SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

  • Upload
    ruffy81

  • View
    248

  • Download
    11

Embed Size (px)

Citation preview

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    1/23

    SS Leitheft

    10. Jahgang - Heft 1/1944

    Herausgeber: Der Reichsfhrer SS, SS-Hauptaint Berlin-Grunewald. Douglasstr. 7-11. Einzelpreis des Heftes 40 Rpf. Bestellungen. Zahlungen und

    Auslieferung: SS-Druckschriftenversand, Berlin SW 68, Wilhelmstr. 122. Postscheckkonto: Berlin 6783. Bankkonto: Berliner Stadtbank. Berlin SW 68.

    Friedrichstr. 46. Girokasse 9. Girokohto: 1157.

    Es hngt von euch ab, ob ihr das Ende sein wollt und die letzten eines nicht achtungswrdigen und bei derNachwelt gewi sogar ber die Gebhr verachteten Geschlechts, bei dessen Geschichte die Nachkommen,falls es nmlich in der Barbarei, die da beginnen wird, zu einer Geschichte kommen kann, sich freuenwerden,wenn es mit ihnen zu Ende ist, und das Schicksal preisen werden, da es gerecht sei; oder ob ihrder Anfang sein wollt und der Entwicklungspunkt einer neuen, ber alle eure Vorstellungen herrlichen Zeit,und diejenigen, von denen an die Nachkommenschaft die Jahre ihres Heils zhle. Bedenkt, da ihr dieletzten seid, in deren Qewalt diese groe Vernderung steht.

    JOHANN GOTTLIEB FICHTE

    Kraft des Glaubens in schwerer Zeit

    Karl von Clausewitz, der mit dem Prinzen Wilhelm von Preuen Verbannung und Gefangenschaft inFrankreich teilte, stand am Fenster. seines Zimmers. Vor einigen Tagen waren sie in Coppet, dem Landgutder Frau von Stai1, angekommen, um hier das Ende ihrer Gefangenschaft abzuwarten. Whrend dasVaterland den Becher des Leidens bis zur Neige leeren mu, drfen seine Augen die herrliche Landschaftdes Genfer Sees schauen. Keine Handbreit Erde ist unangebaut, alles ist eingehegt mit grnen lebendigenHecken; die hufigen Weinfelder, wo der Wein nach italienischer Weise in Festons aufgebunden ist,

    vermehren die Zierlichkeit des reichen Anbaues. Vor der wunderbaren zarten Beleuchtung der weienAlpenhupter und vor allem des Wasserspiegels in diesen schnen Spisommertagen kann das Herz wohlauf Augenblicke vergessen, da das ferne Vaterland unter einen schimpflichen Frieden gebeugt wurde."Welch ein Kind bin ich!" denkt Clausewitz verzweifelt, da er diesen Frieden und seine Bedingungenwieder vor sich sieht. "Konnte ich etwas anderes erwarten, habe ich etwas anderes erwartet? Nein! Unddoch bin ich. wie ein Verzweifelnder, der alles in einem Momente und auf ewig verlor! So verschieden istdie Wirklichkeit von der bloen Vorstellung, die uere Erscheinung der Dinge von der inneren. Aber wervergleicht mir auch den Augenblick, wo das Schicksal eines groen Staates in letzter Instanz entschiedenist und er nun mit einem Male, alles des Schmuckes beraubt, den ein Jahrhundert ihm anlegte, nacktdasteht, fast wie er geboren ward. Was so viel Aufwand von Talent und Anstrengung und Sorgfalt, was soviel Blut gekostet hat, alle die Gre, alles Glck unseres Hauses, alles ist hingeopfert, den Tribut unsererSchwachheit zu bezahlen. Wir sind so sehr in den Hnden unseres Gegners, so ohne alle innere Kraft unduere Hilfe, da das Allerschlimmste zu erwarten ist."

    Clausewitz pret beide Fuste auf die Brust und atmet schwer. Htte er nur eine vertraute Seele, einmitlebendes Herz hier, dem er sich mitteilen knnte! Und laut spricht er in die Stille hinein: "Solange derKrieg noch Hoffnungen lie, wie schwach sie auch waren, habe ich die Verbannung aus meinemVaterlande ertragen knnen. Jetzt sehne ich mich unaussprechlich zurck; denn es bleibt jetzt ja nichts alsder Besitz eines treuen Herzens, und dessen mchte ich mich. wenigstens in seiner ganzen Flle erfreuen.O Marie, mich verlangt, dich wiederzusehen; denn mich verlangt nach einem Augenblicke des Trostes!"

    Clausewitz kann die Flle des Lichtes, mit dem dieser sonnige Herbsttag einen zweiten Frhlingvorzutuschen scheint, nicht mehr ertragen. Alles ringsum ist noch blhend, die Lerchen jubilieren und

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    2/23

    selbst der Mensch gibt sich willig dieser sen Tuschung hin. Der Einsame wendet sich ins Zimmerzurck, er zieht den Stuhl an den einfachen Schreibtisch, auf dem schon ein Briefblatt bereit liegt. An wensoll er schreiben, wenn nicht an Marie? Wer allein kann ihm nahe sein in solchen schweren Stunden, da ergegen innere und uere Not ringt, wenn nicht Marie? Und er taucht den Federkiel ein und beginnt zuschreiben:

    "Coppet, den 3. Oktober 1807. Der Himmel scheint durch Deine Engelshand mir Trost und einigen Ersatzzu geben fr die bitteren Stunden, die ich verlebe. Doch es scheint kleinlich sein eigenes Schicksal zunennen, was doch das Schicksal aller Vaterlandsgenossen ist. Freilich haben ihren Blick nicht alle so starrdarauf hingewendet als ich, nicht alle sind so unfhig, ihn davon abzuwenden und noch etwas zu seinunabhngig von Vaterland und Nationalehre. Alles, was ich bin oder sein knnte, verdanke ich diesenbeiden Erdengttern, und ohne sie wird nichts als,eine kern- und saftlose Hlse von mir brigbleiben . . ."

    Nein, Clausewitz kann jetzt nicht schreiben! Sein Inneres bedringt ihn zu sehr! Woher soll er die Ruhenehmen, whrend rings seine Welt zusammenzubrechen scheint?! Aber er rann sich zur Klarheitdurchringen, allein in der Zwiesprache mit Marie hat er noch diese Mglichkeit, und er taucht denFederkiel wieder ein und hastet ber das Papier:

    "Seit drei Wochen hat der Prinz fast nichts getan als um Reisepsse angehalten und bis jetzt noch keineSilbe Antwort erhalten. Das, was im nrdlichen Deutschland geschieht, lt vermuten, da wir die Frucht

    des Friedens, den wir so teuer erkauft haben, schwerlich ganz genieen werden, und ich glaube fast, daman uns hier nicht eher losgeben wird, bis alles aufs reine gebracht ist. Alles ist so verworren, das Interessedes einen Teils so ganz ohne Garantie, seine Existenz so ganz ohne Sttze, so ganz kraft- und willenlos,da man die Begebenheiten des nchsten Tages nicht vorhersehen kann. Ein auerordentlicher Mann wreuns ntig, denn diesen respektiert m an mehr oder weniger auch bei den unzulnglichsten Mitteln; aberdaran ist bei uns nicht zu denken; alles will in sein gewhnliches Geleise zurck und, mde derauerordentlichen Anstrengung, um jeden Preis Ruhe haben. Oh, sie werden dieses Ziel, so gemein es ist,verfehlen und ein Schicksal erleben, was sie in ihrem phantasielosen Dasein nichi ahnen! Es, gibt einenWeg, uns zu retten, wenn das Auflerste naht; aber in diesem- Wege ist nichts Gemeines, alles ist treu undauerordentlich, und nur, in dieser Region knnen wir uns ber unsere Feinde erheben und uns einbesseres, auf jeden Fall ein ehrenvolles Los erringen. Aber da man einen solchen Weg suchen und mutigeinschlagen werde, ist bei dem Geiste nicht zu hoffen, der in uns wohnt. Was ist geschehen, solcheHoffnungen zu rechtfertigen? Ist ein einziger Mensch von glnzenden Eigenschaften hervorgezogen

    worden, so da man glauben knnte: der wird einst an der Spitze der Regierung stehen und unsere Sttzesein? Sind wir denn moralisch so an den Bettelstab geraten, da kein auerordentliches Verdienst, keinauerordentliches Talent zu belohnen, zu erheben wre? Groer Gott, ich begreife von diesem ganzenGeiste nichts! Alles, was geschieht, ist gerade so viel, als wenn jemand, dem schon Arm und Fu am kaltenBrande abgestorben sind, sich begngen wollte. eine weie Salbe aufzulegen. - Der Geist der Deutschenfngt an sich erbrmlicher zu zeigen; berall sieht man eine solche Charakterlosigkeit und Schwche derGesinnungen hervorbrechen, da die Trnen uns in das Auge treten mchten. Kein Mensch in der Welt hatmehr das Bedrfnis der Nationalehre und -wrde als ich. Da die Menschen nicht edler bei uns denken, istnicht die Schuld der Natur, sondern die Schuld der Menschen. Htten die, welche an der Spitze der Vlkerstehen, sich besser gezeigt, die Vlker wrden von einem anderen Geiste beseelt sein. Der Knig vonPreuen allein hat in seinem Unglcke Wrde gezeigt, nur kann dieses kurze einzelne Beispiel von keinemgroen Einflusse sein. Wenn aber Menschen die menschliche Natur bei uns entadelt haben, so mssen auchMenschen sie wieder erheben knnen; ich spreche nicht von dem Zustande des Friedens und seinen

    schwachen Mitteln; im Kriege erffnet sich ein weites Feld energischer Mittel, und wenn ich diegeheimsten Gedanken meiner Seele sagen soll, so bin ich fr die allergewaltsanisten; mit Peitschenhiebenwrde ich das trge Tier aufregen und die Kette zersprengen lehren, die es sich feig und furchtsam hatanlegen lassen. Einen Geist Nvollte ich in Deutschland ausstrmen, der wie ein Gegengift mit zerstrenderKraft die Seuche ausrottete, an der der ganze Geist der Nation zu vermodern droht."

    Clausewitz wirft die Feder hin und springt auf. ja, er wird seine ganze Kraft darauf werfen, das Vaterlandwieder aus der Tiefe herauszufhren, es wieder aus den Ketten der Schmach zu lsen. Eines Tages mufi derTag kommen, an dem Scharuhorst den Freund zu sich ruft und an dem fr sie beide der Freiheitskampfbeginnt! Eines Tages? Beginnt? Nein, in dieser Stunde schon hat er begonnen! In diesem Augenblick ist

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    3/23

    Clausewitz sich seiner Aufgabe bewut geworden. Er hat den Ruf gehrt, der wie ein Echo aus der Fernezu ihm kam und sein Iniferstes zu vollem Klingen brachte. Clausewitz wird ganz ruhig, er atmet tief diereine Luft dieses Tages ein. Dann wendet er sich zum Schreibtisch und beschliet den Brief:

    "Vergib, liebe Marie, da ich Dich mit solchen Dingen unterhalte. Ist es doch kaum mglich, an etwasanderes zu denken! Ich weifl, Du gast einen groen Geist und tief eindringenden Verstand; die Freundingilt bei mir nichts geringeres als die Geliebte, und es ist unendlich anziehend, sich einem Geistemitzuteilen, den man achtet und den man vertraut. Eine solche Liebe und Anhnglichkeit habe ich nur frzwei Menschen in der Welt, fr Dich und meinen Freund Scharnhorst. Schwerlich werde ich je einenDritten finden, je in meinem ganzen Leben, der mit ihnen auf gleiche Rechte Anspruch machen knnte. Duirrst Dich, wenn Du glaubst, da die Idee, den Dienst zu verlassen, mir so sehr entgegen sei. Solange keinKrieg ist, betrachte ich es als etwas Gleichgltiges, ob man Soldat ist oder nicht, und ich wrde mich, wennich so viel Vermgen htte, uni jeder anderen Ttigkeit entbehren zu knnen, gern auf das Landzurckziehen, dein Studium der Geschichte und Kriegskunst leben und den Augenblick ruhiger abwarten,wo es Zeit wre, in den Dienst zurckzutreten. Aber daran ist nicht zu denken; denn ich habe kein anderesBesitztum, als was ich an der Seite trage, den Degen."

    E. M.

    HANDLE ALS DEUTSCHER STETS SO,DASS DICH DEIN VOLK

    ZUM VORBILD ERWHLEN KANN.

    ADOLF HITLER.

    DIE KOSAKEN

    Germanische Spuren im Osten

    Die Geschichte der Russen ist Oft lckenhaft weil ihre Geschichtsschreiber an die Befehle und Weisungenentweder der zaristischen Herrscher oder der sowjetischen Machthaber gebunden waren. So behauptenrussische Geschiehtslehrer, die Ostgofen seien nach dem Tode des Ermannerich nach dein Westenabgezogen. von den drei nachfolgenden Schlachten der Goten und Kolcher gegen die Hunnen imKolcherlande ist ihnen nichts bekannt. Tatsache ist, da ein groer Teil der Goten noch weiter im Raumedes nrdlichen Kaukasus und im Kaukasus verblieben. Sie waremieizt so geschwcht, da sie keineneigenen Staat mehr grndeten. Eine nAufzeichnung der Kolcher besagt, da ein Gote spter in dem Gebietedes Kolcherlandes Bischof der orthodoxen Kirche war. Auch Melanchthon berichtet, da ihmGewhrsmnner erzhlt haben, da die Trken bei der Einnahme der Krim in der Nhe von Kolehus einGotien finden. Er berichtet weiter, da die Bewohner dieses Landes eine germanische Sprache sprechen.Damit ist wohl bewiesen, da dieGoten nach dem Tode Ermannerichs nur zum geringen Teil nach demWesten gezogen sind.

    Die Warger und Wikinger haben das Kiewer Reich gegrndet. Um 1000 zog ein Teil derselben nachSdoslen und grndete am Schwarzen Meer wahrschainlich das Frstentum Tumtarakan. DieseNormannen sind hier ins Byzaatinische Reich eingedrungen. Von dem Frsten Mistislav von Tumtarakanerfahren wir, da er um 1022 die Kosogen (Kosaken) unterwirft und da sich die Kosogen mit denBewohnern von Turntarakan vermischten, Um diese Zeit besteht in diesem Raume stlich des SchwarzenMeeres auch das Reich der Kasaren, In dem weiten Raum, in welchem sieh die Vlker des mongolischenOstens mit dem arisehen Westen oft schlagen, in welchem sich die nordische und dinarische Rasse treffen,glaubt der Russe alle Spuren der germanischen Vlker, wie Baskaren, Skiren, Rugier, Goten, Normannen,verwischt zu haben. Dies war nicht der Fall.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    4/23

    Im elften Jahrhundert tauchen im Raume von Saporoshe und am Don die Kosaken auf. Wer ihre Vorfahrensind, ist bis heute nicht bekannt. Russische Geschichtssebreiber behaupten zwar das eine Mal, es wre einrein slawischer Stamm, ein anderes Mal sagen sie, sie seien Nachkommen der Hunnen oder Petschenen.Die ueren rassischen Merkmale aber besagen, da wir es hier mit einem nordisch-dinarischen Mischvolkzu tun haben. Es ist gewi, da jene geruianischen Restvlker, die in der Steppe verschwinden, sich mit denslawischen Tschetschenen und anderen arischen, kaukasischen Vlkern mischen. Daraus entsteht wohl diekmpferische Gruppe der Kosogen oder wie sie von anderen auch als Brodnikis oder Kosaken bezeichnetwerden. Dieses kmpferische Reitervolk der Steppe, welches alle Eindringlinge in diesen heiumkmpftenRaum zurckweist, unternimmt auch gern kleinere Raubzge in andere Lnder.

    Nach dem Ansturm der Mongolen muten die Kosaken schwere Unterdrckungen erleiden. Ein Teil vonihnen flchtete ins Gebirge, ein anderer Teil begab sieh zum Grofrsten nach Moskau, wo sie alsFesiungskosaken (Gorodnoje) oder als freie Kosaken (Wolnje) leben.

    Ein genuesischer Schriftsteller berichtet, da im 15. Jahrhundert die Kosaken, von den Trken Brodnikisgenannt, eine gemischte Sprache reden. Es stimmt also nicht, da sie von jeher ukrainisch oder russischgesprochen htten. In der Auseinandersetzung zwischen Polen, Moskau und der Trkei findet man sie baldauf der Seite Moskaus, bald an der Seite der Polen. Es kommt auch vor, da sie allein gegen die Trkenkmpfen.

    1654 gelang es dem Zaren, die Don-Kosaken durch einen Freundschaftsvertrag zu gewinnen. Sie erhaltenbesondere Rechte und Privilegien und fhren von nun an ein Leben, das mit dem germanischenWehrbauern viel hnlichkeit hat. Diese freien Wehrbauern der Steppe nehmen nicht allein von demwestlichen Ritterium dieser Zeit, sondern auch von den arischen Frsten des Kaukasus manche Eigenart an.Sie stehen immer wieder im Kampfe gegen die aus dem Osten vorstoflenden Vlker des inneren Asiensund schtzen das westliche Europa in einer Zeit, als dieses sich durch innere religise Kmpfe (Kreuzzge,Reformation, Gegenreformation) selbst schwcht.

    Auer den Saporosher und Don-Kosaken gibt es spter Kuban-, Terek, Gebirgs-, Orenburg-, Ural-, Semir-,Sibier, Saheikal-, Jennesej-, Usur- und Amur-Kosaken.

    Die Kosaken leben im geschlossenen Dorfe und nennen es Staniza. Eine kleine Siedlung heit Chuter.

    Mehrere Chuter knnen sich auch zu einer Staniza zusammenschlieen. An der Spitze einer Staniza stehtder Ataman. Er wird in der Mnnerversammlung gewhlt. Als Zeichen der Atamanenwrde trgt er beifeierlichen Anlssen einen Stab aus Silber, auf welchem ein Totenkopf eingraviert ist. Zur Zarenzeit sindnoch folgende Worte in den Stab eingeritzt worden: "Fr Gott, Zar und Vaterland!" Sobald der Ataman beieiner Versammlung den Stab hob, gab er damit das Zeichen, da alles zu schweigen habe. Diesemgewhlten Ataman haben sieh die Kosaken freiwillig untergeordnet. Bei der Volksversmmlung derMnner werden grere Entscheidungen fr den Stamm getroffen. So wird ber Krieg und Frieden, berLandzuteilung entschieden, es werden aber auch Gerichtsurteile gefllt. Dem Atamanen stehen dreiKosaken als Berater, zwei Schreiber, ein Kassierer und zehn bewaffnete Kosaken als Polizisten zur Seite.Die Gehchtsbarkeit fr geringere Vergehen liegt in seiner Hand. Treue und Ehre sind Grundbegriffe, dienicht allein in der Familie, sondern auch dem jungen Soldaten gepredigt werden. Diebe werden aus derGemeinschaft ausgeschlossen. Frauen haben zur Volksversammlung keinen Zutritt.

    Die Frauen besorgen den Haushalt und stehen in hohem Ansehen. Eine strenge Auslese wird bei der Wahlder Gattin getroffen. Will ein Kosake sich verehelichen, so darf er nur eine Kosakin whlen oder mu sichein hbsch.es Mdchen von einem der kaukasischen Vlker rauben. Nimmt er eine Kosakin, so mu derVater des Mdchens die Einwilligung zur Ehe geben. Eine Ehescheidung gab es nicht. War eine Frauuntreu, so wurde sie vom eigenen Mann bestraft. In diesem Falle hatte er das Recht, sie zu prgeln. MitMongolinnen, aber auch spter Jdinnen, durfte der Kosake keine Ehe eingehen. Bei Festen, wieHochzeiten, konnte tagelang gezecht werden. Meist begleiteten das Hochzeitspaar die' Kameraden zu Rozur Kirche.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    5/23

    Nach ihrer Bekehrung gehren sie der orthodoxen Kirche an. Sie ]eben streng nach den Regeln ihresGlaubens, fasten zu Ostern und Weihnachten, d. h. genieen lngere Zeit weder Milch noch Fleisch. Siesind Verteidiger der Kirche. Mit 19 Jahren wurde der Saporosher, Don- und Terek-Kogake auf eine Insel inein Militrlager einberufen. Dort herrschte streng militrische Ordnung und Disziplin. Die SaporosherKosaken hatten ihr Militrlager auf der Insel Kortiza, die Don-Kosaken auf einer Insel im Don, in der Nheder Stadt Nowofscherkassk. Die Terek-Kosaken auf der Insel Tschetschen (Mndung des Terek in dieWolga). Solche wehrmannschaftlichen Lager hatten auch die normannischen Warger. Germanisch ist auchdas Familienheer der Kosaken.

    Zur Zarenzeit mute der 19jhrige Kosak sich zum Militrdienst melden Bei der Musterung wurde er nachdem Tauglidikeitsgrad entweder zur Kavallerie oder zur Artillerie oder auch zur Infanterie eingeteilt. Ermachte erst eine neunmonatige Ausbildung mit. Im Dezember desselben Jahres rckte der reiche jungeKosak mit Pferd. Sattel und Schwert zu seinem Reginreint ein. Dies mute er aus seinem Vermgenbeistellen. Der arme Kosak rckte mit Schwert entweder zr Infanterie oder auch zu eineni Reiterreginientein. Dort erhielt er auch Pferd und Sattel. Die komplette Ausrstung eines Kosaken war: Reitpferd, Sattelmit Taschen, 1 Mantel, 2 komplette Uniformen, 3 Garnituren Wsdie, Mtze, Gewehr, Pistole und Schwert.

    Die Ausrstung wurde immer wieder von militrischen Kommissionen berprft. Der aktive Dienst datiertedrei oder vier Jahre. Das Regiment teilte sich in Hundertschaften (germanische Hundertschaften). Diesewurden ,nach den Farben der Tiere zusammengestellt. Auf gute Disziplin und Kameradschaft wurde groer

    Wert gelegt. Fr die Bestleisfungen beim Reiten und Schieen wurden Prmien verteilt. Die Tchtigstenkanten in die Offizierssehule. Nach der aktiven Dienstzeit kehrte der Soldat nach Hause zurck. Nach fnfJahren der Reserve, in weldien er sich fter mit der Ausrstung melden mute, trat er in die zweite Reserve.Jetzt hat er das Recht, sein Pferd zu verkaufen.

    Nach der Militrdienstzeit erhielt er das Recht, mit der Waffe bei der Ver sammlung der Mnner zierscheinen, und hat dort auelt das Stimmrechi Jetzt wurde ihm auch auf Ersiiehen Land zugeteilt. und erwurde selbstndiger Batier. Mit dem bersditi aus der Wirtschaft konnte er turt. was er wollte. Bei derVolksversammlung mute der Atainan einen Rechenschaftsberlcht ber das gemeinsame Eigentum derDorfgenteinschaft ablegen. Wie bei den germanischen Stmmen war auch hier Gerneinschaftsbesitz: dasWeideland, der Hengst, der Dorfbulle (der Stier), die Fischerei und die Jagd.

    Auch eine gemeinsame Schule hatten sie. Kinder fremder Vlker durftei, die kosakisehe Schule nidit

    besuchen. Das gemeinsame Eigen tum wurde vorn Atainanen verwaltet. In der Freizeit beschftigte sichder Kosak gern mit Jagd und Fischerei.

    Wie bereits oben gesagt, hatten die Saporosher Kosaken auf der Insel Kortiza ihr Mititrlager. Sie wurdenaus politischen Grnden von Katharina II. liquidiert und am Schwarzen Meer angesiedelt, wo sie von minan Schwarz-Meer- oder Kuban-Kosaken heien Zu Fliren fieser groen Kaiserin grnden sie die StadtEkatherinenburg (heute Krasnodar), wo sie ihr auch ein Denkmal errichteten. Die Kuban-Kosaken hattennicht allein wirtschaftliche, sondern auch militrische Privilegien vom Zaren. Sie stellten dem Zaren dieLeibwache. Zu dieser Standarte wurden die grten, strksten und schnsten Mnner der Kuban-Kosakenausgesucht. Einer dieser Getreuen erhielt auch den Auftrag, die Kinder des Zaren zu bewachen. Es wirdheute noch mit Stolz von Kosaken das Photo eines Kuban-Kosaken mit dem einstigen Zarensohn gezeigt.

    Die Don-Kosaken hatten ihr Militrlager, wie schon erwhnt, auf einer Don-Insel. Erst im Jahre 1654

    schliet der Zar mit den Don-Kosaken einen Freundschaftsvertrag. Von jetzt an werden mit den anderenKosaken Freundschaftsvertrge geschlossen, aus welchen zu ersehen ist, da sie tatschlich freie Bauernund Krieger sind. Sie werden die treuesten Verteidiger des Zarenreiches.

    Die Terek-Kosaken lebten, wie gesagt, am Terek und hatten ihre Militrfestung auf der Insel Tschetschen.Sie wollten sidi dem Zaren lwan IV. nicht unterwerfen und wurden deshalb auf ihrer Insel von ihmberfallen. Nach hartem Kampfe unterlagen sie der bermacht. Die berlebenden flchteten ins Gebirgeund nannten sich von nun an Gebirgskosaken. Kurze Zeit spter erkannten sie den Zaren an und wurdenvon ihm in den Kmpfen gegen die Tataren eingesetzt. Nach einem Sieg ber die Tataren gab er ihnen

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    6/23

    wieder die Genehmigung, in die Ebene zurckzukehren. Zu ihrer Verstrkung siedelte er 1000 Familienvon Don-Kosaken und 500 Familien aus dem Wolgagebiet am Terek an.

    Einen sehr groen Unterschied in Brauchtum, Sitten und Lebenshaltung gibt es bei den einzelnen Stmmennicht. Einzelne Bruche werden den landschaftlichen Verhltnissen angepat. Als besondereCharaktereigenschaft sei Mut, Tapferkeit, ein strenges Ehr- und Selbstbewutsein genannt. Ma- undHaltlosigkeit seien die schlechten Erbanlagen der Kosaken. Eine ganz besondere Eigenheit ist die grofieGastfreundschaft. Es wird niemand von der Schwelle gewiesen. Findet ein Gast einen Gegenstand alsauergewhnlich schn, so wird dieser dem Gast geschenkt. Die Gebirgs- und Ural-Kosaken haben sichden Bergverhltnissen angepat. Alle Stmme der Kosaken siammen von den Don-, Kuban- und Terek-Kosaken. Die Zaren siedelten berall dort, wo das Reich von Feinden bedroht war oder wo Eroberungengemacht werden sollten, Kosaken an. An der Eroberung Westund Ostasiens haben Kosaken groen Anteil.In Form von StoRtrupps fielen sie ins fremde Land ein, besetzten es, errichteten kleine Festungen "Ostrogi"und befriedeten nachher das Land. Diese Stotrupps waren 50 bis 100 Mann stark und nannten sich eineHundertschaft. Die Fhrerschaft des Fremdvolkes wurde verdrngt, der Rest der Bevlkerung unterworfenund politisch gleichgeschaltet. Die Kosaken sind bald nur mehr Krieger und lassen ihrelandwirtschaftlichen Arbeiten von Gefangenen, die sie vom Zaren geschenkt erhalten, verrichten. In derBltezeit der Leibeigenschaft erhalten sie von allen Teilen des Reiches Zustrom von flchtenden Bauern.Diese werden nach Leistung des Eides in die Gemeinschaft des Stammes aufgenommen. Sie erhalten auchauf der Stanizenversammlung der Mnner Land zugeteilt. Zur Verstrkung der Kosaken werden vom Zaren

    ausgediente Soldaten in den Kosakengebieten angesiedelt. Im Jahre 1835 waren die Don-Kosakengezwungen, vom Zaren einen Ukas zi erbitten, in welchem das Verbot ausgesprochen wird, da imGebiete der Don-Kosaken weiter gesiedelt werden darf.

    Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches kmpften die Kosaken um eine freie Republik. Im Jahre 1917hatten sie diese im Nordraum des Kaukasus ausgerufen. Die Bolschewisten versuchten mit allen Mittelndas neugegrndete Reich zu zerstren. Nach vierjhrigem Kampfe waren die Kosaken den Bolschewistenerlegen. Die Kosaken erzhlen, da nunmehr jdische Kommissare das Volk grausam behandelt htten.Was von den Mnnern nicht ermordet wurde, wurde z. B. ins innere Land verschickt oder kam inStrafarbeit. Im Jahre 1929 standen die Kosaken noch einmal als Konterrevolutionre auf. Sie lehnten dieKulakisierung ab. Der Aufstand wurde niedergeworfen. Ihre Eigenstndigkeit sowie ihre Eigenheitenmssen sie im boischewistischen Staat aufgeben. Der Ausbruch des Krieges 1941 hat die Bolschewistenveranlat, den Kosaken ihre Eigenstndigkeit wiederzugeben. Nunmehr drfen sie wieder ihre Trachten

    anziehen und ihre Waffen umhngen. Es wird ihnen die gesamte nationale Eigenart zuerkannt. Man hofftedabei, diesen tapferen Krieger zu gewinnen. Der grte Teil der kosakischen Regimenter aber hat die ersteGelegenheit benutzt, um zu den Deutschen berzutreten. Sie hoffen, mit den Deutschen den Sieg zuerringen. Auch trumen sie, da es ihnen nach dem Kriege gestattet sein wird, unter Fhrung der Deutscheneinen eigenen Staat aufzubauen.

    Es war wohl das germanische Blut, das die freiheitsliebenden Wehrbauern zu diesem Schritte veranlate.

    Weder vom slawischen Mutterrecht noch vom slawischen oder gar hannischeu Brauchtum ist mir von denKosaken berichtet worden. In keiner der Erzhlungen waren fremdrassige Eigenheiten zu finden.

    Besteht nicht eine hnlichkeit zwischen der Beschreibung der germanischen Chatten und den Kosaken,wenn Taeitus von jenen sagt: "Der Stamm hat feste Krper, straffe Glieder, khne Zge. Sie sind klug und

    geschickt. Sie setzen ausgesuchte Mnner zu Fhrern ein, gehorchen diesen Fhrern auch, wissen Ordnungin Reih und Glied zu halten, die Ble des Gegners auszunlitzen und mit dem Angriff zu warten. Sieverlassen sich nicht auf, das Glck, sondern nur auf ihre Tapferkeit. Und etwas hchst Settenes, was nur beirmischer Kriegszucht verstndlich ist: sie bauen mehr auf den Fhrer als auf das Heer."

    Man soll sich nie um das sorgen, Was die Freiheit kostet. Sie wird wie der gttliche Mensch in Kampf undSchmerzen geboren. Wie gro ist doch dieses Europa, da sogar aus seinem Elend das Glck geboren wird.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    7/23

    Europa mu bluten und kmpfen, damit es endlich - so nah sind wir dem Sieg - die Schwerter zerbrechenkann und seine Banner ber den Grbem der Vter, ber unseren Grbem wehen.

    HENRIK WERGELAND, Norwegischer Dichter, 1808-1845

    VON SEINEN WAFFENGEHE WEG DER MANN

    KEINEN FUSS AUF DEM FELD:NICHT WEISS MAN GEWISSWANN DES WURFSPIESSESDRAUSSEN MAN BEDARF

    Aus der "Edda"

    Njals Tod

    Die Island-Saga ist ein Heldenlied auf die Treue. Hher als das Leben steht dem Germanen die Treue zur

    Sippe, zu seinem Blut, in dem alle Kraft und alles Heil ist. Njal ist Bergbauer auf Island. Seine zivei Shne

    ziehen auf Wikingtaten ins Ausland. In Norroegen verfeinden sie sich mit Thrain. Der Sohn Thrains,

    Hskuld, wird erschlagen. Da erhebt der Oheim von Rskulds Witroe, Flosi, die Klage roider die

    Njalsshne. Durch Nials Frsprache soll es auf dem Allding zu einem Ausgleich kommen. Aber ein bses

    Verhngnis verhindert das. Und nun beschliet Flosi den Rachezug gegen die Njalsshne. Feuer

    umschliet den Hof Njals und seine ganze Familie geht unter. Nur Kari, sein Sohn, entkommt. Er entflieht

    nur, um den Mordbrand zu rchen. Njal stirbt fr seine Shne, obwohl ihm freier Abzug angeboten ist,

    Bergthora, seine Frau, mit ihm, sein Sohn Skarphedin, ebenso sein Enkel, der Knabe Thord, und alle mit,

    die zu ihm gehren. Unerschttert, wie alle Germanen der Saga, gehen sie in den gemeinsamen Tod der

    Treue.

    Jetzt gerieten alle Gebude in Flammen. Da ging Nial zur Tr und sagte: "Ist Flosi in der Nhe, so da ermeine Worte hren kann?" Flosi sagte, er hre. Nial sagte: "willst du etwa auf Vergleich eingehen mitmeinen Shnen oder etlichen von uns freien Abzug erlauben?" Flosi antwortete: "Auf Vergleich mit deinenShnen will ich nicht eingehen; es soll jetzt zum Ende kommen zwischen uns und nicht eher ruhen, als bissie alle tot sind. Aber freien Abzug will ich erlauben den Weibern und Kindern und Kneichten." Da gingNial hinein und sagte zu dem Haufen: Jetzt mgen alle hinausgehen, denen es erlaubt ist. Geh du dennhinaus, Thorhalla Asgrimstochter, und alles Volk mit dir; dem es gestattet ist!" Thorhalla sagte: Jetzt wird,mein Abschied von Helgi anders, als ich mir bisher dachte! Doch will ich wenigstens meinen Vater undmeine Brder anstacheln, dafl sie das Morden rchen, das hier verbt wird." Njal sagte: "Du wirst bravhandeln, denn du bist ein wackeres Weib."

    Darauf ging sie hinaus und eine groe Schar mit ihr. Astrid von Tiefachenhang sagte zu Helgi Nialssohn:"Geh du mit mir hinaus! Ich will einen Weibermantel ber dich schlagen und dir den Kopfputz aufstlpen."Er verbat es sich erst, aber auf die Bitten der anderen tat er's doch. Astrid wickelte ihm den Kpfputz um

    den Kopf, und Thorhild schlug ihm den Mantel ber, und er ging zwischen ihnen hinaus. Da ging auchThorgerd Njahlstochter und ihre Schwester Helga hinaus und viel anderes Volk. Aber als Helgi hinauskam,da sagte Flosi: .Das ist eine hochgewachsen und breit um die Schultern, die da geht: greift sie und haltet siefest!" Als aber Helgi dies hrte, warf er den Mantel ab; er hatte ein Schwert unter dem Arme Zgehalten undhieb nun auf einen, und es traf den Schild und trennte ihm die Spitze ab und das Bein von dem Manne. Dakam Flosi herzu und hieb Helgi in den Hals, so dafl sogleich der Kopf abflog.

    Flosi trat dann zu der Tr und sagte, Nial und Bergthora mchten zur Unterredung mit ihm kommen. Nialtat so. Ffosi sagte: "Dir will ich freien Abzug anbieten, denn du verbrennst unverdient drinnen." Nial sagte:

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    8/23

    "Ich will keinen freien Abzug; denn ich bin ein alter Mann und bin kaum imstande, meine Shne zu rchen,aber in Schanden leben will ich nicht." Flosi sagte zu Bergthora: "Geh du heraus, Hausmutter! Denn dichwill ich um keinen Preis drinnen verbrennen." Bergthora sagte: "Als jung wurde ich dem Nial gegeben; dahab ich ihm versprochen, ein Schicksal solle uns beide treffen." Damit gingen sie beide hinein.

    Bergthora sagte: "Was wollen wir jetzt anfangen?" "Wir wollen zu unserm Bett gehen", sagte Njal, "unduns legen. Da sagte sie zu dem Knaben Thord, dem Sohne Karis: "Dich mu man hinaustragen: du sollstnicht drinnen verbrennen." "Aber du hast mir doch versprochen, Gromutter", sagte der Knabe, "Wir zweiwollten uns nie trennen; und so soll's auch sein. Es ist mir auch viel lieber, mit euch beiden zu sterben, alseuch zu berleben." Darauf trug sie den Knaben zum Bett.

    Njal sagte zu seinem Groflknecht: Jetzt kannst du sehen, wo ich und die Frau uns legen und wie ich unszudecke, ich denke mich nmlich nicht mehr vom Fleck zu rhren, mag mir Rauch oder Feuer zusetzen. Dukannst nun erraten, wo nach unsern Gebeinen zu suchen ist." Er sgte, das solle geschehen. Es war einOchse geschlachtet worden, und die Haut lag da. Njal sagte zu dem Groknecht, er solle die Haut ber siebreiten, und er versprach das. Sie legten sich nun beide in das Bett und legten den Knaben zwischen sich.

    Da nahm der Groflknecht die Haut und breitete sie ber sie und ging darauf hinaus: Retil aus Wald fing ihnauf und ri ihn heraus. Er fragte genau nach seinem Schwiegervater Njal, und er erzhlte alles nach derWahrheit. Retil sagte: "Das Schicksal will's bs mit uns, da ein solcher Unstern zwischen uns treten

    mute!"

    Skarphedin hatte gesehen, wie sein Vater sich gelegt hatte und wie er sich hatte zudecken lassen; da sagteer: "Vater geht heute frh zu Bett; das ist auch begreiflich: er ist ein alter Mann." Da griffen Skarphedinund Kari und Grim nach den Feuerbrnden, so oft einer herunterstrzte, und schossen sie auf die drauen;und so ging's eine Zeitlang. Da schossen sie Speere nach ihnen hinein, aber sie fingen alle in der Luft aufund sandten sie zurck. Flosi hie sie aufhren zu schieen: "denn wir werden bei jedem Waffenwechselden krzeren ziehen. Ihr knnt es gut abwarten, bis das Feuer sie zwingt." So taten sie nun.

    Da fiel das schwere Geblk vom Dachstuhl herunter. Skarphedin sagte: ,Jetzt wird mein Vater tot sein, undman hat ihn weder sthnen noch husten hren." Darauf gingen sie in das Ende des Schlafsaals. Dort warder Querbalken heruntergefallen und in der Mitte schon ziemlich durchgebrannt. Kari sagte zu Skarphedin:"Lauf hier hinaus! Ich will dir zur Hand gehen, aber ich will sogleich hinterher laufen, und dann werden

    wir beide davonkommen, wenn wir's so bewerkstelligen, denn aller Rauch treibt hierher." Skarphedinsagte: "Lauf du voraus und ich dir gleich auf den Fersen!" "Das ist kein Plan", sagte Kari, "denn ich kanngut noch anderswo hinauskommen, wenn's hier nicht geht." "Nein, das will ich nicht, sagte Skarphedin:Jauf du zuerst hinaus, und ich will gleich hinterher." Kari sagte: "jedem ist's geboten, fr sein Leben zusorgen, solange es mglich ist; das wollen wir denn auch tun. Doch wird es jetzt zu einer Trennungzwischen uns kommen, da wir uns nie wiedersehen werden; denn wenn ich aus dem Feuer hinauslaufe,dann wird es mir nicht druin sein, zu dir ins Feuer zurckzulaufen, und dann wird jeder von uns seinenWeg ziehen." "Das macht mich lachen", sagte Skarphedin, "wenn du davonkommst, Schwager, da du unsrchen wirst!"

    Da nahm Kari einen brennenden Balken in die Hand und lief hinaus an dem Querbalken hinauf. Erschleuderte dann vom Dach den Balken hinaus, und er fiel auf die hinunter, die drauen davor standen; dasprangen sie weg Die ganzen Kleider an Kari standen in Flammen und auch dds Haar. Er strzte sich nun

    vom Dach hinaus und sprang dann in Stzen dem Rauch entlang. Da sagte einer, der zunchst stand:"Sprang da nicht ein Mann vom Dach herab?" "Keine Rede!" sagte ein anderer: "Skarphedin warf da einenbrennenden Balken nach uns." Darauf hatten sie keinen Verdacht mehr. Kari lief weiter, bis er zu einemBach kam, und warf sich hinein und lschte das Feuer an sich. Von dort lief er dein Rauch entlang in eineGrube und ruhte sich aus; und die heit seither die Karigrube.

    Skurphedin ging nun zu seinem Bruder Grim: sie faten sich an den flnden und traten das Feuer nieder;aber als sie in die Mitte des Saales kamen, fiel Grim tot hin. Skarphedin ging noch bis zum Ende desGebudes; da entstand ein lautes Krachen: es krachte nun das Dach herunter. Skurphedin geriet dazwischen die Trmmer und die Giebelwand; dort konnte er sich gar nicht mehr rhren.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    9/23

    Flosi und seine Schar standen bei den Feuern, bis es so ziemlich Morgen war. Da kam ein Mann auf ihnzugeritten. Flosi fragte ihn nach dem Namen; er nannte sich Geirinund; er sei ein Verwandter derSigfusshne. "Ihr habt eine gewaltige Grotat vollbracht", sagte er. Flosi antwortete: "Eine Grotatwerden's die Leute nennen und eine beltat. Doch ist daran nichts mehr zu ndern." "Wieviel ist hierumgekommen an Vornehmen?" fragte Geirmund. Flosi antwortete, "Hier sind umgekommen Njal undBergthora und alle ihre Shne, Thord Karissohn und Kari Slniundssohn. Thord der Freigelassene; aberdann wissen wir nicht mehr genau von weiteren, die uns weniger bekannt sind.

    Die Sage vom Schwanenritter

    Unser Volk hat durch alle Zeiten hindurch manche Glanbensvorstellungen, Weistmer undWelterkenntnisse seiner germanischen Vorfahren im tiefsten Grunde seiner Seele bewahrt. Wir mssen derVorsehung danken, da sie fast immer in mndlicher Form berliefert wurden und so der Bilderstrmereifremder Gesinnung, die sich in Germanien im frhen Mittelalter ausbreitete, entgangen sind. Niemalswurden sie seit jener Zeit der ueren Umformung der Weltanschauung durch das Christentum in derklaren Fassung ursprnglicher Erfahrung und, Gestalt weitergegeben. In steter Wandlung lebten sie

    verborgen mit dem Volke, mit der Zeit und wurden mit den Erlebnissen und Erfahrungen des Einzelnenoder von Geschlechtern. mit Bauern, Frsten und selbst Heiligen verbunden. Sie wurden zur Sage. zmMrchen oder zur Legende und erhoben die vergngliche Geschichte in eine unauslsehliche mythischeWelt. Wie sie auch auftreten mgen, selbst im Narrengewand, von vielen nicht mehr verstanden undverspottet, oder im Heiligengewand und in alten Brtichen noch heute verehrt, sind sie uns ein kstlichesGeschenk fr die Zukunft. Als dichtes unterirdisches Geflecht durchziehen sie den Volksgeist. Gleichwieim Frhling das Leben aus verborgenen Grnden tausendfltig sprieflt, bilden sie den Nhrgrund dauerndergeistiger Erneuerung. Urbildern gleich erfllen sie unsere Seele vom Kindesalter an. Gestaltet und Gestaltgeworden, lassen sie sich durch keinen Begriff erfassen, sondern nur durch die innere Schau unseresunwandelbaren rassischen Empfindens. Sie sprechen vom Leben und von) Tode, von der Schpfung undvon Gott, von der Schnheit der Mutter Erde und ihrer Not. vom ewigen Werden und Vergehen; vornGuten und vom Bsen im Sinne nordischen sittlichen Gebots. Es kommt einmal die Zeit, raunt es inmanchen Sagen, in der alle Not von der Heimat gebannt sein wird. Sie folgt so gewi, wie Sommer undWinter, Tag und Nacht in rhythmischem Wechsel einander ablsen. So verkndet es auch die Edda:"Brder kmpfen und bringen sich Tod, / Brudershne brechen die Sippe; / arg ist die Welt, Ebbruchfurchtbar, / Schwertzeit, Beilzeit, Schilde bersten, / Windzeit, Wolfszeit, bis die Welt vergeht - / nicht einerwill des anderen schonen / ... Die Sonneverlischt, das Land sinkt ins Meer; / vom Himinel strzen dieheiteren Sterne. / Lohe umtost den Lebensnhrer; / hohe Hitze steigt himmelan. / ... Seh' aufsteigen zumanderen Male / Land aus Fluten, frisch ergrnend: / Flle schumen; es schwebt der Aar, / der auf demfelsen Fische weidet / ... Einen Saal seh' ich, sonnen glnzend, / mit Gold gedeckt, zu Gimle stehen, /wohnen werden dort wackre Scharen / der Freuden walten in fernste Zeit." Kein noch so grimmiger Feind,kein noch so herbes Schicksal kann dein Mann abhalten, seine Waffen nach Krften zu gebrauchen und denhchsten Einsatz zu wagen. Aus allem spricht der Mut zum ewigen Leben, auch wenn der Einzelne flltund ganze Geschlechter fallen. Gleich einer geheimnisvollen Kraft durchwebt dieser unerschtterlicheGlaube an eine gttliche Vorsehung und Ordnung das Denken und Handeln unserer germanischenVorfahren. Nur im Vertrauen auf sie gewannen sie die Kraft ihrer alles berwindenden Opfer undKampfbereitschaft. Dieser Glaube lebt in uns fort und treibt uns, den Forderungen unserer Zeit Genge zu

    tun.

    Wer kennt nicht die Sagen vom Kaiser im Berg. Am Urgrund des Lebens, dem Quell andauernderErneuerung, harrt er, bis die Welt ihn zwingt, zum Wohl seines Volkes zurckzukehren. Seine Gestalt - obKarl, ob Barbarossa - wird eins mit dem Gott-Schpfer Wodan und so der Vergnglichkeit entrissen. Wererinnerte sich Wohl Dicht an die Gestalt des geheimnisvollen Schwanenritters, der durch Richard Wagnersmusikalisches Werk zum Symbol unerschtterlichen Glaubens an das Reich erhoben ist. Seine gttlicheAbkunft steht auer Zweifel. Vermutlich ist er der Sonnengott selbst, der in der hchsten Not als

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    10/23

    Beschtzer der gerechten Sache erscheint. Als das bedingungslose Vertrauen zu ihm erlischt und die Fragenach seiner Herkunft fllt, verlt er die Menschen.

    In seiner ganzen Art bleibt er ein wunderbares Sinnbild, tausendfltig wie die Schpfung selbst, dessenDeutung durch Begriffe, so sehr wir uns auch mhen, niemals vollstndig gelingen wird. Von jeher sagtaber die einfache Erfahrung im Volke, dafl kein Glck ohne Ende ist. Das irdische Dasein ist ohne Kampfnicht denkbar und verlangt unsere dauernde Bereitschaft. Unaufhrliche Sehnsucht treibt den Menschen,schicksalhaft immer wieder nach dem Hchsten zu forschen. Seine Herkunft bleibt ihm dennochverschlossen. Erst der Tod lst das Geheimnis um die Schpfung. Der Schwanenritter kommt daher ausjener rtselhaften Ferne - und kehrt dorthin zurck -, wo Tod und Leben ineinanderflieen. Dem Germanenwar der Aufbau und die Weite des Weitgebudes, die vielfltige Entwicklung des Lebens noch nDbekannt.Seine buerliche Welt stand unter dem Gesetz des lichten Himmelsgestirns, der Sonne, deren ewigrtselhafter Lauf durch Tag und Nacht, Sommer und Winter, deren lebenspendende Kraft seine Gedankenbeschftigte. Sie war ihm Symbol einer hheren Macht. Im Angesicht des Todes und im dauerndenWechsel der Geschlechter erkannte er bereits die Bedeutung des Lebens und seine gttliche Herkunft.Seine Weltordnung war klar und fest gefgt, so da sie in Sitten, Festen und Gebruchen bis in unsere Zeithineinreicht. Mgen die Symbole zum Teil gewechselt haben, ihr ewiger Sinn ist auch fr uns der gleichegeblieben.

    Das Schwanenschiff nun, der Kampf der Ritter und die nachfolgende Vermhlung verbergen zutiefst den

    Mythos von der Erneuerung des Lebens. Bereits zu Beginn des zweiten Jahrtatisends vor unsererZeitrechnung wurde die Zeit der Wiedergeburt des Lichts und der Befreiung der Erde von dem Winter imgermanischen Heitnatgebiet gefeiert. Von Schwnen geleitet, kehrte der Sonnengott auf seinem Schiff mitdem Einzug des Frhlings segenspendend und neues Leben verheiend aus einer fernen Insel imNebelmeer zurck. In symbolischem Kampf besiegte er den Todesdmon, der ihm als Schlange oderDrache entgegentrat. Wie die in Stein gemeielten Darstellungen von Frhlingsfesten in den schwedischenKstengebieten aus jener Zeit zeigen, wurde das Schiff danach auf Schlitten oder Wagen gesetzt und infeierlicher Umfahrt durch die Felder gefhrt. Damit vollzog der Gott die Vermhlung mit der AllmutterErde. Im germanisch-deutschen Heimatraum wurde allerdings auch der Gttin groe Verehrung zuteil. Sielebt in manchen Gegenden in der HI Gertrud des christlichen Glaubens fort.

    Vieles hat sich von jenem alten Brauchtum zum rger der christlichen Kirche durch das ganze Mittelalterbis in die Gegenwart erhalten knnen Noch immer wird beim Karnevalsfest das Narrenschiff mit der

    glckverheienden Fortuna in frhlichem Umzuge durch die Straen gefhrt Unsere friesischenBauernhuser tragen als Giebeizier hufig zwei Schwne. die ein Sonnenrad halten. Schwne oder Strchebringen nach altem Volksglauben unsere kleinen Kinder. In Holland erfreut sich der Painischwan, einlustiges Ostergebck, als Sinnbild der Fruchtbarkeit groer Beliebtheit. Auch der Knstler des 15,Jahrhunderts, der eine Chickwunschkarte entwirft, kennt kein besseres Motiv als das Schwanenschiff.Eindringlich zeigt aber auch eine andere Glckwunschkarte derselben Zeit, wie die seelischen Krfte desgermanisch-deutschen Volkstums in Symbolen fremder Geisteshaltung erstickt wurden. Nur wenigen bliebes noch bewut, da hinter der christlichen Karitas die Allinutter Erde ihr Wesen verborgen hatte.

    Das Sonnenschiff ist aber zugleiel auch Totenschiff und daher von schicksalhafter Bedeutung. In allemspiegelt sich die Doppelnatur des Lebens. Auf ihm fahren die Verstorbenen nach Utgard, dem fernenAuflen- oder Seelenland. Liebevolle Weihegaben, Waffen oder Schmuck, Speise und Trank und dasGedenken der Sippe begleiteten sie auf der weiten Reise in die Nhe der Gottheit. Keines der Worte, das zu

    ihren Ehren gesprochen wurde, ist uns berliefert. Aber dennoch zeugen Geschenke wie jenes Messer ausdem germanischen Frstengrab unserer niederschsischen Heimat, auf dem von Knstlerhand das heiligeSchwanenschiff eingraviert ist, von der Ehrfurcht der Gemeinschaft gegenber den Toten.

    Durch Jahrtausende hindurch bis in die Wikingerzeit gehrt die Vorstellung von der Schiffsreise insjenseits zum Glaubensgut im skandinavischen Norden. Vielerorts begegnen uns dort vorzeitlicheGrabanlagen, die von mchtigen Steinsetzungen in Schiffsform berdeckt sind. Unter hoch gewlbtemGrabhgel wurden wikingische Frsten nach tatenreichem Leben in ihren Schiffen zur letzten Ruhegebettet. Noch im Mittelalter trank man beim Abschied der Reisenden aus einem Becher in Schiffsgestaltund wnschte ihnen damit frohe Fahrt und "gute Herberge".

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    11/23

    Werner Mhling

    UNSER IST DER SONNENWAGEN

    Unser ist der Sonnenwagen,draus in alten Ahnentagen

    erzgeschient zu Krieg und Siegenunsres Volkes Cltter stiegen.

    Unser ist das Sternenfeuer,dran zu groem Abenteuer

    unsres Volkes kampfbemhteVterschar die Waffen glhte.

    Unser ist die braurte Scholle,unser ist das wundervolle

    Auf und Ab der goldnen hren,die das ew'ge Brot gewhren.

    Unser Mond lie niedertauenMilch auf unseres Volkes Frauen,

    um zu Mttern sie zu weihenaller Blanken, Starken, Freien.

    Unser sind die Funkelgngeedlen Erzes im Gesprenge,

    da fr Krieg wir und fr Friedenewig unsre Schwerter schmieden.

    Seht ihr Blitz und Flamme regnen?Unsre Gtter woll'n uns segnen.

    Klafternd bumt sich Wodans Schimmel.Uns die Erdel Uns der Himmel!

    KURT ARNOLD FINDEISEN

    Von der Vetterschaft berhmter Deutscher

    In den letzten Jahren, da das, was viele schon frher aus Liebhaberei taten oder weil sie den tieferen Sinndieses Forschens erkannt hatten, fr jeden einzelnen von uns durch die Anlage des Ahnenpasses Pflicht und

    Notwendigkeit wurde, haben wir den Blick oft rckwrts gerichtet in unsere eigene und unserer FamilienVergangenheit. Die Vter und Grovter, die wir noch persnlich gekannt haben, waren die Brcke zu denVorvtern, die nun aus dem Dunkel der Vergessenheit, in das wir sie schon verloren hatten, wiederhervorfraten und Gestalt gewannen. Die Mtter und Gromtter zeichneten in ihrem Erzhlen undBerichten vergangene Zeit, und manchem von denen, die da nun nach Ahnen forschten, wurde dieVergangenheit lebendig, geheimnisvoll belebt von Gestalten, in denen das eigene Blut flo. Bilder an denWnden oder in den Truhen legte man neben Urkunden und Geburtsseheine, und hinter Datum und Namestand pltzlich ein Gesicht mit bekannten Augen und sah uns an. Was im Anfang Pflicht war, wurde ausinnerem Zwang heraus von denen fortgesetzt, die der geheime Blutstrom erfat hatte; sie bauten das Haus

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    12/23

    ihrer Familiengeschichte aus der Reihe der Geschlechterfolgen, und der Kreis der Versippung spann sie einin das groe Netzwerk des Blutes, als das pltzlich das ganze deutsche Volk vor ihnen stand.

    Wir haben alle bei unserem Suchen nach Namen und Art unserer Vorfahren sicherlich den heimlichenWunsch gehabt, dafl pltzlich ein berhmter Name aus dem Dunkel der Vergangenheit treten mchte. Esmute ja nicht gleich Karl der Groe sein, man wre wohl auch mit einem weniger Gewaltigen zufriedengewesen. Wir beschieden uns dann im eigenen Kreis und gaben den Ahnen freundliche Worte, suchten ihrWesen aus mancherlei Kleinigkeiten, die bis auf uns gekommen waren, zi ergrnden und waren am Endestolz auf sie, ohne dafl wir mehr an die grofien Namen berhmter Mnner dachten; denn auch sie warentchtige, rechtschaffene und ehrliche Menschen und Deutsche gewesen.

    Mit den berhmten Ahnen hat es seine Schwierigkeit, - weil sie nmlich nur dnn gest sind. Man brauchtsich ja nur einmal die berhmten Leute daraufhin anzusehen: Friedrich der Grofle etwa oder Hlderliii oderKauf oder Nietzsehe haften gar keine Nachkommen; Goethes Nachkommenschaft starb mit den Enkelnaus, von Schiller lebt noch als letzter Urenkel Alexander von Gleichen-Ruwurm. Denn das zeigt. uns nurgar zu oft die Forschung: die Mnner mit den berhmten Namen sind zumeist der Gipfel, zu dem dieFamilie durch Generationen emporstrebte und auf den dann der steile Absturz, das Ende der Familie, folgt.Aber an diese schwierige Frage wollen wir heute nicht rhren.

    Statt dessen wollen wir uns jetzt einmal mit den Blutlinien beschftigen, die diese Groen und Herrscher

    im Reich des Geistes untereinander verbinden. Denn - das darf ich hier gleich vorwegnehmen - diesegroen und bedeutenden Menschen, die zu Ruhm und Ehre des deutschen Volkes lebten und wirkten, sindim allgemeinen keine Einzelpersnlichkeiten, sondern gehren einem Blutkreis an, der aus mancherleiUrsachen, die wir nur erahnen knnen und vorlufig als Tatsachen hinnehmen mssen, die notwendigenblutmfligen Voraussetzungen enthlt.

    Die engste Form eines solchen Blutkreises ist die Familie, und ich nenne als Beispiele zwei Familien, dieunter uns leben: die Familien Seidelund HuchJeder von uns kennt die Dichterin Ina Seidel, und vielenvon uns wird auch ihr gleichfalls als Schriftsteller bekannt gewordener Bruder Willy Seidel keinUnbekannter sein; Ina Seidels Gatte ist Heinrich Wolfgang Seidel, beide sind Vetter und Base; der Vatervon Heinrich Wolfgang Seidel war Heinrich Seidel, dessen "Leberecht Hhnchen" auch heute noch jedenLeser entzckt; aber schon dessen Vater, der also sowohl der Grovater Ina und Willy Seidels wie HeinrichWolfgang Seidels ist, schrieb Lieder und erbauliche Geschichten. hnlich liegen die Beziehungen

    innerhalb der Familie Huch: zwei Geschwisterpaare sind uns allen bekannt: Rudolf und Ricarda Huchsowie deren Vettern Friedrich und Felix Huch. Der eine Grovater von Friedrich und Felix Huch war dervielgelesene Roman- und Reisesehriftsteller Friedrich Gerstcker.

    Verlassen wir diese engsten Bezirke der Familie, so strzt alsbald eine Flle von Vetternschaften auf unsherein. Nehmen wir in diesem Zusammenhang einmal den Begriff der Familie als rumlich begrenzt an, sowrde als nchster Bezirk etwa die Stadt folgen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel bietet da dieehemalige Freie Reichssiadt Reutlingen. Die Schriftsteller Ludwig Finckh, Hermann Kurz und seineTochter Isolde Kurz, der Philosoph Hegel, der Volkswirtschaftler Friedrich List, der Arzt Robert Mayer z.B. waren in Reutlingen daheim, ihre Vorfahren waren Generationen hindurch zumeist Reutlinger Brger,und so ist es kein Wunder, wenn man feststellt, da diese bedeutenden Menschen zum Teil durch mehrereBlutlinien mit- und untereinander eng verwandt sind. Es drfte schwer sein, auf so engem Raum eine gleichstarke Ahnengemeinschaft wie im Falle dieser Reutlinger Brger zu finden; nur Frankfurt a. M. kann

    vielleicht noch mit hnlichen Familienverbindungen bedeutenderer Mnner und Menschen aufwarten.

    Wenden wir uns von der Stadt zum Gau. Ich mchte an zwei Beispielen zeigen, wie auch hier die groenund berhmten Namen sippenmflig einander verbunden sind.

    Da sei zunchst Schleswig-Holsteingenannt: Wir alle kennenMatthias Claudius, den Wandsbecker Boten,und seinen Urenkel, den unter uns lebenden Dichter Hermann Claudius, der einer der reinsten Lyriker,unserer Zeit ist. Um das Jahr 1600 lebte in Flensburg Maria Lorck, sie ist die Ahnin sowohl von MatthiasClaudius wie vonJohannes Brahms. Der Kreis dieser Verwandtschaften, zu denen wahrscheinlich auch dieNiebuhrs und die Bojes gehren, ist noch nicht hinreichend erschlossen, um Endgltiges sagen zu knnen.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    13/23

    Dann aber sind es in Schleswig-Floisrein vor allem dieRantzaus und dieReventlows, deren Blutstrom eineFlle bedeutender Namen berhrt: ich meine damit nicht nur die groen Staatsmnner des 16. Jahrhunderts,die Ratgeber der dnischen Knige, sondern die Nachfahren, die zum Teil heute noch unter uns leben. Zuihnen gehren Blcher und Moltkeebenso wieLiliencron und Franziska von Reventlow mit ihrem Bruder,dem Politiker Ernst Graf Reventlow, oder Alexander von Gleichen-Ruwurm und der dnischeSchriftsteller Herman Heiberg. Und sie alle haben nicht nur das Gemeinsame des Blutes, sondern auch dasGemeinsame ihrer Leidenschaft; nicht umsonst hie man Moltke den "groen Schweiger".

    Neben diesen norddeutschen Gau sei ein sddeutscher gestellt: Wrttemberg, oder besser noch: Schwaben.Jeder Schwabe ist bekanntlich ein kleiner Dichter und Philosoph; so darf es eins nicht wundernehmen, dadie Dichter und Philosophen wohl in keinem Gan unseres Vaterlandes so dicht gewachsen sind wie inSchwaben. Ich erwhnte vorhin schon Reutlingen und die Menschen, die darin ihre Heimat haben, dieLudwig Finckh undIsolde Kurz, dieHegel undList. Von diesen Menschen ziehen sich herber und hinberunendliche Fden gleichen Blutes, die ganz Schwaben zu einer groen Familie machen. Mit jederGeneration, die man weiter in die Vergangenheit zurckgeht, wird diese Versippung breiter und dichter inihrer Verflechtung. Da ist etwa Wilhelm Hauff, der Verfasser des "Lichtenstein" und der "Phantasien imBremer Ratskeller"; sein einer Urgrovater ist zugleich der Grovater von Justinus Kerner. Oder da istJohann Jakob Studlin, der Urgrovater sowohl von Ludwig Uhland wie von. Friedrich Theodor Vischer.Da ist Johann Gottfried Faber, der zugleich der Urgrovater sowohl von Karl Gerok wie von OttilieWildermuth ist.Gehen wir aber etliche Generationen zurck, so treffen wir auf eine Reihe von Elternpaaren

    - auf die Heerbrandt und Riepp, auf die Breitschwert und Faut -, und wer deren verwandtschaftlich immererneut Nerflochtene Nachkommenschaft bersieht - sie ist so dicht verflochten, da eine tabellarischebersicht vllig unmglich ist -, der findet alle Namen bedeutender Schwaben: Hauff und Kerner,Hlderlin und Mrike, Uhland und Vischer, Schelling und Schiller, die Hegel und die List und die Kurz,Ludwig Finckh und Otto Gmelin, Gerhard Schumann undHermann Hesse, den PhysikerMax Planck undGustav Schwab,ja sogar den ReichsbauernfhrerDarr und Bismarck und endlich auch die Blutlinie, diezu Goethe fhrt.

    Wir haben uns bisher bei der Verfolgung der Blutlinien innerhalb der groen deutschen Volksgemeinschaftin rumlichen und landschaftlichen Grenzen gehalten. Man kann eine solche Betrachtung aber auch nachanderen Gesichtspunkten aufstellen, z. B. nach dem Stand. Und da bietet uns der deutsche Adel ein sehrgutes Beispiel: Es gibt wohl kaum ein deutsches Adelsgeschecht, das nicht eine Flle berhmter Vetternaufweisen kann. Ob wir in die Vergangenheit zurckgreifen und die Vetternschaft Huttens mit Gtz von

    Berlichingen, Radetzkys und Wallensteins, Bismarcks und Derfflingers, des alten Zielen und desFeldmarschalls Schwerin betrachten oder in die Gegenwart gehen und die Verwandtschaften zwischenBrries von Mnchhausen und Staatsrat Trotha, zwischen dem Reichsfreiherrn mom Stein und demReichsprotektor Freiherrn von Neurath untersuchen, immer, wo wir auch ansetzen, wird uns der Weg zuberhmten und bekannten Namen fhren.

    Im deutschen Adel tritt naturgem der Soldat und der Feldherrstark in den Vordergrund. Aber er istdurchaus nicht der einzige Stand, dem wir eine grofle Zahl bedeutender Menschen zu danken haben.Bekannt ist, weiche Flle berdurchschnittlicher Menschen etwa aus dem Pfarrhaus oder aus deutschenLehrerfamilien gekommen sind. Hier freilich vermischen sieh schon Stand und Beruf, daher will ich nochkurz auf einen anderen Personenkreis einen Blick werfen, nmlich auf den deutschen Buchhndler. Wiralle kennen den "Robinson", wer htte ihn nicht gelesen? Dies Buch bei uns heimisch gemacht zu haben, istdas Verdienst Joachim Heinrich Campes, der Pdagoge und Jugendschriftsteller und Buchhndler in einer

    Person war. Er hatte nur ein einziges Kind, eine Tochter, die sich 1795 mit Friedrich Vieweg, dem Grnderder bekannten Verlagsbuchhandlung Friedrich Vieweg & Sohn in Braunschueig, verheiratete. Der Sohndieses Paares war Eduard Vieweg, auf den wir gleich zurckkommen; auerdem war eine Tochter da, die1838 Georg Westermann, den Grnder der bekannten Verlagsbuchhandlung Georg Westermann inBraunschweig, heiratete. Der Sohn des Paares Westermann wiederum heiratete Luise Oldenbourg, eineTochter des Grnders der bekannten Verlagsbuchhandlung R. Oldenbourg in Mnchen. Dabei ist nichtohne Reiz, wenn man feststellt, dati der Grnder des Verlages Westermann 1810 in Leipzig geboren wurdeUnd der Grnder des Verlages Oldenbourg 1811 ebenfalls in Leipzig, die Frauen der Oldenbourgsstammten brigens vielfach aus bedeutenden Familien: so war die Mutter des Firmengrnders eineSchwester des Malers Schnorr von Carolsfeld, eine Schwiegertochter war eine Enkelin von Friedrich List,

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    14/23

    eine andere Schwiegertochter war die Schwester des Generaldirektors der Preuischen Museen, Wilhelmvon Bode. Aber kehren wir zu den Campes zurck. Der "Robinson"-Campe, wenn ich ihn hier einmal sonennen darf, hatte einen Bruder; vier Shne dieses Bruders traten zm deutschen Buchhandel in die engstenFamilienbeziehungen. Da war zunchst Friedrich Campe, er wurde Buchhndler in Nrnberg und warfhrend an der 1825 erfolgten Grndung des Brsenvereins der Deutschen Buchhndler beteiligt, da warweiter Franz August Campe, auch er war Buchhndler, heiratete die Tochter des Buchhndlers Hoffmannund grndete die Buchhandlung Holfmann & Campe in Hamburg-, der dritte Sohn, Julius Campe, wargleichfalls Buchhndler, erbte nach des Bruders Tode die Buchhandlung Hoffmann & Campe und gab dieFirma nach seinem eigenen Tode an seinen Sohn weiter, der allerdings 1909 ohne Erben starb. Besondersinteressiert aber der vierte Sohn von Friedrich Heinrich Campe, der Wollhndler Heinrich Campe inLeipzig, dessen eine Tochter, Luise Campe, ihren Vetter, den Braunschweiger Verlagsbuchhndler EduardVieweg (von dem oben schon die Rede war) heiratete und dessen andere Tochter, Pauline Campe, die Frauvon Heinrich Brockhaus wurde, der seinerseits ein Sohn des Grhders der bedeutendenVerlagsbuchhandlung F. A. Brockhaus in Leipzig war. Eine Tochter des Paares Brockhaus-Campe heiratet1855 Heinrich Vieweg, der 1869 den Verlag Vieweg & Sohn bernahm und ein Sohn des Paares Vieweg-Campe war; das ist die dritte Generation, in der Campesche Vettern und Basen einander heiraten. Auerden vier Shnen hatte der Bruder des "Robinson"-Campe auch noch eine Tochter, und diese Tochter,Wilhelmine Campe, wurde die Frau des Buchhndlers Charles Henri Reclam in Leipzig; beider Sohngrndete die bekannte Firma Ph. Reclam jun. in Leipzig

    In diesen wenigen bersichten habe ich versucht, eine Flle einfacher tatschlicher Beziehungenaufzuzeigen. Ich habe alles Rankwerk beiseite gelassen und wei sehr wohl, da diese Tatsachen nur etwasuerliches sind. Wir mssen begreifen, da hier geheime Krfte wirken, die sich unserem Zugriff oft undoft entziehen. Zuweilen gelingt es uns, charakterliche Merkmale als deutliche Erbmasse im Blutstrom zuverfolgen, dann wieder tauchen in einer entfernten Generation pltzlich die schon erkannten Eigenschaftenauf. Um diese Zeichen zu deuten, ist eine sehr behutsame und vorsichtige Hand vonnten. Es mu vorvoreiligen Schlssen, mgen sie auch noch sehr auf der Hand liegen, nachdrcklich gewarnt werden. Inzahlreichen Verffentlichungen ist in den letzten Jahren Material ber Material der ffentlichkeitzugnglich gemacht worden. Das Reichsamt fr Sippenforschung und viele amtlichen und privaten Stellensind unermdlich ttig, weitere Unterla-en sicherzustellen und Untersuchungen durchzufhren. EinesTages, wenn die Bestandsaufnahme des deutschen Volkes zu einem mglichen Abschlu. gekommen seinwird, werden wir weiter sehen.

    Ernst Metelmann

    Unsere Ahnen haben zur Bewahrung guten Blutes ohne Kenntnis der Rassenfrage eine sorgfltigeGattenwahl getroffen. Nur ebenbrtige Gatten geben mit Sicherheit der kostbarsten Besitz weiter,der uns anvertraut ist: das Blut und damit das geistige Erbe.

    UNSERE HELDENSAGE

    Der rettende Sprung

    Wir standen am Grabe des Ritterkreuztrgers Oberleutnant Rudolf Neubrand und dann auf demHeldenfriedhof des Regiments. Die Schtzen einer Kompanie, noch im Bann des Geschehens der letztenTage, erzhlen:

    5 Uhr: berall fehlt es an Munition. Das MG. hat noch einen Kasten; aber er reicht nicht aus. um dieMassen der angreifenden Sowjets zurckzuhalten, Zwei Kameraden neben inir sind schwer verwundet,zwei andere gefallen. Wir kmpfen bis zur letzten Patrone. Drben liegt Hauptfeldwebel Ehlers hintereinem MG. Er ist der letzte, der schieen kann - und nur wenige Sebtzen liegen rechts und links. In den

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    15/23

    vordersten Stellungen sitzt bereits der Gegner. Beim nchsten Ansturm mu er den Rest des Zugesberrennen. In diesem Augenblick springt mit wilder Entschlossenheit der Obergefreite Knapp mit einergeballten Ladung mitten hinein in die feuernden Sowjets. Wir knnen kaum schieen, uns stockt der Atem.Bange Sekunden verstreichen, als er die Schnur herausgezogen hat und Kopf an Kopf unit dem Feindeliegt. Kann er die Nester sprengen? Im Augenblick der Detonation und der schwarzen Pulverwolke springt,nein fliegt er zu uns herein. Die kritische Lage war behoben.

    5.50 Uhr: Am rechten Flgel haben die Bolschewisten den letzten Trupp des ersten Zuges angegriffen.Einfach berrannt haben sie alles, was sich ihnen entgegenstellte. Aber an ein Haus kommen sie nichtheran. Zwei Obergefreite und drei Kradmelder kmpfen einen furchtbaren Kampf. Hinter ihnen im Hauseliegen die Verwundeten der Kompanie. Die mssen noch raus, dann mag der Gegner das Haus haben - ehernicht. Ein Kradmelder fllt, der Kamerad neben ihm nimint seine Munition. Als die Bolschewisten bereitsHandgranaten ins Haus werfen, stehen immer noch der Sanittsunteroffizier Wegert uhd der ObergefreiteRei am Fenster und heben die Verwundeten hinaus. Sie tun es mit unerschtterlicher Ruhe, kmmern sichum nichts, was um sie ist. Als die Sowjets dann endlich das Haus strtnen und mit wildem Eiferdurchwhlen, finden sie nur noch einen: Ain Fenster liegt, von vielen Kugelnausgelscht,Sanittsunteroffizier Wegert.

    11. Oktober, 2.Uhr: Im Augenblick hchster Gefahr setzt der Kompaniechef die endlich kommendenPanzer zm Gegensto an, Kmpfend strmt er mit den ersten Panzern nach vorn und weist den

    Panzerfhrern den Weg. "Jungens!" ruft er allen zu, die er - schutzlos oben auf einer Panzerkuppel sitzend -mit nach vorn reit: "Wir halten ans!" Jetzt steht er mit einem sowjetischen Gewehr aufrecht da und schietauf den in nchster Nhe liegenden bermchtigen Feind. Den Zugfhrern ruft er noch seine Befehle zu:"Stellung unbedingt halten!" Es sind seine letzten Worte.

    Und was haben andere Mnner fr Erlebnisse hinter sich:

    Der Unteroffizier Gotter der 1. Kompanie, der pltzlich allein vorn mit seiner Gruppe lag und auf beidenSeiten bereits von den Sowjets umgangen war. Unischnallen hatte er noch lassen, alles aufrumen in derStellung.

    Dann hatte er sein Huflein gesammelt und auch noch drei Gefangene mitgenommen, die die Waffen dergefallenen Kameraden tragen muten. Mit dieser Mannschaft ist er durch den Gegner hindurchgekommen.

    Oder der Kradstaffelfhrer des 1. Bataillons, der auf einer Meldefahrt in hchster Geschwindigkeit mitlautem "Urrh!" durch den Feind fuhr und seine wichtige Meldung berbrachte.

    Oder die 8. Kompanie, die - fast ohne Munition - zusammen mit den Sturmgeschtzen einen dergewaltigsten Angriffe abwehrte. Die standhaft blieb. als am 10. Oktober Tausende von Feinden ankamen,motorisierte Einheiten mit unzhligen Fahrzeugen anrollten, Kolonnen auf Kolonnen sich bereitstellten. Siehaben gehalten, die Mnner der 8. Kompanie, bis die Munition kam. Und dann haben sie geschossen,zugeschlagen und vernichtet. Oder der Gefreite Deutz aus der Stabskompanie, der in der Nacht vom 10.zum 11. Oktober die Verbindung von der entscheidenden Brckenstellting zum Regiment aufrechterhielt,obwohl sein Truppfhrer verNvundet und kein einziger Schtze mehr bei ihm war. Erst mit denSturnigeschtzen ging er ganz zuletzt zurck.

    Altes und neues Dorf

    Wie ich mir die neuen Bauernhfe und Drfer vorstelle, von denen in letzter Zeit fters die Rede ist; wiegro die Stellen geplant werden und auf welche Weise die Arbeit begonnen wrde ...

    Solche und hnliche Fragen stellte der Bauer an mich, bei dem ich im vergangenen Jahr bei der Ernte half.Ich erzhle, dall wir zunchst die Entstehung unserer alten Bauernhfe und Drfer zu verstehen versuchen.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    16/23

    Bei diesen Untersuchungen stellen wir fest, da sie je nach den rtlichen Bedingungen entstanden undallmhlich gewachsen sind. Ausschlaggebend fr ihre Form sind in der Hauptsache immer Volksstanim,Bodenart, Gelnde und Klima Dort, wo z. B. die Voraussetzungen fr gute Weiden waren, entwickeltensich verhltnismig unabhngige Einzelhfe und Hofgruppen. seltener geschlossene Drfer. DieGebirgstler gestatteten dagegen nur eine Entwicklung entlang des Tales und dort, wo grereAckerflichen mglich waren, entstanden zunchst zwar auch nur Einzelhfe, spter aber mit Erweiterungder Anbauflchen Hofgruppen und schlielich die uns heute so bekannten Haufendrfer. Daneben gibt esaber noch verschiedenartigste Dorfformen, die vom Gelnde. Wasser oder sonstigen Bedingungenabhngen Wenn auch manche dieser Siedlungs- und Dorfformen noch heute lebendig sind, so huben sichseit ihrer Entstehung doch viele Bedingungen gendert. die eine vorausschauende Erneuerung notwendigmachen.

    So mute z. B, in Preuen der gleiche Boden innerhalb von 75 . Jahren (1815 bis 1890) gegenber deinvergangenen 18. Jahrhundert eine um das 2,5 fache gestiegene Bevlkerung ernhren. Es muten Mittelgefunden werden, um die Bodenertrge so zu steigern, da die Ernhrung des Volkes wenigstens in derHauptsache von fremden Zufuhren unabhngig wurde. Das ist auch in einem wahrscheinlich frher nichtfr mglich gehaltenen Umfange gelungen. Ein vorpommerscher Betrieb von 80 Hektar lieferte z. B. im16. Jahrhundert bei vier Arbeitskrften: 9 Grovieheinheiten und 216 Doppelzentner Getreide (dieHackfrchte entsprechend auf Getreidewert umgerechnet).

    Ein Betrieb von nur 15 Hektar im gleichen Dorf liefert dagegen heute ebenfalls 9 Grovieheinheiten und350 Doppelzentner Getreide.

    Abgesehen von den steigenden Ansprchen, die besonders in den letzten hundert Jahren an dieLandwirtschaft gestellt werden muten, entstanden aber auch durch andere Umstnde groeVernderungen. Neue Industrien und Verkehrsmittel beanspruchten nicht nur ausgedehnte Landflchen,sondern beeinfluten auch indirekt durch falsche Manahmen und nicht rechtzeitig erkannteEntwicklungen ungnstig grere Lndereien und ganz besonders die soziale Ordnung unseres Volkes.

    Bauer und Buerin werfen dabei ein,- wie schwer es gerade heute sei, bei dem Mangel an geeignetenHilfskrften die notwendigen Arbeiten am Hofe zu verrichten. Mit einer regelmig angesetzten Arbeitszeitwie bei einem stdtischen Betriebe sei nicht auszukommen, und dadurch sei auch die Bauernarbeit imallgemeinen nicht so gesucht, wie das in frheren Zeiten der Fall war. Ich verweise auf den Umstand hin,

    da seit Verwendung der Maschinen die rein mechanische Arbeitskraft so gestiegen sei, da imWeltdurchschnitt auf je einen Menschen die Arbeitsleistung von 15 eisernen Sklaven kommt.

    Dieser Vergleich lt besonders eindrucksvoll erkennen, da alle Betriebe, bei denen viel schwerekrperliebe Arbeit geleistet werden mu, gegenber den mehr mechanischen Werksttten zurckgedrngtwerden. Diese haben die Mglichkeit des verhltnismig unabhngigen Arbeitens und Planens; diebuerlichen Betriebe mssen aber z. B. mit dem Wetter rechnen und die Arbeitszeit entsprechendeinrichten.

    Wenn man bedenkt, da 70 Prozent aller Bauernarbeit auf dem Hofe verrichtet wird, dann gilt es vor allem,Gebude und Werkzeuge so zu gestalten, da unntige Arbeit mglichst vermieden werden kann.

    Aber auch die Felder sollen gnstig zum Hofe liegen, Umwege und Hindernisse alter Art, wie Steigungen,

    schlechte Grenzziehungen, Verkehrswege usw., zwischen Hof und Flur mssen fortfallen.

    Damit sind aber schon zwei wichtige Forderungen an unsere neuen Bauernhfe und Drfer gestellt:

    1. Anlage von Wirtschaftsgebuden, die neben den verschiedenartigsten Forderungen den Transport vonschweren Lasten erleichtern (kurze Dung- und Futterwege, Greiferanlage usw.),

    2. Neuordnung des Bodens durch Umlegung der Felder besonders in Hinsicht auf kurzeWirtschaftsentfernungen.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    17/23

    Die Schlge mssen so geformt sein, da eine gute Bearbeitung mit Maschineu mglich ist. Das zu dichtgebaute alte Dorf mu also aufgelockert werden, und das neue Dorf ist gleich so zu planen, da eine invielen Hinsichten bestmgliche Zuteilung des Bodens erreicht wird.

    Der Bauer fragt, in welcher Weise diese Neuordnung durchgefhrt werden soll.

    hnlich wie fr die Stdte Wirtschafts- und Bebauungsplne aufgestellt werden, sind auch fr dieDorfgeinarkungen sogenannte Dorfplne zi schaffen, die alle Verbesserungen behandeln, welche dieDorfgemeinschaft, die Landnutzung, Verkehr und andere Dinge betreffen. Besonders eingehend sind dieAufgaben der Landschaftsgestaltung zu lsen. Sie umfat die vielfltigen Beziehungen zwischen Boden,Wasser, Luft, Pflanzenban und Tierwelt. Abgesehen von Sonderaufgaben ist u. a. zu klren:

    Die Aufforstung schlechter Bden und zu steiler Hnge, Verbesserung des Wasserhaushaltes z. B. durchAufspeicherung des Schneeschmelzwassers, Schaffung von Windschutzhecken, Gestaltung der Ufer vonWasserIlchen, Beseitigung von Klte- und Nssestauen und vieles andere. Besonders die Anlage vonSchutzpflanzungen durch die Schaffung von Waldstreifen und Hecken ist in den neu eingegliedertenOstgauen von groer Wichtigkeit. Sie bieten Windschutz durch Auskmmen des Windes, schtzen vorSchneeverwehungen und gegen bermige Verdunstung von Acker- und Wiesenflchen, verhindernAushagern des Bodens und Bodenverwehungen. Sie sollen uns aber auch Holz und Frchte bringen, derTierwelt Unterschlupf bieten und als Unkraut'sammler und Unkrautvernichter dienen. Die

    Schutzpflanzungen sind von groer Bedeutung fr die ausgeraubten und ausgerumten Landschaften desOstens. Neben den klimatischen Verbesserungen schenken sie uns reichgegliederte Landschaftsrume undschaffen dadurch das Gesicht einer neuen Heimat. Der Reiz der Aufgabe, neue Drfer im Osten entstehenzu lassen, liegt fr den Gestalter besonders darin, alle Erfahrungen und Erkenntnisse unabhngig vonhemmenden Umstnden anwenden zu knnen.

    Auf die Frage, wie gro die.neuen Drfer werden sollen, verweise ich auf die Richtlinien des ReichsfhrersSS, Reichskommissars fr die Festigung des deutschen Volkstums. In ihnen sind dieAusfhrungsbestimmungen,fr den Neuaufbau von Drfern in den neuen Ostgauen festgelegt. Man rechnetetwa 400 bis 500 Einwohner fr ein Dorf mit einer Gemarkung von 10 bis 15 Quadratkilometer. Das ergibteinen Durchmesser von etwa einer Wegstunde. 30 bis 40 Bauernhfe der verschiedensten Gre sollen ineinem Dorfe entstehen, der Hauptsache nach aber werden es Hufen oder sogenannte Familienwirtschaftensein. Diese sind bei leichtem oder mittlerem Boden etwa 25 bis 40 Hektar gro. Die Mglichkeit der

    Unterbringung einer Landarbeiterfamilie fr jeden Hof ist vorgesehen. Etwa acht bis zehn Drferzusammen bilden mit dem Hauptdorf einen Hauptdorfbereich. Im Hauptdorf sollen alle Gemeinschafts-und Verwaltungseinrichtungen vorgesehen werden, die nicht in jedem Dorfe erstellt werden knnen, z. B.die neue Hauptschule (siehe Abb. 1):.

    Ob das Dorf etwa einen Turm mit Uhr und Glocke bekme, die durch ihre Zeichen den Tag einteilen, meintdie Buerin.

    Jedes Dorf erhlt in der Mitte, von allen Teilen mglichst gut sichtbar und erreichbar, dieGemeinschaftsbaufen: das Dorfhaus m;t den Gemeinschaftsrumen, Schule, Kindergarten und einenGlockenturi~i. das Gemeindewirtschaftsgebude mit einer Wscherei, Maschinen, die nicht jeder Baueranschaffen kann, eine kleine Werkstatt, fr Reparaturen der Maschinen und andere Einrichtungen. In derDorfmitte befinden sieh auch die Lden und die Stellen der Handwerker. Bercksichtigt man alle

    geforderten betriebswirtschaftlichen und landschaftsgestalterischen Bedingungen, dann wird das neue Dorfgegenber dem alten strker gegliedert sein. Boden, Klima und sonstige Dinge beeinflussen zwarwesentlich die Dorfform, im ebenen Gelnde lt sich aber etwa folgendes Formschema aufstellen (sieheAbb. 3):

    Dagegen sieht das alte Haufendorf etwa so aus (siehe Abb. 2):

    Die stark gegliederte Form des neuen Dorfes ergibt 'eine gute Zueinanderordnung von Hof und Feld,gestattet leichte Erweiterung und trotz der weitrumigen Anlage grten Beziehungsreichtum zu denGemeinschaftsbauten in der Mitte. Die Gliederung entspricht auch der planmigen Entwicklung und

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    18/23

    unserer heutigen Raumvorstellung in der Schaffung starker Kontraste zwischen bebautem und begrenztemWeiler, offener Feldflur mit den Schutzpflanzungen und der Dorfmitte. Wenn diese an einem erhhtliegenden Platz errichtet wird, so kann ihre, Bedeutung noch strker hervorgehoben werden. Auchder'Friedhof soll an einer landschaftlich weithin sichtbaren Stelle liegen.

    Zum Schlu unseres Gesprches uern Bauer und Buerin gewisse Bedenken, ob durch die beabsichtigteNormung der Bauernhfe nicht eine ungewollte, langweilig und de wirkende Gleichheit im Dorfe entsteht.Ich weise darauf hin, da zu allen Zeiten in den verschiedenen Landschaften durch die Gleichheit derAufgabe die uns so bekannten und lieben Haustypen entstanden sind: z.B. das niederschsischeBauernhaus, das alpenlndische oder frnkische Gehft und andere Bauernhaustypen. Man mu natrlichbedenken, dafl wir heute in unserem greren Vaterland gegenber den frheren zahlreichenStammesgrenzen vielleicht mit weniger Typen auskommen werden. Es wre ja auch falsch, eine einmal alsrichtig erkannte Hausform nur deshalb abndern zu wollen, um andere, vielleicht aber ungnstigereGebude zu bekommen. Die Vielfltigkeit mu sich eher in der Verbesserung der handwerklichenDurchbildung und Verinnerlichung zeigen, die schon immer den wahren Wert der Dinge ausgemachthaben.

    Alfred Roth

    Wir nehmen dem Zufall die Kraft, wir meistern das Schicksal.

    Wchst doch kein Grashalm auf, wenn nicht ein eigener Lebenskeim in ihm ist, wie viel mehr in mir,und darum, weil ich frei im hchsten Sinne, weil ich anfanglos mich fhle, darum glaub ich, da ichendlos, da ich unzerstrbar bin. Hat mich eines Tpfers Hand gemacht, so mag er sein Gefzerschlagen, wie es ihm gefllt. Doch was da lebt, mu unerzeugt, mu gttlicher Natur in seinemKeime sein, erhaben ber alle Macht und alle Kunst, und darum unverletzlich, ewig.

    FRIEDRICH HLDERLIN.

    Das Antlitz der Landschaft ist Ausdruck der RasseAus der allgemeinen Anordnung des Reichsfhrers SS. Reichskommissars fr die Festigung deutschenVolkstums, ber die Gestaltung der Landschaft in den eingegliederten Ostgebieten:

    "Die Landschaft in den eingegliederten Ostgebieten ist auf weiten Flchen durch das kulturelleUnvermgen fremden Volkstums vernachlssigt, verdet und durch Raubbau verwstet, Sie hat in groenTeilen entgegen den standrtlichen Bedingungen steppenhaftes Geprge angenommen.

    Es gengt also nicht, unser Volkstum in diesen Gebieten anzusiedeln und fremdes Volkstum auszuschalten.Die Rume mssen vielmehr eine unserrer Wesenart entsprechenden Gestaltung erhalten, damit dergermanisch-deutsche Mensch sich heimisch fhlt, dort sehaft wird und bereit ist, diese seine neue heimatzu lieben und zu verteidigen. Nur in einer solchen landschaft erwachsen und gedeihen die Krfte eines

    gesitteten und sinnvollen Lebens. Die natrliche Umwelt wirkt auf die Entfaltung und Formung der durchdie Rasse gegebenen schpferischen Krfte des Menschen in mannigfacher Hinsicht ein. Sie kann durchReichhaltigkeit, Fruchtbarkeit, Belebtheit und Ordnung frdernd, durch Einfrmigkeit, Verwstung undLeere lhmend und Entseelend wirken."

    Zwei Warnbeispiele

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    19/23

    Wer im Kriege schmarotzt, der fllt!

    Nichts Schimpflicheres gibt es als die Untreue gegen sich und gegen sein Volk. Je lnger der Krieg dauert,je hrter die Anforderungen, je schwerer die Opfer drauen an der Front werden, desto selbstverstndlichermu die feste und saubere Haltung all jener werden, die Gter zu verwalten haben, weiche der Gesamtheitnur tropfenweise zuflieen knnen. Folgender Fall sei als mahnendes Beispiel aus der Praxis angefhrt:

    Der SS-Fhrer X erhielt im Jahre 1940 den Auftrag, SS-eigene Truppenwirtschaftslager einzurichten undaufzubauen. Er wurde mit weitreichenden Vollmachten, die ihre Grundlage in dem ihmentgegengebrachten Vertrauen hatten, ausgestattet. Er mibrauchte jedoch dieses Vertrauen hemmungslosund in verbrecherischer Weise, um sich selbst zu bereichern So fhrte er in berschreitung seinerVollmachten und teils mit Gewalt Beschlagnahmen durch und verschob dann die so erworbenen Sachen,Lebensmittel und ganze Warenlager von Kleider- und Anzugstoffen und dergleichen an dunkle undverbrecherische Elemente, mit denen er in sehr enger Verbindung stand. Ihnen stellte er auch Dienstgelderin betrchtlicher Hhe zu Spekulationen, an deren Gewinn er sich beteiligen lie, zur Verfgung underteilte ihnen aus dem gleichen Grunde Vollmachten, von denen sie dann in gleich verbrecherischer WeiseGebrauch machten. Der durch sein Handeln Volk und Reich zugefgte Schaden ist nicht abzusehen. Wegenseiner Taten wurde er als Volksschdling zum Tode verurteilt. Das Urteil ist vom Fhrer selbst besttigtund bald darauf vollstreckt worden.

    Aus diesem Fall soll jeder erkennen, da jede Untat, auch die geringste, unerbittlich und unbarmherziggeahndet wird und geahndet werden mu. Jedem SS-Fhrer und SS-Mann mu es klar sein, dafl er seinLeben verwirkt hat, wenn er sich in irgendeiner Weise auch an dem Geringsten vergreift, das demKameraden drauen an der Front den Arm und das Herz starken, den Volksgenossen in der Heimat dasLebensnotwendige sichern soll. Niemand wird sich dabei auf seine Person, auf seine Stellung oder aufgeine Verdienste, und mgen diese noch so alt und anerkannt sein, berufen knnen.

    Schutz dem keimenden Leben

    Die berzeugung aber, da der Sieg der Waffen nur durch den Sieg der Wiegen vollendet werden kann, isteiner der wichtigsten Grundstze der SS. Wer sich gegen das keimende Leben vergeht, schdigt dieVolkskraft. Auch dazu ein Beispiel ans der Praxis:

    Der seit 1935 kinderlos verheiratete SS-Fhrer A. unterhielt mit einer jungen Broangestellten B. einVerhltnis, das nicht ohne Folgen blieb. Da er befrchtete, die auereheliche Geburt des Kindes knne ihmdienstlich schaden, veranlate er die B., Abtreibungshandlungen an sich vorzunehmen, die jedoch keinenErfolg hatten. Nachdem auch seine eigenen Bemhungen fehlgeschlagen waren, trat er durch dieVermittlung verschiedener Zwischenpersonen mit einem Mann in Verbindung, der schon frher mal in eineAbfreibungsangelegenheit verwickelt war und sich jetzt auch - nach anfnglichem Weigern - zur Vornahmeder entsprechenden Eingriffe bereit erklrte. Der Angekagte holte ihn hierzu sogar im Dienstwagen ab undgab ihm als Entgelt fr seine Bemhungen auer der Vergtung seiner Auslagen mehrere Paar Schuhe imWerte von 75 RM. Smtliche Abtreibungshandlungen blieben jedoch ergebnislos.

    Im Gegensatz zu dem allgemeinen Strafgericht, das die Kindsmutter und den gegen Entgelt ttiggewordenen Abtreiber zu 3 bzw. 8 Monaten Gefngnis und die brigen Beteiligten zu Gefngnisstrafen bis

    zu sechs Wochen verurteilte, erkannte das SS- und Polizeigericht wegen versuchter Abtreibung auf eineerheblich strengere Strafe, nmlich auf l,5 Jahre Gefngnis. Es bercksichtigte dabei insbesondere, da derAngeklagte einen fr SS-Fhrer unverstndlichen Mangel an Mut und Verantwortungsbewutsein gezeigt,gewissenlos das Leben und die Gesundheit der Kindsmutter aufs Spiel gesetzt und das Ansehen der SSgeschdigt hatte. Von einer noch strengeren Strafe wurde nur abgesehen, weil der Angeklagte herzkrank,wenig leistungsfhig und in einem Zustand stndiger Depression und allgemeiner Kopflosigkeit zu seinemVerhalten gedrngt worden ist. Der Reichsfhrer SS hat das Urteil besttigt und einen Gnadenerweis, frdessen Gewhrung verschiedene Umstnde, u. a. der Einsatz des Angeklagten fr die NSDAP. vor derMachtbernahme, sprachen, abgelehnt.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    20/23

    Die erheblich hhere Bestrafung ergibt sich daraus, da Verfehlungen, die sich gegen weitansehaulicheGrundstze der Ordensgemeinschaft richten, einer besonders strengen Beurteilung unterliegen.

    Aus den Mitteilungen des Hauptamtes SS-Gericht

    Mag jeder einzelne Deutsche, ganz gleich wo er steht, sich dessen bewut sein, da von ihmselbst,von seinem Einsatz und seiner Opferbereitschaft die Erhaltung unseres Volkes, das Schicksal und die

    Zukunft vieler Generationen abhngen.

    Aus der Rede des Fhrers vom 10.9.43

    In der Erde ruht die Kraft des Heiles und der Zerstrung

    Die Bauern in dem schwbischen Albdrfehen hatten imraer gedacht, ein Bienenstich sei eine harmlose

    Angelegenheit; der Lehrer, der in seinem Garten ein paar Bienenstcke stehen hatte, wurde ja auch oftgenug gestochen, ohne dafl etwas geschah. Nun hatten sie gestern den jungen Stiegele dahergebracht - einBienenschwarm hatte sein Gefhrt berfallen und die Pferde so arg zugerichtet, dafl eines starb. Ihn selberstachen einige Bienen, man fand ihn keuchend, mit Krmpfen, neben dem umgestrzten Wagen amFeldrain liegen. Als der Arzt kam, fand er einen Toten. Eine Ateinlhmung hatte sein Ende besiegelt.

    Die Bauern im Ort schttelten den Kopf. Wenn die Bienen Menschen umbringen knnen, dann mte mandoch eigentlich die Menschen vor dem Bienengift schtzen. Konnte aller Nutzen durch Bestuben undNektarsammeln, den die Bienen des Lehrers bringen mochten, wiedergutmachen, da der Erbe desStiegelehofes ums Leben gekommen war? Was giftig ist, mu weg, sagten die Bauern. Und dafl die Bienenverteufelt giftig waren, hatte ihnen der gestrige Tag eindeutig bewiesen.

    Ein anderes Bild, auch aus schwbischen Landen. In langer Reihe sitzen Mdchen vor speziell gebautenBienenstnden, greifen die Immen mit einer Pinzette und lassen sie in besonders vorbereitetes Papierstechen. Sie gewinnen Gift - das gleiche Gift, das jenen jungen Bauern aus der Schwbischen Albumbrachte. Mit diesem Gift heilt man Menschen, Rheumatiker vor allem. Es dient dein Wohle ebenso, wiees zum Unsegen werden kann. Es gibt kein Gift an sich, erst die Dosis macht das Gift, hat Paracelsuseinmal gesagt. Ist es nicht bei der Biene so? Der Lehrer in jenem schwbischen Dorf, der hufig genuggestochen wurde, hatte Rheuma gehabt, ehe er sich Bienenvlker zulegte. jetzt war es verschwunden - die"Dosierung" in gelegentlichen Bienenstichen hatte ihre segensreiche Wirkung gezeigt. Den Bauern Stiegelehatten jedoch ein paar Bienen direkt in die Venen gestochen, das Gift war unmittelbar ber die Blutbahn andie Nerven herangetragen worden. Die Dosis war zu gro gewesen.

    Kein Ding ist ein Gift an sich. Zwei deutsche Gelehrte, Arndt und Schultz, haben vor Jahren ein Gesetzaufgestellt, das dieses Wort des Paracelsus schrfer fat, Sie sagen von allen Reizen, also auch von denGiften, da schwache Reize die Lebensttigkeit anregen, mittlere sie frdern, starke sie hemmen und

    strkste sie aufheben. Fr die Gifte heit das: wir haben nur von einer bestimmten Dosis an ira strengenSinne das Wort Gift zu gebrauchen.

    Freilich - diese Dosis ist oft klein. Denn welch eine geringe Menge rinnt durch den Giftzahn der Kobra indie Wunde, die von der Schlange geschlagen wurde. Und doch gengt sie, um einen Menschen zu tten.

    Auf einein Umweg kam man dazu, auch das Schlangengift zum Wohle des Menschen einzusetzen.Ausstzige leiden oft unter wahnsinnigen Schmerzen, die eigentlich nur durch Morphium zu betuben sind.

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    21/23

    Ein solch unglcklicher Leprakranker wurde nun vor etwa 15 Jahren von einer tropischen Spinne, derMinierspinne, gebissen. Die merkwrdige Folge dieses giftigen Bisses war, dafl die starkenNervenschmerzen des Kranken schnell und fr lngere Zeit aufhrten. rzte, denen dieser Fall zu Ohrenkam, verfolgten die Geschichte weiter, sie stellten Versuche an. Man wute, da das Gift der Kobra und derKlapperschlange in ihrer Wirkung hnlich dem der Minierspinne sein sollte. Die Schlangen sind leichter alsdie Spinnen zu erhalten, und so arbeitete man mit Giftschlangen.

    Inzwischen hat man an vielen Orten der Welt Schlangengift gewonnen. Auch in Deutschland hat man sichbesonders intensiv damit beschftigt. Das Saangengift wurde in winzigen Mengen vor allem gegen starkeSchmerzen eingesetzt, also nicht direkt als Heilmittel. Allerdings scheint es sich neuerdings auch bei derBesserung bestimmter Krankheitszustnde zi bewhren, ohne dafl darber das letzte Wort gesprochenwurde. Am erfolgreichsten hat es sich jedenfalls bisher bei Bekmpfung von Schmerzzustnden, zumBeispiel bei der Rckenmarkschwindsucht - der sogenannten Tabes - und bei bestimmten Krebsfllengezeigt.

    Das ist jedoch fr uns nicht so wissenswert wie die Tatsache, dafl das unheimliche Gift der Brillenschlangeunter gewissen Voraussetzungen dem kranken Menschen zum Segen werden kann. So beit dieBrillenschlange im Laboratorium wtend in ein mullberspanntes Spitzglas, anstatt in das Fleisch desAngreifers, langsam tropft der todbringende Saft herab. Die Kiefer der Schlange werden vorsichtig wiedergelst, um den Giftzahn nicht abbrechen zu lassen, und die Schlange hat, zum Segen von

    Schmerzgequlten, wieder zwei Wochen Zeit, um neues Gift zu bilden.

    Die Apotheken der alten und neuen Zeit sind voll von solchen Giften, weiche durch weise Beschrnkungder Menge zu Wohlttern gewandelt werden. Der ganze groe Heilgarten der Natur ist reich an heilendenGiften: Tollkirsche, Maiglckchen, Fingerhut, Bilsenkraut und wie sie alle heien. Unter ihnen haben diesogenannten herzwirksamen Stoffe, die man im Fingerhut, Maiglckchen, Adoisrschen, Oleander, derMeerzwiebel undanderen Pflanzen findet, eine neue Erkenntnis gebracht. Wir verdanken sie einemHerzarzt, Dr. Karl Fahrenkamp. Er kam ber seine Kranken zu vllig neuartigen Problemen.

    Aus tausendfltiger Erfahrung wute er, wie alle Herzrzte, welcher Segen von der Digitalis-Spritzeausgehen kann, wenn es gilt, einen lebensbedrohenden Anfall von Herzschwche zu beseitigen. DerHerzschlag kehrt zu seinem natrlichen Rhythmus zurck, die Schlagkraft des Herzens kommt wieder in

    Cbereinstiminung mit den Anforderungen des Krpers. Man sagt, der Herzkranke ist "kompensiert". Das isteine alte klinische Erfahrung, auf der unser ganzer groer Wissensstoff ber Digitalis, den Fingerhut, undseine hnlich wirkenden Trabanten Maiglckchen, die Meerzwiebel Seilla und die tropischen Strophantus-Arten beruht. Die Strophantin- oder Digitalis-Spritze ist zum unentbehrlichen Rstzeug des modernenArztes geworden, mit der er zahllosen Menschen eine akute Lebensbedrohung nehmen konnte.

    Wie lange aber diese Kompensation, also der Ausgleich zwischen Herzkraft und Herzbeanspruchung,anhlt, ist unsicher. Man mute sich darauf beschrnken, in einem neuen Anfall von Herzschwche wiederzur Digitalisspritze zu greifen. Konnte es nicht mglich sein, dem Anfall vorzubeugen? Diesen Wegversuchte Karl Fahrenkamp und kam dabei einem ganz entscheidenden, umfassenden biologischenProblem auf die Spur. Er hatte die Erfahrung gemacht, dafl zwischen Tinkturen, die aus der ganzen Pflanzeoder dem wirksamen Pflanzenteil hergestellt waren, und dem gereinigten kristallinen "Gift" grundlegendeUnterschiede bestehen. In dem einen Fali war der eine Stoff wirksamer, bei anderen Formen von

    Herzkrankheiten wieder die Tinktur.

    So gab er seinen Kranken, die bereits kompensiert waren, bestimmte Tinkturen in ganz geringen Dosen zurVorbeugung. Er hatte damit Erfolg und stellte sich vor, dafl offenbar auf diesem Wege ein Mangelabgedeckt wrde, hnlich wie man einen Vitamin- oder Hormonmangel beseitigen kann. Man glaubte ihmdiese Ergebnisse nicht, und darum suchte er nach einem Test, einem Beweis. Der Tierversuch, wie man ihnbisher mit herzwirksainen Stoffen anstellte, versagte. So begann Fahrenkamp mit Pflanzen zuexperimentieren. Die Ergebnisse, die nunmehr nach vielen Jahren zher Arbeit vorliegen, sind sobedeutungsvoll, dafl sie eine bisher ungeahnte Ausweitung erfahren werden. Vor allem, seit die

  • 7/21/2019 SS Leitheft - 10. Jahrgang - Heft 1 - Januar 1944

    22/23

    Experimente in den letzten vier Jahren grozgig durchgefhrt werden konnten, offenbart sich ihre wahreBedeutung. Sie besteht in folgendem:

    Wenn im Herbst die zahllosen Fingerhte, Maiglckchen und Adonisrschen, Vom Regen ausgelaugt, ihreherzwirksamen Stoffe der Erde bergeben, ist ihr Kreislauf nicht zu Ende. Im Gegenteil: er beginnt erst.Die brigen Pflanzen, die von den Ausschwemmungen der Stoffe erreicht werden, bekommen davon einenTeil ab und werden aktiviert. Wenn man Gemse, Blumen, Getreide auf knstliche Weise mit solchenPflanzenpresften oder Tinkturen aktiviert, kann man den Unterschied ohne weiteres beobachten. Wirhaben es auf Versuchsfeldern und Versuchsbeeten hundertfach gesehen: die Pflanzen werden, um es miteinem Wort zu sagen, gesnder. Sie halten Wind und Wetter besser stand, sind lnger zu konservieren,bleiben - wie Kartoffeln und Mhren - lnger frisch. Viele sind schmackhafter, andere werden krftiger.Kurz - der Eindruck, den man aus diesen Forschungen gewinnt, ist der, dafl die Gesundheit durch diese ausherzwirksamen Pflanzen gewonnenen Stoffe gesteigert wird. Auch bei bestimmten Tierversuchen konntenWirkungen festgestellt werden.

    Fahrenkamp nannte diese Stoffe Funktionine. Er ist der wohlbegriindeten Ansicht, da hier echteLebensstoffe vorliegen, die am Aufbau des Lebendigen entscheidend beteiligt sind