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Klassiker aus GFK und Mahagoni: Die Variant 606 HT bringt es auf mehr als 20 Knoten 28 Test Test VARIANT 606 HT Skipper 7/2005 Vorbildlich: Großer, gut erreichbarer Ankerkasten und Seereling mit offenem Bugkorb Variant von vorn mit scharfem V-Spant und hochbordigem Klinkerrumpf. Die stählerne Reling gehört zum Standard Variant von achtern: Die an beiden Seiten ange- brachten Heckstege, an Backbord mit Badelei- ter, kosten 485 Euro Aufpreis

Skipper 07/2005, S. 28, 22.06.2005, 10:50, SH 28 Testbootsbau-schubert.appcms.de/.../testbericht_606ht_skipper_web.pdf · Skipper 07/2005, S. 29, 22.06.2005, 10:50, SH M anchmalsolltemanzweiMal

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Skipper 07/2005, S. 28, 22.06.2005, 10:50, SH

Klassiker aus GFK undMahagoni: Die Variant606 HT bringt es aufmehr als 20 Knoten

28 TestTestVARIANT 606 HT

Skipper 7/2005

Vorbildlich: Großer, gut erreichbarerAnkerkasten und Seereling mit offenemBugkorb

Variant von vorn mit scharfem V-Spant undhochbordigem Klinkerrumpf. Die stählerneReling gehört zum Standard

Variant von achtern: Die an beiden Seiten ange-brachten Heckstege, an Backbord mit Badelei-ter, kosten 485 Euro Aufpreis

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M anchmal sollte man zwei Malhinschauen, um die wahrenQualitäten eines Bootes zu

erkennen. Diese Empfehlung ist an je-ne Skipperfreunde gerichtet, die dasäußere Erscheinungsbild der Variant606 HT womöglich als altmodischoder überholt abtun. Die nostalgischanmutende Optik dieses charaktervol-len Wasserfahrzeuges ist nicht das ein-zige bemerkenswerte Kriterium, auchdas üppige Platzangebot unseres exakt6,06 m langen und 2,18 m schmalenProbanden erstaunt. Und in der Praxis,vorzugsweise beim Befahren von Bin-nenrevieren, zeigt sich die handgefer-tigte Testkandidatin ohnehin von ihrerSchokoladenseite – dazu aber spätermehr.

KonzeptionKonzeptionWerftchef Jürgen Schubert, der das

Bootsbauerhandwerk „von der Pikeauf“ gelernt hat und 1961 seine Meis-terprüfung ablegte,wurde vor fünf Jah-ren zum „Obermeister der Innung fürBootsbau- und Wassersportbetriebedes Landes Mecklenburg-Vorpom-mern“ gewählt. Zudem fungiert der65-Jährige als unabhängiger Sachver-ständiger. Seine erste, komplett in Ei-genregie konstruierte Variant ließSchubert anno 1967 vom Stapel lau-fen. Die 606, von der bisher genau 81Einheiten verkauft werden konnten,debütierte in ihrer jetzigen Form zum

Saisonstart 1997, das Schwesterschiffmit festem Dachaufbau gibt es seit2001. Interessant ist, dass die Rumpf-und Decksegmente nicht im Plater Fa-milienbetrieb, sondern in der Traditi-onswerft Wieker-Boote auf der InselRügen laminiert werden. JürgenSchubert und seine sieben Mit-arbeiter kümmern sich umden fachmännischen Zu-sammenbau und die Mon-tage des Interieurs inklu-sive aller Holzarbeitensowie um die Installa-tion der E-Anlage.

In ihrer Grund-konzeption ist dieunbelastet circa 860kg schwere Variant606 HT ein so ge-nannter „Wellenbin-der“ mit breiter Was-serlinie, der auch imunteren Geschwin-digkeitsbereich ein-wandfrei geradeausläuft und spontan aufKurskorrekturen rea-giert. Dies macht sich nicht zuletztbeim häufigen Passieren von Schleu-sen oder beim flinken Rangieren in derMarina bezahlt, wo ein präzises Manö-vrierverhalten gefragt ist. Die erforder-liche statische Stabilität erlangt das Un-terwasserschiff des Halbgleiters durchein Steifigkeit verleihendes Spantenge-rüst. Der mit scharfen Längsstringern

VariantVariant 606 HTKleine Kabinenboote, die für Außenbordmotorisierung ausgelegt

sind und über ein klassisches Design verfügen, gehören heutzutage

zu den Raritäten. Die von der Firma Bootsbau Schubert im mecklen-

burgischen Plate gefertigte Variant 606, welche wahlweise mit offe-

nem Cockpit oder als Hardtopversion geliefert wird, ist einer der

letzten Vertreter dieser sehenswerten Spezies.

29TestTest

DeutscheWertarbeit

7/2005 Skipper

Schwachpunkt, der gleich nach dem Testbeseitigt wurde: Die vorderen Einzelsitze

zeigten sich sehr nachgiebig gepolstertund unzureichend konturiert

Eine auf-gesetzte Dach-

leiste verhindert,dass Regenwasserins Cockpit tropft

Stilsicheres Acces-soire, das 46 EuroExtrakosten verursacht:Flaggstockhalter, Maha-gonimast und Flagge

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das Boot mit derartiger Power schonübermotorisiert. So verkörpert der amVorführschiff werkelnde Yamaha F60mit seinen 44 kW (60 PS) am Propellerdie goldene Mitte. Der vierzylindrigeViertakter mit digitaler Zündanlage,elektronischer Benzineinspritzungund der Laufcharakteristik einer gutgeölten Nähmaschine treibt die 606bei 1000 min-1 auf 2,7 Knoten.Bis 3000Umdrehungen pro Minute registrierenwir zwischen den einzelnen Messstu-fen einen eher geringen Geschwindig-keitszuwachs und nehmen zu Pro-

CockpitCockpit undund KabineKabineIm schnörkellos gestalteten

Cockpit,das mit einem akkuratenMahagoniausbau und stolzen 90cm Freibord aufwartet, gibt esSitzgelegenheiten für fünf bissechs Personen. Durch simplesVorziehen und Umlegen der Pols-terelemente wird die Fondbankzu einer 170 x 86 cm großen Lie-geebene umfunktioniert. Die vor-deren, viel zu nachgiebigen Ein-zelstühle zeigten sich zum Zeit-punkt des Tests unzureichendkonturiert – aufgrund unsererKritik wurde hier sofortige Abhil-fe versprochen und auch geschaf-fen, indem man kurzerhand denZulieferer wechselte.

Ein echter Blickfang ist das un-verzichtbare Holzruder mit 42cm Durchmesser, leichtgängige 4¼ Umdrehungen liegen zwischenBackbord- und Steuerbordan-schlag.Die Pantryzeile ist im Stan-dard mit einer Druckwasserspüleund diversen rollengelagertenSchubladen bestückt, ein Spiritus-kocher und die Kompressorkühl-box werden dagegen als kosten-pflichtige Extras ausgewiesen.Gleiches gilt für nützliche Dingewie das Signalhorn, den 70-l-Ein-bautank oder den demontier-baren Cockpittisch. Wer ein WCan Bord haben möchte, kann ge-gen entsprechende Zuzahlungenzwischen einem Chemieklosettund einer Seetoilette mit Septik-tank wählen. Zumindest ist eineseparate Räumlichkeit vorhan-den...

Immerhin 146 cm misst die De-ckenhöhe der angenehm luftigenKabinensektion, die von einer so-liden Acrylglastür verschlossenwird. Die unterschiedlich langenBankreihen werden unter Ein-beziehung des mitgeliefertenZwischenpolsters zu einem komfort-ablen Zweierbett umgebaut. Genü-gend Platz zum Verstauen von Klei-dung, Schwimmwesten und losem Zu-behör findet sich auf den seitlichenAb-lageborden oder unter den Sitzen.

FahrenFahrenLaut Herstellerangaben kommen für

die Variant Langschaftmotoren zwi-schen 30 und 70 PS in Betracht.Als ab-solute Maximalleistung werden zwar100 PS genannt, doch eigentlich wäre

Skipper 7/2005

30 TestTestVARIANT 606 HT

und einem Führungskiel bestückteGFK-Rumpf zeichnet sich durch seineenorme Hochbordigkeit aus.Ein mar-kantes Detail sind die beidseitig ange-brachten Schlingerleisten, die die ge-klinkerten Bordwände vor unsanftenRemplern schützen.

TECHNISCHE DATENLänge ü.A.: 6,06 m

AUSSTATTUNG STANDARDHardtop, BSH-Beleuchtung, komplette Polsterung, Bugkorb,seitliche Schlingerleisten, elektrische Scheibenwischer, Toilet-tenraum, Holzruder, Klappluke, höhenverstellbare und drehba-re Einzelsitze vorn, Teppichware im Cockpit und in der Kabine,Batteriehauptschalter

LIEFERBARE EXTRASCabrioverdeck (1650 €), Einbautank mit Anzeige (465 €), Dop-pelhecksteg mit Badeleiter (485 €), Osmoseschutz und Tef-lonantifouling (805 €), Landanschluss inkl. Ladegerät (859 €),Flaggstock mit Halterung und Flagge (46 €), Chemie-WC (130€), Mahagoni-Toplichtmast (210 €), passender Trailer (2685 €)

MESSUNG SCHALL + FAHRT(Leerlauf) 850 min-1 52 dB(A) 0 Kn

1000 min-1 57 dB(A) 2,7 Kn

(Volllast) 5600 min-1 85 dB(A) 21,2 Kn

WERFT & INFOBootsbau Schubert GmbH, Büdnerecke 2, 19086 Plate,

Tel.: 03861–2155, Fax 03861–301254,www.bootsbau-schubert.de

Breite: 2,18 mGewicht: 860 kg

Baumaterial: GFK/MahagoniCE-Kategorie: C

Preis: 8650 €

Sitzplätze: 5-6

Revier: Schweri-ner See, Mes-sung: GPS, Crew:2 Personen, Luft:20°C, Wasser:18°C, Tanks:Benzin 20 l (AB-Tank), Wasserleer

1500 min-1 63 dB(A) 3,9 Kn

Preis: ab 20500 €

Kojenplätze: 2 (+1)Kraftstofftank (opt.): 70 l

Wassertank: 50 lSeptiktank (opt.): 70 l

Motorisierung: Außenborder (Langschaft) bis 74kW (100 PS), mit Dieselinnenbor-der und Saildrive bis 15 kW

Motor am Testboot: Yamaha F60CETL (Viertakt), Leis-tung 44 kW (60 PS), Zylinderzahl:4 in Reihe, Bohrung x Hub: 65 x75 mm, Hubraum: 996 cm3, Ge-wicht: 110 kg, Max. Drehzahl-bereich: 5000–6000 min-1

2000 min-1 67 dB(A) 5,2 Kn2500 min-1 69 dB(A) 6,3 Kn3000 min-1 74 dB(A) 7,7 Kn3500 min-1 76 dB(A) 10,5 Kn4000 min-1 79 dB(A) 13,0 Kn4500 min-1 81 dB(A) 15,5 Kn5000 min-1 83 dB(A) 18,4 Kn5500 min-1 84 dB(A) 20,0 Kn

Hier können zwei Erwachsene und ein Kind ihrNachtlager aufschlagen, ein Zwischenpolster ge-hört zum Lieferumfang

Zwei tragbare Außenbordertanks passen neben-einander in die Bilge, ein stählerner Einbautankkostet 465 Euro extra

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Skipper 07/2005, S. 31, 22.06.2005, 10:50, SH

Blick ins geräumige Cockpit mit sehr schönem Mahagoni-Interieur. Die seitlichenGangborde sind mit neun Zentimeter Breite jedoch recht schmal ausgefallen

FazitFazitDie zum Grundpreis von 20500 € er-

hältliche Variant 606 HT ist ein ausge-reiftes und insgesamt sehr sauber ver-arbeitetes Kabinenboot, das problem-los getrailert werden kann und sich pri-ma zum entspannten Wasserwanderneignet.

Hervorzuheben sind das großzügigePlatzangebot im Cockpit und in der Ka-bine sowie die speziell in langsamerFahrt wirklich exzellenten Lauf- undManövriereigenschaften der nach CE-

tokoll, dass sich die Variant wie an derSchnur gezogen durchs Wasser be-wegt. Mit moderat ansteigendem Bugnähert man sich ab 3500 min-1 derGleitschwelle, bei 4500 Touren stehendann 15,5 Knoten auf dem Log. Die20-Knoten-Marke wird mit 5500 min-1

kassiert,bevor dieVariant unterVolllastauf spritzige 21,2 Knoten beschleu-nigt. Korrekt ausgetrimmt, tritt selbstin extremer Kurvenfahrt null Kavitati-on auf, und auch die Krängungsnei-gung hält sich bei hartem Ruderein-schlag in akzeptablen Grenzen.

Norm C eingruppiertenVariant.Die Ba-sisausstattung des ostdeutschen Klassi-kers beschränkt sich buchstäblich aufsWesentliche – sie könnte bereits imStandard etwas praxisorientierter aus-fallen.Der mit 8650 € gelisteteYamahaF60 glänzt in gewohnter Manier durchvorbildliche Kultiviertheit – obendreinreicht der Schub des 60 PS generieren-den japanischen Außenborders leichtund locker aus, um auch mit mehrköp-figer Besatzung flott und zugleich spar-sam unterwegs zu sein.

Peter Marienfeld

7/2005 Skipper

31TestTest

Foto

s:Skip

per/Peter

Marien

feld

Die Küchenzeile nimmt die Backbordseite des Cockpits ein. Eine Druck-wasserspüle ist Standard, Kocher und Kühlbox gibt es auf Wunsch

Werftchef Jürgen Schubert mit Frau Helga sind mit ihrer Firmaim mecklenburgischen Plate in der Nähe von Schwerin ansässig

Das stilvolle Ruder hat einen Durchmesser von42 cm. Lobenswerte Details sind die kleinen Ab-

lagefächer und die integrierten Fußstützen