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statistik Innovationsindex 2010 Ausgabe 2011 Innovationen: Motor für Wachstum und Beschäftigung Innovationen sind im globalen Wettbewerb für hoch entwickelte, aber rohstoffarme Volkswirt- schaften eine der grundlegenden Voraussetzungen für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial unserer Volkswirtschaft hängt somit in besonderem Maß von der Fähigkeit ab, mit hohem Tempo in neues Wissen zu investieren und damit die Umsetzung von neuen Technologien und Dienstleistungen zu beschleunigen. Die Basis für Innovationen sind Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE), die hohe Qualifikation der Beschäftigten und Exis- tenzgründungen im Hochtechnologiesektor. Vom Statistischen Landesamt in Baden-Württemberg wurde ein Innovationsindex entwickelt, der eine Vielzahl von Innovationsindikatoren in einer Kenn- zahl bündelt, die eine Bewertung der Innovations- fähigkeit von Regionen in den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union ermöglicht. Der Innovati- onsindex 2010 vergleicht auf europäischer Ebene insgesamt 86 Regionen. Außerdem wurde der Index für die 44 Stadt- und Landkreise Baden- Württembergs berechnet. Nach dem Innovations- index 2010 weist Baden-Württemberg weiterhin das höchste Innovationspotenzial innerhalb der Europäischen Union auf. In Baden-Württemberg liegen die Regionen Stuttgart, Rhein-Neckar und Ostwürttemberg und auf Kreisebene der Landkreis Böblingen, der Bodenseekreis und der Stadtkreis Stuttgart auf den Spitzenplätzen. © Foto: Bosch Pressebild.

Statistik Aktuell 'Innovationsindex 2010'...East of England europaweit führend ist. Beide Re-gionen lagen damit deutlich über der Marke von 3 Prozent, die sich die Europäische Union

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statistik

Innovationsindex 2010

Ausgabe 2011

Innovationen: Motor für Wachstum und Beschäftigung

Innovationen sind im globalen Wettbewerb für hoch entwickelte, aber rohstoffarme Volkswirt-schaften eine der grundlegenden Voraussetzungen für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial unserer Volkswirtschaft hängt somit in besonderem Maß von der Fähigkeit ab, mit hohem Tempo in neues Wissen zu investieren und damit die Umsetzung von neuen Technologien und Dienstleistungen zu beschleunigen. Die Basis für Innovationen sind Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE), die hohe Qualifikation der Beschäftigten und Exis- tenzgründungen im Hochtechnologiesektor. Vom Statistischen Landesamt in Baden-Württemberg wurde ein Innovationsindex entwickelt, der eine

Vielzahl von Innovationsindikatoren in einer Kenn-zahl bündelt, die eine Bewertung der Innovations-fähigkeit von Regionen in den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union ermöglicht. Der Innovati-onsindex 2010 vergleicht auf europäischer Ebene insgesamt 86 Regionen. Außerdem wurde der Index für die 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs berechnet. Nach dem Innovations-index 2010 weist Baden-Württemberg weiterhin das höchste Innovationspotenzial innerhalb der Europäischen Union auf. In Baden-Württemberg liegen die Regionen Stuttgart, Rhein-Neckar und Ostwürttemberg und auf Kreisebene der Landkreis Böblingen, der Bodenseekreis und der Stadtkreis Stuttgart auf den Spitzenplätzen.

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noigeR/dnaLtreWgnaRnoigeR/dnaLtreWgnaRnoigeR/dnaLtreWgnaR1 71,7 Region Baden-Württemberg (Deutschland) 26 39,9 Region Nord Ovest (Italien) 50 29,9 Region East Midlands (Vereinigtes Königreich)2 57,9 Region Bayern (Deutschland) 27 39,0 Belgien 51 29,1 Irland3 56,7 Region Île de France (Frankreich) 28 38,2 Region Nord Est (Italien) 52 29,0 Region Nord - Pas-de-Calais (Frankreich)4 55,9 Region Berlin (Deutschland) 29 38,2 Region Saarland (Deutschland) 53 28,7 Region West Midlands (Vereinigtes Königreich)5 55,0 Schweden 30 37,0 Slowenien 54 28,7 Litauen6 54,3 Finnland 31 36,9 Region Est (Frankreich) 55 28,2 Region North East (Vereinigtes Königreich)7 53,5 Region Hessen (Deutschland) 32 36,4 Region West-Nederland (Niederlande) 56 27,9 Region Sachsen-Anhalt (Deutschland)8 52,2 Dänemark 33 36,2 Region Schleswig-Holstein (Deutschland) 57 27,4 Region Noord-Nederland (Niederlande)9 51,5 Region Bremen (Deutschland) 34 35,8 Region Oost-Nederland (Niederlande) 58 27,3 Region Centro (Spanien)

10 51,2 Region Hamburg (Deutschland) 35 35,7 Region London (Vereinigtes Königreich) 59 27,2 Region Yorkshire and The Humber (Vereinigtes Königreich)11 50,2 Luxemburg 36 35,3 Region Centro (Italien) 60 26,7 Region Sud (Italien)12 48,9 Region Zuid-Nederland (Niederlande) 37 35,0 Region Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) 61 26,6 Region Centralny (Polen)13 46,6 Region Eastern (Vereinigtes Königreich) 38 33,2 Region Brandenburg (Deutschland) 62 26,5 Estland14 44,9 Region Nordrhein-Westfalen (Deutschland) 39 32,7 Lettland 63 26,2 Portugal15 44,4 Region Sachsen (Deutschland) 40 32,7 Region Noroeste (Spanien) 64 25,5 Region Northern Ireland (Vereinigtes Königreich)16 44,0 Region Comunidad de Madrid (Spanien) 41 32,4 Region Méditerranée (Frankreich) 65 25,5 Region Poludniowy (Polen)17 43,8 Österreich 42 32,1 Region North West (Vereinigtes Königreich) 66 24,9 Region Sur (Spanien)18 43,6 Region Niedersachsen (Deutschland) 43 31,3 Region Ouest (Frankreich) 67 24,5 Zypern19 43,4 Region Thüringen (Deutschland) 44 31,2 Region Scotland (Vereinigtes Königreich) 68 24,2 Slowakische Repub lik20 41,8 Region Noreste (Spanien) 45 31,2 Region Este (Spanien) 69 24,1 Region Wales (Vereinigtes Königreich)21 41,4 Tschechische Repub lik 46 30,9 Region Bassin Parisien Frankreich) 70 24,1 Region Poludniowo-Zachodni (Polen)22 41,3 Region Rheinland-Pfalz (Deutschland) 47 30,4 Malta 71 24,1 Region Isole (Italien)23 41,1 Region Sud-Ouest (Frankreich) 48 30,4 Region South West (Vereinigtes Königreich) 72 22,2 Griechenland24 40,9 Region Centre-Est (Frankreich) 49 30,2 Ungarn 73 19,6 Region Pólnocno-Zachodni (Polen)25 40,6 Region South East (Vereinigtes Königreich) 74 18,0 Region Pólnocny (Polen)

75 18,0 Rumänien76 15,3 Bulgarien77 14,1 Region Wschodni (Polen)

44

51

64 5542

59

505369

48 25 35

43

20

16

58

63

40

66

76

47

72

71

60

36

41

45

23

2426

311

722

2911

52

3

46

2712

3213

3310

18957

34

1419

56

15 70

73438

37

8

74

61

77

65

68

21

2

17

28

30

49

75

54

39

62

6

5

700 km

*) NUTS-1-Regionen in Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Spanien und Vereinigtes Königreich, sonst Länder. Die Kanarischen Inseln und die französischen Überseedepartements sind nicht berücksichtigt.

31-31-10-012© Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH

Karte erstellt mit RegioGraphStatistisches Landesamt Baden-WürttembergLandesinformationssystem

SpitzengruppeVorderfeldMittelfeldHinterfeldSchlussgruppe

Innovationsfähigkeit

67

Innovationsindex für die Länder bzw. Regionen der Europäischen Union 2010 *)

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Der Innovationsindex 2010 des Statistischen Landesamtes zeigt: Baden-Württemberg liegt bei der Innovationsfähigkeit innerhalb der Euro- päischen Union (EU) erneut auf Platz 1. Im Spitzenfeld des EU-Rankings folgen, ebenfalls mit einem außerordentlich hohen Innovationspo-tenzial, die Regionen Bayern, die französische Hauptstadtregion Île de France, Berlin und Schweden. Die übrigen deutschen Bundesländer befinden sich überwiegend im Vorder- und Mittelfeld. In drei polnischen Regionen und den neuen EU-Mitgliedsländern Rumänien und Bulgarien ist die Innovationskraft vergleichsweise am geringsten.

Ausschlaggebend für die Spitzenposition Baden-Württembergs sind vor allem die hohe Bedeutung forschungsintensiver Industriezweige und der große Erfinderreichtum. In keiner anderen Region Europas sind der Anteil der Erwerbstätigen in forschungsintensiven Industriezweigen und die Patentdichte höher als in Baden-Württemberg. So arbeiteten zuletzt unverändert rund 18 Prozent aller Berufstätigen des Landes in industriellen Hochtechnologiebranchen, beispielsweise im Fahrzeug- und Maschinenbau oder im Bereich „Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und Optik“. Im europäischen Durchschnitt (EU-27) liegt dieser Anteil nur bei knapp 7 Prozent. Außerdem wurden – bezogen auf 1 Mill. Einwoh-ner – von baden-württembergischen Erfindern etwa 5-mal so viele Patente beim Europäischen

Baden-Württemberg: Innovationsregion Nr. 1 in der Europäischen Union

Patentamt angemeldet wie im Durchschnitt aller 27 EU-Länder.

Darüber hinaus wurden in Baden-Württemberg mit Rekordausgaben in Höhe von knapp 15,7 Mrd. Euro immerhin bereits 4,4 Prozent des Bruttoin-landsprodukts in Forschung und Entwicklung inves- tiert, womit das Land gemeinsam mit der Region East of England europaweit führend ist. Beide Re-gionen lagen damit deutlich über der Marke von 3 Prozent, die sich die Europäische Union bereits im Rahmen der Lissabon-Strategie und auch in der aktuellen EU-2020-Strategie erneut zum Ziel ge-setzt hat. Weiterhin liegt Baden-Württemberg bei der FuE-Personalintensität mit gut 2 Prozent auf einem europäischen Spitzenplatz.

Deutlich schwächer abgeschnitten hat das Land wie schon in den vergangenen Jahren dagegen beim Anteil der Erwerbstätigen in wissensinten-siven Dienstleistungsbranchen. Dazu zählen neben Ingenieur-, Finanz- und IT-Dienstleistungen bei-spielsweise auch Dienstleistungen aus dem Bereich Logistik, Gesundheit und Medien. Hier liegt Baden-Württemberg unter dem Durchschnitt aller 27 Län-der der Europäischen Union. Der geringe Erwerbs-tätigenanteil in wissensintensiven Dienstleistungen ist aber auch ein Spiegelbild der hohen Bedeutung industrieller Hochtechnologiebranchen im Land, in denen viele hochwertige Dienstleistungsfunktionen, auch wissensintensive Tätigkeiten, von den Indus-trieunternehmen selbst wahrgenommen werden.

Baden-Württemberg verfügt über eine starke technologische BasisDie exzellente technologische Basis Baden-Würt- tembergs spiegelt sich im ersten Platz des Landes beim Teilindex „Niveau“ wider. Die Ursache hier-für liegt darin, dass weltweit führende Unterneh-men wie zum Beispiel Daimler, Bosch, Heidelber-ger Druckmaschinen, Voith, ZF Friedrichshafen,

IBM und Hewlett Packard ihren Hauptsitz oder be-deutende Tochterunternehmen in Baden-Württem-berg haben. Diese Unternehmen verfügen hier zu Lande nicht nur über enorme FuE-Kapazitäten, sondern zählen auch zu den größten Patentanmel-dern Deutschlands und Europas. Ergänzt werden

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Innovationsindex für die Länder bzw. Regionen der Europäischen Union 2010*)Wertebereich 0 bis 100

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 33 11

*) Nuts-1-Regionen in Deutschland, Frankreich (FR), Italien (IT), Niederlande (NL), Polen (PL), Spanien (ES) und Vereinigtes Königreich (UK), sonst Länder. – 1) Rang nicht aussagekräftig, da ohne Anteil der Beschäftigten in industriellen Hochtechnologiebranchen und wissensintensiven Dienstleistungsbranchen sowie der HRST-O-Beschäftigungsquote.

Datenquelle: Eurostat, eigene Berechnungen.

Innovationsindex (100 %) Niveauindex (75 %) Dynamikindex (25 %)Baden-Württemberg

BayernÎle de France (FR)

BerlinSchweden

FinnlandHessen

DänemarkBremen

HamburgLuxemburg

Zuid-Nederland (NL)Eastern (UK)

Nordrhein-WestfalenSachsen

Comunidad de Madrid (ES)Österreich

NiedersachsenThüringen

Noreste (ES)Tschechische Republik

Rheinland-PfalzSud-Ouest (FR)Centre-Est (FR)

South East (UK)Nord Ovest (IT)

BelgienNord Est (IT)

SaarlandSlowenien

Est (FR)West-Nederland (NL)

Schleswig-HolsteinOost-Nederland (NL)

London (UK)Centro (IT)

Mecklenburg-VorpommernBrandenburg

LettlandNoroeste (ES)

Méditerranée (FR)North West (UK)

Ouest (FR)Scotland (UK)

Este (ES)Bassin Parisien (FR)

MaltaSouth West (UK)

UngarnEast Midlands (UK)

IrlandNord - Pas-de-Calais (FR)

West Midlands (UK)Litauen

North East (UK)Sachsen-Anhalt

Noord-Nederland (NL)Centro (ES)

Yorkshire and The Humber (UK)Sud (IT)

Centralny (PL)Estland

PortugalNorthern Ireland (UK)

Poludniowy (PL)Sur (ES)Zypern

Slowakische RepublikWales (UK)

Poludniowo-Zachodni (PL)Isole (IT)

GriechenlandCanarias (ES)

Pólnocno-Zachodni (PL)Pólnocny (PL)

RumänienBulgarien

Franz. Überseedepartements (FR)1)

Wschodni (PL)

71,757,956,755,955,054,353,552,251,551,250,248,9

46,644,944,444,043,843,643,4

41,841,441,341,140,940,639,939,038,238,237,036,936,436,235,835,735,335,0

33,232,732,732,432,131,331,231,230,930,430,430,229,929,129,028,728,728,227,927,427,327,226,726,626,526,225,525,524,924,524,224,124,124,1

22,220,519,6

18,018,0

15,315,014,1

83,865,367,4

64,564,9

62,961,0

56,754,556,655,656,2

54,347,8

44,744,5

42,347,2

40,435,335,8

47,241,3

45,648,9

38,742,7

32,437,9

33,237,4

43,637,439,840,6

33,027,8

31,618,418,6

34,334,7

30,433,1

24,630,3

22,734,5

26,132,7

27,326,6

30,920,7

28,726,6

30,814,8

26,920,6

24,222,6

13,724,4

18,215,2

13,623,5

27,319,019,2

14,49,0

13,813,8

6,412,0

7,66,9

35,435,5

24,430,1

25,128,530,9

38,742,6

35,234,0

26,923,2

36,443,342,5

48,432,7

52,561,5

58,123,3

40,526,6

15,543,5

27,755,7

39,148,5

35,414,6

32,623,9

21,242,3

56,438,0

75,675,0

26,724,5

34,325,5

50,833,0

53,617,9

42,721,3

34,536,2

22,152,5

26,731,8

17,264,9

28,145,1

34,038,1

63,528,9

47,553,8

57,126,5

14,539,438,6

45,854,7

37,030,8

52,924,9

37,135,9

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die Innovationskapazitäten dieser Großunterneh-men durch ein Netzwerk innovativer Zulieferer und Dienstleister sowie ein dichtes Netz von Hochschulen und öffentlichen Forschungsein- richtungen.

Im Ranking des Niveauindex liegen hinter Baden-Württemberg die Île de France, Bayern, Schweden, Berlin und Finnland. Dies sind in leicht abweichender Reihenfolge die gleichen EU-Länder und Regionen, die bereits im Gesamt- index vorne liegen. Diese Regionen zeichnen sich besonders durch eine hohe Forschungs- intensität aus.

Baden-Württemberg und Bayern profilieren sich darüber hinaus als Regionen mit einer starken High-Tech-Industrie, ablesbar am Erwerbstätigen-anteil der forschungsintensiven Industriezweige und an der Patentdichte.

Die Regionen Berlin, Schweden und die Île de France weisen einen hohen Wert beim Indikator

für wissensintensive Dienstleistungen aus. Der Anteil der Erwerbstätigen in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen liegt in Berlin bei 49 Prozent und wird nur von London (knapp 54 Prozent) übertroffen. Auf fast gleichem Niveau liegen Schweden und die Île de France mit rund 48 bzw. 47 Prozent. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg sind es 32 Prozent, im Durchschnitt der 27 EU-Länder 33 Prozent.

In den wissensintensiven Dienstleistungsbran- chen ist der Anteil der Hochqualifizierten im Durchschnitt höher als in der High-Tech-Industrie. Folglich finden sich Berlin, die Île de France und Schweden auch im europäischen Ranking beim Indikator für das Qualifikationsniveau, also dem Erwerbstätigenanteil in wissenschaftlich-tech-nischen Berufen, auf den vorderen Plätzen. Bei der Patentdichte schneiden die innovationsstarken Dienstleistungsregionen im europäischen Ver-gleich zwar schlechter ab als Baden-Württemberg und Bayern, liegen aber immer noch erheblich über dem europäischen Durchschnitt.

Das Ranking der europäischen Regionen beim Teilindex „Dynamik“ – dieser bildet die mittel- fristige Entwicklung ab – ergibt ein gänzlich an-deres Bild als beim Niveauindex. Hier befinden sich die Länder Lettland, Portugal, die Tsche-chische Republik und drei Regionen aus Spanien in der Spitzengruppe. Baden-Württem-berg bleibt wie schon die Jahre zuvor beim Dynamikindex weit hinter der europäischen Spitze zurück.

Besonders bei der Entwicklung der FuE-Personal-intensität und des Anteils der Erwerbstätigen in wissenschaftlich-technischen Berufen schneidet Baden-Württemberg im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich ab. Zu berücksichtigen ist hierbei jedoch, dass Baden-Württemberg mit Aus-nahme des Erwerbstätigenanteils der wissensin-tensiven Dienstleistungsbranchen bereits ein

sehr hohes Niveau bei den betrachteten Innova- tionsindikatoren erreicht hat. Eine weitere nen-nenswerte Erhöhung setzt bei diesem hohen Ausgangsniveau deutlich höhere Aktivitäten vor- aus als in Ländern und Regionen, die von einer niedrigeren Basis aus starten. Wegen des ver-gleichsweise geringen Ausgangsniveaus profi- tieren die „Aufholregionen“ zudem von einem statistischen Basiseffekt, der ihre Wachstums- raten höher ausfallen lässt.

Auch die übrigen Spitzenreiter des Niveauindex zeigen im europäischen Vergleich eine eher langsame Verbesserung ihrer Innovationsfähig-keit. Dagegen ist Bremens Platzierung im Vorder-feld auf einen hohen Dynamikindex zurückzu- führen, gleiches gilt für Österreich, Thüringen und die spanische Region Noreste sowie die Tschechische Republik.

Hohes Ausgangsniveau dämpft Dynamik

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Innovationsindex für die Regionen Baden-Württembergs 2010

Wertebereich 0 bis 100

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 32 11

Innovationsindex (100%) Niveauindex (75%) Dynamikindex (25%)

46,8

37,3

36,6

35,6

35,2

32,4

32,3

31,0

30,4

28,4

26,1

23,6

1 1 11

4

2

7

10

1

5

3

6

12

9

8

2

5

4

3

10

6

8

9

7

11

12

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

51,6

36,7

35,2

35,4

35,8

27,0

30,3

28,3

28,0

29,1

23,1

19,7

Stuttgart

Rhein-Neckar1)

Ostwürttemberg

Donau-Iller1)

Bodensee-Oberschwaben

Heilbronn-Franken

Mittlerer Oberrhein

Hochrhein-Bodensee

Neckar-Alb

Schwarzwald-Baar-Heuberg

Nordschwarzwald

Südlicher Oberrhein

1) Soweit Land Baden-Württemberg.

32,5

39,1

40,8

36,1

33,2

48,4

38,3

39,3

37,7

26,1

35,2

35,2Ran

gn

um

mer

Trotz seines insgesamt hohen technologischen Leistungspotenzials weist Baden-Württemberg in-nerhalb des Landes deutliche regionale Unter-schiede in der Innovationsfähigkeit auf. Der für die Regionen und Kreise Baden-Württembergs be-rechnete Innovationsindex belegt, dass die hohe Innovationskraft Baden-Württembergs in starkem Maße aus der Region Stuttgart stammt. Hier sind einige weltweit führende Unternehmen oder Toch-terunternehmen angesiedelt, die über enorme FuE-Kapazitäten verfügen und zu den größten Pa-tentanmeldern Deutschlands und Europas zählen.

Im Spitzenfeld des Innovationsindex 2010 liegen die Regionen Rhein-Neckar und Ostwürttemberg auf Platz zwei und drei. Mit der Region Ostwürt- temberg ist nun eine weitere Region des Regie-rungsbezirks Stuttgart in die Spitzengruppe auf- gestiegen. Während die Innovationsfähigkeit der viertplazierten Region Donau-Iller dem durch-schnittlichen Niveau aller 12 Regionen entspricht, schneiden die verbleibenden acht Regionen im Innovationsindex 2010 unterdurchschnittlich ab. Im Vergleich mit dem Innovationsindex 2008

zeigt sich, dass die Regionen Rhein-Neckar, Ost-württemberg, Heilbronn-Franken und Hochrhein-Bodensee in der Rangfolge gestiegen sind, wo- hingegen die Regionen Donau-Iller, Bodensee- Oberschwaben, Mittlerer Oberrhein und be- sonders die Region Nordschwarzwald in der Rangfolge zurückfielen.

Die Verbesserung der Platzierung der Region Ostwürttemberg vom fünften auf den dritten Rang ist im Wesentlichen auf die Ausweitung der FuE-Aktivitäten zurückzuführen. Ihre beiden Kreise, der Landkreis Heidenheim und der Ostalb-kreis, sind nun unter den 13 innovativsten der ins-gesamt 44 Stadt- und Landkreise vertreten.

Die Region Hochrhein-Bodensee hat sich um be-achtliche drei Rangplätze verbessert und liegt nun auf dem achten Platz. Die gestiegene Innovations-fähigkeit ist auf eine Zunahme bei den Forschungs-ausgaben und einen Anstieg beim FuE-Personal im zugehörigen Landkreis Lörrach zurückzuführen, der sich seit der ersten Indexberechnung im Jahr 2004 stetig von Rang 29 auf nun Rang 9 verbessert hat.

Region Stuttgart bei der Innovationsfähigkeit führend

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Bodensee

Ravensburg

Bodenseekreis

Konstanz

WaldshutLörrach

Karlsruhe

Baden-Baden

Rastatt

Ortenaukreis

Breisgau-Hochschwarzwald

Freiburg i. Br.

Emmendingen

Schwarzwald-Baar-Kreis Tuttlingen

Rottweil

Freudenstadt Tübingen

Zollernalbkreis

Reutlingen

Biberach

Sigmaringen

Alb-Donau-Kreis

Ulm

Heidenheim

Ostalbkreis

Schwäbisch Hall

LKR Heilbronn

Heil-bronn

Ludwigsburg Rems-Murr-Kreis

GöppingenEsslingen

Stuttgart

BöblingenCalw

EnzkreisPforz-heim

LKR Karlsruhe

Rhein-Neckar-Kreis

Heidel-berg

Mann-heim

Main-Tauber-

Kreis

Neckar-Odenwald-

Kreis

Hohenlohe-kreis

Innovationsindex für die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs 2010

31-31-10-016© Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH

Karte erstellt mit RegioGraphStatistisches Landesamt Baden-WürttembergLandesinformationssystem

SpitzengruppeVorderfeld

MittelfeldHinterfeld

Schlussgruppe

Innovationsfähigkeit

Die Kreise mit dem höchsten Innovati-onspotenzial sind unverändert der Land-kreis Böblingen, der Bodenseekreis und der Stadtkreis Stuttgart. Sie verdanken ihre Spitzenposition in erster Linie dem hohen Niveau bei nahezu allen Innovati-onsindikatoren. Der führende Landkreis Böblingen stützt sich jedoch vor allem auf seine forschungsintensiven Indus-triezweige. Der Anteil der Beschäftigten in diesem Sektor lag zuletzt im Kreis Böblingen mit gut 34 Prozent weit über dem Landesdurchschnitt (knapp 19 Pro-zent). Darüber hinaus liegt die FuE-Inten-sität der Wirtschaft im Kreisvergleich, gemessen an den internen Forschungs-ausgaben, nirgendwo höher als im Land-kreis Böblingen. Auch die gute Platzie-rung des Kreises beim Innovations- indikator Patentanmeldungen rundet das Bild eines von forschungsintensiven Branchen geprägten Kreises ab.

Der im Innovationsindex auf Kreisebene zweitplatzierte Bodenseekreis mit sei-nem wirtschaftlichen Zentrum in Fried-richshafen ist untrennbar mit dem Na-men „Zeppelin“ verbunden. Im Landesvergleich zeichnet sich die Wirt-schaft des Bodenseekreises durch eine hohe Forschungsintensität, einen hohen Anteil der Beschäftigten in forschungsintensiven Industrie-zweigen und eine hohe Patentdichte aus.

Das hohe Innovationspotenzial des Stadtkreises Stuttgart lässt sich, wie im Landkreis Böblingen und im Bodenseekreis, vor allem durch die hohe

Landkreis Böblingen mit höchstem Innovationspotenzial

Forschungsintensität der Wirtschaft belegen. Während im Bodenseekreis und im Landkreis Böblingen ein sehr hoher Beschäftigtenanteil in der forschungsintensiven Industrie erkennbar ist, sind in der Landeshauptstadt überdurchschnittlich viele Personen in wissensintensiven Dienstleis- tungsbranchen tätig.

Methodische Erläuterungen Der Innovationsindex bündelt sechs Innovationsin-dikatoren in einer Kennzahl und wird für die Länder bzw. Regionen der Europäischen Union und außer-dem für die 44 Stadt- und Landkreise sowie die 12 Regionen im Land Baden-Württemberg berechnet. Für die EU-Regionen und die baden-württember-gischen Kreise liegen keine völlig identischen Inno-

vationsindikatoren vor, daher wird der Innovations-index für die beiden Untersuchungsräume mit- hilfe von inhaltlich ähnlichen Einzelindikatoren berechnet.1 Der Innovationsindex setzt sich aus den beiden Teilindizes „Niveau“ und „Dynamik“ zusammen. In den Niveauindex gehen die aktu-ellsten Werte der sechs Innovationsindikatoren

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Weitere Informationen:

Statistisches Landesamt Baden-WürttembergBöblinger Straße 68, 70199 [email protected], www.statistik-bw.de

Telefon: 0711/641 - 24 61 (Fachauskünfte)0711/641 - 28 66 (Vertrieb)

8034 11002© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2011.Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.

ein. Er gibt Aufschluss über den technologischen Ist-Zustand in den untersuchten Regionen. Der Dy-namikindex umfasst die jahresdurchschnittlichen Veränderungsraten dieser sechs Innovationsindika-toren und gibt damit Hinweise auf die Entwicklung des Innovationspotenziales in den Regionen. Für die Berechnung des Innovationsindex wurden die

Werte der zwölf Indikatorreihen standardisiert, sodass der jeweils höchste Indikatorreihenwert den Wert 100 und der kleinste Indikatorreihenwert den Wert 0 erhält. Alle Indikatoren gehen mit gleichem Gewicht in die Teilindizes „Niveau“ und „Dynamik“ ein, die abschließend im Verhältnis von 75 : 25 zum Innovationsindex aggregiert werden.

In die Berechung des Innovationsindex auf EU-Ebene fließen folgende Indikatoren ein (Untersuchungs-zeitraum in Klammern):

• FuE-Ausgaben insgesamt bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, in % (1999 – 2007)

• FuE-Personal insgesamt (in Vollzeitäquivalenten) bezogen auf die Anzahl der Erwerbspersonen insgesamt, in % (1999 – 2007)

• Erwerbstätige in industriellen Hochtechnologiebranchen bezogen auf die Erwerbstätigen insgesamt, in % (1999 – 2008)

• Erwerbstätige in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen bezogen auf die Erwerbstätigen insgesamt, in % (1999 – 2008)

• Erwerbstätige, die in wissenschaftlich-technischen Berufen arbeiten, unabhängig davon, ob sie einen formalen wis-senschaftlich-technischen Bildungsabschluss haben (HRST-O), bezogen auf die Erwerbstätigen insgesamt, in % (1999 – 2008)

• Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt je 1 Mill. Einwohner (1999 – 2007)

Datenquelle: Eurostat, Patente auf NUTS-1-Ebene: eigene Schätzung.

In die Berechung des Innovationsindex für die baden-württembergischen Stadt- und Landkreise fließen folgende Indikatoren ein (Untersuchungszeitraum in Klammern):

• Interne FuE-Aufwendungen der Unternehmen bezogen auf die Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche Ver-arbeitendes Gewerbe und Grundstückswesen, Unternehmensdienstleistungen, in % (1999 – 2007)

• FuE-Personal in Unternehmen (in Vollzeitäquivalenten) bezogen auf die Anzahl der Erwerbstätigen in den Wirtschafts-bereichen Verarbeitendes Gewerbe und Grundstückswesen, Unternehmensdienstleistungen, in % (1999 – 2007)

• Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in industriellen Hochtechnologiebranchen bezogen auf die sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigten insgesamt, in % (2003 – 2009)

• Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen bezogen auf die sozialver-sicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt, in % (2003 – 2009)

• Existenzgründungen in Hochtechnologiebranchen je Einwohner im Alter von 21 bis unter 60 Jahren (2-Jahres-Durch-schnitt 2003/2004 – 2008/2009)

• Veröffentlichte Patentanmeldungen aus Wirtschaft und Wissenschaft2 bezogen auf die Zahl der Einwohner im Alter von 21 bis unter 65 Jahren (1999 – 2007)

Eine ausführliche Beschreibung der Methode des Innovationsindex ist abrufbar unter:

http://www.statistik-bw.de/Europa/EUinnovIndexMeth2010.asp.

Datenquellen: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Bundesagentur für Arbeit, Deutsches Patent- und Markenamt, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

1 Die Indexwerte für die europäischen Regionen und die baden-württembergischen Kreise sind daher nicht miteinander vergleichbar.2 Anmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt und beim Europäschen Patentamt. Eigene Schätzungen.