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SKALIERUNG VON BIOTECHNOLOGISCHEN UND CHEMISCHEN VERFAHREN
F R A U N H O F E R - Z E N T R U M F Ü R C H E M I S C H - B I O T E C H N O L O G I S C H E P R O Z E S S E C B P
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Das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch - B iotechnologische Prozesse CBP fokuss ier t auf d ie Entwick lung,
Skal ierung und Kombinat ion von biotechnologischen und chemischen Ver fahren und schl ießt mit se iner
apparatetechnischen Ausstat tung im P i lotmaßstab die Lücke zwischen Labor und industr ie l ler Umsetzung.
Durch die Bere i t s te l lung von Infras truktur und Technikumsanlagen sowie hochqual i f iz ier tem Personal er-
möglicht es Par tnern aus Forschung und Industr ie, biotechnologische und chemische Prozesse zur Nutzung
nachwachsender und petrochemischer Rohstof fe bis in produkt ionsrelevante Dimensionen zu skal ieren und
Ver fahrensentwick lungen zu beschleunigen.
Das Fraunhofer CBP ist eine einmalige, modulare Plattform
zur Abbildung kompletter Prozessketten – von der Rohstoff-
aufbereitung über verschiedene Konversionsprozesse bis hin
zur Produktabtrennung und -aufreinigung. Mit diesem flexibel
einsetzbaren Konzept können Rohstoffe wie pflanzliche Öle,
Cellulose, Lignocellulose, Stärke oder Zucker aufbereitet und
zu chemischen Produkten umgesetzt werden. Ermöglicht wur-
de der Aufbau des Prozesszentrums durch eine Anschubfinan-
zierung durch das Land Sachsen-Anhalt, Projektförderungen
über das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF,
des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
BMEL sowie der Fraunhofer-Gesellschaft.
Das Fraunhofer CBP setzt seit seiner Eröffnung im Jahr 2012
mit seinen Forschungspartnern aus Industrie, Universitäten
und außeruniversitären Forschungseinrichtungen den Fokus
auf die Entwicklung nachhaltiger Prozesse entlang der gesam-
ten Wertschöpfungskette zur Herstellung von Produkten auf
der Basis nachwachsender Rohstoffe. Ziel ist die integrierte
und kaskadenartige, stofflich-energetische Nutzung möglichst
aller Inhaltsstoffe pflanzlicher Biomasse nach dem Prinzip
einer Bioraffinerie.
Zur nahtlosen Überführung von Laborprotokollen, zur Skalie-
rung und weiteren Optimierung stehen insgesamt sechs Pilot-
anlagen zur Verfügung, welche aus flexiblen Prozesseinheiten
(unit operations) bestehen. Unterstützt durch modernstes
Analysenequipment und Prozesssimulationstools verfolgt das
Team aus Bioverfahrenstechnikern, Chemikern, Ingenieuren
und Technikern innerhalb verschiedenster Projekte folgende
Schwerpunkte:
� Maximale Nutzung des Kohlenstoffsynthesepotenzials der
Natur
� Optimierung der Energie- und Ressourceneffizienz der
Prozesse
� Robuste Verfahrensführung und Validierung von Kenn-
größen zur Anlagenauslegung
� Minimierung von Abfallströmen
� Reduktion von CO2-Emissionen
� Nutzung von Rohstoffen, die nicht zur Nahrungs- oder
Futtermittelproduktion geeignet sind
� Integration der entwickelten Prozesse in bereits
bestehende Produktionsverbünde
OFFENE ENTWICKLUNGSPLATTFORM ZUR BESCHLEUNIGUNG DER INDUSTRIELLEN UMSETZUNG
1 Pilotanlage Lignocellulose-
Bioraffinerie.
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Das Fraunhofer CBP stellt modular einsetzbare Prozesskapa-
zitäten zur Lösung verfahrenstechnischer Fragestellungen
bis 10 m3 Reaktorvolumen und kontinuierliche Anlagen mit
Durchsätzen bis 20 kg / h auch unter hohen Prozessdrücken
sowie verschiedenste Aufbereitungs- und Aufarbeitungstech-
niken bereit. Mit diesem flexibel einsetzbaren Konzept können
Rohstoffe wie pflanzliche Öle, Cellulose, Lignocellulose, Stärke
oder Zucker aufbereitet und zu Materialien und chemischen
Produkten umgesetzt werden.
LEISTUNGSSPEKTRUM
Rohstoffe Konditionierung Wertschöpfung Produkte
direkte Verzuckerung
mehrstufige Verzuckerung
Wertstoffproduktion
durch Biokatalyse
und Fermentation Konversion
durch physikalische, chemische und biokatalytische
Verfahren
Wertstofftrennung und
Reinigung
Aufschluss / Fraktionierung
Optimierung Kultivierung
Spezielle Stoffe, Medien
Pflanzliche Öle und Fette
z. B. Senföl
Zuckerhaltige Rohstoffe
z. B. Zuckerrüben
Stärkehaltige Rohstoffe
z. B. Getreide
Cellulosehaltige Rohstoffe
z. B. Stroh
Ligninhaltige Rohstoffe
z. B. Holz
Aquatische Rohstoffe
z. B. Mikroalgen
Gasförmige Rohstoffe z. B. CO2
Org. Lösungsmittel
Fein / Spezialchemikalien
Org. Säuren
Proteine
verzw. Kohlenwasserstoffe
Aromaten
Olefine
Öl- / Fettsäurederivate
Technische Enzyme
Leistungsspektrum des Fraunhofer CBP
Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen bietet
sich mit den verfügbaren Technikumsanlagen und durch die
Kombination der verfahrenstechnischen Kompetenzen (Bio-,
chemische, mechanische und thermische Verfahrenstechnik)
eine exzellente, zeit- und kostensparende Möglichkeit, neue
Technologien mit dem Ziel einer schnelleren Produktentwick-
lung und Markteinführung zu skalieren.
1 Fermentationsanlage zur Kultivierung verschiedener
Mikroorganismen (Kaskade von 10 L bis 10 000 L).
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1
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ROHSTOFFAUFBEREITUNG
Der Schwerpunkt im Bereich Rohstoffaufbereitung liegt auf
dem Aufschluss von lignocellulosehaltigen Rohstoffen und
deren Fraktionierung in ihre chemischen Grundbestandteile
Lignin und Zucker bzw. Faserstoffe. Zur Erforschung und
Entwicklung von Aufarbeitungs- und Fraktionierungstechno-
logien steht eine integrierte Pilotanlage zur Verfügung, die
den Aufschluss mit organischen Lösungsmitteln unter Druck
und Temperatur, der sogenannten Organosolv-Technologie,
ermöglicht.
Die Anlage bildet eine Vielzahl einzelner Prozessschritte zur
Herstellung von Faserstoffen, konzentrierten Zuckerlösungen
und Lignin ab. Bis zu 70 kg Holz können täglich verarbeitet
werden. Die Anlage wurde so ausgelegt, dass die Stoff- und
Energiekreisläufe geschlossen und somit komplett bilanziert
werden können.
Durch die universelle Auslegung der Pilotanlage können
neben dem Organosolv-Verfahren auch andere Aufschlussver-
fahren für Lignocellulose im Pilotmaßstab optimiert werden,
so z. B. die wässrige Hydrolyse, der Aufschluss mittels Säure
oder das Soda-Verfahren. Für die Bilanzierung der Prozesse
steht eine umfangreiche Analytik zur Verfügung. Durch
Nutzung einzelner prozesstechnischer Einheiten in der Anlage
können auch Fragestellungen im Bereich der thermischen
Trenntechnik und Extraktion bearbeitet werden. Hier besteht
eine starke Interaktion zum Kompetenzfeld »Produktaufarbei-
tung«.
Leistungsspektrum
Die Kernprozesse, welche in der Pilotanlage abgebildet wer-
den können, sind auf dem vereinfachten Anlagenschema ge-
zeigt. Lignocellulose wird zunächst in einem 400 Liter großen
Reaktor bei bis zu 200 °C aufgeschlossen, wobei sich Lignin
und Hemicellulosen im Lösungsmittel-Wasser-Gemisch lösen.
Die zusätzlichen Tanks und Wärmetauscher der »Tankfarm«
ermöglichen dabei eine effiziente Verdrängungswäsche des
Aufschlussgutes bei Reaktionsbedingungen und die Rückge-
winnung von Energie beim Aufschlussprozess. Aus der mit
Lignin und Hemicellulosen angereicherten Aufschlusslösung
wird Lignin durch Zugabe von Wasser oder Destillation des
Lösungsmittels ausgefällt, abfiltriert und nach einer Wäsche
getrocknet. Aus dem Filtrat wird das eingesetzte Lösungs-
mittel vollständig zurückgewonnen und es verbleiben die
Hemicellulosen-Zucker. Der feste, faserige Rückstand des Auf-
schlusses wird vereinzelt und gewaschen, entwässert und im
Bedarfsfall mit Enzymen versetzt und in speziell ausgelegten
Rührreaktoren bei hoher Faserstoffkonzentration verzuckert.
Nach einem Filtrationsschritt erhält man eine Glukoselösung,
die zur Stabilisierung zu einem Sirup konzentriert wird.
Mit der erfolgreichen Übertragung des Organosolv-Aufschlus-
ses in den Pilotmaßstab konnte in der zweiten Phase des
vom BMEL geförderten Verbundvorhabens »Lignocellulose-
Bioraffinerie« demonstriert werden, dass die chemische
Nutzung von Holz nach dem Konzept einer Bioraffinerie im
technischen Maßstab funktioniert. Die Pilotanlage wird nun
im Rahmen internationaler und nationaler Forschungsprojekte
genutzt, um Verfahren weiter zu optimieren, die gewonnenen
Zwischenprodukte in verschiedene Wertschöpfungsketten zu
integrieren und letztendlich die industrielle Umsetzung der
Technologie vorzubereiten.
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AufschlussLigninfällung / Ethanolrückgewinnung
Lignin-wäsche
Kocher400 L200 °C
Tankfarm
Faserwäsche und -zerkleinerung
Enzymatische Hydrolyse Konzentration
Trocknung
Entwässerung
Filtration
Ethanol / Wasser
Org. Lösungsmittel / Wasser
Aufschlusslösung
Holzchips
Faserfraktion
Xylose
Konzentrierte Glukoselösung
Hydrolyselignin
OrganosolvLigninLignin
Hydrolyserückstand
Glukose lösung
Aktuelle Fragestellungen
� Entwicklung und Pilotierung von Aufschlussprozessen für
Lignocellulosen
� Gewinnung von Inhaltsstoffen von Lignocellulose
(Extraktstoffe, Hemicellulose, Lignin, Cellulose) mit
spezifischen Eigenschaften. Anwendungsbeispiele sind
Phenol-Formaldehyd-Harze und Polyurethane sowie
Kohlen stofffasern
� Bereitstellung von Buchenholz-Faserstoff zur Erzeugung
von Faserverbundwerkstoffen
Kontakt
Dr. Moritz Leschinsky
Gruppenleiter Vorbehandlung
und Fraktionierung nachwachsender
Rohstoffe
Telefon +49 3461 43-9102
1 Buchenholz-Hackschnitzel.
2 Reaktoren zur enzymatischen Hydrolyse.
3 Eindampfanlage zur Konzentrierung der Zuckerlösungen.
4 Entwässerung des Faserstoffes (mittels Schneckenpresse).
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Vereinfachtes Fließbild der Pilotanlage zum Aufschluss von Lignocellulosen
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BIOTECHNOLOGISCHE VERFAHREN
Die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe durch
die enzymatische Synthese von biobasierten Chemikalien
sowie die fermentative Herstellung der Biokatalysatoren oder
anderer Stoffwechselprodukte, wie beispielsweise organische
Lösungsmittel und Säuren, sind Zielstellungen innerhalb der
Arbeitsgruppe »Biotechnologische Verfahren«.
Ergänzt wird die Fermentationstechnik durch eine Kultivie-
rungsplattform für Mikroalgen. Als natürliche und nachhaltige
aquatische Rohstoffquelle, die eine Vielzahl chemischer
Grundstoffe (wie z. B. essenzielle Fettsäuren, Vitamine oder
Pigmente) und eine leicht vergärbare Biomasse liefert, bieten
Mikroalgen eine ideale Plattform für stofflich / energetisch
gekoppelte Verfahren.
Das Team verfügt über ein breites bioverfahrenstechnisches
Know-how zur Skalierung und Prozessintensivierung, wobei
die im Labormaßstab entwickelten Verfahren hinsichtlich ihrer
Übertragbarkeit in den industrierelevanten Maßstab im Vor-
feld bewertet und bei der Übertragung und Skalierung iterativ
optimiert werden. Hierzu zählen etwa die Anpassung von
Prozessführungsstrategien (Batch, Fed-Batch, kontinuierlich)
und eine integrierte Produktaufreinigung zur Reduktion von
Prozessschritten oder die Wiederverwendung der Biokatalysa-
toren (z. B. durch Immobilisierung an Trägermaterialien).
Leistungsspektrum
Die Ausstattung umfasst ein zentrales mikrobiologisches
Labor, zwei modular aufgebaute Technikumshallen der biolo-
gischen Sicherheitsstufe 1 sowie ein Gewächshaus und eine
Freilandanlage zur Algenkultivierung.
Kultivierung
� Fermentation von verschiedenen Mikroorganismen:
Reaktorkaskade mit Nennvolumen von 10, 100, 300, 1000
und 10 000 L, ausgestattet mit je vier Vorlagebehältern
(Säure, Lauge, Antischaum, Nährstofflösung), umfassender
Automatisierung, Mess- und Regeltechnik (Drehzahl,
Temperatur, Kopfraumdruck, pH-Wert, Gelöstsauerstoff,
Respiration, Methanolkonzentration)
� UHT-Anlage zur kontinuierlichen Sterilisation von
Fermentationsmedien
� Sackentladestation und Dispergiermaschine bis 1000 kg / h
� Produktion von beispielsweise organischen Lösungsmittel
mithilfe eines Fermenters in ATEX-Ausführung
(Nennvolumen 75 L)
� Kontinuierliche Prozessführung bei Fermentationen durch
Zellrückhaltung (sterilisierbare Cross-Flow-Filtrations anlage)
� Vollautomatisierte Pilotanlage zur Kultivierung von
Mikroalgen (Gewächshaus und Freiland) basierend auf
Flat-Panel-Airlift-Reaktortechnologie
§ Indoor: fünf Module mit je fünf 6-L-Reaktoren, fünf
Module mit je fünf 30-L-Reaktoren, drei Module mit je
fünf 180-L-Reaktoren – Insgesamt 65 Reaktoren mit
3,6 m3 Inhalt
§ Outdoor: ein Modul mit fünf 180-L-Reaktoren, vier
Module mit je zehn 180-L-Reaktoren – insgesamt
45 Reaktoren mit 8,1 m3 Inhalt
Enzymatische Umsetzungen
� Reaktionen für enzymkatalysierte Reaktionen (500 (mobil),
1300, 2000, 5000 und 10 000 L, gerührt, temperierbar)
� Enzymatische Hydrolyse / Modifikation von Faserstoffen
(spezielle Rührerkonfiguration für hohe Viskositäten)
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Produktaufarbeitung und Konfektionierung
� Ernte der Fermentationssuspension sowie Zwischen-
lagerung von Produktlösungen über gerührte und
temperierbare Behälter (500 (mobil), 2000, 5000 und
10 000 L)
� Biomasseabtrennung (Tellerseparatoren 1 – 2 m3 / h,
0,5 – 1 m3 / h, Vakuumtrommelzellenfilter 0,5 m² und
Filterpresse 1,6 m²)
� Zellaufschluss (Homogenisator 0,4 m3 / h, 1000 bar,
optional mit anschließender Durchflusskühlung)
� Membranfiltration (MF / UF) für Entsalzungs- und
Produktkonzentrierungsprozesse 20 / 17 m2 (0,2 µm /
10 kDa), 3 / 5 m2 (0,2 µm / 10 kDa, sterilisierbar)
� Feinreinigung über Flüssigchromatographie (35 L
Säulenvolumen)
� Kristallisatoren (180 L, 800 L) mit nachgeschaltetem
Vakuumfiltertrockner (0,5 m2) in ATEX-Ausführung
� Sprüh- (7 kg / h) und Gefriertrocknung (0,8 m2) zur
Konfektionierung der Produkte
Analytikausstattung
� Labore für mikrobiologische Untersuchungen
� Qualitative und quantitative Methoden zur Bestimmung
der optischen Dichte und Biotrockenmasse, der
Konzentration von Zuckern, Alkoholen und organischen
Säuren, Proteinanalytik
� Verschiedene Assays zur Enzymaktivitätsmessung
� Online-Messung der Alkoholkonzentration im Reaktor und
CO2 / O2 im Fermentationsabgas
Kontakt
Dr.-Ing. Katja Patzsch
Gruppenleiterin Biotechnologische
Verfahren
Telefon +49 3461 43-9104
Aktuelle Fragestellungen
� Entwicklung von Fermentationen zur Gewinnung von
organischen Säuren (z. B. Itakonsäure, Äpfelsäure,
Xylonsäure) sowie Adaption an Lignocellulose-Zucker,
Scale-up und Etablierung von Aufarbeitungsstrategien
� Fermentative Herstellung von organischen Lösungsmitteln
(Aceton, Butanol, Ethanol, Isopropanol) aus
Lignocellulose-Hydrolysaten
� Prozessentwicklung zur Gewinnung neuer technischer
Enzyme
1 Bakterien auf einer Agarplatte.
2 Technikum zur Aufarbeitung von
Fermentationsprodukten.
3 Vollautomatisierte Freiland-Anlage zur
Kultivierung von Mikroalgen.
4 Mikroskopaufnahme von Mikroalgen.
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CHEMISCHE VERFAHREN
Der Bereich konzentriert sich auf die verfahrenstechnische
Entwicklung chemischer Prozesse zur Herstellung von bioba-
sierten Grund- und Feinchemikalien für eine Weiterverarbei-
tung in der chemischen, pharmazeutischen oder Lebensmittel-
industrie. Hierbei spielt neben neuen Verfahrenskonzepten
auch die Optimierung der Rohstoff- und Energieeffizienz
bestehender Prozesse eine wichtige Rolle. Unter anderem
werden auch Methoden der vertikalen Integration zur Fle-
xibilisierung der Prozesse angewendet. Etablierte Verfahren
können angepasst und unter ökologischen und ökonomischen
Gesichtspunkten optimiert werden. Dabei betrachten wir
nicht nur biobasierte Rohstoffe, sondern untersuchen auch
Verfahren zur Herstellung petrochemischer Produkte.
Das Leistungsspektrum reicht hierbei von der Abbildung der
Prozessparameter im Labor- und Technikumsmaßstab über die
Simulation und Modellierung der Prozesse und Reaktoreinhei-
ten bis hin zum Scale-up in den Pilotmaßstab. Mit dem instal-
lierten Equipment können auch apparate- und verfahrenstech-
nisch anspruchsvolle Umsetzungen unter hohen Drücken (350
bar) und Temperaturen (bis 500 °C) realisiert werden. Zu nen-
nen sind beispielsweise Gasphasenreaktionen mit Wasserstoff,
Sauerstoff oder Ammoniak sowie Reaktionen in Gegenwart
von brennbaren Substanzen, in stark alkalischem oder saurem
Milieu oder in nah- und überkritischer wässriger Phase.
Mithilfe moderner Simulationstools (CHEMCAD) werden,
gemeinsam mit unseren Projektpartnern, die entwickelten
Verfahren hinsichtlich Energie- und Rohstoffeffizienz bewertet
und dadurch die Weiterentwicklung unterstützt. Die Pilotie-
rung der Prozesse erlaubt zudem, relevante Produktmengen
herzustellen, etwa für eine Bemusterung oder die Validierung
der Stoffströme für nachfolgende Prozessschritte.
Leistungsspektrum
Mit der am Fraunhofer CBP vorhandenen Ausstattung können
wir eine Vielzahl etablierter Reaktionsarten darstellen und
Umsetzungen in der Gas- oder Flüssigphase, aber ebenso
mit Feststoffen realisieren. Dabei liegt der Schwerpunkt vor
allem bei katalytischen Reaktionen zur (De-)Funktionalisierung
biogener Rohstoffe. Vor der Pilotierung können im 0,1- bis
10-Liter-Maßstab Machbarkeitsstudien durchgeführt oder die
gewünschte Synthesestufe angepasst werden.
Kontinuierliche und diskontinuierliche Reaktoren werden zum
Scale-up in den Technikums- und Pilotmaßstab verwendet,
um Umsätze im Kilogramm- bis Tonnen-Maßstab zu demonst-
rieren. Diese sind unter ATEX-Richtlinien Zone 2 ausgeführt.
Insbesondere zu erwähnen sind:
� Rührkesselreaktoren für diskontinuierliche Reaktionen
unter atmosphärischen Bedingungen mit einer Kapazität
von 1 L, 10 L und 100 L
� Rührreaktoren zur Abbildung von Druckreaktionen bis zu
200 bar bei 300 °C mit einer Kapazität von 0,3 L, 1,2 L
und 50 L, geeignet für homogen und heterogen
katalysierte Reaktionen in der Gas- und Flüssigphase
� Strömungsrohrreaktoren mit einer Flussrate von 5 – 20 kg
Edukt / h für hydrothermale Umsetzungen in der Gas- oder
komprimierter Phase
Zur Ausstattung gehören ebenfalls verschiedene Geräte zur
instrumentellen Analytik der Stoffströme, wie GC (Gaschro-
matographie), HPLC (Hochdruckflüssigkeitschromatographie),
MS (Massenspektroskopie), GPC (Gelpermeationschromato-
graphie) oder UV-VIS- / IR-Spektroskopie, die zum Teil auch
online zur Reaktionskontrolle verwendet werden.
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Aktuelle Fragestellungen
� Katalytische Umsetzung von Ligninen zu aromatischen
Molekül-Bausteinen
� Chemische Derivatisierung zum Aufbau von Epoxyd- oder
Acrylatsystemen
� Katalytische Hydrierung oder Oxidation biogener Substrate
� Kontinuierliche Oligomerisierung und Additionsreaktionen
von Olefinen
� Technische Bewertung von Verfahrensschritten, auch im
Hinblick auf deren Flexibilisierungsmöglichkeit
Kontakt
Dr. Daniela Pufky-Heinrich
Gruppenleiterin Chemische Verfahren
Telefon +49 3461 43-9103
daniela.pufky-heinrich@
cbp.fraunhofer.de
1 Hochdruck-Reaktionsanlage mit kontinuierlich
betriebenem Strömungsrohrreaktor.
2 50-Liter-Hochdruck-Rührkesselreaktor.
3 HPLC zur Prozesskontrolle.
4 Hochdruck-Strömungsrohrreaktor zur Durch-
führung chemokatalytischer Umsetzungen.
3
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PRODUKTAUFARBEITUNG
Der Bereich Produktaufarbeitung beinhaltet die verfahrens-
technische Entwicklung von Prozessen zur Aufarbeitung
von Produktmischungen und ist naturgemäß stark mit den
anderen Bereichen am Fraunhofer CBP vernetzt. Für kunden-
spezifische Anwendungen werden neue maßgeschneiderte
Aufarbeitungsverfahren zur Wertstoffabtrennung und
Wertstoffaufreinigung entwickelt, skaliert und evaluiert. Unser
schrittweises Vorgehen umfasst die Konzeption geeigneter
Verfahren, die Simulation und Modellierung der Prozesse und
deren Abbildung im Technikums- und Pilotmaßstab. Dabei
wird die industrielle Umsetzbarkeit der Verfahren bereits im
Labormaßstab bewertet und daraufhin optimiert. Aus diesen
Versuchen können wir unseren Partnern und Kunden Produkt-
muster für eine anwendungstechnische Charakterisierung zur
Verfügung stellen.
Die Produktaufarbeitung und -konditionierung bestimmt
maßgeblich die Effizienz der gesamten Prozesskette und
wird am Fraunhofer CBP als Prozessschritt direkt in die
Verfahrensentwicklung integriert. Prozessbegleitend werden
analytische Methoden angewendet, um die stoffliche Zusam-
mensetzung der Produktlösungen bewerten zu können. Die
Prozesssimulation und -modellierung mit CHEMCAD dient zur
Bewertung und Optimierung von Parametern. So lassen sich
Verwertungsstrategien ganzzeitlich entlang der Prozesskette
von der Rohstoffaufarbeitung über die Konversion bis zur
Produktaufreinigung über mechanische und thermische Trenn-
verfahren darstellen. Innerhalb zahlreicher Vorhaben wurde
dieses Vorgehen bereits demonstriert.
Leistungsspektrum
Neben den bereits genannten Prozesseinheiten stehen am
Fraunhofer CBP folgende Anlagen zur Produktaufreinigung
und -konditionierung zur Verfügung:
� Destillationskolonnen zur Aufarbeitung unter atmo-
sphärischem Druck und im Vakuum mit Kapazitäten von
1 L / h bis 80 L / h
� Fallfilm-, Dünnschicht- und Kurzwegverdampfer zur
Destillation im Vakuum bis zu 350 °C und mit Durchsätzen
bis zu 60 L / h
� Anlage zur Flüssig-Flüssig-Extraktion mit einem maximalen
Durchsatz von 85 kg / h
� Einheit zur Fest-Flüssig-Extraktion mit einer Kapazität von
25 L
� Anlage zur Hochdruckextraktion im kontinuierlichen und
diskontinuierlichen Betrieb mit flüssigem Propan und
überkritischen Kohlenstoffdioxid für Extraktionsraten bis
zu 10 kg / h
Alle Anlagen sind nach ATEX ausgeführt (Zone 2, Hochdruck-
extraktion Zone 1).
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Aktuelle Fragestellungen
� Gewinnung hochwertiger Extraktstoffe aus Neben- und
Seitenströmen NaWaRo-verarbeitender Prozessindustrie
durch Flüssig-Flüssig-Extraktion mit organischen
Lösungsmitteln oder unter hohen Drücken mit flüssigem
Propan und überkritischem Kohlenstoffdioxid
� Aufarbeitung von Fermentationslösungen und Gewinnung
von Feinchemikalien
� Entwicklung alternativer Aufschluss- und Separations-
methoden für die Gewinnung von Wertstoffen aus
Ölsaaten
� Gewinnung organischer Komponenten aus Prozess-
abwässern durch thermochemische Umwandlung von
Biomasse und anschließender Extraktion / Destillation
� Extraktion hochwertiger Inhaltsstoffe aus Algenbiomasse
Kontakt
Dipl.-Chem. (FH) Gerd Unkelbach
Telefon +49 3461 43-9101
1 Vakuumdestillationsanlage zur Tren-
nung hochsiedender Stoffgemische.
2 Anlage zur Hochdruckextraktion mit
l-Propan oder sc-Kohlenstoffdioxid.
3 Geschälte Rapssaat vor der Extraktion.
4 Produktabfüllung der Vakuum-
destillations anlage.4
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FRAUNHOFER CBPIN NETZWERKEN
Spitzencluster BioEconomy
Der Spitzencluster BioEconomy verbindet die für die Bio-
ökonomie relevanten Forschungs- und Industriebereiche in
Mitteldeutschland. Ziel des Clusters ist die nachhaltige Wert-
schöpfung aus Non-Food-Biomasse wie Holz zur Herstellung
von Werkstoffen, Chemieprodukten und Energie. Bei der
Skalierung und industriellen Umsetzung der entwickelten
Produktionsverfahren übernimmt das Fraunhofer CBP eine
zentrale Rolle.
www.bioeconomy.de
Wissenschaftscampus Pflanzenbasierte Bioökonomie
Halle (WCH)
Der Wissenschaftscampus Halle verfolgt den systematischen
und nachhaltigen Aufbau eines disziplinübergreifenden
Zentrums für pflanzenbasierte Bioökonomie. Damit liefert der
WCH wichtige Grundlagen für zukünftige Anwendungen, wie
sie im regional benachbarten Spitzencluster BioEconomy wirt-
schaftlich umgesetzt werden sowie interdisziplinär geschulte
Fachkräfte für die Wirtschaft. Das Fraunhofer CBP ist assoziier-
tes Mitglied des WCH.
www.sciencecampus-halle.de
Hydrogen Power Storage and Solutions East Germany
(HYPOS)
Zentrales Thema des HYPOS-Netzwerkes ist die umfassende
Nutzung von Strom, insbesondere des temporären Stromüber-
schusses aus Wind, Sonne und Biomasse, zur wirtschaftlichen
Erzeugung von Wasserstoff via Elektrolyse in großtechnischem
Maße. Wasserstoff als chemischer Energieträger kann damit
der Wirtschaft vielgestaltig als chemischer Grundstoff, als
Kraftstoff für mobile Anwendungen, zur Wärmeerzeugung
aber auch zur Elektroenergieerzeugung zur Verfügung
stehen. Innerhalb von HYPOS agiert das Fraunhofer CBP als
Forschungspartner hauptsächlich für die Nutzung des rege-
nerativ erzeugten Wasserstoffs, z. B. in Power-to-Chemicals-
Verfahren.
www.hypos-eastgermany.de
Kompetenzzentrum für Holzverbundwerkstoffe und
Holzchemie (Wood k plus)
Das Kompetenzzentrum Wood k plus gehört zu den führen-
den Forschungseinrichtungen auf den Gebieten der Holzver-
bundwerkstoffe und der Holzchemie. Das Fraunhofer CBP ist
Partner im COMET-Programm (Competence Center of Excel-
lent Technologies) und bringt dort seine Kompetenzen in den
Bereichen Lignocellulose-Fraktionierung sowie Entwicklung
biotechnologischer und chemischer Prozesse ein.
www.wood-kplus.at
1 Detailansicht eines Flatpanel-Airlift-Reaktors
zur Kultivierung von Mikroalgen.
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Fraunhofer CBP –
Institutsteil Leuna des Fraunhofer IGB
Im Jahre 2009 erfolgte der Aufbau des Fraunhofer-
Zentrums für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP
als Projektgruppe des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts
für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB am
Chemiestandort Leuna. Am 2. Oktober 2012 wurde das
neue Gebäude in Gegenwart von Bundeskanzlerin Angela
Merkel eingeweiht.
Nach Ablauf der fünfjährigen Anschubfinanzierung und
erfolgreicher Evaluierung im Jahr 2014 wurde die Projekt-
gruppe in die Bund-Länder-Finanzierung der Fraunhofer-
Gesellschaft überführt und damit zu einem dauerhaften
Institutsteil des Fraunhofer IGB.
www.igb.fraunhofer.de
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Fraunhofer-Zentrum für
Chemisch- Biotechnologische
Prozesse CBP
Am Haupttor
Tor 12, Bau 1251
06237 Leuna
Telefon +49 3461 43-9100
Fax +49 3461 43-9199
www.cbp.fraunhofer.de
Leiter Fraunhofer CBP
Dipl.-Chem. (FH) Gerd Unkelbach
Telefon +49 3461 43-9101