2
hautnah 2013 · 12:18–19 DOI 10.1007/s12326-013-0042-8 © Springer-Verlag 2013 C. Heller-Vitouch Pilzambulatorium Hietzing, Wien STD-Guidelines Kommuniziert über die Homepage der ÖGSTD Leitthema Leitlinien sind systematisch entwi- ckelte, wissenschaftlich begründe- te und praxisorientierte Empfeh- lungen für die angemessene ärzt- liche Vorgehensweise bei speziel- len medizinischen Problemen. Wis- sen aus unterschiedlichen Quellen wird zusammengetragen und ge- wertet, unterschiedliche Standpunk- te und besondere situative Erforder- nisse berücksichtigt. Aufgrund eines Konsensus mehrerer Experten wer- den Leitlinien gemäß dem aktuel- len Stand der Wissenschaft erstellt. Sie bedürfen regelmäßiger Überprü- fung auf ihre Aktualität. Vorrangiges Ziel von Leitlinien ist die Verbesse- rung der Qualität medizinischer Ver- sorgung. Sie sollen wissenschaftli- che Evidenz und Praxiserfahrung zu speziellen Versorgungsproblemen darlegen und das derzeitige Vorge- hen der Wahl definieren. Definitionsgemäß stellen Leitlinien le- diglich Entscheidungshilfen dar, sie ent- binden nicht von der Überprüfung ihrer individuellen Anwendbarkeit im Einzel- fall. Leitlinien sind rechtlich nicht bin- dend, wodurch sie sich von Richtlinien unterscheiden. Die Anwendbarkeit einer bestimmten Empfehlung in der indivi- duellen Situation ist unter Berücksich- tigung der vorliegenden Gegebenheiten (z. B. Begleiterkrankungen des Patienten, verfügbare Ressourcen, etc.) zu prüfen. In begründeten Fällen kann und muss von ihnen abgewichen werden. Nach wie vor sollte sich ärztliches Handeln primär am Patienten orientieren. Aktualisierung und Anpassung an lokale Gegebenheiten Überregionale Institutionen wie CDC oder WHO publizieren mehr oder we- niger regelmäßig überarbeitete Guideli- nes zur Therapie der sexuell übertragba- ren Erkrankungen, welche weltweit als Grundlage für nationale Leitlinien he- rangezogen werden. Regionale Unter- schiede bezüglich Prävalenz verschiede- ner Infektionen, diagnostischer Ressour- cen, Resistenzmuster der Erreger und the- rapeutischer Möglichkeiten dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Die Österreichische Gesellschaft für STD und dermatologische Mikrobiologie (ÖGSTD) erstellt und überarbeitet seit nunmehr 20 Jahren regelmäßig die Leit- linien zur Therapie der klassischen Ge- schlechtskrankheiten und Sexually Trans- mitted Infections (STD). Diese Leitlinien wurden in Anlehnung an die internatio- nalen Empfehlungen der WHO, der CDC sowie der europäischen Therapieempfeh- lungen der International Union against Sexually Transmitted Infections (IUSTI- Europe) erarbeitet und sind den diagnos- tischen und therapeutischen Gegebenhei- ten in Österreich angepasst. Wesentliches Augenmerk wird darauf gelegt, Antibioti- ka und Chemotherapeutika anzuführen, deren Wirksamkeit ausreichend erprobt wurde und die in Österreich erhältlich sind. Homepage der österreichischen Gesellschaft Die Etablierung der ÖGSTD-Homepa- ge www.oegstd.at stellt einen wichtigen Fortschritt für die Aktualität der Leitli- nien dar. Einzelne Kapitel können unab- hängig von anderen bearbeitet und dem User online zur Verfügung gestellt werden, aufwändige Bearbeitungen zur Druckle- gung entfallen. Dynamische Anpassun- gen der empfohlenen Therapie aufgrund von geändertem Resistenzmuster von Er- regern oder neuen Behandlungsoptionen werden so auf raschem Weg kommuni- ziert. Durch die Webpräsenz ergibt sich eine noch größere Verbreitung der Leit- linien sowie ein lebhafterer fachlicher Austausch. In Zeiten sich rasch ändern- der epidemiologischer Situationen eine Conditio sine qua non. Korrespondenzadresse Dr. Claudia Heller-Vitouch Fachärztin für Haut- und Ge- schlechtskrankheiten Ärztliche Leiterin Pilzambula- torium Hietzing Vorsitzende der Österreichi- schen Gesellschaft für STD und dermatologische Mikrobiolo- gie, ÖGSTD Lainzer Straße 58 1130 Wien Fax: ++43/1/87700576 E-Mail: hietzing@pilzambula- torium.at Der Originalartikel ist erschienen im WMW- Skriptum 13/2012 17

STD-Guidelines

  • Upload
    claudia

  • View
    217

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: STD-Guidelines

hautnah 2013 · 12:18–19DOI 10.1007/s12326-013-0042-8© Springer-Verlag 2013

C. Heller-VitouchPilzambulatorium Hietzing, Wien

STD-GuidelinesKommuniziert über die Homepage der ÖGSTD

Leitthema

Leitlinien sind systematisch entwi-ckelte, wissenschaftlich begründe-te und praxis orientierte Empfeh-lungen für die angemessene ärzt-liche Vorgehensweise bei spe ziel-len medizinischen Problemen. Wis-sen aus unterschiedlichen Quellen wird zusammengetragen und ge-wertet, unterschied liche Standpunk-te und besondere situative Erforder-nisse berücksichtigt. Aufgrund eines Konsensus mehrerer Experten wer-den Leitlinien gemäß dem aktuel-len Stand der Wissenschaft erstellt. Sie bedürfen regelmäßiger Überprü-fung auf ihre Aktualität. Vorrangiges Ziel von Leitlinien ist die Verbesse-rung der Qualität medizinischer Ver-sorgung. Sie sollen wissenschaftli-che Evidenz und Praxiserfahrung zu speziellen Versorgungsproblemen darlegen und das derzeitige Vorge-hen der Wahl definieren.

Definitionsgemäß stellen Leitlinien le-diglich Entscheidungshilfen dar, sie ent-binden nicht von der Überprüfung ihrer individuellen Anwendbarkeit im Einzel-fall. Leitlinien sind rechtlich nicht bin-dend, wodurch sie sich von Richtlinien unterscheiden. Die Anwendbarkeit einer bestimmten Empfehlung in der indivi-duellen Situation ist unter Berücksich-tigung der vorliegenden Gegebenheiten (z. B. Begleiterkrankungen des Patienten, verfügbare Ressourcen, etc.) zu prüfen. In begründeten Fällen kann und muss von ihnen abgewichen werden. Nach wie vor sollte sich ärztliches Handeln primär am Patienten orientieren.

Aktualisierung und Anpassung an lokale Gegebenheiten

Überregionale Institutionen wie CDC oder WHO publizieren mehr oder we-niger regelmäßig überarbeitete Guideli-nes zur Therapie der sexuell übertragba-ren Erkrankungen, welche weltweit als Grundlage für nationale Leitlinien he-rangezogen werden. Regionale Unter-schiede bezüglich Prävalenz verschiede-ner Infektionen, diagnostischer Ressour-cen, Resistenzmus ter der Erreger und the-rapeutischer Möglichkeiten dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden.

Die Österreichische Gesellschaft für STD und dermatologische Mikrobiologie (ÖGSTD) erstellt und überarbeitet seit nunmehr 20 Jahren regelmäßig die Leit-linien zur Therapie der klassischen Ge-schlechtskrankheiten und Sexually Trans-mitted Infections (STD). Diese Leitlinien wurden in Anlehnung an die internatio-nalen Empfehlungen der WHO, der CDC sowie der europäischen Therapieempfeh-lungen der International Union against Sexually Transmitted Infections (IUSTI-Europe) erarbeitet und sind den diagnos-tischen und therapeutischen Gegebenhei-ten in Österreich angepasst. Wesentliches Augenmerk wird darauf gelegt, Antibioti-ka und Chemotherapeutika anzuführen, deren Wirksamkeit ausreichend erprobt wurde und die in Österreich erhältlich sind.

Homepage der österreichischen Gesellschaft

Die Etablierung der ÖGSTD-Homepa-ge www.oegstd.at stellt einen wichtigen Fortschritt für die Aktualität der Leitli-

nien dar. Einzelne Kapitel können unab-hängig von anderen bearbeitet und dem User online zur Verfügung gestellt werden, aufwändige Bearbeitungen zur Druckle-gung entfallen. Dynamische Anpassun-gen der empfohlenen Therapie aufgrund von geändertem Resistenzmuster von Er-regern oder neuen Behandlungsoptionen werden so auf raschem Weg kommuni-ziert. Durch die Webpräsenz ergibt sich eine noch größere Verbreitung der Leit-linien sowie ein lebhafterer fachlicher Austausch. In Zeiten sich rasch ändern-der epidemiologischer Situationen eine Conditio sine qua non.

Korrespondenzadresse

Dr. Claudia Heller-VitouchFachärztin für Haut- und Ge-schlechtskrankheiten Ärztliche Leiterin Pilzambula-torium Hietzing Vorsitzende der Österreichi-schen Gesellschaft für STD und dermatologische Mikrobiolo-gie, ÖGSTD Lainzer Straße 58 1130 Wien Fax: ++43/1/87700576 E-Mail: [email protected]

Der Originalartikel ist erschienen im WMW-Skriptum 13/2012

17

Page 2: STD-Guidelines