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2. Jahrgang, Ausgabe Nummer 1-2014 | ISSN 2198-2031 Finanzökonomie Crowdfunding Finanzhistorie Die Goldenen Zwanziger Finanzforensik Zwei Finanzbetrüger Der Schwarm macht`s möglich! Das Finanzbildungsmagazin s nn nvest & Crowdfunding

Sinn & Invest 1-2014

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Das Finanzbildungsmagazin

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2. Jahrgang, Ausgabe Nummer 1-2014 | ISSN 2198-2031

FinanzökonomieCrowdfunding

FinanzhistorieDie Goldenen Zwanziger

FinanzforensikZwei Finanzbetrüger

Der Schwarm macht̀ s möglich!

Das Finanzbildungsmagazin

s nn nvest&

Crowdfunding

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&

Impressum:

Herausgeber: www.stiftung-finanzbildung.de(United Common Sense gemeinnützige Stiftungs UG haftungsbeschränkt)

ISSN 2198-2031

Verlag: epk media GmbH & Co. KG Altstadt 296, 84028 Landshut Tel.: +49 (0)871 43 06 33–0 Fax: +49 (0)871 43 06 33–11

Redaktion: Edmund Pelikan (ep) verantwortlich, Evi Hoffmann (eh), Anita Forster (af)

Schülerredakteure dieser Ausgabe: Bianca Buzzi, Tobias Fleischmann, Philipp Brunner

Grafik, Layout: Simon Adlkirchner

Foto-Quellen: shutterstock.com, pixelio.de, Titelbild: Katharina Wieland Müller, pixelio

Nachdruck und Veröffentlichung nur mit Genehmigung des Herausgebers erlaubt. Beiträge und AutorenIn den mit Autorennamen gekennzeichneten Beiträ-gen wird die Meinung der Autoren wiedergegeben. Diese muss nicht unbedingt mit der des Herausge-bers übereinstimmen.

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Viele sagen schließlich, ich will Arzt oder Mu-siker werden, was habe ich da mit Finanzen am Hut. Das wirkt zwar auf den ersten Blick so, der Gedanke ist aber falsch. Denn der niedergelassene Arzt ist nicht nur Mediziner, sondern auch Unternehmer mit zahlreichen Angestellten. Und ein freiberuflicher Musi-ker sollte auch die Finanzen im Griff haben, sonst ist bald Schluss mit lustig. Oft hört man, dass Schauspieler oder andere Promis pleite sind. Sie haben vergessen, Steuern zu zahlen

oder sich an den kostspieligen Le-benswandel erfolgreicher Zei-

ten gewöhnt!

Erste Grundregel heißt immer: Nicht mehr auszu-geben als man einnimmt!

Zweite Grundregel: Alle Geldempfehlun-

gen nachprüfen, die Fremde und auch Freunde einem ge-ben! Nur was man selbst versteht und

n a c h v o l l z i e h e n

Wer braucht schon Finanzwissen?In der ersten Ausgabe Sinn & Invest hatten wir gefragt, wer ein Finanzbildungsmaga-zin braucht. Heute fragen wir: Wer braucht überhaupt Finanzwissen?

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???

kann, ist für eine Finanzanlage geeignet! Wenn du beraten wirst, achte immer auf das Eigeninteresse des Finanzberaters.

Dritte Grundregel: Setze dich mit deinen Finanzen immer selbst auseinander, auch wenn es dich nervt! Es ist zwar nicht si-cher, ob alles mit den Finanzen dann klappt. Aber du verhinderst, besch... zu werden. Du kannst das!

Deshalb ist in allen Berufen und auch im Privaten Finanzwissen Pflicht. Und deshalb sagt die Stiftung Finanzbildung: Finanzbil-dung ist systemrelevant!

Deine www.stiftung-finanzbildung.de

Und das ist drin:

Crowdfunding .................................... 4Staatsfonds ......................................... 7

Zwei Finanzbetrüger .......................... 8Wo findet man in der Finanzwelt Psychologie? .................. 10

Auflösung Quiz von Seite 3 .............. 11Die Goldenen Zwanziger .................. 12

Buchempfehlungen .......................... 15Sinn & Invest Veranstaltung 2014 .......................... 16

Impressum .......... 2

Quiz zum Einstieg:Frage 1: Peter und Hans sind gleich alt. Peter beginnt mit 25 Jahren, 2.000 Euro pro Jahr zu sparen. Hans beginnt mit 45 Jahren, legt dafür 4.000 Euro pro Jahr an. Wer hat mit 65 Jahren mehr angespart?

a) Beide gleich vielb) Peter c) Hans

Frage 2: In einen Weiher wird eine Seerose gesetzt, die jeden Tag ihre Größe verdoppelt. Nach 36 Tagen ist der Weiher komplett bedeckt. Nach wie vielen Tagen war der Weiher zur Hälfte bedeckt?

a) 9 Tageb) 16 Tagec) 35 Tage

Frage 3: Bei der Geldanlage muss ne-ben Rendite und Riskio auch Liquidität beachtet werden. Welche Anlageform lässt sich schnell und ohne hohe Kosten verkaufen?

a) Immobilienb) Aktienfondsc) Lebensversicherung

Auflösung auf Seite 11

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&Finanzökonomie

CrowdfundingCrowdfunding oder seltener Schwarmfinanzierung ist eine Art der Finanzierung. Mit dieser Methode der Geldbeschaffung lassen sich Projekte, Produkte, die Umsetzung von Geschäftsideen und vieles andere mit Eigenkapital, zumeist in Form von stillen Beteili-gungen, versorgen. Eine so finanzierte Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion bezeichnet.

Ihre Kapitalgeber sind eine Vielzahl von Personen – in aller Regel bestehend aus In-ternetnutzern, da zum Crowdfunding meist im World Wide Web aufgerufen wird. Die-se sind, innerhalb eines bestimmten Zeit-raums, frei, sich mit kleinen oder großen Geldbeträgen zu beteiligen. Ist der Finan-zierungsbetrag nicht erreicht, erhalten die Geldgeber ihren beigesteuerten Betrag zu-rück. War das Projekt jedoch erfolgreich, folgt eine Gegenleistung. Finanziert wer-den auf diese Weise in der Regel Projekte mit künstlerischem, kulturellem und sozia-lem Hintergrund.

Im Gegensatz dazu ist Crowdinvesting eine Finanzierungsform, bei der sich zahl-reiche Personen (Mikroinvestoren) mit typi-scherweise geringen Geldbeträgen über das Internet an zumeist jungen Unternehmen (Set-Ups) beteiligen, in den meisten Fäl-len über stille Beteiligungen, Genussrechte oder partiarische Darlehen. Der Anreiz für den Investor liegt darin, auf relativ hohe Renditen zu hoffen. Das Risiko gilt beim Crowdinvesting allerdings als ebenfalls re-lativ hoch. Wie bei jeder Kapitalbeteiligung kann der Investor seinen Einsatz verlieren,

wenn das Unternehmen nicht erfolgreich ist. Typisch für ein Crowdinvesting ist die Miteigentümerschaft am Unternehmen, das heißt, jeder der am Crowdinvesting beteiligt ist, erwirbt einen Anteil des Unternehmens.

Der neue Kinofilm um den Exzentriker-Chef Bernd Stromberg steht als Beispiel für das größte deutsche Crowdfunding-Projekt. Ob „Stromberg – Der Film“ ins Kino kommen sollte, war anfangs aufgrund der speziellen und verhältnismäßig kleinen Zielgruppe umstritten. Diese stand aber stark hinter diesem Projekt, denn als die Produktions-firma Brainpool eine Crowdfunding-Aktion

Beispiel für Crowdfunding: Stromberg; © Thimfilm

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Finanzökonomie

startete, zeichneten sich überraschende Er-gebnisse ab. Um die 3300 Menschen betei-ligten sich mit mehr als einer Million Euro innerhalb einer Woche und ermöglichten den Machern die Produktion des Kassen-schlagers. Da man sich bei Stromberg für eine Mischung aus Crowdfunding und Crowdinvesting entschieden hatte, gab es für die großzügigsten Spender neben dem Anteil auch zum Beispiel eine Danksagung im Film oder Tickets für die Premiere. Der Anteil pro verkauftem Ticket betrug 50 Cent, das heißt, wenn zum Beispiel 2 Millio-nen Tickets verkauft wurden und eine Sum-me von 1000 Euro investiert wurde, erhält man 1500 Euro.

Zum zweiten Mal findet im Mai 2014 in Landshut, im Rahmen der Sinn & Invest Frühjahresversammlung, der Wettbewerb „Jugend wirtschaftet!“ statt. Anschließend folgt die Verleihung des Klaus-Hildebrand-Preises, dessen Träger die UCS Stiftung Fi-nanzbildung ist. Gewinner des letzten Jahres war Jonas Volkenand mit dem Thema „Mez-zanine-Kapital als alternative Finanzierungs-form für den Mittelstand“ von der Berufli-chen Oberschule Wasserburg am Inn.

Im Zuge dieses Wettbewerbs sandte Tobias Krapp seine Seminararbeit über „Crowd-funding und Crowdinvesting – Projektfi-nanzierung aus Sicht der Unternehmen“ ein. Dieser erläuterte, wie problematisch der Einstieg der Start-Ups in die Selbststän-digkeit ist. Grund dafür seien die mangeln-den Finanzierungsmöglichkeiten, da diese Unternehmen oft auf fremde Kapitalgeber

angewiesen sind und sowohl Banken als auch öffentliche Einrichtungen bei Set-Ups sehr verhalten seien. Damit diese Neuein-steiger ihre Ideen verwirklichen können, bieten das Crowdfunding beziehungsweise das Crowdinvesting all diese Möglichkeiten und Chancen.

Der Verfasser unterscheidet vier Ar-ten von Crowdfunding:

Spenden-basiert: In Form einer ideellen Gegenleistung z. B. eine Danksagung.

Belohnungs-basiert: In Form von exklu-siven Vorteilen, je nach Höhe der Beteili-gung z. B. einen Backstage Pass.

Fremdkapital-basiert (=Crowdlending) und Eigenkapital-basiert: In Form eines Geldrückflusses an den Geldgeber, wobei die-ser bei Erfolg oder Misserfolg das Recht auf Verzinsung oder Rückzahlung hat.

Zum Begriff Crowdinvesting ordnet Tobias Krapp, je nach Ertragsanspruch, Crowd-lending oder Equity Crowdfunding ein. Bei Crowdinvesting erwarten Anleger, eine hohe Wertsteigerung des Unternehmens, um mög-lichst viel Gewinn zu erzielen. Scheitert das Set-Up, verliert man somit auch den Einsatz. Bei Crowdlending, hat der Kapitalgeber An-spruch auf die feste Verzinsung des einge-setzten Kapitals, unabhängig von Verlust oder Gewinn des Unternehmens. Die Über-schussbeteiligung kann somit bei Gewinn dazu addiert werden beziehungsweise bei Verlust ausfallen.

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&Finanzökonomie

Rechtliche Rahmenbedingungen:Bei Überschreitung der Summe von 100.000 Euro ist man dazu verpflichtet, ein Verkaufsprospekt zu erstellen. Die-ser Pflicht entgeht man bei einer Sum-me unter 100.000 Euro oder bei einer Beteiligung von lediglich 20 Investoren. Prospekte sind mit hohem Aufwand und hohe Kosten verbunden und müssen zudem vor Veröffentlichung behördlich geprüft werden. Um diese Kosten zu entgehen, stellt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht einen ge-billigten Prospekt zur Verfügung. Viele Plattformen stellen ihr Funding-Limit bei 100.000 Euro und weisen somit wei-tere Mikroinvestoren zurück.

Im Folgenden verweist Tobias Krapp auf den Wandel der Plattformen, in denen Crowdfun-ding und Crowdinvesting angeboten werden, wobei Crowdinvesting beliebter und erfolg-reicher sei. Trotz weniger Projekte erreichte das Crowdinvesting deutlich mehr Kapital. Dies sei auf ein weit höheres durchschnittli-ches Finanzierungsvolumen zurückzuführen. Die größten Crowdinvesting-Plattformen sind Seedmatch, Innovestment und Companisto.

Die Frage, wie Crowdfunding und Crowdin-vesting umgesetzt wird, lasse sich an vier Zielen der Kapitalsuchenden beschreiben. Diese möchten hohe Gewinne und eine mög-lichst umfängliche Wertsteigerung bezüglich ihres Unternehmens erzielen, sich selbst verwirklichen, ungestört arbeiten und den

Verwaltungsaufwand möglichst gering hal-ten. Jedoch würden viele Gründer, den mit Crowdfunding beziehungsweise Crowdinves-ting verbundenen Aufwand viel zu niedrig einschätzen. Unberücksichtigt bleiben Fak-toren wie Marketing oder die kontinuierliche Kommunikation mit den Geldgebern, was dazu führe, dass einige ihr Kapital abziehen und eine Gewinnbeteiligung verlangen. So-mit sei das größte Ziel der Kapitalsuchenden, ein gutes Verhältnis zur Crowd zu pflegen. Dies erreiche man mit einer umfangreichen Darstellung der eigenen Idee und der Person, die dahinter steckt.

Als Fazit stellt Tobias Krapp eine kurze Zu-kunftsaussicht und die Vorteile des Crow-dinvesting dar. Er betont das große Potential zur Unternehmensfinanzierung des Crowd- investing sowie die erfolgreiche Förderung vieler Ideen und stellt sich die Frage, ob dadurch Banken und vermögende Einzel-personen ersetzt werden können. Durch die beteiligte Masse bei Crowdinvesting ergeben sich, im Falle eines Bankrotts des Unterneh-mens, für den einzelnen nur geringe Ver-luste. Nicht so bei den Banken, die höhere Summen investieren und dementsprechend einen hohen Verlust hinnehmen müssten. Noch ein Vorteil der neuen Finanzierungs-methode sei, dass jeder Kapitalgeber auch ein Werbeträger ist. Crowdinvesting hängt also von der Anzahl der Investoren ab, die immer weiter steigt. Somit prophezeit Herr Krapp einen Siegeszug in diesem Bereich.

Bianca Buzzi,

Schülerredakteurin

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Finanzpädagogik

Sovereign wealth fund – Staatsfonds

Was sind Staatsfonds?Unter Staatsfonds versteht man Fonds, de-ren Kapital sich im Besitz eines Staates befin-det, oder auch staatlich kontrollierte Fonds-gesellschaften. Das Fondsvermögen stammt daher hauptsächlich aus der überschüssigen Liquidität eines Staates. Der Fonds ist meis-tens der Zentralbank zugeordnet, kann aber auch dem Finanzministerium unterliegen. Der erste Staatsfonds der Welt wurde 1953 in Kuwait gegründet, das sich absicherte, wenn die Ölressourcen einmal verbraucht sind.

Wozu gründet man Staatsfonds?Das Vermögen eines Staatsfonds geht aus überschüssigen Einnahmen eines Staates hervor. Dieser hat dann zwei Möglichkeiten, das Geld direkt in Projekte fließen zu lassen oder einen Staatsfonds zu gründen und das Geld damit gewinnbringend zu verwalten.

Welche Arten von Staatsfonds gibt es?Nicht jeder Staat gründet einen Staatsfonds mit den gleichen Absichten und Zielen. Im Grunde gibt es vier Hauptziele, die Staats-fonds verfolgen.

Erstens wäre das ein so genanter Stabilisie-rungsfonds. Er soll dazu dienen, das Budget eines Staates über längere Sicht ausgeglichen zu halten.

Das Zweite wären Spar- und Generationen-fonds. Diese haben die Absicht, eine Grund-

lage an Vermögen für nachkommende Ge-nerationen zu sichern.

Entwicklungsfonds wären eine Art, um die eigene Wirtschaft anzukurbeln, indem man in die Infrastruktur investiert oder gezielt Unternehmen fördert.

Der letzte Grund für eine Gründung von Staatsfonds wäre, dass Staaten ihre Rendite verbessern wollen. Dabei spricht man von sonstigen Staatsfonds.

Wie finanziert sich ein Staatsfonds?Die Einrichtung von Staatsfonds erfolgt na-hezu ausschließlich in guten Haushaltszeiten, da die Fonds aus Liquiditätsüberschüssen finanziert werden. Meistens entstehen diese Überschüsse aus dem Verkauf von Rohstof-fen wie Erdöl, Erdgas usw., aus allgemeinen Exportüberschüssen (wie z.B. China) oder auch aus Reserven der Zentralbank.

Tobias Fleischmann, Schülerredakteur

Platz 1: Norwegen: Government Pension Fund-Global - ca. 818 Mrd. USDPlatz 2: Saudi Arabien: SAMA Foreign Holdings -

ca. 676 Mrd. USDPlatz 3: Abu Dhabi: VAE - Abu Dhabi Investment

Authority - ca. 627 Mrd. USDPlatz 4: China: China Investment Corporation - ca. 575 Mrd. USDPlatz 5: China: SAFE Investment Company - ca. 568 Mrd. USD

Top 5: Staatsfonds

Stand: Dezember 2013, © Statista 2014

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&Finanzforensik

Zwei FinanzbetrügerStellen Sie sich vor: Sie treffen einen guten Freund, um mit ihm ein wenig über interes-sante Neuigkeiten zu plaudern. Dieser berichtet Ihnen begeistert von einem neuen Anla-gesystem eines angesehenen Börsenmaklers, der eine Investmentfirma besitzt. Weiterhin erzählt er stolz, dass er nun sein gesamtes Vermögen bei diesem Makler angelegt hat, der dieses wiederum in Aktien investiert. Jedem Anleger werden 15 % Zinsen versprochen und Sie werden sofort gefragt, ob Sie Ihr Geld nicht auch dort anlegen möchten? Schließlich kann man sein Kapital in kurzer Zeit ohne Aufwand um einen beeindruckenden Prozent-satz vermehren – was würden Sie antworten?

Mit diesem Ansatz wurden ab Ende des 20. Jahrhunderts Tausende, vor allem wohlha-bende Bürger zum Anlegen verführt. Die Rede ist vom amerikanischen Milliarden-betrüger sowie ehemaligen Finanzmakler Bernard Madoff. Er wurde 1938 in New York City geboren und wuchs in bescheide-nen Verhältnissen auf, nachdem das Sport-geschäft seines Vaters pleite ging. 1960 gründete er die Investment Securities, eine Investmentfirma, die Anlagegelder von ver-mögenden Kunden verwaltete und in Aktien anlegte. Viele wohlhabende Stiftungen ver-trauten Madoff ihr Geld an, da er und seine Frau Spender für zahlreiche wohltätige und kulturelle Einrichtungen sowie Mitglieder im Vorstand vieler Theater, Stiftungen und

Colleges waren. Dadurch wurde er als äu-ßerst vertrauenswürdig eingestuft. Doch es sollte zu dem ersten wirklich globalen Be-trugsfall kommen. Der Auslöser hierfür ist im Jahr 1987 zu vermerken, als der Aktien-markt infolge des Börsencrashes still stand. Madoff hatte zu viel Geld von anderen Leu-ten, aber zu wenige Möglichkeiten, es sinn-voll zu investieren. Somit packte er das Geld in Staatsanleihen mit 2 Prozent pro Jahr – versicherte seinen Anlegern weiterhin Ren-diten von 15 Prozent. Von da an bezahlte er versprochene Gewinne aus immer neuen Kundeneinlagen aus. Heute würde man die-se Strategie als „Ponzi scheme“ oder Schnee-ballsystem bezeichnen. Als 2007 einer seiner Kunden im Zuge der Finanzkrise mehre-re Milliarden an Einlagen zurückforderte, brach sein System zusammen. Ende 2008

wurde er verhaftet. Rund 51 Milliarden Euro und 4800 Geschädigte sind die Bilanz. Deutschland musste einen Schaden von über einer Milliarde Euro hinnehmen. Der Fall betraf im

April 2009 weltweit rund drei Milli-

Geldanlage

Hey Leute! Sollten wir nicht eigentlich... also ihr

wisst schon dieses Rendite-Ding und so...

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Finanzforensik

onen Personen direkt oder indirekt. Etwa 45.000 Anwälte sollen sich zu dieser Zeit mit dem Fall befasst haben. Bernard Madoff wurde schließlich am 29. Juni 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. Der heute 75-Jährige ist inzwischen ein beliebter Häftling, da er Mitgefangenen clevere Anlagetipps gibt.

Aber Finanzbetrüger gab es zu jeder Zeit. Ein zum Teil vergleichbarer Fall ist der der Adele Spitzeder. Sie wurde 1832 in Berlin geboren, besuchte teure Privatschulen und lebte über ihre Verhältnisse in verschiedenen Hotels. Verschuldet und ohne Einkommen versuchte sie sich als Bankerin. Aus dem Augenblick he-raus versprach sie einem Zimmermann zehn Prozent Zinsen im Monat für 100 Gulden und zahlte ihm die ersten beiden Monatszinsen sofort aus. Dies sprach sich schnell herum, wodurch weitere einfache Leute ihr Geld zu diesen Konditionen bei ihr anlegen wollten. Adele gründete mit ihrer Lebensgefährtin die Spitzedersche Privatbank in München, die in kürzester Zeit zum Großunternehmen wurde. Wie Madoff verschaffte sie sich mit großzü-gigen Spenden Vertrauen, lockte mit hohen Zinssätzen und lebte verschwenderisch. Auch das System war dasselbe. Angeforderte Aus-zahlungen wurden mit dem Geld, das Andere angelegt hatten, ausbezahlt. Im Gegensatz zu Madoff, war ihr Unternehmen ein einziges

Chaos. Das Geld lag sackweise in ihrer Villa, unqualifizierte Mitarbeiter bedienten sich laufend daran, und eine Buchführung gab es nicht. Ebenso die Dauer des Betrugs ist sehr unterschiedlich. Während Madoff min-destens 15 Jahre lang sein Schneeballsystem halten konnte, brachte Spitzeder es gerade einmal auf drei Jahre. Denn Gegner von ihr brachten 60 Gläubiger dazu, gleichzeitig ihr Geld zurückzufordern. Die Bank brach zu-sammen, insgesamt wurden 31.000 Anleger um acht Millionen Gulden geprellt, was heute einem Wert von 3,5 Millionen Euro entspre-chen würde. Manche begangen Selbstmord. Auch Gemeinden waren ruiniert. Parallel dazu stürzten Bankensysteme und Wirtschaft in die Gründerkrise. Am 12. November 1872 wurde Adele Spitzeder zu drei Jahren Haft verurteilt. Nachdem sie ihre Strafe abgeses-sen hatte, trat sie unter dem Namen Adele Vio als Volkssängerin auf, bis sie im Oktober 1895 an Herzversagen starb.

Was würden Sie jetzt auf die Frage Ihres Freundes antworten?

Philipp Brunner,

Schülerredakteur

Gewinne

für Anleger

hm... fühl mich in letzter Zeit so leer - könnte was dran

sein...

aufwendiger

Lebensstil

Ach kommt schon! Läuft doch alles super!!! Alle haben Geld - also mehr oder weniger... ähm -

muss jetzt aber meinen Flieger erwischen... Kurzurlaub Karibik...

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&Finanzpsychologie

Wo findet man in der Finanzwelt Psychologie?Überall, ist die einfache Antwort! Ein entscheidender Faktor in der Welt der Finanzen ist die Psychologie. Und das gilt nicht nur an der Börse. Im Folgenden stellen wir Situationen dar, die als Experimente in der Verhaltensökonomie aufgezeigt werden, aber auch in der Wirklichkeit auf die Beeinflussbarkeit setzen!

Beispiel 1: Die Patronats-erklärung für Sparein-

lagen der Bundes-kanzlerin im Jahr 2008:Am Beginn der aktu-ellen Finanzkrise trat im September 2008

Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr damaliger

Finanzminister Peer Steinbrück in der Nacht nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers und vor Börsenöffnung nach dem Wochenende vor die Presse. Die Botschaft: Die Spareinlagen der deutschen Sparer auf deutschen Banken sind sicher. Es gab davor keinen Kabinettsbeschluss, keine Bundes-tagssitzung, keine Sitzung der Verfassungs-organe. Diese Erklärung schwebt bis heute im rechtsfreien Raum. Das Ziel dieser Erklä-rung: Unsicherheit bei den deutschen Spa-rern zu vermeiden, damit diese nicht in Panik ihr ganzes Geld von ihren Bankkonten holen.

Die Fakten dazu: Zum damaligen Zeit-punkt hatten die Anleger rund 1,7 Billionen

Euro auf ihren Sparkonten liegen. Das ist ein Einser mit 12 Stellen danach. Der Bundes-haushalt lag damals bei rund 300 Milliarden Euro - also knapp 1/6 dieser Summe. Und seit Jahren reicht dieses jährliche Geld nicht für die Kosten, die der Bund verursacht, aus. Und seit Jahrzehnten hat der Bund keinen Cent an Schulden zurückgezahlt.

Das bedeutet: Wahrscheinlich war die Aussage der Kanzlerin nicht den Briefbogen wert, worauf der Satz stand. Aber: Psycholo-gisch hatte sie genau das Richtige gemacht. Sie erzeugte Sicherheit allein durch das ge-sprochene Wort. Und überzeugte die Men-schen, obwohl sie nie das Versprechen hätte einlösen können.

Beispiel 2: Wirkung von Lügen nach Dan ArielyWir stellen uns ein Klassenzimmer vor, und dort wird ein Fragebogen verteilt. Die Klas-se hat nun 20 Minuten Zeit und muss Frage beantworten. Danach wird abgegeben, und es wird statistisch festgestellt, wie viel Fragen der Durchschnitt der Probanden in dieser Zeit und unter diesen Bedingungen richtig

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Finanzpsychologie

beantwortet hat. Wir nehmen jetzt an, dass es im Durchschnitt 20 richtige Antworten sind. Für jede durch ein Aufsichtsteam kontrollier-te korrekte Anwort erhalten die Versuchsper-sonen einen Euro.

Diesen Basisversuch hat der Verhal-tensökonom Dan Ariely nun variiert:

1. Abwandlung: Der Versuch wird in ei-nem anderen Klassenzimmer wie oben durchgeführt, nur dass die Probanden nach dem Testende und nach eigener Kontrolle die Fragebögen durch einen Reißwolf ver-nichteten. Trotzdem sollten sie dem Kont-rollpersonal die Anzahl der richtigen Fragen nennen und bekamen anstandslos ihr Geld. Die Folge war, dass im Durchschnitt die Testpersonen etwa zehn Prozent mehr rich-tige Fragen angaben, also rund 22. Daraus ist abzulesen, dass bei fehlender Kontrolle ein bisschen geschummelt wird.

2. Abwandlung: Der Versuch wird in ei-nem weiteren Klassenzimmer wie bei der 1. Abwandlung durchgeführt, also ohne Kon-trolle und mit Reißwolf, aber mit einer ent-scheidenden Ergänzung. Nach nur fünf Mi-nuten springt eine eingeweihte Testperson auf, ruft „ich habe alles richtig“, vernichtet den Fragebogen im Reißwolf und bekommt problemlos den vollen Betrag ausbezahlt. Die Folge: Viele Probanden logen deutlich mehr und gaben deutlich höhere Quoten als rich-tige Antworten an. Durch die offensichtliche Lüge des einen, der damit auch durchkam, sahen sie kein Problem darin, auch deutlich häufiger und extremer zu lügen.

Das große Fazit von Dan Ariely: Wenn Lügen gesellschaftsfähiger sind, werden mehr Menschen dazu greifen. Das ist die Heraus-forderung einer psychologisch ausgerichteten Finanzpolitik für eine gerechtere Steuerpoli-tik oder einen gerechteren Sozialstaat!

Psychologie ist allgegenwärtig. Viele An-nahmen sind wegen einer Fixierung auf den homo oeconomicus in der heutigen Wirt-schaftswissenschaft tatsächlich falsch. Aber nicht alles was falsch ist, ist immer unrich-tig. Deshalb ist aber immer das Credo:

Glaube nichts und hinterfrage alles!

Edmund Pelikan

Auflösung Quiz von Seite 3:Antwort - Frage 1: Beide Männer sparen jeweils 50.000 Euro an. Da Peter länger spart und dadurch mehr Zinseszinsen erzielt - an-genommen der Zins liegt konstant bei 5 Pro-zent - hat Peter mit 65 Jahren rund 240.000 Euro, Hans dagegen nur 130.000 Euro ange-spart. Richtig ist deshalb: b) Peter

Antwort - Frage 2: Die Seerose verdoppelt jeden Tag ihre Größe. Am Vortag ist sie also immer halb so groß wie am Tag darauf. Daher muss sie am 35. Tag den See zur Hälfte be-deckt haben! Richtig ist deshalb: c) 35 TageAntwort - Frage 3: Transaktionskosten bei Immobilienfonds und die Stornokosten bei Versicherungsverträgen liegen weit über den Verkaufskosten von Aktienfonds. Richtig ist deshalb: b) Aktienfonds

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&Finanzhistorie

Von den Goldenen Zwanzigern direkt in die KriseDer Begriff „Goldene Zwanziger“ bezieht sich auf den Zeitabschnitt zwischen 1924 und 1929. Veranschaulicht wird der wirtschaftliche Aufschwung der weltweiten Konjunktur und steht außerdem für eine Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Das Ende der Goldenen Jahre kam mit der Weltwirtschaftskrise 1929.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges durch den Vertrag von Versailles hatte die Bevölkerung Deutschlands mit Hungersnot, Arbeitslosigkeit, Existenzsorgen, mangeln-den medizinischen Versorgungsmöglichkei-ten, Inflation und vielen weiteren Proble-men zu kämpfen. Eine Besserung folgte ab 1924 mit der Einführung der Rentenmark, den Beitritt zum Völkerbund, der zur poli-tischen Beruhigung führte und der Stabili-sierung der deutschen Wirtschaft, die durch den Versailler Vertrag geschwächt wurde. Zudem wurden wirtschaftliche Beziehungen zu Russland wieder aufgenommen. Diese

Entwicklung ging von den USA aus. Die Unterhaltungsindustrie wuchs, Konzerte, Kino und The-ater sowie Luxusgüter wie z. B. Autos wurden billiger und somit für jeden erschwinglich. Musik wie Klassik, Schlager und Jazz erfreuten sich großer Beliebtheit.

Auch Sport füllte die Freizeit der Bevölkerung. Durch Ratenzah-lungen wurden die Schuldenpro-bleme gemindert. Die Frau war

zu dieser Zeit in immer mehr Berufen anzu-treffen. Die Arbeitszeiten wurden verkürzt, sodass man mehr Zeit für Familie und Kin-der hatte, und es entstand eine neue Lust zu leben, jedoch auch nur für die Ober- und Mit-telschicht. Die sozial Benachteiligten lebten auch in den Zwanzigern in Not und Armut.

Nach diesem anfänglichen Wohlstand traf Deutschland die Wirtschaftskrise. Grund da-für waren unter anderem die instabile Wäh-rung sowie die hohen Reparationszahlun-gen, die geleistet werden mussten. Dies war nur durch Aufnahme von Krediten möglich,

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Finanzhistorie

die man aber nicht zurückzahlen konnte. Vor allem stellten die kurzfristigen Kredite ein großes Problem dar, da sie innerhalb von drei Monaten zurückgezahlt werden muss-ten. Bis 1929 wurden diese aber regelmäßig verlängert. Auch das Warenangebot über-stieg immer mehr die Nachfrage. Die Krise in Deutschland machte sich auch im Ausland bemerkbar. Vor allem in den USA, wo es am 29. Oktober 1929 zum Börsencrash kam.

Die Warnsignale für die weitere Entwicklung der Krise wurden zwar wahrgenommen, blieben jedoch vorerst unberücksichtigt. In den Zwanziger Jahren stieg der Dow Jones auf bis zu 331 Punkten (1923 lag er bei 100 Punkten). Man glaubte an einen ewigen Wohlstand. Aufgrund dieser Fehleinschät-zung spekulierten neben den Großanlegern und den Firmen auch etliche Kleinanleger, die viel riskierten. Millionen Menschen nah-men kurzfristig hohe Kredite auf, um sich davon Aktien zu kaufen. Diese erhofften sich, alles mit dem daraus fließenden Gewinnen zurückzahlen zu können. Die jetzt existie-rende Börsenaufsicht und die entsprechen-den Gesetze gab es zu dieser Zeit noch nicht. Heutzutage wird der Handel beispielsweise bei einem Kursabsturz bestimmter Aktien kurzzeitig gestoppt, um die Lage stabilisieren zu können. Warnungen, die im Vorfeld statt-fanden, wurden als Schwarzmalerei abgetan. Dementsprechend wurde noch am 16. Okto-ber verkündet, dass der Höhenflug der Ak-tienkurse weiterhin bestehen bleiben wird. Erst als der Dow Jones innerhalb von drei Tagen deutlich niedriger wurde, brach Ner-vosität aus. Das Risiko, das man eingegan-

gen ist, war nicht mehr zu vertreten. Bis zum 19. Oktober hatte der Dow Jones 15 Pro-zent verloren. Banken und Investment-firmen began- nen mit Stüt-z u n g s k ä u f e n (=nicht auf Gewinn zielende Anlage, dient der Stabilisierung des betref-fenden Marktes). Die Kleinanleger gingen es vorerst noch gelassen an. Die Kurse lagen zu diesem Zeitpunkt noch auf hohem Niveau, setzten jedoch immer weiter zurück. Es folg-te eine Woche voll Hektik und Angst.

Am 24. Oktober 1929 begann der Handel erst ruhig, was sich gegen 11 Uhr schlagar-tig und ohne erkennbaren Auslöser änderte. Vermutet wird jedoch, dass der Rückzug der britischen Investitionen an der Wall Street, durch den Bankrott des Londoner Spekulan-ten Clarence Hatry, ausschlaggebend war. Als die europäischen Börsen davon erfuh-ren, reagierten diese zunächst optimistisch, da sie erwarteten, dass die amerikanischen Kreditgeber künftig ihr Geld wieder nach Europa verleihen würden, anstatt es an der Wall Street zu investieren. In den kommen-den Tagen stürzten die Kurse immer rasanter bis zum endgültigen Crash – den Schwarzen Freitag. Viele Anleger blieben hoch verschul-det zurück, zudem mussten einige Firmen Bankrott anmelden. Das Ganze führte zu

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&Finanzhistorie

Massenentlassungen. In Europa brachen die Aktienmärkte ebenfalls zusammen. Gravie-rend war die Tatsache, dass viele Länder noch Schulden gegenüber den USA hatten und die-se ihr Geld zurückzogen. Die Weltwirtschafts-krise setzte ein. Die Deutschen traf es am härtesten, da sie nicht nur hoch verschuldet waren, sondern auch durch die darauf folgen-de Sparpolitik mit einer Deflation zu kämpfen hatten. Um zukünftig einen derartigen Bör-sencrash zu vermeiden, richtete der Kongress einen Untersuchungsausschuss ein, der neue Handelsregelungen aufstellte.

In letzter Zeit machen immer mehr Gerüch-te um einen bevorstehenden Börsencrash die Runde. Grund dafür sind etliche Paral-lelen, die man bei der Gegenüberstellung zum Schwarzen Freitag erschließen kann.

Laut einer Grafik (Chart of Doom) verlau-fen die Kurse fast schon identisch zu denen am Black Friday, das Einzige, was noch feh-le, sei der rasante Absturz. Zudem werden jetzt, wie damals, diese Schocknachrichten als Schwarzmalerei abgetan. Die Krim-Krise sowie die Konjunkturprobleme in China, die langfristig als bedrohlich angesehen wer-den, beeindrucken nur die wenigsten. Ein weiterer Punkt ist, dass Russlands Leitindex RTS auf den tiefsten Stand seit vier Jahren steht, was bedeutet, dass hiervon eine gra-vierende Weltwirtschaftskrise ausgehen könnte, sobald Russland keine Schulden mehr begleichen wird. Noch eine Gemein-samkeit sei auch die Neigung zu spekulie-ren. Experten sind sich jedoch einig, dass keine neue Krise von Amerika ausgehen würde. Das Land sei, dank billiger Ener-

„Chart of Doom“

„Chart of Doom“ : In dieser

oder ähnlicher Form seit

einiger Zeit im Internet zu

finden – doch was ist dran?

Panikmache oder bevorste-

hender Börsencrash?

Ob es zum Crash kommt, wird

diese Art von Grafik wohl

nicht vorhersagen können,

allerdings ist der anhaltende

Aufwärtstrend der Börsen

- scheinbar ohne Ende nach

oben - auch nicht ganz unkri-

tisch zu betrachten.

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Geschichte des ökono-mischen DenkensHeinz D. Kurz bietet einen verständlichen Zugang zur Geschichte des ökonomi-schen Denkens und stellt, angefangen mit der An-tike, Querverbindungen über die Epochen hinweg her, welche die Relevanz der Ökonomik illustrie-ren und vergegenwärtigen.

Verlag: C. H. BECK, 8,95 Euro, ISBN 978-3-406655-53-1

Besser mit Behavioral FinanceBehavioral Finance zeigt, wie Sie Sehnsüchte wie Harmonie, Sicherheit und Kontrolle hinter sich lassen, die Persönlich-keitsentwicklung voran-treiben und damit die Grundlage für langfristi-ge Börsenerfolge legen.

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Wirtschaftswissen für jedermannEin Buch für alle, die die Welt der Wirtschaft be-greifen wollen: von den privaten Finanzen über die aktuelle Finanzkrise bis zur Rolle der Zent-ralbanken - und alles im Frage-und-Antwort-For-mat verständlich und nachvollziehbar dargestellt.

Verlag: Börsenbuchverlag, 19,90 Euro, ISBN 978-3-864701-27-6

Buchempfehlungen:

gie, auf den besten Weg der Reindustriali-sierung und gebe der Weltwirtschaft neue Impulse. Außerdem sei die Skala der Grafik so angepasst worden, dass sie wirklich der von 1929 ähnlich sei. Wenn man sich jedoch die unterschiedlichen Voraussetzungen an-sieht, bricht diese Parallele zusammen. Da-mals hatte die US-Notenbank den Leitzins angehoben und damit das Geld verteuert, um der Spekulationswut entgegenzuwirken – was heute nicht der Fall ist. Der jetzige Leitzins liegt bei 0,25 Prozent und wird vor-erst auch dabei belassen. Dadurch können zum Beispiel günstige Kredite vergeben werden. Ein weiterer Unterschied zu damals ist, dass die Spekulation an der Börse noch keine breiten Bevölkerungsschichten erfasst hat. Außer in den USA, wo 50 Prozent der Erwachsenen eine indirekte (z. B. Fonds) oder direkte Aktie besitzen. In Europa sei die Börseneuphorie gering. In Deutschland sind nicht mal zehn Prozent der Menschen an Aktien interessiert. Durch die Erfahrun-gen der Vergangenheit wie z. B. die T-Aktie (damaliger Wert: 120-130€; Jetztwert: ca. 10 Euro) erhofft sich kaum einer mehr, das schnelle Geld an der Börse zu verdienen und damit Reichtum zu ergattern.

Als Fazit betrachte ich das Ganze als ein ständiges Auf und Ab und glaube nicht da-ran, dass der ganze Wirbel sich bewahrhei-ten wird. Heute verfügen wir über Gesetze, die in Krisenfälle die Börsen vor einen 1929-Crash bewahren können.

Bianca Buzzi,

Schülerredakteurin

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Eindrücke der Sinn & Invest Veranstaltung am 13. Mai 2014 – „Tag der Lehre“

www.sinninvest.de

Das erste Podium diskutierte über den Praxisbe-

zug der heutigen Finanzbildung und Chancen,

diesen zu verbessern. Es war ein Blick von außen

auf das Thema.

Das zweite Podium setzte sich mit der Aktualität

der schulischen Finanzbildung auseinander.

Wirtschaftsphilologen und Hochschulvertreter

berichteten vom Innenleben der Finanzbildung.

Nach dem Erwachsenenbildungsträger „Geld mit Sinn“

2012 und der studentischen Initiative „denkNachhaltig“

2013 wurde 2014 das Projektseminar des Maximilian-von-

Montgelas Gymnasiums in Vilsbiburg für sein praxisnahes

Bildungskonzept „YourPetFood“, einem Schülerunterneh-

men, mit dem ESI-Award ausgezeichnet.

Ehrung der Gewinner des Wettbewerbs „Jugend wirtschaf-

tet!“: Auf dem Bild (v.l.n.r.): Die Jurymitglieder Prof. Dr.

Erwin Blum und Karin Hildebrand, Wissenschaftsstaats-

sekretär Bernd Sibler, René Probst, Theresa Frank, der

Stifter des Preisgeldes Thilo Hoffmann von der Qualifive

AG und Tobias Krapp.

Die Preise wurden durch Wissenschaftsstaatssekretär

Bernd Sibler überreicht. Dieser betonte: „Für junge Men-

schen ist es wichtig, dass sie die wirtschaftlichen und recht-

lichen Rahmenbedingungen unserer Gesellschaftsordnung

verstehen, um verantwortungsvoll entscheiden zu können.“

Susanne Perl wurde vom Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

mit einem Sonderpreis „Nachhaltige Konzepte“ für ihre Fach-

arbeit „Susannes Trachtenwerkstatt“ im Rahmen des Wett-

bewerbs „Jugend wirtschaftet!“ geehrt. Franziska Eyo erhielt

den Sonderpreis „Publizistisches Format“ für ihre eingereichte

Seminararbeit „Finanzstrategen“ vom Verlag epk media.