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Ju go slaw isch e Mo der ne Exkursion 14.-22.Mai 2016 Reiseländer: Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien

slaw isch e Mo der ne - gtas- · PDF file11:30 Partisanenfriedhof von Bogdan Bogdanovic Mostar (Bosnien&Herzegowina) 12:00 Mostar: Stadtspaziergang, Stadtgeschichte, die Brücke und

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Jugo

slawisch

e Moderne

Exkursion14.-22.Mai 2016

Reiseländer: Serbien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien

Page 2: slaw isch e Mo der ne - gtas- · PDF file11:30 Partisanenfriedhof von Bogdan Bogdanovic Mostar (Bosnien&Herzegowina) 12:00 Mostar: Stadtspaziergang, Stadtgeschichte, die Brücke und

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Orient hatten wir sie uns vorgestellt, wimmelnd von buntem Leben, bevöl-kert von funkelnden Reitern, strotzend von Tressen und Orden, die einen feinen Federbusch tragen und an den Füßen Lackstiefel! Eine lächerliche Hauptstadt; schlimmer: eine unehren-hafte Stadt, dreckig, desorganisiert.“3 Was ihn sonst am Balkan interessiert, sind ein paar Eisenbrücken über die Donau und vernakuläre Architektur, also das Bauen ohne Architekten auf dem Land. Die zeitgenössische Baukunst im Dunstkreis Österreich-Ungarns, die Peripherie der Wiener Moderne und des Jugendstils, - das ist ihm kaum eines Blickes, schon gar keines Wortes würdig. Was Le Corbusier wohl denken wür-de, wenn er heute, über hundert Jahre später, durch Belgrad fahren würde? Wie wir durch Serbien, Bosnien und Herzegowina, durch Kroatien auf den Spuren einer Moderne, die es zu seiner Reisezeit noch nicht einmal im Ansatz gab? Würde er erkennen, was sein eigenes Werk hier hinterlassen hat – als einer der großen Ideengeber der architektonischen Moderne, der in unzähligen Nachbildungen bis kriti-schen Auseinandersetzungen durch die jüngeren Architekten das Gesicht der gebauten Umwelt auch in diesem Teil Europas geprägt hat? Ob er zu-frieden wäre mit dieser Welt? Wäre sie ihm nicht vollständig modern genug,

oder fände er sie korrumpiert, perver-tiert, vermengt, verunreinigt durch die Ideen von anderen?

Dieser Zeitraum zwischen Jeannerets Reise auf dem Balkan und uns liegt im Sucher unserer Exkursion. Und im Brennpunkt des Suchers die jugosla-wische Moderne, die Architektur der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien zwischen dem Ende des zweiten Weltkriegs und dem gewalt-samen Zerfall dieses besonderen Staatsgebildes in den 1990er Jahren. In Europa nimmt dieser „Modernism In-Between“4 (Kulić & Mrduljaš) durch eine formale Experimentierfreude durchaus einen Sonderstatus ein. Darin manifestiert sich einerseits die Suche nach einem Brückenschlag zwi-schen den Traditionen dieser kulturell äußerst vielfältigen Region und interna-tionalen Strömungen der modernen Ar-chitektur. Zugleich ist die jugoslawische Architektur wie die sozialistische Repu-blik Jugoslawien durch eine Positionie-rung zwischen den politischen Blöcken im Kalten Krieg geprägt gewesen. Nähe zu und Entfernung von den kul-turellen Bewegungen der Weltmächte, das Aufgreifen und die Transformation von regionalen Baukulturen: das sind die Koordinaten, zwischen denen sich dieses Experimentierfeld der Moderne aufspannt. Dazu zählt vielleicht auch das Vertrauen, historisch einmal auf

Jugoslawische Moderne

Als im Jahr 1911 Le Corbusier eine „orientalische“ Reise unternimmt (Voyage d’Orient), ist damit nicht etwa eine Reise nach Damaskus, Bagdad oder Samarkand gemeint. Der östlichs-te Punkt seiner Reise ist Istanbul, und zwischen da und Wien ist ihm alles orientalisches Seltsamland. Vierund-zwanzig ist er da erst und heißt noch, wie er von Vater und Mutter geheißen wurde: Charles-Édouard Jeanneret-Gris. Seine teils ungewöhnlich har-schen Urteile über die besuchten Orte auf der orientalischen Reise mögen seiner Unerfahrenheit geschuldet sein. Die Reise nach Istanbul wird er später jedenfalls als den entscheidenden Wendepunkt in seinem künstlerischen Leben bezeichnen, wenngleich das kaum für den Balkan selbst gilt: Buda-pest mag er schon nicht, und über die Länder rechts und links der Donau hat er nur vage Malerisches zu berichten: „Der Weizen versetzt die Ebene in Bewegung und auf den Hochplateaus erzeugen die unendlichen Maiskultu-ren auf dem Violett-Schwarz der Erde eine ausgedehnte Arabeske, träge und voller Müdigkeit.“1 Belgrad beschreibt er als eine „verderbte, unordentliche Stadt, voller Diebe.“2 Und: „zwei volle Tage lang wurden wir von Enttäu-schungen heimgesucht – oh, wie sehr und wie endgültig! […] Als Tor zum

Exkursion gtasJugoslavische Moderne

Einleitung

1 Charles-Édouard Jeanneret-Gris, Voyage d’Orient (1911), in der deutschen Übersetzung zitiert aus: Giuliano Gresleri, Le Corbusier. Reise nach dem Orient. Unveröffentlichte Briefe und zum Teil noch nicht publizierte Texte und Photographien von Edouard Jeanneret, Zürich 1991, S. 116. 2 Ebd.3 Ebd.4 Vladimir Kulić, Maroje Mrduljaš, Wolfgang Thaler, Modernism In-Between. The Mediatory Architectures of Socialist Yugoslavia, Berlin 2012.

Le Corbusier. Knjazevac in Serbien. 1911.

Nikola Dobrovic. Plan für die Neugestaltung des Terazije Platzes. 1946.

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und wollte andere Gräben zuschütten: mit dem Westen hat er kokettiert, dem Osten distanziert die Stange gehalten. Und dabei noch andere mit auf seine Mission genommen, nämlich einer „Dritten Welt“ ein politisches Gewicht zu geben. 1961 gründete sich in Bel-grad auf seine Initiative die „Bewegung blockfreier Staaten“, in der viele Staa-ten, die aus europäischen Kolonien hervorgegangen sind, ein politisches Forum fanden.

Nach innen wurde in diesem zwei-ten, dem sozialistischen Jugoslawien eifrig gebaut, auch ganz wörtlich in einer Vielzahl von Architektur- und Infrastruktur-Projekten. Dabei gab es niemals einen verordneten Baustil und auch keine verfemte Architektur. Der „Modernism In-Between“ konnte auf diverse Quellen zurückgreifen und avantgardistische Anregungen aufneh-men. Neben lokalen und kulturellen Eigenheiten der einzelnen Regionen gab es Anknüpfungspunkte zur inter-nationalen Moderne, die sehr stark vom österreichisch-deutschsprachigen Kulturraum beeinflusst war. Schließlich sind viele Architekten, die ab 1945 an dem neuen Jugoslawien gebaut ha-ben, bis 1918 und auch später noch in Wien, seltener auch in München oder Berlin ausgebildet worden. Ein mittel-europäisch geprägtes „Neues Bauen“ hatte schon das Bild der Großstädte

verändert in jenem ersten Jugosla-wien, dem „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“, das nach dem Ersten Weltkrieg gebildet worden war.

Wenn wir uns auf diese Archäologie der modernen Bewegung begeben, dann stehen drei Komplexe dabei im Vordergrund: die Repräsentation des Neuen Jugoslawien in Bauten von politischer und kultureller Bedeutung, dazu zählen auch die Ferienanlagen an den Küsten; der Wohnungsbau, weil es hier um die Verbesserung der konkreten Lebensbedingungen der „Jugoslawen“ ging; sowie die Erin-nerungsarchitekturen der Spomenici – der Partisanen- und Kriegsdenk-male sowie weiterer Gedenkstätten. In diesen zeigt sich aus heutiger Sicht ein beeindruckendes, sich über die Land-schaften des gesamten ehemaligen Jugoslawien ziehendes Netz, in dem der Kampf gegen und das Leid unter Fremdbestimmung und Unfreiheit als Identität stiftende Gemeinsamkeit den historischen Ankerpunkt des jungen Staates bildete. Selbstverständlich werden wir bei unserer Fahrt durch Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien danach fragen, welche Bedeutung diesen identitätsstiftenden Architekturen heute zugemessen wird und was sie gefährdet.

Martin Peschken

der ‚richtigen Seite‘ gestanden zu ha-ben, denn für Viele im globalen Osten und Westen und vor allem Süden war das Jugoslawien der Tito-Ära ein Hoff-nungsträger für einen „dritten Weg“, in dem kollektive Belange und individuelle Freiheit ein harmonisches Verhältnis eingehen konnten.

Älteres, das am Wegrand liegt, römisch-antike Bauten, Sakralarchitek-tur von romanischen Klöstern bis zu Moscheen im so genannten osmani-schen Barock bis hin zum Historismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, alles dieses werden wir natürlich ebenfalls mit höchster Neugier bese-hen. Und Jüngeres können wir kaum unbefragt lassen in Bezug auf seine Nachfolgerschaft zu diesem bedeuten-den, nicht nur bau-kulturellen Erbe. Ist das jetzt ‚bloß‘ Architektur von heute wie andernorts auch? Ist es serbische Architektur? Bosnische, kroatische? Ist es post-jugoslawische Architektur? Post-traumatische oder traumatisier-te Architektur? Möglich, dass solche Kategorien anmaßend und von außen herangetragen sind. Wir wollen sie nach Möglichkeit durch klügere Fra-gen ersetzen.

Wir fahren zweifellos in ein beschä-digtes Land. Denn die Gewalt, die der Zerfall dieses Staates zwischen 1991 und den frühen 2000er Jahren gezei-

tigt hat, muss wohl noch ein langes und bitteres Nachleben in den Erinne-rungen derer haben, die sie ausgeführt und erfahren haben, aber auch noch in denen ihrer Kinder und Enkel. Zumin-dest diese pessimistisch klingende Au-ßenperspektive können wir Deutschen uns als Realismus verbuchen. Auf diese Realität sollten wir uns gefasst machen: ein Land in vollem Umbruch zu erleben. Das ist sicher aufregend, wenn auch kaum ‚romantisch‘ – das Alte ist noch irgendwie da, das Neue hat sich noch nicht ganz durchgesetzt. Es wird heftige Armut zu sehen sein, auch schon ohne die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, und es wird Reich-tum zu sehen sein, der uns vielleicht schamlos vorkommen wird. Beides wird heute sehr viel weiter auseinan-der gehen als in Titos Ära.

Tito. Seine Vision eines „dritten We-ges“. Man muss seine Politik nicht verklären – gegen politische Gegner ist auch er mit Mitteln vorgegangen, die einem demokratischen Verständnis skandalös sind. Trotzdem stand er für die Idee ein: Kommunismus ohne Knebelung durch die Sowjets. Freiheit, die nicht erneut das Blut von anderen kostet. So lange Tito lebte, so lange konnte er die Gräben zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen in seinem Vielvölkerstaat verschüttet hal-ten. Er hatte sogar noch etwas übrig

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JUGOSLAWISCHE MODERNEReiseroute

Datum Uhrzeit Aktivitäten // Themen // Referate Ort Referent/in

14. Mai 2016 09:45 Abflug Berlin Tegel

14:00 Start in die Stadt. Altstadtrundgang Belgrad (Serbien) Martin

Repräsentation Königreich Jugoslawien Belgrad (Serbien) Friedemann

19:00 Gemeinsames Abendessen, Erkunden des Viertels Donji Dorćol.

Belgrad (Serbien)

08:00 Frühstück

15. Mai 2016 08:30 mit den Rädern in Richtung Novi Beograd Belgrad (Serbien), Novi Beograd

Friendship Park-Museum für zeitgenössische Kunst

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Sara

Parteisitz- neue orthodoxe Kirche /Energo Projekt/Genex Tower

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Jan J.

13:00 Mittagspause

14:00 Kongresshalle Sava Centar, 1976-79 Belgrad (Serbien), Novi Beograd Antje

15:00 Führung durch DO.CO.MO.MO: Umgang mit dem Erbe der Spätmoderne

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Jelica Jovanovic

18:00 Gespräch zu Belgrade Waterfront und Abendessen

Belgrad (Serbien) N.N.

16. Mai 2016 08:00 Frühstück

09:00 Abfahrt nach Sarajevo (Bosnien&Herzegowina)

15:00 Weiße Moschee und Hotel in Visoko Visoko (Bosnien&Herzegowina) Martin und Anja

16:30 Ankunft Sarajevo (Bosnien&Herzegowina)

17:00 Spaziergang durch die Altstadt Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Nikolai

18:00 gemeinsames Abendessen (optional)

17. Mai 2016 08:00 Frühstück

09:00 Nachwirkungen des Bosnienkrieges und aktuelle stadtpolitische Debatten

Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Nasiha Pozder

11:00 Stadtrundgang mit Referat: „4 Religionen“ Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Sara

13:00 Mittagspause

14:00 Die späte jugoslawische Moderne in Bosnien…und der Welt.

Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Alexander

16:00 Bauten der Olympischen Winterspiele, 1984 Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Zhe

19:00 gemeinsames Abendessen

18. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Abfahrt nach Mostar (Bosnien&Herzegowina)

11:30 Partisanenfriedhof von Bogdan Bogdanovic Mostar (Bosnien&Herzegowina)

12:00 Mostar: Stadtspaziergang, Stadtgeschichte, die Brücke und der Bosnienkrieg

Mostar (Bosnien&Herzegowina) Martin und Maya

13:00 Mittagspause, danach Abfahrt nach Split (Kroatien)

16:30 Ankunft Split und Stadtspaziergang Split (Kroatien)

19. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Stadtspaziergang durch die Altstadt, ausgehend vom ehem. Diokletianspalast

Split (Kroatien) Britta

10:30 Stadtspaziergang in die näheren Erweiterungsgebiete, Wohnhäuser der

Zwischenkriegszeit/ 1920er + 1930er und Split II

Split (Kroatien)

12:30 Mittagspause

13:30 Split 3 - Wohnungsbauprojekte der 1960er, am östlichen Stadtrand

Split (Kroatien) Višnja Kukoč und Sven

16:30 Abfahrt nach Sibenik (Kroatien)

17:30 Ankunft Hotel Solaris bei Sibenik (Kroatian

18:00 Tourismus an der jugoslawischen Adria Sibenik (Kroatien) Friedemann

20. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Abfahrt zu den Pltvicer Seen, ggf. Halt in Zadar

13:00 Korenica-Denkmal

14:00 Ankunft an den Pltvicer Seen, anschließend Wanderung durch den Naturpark

Pltvicer Seen (Kroatien)

Touristische Infrastruktur - Bauten und Landschaftsgestaltung - im Naturpark Plitvicer

Seen (19.-21. Jh.) (und erhaltene Bauten von Zdenko Strizic)

Pltvicer Seen (Kroatien) Britta

21. Mai 2016 07:45 Frühstück

08:30 Abfahrt

09:30 Partisanendenkmäler // Bihac, Garavice-Memorial-Park

Bergland

Partisanen- und Kriegsdenkmale inkl. histor. Hintergrund

Jan Z.

12:00 Partisanendenkmal // Sanski Most Bergland

14:30 Mrakovica: Turm und Besuch im Museum (?)

17:00 Gedenkstätte Jasenovac Bergland Christian und Aleksandar (?)

21:00 Ankunft Belgrad (Serbien)

22. Mai 2016 Tour durch die Stadt: Architektonische Moderne vor Tito südliche Innenstadt: Generalstab, Sava-

Kirche, Luftfahrtmuseum, Avala-Tower, Bogdanovic-Mahnmal

Belgrad (Serbien)

22. Mai 2016 17:45 Rückflug // Ankunft Berlin Tegel 19:35 Uhr

JUGOSLAWISCHE MODERNEReiseroute

Datum Uhrzeit Aktivitäten // Themen // Referate Ort Referent/in

14. Mai 2016 09:45 Abflug Berlin Tegel

14:00 Start in die Stadt. Altstadtrundgang Belgrad (Serbien) Martin

Repräsentation Königreich Jugoslawien Belgrad (Serbien) Friedemann

19:00 Gemeinsames Abendessen, Erkunden des Viertels Donji Dorćol.

Belgrad (Serbien)

08:00 Frühstück

15. Mai 2016 08:30 mit den Rädern in Richtung Novi Beograd Belgrad (Serbien), Novi Beograd

Friendship Park-Museum für zeitgenössische Kunst

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Sara

Parteisitz- neue orthodoxe Kirche /Energo Projekt/Genex Tower

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Jan J.

13:00 Mittagspause

14:00 Kongresshalle Sava Centar, 1976-79 Belgrad (Serbien), Novi Beograd Antje

15:00 Führung durch DO.CO.MO.MO: Umgang mit dem Erbe der Spätmoderne

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Jelica Jovanovic

18:00 Gespräch zu Belgrade Waterfront und Abendessen

Belgrad (Serbien) N.N.

16. Mai 2016 08:00 Frühstück

09:00 Abfahrt nach Sarajevo (Bosnien&Herzegowina)

15:00 Weiße Moschee und Hotel in Visoko Visoko (Bosnien&Herzegowina) Martin und Anja

16:30 Ankunft Sarajevo (Bosnien&Herzegowina)

17:00 Spaziergang durch die Altstadt Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Nikolai

18:00 gemeinsames Abendessen (optional)

17. Mai 2016 08:00 Frühstück

09:00 Nachwirkungen des Bosnienkrieges und aktuelle stadtpolitische Debatten

Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Nasiha Pozder

11:00 Stadtrundgang mit Referat: „4 Religionen“ Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Sara

13:00 Mittagspause

14:00 Die späte jugoslawische Moderne in Bosnien…und der Welt.

Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Alexander

16:00 Bauten der Olympischen Winterspiele, 1984 Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Zhe

19:00 gemeinsames Abendessen

18. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Abfahrt nach Mostar (Bosnien&Herzegowina)

11:30 Partisanenfriedhof von Bogdan Bogdanovic Mostar (Bosnien&Herzegowina)

12:00 Mostar: Stadtspaziergang, Stadtgeschichte, die Brücke und der Bosnienkrieg

Mostar (Bosnien&Herzegowina) Martin und Maya

13:00 Mittagspause, danach Abfahrt nach Split (Kroatien)

16:30 Ankunft Split und Stadtspaziergang Split (Kroatien)

19. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Stadtspaziergang durch die Altstadt, ausgehend vom ehem. Diokletianspalast

Split (Kroatien) Britta

10:30 Stadtspaziergang in die näheren Erweiterungsgebiete, Wohnhäuser der

Zwischenkriegszeit/ 1920er + 1930er und Split II

Split (Kroatien)

12:30 Mittagspause

13:30 Split 3 - Wohnungsbauprojekte der 1960er, am östlichen Stadtrand

Split (Kroatien) Višnja Kukoč und Sven

16:30 Abfahrt nach Sibenik (Kroatien)

17:30 Ankunft Hotel Solaris bei Sibenik (Kroatian

18:00 Tourismus an der jugoslawischen Adria Sibenik (Kroatien) Friedemann

20. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Abfahrt zu den Pltvicer Seen, ggf. Halt in Zadar

13:00 Korenica-Denkmal

14:00 Ankunft an den Pltvicer Seen, anschließend Wanderung durch den Naturpark

Pltvicer Seen (Kroatien)

Touristische Infrastruktur - Bauten und Landschaftsgestaltung - im Naturpark Plitvicer

Seen (19.-21. Jh.) (und erhaltene Bauten von Zdenko Strizic)

Pltvicer Seen (Kroatien) Britta

21. Mai 2016 07:45 Frühstück

08:30 Abfahrt

09:30 Partisanendenkmäler // Bihac, Garavice-Memorial-Park

Bergland

Partisanen- und Kriegsdenkmale inkl. histor. Hintergrund

Jan Z.

12:00 Partisanendenkmal // Sanski Most Bergland

14:30 Mrakovica: Turm und Besuch im Museum (?)

17:00 Gedenkstätte Jasenovac Bergland Christian und Aleksandar (?)

21:00 Ankunft Belgrad (Serbien)

22. Mai 2016 Tour durch die Stadt: Architektonische Moderne vor Tito südliche Innenstadt: Generalstab, Sava-

Kirche, Luftfahrtmuseum, Avala-Tower, Bogdanovic-Mahnmal

Belgrad (Serbien)

22. Mai 2016 17:45 Rückflug // Ankunft Berlin Tegel 19:35 Uhr

JUGOSLAWISCHE MODERNEReiseroute

Datum Uhrzeit Aktivitäten // Themen // Referate Ort Referent/in

14. Mai 2016 09:45 Abflug Berlin Tegel

14:00 Start in die Stadt. Altstadtrundgang Belgrad (Serbien) Martin

Repräsentation Königreich Jugoslawien Belgrad (Serbien) Friedemann

19:00 Gemeinsames Abendessen, Erkunden des Viertels Donji Dorćol.

Belgrad (Serbien)

08:00 Frühstück

15. Mai 2016 08:30 mit den Rädern in Richtung Novi Beograd Belgrad (Serbien), Novi Beograd

Friendship Park-Museum für zeitgenössische Kunst

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Sara

Parteisitz- neue orthodoxe Kirche /Energo Projekt/Genex Tower

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Jan J.

13:00 Mittagspause

14:00 Kongresshalle Sava Centar, 1976-79 Belgrad (Serbien), Novi Beograd Antje

15:00 Führung durch DO.CO.MO.MO: Umgang mit dem Erbe der Spätmoderne

Belgrad (Serbien), Novi Beograd Jelica Jovanovic

18:00 Gespräch zu Belgrade Waterfront und Abendessen

Belgrad (Serbien) N.N.

16. Mai 2016 08:00 Frühstück

09:00 Abfahrt nach Sarajevo (Bosnien&Herzegowina)

15:00 Weiße Moschee und Hotel in Visoko Visoko (Bosnien&Herzegowina) Martin und Anja

16:30 Ankunft Sarajevo (Bosnien&Herzegowina)

17:00 Spaziergang durch die Altstadt Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Nikolai

18:00 gemeinsames Abendessen (optional)

17. Mai 2016 08:00 Frühstück

09:00 Nachwirkungen des Bosnienkrieges und aktuelle stadtpolitische Debatten

Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Nasiha Pozder

11:00 Stadtrundgang mit Referat: „4 Religionen“ Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Sara

13:00 Mittagspause

14:00 Die späte jugoslawische Moderne in Bosnien…und der Welt.

Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Alexander

16:00 Bauten der Olympischen Winterspiele, 1984 Sarajevo (Bosnien&Herzegowina) Zhe

19:00 gemeinsames Abendessen

18. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Abfahrt nach Mostar (Bosnien&Herzegowina)

11:30 Partisanenfriedhof von Bogdan Bogdanovic Mostar (Bosnien&Herzegowina)

12:00 Mostar: Stadtspaziergang, Stadtgeschichte, die Brücke und der Bosnienkrieg

Mostar (Bosnien&Herzegowina) Martin und Maya

13:00 Mittagspause, danach Abfahrt nach Split (Kroatien)

16:30 Ankunft Split und Stadtspaziergang Split (Kroatien)

19. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Stadtspaziergang durch die Altstadt, ausgehend vom ehem. Diokletianspalast

Split (Kroatien) Britta

10:30 Stadtspaziergang in die näheren Erweiterungsgebiete, Wohnhäuser der

Zwischenkriegszeit/ 1920er + 1930er und Split II

Split (Kroatien)

12:30 Mittagspause

13:30 Split 3 - Wohnungsbauprojekte der 1960er, am östlichen Stadtrand

Split (Kroatien) Višnja Kukoč und Sven

16:30 Abfahrt nach Sibenik (Kroatien)

17:30 Ankunft Hotel Solaris bei Sibenik (Kroatian

18:00 Tourismus an der jugoslawischen Adria Sibenik (Kroatien) Friedemann

20. Mai 2016 08:00 Frühstück

08:30 Abfahrt zu den Pltvicer Seen, ggf. Halt in Zadar

13:00 Korenica-Denkmal

14:00 Ankunft an den Pltvicer Seen, anschließend Wanderung durch den Naturpark

Pltvicer Seen (Kroatien)

Touristische Infrastruktur - Bauten und Landschaftsgestaltung - im Naturpark Plitvicer

Seen (19.-21. Jh.) (und erhaltene Bauten von Zdenko Strizic)

Pltvicer Seen (Kroatien) Britta

21. Mai 2016 07:45 Frühstück

08:30 Abfahrt

09:30 Partisanendenkmäler // Bihac, Garavice-Memorial-Park

Bergland

Partisanen- und Kriegsdenkmale inkl. histor. Hintergrund

Jan Z.

12:00 Partisanendenkmal // Sanski Most Bergland

14:30 Mrakovica: Turm und Besuch im Museum (?)

17:00 Gedenkstätte Jasenovac Bergland Christian und Aleksandar (?)

21:00 Ankunft Belgrad (Serbien)

22. Mai 2016 Tour durch die Stadt: Architektonische Moderne vor Tito südliche Innenstadt: Generalstab, Sava-

Kirche, Luftfahrtmuseum, Avala-Tower, Bogdanovic-Mahnmal

Belgrad (Serbien)

22. Mai 2016 17:45 Rückflug // Ankunft Berlin Tegel 19:35 Uhr

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Teilnehmer

Aleksandar Ulemek: +49 (0) 173 1885372Alexander Keuchel: +49 (0) 152 28922833Anja Jaekel: +49 (0) 157 74605283Antje Sager: +49 (0) 163 7191652Britta Biehn: +49 (0)157 81660075Friedemann Hack: +49 (0) 151 41942548Jan Jungclaus: +49 (0) 160 99134671Jan Zöllner: +49 (0) 170 2916398Maya Chalhoub: +49 (0) 176 89298789Sara Zorlu: +49 (0) 152 53802125Sven Kühling: +49 (0) 176 64129121Zhe Wang: +49 (0) 176 70564047

Anikó Merten: +49 (0) 151 58543117Arne Herbote: +49 (0) 179 769 65 96Christian von Wissel: +49 (0) 157 39201011Nikolai Brandes: +49 (0) 176 96611417Martin Peschken: +49 (0) 177 5198607

KontakteHotels / Hostels

BelgradHostel BeogradjankaResavska 34 BelgradeT +381 60 641 9446, +381 406 2697

SarajevoHostel Franz FerdinandAugusta Brauna 371000 Sarajevo+387 33834625

Hotel HondoZaima Šarca BR. 23T +387 33 216 122T +387 33 469 375

SplitDesign Hostel Goli & BosiMorpurgova Poljana 221000 SplitT +385 21 510 999

ŠibenikSolaris Beach ResortHoteli Solaris 8622000 ŠibenikT +385 22 361 019T +385 (0) 22 361 017

Pltvicer SeenHotel BellevueNacionalni Park Plitvička JezeraJosipa Jovića 1953231 Plitvička JezeraT: +385 53 751 014

gtas · Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt Technische Universität Braunschweig · Schleinitzstr. 20 · 38023 Braunschweig · Mai 2016

Beträge von den Autoren · Titelbild: Weiße Moschee in Visokoin: Kulić, Mrduljaš und Thaler (2012): Modernism In-Between. Berlin: Jovis.

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Belgrad

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1312

Slowenien

Königreich Jugoslawien

Kroatien

Serbien

Montenegro

Mazedonien

Kosovo

Bosnien und Herzegowina

ehemaliges Jugoslawien heute

BelgradRepräsentation des Königreichs Jugoslawien

Samstag, 14.5.

FriedeMann hack

Historischer und kultureller Kontext

1918–1929: Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevstvo [ab 1921: Kraljevina] Srba, Hrvata i Slovenaca)

1929–1941: Königreich Jugoslawien (Kraljevina Jugoslavija [„Südslawien“])

Das Königreich Jugoslawien bestand aus den früheren Königreichen Serbien und Montenegro sowie den zuvor zur Habsburgermonarchie gehörenden Gebieten Kroatien-Slawo-nien, Dalmatien, Bosnien und Herze-gowina, Krain und Untersteiermark. Ungarn musste im Rahmen des Trianon-Vertrags im Jahr 1920 Landesteile, wie zum Beispiel die Vojvodina an das Königreich Jugosla-wien abtreten.

Die größte Bevölkerungsgruppe im Königreich Jugoslawien bildeten die Serben, welche auch Politik, Verwaltung und Militär dominierten. Die drei Regenten entstammten der serbischen Monarchie und Hauptstadt des Königreichs Jugoslawien war die serbische Stadt Belgrad.1

Die Mischung von Kulturen, Religionen, Sprachen und Enthnien der Bevölkerung führten zu einer am-bivalenten Haltung zwischen Ost und West, Moderne und Tradition im Königreich Jugolsawien.

Diese widersprüchliche Haltung findet sich unter anderem in der repräsentati-ven Architektur der Monarchie wieder.2

Haus der Nationalversammlung(„Дом Народне Скупштине“)

Ein herausragendes Beispiel stellt in diesem Kontext das 1907 als Sitz für die Nationalversammlung des König-reichs Serbien begonnene Haus der Nationalversammlung dar. Es wurde 1936 in Anwesenheit des Königs Peter II. Karađorđević eingeweiht. Das repräsentative, freistehende Gebäude der Architekten Konstantin Jovanovič und Nikolaj P. Krasnov in streng sym-metrischem Aufbau verweist in seiner Formensprache (neoklassizistisch mit Anleihen aus dem Neobarock) auf eine westliche, aber traditionelle Haltung.3 Sowohl die Seitenrisalite, als auch der Mittelrisalit werden von einem Tympa-non auf korinthischen Säulen dominiert.

1 vgl.: Kathrin Pavic: Jugoslawien. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2014. URL: ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p32625 (Stand 26.04.2016).2 vgl.: Novakov, Anna: Phantom Architecture. Essays on Interwar Architecture in Belgrade.San Francisco, California: Fibonacci Academic Press. (2011 [2008]), S.183 vgl.: o.A.: National Assembly of Republic of Serbia URL: http://www.belgradian.com/sightseeing/republic-parliament/ (Stand: 26.04.2016).

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Die Fassade gliedert sich in Rundbo-genfenster und Pilaster im Wechsel. Die mittleren Etagen schließen mit einer Balustrade ab, wohingenen die Risalite von Kuppeln, der Mittlere mit Laterne, überkrönt werden.

St. Markus Kirche (“Црква Светог Марка”)

Die St. Markus Kirche wurde zwischen 1931 und 1940 nach Plänen von Petar und Branko Krstić als orthodoxe Kirche errichtet.

Die Gestaltung des Gebäudes geht auf die stilistische Veschmelzung von west-lich romanischen und östliche byzanti-nischen Elementen zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert im mittelalterlichen Serbien in From des serbisch-byzanti-nischen Baustils zurück. Hiermit stellt es die Rückbesinnung auf einen lokal geprägten historischen Baustil dar.

Alle Außenwände dieses Bauwerks sind aus Naturstein in zwei Farbtönen. Über dem rechteckigen Grundriss flankieren kleine überkuppelte Türme die Ecken des Gebäudes. Über dem westlichen Hauptportal befindet sich der in die Kirche integrierte Glocken-turm. Der eigentliche Kirchenraum wird ebenfalls von einer Kuppel überwölbt.

Unterbrochen durch den 2. Weltkrieg konnte die Kirche, vor allem in ihrer in-neren Außgestaltung (u.a. mit Fresken) bis heute nicht fertiggestellt werden.4

Königliches Schloss auf dem Dedinje (“Краљевски двор”)

Zwischen 1921 und 1924 von den Architekten Zivojin Nikolic und Nikolay Krassnoff auf dem Berg Dedinje err-ichtetes Schloss. In seiner formalen Gestaltung orientiert sich dieses Gebäude am historischen serbisch-byzantinischen Baustil.

Das zweigeschossige Bauwerk aus weißem Marmor liegt auf einem Areal mit dem Palast Beli Dvor (1934-1937; im neoklassizistischen Stil errichtet).

Das Schloss ist über eine Kolonnade mit der Kapelle des Hl. Apostel Andreas zu einem Plastkomplex verbunden. Im Erdgeschoss befinden sich repräsenta-tive Räume für Emfpänge und Veran-staltungen. Im Untergeschoss befinden Gewölbe, welche nach dem Vorbild vergleichbarer Räumlichkeiten des Kremels in Moskau bemalt sind.

Das Obergeschoss wird von den Erben der Königsfamilie bewohnt.5

4 vgl.: o.A.: Church of the holy apostle and evangelist Mark in Belgrad, www.crkvasvetogmarka.rs/engleski.html (Stand: 27.04.2016).5 vgl.: o.A.: The Royal Palace, www.royalfamily.org/palaces/the-royal-palace/ (Stand: 27.04.2016).

Abb. 1: o.J., Serbischen Parlamentsgebäude in Belgrad; http://kunstop.de/serbischen-parlamentsgebaeude-in-belgrad/ (Stand: 30.04.2016).Abb. 2: o.J., Belgrad Kirche St Markus; www.goruma.de/export/sites/www.goruma.de/Globale_Inhalte/Bilder/Content/B/Belgrad_Kir-che_St_Markus_1600.jpg (Stand: 30.04.2016).Abb. 3: o.J., o.T.; www.b92.net/news/pics/2015/04/04/1879309348551fc5ed183d7682466940_orig.jpg (Stand 30.04.2016).

Abbildung 1: Haus der Nationalversammlung Belgrad

Abbildung 2: St. Markus Kirche

Abbildung 3: Königliches Schloss auf dem Dedinje

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Platanen, die Blüte von Lidija Mišić und das Denkmal „ewigeFlamme“

// rs.srichinmoyraces.org

Satellitenansicht der Parkanlage und Umgebung // Google Maps

gegenüberliegende Kalemegdan Park mit Teilen der Festungsanlage

// Danube Summer School

Friendship Park für die Bewegung der Blockfreien Staaten

Im Jahr 1955 trafen sich auf Initiative des indischen Ministerpräsidenten Nehru und des jugoslawischen Minis-terpräsidenten Tito 29 Staaten, um sich, sich auf die Charta der Vereinten Nationen berufend, vor allem gegen den Kolonialismus, die Rassendis-kriminierung und die Nutzung von Kernwaffen auszusprechen. Aus dieser Konferenz entwickelte sich die internationale Bewegung der Block-freien Staaten, der sich immer mehr Länder anschlossen. Insbesondere bei der Entkolonialisierung der dritten Welt waren die Resolutionen aus der Konferenz sehr hilfreich. 2012 waren es knapp 120 Staaten, die weiterhin dieser Bewegung beiwohnten. Seit dem Zerfall Jugoslawiens im Jahr 1991/92 sind die Nachfolgestaaten, wie auch Serbien, keine Mitglieder der blockfreien Bewegung.

Die neue Stadt Belgrad war und ist bis heute noch ein Raum verschiedener Nationalitäten, Gesellschaftsschichten und Denkweisen. Sie ist ein Ergebnis des Versuchs Jugoslawiens, zwischen allen drei Welten zu existieren. Zwar war es bemüht mit dem Westen mit-zuhalten, aber dennoch nicht so weit entwickelt wie die erste Welt. Es war zwar sozialistisch, aber nicht zwingend

von der Sowjetunion abhängig. Nicht zu letzt war es zwar für eine Entkoloni-alisierung, aber weitaus fortschrittlicher als die dritte Welt. So gehörte Jugo-slawien zu allen der drei Welten und gleichzeitig zu keiner.

Die 1961 anlässlich der Bewegung der Blockfreien geformte Parkanlage ist in Neu-Belgrad gelegen und erstreckt sich über eine Fläche von 14 Hektar. Sie ist im Osten vom Fluss Save und im Norden von der Danube umflutet. Sie schaut auf die Große Kriegsinsel, die bis zum 19. Jahrhundert die Gren-ze zwischen dem Osmanischen Reich und Österreich-Ungarn bildete und Armeestützpunkt der letzteren Gruppe war.Zentral im Park inszeniert eine Frie-densgasse 26 Platanen, die von den damaligen Präsidenten der Blockfreien Staaten gepflanzt wurden. Als Zeichen der Freundschaft und des Friedens verewigten sich hier nach und nach alle Besucher Neu-Belgrads unter an-derem Indira Gandhi, Richard Nixon, Fidel Castro, Queen Elisabeth II, Erich Honecker und Willy Brandt.

Doch die Parkanlage, die Titos Wunsch nach einem friedlichen Viel-völkerstaat symbolisierte, wurde von provokativen Eingriffen des wegen Völkermordes angeklagten Slobodan Milošević beschattet.

Friendship Park, 1961, Parkanlage der Blockfreien Bewegung mit 26 durch die Präsidenten der Mitgliedsstaaten gepflanzten Platanen und der friedlichen Inten-tion den Vielvölkerstaat Jugoslawien zu symbolisieren.

Belgrad Friendship Park & Museum für zeitgenössische Kunst

Sonntag, 15.5.

sara Zorlu

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1918

Museum für zeitgenössische Kunst, Restauration 2007 bis 2010

// eng.msub.org.rs

Museum für zeitgenössische Kunst, Ansicht// eng.msub.org.rs

Museum für zeitgenössische Kunst, Luftbild

// a4a.info

In der Mitte dieser Platanen befindet sich in Form einer Blüte eine Skulptur von Lidija Mišić. Nahe dieser Skulptur steht das provokative Denkmal „ewige Flamme“ für die Opfer der NATO-Bombardierung im Jahr 1999. Das Denkmal ziert das Gedicht:

Jugoslawien. Alles, was kein Feuer in sich selbst trägt, brennt aus,was ausbrennt wird Nacht, was nicht ausbrennt, schafft den Tag.Zur Heimat. Selbst wenn sie mich töten, ich liebe dich.

Branko Miljković

Milošević statuiert hier vielmehr seine Wut und die Bloßstellung des ver-meintlich naiven Friedenswunsches, als seine Trauer auszusprechen. Es soll auf ewig daran erinnern, dass man trotz der eigenen Richtigkeit, die Milošević zu haben glaubte, die NATO gegen sich hatte.

Im Nordosten ist das Museum für zeitgenössische Kunst gelegen. In der Nähe des Parks, östlich auf der anderen Seite der Brücke anschlie-ßend an den Kalemegdan (wörtl.: der Platz der Festung) Park befindet sich das Nationaltheater Belgrad, welches 1868 errichtet wurde. An den Fluss-

ufern entlang gibt es viele Cafés und Restaurants. Der Park wird weiterhin gerne für Veranstaltungen und Feier-lichkeiten genutzt.

Museum für zeitgenössische Kunst

Das Gebäude wurde 1961 bis 1965 nach dem Entwurf der Architekten Ivan Antic und Ivanka Raspopovic errich-tet und erst kürzlich zwischen 2007 und 2010 restauriert. Hierbei wurde das Dach erneuert, die Haustechnik modernisiert, der Innenraum bekam ein komplett neues Remake und die Fassade wurde saniert. Das Museum für Moderne Kunst setzt sich das Ziel, die Arbeiten moderner jugoslawischer Kunst zu sammeln, zu studieren und auszustellen. Heute hat das Museum eine Sammlung von mehr als 35.000Kunstwerken aus dem Jahr 1900 bis zur Gegenwart. Auch der Vorplatz und die Parkanlage werden fürKunstinstallationen genutzt.

Museum für zeitgenössische Kunst, Ivan Antic und Ivanka Raspopovic, 1961-1965, Museum mit moderner Kunst von 1900 bis zur Gegenwart

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Novi Beograd (Neu Belgrad) ist einer von 17 Bezirken der serbischen Haupt-stadt Belgrad. Links des Flusses Save gelegen, erstreckt sich die Planstadt auf einem ehemaligen Sumpfgelände und setzt sich gegenüber der Altstadt in seiner Architektur und Dichte ab.1

Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begannen im Jahre 1948 die Arbeiten zu Neu Belgrad, welche städtebaulich stark an Le Corbusiers Gedanken zum Plan Voisin erinnern.2

Mit Hilfe von tausenden Arbeitern aus allen sozialen Schichten wurden Stra-ßen angelegt und Gebäude errichtet, sodass Neu Belgrad bereits 1952 ein eigener Stadtbezirk wurde. Dieser neue Bezirk war eine „seltsame Mi-schung aus politischen Vorzeigebau-ten und Massenunterkünften.“3 Neben Staatsbauten beherrschten vor allem große Wohnblöcke das Straßenbild.

In diesem neuen, städtischen „Fli-cken-teppich“4 ließ die Kommunis-tische Partei Jugoslawiens etliche Regierungsgebäude realisieren, deren Architektur stark vom im Westen vorherrschenden International Style beeinflusst wurde. Dieser Stil wurde seitens der politischen Führung zwar nie vorgeschrieben, sein Erfolg ist aber durch die kulturelle Offenheit gegenüber dem Westen in Folge der

politischen Abkehr von der Sowjetuni-on zu erklären.5

Die Neuinterpretation des International Styles in der jugoslawischen mo-dernen Kunst und Architektur wurde daher auch als „Tito‘s break with Rus-sia“6 bezeichnet.

Bestes Beispiel für diese Neuinter-pretation ist wohl das Gebäude des Zentralkomittees der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, welches 1964 nach einem Entwurf des Architekten Mihailo Janković realisiert wurde.7 Sein Entwurf sah eine Kombination aus Glasturm mit Versammlungshalle vor, wobei die Formsprache stark von transatlantischen Bauten, wie Brasi-lias Congresso Nacional von Oscar Niemeyer oder auch Torontos Rathaus von Viljo Revell, inspiriert worden ist.8

Wenn auch die Formsprache stark an den International Style angelehnt ist, so unterscheidet sich die Tragstruk-tur und Bauweise erheblich von den Stahlbauten mit Vorhangfassade der USA. Dem umgangssprachlich CK (nach Centralni Komitet) genannten Turm liegt ein einfaches Stahlbeton-skelett zugrunde. Durch Mauerwerks-brüstungen und einfachen Fenstern in strengem geometrischen Raster wurde trotzdem die Erscheinung einer Curtain Wall erzeugt, welche den Vor-

Zentralkomittee der Kommunistischen Partei Jugoslawiens / „Building of Social and Political Organizations“, Mihailo Janković und Dušan Milenković, 1959-64.

Belgrad Novi Beograd

Sonntag, 15.05.

Jan Jungclaus

2003 Sanierung nach Kriegsbeschädigung (1999), 141m hoch, Bürogebäude. 1/2: Fotos aus dem Jahre 1964. 3: Perspektive von 1959. 4/5: das Parteigebäude heute.

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wärtsdrang zu demokratischen Struk-turen der Kommunistische Führung wiederspiegeln sollte. Zusätzlich wurde die Erscheinung des Gebäudes mittels geschickt angebrachten Leuchtmitteln bei Nacht so verändert, dass ideologi-sche Nachrichten wie „Lang lebe Tito“ zu lesen waren.9

Im Zuge des Falls der jugoslawischen, kommunistischen Führung und dem Zerfall Jugoslawiens in den 1990er Jahren wurde der ehemalige Partei-sitz im Kosovokrieg 1999 durch einen NATO-Angriff schwer beschädigt. Diese Beschädigungen führten 2003 zur Sanierung, im Zuge derer sich die Erscheinung des heute Ušće-Tower ge-nannten Hochhauses stark änderte.10

„Corporate Architecture“

Bis zu den 1980er Jahren siedelten sich nahezu alle großen jugoslawi-schen Staatskonzerne in Neu Bel-grad an, sodass die so entstandenen Gebäude auch als jugoslawische Unternehmensarchitektur bezeichnet werden.11

Als Beispiel lassen sich hier der Genex-Turm sowie der Hauptsitz des Baukonzerns Energoprojekt anführen.

Der Genex-Turm wurde 1977 nach einem Entwurf von Mihajlo Mitrović erbaut und 1980 fertiggestellt. Das im Brutalismus errichtete, 135 Meter hohe Hochhaus setzt sich aus zwei Tür-men zusammen, welche mittels einer zweistöckigen Brücke und aufgesetz-tem Restaurant verbunden sind. Durch die Bauform erwirkt der Architekt die Erscheinung eines Stadttores, welches vom Westen ankommende Besucher in Belgrad begrüßt.

Die namensgebende Genex Group beherbergte den kleinen Turm, wo sich auch heute noch ausschließlich Büronutzungen befinden. Der höhere beherbergt Wohnungen.12

Der Hauptsitz der Energoprojekt Grup-pe bildet in Neu Belgrad eine quasi in sich geschlossene Welt. Der Gebäude-komplex wurde als Stadt in der Stadt geplant und besticht durch atriumartige Straßen und Kreuzungen, innenliegen-de Glassfassaden sowie hängenden Gärten.13

Das Gebäudekonzept des Energo-projekt-Komplexes ist daher das wohl beste Beispiel für die in den 80er Jahren fortschreitende Kapitalisierung des bisher vorherrschenden, kommu-nistischen Systems.14

6. Western City Gate / Genex Tower, Mihajlo Mitrović, 1980, 140m hoch, Büro- und Wohnhochhaus, Brutalismus. 7/8. Energoprojekt Hauptsitz, Aleksandr Keković, 1977-82, Konzernzentrale, eine in sich geschlossene Welt.

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9: Kartenausschnitt Neu Belgrad, Maßstab 1:75.000 mit (1) Gebäude des Zentralkomittees der Kommunistischen Partei Jugoslawiens,

(2) Energoprojekt Hauptquartier und (3) Genex Tower. Daten von OpenStreetMaps.

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2

3

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Quellenverzeichnis

1 Kulić, Vladimir; Mrduljaš, Maroje: Modernism in-between: the mediatory architectures of socialist Yugoslavia, Berlin 2012.

2 N.N.: Wikipedia | New Belgrade; https://en.wikipedia.org/wiki/New_Belgrade; 2016-05-01

3 N.N.: Wikipedia | Ušće Tower; https://en.wikipedia.org/wiki/U%C5%A1%C4%87e_Tower?oldid=712627711; 2016-04-28

4 N.N.: Wikipedia | Western City Gate; https://en.wikipedia.org/wiki/Western_City_Gate; 2016-04-28

Abbildungsverzeichnis

1 Zentralkomittee der Kommunistischen Partei Jugo-slawiens aus Modernism in-between, S. 39 (Kulić, Vladimir; Mrduljaš, Maroje: Modernism in-between: the mediatory architectures of socialist Yugoslavia, Berlin 2012.)

2 Zentralkomittee der Kommunistischen Partei Jugo-slawiens aus Modernism in-between, S. 39 (Kulić, Vladimir; Mrduljaš, Maroje: Modernism in-between: the mediatory architectures of socialist Yugoslavia, Berlin 2012.)

3 Zentralkomittee der Kommunistischen Partei Jugo-slawiens aus Modernism in-between, S. 39 (Kulić, Vladimir; Mrduljaš, Maroje: Modernism in-between: the mediatory architectures of socialist Yugoslavia, Berlin 2012.)

4 Das Parteigebäude heute von www.uscetower.rs (UŠĆE Tower, Internetauftritt: http://www.uscetower.rs/galleries; 2016-04-28)

5 Das Parteigebäude heute von www.uscetower.rs (UŠĆE Tower, Internetauftritt: http://www.uscetower.rs/galleries; 2016-04-28)

6 Genex Tower, Mihajlo Mitrović, 1970-80 aus Modernism in-between, S. 140 (Kulić, Vladimir; Mrduljaš, Maroje: Modernism in-between: the mediatory architectures of socialist Yugoslavia, Berlin 2012.)

7 Energoprojekt Hauptquartier, Aleksandr Kekovic, 1977-82, von www.ephydro.com (Energoprojekt, Internetauf-tritt: http://www.ephydro.com/ contact/; 2016-04-28)

8 Energoprojekt Hauptquartier, Aleksandr Keković, 1977-82 aus aus Modernism in-between, S. 73 (Kulić, Vladimir; Mrduljaš, Maroje: Modernism in-between: the mediatory architectures of socialist Yugoslavia, Berlin 2012.)

9 Kartenausschnitt Neu Belgrad, Maßstab 1:75.000 aus Daten von OpenStreetMaps.org

1 N.N.: Wikipedia. New Belgrade, 2016-04-282 Ebd.3 Kulić/Mrduljaš 2012, S.1244 Ebd.5 Kulić/Mrduljaš 2012, S.376 Kulić/Mrduljaš 2012, S.387 Kulić/Mrduljaš 2012, S.40

8 Ebd. 9 Ebd.10 N.N.: Wikipedia. Ušće Tower, 2016-04-2811 Kulić/Mrduljaš 2012, S.4912 N.N.: Wikipedia. Western City Gate, 2016- 04-2813 Kulić/Mrduljaš 2012, S.49

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Das Sava Centar ist ein internationales Kongresszentrum in Belgrad, es eröffnete zu Beginn der 1980er Jahre. Mit 4000 Plätz-en hat es das größte Auditorium des Landes.

Das Sava Centar ist Teil der neuen,repräs-entativen Verwaltungsstadt Neu-Belgrad. Es liegt in der Nähe der Save, nur 1km vom altem Stadtzentrum und 15km vom Flug-hafen entfernt.

In der Mitte der 50er Jahre, war der Geist des sozialen Realismus am Ende. Jugos-lawien beendete seine Beziehungen zu der Sowjetunion und den Ländern des Ost-blocks. Es wurde nun verstärkt mit Glas und Stahl gebaut, Materialien, die im Inter-nationalen Stil des Westen benutzt wurden. Erst zu Beinn der 70er Jahre nahm die Planung von Neu-Belgrad Impulse der zeitgenössischen urbanen Stadtplanung auf. Neu-Belgrad war als Stadt des „öffent-lichen Eigentums“ erbaut worden. Es herrschte soziale, wirtschaftliche und physische Leere. Diese Leere sollte das Sava Centar füllen. Das Sava Centar stellt eine Art Zentrum von Neu-Belgrad dar, ein Symbol der wirtschaftlichen und politisch-en Macht des damaligen Staates. Ein weiterer wichtiger Grund für die Errich-tung war, dass Tito die „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ nach Serbien geholt hatte und ein passendes Kongresszentrum fehlte.

Kongresshalle Sava Centar 1976-1979Belgrad

Montag, 16.5

Luftaufnahme Sava Centar Sava Centar von außen

Kongresshalle Sava Centar, Stojan Maksimovic, 1976-1979, Neu - Belgrad

Anfang der 70er Jahre kam es zum ver-mehrten Bau von Kongresszentren, da Kongresse als die geeignete Form der Zusammenarbeit galten. Maksimovic, der führende Architekt, hatte die Möglichkeit, mehrere Kongresszentren zu besuchen. Die Finlandia Halle in Helsinki beein-druckte ihn besonders. Der Entwurf des Sava Centars wurde stark von der Regierung überwacht, da es ein wichtiges Projekt für Neu-Belgrad darstellte. Eine Vorgabe für den Entwurf war, dass das Gebäude sich der Umgebung anpassen sollte.

Das Sava Centar hat eine Grund�äche von 69.720m². Dabei eine Glas�äche von 8500m². Der Gebäudeteil A enthält den größten Teil der Kongresssäle. Gebäude-teil B den Großen Saal . Dieser hat 4000 Plätze, kann aber auch in 2 oder 3 kleinere Säle unterteilt werden. Der zweitgrößte Saal ist für 1000 Besucher vorgesehen. Im Sava Centar gibt es ein Pressezentrum für 900 Besucher, sowie ein Luxushotel.

Das Konzept des Gebäudes beruht auf den Anfängen der Postmoderne. Das Sava Centar erinnert mit seinen exponierten Trägern und bunten Rohren und Leitung-en an das Centre Pompidou in Paris (1977). Außerdem hat es schräge Glas-wände wie das ehemalige Bella Center in Kopenhagen (1965).

Luftaufnahme Sava CentarSava Centar von außen

Das Sava Centar ist ein internationalesKongresszentrum in Belgrad, es eröffnete zu Beginn der 1980er Jahre. Mit 4000 Plätzen hat es das größte Auditorium des Landes. Das Sava Centar ist Teil der neuen, repräsenta-tiven Verwaltungsstadt Neu-Belgrad. Es liegt in der Nähe der Save, nur 1km vom altem Stadtzentrum und 15km vom Flughafen entfernt.

In der Mitte der 50er Jahre, war der Geist des sozialen Realismus am Ende. Jugoslawien beendete seine Beziehungen zu der Sowjetunion und den Ländern des Ostblocks. Es wurde nun verstärkt mit Glas und Stahl gebaut, Materialien, die im Internatina-len Stil des Westen benutzt wurden. Erst zu Beinn der 70er Jahre nahm die Planung von Neu-Belgrad Impulse der zeitgenössischen urbanen Stadtpla-nung auf. Neu-Belgrad war als Stadt des „öffentlichen Eigentums“ erbaut worden. Es herrschte soziale, wirt-schaftliche und physische Leere. Diese Leere sollte das Sava Centar füllen. Das Sava Centar stellt eine Art Zent-rum von Neu-Belgrad dar, ein Symbol der wirtschaftlichen und politischen Macht des damaligen Staates. Ein weiterer wichtiger Grund für die Er-richtung war, dass Tito die „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ nach Serbien geholt hatte und ein passendes Kongresszentrum fehlte.

Anfang der 70er Jahre kam es zum vermehrten Bau von Kongresszentren, da Kongresse als die geeignete Form der Zusammenarbeit galten. Maksimo-vic, der führende Architekt, hatte die Möglichkeit, mehrere Kongresszentren zu besuchen. Die Finlandia Halle in Helsinki beeindruckte ihn besonders. Der Entwurf des Sava Centars wurde stark von der Regierung überwacht, da es ein wichtiges Projekt für Neu-Bel-grad darstellte. Eine Vorgabe für den Entwurf war, dass das Gebäude sich der Umgebung anpassen sollte.

Das Sava Centar hat eine rundäche von 69.720m². Dabei eine Glasäche von 8500m². Der Gebäudeteil A enthält den größten Teil der Kongresssäle. Gebäudeteil B den Großen Saal. Die-ser hat 4000 Plätze, kann aber auch in 2 oder 3 kleinere Säle unterteilt werden. Der zweitgrößte Saal ist für 1000 Besucher vorgesehen. Im Sava Centar gibt es ein Pressezentrum für 900 Besucher, sowie ein Luxushotel.

Das Konzept des Gebäudes beruht aufden Anfängen der Postmoderne. Das Sava Centar erinnert mit sei-nen exponierten Trägern und bunten Rohren und Leitungen an das Centre Pompidou in Paris (1977). Außerdem hat es schräge Glaswände wie das ehemalige Bella Center in Kopenha-gen (1965).

Kongresshalle Sava Centar, Stojan Maksimovic, 1976-1979, Neu - Belgrad.

Belgrad Kongresshalle Sava Centar

Sonntag, 15.5.

antJe sagar

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Kongresshalle Sava Centar 1976-1979Belgrad

Montag, 16.5

Erdgeschossplan Sava CentarHauptkongresshalle während einer Konferenz 1977

Kongresshalle Sava Centar, Stojan Maksimovic, 1976-1979, Neu - Belgrad

Mittlerweile ist das Sava Centar sanierungsbedürftig. Die Kosten dafür sind auf 5 Millionen geschätzt. Durch die großen Glas�ächen ist das Sava Centar energieaufwendig und teuer in der Wartung. 2007 wurden bereits die Glas-fassaden rekonstruiert und das Audio-equipment verbessert.

Dennoch präsentiert das Sava Centar den damaligen Erfolg von Jugoslawien bei der Modernisierung und die aufkeimende jugoslawische Bauindustrie, die in einer rasanten Geschwindigkeit das Sava Centar errichtete.

Quellen:-Kulic, Vladimir: New Belgrade and SocialistYugoslavia`s Three Globalisations, in: InternationalJournal for History, Culture, and Modernity 2, 2014, S. 125-153

- Markovic, Predrag: Sava Center, architecture & politics, 2014

- Veenstra, R.W: Sava Congress Centre, Belgrade, in:International lighting review, Band 31, Heft 1, 1980,

S. 6-8

Maksimovic gibt den Besuchern des Sava Centars das Gefühl sich im Stadtraum zu befinden. Dies geschieht durch die räum-liche Anordnung, große Glasflächen, Gartenelemente und Wasserflächen. Im Inneren sind nur berühmte jugoslawische Kunstwerke ausgestellt. Der Große Saal ist speziell belichtet durch eine sägezahn-förmige Decke. Die Konferenzräume des Sava Centars haben eine hohe vertikale Beleuchtungsstärke für TV-Übertragungen.

Stojan Maksimovic entwarf Gebäude, die wichtige Schritte für die zeitgenössische serbische Architektur waren. Er wurde be-einflusst vom Münchener Architekten Josef Wiedemann. Zudem war er ein Bewunderer von Mies van der Rohe. Seine Gebäude bedienen den Benutzer auf best-mögliche Art und Weise, der fließende Raum steht hierbei in Verknüpfung mit der Umwelt. Nicht benötigter Raum wird nicht gebraucht.

Das Sava Centar bietet ein breites Spektrum an möglichen Aktivitäten. Täglich ist es besucht von 2000 Menschen. Bedeutende Veranstaltungen, die dort stattfanden sind der Song-Contest 2008, das Haupttreffen der Unesco, die Jahres-tagungen der TELFOR-Organisation für Südosteuropa, sowie das jährliche Treffen der IWF und der Weltbank.

Erdgeschossplan Sava CentarHauptkongresshalle während einer Konferenz 1977

Maksimovic gibt den Besuchern des Sava Centars das Gefühl sich im Stadt-raum zu befinden. Dies geschieht durch die räumliche Anordnung, große Glas-flächen, Gartenelemente und Wasser-flächen. Im Inneren sind nur berühmte jugoslawische Kunstwerke ausgestellt. Der Große Saal ist speziell belichtet durch eine sägezahnförmige Decke. Die Konferenzräume des Sava Centars haben eine hohe vertikale Beleuch-tungsstärke für TV-Übertragungen.

Stojan Maksimovic entwarf Gebäude, die wichtige Schritte für die zeitgenös-sische serbische Architektur waren. Er wurde beeinflusst vom Münchener Architekten Josef Wiedemann. Zudem war er ein Bewunderer von Mies van der Rohe. Seine Gebäude bedienen den Benutzer auf bestmögliche Art und Weise, der fließende Raum steht hierbei in Verknüpfung mit der Umwelt. Nicht benötigter Raum wird nicht gebraucht.

Das Sava Centar bietet ein breites Spektrum an möglichen Aktivitäten. Täglich ist es besucht von 2000 Menschen. Bedeutende Veranstal-tungen, die dort stattfanden sind der Song-Contest 2008, das Haupttreffen der UNESCO, die Jahrestagungen der TELFOR-Organisation für Südosteu-ropa, sowie das jährliche Treffen der IWF und der Weltbank.

Mittlerweile ist das Sava Centar sanierungsbedürftig. Die Kosten dafür sind auf 5 Millionen geschätzt. Durch die großen Glasächen ist das Sava Centar energieaufwendig und teuer in der Wartung. 2007 wurden bereits die Glasfassaden rekonstruiert und das Audioequipment verbessert.Dennoch präsentiert das Sava Centar den damaligen Erfolg von Jugoslawien bei der Modernisierung und die aufkei-mende jugoslawische Bauindustrie, die in einer rasanten Geschwindigkeit das Sava Centar errichtete.

Kongresshalle Sava Centar, Stojan Maksimovic, 1976-1979, Neu - Belgrad.

Quellen:-Kulic, Vladimir: New Belgrade and Social-ist Yugoslavia`s Three Globalisations, in: International Journal for History, Culture, and Modernity 2, 2014, S. 125-153.- Markovic, Predrag: Sava Center, architec-ture & politics, 2014.- Veenstra, R.W: Sava Congress Centre, Belgrade, in: International lighting review, Band 31, Heft 1, 1980, S. 6-8.