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SS 2013 Basis Theorie & Empirie 1

SS 2013 Basis - inriver.bwl.uni-muenchen.de · System, das im Prinzip auf Marktwerten basiert und damit auch immer die aktuellen Marktverhältnisse in seine Berechnung einfließen

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SS 2013 BasisTheorie & Empirie

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Stoxx Europe 600-, Sector Titans- und Asian Titans 50-Werte:

Insurance

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Währung/Land Name Index KapitalisierungUSD/US ACE T 19,9GBp/GB Admiral S 3,8EUR/NL Aegon S/T 6,4USD/US Aflac T 15,5EUR/BE AGEAS S 3,3EUR/DE Allianz S/T 38,2USD/US Allstate T 12,9GBp/GB Amlin S 2,0GBp/GB Aviva S/T 9,8EUR/FR AXA S/T 22,7

Stoxx Europe 600-, Sector Titans- und Asian Titans 50-Werte:

Insurance

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Währung/Land Name Index KapitalisierungCHF/CH Baloise S 19,9USD/US Berkshire Hathaway T 3,8NOK/GB Catlin S 6,4HKD/HK China Life Insurance T/A 15,5USD/US Chubb T 3,3EUR/FR CNP Assurances S 38,2EUR/NL Delta Lloyd S 12,9EUR/IT Generali Ass. S/T 2,0

NOK/NO Gjensidige Forsikring S 9,8EUR/DE Hannover Rück S 22,7

Stoxx Europe 600-, Sector Titans- und Asian Titans 50-Werte:

Insurance

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Währung/Land Name Index KapitalisierungCHF/CH Helvetia S 2,2USD/US Berkshire Hathaway T 3,8EUR/NL ING S/T 19,4GBp/GB Jardine Lloyd Th. T 1,8GBp/GB Legal&General S/T 9,3USD/US Loews T 12,3EUR/CA Manulife Financial T 17,9USD/US Marsh & McLennan T 14,2USD/US MetLife T 27,7YEN/JP Millea T/A 15,6

Stoxx Europe 600-, Sector Titans- und Asian Titans 50-Werte:

Insurance

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Währung/Land Name Index KapitalisierungYEN/JP Mitsui Sumitomo T 8,8EUR/DE Münchener Rück S/T 19,1GBp/GB Old Mutual S 10HKD/HK Ping An T 20,3USD/US Progressive T 24,7GBp/GB Prudential S/T 23,1USD/US Prudential Financial T 19AUD/AU QBE Insurance T 12,5GBp/GB Royal&Sun S 4,5EUR/FI Sampo S/T 11,1

Stoxx Europe 600-, Sector Titans- und Asian Titans 50-Werte:

Insurance

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Währung/Land Name Index KapitalisierungEUR/FR Scor S 3,7GbP/GB Standard Life S 6,2NOK/NO Storebrand S 1,4EUR/CA Sun Life Financial T 10,5CHF/CH Swiss Life S 2,4CHF/CH Swiss Re S/T 18,1DKK/DK Topdanmark S 1,9USD/US Travelers Comp. T 19EUR/AT Vienna Insurance S 3,8CHF/CH Zurich Financial S/T 27,1

BaFin

FTD.de 14.05.2012, 21:16BaFin-Chefin Elke König:Sorgen um die Versicherer ... BaFin-Chefin Elke König erklärt im FTD-Interview, wie die deutsche Assekuranz mit den niedrigen Zinsen und ihren Renditeproblemen umgeht. Und welche Folgen der Handelsskandal bei JP Morgan für Deutschland hat. von Herbert Fromme und Uta Harnischfeger Bonn

Seit vier Monaten führt Elke König nun die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn, ihr Lebensmittelpunkt ist aber weiterhin Niedersachsens Landeshauptstadt. Im Vorstand der Hannover Rück arbeitete sie sieben Jahre lang, dort hat sie ein Haus. Jetzt, am Rhein, muss ein Apartment reichen. König ist überzeugte Bahnfahrerin - weshalb sie weiß, dass sie statistischen Wahrscheinlichkeiten nicht trauen darf. "Der Zug nach Bonn hatte an drei Wochenenden hintereinander jeweils eine Stunde Verspätung", sagt sie. Da hätte es doch vergangenes Wochenende endlich einmal glattgehen müssen. "Das war auch so", sagt König. "Bis Hamm." Dort sorgte ein Stellwerkfehler für die Verspätung.

Das Interview mit der FTD gibt sie in einem schmucklosen Konferenzraum im Gebäude an der Bonner Georg-von-Boeselager-Straße, dem man den Behördencharakter auf 500 Meter ansieht. Optisch ist das weit entfernt vom

Jugendstilgebäude von Munich Re, wo König lange für Bilanzen zuständig war. Das stört die unaufgeregte Chefaufseherin nicht, sie ist sich bewusst, dass sie heute mehr Verantwortung trägt als je zuvor in ihrem Berufsleben. Ihre Antworten fallen entsprechend abgewogen aus - aber König weicht keiner Frage aus.

FTD Frau König, die deutschen Versicherer sind stark in Staatsanleihen engagiert, auch in denen mancher Krisenländer, und sie sind wichtige Finanzierer der Banken. Wie sicher ist angesichts der aktuellen Finanzkrise die Lebensversicherung?

Elke König Ich glaube, dass wir uns keine großen Sorgen machen müssen. Die Versicherer sind als Kapitalsammelstellen von jeher die größten Investoren sowohl bei Staatsanleihen als auch bei Bankanleihen. Aber dieses Engagement überprüft die Branche ständig. Die Versicherer haben ihr eigenes Risikomanagement und sorgen dafür, dass das Prinzip von Mischung und Streuung beachtet wird. Natürlich hat ein erheblicher Teil der Kapitalanlagen der Versicherer einen Bankenhintergrund. Aber dazu gehören auch Pfandbriefe, die zwar von Banken emittiert werden, hinter denen aber ein anderes Risiko steht als bei einer Bankanleihe.

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BaFin

Die Banken sind ja wieder im Gespräch, JP Morgan Chase hat einen Verlust von 2 Mrd. Dollar mit Spekulationen eingefahren. Kann das auch in Deutschland passieren?

Prinzipiell ist bei keinem Kreditinstitut auszuschließen, dass es eine Geschäftsstrategie entwickelt, für die sich die Annahmen im Nachhinein als falsch erweisen. Jetzt sage ich dazu, dass wir bislang nur wenig wissen, was bei JP Morgan sehr konkret passiert ist. Offensichtlich handelt es sich aber nicht um eine betrügerische Absicht. Als Maßnahmen gegen solche Zwischenfälle wirken ein gutes internes Reporting und gute interne Kontrollsysteme, verbunden mit festen Limits, damit so etwas gar nicht erst vorkommt oder zumindest schnell auffällt. Wie immer lassen wir unsere Erkenntnisse aus solchen Vorgängen in unsere Prüfungen miteinfließen. Grundlegend gilt: Mit jedem Fall werden wir klüger, was mögliche Szenarien und Risiken angeht.

Die Versicherer müssen 240 Mrd. Euro jährlich neu anlegen und erwirtschaften damit historisch niedrige Renditen. Treibt Sie das um?

Das ist in der Tat ein großes Thema. Wir fragen uns, was geschieht, wenn das derzeitige Niedrigzinsumfeld zum Normalfall wird. Zurzeit macht uns das noch keine Sorgen. Aber das gilt nicht für die langfristige Betrachtung. Es gibt gegensteuernde Maßnahmen. Dazu gehört die

Zinszusatzreserve, die Lebensversicherer bilden müssen, um mehr Rückstellungen für ihre Garantien zu bilden. Das ist teuer für die Branche, aber richtig.

Wie kommen die Versicherer denn raus aus der Niedrigzinsfalle? Sie könnten ja als BaFin die früher gegebenen Garantien aufheben.

Dazu sehe ich überhaupt keine Notwendigkeit. Wir verfolgen aber mit Interesse die Diskussion in der Branche über die Frage, welche Produkte mit langfristigen Zinsgarantien auch künftig sachgerecht sind.

Alle Entscheidungen in der Versicherungswirtschaft werden von der Einführung des neuen Aufsichtssystems Solvency II überschattet. Aber in Brüssel wird heftig geschachert, die Assekuranz hat Ausnahmeregelungen durchgesetzt. Ist das noch das einheitliche System für Europa, das die Assekuranz sicherer macht?

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BaFin

In Brüssel schwirren viele Themen durch die Luft, und wir sollten erst einmal abwarten, was am Ende beschlossen wird. Wir werden sicherlich mehr bekommen, als wir jemals an Vereinheitlichung in Europa hatten. Aus meiner Sicht ist das auch ohne Alternative. Das Problem ist, wo die Trennlinie verläuft zwischen der Regelung eines besonderen Sachverhalts und dem Begehren, eine Sonderregelung für ein bestimmtes Land zu erzielen. Wir warten ab, was herauskommt, und dann sorgen die EIOPA und die nationalen Aufsichtsbehörden dafür, dass zwei und zwei überall vier ist und nicht manchmal dreieinhalb oder viereinhalb.

Die Versicherer suchen nach Alternativen bei den Kapitalanlagen. Bereitet es Ihnen Sorgen, dass die Gesellschaften immer mehr Kredite selbst vergeben und Geschäfte machen, die einstmals über Banken liefen?

Nein. Sorgen würden wir uns dann machen, wenn wir den Eindruck hätten, dass die Versicherer massiv in die direkte Kreditvergabe einstiegen. Doch das dürfen sie laut Versicherungsaufsichtsgesetz schlicht nicht. Wir wären besorgt, wenn wir den Eindruck hätten, dass sich die Versicherer in Geschäftsfeldern tummeln, bei denen wir uns fragen müssten, ob sie die nötige Expertise haben. Aber nehmen Sie den Bereich der Immobilienfinanzierung. Da sind die Versicherer seit Jahrzehnten aktiv. Bei Infrastrukturprojekten ist das anders, das ist ein neues

Geschäftsfeld. Aber ohnehin sind die Verschiebungen in den Anlageportfolios sehr gering.

Versicherer müssen Aktien in ihren Kapitalanlagen unter Solvency II mit 39 Prozent Eigenkapital unterlegen, Immobilien mit 25 Prozent, aber Staatsanleihen aus Euro-Staaten gar nicht. Angesichts der Erfahrungen mit Griechenland erscheint das absurd. Kommt die Unterlegung der Staatsanleihen noch?

Das ist theoretisch ein absolut berechtigtes Thema, aber vielleicht nicht gerade heute. Mittelfristig müssen wir uns dieses Themas annehmen.

Allianz-Chef Michael Diekmann hat erst vergangene Woche kritisiert, dass Solvency II prozyklisch sei und Krisen eher verschärfen würde. Was sagen Sie zu dieser Kritik?

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BaFin

Die ist nicht unberechtigt, mich wundert nur, dass das der Versicherungswirtschaft erst jetzt auffällt. Solvency II ist ein System, das im Prinzip auf Marktwerten basiert und damit auch immer die aktuellen Marktverhältnisse in seine Berechnung einfließen lässt. Das System hat aber Komponenten, die diese Zyklizität bremsen sollen. Ob uns das an jeder Stelle immer so gelungen ist, wie wir uns das vorgestellt haben, wird man vermutlich erst dann sehen, wenn man ganz konkret rechnet. Grundsätzlich ist uns bewusst, dass Solvency II das Risiko der Prozyklizität enthält. Mir ist nur nicht klar, wo denn die Alternative liegen soll. Ein System, bei dem ich historische Annahmen zugrunde lege, ist ja mit Sicherheit nicht besser, und eine Kristallkugel hat auch niemand.

Als BaFin müssen Sie die internen Risikomodelle der Versicherer unter Solvency II prüfen und zertifizieren. Sind Sie darauf vorbereitet, und wie sind die Gesellschaften vorbereitet? Haben Sie genügend gute Leute?

Wir sind vorbereitet, und die Branche ist es auch. Wir lernen alle immer dazu. Was die Mitarbeiter angeht: Wir tun uns genauso schwer wie die Industrie, immer die Topleute zu bekommen, sind aber im Moment gut ausgestattet. Wir sind nicht Land unter, hätten aber natürlich gern mehr Leute.

Kommt Solvency II denn jetzt 2013, und wird es 2014 vollständig scharf geschaltet, wie wir von der EU-Kommission hören?

Das hängt davon ab, wie schnell die Beratungen in Brüssel zu einem Ende kommen. Geplant ist: Inkrafttreten am 30. Juni 2013, Einhaltung ab 1. Januar 2014. Der Zeitplan ist sehr ambitioniert. Wir haben dasselbe Interesse wie die Versicherungsbranche an einer vernünftigen Übergangszeit. So wie sich die Branche auf die Berichterstattung unter Solvency II vorbereiten muss, müssen wir uns auf die Prüfung vorbereiten.

In der Branche gibt es Kritik an der Präsenz Deutschlands in der Finanzaufsicht European Insurance and Occupational Pension Authority (EIOPA). So ist kein Deutscher Mitglied des Managementboard. Was antworten Sie?

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Wir könnten in diesen Gremien besser vertreten sein und würden es auch wünschen. Nun ist Europa kein Wunschkonzert, und bei 27 Mitgliedsländern kann nicht jedes Land den jeweiligen Chef der Aufsichtsbehörde stellen und in allen Gremien vertreten sein. Die EIOPA wurde in einer personellen Übergangssituation bei der Versicherungsaufsicht in der BaFin geschaffen, da war es unrealistisch zu glauben, dass wir unmittelbar in das Managementboard kämen. Aber es werden regelmäßig Positionen neu besetzt.Prinzipiell gilt, dass manche deutsche Besonderheit in dem einen oder anderen Punkt nicht überlebt hat. Dann heißt es bei den Betroffenen gern, wir waren schlecht vertreten. Nein, wir sind einfach mit unseren Argumenten nicht durchgekommen. Wir arbeiten daran, dass sich mehr Mitarbeiter auf Positionen in europäischen Gremien bewerben. Zudem verfolgen wir die Arbeiten in den europäischen Aufsichtsbehörden sehr genau. Wir müssen darauf achten, dass die zentralen Entscheidungen in den Boards of Supervisors der Aufsichtsbehörden gefällt werden.

Es gab eine Reihe von Skandalen, zum Beispiel die Sexreise von Ergo-Vertretern. Die BaFin hat zwar mitgeteilt, sie prüfe die Vorgänge bei Ergo, gehört haben wir aber wenig. Ist die Behörde ein zahnloser Tiger?

Nein, ganz und gar nicht. In unserer Aufsichtstätigkeit beschäftigen wir uns natürlich auch mit Fragen wie denen, ob

die internen Strukturen richtig funktionieren, welche Anreize gegeben werden, welche Kontrollsysteme es gibt. Wir prüfen aber nicht Einzelfragen der Vertriebssteuerung.

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BaFin

Erfahrene FinanzchefinVersicherer Die 58-jährige promovierte Betriebswirtin kennt die Assekuranz sehr gut. Sie war bei KPMG, dann zwölf Jahre bei Munich Re, von 2002 bis 2009 Finanzchefin der Hannover Rück.

Banken Anschließend arbeitete sie als hauptamtliches Mitglied des Londoner International Accounting Standards Board, das Bilanzstandards setzt. In die Probleme der Banken habe sie sich sehr schnell eingearbeitet, loben Banker.

Aus der FTD vom 15.05.2012

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Bausparen

FTD.de 09.05.2012, 11:06Portfolio:Auf Kreditjagd bei der AssekuranzVersicherer dürfen seit Neuestem KfW-Baudarlehen vergeben. Das macht die Baufinanzierungsangebote der Assekuranz attraktiver. Für Kunden lohnt sich der Vergleich mit den Angeboten der Banken. von Friederike Krieger

Wer ein Haus bauen will, sollte sich auch bei Versicherern nach einer Finanzierung erkundigen. Neben den herkömmlichen Hypothekendarlehen, die Assekuranzunternehmen schon länger im Angebot haben, dürfen sie seit Anfang April auch zinsgünstige Darlehen der staatlichen Förderbank KfW an ihre Kunden vermitteln. Bisher war das nur Banken und Bausparkassen vorbehalten.

Auf der Suche nach lukrativen und sicheren Anlagemöglichkeiten für ihre Kundengelder machen Versicherer Banken bei der Immobilienfinanzierung immer stärker Konkurrenz. Je länger die gewünschte Zinsfestschreibung, desto eher lohnt sich ein Blick auf ihre Angebote. "Vor allem bei langfristigen Zinsbindungen haben Versicherer die Nase vorn", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.

Die Zinsen für die KfW-Kredite sind bei Versicherern und Kreditinstituten gleich, die Förderbank gibt die Konditionen vor. Im Gegensatz zu Banken können Versicherer bisher nur KfW-Darlehen für Privatkunden anbieten. Das sind in erster Linie Wohnförderkredite. Kunden, die Wohneigentum kaufen oder bauen wollen, können sie in Anspruch nehmen. Auch energieeffiziente Sanierungen oder altersgerechte Umbaumaßnahmen fördert die KfW. "Die Angebote der Versicherer werden mit den KfW-Darlehen attraktiver", sagt Marcus Preu vom Finanzportal Biallo.de. "Die KfW-Darlehen liegen in der Regel deutlich unter dem Marktzins, bieten mitunter einen Tilgungszuschuss und tilgungsfreie Anlaufjahre und sind daher zumeist eine sinnvolle Ergänzung." Die wohnwirtschaftlichen KfW-Kredite sind schon für einen effektiven Jahreszins ab 1,0 Prozent zu haben. Nach Angaben der KfW haben sich bisher die Versicherer R+V, Ergo und Allianz bei der Förderbank akkreditiert. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft rechnet damit, dass im Laufe des Jahres weitere Versicherer folgen werden. Der Haken am KfW-Darlehen ist allerdings: Die Kreditsumme ist meist bei 50.000 Euro gedeckelt. Für eine komplette Finanzierung kann das zu wenig sein. Die Allianz wirbt daher mit der Möglichkeit, das KfW-Darlehen mit einem Riester-Darlehen zu kombinieren - und so zweimal Förderung zu kassieren.

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Bausparen

Wer selbst genutztes Wohneigentum anschaffen will und dafür einen Kredit aufnimmt, dem gewährt der Staat dieselben Vergünstigungen wie bei der staatlich geförderten Riester-Rente. Der Kunde erhält eine Grundzulage von bis zu 154 Euro pro Jahr. Zusätzlich gibt es für jedes Kind 185 Euro, für nach 2008 geborene Sprösslinge sogar 300 Euro. "Die Zulagen kann der Kunde zur Tilgung des Kredits verwenden, sodass er schneller mit der Finanzierung fertig wird", sagt eine Allianz-Sprecherin. Die Zinsen für ein Riester-Darlehen sind bei der Allianz genauso hoch wie für ein Hypothekendarlehen. Ein Kredit zwischen 150.000 Euro und 400.000 Euro und einer zehnjährigen Laufzeit kostet bei dem Versicherer 2,87 Prozent effektiven Jahreszins. Schließen Kunden bis Ende Juni ein Riester-Darlehen ab, gibt es einen Nachlass von 0,2 Prozentpunkten.

"Wenn ein Familienvater mit drei kleinen Kindern über viele Jahre Anspruch auf die Riester-Förderung hat und lange Zeit in der Immobilie bleibt, dann kann sich das vielleicht lohnen", sagt Preu von Biallo.de. Reine Riester-Darlehen haben allerdings nur sehr wenige Anbieter im Programm, Riester-Bausparverträge sind verbreiteter. Preu rät dazu, solche Angebote mit klassischen Baufinanzierungen zu vergleichen, was Zinsen und Kosten angeht.

Nicht immer ist der Gang zur Assekuranz jedoch die beste Wahl. "Nachteilig kann eine Baufinanzierung vom Versicherer

dann sein, wenn um jeden Preis eine Versicherungspolice eingebunden wird", sagt er. Ein Beispiel sind Versicherungsdarlehen. Bei diesen Krediten zahlt der Kunde nur die Zinsen. Parallel bespart er eine Kapitallebensversicherung, mit der der Kredit später getilgt werden soll. Da ungewiss ist, ob die Rendite der Police am Ende höher ist als die Darlehenskosten, raten Verbraucherschützer ab.

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Berufshaftpflichtversicherung

FTD.de 06.07.2012, 13:14Geburtshilfe durch Hebammen:Zankapfel BerufshaftpflichtversicherungDie gestiegenen Versicherungsprämien bleiben ein Streitthema zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und den freiberuflich tätigen Hebammen. Die Kassen haben den Berufsverbänden den Ausgleich der Kosten angeboten, aber die Verhandlungen liegen zurzeit auf Eis. von Ilse Schlingensiepen

Die gesetzlichen Krankenkassen wollen die Vergütung für die in der Geburtshilfe freiberuflich tätigen Hebammen um 1,3 Mio. Euro anheben. Der Betrag reicht nach Angaben des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aus, um die zusätzlichen Kosten auszugleichen, die den Hebammen durch die Anhebung der Prämien für die Berufshaftpflichtversicherung zum 1. Juli entstehen.

Nur noch wenige Versicherer bieten den rund 5100 freiberuflich tätigen Geburtshelferinnen überhaupt noch Versicherungsschutz an. Das sind vor allem die Allianz, der zur Versicherungskammer Bayern gehörende Bayerische Versicherungsverband, die Nürnberger Versicherung und die Vorarlberger Landesversicherung. Für die Policen müssen die Frauen seit dem 1. Juli bis zu 4242 Euro im Jahr berappen.

Bereits in den vergangenen Jahren ist die Berufshaftplicht in diesem Sektor deutlich teurer geworden, weshalb sich viele Hebammen aus der Geburtshilfe zurückgezogen haben. In der jüngsten Vergangenheit haben die Frauen mit Protestaktionen für eine große öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt.

Insgesamt macht die Anhebung den Versicherungsschutz der Hebammen nach der Berechnung des GKV-Spitzenverbands rund 1,4 Mio. Euro im Jahr teurer, 0,1 Mio. Euro davon entfallen als Anteil auf die privaten Krankenversicherer. Das Angebot der Kassen, die 1,3 Mio. Euro voll zu übernehmen, wurde von den Berufsverbänden der Hebammen abgelehnt.

Der Kassenverband führt das vor allem auf Streitigkeiten innerhalb der verschiedenen Hebammen-Verbände zurück, unter anderem weil eine neue Organisation von den drei etablierten nicht akzeptiert werde. "Es ist sehr bedauerlich, dass die Hebammen-Verbände durch ihre Querelen untereinander eine Einigung bisher blockiert haben", sagte eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbands.

Außerdem können sich die Verhandlungspartner offensichtlich auch nicht über die Modalitäten für die höhere Vergütung einigen. Die Kassen wollten die Kostensteigerung auf die tatsächlich betreuten Geburten umlegen, die Berufsverbände aber auf die einzelnen Hebammen - unabhängig davon, wie viele Geburten sie tatsächlich begleiten.

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Berufshaftpflichtversicherung

Die Hebammen wollten zudem den Kostenausgleich jeweils für das volle Jahr erhalten, sagte die Sprecherin. Die Frauen haben aber die Möglichkeit, die Prämienzahlungen ruhen zu lassen, wenn sie über mehrere Monate keine Geburten betreuen. Außerdem sind die Versicherungsprämien auf eine Vollzeit-Tätigkeit ausgelegt, obwohl viele Hebammen teilzeit arbeiten. "Bei der Höhe der Berufshaftpflicht sind die Hebammen-Verbände gefordert, als Interessenvertreter bessere Konditionen mit den privaten Versicherungsanbietern auszuhandeln", sagte sie.

Die Berufsverbände weisen die Darstellung der Krankenkassen zurück. "Die Kassen versuchen, angesichts des öffentlichen und politischen Drucks aus dem Schneider zu kommen", sagte eine Sprecherin des Deutschen Hebammen Verbands. Die Hebammen würden schon seit mehreren Jahren mit den Kassen erfolglos um eine höhere Vergütung ringen. Auseinandersetzungen mit dem neuen Verband hätten bei der Ablehnung des Kassenangebots keine Rolle gespielt. "Das Angebot war nicht ausreichend", sagte sie.

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betriebliche Altersversorgung

Unhaltbare Versprechungen?Insbesondere die Form der betrieblichen Altersversorgung (bAV), bei denen der Arbeitgeber seiner Belegschaft feste Leistungszusagen gemacht hat, wird immer schwerer finanzierbar. Denn auch hier machen sich sinkende Kapitalerträge, niedrige Zinsen und steigendes Lebensalter bemerkbar. Einen gewissen Schutz bieten die Besonderheiten der bAV, wie sich auf einer Fachveranstaltung zeigte.

Bei der Diskussion um sinkende Kapitalerträge und fallende Garantiezinsen bei der Lebensversicherung wird eher selten die betriebliche Altersvorsorge einbezogen, obwohl sie den gleichen Gesetzen unterliegt. Dies machte ein Vortrag von Olaf Petersen, Mitglied der Geschäftsführung von Aon Hewitt GmbH (...), auf dem Aon Benfield Marktforum 2012 deutlich.

Finanzierungsrisiken missachtetGrundsätzlich, so Petersen, ist die betriebliche Altersvorsorge eine freiwillige Leistung. Wer diese Verpflichtung aber eingeht, begibt sich in einen stark regulierten Bereich mit einer Vielzahl von gesetzlichen Vorschriften und setzt sich zudem den Kapitalmarktrisiken aus.

Unter Risikogesichtspunkten gibt es dabei zwei Arten von Pensionsplänen:

Zum einen die „Defined Contribution (...)“, bei der der Arbeitgeber Beiträge verspricht und der Arbeitnehmer das Leistungsrisiko trägt. Das ist aus Sicht der Arbeitgeber die angenehme Variante.„Verhasst“ dürfte vielen von ihnen laut Petersen dagegen inzwischen die Alternative sein, bei der in Form von „Defined Benefit (...)“ der Arbeitgeber Leistungen verspricht und das Finanzierungsrisiko trägt.Diese Versprechungen seien meist in Zeiten gemacht worden, als die heutigen Entwicklungen in ihrer Kumulation noch nicht abzusehen waren.

Rückgehende AktienerträgeSo lagen die Erträge aus Aktien zwischen 1900 und 2000 in etwa bei einem Wert von Inflationsrate plus sechs Prozent – seit der Jahrtausendwende beträgt der Wert laut Petersen nur noch Inflationsrate minus ein Prozent. Dieser Rückgang betreffe grundsätzlich alle Kapitalerträge – und hinzu kämen noch historisch niedrige Zinsen.

Gleichzeitig müssten die Renten immer länger gezahlt werden, weil die statistische Lebenserwartung steigt. Als Bismarck seine Sozialgesetze machte, war es schon eher die Ausnahme, dass jemand 65 Jahre alt wurde, merkte Petersen an.

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betriebliche Altersversorgung

Bewusstes RisikomanagementDie Verwaltung der betrieblichen Altersvorsorge erfordert seiner Ansicht nach heutzutage deshalb ein bewusstes Risikomanagement, um neben den finanziellen Risiken auch die strategischen, regulatorischen und operationellen Risiken in den Griff zu bekommen.

Strategische Risiken könnten dann entstehen, wenn der Pensionsplan nicht zur Geschäftsstrategie passt. Operationelle Risiken entstehen im Rahmen der Steuerung interner Prozesse. Nicht intern beeinflussbar, aber höchst gefährlich können laut Petersen die regulatorischen Risiken sein – wenn sich nämlich im aufsichts-, steuer- oder arbeitsrechtlichen Umfeld etwas ändert.

Hier droht insbesondere die Einbeziehung der betrieblichen Altersvorsorge in Solvency II (...). Damit könnte sich der Kapitalbedarf leicht verdoppeln, so Petersen.

Bessere VoraussetzungenNoch aber bestehe die Hoffnung, dass die Besonderheiten der betrieblichen Altersvorsorge berücksichtigt werden würden, nämlich dass sie einen eingeschränkten Unternehmenszweck und kein eigenes Gewinnstreben sowie meist einen kollektiven Zugang fast ohne Selektionsrisiken und mit extrem hoher Effizienz hat.

Zudem sitzen Arbeitnehmervertreter in den relevanten Aufsichtsgremien und werden durch das Fach-Know-how von Arbeitnehmer-Organisationen unterstützt. Zusätzliche Sicherungen gebe es durch die Subsidiärhaftung des Arbeitgebers, durch den Pensions-Sicherungs-Verein (...) (PSVaG) und die Sanierungsklausel bei regulierten Pensionskassen.

Susanne Görsdorf-Kegel VersicherungsJournal 18.06.2012

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betriebliche Altersversorgung

http://www.faz.net/-hbv-71i8w21.07.2012 · Die Altersvorsorge von 17 Millionen Deutschen ist bedroht: Die Pensionskassen können nur noch Anleihen mit niedrigen Zinsen aufnehmen. Der darauf folgende Anlagennotstand lässt die Renten schrumpfen.Betriebsrente ist in GefahrVon DENNIS KREMER

Sie diskutieren das Problem in ihren Anlageausschüssen, die Sitzungen dauern oft Stunden, doch am Ende gibt es wieder keine Lösung. Nur Ratlosigkeit und fast so etwas wie Furcht. Sie macht sich breit bei Pensionskassen und Pensionsfonds, Direktversicherern, Unterstützungskassen und Unternehmen. Also bei allen, die sich um die Gelder kümmern, mit denen die deutschen Beschäftigten fest für ihren Ruhestand planen - den Erträgen aus der betrieblichen Altersvorsorge.

Sie alle haben den Arbeitnehmern ein großes Versprechen gegeben: die Zusicherung, dass sich Vorsorgen fürs Alter lohnt. Nichts Geringeres als dieses Versprechen steht in diesen Tagen auf dem Spiel. Die betriebliche Altersvorsorge gerät in Not. Und die Zahl der Betroffenen ist gewaltig: Rund 17 Millionen Beschäftigte zahlen über ihren Arbeitgeber in eine betriebliche Altersvorsorge ein.

Das Problem, vor dem alle Versorgungswerke stehen, lässt sich an der Renditeentwicklung deutscher Bundesanleihen mit

zehnjähriger Laufzeit ablesen: Warfen die Papiere im Jahr 2002 noch einen üppigen Ertrag von mehr als fünf Prozent ab, sind es heute gerade einmal 1,2 Prozent. Nach Abzug der Inflation machen Anleger mit Bundesanleihen derzeit sogar Verlust.

Bis 2017 wird mit einem Renditeverlust von 1,5 Prozentpunkten gerechnetDas trifft vor allem Pensionskassen, Direktversicherer und Pensionsfonds: Sie verwalten mehr als 190 Milliarden Euro und haben diese vorwiegend in hochwertige Titel investiert. Nach Schätzungen stecken bis zu 90 Prozent ihrer Anlagegelder in sicheren Staatsanleihen und Pfandbriefen mit langer Laufzeit. Üblicherweise halten sie die Papiere bis zur Fälligkeit.

Darum haben die Pensionskassen zwar noch immer viele Anleihen aus jenen Jahren im Portfolio, in denen die Renditen üppig waren: Eine Verzinsung von durchschnittlich rund vier Prozent erzielen sie zurzeit damit. Doch nach und nach müssen die Geldmanager die auslaufenden alten Anleihen durch neue Anleihen mit mickrigen Zinsen ersetzen - und geraten so immer tiefer hinein in den Anlagenotstand.

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betriebliche Altersversorgung

Rentenexperte Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg warnt: „Die niedrigen Zinsen stellen viele Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge vor ernste Schwierigkeiten.“

Eine Modellrechnung des Anleihehauses Bantleon, das Versorgungswerke berät, zeigt die Brisanz. Sie geht von der Annahme aus, dass die Kassen überwiegend in Pfandbriefe mit besonders langer Laufzeit investieren.

Setzt sich die Phase niedriger Zinsen nun fort, würde die jährliche Wertentwicklung eines typischen Portfolios einer Pensionskasse drastisch zurückgehen - innerhalb der nächsten fünf Jahre um insgesamt mehr als ein Drittel. Die Verzinsung würde dann jedes Jahr um etwa 0,3 Prozentpunkte abnehmen und von derzeit im Schnitt 4,0 Pr0zent bis 2017 auf nur 2,5 Prozent im Jahr sinken. Bleibt es bei dieser Zinsdifferenz auf Dauer, könnten dem Ruheständler später hohe Summen fehlen. Wer bisher 1.000 Euro erwartete, bekäme dann nur noch etwa 650 Euro.

Keine allzu großen Hoffnungen auf eine WendeTrotzdem versuchen viele Geldmanager zu beruhigen: Die Phase niedriger Renditen sei nur eine Episode, bald würden die Zinsen auch wieder steigen. Völlig auszuschließen ist dies zwar nicht. Aber allzu große Hoffnungen auf die Wende sollten sich Sparer nicht machen. Schließlich notieren die Leitzinsen

in den wichtigsten Währungsräumen der Welt derzeit alle unter der Schwelle von einem Prozent. Wegen der Schwere der Krise ist es vor allem in Europa sehr wahrscheinlich, dass dies noch längere Zeit so bleiben wird.

Aber warum nicht einfach auf Investments setzen, die bessere Erträge versprechen? Aktien zum Beispiel. Dax-Papiere erzielen derzeit allein durch ihre Dividenden im Schnitt schon eine Rendite von rund vier Prozent, Kursgewinne kämen noch obendrauf. Sichere Staatsanleihen können da nicht mehr mithalten.

Doch ausgerechnet dieser lukrative Ausweg ist Pensionskassen und Direktversicherern weitgehend untersagt: Nach den Vorgaben der Aufsichtsbehörde Bafin müssen sie vorwiegend in sichere Anlagen investieren. Und selbst der Anteil, den sie noch in Aktien halten dürfen, könnte in Zukunft weiter schrumpfen: Nach Überlegungen der EU-Kommission soll ein wichtiges neues Regelwerk demnächst ebenfalls für Pensionskassen und Pensionsfonds gelten.

Zentraler Bestandteil dieser sogenannten Solvency-II-Regeln: Aktien müssen mit zusätzlichem Eigenkapital hinterlegt werden, Staatsanleihen aber nicht - selbst wenn sie von einem europäischen Krisenstaat wie Spanien stammen. Was technisch klingt, bedeutet in der Praxis: Aus Bilanzgründen lohnt sich der Aktienkauf für Pensionskassen nicht.

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betriebliche Altersversorgung

Ein verlogenes Spiel, findet Rentenexperte Raffelhüschen: „Auf diese Weise zwingt der Staat Großanleger regelrecht dazu, weiter Staatsanleihen zu kaufen. So wird die Nachfrage nach den Papieren künstlich gesteigert, und in der Folge fallen die Renditen noch weiter.“ Im Klartext: Beschäftigte, die auf die betriebliche Altersvorsorge zählen, sind die Leidtragenden.

Dies gilt selbst für die Arbeitnehmer, die von ihrem Arbeitgeber eine sogenannte Direktzusage erhalten haben. Dabei müssten sie eigentlich deutlich weniger von den niedrigen Zinsen betroffen sein. Denn Direktzusage bedeutet: Das Unternehmen kann die Betriebsrente selbst verwalten - wie und wo es die Gelder seiner Mitarbeiter anlegt, darf es frei entscheiden. De facto ahmen die meisten Firmen nach Auskunft des Fachverbandes Aba jedoch weitgehend die Anlagestrategie der Versorgungswerke nach: Ein wesentlicher Teil der Gelder sei konservativ in sicheren Papieren angelegt.

Gefährliche GarantiezinsenWie groß das Problem noch werden kann, zeigt ein Blick auf die Garantiezinsen, die viele Firmen ihren Beschäftigten versprochen haben: Zwar sind sie vorsichtig geworden und machen dies seit einigen Jahren kaum noch. Aber nach Daten des Beratungsunternehmens Towers Watson waren noch Ende der 90er Jahre Zinszusagen von fünf Prozent und mehr nicht ungewöhnlich. Kann der Arbeitgeber die nicht aus den

angelegten Geldern aufbringen, muss er sie aus dem laufenden Geschäft heraus zahlen.

Hier lauert eine Gefahr: Sollte das eine Firma überfordern, gibt es in Deutschland zwar sehr gute Sicherheitsnetze wie den Pensionssicherungsverein. Über ihn sind jedem Arbeitnehmer zumindest die eingezahlten Beiträge garantiert. Spätestens dann aber dürfte sich mancher Beschäftigte fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, das Geld selbst anzulegen.

Quelle: F.A.S.

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betriebliche Altersversorgung

FTD.de 14.08.2012, 07:39Betriebliche Altersvorsorge:Pensionslasten erdrücken KonzerneIn den betrieblichen Rentenkassen klafft eine Milliardenlücke - und wegen des Zinstiefs wird das Loch immer größer. Dabei galt die betriebliche Altersvorsorge bisher immer als sicher. von Angela Maier , Herbert Fromme München und Klaus Max Smolka Frankfurt

Das Dauertief bei den Zinsen lässt die Pensionslasten für Unternehmen in Deutschland und Europa gefährlich anwachsen. Topmanager von DAX-Konzernen sind deswegen zunehmend alarmiert. "Die Pensionsverpflichtungen sind ein Riesenproblem für viele Unternehmen", sagte Jörg Schneider, Finanzchef des Rückversicherers Munich Re, der FTD. "Sollte die Niedrigzinsphase länger andauern, kann das zu einer ernsten Herausforderung werden", warnte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser.

Eigentlich gilt die betriebliche Altersvorsorge als sehr sicherer Teil des Rentensystems. Die staatliche Rentenversicherung gilt als überfordert, Lebensversicherer senken ihre Garantiezinsen immer weiter. Nun wird es auch für Firmen immer schwerer, versprochene Betriebsrenten tatsächlich auch auszahlen zu können.

"Die niedrigen Zinsen stellen viele Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge vor ernste Schwierigkeiten", so kürzlich der Freiburger Ökonom und Rentenexperte Bernd Raffelhüschen. 17 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland haben eine Betriebsvorsorge.

In den betrieblichen Pensionskassen klaffen schon länger Milliardenlücken. Durch die niedrigen Zinsen haben sich diese zuletzt allerdings stark ausgeweitet. Nach Berechnung der Beratungsfirma Mercer haben die Gesamtverpflichtungen aller 30 DAX-Konzerne infolge der Niedrigzinsen seit Jahresbeginn um gut 40 Mrd. Euro auf fast 300 Mrd. Euro zugenommen. Die Beratung Towers Watson kommt auf einen Zuwachs um 22 Mrd. Euro auf 281 Mrd. Euro. Dem steht nur ein dafür reserviertes Anlagevermögen von 174 Mrd. Euro gegenüber.

Insgesamt deckten die DAX-Konzerne ihre Pensionsverpflichtungen derzeit zu 62 Prozent mit Kapitalanlagen ab, so Towers Watson. Zu Jahresbeginn waren es noch 66 Prozent. Für die Lücke haften die Firmen mit ihrer Bilanz.

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betriebliche Altersversorgung

Rechnungszins sinktWegen der niedrigen Marktzinsen müssen die Konzerne ihre internen Kalkulationen ständig anpassen: Es sinkt der sogenannte Rechnungszins - die Größe, mit der die Unternehmen ermitteln, wie viel Geld sie für künftige Verpflichtungen heute vorhalten müssen. Entsprechend steigt die Last: Seit Jahresbeginn haben die Mercer-Berater ihre Empfehlung für den Rechnungszins um 1,1 Prozentpunkte auf durchschnittlich 3,8 Prozent reduziert. "Das erhöht den Umfang der Verpflichtungen um 16 Prozent", sagte Mercer-Chefaktuar Thomas Hagemann.

Schnelle Entlastung ist nicht in Sicht: "Wir rechnen damit, dass das Niedrigzinsumfeld mittelfristig anhalten wird", sagte Towers-Watson-Experte Thomas Jasper. Pensionskassen wie Lebensversicherer tun sich schwer, mit ihren Kapitalanlagen ausreichend Rendite zu erwirtschaften. "So sinken beispielsweise die Zinssätze für unsere konservative Geldanlagepolitik gegen null", sagte Bernhard Düttmann, Finanzvorstand des Chemiekonzerns Lanxess.

Die zunehmende Alterung belastet die Pensionskassen zusätzlich. "Die Komplexität und Tragweite des Pensionsthemas schafft eine gewisse Brisanz", so Siemens-Vorstand Kaeser. "Wir befassen uns damit intensiv." Düttmann spricht von einem "Umfeld, das mehr Aufmerksamkeit erfordert". Die Euro-Krise werde den Druck auf die Firmen "in

den nächsten Monaten in zweifacher Hinsicht erhöhen", glaubt Boston-Consulting-Partner Alexander Roos. Wegen des Zinsproblems müssten einige vermutlich für die Betriebsrenten nachschießen. Dazu komme das Problem eingebrochener Gewinne wegen der schwachen Konjunktur.

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Bombenschäden

Bombenschäden in MünchenKein Krieg

07.09.2012 · Die Bombe, die vergangene Woche in München explodierte, war kein kriegerischer Akt, sondern eine kontrollierte Sprengung. Haften nun Versicherer für die Bombenschäden in Millionenhöhe? Oder die Stadt München?Von KARIN TRUSCHEIT, MÜNCHEN

Es war zwar eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die vor gut einer Woche in München explodiert ist. Doch die Explosion war kein kriegerischer Akt, sondern eine kontrollierte Sprengung. Das dürfte aus versicherungsrechtlichen Gründen interessant werden, da in den betroffenen Versicherungen wie Gebäude-, Hausrat-, Kfz- Kasko- oder Glasversicherung oft eine Kriegsfolgenausschlussklausel enthalten ist.

Zwar haben in München nach offiziellen Angaben schon einige Versicherer auf die Einhaltung der Klausel verzichtet und zugesichert, die Schäden zu zahlen. Fachleute bezweifeln aber, ob dies wirklich nur der Kulanz geschuldet ist. „Es ist gar nicht so eindeutig, ob die Klausel überhaupt greift“, sagt Rechtsanwalt Lars Winkler von der Kanzlei Wilhelm in Düsseldorf, die auf Versicherungs-, Haftungs- und Gesellschaftsrecht spezialisiert ist. Schließlich sei es eine bewusste Willensentscheidung der Stadt gewesen, die Bombe

zu sprengen. Das könne man nicht als unmittelbare „Kriegsfolge“ bezeichnen. Auch müsse nun geklärt werden, wie die Schäden an den Häusern oder Fahrzeugen genau entstanden seien - ob durch die eigentliche Explosion oder durch brennendes Dämmmaterial, das durch die Luft flog.

Brandschäden wurden bewusst in Kauf genommenZur Dämmung der Explosion wurden unter anderem Strohballen eingesetzt. Brennendes Stroh, das durch die Sprengung herumflog, hatte mehrere Brände verursacht, die jedoch schnell gelöscht werden konnten. Die Brandschäden hatte der Kampfmittelräumdienst nach eigenen Worten bewusst in Kauf genommen. Auf diese Weise sollte Schlimmeres verhindert werden, etwa die Zerstörung von Häusern in unmittelbarer Nähe der Bombe.

Da auch die Stadt München bei ihrer Entscheidung, die Bombe zu sprengen, die Brandschäden offenbar bewusst in Kauf nahm, lässt sich nach Winklers Angaben nicht ausschließen, dass sie für Entschädigungen in Anspruch genommen werden kann. Auch wenn die Sprengung - wie die Stadtverwaltung hervorhebt - „pflichtgemäß“ verlaufensei.

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Bombenschäden

Doch nach Auffassung der Stadt gibt es derzeit keine Haftungsgrundlage der Behörden und des von ihnen mit der Sprengung beauftragten Unternehmens. Vielmehr sei der drohende, viel größere Schaden abgewendet worden.

Verrußte Fassaden, zersplitterte Fenster, Risse in MauernDie Explosion am Dienstagabend vergangener Woche im Münchner Stadtteil Schwabing hat nach ersten Schätzungen Schäden in Millionenhöhe verursacht. Zwar wollte die Stadtverwaltung noch keine genauen Schadenssummen nennen, da immer noch Meldungen eingingen.

Doch nach Angaben der Versicherungskammer Bayern sind bislang allein mehr als 20 Gebäudeschäden verzeichnet worden. Die Versicherungskammer schätzt die Schadenshöhe auf mindestens drei bis vier Millionen Euro. Dazu gehören vor allem verrußte Fassaden, zersplitterte Fenster, Risse in Mauern und Wänden und Wohnungstüren, die durch die Wucht der Explosion eingedrückt wurden.

Die Statik der stark beschädigten Gebäude werde zudem noch weiter untersucht. Die Stadt hat allerdings schon zugesichert, dass sie bei nicht versicherbaren Schäden soziale Häftefälle nach entsprechender Prüfung unterstützen werde.

Quelle: F.A.Z.

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GDV

FTD.de 18.04.2012, 13:01...:Assekuranz mahnt Abkehr von Niedrigzinspolitik anDie niedrigen Zinsen machen den Versicherern weiter zu schaffen, deshalb fordern sie Änderungen in der Geldpolitik. Während die Prämieneinnahmen der Branche im vergangenen Jahr wegen einer Delle in der Lebensversicherung zurückgegangen sind, erwarten die Unternehmen für 2012 wieder ein leichtes Wachstum. von Ilse Schlingensiepen

Die deutschen Versicherer haben erneut eine dringende Abkehr von der Niedrigzinspolitik angemahnt. "Die Zentralbanken müssen ihre expansive Geldpolitik zurückfahren, die aufgebaute Liquidität wieder abbauen und monetäre Rahmenbedingungen für eine vernünftige Entwicklung langfristiger Zinsen schaffen", sagte Rolf-Peter Hoenen, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), am Mittwoch vor der Presse in Berlin. Die bisherige Zinsstrategie gehe zu Lasten der Kunden in der Lebensversicherung und anderer Formen der Altersvorsorge.

"Ein effektiver Zinsrückgang von einem Prozentpunkt spiegelt sich unmittelbar in einem Rückgang der Kapitalergebnisse der Versicherer von rund einer Milliarde Euro", sagte Hoenen. Das

Modell der Lebenversicherung werde durch die aktuelle Lage aber nicht in Frage gestellt, betonte er.

Im Vergleich zu anderen Vorsorgeprodukten habe die Lebensversicherung mit ihren Garantieversprechen sogar noch an Attraktivität gewonnen, sagte Maximilian Zimmerer, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Lebensversicherung. Zimmerer ist Chef der Allianz Lebensversicherung und designierter Finanzchef der Obergesellschaft Allianz SE. Immerhin habe die Branche 2011 noch eine Nettoverzinsung von 4,2 Prozent erzielt. Eine genaue Prognose über die weitere Entwicklung könne er nicht abgeben, sagte Zimmerer. Aber der Trend sei klar: "Die durchschnittliche Verzinsung wird in absehbarer Zeit unter die vier Prozent fallen."

Die Lebensversicherung war 2011 die einzige Sparte, in der die Unternehmen einen Rückgang der Prämieneinnahmen hinnehmen mussten. Sie sanken um 3,9 Prozent auf 86,8 Mrd. Euro. Das sorgte dafür, dass die Gesamtprämieneinnahmen der Branche um 0,4 Prozent auf 178,2 Mrd. Euro fielen. Im laufenden Jahr werden die Versicherer insgesamt wieder zulegen, erwartet Hoenen.

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GDV

In der Schaden-/Unfallversicherung verzeichneten die Unternehmen zwar erstmals seit Jahren wieder ein spürbares Wachstum um 2,7 Prozent auf 56,7 Mrd. Euro. Da aber gleichzeitig auch die Schadenzahlungen deutlich anstiegen, sank die Profitabilität. Der versicherungstechnische Gewinn der Branche verschlechterte sich um 300 Mio. Euro auf 600 Mio. Euro. Das werde nicht ohne Folgen bleiben, sagte Robert Pohlhausen, Vorsitzender des zuständigen GDV-Hauptausschusses. "Zumindest in einigen Sparten, die uns Probleme bereiten, müssen wir mit Preissteigerungen rechnen."

Das gilt etwa für die wettbewerbsintensive Autoversicherung, einem der Sorgenkinder der Branche. "Die Preise, die in diesem Jahr schon gestiegen sind, werden im kommenden Jahr weiter steigen", prognostizierte Pohlhausen. Zum Jahreswechsel hätten die Unternehmen die Prämien pro Police im Schnitt um zwei Prozent angehoben. Für das laufende Jahr rechnet er mit einer vergleichbaren Größenordnung.

Trotz aller Angriffe von Politikern, Verbraucherschützern und gesetzlichen Krankenkassen lege die private Krankenversicherung (PKV) weiter zu, sagte Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Verbands. Die Kritik an der Branche sieht er vor allem als Ausdruck einer Neiddebatte. "Es kann nicht sein, dass 31 Millionen Menschen falsche

Entscheidungen zugunsten der PKV getroffen haben." 2011 nahm die Zahl der Vollversicherten, eine wichtige Kennzahl der Branche, netto um 80.800 auf 9 Millionen zu, in der Zusatzversicherung gab es einen Zuwachs um 2,5 Prozent auf 22,5 Mio. Kunden. Die Prämieneinnahmen der PKV-Unternehmen stiegen um 4,3 Prozent auf 34,7 Mrd. Euro.

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GDV

Assekuranz bleibt 2012 trotz Zinssorgen optimistischDer Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen aus 2011. Sieht man von dem Rückgang im Einmalgeschäft in der Sparte Lebensversicherung ab, ergab sich im vergangenen Jahr ein insgesamt erfreulicher Geschäftsverlauf. Wachstumstreiber waren die private Krankenversicherung sowie die Schaden- und Unfallversicherung, wobei die Kfz-Sparte mit einem Beitragsplus von 3,5 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro positiv überraschen konnte.

Die deutschen Versicherer haben eine erste Bilanz des abgelaufenen Jahres gezogen. „Angesichts der positiven Beitragsentwicklung sind wir mit dem Geschäftsjahr 2011 zufrieden“, erklärte der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (...) (GDV), Rolf-Peter Hoenen, am heutigen Mittwoch vor der Presse in Berlin. „Für 2012 erwarten wir insgesamt wieder ein Plus.“

Gleichwohl ist das Geschäftsumfeld der Versicherer nicht frei von Sorgen. Vor allem belastet die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (...) (EZB) und das damit verbundene anhaltende Niedrigzinsumfeld macht der Branche deutlich zu schaffen. Für 2012 erwarten wir insgesamt wieder ein Plus.

Rückgang im Einmalgeschäft Leben drückt BranchentrendDie deutschen Versicherer kamen nach den GDV-Angaben 2011 auf ein Prämienvolumen von insgesamt 178,2 Milliarden Euro. Dies bedeutet wegen des von der Branche erwarteten rückläufigen Einmalbeitrags-Geschäfts (minus 15,7 Prozent) ein Minus um 0,4 Prozent (...).

Im laufenden Beitragsgeschäft konnte die Branche in 2011 allerdings mit einem Plus von 2,3 Prozent das beste Ergebnis seit 2005 erreichen. Beim Neugeschäft gegen laufende Beitragseinnahmen konnte im Bereich der dominierenden Sparte Lebensversicherung (...) um stattliche 8,3 Prozent zugelegt werden.

Als überaus erfreulich empfand die Branche die Entwicklung der betrieblichen Altersversorgung. Das Neugeschäft wuchs um 1,1 Millionen Verträge oder um 15,9 Prozent. Ein wichtiger Grund dafür sei die Anhebung der steuerlichen Altersgrenze von 60 auf 62 Jahre in 2012 gewesen, hob der Verband weiter hervor.

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GDV

Die privaten Krankenversicherer können weiter Boden gut machenTrotz aller Anfeindungen konnte die private Krankenversicherung (PKV) in der Krankenvollversicherung den Nettoneuzugang um knapp ein Prozent oder 80.800 auf 8,98 Millionen steigern. Die Beitragseinnamen wuchsen einschließlich der Pflegeversicherung um 4,3 Prozent auf 34,7 Milliarden Euro, wobei auch Beitragsanhebungen zu den Mehreinnahmen beitrugen.

Bei den Zusatzversicherungen konnte nach Angaben des PKV-Verbands ein Zuwachs um eine gute halbe Million an neuen Verträgen erreicht werden. Der Bestand wuchs damit um 2,5 Prozent auf 22,51 Millionen.

Überdurchschnittliches Wachstum gab es bei der Pflegezusatz-Versicherung. Die Zahl der Verträge stieg um 10,8 Prozent auf 1,88 Millionen. Hier dürfte sich neben der Zahnzusatz-Versicherung noch ein großes Marktpotenzial auftun, zumal die Bundesregierung eine freiwillige Pflegezusatz-Versicherung staatlich fördern will.

Kompositversicherer können Schattendasein ablegenFür die Schaden- und Unfallversicherer war 2011 nach langer Durststrecke ein umsatzstarkes Jahr (...). Insgesamt erzielten sie nach vorläufigen Berechnungen 56,7 Milliarden Euro Beitragseinnahmen. Das waren 2,7 Prozent mehr als im

Vorjahr. „Damit sind die Kompositversicherer erstmals seit 2003 spürbar gewachsen“, stellt der GDV fest.

Entscheidend hierfür sei die Entwicklung in der Kraftfahrtversicherung, die in 2011 einen Prämienzuwachs von 3,5 Prozent auf 20,9 Mrd. Euro habe verzeichnen können (...). Dahinter dürfte auch eine gute Autokonjunktur stehen.

Manfred Brüss VersicherungsJournal 18.04.2012

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Haftpflicht

Die (un)profitabelsten HaftpflichtversichererIm Geschäftsjahr 2010 wiesen lediglich sechs der 46 größten Haftpflichtversicherer keine positive versicherungstechnische Ergebnisquote auf. Den besten Wert erreichte die Mannheimer, den schlechtesten die Feuersozietät, wie der „Branchenmonitor 2006-2010: Haftpflichtversicherung“ zeigt.

Die Allgemeine Haftpflichtversicherung gehört seit vielen Jahren zu den Ertragsbringern in der Schaden- /Unfallversicherung. So haben die Anbieter auf dem deutschen Markt zwischen 2004 und 2010 versicherungstechnisch durchweg Gewinne geschrieben, wie kürzlich der Map-Report herausgestellt hat (...).

Das spiegelt sich auch auf der Ebene der 46 größten Anbieter mit rund 83 Prozent Marktanteil wieder, deren Kennzahlen die V.E.R.S. Leipzig GmbH (...) in Kooperation mit der YouGov Deutschland AG (...) im „Branchenmonitor 2006-2010: Haftpflichtversicherung“ untersucht hat.

Die unprofitabelsten HaftpflichtversichererDer Untersuchung zufolge kamen im Geschäftsjahr 2010 lediglich sechs Gesellschaften auf keine positive versicherungstechnische Ergebnisquote (versicherungs-technischer Gewinn/Verlust für eigene Rechnung vor Veränderung der Schwankungs- und ähnlicher Rückstellungen

in Prozent der verdienten Prämien für eigene Rechnung für den Zweig Haftpflichtversicherung).

Am schlechtesten schnitt die Feuersozietät Berlin Brandenburg (...) mit einem Wert von über minus 30 Prozent ab. Auch die SV Gebäudeversicherung (...) und die VHV (...) lagen im zweistelligen Minusbereich, die Axa (...) knapp darunter. Nur knapp die Gewinnzone verpasst haben die Nürnberger Allgemeine (...) und die R+V Allgemeine (...).

Mannheimer mit der besten ErgebnisquoteAuf der anderen Seite erreichten die profitabelsten 30 Unternehmen eine versicherungstechnische Ergebnisquote von mehr als zehn Prozent, die besten 14 Gesellschaften lagen sogar über 20 Prozent. Auf den höchsten Wert kam die Mannheimer (...) mit fast 80 Prozent. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand die Cosmos, die WGV-Schwäbische Allgemeine (...) und die Saarland Feuer (...) mit Werten zwischen 40 und 55 Prozent. Auch die beiden DEVK (...), die VGH Landschaftliche Brandkasse (...) und die Provinzial Rheinland (...) waren mit über 30 Prozent hochprofitabel.

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Haftpflicht

Methodische EinschränkungenDer Fokus der Studie liegt den Angaben zufolge auf dem privaten Haftpflichtgeschäft, weshalb Versicherer, die ihren Schwerpunkt bekanntermaßen im Industriegeschäft haben, nicht mit in die Untersuchung einbezogen worden seien.

Da aus den Geschäftsberichten in den meisten Fällen nicht entnommen werden könne, wie sich die Haftpflicht- Produktstrukturen bei den einzelnen Unternehmen zusammensetzen, wie hoch also der Anteil des Privat- beziehungsweise Firmenkundengeschäfts ist, enthalte die Untersuchung eine Übersicht zu den betriebenen Haftpflichtversicherungs-Zweigen, sofern diese in den Geschäftsberichten ausgewiesen seien....

Björn Wichert VersicherungsJournal 24.04.2012

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Haftpflicht

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Haftpflicht

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Haftpflicht

Großschäden lassen Hebammen-Haftpflichtprämien explodierenDie schon seit dem Jahr 2003 drastisch angestiegenen Prämien für die Berufshaftpflicht-Versicherung von Hebammen und Entbindungspflegern sollen am 1. Juli um nochmals 15 Prozent auf über 4.200 Euro angehoben werden.

Für die Beitragsexplosion sind wenige Groß- und Größtschäden bei der Geburt verantwortlich, die zwar nur drei Prozent aller Fälle ausmachen, aber für 68 Prozent aller Kosten stehen. Bundesgesundheits-Minister Daniel Bahr (FDP) versprach, sich für eine bessere Vergütung der Hebammen einsetzen zu wollen.

Das Bundesministerium für Gesundheit (...) (BMG) hat die Untersuchungsergebnisse zur „Versorgungs- und Vergütungssituation in der außerklinischen Hebammenhilfe (...)“ veröffentlicht, die das Iges Institut (...) im Auftrag des Ministeriums unter anderem durch Befragung von 3.600 Hebammen gewonnen hatte.

Das Iges-Gutachten stellt nach Auffassung des Ministeriums eine gut Basis für die Verhandlungen zwischen GKV- Spitzenverband (...) und den Hebammenverbänden über eine angemessene Vergütung ihrer Leistungen dar. Dabei sollten auch die gestiegenen Kosten für die Berufshaftpflicht berücksichtigt werden. Das Ministerium kündigte zudem in

Kürze einen runden Tisch mit den Hebammenverbänden, dem GKV- Spitzenverband sowie Vertretern der Versicherungswirtschaft und der Krankenhäuser an.

Drastischer PrämienanstiegIn dem Gutachten wird festgehalten, dass sich die Prämien für Berufshaftpflicht-Versicherungen von freiberuflich tätigen Hebammen, die auch Geburtshilfe anbieten, in der jüngsten Vergangenheit drastisch erhöht hätten. Als Ursache wird eine Zunahme von Großschäden genannt, die das vergleichsweise kleine Versichertenkollektiv der Hebammen tragen müsse.

Nur wenige GroßschädenDen Angaben zufolge verursachen rund 71 Prozent aller Schäden einen Aufwand von weniger als 1.000 Euro pro Schadenfall auf. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtschadenaufwand von nur 0,1 Prozent.

Andererseits liegen nur 1,5 Prozent der Schadenfälle über 500.000 Euro und weitere 1,5 Prozent über einer Million Euro. Der Anteil dieser Großschäden am Gesamtschadenaufwand beträgt allerdings mehr als zwei Drittel.

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Haftpflicht

Zur Jahresmitte 2010 hat es in Sachen Berufshaftpflicht laut dem Iges-Papier einen Anstieg um rund 56 Prozent auf fast 3.700 Euro Jahresprämie gegeben. Zur Jahresmitte 2012 sei ein weiterer Prämienanstieg um 15 Prozent auf rund 4.240 Euro vorgesehen. In Relation zu einem Jahreseinkommen von durchschnittlich 24.000 Euro stellt dies einen enormen Kostenblock dar.

Versicherer scheuen das kaum kalkulierbare RisikoUnter den Berufshaftpflicht-Versicherungen für Hebammen, die insbesondere Versicherungsschutz für Ansprüche infolge von Geburtsschäden bieten, dominierten dem Gutachten zufolge die beiden Gruppenversicherungen des Deutschen Hebammenverbands e.V (...). (DHV) und des Bundes freiberuflicher Hebammen Deutschlands e.V. (...) (BfHD).

Unter Berufung auf den Versicherungsmakler des DHV heißt es in dem Gutachten, neben den aktuellen Versicherern hätte nur ein einziger aller 183 in Deutschland angeschriebenen Versicherer ein Angebot eingereicht, das zudem deutlich über dem der bisherigen Versicherer gelegen habe.

Aus dem Ausland habe es bei 477 Anfragen gar kein Angebot gegeben.

Außer der R+V Versicherung (...), die an der Gruppenhaftpflicht des DHV beteiligt ist, waren zur

Jahresmitte 2011 dem DHV nur vier Versicherer bekannt, die überhaupt Versicherungsschutz für geburtshilflich tätige Hebammen anbieten: Gothaer (...), Allianz (...), Nürnberger (...) und Versicherungskammer Bayern (...).

Die Langzeitschäden sind schwer kalkulierbarEinen Grund für die hohen Beiträge zur Berufshaftpflicht sieht der Hebammenverband in der Haftungszeit von 30 Jahren für geburtshilfliche Schäden. Diese lange Haftungszeit sei für Versicherer nicht kalkulierbar und bedürfe einer dringenden Korrektur auf die ansonsten übliche Haftungszeit von zehn Jahren, erklärte der DHV.

Im Gutachten wird zudem auf eine Analyse des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (...) verwiesen. Danach sind die Kosten im Schadenfall für Schmerzensgeld-Aufwendungen, Therapie- und Pflegekosten sowie Kompensationszahlungen für den zu erwartenden zukünftigen Verdienstausfall von geschädigten Kindern deutlich gestiegen. Insbesondere die Langzeitkosten seien von den Versicherern deutlich unterschätzt worden.

Manfred Brüss VersicherungsJournal 07.05.2012

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Haftpflicht

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Insurance Wrappers

FUW online 11:43 11 JULI 2012 Insurance Wrappers – ein wenig lukratives VolumengeschäftTHOMAS HENGARTNER

... Wie die Produkte funktionieren.

Die sogenannten Insurance Wrappers haben die Geschäftszahlen entsprechender Anbieter – in der Schweiz insbesondere Swiss Life und Bâloise – in gewissen Jahren richtiggehend aufgebläht. Das Volumengeschäft gilt jedoch als margenschwach und deshalb begrenzt lukrativ. Insurance Wrappers stehen auch im Zentrum der aktuellen Untersuchungen bei Credit-Suisse-Kunden in Deutschland.

Im Kern handelt es sich um vermögensgebundene Lebensversicherungspolicen, um Kontrakte also, für die der Kunde die Vermögensanlage bestimmt und deshalb Anlageertrag und -risiken selbst trägt.

Insurance Wrappers werden über Privatbanken in Zusammenarbeit mit Versicherern arrangiert. Sie umfassen üblicherweise Millionenvermögen, die während der zehnjährigen oder noch längeren Laufzeit des Kontrakts weiterhin vom Anlagekunden bzw. von seinem Vermögensverwalter betreut und innerhalb der vereinbarten Anlagestrategie verwaltet werden.

Steuerlich begünstigte VersicherungsprodukteDie Versicherungsgesellschaft handelt im Auftragsverhältnis und verbucht Vermögenswerte sowie Umschichtungen. Weil sie ganz im Sinne der Lebensversicherungskontrakte das vorzeitige Ableben des Kunden gegen Prämienrechnung abdeckt (sogenanntes biometrisches Risiko), gelten Insurance Wrappers in allen wesentlichen Ländern als steuerlich begünstigte Versicherungsprodukte.

Wesentliches Element dabei ist, dass die Ertragsbesteuerung während der ganzen Laufzeit aufgeschoben wird bis zum Fälligkeitsdatum des Kontrakts. In der mit Deutschland ausgearbeiteten Abgeltungsvereinbarung ist zudem eine Halbierung des Abgeltungssatzes vorgesehen, wenn ein deklariertes Vermögen aus einem mindestens zwölfjährigen Versicherungsvertrag zur Auszahlung gelangt und der Versicherungsnehmer das 62. Altersjahr überschritten hat.

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Kfz Versicherung

Frühere Kfz-Margen gehören der Vergangenheit anIn der deutschen Kfz-Versicherung deuten wachsende Beitragseinnahmen und sinkende Schadenzahlen im ersten Quartal 2012 nach vier verlustreichen Jahren auf eine Besserung der Lage hin. Auf dem Hannover- Forum der E+S Rückversicherung AG wurde jedoch deutlich, dass die Branche vor großen Herausforderungen steht. Die Stichworte dazu lauten: Internet, Autohersteller, Vergleichsplattformen, E-Call und Google.

Ende Juni fand vor knapp 100 Branchenvertretern das Hannover-Forum, eine Tagung der E+S Rückversicherung AG (...) statt. Zu Beginn skizzierte Dr. Michael Pickel, Vorstandsmitglied des größten Kfz- Rückversicherers in Deutschland, zunächst die aktuelle Lage der Kfz-Versicherung.

Er erwartet nach dem vor allem durch Hagelschäden verursachten Verlust von 1,7 Milliarden Euro eine Verbesserung und verwies dabei auf steigende Beiträge. Die Kfz-Haftpflicht könne 2012 auf die Beine kommen, die Vollkasko-Welt sei jedoch nach wie vor nicht in Ordnung und werde auch in diesem Jahr im Defizit bleiben.

Warnung vor Klimawandel

Pickel warnte angesichts des Klimawandels vor dem Trend zu lokalen heftigen Unwettern. Und er verwies auf die fast aufgebrauchten Schwankungs-Rückstellungen der Kfz-Versicherer (...). Etwas Eigenwerbung dürfe erlaubt sein, die Rückversicherer böten sich zur Deckung des Mehrbedarfs der Kfz-Versicherer an.

Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstand der HUK-Coburg Versicherungsgruppe (...), sieht eher düster in die Zukunft. Die Schadenseite trage nicht zur Entspannung bei. Die Branche werde daher nur mit halber Geschwindigkeit aus dem Tal kommen. Und sie werde die Margen der Vergangenheit nicht mehr sehen.

Ein saturierter MarktDer Kfz-Versicherungsmarkt in Deutschland ist nach Auffassung von Rainer Brune, Vorstandsmitglied der Axa Versicherung AG, (...) saturiert und daher anspruchsvoll. Um Marktanteile zu sichern, müsse sich die Branche auf das veränderte Kundenverhalten einstellen. 97 Prozent der Internetbenutzer informierten sich im Netz über Produkte.Wer nicht im Netz ist, der ist für die „Digital Natives“ nicht existent.

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Kfz Versicherung

Und 50 Prozent der Internet-Käufer informierten sich vor dem Kauf über Online- Bewertungen anderer Käufer. Daher müssen sich die Versicherer laut Brune mit dem Thema auseinandersetzen. Vor allem die „Digital Natives“, also die nach 1985 geborenen und künftigen Kunden, informierten sich mehrheitlich online. Persönliche Beratung sei für sie nicht wichtig.

„Wer nicht im Netz ist, der ist für die „Digital Natives“ nicht existent“, so Brune. Makler und Vermittler verlören zunehmend ihre Rolle als persönliche Ansprechpartner. Informationsquellen wie Telefon und Internet, höhere Transparenz und Preissensibilität hielten den Markt in Bewegung. Der Wettbewerb werde durch Technologie getrieben (...).

Personalen Vertrieb verknüpfenIn einer Verknüpfung von personalem Vertrieb mit der digitalen Welt sieht der Axa-Vorstand eine Lösung. Seiner Ansicht nach werden Makler und Ausschließlichkeits-Vertreter dann noch auf Jahre eine dominierende Rolle spielen.

Zwei Modelle, wie Vertriebspartner in Multikanalmodelle eingebunden werden können, skizzierte Brune: Zum einen den strengen Multikanalansatz, bei dem alle Kunden auf Vermittler verteilt werden, die als erste Ansprechpartner eine Provision erhalten; zum anderen ein angepasstes Modell, bei

dem der Kunde darüber entscheiden kann, ob er eine Vermittlerbetreuung haben will oder nicht.

Wünscht der Kunde Service, erhält der Vermittler eine Provision. Im Direktgeschäft entfällt die Provision. Eine Kannibalisierung der Bestände durch das Online-Geschäft mit starker Spreizung der Tarife – diese Gefahr sieht Brune durchaus. Aber: „Wenn wir es nicht machen, dann machen es die Wettbewerber.“

Neue Player OEMAls neue Spieler auf dem Kfz-Versicherungsmarkt sieht Heitmann die Autohersteller (OEM), die schon heute zwei Drittel bis drei Viertel aller Neufahrzeuge finanzieren und die Hausbanken aus dem Geschäft gedrängt haben. Morgen könnten sie durch „All-inclusive- Angebote“ wie eine Bündelung von Finanzierung und Versicherung die Kfz-Versicherer verdrängen.

Die Autokonzerne drängen laut Heitmann an alle Ertragstöpfe rund ums Auto: Finanzierung, Versicherung, Service, Wartung, Garantie. „Für Kfz-Versicherer keine komfortablen Aussichten.“

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Kfz Versicherung

Vorteile durch E-CallIn einer Vorteilsposition sieht Heitmann die Autoindustrie auch durch E-Call, das von der Europäischen Union geplante automatische Notrufsystem für alle Kraftfahrzeuge(...). Denn die Autohersteller bauen die Geräte ein. Für die Finanzierung des Einbaus hat die EU-Kommission der Autobranche die Lenkung der Fahrzeuge in eigene Werkstätten versprochen. Damit wird die freie Wahl des Verbrauchers stark eingeschränkt.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (...) setze sich für bessere Lösungen ein. Er will den Wettbewerb durch freie Wahl der Schnittstellen erhalten und fordert Unfall-/Schaden-Apps für die Versicherer.

Monopolisierung bei VergleichsplattformenEine weitere Gefahr sieht Heitmann in der bereits in vollem Gang befindlichen Monopolisierung des Vergleichsplattform-Marktes.

Angesichts der riesigen Preisdifferenzen im Markt und der Vielfalt und Nichtvergleichbarkeit der Tarife sei es nur effizient, wenn die Kunden diese Portale nutzen. Plattformen seien nicht mehr wegzudiskutieren, auch wenn ihre Zuverlässigkeit zu wünschen übrig lasse.

Internetgigant drängt auf den Markt

Das Thema sei es für die Versicherungen, wenn eine Geldmaschine wie Google diesen Markt aufmischt und die anderen Plattformen vom Markt fegt. Dadurch könnten Versicherungen in die Rolle reiner Zulieferer von Risikoträgerschaft und Schadenregulierung gedrängt werden.

Google habe ein starkes Interesse an Mobilität und jetzt die erste Lizenz für führerlose Autos erhalten. Dies biete der Internetsuchmaschine eine weitere Möglichkeit, eine Fülle von gewinnbringenden Daten zu sammeln.

Für Google sei „Kfz-Versicherung“ schon heute das wertvollste Wort. Für ein Anklicken der drei werbenden Versicherungen auf der Suchseite erhalte Google 15 Euro. Heitmann setzt sich für den Erhalt von drei bis vier Wettbewerbern ein, „sonst geht das Thema durch die Decke“.

Claudia Schmidt-Wehrmann VersicherungsJournal 02.07.2012

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Kfz Versicherung

Kfz Versicherung

Lebensversicherung

24. Jul. 2012, 13:49Diesen Artikel finden Sie online unterhttp://www.welt.de/10836289523.07.12 AssekuranzenLebensversicherer wollen weg vom GarantiezinsDas einst wichtigste deutsche Finanzprodukt, die Lebensversicherung, hat ein großes Problem mit den Garantiezinsen. Versicherer spielen vor allem für Neuverträge verschiedene Alternativen durch. Von Karsten Seibel

Die anhaltende Niedrigzinsphase bereitet den Lebensversicherern zunehmend Sorgen (...) . "Das Modell der Lebensversicherung setzt voraus, dass die Zinsen irgendwann auch wieder steigen. Je länger die Zinsen unter der Inflationsrate liegen, also real negativ sind, desto länger bleiben die Produkte unter Stress", sagte Alexander Erdland, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter W&W-Versicherung und designierter Präsident der Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft im Gespräch mit "Welt Online". Seit Monaten werfen sichere Staatsanleihen, wie die des Bundes, nicht mehr genug Rendite ab, um den Preisauftrieb auszugleichen.

Trotz der schwierigen Situation an den Kapitalmärkten verteidigte Erdland die Lebensversicherung als gute Anlage.

"Sie bietet in Zeiten hoher Ungewissheit ein relativ hohes Maß an Sicherheit", sagte er und verwies darauf, dass andere Finanzprodukte eine sehr viel niedrigere Verzinsung ausweisen würden.

Der Finanzdienstleister W&W mit Sitz in Stuttgart konzentriert sich auf die beiden Geschäftsfelder Versicherung und Bausparen, mit den beiden Marken Württembergische und Wüstenrot.

Lebensversicherer verzinsen aktuell mit 3,9 ProzentAktuell verzinsen Lebensversicherungen den eingezahlten Sparanteil des Versicherten im Durchschnitt mit einer Rendite von 3,9 Prozent pro Jahr. Die Tendenz ist jedoch seit Jahren sinkend. Erdland sieht deshalb zunehmend die Gefahr einer Ungleichbehandlung der Versicherten. "Es darf nicht so weit kommen, dass der Solidaritätsgedanke bei der klassischen Lebensversicherung überfordert wird", sagte er.

Hintergrund sind die über Jahrzehnte zugesagten unterschiedlichen Garantieniveaus. Wer seinen Vertrag in den 90er-Jahren abschloss, kann auf eine jährliche Verzinsung von vier Prozent pochen, bei neuen Verträgen garantieren Versicherer gerade noch 1,75 Prozent.

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Lebensversicherung

Versicherte werden nicht mehr gleich behandeltFür die Branche ist dies ein heikles Thema. Bei der laufenden Verzinsung, die sich aus der Garantieverzinsung und der laufenden Überschussbeteiligung zusammensetzt, können viele Versicherer den Gleichbehandlungsgrundsatz aller Versicherten schon heute nicht mehr aufrechterhalten (...).

Nach Angaben der auf Versicherungen spezialisierten Ratingagentur Assekurata liegt die laufende Verzinsung für 2012 bei 40 Prozent aller Anbieter bereits unter 4,0 Prozent und damit unter dem höchsten, jemals gewährten Garantiezins.

Da Besitzern der Altverträge dennoch die 4,0 Prozent gutgeschrieben werden müssen, das zu verteilende Geld aber nicht mehr wird, gibt es bei neuen Verträgen entsprechend weniger. Dies kann bei anhaltender Niedrigzinsphase in den nächsten Jahren noch zu einem großen Problem werden: Laut Assekurata müssen Deutschlands Lebensversicherer knapp ein Viertel aller Verpflichtungen mit 4,0 Prozent verzinsen. Anleger werden sich künftig mehr denn je bereits vor dem Kauf einer Lebensversicherung überlegen, ob sie mit ihrem Geld beim Stopfen der Renditelücke helfen wollen.

Absenkung des Garantiezins bei Altverträge nicht möglich

Eine Lösung dieses Dilemmas ist nicht in Sicht. Den drastischsten Schritt, dass der Garantiezins auch bei Altverträgen abgesenkt wird, schloss Erdland aus. "Das ist nur in Ausnahmefällen rechtlich überhaupt möglich", sagte er.

Erst jüngst habe die Finanzaufsicht BaFin festgestellt, dass die deutschen Lebensversicherer selbst bei anhaltend niedrigen Zinsen noch für etliche Jahre eine ausreichende Ertragskraft haben. Wenn dies bezweifelt wird, sieht das Gesetz eine solche Möglichkeit immerhin vor.

Branche diskutiert neue GarantiemodelleUm zumindest bei neuen Verträgen nicht mehr 40 Jahre einen jährlichen Mindestzins versprechen zu müssen, der später unter Umständen nicht mehr erwirtschaftet werden kann, wird in der Branche derzeit viel über neue Garantiemodelle diskutiert.

"Es wird zu fragen sein, ob man bei Neuverträgen flexibler mit den Garantien umgeht", sagte Erdland. Die Württembergische denke derzeit über neue Produkte mit mehrstufigen Garantien nach. Einzelheiten wollte er nicht nennen.

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Lebensversicherung

Neben einer zeitlichen Staffelung, dass Garantien nur noch für einen begrenzten Zeitraum ausgesprochen werden, gibt es bei Versicherern auch die Überlegung, lediglich zu gewährleisten, dass Verbraucher ihre eingezahlten Beiträge am Ende der Laufzeit wiederbekommen.

Renditeversprechen an die Inflation koppelnEine Variation davon könnte sein, dies mit einem gewissen Renditeversprechen zu koppeln – allerdings auch erst am Ende der Laufzeit und nicht Jahr für Jahr.

Dritter Denkansatz: Die Garantie ist an die Inflationsentwicklung gekoppelt. Mit höherer Inflation steigen für gewöhnlich auch die Zinsen am Kapitalmarkt und damit könnten leichter auch wieder höhere Renditen erwirtschaftet werden, so die Überlegung.

Neben neuen Garantiemodellen drängt Erdland auch darauf, dass sich die Branche unabhängiger von klassischen Lebensversicherungen macht. Das gilt auch für die Württembergische. "Wir werden die zinsunabhängigen Angebote weiter ausbauen, dazu gehören neben Schaden- und Unfallversicherungen auch fondsgebundene Lebensversicherungen", sagte er.

Fondsgebundenes Geschäft wird wichtiger

Derzeit machten die fondsgebundenen Produkte 30 Prozent am Neugeschäft in der Lebensversicherung aus, Ziel sei ein Anteil von 50 Prozent.

Zudem sollten die Bereiche Berufsunfähigkeits- und Pflegeversicherungen sowie die private Krankenversicherung, vor allem mit Ergänzungstarifen, in den nächsten Jahren gestärkt werden.

Daneben geht aus Sicht des künftigen Verbandschefs für viele Versicherer kaum ein Weg an weiteren Sparrunden vorbei. "Die Branche muss insgesamt ihre Kosten senken. Druck auf die Erträge kommt durch die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten und die verschärften Anforderungen der Regulatoren", sagte Erdland und verwies auf die höheren Eigenkapitalanforderungen durch die anstehenden Vorschriften von Solvency II.

Kostensenkung geht weiterEr sieht die Branche in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite soll sie höhere Renditen für ihre Kunden erwirtschaften, auf der anderen Seite soll sie selbst solide Infrastrukturprojekte künftig mit unverhältnismäßig viel Eigenkapital unterlegen.

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"Die Versicherer könnten einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der Energiewende leisten, man muss uns allerdings lassen", warb er für ein Entgegenkommen der Politik.

Bei W&W mit seinen rund 15.000 Mitarbeitern hat Erdland schon in den vergangenen Jahren die Kosten deutlich gesenkt, doch damit soll noch nicht Schluss sein. "Wir arbeiten an einem weiteren Sparprogramm. Ziel ist, die Kosten im Gesamtkonzern bis 2015 noch einmal um gut 100 Millionen Euro zu senken", sagte er.

W&W will Strukturen vereinfachenDas wären knapp zehn Prozent des Verwaltungsaufwands, der im Vorjahr bei 1,16 Milliarden Euro lag. Es gehe darum, Unproduktives ganz zu vermeiden, Strukturen weiter zu vereinfachen und Standardleistungen zu verbilligen. Es ist kein Geheimnis, dass Erdland auch bei W&W ein Kreditwerk mit schlanken Prozessen aufbauen möchte, wie es in seiner Zeit an der Spitze des Wüstenrot-Konkurrenten Schwäbisch Hall dort bereits geschaffen wurde.

Bereits in der Vergangenheit wurden 600 Servicemitarbeiter, rund um Catering und Gebäudemanagement in der Tochter WWS ausgelagert.

Der große Vorteil: Für Neueinstellungen muss das Unternehmen sich nicht mehr an den sehr viel höheren Flächentarifvertrag für Versicherungen halten, hier gilt der WWS-Haustarif.

Vertrieb bekommt einen neuen VerhaltenskodexAuch beim Umgang mit dem Vertrieb will Erdland Zeichen setzen. Ende vergangenen Jahres war Wüstenrot wegen vermeintlicher Sex-Eskapaden von Vertretern in Rio de Janeiro in die Schlagzeilen geraten.

Bis Jahresende will W&W einen neuen Verhaltenskodex speziell für den Vertrieb vorlegen. "Darin geht es nicht nur darum, dass es Incentive-Reisen im bisherigen Sinne nicht mehr gibt. Darüber hinaus geht es um die Überprüfung des gesamten Vergütungssystems des Vertriebs", sagte Erdland.Hohe Stornoquoten sollten sich konsequent negativ auf die Bezahlung der Berater auswirken. So, aber auch durch bessere Ausbildung, soll die Qualität der Beratung weiter gesteigert werden, hofft Erdland.

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Bundesgerichtshof erklärt LV-Bedingungen für ungültigDer Bundesgerichtshofs hat gestern eine Verbandsklage der Verbraucherzentrale Hamburg gegen die Deutscher Ring Lebensversicherung über die Wirksamkeit von Versicherungs-Bedingungen zu Gunsten der Verbraucherschützer entschieden (IV ZR 201/10). Ehemalige Kunden können eine Nachberechnung ihrer Rückkaufswerte verlangen. Dem Urteil wird eine Signalwirkung für die ganze Branche zugesprochen.

Mit einer Verbandsklage auf Unterlassung gegen die Versicherungs-Bedingungen der Deutscher Ring Lebensversicherungs-AG (...) hat sich gestern die Verbraucherzentrale Hamburg e.V. (...) vor dem Bundesgerichtshof (BGH) durchgesetzt.

Konkret ging es um die Allgemeinen Versicherungs-Bedingungen für eine kapitalbildende Lebensversicherung, eine aufgeschobene und eine fondsgebundene Rentenversicherung für den Fall der Kündigung sowie der Umwandlung in eine beitragsfreie Versicherung, die der Deutsche Ring im Zeitraum 2001 bis Ende 2006 verwendet hatte.

Rechtsstreit seit 2009Streitgegenstand war die Verwendung der Klauseln zu Rückkaufswerten, den Stornoabzügen sowie zur Verrechnung

von Abschlusskosten (Zillmerung (...) beim Abschluss neuer und bei der Abwicklung bereits geschlossener Versicherungsverträge.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat in dieser Sache bereits seit 2009 gegen den Deutschen Ring und andere Versicherer geklagt (...). Gegen das Urteil der Berufungsinstanz, dem Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg, vom 27. Juli 2010 (9 U 236/09) hatten beide Seiten Revision beim BGH eingereicht.

Kunden unangemessen benachteiligtDer Bundesgerichtshof (...) hat in seinem Urteil vom 25. Juli 2012 die Revision des Versicherers im Wesentlichen zurückgewiesen, derjenigen der Verbraucherschützer dagegen stattgegeben.

Der für Versicherungen zuständige vierte Senat des BGH hat entschieden, dass Bedingungen, nach welchen die Abschlusskosten, bei denen es sich zu einem erheblichen Teil um Vermittlungsprovisionen handelt, mit den ersten Beiträgen verrechnet werden, eine unangemessene Benachteiligung des Versicherungsnehmers darstellen und deshalb unwirksam sind.

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Die Zillmerung führt dazu, dass Versicherungsnehmer, die ihren Vertrag bereits nach wenigen Jahren und vor Ablauf der vereinbarten Laufzeit kündigen, nur einen geringen oder gegebenenfalls gar keinen Rückkaufswert erhalten.

BGH hat bisherige Rechtsprechung „weiterentwickelt“„Der Senat hat insoweit seine bisherige Rechtsprechung in den Urteilen vom 9. Mai 2001 (IV ZR 121/00 und 138/99) und vom 12. Oktober 2005 (IV ZR 162/03 und 177/03) unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts im Beschluss vom 15. Februar 2006 (1 BvR 1317/96) weiterentwickelt“, schreibt das Gericht in einer Pressemitteilung (...).

Wegen Verstoßes gegen das Transparenzgebot (§ 307 BGB (...) hat der BGH „ferner Klauseln für unwirksam erklärt, die nicht hinreichend deutlich zwischen dem im Fall einer vorzeitigen Vertragsbeendigung nach den anerkannten Regeln der Versicherungsmathematik zu berechnenden Rückkaufswert (§ 176 Abs. 3 VVG a.F (...).) einerseits und andererseits dem so genannten Stornoabzug, der vereinbart und angemessen sein muss (§ 176 Abs. 4 VVG a.F.), differenzieren.“

Der Deutsche Ring hatte in seinen Bedingungen den Stornoabzug in Prozent genannt und nicht in Euro-Beträgen.

Nichtauszahlung von Kleinbeträgen ist unangemessenAls unangemessener Benachteiligung des Versicherungsnehmers sind nach Ansicht der Richter auch Bestimmungen, nach denen dem Versicherungsnehmer nach allen Abzügen verbleibende Beträge unter 10 Euro nicht erstattet werden.

Schließlich hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass der beklagte Versicherer sich nicht nur bei der Abwicklung bestehender Verträge, sondern auch bei deren Neuabschluss nicht auf die für unwirksam erklärten Klauseln berufen darf.

Signal für weitere Verfahren„Das Urteil hat Signalwirkung für die gesamte Versicherungsbranche“, erklärte die Verbraucherzentrale Hamburg nach dem Urteilsspruch. Die vom Gericht gekippten Klauseln des Deutschen Rings würden von fast allen anderen Versicherungs-Unternehmen ebenfalls verwendet.

Klagen gegen die Lebensversicherer Allianz (...), Ergo (...), Generali (...) und Iduna (...) lägen dem BGH bereits zur Entscheidung vor, sagt Edda Castello von der Verbraucherzentrale dem VersicherungsJournal. Die Verbraucherschützer schätzen, dass die Versicherungswirtschaft rund zwölf Milliarden Euro an ihre ehemaligen Kunden erstattet werden muss.

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Die Versicherer werden zum Rückruf der Verträge und zur eigenständigen Erstattung der den Kunden zustehenden Beträge aufgefordert. Vorsorglich sollten Kunden aber ihre Ansprüche gegenüber ihrem Versicherer anmelden.

Bis zu 40.000 Betroffene beim Deutschen RingDen von ihrer Prozessgegnerin genannten zwölf Milliarden Euro Erstattungsanspruch von ehemaligen Versicherten hält der Deutsche Ring für zu hoch gegriffen. Realistischer sei eine Größenordnung von 600 Millionen Euro für die gesamte Branche, sagte ein Sprecher des Unternehmens dem VersicherungsJournal.

Für das eigene Unternehmen geht man von weniger als 40.000 Policen aus, für die eine nachträgliche Korrektur der Rückkaufswerte erforderlich sei. Genaue Zahlen könne man erst nach Vorliegen des Urteils nennen.

In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte der Deutsche Ring: „Sobald die vollständige Urteilsbegründung vorliegt, wird der Versicherer prüfen, auf welche ehemaligen Kunden das Urteil zutrifft und berechtigterweise geltend gemachte Ansprüche zügig regulieren.

Kunden müssen sich meldenNach einer ersten Einschätzung machen die bereits gekündigten Verträge mit möglichen Ansprüchen weniger als

fünf Prozent des damaligen Vertragsbestandes des Unternehmens aus. Dafür hat die Deutscher Ring Lebensversicherungs-AG ausreichend Vorsorge getroffen.“

Alle betroffenen Kunden des Deutschen Rings können sich auf den BGH berufen. Wenn sie vom Versicherer eine Korrektur der Rückkaufswerte verlangen, werden sie im Sinne des Urteils entschädigt und brauchen nicht selbst zu klagen.Die Forderung der Verbraucherzentrale, der Versicherer solle von sich aus an alle ehemaligen Kunden die nach dem Urteil fälligen Nachzahlungen leisten, werde das Unternehmen dagegen nicht erfüllen, sagte der Sprecher.

Kündigung ist der NormalfallFür den Bund der Versicherten e.V. (...) (BdV) hat die grundsätzliche Klärung der Rückkaufswert-Berechnung „angesichts der aktuellen Stornoquoten“ besondere Brisanz. „Kündigung ist letztlich der Normalfall bei Versicherungen für die Altersvorsorge“, erklärte Axel Kleinlein, Vorstandsvorsitzender der Verbraucherschutz-Organisation.Zu der vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (...) genannten Stornoquote von 3,6 Prozent (...) sagte Kleinlein, das klinge, als sei die Zahl der Vertragsabbrecher gering.

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Er habe jedoch ermittelt, was diese Quote für Altersvorsorgeverträge wirklich bedeutet: „Von 100 Sparern, die mit 30 Jahren einen Altersvorsorgevertrag für den Rentenbeginn im Alter 67 abschließen, halten nur 26 den Vertrag auch wirklich bis zum Rentenbeginn durch. Alle anderen steigen vorzeitig wieder aus.“ Bei fondsgebundenen Verträgen erreichten sogar nur fünf Prozent den Rentenbeginn.

Fortsetzung der BdV-KlagenDie Verbraucherzentrale Hamburg habe mit dem Verfahren gegen den Deutschen Ring die Klärung einer Rechtsfrage fortgesetzt, die der BdV für Verträge mit Abschluss zwischen 1994 und 2001 bereits in den Jahren 2001 und 2005 erfolgreich vor den BGH gebracht habe. Nun sei klar, dass die umstrittenen Regelungen auch bei Verträgen, die zwischen 2002 und 2007 abgeschlossen wurden, größtenteils unwirksam sein, erklärte der Bund der Versicherten.

Joachim Bluhm, Rechtsanwalt der Verbraucherzentrale Hamburg, sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): „Die Behauptung der gesamten Branche, sie hätte alle Klauseln nach dem BGH-Urteil von 2005 beanstandungsfrei angepasst, hat sich als falsch erwiesen.“

Die Allianz Lebensversicherung AG hat für die Auswirkungen des Urteils 117 Millionen Euro Rückstellungen gebildet,

berichtet die FAZ heute. Der GDV hat sich zu dem Sachverhalt gestern nicht öffentlich geäußert.

Claus-Peter Meyer VersicherungsJournal 26.07.2012

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Lebensversicherer unter DruckDie Nettoverzinsung der Kapitalanlagen der Lebensversicherer auf dem deutschen Markt ist nach GDV- Angaben 2011 um 0,13 Prozentpunkte auf 4,14 Prozent gesunken. Lediglich im Finanzkrisenjahr 2008 gab es in der jüngeren Vergangenheit einen schlechteren Wert.

Im Geschäftsjahr 2011 haben rund drei von zehn Lebensversicherern auf dem deutschen Markt eine geringere Nettoverzinsung der Kapitalanlagen (Bruttoerträge minus Aufwendungen (inklusive Abschreibungen) für die Kapitalanlagen im Verhältnis zum mittleren Kapitalanlagenbestand des Jahres) als im Jahr zuvor erzielt, wie eine Analyse der Zeitschrift Pro Contra (...) zeigt (...).

Neue Kapitalanlagestrategien gesuchtGrund dafür ist unter anderem die in Folge der Finanz- und Schuldenkrise anhaltende Niedrigzinsphase, die den Versicherern zu schaffen macht und zum Teil hohe Abschreibungen auf Staatsanleihen der sogenannten PIIGS (...)-Staaten erforderlich macht, wie GDV (...)-Präsident Rolf-Peter Hoenen auf dem Pressekolloquium des Verbandes im Frühjahr erklärte (...).

Vor diesem Hintergrund werden in der Branche verstärkt neue Garantieformen diskutiert, wie in diesem Eintrag im

VersicherungsJournal-Medienspiegel (...) nachgelesen werden kann.

Zudem sind die Lebensversicherer auf der Suche nach neuen Wegen in der Anlagestrategie. Deren vorrangiges Ziel bleibt es allerdings, den durchschnittlichen Rechnungszinses auf den Bestand von 3,3 Prozent bei der Neuanlage zu sichern (...).

Nettorendite 2011 sinkt auf zweitschlechtesten Wert seit 2000Im Jahr 2011 lag die Nettorendite für die Lebensversicherung im eigentlichen Sinne (also ohne Pensionskassen und Pensionsfonds) laut der GDV-Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2012“ mit 4,14 Prozent im Branchenschnitt noch knapp einen Prozent über diesem Wert.

Diese 4,14 Prozent Nettorendite bedeuten nicht nur einen Rückgang im Vergleich zu 2010 um 0,13 Prozentpunkte, sondern auch den zweitschlechtesten Wert in diesem Jahrtausend. Lediglich im Finanzkrisenjahr 2008 war der Wert mit 3,54 Prozent noch geringer. Im Jahr 2000 waren es hingegen sogar noch 7,51 Prozent.

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Doch die Zeiten solch hoher Renditen sind in näherer Zukunft nicht mehr zu erwarten. So rechnet Dr. Maximilian Zimmerer, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Lebensversicherung-/Pensionsfonds und Vorstandschef der Allianz Lebensversicherungs-AG (...), damit, dass die Durchschnittsverzinsung in absehbarer Zeit unter vier Prozent fallen wird.

Deutlich skeptischer äußert sich das Handelsblatt unter der Überschrift „Lebensversicherungen – Ende eines deutschen (Rendite-)Traums (...)“ und rät Versicherungskunden zu mehr Bescheidenheit.

Björn Wichert VersicherungsJournal 13.08.2012

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Die Lebensversicherer mit der besten NettorenditeIm Geschäftsjahr 2011 hat die Debeka unter den Lebensversicherern auf dem deutschen Markt die höchste Nettoverzinsung der Kapitalanlagen erzielt, die Hamburger die niedrigste.

Bei der überwiegenden Mehrheit der Anbieter war der Wert rückläufig, nicht einmal jede vierte Gesellschaft konnte sich im Vergleich zu 2010 verbessern. Dies zeigt eine Kennzahlenübersicht von 80 Lebensversicherern in Heft 4/2012 der Zeitschrift Procontra.

Kein Lebensversicherer auf dem deutschen Markt konnte im Geschäftsjahr 2011 eine Nettoverzinsung der Kapitalanlagen (Bruttoerträge minus Aufwendungen (inklusive Abschreibungen) für die Kapitalanlagen im Verhältnis zum mittleren Kapitalanlagenbestand des Jahres) von über fünf Prozent erwirtschaften.

Dies zeigt eine Analyse auf Basis der Geschäftsberichte von 80 Lebensversicherungs-Gesellschaften mit 93 Prozent Marktanteil in der aktuell erschienenen Ausgabe 4/2012 der Zeitschrift Procontra (...).

Debeka mit dem Spitzenwert

Im Jahr 2010 war es immerhin fünf Anbietern gelungen, eine Nettorendite mit einer Fünf vor dem Komma zu erwirtschaften (...).

In 2011 kam erneut die Debeka (...) mit 4,8 auf den besten Wert. Knapp dahinter folgen die Basler (...), die Swiss Life (...), die WGV (...) und die Zurich (...).

Insgesamt erzielten mit 47 Lebensversicherern fast sechs von zehn analysierten Anbietern eine Nettorendite von 4,0 Prozent und höher. Mit 33 Gesellschaften blieben aber auch mehr als doppelt so viele Gesellschaften wie im Jahr zuvor unter dieser Marke.

Hamburger mit negativer NettoverzinsungDen schlechtesten Wert hatte die Delta Lloyd (...)-Tochter Hamburger (...) zu verzeichnen. Die Gesellschaft, die 2010 zusammen mit ihrer Mutter das Neugeschäft eingestellt hatte (...) und im Herbst 2011 an den japanischen Finanzdienstleister Nomura Holdings Inc (...) verkauft worden war (...), landete mit minus 0,4 Prozent sogar im negativen Bereich.

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Dies wird im Hamburger-Geschäftsbericht 2011 (...) auf Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen in Höhe von 16,7 Millionen Euro sowie auf den Verlust aus dem Abgang von Inhaber- Schuldverschreibungen in Höhe von 1,7 Millionen Euro zurückgeführt, wodurch die Aufwendungen für Kapitalanlagen sich von 0,8 Millionen Euro auf 19,2 Millionen Euro erhöht haben. Die Erträge aus Kapitalanlagen werden mit 17,7 Millionen Euro angegeben.

Nettorenditen zwischen lediglich knapp unter beziehungsweise über drei Prozent erzielten die Heidelberger (...), die Landeslebenshilfe (...), die SV Sachsen (), die Provinzial Rheinland (...) sowie die Delta Lloyd. ... Die Gesellschaften mit den größten VeränderungenInsgesamt konnte 2011 nicht einmal jeder vierte Lebensversicherer eine bessere Nettorendite erzielen als im Jahr zuvor, so dass auch der Durchschnittswert auf den zweitschlechtesten Wert in diesem Jahrtausend zurückging (...).

Eine Steigerung im zweistelligen Prozentbereich gab es bei der Württembergischen (...) (auf 3,8 Prozent), der WGV (auf 4,7 Prozent) und der Generali (...) (auf 3,4 Prozent). Den größten Rückgang gab es bei der Hamburger mit mehr als 100 Prozent. Knapp zwei Drittel schlechter als im Jahr

zuvor schnitt die Heidelberger ab, während die SV Sachsen, die Ideal (...) und die MyLife (...) (vormals Fortis und Ageas, ...) jeweils in etwa ein Drittel hinter dem Vorjahreswert zurückblieben. ... Björn Wichert VersicherungsJournal 13.08.2012

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http://www.faz.net/-hbv-72ttqStärkste Lebensversicherer setzen sich ab13.09.2012 · Die Leistungsstärke der Spitzengruppe nimmt zu, die schwächeren Anbieter verlieren den Anschluss: Die Betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der deutschen Lebensversicherer klaffen weiter auseinander als im Vorjahr.Von PHILIPP KROHN

Die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der größten deutschen Lebensversicherer haben sich im vergangenenJahr auseinanderentwickelt. Die Leistungsstärke der Spitzengruppe nahm zu. Dagegen verloren die schwächeren Anbieter den Anschluss, wie eine Analysekundenrelevanter Kennziffern aus den Geschäftsberichten 2011 durch die Fachhochschule Ludwigshafen zeigt, die amDonnerstag vorgelegt wurde. So konnte die Allianz Leben den ersten Platz in dem Ranking zurückerobern, das Anlageerfolg, Sparsamkeit und Beteiligung der Kunden am Rohüberschuss kombiniert.

Berücksichtigt wurden die zwölf nach Prämieneinnahmen größten deutschen Lebensversicherer. Ausschlaggebend für die Rückkehr an die Spitze war, dass die Allianz die Nettoverzinsung ihrer Kapitalanlage um 0,3 Punkte auf 4,6 Prozent steigern konnte. Vorjahressieger R+V hingegen fiel bei diesem Kriterium mit 4 Prozent von Platz 2 ins Mittelfeld zurück. Die höchste Nettoverzinsung erreichte wie in den

Vorjahren die Debeka mit 4,8 Prozent. Zusammen mit der zweitplazierten Versicherungskammer Bayern (Bayern-Versicherung) bilden diese Unternehmen auch im Mehrjahresvergleich ein Spitzenquartett, das sich vom Rest der Gruppe deutlich absetzt. „Die Spreu trennt sich vom Weizen“, kommentierte Studienautor Hermann Weinmann das Ergebnis.

Beteiligung der Kunden an betriebswirtschaftlichen ErfolgenErheblich sind die Unterschiede insbesondere bei den Kosten. So wenden die vier Versicherer der Spitzengruppe zwischen 3,2 und 4,7 Prozent der eingenommenen Prämien für Abschlusskosten auf - also für Provisionen und Vertriebsunterstützung. Vier Versicherer dagegen (Ergo, Nürnberger, Zurich, HDI-Gerling) kommen auf mehr als 6 Prozent.

Das liegt an den unterschiedlichen Vertriebsmodellen. So setzen die Debeka und die Allianz stark auf eigene Außendienstmitarbeiter, Versicherungskammer Bayern und R+V können auf die Vertriebe der Konzernfamilie (Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken) zurückgreifen. Dagegen kommt die Zurich, die mit der Deutschen Bank kooperiert, auf 6,5 Prozent Abschlusskosten.

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Boden in der Gesamtwertung konnte die Axa gutmachen. Ihr ist es gelungen, die Abschlusskosten innerhalb von drei Jahren von 6,4 auf 5,5 Prozent zu senken.

Für den Kunden ist der Unterschied erheblich. Gesetzlich darf ein Versicherer nicht mehr als 4 Prozent der Prämieneinnahmen als kalkulatorische Größe für die erwarteten Kosten annehmen. Jedes Zehntel oberhalb dieses erlaubten Kostensatzes mindert den Rohüberschuss des Unternehmens, der auf die Kunden verteilt werden kann. Für das Jahr 2010 (aktuellere Daten liegen noch nicht vor) hat die Finanzaufsicht Bafin einen Verlust aus tatsächlichen gegenüber kalkulierten Abschlusskosten von 1,8 Milliarden Euro auf Branchensicht errechnet.

Dagegen tragen die Verwaltungskosten der Unternehmen positiv zu den Gewinnen bei. 2010 verzeichnete die Branche einen Verwaltungskostenüberschuss von 3 Milliarden Euro, der den Kunden zugutekommt. Wie die Daten der Untersuchung aus Ludwigshafen zeigen, könnte dieser Wert für das vergangene Jahr allerdings geringer ausfallen: Zurich, Versicherungskammer Bayern und HDI-Gerling wiesen höhere Verwaltungskostensätze aus. Spitzenreiter bleiben bei diesem Kriterium die Allianz (1,1 Prozent) und die Debeka (1,3 Prozent). Schlusslicht Axa gelang es, den Wert in drei Jahren von 3,5 auf 3,1 Prozent zu verbessern.

Die Untersuchung zeichnet sich gegenüber anderen Branchenvergleichen dadurch aus, dass sie den betriebswirtschaftlichen Kennziffern die Beteiligungsquote der Kunden an diesen Erfolgen gegenüberstellt.

So hat sich die Allianz gegenüber dem Vorjahr auch deshalb verbessert, weil sie diesmal einen geringeren Anteil des Überschusses an die Aktionäre oder den Mutterkonzern ausgeschüttet hat. Mit einer Quote von 81 Prozent (Vorjahr: 78) hat sie einen höheren Anteil bei den Kunden belassen, die Württembergische Leben hat hier mit 74,6 Prozent den schlechtesten Wert.

An diesem Kriterium zeigt sich, wie wertvoll gute Kosten- und Kapitalanlageergebnisse sind. Denn sie erhöhen den Spielraum für die Versicherer, innerhalb des Konzerns das Eigenkapital zu stärken.

Der Generali Leben gelang es in diesem Jahr erstmals seit Beginn der Untersuchung, einen kleinen Anteil (2 Prozent) an die italienische Muttergesellschaft zu überführen, weil sie genug Rohüberschuss erzielte, um die Kunden gemäß ihrer Zuführungspflicht zu bedienen und noch einen Rest übrig zu haben.

Quelle: F.A.Z.

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12. Apr. 2012, 13:50Diesen Artikel finden Sie online unterhttp://www.welt.de/106174508Die Welt 12.04.12Am falschen Ende gespartVersicherer ruinieren mit Billig-Tarifen erst sich selbst und dann ihre Kunden Von Kathrin Gotthold

Fast jeder Zweite hat keine Unfallversicherung", schreit die Pressemitteilung eines großen deutschen Versicherungsunternehmens diese Woche Journalisten entgegen. So erschreckend diese Meldung klingen mag: Die Unfallversicherung gilt unter Verbraucherschützern keineswegs als die am dringendsten empfohlene Police.

Vorrangig sind für Erwachsene Berufsunfähigkeitsversicherungen, damit sich ein Verlust der Arbeitskraft nicht finanziell existenzgefährdend auswirkt, heißt es etwa beim Bund der Versicherten. Weshalb die Versicherungsgesellschaft dennoch versucht, ihre Police durch das Erheben von Bedarf an Mann und Frau zu bringen, zeigt ein Branchenüberblick von Versicherungsexperte Manfred Poweleit:

Einzig die Sparten "Hausrat" und "Unfall" bringen unter den Schadenversicherungen noch Geld ein. Insgesamt aber leide die Schadenversicherung "unter irrationalem Preisdruck".

Gefährlich werde das für Verbraucher immer dann, wenn die Gesellschaften an Schadenrückstellungen und Solvabilität sparen. Denn dann sind es die Versicherer selbst, die Risiken gegenüber nicht mehr ausreichend gewappnet sind.

Zu den Schadenversicherungen zählen außer der Hausrat- und Unfallversicherung auch beispielsweise die Haftpflicht- und Wohngebäudeversicherung sowie Feuer-, Transport- als auch Kfz-Versicherung.

Vor allem die einst einträgliche Auto-Sparte hat es geschafft, sich mit ihrem ruinösen Preiskampf um Kunden abzuwirtschaften. "Die Schaden- und Unfallversicherung hat sich mit Geizstrategien ihre umsatzstärkste Sparte, die Autoversicherung, ruiniert", heißt es bei Poweleit. Während die Assekuranz im Kfz-Bereich 2004 noch mehr als 22 Mrd. Euro an Beiträgen umsetzte, waren es 2010 nur noch rund 19 Mrd. Euro - wohlgemerkt in einer von Versicherungspflicht geprägten Sparte.

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Geld verdient die Assekuranz hier nicht, einen Puffer kann sie sich auch nicht ansparen. 50.000 deutsche Kunden des niederländischen Kfz-Versicherers IIC mit den Marken "Ineas" und "LadyCar" bekamen im Jahr 2010 zu spüren, was es bedeutet, wenn die Kfz-Versicherung pleite geht: sie mussten dringend handeln, um nicht große Teile ihres Versicherungsschutzes zu verlieren.

Dazu kommt, dass Gesellschaften, die sparen müssen, oftmals versuchen, ihre Schadenquote zu senken. "Das heißt: Es wird bei der Schadenregulierung rumgezickt", schreibt Poweleit.

Der deutsche Markt gilt als gesättigt und preissensibel. Zudem nahmen die vergangenen Jahre die Versicherer auf der Schadenseite hart ran: Seit 2002 halten versicherungstechnische Verluste an. Auch für 2011 rechnet der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft nicht mit einer Trendwende - Zahlen hierzu veröffentlicht der Verband in der kommenden Woche.

Dazu belasten die niedrigen Zinsen die Versicherer - denn es wird immer schwieriger, die versicherungstechnischen Verluste mit dem Gewinn aus Kapitalanlagen auszugleichen.

Da ist es aus Sicht der Versicherer besonders ärgerlich, wenn sie Umsatz- wie auch Ertragsprobleme in der

Schadenversicherung haben. Schließlich ist der Zweig der einzige, bei dem die Konzerne ihre eingefahrenen Gewinne behalten dürfen. Schafft es eine Gesellschaft überhaupt noch mit Lebens- oder Krankenpolicen Geld auf der Habenseite anzuhäufen, muss es daran seine Kunden beteiligen. Dass sie keine Gewinne machen, nehmen viele Gesellschaften hin, denn für sie ist insbesondere die Autoversicherung eine Chance, neue Kunden an sich zu binden. Kunden, die sich potenziell auch in rentableren Bereichen für die einmal auserkorene Assekuranz entscheiden werden.

Hier kommen die erwähnten Profitbringer "Hausrat" und "Unfall" wieder ins Spiel. Nur weil Versicherer mit diesen Policen Geld machen, bedeutet das nicht, dass Kunden in jedem Fall die Hände davon lassen sollten. Wer bereits seine existenziellen Risiken abgesichert hat, kann überlegen, ob die Verträge zu ihm passen. Die Hausratversicherung springt immer ein, wenn Hab und Gut zuhause geschädigt wird. Der Versicherer zahlt so viel, dass beschädigte Haushaltsgegenstände repariert oder ersetzt werden können. Dazu gehören auch Aufräumkosten oder Hotelrechnungen, wenn der Versicherte vorübergehend nicht zuhause wohnen kann.

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Nicht empfehlenswert sind meist Glas- und Fahrradpolicen oder Wohnungsschutzbriefe.

Unfallversicherungen hingegen greifen, wenn der Versicherte durch einen Unfall einen bleibenden körperlichen Schaden erleidet. Der Bund der Versicherten empfiehlt, die Unfallversicherung solle in erster Linie den Kapitalbedarf sichern, der nach einem Unfall besteht für den Ausgleich eines Lohnausfalls (vor allem wenn keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden kann) sowie Therapien, Haushaltshilfen oder Wohnungsumbau.

Klar ist aber: Wer diese Kosten selbst schultern kann, benötigt keine Unfallversicherung.

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Vorsorge11.04.2012Lebensversicherung in Lebensgefahr

Lebensversicherer und ihre Vertriebe schauten schon seit Monaten mit Bangen auf das Jahr 2012: Zum 1. Januar sank der Höchstrechnungszins im Neugeschäft auf 1,75 Prozent und damit auf einen bislang nie erlebten Wert. Ein solch niedriger Garantiezins macht es schwerer denn je, Kunden vom Abschluss einer Altersvorsorge mit Versicherungen zu überzeugen.

Klassische Renten legten zu Im Neugeschäft 2011 erreichte der laufende Beitrag für ein Jahr 6,11 Milliarden Euro und damit ein Plus von 8,1 Prozent gegenüber 2010. Das zeigen die internen Zahlen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Allein im letzten Quartal 2011 wurden 2,25 Milliarden Euro eingelöst.

Überdurchschnittlich stieg der Neuzugang bei klassischen Renten und bei fondsgebundenen Renten. Unter den Teilsparten haben bei der Versicherungssumme des Neugeschäfts gegen laufende Beiträge vor allem Pflegerenten (+37,3 Prozent), Berufsunfähigkeitsversicherungen -(+16,8 Prozent) sowie klassische Privatrenten (+15,5 Prozent) profitiert.

Günstig für die Branche: Einmalbeitragspolicen verloren bei den Bruttobeiträgen 2011- immerhin 17,5 Prozent. 2010 waren Einmalbeiträge bei der Kapitallebensversicherung (KLV)- um 60 Prozent, bei Rentenpolicen um fast -54 Prozent und bei fondsgebundenen Renten gar um 62,8 Prozent gewachsen. Die Bedeutung laufender Beiträge, also der Stellenwert des regelmäßigen Ansparens für das Alter, war und ist damit immer noch tendenziell rückläufig.

Die Aussichten der Kunden für 2012 sind angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen nicht rosig. Im Marktdurchschnitt fällt die laufende Verzinsung auf den historisch niedrigsten Stand und geht um 0,15 Prozentpunkte auf 3,94 Prozent zurück, ergab die „Überschussstudie 2012“ der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. Die Zahl deckt sich nahezu mit der vom Branchendienst „Map-Report“, der für die kapitalbildende gemischte Lebensversicherung 3,91 Prozent ermittelt hatte.

Laut Map-Report ist das der schlechteste Wert seit dem Jahr 1995. Die Spanne reicht 2012 in der Kapitallebensversicherung immerhin von 3,39 Prozent (HDI-Gerling) bis -4,6 Prozent (Targo).

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Besonders geizig zeigen sich neben HDI-Gerling auch die Versicherer Zurich (3,46 Prozent), Swiss Life -(3,57 Prozent), Gothaer (3,69 Prozent) und Ergo (3,73 Prozent). Unter Berücksichtigung aller deklarierten Komponenten bekommen die Versicherten 2012 allerdings in der KLV 4,73 Prozent Gesamtzins und bei der Privatrente 4,66 Prozent. Die geförderte Riester-Rente bringt 4,49 Prozent Gesamtzins, die Basisrente 4,66 Prozent.

Erstmals Zinszusatzreserven erforderlichSpannend dabei: Die Tarifgeneration mit vier Prozent Garantiezins, der im Neugeschäft von Mitte 1994 bis Mitte 2000 galt, macht den Anbietern jetzt wegen der Niedrigzinsen am Kapitalmarkt schwer zu schaffen. So liegt der für die Ermittlung der Deckungsrückstellung zu berücksichtigende Referenzzinssatz 2011 laut Assekurata bei 3,92 Prozent und damit unter dem Garantiezins von seinerzeit vier Prozent.

Somit mussten die Gesellschaften für diese Verträge 2012 erstmals Zinszusatzreserven bilden. Im arithmetischen Mittel von 54 Anbietern liegt das Verhältnis- -der -Zinszusatzreserve zur gesamten Deckungsrückstellung bei 0,24 Prozent. „Für den Gesamtmarkt entspricht dies auf Basis der Geschäftsdaten 2010 einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro, das sind etwa zehn -Prozent des Rohüberschusses“, berichtet Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will.

Kritisch in dieser Situation sei, dass die Talsohle ebenso wenig erkennbar ist wie ein Wechsel bei der Politik des billigen Geldes.Daher ist es sicherlich kein Zufall, dass gerade Gesellschaften mit niedriger Rendite aus der klassischen Lebensversicherung aussteigen wollen. „Die Kapitallebensversicherung, wie wir sie aus den vergangenen 50 Jahren kennen, wird es künftig kaum noch geben“, sagt Klaus Leyh, Chef der Niederlassung Deutschland von Swiss Life. Sie habe „nur Zukunft, wenn sie sich auf Fondsprodukte fokussiert und Garantien aus den Deckungsstöcken an die Kapitalmärkte verlagert“, lehnt sich Leyh im portfolio-Interview weit aus dem Fenster (...).

Andere Anbieter, die sehr kostengünstig arbeiten, wie Huk-Coburg, Cosmos, Hannoversche oder Debeka, setzen dagegen weiter auf Deckungsstockgarantien. Schon jetzt ist nicht zu übersehen, dass zahlreiche Anbieter an Ausweichstrategien arbeiten. So bietet Zurich-Deutscher Herold im Maklergeschäft für Privatkunden gar keine klassischen Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen mehr an. Stattdessen setzt das Unternehmen auf Produkte mit dem DWS-Garan-tiemodell I-CPPI (Individual Constant Proportion Portfolio Insurance).

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Es bildet die Garantie durch dynamisches Umschichten zwischen Fonds unterschiedlichen Risikos. Durch eine tägliche Überprüfung der Vermögens-aufteilung wird kundenindividuell über einen finanzmathematischen Algorithmus die Garantie auf Basis des aktuellen Kapitalmarktzinses bestimmt. Bereits 2007 hatte der Versicherer mit der DWS eine Produktfamilie entwickelt, die die Sicherheit klassischer Anlagen mit den Chancen fondsgebundener Produkte verbindet.

Gothaer zieht sich zurück Ähnlich geht auch die Gothaer vor, die sich teilweise aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen zugunsten fondsgebundener Produkte zurückzieht und sich auf die Absicherung biometrischer Risiken konzentriert. Andere Versicherer tun es eher heimlich, indem sie wie HDI-Gerling potenzielle Neukunden durch extrem schlechte Überschussbeteiligung im Bestand abschrecken, aber ihre Fondspolicenpalette hochjubeln. „Mit unserer Two-Trust-Produktlinie gehören wir zu den Trendsettern in der Entwicklung moderner Vorsorgeprodukte“, erklärt Vorstand Gerhard Frieg und verweist auf acht Prozent Rendite 2011 mit dem „Multi Asset Portfolio“.

Suche nach „intelligenten Garantien“Eines unterschlägt er aber in diesem Zusammenhang: Das dynamische Hybridmodell, das in der Vergangenheit nicht

durch Kostentransparenz glänzte, muss durch die Absenkung des Rechnungszinses nachjustiert werden. „Dies führt dazu, dass die Garantie in den konventionellen Bausteinen von Hybridprodukten sinkt“, erklärt Alexander Kling vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften in Ulm. „Bei statischen Hybridprodukten sinkt dadurch die Fondsquote. Für dynamische Hybridprodukte bedeutet dies, dass sich die erwartete Aktienquote verringert, weil der Barwert der Garantie, mit dem das aktuelle Kundenguthaben verglichen wird, steigt“, ergänzt Kling.

Wie auch immer: Weitere Anbieter tüfteln an Lösungen für Garantien über den Kapitalmarkt. „Intelligentere Garantien“ verspricht Ergo-Chef Torsten Oletzky für das nächste Jahr. Damit wolle man die Polarisierung zwischen Klassikprodukten und fondsgebundenen Lebensversicherungen ohne Garantie aufheben.

„Eine lebenslange Garantie können manche Unternehmen nicht mehr gewährleisten“, behauptet Hans Olav Herøy.

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Nur noch 1,75 Prozent Garantiezins sind vor allem bei kurzen Laufzeiten von zum Beispiel zwölf Jahren ein Problem: Bei diesen Verträgen dürfen maximal 10,8 Prozent Kosten entstehen, um die Garantie nicht zu gefährden, hat der Vorstand der Huk-Coburg ausgerechnet. Das schaffen jedoch viele Versicherer nicht. „Nur noch sieben Anbieter können problemlos Beitragsgarantien gewähren“, prognostiziert Herøy nach einer Konkurrenzanalyse auf Basis der Kosten und des Neugeschäfts 2009 sowie der Zinsen 2011.

Herøys Fazit: Wer beim Zwölfjahresvertrag zwischen 20 und 24 Prozent Kosten produziert, schafft die Beitragsgarantie nicht mehr. Bei Kosten zwischen elf und 20 Prozent müsste die Gesellschaft ihre Kosten entweder senken oder kräftig zwischen den einzelnen Produkten in der Lebensparte hin- und herschieben, um die Garantie zu halten.

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http://www.faz.net/-hbv-6z773Versicherer zahlen 2012 weniger Rendite16.04.2012 · Kunden von deutschen Lebensversicherern müssen auch 2012 mit einer geringeren Rendite rechnen. Wer 30 Jahre lang Beiträge eingezahlt hat, erhält im Schnitt 5 Prozent.Von HANNO MUSSLER

Die deutschen Versicherer werden ihren Kunden im Jahr 2012 abermals weniger auszahlen als im Jahr 2011. Wer als dreißig Jahre alter Mann jedes Jahr 1200 Euro, also insgesamt 36.000 Euro in seine Kapitallebensversicherung einzahlte, bekommt derzeit nach 30 Jahren im Durchschnitt 83.935 Euro ausgezahlt. Damit ging die Dreißig-Jahre-Rendite nach der Untersuchung des Branchendienstes Map- Reports von 5,15 Prozent im Jahr 2011 auf nun 5,01 Prozent zurück. Marktführer Allianz liegt noch über dem Schnitt von 5 Prozent. Insgesamt müssen die Kunden aber in diesem Jahr mit geringerer Rendite rechnen.

Dabei ist die Spannweite zwischen den einzelnen Versicherern groß. Im Durchschnitt läuft eine Kapitallebensversicherung 27 Jahre. Wer beim Renditespitzenreiter Debeka seine Police hat, in die er 30 Jahre lang eingezahlt hat und die in diesem Jahr fällig wird, kann sich auf eine Rendite von genau 6 Prozent freuen. Hat der Versicherte für zwölf Jahre Beiträge an die Debeka

geleistet, hat er mit dieser Police immerhin eine Rendite von 4,5 Prozent erzielt. Der Durchschnitt der Versicherer bringt es für den Zeitraum von zwölf Jahren auf 3,12 Prozent Rendite. Das ist noch mehr, als mit dem Dax zu erzielen war, der derzeit eine-Zwölf-Jahresrendite von minus 8 Prozent hat.

Ob Versicherer auf Dauer nach Inflation den Geldwert erhalten können, ist fraglichAllerdings ist die Durchschnittsrendite der Kapitallebensversicherung durch wenige gut wirtschaftende Versicherer nach oben verzerrt. Marktführer Allianz schafft es zwar unter die besten zehn (siehe Tabelle). Andere große Versicherer aber wie die Alte Leipziger, DBV, Ergo, Iduna, Generali oder die Württembergische liegen aber unter dem Durchschnitt.

Zurich Deutscher Herold, der Partner der Deutschen Bank, und Aachen-Münchener übermittelten dem Map-Report nicht rechtzeitig ihre Daten.

Eine Iduna-Police zum Beispiel brachte über 30 Jahre hinweg lediglich 4,5 Prozent und über 12 Jahre 2,6 Prozent. Noch schlechter geht es Kunden, die bei der Gothaer versichert sind. Ihre Policen werfen über 30 Jahre hinweg 4,3 und über zwölf Jahre 2,4 Prozent ab.

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Bleibt es dabei, ist fraglich, ob Versicherer auf Dauer nach Inflation den Geldwert erhalten können. Die Europäische Zentralbank zumindest hat sich mit Inflationsraten für die kommende Monate von deutlich mehr als 2 Prozent abgefunden.

Nach Ansicht des Map-Reports haben sich die Versicherer aber bisher insgesamt wacker geschlagen. Tatsächlich sinkt die Ablaufleistung weniger stark, als angesichts derzeit sehr niedriger Zinsen für Bundesanleihen zu befürchten war. Versicherer müssen einen Großteil der Kundengelder in „AAA-Anleihen“ anlegen. Immer weniger Staaten haben diese beste Bonität. Umso gefragter sind „AAA-Anleihen“. Durch die hohe Nachfrage sinken die Renditen. Um sich Geld zu leihen, muss etwa Deutschland derzeit für zwei Jahre nur 0,2 Prozent, für fünf Jahre 0,7, für zehn Jahre 1,7 und für dreißig Jahre 2,4 Prozent bieten. Das ist so wenig wie noch nie. Deshalb hat das Bundesfinanzministerium schon im vergangenen Jahr den Garantiezins der Versicherer von 2,25 auf 1,75 Prozent gesenkt.

Seit 2001 geht es mit den Ablaufleistungen bergabFür das, was die Versicherer tatsächlich auszahlen, die Rendite der sogenannten Ablaufleistung, ist der Garantiezins die Untergrenze. Hinzu kommt aus der laufenden Verzinsung die Überschussbeteiligung. Sie wird auf den Sparanteil der Policen angerechnet, also den Teil der Beiträge, der abzüglich

der Kosten für Abschluss und Verwaltung sowie den Risikoschutz am Kapitalmarkt angelegt wird. In der Vergangenheit konnten die Anleger von ihrer Versicherung wegen der höheren Zinsen mehr Rendite erwarten.

Im Zuge der Wiedervereinigung stieg die Umlaufrendite, die durchschnittliche Verzinsung aller Bundeswertpapiere über das gesamte Spektrum der Laufzeiten, in der Spitze auf 8,9 Prozent. Viele Versicherer deckten sich mit Anleihen ein und konnten daher im Jahr 2001 im Durchschnitt eine Ablaufleistung auf 30 Jahre geleistete Beiträge bieten, die einer Rendite von 6,2 Prozent entspricht. Seither aber geht es mit den Ablaufleistungen bergab.

Nach der Untersuchung im Map-Report sind die Ablaufleistungen der Versicherten bei der Gothaer, der Continentale, der Volkswohl Bund und der SV Sparkassenversicherung in den vergangenen fünf Jahren am stärksten zurückgegangen. Den besten Trend bei ihrer Verzinsung weisen Policen hingegen von der Cosmos, der Allianz, HUK-Coburg und LVM auf.

Quelle: F.A.Z.

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FTD.de 30.04.2012, 11:04Portfolio:Versicherungsmathematiker wollen Garantiezins aufweichenDie Deutsche Aktuarvereinigung hat ein Modell entwickelt, mit dem die Lebensversicherer den Garantiezins auch unter den schwierigen Bedingungen der neuen Eigenkapitalrichtlinie Solvency II beibehalten können. Künftig soll die Garantie nach 15 Jahren Vertragslaufzeit neu festgelegt werden. von Anja Krüger

Die dauerhaften Niedrigzinsen am Kapitalmarkt bedrohen die Lebensversicherer und das Prinzip der garantierten Ausschüttung. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), das ist der Berufsverband der Versicherungsmathematiker, hat jetzt einen Vorschlag zur Modifizierung des bisherigen Modells vorgelegt. Danach soll die garantierte Verzinsung, die der Versicherer dem Kunden zu Beginn des Vertrags für die gesamte Laufzeit zusagt, nach 15 Jahren geändert werden.

"Der Zins soll sich am kurzen Ende am Kapitalmarkt orientieren und am langen an Solvency II", sagte Michael Renz, Vorsitzender des DAV-Ausschusses Rechnungslegung. Mit der Richtlinie Solvency II führt die Europäische Union für Versicherer ein ganzes Bündel neuer Vorschriften zum Risikomanagement bei den Kapitalanlagen ein

Die Garantieverzinsung in der klassischen Lebensversicherung ist für den sicherheitsbewussten Anleger ein wichtiges Element. Sie sagt ihm zu Beginn des Vertrags genau, wie viel Geld er später vom Versicherer mindestens bekommen wird. Das ist vor allem für die Planung der Altersvorsorge wichtig. Verzinst wird der Sparanteil der Prämie. Das ist das, was nach Abzug aller Kosten für Vermittlung und Verwaltung übrig bleibt. Zur Garantieverzinsung kommt die jährlich neu festgelegte Beteiligung an den Kapitalerträgen hinzu.

Beides zusammen ergibt die Überschussbeteiligung. Sie ist bei manchen Anbietern bis auf das Niveau des Garantiezinses gesunken. Bei älteren Verträgen liegt der Garantiezins bei vier Prozent. Bei jetzt abgeschlossenen Policen beträgt er 1,75 Prozent.

In der Assekuranz werden immer mehr Stimmen laut, die das Modell infrage stellen. Denn für die Versicherer wird es angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen zunehmend schwer, zugesagte Garantien dauerhaft zu erwirtschaften. Bislang wird der Garantiezins vom Gesetzgeber in Form des Höchstrechnungszinses festgelegt, der sich an der Entwicklung der Kapitalmärkte orientiert.

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Versicherungsmathematiker wollen einen zweistufigen GarantiezinsDie Aktuare wollen am Garantiezins festhalten. Sie wollen ihn aber aufweichen. "Wir schlagen vor, einen zweistufigen Höchstrechnungszins zu wählen", sagte Renz. In den ersten 15 Jahren soll es den "Initialzins" geben, danach den "Finalzins". Das Modell erinnert an die Zinsfestsetzung von Hypotheken, bei der die Bindung nur für bestimmte Zeitabschnitte gilt. Bei der Berechnung der Zinsen wollen die Aktuare Sicherheitsabschläge einrechnen, beim Initialzins bis zu 40 Prozent, beim Finalzins 50 Prozent. Aufgabe der Aktuare wäre es, für jedes Unternehmen zu berechnen, welche Garantie es sich leisten kann.

Das Thema ist nicht nur von akademischem Interesse. "Das Modell führt dazu, dass es im Markt unterschiedliche Garantien geben wird", sagte Klaus Heubeck, einer der profiliertesten deutschen Aktuare. Für Anleger würde der Markt damit noch intransparenter. Schon jetzt ist es für Laien so gut wie unmöglich, Angebote wirklich zu vergleichen. Auch heute dürfen die Lebensversicherer Verträge ohne oder mit einer geringeren Garantie verkaufen. Aus Wettbewerbsgründen geschieht das aber nicht.

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FTD.de 01.06.2012, 13:02Versicherungskolumne:Viel zu wenig, viel zu spät... Immer mehr Versicherer wollen sich von der klassischen deutschen Lebensversicherung verabschieden und denken über neue Angebote nach, bei denen die Kunden mehr vom Risiko tragen. Damit reagieren sie auf die Niedrigzinsphase. Doch bei den akuten Problemen hilft das nicht mehr. von Herbert Fromme

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD

Ob Axa, Munich Re, W&W oder Zurich: Versicherungskonzerne haben die Lust an der klassischen deutschen Lebensversicherung mit lebenslangem Garantiezins verloren. Jahrzehntelang war sie die tragende Säule der Lebensversicherung - sie half, den Vertrieb zu ernähren, sorgte für viel Cash Flow in den Versicherungskonzernen und band wegen ihrer Konstruktion Kunden langfristig an die Gesellschaften.

Dass die klassische Lebensversicherung das Lieblings-Hassobjekt vieler Verbraucherschützer wurde, dass sehr viele Kunden Geld verloren, weil sie früh kündigen mussten - all das störte die Branche kaum. Doch jetzt finden viele Konzernlenker diese Form der Lebensversicherung zunehmend unattraktiv.

Dafür sorgen die niedrigen Zinsen und die beunruhigenden Aussichten, dass sie noch mehrere Jahre in der Nähe des heutigen Niveaus dümpeln könnten. In diesem Umfeld ist die jetzige Lebensversicherung kaum zu betreiben.

Deshalb müssen Alternativen her. Doch bislang ist konkret wenig geschehen. Den meisten Konzernen fällt es unglaublich schwer, attraktive Lebensversicherungsangebote zu schneidern, die auch den Vertrieb begeistern und nicht im Konkurrenzkampf sofort von Rivalen niedergemacht werden.

Für die akuten Probleme ist es ohnehin zu spät. Bei alten Gesellschaften bedecken rund 30 Prozent der Kapitalanlagen Verträge mit einer Garantieverzinsung von vier Prozent. Darauf müssen sie noch jahrelang jedes Jahr vier Prozent gutschreiben. Bei Zinsen von unter drei Prozent für Neuanlagen wird das für die Gesellschaften zunehmend schwerer. Dass sie jetzt eine Sonderrückstellung für 4-Prozent-Verträge aufbauen müssen - die so genannte Zinszusatzreserve - macht das Problem nicht kleiner. Spätestens in den Bilanzen für 2012 wird diese Reserve sich sehr spürbar zeigen.

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Das Fatale: Selbst eine rasche Zinswende würde die Probleme nicht lösen. Denn das Gift jahrelanger Niedrigzinsen hat Langzeitwirkung in den Kapitalanlagebeständen.

Die Konsequenz: Mehr und mehr Konzerne werden versuchen, die alten Lebensversicherungsbestände auszulagern oder zur Abwicklung abzugeben. Sie würden jeden Neuanfang mit frischen Produkten stören.

Und schließlich bleibt der Ruf nach dem Staat. Denn in Notsituationen - und offensichtlich haben wir bald eine - kann die BaFin die Garantiezinsen auf Lebensversicherungen aussetzen. Das wäre dann allerdings eine moralische Bankrotterklärung der Branche. In ihrer Rolle als wichtige Kapitalsammelstelle würde sie kaum überleben.

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FTD.de 01.10.2012, 12:30Versicherungen: Ratingagentur Fitch gibt Entwarnung für die LebensversicherungDie deutschen Lebensversicherer können auch bei lange andauernder Zinsflaute ihre Garantien erfüllen, glaubt die Ratingagentur Fitch. Allerdings würden die Unternehmen dann kaum noch Gewinn für die Aktionäre erwirtschaften. In den Schadensparten schlägt sich die Verbesserung der Preise in der Autoversicherung positiv nieder. von Herbert Fromme

Die Ratingagentur Fitch erwartet keine signifikante Zahl an Rating-Veränderungen für deutsche Lebensversicherer in den kommenden 12 bis 24 Monaten. "Der deutsche Lebensversicherungssektor agiert in einem schwierigen Umfeld und muss mit niedrigen Zinsen, volatilen Kapitalmärkten und schwachem Wachstum fertig werden", schreiben die Analysten der Agentur in ihrer am Montag veröffentlichten Beurteilung des Marktes. "Aber die Versicherer sind verhältnismäßig gut vorbereitet auf diese Herausforderungen sowie darauf, ihre Kapitalausstattung zu erhalten."

Die den Kunden gegebenen Zinsgarantien könnten die Versicherer sogar bei niedrigen Zinsen über 20 Jahre und länger einhalten, weil sie auch Risiko- und Kostengewinne

erzielen. "Aber in einer solchen Situation würden die Gewinne für Aktionäre erheblich eingeschränkt", heißt es.

Fitch erwartet, dass der Unisex-Boom in der zweiten Jahreshälfte das schwache erste Halbjahr beim Neugeschäft der Lebensversicherer ausgleichen kann.

In der Schaden- und Unfallversicherung rechnen die Fitch-Analysten ebenfalls mit wenigen Rating-Änderungen in den kommenden 24 Monaten. Die Annahme beruht auf der stetigen Verbesserung des Prämienniveaus in der Autoversicherung, das allerdings durch die niedrigen Zinsen negativ ausgeglichen wird.

Die Prämieneinnahmen in der Kfz-Versicherung steigen 2012 um 4 Prozent und 2013 um weitere 2 Prozent, erwartet Fitch. Das würde zu einer Verbesserung der Schaden-Kostenquote um 2 Punkte auf 104 Prozent der Beitragseinnahmen im Jahr 2012 führen - brutto, also vor Zahlungen an Rückversicherer und Erstattungen von ihnen.

Die Bruttoquote könnte sich 2013 weiter auf 102 Prozent verbessern. 2011 lag sie bei 106 Prozent, im Jahr davor bei 108 Prozent. Die Verbesserung im Jahr 2011 war im Wesentlichen dem milderen Winter geschuldet.

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In der Gebäudeversicherung sieht die Agentur ebenfalls Probleme, in allen anderen Sparten erwartet sie dagegen weiterhin ausgezeichnete versicherungstechnische Ergebnisse. Die Reservesituation der Unternehmen sei sehr konservativ, lobte Fitch.

Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer werden 2012 rund 5,4 Mrd. Euro Gewinn erzielen, im Jahr zuvor lag der Wert - vor Steuern und außerordentlichen Posten - noch bei 5,8 Mrd. Euro. Hauptursache für den Rückgang sei das um 400 Mio. Euro verringerte Anlageergebnis.

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FT.com May 24, 2012 12:09 pmAkzo Nobel signs €1.75bn pension dealBy Matt Steinglass in Amsterdam and Alistair Gray in London

Akzo Nobel, the paint and chemicals group, has reached a deal with Swiss Re to cap the risk that 17,000 UK employees will live longer than expected after they retire.

The Dutch company’s longevity insurance deal with the reinsurer, which covers €1.75bn worth of liabilities, demonstrates that there remains an appetite from company pension funds for such arrangements. Banks including UBS and Credit Suisse have decided to stop offering them in recent months. People close to the banks cited the Basel III rules, which could require them to hold more capital against the risks.

Longevity risk has become a subject of increasing concern for company pension plans and for insurers as life expectancies continue to grow, repeatedly outpacing actuarial forecasts.

A number of companies negotiated similar longevity swaps for their pension plans in 2011, including British Airways, Rolls-Royce and BMW. Deals covering £7.1bn worth of liabilities were sealed in 2011, according to consultants Hymans Robertson.

If life expectancies unexpectedly shorten it will cost Akzo Nobel, but Jim Keane, the company’s international pensions manager, said that prospect was unlikely. “The record has been that the actuarial profession has consistently underestimated longevity, so we think on balance it’s a good deal.”

The parties will post collateral which will be adjusted based on changes in longevity exchanges, initially based on a quarterly review, he said.

Towers Watson, the consultancy which advised on the deal, noted it differed from most moves to protect against longevity risk in that Akzo Nobel had negotiated a swap directly with a reinsurer, and that Swiss Re would keep the risk on its balance sheet.

Most companies have handled such risks by transferring assets to an insurer in exchange for an annuity, the consultancy said.

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LV Zweitmarkt

Geschäft im LV-Zweitmarkt zieht wieder an28. Juni 2012 - Die Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH hat 2011 ihr Aufkauf-Volumen im LV-Zweitmarkt gesteigert. Letztes Jahr haben Policen-Aufkäufer hierzulande insgesamt sogenannte Secondhand-Policen mit einem Volumen von rund 200 Millionen Euro erworben.

Bei der Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH (...), einem Unternehmen, das im Lebensversicherungs-Zweitmarkt tätig ist, wittert man Morgenduft. Nach einer Durststrecke zieht das LV-Zweitmarkt-Geschäft wieder an. Das könne man unter anderem an den Storno-Zahlen im Lebensversicherungsmarkt ableiten, heißt es. Im Jahr 2011 wurden hierzulande Lebensversicherungen im Wert von 13,95 Milliarden Euro storniert. Dies gab der GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (...) in der aktuellen Ausgabe "Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2012" bekannt ("BU-Neugeschäft boomt - doch LV-Einnahmen sinken"). Das Storno-Volumen der deutschen Lebensversicherer lag so mit einem Anstieg von 7,4 Prozent deutlich über Vorjahresniveau, rechnet Matthias Wühle (...) vor, der bei der Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortet.

Dass der Storno-Anstieg nicht noch höher ausfiel, ist laut Wühle unter anderem dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen (LV-Zweitmarkt) zu verdanken.

Policen-Verkäufe auf dem Zweitmarkt stiegen den Angaben zufolge 2011 auf 200 (Vorjahr: 160) Millionen Euro, was rund 1,5 Prozent des Storno-Volumens entspricht. Der vergleichsweise geringe Anteil zeige aber deutlich, dass die Verbraucher nach wie vor nicht oder nicht ausreichend über die Handelbarkeit von Lebensversicherungen am Zweitmarkt und den damit verbundenen Vorteilen informiert sei.

Für etwa jede dritte Police, die auf dem Zweitmarkt zum Kauf angeboten wird, könne ein Kaufangebot unterbreitet werden, das einen direkten Mehrerlös gegenüber der Kündigung der Police bieten würde, heißt es.

Marktführer Policen Direkt wurde für seine Kaufangebote erst kürzlich von Stiftung Warentest (...) in der Ausgabe „Finanztest 4/2012" positiv bewertet. Ausschlaggebend für die Ankaufsentscheidung und Höhe des Kaufangebotes sind den Angaben zufolge verschiedene Renditekriterien und ein Mindestrückkaufswert von 10.000 Euro. Im Durchschnitt könne der Verkäufer mit einem Vorteil von 3 Prozent über Rückkaufswert rechnen, in Einzelfällen könnten sogar über 15 Prozent Vorteil gezahlt werden. Zusätzlich bleibe ein Rest-Versicherungsschutz - Todesfallschutz - erhalten, der bei einer Stornierung auf jeden Fall entfällt, macht der Policen-Direkt-Fachmann deutlich.

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Die Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH sei daher bestrebt, möglichst viele potentielle Policen-Verkäufer zu erreichen und sie über die Möglichkeit des Verkaufs ihr „gebrauchten Lebensversicherung" zu informieren. „Deshalb kommentieren wir täglich auf unserer neu gestalteten Facebook-Seite aktuelle Entwicklungen auf dem Erst- und Zweitmarkt für Lebensversicherungen und stellen besonders interessante Themen zur Diskussion", sagt Wühle.

Die Policen Direkt-Gruppe versteht sich als Marktführer im Ankauf deutscher Lebensversicherungen und der führende Anbieter für Investments in deutsche Zweitmarkt-Policen.

Darüber hinaus vermittelt Policen Direkt Policendarlehen und den Verkauf geschlossener Fondsbeteiligungen über den Zweitmarkt. Ingesamt verwaltet Policen Direkt Zweitmarkt-Policen im Wert von über 1,2 Milliarden Euro und ist damit eigenen Angaben zufolge der größte Asset Manager für Zweitmarkt-Policen in Deutschland.

(eb / www.bocquel-news.de)

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Schumpeter Business and managementFriends with benefitsJun 15th 2012, 11:01 by T.R. | BERLINKARL MARX may be dead, but a new type ofsocialism is rampant. Music, books, even cars—one industry after another is trying to use data gathered on social networks, in particular Facebook, to market and personalise their wares. One notable exception is the insurance business, which seems odd: Isn’t an insurance essentially a social network to share risk?

This is the question that got Tim Kunde, an entrepreneur based in Berlin, to launch Friendsurance, a website that is now considered the pioneer of what one day may be called “social” or “person-to-person” (p2p) insurance.

The idea is to more efficiently replicate for a group of friends what traditional insurance companies do for a large number of strangers.

Friendsurance offers household, personal-liability and legal-expenses insurance. Large claims are still covered by normal insurers, with whom the firm has partnerships. But the costs of smaller claims, which would normally be paid by a policyholder as part of a “deductible” amount, are shared within a small circle of friends, who can either sign up as a group or hook up on the site. Part of their premiums are set

aside to settle these small claims. If something is left over at the end of the year, each friend gets back his share. “We are essentially insuring the deductible,” says Mr Kunde.

Take personal-liability insurance, a must-have for most Germans, who are among the world’s best-insured people with an average of more than five policies each. German students pay around €55 ($71) annually to insure damages up to €10m. If five friends band together and none makes a claim, they will get about €24 back at the end of the year (the rest is kept to fund larger claims). Even with several small claims, there will probably be some cash returned.

There should be benefits for Friendsurance and its partners, too. “Insuring in self-selecting groups can improve the quality of the risk,” says Dave Aron of Gartner, a consultancy. Friends tend to be more honest with each other, which makes fraud more unlikely. They are also less likely to put in for very small claims—a broken teapot, say—which generate a lot of costs for traditional insurers. And social insurance is viral: customers have an interest to spread the word and get other friends to join in.

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So much for the theory. Traditional insurance firms have been hesitant to partner with the start-up: only six have done so to date. More importantly, the year-old site has yet to really catch on with customers —even policy-hardened Germans have trouble understanding social insurance.

“Scaling hasn’t been our priority yet. We first have to get the product right,” says Mr Kunde, who declines to say how many people have signed up so far but remains bullish. “Don’t underestimate what people are willing to do to save money.”

Copyright © The Economist Newspaper Limited 2012.

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Konfliktbeseitigung gelingt im "hybriden Sozialstaat"12. April 2012 - Die sozialen Sicherungssysteme - gesetzlich und privat - stehen auf dem Prüfstand. Sie wurden auch bei der „GoFuture Sales Tour 2012" der Gothaer thematisiert. Prof. Bert Rürup sprach vor den Makler-Partner der Gothaer auch über den „hybriden Sozialstaat".

Zum krönenden Abschluss der GoFuture Sales Tour 2012 der Gothaer Versicherungen (...) fesselte Professor Bert Rürup die sehr zahlreich erschienenen Makler im Hardenberg Burghotel bei Göttingen mit brisanten Aussagen zu biometrischen Risiken und Produkttrends.

Die Fachwelt prognostiziert, dass biometrische Risiken auch weiter in absehbarer Zukunft die stärksten Wachstumstreiber in der Produktwelt der Assekuranzen sein werden. Professor Bert Rürup (...), der lange Jahre Chef der Wirtschaftsweisen war, fast 30 Jahre lang die Bundesregierung beriet und heute Vorstand in der MaschmeyerRürup AG (...) ist, provozierte mit der These „Biometrische Megatrends - der hybride Sozialstaat als Antwort".

„Hybrid-Produkte" sind in der Versicherungswelt längst geläufig, seit ein Mix aus Anteilen aus der Versicherungs- und der Investment-Welt im Markt stark nachgefragt werden. Doch

unter einem „hybriden Sozialstaat" konnten sich zunächst nur wenige Zuhörer etwas vorstellen.

Professor Rürup lieferte umgehend seine Definition: Der Begriff „Hybrid" stand früher für „Bastard", eine minderwertige Kreuzung von zwei Arten, heute dagegen für eine intelligente Kombination beispielsweise zweier etablierter Technologien wie den zukunftsweisenden Hybridantrieb von Automobilen. „Und der hybride Sozialstaat ist keine sterile Sackgasse, sondern die zeitgemäße Antwort auf ein altes Problem", betonte Prof. Rürup.

Den Maklern, die im Vertrieb Partner der Gothaer Versicherungen sind, erklärte der Sozialwissenschaftler, dass die Zukunftsfähigkeit der Sozialsysteme auf den Prüfstand gekommen sind. In ihrer jüngsten Studie zur Zukunftsfähigkeit der Sozialversicherungen in Deutschland kam die Prognos-AG (...) laut Prof. Rürup zu dem für manche überraschenden Ergebnis, dass "die umlagefinanzierten Sicherungssysteme .... insgesamt betrachtet für die kommenden Jahrzehnte gut aufgestellt (sind)". Dieser erfreuliche Befund spiegele gleichermaßen den Erfolg der Reformen der Jahre 2001 bis 2007 wider sowie eine Verschiebung der Koordinaten des Systems der sozialen Sicherung hierzulande.

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Die "soziale Sicherung" ziele im Kern darauf ab, die großen Lebensrisiken, genauer damit verbundene Einkommens- und Vermögensrisiken, zu entprivatisieren, sprich zu kollektivieren. Wer deshalb für eine Stärkung der Eigenverantwortung plädiere, sollte so ehrlich sein und von „Reprivatisierung" reden, forderte der Sozialwissenschaftler.

Laut Prof. Rürup besteht die in Deutschland gefundene Lösung für die soziale Absicherung im Wesentlichen aus dem Netz der Fürsorge (mit Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II, Grundsicherung in Alter und bei Erwerbsminderung) und aus dem System der fünf Sozialversicherungen. Ein Anspruch auf Fürsorgeleistungen setzt Bedürftigkeit voraus, heißt es. Ein Anspruch auf eine Sozialversicherungsleistung erwachse aus zuvor geleisteten Beiträgen und sei unabhängig von der individuellen Einkommens- und Vermögenssituation, so der Wissenschaftler. „Das Altern der Bevölkerung und auch ein Rückgang des Anteils der Arbeitseinkommen am gesamten Volkseinkommen setzten - nicht nur in Deutschland - die umlagefinanzierten Sozialversicherungssysteme unter Druck", sagte Prof. Rürup.

Der „hybride Sozialstaat" sei die Antwort auf diese Herausforderungen. Prof. Rürup erinnerte daran, dass der Begriff wurde von Frank Berner in seiner bemerkenswerten Dissertation geprägt worden sei. „Hybrider Sozialstaat" soll ausdrücken, dass die Unterscheidung und Trennung

"öffentlich" versus "privat" bei der Absicherung der großen Lebensrisiken einer Kooperation beider Prinzipien weiche. Am weitesten fortgeschritten sei diese Kooperation zwischen solidarischen staatlichen und regulierten privaten/betrieblichen Absicherungsformen in der Alterssicherung - in Deutschland bislang weniger als in der Schweiz, den Niederlanden, den USA, Großbritannien oder auch den Skandinavischen Staaten.

In der wissenschaftlichen Diskussion - sehr viel mehr als in der tagespolitischen - sei der Streit "Umlage versus Kapitaldeckung" der Erkenntnis gewichen, dass ein sicheres und effektives Alterssicherungssystem aus einer Mischung beider Prinzipien bestehen sollte.

Auch im Bereich der Krankenversicherung finde hierzulande eine „Hybridisierung", ein Zusammenspiel von staatlicher Protektion und privater Vorsorge statt - allerdings in einer anderen Spielart, merkte Prof. Rürup an. Der Markt der Zusatzversicherungen, die die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ergänzen, sei das am rasantesten wachsende Segment. Während die GKV sich bemühe, auf diesem Markt private Krankenversicherung (PKV) „zu spielen", beginne die PKV durch die Übernahme von Kostensteuerungs-Instrumenten des öffentlichen Bereichs an die GKV heran zu rücken.

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Die 1995 eingeführte gesetzliche Pflegeversicherung sei bereits als hybrides System eingeführt worden: Die Leistungen der umlagefinanzierten sozialen Pflegeversicherung (SPV) sind hier identisch mit denen des privaten Arms dieser Versicherung; und seit 2010 bemühe sich die Bundesregierung, die SPV mit einem kapitalgedeckten System zu unterfüttern, stellte Prof. Rürup fest.

Er schloss mit der Aussage: „Kurzum - ‚Sozialpolitik', die Absicherung der großen Lebensrisiken, ist eine politische Dauerbaustelle. Sozialpolitiker des alten Schlages werden allerdings umdenken müssen. Denn in der Zukunft wird Sozialpolitik in hohem Maße in der Regulierung privater/betrieblicher Systeme bestehen". Sie könnten sich nicht auf die immer erforderlichen Anpassungen nur der staatlichen Systeme beschränken.

Rürup erntete viel Beifall für seine mit demographischen Skalen untermauerten Vortrag. Der Chef der Gothaer Krankenversicherung AG (...), Michael Kurtenbach (...), ging danach auf die aktuelle Herausforderung der vom Gesetzgeber zum 1. April eingeführten Neuerungen auf dem Markt für die Vermittlung privater Krankenversicherungen ein. ...(eb / www.bocquel-news.de)

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FT.com June 18, 2012 10:16 pmInsurance ban hits Iranian oil salesBy Javier Blas in New York

Iranian oil exports have dropped sharply this month as an imminent insurance ban on tankers carrying the country’s crude puts off buyers.

A European Union ban on the sale of such insurance comes in on July 1, with an embargo on Iranian oil. But the impact will be felt widely, preventing Asian refiners from purchasing protection and indemnity insurance, known as P&I, in the London insurance market.

Oil traders say the insurance ban will force South Korea,Singapore, South Africa, Turkey and Taiwan to all but stop buying Iranian oil. India will also face difficulties.

Traders and consultants who monitor Iranian oil exports estimate sales will drop by around 400,000 barrels a day by July 1, on top of the roughly 600,000 b/d Iran has already lost ahead of the forthcoming EU embargo.

“After July 1 Iran would have lost effectively about half of its pre-sanctions oil income,” says an official at a large independent commodities trading house.

However, China and Japan, the largest and third-largest buyers of Iran crude, are set to provide sovereign insurance guarantees, allowing trade to continue.

Oil traders and consultants conceded their assessment was an approximation because Iran has ordered its oil tankers to switch off tracking beacons, allowing the vessels to hide their movements from traders and shipping brokers.

But anecdotal evidence and comments from large importers of Iranian oil point to a sizeable impact. S. Jaipal Reddy, India’s oil minister, last week hinted that the world’s second-largest buyer of Iranian oil could have to stop imports because of a lack of insurance. “We are struggling to find solutions,” he said in Vienna during an Opec meeting. Hours later, New Delhi announced a deal with Saudi Arabia to buy extra crude oil.

The drop in Iranian supplies is providing some support to the oil market, although prices were at an 18-month low on Monday amid wider unease in the financial markets over the eurozone debt crisis and prospects for economic growth.ICE July Brent fell to a session low of $95.38 a barrel, the lowest since January 2010. It later traded down $1.56 at $96.05 a barrel. Nymex July WTI fell to $83.26 a barrel.

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Iran could bypass the problem using its own vessels and insurance, although traders remain sceptical. NITC, the former state-owned company that is the largest owner of crude oil tankers in Iran, has told customers it will be able to continue shipping with insurance provided by the Iranian-owned Kish P&I Club.

But western traders believe a large part of the NITC fleet of 25 supertankers, or very large crude carriers capable of carrying 2m barrels apiece, and nine Suezmax tankers, capable of carrying one million barrels, are already in use as floating storage units.

The International Energy Agency estimates that Iran is storing at least 40m-42m barrels of crude oil in tankers offshore, equal to about two-thirds of the NITC fleet. In addition, Iran is storing 20m-25m barrels of crude in onshore facilities.

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Rahmenbedingungen

FTD.de 25.06.2012, 11:38Portfolio:Im Dutzend teurerNeue Steuervorgaben drohen die Preise für Versicherungspakete in die Höhe zu treiben. Die Assekuranz fürchtet ein Aus für die Angebote. Verbraucherschützern wäre das gar nicht so unrecht. von Friederike Krieger

Kunden, die Versicherungspolicen im Paket abgeschlossen haben oder abschließen wollen, werden in Zukunft wohl mehr für ihre Produkte bezahlen müssen. "Momentan ist davon auszugehen, dass es für den Versicherungsnehmer teurer wird", sagt Alexander Hoffmann vom Versicherer Genworth Financial.

Hintergrund ist ein Gesetzentwurf des Bundesfinanzministeriums zur Änderung des Versicherungsteuergesetzes, mit dem unter anderem die Besteuerung dieser Pakete neu geregelt werden soll.Viele Anbieter haben Rundum-sorglos-Verträge im Programm, die gleich mehrere Policen enthalten. Besonders offensiv versuchen Versicherer derzeit Reisepakete unters Volk zu bringen. Sie enthalten alle erdenklichen Komponenten, die dem Kunden einen sorgenfreien Urlaub garantieren sollen - von der Krankenpolice über Gepäckversicherung bis hin zum speziellen Unfallschutz.

Die neuen Steuerregeln treffen Pakete, die Personen- und Sachpolicen kombinieren. Denn diese werden unterschiedlich besteuert. Lebens-, Renten- und Krankenversicherungen sowie Berufs- und Erwerbsunfähigkeitspolicen sind steuerfrei. Auf alle anderen Policen müssen Kunden 19 Prozent Versicherungsteuer zahlen.

Bisher galt, dass Kunden auf versicherungsteuerfreie Elemente im Paket nur dann keine Steuer bezahlen müssen, wenn die darauf entfallenden Prämienanteile im Vertrag sauber aufgeschlüsselt sind. Diese Praxis will das Finanzministerium nun ändern. Künftig soll die Steuerfreiheit nur noch dann gelten, wenn die einzelnen Komponenten im Paket rechtlich selbstständige Verträge sind. Sie müssen separat künd- und abschließbar sein. Das ist aber meist nicht der Fall.

Die Konsequenz: Sobald nur eine steuerpflichtige Police im Paket ist, wird das ganze Bündel besteuert. Das ist etwa bei Genworth Financials Restschuldversicherungen der Fall. Das Produkt soll Kunden vor dem Risiko schützen, dass sie einen Kredit nicht abzahlen können. Die Verträge enthalten Todesfall- und Arbeitsunfähigkeitsschutz sowie eine Arbeitslosenabsicherung. Letztere ist steuerpflichtig.

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Rahmenbedingungen

Hoffmann rechnet damit, dass sich das Paket um rund zehn Prozent verteuern wird: "Nicht nur Restschuldversicherungen sind betroffen, sondern alle Pakete, die steuerfreie und steuerpflichtige Komponenten beinhalten."

Die neuen Regeln, die noch Bundestag und -rat passieren müssen, sollen Anfang des nächsten Jahres in Kraft treten. Sie betreffen nicht nur Neukunden. Auch Bestandskunden müssten mit Verteuerungen durch höhere Steuern rechnen, sagt Hoffmann.

Die Pakete gesetzeskonform zu gestalten sei auch kein Ausweg, glaubt Hoffmann. "Dann hätten wir statt einem Vertrag drei Policen mit drei unterschiedlichen Bedingungen und Produktinformationsblättern", erklärt er. "Man würde den Kunden nicht einmal im System verwalten, sondern dreimal." Auch ohne höhere Steuerschuld würden Pakete dann teurer, weil die Verwaltungskosten steigen.

Nicht alle Anbieter sind dieser Meinung. Die zu Ergo gehörende Europäische Reiseversicherung traut sich durchaus zu, die einzelnen Komponenten ihrer Reiseversicherungspakete rechtlich selbstständig zu gestalten und die Prämien trotzdem stabil zu halten.

Beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) teilt man die Sorgen von Genworth. "Die

vorgeschlagene Regelung würde ohne Not zu erheblichen Nachteilen für Anbieter und Kunden führen", sagt eine GDV-Sprecherin. Sie fürchtet ein komplettes Aus für die Angebote: "Es ist nicht auszuschließen, dass Unternehmen die bisherigen Produkte aufgrund des hohen Umstellungsaufwands nicht mehr anbieten würden."

Verbraucherschützern wäre das gar nicht so unrecht. "Wir begrüßen es, dass durch die Steuerpläne Druck in die Branche kommt", sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV). "Es wäre schön, wenn die Branche nur noch rechtlich selbstständige Verträge anbieten würde." Er ist kein Freund von Paketlösungen. "Darin verstecken Versicherer oft Dinge, die der Kunde gar nicht benötigt."

Bei den Reisepaketen sei eigentlich nur die Krankenversicherung sinnvoll. Zusatzbausteine wie eine spezielle Urlaubshaftpflichtpolice hält Rudnik für überflüssig.Trotzdem rät er Versicherten, die Pakete haben, sich davon nicht überhastet zu trennen. "Solange kein neuer Schutz da ist, sollte man den alten nicht kündigen", sagt er. Sonst droht eine Deckungslücke.

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Rating

Macht der Ratings soll zurückgedrängt werden9. Juli 2012 - Die deutschen Versicherer wollen mehr Unabhängigkeit von den Ratingagenturen. In einem Positionspapier verlangen sie, dass bei der Versicherungsaufsicht neben der externen Bewertung die interne Kreditrisikobewertung einen größeren Stellenwert erhält.

In einem Positionspapier vom GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (...) wird die Bedeutung von externen Ratings anerkannt. Indem sie eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit, mit der Zahlungen eines Gläubigers fristgerecht und vollständig erfolgen treffen, spielen sie für die Kapitalanlagetätigkeit von Versicherern eine wichtige Rolle. Die Vergabe von externen Ratings durch Ratingagenturen stelle daher für die Versicherer eine wirtschaftlich wichtige Dienstleistung dar und seien im Rahmen der Versicherungsaufsicht deshalb unverzichtbar. „Gleichzeitig ist es notwendig, einen übermäßigen Rückgriff auf Ratings zurückzuführen und die systemische Bedeutung von Ratingänderungen, wie sie derzeit durch gleichlaufende aufsichtsrechtliche Vorgaben an Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter gegeben ist, zu verringern", heißt es beim GDV.

In diesem Zusammenhang sieht der Verband folgende rechtliche und regulatorische Handlungsfelder:

Einschränkung von Automatismen bei RatingveränderungenAnerkennung von externen Ratings als ein unverzichtbarer Bestandteil des Kapitalanlagen- und RisikomanagementsStärkung der internen KreditrisikobewertungAufbau von weiteren Kapazitäten bei der VersicherungsaufsichtDiskretionäre - d.h. dem Ermessen der Aufsicht anheimstellende - Entscheidung über RatingvorgabenMöglichkeiten zur Auslagerung der Kreditanalyse

Neben mehr Unabhängigkeit von den Urteilen der Ratingagenturen - bis hin zur Negierung der Urteile durch die Aufsicht - und einen höheren Stellenwert der internen Risikobewertungen verlangt die Versicherungswirtschaft auch die Möglichkeit, die Kreditrisikoanalyse auf Dritte auslagern zu dürfen. Durch eine Auslagerung könne für spezielle Nischenmärkte Fachwissen aufgebaut und Kosteneffizienz erzeugt werden. Dies würde gerade kleine und mittlere Versicherungsunternehmen in die Lage versetzen, eine Unabhängigkeit gegenüber Ratingagenturen zu erreichen, da es für sie personell sowie auch finanziell kaum möglich sein dürfte, eine eigene interne Kreditrisikobewertung für alle Anlagen durchzuführen. (hp / www.bocquel-news.de)

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Ratingagenturen

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FTD.de 22.08.2012, 08:27Schadenersatzklage:US-Richterin lässt Ratingagenturen zittern

Die Urteile von Bonitätswächtern seien nicht vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, befindet eine US-Richterin. Vielmehr handele es sich um "faktenbasierte Meinungen" - und die sind in einem Schadenersatzprozess plötzlich justiziabel. von Heinz-Roger Dohms

Die US-Ratingagenturen werden von ihrer Vergangenheit eingeholt und müssen plötzlich wieder hohe Schadenersatzansprüche fürchten. Überraschend deutlich hat ein New Yorker Bundesgericht einen Einspruch von S&P und Moody's gegen eine Klage von Großinvestoren abgewiesen.Die Profianleger hatten im August 2007 beim Kollaps des Investmentfonds Cheyne Milliardenverluste erlitten. Neben der Wall-Street-Bank Morgan Stanley, die den Fonds aufgelegt hatte, machen sie dafür die Ratingfirmen verantwortlich. Diese hatten die Bonität des Investmentvehikels viel zu gut bewertet.

Die Entscheidung von Richterin Shira Scheindlin stellt die bisherige Rechtsprechung zu Ratingagenturen infrage. Zwar wurden Standard & Poor‘s, Moody‘s und Fitch in der Vergangenheit immer wieder von frustrierten Anlegern vor Gericht gezerrt. So zog allein das Subprime-Debakel

Dutzende Verfahren nach sich. Bis dato sind die Richter im Großen und Ganzen aber immer der Verteidigungslinie der Ratingagenturen gefolgt. Deren Argumentation: Bonitätsurteile seien nichts weiter als Meinungsäußerungen - und deshalb von der US-Verfassung gedeckt.

Scheindlin sieht das anders: "Bei Ratingurteilen handelt es sich zwar nicht um objektiv messbare Darstellungen von Tatsachen", schrieb die Richterin in der Begründung zu ihrem Beschluss Ende vergangener Woche. Andererseits seien Ratings auch keine bloßen Meinungen "wie die Ansicht, dass in dem einen Restaurant besser gekocht wird als in einem anderen". Die Noten der Ratingagenturen müsse man daher als "faktenbasierte Meinungen" betrachten.

Die angesehene amerikanische Rechtskolumnistin Alison Frankel interpretierte den Beschluss Scheindlins als "eine juristische Neudefinition von Kreditbewertungen". Die bislang gültige Rechtsprechung habe die Ratingagenturen "nahezu immun gegen Haftungsklagen" gemacht. Scheindlins Entscheidung baue stattdessen nun "eine Brücke, die in ein Rechtsumfeld führt, in der sich die Agenturen plötzlich doch für möglichen Betrug verantworten müssen".

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Nach Ansicht Scheindlins verfügen die Kläger über ausreichend Beweise, um den Fall vor Gericht zu bringen. Sie verwies auf Instant-Nachrichten, die zwei S&P-Analysten austauschten, nachdem der Fonds platziert worden war - wobei noch unklar ist, ob sich der Dialog tatsächlich auf Cheyne bezog oder ein anderes Investmentvehikel. "Dieser Deal ist lächerlich", meinte einer der Analysten. "Wir sollten ihn nicht bewerten." Der zweite Analyst antwortete: "Wir bewerten doch jeden Deal." Daraufhin der erste Analyst: "Er könnte von Kühen zusammengestellt worden sein, und wir würden ihn bewerten."

Investoren sind verunsichert seit Scheindlins Entscheidung. Die Aktie von Moody's ist seit Freitag um rund 2,9 Prozent gefallen, Anteilsscheine der S&P-Mutter McGraw Hill um etwa 2,3 Prozent.

Im Subprime-Boom hatten die großen Ratingfirmen unzähligen Wertpapieren, die sich später als Schrott erwiesen, beste Noten gegeben. Als diese Verwicklung offenkundig wurden, stießen Anleger die Aktien der Agenturen ab, die Kurse brachen ein. Seit Ende 2008 haben sich die Notierungen der beiden Marktführer allerdings wieder nahezu verdreifacht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die ursprünglich befürchten Milliardenurteile gegen die Branche bislang ausgeblieben sind.

Rechtsschutzversicherung

FTD.de 24.07.2012, 11:15Rechtsschutzversicherer:Bonus-Malus-Systeme vor dem AusWer billige Vertragsanwälte konsultiert, wurde von Rechtsschutzversicherern bisher finanziell belohnt. Jetzt wird der Bundesgerichtshof die Klauseln wohl kippen. Sie beschränken das Recht auf freie Anwaltswahl. von Friederike Krieger und Anja Krüger

Die Bonus-Malus-Systeme, mit denen Rechtsschutzversicherer ihre Kunden zu Vertragsanwälten lotsen, stehen nach Überzeugung von Experten vor dem Aus. Der Bundesgerichtshof (BGH) wird in Kürze über eine Klage der Rechtsanwaltskammer München gegen ein entsprechendes Vertragsmodell der HUK-Coburg entscheiden. Die vorige Instanz, das Oberlandesgericht Bamberg, hat die angegriffenen Klauseln bereits für unzulässig erklärt (Az.: 3 U 236/11). "Das Urteil wird wohl vor dem BGH bestehen bleiben", sagt Ulrich Vorspel-Rüter, Versicherungsexperte bei Brandi Rechtsanwälte. Davon geht auch Monika Maria Risch aus, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). Und das, sagt Risch, wäre "das Ende der Bonus-Malus-Systeme der Rechtschutzversicherer in Zusammenhang mit Anwaltsnetzen".

Viele Rechtsschutzversicherer bieten Kunden Vergünstigungen, wenn sie bereit sind, zu einem Vertragsanwalt zu gehen. So funktioniert auch das von den Münchner Anwälten kritisierte Selbstbehaltmodell der HUK-Coburg. Ein Neukunde muss im Schadenfall eine Eigenbeteiligung von 150 Euro zahlen. Die reduziert sich mit der Zeit, wenn er keinen Rechtsstreit führt. Nimmt er die Police oft in Anspruch, steigt der Selbstbehalt auf bis zu 400 Euro pro Fall. Entscheidet er sich aber für einen vom Versicherer empfohlenen Anwalt, gilt der Vertrag trotz Rechtsstreits als schadenfrei. Die Eigenbeteiligung erhöht sich nicht.

Die Rechtsanwaltskammer München sieht dadurch das Recht der Kunden auf freie Anwaltswahl eingeschränkt - und setzte sich gegen die HUK-Coburg in zweiter Instanz durch. Das Landgericht Bamberg hatte zuvor noch argumentiert, der finanzielle Nachteil des Kunden sei zu gering, um ihn bei der Entscheidung über den Vertragsanwalt zu beeinflussen. Das Oberlandesgericht (OLG) Bamberg aber konterte, dass keinerlei finanzielle Schlechterstellung zu akzeptieren sei. Das Recht auf freie Anwaltswahl sei eine Vorgabe, von der nicht zum Nachteil des Verbrauchers abgewichen werden dürfe. Es könne nicht gegen Gewährung eines Vorteils abgekauft werden. HUK-Coburg hat Revision gegen das Urteil eingelegt.

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Rechtsschutzversicherung

"Ich finde die Argumentation des OLG sehr überzeugend", sagt Versicherungsexperte Vorspel-Rüter. Bestätigt der BGH die Entscheidung des OLG, dürften die Kosten, die ein Kunde zu schultern hat, künftig nicht mehr davon abhängen, ob er sich für oder gegen einen Kooperationsanwalt entscheidet.Die Branche selbst gibt sich noch wortkarg. Man äußere sich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen von Wettbewerbern nicht, heißt es etwa beim Rechtsschutzversicherer DAS.

Grund zur Sorge gibt es aber durchaus. Mit dem Verbot von Anreizsystemen würde den Versicherungen ein wichtiges Steuerungselement verloren gehen. Für sie zahlt sich die Zusammenarbeit mit Partneranwälten aus.

Gehen Anwälte eine Kooperation mit einem Rechtsschutzversicherer ein, ist das immer mit einer Gebührenvereinbarung verbunden. Das Unternehmen sichert sich einen Rabatt, im Gegenzug bekommt der Anwalt Mandanten.

Bei einem schlichten außergerichtlichen Fall ist der Preisnachlass nach Angaben des DAV etwa ein Viertel des üblichen Honorars, bei einer komplizierten außergerichtlichen Sache schon 50 Prozent.

Dass sich Anwälte überhaupt auf so etwas einlassen, liege am immer härter werdenden Wettbewerb im Anwaltsmarkt, sagt

der Fachanwalt für Versicherungsrecht Klaus Schneider. "Diese Situation lässt befürchten, dass sich nicht vorrangig die fachlich kompetenteren, spezialisierten Anwälte einem solchen Anwaltsnetzwerk anschließen werden." Zudem bestehe die Gefahr, dass Kooperationsanwälte bei teuren Prozessen Rücksicht auf die Interessen des Versicherers nehmen und Mandanten davon abraten zu klagen.

Ganz schwierig werde es, wenn strittig ist, ob der Anbieter überhaupt zahlen muss. "In solchen Fällen dürfte das Mitglied eines Anwaltsnetzwerks zumindest nicht ohne Weiteres bereit sein, einen Prozess gegen seinen kooperierenden Rechtsschutzversicherer zu führen", sagt Schneider.

Anwalt Vorspel-Rüter rechnet allerdings nicht damit, dass die Kooperationen ganz vom Markt verschwinden werden. "Sondervereinbarungen und Anwaltsempfehlungen ohne finanzielle Anreize sind nach wie vor zulässig", sagt er. Er erwartet, dass Versicherungsunternehmen nach einem Verbot von Bonus-Malus-Systemen ihre Anwaltskooperationen eher noch aggressiver bewerben werden.

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Risikomanagement

FTD.de 20.06.2012, 11:21Risikomangement:Das unbekannte UnbekannteAuf Erdbeben und Sturmschäden haben Industrie und Versicherer sich inzwischen ganz gut eingestellt. Sorge machen ihnen aber Risiken, von denen niemand weiß, wie sie genau aussehen. Sicher ist nur: Es gibt sie. von Herbert Fromme

Autofarben folgen Moden, die den Wellen der Damenmode wenig nachstehen. Seit zwei, drei Jahren sind schokobraune Töne beliebt. Genau das bereitete einigen Herstellern 2011 Probleme. Denn ein Produzent der Farbpigmente, die für die Erzeugung des Farbtons nötig sind, saß in Japan - und war nach Erdbeben und Nuklearunfall wochenlang nicht lieferfähig. So mancher Wagen, der in Schokobraun bestellt worden war, kam verspätet zum Kunden.

Die Katastrophe in Japan hatte weit reichende Auswirkungen. Autohersteller und ihre Kunden spürten sie am deutlichsten. "Im Frühjahr 2011 hatte ich einen neuen Firmenwagen bestellt, der im Frühsommer geliefert werden sollte", berichtet Jurand Honisch. Er ist Versicherungschef beim Medienriesen Bertelsmann, der auch die Mehrheit an Gruner + Jahr hält, dem Verlag der Financial Times Deutschland. Honisch bestellte einen Wagen mit Rückfahrkamera. Aber ein einzelnes Bauteil der Kamera stammte von einem japanischen

Hersteller, der nicht produzieren konnte. "Am Ende wurde der Wagen zwei Monate später ausgeliefert."

Honisch nennt das Beispiel, um bei Versicherern für mehr Flexibilität und neue Deckungsformen bei Betriebsunterbrechungspolicen zu werben. Hier fühlt sich die Industrie allein gelassen. "Schäden aus der Betriebsunterbrechung haben einen größeren Einfluss auf die Wertschöpfungskette als reine Sachschäden", sagt Honisch, der auch Vorstandsmitglied des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes ist, der Interessenvertretung der deutschen Industrie in Versicherungsfragen. Aber trotz der hohen Belastungen aus den Unglücken in Japan sind sich die Experten einig: Dieses Risiko hatten die Risikomanager in den großen Industriekonzernen und bei Versicherern und Rückversicherern eigentlich auf dem Schirm. Sie sind es gewohnt, mit Hurrikans, Stürmen und Erdbeben in den gefährdeten Regionen zu rechnen.

Anders war es mit der Überflutung, die 2011 Thailand traf. Mit ihr hatten viele Verantwortliche nicht gerechnet und wurden entsprechend von den Lieferausfällen wegen der geschlossenen Zulieferer kalt erwischt.

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Risikomanagement

Der Grund: Weder die Assekuranz noch die Industrie hatten mitbekommen, in welch hohem Ausmaß japanische Konzerne ihre Produktion aus dem Heimatland nach Thailand verlagert hatten. Die Frühwarnsysteme hatten versagt. "Aufgrund fehlender Erfahrungen haben wir in den vergangenen Jahren unterschätzt, welche Ausmaße eine solche Hochwasserkatastrophe annehmen kann", sagt Manuel Bauer, Mitglied im Vorstand der Allianz SE und verantwortlich für Asien und Osteuropa. "Wir werden uns die Risiken künftig genauer anschauen müssen und etwa Werksbesichtigungen unter diesem Gesichtspunkt einführen."

Die Versicherer verstehen die offensichtlichen Megarisiken zunehmend besser. Dazu gehört auch die Schadenhöhe, die im schlimmsten Fall auf sie zukommt. Die Branche kalkuliert mit rund 100 Mrd. Dollar aus einem Hurrikan-Großschaden in den USA, mit einer ähnlichen Summe bei einem Erdbeben, das Tokio trifft, und mit rund 40 Mrd. Dollar für Sturmschäden in Europa.

Die größeren Gefahren lauern aber woanders, sagt Joachim Oechslin, Chief Risk Officer der Munich Re bei einem Fachkongress des Rückversicherungsmaklers Aon Benfield. "Wir haben diese Risiken verhältnismäßig gut verstanden", charakterisiert er Hurrikans und Erbeben. "Sie sorgen nicht für schlaflose Nächte bei mir." Viel gefährlicher seien Ereignisse, die die Menschheit kennt, die aber lange nicht mehr

eingetreten sind. Der frühere US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat für sie den Begriff der "known unknowns" geprägt, der bekannten Unbekannten.

Zu dieser Kategorie zählt Oechslin die globalen Pandemien. "Wir haben uns damit auseinandergesetzt", sagt er. "Aber es ist aus der Perspektive eines Risikomanagers deutlich schwieriger, die Kosten einer Pandemie abzuschätzen als die eines Hurrikans." Denn die Welt hat sich seit der letzten großen Pandemie 1918 deutlich verändert - es gab medizinischen und hygienischen Fortschritt, umgekehrt ist die Mobilität der Erdbevölkerung höher.

Am meisten Probleme bereitet Oechslin eine weitere Kategorie, die er "unknown unknowns" nennt, die unbekannten Unbekannten. "Das sind Ereignisse, an die wir in dieser Form nie gedacht haben." Dazu gehört der Terrorüberfall auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001. "Vielleicht haben manche an dieses Risiko gedacht, aber es wurde als so unwahrscheinlich angenommen, dass man dafür keine wirklichen Vorbereitungen getroffen hat."

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Hier liegt das eigentliche Problem: Solche Verkettungen von Ereignissen sind in der Tat sehr unwahrscheinlich. "Aber es gibt so viele mögliche Verkettungen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass uns irgendwann zu Lebzeiten noch eine ereilt, deutlich höher ist, als man das im Allgemeinen erwarten würde." Wenn es dann zu einem völlig unerwarteten Ereignis kommt, werden viele sagen, das sei ja völlig offensichtlich gewesen. "Natürlich ist es offensichtlich, aber es gibt 10.000 andere Ereignisse, die auch hätten geschehen können," sagt Oechslin.

Die Reihe der völlig überraschenden Ereignisse ist lang. Der Angriff vom 11. September, die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull, die den Flugverkehr zum Erliegen brachte, die Volksaufstände in Nordafrika, die Krise des Euro - Ereignisse mit weit reichenden Konsequenzen für Unternehmen, die aber kaum ein Risikomanager in seinen Modellen eingebaut hatte.

Die Versicherer versuchen inzwischen, solche Ereignisketten besser zu verstehen und Datenbanken über sie anzulegen. Nur so können sie verhindern, dass sie von ein und derselben Katastrophe plötzlich aus ganz verschiedenen Richtungen getroffen werden. Und nur mit solchen Werkzeugen, so glauben die Versicherer, können sie der Industrie den geforderten Schutz für Betriebsunterbrechungsschäden geben.

An der Aufgabe, die Risiken der Menschheit und ihrer Wirtschaft besser zu verstehen, arbeiten auch die so genannten "Risikomodellierer". Die Spezialfirmen bewerten einerseits ganz bodenständig, was ein Sturm in einer bestimmten Windstärke einen Versicherer in einer Region kosten könnte. Gleichzeitig denken sie auch über Schäden nach, die eine von Terroristen gezündete kleine Atombombe in Manhattan, der Weltmetropole der Finanzwirtschaft, auslösen würde. Rund 800 Mrd. Dollar könnte das die Assekuranz kosten, so die Experten der US-Firma Risk Management Solutions schon im Jahr 2006. Seither haben sich ihre Modelle weiter verfeinert.

Jahrhundertelang lebten die Versicherer vor allem von Erfahrungswerten: Wie oft kam es in der Vergangenheit zu einem Sturm der Stärke sieben, wie hoch sind die versicherten Werte? So ließ sich bequem eine Versicherungsprämie ausrechnen.

Doch das reicht heute nicht mehr. Spätestens seit dem Hurrikan Andrew, der im August 1992 Schäden von 17 Mrd. Dollar anrichtete, taugen die rein historischen Betrachtungen nicht mehr. Ein solcher Megaschaden war in der Kalkulation nicht vorgesehen.

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Auch 20 Jahre später könne man noch nicht zufrieden sein, sagt Munich Re-Manager Oechslin. "Unsere Branche hat noch kein ausreichendes Verständnis von diesem Universum von möglichen Ereignissen." Doch genau daran arbeiten die Versicherer intensiv - aus ureigenstem Interesse.

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Risikomanagement verhindert StoßbetrugsfälleVon Redaktion RISIKO MANAGER

KÖLN, 23.8.2012. Die derzeit explodierenden Preise für Agrarrohstoffe wie Getreide und Zucker werden in Deutschland nicht zu einem nennenswerten Anstieg von Insolvenzen im Lebensmittelsektor führen. Das ist die Einschätzung des internationalen Kreditversicherers Atradius, der in engem Kontakt mit vielen Unternehmen der Branche steht. „Wir gehen davon aus, dass Lebensmittelhersteller und händler den Preisanstieg verkraften werden“, so Michael Karrenberg, Leiter Risikomanagement bei Atradius in Köln.

„Nur Unternehmen, die jetzt schon einen hohen Verschuldungsgrad oder andere strukturelle Probleme aufweisen, könnten dadurch in die Zahlungsunfähigkeit geraten.“

Größere Sorgen bereiten dem Kreditversicherer allerdings die zunehmenden Betrugsfälle im Lebensmittelhandel. So sei in den letzten Monaten verstärkt aufgefallen, dass branchenfremde Marktteilnehmer Frischwaren in sehr großen Mengen ohne Rücksicht auf den Preis ordern. „Mitunter kommt es zu so kuriosen Konstellationen wie der Bestellung von mehreren Tonnen Fisch durch ein vermeintliches IT- Systemhaus“, so Karrenberg. „Solche Unternehmen verkaufen

die teuer erstandene Ware zu Dumping- Preisen weiter und verschwinden dann vom Markt.“ Die Lieferanten bleiben bei diesem so genannten Stoßbetrug auf ihren unbezahlten Rechnungen sitzen.

Um sich vor Betrugsfällen zu schützen, müssen Unternehmen gerade jetzt die Identität und Bonität von Neukunden vor Auftragsannahme genau überprüfen. Denn betrügerisch agierende Unternehmen spekulierten besonders in der Sommerzeit darauf, dass Urlaubsvertretungen ihre kriminellen Absichten nicht durchschauen.

Hinweise auf ein möglicherweise unlauteres Geschäftsgebaren seien beispielsweise ein kurz zuvor erfolgter Gesellschafterwechsel oder Umzug, fehlendes Interesse an Preisverhandlungen und Bestellungen, die nichts mit dem Unternehmenszweck zu tun haben. „Wir erkennen diese Anzeichen in der Regel bei unseren Analysen, die dem Forderungsausfallschutz für Lieferungen an Neukunden vorgeschaltet sind“, erklärt Dr. Thomas Langen, Deutschlandchef von Atradius in Köln. „So können wir unsere Kunden rechtzeitig informieren und Forderungsausfälle verhindern.“

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Schaden/Unfall

Wo in Schaden/Unfall noch Geld verdient wirdIm Geschäftsjahr 2010 haben die Schaden-/Unfallversicherer über alle Zweige hinweg eine leicht positive versicherungstechnische Ergebnisquote erreicht. Während die Kfz-und die Wohngebäudeversicherung weiter im tiefroten Bereich liegen, sprudelten in Hausrat, Unfall, Haftpflicht und Feuer die Gewinne.

„Die Schaden- und Unfallversicherung hat sich mit Geizstrategien ihre umsatzstärkste Sparte, die Autoversicherung, ruiniert. Wurden 2004 noch 22,347 Milliarden Euro umgesetzt, so waren es 2010 nur noch ganze 19,415 Milliarden Euro“, erklärt Map-Report (...)-Chefredakteur Manfred Poweleit eingangs des aktuellen Map-Reports 793-794 „Schaden- und Unfallversicherung: Grafikanalyse 2001 bis 2010“.

Geld verdient worden sei schon lange nicht mehr, inzwischen betrügen die technischen Verluste sogar 4,3 Prozent, wofür das nichttechnische Geschäft wegen der zurzeit extrem niedrigen Zinsen keinen Ausgleich bringe. Poweleit stellt heraus, dass sich die Assekuranz derartige Umsatz- und Ertragsprobleme nicht leisten kann. „Denn die Schaden- und Unfallversicherung ist der einzige Zweig, aus dem die Konzerne den Gewinn behalten dürfen“, so der Map-Report Chefredakteur.

Sorgenkinder Auto- und GebäudeversicherungInsgesamt war die Ertragslage in Schaden/Unfall im Geschäftsjahr 2010 zwar erneut rückläufig, blieb aber dennoch im positiven Bereich. Über alle Sparten hinweg lag die versicherungstechnische Ergebnisquote (versicherungs-technisches Ergebnis in Prozent der Nettobeiträge) bei 1,2 Prozent. Auf Spartenebene hat sich in der Schaden-/Unfallversicherung die Entwicklung der Vorjahre verstetigt (...).

Neben der Autoversicherung gehörte die Gebäudeversicherung ein weiteres Mal zu den Sorgenkindern. So betrug der versicherungstechnische Verlust im Branchenschnitt 18,3 Prozent der Nettobeiträge, was den mit Abstand schlechtesten Wert der vergangenen zehn Jahre darstellt. Insgesamt wiesen nur ganze drei Wohngebäudeversicherer eine positive versicherungstechnische Ergebnisquote auf (...).

Gewinne in Hausrat, Unfall, Haftpflicht und FeuerGanz anders in der Hausratversicherung: Hier verzeichneten die Anbieter auch 2010 kräftige Profite. Im Branchenschnitt lag der Gewinn pro Netto-Beitragseuro bei 18,9 Cent, was einer leichten Steigerung im Vergleich zum Jahr zuvor entspricht.

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Der zweite große Gewinnbringer in Schaden/Unfall ist die Unfallversicherung, in der es in den vergangenen zehn Jahren im Branchenschnitt jeweils eine versicherungstechnische Ergebnisquote in zweistelliger Höhe gab. In 2010 ging es leicht auf einen Wert von 15,7 Prozent abwärts, was allerdings immer noch den drittbesten Wert im Beobachtungszeitraum darstellt.

Auch in der Haftpflichtversicherung verdienen die Versicherer Geld. Die versicherungstechnische Ergebnisquote lag mit 7,1 Prozent im siebten Jahr hintereinander im positiven Bereich. Profitabel bleibt auch die Feuerversicherung, die im sechsten Jahr hintereinander Gewinne abwarf. Allerdings war der Wert mit 2,4 Prozent zum dritten Mal in Folge rückläufig....Björn Wichert VersicherungsJournal 13.04.2012

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Schadenregulierung

FTD.de 24.09.2012, 10:44Schadenregulierung: Versicherer leiden unter Nichtzahler-ImageWeil ihn Berichte über zögerlich regulierte Schäden ärgern, keilt GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen gegen Medien und Anwälte. Seine Argumentation: Zwar gebe es in Einzelfällen bei der Abwicklung Probleme, in der Regel regulierten die Versicherer aber schnell. von Herbert Fromme

Die Versicherer kontern Kritik an ihrer Schadenbearbeitung mit Vorwürfen gegen Medien und Anwälte von Geschädigten. Rolf-Peter Hoenen, Präsident des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft, wirft Medien und Anwälten unzulässige Verallgemeinerung von Einzelfällen vor. Manche Anwälte machten Unfallopfern und anderen Geschädigten falsche Hoffnungen auf unberechtigt hohe Entschädigungen, sagte Hoenen der FTD.

Mit der deftigen Gegenattacke reagiert die Branche auf eine Welle von Vorwürfen: Versicherer verzögerten in großem Stil die Zahlung oder versuchten, Geschädigte mit Minibeträgen abzuspeisen und in kostspielige Prozesse zu zwingen. "Das zeichnet ein Zerrbild der Branche", sagte Hoenen, bis 2009 Chef von HUK-Coburg.

Hoenen bezieht sich besonders auf den Bericht "Die Nein-Sager" in der ARD-Sendung "Panorama" am 4. September. Barmenia und die Allianz standen im Mittelpunkt der Kritik.

Der Allianz warf Reporter Christoph Lütgert jahrzehntelange Verzögerung bei Zahlungen an ein Unfallopfer vor - der Mann ist seit einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt, der Pkw des Verursachers war Allianz-versichert. In einem zweiten Allianz-Fall ging es um den Kampf der Eltern eines durch ärztliche Fehler bei der Geburt behinderten Kindes für Schadensersatz.

"Diese Sendung hat mich ziemlich geärgert", sagte Hoenen. Es könne immer mal Problemfälle in der Schadenbearbeitung geben. Er kenne die Einzelheiten der Fälle nicht. "Aber selbst wenn ich einmal unterstelle, dass nicht alles ideal gelaufen ist, bleibt das Problem, dass dies verallgemeinert und zu einem Rundumschlag genutzt wird." Bei solchen Schäden handele es sich immer um tragische Schicksale: "Da steckt man als Versicherer bei solchen Sendungen immer in der Empathiefalle, denn es geht um David gegen Goliath, um das Opfer gegen die bösen Versicherer." Das werde dann zum System erklärt.

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Schadenregulierung

"Aber die Fakten sind eindeutig, die Regulierungsgeschwindigkeit in der Branche ist nicht zurückgegangen", sagte Hoenen.

Als Beispiel nannte er die Autohaftpflichtversicherung: Fast drei Viertel aller Fälle werden nach seinen Angaben noch im Jahr der Meldung erledigt. "Das sind zugegebenermaßen vor allem die kleinen und mittleren Sachschäden", sagte Hoenen. "Aber auch in der Berufshaftpflichtversicherung im Heilwesen, die oft für schwere Personenschäden leistet, ist im Schnitt die Hälfte der Gesamtleistung nach fünf Jahren ausgezahlt, ein weiteres Drittel des Aufwands schon als Vorschuss gezahlt."

Hoenen glaubt, dass viele Probleme durch Anwälte entstehen. "Sie haben nicht nur die Aufgabe, für ihre Mandanten beim Versicherer das zu erreichen, was ihnen nach Recht und Gesetz zusteht, sondern sie haben auch die Verantwortung, keine übertriebenen Erwartungen bei Geschädigten zu wecken." Dem würden sie nicht immer gerecht.

Auch den Vorwurf, die Branche lehne viele Ansprüche erst einmal ab, um Geschädigte in teure Prozesse zu zwingen, will Hoenen nicht gelten lassen. "Es werden oft Anspruchserwartungen geweckt, die durch den Sachverhalt nicht gedeckt sind." Gerade bei Geburtsschäden sei die Situation sehr schwierig für die Versicherer. "So sehr Sie dies vor allem bei so tragischen Fällen berührt, so können Sie

dennoch nicht einfach auf eine ordnungsgemäße Prüfung verzichten." Sonst würde der Versicherer der Verantwortung gegenüber der Gesamtheit der Kunden nicht gerecht.

Hoenen sagte, eine schlechte Schadenregulierung mache wirtschaftlich keinen Sinn. "Ein schnell regulierter Schaden ist ein gut regulierter Schaden. Muss man vor Gericht, wird es langwieriger und teurer." Die Argumentation der Kritiker, Geschädigte können sich die Klage nicht leisten und würden dann kleinere Summen akzeptieren, weist Hoenen auch zurück. "Die Anwälte klagen sehr wohl. Und schließlich haben wir sehr viele Rechtsschutzversicherte in Deutschland." Die leiste auch bei einer Klage gegen den eigenen Konzern.

Der Berliner Juraprofessor Hans-Peter Schwintowski verlangt die Einführung eines Strafschadensersatzes, den Gerichte bei bewusster Verzögerung der Schadenregulierung verhängen können. "Die jetzige Rechtslage ist ja schon so", antwortete Hoenen. "Wenn ein Versicherer nachgewiesenermaßen die Regulierung verzögert, obwohl alle Voraussetzungen für abschließende Zahlungen oder eine Vorschusszahlung gegeben sind, dann setzt das Gericht eine höhere Entschädigungssumme fest." Er wehrt sich aber gegen das Wort Strafschadensersatz - aus der Vermischung von Schadensersatz und Strafe könnten leicht amerikanische Verhältnisse folgen.

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FTD.de 23.09.2012, 20:41Kfz-Kasko: Schadensreduzierung in der Dienstwagenflotte

Kfz-Versicherer setzen ihre Preise für Dienstwagenflotten herauf. Wer nicht mehr zahlen will, hat nur eine Chance - und zwar für weniger Unfälle zu sorgen. von Anne-Christin Gröger

Einparken ist sowieso Glückssache. Und dazu noch die Steinschläge! Um 70 Prozent stiegen daher die Versicherungsprämien für die Dienstwagen des Telekomanbieters Ericsson im Herbst 2011. Zu viel Geld, fand Flottenmanager Andreas Nickel. Zu viele Unfälle, konterten die Gesellschaften, bei denen Nickel anklopfte. Schließlich fand er einen neuen Versicherer, der weniger Geld verlangte - weil sich Ericsson bereit erklärte, für jeden neuen Schaden einen Selbstbehalt zwischen 200 und 1000 Euro zu zahlen.

Martin Benzing kennt das Problem. Er ist Flottenmanager bei Arburg, Hersteller von Spritzgießmaschinen und Robotsystemen im Schwarzwald. Benzing musste jährlich hohe Summen für die Kfz-Kasko der 260 Firmenwagen aufbringen. "Lange Zeit hat kaum jemand geprüft, wann und wie ein Schaden zustande kam." Bis Benzing einen externen Risikoberater anheuerte. Der riet zu einer genauen Analyse:

Wo sind die Fahrzeuge geparkt, draußen oder in der Tiefgarage? Wofür werden sie verwendet, für Kundenbesuche oder nur auf dem Werksgelände? Wie viel zahlt Arburg an Versicherungsprämien?

Durch Präventionsmaßnahmen die Mitarbeiter sensibilisieren"Wir haben angefangen, unsere Mitarbeiter zu sensibilisieren", sagt Benzing. Ist ein Fahrer besonders häufig in Unfälle verwickelt, steht ein Gespräch mit dem Vorgesetzten und dem Flottenmanager an. Benzing geht es um Prävention. "Wir wollen so viele Schäden wie möglich vermeiden", sagt er. "Dann haben wir auch weniger Verwaltungsaufwand bei der Abwicklung mit dem Versicherer." Daher betreibt Arburg eine eigene Kfz-Werkstatt und beschäftigt eigene Mechaniker. Benzing organisiert zudem regelmäßig Fahrtrainings und Schulungen für die Fahrer. Dabei lernen sie auch, wie sie beim Fahren weniger Sprit verbrauchen.

Arburg ist auf dem richtigen Weg, sagt Karsten Weichelt, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Riskadvise. Viele Firmen beschränkten sich auf einzelne Maßnahmen, kritisiert Weichelt, gefragt sei jedoch "ein richtiges Konzept, dessen Ergebnisse sich auch kontrollieren lassen".

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Schadenregulierung

Schon um bei den Versicherern gute Argumente zu haben. Die haben aufgrund des scharfen Wettbewerbs jahrelang auch Fuhrparks mit vielen Unfällen günstig versichert und deswegen rote Zahlen geschrieben. Jetzt haben sie die Tarife für die Kfz-Kasko-versicherung nach oben nachjustiert.

Einigen Unternehmen drohten sie mit massiv erhöhten Prämien oder kündigten sogar den Vertrag. "Bei manchen Kunden verlangten die Versicherer den doppelten Beitrag", sagt Rüdiger Barth, Kfz-Experte beim Großmakler Aon. Seiner Einschätzung nach sind die Preise für Kfz--Policen in dieser Zeit durchschnittlich um zehn Prozent und 15 Prozent gestiegen. Einige Unternehmen hatten große Schwierigkeiten, überhaupt noch eine Gesellschaft zu finden, die bereit war, ihre Flotte zu versichern.

Weniger Schäden sorgen für günstigere Kfz-Policen Schäden zu vermeiden, das ist die beste Möglichkeit, um die hohen Preise für Kfz-Policen wieder zu reduzieren. Die Versicherer geben sich dabei hilfsbereit. "Gerade im Lkw-Bereich passieren sehr viele Schäden allein durch falsch eingestellte Rückspiegel", sagt Claudia Hermann von der Allianz.

Damit das nicht mehr passiert, drängt der Versicherer bei Speditionen auf die Einrichtung von Spiegeleinstellplätzen.

Viele Fahrer gingen nachlässig mit dem Firmenwagen um, weil ja der -Arbeitgeber die Unfallkosten übernehme, sagt Experte Weichelt.

Da müssten Anreizsysteme greifen. "Eine Möglichkeit ist, vorsichtige Fahrer beim nächsten Karriereschritt mit einem größeren Dienstwagen zu belohnen." Auch die Kosten-beteiligung des Mitarbeiters könne eine Variante sein, falls das Malheur etwa am -Wochenende passiert. Weichelt weiß mittlerweile, worin das Problem dabei liegt: "Nach einiger Zeit ereignen sich auffällig viele Unfälle eben freitags oder montags."

Bei Arburg im Schwarzwald habe das umfassende Konzept gegriffen, sagt Benzing. "2003 hatten wir noch 72 Schäden im Jahr - 2011 waren es noch 16."

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Solvency

Regulating European insurersFrom Brussels, with shove“Solvency 2” will transform not just insurance but capital markets, tooApr 7th 2012 | from the print edition

JUST as Hollywood blockbusters tend to spawn sequels, financial regulations do not usually stop at the first effort. For years insurers, actuaries and consultants have awaited the premiere of Solvency 2, an updated regulatory regime that sets out tougher risk-management and capital requirements for European insurers. Originally planned for October of this year, its launch is now expected in January 2014. So there is still time for lobbying to pay off.

The overhaul of the rules should make insurers more resilient. Regulators want insurers, even during bouts of market stress, to have a 99.5% probability of meeting obligations to policyholders over the next year. Solvency 1 obliged insurers to hold capital against only a set percentage of their liabilities or premiums, and didn’t take risk into account. The new regime’s capital requirements will force insurers to hold more capital if they take on more risk.

More dangerous asset classes like equities have a higher capital charge, although sovereign debt handily retains its “risk-free” weighting (see chart). Insurers must also evaluate

risk across their whole group. Regulators hope this will prevent insurers from ignoring a gung-ho division like AIG’s derivatives business in London.

Solvency 2 has been in the works for more than a decade. Preparations have been both onerous and pricey. Britain’s Financial Services Authority has estimated that implementation for British insurers will cost £1.9 billion ($3 billion) upfront, and a further £200m a year for compliance. A lot has been spent on risk modelling.

In an echo of the Basel rules for banks, insurers can elect to follow a “standard” formula, which carries higher capital charges, or design a bespoke “internal” model. Most large insurers are opting for the internal model, but that takes time and money.

Many insurers still say Solvency 2 is worth it: investing more in risk management is no bad thing, after all. But smaller, undiversified insurers will find it harder to cope with higher costs and capital requirements.

Any insurer that writes less than €1 billion ($1.3 billion) in business is vulnerable to demise or a takeover, says John O’Brien of Mercer, a consultancy.

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Solvency

There is also concern that the rules could make the industry less attractive to investors. “Perversely something that was meant to open up transparency is only showing how complex and volatile the business model is,” says Jon Hocking of Morgan Stanley.

The rules will also affect policyholders. Many life-insurance products that offer guarantees will be uneconomical and phased out, or become more expensive. One bright spot could be that reinsurers see a sales bump, as insurers try to offload some of their risk to reduce capital requirements. But it hasn’t happened yet.

The rules will cause hundreds of billions of dollars to migrate into safer, lower-yielding asset classes. Illiquid assets, like private equity and property, are penalised under the new rules because insurers’ solvency ratio is calculated by looking at their ability to withstand a major shock and pay out claims in a year, not over a longer period.

Short-dated corporate bonds are becoming more popular; and insurers are radically reducing their exposure to equities. With interest rates so low, insurers wonder where they are going to find yield.

Capital markets will also feel the impact of the new rules. “If everyone has the same business model with the same risk

appetite, then you have absolute volatility, because everyone is going to buy and sell at the same time,” says Henri de Castries, the boss of AXA, a large European insurer.

European companies could have a harder time raising capital, since insurers won’t have as much appetite for equities.

Banks, which have historically relied on insurers for funding, may also be affected: the new capital charges give insurers another reason not to hold junior bank debt.

And much as policymakers want to see long-term investors like insurers put money to work on infrastructure projects, the asset class looks uneconomical under Solvency 2. “The regulators have to decide what they want. They can’t be asking us for such different things,” says one executive.

Perhaps the biggest question is whether other countries, in particular America, will be deemed to have strict enough standards to qualify for “equivalence” with Solvency 2. If they do not, European insurers will have to hold more capital for these operations, disadvantaging them against local rivals.

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Prudential, a British life insurer, has threatened to move its headquarters from London (probably to Hong Kong) because of the uncertainty surrounding Solvency 2 and the capital impact the rules could have on its American subsidiary.

Rulemakers also want to apply a Solvency 2-style regime to occupational-pension schemes in Europe. Opponents say that would kill off defined-benefit schemes. But rather than wait for another sequel, regulators are pressing forward.

from the print edition | Finance and economicsCopyright © The Economist Newspaper Limited 2012. All rights reserved.

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FTD.de 25.04.2012, 22:47...:Neue EU-Regeln für Versicherer kommen später... Die Neuregelung der Aufsichtsregeln für die Versicherer in der EU verschiebt sich um mindestens ein halbes Jahr. Die Regierungen der Mitgliedsstaaten müssen länger über die geplanten Vorschriften debattieren. von Mark Schrörs Brüssel und Herbert Fromme Köln

Die EU-Kommission verschiebt die Einführung der neuen Aufsichtsregeln für Europas Versicherer. Die Behörde wird in Kürze einen Gesetzesvorschlag vorlegen, der den 30. Juni 2013 als neues Datum für die Implementierung von Solvency II festlegt. Zuletzt war der 31. Dezember 2012 geplant. Eine Sprecherin von Binnenmarktkommissar Michel Barnier bestätigte entsprechende FTD-Informationen. Grund ist, dass EU-Parlament und Mitgliedstaaten mehr Zeit brauchen, um sich über die genaue Ausgestaltung der Regeln zu einigen. Neue Aufsichtsregeln für Versicherer unter der Fahne der EUZugleich will die Kommission in dem Vorschlag aber festschreiben, dass die Vorgaben - wie zuletzt in Aussicht gestellt - ab dem 1. Januar 2014 für alle Versicherer verbindlich sein sollen. In den sechs Monaten von Mitte 2013 bis Anfang 2014 soll die Branche zwar alle Daten schon nach

den neuen Regeln erheben, darf aber noch nach den alten Vorschriften von Solvency I arbeiten.

Mit der Annahme des Vorschlags würden sich die EU-Institutionen erstmals auf den 1. Januar 2014 für die sogenannte Scharfschaltung von Solvency II festlegen. Doch noch haben die Verhandlungsbedarf untereinander, wie die neuen Regeln letztlich genau aussehen. Nicht nur deshalb ist das Datum der Scharfschaltung höchst umstritten.

Der zweite Grund: Die Übergangsfristen wären extrem knapp. Dagegen protestieren die Versicherer. "Eine Verschiebung der nationalen Umsetzung darf nicht zu Lasten der Unternehmen gehen", sagte eine Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). "Eine Verkürzung der Frist zwischen nationaler Umsetzung und Scharfschaltung von zwölf auf sechs Monate ist für uns nicht akzeptabel."Ursprünglich hatte die EU-Komission den Gesellschaften sogar 18 Monate Übergangsfrist zugesagt. Deshalb war die Branche zuletzt von der Scharfschaltung Anfang 2015 oder erst 2016 ausgegangen.

Solvency II stellt höchste Anforderungen an die Kapitalausstattung und die Berichtsysteme der Versicherer.

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"Wenn die endgültigen Regeln erst Anfang oder Mitte 2013 feststehen, ist es kaum zu schaffen, alle Systeme 2014 in Betrieb zu haben", sagte ein Manager. Er nannte noch einen weiteren Grund, warum die Scharfschaltung Anfang 2014 schwierig wird: "Die Aufsichtsbehörden der EU-Länder brauchen mindestens genauso lange wie die Unternehmen, um mit den Anforderungen fertig zu werden."

Mit Solvency II will die EU Eigenkapitalregeln einführen, die sich an der konkreten Risikosituation der einzelnen Gesellschaften orientieren. Das soll Versicherer krisenfester machen.

Der Hintergrund für den neuen Terminvorschlag ist zunächst eher technisch: In der EU-Richtlinie zu Solvency II, die seit 2009 in Kraft ist, sind noch der 31. Oktober 2012 für die Implementierung und der 1. November 2012 für die Anwendung festgelegt. Die Richtlinie muss durch die sogenannte Omnibus-II-Richtlinie modifiziert werden. Über sie verhandeln EU-Parlament und Rat gerade.

In Brüssel gilt es als unwahrscheinlich, dass es noch gelingt, Omnibus II vor dem 31. Oktober 2012 als offizielles Gesetz zu verabschieden. Solvency I würde dann zu diesem Stichtag widerrufen, ohne das Solvency II implementiert und anwendbar ist. "Das würde für die Mitgliedstaaten und die

Unternehmen erhebliche rechtliche Unsicherheit schaffen", sagte Barniers Sprecherin der FTD.

Um diesen rechtsfreien Zustand zu vermeiden, gibt es nun den neuen Vorschlag, die offizielle Einführung von Anfang auf Mitte 2013 zu verschieben. Der Plan soll im Schnellverfahren von Parlament und Mitgliedstaaten durchgewunken werden.

Für diese Quick-Fix-Richtlinie hatten sich das EU-Parlament und vor allem der Omnibus-II-Berichterstatter Burkhard Balz (CDU) eingesetzt. "Wir brauchen dringend belastbare Daten, damit sich Aufseher und Versicherungsunternehmen zielstrebig auf die Solvency-II-Umstellung vorbereiten können", sagte Balz der FTD. "Das Anwendungsdatum ist das entscheidende Datum. Das bedeutet, dass Solvency II zum 1. Januar 2014 scharfgeschaltet wird." Die Branche hat allerdings ihre Zweifel und Bedenken.

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FT.com April 26, 2012 8:37 pmEU seeks faster Solvency II complianceBy Alistair Gray, Insurance Correspondent

European insurers are facing a squeeze on the amount of time they have to comply with the sector’s biggest regulatory shake-up yet, as Brussels prepares to change the implementation timetable.

The EU is to push back by nine months the deadline for member states to enshrine the Solvency II regime into their national legal systems, to June 30 next year. The European Commission blamed the switch on delays in the legislative process. But the commission has left the deadline for companies to become compliant with the new rules – a wide-ranging overhaul of capital requirements and corporate governance – unchanged, at the start of January 2014.

That means insurers will have just six months to comply with nationally adopted versions of the regulations. The industry had originally expected about a year to do so. Hugh Savill, director of prudential regulation at the Association of British Insurers, said the move had left the industry with “very little room for manoeuvre”.

Insurance Europe, the continent’s industry body, said: “We’re keen to avoid any delay to Solvency II but insurers need time,

once the requirements are finalised, to put their IT and financial reporting systems in place.”

Solvency II is designed to better match the capital that insurers hold with the risks they take. The industry is particularly concerned about what the proposed timetable shift announced yesterday means for the models national regulators will use to determine individual insurers’ capital requirements.

Companies are permitted to use a “standard model”, which is expected to mean higher capital charges for most companies, or develop a much more sophisticated “internal model” to better reflect their own particular risks. The industry is worried that companies wanting to use their own internal models could now be prevented from doing so, as national regulators may not have time to approve them.

Instead the insurers could be forced to use the potentially more punitive standard model.

The implementation of Solvency II has been beset by repeated delays as the industry, officials and politicians have disagreed on how onerous the capital requirements should be.The industry won important concessions from the European Parliament last month but is still pushing for further changes.

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The European Commission, Council and Parliament have yet to reach an agreement on the final text.

Paul Clarke, insurance expert at PwC, played down the significance of the timetable change. He said it was more important that the so-called trialogue process between the European institutions was not subject to further delays.The commission yesterday said: “The quick adoption of the full Solvency II regime remains a major priority.”

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Solvency

FTD.de 19.06.2012, 21:15Solvency II:EU entschärft Kapitalregeln für Versicherer... Neue Vorschriften bringen die Versicherungsbranche in Schwierigkeiten: Rund 40 Prozent der Lebensversicherer gerieten bei einem Stresstest ins Straucheln. Die Aufsicht lässt deshalb Milde walten. von Herbert Fromme Hamburg und Peter Ehrlich Brüssel

Die EU will die geplanten strengeren Kapitalvorschriften für Versicherer nach heftigem Druck der Branche und Kritik von Aufsichtsbehörden deutlich abmildern. Nach FTD-Informationen beabsichtigt Brüssel, alle bestehenden Verträge für sieben Jahre von dem neuen Regelwerk Solvency II auszunehmen, das ab 2014 gelten soll. Für diese Altverträge sollen weiter die bisherigen Standards gelten. Nur bei Risikomanagement und Berichten müssten Unternehmen die neuen Regeln einhalten - was die Reform für die Lebensversicherer erheblich entschärft.

Gefahr für Kunden sinktMit der Schonfrist reagiert die EU auf Warnungen, dass viele Versicherer mit den neuen Regeln enorme Probleme bekommen könnten. Bei einem Test der deutschen Branche hatte sich herausgestellt, dass rund 40 Prozent der Lebensversicherer in Schwierigkeiten geraten würden, rund zehn Prozent sogar in Existenznot. "Das Problem sind die

Niedrigzinsen, sie wirken sich unter Solvency II sehr negativ aus", sagte ein Topmanager.

Für Kunden bedeutet die Ausnahme für Altverträge, dass die Gefahr eines Kollapses ihrer Gesellschaft deutlich gesunken ist. Allerdings gelten Turbulenzen bei einigen Anbietern von Lebensversicherungen wegen der Niedrigzinsen weiterhin als sehr wahrscheinlich. Kunden notleidender Gesellschaften würden von der brancheneigenen Auffanggesellschaft Protektor übernommen.

Veto der FinanzaufsichtMit Solvency II will Brüssel die Aufsichtsregeln EU-weit vereinheitlichen und Versicherer krisenfester machen. Die Anbieter müssen künftig für alle Risiken bestimmte Eigenmittel vorhalten - wer Pharmafirmen versichert, braucht mehr Kapital als der Rivale, der Wohnhäuser abdeckt. Versicherer müssen Kapitalanlagen in Aktien mit mehr Eigenmitteln unterlegen als bei Anlagen in Staatsanleihen.

In Brüssel laufen momentan die Abstimmungen zwischen Parlament, EU-Kommission und Ministerrat über das Regelwerk. Der Vorschlag, eine Ausnahme für Altverträge zu schaffen, kam nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen vom CDU-Abgeordneten Burkhard Balz - dem Berichterstatter des Europaparlaments.

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Die deutsche Finanzaufsicht BaFin habe sogar eine Übergangsfrist von zehn Jahren für Altverträge vorgeschlagen, hieß es in Brüssel. Die EU-Kommission hat Zustimmung zum Balz-Vorschlag signalisiert.

Diskutiert wird er am Mittwoch von Rat, Parlament und Kommission. "Er hat gute Chancen, aber in trockenen Tüchern ist noch nichts", sagte ein Insider.

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Taubheit

FT.com May 18, 2012 11:43 pmInsurers face rise in deafness claimsBy Alistair Gray, Insurance Correspondent

Deafness has become “the new whiplash” for insurance groups, who are complaining of a sharp rise in claims from employees seeking compensation for hearing problems arising from noisy workplaces.

Zurich, one of Europe’s biggest insurance companies, saidthe number of UK deafness claims jumped nearly 25 per cent in 2011, while a leading law firm estimated total UK claims at 35,000 last year.

Insurers argue that many of the emerging deafness claims are spurious – like neck injuries supposedly endured in car accidents. They suspect lawyers and claims management companies are helping to fuel the increase by offering gimmicks, including free hearing aids, if claims are pursued.However, personal injury lawyers and charities suggested a recent legal change, which lowered the noise threshold above which employees may seek compensation, could be behind the rise.

More than 1m employees in Britain are exposed to levels of noise that puts their hearing at risk, according to the Health

and Safety Executive. About 17,000 already suffer deafness or other ear conditions caused by excessive noise at work.John Latter, UK casualty claims director at Zurich, said genuine victims should have access to justice but added that as little as half of claimants pursue their cases to settlement.“What we’re seeing is a drive to commoditise these claims – regardless of their merits,” he said. “Something recently has shifted.”

The issue of potentially false whiplash claims has risen up the political agenda and is widely blamed for a sharp rise in motorists’ premiums. David Cameron, prime minister, has vowed to get to grips with Britain’s supposed “compensation culture”. Yet noise- induced hearing loss claims have attracted scant attention.

Loud music fearsWhile work-induced deafness is generally associated with Britain’s manufacturing heyday, experts are increasingly concerned by a contemporary phenomenon: the decibel levels assaulting the eardrums in nightclubs and music venues, writes Sarah Neville . This is bad enough for those who limit their exposure to leisure hours. For the sector’s employees, for whom there is little let-up, it can be far more serious.

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The charity Action on Hearing Loss points to a change in the law four years ago requiring employers in the music and entertainment sectors to provide hearing protection if staff are exposed to noise that exceeds 85 decibels. In nightclubs and live music venues levels can rise to 110 decibels – “about the same as an aeroplane taking off”, says director Emma Harrison.

Nor is it necessary to cross the portals of a club to run a heightened risk of damaged hearing. A poll of 1,000 people found 83 per cent had experienced ringing or buzzing in their ears and 87 per cent listened to personal music playersMs Harrison said volumes on MP3 players could reach levels similar to being close to a pneumatic. “While people wouldn’t choose to stand near a drill for very long, many spend hourslistening to music at the same dangerous level, without realising that this could damage their hearing over time,” she added.

Jim Byard, head of disease at Weightmans, a law firm, maintains that such cases are “unquestionably one of the most lucrative areas for claimant lawyers.” Unlike in road traffic accident cases, he said, they are able to recover success fees and hourly rates rather than fixed costs from the insurer.

“Some claims management companies advertise ‘cash back’ or other inducements such as iPhones and hearing aids if claimants ‘sign up’,” he added.

Defence lawyers said claims were being made by people who have worked in a variety of settings, from bars to shops, as well as those with industrial backgrounds such as miners, dockers and car plant workers. They maintain the historic nature of many of the cases means employers can lack the necessary paperwork to defend themselves.

Damages can cover compensation for hearing loss or tinnitus, as well as costs of hearing aids but successful claimants need to demonstrate that their problems have been caused by excessive workplace noise. “Like many industrial disease cases you’ve got other competing causes, potentially,” said Cenric Clement-Evans, a member of the Association of Personal Injury Lawyer’s executive committee. “But a medical assessor would look at things like shooting, DIY, music.”Lawyers said awards made in deafness cases were relatively low compared with those in car accidents, for which victims who sustain life-changing injuries can receive multimillion pound payouts.

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Mr Clement-Evans said that of all the cases he has been involved in, one of the highest involved an award of £165,000. “The poor man’s tinnitus was so bad that he developed psychiatric problems and actively considered suicide,” he said.

He added of claimants: “They may have seen adverts [to make claims], but they are people who have been exposed to noise – probably, the vast majority, in breach of the employer’s duty of care.”

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Tierversicherung

FTD.de 13.07.2012, 11:45Police für Reiter:Bei der Pferde-OP-Versicherung lohnt ein VergleichOb Kolik oder Unfall: Die Kosten für eine Operation beim Pferd gehen leicht in die Tausende. Versicherer bieten spezielle Policen an, damit im Notfall das Geld keine Rolle spielt. Bei den Pferde-OP-Versicherungen gibt es große Unterschiede. von Jessica Boesler

Wenn ein Pferd das Futter verweigert, den Kopf immer wieder zum Bauch neigt und sich wälzt, kann eine schnelle Operation den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Erkrankungen im Bauchraum sind für Pferde die Todesursache Nummer eins. Doch ein Eingriff kann schnell 3000 Euro kosten. Zur finanziellen Absicherung solcher Notfälle bieten Versicherer spezielle Policen für Pferde an. Versichert werden können OPs nach Unfällen, bei Krankheit und speziell die oft lebensrettenden Eingriffe bei einer Kolik. Operationen beim Pferd können teuer werdenNeu auf dem Markt ist ein Angebot der Allianz, die eine OP-Versicherung in drei Varianten ab 13,85 Euro im Monat anbietet. Hauptkonkurrenten sind die R+V Versicherung und die Uelzener Versicherungen. Die Uelzener hat ebenfalls drei Varianten im Programm, die günstigste liegt bei 10 Euro im

Monat. Die R+V-Tochter Vereinigte Tierversicherung bietet einen OP-Schutz in zwei Stufen ab 85,68 Euro im Jahr sowie eine reine Kolik-OP-Versicherung ab 42,84 Euro im Jahr. Eine Pferde-OP-Police ab 136,85 Euro im Jahr gibt es auch von dem englischen Anbieter QBE über die Hippo Assekuranz in Deutschland.

Die Unterschiede zwischen den Policen sind immens. Das beginnt beim Versicherungsalter der Tiere, die bei Vertragsunterzeichnung mal nur sieben Tagen alt sein müssen (R+V), mal mindestens drei Monate (Hippo Assekuranz). Vor allem bei der Kostenübernahme sollten Kunden vergleichen: "Es ist wichtig, bis zu welcher Höhe die tierärztlichen Gebühren übernommen werden", sagt Versicherungsmakler Stephan Witte. Die meisten Versicherer orientieren sich an der Gebührenverordnung für Tierärzte (GOT) und zahlen je nach gewähltem Tarif einen bestimmten Prozentsatz. Bei Uelzener und Allianz können 100 Prozent des zweifachen GOT-Satzes versichert werden - damit sind auch teure Arztbesuche am Wochenende abgedeckt. Die R+V übernimmt unabhängig von der GOT bestimmte Kosten pro Operation, im Basistarif sind es maximal 1500 Euro und im Premiumtarif 3000 Euro.

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Tierversicherung

Auch bei den Höchstsummen gibt es große Unterschiede: Die Hippo Assekuranz zahlt maximal 5000 Euro pro Fall und Jahr, die Allianz 10.000 Euro und R+V 25.000 Euro. Die Uelzener hat keine Obergrenzen. Bei den Leistungen rät Witte zu klären, ob auch Operationen ohne Vollnarkose versichert sind.

"Um falsche Erwartungen zu vermeiden, sollte hier nicht auf Kulanz gesetzt werden - das könnte schnell schiefgehen." Er empfiehlt, sich auch über ähnliche Policen wie eine Tierlebensversicherung zu informieren. Eine reine Kolik-OP-Versicherung macht aus Wittes Sicht wenig Sinn: "Das ist, als ob ich für einen Menschen sage, ich versichere nur Krebs."

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Unisex

http://www.faz.net/-hbv-71qcvUnisex treibt Prämienniveau der Versicherer30.07.2012 · Versicherer dürfen zwischen Frauen und Männern in ihren Prämien nicht mehr differenzieren. Nun müssen die Unternehmen ihre Tariflandschaft neu ordnen. Bei Pflege-, Kranken- und Risikolebensversicherungen gibt es die größten Preisunterschiede.Von PHILIPP KROHN

Im März vergangenen Jahres urteilte der Europäische Gerichtshof, dass Versicherer zwischen Frauen und Männern in ihren Prämien nicht mehr differenzieren dürfen. Durch den Urteilsspruch müssen alle Unternehmen, die private Kranken-, Pflege-, Renten- und Risikolebensversicherungen anbieten, ihre Tariflandschaft vollständig neu ordnen. Das hält die versicherungsmathematischen Abteilungen in diesem Sommer auf Trab.

Für jede einzelne Produktgruppe müssen sie mit anderen Erwartungen kalkulieren. In der Krankenversicherung sind wegen des Wechselrechts auch die Wanderungsbewegungen zwischen Tarifen zu berücksichtigen. Und wenn sie zu großzügig rechnen, locken sie zu viele Kunden des besser gestellten Geschlechts an und haben die Beiträge dann zu niedrig angesetzt. Das zwingt sie zu einer Kalkulation mit Sicherheitszuschlägen.

Stichtag ist der 21. DezemberErste Anbieter haben inzwischen Unisextarife auf den Markt gebracht: Die Ideal etwa differenziert in der Pflegerente nicht mehr zwischen Männern und Frauen, der Volkswohl Bund bei seinen Rentenversicherungen mit einer eingebauten Pflegerente, die Swiss Life stellt schon im August statt erst zum Stichtag 21. Dezember um. Marktführer Allianz hat sich etwas Besonderes ausgedacht: Das Geschlecht, das künftig besser als bislang gestellt wird, kann zum Teil schon jetzt zu den günstigeren Konditionen abschließen. Dasjenige, das sich auf Beitragssteigerungen einstellen muss, erhält noch die bisherigen Tarife.

Die Vielfalt dieser Angebote macht den unübersichtlichen Markt noch intransparenter. Deshalb sind für die Kunden einfache Faustregeln hilfreich. „Die größten Ausschläge bei den Preisen wird es in der Kranken- und der Risikolebensversicherung geben“, erwartet Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer des Analysehauses Morgen & Morgen. „Bei diesen Produkten sind die Risiken am unterschiedlichsten verteilt.“ Dagegen sei für Berufsunfähigkeitspolicen (BU) der ausgeübte Beruf ein wichtigeres Kriterium für die Beiträge als das Geschlecht.

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Jeweils ein MittelwertUm die Tendenzen am Markt aufzuzeigen, hat der Finanzvertrieb MLP eine Überschlagsrechnung für verschiedene Produktgruppen ausgearbeitet. Dafür haben die MLP-Fachleute aus dem jeweils günstigsten und dem teuersten Tarif ihres Angebots einen Mittelwert gebildet. Für die neuen Tarife nahmen sie an, dass nur 20 Prozent des heute günstiger gestellten Geschlechts eine Police kaufen und 80 Prozent des schlechter gestellten. „Diese Werte entsprechen einer vorsichtigen Kalkulation und dürften in etwa das Verhalten im Markt treffen“, sagt Manfred Bauer, MLP-Produktvorstand.

Wenn das Mischungsverhältnis für den Versicherer anschließend doch günstiger ist, fallen bei Lebensversicherungsprodukten (wie Rente und BU) Risikogewinne an, die an die Kunden ausgeschüttet werden. Zunächst aber können sie durch die Sicherheitszuschläge ein höheres Prämienniveau erwarten. „Bei Pflegeversicherungen steht dem Preisanstieg für Männer kein Rückgang für Frauen im selben Ausmaß gegenüber“, sagt Bauer. Hier müssen sich Männer auf bis zu 39 Prozent höhere Beiträge einstellen, während sie für Frauen in derselben Altersstufe nur um 7 Prozent günstiger werden.

„Eine sehr gute Chance, Tarife zu modernisieren“Wenn die Versicherer erste Erkenntnisse über das Kundenverhalten haben, dürften sie ihre Kalkulation noch einmal umstellen. „In den ersten Monaten rechnen wir mit Nachbesserungen - auch weil Unternehmen auf die günstigeren Wettbewerber reagieren“, sagt Schinnenburg von Morgen & Morgen. Als 2006 die Riesterrente auf Unisextarife umgestellt wurden, dauerte es mehrere Monate, bis sich die Prämien einpendelten.

Zusätzlich kompliziert wird der Vergleich zwischen alter und neuer Tarifwelt in der Krankenversicherung. Denn hier dürften viele Anbieter auf die derzeitige Diskussion reagieren, die Unternehmen böten geringere Leistungen als in der Gesetzlichen Krankenversicherung.

„Unisex ist eine sehr gute Chance, Tarife zu modernisieren“, sagt Roland Weber vom größten Krankenversicherer Debeka. Sein Unternehmen hat wie einige andere seit den siebziger Jahren unveränderte Tarife - das Ziel war, möglichst große Versichertenkollektive zu bilden für einen besseren Risikoausgleich. Nun zwingt das Urteil des EuGH diese Anbieter, ihre Kollektive zu schließen.

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„Dabei können wir Leistungen in die Tarife einbauen, die wir für medizinisch sinnvoll erachten“, sagt Weber. Auch für Unternehmen, die etwa durch Übernahmen ein komplexes Tarifwerk haben, biete sich die Chance zur Bereinigung.

Makler raten Kunden, die einen neuen Vertrag abschließen wollen, sich die Folgen des Urteils genau erklären zu lassen. „Niemand sollte einen Vertrag nur abschließen, weil Unisex kommt“, sagt MLP-Vorstand Bauer. „Wer aber einen Bedarf sieht und vor oder nach dem Stichtag abschließen könnte, hat dann eine bessere Entscheidungsgrundlage.“

Quelle: F.A.Z.

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Verbraucherschutz

FTD.de 03.07.2012, 11:05Portfolio:Zoff um die BenzinklauselDer Bund der Versicherten moniert fehlende Transparenz in privaten Haftpflichtverträgen. Er bemängelt, dass ein Absatz in den Bedingungen für Lücken im Versicherungsschutz sorgt. Jetzt wollen die Verbraucherschützer klagen. von Anne-Christin Gröger

Die Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten (BdV) hat bei den Landgerichten München, Köln und Wiesbaden gegen die Versicherer Axa, Allianz und R+V Unterlassungsklagen wegen der sogenannten Benzinklausel in der privaten Haftpflichtversicherung eingereicht.

Bei der Benzinklausel handelt es sich um einen Absatz in privaten Haftpflichtpolicen, der den Umgang des Vertragsinhabers und mitversicherter Personen mit Kraftfahrzeugen regelt. Sie schränkt die Deckung ein, wenn Versicherte durch den Gebrauch eines Autos, eines Luft- oder Wasserfahrzeugs oder mit einem Anhänger Dritten einen Schaden zufügen. Aus Versicherersicht soll das vermeiden, dass sich im Schadenfall die Kfz-Haftpflicht und die Privathaftpflicht überschneiden und es zu Unklarheiten kommt, welche Police greift.

Aus Sicht der Kunden ist die Klausel allerdings problematisch, weil häufig unklar ist, in welchen Situationen sie privat haftpflichtversichert sind und wann nicht, argumentieren die Verbraucherschützer. "Wir sind der Meinung, dass die Benzinklausel für Kunden völlig unverständlich ist", sagte BdV-Vorstandsvorsitzender Axel Kleinlein. Gleichzeitig drohten durch die Klausel erhebliche Lücken im Versicherungsschutz. "Es gibt seit Jahrzehnten immer wieder gerichtliche Auseinandersetzungen um diese scheinbar nebensächliche Klausel", sagte Kleinlein.

Dabei urteilen Gerichte immer wieder völlig unterschiedlich. So wehrte das Landgericht Duisburg die Klage eines Kunden ab, der den Wagen seines Bekannten an einer Tankstelle an die Zapfsäule gefahren und mit Benzin statt mit Diesel betankt hatte, während er darauf wartete, dass der Besitzer von der Toilette zurückkehrte. Der Motor ging kaputt. Der Privathaftpflichtversicherer des Schädigers wollte die Kosten nicht übernehmen und bekam recht (Az.: 11 O 105/05).

Anders urteilte das Oberlandesgericht Celle. Eine 14-jährige Beifahrerin drehte in einem parkenden Auto den Schlüssel herum, um Musik über das Autoradio zu hören. Dabei startete sie aus Versehen den Motor, das Auto setzte sich in Bewegung und beschädigte einen anderen geparkten Wagen.

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Hier musste der Privathaftpflichtversicherer zahlen, weil die bloße Nutzung der Autobatterie nicht als Gebrauch des Fahrzeugs im Sinn der Benzinklausel sei (Az.: 8 W 9/05). "Mit den Klagen wollen wir den ständigen Unklarheiten ein Ende machen", sagte Kleinlein. Er hofft, dass ein Urteil zugunsten der Verbraucherschützer Auswirkungen auf den ganzen Markt hat und alle Versicherer die Benzinklausel aus ihren Verträgen streichen.

Die Klagen werden in diesen Tagen den Gesellschaften zugestellt. Die Versicherer wollen sich zu den Klagen noch nicht äußern. "Wir haben die Pressemitteilung des BdV zur Kenntnis genommen, die dort beschriebene Unterlassungsklage liegt uns allerdings noch nicht vor", sagte eine Sprecherin der Axa.

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Versicherungsstandorte

Die größten VersicherungsstandorteNach Rückgängen in den Vorjahren hat die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2011 leicht zugelegt. Die Reihenfolge bei den Versicherungstandorten hat sich nicht verändert, München bleibt vor Köln an der Spitze. In Hamburg und Hannover gab es aber deutliche Zuwächse.

Die jährliche Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit (...) für den Arbeitgeberverband der Versicherungs-Unternehmen in Deutschland e.V. (...) (AGV) zeigt einen Anstieg der Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer in der Branche um 0,8 Prozent auf 300.440 Arbeitnehmer mit Stichtag 30. Juni 2011.

Rückgang gestopptIn den letzten Jahren hatte es eher einen Rückgang gegeben. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten seit 2001 nach AGV-Angaben um gut zwölf Prozent gesunken. Im Innendienst ging sie um rund zehn Prozent zurück (...), die Zahl der angestellten Außendienstmitarbeiter sank um 18,5 Prozent.Alles in allem beschäftigt die Versicherungsbranche fast eine halbe Million Menschen, wenn man die Angestellten in den Versicherungsagenturen und bei Maklern sowie den selbstständigen haupt- und nebenberuflichen Versicherungs-Außendienst dazu rechnet. Dies hebt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (...) (GDV) in seinem Jahrbuch 2011 hervor.

NRW dominiertMit 77.140 Beschäftigten arbeiten über 25 Prozent der Arbeitnehmer in der Versicherungswirtschaft in Nordrhein- Westfalen. 20,6 Prozent oder 61.760 sind in Bayern tätig, gefolgt von Baden-Württemberg mit 36.070 oder 12,0 Prozent sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern und Hessen mit einem Anteil von 9,4 Prozent oder 28.130 Arbeitnehmern.Wichtigster Versicherungsstandort bleibt München (...). Hier zählte die Bundesagentur für Arbeit 32.940 Arbeitnehmer in der Branche, gefolgt von Köln mit 26.910 und Hamburg mit 21.850 Angestellten.

Beschäftigungszuwachs an einigen OrtenAllerdings gab es an den Versicherungsplätzen einige Verschiebungen: Während in München die Zahl der Beschäftigten mit einem Plus von 0,2 Prozent praktisch konstant blieb und es in Köln einen Rückgang um 2,8 Prozent gab, stieg sie in Hamburg um 14,8 Prozent an. Im Vorjahr hatte es hier noch einen Rückgang um 11,3 Prozent gegeben.Deutlich gewachsen ist auch die Beschäftigtenzahl in Hannover mit einem Zuwachs von 6,8 Prozent und Münster (plus 4,0 Prozent).

Susanne Görsdorf-Kegel VersicherungsJournal 23.05.2012

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Versicherungsstandorte

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Wirtschaftsdaten

FUW online 06:00 11 Jul 2012Sind alle US-Wirtschaftsdaten falsch?Tobias Straumann

Wie genau werden die wichtigen Wirtschaftsdaten berechnet?

Als Wirtschaftshistoriker ist man sich gewohnt, dass die Datenlage prekär ist. Die Schweiz hat zum Beispiel erst gegen Ende des Ersten Weltkrieg mit der Erhebung von Konsumentenpreisen begonnen. Die Inflation während des Kriegs war zu gross geworden, um ignoriert zu werden. Die nationale Buchhaltung der Schweiz kam sogar erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Und eine brauchbare Zahlungsbilanz kennen wir erst seit wenigen Jahrzehnten.

Wer zum Beispiel die wirtschaftlichen Folgen der Frankenüberbewertung in den 1930er-Jahren messen will, muss zuerst einen Produktionsindex auf der Grundlage des SBB-Transportvolumens oder des Energieverbrauchs schätzen. Der Aufwand lohnt sich, aber es bleibt immer ein gewisses Unbehagen zurück. Manchmal blickt man mit Neid zu den Ökonominnen und Ökonomen, die aktuelle Themen mit modernen Daten bearbeiten.

Oder ist der Unterschied gar nicht so gross?Eben ist ein Buch im renommierten Verlag des Massachussetts Institute of Technology (MIT) erschienen, das

den alarmierenden Titel trägt «Getting It Wrong: How Faulty Monetary Statistics Undermine the Fed, the Financial System, and the Economy» (...). Darin behauptet der Autor William A. Barnet, ein ehemaliger Mitarbeiter der US-Zentralbank und ein angesehener Makroökonom, dass die Qualität der monetären Daten in den USA dramatisch gesunken sei.

Ähnliche Zweifel an der Datenqualität weckt auch die Webseite www.shadowstats.com, auf die ich in letzter Zeit öfters verwiesen worden bin. Dort versucht John Williams seit Jahren zu beweisen, dass die staatliche Messung der wichtigsten makroökonomischen Indikatoren irreführend ist. ... Williams Vorwürfe sind natürlich nicht unerwidert geblieben. Das Bureau of Labor Statistics (BLS), das die Arbeitslosenquoten zusammenstellt und publiziert, warf ihm Einseitigkeit vor. Williams stellt sich auf den Standpunkt, er verwende nur eine altbewährte Methode, die unnötig über Bord geworfen worden sei. Die Behörden ständen unter Rechtfertigungsdruck, nicht er.

Auch bei der Inflationsrate kommt Williams zu anderen Ergebnissen. Offiziell liegt sie bei etwa zwei Prozent, laut Williams aber bei fünf Prozent. Dieser Unterschied hat enorme Implikationen für die Geldpolitik.

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Wirtschaftsdaten

«Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.» Der Satz ist alt, aber deswegen längst nicht überholt. Wenn es stimmt, dass die US-Wirtschaftsdaten so ungenau sind, müssen wohl einige Kapitel der jüngsten Wirtschaftsgeschichte neu geschrieben werden.

William A. Barnet benutzt in seinem Vorwort deutliche Worte:

When monetary assets yielded no interest, computing monetary aggregates by adding up different kinds of monetary assets was consistent with the relevant economic aggregation theory. Once monetary assets began paying different interest rates, simple-sum monetary aggregation became obsolete, and more complicated formulas became valid. But most of the world’s central banks did not fix their severely defective monetary aggregates. As a result monetary data became nearly useless to the public, to the financial industry, to the economics profession, and to the world’s central banks.

Tobias Straumann (Jg. 1966) ist Wirtschaftshistoriker mit Spezialgebiet Finanz- und Währungsgeschichte. Er ist Privatdozent und lehrt an den Universitäten Zürich und Basel.

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Wohngebäude

Die beliebtesten Wohngebäude-Anbieter aus MaklersichtBei der Vermittlung von Wohngebäude-Versicherungen sind die Domcura und die VHV die Favoriten der unabhängigen Vermittler, gefolgt von der Axa und der Generali. Das zeigen die AssCompact Trends II/2012.

Die BBG Betriebsberatungs GmbH (...) und die Managementberatung Smartcompagnie GmbH (...) erheben quartalsweise im Rahmen der AssCompact (...) Trends, wie das Marktgeschehen und der Geschäftsverlauf von unabhängigen Vermittlern insgesamt eingeordnet werden und welche Produkttrends zu beobachten sind. Für die aktuelle Ausgabe II/2012 wurden 441 unabhängige Vermittler zwischen Mitte März und Mitte April 2012 online befragt.

Domcura ist Favorit der unabhängigen VermittlerIn den AssCompact Trends werden neben der Vertriebsstimmung auch die favorisierten Anbieter in verschiedenen Produktkategorien abgefragt. Nach dem Vermittlerurteil ist in der Wohngebäudeversicherung unverändert die Domcura der Top-Anbieter, die 13,4 Prozent der insgesamt 313 abgegebenen Nennungen auf sich vereinen konnte.

Die VHV verteidigte ihren zweiten Rang mit etwas über zehn Prozent. Den dritten Rang erobert sich aktuell die Axa, die

sich an der Generali vorbeischieben konnte. Auf dem geteilten fünften Rang folgen die Basler, die InterRisk und Konzept & Marketing. Während die InterRisk um einen Platz abrutschte, konnten sich die Basler und Konzept & Marketing um jeweils einen Rang nach vorne schieben.

Den größten Sprung nach vorne machte die Waldenburger, die sich vom 31. über den 24. auf den aktuell zehnten Platz verbesserte, den sie sich mit der Helvetia teilt. Die Allianz hingegen verlor in der Vermittlergunst und rutschte um einen Rang auf den neunten Platz ab. Keine Veränderung gab es für die R+V. ...

Björn Wichert VersicherungsJournal 25.07.2012

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Wohngebäude