Soester_Beitraege_zur_Archaeologie_Band_5.pdf

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    Soester Beitrge zur Archologie

    Schmiedehandwerkin Mittelalter und Neuzeit

    Beitrge des 6. Kolloquiums des Arbeitskreises zurarchologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks

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    Schmiedehandwerk in Mittelalter und Neuzeit

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    Soester Beitrge zur Archologie

    Im Auftrag der Stadt Soest

    herausgegeben von

    Walter Melzer

    Band 5

    Stadtarchologie Soest

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    Westflische Verlagsbuchhandlung Mocker & Jahn

    Soest 2004

    herausgegeben von

    Walter Melzer

    Schmiedehandwerk

    in Mittelalter und Neuzeit

    Beitrge des 6. Kolloquiums des Arbeitskreises zurarchologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks

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    2004 Westflische Verlagsbuchhandlung Mocker & Jahn, Soest

    ISBN 3-87902-304-2Alle Rechte vorbehaltenHerstellung: Griebsch & Rochol, Hamm

    Printed in Germany

    Umschlag: Sylke Hamel (Font), Claudia Rohner (Gestaltung)Grafik und Layout: Claudia Rohner

    Redaktion: Dirk Elbert, Walter Melzer, Ralph Rber, Claudia Rohner

    Fr den Inhalt und die Richtigkeit der Angaben sowie dieQualitt der Abbildungsvorlagen sind die Autoren verantwortlich.

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

    im Internet ber abrufbar.

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    Inhalt

    Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . .

    Ralph RberDas mittelalterliche Schmiedehandwerk Eine Einfhrung. . . . . . . .

    Torsten CapelleSchmiedevielfalt Erlutert mit einigen westflischen Beispielen . . . . . . .

    Mathias MehoferDie langobardischen Schmiedegrber von Poysdorf und Brnn Ein archometallurgischer Zwischenbericht . . . . . . . . . .

    Petra WestphalenDas Grobschmiedehandwerk in Haithabu . . . . . . . . . .

    Heidemarie EilbrachtFeinschmiede und Mnzmeister Ein Forschungsprojekt zum wikingerzeitlichen Metallhandwerk in Nordeuropa . . . .

    Herbert WestphalZur Entwicklung mittelalterlicher Waffen . . . . . . . . . .

    Michael KochAuf den Spuren des Eisens

    Zur Einfhrung eines interdisziplinren Eisenerzprojektes im Solling, Bramwald und Reinhardswald(Sdniedersachsen und Nordhessen) . . . . . . . . . . .

    Guntram GassmannSchmiedeabflle Aspekte ihrer naturwissenschaftlichen Untersuchung . . . . .

    Dieter Lammers und Bernhard ThiemannDas mittelalterliche Soest Eine Stadt der Eisenschmiede und Buntmetallgieer? . . . . . . . .

    Brigitte Brand und Dieter Lammers

    Schmiede und Buntmetallgieer in einem Handwerkerviertel der Bielefelder Altstadt . . . .

    Bertram JenischEine Nagelschmiede des 13. Jahrhunderts vom Werkplatz des Villinger Franziskanerklosters . .

    Uwe Gross und Ludwig H. HildebrandtDer Wieslocher Schmiedefund . . . . . . . . . . . .

    Brigitte Cech und Georg WalachAlpine Bergschmieden des 15. und 16. Jahrhunderts . . . . . . . . .

    Birgit Kulessa

    Eisenverarbeitung in den mittelalterlichen Hafenschmieden von Stralsund . . . . .

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    Ralph RberSchlagmarkierungen auf mittelalterlichen Schmiedeobjekten Ein Beitrag zum Aussagepotential gewerblicher Zeichen . . . . . . . .

    Nils HollohVom Stahl zur Klinge und zum fertigen Messer . . . . . . . . .

    Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . .

    Autoren . . . . . . . . . . . . . . .

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    Vorwort des Herausgebers

    Das 6. Treffen des Arbeitskreises zur archologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks unter derLeitung von R. Rber fand auf Einladung der Stadtarchologie vom 25.27.4.2002 in Soest statt. Das Tagungs-thema Das mittelalterliche Schmiedehandwerk fgte sich hervorragend zur Wahl des Tagungsorts, da Soestunmittelbar an eine der bedeutendsten eisenerzeugenden Regionen, das Sauerland, angrenzt und so im MittelalterEisenverarbeitung und Eisenhandel wichtige stdtische Wirtschaftsfaktoren darstellten.

    Neben Salz und Tuchen war Eisen das wichtigste Handelsprodukt im mittelalterlichen Soest. Zahlreiche archiva-lische berlieferungen besonders aus der frhen Neuzeit belegen einen intensiven Handel mit Fertigproduktenspeziell aus dem mrkischen Sauerland genauso wie ein eigenes Schmiedehandwerk mit Weiterverarbeitung vonRoheisen. Soest als Vorort der Hanse im Herzogtum Westfalen war dank der gnstigen Verkehrslage zusammenmit Dortmund Drehscheibe des westflischen Metallhandels. Der Bedarf an Metallprodukten war riesengro,nicht nur fr Handwerksgerte, beim Hausbau oder im Haushalt, sondern auch im militrischen Bereich frWaffen, Panzer, Ringharnische u. v. m. war die Nachfrage kaum zu befriedigen.

    Der zeitliche Hhepunkt der Rennfeuerverhttung in der Mittelgebirgszone lag zwischen dem 10. und 14. Jahr-hundert. Durch die Weiterentwicklung der Schmelzfen und die verstrkte Nutzung von wassergetriebenen Ham-merwerken ging man in den Zentren der Eisengewinnung im Sauer- und Siegerland dazu ber, Fertigwaren selbstherzustellen, zumal hier auch die Holzvorkommen fr die zur Eisengewinnung ntige Holzkohle vorhanden wa-ren. Die Entdeckung der Steinkohle die erste uns bekannte Erwhnung stammt vom Ende des 12. Jahrhundertsaus dem Raum Lttich als Brennstoff fr das Eisengewerbe und der im Sptmittelalter verstrkte Abbau

    brachten neue Entwicklungsmglichkeiten fr die Schmiedebetriebe auch am Hellweg. Die archologischen Be-funde und Funde zeigen zusammen mit der archivalischen berlieferung deutlich die groe Bedeutung des Soes-ter Metallhandwerks im Verlauf des gesamten Mittelalters.

    Die groe Vielfalt des mittelalterlichen Schmiedehandwerks wird in der Unterschiedlichkeit der Textbeitrge

    deutlich sichtbar. So werden von den Erzlagersttten ber die Werksttten oder sogar Handwerkerviertel, ber dieAbfallprodukte der Produktion bis hin zu den Endprodukten der Handwerker, seien es nun Grobschmiede oderhochspezialisierte Fachleute wie Mnzmeister oder Glockengieer, zahlreiche Facetten des Schmiedehandwerks

    beleuchtet. Der geographische Rahmen reicht dabei von Skandinavien bis in den alpinen Raum.

    Die Beitrge zeigen aber auch, dass es zahlreiche offene Fragen gibt und es noch vieler Forschungen in dieserRichtung bedarf. Ein erster Schritt ist mit dem vorliegenden Band getan, der als Anregung fr weitere Beschfti-gungen mit diesem lohnenden Thema dienen mag. In ihm sind fast alle Referate des Treffens, die z. T. berarbeitetwurden, vereint. Ergnzend aufgenommen wurden die Beitrge von U. Gross/L. Hildebrand, M. Mehofer und R.Rber, die aus verschiedenen Grnden nicht vorgetragen werden konnten. Ein herzlicher Dank gilt allen Autoren,die ihre Beitrge so termingerecht fertig gestellt haben, so dass die Auslieferung des Bandes wie vorgesehen zum8. Treffen des Arbeitskreises im Jahr 2004 erfolgen konnte.

    Soest, Februar 2004 Walter Melzer

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    Soest. Teilnehmer der Tagung whrend des Schmiedeworkshops vor den Nagelschmieden des ehemaligen Klosters Paradiese.

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    Das mittelalterliche Schmiedehandwerk Eine Einfhrung

    Ralph Rber

    Die Ttigkeiten der Schmiede, das Erschaffen vonGegenstnden in der Glut des Feuers, haben die Men-schen seit jeher fasziniert. So sind diesen Handwer-

    kern in der griechisch-rmischen Antike mit Hephais-tos beziehungsweise Vulcanus eigene Gottheiten zu-geordnet und auch im germanischen Kulturkreis zeich-net sich eine Sonderstellung ab, die in den berliefer-ten Sagen um Siegfried den Drachentter oder Wie-land den Schmied ihren Widerhall findet. Auch heutenoch ist diese Faszination ungebrochen, Schmiedevor-fhrungen in Freilichtmuseen oder im Rahmen vonexperimentalarchologischen Versuchen sind zuverls-sige Besuchermagneten.

    Von Seiten der Archologie macht vor allem die imVergleich zu anderen Gewerben auergewhnlich guteberlieferungssituation Forschungen interessant undsinnvoll. Zur Auswertung stehen seit dem Frhmittel-alter verschiedene Befunde und Funde zur Verfgung:Anlagen zur Rohstofferzeugung, Werksttten mit ih-ren technischen Einrichtungen, Werkzeuge, Halbfer-tigprodukte, Werkstattabflle, Endprodukte und mitden sogenannten Schmiedegrbern mglicherweisesogar die Handwerker selbst. Die Schriftquellen bie-ten dagegen einen ganz anderen Zugang: Sie erlaubenseit dem Sptmittelalter Aussagen zur Gewerbestruk-

    tur, zum Ausbildungsgang und zur Organisation desHandwerks. Dabei ist das znftige Handwerk in Std-ten mit berregional bedeutendem spezialisierten Me-tallgewerbe durch Quellenlage und Quellenberliefe-rung eindeutig berreprsentiert, whrend fr die aufdem Land und in kleineren Stdten arbeitenden Schmie-de kaum Schriftzeugnisse vorliegen.

    Auf archologischem Wege sind Schmiedewerkstt-ten in landwirtschaftlich geprgten Drfern, Gewer-

    besiedlungen, aber auch in Klstern, Burgen und Std-

    ten erfasst worden. Als ein Ergebnis kann festgehaltenwerden, dass die verschiedenen Formen der Esse, derwichtigsten Einrichtung einer Schmiede, zeitlichenEntwicklungen zu unterliegen scheint. Unterschiede in

    Form und Aufbau sind aber auch durch die Dauer derTtigkeit, periodisch oder lngerfristig stationr, oderdurch die Art der dort hergestellten Produkte bedingt.

    Die verwendeten Werkzeuge sind auergewhnlichzahlreich berliefert, vor allem aus den frh- bis hoch-mittelalterlichen sogenannten Schmiedegrbern oderaus zeitgleichen Depotfunden. Diese groe Hufigkeitvon Werkzeugen, im Vergleich mit anderen Berufszwei-gen eine absolute Ausnahme, hat leider nicht zu einerintensiven Beschftigung mit dieser Objektgruppe ge-fhrt, sondern offenbar eher abschreckend gewirkt. Sofehlen bis heute aktuelle, naturwissenschaftlich unter-sttzte Studien zum Beispiel ber Qualitt, Form undGre einzelner Werkzeugtypen oder ber Innovatio-nen wie das Zieheisen zur Fertigung von Draht, um sotechnische Standards oder Entwicklungen abfragen zuknnen.

    In ihrem Aussagepotential erst ansatzweise abzuscht-zen sind Schmiedeschlacken, die beim Hantieren mitMetall in der Esse entstanden. Durch makroskopischeUntersuchungen, vor allem aber durch archometallur-gische Materialanalysen knnen vielfltige Informati-onen gewonnen werden. Diese reichen von Erkennt-nissen zu Gestalt und Material der technischen Anlagen

    bis zu Mglichkeiten, technische Prozesse zu rekonst-ruieren und Art und Eigenschaften von Ausgangsmate-rialien und Endprodukten in Erfahrung zu bringen.

    Als letzte Quellengattung stehen uns die Erzeugnisseder Schmiede zur Verfgung. Sie erlauben uns durchdie Zeiten Aussagen zum Produktspektrum, zur Gtedes Rohstoffs sowie zu Fertigungs- und Veredelungs-verfahren und zur Spezialisierung im Handwerk mitder Chance, Vernderungen wahrzunehmen und Inno-vationen zu erkennen. Gerade im Bereich der techni-

    schen Kenntnisse und Fhigkeiten stehen die Forschun-gen unter anderem auf Grund von nur in sehr begrenz-tem Umfang vorhandenen naturwissenschaftlichen undrestauratorischen Untersuchungen leider noch am An-

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    fang. Besser sieht es im Bereich von Spezialisierun-gen und arbeitsteiligen Verfahren aus, die sich nach

    jngsten Forschungen schon zur Karolingerzeit anKlingenwaffen nachweisen lassen, dann aber erstwieder im Lauf des fortgeschrittenen 13. Jahrhundertsdurch Marken auf Schwertangeln festzumachen sind.In diesem Jahrhundert ist auch eine deutliche Verbrei-terung der Produktpalette zu beobachten, die als Re-flex auf eine weitere Aufspaltung des Schmiedeberufsgewertet werden darf.

    Ein noch nicht gelstes Problem besteht in der Ver-knpfung von Objekt und Hersteller, da die Endpro-dukte blicherweise beim Benutzer und nicht beimHersteller gefunden werden. Selbst bei Objekten, dieim Umfeld von Schmiedewerksttten geborgen wer-

    den, ist eine Unterscheidung von dort gefertigten oderzum Recyceln bestimmten Gegenstnden nur seltenmglich. Im Gegensatz zur Keramik, die in der Regelfr den lokalen oder regionalen Markt gefertigt wur-de, ist beim Eisen bislang kaum auch nur die Herstel-lungsregion anzugeben. Dies ist darauf zurckzufh-ren, dass Messer, Scheren, Sensen, Pfannen und an-dere Waren zwar auch vom Schmied nebenan gefer-

    tigt wurden, gleichzeitig aber Massenprodukte waren,die in einigen Zentren in immensen Stckzahlen fastausschlielich fr den Export gefertigt wurden. Dieletzteren wurden hufig mit einer Herstellermarke alsGtezeichen versehen, diese sind nach dem jetzigenForschungsstand aber nur in den seltensten Fllen miteiner Region oder einer Stadt zu verbinden. Dagegensind Herkunftsmarken, die unmittelbar auf eine Stadthinweisen, leider verhltnismig selten und nur aufwenigen Objektgruppen aufgebracht worden. Hierwre es dringend notwendig, ber Methoden zur Her-kunftsbestimmung nachzudenken.

    Deutlich zeichnet sich im Spiegel der Archologie dieenorme Bandbreite des Schmiedehandwerks ab, dievom auch in Nebenttigkeit fabrizierenden Polytech-

    niker bis zum Spezialisten, der sich auf die Anferti-gung eines einzigen Produkts oder Halbfabrikats ein-gestellt hat, reicht. Resmierend muss aber festgehal-ten werden, dass die archologischen Quellen zumSchmiedehandwerk bei weitem noch nicht ausgereiztsind, sie stecken vielfach noch in den Anfngen und eszeigt sich ein groer Bedarf an weiteren Forschungen.

    Literatur

    B. Cech, G. Walach, Feldmethoden zur Bewertung historischerSchmiedeschlacken Methodik und erste Ergebnisse. Ar-chologie sterreichs 9/2 (1998) S. 7278.

    J. Cowgill u. a., Knives and scabbards. Medieval finds fromExcavations in London 1 (London 1987).

    I. Heindel, Werkzeuge zur Metallbearbeitung des 7./8. bis 12./13. Jahrhunderts zwischen Elbe/ Saale und Bug. Zeitschrift

    fr Archologie 27, 1993, S. 337379.J. Hennig, Schmiedegrber nrdlich der Alpen. GermanischesHandwerk zwischen keltischer Tradition und rmischemEinflu. Saalburg-Jahrbuch 46, 1991, S. 6582.

    R. Holbach, Frhformen von Verlag und Grobetrieb in der ge-werblichen Produktion (13.16. Jahrhundert). Vierteljahres-schrift fr Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beihefte, Nr. 110(Stuttgart 1994).

    M. Mller-Wille, Der frhmittelalterliche Schmied im Spiegelskandinavischer Grabfunde. Frhmittelalterliche Studien 11,1977, S. 127201.

    M. Mller-Wille, Der Schmied im Spiegel archologischer Quel-len. Zur Aussage von Schmiedegrbern der Wikingerzeit. In:H. Jankuhn u. a. (Hrsg.), Das Handwerk in vor- und frhge-

    schichtlicher Zeit II (Gttingen 1983) S. 216260.H. Ohlhaver, Der germanische Schmied und sein Werkzeug.

    Hamburger Schriften zur Vorgeschichte und GermanischenFrhgeschichte, Bd. 2 (Leipzig 1939).

    R. Pleiner, Eisenschmiede im frhmittelalterlichen Zentraleuropa.Die Wege zur Erforschung eines Handwerks. Frhmittelalter-liche Studien 9, 1975, S. 7992.

    R. Pleiner, Vom Rennfeuer zum Hochofen Die Entwicklungder Eisenverhttung, 9.-14. Jhdt. In: U. Lindgren, Europi-sche Technik des Mittelalters. 800-1400. Tradition und In-novation (Berlin 1996) S. 249257.

    R. Pleiner, Iron in Archaeology. The European Bloomery Smel-ters (Prag 2000).R. Rber, fen und Feuerstellen in Handwerk und Gewerbe. In:

    Mittelalterliche fen und Feuerungsanlagen. Materialheftezur Archologie in Baden-Wrttemberg, Bd. 62 (Stuttgart2002) S. 926.

    R. Stahlschmidt, Die Geschichte des eisenverarbeitenden Ge-werbes in Nrnberg von den ersten Nachrichten im 12. und13. Jahrhundert bis 1630. Nrnberger Werkstcke zur Stadt-und Landesgeschichte, Bd. 31 (Nrnberg 1971).

    P. Westphalen, Die Eisenschlacken von Haithabu. Ein Beitragzur Geschichte des Schmiedehandwerks in Nordeuropa. Be-richte ber die Ausgrabungen in Haithabu 26 (Neumnster1989).

    P. Westphalen, Die Eisenfunde von Haithabu. Ausgrabungen inHaithabu 10 (Neumnster 2002).

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    11Schmiedevielfalt Erlutert mit einigen westflischen Beispielen

    Schmiedevielfalt Erlutert mit einigen westflischen Beispielen

    Torsten Capelle

    Wrde der moderne Familienname Schmidt ein-schlielich seiner Varianten Abkmmlinge vonSchmieden bezeichnen (Kluge 1995 s. v. Schmied),

    dann msste sich ein erstaunlich groer Anteil der mit-telalterlichen Bevlkerung derart intensiv der Metall-verarbeitung gewidmet haben, so dass diese vorherr-schende Ttigkeit namensprgend geworden ist. Daswre aber nur denkbar, wenn das heutige eingeschrnk-te Wortverstndnis frher ebenso gegolten htte. Daswar jedoch nicht der Fall, da zumindest in der altnor-dischen Sprache unter smir (Zachrisson 1962,S. 201 f.) ein Mehrzweck-Handwerker verstandenwurde, der nicht nur Metalle, sondern auch andere Ma-terialien verarbeitete. Eine Spezialisierung, die zumalleinigen Lebensunterhalt ausreichte, wird es nicht imberma gegeben haben.

    Dennoch sind von der Zeitenwende bis zum hohenMittelalter und dafr bietet auch ein Raum wie West-falen hinreichende, vor allem archologische Anzei-chen alle Varianten vom Heimwerker bis zum hoch-qualifizierten Spezialisten, vom Abhngigen bis zumSelbststndigen, von einzelnen bis zu in Gruppenarbeitenden und von mobilen ber vorbergehendstandortgebundenen bis zu stndig ortsansssigenSchmieden nach heutigem Begriffsverstndnis wahr-

    scheinlich zu machen.

    Verarbeitet wurden Eisen, Blei (auch mit Zinn), Bunt-metalle und Edelmetalle. Die wichtigsten Verfahrendafr waren: Schmieden, Damaszieren, Tauschieren,Gieen, Treiben, Vergolden, Granulieren und Filigra-nieren, wobei ein stndiges Recycling der Wertstoffe

    betrieben wurde (Ohlhaver 1939; Roth 1986).

    Erschliebar sind spezialisierte Handwerker durch diePerfektion der Fertigprodukte, durch die vorauszu-

    setzenden, besondere Qualifikationen erforderndenSchwierigkeiten im Umgang mit dem jeweiligen Werk-stoff, durch eine erfassbare Serienproduktion, durchdie Aufdeckung einer Werkstatt oder durch so genannte

    Handwerkergrber. Grundstzlich knnen solcher-maen erschlossene Handwerker sowohl stationr alsauch ambulant gearbeitet haben. Eine standortgebun-

    dene Ttigkeit war aber nur mglich, wenn am Orthinreichende Rohstoffe zur Verfgung standen bezie-hungsweise zur Verfgung gestellt wurden und wenngengend Nachfrage fr die Erzeugnisse vorhandenwar, wie beispielsweise an einem Knigshof oder ineinem Ballungszentrum. Sonst blieb nur ein Leben alsWanderhandwerker, der seine Dienste je nach Bedarfanbot.

    Etwas anders wird sich das bereits frh im barbari-schen Weichbild des Rmischen Reiches verhaltenhaben, wo sich der Einfluss der mediterranen Hoch-kultur beispielsweise an der goldenen Miniaturenkettevon Szilgysomly deutlich zu erkennen gibt. Unterden Anhngern dieser Kette befinden sich auch meh-rere, die dem Bereich der Metallverarbeitung angeh-ren (Capelle 1994). Belegt werden dabei Blechner,Grobschmied, Feinschmied und Toreut. Die jeweilsfunktional zusammengehrigen Werkzeugkombinati-onen zeigen eine klare Differenzierung, die eher aufspezialisierte Gewerbe als auf laienhafte Schmiede-ttigkeiten hinweisen.

    In dem weiten rechtsrheinischen Raum verbleiben dieVerhltnisse dagegen bis weit in das hohe Mittelalterhinein berwiegend wesentlich einfacher, obgleich sichauch hier mancherorts zeitweilig Differenzierungenabzuzeichnen beginnen.

    Der Befund von Warburg-Daseburg im Kreis Hxterkann als Beispiel fr ein Einzelgehft oder eine Kleinst-siedlung der Rmischen Kaiserzeit dienen, die inner-halb der Grubenhuser als Werksttten genutzt wur-den (Gnther 1990). Hier sind sowohl Eisen als auch

    Buntmetall verarbeitet worden. Auch Blei- und Sil-berfunde werden dafr vorgesehen gewesen sein. Wieverschiedene Stufen von Halbfabrikaten zeigen, sinddort nachweisbar sogar Fibeln hergestellt worden

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    12 Torsten Capelle

    (Abb.1). Der Umfang der Funde spricht dafr, dasshier verschiedene Metallwaren lediglich fr die Eigen-versorgung nicht nur instandgesetzt, sondern auch er-zeugt werden konnten. Damit waren die Bewohner of-fensichtlich eine hnlich autarke Gemeinschaft wie dasunter durchaus vergleichbaren Bedingungen noch im11. Jahrhundert auf Island belegt ist (Capelle 1980).

    Drfliche Metallverarbeitung, vor allem von Eisen,

    spiegelt sich dagegen in den Befunden der SiedlungWarendorf aus dem Ende der Merowingerzeit und derfrhen Karolingerzeit wider. Hier konnten Werkpltzevon Schmieden freigelegt werden, die offensichtlich

    jeweils Gehftgruppen betreuten (Winkelmann 1954).Das bedingte eine gewisse Organisation, die ber die

    persnliche Eigenversorgung hinausging, doch istbisher unbekannt, wie das geregelt worden ist. Die anwenigen Pltzen konzentrierten Schlacken und Ofen-sauen sowie die gepflasterte Herrichtung der Arbeits-

    pltze deuten aber auf einen erheblichen Umfang der

    Schmiedettigkeiten hin.

    Einen anderen Einblick bieten die noch laufenden Un-tersuchungen der frh- und hochmittelalterlichen Sied-

    lungsspuren auf dem Balhorner Feld vor den Torenvon Paderborn an einer berregional bedeutsamenFernwegekreuzung. Nach den bisher nur ausschnitt-weise vorgelegten Zeugnissen zu urteilen, scheint eshier wohl eine Art weitgehend standortgebundenes, re-gelrechtes Handwerkerquartier gegeben zu haben, indem unter anderem verschiedene Metallverarbeitun-gen betrieben wurden, da Angebot und Nachfrage sichan einem solchen Sammelpunkt die Waage hielten

    (Rudnick 1997).

    Im Gegensatz dazu wurde die kleine Bronzegieersied-lung von Kckshausen nahe der Hohensyburg in karo-lingisch-ottonischer Zeit wohl von Abhngigen betrie-

    ben, die entweder fr die Burgnutzer oder fr die Be-wohner des ebenfalls nahe gelegenen ReichshofesWesthofen gearbeitet haben (Capelle 1974). Auf je-den Fall sprechen der zugehrige, mit einem 40 cmstarken Trockenmauerwerk ausgestattete Hausgrund-riss, eine grere Anzahl von fen, ein in den Boden

    eingelassener Formkasten sowie nicht zuletzt der email-lierte Riemenverteiler eines karolingischen Schwert-gurtes (Abb. 2) fr eine spezialisierte Ttigkeit zuGunsten eines gehobenen gesellschaftlichen Milieus.

    Abb. 1 Warburg-Daseburg. Halbfabrikate von Bronzefibeln (nach Gnther 1990). M 1:1.

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    13Schmiedevielfalt Erlutert mit einigen westflischen Beispielen

    Damit sind also in Westfalen gute archologische Hin-

    weise fr eine buerliche Schmiede im Einzelgehft(Daseburg), fr Schmieden im drflichen Verbund(Warendorf), fr Schmiedeaktivitten in einem Bal-lungsraum (Balhorn) sowie fr eine durchaus hfischanmutende Werkstatt gegeben (Kckshausen). Darberhinaus wird aber bei der lichten Siedlungsweise imgesamten ersten Jahrtausend auch noch mit umherzie-henden Schmieden zu rechnen sein.

    Als Beleg dafr kann das merowingerzeitliche Grab65 von Beckum II genannt werden (Winkelmann 1960).

    Der gut bewaffnete Tote war unter anderem mit einerzweigliedrigen Schmiedezange, einem Hammer, einerFeinwaage und einem Pfriem ausgestattet (Abb. 3).Mit diesen Gerten war er sowohl fr Grob- als auchfr Feinschmiedettigkeiten gerstet. Offensichtlichgab es keine rtliche Werkstatt, in der sein Werkzeughtte verbleiben mssen. Vielmehr wird es sich bei ihmum einen in Beckum verstorbenen Wanderhandwerkergehandelt haben, fr den es keinen lokalen Erben gabund der daher ber den Tod hinaus nur selbst einenRechtsanspruch auf seinen Besitz hatte (Werner 1970).

    Wie gro der Aktionsradius eines solchen Wanderhand-werkers gewesen ist, ist schwer zu ermitteln. Dochweisen immerhin die beiden ebenfalls merowingerzeit-lichen Modelfunde von Liebenau (Roth 1977) undWetschen (Cosack und Capelle 1997) im schsischenSiedlungsraum auf ganz erhebliche Entfernungen hin.Denn der Dekor von beiden Modeln war vergleichba-ren Fertigprodukten nach zu urteilen ausschlielich amMittel- und Oberrhein gefragt. Es ist kaum anzuneh-men, dass die Besitzer der Model an der Weser anss-sig waren und dort fr einen Export in den Sdwesten

    gearbeitet haben.

    Schlielich sei aus Westfalen noch ein weiterer Hin-weis auf die grorumige Mobilitt von Spezialisten

    Abb. 2 Kckshausen. Riemenverteiler eines Schwertgurtes (nachCapelle 1977). M 1:2.

    Abb. 3 Werkzeuge aus dem Schmiedegrab von Beckum (nachWinkelmann 1984). M 1:4.

    im frhen Mittelalter herangezogen. Eine solche lsstsich nmlich aus dem Herstellungsverfahren vonSchmuckstcken und anderem Zierrat durch hufigesKopieren und neues Kombinieren einzelner Elementeableiten. Dieses technische Verfahren, das an demzunchst identisch wirkenden, aber im Detail dochunterschiedlichen Bgelfibelpaar aus Soest (Winkel-mann 1975) sichtbar wird, erklrt sowohl die groeVielfalt als auch den weitrumigen Transport vonKunstgegenstnden und Kunststilen, da nicht nurModel, sondern auch regulre Schmuckgegenstndeimmer wieder Ausgang neuer Schmuckherstellung ge-worden sind (Steuer 1980, S. 140).

    Bereits die wenigen angefhrten Zeugnisse aus demwestflischen Raum zeigen, dass es innerhalb der ver-

    schiedenen Schmiedesparten hochqualifizierte Spezi-alisten gegeben hat. Ergnzend dazu und parallel da-mit waren aber auch allenthalben Personen gefragt,die in einem gewissen Mae ber metallkundliche F-higkeiten verfgten, um die notwendigsten anfallen-den Arbeiten gleichsam als eine Art Heimwerker aus-fhren zu knnen. Ein guter Exponent dafr ist Skal-lagrim auf Island, der gem der Egils saga nicht nur

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    14 Torsten Capelle

    Waffen bei seinem Tod mit in das Grab bekam, son-dern auch Schmiedewerkzeug (Egils saga cap. 58), daer als guter Schmied galt. An anderer Stelle der Sagawird erwhnt, dass er auch ein tchtiger Bootsbauer(Egils saga cap. 29) gewesen sei. Doch war er in ers-ter Linie Bauer, der sich als autarker Siedler auf Is-land niederlie.

    Zwischen den Spezialisten und den Heimwerkern wirdes noch eine dritte Gruppe gegeben haben, die bisher

    jedoch noch nicht mit sicheren Beispielen aus Westfa-len erfasst werden kann. Gemeint sind die Polytechni-

    ker (Capelle 1998), die sich so gut auf verschiedenehandwerkliche Ttigkeiten verstanden, dass sie diese

    professionell anbieten konnten. Dafr seien aus demwikingischen und mittelalterlichen Norden noch ab-schlieend als Exkurs einige Belege genannt.

    So enthielt die transportable Werkzeugtruhe des11. Jahrhunderts von Mstermyr auf Gotland (Ml-ler-Wille 1977, S. 187 ff.) jeweils mehrere spezifischeGerte fr Grobschmiede-, Goldschmiede-, Blechner-und Tischler-/Zimmermannsarbeiten. Das ist eine po-

    lytechnische Ausrstung, deren sinnvolle Nutzung gro-e Fertigkeiten in verschiedenen handwerklichen Be-reichen voraussetzt.

    hnlich vielfltig ist die Darstellung auf einem Grab-stein des 12. Jahrhunderts von Vindelev in Jtland(Mller-Wille 1977, S. 135 ff.). Der Verstorbene wirddurch Winkelholz, Amboss, Hammer, Zange und Axtsowie durch Glocke und Mauerwerk als ein Mann ge-kennzeichnet, der zu Lebzeiten die Ttigkeiten einesSchmiedes, Glockengieers, Zimmermanns und Mau-rers ausbte (Abb. 4).

    Nicht nur bei reinen Spezialisten einzelner Metall ver-arbeitender Sparten, sondern auch bei solchen Poly-technikern bedurfte es gewiss eines langen Lernpro-

    zesses, der auch als regelrechte Ausbildung betriebenworden sein kann, um eine professionelle Ttigkeit zuermglichen. Zumindest innerhalb der Metallverarbei-tung wird das in den Fornmannasgur fr einen Isln-der des 11. Jahrhunderts am Hofe von Sven Estridsonberliefert. Er lernte zuerst bei einem Eisenschmied,dann bei einem Silberschmied und schlielich bei ei-nem Goldschmied (Capelle 1968, S. 93).

    Bei solchen Voraussetzungen verwundert es nicht, dassSchmiede ein hohes Ansehen gehabt haben mssen.

    Laut der Vlusp 7 (Edda) verstanden sich sogar dieAsen auf das Schmieden, das heit, das Arbeiten mitMetallen war Gttern wrdig.

    Abb. 4 Jtland. Grabstein von Vindelev (nach Mller-Wille 1977). Ohne Mastab.

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    15Schmiedevielfalt Erlutert mit einigen westflischen Beispielen

    Capelle, T. 1968: Der Metallschmuck von Haithabu. Studienzur wikingischen Metallkunst. Die Ausgrabungen in Haitha-bu 5 (Neumnster 1968).

    Ders. 1974: Die karolingisch-ottonische Bronzegieersiedlungbei Kckshausen. Frhmitte lal ter liche Studien 8, 1974,S. 294302.

    Ders. 1980: Bemerkungen zum islndischen Handwerk in derWikingerzeit und im Mittelalter. Frhmittelalterliche Studi-en 14, 1980, S. 423436.

    Ders. 1994: Die Miniaturenkette von Szilgysomly (imleul Sil-vaniei). Universittsforschungen zur prhistorischen Archo-logie 22 (Bonn 1994).

    Ders. 1998: Polytechniker? Hammaburg N. F. 12, 1998, S. 125132.

    Cosack, E. und Capelle, T. 1997: Ein merowingerzeitlicherModelfund aus einer Siedlungsgrube bei Wetschen, Rheden,

    Ldkr. Diepholz, in Niedersachsen. Studien zur Sachsenfor-schung 12, 1997.Edda: G. Neckel und H. Kuhn (Hrsg.), Edda (Heidelberg 1962).Egils saga: K. Schier (Hrsg.), Egils Saga (Mnchen 1996).Gnther, K. 1990: Siedlung und Werksttten von Feinschmie-

    den der lteren Rmischen Kaiserzeit bei Warburg-Daseburg.Bodenaltertmer Westfalens 24 (Mnster 1990).

    Kluge, F. 1995: Etymologisches Wrterbuch der deutschen Spra-che. 23. Auflage (Berlin 1995).

    Mller-Wille, M. 1977: Der frhmittelalterliche Schmied imSpiegel skandinavischer Grabfunde. Frhmittelalterliche Stu-dien 11, 1977, S. 127201.

    Ohlhaver, H. 1939: Der germanische Schmied und sein Werkzeug.Hamburger Schriften zur Vorgeschichte und Germanischen Frh-geschichte 2 (Leipzig 1939).

    Roth, H. 1977: Ein Preblechmodel aus Liebenau, Kr. Nienburg(Weser), Niedersachsen, Krpergrab VIII/100. Studien zurSachsenforschung 1, 1977.

    Ders. 1986: Kunst und Handwerk im frhen Mittelalter. Arch-ologische Zeugnisse von Childerich I. bis zu Karl dem Gro-en (Stuttgart 1986).

    Rudnick, B. 1997: Balhorn Archologie am Schnittpunkt. Einmittelalterliches Handwerksquartier am Hellweg. Archolo-gie in Ostwestfalen 2 (Bielefeld 1997).

    Steuer, H. 1980: Die Franken in Kln (Kln 1980)Werner, J. 1970: Zur Verbreitung frhgeschichtlicher Metallar-

    beiten (Werkstatt Wanderhandwerker Handel Familien-verbindung). Early Medieval Studies 1, 1970, S. 6581.

    Winkelmann, W. 1954: Eine westflische Siedlung des 8. Jahr-hunderts bei Warendorf, Kr. Warendorf. Germania 32, 1954,S. 189213.

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    Ders. 1984: Beitrge zur Frhgeschichte Westfalens. Verffent-lichungen der Altertumskommission 8 (Mnster 1984).

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    Literatur

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    16 Torsten Capelle

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    17Die langobardischen Schmiedegrber von Poysdorf und Brnn Ein archometallurgischer Zwischenbericht

    Die langobardischen Schmiedegrber von Poysdorf und Brnn

    Ein archometallurgischer Zwischenbericht

    Mathias Mehofer

    Einleitung

    Im Rahmen eines derzeit laufenden Forschungspro-

    jektes1zu frhmittelalterlichen Schmiedegrbern imstlichen Mitteleuropa sollen hier vorlufige Ergeb-nisse der metallographischen Untersuchung einigerWerkzeuge aus dem Schmiedegrab von Poysdorf sowieaus dem Schmiedegrab von Brnn vorgestellt werden.

    In dem 1933 von Eduard Benninger geborgenen Ske-lettgrab 6 von Poysdorf 2konnten neben persnlichenAusrstungsgegenstnden und Waffen (Grtelbeschl-ge, Dreilagenkamm, Pinzette, Rundschild etc.) an derrechten Seite des Toten auch verschiedene Werkzeugegeborgen werden, die dem Schmiedehandwerk zuge-ordnet werden konnten. Von diesen wurden fnf Ge-genstnde metallographisch untersucht. Dabei handeltes sich um einen Hammer (Inv.-Nr. 62.800), einenAmboss (Inv.-Nr. 62.798), eine Schmiedezange (Inv.-

    Nr. 62.801), eine Feile (Inv.-Nr. 62.804) und einSchneidegert (Inv.-Nr. 62.803).

    Aus dem 1931 geborgenen Krpergrab von Brnn(Kesselschmiedgasse)3wurden von den Werkzeugenein Hammer (Inv.-Nr. 68.364), ein Amboss (Inv.-Nr.68.379), eine Feile (Inv.-Nr. 68.369), eine Lanzenspitze

    (Inv.-Nr. 68.363) und eine Schmiedezange (Inv.-Nr.68.361) untersucht. Des Weiteren fanden sich hierverschiedene persnliche Gegenstnde, Rohmateriali-en und Werkzeuge fr die Buntmetallverarbeitung.

    Fragestellungen

    Einen Schwerpunkt der Analyse stellt die Klassifizie-

    rung der Werkzeuge und ihrer Funktionsfhigkeit so-wie die Feststellung verschiedener Charakteristika wieMaterialqualitt und Wrmebehandlung dar. Unter derAnnahme, dass den Toten ihr im alltglichen Gebrauch

    benutztes Werkzeug oder Teile des Werkzeugsatzesbeigegeben wurden und unabhngig davon, ob sie esselbst produziert haben, sollen die Werkzeuge und ihreProduktionsqualitten miteinander verglichen werden:Wurden unbrauchbare oder funktionsfhige Werkzeuge

    beigegeben? Konnte der Schmied die Qualitt des ver-wendeten Rohmaterials einschtzen und damit richtigumgehen? Durch diese Fragestellungen sollen in wei-terer Folge eine korrekte Ansprache der in Grbernvorhandenen Werkzeuge gefunden und deren Einsatz-mglichkeiten im Grobschmiede- oder Feinschmiede-

    bereich eruiert werden. In einem abschlieenden Schrittsoll, ausgehend von verschiedenen frhmittelalterlichenBestattungen, denen Schmiedewerkzeug beigegebenwurde, ein Vergleich der aufgrund dieser Werkzeugeerschliebaren Handwerkstechniken und den am ar-chologischem Material festgestellten Produktionstech-niken4versucht werden. Aus der Liste der angewende-ten Techniken knnte dann eine Interpretation archo-

    logischer Fundstcke als Importgut oder als Bestand-teil des Kulturbereichs versucht werden. Dies knntein weiterer Folge den Schluss zulassen, dass es viel-leicht eine handwerkliche Spezialisierung in gewissen

    1 Stand 2003; Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Falko Daim/Inter-disziplinres Forschungsinstitut fr Archologie der Univer-sitt Wien; Kooperationspartner im Forschungsprojekt: Na-turhistorisches Museum Prhistorische Abteilung (Dir. Dr. Anton

    Mzeum Szeged (Abteilungsleiter: Mag. Gbor Lrinczi).2 Beninger, Die Germanenzeit; Neugebauer, Nachtrag zum Lan-

    gobardenfriedhof; Beninger, Mitscha-Mhrheim, Der Lango-

    bardenfriedhof. Die Funde befinden sich im NaturhistorischenMuseum, Prhistorische Abteilung.

    nische Schmied, S. 125, Abb. 51.

    4 Zu den Mglichkeiten der technotypologischen Analyse vonarchologischen Fundstcken und ihre kulturhistorischen Aus-sagemglichkeiten vgl. die verschiedene Beitrge. In: Daim, DieAwaren am Rand der byzantinischen Welt, S. 77204.

    Kern), Museum Brno (Direktor PhDr. Petr ulr), Mra Ferenc

    3 ervinka, Germni na Morav , Tafel IV; Ohlhaver, Der germa-C e

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    18 Mathias Mehofer

    5 Objekte, die oberflchlich noch intakt wirken, knnen bereitsvllig durchkorrodiert sein und somit keine metallographischenErgebnisse mehr bringen.

    Abb. 3 Hrtegefge an der Schlagbahn, interkristalliner Riss.M 620:1.

    Abb. 5 Perlitisch-ferritisches Gefge im Krper. M 620:1.Abb. 2 Ferritisch-perlitisches Gefge, zeilig eingestreckte Schla-cken im Randbereich. M 125:1.

    Abb. 1 Poysdorf Hammer. Probenentnahmestelle (Pfeil mar-kiert Schnittebene). M 1:3.

    Abb. 4 bergang ungehrtetes gehrtetes Gefge. M 30:1.

    Regionen gegeben hatte oder dass berall dieselbenTechniken beherrscht wurden. Vorlufig liegen Ergeb-nisse zu den untersuchten Schmiedehmmern und Fei-len aus den beiden Grbern vor, die im Folgenden nocherlutert werden.

    6 Zur Herstellung von metallographischen Anschliffen vgl. Schu-mann, Metallographie, 13. Auflage, S. 8094.

    Methode

    Zu Beginn der Arbeit wurden die Objekte, die unter-sucht werden sollten, gerntgt, um den Erhaltungszu-stand zu ermitteln5und einen Einblick in den Aufbaudes Objektes zu erhalten. Nach diesem ersten Unter-suchungsschritt wurden die Probenentnahmestellenfestgelegt,6die fr den Aufbau eines Objektes repr-

    sentativ sein sollten. Die Entnahme der Proben erfolg-te mit einer Kappsge unter stndiger Wasserkhlung,um Gefgevernderungen zu verhindern. Die Greund Lage der Proben wurde jeweils so gewhlt, dassder Materialzusammenhalt des Fundstckes gewhr-leistet war. Die Proben wurden in Epoxidharzgielingeeingebettet und geschliffen, das Polieren erfolgte mit3 m und 1m Diamantsuspension. Die Entwicklungdes Primrgefges erfolgte mit einer Lsung (nachOberhoffer) des Sekundrgefges mit 3% alkoholischerSalpetersure (Nital) im Tauchtzverfahren. DieSchliffe wurden mit Ethylalkohol gesplt. Die Korn-

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    19Die langobardischen Schmiedegrber von Poysdorf und Brnn Ein archometallurgischer Zwischenbericht

    gren wurden nach DIN 50601,7die Schlacken nachDIN 50 602 bestimmt. Die Proben wurden an einemAuflichtmikroskop im ungetzten und getzten Zustand

    beurteilt und mittels digitalem Bildbearbeitungspro-gramm Soft Imaging Analysis 3.0 ausgewertet. DieHrtemessungen wurden an einem Vickers-Kleinkraft-hrteprfer durchgefhrt. Als Vergleichsproben dien-ten Originale und experimentelle Stcke aus der Ver-gleichssammlung des Vienna Institute for Archaeolo-gical Science8der Universitt Wien.

    Auswertung

    Poysdorf Hammer (Inv.-Nr. 62.800)Probenentnahme: Der Hammer wurde an der Finne

    beprobt (Abb. 1) und ein Lngsschliff angefertigt.

    Schlacken: Es wurde schlackenarmes Material verwen-det, im oberen Randbereich sind wenige zeilenfrmigeingestreckte Schlacken vorhanden (Abb. 2), im rest-lichen Schliff sind regellos angeordnete und zeilig ein-

    gestreckte feine Schlacken (mehrphasig) zu erkennen.Die nicht metallischen Einschlsse im Randbereichentsprechen etwa den Bildreihen/Schaubildern 7.3 und7.7 (nach DIN 50 602).

    Korngre (nach DIN 50 601): Die Korngre bei Nital-tzung entspricht den Gefgebildern (GB) Nr. VIIVIII.

    tzung mit Nital: An der Schlagflche des Hammersist unvollstndiges Hrtegefge Martensit mit Perlit,Bainit vorhanden (Abb. 3), es geht zum Krper hin in

    perlitisch-ferritisches bis perlitisches Gefge ber(Abb. 4, 5). Hier lassen sich zwei lnglich eingestreckteZonen mit geringerem Kohlenstoffgehalt erkennen.Dieses Gefge hat ferritisch-perlitische Ausprgung.Im Krper wurden mehrere nach der tzung hell blei-

    bende Bnder festgestellt, die den Schliff in Lngs-richtung durchziehen. Hierbei knnte es sich um ein-gestreckte Legierungselemente und/oder Schweinh-te handeln. An der Finne wurde ein interkristallinerRiss festgestellt, der von der Schlagbahn in Richtungdes Krpers verluft.

    Abb. 6 Poysdorf Feile. Probenentnahmestelle (Pfeil markiert Schnittebene). M 1:2.

    Abb. 7 Eingestreckte Schlacken im Randbereich. Martensit,Ferrit und Perlit an den Korngrenzen. M 30:1.

    Abb. 8 Grobnadeliger Martensit in der Mitte. M 125:1.

    Abb. 9 Martensitisches Gefge eines Feilenzahns (Nital).

    7 DIN-Normen dieser Art wurden fr moderne Sthle, nicht frSchweieisen entwickelt. Trotzdem scheint ihre Anwendungim Sinne einer annhernden Quantifizierbarkeit sinnvoll.

    8 An dieser Stelle mchte ich meinem Kollegen Mag. HannesHerdits/Burgenlndisches Landesmuseum fr seine Hinweisedanken.

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    20 Mathias Mehofer

    Abb. 11 Ferritisch-perlitisches Gefge im Krper, Schlacken-zeilen. M 310:1.

    Abb. 12 Hrtegefge an der Finne, Bainit (?), Perlit. M 310:1.

    Abb. 13 Perlitisch-ferritisches Widmannstttengefge im obe-ren Bereich. M 310:1.

    Abb. 10 Brnn Hammer. Probenentnahmestelle, Pfeil mar-kiert Schnittebene. M 1:2.

    Poysdorf Feile (Inv. Nr. 62.804)Probenentnahme: Die Feile wurde in der Mitte beprobt(Abb. 6) und ein Lngsschliff angefertigt.

    Schlacken: Es wurde relativ schlackenarmes Materialverwendet. In den Randbereichen sind zeilenfrmigeingestreckte glasige und mehrphasige Schlacken vor-handen (Abb. 7), es ist lediglich eine grobe mit mehr-

    phasiger Schlacke gefllte Fehlstelle zu erkennen. DerMittelbereich ist nahezu schlackenfrei, es sind nur ei-nige wenige eingestreckte Schlacken zu sehen. Die nichtmetallischen Einschlsse im Randbereich entsprechenetwa den Bildreihen/Schaubildern 7.3, 7.4 und 6.7, imMittelbereich 6.1 (nach DIN 50 602).

    Korngre (nach DIN 50 601): Die Korngre bei

    Nitaltzung entspricht den Gefgebildern (GB) Nr. III in der Mittelzone und Nr. VVII im Randbereich.

    tzung mit Nital: Unter dem Mikroskop lsst sich inder Mittelzone grobnadeliger Martensit mit Ferrit undPerlit an den ehemaligen Austenitkorngrenzen erken-nen (Abb. 8), der zum Rand hin in feinkrnigeres Hr-tegefge bergeht. An der Oberseite der Feile ist inden Zhnen Martensit vorhanden (Abb. 9), an derUnterseite kann, neben Martensit, Perlit und Ferrit anden Korngrenzen festgestellt werden.

    Brnn (Kesselschmiedgasse) Hammer (Inv.-Nr.68.364)Probenentnahme: Der Hammer wurde an der Finne

    beprobt (Abb. 10) und ein Lngsschliff angefertigt.

    Schlacken: Es wurde Material mit geringem Schla-ckenanteil verwendet. Der Schliff ist in Lngsrichtungvon eingestreckten Schlackenzeilen (glasig) durchzo-gen, die fein eingeformt sind (Abb. 11). Die nicht me-tallischen Einschlsse im Randbereich entsprechen

    etwa den Bildreihen/Schaubildern 7.3 bis 7.5 (nachDIN 50 602).

    Korngre (nach DIN 50 601): Die Korngre bei Ni-taltzung entspricht den Gefgebildern (GB) Nr. VIVIII.

    tzung mit Nital: Makroskopisch lsst sich regelm-ige Kohlenstoffverteilung erkennen. Der Schliff weistzeiliges Gefge auf, das ihn in Lngsrichtung durch-zieht. Unter dem Mikroskop betrachtet wurde das

    Gefge dieser Zeilen von der tzlsung nicht so starkangegriffen wie in den umgebenden Bereichen. Diesweist auf eingestreckte Legierungselemente hin. An der

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    21Die langobardischen Schmiedegrber von Poysdorf und Brnn Ein archometallurgischer Zwischenbericht

    Abb. 14 Brnn Feile. Probenentnahmestelle, Pfeil markiert Schnittebene. M 1:2.

    Finne ist unvollstndiges Hrtegefge zu erkennen(Abb. 12), das zum Krper hin in Widmannstttenge-fge bergeht (Abb. 13).

    Brnn (Kesselschmiedgasse) Feile (Inv.-Nr.68.369)Probenentnahme: Die Feile wurde in der Mitte beprobt(Abb. 14) und ein Lngsschliff angefertigt.

    Schlacken: Es wurde relativ schlackenarmes Material

    verwendet. Der Schliff wird von einer grob eingeform-ten Schlackenzeile im Mittelbereich durchzogen(Abb. 15). Im Randbereich sind wenige zeilenfrmigeingestreckte Schlacken zu erkennen. Die nicht metal-lischen Einschlsse im Randbereich entsprechen etwaden Bildreihen/Schaubildern 6.2, 6.8 und 7.5 (nachDIN 50 602).

    Korngre (nach DIN 50 601): Die Korngre beiNitaltzung entspricht den Gefgebildern (GB) Nr. VIVIII in der kohlenstoffhltigen Zone und Nr. IV, VIIin den ferritischen Randbereichen.

    tzung mit Nital: Makroskopisch lsst sich der Schliffin einen kohlenstoffhaltigen Mittelbereich und kohlen-stoffrmere Randbereiche unterteilen. Im kohlenstoff-armen oberen Randteil kann grobkrniger Ferrit mitgeringem Anteil an Korngrenzenperlit festgestellt wer-den (Abb. 16). Die ferritischen Zhne der Oberseiteweisen eine feinkrnigere Struktur als die umgeben-den Bereiche auf, es sind Spuren von Deformationenan den Zhnen vorhanden, die auf die Benutzung zu-rckzufhren sein knnten. An den Schlackenzeilenim Unterteil ist eine Aufkohlung zu erkennen. Die et-was kohlenstoffhaltige Unterseite weist ferritisch-per-litisches Gefge auf. Die Kristalle der Zhne sind de-

    Abb. 15 Grob eingeformte Schlacke in der Mitte, unvollstndi-ges Hrtegefge. M 30:1.

    Abb. 18 Unvollstndiges Hrtegefge in der Mitte, Ferrit anden Korngrenzen. M 310:1.

    Abb. 17 Deformiertes ferritisch-perlitisches Gefge, entstan-den durch das Schlagen der Zhne. M 125:1.

    Abb. 16 Grobkrniger Ferrit an der Oberseite. M 60:1.

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    22 Mathias Mehofer

    formiert, dies ist auf das Schlagen der Zhne im kaltenZustand zurckzufhren (Abb. 17). Im Mittelteil kannunvollstndiges Hrtegefge (Bainit?) mit Ferrit an denKorngrenzen festgestellt werden (Abb. 18), es sind ge-ringe Reste eines Widmannstttengefges vorhanden.

    Ergebnisse

    Abschlieend betrachtet ergibt sich fr die untersuch-ten Werkzeuge aus Poysdorf, dass es sich bei den ver-wendeten Rohmaterialien um Metall von hoher Quali-tt handelt. Der untersuchte Schmiedehammer ausPoysdorf Grab 6 weist an der Finne ein Hrtegefgeauf (859 HV 0,3/15),9das zum Krper hin in unge-hrtetes Gefge bergeht (Abb. 19, 20). Dadurch er-

    gibt sich es sei hier vorweggenommen , dass dieSchlagbahn des untersuchten Ambosses10ungehrtetist, die werkzeugschonende Kombination von gehr-tetem Hammer und weichem Amboss ist zum Teil nochheute im Schmiedehandwerk blich. Die Feile ausPoysdorf stellt ebenfalls ein hochwertiges Produkt dar.Es wurde Material mit geringem bis mittelmigemSchlackenanteil verwendet, welches gengend hohenKohlenstoffanteil hatte, um ein Hrtegefge (Abb. 21,22) zu erzeugen. Die Hrtemessung erbrachte Wertezwischen 510 bis 907 HV 0,3/15 an den Zhnen der

    Feile, in der Mitte konnten Werte zwischen 201 und446 HV 0,3/15 festgestellt werden. Das vorhandeneGefge lsst an eine relativ milde Abschreckung den-ken. Ein untersuchtes Schneidegert11weist ebenfallsmartensitisches Gefge auf, dies macht es fr die Bunt-und Edelmetallbearbeitung bestens geeignet. So knn-ten damit Gussnhte abgearbeitet und Oberflchen-verzierungen angebracht werden.

    Die Werkzeuge aus dem Schmiedegrab von Brnn sindvon unterschiedlicher Produktionsqualitt. Sie sindgebrauchsfhig, zeigen jedoch bezglich der Material-

    qualitt und Ausfhrung ein nicht so einheitliches Bildwie die aus dem Poysdorfer Grab. Der Hammer weistgute Materialeigenschaften und Wrmebehandlung(gehrtet) auf, es wurde Material mit geringem Schla-ckenanteil verwendet. Dieses hatte einen entsprechen-den Kohlenstoffgehalt, um an der Finne ein Hrtege-fge auszubilden (Abb. 23, 24). Die Hrtewerte lie-gen zwischen 155 und 549 HV 0,3/15. Die Schlag-

    bahn des ebenfalls untersuchten Ambosses weist kein

    9 Aus Grnden der bersichtlichen Darstellung wurden bei denbersichtsaufnahmen nicht alle Hrtemessungen eingetragen.So wurden z. B. bei dem Hammer ber 50 Einzelmessungendurchgefhrt.

    10 Dies konnte bereits an einem sptlatnezeitlichen Ambossvom Grndberg/Obersterreich festgestellt werden In: Me-

    Hrtegefge auf. Die Feile aus Brnn zeigt ein ande-res Gefgebild wie jene aus Poysdorf. So ist im Be-reich der Zhne grobkrniges ferritisches und ferri-tisch-perlitisches Gefge vorhanden. Es wurden Hr-tewerte zwischen 140 und 310 HV 0,3/15 festgestellt.Das im Mittelbereich vorhandene unvollstndige Hr-tegefge hat Werte zwischen 160 und 467 HV 0,3/15.Der Schmied drfte versucht haben, das Werkstckzu hrten, dies hatte jedoch aufgrund der inhomoge-nen Kohlenstoffverteilung nicht den beabsichtigten Ef-fekt. Die Zhne waren nicht hart genug, um einer ln-geren Benutzung standzuhalten.

    Die Untersuchungsergebnisse der Poysdorfer Feile be-legen die Produktionsschritte einer Feile. Das Rohma-terial wurde zu einem lnglichen Stab geschmiedet und

    anschlieend wurden im kalten Zustand die Zhne ge-schlagen. Danach erfolgte die Hrtung des Werkst-ckes.

    Die Brnner Feile drfte einen hnlichen Produktions-vorgang durchlaufen haben, weist jedoch neben un-vollstndigem Hrtegefge auch deformiertes Gefgeauf. Dies lsst vermuten, dass als erster Produktions-schritt das Schlagen der Zhne (Abb. 25, 26) vorge-nommen wurde, danach erfolgte eine Wrmebehand-lung. Aufgrund von erhhter Abnutzung der Feilen-

    zhne war ein Nachschlagen der Zhne erforderlich,wodurch die Gefgeformation entstand. Danach wur-de wahrscheinlich keine weitere Wrmehandlung vor-genommen. Dieses Nachschlagen lsst an Werkzeug-

    pflege und Werkzeuginstandhaltung denken.

    Zusammenfassung

    Aus den Schmiedegrbern von Poysdorf und Brnnwurden im Rahmen eines Forschungsprojekts jeweilsfnf Werkzeuge untersucht, um deren Produktions-

    qualitten zu eruieren. Mit Hilfe der metallographi-schen Analyse lsst sich fr die Werkzeuge aus demPoysdorfer Grab eine einheitliche und hochwertigeProduktionsweise12feststellen. Die Werkzeuge aus demSchmiedegrab von Brnn weisen diesbezglich einheterogenes Erscheinungsbild auf, sie sind in unter-schiedlicher Qualitt produziert worden. Vor allem dasRohmaterial drfte von unterschiedlicher Gte gewe-sen sein.

    hofer, Die sptlatnezeitlichen Werkzeugdepots, (in Vorberei-tung).

    11 Daim, Mehofer, Tobias, Die langobardischen Schmiedegr-ber (im Druck).

    12 Ebd.

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    23Die langobardischen Schmiedegrber von Poysdorf und Brnn Ein archometallurgischer Zwischenbericht

    Abb. 19 Poysdorf Hammer. Die Gesamtansicht zeigt Kohlen-stoff- und Schlackenverteilung, Hrtemessung (Nital).

    Abb. 20 Poysdorf Hammer. Schematische Darstellung desLngsschliffes.

    Abb. 21 Poysdorf Feile. Die Gesamtansicht zeigt Kohlenstoff-und Schlackenverteilung, Hrtemessung (Nital).

    Abb. 22 Poysdorf Feile. Schematische Darstellung des Lngs-schliffes

    Abb. 23 Brnn Hammer. Die Gesamtansicht zeigt Kohlen-stoff- und Schlackenverteilung, Hrtemessung (Nital).

    Abb. 24 Brnn Hammer. Schematische Darstellung des Lngs-schliffes

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    24 Mathias Mehofer

    Abb. 25: Brnn Feile. Die Gesamtansicht zeigt Kohlenstoff-und Schlackenverteilung, Hrtemessung (Nital).

    Abb. 26: Brnn Feile. Schematische Darstellung des Lngs-schliffes.

    Beninger, Eduard; Mitscha-Mhrheim, Herbert, Der Langobar-denfriedhof von Poysdorf, Niedersterreich. Archaeologia Aus-triaca 40, 1966, S. 167 ff.

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    Daim, Falko; Mehofer, Mathias; Tobias, Bendeguz, Die lango-bardischen Schmiedegrber aus Poysdorf und Brnn. Fragen,Methoden, erste Ergebnisse (im Druck).

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    C e r

    r eu

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    Das Grobschmiedehandwerk in Haithabu

    Petra Westphalen

    Die frhstdtische Siedlung Haithabu gilt als ein zen-traler Handelsplatz und ebenso als Zentrum handwerk-licher Ttigkeiten im Sden des wikingerzeitlichen Alt-

    Dnischen Reiches (Jankuhn u. a. 1984). Neben derEisenverarbeitung lassen sich anhand des umfangrei-chen Fundmateriales sehr verschiedene handwerklicheTtigkeiten nachweisen, zum Beispiel die Geweih- undBernsteinverarbeitung (Ulbricht 1978; dies. 1990) oderdas Feinschmiedehandwerk (Armbruster 2002a; dies.2002b). Fr die Betrachtung des Grobschmiedehand-werkes stehen ganz unterschiedliche Materialgruppenzu Verfgung: Neben Produktionsabfllen (wie Schla-cken) und Resten der Verarbeitungsanlagen knnenWerkzeuge sowie einige Halbfabrikate und zahlreicheEisenbarren angefhrt werden.

    Die Untersuchung der Eisenschlacken und Herdreste(Westphalen 1989) konzentrierte sich auf folgendeFragen: Welche Schlsse lassen sich aus der einge-

    henden morphologischen Betrachtung von Eisenschla-cken auf die Herd- bzw. Ofenanlagen ziehen? Wurdein Haithabu nur Eisen verarbeitet oder auch Eisenerz

    verhttet? Woher stammen Roheisen oder Eisenerz?

    Anhand der Form und weiterer uerer Merkmale er-folgte eine Grobgliederung des Fundstoffes in bestimm-te Typen. Zu unterscheiden sind Schlackenboden,Dsen, Schlackenkuchen, Wand, Stopfen und sonsti-ge Formen (Abb. 1). Das untersuchte Fundmaterialumfasst neben Schmelzrckstnden (Schlacken) ausdem Herd auch Reste der Herdanlage. Insgesamt wur-den rund 16.000 Fundstcke registriert, die zusam-men rund 3,4 t wiegen.

    Im Folgenden werden die bestimmten Schlackentypenkurz charakterisiert. Unter Schlackenbden (Abb. 2)werden in der Aufsicht runde bis ovale Schlacken mithalbkreisfrmigem Querschnitt verstanden. Der Durch-

    Abb. 1 Haithabu. Karteikarte zur Auswertung der Schlackenfunde.

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    messer reicht von 10 bis 20 cm. Das Gewicht der Schla-ckenbden schwankt zwischen 700 und 1.000 g, miteiner Ausnahme bis zu rund 2.000 g (Westphalen 1989,S. 17, Taf. 1; 811).

    Schlackenkuchen (Abb. 3) werden als runde bis ovaleSchlacken mit halbovalem Querschnitt definiert. DerDurchmesser liegt in der Regel unter 10 cm. Das Ge-wicht schwankt zwischen 300 und 400 g. Groe, biszu 1.000 g wiegende Exemplare sind sehr selten. Anzahlreichen Schlackenbden und Schlackenkuchen sindDsen- bzw. Wandungsreste zu beobachten (Westpha-len 1989, S. 18, Taf. 2; 1214).

    Dsen (Abb. 4) werden als eine eigene Form verstan-den, sofern sie nicht Bestandteil der Schlackenbdenoder Schlackenkuchen sind. Es handelt sich zumeistum runde, seltener rechteckige, gebrannte Tonschei-

    ben mit zentraler Durchlochung und innenseitiger Gla-sur. Dsen sind immer fragmentarisch erhalten. IhreDurchmesser reichen von 6 bis 8 cm. Die Restdicken

    betragen durchschnittlich 2 cm. Sie knnen anhand we-niger, besser erhaltener Fundstcke jedoch zwischen4 und 5 cm dick sein. Die Gre des Dsenloches be-

    trgt 1,5 bis 2 cm (Westphalen 1989, S. 18, Taf. 3).Ihre Formen verdanken die Dsen der verstrkten Luft-zufuhr und der damit verbundenen, erhhten Brenn-temperatur in der Umgebung des Dsenloches. Dieses

    wiederum sorgte fr bessere Erhaltungsbedingungendes Tones im Zentrum, whrend sich die weniger starkgebrannten Teile im feuchten Milieu auflsten.

    Wandstcke (Abb. 5) sind einerseits Fragmente ausgebrannten Ton mit innenseitiger Glasur aus dem obe-ren Herdbereich. Sie unterscheiden sich von Dsen nurdurch das Fehlen eines Dsenloches. Die Gre der meis-ten Wandreste liegt zwischen 2 und 5 cm. Andererseitstreten kleinere Schlackenreste auf, die auenseitig mitLehm oder Sand verschmolzen sind. Auch sie werden alsWandreste bezeichnet und dem unteren Herdbereichzugeordnet (Westphalen 1989, S. 18f., Taf. 5).

    Stopfen (Abb. 6) sind lngliche Keramikfragmente mitspitzovalem Querschnitt von etwa 5 cm Lnge und 2

    bis 3 cm Durchmesser. Das Material gleicht dem eini-ger in Haithabu gefundenen Gusstiegel (Drescher 1983,S. 182) und besitzt einen schwarzen, meist metallischglnzenden berzug (Westphalen 1989, S. 20, Taf. 6).Die Funktion der Stopfen ist ungeklrt. Die Vermu-tung, mit seiner Hilfe knne ein Abstich- oder Dsen-loch verschlossen worden sein, hat sich nicht besttigt.

    Nach der Erfassung des gesamten Schlackenmaterialsvon Haithabu erfolgte die Analyse der quantitativenVerteilung in den Grabungsflchen. Bei der Auswer-

    tung von Schlackenkonzentrationen zeigten sich keineerkennbaren Zusammenhnge von Schlacken und be-stimmten Grabungsbefunden, mit Ausnahme von fnfBereichen, an denen Kombinationen von Schlacken-ansammlungen mit Herd- oder Feuerstellen auftraten(Westphalen 1989, S. 47 ff., Abb. 1729). Mg-

    Abb. 2 Haithabu. Schlackenbden. Etwa M 1:4.

    Abb. 3 Haithabu. Schlackenkuchen. Etwa M 1:4.

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    licherweise zeichnet sich hier ein funktionaler Zusam-menhang ab. Die Herd- und Feuerstellen haben Aus-mae von 50 bis 100 cm, hingegen kann anhand derSchlackenbden und Schlackenkuchen auf eine Gru-

    bengre von 15 bis 20 cm geschlossen werden. DieseDiskrepanz zwischen Funden und Befunden findet sichauch auf anderen Fundpltzen wieder, wie zum Bei-spiel in Fyrkat, Dnemark (Roesdahl 1977, Abb. 63;67a), oder Helg, Schweden (Wigren u. Lamm 1984,S. 84). Fr Haithabu konnte keine Grube oder Herd-stelle eindeutig als Schmiedeesse erkannt werden.

    Neben der Betrachtung des Produktionsumfanges undder Eisenverhttung im Umland von Haithabu (West-

    phalen 1989, S. 55 ff.), wurde die Rekonstruktion ei-ner Schmiedeesse versucht. Schlackenbden und Schla-ckenkuchen mit anhaftenden Resten von Sand und Tonan der Unterseite deuten auf schsselartige Eintiefun-gen hin, in denen die Schlacken entstanden. Diese stel-len somit Gruben-Negative dar. Durch die Verschmel-zung von Schlacken mit anhaftenden Dsenresten isteine genaue vertikale Lokalisierung mglich (Abb. 7):Schlackenbden sowie Schlackenkuchen liegen unter-

    halb des Bodenniveaus, whrend sich Dsen oberhalbdes Bodenniveaus befinden. Darber hinaus zeigen die

    Abb. 4 Haithabu. Dsen. Etwa M 1:4.

    Abb. 5 Haithabu. Wandungsreste eines Schmiedeherdes. Bruch-

    stck oberhalb des Bodenniveaus, oberer Herdbereich (1). Bruch-stck mit Resten des oberen und unteren Herdbereiches (2).Bruchstck unterhalb des Bodenniveaus, unterer Herdbe-reich (3). Etwa M 1:4.

    Abb. 6 Haithabu. Stopfen. Gerader Abschluss (1). Abschlussmit berstehendem Rand (2). Umzeichnung (3): a Seitenansicht,b Vorderansicht, c Aufsicht. Etwa M 1:4.

    Schlackenbden und Schlackenkuchen immer nur aneiner Seite erhaltene Wand- oder Dsenreste aus Ton.Sie folgen nicht der Rundung der Schlacken (Abb. 2,rechts unten), sondern sind immer gerade ausgerichtet(Westphalen 1989, Taf. 8). Es handelt sich demnach

    bei den Tonresten um Teile eines Schutzschildes einso genannter Essestein und nicht um einen ber derHerdgrube stehenden Schacht. Die Dse war offenbardas Zentrum eines Essesteines aus Ton. In Anlehnungan die Essesteine aus Speckstein (Resi 1979, S. 72,Abb. 6869) knnen Essesteine aus Ton als rechtecki-ge oder halbkreisfrmige Tonplatten von 20 bis 25 cm

    Breite, 10 bis 15 cm Hhe und einer Dicke von 4 bis5 cm rekonstruiert werden. Die tnernen Essesteine hat-ten eine konische, zentrale Durchlochung, durch diedie Esse belftet wurde. Zusammenfassend knnen dieSchmiedeessen von Haithabu (Abb. 8) als schssel-frmige, in den Boden eingetiefte Gruben rekonstru-ierte werden, an deren Rand ein Essestein aus Ton oderSpeckstein stand (Westphalen 1989, Abb. 26.3). Hin-weise auf erhhte Schmiedeessen, wie sie im Utrech-ter Psalter dargestellt sind (de Wald 1932, Taf. 10),liefert das hier untersuchte Material nicht.

    Werkzeuge und handwerkliche Gerte sind weitereFundgruppen, die das Schmiedehandwerk in Haitha-

    bu belegen. Von den 9.606 Fundstcken aus Eisen ent-fallen 633 (6,6 %) einschlielich der 126 Hechelzin-ken auf die Werkzeuge und handwerklichen Gerte(Westphalen 2002). Aus diesen Materialgruppen sol-len hier die drei klassischen Schmiedewerkzeuge Ham-mer, Zange und Amboss vorgestellt werden.

    Aus Haithabu stammen insgesamt 26 eiserne Hm-mer (Westphalen 2002, S. 19ff. Taf. 1; 2.19), die in

    16 Typen zu unterscheiden sind (Abb. 9). Von Interes-se ist hier der Hammer-Typ 3 (ebd. Taf. 1.711), derdurch eine rechteckige Bahn und eine quer zum Auge

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    stehende Finne gekennzeichnet wird. Bahn- und Fin-nenteil weisen etwa die gleiche Lnge auf. Die Hm-mer sind zwischen 9 und 11 cm lang und 2 bis 3 cm

    breit. Dem Hammer-Typ 3 knnen fnf Exemplare zu-geordnet werden.

    Wesentlich fr die Funktionszuweisung eines Hammerssind Form und Gewicht (Gaitzsch 1980, S. 78). DerAussagewert des heutigen, wgbaren Gewichtes dereinzelnen Hmmer aus Haithabu ist durch verschiede-ne Faktoren, wie Lagerung in unterschiedlichen Sub-

    straten, Konservierung und Restaurierung, sehr starkeingeschrnkt (Westphalen 2002, S. 15 ff.) Um dasursprngliche Gewicht der unterschiedlichen Eisen-hmmer aus Haithabu jedoch nherungsweise einzu-schtzen, wurden sie mit entsprechenden Formen re-zenter Hmmer verglichen, deren Gewichte bekanntsind. Die nur einen groben Eindruck vermittelnde Zu-weisung zeigt berwiegend leichte Hmmer mit Ge-wichten unter 150 g (Westphalen 2002, Abb. 4). Re-zente Schmiedehmmer, die fr die meisten anfallen-den Schmiedearbeiten benutzt werden, wiegen zwi-schen 1 und 2 kg (Gaitzsch 1980, S. 101). Die ber-

    lieferten Hmmer aus Haithabu knnen wegen ihrerGre und des geschtzten Gewichtes daher kaum zumSchmieden von Eisen benutzt worden sein, zumindestnicht fr die Bearbeitung grerer Werkstcke.

    Aus Haithabu ist lediglich ein einziger eiserner Am-boss (Abb. 10) bekannt (Westphalen 2002, Taf. 2.10).Das 10,7 cm lange, im Querschnitt rechteckige Fund-stck verjngt sich ohne Absatz von der leicht gewlb-ten Bahn zur flachen, 2,5 cm breiten Bodenflche hin.An der Schmalseite der Bahn setzt seitlich ein kleines,

    2,5 cm lang erhaltenes Horn an. Die an allen Seitenstark berkragende Bahn zeugt von intensiver Benut-zung. Kleine Ambosse dieser Art steckten vermutlichmit ihrem unteren Teil in einem hlzernen Block (Ohl-

    haver 1939, S. 40; Ottaway 1992, S. 512) oder einemBasisstein mit herausgearbeiteter Eintiefung (Capelle1980, S. 428; vgl. auch Bielenstein 1969, S. 500).Das norwegische Fundmaterial zeigt aufflligerweisenur kleine Ambosse (Petersen 1951, S. 91 ff.; Ohlha-ver 1939, S. 30); groe eiserne Blockambosse sindnicht vertreten. Ihr Fehlen im archologischen Fund-gut wurde mit der mglichen Benutzung von Steinam-

    bossen gedeutet. Steinambosse sind nach H. Drescher(1973, S. 259) innerhalb der Metallbearbeitung jedochnur zur groben Zurichtung von Werkstcken zu ge-

    brauchen. Ein Nacharbeiten ist erforderlich, das aufkleinen Ambossen der vorgestellten Art erfolgt seinknnte (vgl. Pleiner 1962, S. 255).

    Aus Haithabu sind zehn Zangen bzw. deren Fragmen-

    te bekannt (Westphalen 2002, S. 28 ff., Taf. 3).Lediglich eine Zange ist mit einer Gesamtlnge von35,7 cm vollstndig erhalten. Die charakteristischenMaulformen und die unterschiedlichen Gren lassendrei Zangentypen erkennen (Abb. 11). Es gibt groeFlachzangen mit Backen, die an den Enden flach auf-einanderliegen (Typ 1) und kleine Flachzangen (Typ2) von gleicher Form sowie kleine Spitzzangen, derenBackenenden spitz aufeinander zulaufen (Typ 3). Ne-

    Abb. 7 Haithabu. Schlackenboden mit anhaftender Dse. EtwaM 1:4.

    Abb. 8 Haithabu. Rekonstruktion einer Schmiedesse (Seiten-ansicht). In den Boden eingetiefter Schlackenboden mit anhaf-tender Dse (1). Schematische Rekonstruktion einer schssel-frmigen Grube mit Essestein (2).

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    ben der Gre und der Maulform spielt bei der Funkti-onszuweisung von Zangen das bersetzungsverhltnisvon Maul zu Schenkeln eine wesentliche Rolle. Fr schwe-re Schmiedearbeiten konnten vermutlich nur die groenFlachzangen aus Haithabu (Typ 1) benutzt werden.

    Eine Gegenberstellung der Hmmer aus Haithabumit denen aus den Hortfunden von Mstermyr aufGotland, Schweden (Arwidsson u. Berg 1983, S. 14),sowie Tjele und Dejbjerg in Jtland, Dnemark (Ohl-haver 1939, S. 130; Egeberg Hansen 1990, S. 316 f.),zeigt, dass die meisten Hmmer aus Haithabu bezo-gen auf die Lnge im unteren Skalenbereich anzusie-deln sind (Westphalen 2002, Tab. 8). Die Hmmer aus

    Haithabu streuen im Lngenbereich von 5 bis 18 cm,die Hmmer aus Mstermyr reichen von 14 bis 24 cmLnge, die Hmmer aus Tjele von 10 bis 16 cm unddas eine Exemplar aus Dejbjerg ist 14 cm lang. ImVergleich zu den Hmmer aus Mstermyr sind diegroen, schweren Hmmer in Haithabu deutlich un-terreprsentiert bzw. fehlen. Zu einer hnlichen Ein-schtzung kommt man bei der Betrachtung der Zan-gen. Verglichen mit der Gre bekannter wikingerzeit-licher Zangen aus Mstermyr, Schweden (Arwidssonu. Berg 1983, S. 14), und Alt-Ladoga, Ruland (Rja-

    binin 1980, S. 165 ff.), liegen die Zangen aus Haitha-bu berwiegend im unteren Bereich der Lngenskala(Westphalen 2002, Tab. 9). Das einzige vollstndigerhaltene Fundstck aus Haithabu ist 34 cm lang. Die

    Abb. 9 Haithabu. Typen der Hmmer.

    Zangenfragmente hingegen lassen auf einen Streu-bereich von 20 bis 52 cm Lnge schlieen. Die groeZange aus Mstermyr ist 56 cm lang und die grteZange aus Alt-Ladoga misst 62 cm. Groe Zangenzum Schmieden von Eisen knnen fr Haithabu nichtangefhrt werden. Gemessen an den 3,4 t Schlackenspielt die Eisenverarbeitung in Haithabu eine wichtigeRolle (Westphalen 1989, S. 24 f.). Groe Schmiede-werkzeuge und -gerte drfen daher vorausgesetztwerden, sie fehlen jedoch im Fundgut von Haithabu.Bei der Bewertung des berlieferten Werkzeugspek-trums stellt sich daher immer die Frage nach der Re-

    prsentanz. Zum einen ist die Auffindbarkeit verlorengegangener grerer Gegenstnde wesentlich hher als

    die der kleineren, zum anderen gelangten unbrauch-

    Abb. 10 Haithabu. Amboss.

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    bar gewordene Eisengegenstnde (Alteisen) durchUmschmieden wieder in den Nutzungskreislauf, wieWerkzeuge und Gerte mit Abschrotspuren in Haitha-

    bu deutliche belegen (Westphalen 2002, Taf. 2.9; 57.8).

    Im Gegensatz zu den zahlreichen Eisenschlacken sindHalbfabrikate aus Haithabu nur sehr selten im Fund-gut vertreten. Neben fnf Messer-Halbfabrikaten konn-te auch ein Pfeilspitzen-Halbfabrikat erkannt werden(Westphalen 2002, S. 121 Taf. 42.1823).

    Mit insgesamt 36 Barren, 55 Barrenteilen und 281Roheisenstcken1ist der Fundanteil in Haithabu imVergleich zu anderen frhstdtischen Siedlungen wieRibe und rhus in Dnemark, Birka in Schweden, York

    in Grobritannien und Dorestad in den Niederlanden(Bencard 1978; Andersen u. a. 1971; Werner 1973;Ottaway 1992; van Es u. Verwers 1980) sehr hoch.Die Barren aus Haithabu lassen sich in vier verschie-dene Typen unterscheiden (Abb. 12). Barren vom Typ 1entsprechen dem Typ Mstermyr nach P. Hallinder(1978, S. 45 f.) und sind von flacher, lnglich-recht-eckiger Form mit leicht bauchigem Mittelteil (West-

    phalen 2002, Taf. 3233; 34.1,4). Die sich schwachverjngenden Enden sind mehr oder weniger gerundetund bis auf zwei Ausnahmen (ebd. Taf. 33.1; 34.4)

    verdickt. Der Querschnitt ist flachrechteckig. Die Ln-

    Abb. 11 Haithabu. Typen der Zangen.

    gen reichen von 30 bis 56 cm. Zum Typ 1 knnenebenfalls 20 Barrenteile gezhlt werden. Zwei voll-stndig erhaltene Fundstcke werden als Stangenbar-

    ren (Typ 2) angesprochen (Westphalen 2002 Taf. 36.23). Es handelt sich um rund 40 cm lange, dnne Eisen-stbe von quadratischem bis rechteckigem Querschnitt.Zu den Barren vom Typ 2 knnen 22 Barrenteile (ebd.Taf. 37) gerechnet werden. Die vollstndigen sen-

    barren aus Haithabu (Typ 3) werden charakterisiertdurch ein langes, flaches Eisenband von flachrecht-eckigem Querschnitt, das sich an einem Ende verjngtund in eine se umschlgt (ebd. Taf. 39.14). Die Ln-gen reichen von 31 bis 34 cm. Vier Fundstcke (ebd.Taf. 38,35) knnen als Fragmente vom Barren-Typ 3angesprochen werden. Typisch fr die Blockbarren

    (Typ 4) ist die kurze, dicke Form mit rechteckigemQuerschnitt (ebd. Taf. 36.4,67). Die Schmalseitensind leicht bauchig gestaltet und ziehen zu den Endenhin ein. Die Lngen der drei vollstndigen Barren rei-chen von rund 14 bis 16 cm. Nur ein Fragment kann denBarren vom Typ 4 zugeordnet werden (ebd. Taf. 36.5).

    Die in Haithabu geborgenen Barren gehren nicht zuden vielfach vertretenen wikingerzeitlichen Formen, wieetwa die spaten- oder axtfrmigen Barren (Hallinder u.Haglund 1978, S. 33, Abb. 33; Hauge 1946, S. 157 ff.;

    Martens 1981, S. 41). Barren vom Typ Mstermyr

    Abbildung 12 Haithabu. Typen der Barren.

    1 Zur Definition vgl. P. Westphalen (2002, S. 110 ff.).

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    sind im sdschwedischen und dnischen Ostseege-biet schtter verteilt (Mller-Wille 1983, S. 223, Abb.4), whrend eindeutige Parallelfunde zu den Stangen-

    barren nicht angefhrt werden knnen. Es treten je-doch in zeitgleichen Siedlungen vereinzelt Roheisen-teilstcke auf, die aufgrund ihrer Breite und Dickevon Stangenbarren stammen knnten. Belege sind ausElisenhof, Kreis Nordfriesland, oder Gro Raden,Kreis Sternberg, anzufhren (Westphalen 1999, S. 69ff., Kat.-Nr. 681, 687; Taf. 14.1,7; Schuldt 1985,Taf. 98.g; vgl. Ottaway 1992, Abb. 186.1893; Lund-strm 1981, S. 82, Taf. 6.2). senbarren treten ver-einzelt in Sdnorwegen auf. Eine Registrierung smt-licher norwegischer Eisenbarren wurde von I. Mar-tens, Oslo, vorgenommen2. Sie stellte fnf Fundortemit 16 senbarren heraus, die in Hordaland und Sogn

    og Fjordane liegen (Be 1932, S. 34, Abb. 4). ZweiFundstellen knnen als sicher wikingerzeitlich ange-sprochen werden (vgl. hierzu Ohlhaver 1939, S. 157,Taf. 29 Mitte). Zu den blockfrmigen Eisenbarren ausHaithabu liegen Vergleichsstcke aus Janneby, KreisFlensburg-Schleswig, vor (Rschmann 1963, S. 344,Taf. 122.1; 142.7). Sie stammen aus einem Moor undsind zeitlich nicht nher einzugrenzen.

    Fr die nhere und weitere Umgebung von Haithabukonnten bislang keine sicher zeitgleichen Verhttungs-

    gebiete nachgewiesen werden (Westphalen 1989,S. 58 ff.; Buchwald u. Voss 1992, S. 32 f.; Jns 1997,S. 55 f.). Da in Haithabu jedoch Eisen in greremUmfang verarbeitet wurde, weisen die vollstndig er-haltenen Barren auf die Einfuhr von Roheisen hin. Esstellt sich damit die Frage nach dem Produktionsge-

    Literatur

    biet der Eisenbarren. Lediglich die in Sdnorwegengefundenen senbarren liefern einen Hinweis auf einmgliches Herkunftsgebiet der Barren vom Typ 3. Dienorwegischen Fundstcke liegen mitten in umfangrei-chen Verhttungsrevieren und knnen somit als ber-schussprodukte dieser Region angesehen werden (Mar-tens 1981, S. 40; Rosenqvist 1983, Abb. 1). Die aus-schlielich aus dem Hafen stammenden, vollstndigerhaltenen senbarren besttigen, im Gegensatz zu denin der Siedlung angetroffenen Teilstcken, den Handelber den Seeweg. So kann mit Hilfe der senbarren(Typ 3) der Nachweis erbracht werden, dass Eisen-

    barren aus Sdnorwegen (Hordaland und Sogn og Fjor-dane) nach Haithabu verhandelt wurden.

    Das Bild des Grobschmiedehandwerkes lsst sich in

    Haithabu an verschiedenen Materialgruppen fassen.Die zur Grundausstattung einer Grobschmiedewerk-statt gehrenden Werkzeuge (Hammer, Zange undAmboss) spiegeln das seit der vorrmischen Eisenzeitin Mitteleuropa bekannte Bild wieder (Jacobi 1974,S. 5 ff.; Pietsch 1983, S. 21 ff.; 53 ff.). Ebenso wie dieumfangreich auftretenden Schmiedeschlacken undRohmaterialien belegen besonders die Halbfabrikateund die Fundstcke mit Bearbeitungsspuren dasSchmieden vor Ort. Neben einfach herzustellenden Ge-genstnden, z. B. Messer und Pfeilspitzen, gibt es auch

    Hinweise auf die Montage bzw. Herstellung aufwen-diger Waffen (Drescher 1983, S. 180; Geibig 1989,S. 240f.). Anhand der zahlreichen Eisenbarren wirdein weitreichenden Handel mit Eisen deutlich. Die dar-gestellten Fundgruppen lassen fr Haithabu somit einausgeprgtes Schmiedehandwerk erkennen.

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    33Feinschmiede und Mnzmeister Ein Forschungsprojekt zum wikingerzeitlichen Metallhandwerk in Nordeuropa

    Feinschmiede und Mnzmeister Ein Forschungsprojekt zum

    wikingerzeitlichen Metallhandwerk in Nordeuropa

    Heidemarie Eilbracht

    Die archologische Forschung zeigte schon immergroes Interesse am Schmiedehandwerk.1Insbesondereder Gold- und Silberschmied gilt wegen seiner exklu-

    siven Produkte und den daran zu Tage tretenden Kennt-nissen als Prototyp eines spezialisierten Handwer-kers. Damit einher geht hufig die Vorstellung, er habeseine Ttigkeit weitgehend hauptberuflich ausgebt.Dass dieses Bild aber fr das frhe Mittelalter zeitlichund regional differenziert werden muss, belegen nichtzuletzt die schriftlichen Quellen.2Wie die Stellung desfrhgeschichtlichen Handwerkers zwischen Hauswerkund (Berufs-)Handwerk im Detail zu bewerten ist, be-darf sicherlich weiterer Diskussionen.3Hier ist wesent-lich, dass Untersuchungen zum Feinschmiedehandwerk

    besonders geeignet scheinen, Aspekte der wirtschaft-lichen Potenz und der politisch-sozialen Struktur ineiner Gesellschaft zu erhellen.

    Fr die nordischen Lnder am Ende des ersten Jahr-tausends n. Chr. mssen sich solche Untersuchungenweitgehend auf eine archologische Quellenbasis stt-

    zen. Zeitgenssische Bild- und Schriftquellen sind nurin geringer Zahl vorhanden.4Erst mit der altnordischenLiteratur des 12./13. Jahrhunderts steht ein umfang-reicheres Material zur Verfgung,5das sich teilweiseauch auf vorangegangene Zeiten bezieht. Jedoch fehlt

    bisher eine systematische Sichtung und kritische Pr-fung dieser Quellen fr das Feinschmiedehandwerk.

    Dagegen umfassen die archologischen Nachweise vonFeinschmiedettigkeit ein breites Spektrum. Stichpunk-te sind erstens die Endprodukte, zweitens die bei derHerstellung anfallenden Vor- und Zwischenprodukteinklusive Rohmaterial und Abfllen und drittens dietechnische Ausstattung des Werkplatzes bzw. des

    1 Der Beitrag stellt die erweiterte Fassung meines Vortrags vom26. April 2002 dar. Das Forschungsprojekt, gefrdert als Sach-beihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wird seit dem1. September 2001 unter der Leitung von Prof. Dr. Johan Call-mer am Lehrstuhl fr Ur- und Frhgeschichte der Humboldt-Universitt zu Berlin durchgefhrt. Die Autorin ist dort alswissenschaftliche Mitarbeiterin beschftigt.

    2 Siehe z. B. die historischen Untersuchungen fr die Merowin-ger-/Karolingerzeit: D. Claude, Das Handwerk der Merowin-gerzeit nach den erzhlenden und urkundlichen Quellen. In:H. Jankuhn, W. Janssen, R. Schmidt-Wiegand u. H. Tiefen-bach (Hrsg.), Das Handwerk in vor- und frhgeschichtlicherZeit. Teil 1: Historische und rechtshistorische Beitrge undUntersuchungen zur Frhgeschichte der Gilde. Abhandl. d.Akad. d. Wiss. Gttingen, phil.-hist. Kl., Dritte Folge 122 (Gt-tingen 1981) S. 204266 oder H. Nehlsen, Die rechtliche undsoziale Stellung der Handwerker in den germanischen Leges,ebd. S. 267283. Fr die archologische Forschung siehedie Zusammenfassung von N. L. Wicker, The organization ofcrafts production and the social status of the Migration Periodgoldsmith. In: P. O. Nielsen, K. Randsborg u. H. Thrane (Hrsg.),The archaeology of Gudme and Lundeborg. ArkologiskeStud. X (Kopenhagen 1994) S. 145150.

    3 Im Gegensatz zum Hauswerker arbeite ein Berufshandwerkerals Spezialist im Auftrag oder fr ein Angebot fr Handel

    und Markt, die einen Austausch von Gtern zum wechselseiti-gen Vorteil erlauben. (...) Auf jeden Fall mssen, wenn auch ingeringem Mae, Nahrungsmittelberschsse produziert wer-den, um den Berufshandwerker zu ernhren. E. Schlesier, Eth-nologische Aspekte zu den Begriffen Handwerk und Hand-werker. In: H. Jankuhn, W. Janssen, R. Schmidt-Wiegand u. H.Tiefenbach (Hrsg.), Das Handwerk in vor- und frhgeschichtli-

    cher Zeit. Teil 2: Archologische und philologische Beitrge.Abhandl. d. Akad. d. Wiss. Gttingen, phil.-hist. Kl., DritteFolge 123 (Gttingen 1983) S. 935, hier S. 20. Diese vonethnologischer Seite geprgte Sicht findet sich im Kern auch inder archologisch-historischen Forschung wieder. Siehe auchein aktuelles Forschungsprojekt an der Universitt Greifswald:J.-M. Becker, D. Burlach u. U. Mller, Innovation und Professi-onalisierung des mittelalterlichen Handwerks im sdlichen Ost-seeraum. Arch. Nachr.-Bl. 7, 2002, S. 265268.

    4 Vgl. M. Mller-Wille, Der frhmittelalterliche Schmied imSpiegel skandinavischer Grabfunde. Frhmittelalterl. Stud. 11,1977, S. 127201, bes. S. 129 ff.

    5 Fr eine knappe bersicht ber die Altnordische Literatursiehe P. Meulengracht Srensen, Von mndlicher Dichtung zuLiteratur. In: Wikinger, Warger, Normannen. Die Skandina-vier und Europa 8001200. Ausstellungskat. Paris, Berlin, Ko-penhagen (Berlin 1992) S. 166171 sowie J. Kristjnsson,Skaldendichtung, ebd. S. 172175.

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    34 Heidemarie Eilbracht

    Schmieds mit Werkzeugen und Gerten. Die einzelnenFundgattungen nehmen dabei einen unterschiedlichenStellenwert ein. Whrend die Endprodukte hufig ausrumlich weit gestreuten Fundzusammenhngen stam-men, sind die Produktionsreste in der Regel an denWerkplatz gebunden. Werkzeuge und Gerte fandensich in grerer Zahl in Grbern und Horten.6Sie sindauch im Siedlungsmaterial vertreten, werden dort abernicht nur im unmittelbaren Umfeld der Produktions-sttte geborgen.

    Das Forschungsprojekt Schmuck und Mnze

    Fr das Forschungsprojekt stehen siedlungsarcholo-gische Untersuchungen im Vordergrund. In den ver-

    gangenen Jahren konnten dabei in verstrktem MaeWerkpltze im Befund erfasst werden. Dies gilt

    besonders fr die hoch- und sptmittelalterliche Stadt-kernarchologie.7Aber auch frhgeschichtliche vor-stdtische Siedlungen wie Helg in Mittelschweden,8

    Ribe in Sdjtland9oder Haithabu10lieferten schonvor Jahrzehnten umfangreiche Funde und Befunde zumFeinschmiedehandwerk, leider mit einem bis heute sehrunterschiedlichen Publikationsstand (Abb. 1). DiesesWissen um das vorhandene Altmaterial einerseitssowie die zunehmende Zahl von Siedlungsgrabungen11

    und der damit verbundene Zuwachs an Material undInformationen andererseits boten den Anlass fr dieInitiierung unseres Projekts.

    Im Mittelpunkt stehen das Edel- und Buntmetallhand-werk in wikingerzeitlichen nordeuropischen Sied-lungen des 8. bis 11. Jahrhunderts in Dnemark undSchweden. Eine systematische bersicht der archo-logischen Nachweise wird die Grundlage der Untersu-chungen bilden. Inhaltlich spielen organisatorische undtechnologische Aspekte des Fertigungsprozesses sowiedas Spektrum der Produkte eine wesentliche Rolle. Siesind lngst nicht erschpfend geklrt. Eine wichtigeFrage gilt darber hinaus dem Versuch, die Werkstt-ten in die Gesamtstruktur einer Siedlung einzuordnen,um so Hinweise auf die Position der Handwerkerzu gewinnen. Dies ist unter rumlichen wie unter struk-turellen Gesichtspunkten zu sehen: Wo liegen die Werk-sttten und durch welche besonderen Merkmale zeich-nen sie sich im Gesamtgefge aus?

    Der Hauptaspekt des Projekts beschftigt sich mit demZusammenhang zwischen der Arbeit der Silberschmie-de und der Herstellung erster einheimisch nordischerMnzen. Die Arbeitshypothese lautet: Wenn der frh-geschichtliche Feinschmied im wirtschaftlichen und so-zialen Gefge seiner Zeit eine herausragende Rollespielte, dann waren seine technischen Kenntnisse beider Etablierung dieser bedeutsamen Neuerung dochsicher gefragt. Und wenn er diese exponierte Stellungeingenommen hat, dann spiegelt sich seine Beteiligung

    an der Mnzprgung mglicherweise auch im archo-logischen Material wider.

    6 Vgl. die bersichten durch M. Mller-Wille 1977 sowie ders.,Der Schmied im Spiegel archologischer Quellen. Zur Aussa-ge von Schmiedegrbern der Wikingerzeit. In: H. Jankuhn u. a.1983, S. 216260.

    7 Fr allgemeine Ergebnisse zum stdtischen Handwerk sieheU. Mller (Hrsg.), Handwerk Stadt Hanse. Ergebnisse derArchologie zum mittelalterlichen Handwerk im sdlichenOstseeraum. Greifswalder Mitt. 4 (Frankfurt a. M. 2000).

    Fr das stdtische Metallhandwerk siehe verschiedene Bei-trge in: R. Rber (Hrsg.), Mittelalterliche fen und Feue-rungsanlagen. Beitrge des 3. Kolloquiums des Arbeitskrei-ses zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks. Materi-alh. Arch. Baden-Wrttemberg 62 (Stuttgart 2002).

    8 Siehe verschiedene Artikel in: Excavations at Helg IV. Work-shop Part 1, hrsg. von W. Holmqvist (Stockholm 1972). Ex-cavations at Hel