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Klettern an der Boulderwand - Übungen und Spiele für Kinder und
Jugendliche
30 Schüler, eine max. 8 Meter hohe und nur wenige Meter breite Kletterwand, so sehen
nicht selten die Rahmenbedingungen für das Klettern im Schulsport aus. Gute
Kletterwände, die auch nach mehrstündiger Nutzung für Schüler noch
Aufforderungscharakter haben sind selten. Allgemein gilt der Grundsatz: Breite geht
vor Höhe, d.h. je breiter eine zur Verfügung stehende Kletterwand ist, desto leichter
können motivierende Spiele und Übungen mit größeren Schülergruppen durchgeführt
werden. Eine hohe Griffdichte und -Qualität steigert den Nutzungswert einer Wand
erheblich. Nützliche Tipps zum Bau einer Boulder- bzw. Kletterwand gibt es u. a. in
WINTER, S.: Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen, sowie in KITTSTEINER, J.
/ NEUMANN, P.: Klettern an der Boulderwand - Übungen und Spiele für Kinder und
Jugendliche.
Neben den Baulichen Voraussetzungen bedarf es aber auch Ideen und jeder Menge
Phantasie, um Klettern für Kinder und Jugendliche über einen gewissen Zeitraum
interessant und spannend zu machen. Dabei ist es gar nicht so schwer, durch
interessante Bewegungsaufgaben die Schüler immer wieder vor neue
Herausforderungen zu stellen. Die im Folgenden vorgestellten Spiele sind unter den
Gesichtspunkten „hoher Aufforderungscharakter“, „größere Schülergruppen (10-20
Schüler) und „Kooperation“ ausgewählt worden. Alle Angaben beruhen auf eigenen
Erfahrungswerten. In der Praxis ist es jedoch notwendig, die Spielregeln entsprechend
der vorhandenen Kletterwand, der entsprechenden Schülergruppe und der eigenen
Zielsetzung anzupassen und zu variieren! So ist z.B. fast jedes der hier vorgestellten
Spiele auch als Wettkampf einzelner Schüler oder mehrerer Gruppen gegeneinander
durchführbar. Im Vorfeld sollte sich jede Lehrkraft Gedanken machen, ob eine
Wettkampfsituation erwünscht ist. Wettkämpfe haben zwar hohen
Aufforderungscharakter, produzieren naturgemäß aber auch Verlierer!!! Als
pädagogisch wertvoll gelten solche Spiele, die kooperatives Handeln in der Gruppe
erfordern. In kooperativen Gruppenwettkämpfen lassen sich in der Regel die positiven
Aspekte von Wettkampf und Miteinander gut verbinden.
An dieser Stelle noch mal der Hinweis: Die hier vorgestellten Spiele liefern lediglich
eine Grundidee, die durch Regeländerungen auf vielfältige Weise variiert werden kann,
am besten durch die Schüler selbst!!! Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Viel
Spaß beim ausprobieren!
1. Übungen und Spiele zur Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit und
Geschicklichkeit
• Klettern / Bouldern ohne Geräusche zu produzieren, schult eine saubere
Fußtechnik. Gummibänder mit kleinen Glöckchen an Hand und/oder
Fußgelenken erhöhen den Reiz der Übung. Spielcharakter bekommt die Übung,
indem ein oder mehrere Schüler mit verbundenen Augen den oder die
Kletternden anzeigen oder berühren müssen.
• Zwei oder mehrere Schüler werden mit kurzen Reepschnurstücken (1-2 Meter
Länge), die sie sich in den Hosenbund klemmen miteinander verbunden. Ihre
Aufgabe besteht darin, an der Kletter- /Boulderwand von A nach B zu queren,
ohne dass die Schnüre „reißen“ bzw. einer von ihnen den Boden berührt. Die
Übung kann dadurch erschwert werden, dass leicht zerreißbare Materialien, wie
z.B. Klopapier als Verbindung benutzt werden.
• Klettern / Bouldern mit Handicaps, z.B. mit verbundenen Augen, mit einem
Luftballon unter dem T-Shirt oder zwischen den Beinen, mit Handschuhen
(Fäustlingen) an den Händen oder mit Gegenständen (z.B. Bierdeckel) auf dem
Kopf. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt!!!
• Gegenstände transportieren: Mehrere Schüler suchen sich auf Absprunghöhe
eine Position an der Wand. Nun werden Gegenstände (z.B. mit Wasser gefüllte
Pappbecher) vom ersten bis zum letzten Schüler der Reihe nach durchgereicht,
ohne dass einer der Kinder den Boden berührt!
1. Klassische Kletter- und Boulderspiele
• „Kofferpacken“: Eine Gruppe (2-10) Schüler entwickelt Zug um Zug einen
Boulder. Von einem Startgriff aus darf der erste Teilnehmer einen Griff anfügen,
also einen Zug machen. Der zweite übernimmt diesen Zug und darf einen
weiteren anfügen. Die Fähigkeit, sich Griffe und Bewegungen zu merken wird
hier geschult. Tipp: möglichst leistungshomogene Gruppen bilden!!!
• Tritte / Griffe ansagen (Partnerübung): Ein Schüler klettert, der andere darf die
zu benutzenden Griffe oder Tritte ansagen. Diese Übung schult das
Vorstellungsvermögen des „Ansagers“ für Kletterbewegungen und erweitert bei
geschickter Griff- bzw. Trittauswahl das Bewegungsspektrum des Kletternden!
• Tritte / Griffe sammeln (2-6 Schüler pro Gruppe): Jede Gruppe sucht sich zwei
gute Griffe zum festhalten. Nun versucht jeder der Teilnehmer der Gruppe
nacheinander so viele Tritte wie möglich mit den Füßen zu belasten (also Druck
auszuüben) ohne die Griffe zu verlassen. Die übrigen können laut mitzählen!
Welcher Schüler oder welche Gruppe schafft die meisten Tritte? Es können
natürlich auch Griffe gezählt werden. In diesem Fall werden zwei Tritte
ausgewählt, die beim Weitergreifen nicht verlassen werden dürfen!
• Bierdeckel sammeln: An einer Kletter-/ Boulderwand werden Bierdeckel
wahllos verteilt (mit Klebestreifen befestigen oder auf Griffe stellen). Das
Verteilen kann von der Lehrkraft (neutrale Person) oder den Schülern selbst
durchführt werden. Anschließend müssen die Bierdeckel von zwei festgelegten
Startgriffen aus wieder eingesammelt werden. Jeder Schüler darf dabei nur einen
Bierdeckel holen. Die Schwierigkeit kann dadurch erhöht werden, dass der
Bierdeckel auf dem Kopf balancierend zum Einstieg zurücktransportiert werden
muss! Heruntergefallene Bierdeckel zählen natürlich nicht! Anstelle von
Bierdeckeln können auch Bonbons o. a. verwendet werden. Das Spiel ist auch
gut als Staffel mit mehreren Gruppen durchführbar. Die Bewegungsintensität
kann dadurch erhöht werden, dass zuvor eine Laufstrecke zum Einstieg an die
Wand zurückgelegt werden muss. Vielfältige Variationen sind hier möglich!!!
• Memory: Mehrere Kartenpaare (können von Schülern leicht selbst hergestellt
werden) werden verdeckt an der Kletter-/ Boulderwand verteilt (ankleben mit
Kreppband) und müssen von den Spielern angeklettert werden. Jeder Schüler
darf jeweils zwei Karten umdrehen. Um den Spielverlauf zu beschleunigen,
kann man sich darauf einigen, dass jede umgedrehte Karte der Gruppe gezeigt
werden muss/darf. Es können mehrere Gruppen gegeneinander antreten: Welche
Gruppe schafft es zuerst, ihre Kartenpaare zu finden?
• Boulder definieren: In Kleingruppen (2-6 Schüler) entwickeln die Teilnehmer
gemeinsam einen Boulder, der anschließend von einer anderen Gruppe geklettert
werden soll. Die Start-, Zwischen- und Zielgriffe werden mit Kreide oder
Tapestreifen markiert (evt. auch die Tritte). Ziel beim anschließenden Klettern
ist es, dass alle Gruppenteilnehmer das Boulderproblem bewältigen.
Gegenseitige Unterstützung ist also erwünscht!!!
• Griffe (oder Tritte) wegdefinieren: Start- und Zielgriffe werden festgelegt.
Anschließend klettern die Teilnehmer einer Kleingruppe (2-6 Schüler)
nacheinander die Strecke zwischen Start- und Zielgriff. Jeder benutzte Griff
(oder Tritt) wird wegdefiniert (z.B. mit Tape abgeklebt) und darf von dem
darauf folgenden Kletterer nicht mehr benutzt werden. Ist die Griffdichte einer
Wand nur sehr gering, so kann jeweils pro Durchgang nur ein Griff (oder Tritt)
wegdefiniert werden (welchen kann z.B. die Gruppe entscheiden). Ein Ziel
könnte es sein, möglichst viele Durchgänge zu schaffen, bei der alle
Gruppenmitglieder durchkommen!
• Bouldern bzw. Klettern nach Farben: Zur Bewältigung einer Strecke dürfen nur
Griffe und/oder Tritte einer Farbe benutzt werden.
Literatur:
• KITTSTEINER, J. / NEUMANN, P.: Klettern an der Boulderwand - Übungen
und Spiele für Kinder und Jugendliche, Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung 2002
• KLEIN, P. / SCHUNK, E.: Klettern, Hofmann 2004
• WINTER, S.: Sportklettern mit Kindern und Jugendlichen, BLV München 2000