Furcht davor erzeugen, denn durch eine langfristige Auseinandersetzung mit dem Thema, wissen wir, was zählt: Es geht darum, eine „gut balancierte Gesellschaft“ zu verwirkli-chen, in der Menschen mit und ohne Demenz besser zusammenleben. Ein Beispiel: Wegen der Abnahme der kognitiven Fähigkeiten ha-ben Menschen mit Demenz bei der Ausfüh-

rung komplexer Aktivitäten Schwierigkeiten, beispielsweise beim Einkaufen. Heißt das, de-menzkranke Menschen sollen nicht mehr ein-kaufen gehen? Damit würden zwar die erwarte-ten Risiken reduziert. Aber führt das nicht zum Ergebnis, Menschen mit Demenz das Genie-ßen des täglichen Lebens – einen Schaufens-terbummel oder einen Restaurantbesuch – vor-zuenthalten?

Wir wissen aber auf der anderen Seite, dass es sehr riskant ist, Menschen mit Demenz ohne Hilfe ihren Alltag bewältigen zu lassen. In Ja-pan wurden im Jahr 2012 etwa zehntausend Menschen mit Demenz zeitweise vermisst ge-meldet. Etwa 350 dieser Menschen wurden tot aufgefunden, über 200 Menschen werden noch immer vermisst. Ein soziales System, in dem Menschen mit Demenz sich sorgenfrei bewe-gen können, muss vor dem Hintergrund dieser Zahlen entwickelt werden.

Es ist die wichtige Aufgabe einer alternden Ge-sellschaft, die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit zu halten. Ich verstehe das Leitbild „Besser leben mit Demenz“ in dieser Bedeu-tung. Bitte stellen Sie sich die Welt vor, in der Menschen mit Demenz frei und gefahrlos auf die Straße hinausgehen können. In der Men-schen mit Demenz unbesorgt ihr Leben füh-ren können. Diese Welt wäre gewiss für alle Mitglieder der Gesellschaft angenehmer. Über Demenz nachzudenken bedeutet, dass wir uns am Dialog beteiligen und unsere Gesellschaft mitgestalten. Meiner Ansicht nach ist der Dialog ein Bemühen um gegenseitiges Verständnis, das unter der Voraussetzung und Anerkennung beiderseitiger Verschiedenheit geschieht.

Das Symposium bietet den Teilnehmenden heute drei Formen des Dialoges an: Erstens den Dialog zwischen Verwaltung und Bürgern, zweitens den Dialog zwischen den Generationen und drittens einen interkulturellen Dialog zwischen Deutsch-land und Japan. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass alle Teilnehmer am Symposium durch die Dialoge ihre Erkenntnisse zur Demenz und das gegenseitige Verständnis vertiefen.

Nr. 62 Seite 51Sicht

Nr. 62 Seite 52 SichtKinder- und Jugendseite

Eindrücke eines „Neulings“ aus der Kinderstadt Arnsberg 2014

Wie bereits in der Juni-ausgabe der teamwork angekündigt hat die Kinderstadt 2014 vom 7.- 18. Juli 2014 im Ge-bäude der ehemaligen Pestalozzischule unter dem Motto „Historischer Jahrmarkt“ mit einer be-merkenswerten Unter-

stützung der Kirmesgesellschaft stattgefun-den.

Ich war als „Neuer“ aber „Oldie“ das erste mal als „Vossi der Vollstrecker“ mit dem gestande-nen „Mr. Bones“ alias Dieter Beckmann in der „Gruselbude“ dabei. Was soll ich sagen:

Es war einmalig anstrengend, erlebnisreich, sinnvoll und hat besonders den Kindern Spaß gemacht.Das auch in unserer Stadtverwaltung bestehende Klischee von Sozialarbeitern die nur labern, Kaffee trinken und Nichts geba-cken bekommen, kann ich nicht bestätigen. Das Team ging motiviert, pragmatisch und tat-kräftig zur Sache.

Ein wohltuender Rollentausch. Pro Woche muss die gesamte Logistik inklusive Essen und das pädagogische Programm für 230 Menschen stehen und gestemmt werden. Das hat meiner Einschätzung nach super funktio-niert.

Die Kinder bekommen altersgerecht alles was nötig ist um sich zu entwickeln:

Viel Bewegung, Anpassung und Reibung mit Gleichaltrigen und Älteren, neue Freundschaf-ten, neue tolle Anregungen und Erfahrungen in den verschiedenen Workshops.

Die Essenausgabe erfolgte durch die „Müt-ter der Kompanie“ Ellen und Peggy, ähnlich wie bei der Bundeswehr, nur viel herzlicher. Ich weiß nicht, wie oft ich den Kindern, die bei gleichbleibend hohen Lärmpegel ständig was fragten oder wissen wollten, mit: „Keine Ahnung, weiß ich auch nicht, fragt eure Grup-penbetreuer, haltet doch mal die Klappe etc.“ geantwortet habe. Es schadet ihnen nicht, sie strahlen einen trotzdem mit ihren vielen, klei-

Michael Voß

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nen Zahnlücken dankbar in die Augen. Es ist schön zu erleben wenn Kinder mich jetzt beim Einkaufen oder wie gestern im Freibad mit „Hey Vossi, du Vollstrecker“ begrüßen.

Die Kinder der Kinderstadt kommen aus allen sozialen Schichten und erleben Gemeinschaft und das die Herkunft keine Rolle spielt. Die überwiegend berufstätigen Eltern wissen, dass ihre Kinder gut in der Kinderstadt aufgehoben sind und entsprechend positiv waren die Rück-meldungen.

Kinderstadt bedeutet auch, das viele Jugend-liche, ob in Ausbildung oder Studium oder als Sozialstündler, einen Rahmen vorfi nden, in dem sie sich erproben können und somit auto-matisch eine gesunde Mischung von jung und alt und ein praktischer Austausch zwischen den „Professionellen“ und dem „berufl ichem Nachwuchs“ stattfi ndet. Ansätze der Inklusion werden auch praktiziert und bestimmt weiter ausgebaut.Finanziell trägt sich die Kinderstadt selbst durch Sponsoren und Teilnehmergebühren.

Die „Location“ eignet sich auch hervorragend dazu, ist so was wie ein „Familienrathaus“ während der Kinderstadt.

Als besonders anerkennend und wertschät-zend für mich war, dass von den Kollegen ernst gemeinte: „Schön, dass du so schnell einer von uns geworden bist“, bei einer ausge-lassenen Abschlussfete mit einem lauwarmen Sommerlüftchen fast wie bei „Tausend und ei-ner Nacht“. Vielleicht das Thema der nächsten Kinderstadt Arnsberg 2015? Ich sage Danke und schön, das ich einer von euch bin.

Nr. 62 Seite 54 SichtIhnen liebe Leserinnen und Leser

wünschen wir stressfreie und erholsame Feiertage.

Ihre SICHT- Redaktion

SichtIMPRESSUM:GenerationenMagazin der Stadt Arnsberg

Die Beiträge geben die Meinung des Verfas-sers wieder. Diese muss nicht der des Heraus-gebers entsprechen. Für Fehler in den Beiträgen ist ausschließlich der Autor verantwortlich. Die Redaktion behält sich vor: Artikel zu kürzen, zu überarbeiten zu drucken und elektronisch zu veröffentlichen.Beachtung der Bildrechte. Verwendung von veröffentlichten Bildern und Texten, nur mit Genehmigung der SICHT-Redaktion bzw. des Autors.

Redaktion: Hanni Borzel, Marita Gerwin, Stefan Gößling, Sigrid Grobe, Karola Hilborne-Clarke, Rolf Hilje, Bernd Kipper, Uwe KünkenrenkenMartin Polenz, Manuela Völkel,Waltraud Ypersiel

Layout: Petra Krutmann, Uwe Künkenrenken

Bürgermeisteramt - Pressestelle:Elmar Kettler

Herausgeber:Stadt Arnsberg, Der Bürgermeister, Rathausplatz 1, 59759 ArnsbergEmail: [email protected]

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BILDQUELLENNACHWEIS:

Titelbild: Uwe Künkenrenken

Seite 3 Petra Fromm

Seite 5/37/49 Hanni Borzel

Seite 7 Bernd Kipper

Seite 8/13/21/22/23/25/ 26/27/33/41/47 Privat

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Seite 11 Gottfried Lambert

Seite 15 Uwe Künkenrenken

Seite 18/28/45 Marita Gerwin

Seite 19/29 Sigrid Grobe

Seite 24 ebay

Seite 34/35/36 Stadt Arnsberg -Umweltbüro-

Seite 38/39 Dr. Eva Reuß-Richter

Seite 43 Diakonie Ruhr-Hellweg

Seite 48 WP. Jochem Ottersbach

Seite 52/53 Peggy Höpfner-Pratz

Streichholzrätsel

Welches Streichholz muss umgelegt werden, damit die Gleichung stimmt?

Lösung: Streichholz 4 nach rechts = eine 3

Nr. 62 Seite 55Sicht

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Spalte 1Lametta, Kugeln, Nikolaus, Advent, Eiszapfen

Spalte 2Lebkuchen, Christbaum, Plätzchen, Christkind, Schneefl ocke

PINNWAND

Seniorenkino ArnsbergResidenz-Kino-Center

24. Januar 2015

Beginn: 14:30 Uhr

Titel entnehmen Sie bitte der Tagespresse.

Sicht63. Ausgabe

erscheintAnfang

März 2015

Redaktionsschluss:4. Februar 2015

Nr. 62 Seite 56 Sicht

Seniorenkino NeheimApollo-Theater

17. Dezember 201428. Januar 201525. Februar 2015

Beginn: 14:30 UhrTitel entnehmen Sie bitte

der Tagespresse.

Arnsberger TafelAusgabestelle Neheim

Möhnestraße 35 02932 941286

Montag und Freitag:09:00-12:00 Uhr

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag:

15:00-17:00 Uhr

Ausgabestelle ArnsbergRuhrstraße 74 d 02931 936563

Mittwoch10:00 bis 12:00 Uhr und

14:00 bis 15:30 Uhr

Ausgabestelle SundernHauptstraße 54 02933 9099295

Donnerstag:13:00 bis 16:30 UhrJeden 2. und 4. Mittwoch

im Monat 16:00 bis 18:00 Uhr

Bürgerzentrum Bahnhof Arnsberg

Clemens-August-Str. 120

NeueSOS Dienst

für pfl egende AngehörigeSie brauchen eine kurze Auszeit?

Sie haben einen kurzfristigen Arzttermin?

Wir helfen ehrenamtlich und kostenlos.

Engagementförderung Arnsberg 02931 9638-104

Senioren Caféund Klönnachmittag

mit den Arnsberger Stadtmusikanten

18. Dezember 201415. Januar 201519. Februar 2015

ab 16:00 Uhr

Pfarrnachrichten St. JohannesAm Heiligabend nicht allein. Da sich in diesem Jahr glücklicherweise eine genügende Anzahl von Helferinnen gefunden hat, veranstaltet die Caritas St. Johannes am Heiligabend wieder eine offene Tür für jedermann. Die Feier beginnt nach der Christmette (Beginn 17:00 Uhr in St. Johannes) um 18:30 Uhr im Pfarrheim St. Johannes, Goethestraße 19. Für den Abend sind musikalische Talente herzlich willkommen. Jugendliche und Erwachsene, die ein In-strument spielen, können sich im Pfarrbüro melden. Mit einem Abendessen, dem Anhören von Texten und Musik und dem gemeinsamen Singen feiern wir Weihnachten. Das Ende der Feier ist gegen 22:00 Uhr. Mitglieder der KJG fahren die Gäste nach Hause. Interessierte mögen sich bitte bis zum 9.12. im Pfarrbüro St. Johannes, Hauptstraße 11, Neheim, 02932 22050, während der Öffnungszeiten melden (bitte keine Anmeldungen auf den Anrufbeantworter sprechen!).

TANZ – TANZ – TANZAm 17. Dezember 2014

15:00 bis 16:30 Uhrgibt es im BürgerzentrumBahnhof Arnsberg wieder

TANZ für Jung & Alt in Grup-pen und ohne feste Partner.Frau Inge Feistner, die Tanz-

leiterin, freut sich auf Sie.

Karneval der Generationenin der Schützenhalle HüstenDienstag, 10.Februar 2015

14:30 Uhr bis 17:00 UhrEinlass ab 13:45 Uhr

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