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Nachrichten aus der Chemie | 56 | Mai 2008 | www.gdch.de/nachrichten Chemiewirtschaft Stärker gewachsen als gedacht Die deutsche Chemieindustrie verbesserte Umsatz und Ergebnis im Jahr 2007 trotz steigender Ölpreise und US-amerikanischer Finanzkrisen. Dafür stieg die Nachfrage aus Osteuropa und Asien. Deutsche Chemieunternehmen haben im Jahr 2007 ihre Produktion um 4,3 % und damit ihren Umsatz um 7,1 % auf 174 Mrd. Euro gestei- gert. Dabei verbesserte sich der Um- satz im Ausland um 8 % auf 95 Mrd. und der im Inland um 7 % auf 79 Mrd. Euro. Der Präsident des Ver- bands der chemischen Industrie Ul- rich Lehner zog Bilanz: „Vor einem Jahr hatte niemand es für möglich gehalten, dass sich das wirtschaftli- che Wachstum über das Jahr 2007 so dynamisch fortsetzt.“ Damals war der Verband von etwa 2 % Zunahme ausgegangen. Die Umsätze der deutschen Che- mieindustrie stiegen nun im vierten Jahr in Folge. Im Jahr 2007 erhöhten die Unternehmen dafür die Investi- tionen in Sachanlagen im Inland um 5 % auf 6,5 Mrd. Euro und die Beleg- schaften um 0,2 % auf 437 000 Mit- arbeiter. Die Sparte Pharmazeutika steiger- te ihre Produktion um 9 %. Es folgen Fein- und Spezialchemikalien sowie Wasch- und Körperpflegemittel mit je 5 % Zuwachs. Chemische Grund- stoffe wie Polymere (+ 3 %), Petro- chemikalien (+ 1,5 %) und Anorga- nika (+ 1 %) legten etwas weniger zu. Der Verband der Europäischen chemischen Industrie berichtet über das Jahr 2007 in Europa: Das Pro- duktionsvolumen von Consumer Chemicals stieg mit 4,5 % am stärks- ten. Es folgen Pharmazeutika und Petrochemikalien mit 4,0 bzw. 3,8 %. Das Volumen von Spezialchemika- lien wuchs um 2,5 %, das von Poly- meren um 1,5 % und das von Anor- ganika um 0,5 %. Alle hier aufgeführten Unterneh- men – bis auf Lanxess – haben ihr Ergebnis im Jahr 2007 gegenüber 2006 verbessert (siehe Tabelle). BASF mit Rekordumsatz als SE Im November 2007 hat sich die BASF AG in eine Europäische Gesellschaft (Societas Europaea, SE) gewandelt und im gesamten Jahr einen Umsatz von fast 58 Mrd. Euro (+ 10 % zum Vorjahr) erwirtschaftet. Bilanz 2007 BASF Bayer Henkel Lanxess Merck Umsatz [Mrd. Euro] 57,95 (+10,2) a 32,39 (+11,8) 13,07 (+2,6) 6,61 (– 4,8) 7,08 (+12,0) Ebit b [Mrd. Euro] 7,61 (+4,9) 3,15 (+14,2) 1,34 (+3,5) 0,21 (– 42,8) 0,20 (– 80,6) Ergebnis vor Ertragssteuern [Mrd. Euro] 6,94 (+6,3) 2,23 (+12,8) 1,25 (+6,3) 0,17 (– 40,1) –0,1 Jahresüberschuss nach Steuern [Mrd. Euro] 4,07 (+26,4) 1,93 (+12,7) 0,94 (+8,0) 0,11 (– 43,1) 3,52 (+252) Investitionen in Sachanlagen [Mrd. Euro] 2,63 (+8,4) 1,89 (+8,7) 0,47 (+9,0) 0,28 (+6,4) 0,28 (+10,7) F+E-Aufwand [Mrd. Euro] 1,28 (+8,1) 2,58 (+12,2) 0,35 (+2,9) 0,88 (±0) 1,03 (+67) F+E-Quote [%] 2,21 (– 7,9) 7,97 (+0,8) 2,55 (–5,4) 1,3 (±0) 14,55 (+21) Umsatz pro Beschäftigte [Mio. Euro] 0,61 (+10,9) 0,31 (+11,1) 0,25 (+4,2) 4,52 (+7,4) 0,23 (±0) Ebitda-Marge c [%] 17,6 (– 4,9) 13,2 (–21,0 ) 12,9 (±0) 10,9 (+12,4) 27,4 (+5,4) Umsatzrendite d ROS [%] 13,1 (– 5,1) 9,8 (–18,3) 10,3 (±0) 0,03 (–99,4) 13,8 (– 22,9) Kapitalrendite e ROCE [%] 16,4 (– 6,3) 15,4 (+6,2) 17,7 Ergebnis je Aktie [Euro] 8,32 (+30,6) 5,84 (+263) f 2,14 (+7,5) 1,32 (– 43,3) 16,21 Beschäftigte (31.12.2007) 95 175 (– 0,1) 106 200 (+0,2) 52 303 (+1,1) g 14 610 (–11,4) 30 968 (+3,2) a Veränderungen zum Vorjahr in Prozent in Klammern. e Ebit/durchschnittlich eingesetztes Kapital. b Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern). f Inkl. Einfluss der Schering-Akquisition. c Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen)/Umsatz. g Im Jahresdurchschnitt. d Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern)/Umsatz. 545

Stärker gewachsen als gedacht

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Page 1: Stärker gewachsen als gedacht

Nachrichten aus der Chemie | 56 | Mai 2008 | www.gdch.de/nachrichten

�Chemiewirtschaft�

Stärker gewachsen als gedacht

Die deutsche Chemieindustrie verbesserte Umsatz und Ergebnis im Jahr 2007 trotz

steigender Ölpreise und US-amerikanischer Finanzkrisen. Dafür stieg die Nachfrage

aus Osteuropa und Asien.

� Deutsche Chemieunternehmen haben im Jahr 2007 ihre Produktion um 4,3 % und damit ihren Umsatz um 7,1 % auf 174 Mrd. Euro gestei-gert. Dabei verbesserte sich der Um-satz im Ausland um 8 % auf 95 Mrd. und der im Inland um 7 % auf 79 Mrd. Euro. Der Präsident des Ver-bands der chemischen Industrie Ul-rich Lehner zog Bilanz: „Vor einem Jahr hatte niemand es für möglich gehalten, dass sich das wirtschaftli-che Wachstum über das Jahr 2007 so dynamisch fortsetzt.“ Damals war der Verband von etwa 2 % Zunahme ausgegangen.

Die Umsätze der deutschen Che-mieindustrie stiegen nun im vierten Jahr in Folge. Im Jahr 2007 erhöhten

die Unternehmen dafür die Investi-tionen in Sachanlagen im Inland um 5 % auf 6,5 Mrd. Euro und die Beleg-schaften um 0,2 % auf 437 000 Mit-arbeiter.

Die Sparte Pharmazeutika steiger-te ihre Produktion um 9 %. Es folgen Fein- und Spezialchemikalien sowie Wasch- und Körperpflegemittel mit je 5 % Zuwachs. Chemische Grund-stoffe wie Polymere (+ 3 %), Petro-chemikalien (+ 1,5 %) und Anorga-nika (+ 1 %) legten etwas weniger zu.

Der Verband der Europäischen chemischen Industrie berichtet über das Jahr 2007 in Europa: Das Pro-duktionsvolumen von Consumer Chemicals stieg mit 4,5 % am stärks-

ten. Es folgen Pharmazeutika und Petrochemikalien mit 4,0 bzw. 3,8 %. Das Volumen von Spezialchemika-lien wuchs um 2,5 %, das von Poly-meren um 1,5 % und das von Anor-ganika um 0,5 %.

Alle hier aufgeführten Unterneh-men – bis auf Lanxess – haben ihr Ergebnis im Jahr 2007 gegenüber 2006 verbessert (siehe Tabelle).

BASF mit Rekordumsatz als SE

� Im November 2007 hat sich die BASF AG in eine Europäische Gesellschaft (Societas Europaea, SE) gewandelt und im gesamten Jahr einen Umsatz von fast 58 Mrd. Euro (+ 10 % zum Vorjahr) erwirtschaftet.

Bilanz 2007 BASF Bayer Henkel Lanxess Merck

Umsatz [Mrd. Euro] 57,95 (+10,2)a 32,39 (+11,8) 13,07 (+2,6) 6,61 (– 4,8) 7,08 (+12,0)

Ebitb [Mrd. Euro] 7,61 (+4,9) 3,15 (+14,2) 1,34 (+3,5) 0,21 (– 42,8) 0,20 (– 80,6)

Ergebnis vor Ertragssteuern [Mrd. Euro]

6,94 (+6,3) 2,23 (+12,8) 1,25 (+6,3) 0,17 (– 40,1) –0,1

Jahresüberschuss nach Steuern [Mrd. Euro]

4,07 (+26,4) 1,93 (+12,7) 0,94 (+8,0) 0,11 (– 43,1) 3,52 (+252)

Investitionen in Sachanlagen [Mrd. Euro]

2,63 (+8,4) 1,89 (+8,7) 0,47 (+9,0) 0,28 (+6,4) 0,28 (+10,7)

F+E-Aufwand [Mrd. Euro] 1,28 (+8,1) 2,58 (+12,2) 0,35 (+2,9) 0,88 (±0) 1,03 (+67)

F+E-Quote [%] 2,21 (– 7,9) 7,97 (+0,8) 2,55 (–5,4) 1,3 (±0) 14,55 (+21)

Umsatz pro Beschäftigte [Mio. Euro]

0,61 (+10,9) 0,31 (+11,1) 0,25 (+4,2) 4,52 (+7,4) 0,23 (±0)

Ebitda-Margec [%] 17,6 (– 4,9) 13,2 (–21,0 ) 12,9 (±0) 10,9 (+12,4) 27,4 (+5,4)

Umsatzrendited ROS [%] 13,1 (– 5,1) 9,8 (–18,3) 10,3 (±0) 0,03 (–99,4) 13,8 (– 22,9)

Kapitalrenditee ROCE [%] 16,4 (– 6,3) 15,4 (+6,2) 17,7

Ergebnis je Aktie [Euro] 8,32 (+30,6) 5,84 (+263)f 2,14 (+7,5) 1,32 (– 43,3) 16,21

Beschäftigte (31.12.2007) 95 175 (– 0,1) 106 200 (+0,2) 52 303 (+1,1)g 14 610 (–11,4) 30 968 (+3,2)

aVeränderungen zum Vorjahr in Prozent in Klammern. eEbit/durchschnittlich eingesetztes Kapital. bEbit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern). fInkl. Einfluss der Schering-Akquisition.

cEbitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen)/Umsatz. gIm Jahresdurchschnitt.

dEbit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern)/Umsatz.

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Page 2: Stärker gewachsen als gedacht

Im Segment Chemikalien wuchs der Umsatz auf mehr als 14 Mrd. Eu-ro (+ 22 %). Dazu trug insbesondere der Bereich Catalysts (ehemals En-gelhard) bei.

Mengen- und Preissteigerungen verbesserten den Umsatz im Seg-ment Kunststoffe auf etwa 13,5 Mrd. Euro (+ 6 %).

Das Segment Veredlungsprodukte erhöhte den Umsatz auf etwas unter 12 Mrd. Euro (+ 15 %): Bauchemie und Vered lungs chemi kalien steiger-ten sich, während Coatings und Ver-edlungspolymere abnahmen.

Die Zunahme im Segment Pflan-zenschutz und Ernährung mit einem Umsatz von 5 Mrd. Euro (+ 1 %) war auf den Pflanzenschutz zurück-zuführen.

Im Segment Öl und Gas ging der Umsatz auf 10,5 Mrd. Euro (– 2 %) zurück, was am Geschäftsbereich Exploration und Produktion lag. Im Erdgashandel dagegen stieg der Umsatz aufgrund eines höheren Absatzes.

BASF-Gesellschaften mit Sitz in Europa steigerten ihren Umsatz auf 34 Mrd. Euro (+ 9 %), etwa 24 Mrd.

davon lieferten Gesellschaften mit Sitz in Deutschland. Hier wirkten insbesondere die Unternehmens-bereiche Catalysts und Bauchemie sowie die gute Absatz- und Preisent-wicklung bei Zwischenprodukten und Anorganika.

Der Umsatz der Gesellschaften in Nordamerika stieg auf 12 Mrd. Euro (+ 5 %). Chemikalien und Vered -lungsprodukte waren dabei führend. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (Ebit) lag hier im Gegensatz zu dem bei den anderen Gesellschaften mit 0,8 Mrd. Euro 12 % unter dem Vor-jahreswert. Dies resultierte etwa aus Wartungsabstellungen und einem mehrwöchigen Ausfall der TDI-An-lage in Geismar/USA, aber auch aus einer schwächeren Nachfrage aus der Automobil- und Bauindustrie.

In der Region Asien, Pazifischer Raum beheimatete BASF-Gesell-schaften hoben ihren Umsatz auf 9 Mrd. Euro (+ 18 %). Den größten Beitrag leistete dabei wiederum der Bereich Catalysts.

In der Region Südamerika, Afri-ka, Naher Osten angesiedelte Gesell-schaften steigerten den Umsatz auf fast 3 Mrd. Euro (+ 24 %). Das Ebit verbesserte sich um 45 % auf 0,3 Mrd. Euro. Dies resultierte vor allem aus höheren Verkaufsmengen und -preisen bei Pflanzenschutzmitteln in Südamerika.

Bayer im erfolgreichsten Jahr

� Der Bayer-Konzern hat den Um-satz im vergangenen Jahr auf 32 Mrd. Euro (+ 12 % zum Vorjahr) gesteigert. Währungs- und portfoliobereinigt legte er um 6 % zu, denn im Umsatz von Bayer Health Care von fast 15 Mrd. Euro (+26 %) ist das erworbene Schering-Geschäft erstmals ganzjäh-rig enthalten. Insgesamt trug Health Care 46 % zum Umsatz bei, wobei das Segment Pharma um etwa 30 % auf 10 Mrd. Euro und das Segment Consumer Health mit 7 % auf 4,5 Mrd. Euro wuchs.

Bayer Material Science trug etwa 33 % zum Konzernumsatz bei: wäh-rungs- und portfoliobereinigt etwa 10 Mrd. Euro (+ 6,2 % zum Vorjahr), 7 Mrd. davon im Segment Systems.

Dort nahmen Poly urethane geringer zu als andere Rohstoffe für Lacke, Kleb- und Dichtstoffe. Das Segment Materials, in dem das Geschäft mit Polycarbonat und thermoplas-tischen Polyurethanen zusammen-gefasst ist, erreichte einen Umsatz von etwa 3 Mrd. Euro (+ 8 %). Dies beruhte auf Mengensteigerungen besonders in Asien. Der Ertrag vor Sondereinflüssen (Ebitda) sank im Gegensatz zu dem der anderen Teil-konzerne auf 1,6 Mrd. Euro (– 4,2 %). Preise für petrochemische Rohstoffe und Energien sowie Wechselkurseffekte wirkten sich hier negativ aus.

Bayer Crop Science erzielte mit einem Umsatzanteil am Konzern von 18 % fast 6 Mrd. Euro und lag damit währungs- und portfolioberei-nigt um 5,6 % über dem Vorjahr. Im Segment Crop Protection verbes-serten sich die Erlöse auf etwa 5 Mrd. Euro (+ 6,3 %). Insgesamt pro-fitierte das Pflanzenschutzgeschäft von Preissteigerungen, dem Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe und einem verbesserten Marktumfeld in Lateinamerika. Im Segment Envi-ronmental Science / Bio Science be-lief sich der Umsatz im Jahr 2007 auf etwa 1 Mrd. Euro (– 1,0 %). Der Rückgang ist auf Environmental Sci-ence zurückzuführen: Verstärkte Generika-Konkurrenz und ungüns-

„Wir sind mit dem zügigen Verlauf der Schering-Integra-

tion mehr als zufrieden.“ Bayer-Vorstandsvorsitzender

Werner Wenning. (Foto: Bayer)

„Wir starten unter positiven Vorzeichen in

die Geschichte der BASF SE, der Europäi-

schen Gesellschaft.“ BASF-Vorstandsvorsit-

zender Jürgen Hambrecht.

(Nachrichten- Foto: Bugler)

�Blickpunkt� Chemiewirtschaft|Jahresrückblick 546

Nachrichten aus der Chemie | 56 | Mai 2008 | www.gdch.de/nachrichten

Page 3: Stärker gewachsen als gedacht

tige Witterungsverhältnisse in Nord-amerika beeinträchtigten das Ge-schäft mit Produkten für professio-nelle Anwender wie Landschafts-gärtner; Umsatzsteigerungen gab es bei Produkten für Hobbygärtner.

Sondereinflüsse haben das opera-tive Ergebnis des Konzerns 2007 mit etwa 1 Mrd. Euro belastet. Nahezu 0,8 Mrd. Euro kostete es, Schering zu erwerben und zu integrieren. Die Nettoverschuldung ging dennoch um mehr als 5 Mrd. auf 12 Mrd. Euro zurück: Die Verkaufserlöse für das Diagnostika-Geschäft, H. C. Starck und Wolff Walsrode sind verbucht.

Bayer-Gesellschaften mit Sitz in Europa trugen zum Umsatz mit 56 200 Mitarbeitern etwas mehr als 15 Mrd. Euro (+ 14 %) bei. Die in Nordamerika angesiedelten 16 900 Beschäftigten erwirtschafteten etwa 8 Mrd. Euro (+ 5 %). Die Region Fernost / Ozeanien verzeichnete mit 17 300 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 5 Mrd. Euro (+ 13%) und die 14 300 Beschäftigten in Latein-amerika / Afrika / Nahost erreichten den stärksten Zuwachs mit fast 4 Mrd. Euro (+ 18 %).

Henkel organisch gewachsen

� Im Geschäftsjahr 2007 erhöhte Henkel den Umsatz auf 13 Mrd. Eu-ro (+ 2,6 % zum Vorjahr). Bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Ak-quisitionen und Divestments stieg er um 5,8 %. Der Unternehmens-bereich Adhesive Technologies trug 43 %, Wasch- /Reinigungsmittel 32 % und Kosmetik / Körperpflegemittel 23 % zum Umsatz bei.

Adhesives Technologies steigerte den Umsatz auf 6 Mrd. Euro (+ 3,6 %). Die stärksten Umsatz-zuwächse erzeugten dabei Osteuro-pa, Nahost / Afrika, Lateinamerika und Asien / Pazifik.

Im Geschäftsfeld Handwerker und Konsumenten nahmen Kraft- und Montagekleber der Marke Pat-tex zu. Am stärksten wuchs der Be-reich Bauklebstoffe und zwar in Ost-europa. Dort entstanden daraufhin neue Produktionsstätten.

Das Geschäftsfeld Industrie wuchs besonders in den Märkten in

Asien / Pazifik, Osteuropa und La-teinamerika. Am stärksten war dabei das Elektronikgeschäft, das vom Boom bei Speicherbausteinen und dem Trend zu preiswerten Mobilte-lefonen profitierte. Trotz der Schwä-che des US-Automobilmarktes er-höhte sich weltweit das Geschäft mit Kleb- und Dichtstoffen der Marke Teroson, die die Crash-Sicherheit er-höhen sowie Geräusche und Ge-wicht von Autos reduzieren.

Wasch- / Reinigungsmittel erziel-ten einen Umsatz von etwa 4 Mrd. Euro (+ 0,8 %) – vor allem in der Re-gion Europa / Afrika / Nahost. Die höchsten Wachstumsraten zeigte da-bei Osteuropa. Das Umsatzwachs-tum im Waschmittel-Segment stütz-te sich auf Universalwaschmittel und Weichspüler, das der Rei-nigungsmittel auf Geschirrspülmit-tel und WC-Produkte.

Der Unternehmensbereich Kos-metik / Körperpflege wuchs stärker als der Markt. Vor Wechselkurs-effekten und dem Verkauf des Mor-ris Parfümgeschäfts stieg der Umsatz nominal auf 3 Mrd. Euro (+3,7 %). Im Haarkosmetikgeschäft erzielten insbesondere die Segmente Colora-tionen, Haarpflege und Styling ein Umsatzplus.

Regional gesehen steigerten sich Osteuropa und Afrika / Nahost über-durchschnittlich. Insgesamt erhöhte sich der Umsatzanteil der Region Europa / Afrika / Nahost von 63 auf 65 %. Der Umsatz in der Region Nordamerika ging aufgrund negati-ver Wechselkurseffekte zurück (Umsatzanteil 20 %). Die Geschäfte in der Region Asien / Pazifik ent-wickelten sich positiv (Umsatzanteil 8 %). Insbesondere der Unterneh-mensbereich Adhesives Technolo-gies profitierte hier. Die Region La-teinamerika steigerte den Umsatz bei einem Anteil von 5 %.

Lanxess sortiert sich

� Im Geschäftsjahr 2007 erreichte der Umsatz von Lanxess 6,6 Mrd. Euro (– 4,8 % zum Vorjahr). Der Rückgang resultiert unter anderem aus der Abgabe des Geschäfts-bereichs Lustran Polymers. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte stieg der Umsatz um 5,0 % auf 7,3 Mrd. Euro.

Das mit 40 % Anteil am Gesamt-umsatz stärkste Segment Perfor-mance Polymers (Synthesekaut-schuk und Kunststoffe) wuchs auf-grund von Preis- und Mengensteige-rungen in allen Business Units um 4,2 % auf 2,7 Mrd. Euro.

Das Segment Advanced Interme-diates (Basis- und Feinchemikalien) steigerte die Umsätze auf 1,2 Mrd. Euro (+5,6 %). Die Business Unit Ba-sic Chemicals wuchs unter anderem

„Wir haben an Wettbewerbsfähigkeit zugelegt.“

Lanxess- Vorstandsvorsitzender Axel C. Heitmann. (Foto: Lanxess)

„Wir sehen die Zukunft in der projektbezoge-

nen Kooperation.“ Henkel-Geschäftsführungs-

vorsitzender Ulrich Lehner. (Foto: Henkel)

Nachrichten aus der Chemie | 56 | Mai 2008 | www.gdch.de/nachrichten

Jahresrückblick|Chemiewirtschaft �Blickpunkt� 547

Page 4: Stärker gewachsen als gedacht

Der Unternehmensbereich Phar-ma erwirtschaftete 2007 mit fast 5 Mrd. Euro etwa 70 % der Gesamt-erlöse. Im Vorjahr ohne Serono wa-ren es 2,3 Mrd. Euro. Bei einem Pro-forma-Vergleich der Gesamterlöse inklusive Serono im Jahr 2006 mit 2007 ergibt sich ein Plus von 7,4 %. Dies beruht vor allem auf dem Medi-

kament Rebif zur Behandlung von Multipler Sklerose und dem Krebs-therapeutikum Erbitux. Die Sparte Merck Serono macht mit 4,5 Mrd. Euro Umsatz nun 91 % des Unter-nehmensbereichs Pharma aus. 9 % sind der Sparte Consumer Health Care zuzurechnen.

Die Erlöse des Unternehmens-bereichs Chemie stiegen, beeinflusst von Währungs- und Portfolioeffek-ten, um 1,8 % auf etwa 2 Mrd. Euro. Damit trug Chemie 30 % zu den Ge-samterlösen bei.

Die Sparte Liquid Crystals ver-kaufte die ITO-(Indium-Zinnoxid)-Glasbeschichtungs- und Farbfilter-aktivitäten. Damit erreichte sie einen nominalen Anstieg der Gesamterlö-se auf 0,9 Mrd. Euro (+ 2,3 %). Die Aufwendungen für F + E stiegen hier vor allem wegen zusätzlicher Ent-wicklungen in Flüssigkristall- und Oled-Projekten um 18 %.

Die Erlöse der Sparte Performance & Life Science Chemicals stiegen auf mehr als 1 Mrd. Euro (+ 1,5 %). Die-ses Ergebnis belasten besonders Um-strukturierungsmaßnahmen in den USA und der Schweiz.

Maren Bulmahn, Frankfurt

im Agrobereich. In der Business Unit Saltigo entwickelten sich vor allem die Bereiche Pharma und agrochemi-sche Zwischenprodukte positiv.

Im Segment Performance Che-micals sanken die Umsätze auf unter 2 Mrd. Euro (–10,7 %). Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte aus der Abgabe der Business Units Paper und Textile Processing Chemicals lag der Umsatz 2,2 % über dem des Vorjahrs. Die Business Units Leather und Rhein Chemie profitierten von einem guten Marktumfeld in der Re-gion Asien / Pazifik. Die Business Unit Inorganic Pigments weitete den Umsatz besonders in Mittel- und Osteuropa aus. Dies kompensierte die gesunkene Nachfrage aus der US-amerikanischen Bauindustrie.

Merck verdoppelt Pharma

� Der Umsatz der Merck-Gruppe stieg auf 7,1 Mrd. Euro (+12 %). Sie kaufte im Jahr 2007 das Biopharma-zeutika-Unternehmen Serono für et-wa 10 Mrd. Euro und verkaufte die Sparte Generics für 4,9 Mrd. Euro an das amerikanische Pharmaunter-nehmen Mylan.

„Die Integration von Serono, der Verkauf

von Generics sowie die Kapitalerhöhung

führten zu einem niedrigen Stand der Netto-

verschuldung zum Jahresende.“ Merck-

Geschäftsleitungsvorsitzender Karl-Ludwig

Kley. (Foto: Merck)

� Chemiewirtschaft der USA

US-Dollar geschrumpft. Die Pro-

duktion der amerikanischen Che-

mieindustrie expandierte ge-

schätzt um 1,3 %. Pharmazeutika

legten dabei um 2,0 % zu, während

sich die übrige Chemieproduktion

um 0,9 % erhöhte.

Dass eine Krise am Chemiemarkt

in den USA die gesamte Branche

Die im Jahr 2007 schwächere US-

Konjunktur griff von der Kfz-Indus-

trie und dem Wohnungsbau auf die

Chemiebranche über. Hinzu kamen

hohe Energiekosten und Rohstoff-

preise. Nur der durch den schwa-

chen Dollar angeregte Export be-

wahrte die Branche vor einem Um-

satzrückgang. Dabei haben Che-

mieexporte nach Deutschland und

China im Wert um jeweils mehr als

30 % gegenüber dem Vorjahr zuge-

nommen. Im Gegenzug importier-

ten die USA aus Deutschland und

China 14,1 bzw. 17,4 % mehr als im

Jahr 2006 (siehe Tabelle).

Das Inlandsmarktvolumen von

chemischen Erzeugnissen in Ame-

rika war nach Angaben des Ame-

rican Chemical Council im Jahr

2007 um 1,0 % auf etwa 640 Mrd.

dämpft, gilt offenbar nicht mehr.

Womöglich ist das Gewicht von

europäischen Staaten und von

Ländern wie Brasilien, Russland,

Indien und China – die nach ihren

Anfangsbuchstaben Bric-Länder

heißen – so groß, dass die Chemie-

weltkonjunktur ein geschwächtes

Nordamerika verträgt.

US-Importe 2007 [Mrd. US-Dollar]

US-Exporte 2007 [Mrd. US-Dollar]

Kanada 29,9 (+ 6,8) 29,0 (+ 2,0) Irland 22,1 (+ 5,7) 1,7 (+ 5,7) China 16,9 (+ 17,4) 9,0 (+ 30,8) Deutschland 15,3 (+ 14,1) 8,9 (+ 35,4) England 13,5 (+ 10,8) 7,7 (+ 3,4) Japan 11,1 (+ 3,0) 8,8 (+ 5,5) Änderungen zu 2006 sind in Klammern in % angegeben.

�Blickpunkt� Chemiewirtschaft|xxx 548

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