Steinbildhauen für Fortgeschrittene IIRelief zum Thema „Wachstum“.

Seminar 24. Juni 2017 Steinbildhauerkurs 13. bis 25. August 2017Ausstellung März 2018

Leitfaden Inhalt: Reliefarten und -prinzip Inspiration Reliefentwurf Entwurfsumsetzung

Relief

Das Relief ist eine der ältesten künstlerischen Darstellungstechniken. Es war bis ins 20. Jahrhundert ein fester Bestand-teil der Architektur.Das Relief hat eine Mittelposition zwischen Rundplastik und Malerei inne. Die räumliche Tiefe wird mit illusionistischen Mitteln wie beispielsweise der Perspektive dargestellt. Zum Anfang des 20. Jahrhundert machte die euröpäsche Avantgarde - Surrealismus, Kubismus, Dadaismus - das Re-lief zum autonomen „Staffelei-Bild“.

Je nach Reliefhöhe und Grad der Ablösung vom Hintergrund spricht man von: - Relief in der Fläche- Flachrelief- Halbrelief- Hochrelief

Schematischen Darstellung der Zusammenhänge zwischen Reliefhöhe, Ebenenwinkel und Perspektive

|--------------------------------Raumtiefe mittels Perspektive------------------------------------------|

RundplastikHochrelief Halbrelief Flachrelief Relief in der Fläche

Flachrelief. Formen/Objekte erhaben, Umge-bung/Hintergrund zurückgesetzt.

Lichteinfall flach.

Relief in der Fläche. Die Umgebung des Reliefs entspricht der ursprünglichen Steinoberfläche.Variante: Die model-lierten Formen sind lediglich konturiert (unten links).

Lichteinfall flach.

Alphons Hüppi, *1935Alphons Hüppi

Franz Fischer, 1900 - 1980 Benedetto Antelami

Halbrelief. Die Formen ragen nicht zwingend bis zur ursprünglichen Steinoberfläche.

Lichteinfall steil.

Variante:Zusätzlich Durch-brüche.

Hochrelief.Hintergrund/Um-gebung zurück-gesetzt. Einzelne Formen sind hinter-stochen oder sogar vom Hintergrund getrennt.

Lichteinfall steil.

Karl Mertens, 1903 - 1988

Benedetto Antelami, Romanik, genaue Lebensdaten unbekannt

Inspirations-Quelle

Inspiration für das Relief zum Thema „Wachstum“ kann eine Beobachtung aus der Natur, ein Gedicht, eine mathema-tische Formel usw. sein.

Reliefentwurf

Der formale Ursprung muss im Relief nicht zwingend erkennbar, das Thema „Wachstum“ aber begreifbar sein.

Je nach Komplexität und Höhe des Reliefs besteht der Entwurf aus einer Zeichnung oder einem dreidimensionalen Mo-dell. In jedem Fall muss er den Proportionen des Werkstücks entsprechen.

Die Zeichnung ist aus: - Festem, feuchtigkeitsresistentem Papier (für Rasterübertragung)- Dünnem, stabilem Papier (Pausverfahren von 1:1 Zeichnung)

Das Modell ist aus:- Ton - Gips - Holz, Stein, (Collage)- Schaumstoff etc.

Ton --> Gipsmodell.

Modell-Material

Schaumstoffmodell mit Tackerpistole und Cutter traktiert.

Collage mit Steinbruchstücken.

Gestaltung

Inspiration

Abstraktion: Henry Matisse 1869 - 1954

Entwurf - Entwurfsumsetzung

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Materialwahl beim Werkstück (Cristallina Marmor)

Mit der Wahl der Textur kann die Wirkung des Reliefs gesteigert oder vermindert werden. Die Wirkung einer schlichten Gestaltung wir unter Umständen mit der passenden Steintextur verstärkt. Eine lebendige Textur kann hingegen die Wirkung eines mit vielen Details versehenen Reliefs stören.

Übertragungsverfahren

Es gibt eine grosse Zahl unterschiedlich aufwändiger Techniken, mit denen das Modell auf den Stein übertragen wer-den kann. Je nach Beschaffenheit, Komplexität und Grösse des Modells oder der Zeichnung, wählen wir die passende Technik:

Das Modell oder die Zeichnung entspricht der Grösse des Blocks - Rasterverfahren (gestalterische Freiheit beim Hauen)- Maschinenpunktieren (präzise Kopie des Modells möglich)

Das Modell oder die Zeichnung ist kleiner als der Block- Vergrössern mittels Krücke und Stechmass- Rasterverfahren - Vergrössern mittels zweier Zirkel und einem Stechmass

Übertragungsverfahren: Punktiermaschine Raster

Krücke (unten)

Quellen:

Restaurierung von Steindenkmälern, R. Wihr, Callwey-Verlag, 1980Bildhauerische Reproduktion, Bohumil Téply, Ebner Verlag, 1980Franz Fischer 1900 - 1980, Aroldo Gamper-Fischer, Verlag Niggli AG, 1992Benedetto Antelami, Arturo Carlo Quitnavalle, Electa Verlag, Milano, 1990Der Steinmetz und Steinbildhauer 1 + 2, Frieder Bernhard, Callwey Verlag, 1996Die Geschichte der Kunst, E.H. Gombrich, Phaidon Verlag, 1996Alfonso Hüppi, A. Niederhäuser AG, Grenchen 1976

Adressen:

Steinbildhauerkurs:Scuola di SculturaCH-6695 Peccia/TI091 755 13 04

Seminar und Ausstellung:Garten-Center Meier AGKreuzstrasse 2CH-8635 Dürnten/ZH055 251 71 13

Hansulrich Beer8335 Hittnau/ZH044 950 03 53

H. Beer, Juni 2017