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].Jg'Febrnar32' I~eft19545/6 HEL~UT GRos und E~NST-JOSEF Km~BE~GE~: Spontanausscheidung. 1t5 die Unterscheidung zwisehen Aorteninsuffizienz und Pulmonatinsuffizienz kommt die Verspgtung der Dia- stoliea bei der Pulmonalinstfffizienz hinzu, die aus der Erfahrung der eigenen Untersuehungen bei cler Ver- wendung yon Asthmolysin nnd Adrenalin gewonnen wurde. Soweit bis jetzt gesagt werden kann, ist jeden- falls das versp~tete Auftreten etwa 0,1 see nach Be- ginn des II. Tones unvereinbar mit einer Aorten- insuffizienz, nicht ganz so sieher seheint zu sein, ob nieht trotz fehlender Verspgtung, es sieh in manchen F~llen nicht dennoch um eine relative Pulmonal- insuffizienz handeln kann. Zusammen/assung. Es wurden experimentell er- zeugte, transitorisehe diastolische Ger~usehe fiber der Basis des Herzens beschrieben. Ihr Auftreten beweist, dag aueh in der Diastole des Herzens funktionelle Ger~usche auftreten kSnnen. Mit Kenntnis ihres Ent- stehungsmechanismus und dem Phonokardiogramm konnte ein Beitrag zur Unterseheidbarkeit yon Aorten- insuffizienz und Pulmonalinsuffizienz geliefert werden. Literatur. ]3LUN[BERGEt~, K. G.: Erg. inn. Med. 62, 424 (1942). - - B6GE~, A., ]3. DEP~E U. K. WE:rZLE~: Arch. exper. Path. u. Pharmakol. 189, 480 (1938). -- ]~:gAUN-MENENDI~Z et L. A. SOLAr: Arch. internat. NEed. 63, 830 (t939). -- CON- DO~ELLI, L. : Schwciz. reed. Wschr. 1950, 986. - - Cardiologiea ~1, 379 (1952). --- Riforma reed. 195~, Nr 20. -- CONDORELLI, L., A. TU~e~ETTI, G. Scm~os~ et A. ST~ANO: Aeta cardiol. 6, 107 {1951). -- DALY: Quart. J. Physiol. 31, 129 (1941). -- DEL~S, L., W. BErG U. V. WAIBEL: Dtseh. Arch. klin. Med. 199, 554 (1952). --- ELLIs, L. B., and J. M. FAULK~ER: New England J. IVied. ~0, 943 (1939). -- EULER, U. S. v.: Verb. dtseh. Ges. Kreislaufforsch. 17, 8 (1951). -- EULEa, U. S. v., u.G. LILJ]SSTI~_4.NI): Aeta physiol scand. (Stockh.) 1~, 301 (1946).- FRANK, H. R.: Arzneimittel-Forseh. 2, 506 {1952). GILEWS~:~: Wien. meal. Wsehr. 18, 225 (1868). - - GEOSSE- Baoe~Ho~, F.: Vcrh. dtseh. Ges. Kreislaufforseh. 17, 34 (1951). -- Tuberkulosearzt 6, 385 (1952). -- HALL: Amer. J. Physiol. 7~, 446 (1925). -- H~L~Ea~, C~UCJaACD,VEaS~Em et REUX: Arch. internat. Pbarmacodynamie 85, 4 (1950). -- HocH~m~r, M., u. Cm J. KELLEa: Arch. exper. Path. u. Pharmakol. 164, 529, 552 (1932). -- HOLLDACK, K.: Verb. dtsch. Ges. l~'eislaufforsch. 15, 221 (1949). -- Erg. inn. Med. N.F. 3, 407 (1952). -- Vcrh. naturhistor.-med. Ver. Heidel- berg 19, 3, 23 (1953). -- HOLLDACK, Ion., U. W.D. GERTH: Dtsch. Arch. klin. Med. 199, 151 (1952). -- HOLL~AeK, K. u. A. F. MIELKE: Klin. Wschr. 1959, 719. -- LAr~E~L6F, H., L. WEEKS, H. BUCHT U. A. HOL~G~EN: Verh. dtseh. Ges. Kreislaufforseh. 15, 213 (1949). -- LASZT, L., u. A. h{~d'LLER: Helvet. physiol. Aeta 9, 326 (1951). -- LEATHA~, A.: Prec. Roy. See. Med. 4~, 309 {1949). -- LEVINE, S.A., and W. P. HArvEY: Clinical auscultation of the heart. Philadelphia 1949. -- LtLJESTRAND, G. : Arch. exper. Path. u. Pharmakol. -~08, 173 (1949). -- MATTHES: Kreislaufuntersuehungen am Menschen mit fortlaufend registrierendenMethoden. Stuttgart: Thieme 1951. -- McKEsICK, V.A.: Amer. Heart J. 467, 46 (1953). - - MOELLER, J., u. E. Ko~PE~MAtCN: Z. Kreistauf- forsch. -1t9, 333 (1950). - - PAWI~SKI, J.: Dtseh. Arch. ktin. Med. 52, 519 (1894). --- SCHEZF, D.: Klin. Wsehr. 1930, 868. STEELL, G.: Med. Chron. 8, 89 (1888); 9, 182 (1888/89). - - Med. Chron., N. s. ~, 409 (1895). -- WESER, A.: Herzsch~ll- registrierung. Kreislaufbfich., Bd. 8. Dresden: Th. Steinkopff 1944. - - WELLS, B. G., M. B. RA:SPA~'O~T and tt. B. SPRACtrE : Amer. Heart J. 37, 586 (1949); ~8, 69 (1949). -- WETZLE~, K., U. A. B6GE~: Arch. exper. Path. u. Pharmakel. 187, 65 (1937). SPONTANAUSSCHEIDUNG V0N p-OXYPHENYLBRENZTRAUBENS~URE IlIl HARN *. Von H~L.~UT G~os und E~NST-JOSEF KmNBE~GE~. Aus der I~edizinischen Universit~tsMinik Mainz (Direktor: Prof. Dr. K. VoI~). Die Belastung des Organismus mit p-Oxyphenyl- brenztraubensaure (p-Opbs) finder in der Klinik in Form der Testaeidprobe Ms Leberfunktionspriifung all- gemeine Anwendung. Sic dient zur Erfassung der oxydativen Leistungsf£higkeit der Leber. Als erste besehrieben FELIX und TESKE bei Leberschgden eine Zunahme der quantitativen Millonreaktion im Harn nach peroraler Belastung mit p-Opbs, die veto gesunden Orga- nismus restlos abgebaut werden sell. Allerdings stellt die Millonprobe eine Gruppenreaktion dar, die in ihrem wasser- 16slither Anteil unver~ndertes Tyrosin, in ihrem ~therlSslichen Anteil Phepolderivate, darun~er aueh die p-Opbs erfaBt. Dieser Naehteit einer gewissen Unspezifitat halter aueh den h~odifikationen yon E~1~mIC~, C~EME~ und BERGER, KIRNBEI%GER sowie von G~REMER und KIRNBERGER an, die sieh die Eigensehaft der Ketosauren, mit 2,4-Dinitrophenylhych'a- zin Hydrazon zu bilden, zu Nutze machten. In neuerer Zeit wurde yon FELIX und LEONtIARDI ehle spezifische Bestim- mungsmethode der p-Opbs angegeben, bei tier diese dureh Kupplung mit Echtrot diazotiert wird. In eingehenden klini- sehen Vergleiehsuntersuehuugen konnte der eine yon uns die tJberlegenheit der Diazoreaktion gegentiber den anderen Be- stimmungsmethoden naehweisen. :Nach den Untersuchungen yon FELIX, ZOR_~und DmR- KALTENBACH entsteht naeh Einwirkung yon Tyrosin auf Leber- und Nierengewebe p-Opbs, jedoch nur bei Verwendung der kSrperiremden d-Form. Die natfirliehe, aueh in der Nab- rung vorkommende 1-Aminosaure wird einem anderen, bisher noeh nicht v611ig geM~rten Abbauprozeg unterworfen. Man nimmt zwei versehiedene Fermentsysteme an. Die Tyrosht- oxydase I kommt in Leber und Niere vet und hat die Aufgabe, t-Tyrosin zu einem bisher unbekannten, vielleicht chinoiden Zwischenprodukt zu dehydrieren '(FELIX und SeHXFE~). Die * Durchgeffihrt mit Unterstfitzung tier Deutschen Forschungsge- meinschaft. Tyrosinoxydase II finder sich nur in der Leber und greift sowohl das Dehydrierungsprodukt des 1-Tyrosins als auch die p-Opbs an, welehe nach FELIX durch Desaminierung des d- Tyrosins dutch das Flavinferment d-Aminos£ureoxydase ent- steht. Der an die Leber gebundene weitere Abbauvorgang verl~uft oxydativ mittels der Tyrosinoxydase II bis zu den Endstufen Aeetessigs~ure, Kohtendioxyd und Alanin. Die d- und die t-Form des Tyrosins bilden also gleiche End- produkte. Nach den bisherigen Anschauungen stellt die p-Opbs ein kSrperfremdes Stoifweehselprodukt dar, welches im Ham Stoffwechse]gesunder nicht vorkommt. Bei Lebersch~den sol1 sic nur nach vorheriger Zufuhr im Ham naehweisbar sein. Allerdings beschrieb bereits 1932 ?¢IEDES an Hand eines Krankheitsfalles eine StSrung des Tyrosinstoffwechsels, die sic als Tyrosinosis bezeichnete und bei der sie yon einer spontanen Harn- ausscheidung yon p-Opbs beriehtet. Auch bei Friih- geburten im Vitamin C-Mangel wird p-Opbs im Ham ausgeschieden (LEvIXE und Mitarbeiter). Bei zwei Leberkranken wiesen FELIX, LEONI~IAt~DIundv. GLA- SENAPr ebenfMts p-Opbs im Urin nach. Entsprechende Einzelbeobachtungen wurden aueh yon uns gemaeht. Sie gaben Veranlassung zu planmKl3igen Untersuchun- gen fiber das Vorkommen und die Bedeutung dieser Stoffwechselst6rung. Wir untersuehten in tiber 400 F~llen den 24-Std-Harn auf seinen Gehalt an p-Opbs, und zwar sowohl bei Gesunden als aueh bei Patienten mit den verschiedensten Erkrankungen, insbesondere solehen der Leber. Wir bedienten uns der bereits erw/~hnten spezifisehen Methode nach FELIX und LEONHARDI, mit der sieh selbst kleinste Mengen dieser Substanz erfassen Iassen. 8*

Spontanausscheidung von p-Oxyphenylbrenztraubensäure im Harn

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].Jg'Febrnar32' I~eft19545/6 HEL~UT GRos und E~NST-JOSEF Km~BE~GE~: Spontanausscheidung. 1 t5

die Unte rsche idung zwisehen Aorteninsuff izienz u n d Pulmonat insuff iz ienz k o m m t die Verspgtung der Dia- stoliea bei der Pulmonalinstfff izienz hinzu, die aus der Er fah rung der eigenen U n t e r s u e h u n g e n bei cler Ver- wendung yon Asthmolys in n n d Adrena l in gewonnen wurde. Soweit bis je tz t gesagt werden kann , ist jeden- falls das versp~tete Auf t re ten etwa 0,1 see nach Be- g inn des I I . Tones unvere inba r mi t einer Aorten- insuffizienz, n ich t ganz so sieher seheint zu sein, ob n ieh t t rotz fehlender Verspgtung, es sieh in m a nc he n F~l len n icht dennoch um eine relat ive Pulmonal - insuffizienz hande ln kann .

Zusammen/assung. Es wurden exper imentel l er- zeugte, t ransi tor isehe diastolische Ger~usehe fiber der Basis des Herzens beschrieben. Ih r Auf t re t en beweist, dag aueh in der Diastole des Herzens funkt ionel le Ger~usche auf t re ten kSnnen. Mit K e n n t n i s ihres En t - s tehungsmechanismus u n d dem Phonokard iogramm konn te ein Beitrag zur Untersehe idbarke i t yon Aorten- insuffizienz und Pulmonal insuff iz ienz geliefert werden.

Literatur. ]3LUN[BERGEt~, K. G.: Erg. inn. Med. 62, 424 (1942). - - B6GE~, A., ]3. DEP~E U. K. WE:rZLE~: Arch. exper. Path. u. Pharmakol. 189, 480 (1938). - - ]~:gAUN-MENENDI~Z et L. A. SOLAr: Arch. internat. NEed. 63, 830 (t939). - - CON- DO~ELLI, L. : Schwciz. reed. Wschr. 1950, 986. - - Cardiologiea ~1, 379 (1952). --- Riforma reed. 195~, Nr 20. - - CONDORELLI, L., A. TU~e~ETTI, G. Scm~os~ et A. ST~ANO: Aeta cardiol. 6, 107 {1951). - - DALY: Quart. J. Physiol. 31, 129 (1941). - - DEL~S, L., W. BErG U. V. WAIBEL: Dtseh. Arch. klin. Med.

199, 554 (1952). --- ELLIs, L. B., and J. M. FAULK~ER: New England J. IVied. ~0 , 943 (1939). - - EULER, U. S. v.: Verb. dtseh. Ges. Kreislaufforsch. 17, 8 (1951). - - EULEa, U. S. v., u.G. LILJ]SSTI~_4.NI): Aeta physiol scand. (Stockh.) 1~, 301 (1946) . - FRANK, H. R.: Arzneimittel-Forseh. 2, 506 {1952). GILEWS~:~: Wien. meal. Wsehr. 18, 225 (1868). - - GEOSSE- Baoe~Ho~, F.: Vcrh. dtseh. Ges. Kreislaufforseh. 17, 34 (1951). - - Tuberkulosearzt 6, 385 (1952). - - HALL: Amer. J. Physiol. 7~, 446 (1925). - - H~L~Ea~, C~UCJaACD, VEaS~Em et REUX: Arch. internat. Pbarmacodynamie 85, 4 (1950). - - HocH~m~r, M., u. Cm J. KELLEa: Arch. exper. Path. u. Pharmakol. 164, 529, 552 (1932). - - HOLLDACK, K.: Verb. dtsch. Ges. l~'eislaufforsch. 15, 221 (1949). - - Erg. inn. Med. N.F. 3, 407 (1952). - - Vcrh. naturhistor.-med. Ver. Heidel- berg 19, 3, 23 (1953). - - H O L L D A C K , Ion., U. W.D. GERTH: Dtsch. Arch. klin. Med. 199, 151 (1952). - - HOLL~AeK, K. u. A. F. MIELKE: Klin. Wschr. 1959, 719. - - LAr~E~L6F, H., L. WEEKS, H. BUCHT U. A. HOL~G~EN: Verh. dtseh. Ges. Kreislaufforseh. 15, 213 (1949). - - LASZT, L., u. A. h{~d'LLER: Helvet. physiol. Aeta 9, 326 (1951). - - LEATHA~, A.: Prec. Roy. See. Med. 4~, 309 {1949). - - LEVINE, S.A., and W. P. HArvEY: Clinical auscultation of the heart. Philadelphia 1949. - - LtLJESTRAND, G. : Arch. exper. Path. u. Pharmakol. -~08, 173 (1949). - - MATTHES: Kreislaufuntersuehungen am Menschen mit fortlaufend registrierenden Methoden. Stuttgart: Thieme 1951. - - McKEsICK, V.A.: Amer. Heart J. 467, 46 (1953). - - MOELLER, J., u. E. Ko~PE~MAtCN: Z. Kreistauf- forsch. -1t9, 333 (1950). - - PAWI~SKI, J.: Dtseh. Arch. ktin. Med. 52, 519 (1894). --- SCHEZF, D.: Klin. Wsehr. 1930, 868. STEELL, G.: Med. Chron. 8, 89 (1888); 9, 182 (1888/89). - - Med. Chron., N. s. ~, 409 (1895). - - WESER, A.: Herzsch~ll- registrierung. Kreislaufbfich., Bd. 8. Dresden: Th. Steinkopff 1944. - - WELLS, B. G., M. B. RA:SPA~'O~T and tt. B. SPRACtrE : Amer. Heart J. 37, 586 (1949); ~8, 69 (1949). - - WETZLE~, K., U. A. B6GE~: Arch. exper. Path. u. Pharmakel. 187, 65 (1937).

SPONTANAUSSCHEIDUNG V0N p-OXYPHENYLBRENZTRAUBENS~URE IlIl HARN *. V o n

H~L.~UT G~os u n d E~NST-JOSEF KmNBE~GE~. Aus der I~edizinischen Universit~tsMinik Mainz (Direktor: Prof. Dr. K. VoI~).

Die Belas tung des Organismus mi t p-Oxyphenyl - b renz t r aubensau re (p-Opbs) f inder in der Kl in ik in F o r m der Testaeidprobe Ms Leberfunkt ionspr i i fung all- gemeine Anwendung . Sic d ient zur Erfassung der o x y d a t i v e n Leistungsf£higkeit der Leber.

Als erste besehrieben FELIX und TESKE bei Leberschgden eine Zunahme der quantitativen Millonreaktion im Harn nach peroraler Belastung mit p-Opbs, die veto gesunden Orga- nismus restlos abgebaut werden sell. Allerdings stellt die Millonprobe eine Gruppenreaktion dar, die in ihrem wasser- 16slither Anteil unver~ndertes Tyrosin, in ihrem ~therlSslichen Anteil Phepolderivate, darun~er aueh die p-Opbs erfaBt. Dieser Naehteit einer gewissen Unspezifitat halter aueh den h~odifikationen yon E~1~mIC~, C~EME~ und BERGER, KIRNBEI%GER s o w i e v o n G~REMER u n d KIRNBERGER a n , die sieh die Eigensehaft der Ketosauren, mit 2,4-Dinitrophenylhych'a- zin Hydrazon zu bilden, zu Nutze machten. In neuerer Zeit wurde yon F E L I X und LEONtIARDI ehle spezifische Bestim- mungsmethode der p-Opbs angegeben, bei tier diese dureh Kupplung mit Echtrot diazotiert wird. In eingehenden klini- sehen Vergleiehsuntersuehuugen konnte der eine yon uns die tJberlegenheit der Diazoreaktion gegentiber den anderen Be- stimmungsmethoden naehweisen.

:Nach den Untersuchungen yon FELIX, ZOR_~ und DmR- KALTENBACH entsteht naeh Einwirkung yon Tyrosin auf Leber- und Nierengewebe p-Opbs, jedoch nur bei Verwendung der kSrperiremden d-Form. Die natfirliehe, aueh in der Nab- rung vorkommende 1-Aminosaure wird einem anderen, bisher noeh nicht v611ig geM~rten Abbauprozeg unterworfen. Man nimmt zwei versehiedene Fermentsysteme an. Die Tyrosht- oxydase I kommt in Leber und Niere vet und hat die Aufgabe, t-Tyrosin zu einem bisher unbekannten, vielleicht chinoiden Zwischenprodukt zu dehydrieren '(FELIX und SeHXFE~). Die

* Durchgeffihrt mi t Unterstf i tzung tier Deutschen Forschungsge- meinschaft .

Tyrosinoxydase II finder sich nur in der Leber und greift sowohl das Dehydrierungsprodukt des 1-Tyrosins als auch die p-Opbs an, welehe nach FELIX durch Desaminierung des d- Tyrosins dutch das Flavinferment d-Aminos£ureoxydase ent- steht. Der an die Leber gebundene weitere Abbauvorgang verl~uft oxydativ mittels der Tyrosinoxydase II bis zu den Endstufen Aeetessigs~ure, Kohtendioxyd und Alanin. Die d- und die t-Form des Tyrosins bilden also gleiche End- produkte.

Nach den bisherigen Anschauungen stellt die p-Opbs ein kSrperfremdes Stoifweehselprodukt dar, welches im H a m Stoffwechse]gesunder n icht vorkommt . Bei Lebersch~den sol1 sic nu r nach vorheriger Zufuhr im H a m naehweisbar sein. Allerdings beschrieb berei ts 1932 ?¢IEDES an H a n d eines Krankhei ts fa l les eine StSrung des Tyrosinstoffwechsels, die sic als Tyrosinosis bezeichnete u n d bei der sie yon einer spon t a ne n Ha rn - ausscheidung yon p-Opbs beriehtet . Auch bei Fr i ih- gebur ten im Vi tamin C-Mangel wird p-Opbs im H a m ausgeschieden (LEvIXE und Mitarbeiter) . Bei zwei Leberk ranken wiesen FELIX, LEONI~IAt~DI u n d v . GLA- SENAPr ebenfMts p-Opbs im U r i n nach. En t sp rechende E inze lbeobach tungen wurden aueh yon uns gemaeht . Sie gaben Veranlassung zu planmKl3igen Un te r suchun- gen fiber das Vorkommen u n d die Bedeu tung dieser Stoffwechselst6rung.

Wir untersuehten in tiber 400 F~llen den 24-Std-Harn auf seinen Gehalt an p-Opbs, und zwar sowohl bei Gesunden als aueh bei Patienten mit den verschiedensten Erkrankungen, insbesondere solehen der Leber. Wir bedienten uns der bereits erw/~hnten spezifisehen Methode nach FELIX und LEONHARDI, mit der sieh selbst kleinste Mengen dieser Substanz erfassen Iassen.

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Klinische 116 t t ~ r u ~ GRos und ERNS~-JosEF KnCN~ERG]m: Spontanausscheidung. Wochenschrift

Wie zu erwarten, ~-arde bei Stoffwechselgesunden niemMs p-Opbs im IIarn naehgewiesen.

Unser t tauptaugenmerk riehteten wit auf Leber- parenehymerkrankungen. Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind der folgenden Tabelle zu ent- nehmen.

Tabelle 1, Spontanausscheidung yon p-Opbs im Harn bei Lebe@ranken.

Diagnose F~ille Positiv Negativ

Hepatitis epidemica . . . . Lebercirrhose . . . . . . . Chronische tIepatopathie . Chronische St~uungsleber . Lebermetastasen . . . . . Fettleber . . . . . . . . Cholangitis . . . . . . . .

28 43

9

122

2O 43 15

8 9

4

99

8

7 I

4 3

23

Es ergibt sieh, dal~ Spontanausscheidungen yon p-Opbs bei Leberparenchymsehadigungen durchaus keine Seltenheit darstellen, sondern im Gegenteri fiberaus haufig vorkommen. Die Ausscheidungswerte schwankten zwisehen einigen und weir fiber 100 mg. In der hIehrzahl der Falle ]agen sie um 40 mg. Bei den I tepati t iden war der Schweregrad des klinisehen Brides nicht yon entseheidender Bedeutung ffir das Auftreten bzw. die It6he der p-Opbs-Ausscheidung. Bei den Cirrhosen, bei denen in allen Fallen p-Opbs ausgesehieden ~-urde, handelte es sich fiberwiegend um LA~NN~csehe Cirrhosen, vereinzelt aueh um eholangitisehe und biliare Formen. t t ier war, im Ge- gensatz zu den Hepatitiden, eine Abhangigkeit der Ausseheidungsmenge yon der Schwere der Erkranktmg zu erkennen. W/ihrend bei der kompensierten Cirrhose im Durchsehnitt ebenfalls 40 mg ausgesehieden wurden, betrug die Ausseheidungsmenge bei den dekompen- sierten F/illen im Durehsehnitt nahezu das Doppelte, Die h6chsten Werte fanden wir bei der splenomegalen Cirrhose, bei der die ausgesehiedene Menge an p-Opbs fast stets fiber 100 mg lag, nnd bei der wir auch den absolut hSchsten Wert yon 182 rag nachwiesen. Bei der chronisehen Hepatopathie sahen wir positive Ergeb- nisse bei den Fallen mit starkeren Funktionsst6rungen. p-Opbs wurde haufig auch bei ehronischer Stauungs- leber, konstant bei Lebermetastasen ausgesehieden. Die Quantitat stand in einer gewissen Beziehung zur Durchsetzung der Leber dureh Careinomgewebe. Bei den Fallen yon Fettleber handelte es sieh um unge- klar te LebervergrSBerungen, deren Genese histo- logiseh gesiehert wurde. Hier fanden wir neben einem negativen Ausfall der Leberfunktionsproben aueh keine p-Opbs-Ausseheidung. Von den Cholangitiden war etwa die Halfte positiv. Bei mehreren Hepatit iden verfolgten wir die Ausseheidung yon p-Opbs wahrend des Verlaufes ~ und naeh Abklingen der Erkrankung. Wir stellten lest, dab die Ausscheidungsmengen zwar allmahlieh abnahmen, dab aber auch naeh Versehwin- den aller klinisehen Symptome und Normalisierung der Leberfunktionsproben noeh fiber ]~Ionate hinaus p-Opbs ausgesehieden wurde. Dies steht im Einklang mit den yon F~LIx bereits 1944 gemaehten Erfahrun- gen mit der Testacidprobe.

Sehr haufig wurde eine p-Opbs-Ausseheidung auch bei Bluterkrankungen naehgewiesen (s. folgende Ta- belle).

Tabelle 2. Sponlanausscheldung yon p-Opbs bei Bluterkrankungen.

Diagnose

Blutungsan/imie . . . . . Perniciosa . . . . . . . . Panmyelopathie . . . . . Loutitan~mie . . . . . . . PolycytM, mie . . . . . . Agranulocytose . . . . . . Chronische Myelose . . . . Chronische Lymphadenose. Myeloblastenleukamie... Myelofibrose . . . . . . . Lymphogranulomatose . . Morbus Werlhof . . . . .

F/~IIe

41

Positiv

2

2 2 7

6 3

35

Negativ

2

i 2

1

Alle Patienten, dieser Gruppe, die eine starkere Anamie aufwiesen, schieden auch p-Opbs aus. Die p-Opbs-Menge schwankte innerhalb re]ativ weiter Grenzen. Sie lag, im ganzen gesehen, wohl etwas niedriger als bei den Leberparenchymsehadigungen und wies vielfaeh, aber durchans nicht konstant, Beziehungen zum Grad der Anamie auf. Die h6chsten Ausscheidungswerte wurden Mlerdings bei den schwer- sten Anamien gesehen. Die beiden negativen Ergeb- nisse bei der Perniciosa erhielten wir bei weitgehend rekompensierten Fallen, wahrend die iibrigen sechs de- kompensiert waren. Auch die an einer Loutitanamie leidende Patientin hat te ein relativ gutes Btutbild. Eine p-Opbs-Ausscheidung fehlte auch bei Poly- eythamien. Fiir die mit einer Ausnahme bei den chronischen Leukamien und der Lymphogranulo- matose gefundene p-Opbs-Ausseheidung war often- sichtlich die Mitbetefligung der Leber am Krankheits- geschehen entscheidend. LedigHch in einem Fall yon chronischer Lymphadenose wurde keine p-Opbs im Harn nachgewiesen. Hier ergab die Autopsie das vSllige Fehlen leukamischer Infiltrate in der Leber.

Reeht haufig wurde p-Opbs auch bei Infektions- krankheiten nachgewiesen, und zwar regelmaBig bei Salmonellainfektionen, Virusinfekten und septischen Prozessen, z .B. der Endoearditis lenta. Aueh bei einer Reihe yon Fallen, die dem rheumatischen Formenkreis angeh6rten, erhielten wit positive Ergeb- nisse. Diese Patienten zeigten allerdings fast stets aueh Symptome einer Leberparenchymsehadigung. Hier und da wurde p-Opbs aueh bei schweren ehroni- sehen Infekten verschiedener Art naehgewiesen.

p-Opbs wurde ferner, und zwar konstant bei hoeh- gradiger Arteriosklerose ausgesehieden, nieht selten aueh bei malignen Tumoren (ohne naehweisbare Leber- metastasen) und bei multipler Sklerose. Bei der letzterenhandelte es sich dann stets um fortgeschrittene Stadien mit Zeichen einer Leberschadigung. Sehwere Hyperthyreosen wiesen ebenfalls meist eine p-Opbs- Ausseheidung auf. Bei anderen Krankheitsgruppen wurde nut in Ausnahmefallen einmal p-Opbs im H a m gefunden.

Von entseheidender Wichtigkeit war die Frage, ob die yon uns im Saulenehromatogramm gefundenen Farbringe tatsachlieh p-Opbs darstellten. Dies konnten wit dutch Kontrollen mit Testl6sungen naehweisen. Unsere Ergebnisse wurden aueh yon LEONgAI~DI be- statigt.

Bei stationaren Krankheitsbildern zeigten die in versehiedenen Zeitabstanden bestimmten Aussehei- dungsmengen nur sehr geringe Sehwankungen.

fig. 32, Heft 5/6 H~L~VT G~os und E ~ s ~ - J o s ~ F N_r~BE~Gm~: Spont~n~usseheidung. 117 1. Februar 1954

Bespmchung der E~yebnisse. Bisher nieht durehgeffihrte planm~gige Unter-

suehungen fiber das spontane Auftreten yon p-Opbs im Ham ergaben, dab diese StoffwechselstSrung, die erstmals von MEDES besehrieben und Tyrosinosis be- nannt wurde, offensiehtlieh viel h~afiger vorkommt als seither angenommen wurde. Naeh der bisherigen Ansieht (LEONHARDI) seheint die Tyrosinosis zwei ver- sehiedene StoffweehselstSrungen Zu umfassen, und zwar den unphysiologisehen Abbau des ]-Tyrosins zu p-Opbs, welehe normalerweise nut aus der d-Form entstehen soll, und die Urff~higkeit der Leber, diese S~ure zu oxydieren. Exogenes Tyrosin seheint keine golle zu spielen. Selbst naeh Verabfolgung grSgerer Mengen tyrosinreieher Nahrangsmittel (Quark) and reinen 1-Tyrosins fanden wit keine Verst~rkung der Spontanausseheidung. In friiheren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dab nach Quarkbelastung zwar die Millonreaktion im Ham zunahm, die Diazo- reaktion hingegen unbeeinfluBt b]ieb. Dies deutet darauf lain, dab exogen zugefiihrtes Tyrosin unver- ~i.ndert ausgeschieden ~drd, jedenfalts nieht in den oben gesehilderten Abbaaprozeg einmfindet, tdber die Einzelheiten der intermedi~ren Stoffweehselvorg/~nge ist noch nichts genaues bekannt. So wissen wir nieht, ob endogenes l-Tyrosin in die d-Fore iibergeht und daraus p-Opbs entsteht. Auf Grund yon Unter- suehungen an Leberhomogenaten halten es K~ox und Mitarbeiter ffir mSgIieh, dab aueh physiologiseh l- in d-Tyrosin iibergehen kann. Der zweite denkbare Weg, den LEOI~'tIAICDI armimmt, w~re der, dab die Tyrosin- oxydase I fehlt oder nieht wirken karm, so dab l-Ty- rosin dureh die yon G~EE~ and Mitarbeiter aufgefun- dene l-Aminos/~ureoxydase zu p-Opbs desaminiert wird. Auf jeden Fall aber dfirfte das mangelnde Oxy- dationsverm6gen der Leber entseheidend sein, da das intakte Organ p-Opbs abbaut. Dabei ist zu berfick- siehtigen, dab die Leber infolge ihrer vorwiegend venSsen Blutversorgung sehr sauerstoffempfindlieh ist und sich infolgedessen unter Umst~nden sehon ein relativ geringes Sauerstoffdefizit bemerkbar macht. Das hi~ufige Vorkommen yon p-Opbs im Ham Leber- kranker bedaff nach dem Gesagten won keiner weiteren Erkl~rung. Erw~hnt sei in diesem Zu- sammenhang, dab bei den wenigen, histologiseh siehergestellten F/~llen yon Fettleber eine p-Opbs- Ausseheidung fehlte. Die positiven Ergebnisse bei akuten Infektionskra~kheiten wie Typhus and Bang, bei septisehen Prozessen und sehweren I-Iyperthyreosen lassen sieh zwanglos aueh aaf eine Leberli~sion zuriick- fiihren. Bei den Virasinfekten denkt man an einen viraten Hepatotropismus (z. B. bei der infektiSsen Mononueleose). Bei der multiplen Sklerose konnten wir in gemeinsamen Untersuehungen mit FAvs~ eine h/~ufige StSrang des Leberstoffwechsels nachweisen. Soweit sieh im Harn yon Rheamatikern p-Opbs nach- weisen lieB, wurden fast immer auch Leberfunktions- stSrungen festgest~ilt. In den Fi~llen yon sehweren ehronisehen Infekten mit positivem p-Opbs-Naehweis tag wahrscheinlieh auch eine toxische Lebersch~di- guag vor. Das gleiehe d/irfte fiir die malignenTumoren gelten (Eiweil~zeffail). Bei den yon uns untersuehten chronisehen Leuk/~mien und Lymphogranulomatosen war mit einer Aasnahme stets die Leber mitbeteiligt. Dies war der einzige Fall, bei dem keine p-Opbs aus- geschieden wurde. Die h~afig positiven Ergebnisse

bei Ani~mien lassen sieh dutch den allgemeinen Sauer- stoffmangel erkl/~ren, zumal mit Besserung des Blur- brides die p-Opbs wieder aus dem Itarn versehwand. ]3ei der ArteriosMerose mag die p-Opbs-Ausscheidung vielleicht ebenfalls auf einem Saaerstoffdefizit be- ruhen.

Einer besonderen Bespreehang bedarf die Rolle der h~tz am Zustandekommen der Tyrosinosis. Bei den beiden Leberkranken, bei denen FELIX undMitarbeiter eine Spontanausscheidung yon p-Opbs gesehen batten, war sie entfernt worden. Sie messen dieser Tatsache eine besondere Bedeutung zu und weisen darauf bin, dab entmilzte Tiere Sauerstoffmangel sehleeht ver- tragen und dab der respiratorisehe Stoffweehsel dureh den Wegfall der Milz gesteigert wird. Bei arteriellen Drosselungsversuchen land REr~, dab die Milz an die Leber einen Wirkstoff abgibt, der eine Mehrdurch- blutung der Arteria hepatica zur Folge hat. Er nannte ihn tIypoxylienin. Dieser soll auch die Leber zur Bildung eines Stoffes veranlassen, der eine Anpassung an die schleehteren Sauerstoffbedingungen ermSglicht. FELIX zieht den SchlaB, dab erst durch den Aasfall der Milz das OxydationsvermSgen der Leber derart gestSrt wird, dab es zur Ausscheidung yon p-Opbs kommt. Dies soil aber nur ffir ein bereits geseh/~digtes Organ gelten, da er bei einem gesundenPatienten, dem wegen eines Urdalles die Milz entfernt worden war, keine p-Opbs land. Aueh wit konnten bei zwei, naeh einem Trauma Splenektomierten keine p-Opbs naeh- weisen. Andererseits fehlte bei der g~'0Ben Anzahl yon Leberkranken mit einer Spontanausseheidung yon p-Opbs nur bei einem die Milz und gerade die h6ehsten Werte sahen wit bei splenomegalen Cirrhosen. Wit" fanden aber aueh Spontanausseheidungen bei Xrank- heitsbildern, bei denen eine wesentliche Mitbeteitigung der Milz nieht sehr wahrseheinlieh war. Unsere Be- funde spreehen insgesamt also gegen eine Bedeutung der Milz beim Zustandekommen der Tyrosinosis.

In vielen F/~llen wurde neben der Untersuchung des Leerharnes auf seinen Gehalt an p-Opbs aueh die Testaeidprobe durehgeffihrt. Insoweit bereits spontan p-Opbs ausgesehieden wurde, nahm erwartungsgem£g die Ausseheidangsmenge naeh Belastung meist Zu. In einigen wenigen Fi~llen blieben die Ausseheidungswerte naeh Belastung in der tt6he der Spontanausseheidung. Dieses Ph~nomen bleibt zun/~ehst unerkl~rlieh. Ein- leuchtend ist dagegen die h~ufige Beobaehtung, dab bei leiehteren St6rungen p-Opbs erst naeh Belastung im Ham gefunden wurde (Belastungsinsuffizienz). Ein Ersatz der Testacidprobe Ms LebeffunktionsstSrung dureh die Untersuehang des Leerharnes auf p-Opbs ist danaeh nieht mSglieh.

Zusaramen/assung. In fiber 400 Untersuehungen kormte naehgewiesen werden, dag das Vorkommen yon p-Oxyphenylbrenztraubens/~ure im Ham keine Seltenheit darstellt, wie bisher angenommen wurde, Eine Spontanausscheidung yon Oxyphenylbrenztrau- bens~ture wurde sehr h~ufig bei Leberparenehym- seh£digungen und Bluterkrankungen gefunden, auBer- dem bei Irdekten, mMignen Tumoren und einigen anderen Erkrankungen.

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BEITRAG ZUR FRAGE D E R B L U T E O S I N O P H I L I E BEI MALIGNEN TUMOREN.

Von

H . E . G~EWE u n d H . E . SCHLITTER. Aus der Chirurgischen Klinik am St~dtischen tt:rankenhaus 3{oabit, Berlin (%-rtl. Direktor: Prof. Dr. E. GOHRBANDT).

In den I~ahmen einer allgemeinen Tumordiagnostik gehSrt schon routinem~t3ig neben der Ermit t ]ung der BSR und der KSrper temperatur das Blutbild. Die hierbei bisher gemachten Beobachtungen zeigten, dab bei malignen Tumoren im weiBen Blutbild h~iufig eine ~nderung aufzufinden ist. Diese besteht meist in einer neutrophilen Leukocytose mi t entsprechender Links- verschiebung und relativer Verminderung der Lym- phocyten als Ausdruck echter Blutbildungsi~nderungen im Gegensatz zu den Verteilungs/inderungen innerhalb der Blutbuhn (A. LESSLER, L. tIEILMEYER). Seltener dagegen finder sich eine deutliche Eosinophilie (Eosino- phite fiber 4%), zuweflen zeigten sich auch unreife Formen (Myeloblasten, Myelocyten). Die Hypothesen fiber die mSgliche Ursaehe dieser Ver/inderungen in der Blutzusammensetzung sind zahlreich und werden auch heute noch im wesentlichen auf 3 Faktoren zu- rfickgeffihrt: a) Toxische Sch~digungen, b) sekund~re Infektion zeffallender Gesehwfilste und c) Metastasen in den Lymphknoten und im Knochenmark.

Aus der Tatsache, dab trotz dauernden Untergangs der Leukocyten und entsprechender Neubildung die Leukocytenzahl des peripheren Btutes sowie die Ver- teilung der einzelnen Formen normalerweise weit- gehend konstant gehalten wird, ist n~eh HEmMEYER auf das Vorliegen einer best immten fibergeordneten Regulation zu schlieBen. Klinische Beobachtungen machten zuerst eine fibergeordnete Regulierung des weiBen Blutbildes wahrscheinlich (FALTA, HOFF, L/3B- ~RS , CA]~n~ und SLATA), und l ieBen sich auch experi- mentell best~tigen (HoFF und R o s ~ o w , HAYASHn)A, PASZTOn, H~ILM~¥~n, G ~ s s ~ n. a.).

Die toxischen Rfickwirkungen wachsender bzw. zer- fallender Malignome auf den Gesamtorganismus sowie die Zusammenh~nge zwischen Tumor]eukocytose und entzfindlicher Stromareaktion in der niiheren Tumor- umgebung oder in den region/iren Lymphknoten sind nicht in Frage zu stellen. Es erscheint uns aber der Hinweis auf den fibergeordneten Blutregulations- mechanismus bei der Beurteflung des Blutbfldes Tu- morerkrankter wiehtig.

Die yon einer AnzaM yon Autoren (T~E~LI4AB]~I¢, T ~ N K ~ , C ~ E ~ , HACK~A~<~ U. a.) beobachtete Vermehrung verschiedener cellul/~rer Blutelemente so- wohl in der Blutbahn ats auch im Tumors t roma werden grSBtenteils als Symptome einer gesteigerten Abwehr gedeutet .

Obwohl in der Li teratur keine grSBeren Angaben fiber das Auftreten einer Bluteosinophilie beim Carci- nora zu finden sind, wies in neuerer Zeit M~O}~ENFEL- DE~ erneut darauf bin, dab eine ungew6hnlich hohe Eosinophilie bei mMignen Tumoren durchaus nicht ganz selten sei. Sie f~nde sich jedoch ausschlieBlich bei

metastasierenden Tumoren. Auch SCtIMIDT berichtete fiber 2 Carcinompatienten mit hochgradiger Blut- eosinophilie, bei denen ein Parasitenbefall ausge- schlossen werden konnte. Statistische Untersuehun- gen stellte A_~o~I an, der bei 143 b5sartigen Tmnoren in 10,5 % erh5hte Eosinophilenwerte im Blute land.

Wir haben nun bei 750 Carcinomkranken eine Sich- tung der Blutbilder, zum Teil an Hand der Kranken- geschichten sowie auf Grund eigener Beobaehtungen vorgenommen. Bei der Auswertung unseres Materials waren wir uns bewuBt, dab nur ein routinemiiBig durchgeffihrtes Blutbild sehwer in eine prognostische Beziehung zum Krankheitsgeschehen gesetzt werden kann. Das Krankengut setzte sich aus Pat ienten zu- sammen, bei denen radikalchirurgische sowie palliative Eingriffe vorgenommen wurden. Bei inoperablen Car- cinomen, die den k]einsten Tell unseres Krankengutes ausmaehten, erfolgte eine unspezifisehe oder sympto- matisehe Therapie. Ein groBer Tefl der Pat ienten konnte naeh der Operation jahrelang beobachtet wet- den und die Auswertung des Blutbildes zu versehie- denen Zeitpunkten erfolgen. Patienten, bei denen offensiehtlich eine begleitende Infektion oder entzfind- tiche Erkrankung gleiehzeitig vorlag, wurden bei der Auswertung des Blutbildes nicht berfieksiehtigt. In der nachfolgenden Statist ik erfo]gte die Bezeichnung Bluteosinophilie bei Werten fiber 5 %. Die Aufgliede- rung der Tumoren wurde nach ihrer Lokalisation unter besonderer Berficksichtigung der scirrhSs wachsenden vorgenommen.

Tabelle 1.

Davon

Lokalisation G e -

sam~- z a h l

224

235 156

64 22

750

Magen-Ca . . . . Rectum-,

Colon-Ca... Mamma-Ca... Lungen-Ca... Pankreas-Ca. Verschiedene

Lokalisation. Sarkome . . . Gesamtzahl . .

mit ohne EoS. EoB.

44 180

76 159 4~ 112

1

17 47 19~ 13 553

26,3%

i ....

Seir- Mit Ohne rlms EoS. EoS.

10 3 7

- -

36,0%

Die GrSBe der jeweiligen Bluteosinophilie bei allen Tumoren un~bhiingig ihrer Lokalisation und ihres histologisehen Aufbaues ist aus Tabelle 2 ersichtlich.

Bei der Auswertung unseres Krankengutes er- scheint uns die Tatsuche wichtig, dab sich bei den schnell waehsenden seirrhSsen Tumoren in einem be- sonders hohen Prozentsatz eine zum Teil reeht erheb- liche Eosinphilie im Blute finder. In etw~ 70 % alter