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Stephan Grigat, ein antinationaler Hardliner aus Österreich, argumentierte auf einem einschlägigen Kongress in München im Mai 2003, dass die gesamte „Antiglobalisierungsbewegung“ antisemitisch sei. Er poltert über die „nazikompatible Diktion von AIK und RKL“ und darüber, dass die „Wünsche der Linksruckanhänger (in Österreich „Linkswende“) und anderer Aktivisten … jenen der Nazis oft sehr viel mehr … ähneln …, als ihnen bewusst zu sein scheint“. Den Sinn für jegliche Verhältnismäßigkeit hat Grigat bereits völlig verloren. Die Abschlussdemo des Florenzer Sozialforums 2002 zeigte „500.000 bis eine Millionen Demonstranten unter anderem mit "Intifada - Inschallah"-Rufen und einem ganzen Meer von palästinensischen Fahnen“. Der Inhalt dieser Riesen-Demo wird, so wie er es haben will, auf einzelne anwesende Fahnen reduziert sowie darauf, was er mit diesen Fahnen verbindet. Wie wenig Ahnung der Sonntags-Antifaschist Grigat von der Wirklichkeit (aktuelle Nazi-Übergriffe etc.) hat, zeigt seine Behauptung: „Die Antiglobalisierungsbewegung“ ist „durchaus gefährlicher als bekennende Nazis.“ Als praktizierende AntifaschistInnen halten wir diese Aussagen für unsinnig, verharmlosend und durchaus gefährlich. Wer es wagt, neben dem in Europa wieder zunehmenden Antisemitismus auch die aggressive Stimmung gegen AraberInnen zu erwähnen, dem wird unterstellt, „abgefeimt“ zu argumentieren. Den Rassismus, dem sich arabisch-stämmige Menschen in Deutschland und Österreich ausgesetzt sehen, sieht Grigat nicht wirklich („in sehr viel geringerem Ausmaß“). Er nimmt die Gefahr, dass arabische Flüchtlinge antisemitische Einstellungen haben könnten, als Vorwand, den antiarabischen Rassismus zu verharmlosen: „Wir haben es hier mit einem völkischen und daher selbst rassistischen Antirassismus zu tun.“ Dass MigrantInnen vorurteilsfreie Menschen sind, hat niemand behauptet. Grigat ist kein Antirassist. Für diese „Theoretiker“ ist der Kampf gegen Rassismus teilbar, für uns nicht. Wer von ‚Israel und dessen Schutzmacht USA’ spricht, dem unterstellt Grigat wörtlich „Anteil an der Agitation für diese antisemitische Identifikation“. Doch diese angebliche „antisemitische Identifikation“ stammt von seiner Strömung selbst. Im Aufruf-Text der ‚Ökoli’ für die Kundgebung am 9. November 2003 wird Israel als „Schutzmacht und Zuflucht für Jüdinnen und Juden“ bezeichnet. Was er unter „bedingungslose(r) Solidarität mit Israel“ versteht, führt er dankenswerterweise mit klaren Worten aus: „Solidarität mit der israelischen Gesellschaft und mit dem Staat, mit der Bevölkerung ebenso wie mit der israelischen Armee.“ Weiter unten: „Hinsichtlich Israel könnte für an Emanzipation interessierte Menschen alles ganz einfach sein: Der Antisemitismus, der auch schon bei den Nazis antizionistisch war, hat zur Shoah geführt. Deutsche, Österreicher und ihre Hilfsvölker haben die Vernichtung organisiert und durchgeführt. Alle anderen Staaten waren lange nicht willens oder fähig, den Massenmord zu verhindern.“ Dies ist ein Paradebeispiel für eine plumpe und einseitige Auffassung, die nicht fähig ist, hinter die Kulissen der geschichtlichen Entwicklung zu blicken. Die einzigen Kategorien, die er zulässt und mit denen er umzugehen imstande ist, sind: „Volk, Völker, Hilfsvölker, Nation, Staat“ - Von Klassen, verschiedenen politischen Kräften, der ArbeiterInnen- Bewegung, Widerstandsbewegung, bürgerlicher Demokratie, Faschismus, Kapitalismus, Sozialismus etc. - kein Wort. Die palästinensische Gesellschaft habe sich, so Grigat „in eine völkische Gemeinschaft fanatischer Judenmörder transformiert“. Israel phantasiert er zu einer „Gesellschaft, die sich dagegen mit den Mitteln bürgerlicher Staatsgewalt zur Wehr setzt.“ George W. Bush bedient sich ähnlicher Argumente, wenn er die Zerschlagung bürgerlich-demokratischer Freiheiten mit dem „Krieg gegen den Terrorismus“ zu rechtfertigen sucht.

SLP 2003 über Stephan Grigat

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Stephan Grigat gilt als einer der Vordenker der "Antideutschen" in Österreich.

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Page 1: SLP 2003 über Stephan Grigat

Stephan Grigat, ein antinationaler Hardliner aus Österreich, argumentierte auf einem einschlägigen Kongress in München im Mai 2003, dass die gesamte „Antiglobalisierungsbewegung“ antisemitisch sei. Er poltert über die „nazikompatible Diktion von AIK und RKL“ und darüber, dass die „Wünsche der Linksruckanhänger (in Österreich „Linkswende“) und anderer Aktivisten … jenen der Nazis oft sehr viel mehr … ähneln …, als ihnen bewusst zu sein scheint“. Den Sinn für jegliche Verhältnismäßigkeit hat Grigat bereits völlig verloren. Die Abschlussdemo des Florenzer Sozialforums 2002 zeigte „500.000 bis eine Millionen Demonstranten unter anderem mit "Intifada - Inschallah"-Rufen und einem ganzen Meer von palästinensischen Fahnen“. Der Inhalt dieser Riesen-Demo wird, so wie er es haben will, auf einzelne anwesende Fahnen reduziert sowie darauf, was er mit diesen Fahnen verbindet. Wie wenig Ahnung der Sonntags-Antifaschist Grigat von der Wirklichkeit (aktuelle Nazi-Übergriffe etc.) hat, zeigt seine Behauptung: „Die Antiglobalisierungsbewegung“ ist „durchaus gefährlicher als bekennende Nazis.“ Als praktizierende AntifaschistInnen halten wir diese Aussagen für unsinnig, verharmlosend und durchaus gefährlich.

Wer es wagt, neben dem in Europa wieder zunehmenden Antisemitismus auch die aggressive Stimmung gegen AraberInnen zu erwähnen, dem wird unterstellt, „abgefeimt“ zu argumentieren. Den Rassismus, dem sich arabisch-stämmige Menschen in Deutschland und Österreich ausgesetzt sehen, sieht Grigat nicht wirklich („in sehr viel geringerem Ausmaß“). Er nimmt die Gefahr, dass arabische Flüchtlinge antisemitische Einstellungen haben könnten, als Vorwand, den antiarabischen Rassismus zu verharmlosen: „Wir haben es hier mit einem völkischen und daher selbst rassistischen Antirassismus zu tun.“ Dass MigrantInnen vorurteilsfreie Menschen sind, hat niemand behauptet. Grigat ist kein Antirassist. Für diese „Theoretiker“ ist der Kampf gegen Rassismus teilbar, für uns nicht.

Wer von ‚Israel und dessen Schutzmacht USA’ spricht, dem unterstellt Grigat wörtlich „Anteil an der Agitation für diese antisemitische Identifikation“. Doch diese angebliche „antisemitische Identifikation“ stammt von seiner Strömung selbst. Im Aufruf-Text der ‚Ökoli’ für die Kundgebung am 9. November 2003 wird Israel als „Schutzmacht und Zuflucht für Jüdinnen und Juden“ bezeichnet.

Was er unter „bedingungslose(r) Solidarität mit Israel“ versteht, führt er dankenswerterweise mit klaren Worten aus: „Solidarität mit der israelischen Gesellschaft und mit dem Staat, mit der Bevölkerung ebenso wie mit der israelischen Armee.“ Weiter unten: „Hinsichtlich Israel könnte für an Emanzipation interessierte Menschen alles ganz einfach sein: Der Antisemitismus, der auch schon bei den Nazis antizionistisch war, hat zur Shoah geführt. Deutsche, Österreicher und ihre Hilfsvölker haben die Vernichtung organisiert und durchgeführt. Alle anderen Staaten waren lange nicht willens oder fähig, den Massenmord zu verhindern.“ Dies ist ein Paradebeispiel für eine plumpe und einseitige Auffassung, die nicht fähig ist, hinter die Kulissen der geschichtlichen Entwicklung zu blicken. Die einzigen Kategorien, die er zulässt und mit denen er umzugehen imstande ist, sind: „Volk, Völker, Hilfsvölker, Nation, Staat“ - Von Klassen, verschiedenen politischen Kräften, der ArbeiterInnen-Bewegung, Widerstandsbewegung, bürgerlicher Demokratie, Faschismus, Kapitalismus, Sozialismus etc. - kein Wort. Die palästinensische Gesellschaft habe sich, so Grigat „in eine völkische Gemeinschaft fanatischer Judenmörder transformiert“. Israel phantasiert er zu einer „Gesellschaft, die sich dagegen mit den Mitteln bürgerlicher Staatsgewalt zur Wehr setzt.“ George W. Bush bedient sich ähnlicher Argumente, wenn er die Zerschlagung bürgerlich-demokratischer Freiheiten mit dem „Krieg gegen den Terrorismus“ zu rechtfertigen sucht.