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Sprechen und Politik in egalitären/hierarchischen Gemeinschaften II Ein Referat von: Doris Assfalg Robin Derschatta Stefan Plechinger

Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen Gemeinschaften II

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Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen Gemeinschaften II. Ein Referat von: Doris Assfalg Robin Derschatta Stefan Plechinger. Literatur. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen  Gemeinschaften II

Sprechen und Politik in egalitären/hierarchischen Gemeinschaften II

Ein Referat von:

Doris Assfalg

Robin Derschatta

Stefan Plechinger

Page 2: Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen  Gemeinschaften II

Literatur

Duranti, Alessandro: Doing Things with Words: Conflict, Understanding and Change in a Samoan Fono. In: Watsen-Gegeo, K.; White, G. (Hg.): Disentangling: Conflict Discourse in Pacific Societies. Stanford 1990

Duranti, Alessandro: Lauga and Talanoaga: Two Speech Genres in a Samoan Political Event. In: Brenneis, D. L.; Myers, F. (Hg.): Dangerous Words. Language and Politics in the Pacific. New York 1984

www.wikipedia.de

www.sscnet.ucla.edu/anthro/faculty/duranti/

www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Samoa.html

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Alessandro Duranti

Professor für Anthropologie an der University of California in Los Angeles (UCLA)

Direktor des “Center for Language, Interaction and Culture” (CLIC)

forscht hauptsächlich über den politischen Diskurs, Ämter und Absicht (political discourse, agency and intentionality), Mündlichkeit und Bildung (orality and literacy), die Geschichte der linguistischen Anthropologie (the history of linguistic anthropology) und die Ästhetic des Jazzs (jazz aesthetics)

Feldforschungen in West-Samoa und den USA

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Samoa - Geographie

Falefã

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Samoa - Geschichte

intensive Handelsbeziehungen mit Fiji und Tonga seit 1200 n. Chr. nachgewiesen

Durch britische Missionare wird seit 1830 die europäische Vorherrschaft begründet

1900 West-Samoa wird zu einer Deutschen Kolonie

durch den I. Weltkrieg kommt es zu einer Besetzung durch Neuseeland

-> Widerstand und samoanische Unabhängigkeitsbewegung

1947 Erste gesetzgebende Versammlung

1960 Verabschiedung einer eigenen Verfassung

seit 1976 Mitglied der UNO

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Samoa - Politik

Mit der 1962 erklärten eigenen Verfassung ist Samoa eine parlamentarische Demokratie (politische Macht geht von einer vom Volk gewählten Gruppe aus)

Das samoanische Staatsoberhaupt wird vom Parlament (Vertreter der 11 Distrikte, eigenes fono) für eine Amtszeit von 5 Jahren ernannt

Die Legislative liegt beim Parlament (fono), das 49 Abgeordnete umfasst, die für je 5 Jahre demokratisch gewählt werden

Innerhalb des Volkes können alle Menschen ab 21 Jahren wählen, es können jedoch ausschließlich Matai gewählt werden

Die Exekutive liegt bei der Regierung unter Vorsitz des Premierministers

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Die Feldforschung von 1978 bis 1979

Falefã ist ein Bund von vier Dörfern mit insgesamt 1200 Menschen auf der Insel Upolu in West-Samoa

ca. 100 Matai

Aufnahme von mehreren Fonos

Übersetzung durch Einheimische (Authentizität)

Interviews mit „chiefs“ und „orators“

die Dorfbewohner leben in traditionellen samoanischen Häusern (fale), diese sind ohne Wände gebaut -> keine strikte Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum

Häuser sind funktional angeordnet (ein Haus zum Schlafen, zum Kochen, etc.)

Es wurden insgesamt 7 wichtige Fonos über einen viermonatigen Zeitraum aufgezeichnet

Beobachtung

persönliche Interviews mit den Teilnehmern der Fonos, besonders mit den „chiefs“ und „orators“

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Die Bedeutung des Rangs

Rang ist nicht fest als inhärente Eigenschaft an Personen gebunden

Rang als ein Aspekt einer Situation, in der sich eine Person (immer, aber auch zeitlich begrenzt) befindet

"in a travelling party in which no one has rank, some will be designated to act as talking chief"

„Caregiver“ innerhalb einer Gemeinschaft z.B. Familie sind nicht der aktive Teil

-> Prinzip der Seniorität

wenn Matai unter sich sind, muss ein Matai die Rolle der untitled person übernehmen

-> Hierarchie ist niemals fest gebunden, sondern situationsgebunden und kommunizierbar

reziprokes Verhältnis

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Die Bedeutung von Sprache

Ambivalenz von Wort und Handlung „words create the world“

durch Sprache wird die Welt nicht nur beschrieben sondern vielmehr sozial geschaffen und gemeinschaftlich konstituiert

Verantwortung (für das gesprochene Wort)

Konflikte werden erst gemeinschaftlich relevant, wenn sie in einem Fono ausgesprochen werden

Sprache kann zugleich machtvoll und auch gefährlich sein

-> die Matai gehen deshalb sehr vorsichtig mit Aussagen und Anklagen um

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Fono

„high court“ und „politica arena“

Themen sind z.B. politische Allianzen, führende Mitglieder, soziale Regelbrüche und ähnliche Störungen

aktive Teilnehmer sind die Matai (titled people) – „chiefs“ und „orators“

Ziel ist das Lösen eines Konflikts und die Bewahrung der Einheit des Dorfes („gegenseitige Liebe“)

gesellschaftlicher Wandel als mögliches Ergebnis

findet unregelmäßig statt

Page 11: Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen  Gemeinschaften II

Grenzen räumlich

innerhalb eines Hauses

festgelegte Sitzordnung

zeitlich

Kava-Zeremonie zu Beginn (und teilweise am Ende)

findet statt wenn nötig (morgens, meist an Samstagen)

orators

chiefs orators chiefs

Front

back

high chief

kava bowl

Page 12: Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen  Gemeinschaften II

Sprechnormen nonverbale Regeln:

1. man sitzt im Schneidersitz auf Matten

2. der innere Kreis darf nur aus zeremoniellen Gründen betreten werden

3. will ein Matai einem anderen etwas geben, muss dies über einen Helfer geschehen

4. Augenkontakt zwischen Sprecher und Zuhörern wird eher vermieden

verbale Regeln/Gewohnheiten:

die Reihenfolge der Redner steht von Anfang an fest

es darf nur der festgelegte Redner sprechen

Zustimmung durch Zuschauer ist erlaubt

es gibt ein spezielles „respect vocabulary“, wenn über Matais gesprochen wird

viele Parallelismen und Metaphern, bildliche Sprache

eher formelle Sprache

Höherrangige werden indirekt angegriffen

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Die Kava-Zeremonie

Pflanze aus der Familie der Pfeffergewächse

traditionelles Getränk des westpazifischen Raumes

wird vor allem bei religiösen und kulturellen Anlässen konsumiert

mindert Angst- und Spannungszustände, schmerzstillende und antioxidante Wirkung, führt zu leichter Euphorie und Gesprächigkeit

http://www.sscnet.ucla.edu/anthro/faculty/duranti/audvis/kava.htm

Page 14: Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen  Gemeinschaften II

Lãuga – die Aufteilung

1. Einleitung

2. Kava-Zeremonie

3. Danksagung an Gott

4. die Würde der Häuptlinge

5. historische Ereignisse

6. Grund der Versammlung

7. Wunsch nach gutem und langen Leben („clearing of the sky)

Page 15: Sprechen und Politik in egalitären/ hierarchischen  Gemeinschaften II

Lãuga

bezeichnet allgemein jede Art von zeremonieller Rede, die eine bestimmte Reihenfolge einhält, „Respekt-Vokabular“ und eine bildliche Sprache benutzt

bezeichnet im Besonderen bestimmte Reden, die von bestimmten Rednern an einem bestimmten Punkt in einem sozialen Kontext (Fono) gehalten werden

eher eine formelle, ritualisierte Rede

betont allgemeine Werte und Harmonie, wiederholt bekannte Informationen

Form und Inhalt sind vorhersehbar

Tagesordnung wird genannt, aber nicht diskutiert

das Fono beginnt mit einer oder mehreren Lãuga

gehalten nur von Rednern aus der vorderen Reihe

Zustimmung zur Form durch Zuhörer

Dank an alle vorherigen Redner

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Talanoaga

bedeutet allgemein Gespräch oder Konversation

steht in einem Fono für Diskussion

betont persönliche Werte und Interessen und liefert neue Informationen

hat das Talanoaga begonnen, darf es keine Lãuga mehr geben

Beginn des Talanoaga wird von einem der „senior orators“ angekündigt

alle Matai können mitreden

Frage-Antwort-„Spiele“ sind möglich

Zustimmung zum Inhalt durch die Zuhörer

Dank an die wichtigsten Redner und den Vorgänger üblich

teilweise wird Umgangssprache verwendet

es gibt Vermittler

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SPEAKING-Modell

S ituation: soziale Unregelmäßigkeit, Hütte

P articipants: Matai

E nds: Widerherstellung der sozialen Harmonie

A ct-Sequenz: Lãuga, Talanoaga (Form, Inhalt)

K ey: Gestik, Mimik, Betonung

I nstrumentarium: mündlich, formelle Sprache

N orms: Sprechnormen

G enres: Rede, Diskussion