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ÖSTERREICH 2025 – DAS LAND DER ERFOLGE Mutig. Offen. Nachhaltig. LebensWert. DIE WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ZUKUNFTSINITIATIVE. An der Weltspitze

Österreich 2025 – Das LanD Der erfoLge - VOL.AT · Österreich 2025 – Das LanD Der erfoLge Mutig. Offen. Nachhaltig. LebensWert. Die wirtschaftspolitische Zukunftsinitiative

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  • Österreich 2025 –Das LanD Der erfoLge

    Mutig. Offen. Nachhaltig. LebensWert.

    Die wirtschaftspolitische Zukunftsinitiative.

    An der Weltspitze

  • Österreich 2025 –Das Land der erfolge

    Mutig.Offen.Nachhaltig.LebensWert.

    An der Weltspitze

  • impressum

    Für den Inhalt verantwortlich: Unternehmen Österreich 2025 – Verein zur nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich Projektbüro: Siebensterngasse 31/8, 1070 WienKonzept und Redaktion: Grayling Austria Druck: Samson Druck GmbH, 5581 St. Margarethen 171Bildnachweis:© Unternehmen Österreich 2025 (Jakob Glaser)

    Bei allen Texten von Unternehmen Österreich 2025 sind grundsätzlich beide Geschlechter angesprochen. Um die Lesbarkeit zu optimieren, wurde jedoch jeweils nur entweder die männliche oder die weibliche Form verwendet.

    inhaLtsverzeichnis

    1 Vorwort 42 Über das Projekt Unternehmen Österreich 2025 83 Vision 184 Stellhebel 1. Die Menschen und der Staat 39 2. Aktiv in Europa 47 3. Chance internationaler Wettbewerb 54 4. Standort Österreich 60 5. Bildung und Lernen 72 6. Arbeitswelten 80 7. Vielfalt, Begegnung & Integration 87 8. Innovationsland Österreich 96 9. Transparenz und Governance 101 10. Nachhaltiges Wirtschaften 1085 Nachwort 1146 Die Mitwirkenden 116

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  • 1> Wer wird sich freiwillig und unbezahlt auf einen ergebnis

    offenen Prozess einlassen und sein Expertenwissen einbringen, ohne sich politisch vereinnahmen zu lassen?

    > Wie viele – mit Sicherheit: nicht wenige – Experten wird es brauchen?

    > Wie kann ein derartiger Prozess überhaupt gestaltet und moderiert werden, wenn wir den ehrgeizigen Anspruch haben, einen ANDEREN Dialog zwischen gesellschaftlich engagierten Menschen und Politik zu führen?

    > Hat ein derartiger Prozess überhaupt Aussicht auf Erfolg – sprich: VERÄNDERUNG! – oder werden die Ergebnisse (wie schon viele andere Vorschläge davor) in den Rundablagen der politischen Institutionen verkommen?

    Wir haben uns umgehört und mit vielen Menschen gesprochen, die in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aufhorchen haben lassen, weil sie kluge und zukunftsgerichtete

    Mit der Einladung von Vizekanzler Michael Spindelegger „frei und parteiunabhängig zu denken, um eine konsistente und vernetzte Strategie für den Standort Österreich zu entwickeln“ sind wir ein Experiment eingegangen, von dem wir zunächst nicht mehr als eine leise Ahnung haben konnten, ob es gelingen kann:

    Dinge sagen. Und wir waren überrascht von der positiven Resonanz und der hohen Bereitschaft, hier mitzumachen. Überrascht von der Entschlossenheit, unbeeinflusst von Parteien und sonstigen Organisationen, die das politische System in Österreich ausmachen, eine Strategie für unsere gemeinsame Zukunft zu entwickeln, die weder das Ablaufdatum einer Regierungsperiode trägt noch Wahlversprechen für bestimmte Wählergruppen braucht oder gar Ideologien aus alten Parteiprogrammen perpetuieren muss.

    Es gibt sie also, die politisch interessierten Bürger in Österreich, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Zeit in den Dienst der gemeinsamen Sache zu stellen. Viele haben gesagt: Wir machen mit, denn wir wollen, dass unser Österreich dem klaren Abwärtssog entkommt, dem es sich aufgrund lang bekannter Probleme ebenso wie globaler Einflüsse bereits rasend schnell nähert. Weil es mutige und klare Entscheidungen in diesem Land braucht, um unseren Wohlstand und unseren inneren Frieden zu bewahren. Und weil wir den bestehenden politischen Organisationen einen starken Impuls „von au

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    Vorwort

  • ßen“ geben müssen. Wir haben fast 300 Experten mit dieser Einstellung für unser Projekt gewinnen können. Und es sind viele mehr, die gerne mitmachen werden, wenn dieses Projekt weiterleben soll. Erstaunlich in einer Zeit, in der wir von Politikverdrossenheit sprechen und von einer Krise der Demokratie? Auf den ersten Blick: Ja. Nach allen Erfahrungen, die wir in diesem Projekt gewonnen haben: Nein! Denn die oben angeführten Gründe sich zu beteiligen, sind doch klare Antworten auf die elementaren Ursachen der Vertrauenskrise, in der sich Wirtschaft und Politik befinden. Es geht darum> nachhaltige Strategien zu finden, auf die man wieder ver

    trauen kann, > Leadership zu übernehmen, um Sicherheit in der Unei

    nigkeit und Komplexität der Wirtschaftspolitik zu finden,> eingefahrene Strukturen zu überwinden, die im Verdacht

    stehen, die eigenen Interessen über gesellschaftliche Werte zu stellen,

    > Werte und Ziele zu finden, für die es sich lohnt, zu kämpfen,

    > durch eine zivilgesellschaftliche Initiative, der sich auch die Parteien öffnen, Raum zu schaffen für eine Erneuerung der österreichischen Wirtschaftspolitik, die von stabilen Werten und demokratischer Beteiligung geprägt ist.

    Wenn das gelingt, hat sich der Einsatz dieser vielen Menschen im Rahmen dieser Initiative gelohnt.

    Es waren intensive Monate. Als Sprecher von Unternehmen Österreich 2025 danken wir allen Mitwirkenden für ihr Engagement, ihre Diskussionsbereitschaft und ihre Ideen. Aus unserer Sicht haben wir einige große Schritte gemacht. Der Großteil des Weges zur Erreichung unserer Ziele liegt aber noch vor uns.

    In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine inspirierende Lektüre.

    Regina Prehofer, Bernhard Gröhswww.unternehmen-oesterreich2025.at

    VOrWOrt

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  • Über das Projekt UnternehmenÖsterreich 2025

    Diese Broschüre umfasst die Ergebnisse der Diskussionen von rund 300 Entscheidungsträgern und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die sich in insgesamt zehn Themengruppen von Mai bis September 2012 zu Visionen und konkreten Maßnahmenvorschlägen ausgetauscht haben.

    Auch wenn bei der Erarbeitung der Vorschläge auf eine fundierte und faktenbasierte Argumentation Wert gelegt wurde, stellt diese Ergebnisdokumentation nicht den Anspruch wissenschaftlicher Arbeiten. Vielmehr wird mit diesem Papier die Summe der persönlichen Erfahrungen und Diskussionsbeiträge von erfahrenen Persönlichkeiten abgebildet, die sich bei Unternehmen Österreich 2025 unentgeltlich für eine erstrebenswerte Zukunftsvision für Österreich engagiert haben.

    Sie halten das Ergebnis eines halbjährigen Visions und Strategieprozesses der wirtschaftspolitischen Zukunftsinitiative Unternehmen Österreich 2025 in Händen.

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  • Die grunDiDee

    Österreich ist an einem Wendepunkt. Obwohl wir wirtschaftlich und sozial in vielen Bereichen weltweit Spitzenpositionen halten, zeigen zahlreiche Rankings, dass Österreich – ob bei Wettbewerbsfähigkeit, Bildung, Forschung und Innovation, Standortattraktivität oder staatlicher Bonität – den Anschluss an die Spitze verliert.

    Es ist Zeit zu handeln. Zeit für eine Standortbestimmung. Unternehmer, Manager und Strategen stellen in solchen Situationen wichtige Fragen: Sind wir Spitze oder Mittelmaß?Beherrschen wir unser Kerngeschäft? Wie müssen wir uns positionieren, um erfolgreich zu sein? Was ist unser Alleinstellungsmerkmal? Welche Mittel müssen wir einsetzen, welche Stellhebel umlegen? Erfolgreiche Unternehmen haben Ziele, für die sie ihre Mitarbeiter begeistern können, haben ihre Strukturen und Budgets im Griff und eine klare Vorstellung von ihrer Zukunft – abgebildet in Strategien und Businessplänen.

    Die Initiatoren und Teilnehmer von Unternehmen Österreich 2025 verstehen sich als Impulsgeber, ThinkTank und Partner der Politik. Sie schätzen die Möglichkeit, sich in einem zeitlich festgelegten Rahmen zu den zentralen Themenbereichen für den Wirtschaftsstandort Österreich einzubringen und damit die Zukunft von Österreichs Wirtschaft mitzugestalten. Da sie selbst in Funktionen mit Verantwortung sind, wissen sie um den Wert von Inputs von außen. Ein Denken „out of the box“ hat den gesamten Prozess begleitet.

    akteure unD struktur

    Im Frühjahr 2012 haben sich rund 300 Entscheidungsträger aus Industrie, Dienstleistung, Gewerbe, öffentlicher Verwaltung und Wissenschaft zusammengefunden, um Visionen und Strategien für eine nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich zu entwickeln. Durch das starke Interesse und die hohe ehrenamtliche Beteiligung konnten eine Vision und ein Maßnahmenkatalog erarbeitet werden, der im Oktober 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

    Vizekanzler Michael Spindelegger hat das Projekt angeregt und sich als Sparringpartner in der Politik zur Verfügung gestellt.

    über das PrOjekt

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    steering Committee

    » Konzeption» steuerung, Umsetzung

    Verein unternehmen ÖsterreiCh 2025

    » rechtlicher  rahmen» finanzierung, controlling

    10 expertengruppen

    » entwicklung von stellhebeln pro themenfeld

    » empfehlungen zu Umsetzungsmaßnahmen

    themenspeZifisCheDialog-veranstaltungen

    » Diskussion» reality check

    exeCutive group

    » entwurf Vision 2025» Beratung & Begleitung

    der expertengruppen

    www.unternehmen-oesterreich2025.at

  • die executive Group Die Executive Group, bestehend aus 30 Personen, war für die Entwicklung der Vision für 2025 verantwortlich: Wo steht unsere Wirtschaft im Jahr 2025 und welche Alleinstellungsmerkmale zeichnen sie aus? Darüber hinaus formulierte diese Gruppe erste Empfehlungen zur thematischen Arbeit der Experten.

    Die Executive Group: Karl Aiginger (WIFO), Manfred Asamer (Asamer Holding), Ute Bock (Flüchtlingsverein Ute Bock), Peter BrabeckLetmathe (Nestlé), Attila Dogudan (Do & Co), Susanne EbnerMayer (Ebner media & management), Wolfgang Eder (voestalpine), Martin Essl (bauMax), Ingeborg Freudenthaler (Freudenthaler), Bernhard Gröhs (Deloitte), Erwin Hameseder (Raiffeisen), Maria Magdalena Hauser (Stanglwirt), Markus Hengstschläger (MedUni Wien), Frank Hensel (REWE International), Josef Herk (Herk Karosserie & Lack), Hans Herzog (Constantia Industries), Aleksandra Izdebska (DiTech), Monika Kircher (Infineon), Christoph Kulterer (Hasslacher), Bettina Lorentschitsch (Optimus BeteiligungsGesellschaft m.b.H.), Peter Löscher (Siemens), Harald Mahrer (HM Tauern Holding), Tatjana Oppitz (IBM), Regina Prehofer (WU Wien), Johanna Rachinger (Nationalbibliothek), Helmut Reisinger (Orange Business Services), Hubert Rhomberg (Rhomberg Bau), Christian Seiwald (Novartis), Thomas Uher (Erste Bank).

    die expertengruppen In den zehn Expertengruppen haben rund 250 Personen die Zukunftsbilder der Executive Group vertieft sowie konkrete Stellhebel identifiziert und beschrieben, die es zur Erreichung der Vision in den kommenden Jahren umzulegen gilt. Jede der Gruppen wurde von einem ExpertengruppenLeiter inhaltlich und organisatorisch koordiniert.

    Die Expertengruppen wurden geleitet von: Wolfgang Brandstetter (WU Wien) „Transparenz und Governance“, Christian Friesl (IV) „Vielfalt, Begegnung & Integration“, Gottfried Haber (Universität Klagenfurt) „Rahmenbedingungen und Trends“, Michael Krammer (Orange) „Chance internationaler Wettbewerb“, Gerhard Krassnig (Spencer Stuart) „Bildung und Lernen“, Robert Kremlicka (A.T. Kearney) „Standort Österreich“, Andreas Kronberger (Baxter) „Innovationsland Österreich“, Georg Schöppl (Österr. Bundesforste) „Nachhaltiges Wirtschaften“, Ursula Simacek (SIMACEK) „Arbeitswelten“, Wolfgang Wolte (Gesellschaft für Europapolitik) „Aktiv in Europa“.

    Bereits im Spätsommer und verstärkt ab September 2012 wurden und werden die Vorschläge und Visionen mit der Politik und mit einer interessierten, themenaffinen Öffentlichkeit diskutiert. Dieser Dialog soll eine möglichst breite Umsetzung der erarbeiteten Vorschläge unterstützen und zu den besten Lösungen für unseren Wirtschafts und Lebensstandort Österreich führen.

    über das PrOjekt

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    Mai Juni Juli august september oktober

    2.5. auftakt

    18.6.Mid-term-Meeting

    8.10.ergebnis -

    präsentation

    exeCutive group

    experten gruppen

    Dialog veranstaltungen

  • Die Finanzierung dieses zivilgesellschaftlichen Projekts erfolgt über den Verein „Unternehmen Österreich 2025 – Verein zur nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich“. Es werden ausschließlich private Mittel von engagierten Einzelpersonen und Unternehmen in Form von Sponsoring sowie Mitgliedsbeiträge der Vereinsmitglieder eingesetzt.

    Der Vorstand des Vereins besteht aus Alfons Helmel (incite), Präsident, und Andreas Theiss (Wolf Theiss), Vizepräsident. Als Rechnungsprüfer fungieren Alexander Hartig (ILAG) und Friedrich Rödler (PwC). Die Sprecher von Unternehmen Österreich 2025 sind Regina Prehofer (WU Wien) und Bernhard Gröhs (Deloitte).

    steering Committee Ein Steering Committee war für die Konzeption, den Ablauf und die Umsetzung des Projektes verantwortlich.

    Es besteht aus Alfons Helmel (Vereinspräsident), den beiden Sprechern, Regina Prehofer und Bernhard Gröhs, dem operativen Projektleiter Christoph Hörhan, Johannes Kasal (BMeiA) sowie der Unternehmensberaterin Barbara Heitger (Heitger Consulting) und dem Kommunikationsberater Sepp Tschernutter (Grayling).

    Was wollen wir mit dieser Initiative erreichen?Die Arbeit und die Diskussionen in der Executive Group und in den zehn Expertengruppen war von einem hohen sachlichen Anspruch gekennzeichnet. Seit Anfang Mai wurde in unzähligen Workshops, Expertenrunden und Koordinationsmeetings gearbeitet. In diesen – teils sehr intensiven – Diskussionen ist es vielfach gelungen, sich von tradierten

    Argumentationsmustern zu lösen und althergebrachte Strukturen kritisch zu hinterfragen.

    Die Teilnehmer waren mit langem Atem und viel Begeisterung bei der Sache. Gerade weil sie diese Arbeit unbezahlt geleistet haben, fordern sie, dass die Ergebnisse in einen breiten politischen Diskurs einfließen und nicht mit parteipolitischen oder ideologischen Punzierungen versehen werden oder gar wieder in Schubladen verschwinden. Jetzt sollen diese Vorschläge in konkrete Maßnahmen umgewandelt werden.

    Was wollen wir mit diesem Projekt nicht?Die engagierten Experten und Entscheidungsträger verstehen sich als parteiunabhängige, sachlich interessierte Impulsgeber. Es war daher von Anfang an eine zivilgesellschaftliche, überparteiliche Initiative, die ein ebenso parteiunabhängiges Papier entwickelt hat. Wir wollen dieses Papier daher in keinem Fall als Parteiprogramm verstanden wissen.

    Warum „Unternehmen“ Österreich?Den Initiatoren und allen Beteiligten ist klar, dass ein Staat nicht wie ein Unternehmen geführt werden kann. Dennoch wollte man sich von Beginn an die positiven Aspekte einer professionellen Unternehmensführung zum Vorbild nehmen: Visionsarbeit, Ableitung konkreter Maßnahmen, sachliche Diskussion, Umsetzungswille etc.

    Warum wurden genau diese themen für die arbeit der experten gruppen gewählt?Als wirtschaftspolitische Initiative wurde Augenmerk auf die standortrelevanten und gesellschaftlich nahe liegenden Themen gelegt.

    über das PrOjekt

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  • Die Auswahl hat sich in den Anfängen der Initiative entwickelt und fokussiert auf die relevanten Lebenswelten> Österreich (Mensch, Staat und Wirtschaftsstandort) > Europa> Internationalund die vielen Einflussfaktoren auf Mensch und Wirtschaft> Standortfaktoren> Bildung und Lernen> Arbeitswelten> Vielfalt, Begegnung und Integration> Innovation> Nachhaltigkeit

    Wie sollen bzw. können die Vorschläge finanziert werden?Den beteiligten Experten war klar, dass eine professionelle Strategie für den Wirtschaftsstandort Österreich kein „Brief ans Christkind“ sein kann. Es wurde daher darauf geachtet, den vielen guten Wünschen nach Investitionen, Maßnahmen und Verbesserungen auch Einsparungen gegenüber zu stellen. So finden sich in vielen der Stellhebel auch Vorschläge für ausgleichende Maßnahmen.

    Dennoch kann seriöserweise keine Kostenneutralität oder gar ein Einsparungsüberhang versprochen werden. Eine genaue Abschätzung der monetären Auswirkungen kann nur Ergebnis von weiterführenden, politischen Diskussionen sein. Nur wenn klar ist, in welchem Umfang und mit welchem Zeithorizont die vorgeschlagenen Maßnahmen realisiert werden, können fundierte volkswirtschaftliche Analysen angestellt werden.

    Wen wollen wir mit diesem Projekt erreichen?Unternehmen Österreich 2025 richtet sich an alle, die in diesem Land etwas zum Positiven verändern möchten. An die

    über das PrOjekt

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    Politik, allen voran an Vizekanzler Michael Spindelegger, der das Projekt angeregt hat und die Bundesregierung. Aber auch an Unternehmer, Entscheidungsträger und engagierte Personen aus der Zivilgesellschaft. Nur durch ein Zusammenspiel aller Kräfte können jene Veränderungen erreicht werden, die wir anstreben.

    Ziel dieser Initiative ist eine möglichst rasche Aufnahme weiterführender Diskussionen zu den vorgeschlagenen Maßnahmen.

    Weitere Informationen und Details:www.unternehmenoesterreich2025.at

    unsere Werte

    die Grundhaltung: eigeninitiative gepaart mit Verantwortungsbewusstsein.Unternehmen Österreich 2025 versteht sich als Impulsgeber, ThinkTank und Partner der Politik. Zentraler Bestandteil der im Rahmen von Unternehmen Österreich 2025 entwickelten Vision ist ein Menschenbild, das gekennzeichnet ist von Weltoffenheit, Engagement, Eigeninitiative, Mut und Verantwortungsbewusstsein. Das wurde auch so in den Diskussionen über Visionen und Stellhebel gelebt. Für viele war die Grundbedingung für die Teilnahme an der Initiative, frei und unabhängig über die Zukunft von Österreichs Wirtschaft diskutieren zu können und Argumente nicht aus einer ideologischen oder parteipolitischen Brille zu betrachten. Aus Sicht der Teilnehmer ist dies gelungen und sollte Vorbildfunktion für die weitere Diskussion der Ergebnisse haben.

  • visionfür Österreich im Jahr 2025. ein klares Bild, von dem wir wissen,dass wir es erreichen können.

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    es ist zeit für eine sta

    rke v

    isio

    n

  • Österreichnimmt2025internationaleineaktiveundanerkannteRollealsBrückenbauerundDrehscheibeimHerzenEuropaseinundisteinverlässlicher,fairerundsolidarischerPartner.

    ErfolgundWohlstandkommennichtvonalleine.WirtreffenmutigundverantwortungsbewusstEntscheidungenfürdieGesellschaft,nachfolgendeGenerationenundunsereUmwelt.UnsereGesellschaftzeichnetsichdurchgegenseitigenRespekt,Weltoffenheit,EigenverantwortungundLeistungsbereitschaftaus.

    DerösterreichischeWegdersozialenMarktwirtschaft,inderunternehmerischeFreiheitsowiegesellschaftlicheundökologischeVerantwortungHandinHandgehen,istLeuchtturmfürEuropa.

    Einschlanker,handlungsfähigerundeffizienterStaatbie-tetdafürdieoptimalenRahmenbedingungen.MenschenundUnternehmenschöpfenihrPotenzialbestmöglichausundsorgensofürWachstum,WohlstandundLebensquali-tät–insbesondereauchfürbenachteiligteGruppen.

    ÖsterreichistdasLandderErfolge–füralle.

    unsere vision

    2025sindÖsterreichundseineWirtschaftVorbildinEu-ropaundderWelt.WirhabenaufdieHerausforderungenunddenVeränderungsbedarfreagiertundeineAufbruchs-stimmungaufbreiterBasiserzeugt.EineklareStrategie,InnovationskraftundkonsequentesHandelnhabenÖster-reichzumLandderErfolgegemacht.

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    Österreich 2025 –Das Landder ErfolgeMutig.Offen.Nachhaltig.LebensWert.

    An der Weltspitze

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  • VIsIONeN zU deN eINzeLtheMeN

    Österreichs Bürgerinnen unD Bürger:freie, tatkräftige Menschen Mit verantWortungsBeWusstsein

    Die leistungsfähige österreichische Volkswirtschaft des Jahres 2025 kann auf weltoffene, engagierte und lebensbejahende Menschen bauen, die sich dem Wohl der nachfolgenden Generationen, der Gesellschaft und der Umwelt verpflichtet fühlen. Auf Bürgerinnen und Bürger, die aktiv ihren Beitrag zu einer starken Zivilgesellschaft leisten. Alle Menschen in diesem Land finden Chancen vor, die es ihnen ermöglichen, frei von Zwängen ihre Talente zu entfalten und ihre Ideen zu verwirklichen. Ihre Werthaltung dabei ist die von aktiven, aufgeschlossenen Bürgern bzw. Unternehmern, die es verstehen, wirtschaftlichen Erfolg nachhaltig, ressourcenschonend und zum Wohle der Gesellschaft zu erzielen.

    Der staat: schLank, effizient unD Bürgernah

    Weniger ist mehr! Das trifft ganz besonders auf den Staatsapparat zu. Stärke und Handlungsfähigkeit haben nichts mit Größe zu tun. Im Jahr 2025 können die Österreicherinnen und Österreicher auf die Services eines schlanken bürgernahen Leistungsstaates vertrauen. Die Verwaltung konzentriert sich auf ihre Kernaufgaben und erledigt diese schnell, effizient und flexibel. Sie lässt der Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiheit der Bürger größtmöglichen Raum. Durch eine konsequente Aufgaben und Staatsreform und die Reduktion um eine Verwaltungsebene werden bis 2025 beachtliche Einsparungspotenziale gehoben. Das ist einerseits ein Betrag zur Sanierung des Staatshaushaltes und andererseits werden Mittel zur Stärkung jener Bereiche frei, die zu den staatlichen Kern

    aufgaben zählen, allen voran Bildung und Gesundheit. Das Selbstverständnis des Staates ist nicht, dass er alle öffentlichen Leistungen selbst erbringt, sondern dass er durch geeignete Rahmenbedingungen gewährleistet, dass sie effizient erbracht werden. Und zwar so, dass auch benachteiligte Menschen davon profitieren.

    Österreich in europa: staBiLitätspartner unD BrückenBauer

    In der Mitte des Kontinents gelegen, verbindet unser Land die Wachstumsdynamik der mittel und osteuropäischen Staaten mit den Erfahrungen der westlichen Wirtschaftsmächte. Als Brückenbauer in Richtung CEE, in den Schwarzmeerraum und nach Zentralasien nehmen wir eine wichtige Rolle als Vordenker innerhalb der EU – gerade auch für kleinere und mittlere Staaten ein. Als Logistikknoten, Finanzzentrum und Drehschreibe für internationale Forschungsvorhaben ist Österreich 2025 ein anerkanntes Kompetenzzentrum, das die Vorteile der Vielfalt zu nutzen weiß. Eine durchdachte und mutige Wirtschaftspolitik verbindet finanzpolitische Stabilität mit nachhaltigem Wirtschaftswachstum und macht Österreich zu einem starken Partner in Europa und zu einem Motor des europäischen Binnenmarkts. Politisch ist unser Land ein unverzichtbarer Ansprechpartner für die Zukunft des Projekts Europa und Impulsgeber für die Weiterentwicklung der Europäischen Union. Der europäische Gedanke wird von der Gesamtbevölkerung mitgetragen.

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  • VIsIONeN zU deN eINzeLtheMeN

    internationaLer WettBeWerB: fokussiert, vernetzt unD „Best in cLass“

    2025 ist Österreich in international anerkannten Standortrankings unter den Top 10. Österreichs Wirtschaft steht in ausgewählten Branchen im internationalen Spitzenfeld und baut seine Standortvorteile laufend und nachhaltig aus. Durch gezielte Investitionen positionieren wir uns als „bestinclass“ in Zukunftstechnologien (z.B. Life Sciences, Green Tech, neue Werkstoffe). Österreich ist ein kompetenter Partner im globalen Wettbewerb und Technologieführer in ausgewählten Schlüsselbranchen. Dies gelingt durch strategische Allianzen in Wachstumsmärkten, sowie eine Stärkung österreichischer Unternehmen, die technologisch und preislich weltmarktfähig sind. Der Export erreicht höhere Wachstumsraten und österreichische Unternehmen sind in allen Zielmärkten (neben CEE und Zentralasien auch Lateinamerika und Afrika) präsent.

    Österreichs Innovationskraft wird durch gezielte Förderungspolitik und Forschungscluster gebündelt und ausgebaut. Dies führt zur Ansiedlungen internationaler Unternehmer, insbesondere von Forschungs und Entwicklungszentren. Österreich baut seine Markenwerte – Innovationskraft, Leistungsorientierung und Entrepreneurship gepaart mit hoher Lebensqualität, kultureller Vielfalt und nachhaltigem Lebensstil – aus. Eine durchgängige Willkommenskultur macht das Land zum Magnet für Talente. Unser Standort bietet auch für ausländische Investoren optimale Rahmenbedingungen.

    WirtschaftsstanDort: unternehMerische DynaMik unD staBiLe rahMenBeDingungen

    Österreich 2025 ist ein global erfolgreicher und technologisch führender Wirtschaftsstandort im Herzen Europas, ausgezeichnet durch leistungsfähige Infrastruktur, wettbewerbsfähige Arbeitskosten, leistungsfördernde Gehalts und Abgabensysteme, einen effizienten Kapitalmarkt sowie vorausschauende Förderungssysteme. Der österreichische Erfolg wird getragen von einem zukunftsorientierten Branchenportfolio, in dem Industrie und Dienstleistung international wettbewerbsfähig sind. Leitbetriebe und kapitalstarke KMU ergänzen sich und arbeiten in Clustern zusammen.

    Österreich hat mit Hilfe eines gebietskörperschaftenübergreifenden Masterplans den Schwenk hin zu einer modernen, wirtschaftlichen und leistungsfähigen Infrastruktur vollzogen (IKT, Energie, Verkehr). Die Arbeitskosten sind durch Senkung der Lohnnebenkosten, Erhöhung der Lebensarbeitszeit, flexibleren Einsatz und eine gesteigerte Arbeitsethik international wettbewerbsfähig. Die Staatsquote liegt bei deutlich unter 50 Prozent. Die Steuern und Abgabenquote ist auf unter 40 Prozent gesenkt. Die F & E bzw. Investitionsförderung ist effizient und mit Fokus auf Zukunftsthemen gestaltet. Erfolgsfaktoren des österreichischen Kapitalmarkts sind weitere Privatisierungen, ein geschärftes Profil der Wiener Börse sowie gezielte Maßnahmen zur Stärkung der KMUFinanzierung und privater Risikokapitalinvestments. Der Staat unterstützt durch verlässliche Rahmenbedingungen sowie eine Konzentration auf seine Kernaufgaben – insbesondere im Bereich der Bildung.

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  • VIsIONeN zU deN eINzeLtheMeN

    WissensgeseLLschaft: BiLDung schafft zukunft

    2025 ist Österreich das innovative Bildungsland in Europa. Alle Bereiche von der Facharbeiterausbildung bis hin zu den Universitäten orientieren sich an Spitzenleistungen und nicht am Mittelmaß. Im Zentrum der Bildungspolitik stehen die Freude am Lernen und das Begreifen; dies ist der Garant für lebenslanges Lernen, für eigenständiges Anwenden des Erfahrungslernens bei neuen Herausforderungen sowie für die Entwicklung von Mündigkeit und Selbstverantwortung.

    Es ist zu einem Paradigmenwechsel gekommen. Die Bildungsinstitutionen vom vorschulischen Lernen bis zur Universität sind finanziell und inhaltlich autonom und zeichnen sich durch Wettbewerb und Vielfalt ihrer Angebote aus. Rahmenbedingungen und kompetenzorientierte Bildungsziele werden von einer zentralen Bundeseinrichtung vorgegeben und lokal in vielfältiger und innovativer Weise umgesetzt. Absolventen haben ein hohes Niveau an Allgemeinbildung und sprechen zumindest eine Fremdsprache. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auch auf den MINTDisziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Die neue Schule ist autonom, der qualifizierte Direktor wählt seine Lehrer selbst aus und erarbeitet sein Bildungsangebot eigenständig. Die Eltern wählen die Schule für ihre Kinder. Die Lehrer sind hervorragend pädagogisch und didaktisch ausgebildet, sodass sie als Lerncoaches und Potenzialentwickler gesehen werden. Nur die Besten werden Lehrer und sie bilden sich regelmäßig weiter, um neue Ideen in den Unterricht einfließen zu lassen.

    Auch im Lehrberuf herrscht Durchlässigkeit für verdiente Personen der Privatwirtschaft, die pädagogisches Talent haben

    und einen immensen Erfahrungsschatz einbringen können. Die Bezahlung ist leistungsgerecht. Die Schüler gehen gerne in ihre Schule. Sie begreifen, wie Lernen funktioniert und können dies auf neue Inhalte selbstständig anwenden. Die Universitäten sind zu Stätten des Bildungsexports geworden, die finanziell gut ausgestattet sind.

    Alle Bildungsinstitutionen haben sich zur Gesellschaft hin geöffnet und stehen in aktivem Austausch mit ihrem Umfeld. Das Bildungssystem ist transparent, durchlässig und eröffnet Perspektiven für alle Lebensphasen – auch für Ältere. Der mindestens zwei Jahre lang dauernde Kindergarten sorgt für einen ersten Schritt der Integration von Migranten und Menschen mit besonderen Bedürfnissen und schafft gute Startbedingungen. So wird Österreich seinem Anspruch als Bildungsland gerecht.

    arBeitsWeLten: faire partnerschaft zWischen MitarBeitern unD unternehMen

    Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist im Jahr 2025 getragen von Fairness und wechselseitigem Verständnis. Die Arbeitswelten sind partnerschaftlich und flexibel und ermöglichen längere Lebensarbeitszeiten.Unternehmen und Mitarbeiter unterhalten eine lebendige Partnerschaft, die von Achtung individueller Leistung und Leistungsfähigkeit, kontinuierlichem Lernen, unternehmerischem Denken und Fairness erfüllt ist. Arbeitswelten sind flexibel, familienfreundlich, human und generationengerecht, wodurch letztlich auch längere Lebensarbeitszeiten möglich sind. Mitarbeiter erleben ihre erfüllende Tätigkeit im Beruf als wertvollen und sinnstiftenden Beitrag zur

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  • VIsIONeN zU deN eINzeLtheMeN

    Gesellschaft. Humane Arbeitswelten werden als Schlüssel für eine erfolgreiche Gesellschaft des Jahres 2025 und darüber hinaus erkannt.

    Im Jahr 2025 sind ein sicherer und gesunder Arbeitsplatz, Lebensarbeitszeitmodelle, frühe individuelle Förderung von Berufseinsteigern, eine attraktive Lehre in Fachberufen, eine Integration älterer und behinderter Arbeitnehmer, die vielfältigen Möglichkeiten des bedarfsgerechten Vereinbarens von Beruf und privater Situationen (inklusive passender Karriereperspektiven für arbeitende Eltern) Normalität und Realität.Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Arbeitswelten sind einfach, transparent, überschaubar und schlank. Die Mitarbeiter werden nicht als Ressource sondern in erster Linie als Menschen gesehen. Sie arbeiten dadurch hochmotiviert, denken unternehmerisch und tragen die Ziele und Visionen der Unternehmen aktiv mit.

    Österreichs Arbeitswelten bieten echte Chancengleichheit für alle – unabhängig von Geschlecht, Alter, Religionszugehörigkeit, sozialer und ethnischer Herkunft. Die politischen Rahmenbedingungen unterstützen dies auf einfache und transparente Art. Eine attraktive und erfüllte Erwerbstätigkeit gebündelt mit unattraktiver Arbeitslosigkeit fördert das aktive Einbringen eines jeden in die Gesellschaft.

    integration: vieLfaLt aLs Motor

    Österreich zeichnet sich 2025 durch eine pluralistische und international orientierte Gesellschaft aus. Vielfalt wird als Vorteil erkannt und geschätzt.

    Nachhaltige Integration ist selbstverständliche Praxis. Grundlagen dafür sind ein offenes gesellschaftliches Klima, die erfolgreiche Integration von Zuwandernden und eine hohe Attraktivität für internationale Leistungsträger. Österreich braucht qualifizierte Zuwanderung, für die Wirtschaft, für Gesellschaft und Kultur sowie für die Aufrechterhaltung der Sozialsysteme. Die Zuwanderungspolitik und strategie sind transparent, die Themen Migration und Integration werden sachgerecht kommuniziert. Klar formulierte Erwartungshaltungen und Rahmenbedingungen zeugen von Respekt auf beiden Seiten – jede und jeder ist dafür verantwortlich. Gesetze und Regeln sind für Zuwandernde leicht verständlich und einfach umzusetzen. Dies gilt für den Aufenthalt, den Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Bildung und zu Sprachkursen. Aus Multikulturalität ist 2025 Interkulturalität geworden – in Vereinen, Gemeinden, der öffentlichen Verwaltung und in den Medien. Sie basiert auf gemeinsamer Sprache und respektierten Werten, den Menschen und Grundrechten sowie rechtsstaatlichen Prinzipien.

    2025 werden alle Menschen in ihrer Verschiedenheit als wertvolle Mitglieder der Gemeinschaft gesehen und geachtet. Das gilt besonders auch für behinderte Menschen: Die gesellschaftliche Inklusion der „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“, ihr selbstbestimmtes Leben und die Entfaltung aller ihrer Fähigkeiten gelten als selbstverständliche Praxis.

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  • VIsIONeN zU deN eINzeLtheMeN

    forschung unD entWickLung: Mit fokus zur spitze

    Die Bereitschaft zur Veränderung und der Mut zur Innovation ist in allen Bereichen der Gesellschaft (unter anderem Bildung, Verwaltung, Wirtschaft, Medien…) selbstverständlich geworden. Die Innovations, Forschungs und Entwicklungstätigkeiten in Österreich sind 2025 auf ausgewählte Bereiche fokussiert. Internationale Vernetzung, eine intensive Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Hochschulen sowie strukturelle Anreize seitens Politik haben Österreich eine internationale Spitzenstellung als Innovationsland ermöglicht.

    Die Konzentration auf Kernbereiche schafft Fokus und Effizienz. Flexibilität an den Rändern bringt neue Ideen und Potenziale ins Spiel. Scheitern von Innovation gilt als gewonnene Erfahrung für den nächsten Anlauf. Neugier auf und Mut zur Innovation sind gewachsen durch Rollenvorbilder als Zugpferde sowie durch stimulierende Innovationsförderung und einfache, stabile Rahmenbedingungen.

    puBLic governance: transparent unD effizient

    Österreich ist 2025 ein schlanker Staat, dessen Aufgaben sich auf Bereiche beschränken, die privatwirtschaftlich nicht sinnvoll erbracht werden können. Die Sektoren der öffentlichen Verwaltung sind straff organisiert, arbeiten höchst effizient und stehen zueinander in einem gesunden Wettbewerb. Die Durchlässigkeit und Flexibilität innerhalb der verschiedenen Bereiche des öffentlichen Dienstes ist hoch.

    Das Verhältnis zwischen dem Staat und seinen Bürgern ist das einer Partnerschaft, die von gegenseitigem Vertrauen und Fairness geprägt ist. Die öffentliche Verwaltung handelt nach einem Good Governance Kodex und erfüllt ihre Aufgaben auf der Grundlage verlässlicher rechtsstaatlicher Strukturen. Das Handeln der Behörden ist vorhersehbar und gewährleistet somit Rechts und Planungssicherheit in allen Bereichen, weshalb die Menschen in Österreich dem Staat und der Politik auch ein hohes Maß an Vertrauen entgegenbringen.

    Durch entsprechende legistische Maßnahmen, vor allem aber durch Transparenz und Prävention, wurde die Korruption im öffentlichen Bereich weitestgehend beseitigt. Das Land hat einen Spitzenplatz im Ranking der korruptionsfreien und sicheren Staaten. Zwischen Politik und Zivilgesellschaft gibt es einen regen Austausch. Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten engagieren sich für gesellschaftliche und politische Anliegen. Der Staat bietet dafür auch Anreize und lässt den Bürgern in allen Lebensbereichen größtmögliche persönliche Gestaltungsfreiheit.

    Die Verwendung der öffentlichen Mittel ist leicht nachvollziehbar. Jeder Bürger hat Einblick hinsichtlich der Verwendung von Steuergeldern. Diese Informationen stoßen auf hohes Interesse. Sie werden medial thematisiert, öffentlich diskutiert und erhöhen das öffentliche Problembewusstsein für Kosteneffizienz.

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  • VIsIONeN zU deN eINzeLtheMeN

    verantWortungsvoLLes Wirtschaften:nachhaLtig erfoLgreich

    Nachhaltigkeit ist eine Grundvoraussetzung für den Staat, seine Bürgerinnen und Bürger sowie für Unternehmen. Wir assoziieren Nachhaltigkeit 2025 längst nicht mehr nur mit Ökologie wir haben wirtschaftlichen Erfolg mit Verantwortungsbewusstsein für die nachfolgenden Generationen in Einklang gebracht. Nachhaltigkeit steht auf einem starken Wertefundament und stellt mit ihren drei Säulen Ökologie, Soziales und Wirtschaft die Grundlage für generationenübergreifenden Wohlstand dar. Wir leben und arbeiten so, dass wir den von uns übernommenen Wohlstand besser an die nächste Generation übergeben können.

    Staat und Unternehmen haben eine Vorbildwirkung. Sie orientieren sich in ihrem Tun an Ressourcen und Energieeffizienz, sozialer Verträglichkeit sowie Langfristigkeit. Aktive Bewusstseinsbildung und Rahmenbedingungen wie etwa Anreizsysteme, Richtlinien und Gesetze fördern die Ausrichtung an Nachhaltigkeit. Das zeigt sich bei staatlichen Einrichtungen und in Unternehmen an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Messbarkeit.

    Unternehmerischer Mut und Innovationsgeist treiben den Prozess der Nachhaltigkeit kontinuierlich voran. Realismus und Augenmaß gepaart mit Engagement kennzeichnen unser wirtschaftliches Handeln – und das auf Basis einer intakten Umwelt mit gesicherten Ressourcen und dem Wohl aller.

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  • stell-hebel

    zur erreichung unserer vision haben wir strategien und detaillierte Maßnahmenvorschläge erarbeitet.hier finden sie eine kompakte zusammenfassung. Die Details sind nachzulesen unter www.unternehmen-oesterreich2025.at

  • 1. Die Menschen unD Der staat – eine partner-schaft BasierenD auf vertrauen

    ausgangssituationDerzeit erleben die Menschen das Handeln von Politik und Verwaltung vielfach als Obrigkeitshandeln. Sie erkennen für sich zu wenige Möglichkeiten, sich aktiv in der Gesellschaft zu engagieren und finden auch wenig Anreize für Eigeninitiative und unternehmerisches Handeln vor.

    Durch den EUBeitritt hat Österreich neben der Bundes, Landes, Bezirks und Gemeindeebene eine fünfte Verwaltungsebene dazubekommen. Der notwendige Bereinigungsschritt um mindestens eine Ebene ist aber seither ausgeblieben. Generell sind in der Verwaltung viele Effizienzverluste, Doppelgleisigkeiten und politische Machtstrukturen als Selbstzweck vorzufinden.

    zielsetzungDie Beziehung zwischen Bürgerinnen und Bürgern und dem Staat muss auf eine neue Basis gestellt werden. Wir brauchen Menschen, die auf Grundlage einer hochqualitativen Ausbildung und eines funktionierenden Gesundheitssystems in

    Österreich 2025 –Das Landder Erfolge

    4Mutig.Offen.Nachhaltig.LebensWert. 39

    An der Weltspitze

  • der Lage sind, eigenverantwortlich und unternehmerisch zu handeln. Diese Menschen nehmen dabei ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt und den nächsten Generationen wahr. Sie erleben den Staat als „bürgernahen Leistungsstaat“, der sie effizient und effektiv dabei unterstützt. Dabei gilt das Motto „Weniger ist mehr!“. Weniger Bürokratie bedeutet eine bessere Verwaltung und mehr Handlungsspielraum für wichtige Aufgaben. Durch eine konsequente Staatsreform werden beachtliche Einsparungspotentiale gehoben. Sie beschränkt sich allerdings nicht ausschließlich auf diese Dimension. Sie bietet Anreize zur Sparsamkeit und schafft Spielräume für Investitionen zur Stärkung jener Bereiche, die als staatliche Kernaufgaben gelten. In der fast 90 Jahre alten österreichischen Bundesverfassung werden die Ursachen für deutliche Fehlentwicklungen beseitigt. Dazu gehört auch die Schaffung eines Persönlichkeitswahlrechtes, das dem Staat und der Erfüllung seiner Aufgaben eine echte demokratische Grundlage bietet.

    stellhebel für die Menschen>EinneuerGesellschaftsvertrag:Dem ständig steigenden Durchschnittsalter der Menschen wird mit gezielten Maßnahmen für „produktives Altern“ begegnet. Diese umfassen Lebensarbeitszeitmodelle, altersgerechte Arbeitsplätze und Ausbildungsangebote für lebensbegleitendes Lernen. Zuwanderung wird als Chance und Stärke verstanden und der respektvolle Umgang mit Minderheiten und benachteiligten Menschen wird aktiv forciert.

    >FunktionsfähigeFamilien: Ein stabiles Familienbild wird bewusst gefördert, das Recht jedes Kindes auf beide Eltern bestmöglich durchgesetzt. Eine kindergerechte Lebensraumgestaltung (baulich, Toleranz in öffentlichen Räumen, Treffpunkte für Jugendliche), flexible Karenzformen mit

    vielen Optionen, Förderung der Arbeitgeber, die Zusatzkosten durch Kinderkarenz haben, machen Österreich zu einem kinderfreundlichen Land. Nachbarschaftshilfe bei Kinderbetreuung und im Haushalt wird erleichtert.

    >GesundheitssystemmitstarkerPräventionskomponente:Eine verbesserte Datengrundlage bildet die Basis für Prävention und Gesundheitsförderung. Ergänzt wird dieser Ansatz durch ein ausreichendes diagnostisches und therapeutisches Angebot, das auf interdisziplinäre Netzwerkarbeit und durchgehende Qualitätssicherung setzt. Gesundheit wird zum integralen Bestandteil des Bildungsangebotes und eine CO2Bilanz pro Bürger führt zu gesünderen Menschen. Gesundheitspolitik wird ressortübergreifend auf Ministerien und Länderebene betrieben.

    >StärkungderEigenverantwortung: Die politischen Partizipationsmöglichkeiten und vor allem die direkte Demokratie werden ausgebaut. Neue Modelle wie etwa Politik auf Zeit ermöglichen es mehr Menschen, sich politisch zu betätigen.

    >UnternehmerischeKultur:Auch Arbeitnehmer fühlen sich als Unternehmer, die ihren Job mit Blick auf das Ganze machen. Diese Haltung wird auch über das Bildungssystem vermittelt. Die Sozialversicherung ermöglicht und erleichtert den Wechsel zwischen selbstständiger und unselbstständiger Beschäftigung.

    >AktiveMedienkonsumenten:Journalismus ist ein wichtiges Element jeder funktionierenden Demokratie. Bei der Vermittlung der entsprechenden Medienkompetenz gilt das Prinzip „Aktion statt Reaktion“. Menschen sollen die Möglichkeiten der Medienproduktion selbst anwenden können

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    steLLhebeL > 1. dIe MeNsCheN UNd der staat

  • und auch nutzen. Diese aktive Medienkompetenz wird ab dem Kindergarten vermittelt. Die öffentliche Hand fördert lokale Medienprojekte, spezielle Jugendformate und Lehrredaktionen in etablierten Medien.

    stellhebel für staat und Verwaltung>StaatgewährleistetdieErbringungöffentlicherLeistungen:Der Staat hat die Erbringung seiner öffentlichen Leistungen zu sichern – er muss diese aber nicht immer selbst erbringen sondern lediglich deren Erbringung gewährleisten und durch Setzen geeigneter Rahmenbedingungen regulieren.

    >StärkungdesPersönlichkeitswahlrechts: Das Persönlichkeitswahlrecht wird gestärkt. Das Parlament setzt sich nicht mehr aus Parteidelegierten sondern in Zukunft aus persönlich gewählten Mitgliedern zusammen. Jedes Parlamentsmitglied soll seinen Wählern gegenüber unmittelbar verantwortlich sein. Ein echtes Persönlichkeitswahlrecht wirkt auch der Politikverdrossenheit entgegen und bietet einen Anreiz, sich in der Politik zu engagieren.

    >VergleichbareLeistungenderVerwaltung:Benchmarking zur vergleichenden Analyse des Umfangs, der Kosten und der Qualität der Leistungen der öffentlichen Verwaltung (z.B. zwischen nachgeordneten Dienststellen, Länderverwaltungen, Gemeinden) bringt Effizienzsteigerungen. Wettbewerbsmechanismen und Wahlmöglichkeiten finden Eingang in die öffentliche Verwaltung (Peer Pressure und Standortwettbewerb zwischen Ländern und Gemeinden).

    >KostenwahrheitinderVerwaltung: Für eine wirksame Reform sind auch die exakte Erfassung der Kosten der Verwaltung und deren Zuordnung zu öffentlichen Leistungen

    von entscheidender Bedeutung. Erst wenn klar ist, wie viel eine bestimmte Leistung bei der Erbringung durch den Staat tatsächlich kostet, ist es möglich festzustellen, wie günstig diese Leistungen durch private Anbieter erbracht werden können. Dafür braucht es ein durchgehendes Controlling und RechnungswesenSystem für alle Staatsaufgaben.

    >KonsequenteBundesstaatsreform:Diese birgt wesentliche Potenziale zur Entlastung der Gesellschaft und der Wirtschaft – wie beispielsweise die Reduktion um eine Verwaltungsebene bis 2025 – insbesondere werden Aufgaben systematisch entflochten und gebündelt. Doppelgleisigkeiten wie etwa bei Förderungen werden abgeschafft. Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips wird immer die Verwaltungsebene tätig, die näher am Bürger ist. Die Aufteilung der Aufgaben zwischen Bund, Ländern und Gemeinden (Ansprechpartner für Wirtschaft und Bürger) wird nach Kriterien der Zweckmäßigkeit geregelt.

    >NeuesDienstrechtfürdieVerwaltung:Ein zentraler Ansatz zur Erneuerung des öffentlichen Sektors liegt in einer weitreichenden Reform des Dienstrechts und des Personalmanagements. Neben einer allgemeinen Angleichung der Beschäftigungsverhältnisse an den Privatsektor sind insbesondere eine Vereinfachung und Flexibilisierung des Dienst und Besoldungsrechts, eine Stärkung der Gestaltungsoptionen der Ressortchefs, Maßnahmen zur Förderung der Mobilität innerhalb der Verwaltung aber auch zum privaten Sektor sowie geeignete Anreizstrukturen zentrale Elemente eines zeitgemäßen öffentlichen Dienstes.

    >PublicManagerstattBeamte:Der klassische Beamte entwickelt sich zum Public Manager weiter. Die öffentliche Verwaltung im modernen Leistungsstaat ist ein attraktiver,

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    steLLhebeL > 1. dIe MeNsCheN UNd der staat

  • konkurrenzfähiger Arbeitgeber, der interessante und herausfordernde Karrieremöglichkeiten anbietet. Lediglich der Kernbereich der Verwaltung setzt zur Gewährleistung von Gesetzestreue, Unbestechlichkeit und Unabhängigkeit auf besonderen Schutz durch Pragmatisierung.

    >Output-OrientierungdesöffentlichenHaushalts:Diese wird auf der gesamten Staatsebene (Bund, Land und Gemeinden) umgesetzt. Die Abschätzung der Verwaltungskosten für Bürgerinnen und Bürger und für Unternehmen gilt auch bei Ländern und Gemeinden. Die Verwaltung wird gesamtstaatlich daran gemessen, welchen Output sie bringt und nicht, wie viel Mittel sie dafür einsetzt.

    >AusgeglichenerHaushaltüberdenKonjunkturzyklus:Der Staat hat dafür zu sorgen, dass er seine Souveränität im Setzen der Rahmenbedingungen behält. Dazu gehört auch ein ausgeglichener Haushalt über den Konjunkturzyklus. Sobald sich der Staat unter Spielregeln der Finanzwirtschaft begibt (Rating), muss er sie vollständig akzeptieren. Damit verliert er seine Handlungsfähigkeit und begibt sich in Abhängigkeit von Institutionen, die nicht demokratisch legitimiert sind. Daher ist Budgetdisziplin nicht zuletzt auch notwendig für eine funktionierende Demokratie.

    >BeschränkungderStaatsaufgabenaufKernbereiche:Die Erfahrungen mit der Verstaatlichten Industrie zeigen deutlich, dass der Staat ein schlechter Unternehmer ist. Er hat weder die Risikobereitschaft noch die Flexibilität, in Krisenzeiten andere Absatzmärkte oder eine andere Produktpalette zu finden. Ihm fehlt auch jegliche Motivation, das eingesetzte Kapital tatsächlich zu einer Rendite zu führen, da die Investoren (das Volk) diese Rendite nur indirekt zu spüren

    bekommen und auch kaum eine Rechtfertigung bei negativen Ergebnissen verlangen. Verluste müssen schließlich die Steuerzahler ungefragt abdecken. Neben der Hoheitsverwaltung werden die Aufgaben des Staates daher auf die Bereiche der Daseinsvorsorge beschränkt, die vom Markt nur unzureichend abgedeckt werden können.

    >FokussierungaufAufgabenfürdasGemeinwohl:Die Marktkräfte allein können bestimmte Leistungen der Daseinsvorsorge nicht immer in einer Weise bereitstellen, die den Gemeinwohlanforderungen genügen. Die Daseinsvorsorge wird daher dort vom Staat wahrgenommen, wo der Wettbewerb am Markt keine ausreichende Absicherung gewährleisten kann. Diese umfasst die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen, die unmittelbar lebensnotwendig sind und die Bereitstellung von Dienstleistungen, die den Anschluss jedes Einzelnen an die Gesellschaft sicherstellen. Sie ermöglicht eine soziale, kulturelle und geistige Entwicklung, wo sie vom Markt nicht bereitgestellt werden kann.

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    steLLhebeL > 1. dIe MeNsCheN UNd der staat

  • Die Menschen unD Der staat. eine partners chaft, BasierenD auf vertrauen.

  • 2. aktiv in europa – Österreich aLs staBiLitätspartner unD BrückenBauer

    ausgangssituationDas europäische Projekt ist eine Erfolgsgeschichte. Es hat in den letzten Jahrzehnten ganz wesentlich zur Schaffung von Frieden, Wohlstand und Sicherheit in Europa beigetragen. Dennoch steht es derzeit vor einer großen Bewährungsprobe. Die aktuellen Bemühungen zur Stabilisierung des Euro und zur Schaffung von nachhaltigem Wachstum haben die Schwachpunkte der europäischen Konstruktion zu Tage treten lassen. Neben der Bewältigung der Staatsschuldenkrisen muss Europa dringend Antworten auf eine Weltordnung im Umbruch finden. Das Kräfteverhältnis verschiebt sich zunehmend zu Gunsten der aufstrebenden Wirtschaftsmärkte in Asien.

    Die gegenwärtige Krise im Euroraum ist bekanntlich in hohem Maß auf die Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen der Euroländer zurückzuführen. Aber auch die Economic Governance der Europäischen Union und des Euroraums ist für die aktuellen Schwierigkeiten mitverantwortlich. Der „Stabilitäts und Wachstumspakt“ wurde bei der ersten Krise „weichgespült“. Zwar gab es bereits Reformen im Haushaltsbereich und es wurden Maßnahmen getroffen, um die Funktionsfähigkeit des Finanzsektors wieder herzustellen. Dennoch fehlt dafür nach wie vor der volle politische Rückhalt. Die wachsende wechselseitige Abhängigkeit von Bankensystem und Nationalstaat bedeutet außerdem eine zunehmende Gefahr für den freien und effizienten Kapitalverkehr sowie für einen funktionierenden Binnenmarkt. Dies mindert die Schlagkraft der Europäischen Union an den europäischen und internationalen Finanzmärkten.

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    steLLhebeL > 2. aktIV IN eUrOPa

    Uneinigkeit besteht auch darüber, wo der Schwerpunkt von Wachstumspolitik liegen soll: Auf nachhaltigem Wachstum, das über mittel bis langfristig wirkende Strukturreformen erzielt werden kann oder auf kurzfristig erzielbarem Wachstum, welches aber die Staatsverschuldung weiter erhöht bzw. Steuererhöhungen notwendig machen könnte. Die Zukunft Europas wird nicht nur auf den Finanz und Exportmärkten, sondern auch auf den europäischen Arbeitsmärkten entschieden. Besonders die Jugendarbeitslosigkeit in Europa entwickelt sich zu einer gefährlichen Zeitbombe. Das bewährte europäische Wirtschafts und Sozialmodell steht somit auf dem Prüfstein. Auch unter den Bürgern hat die Unterstützung für das Europäische Projekt abgenommen. Die Beteiligung bei den Wahlen zum Europäischen Parlament betrug zuletzt nur mehr 43 Prozent. Die Menschen haben vielfach das Gefühl, keine Rückbindung mit den Entscheidungsträgern in Brüssel oder Straßburg zu haben. Die Situation in Europa bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Österreich. Die Herausforderungen Europas sind auch Herausforderungen, denen wir uns hierzulande stellen müssen. Auch in Österreich müssen die Finanzen auf eine solide Basis gestellt werden. Ohne stabilen Haushalt und Finanzsektor wird zu wenig investiert und ohne Investitionen gibt es kein nachhaltiges Wachstum. Gleichzeitig ist die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen durch die Rahmenbedingungen (höhere Lohnkosten, Umweltauflagen etc.) unter Druck. Im internationalen Wettlauf der Wissensökonomie hat Österreich auch gegenüber anderen Ländern Europas an Boden verloren. Es gibt einen Mangel an Risikokapital und bei der Marktkapitalisierung liegt Österreich im internationalen Vergleich im unteren Durchschnitt.

  • Die Politik in Österreich ist derzeit meist ausgerichtet auf „hier ist Österreich und dort ist Europa“ und nicht auf „Österreich mitten in Europa“. Oft fehlt es bei wichtigen europäischen Fragen an strategischen Ansätzen sowie an ausreichend Verbündeten im Kreise der übrigen EULänder. Viele sehnen sich nach Politikern, die in Europa und in der Welt etwas zählen und die Entwicklungen maßgeblich mitgestalten. In der medialen Berichterstattung dominieren innenpolitische Themen und die Medien verbreiten teilweise eindeutige Fehlinformationen zum Thema Europa. Aktuelle Umfragen zur Europäischen Union zeigen ein Stimmungstief in der österreichischen Bevölkerung.

    zielsetzungÖsterreich muss sich stärker in Europa positionieren, europäische Fragestellungen diskutieren und die zahlreichen Vorteile der EUMitgliedschaft sichtbar machen. Es muss das Vertrauen der österreichischen Bevölkerung in Europa und seine Institutionen wieder gewinnen. Österreich muss seine Rolle als Kompetenzzentrum und Brückenbauer für CEELänder, Schwarzmeerraum und Zentralasien weiter ausbauen und sich auf jene Bereiche konzentrieren, bei denen es eine echte Chance hat, zur Europa bzw. Weltspitze aufzurücken. Österreich wie Europa brauchen eine umfassende Investitionsagenda und eine konzentrierte Standort und Industriepolitik, um den Rückstand gegenüber anderen Wachstumsregionen aufholen zu können. Die EUMitgliedstaaten können nicht weiter durch Aufnahme von zusätzlichen Schulden die durch den Druck der Globalisierung nötigen strukturellen Reformen überdecken. Finanzpolitische Stabilität bzw. langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und Forcierung von Wirtschaftswachstum sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Sie sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden.

    Auch die Bankensysteme und Staatsanleihenmärkte müssen dringend stabilisiert werden. Nationalstaaten und deren Bankenlandschaft dürfen nicht mehr länger als „Einheit“ wahrgenommen werden. Der Euro muss in einer stabilitätsorientierten Form erhalten bleiben und mittelfristig ist die Ausweitung der Eurozone auf wichtige Handelspartner Österreichs (CEELänder) anzustreben. Der EUBinnenmarkt muss konsequent umgesetzt werden. Europa muss schließlich zu innerer Geschlossenheit und Stärke finden. Die EUMitgliedsstaaten sollten in der gemeinsamen Außen und Sicherheitspolitik ihre Hoheitsrechte bündeln, um das Gewicht der EU international erfolgreich auf die Waage zu legen. Dafür ist auch eine strategische Debatte über die Zukunft des Europäischen Projekts erforderlich. Diese muss sich auch mit der Frage der Stärkung der demokratischen Legitimität und der Handlungsfähigkeit der EUInstitutionen befassen.

    stellhebel >StabilerEuro,effektiveGovernanceundsolideFinanz-strukturen: Hier geht es vor allem um die Umsetzung des Stabilitäts und Fiskalpakts, die Vervollständigung der Währungsunion durch eine Bankenunion, die Integration der Banken und Finanzmarktaufsicht in Europa, die Einrichtung eines Europäischen Währungsfonds, um Strukturreformen und Wachstumsprogramme insbesondere in CEE und Krisenländern sowie um eine Erweiterungsstrategie für den Euroraum.

    >WachstumsstrategiensowieeineuropäischesWirtschafts-undSozialmodell: Für nachhaltiges Wachstum braucht es eine europäische Investitionsagenda, inklusive einer klar definierten Rolle der Europäischen Investitionsbank. Bei der europäischen Standort, Industrie und Steuerpolitik und

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    steLLhebeL > 2. aktIV IN eUrOPa

  • der Reform des EUBudgets müssen klare Prioritäten mit Fokus auf Wachstum, Forschung und Innovation sowie auf eine konsequente Umsetzung des EUBinnenmarktes gesetzt werden. Weitere Schwerpunkte sind Beschäftigung – und da besonders der Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit – die Gesundheitspolitik, die Klima und Umweltpolitik sowie ein effizientes Ressourcenmanagement.

    >EuropaimglobalenWettbewerb: Für eine nachhaltige Positionierung Europas in der Welt braucht es eine Fortentwicklung der EUErweiterungsstrategie, eine Stärkung der europäischen Nachbarschaftspolitik unter Einschluss der Schwarzmeer und Kaspischen Region, eine strategische Partnerschaft mit der Türkei und verstärkte Bemühungen um die politische Stabilisierung in Nordafrika bzw. der Mittelmeerregion. Auch die transatlantischen Beziehungen sowie das Verhältnis zu Russland müssen neu definiert werden. Die europäische Wirtschaft spielt auf einem globalen Feld und muss die Rahmenbedingungen in diversen Abkommen wie etwa Umweltabkommen, der DohaWelthandelsrunde oder in bilateralen Freihandelsabkommen entsprechend gestalten.

    >EU-InstitutionenundEntscheidungsverfahren:Die demokratische Legitimität der EUInstitutionen und damit ihre Handlungsfähigkeit wird erhöht durch: Eine Wahl des Präsidenten der Europäischen Kommission, die Ausweitung qualifizierter Mehrheitsentscheidungen, ein Initiativrecht für das Europäische Parlament, die Schaffung eines europäischen Wahlkreises, bessere Handhabung des Subsidiaritätsprinzips, die Ernennung eines europäischen Wirtschafts und Finanzministers, den Ausbau der Instrumente partizipativer Demokratie auf EUEbene sowie die Unionsbürgerschaft.

    >Europa-Bewusstsein,EU-AkzeptanzundeuropäischeMedienöffentlichkeit: Um die Bürger wieder für das Projekt Europa zu begeistern, braucht es eine aktive Informationspolitik, eine Emotionalisierung der europäischen Werte, die Schaffung einer europäischen Medienöffentlichkeit, europäische Dokumente und Rituale, ein glaubwürdiges Europabild in Schule und Ausbildung sowie eine kluge Europapolitik der heimischen Politiker.

    >VertretungundEinflussÖsterreichsinderEU:Österreich kann seine Rolle in Europa besser wahrnehmen, indem es das ÖsterreichNetzwerk verbessert, eine aktive Personalpolitik für europäische Jobs sowie faire innerösterreichische Auswahlverfahren betreibt. Besonders wichtig ist auch ein geschlossenes Auftreten Österreichs in Brüssel sowie eine Bündelung der Kräfte (Konzept „Austria House“) und stärkere Allianzenbildung mit anderen Ländern der Union.

    >ÖsterreichalsMittler,BrückenbauerundKompetenz-zentrumfürCEE,SchwarzmeerraumundZentralasien:Wien kann sich als Finanzzentrum für Mittel und Osteuropa positionieren. Insgesamt hat Österreich gute Voraussetzungen, sich als Logistikknoten zu etablieren. Dafür braucht es Marketing für den Headquarterstandort Österreich sowie die Überprüfung der Visapolitik, insbesondere gegenüber Russland. Die Donauraumstrategie sowie sonstige EUProgramme für die Region werden als Investmentvehikel für österreichische Unternehmen genutzt. Im Wissenschafts und Forschungsbereich geht es um eine Verstärkung der Partnerschaften in der Region. Generell hat Österreich die besten Voraussetzungen für eine starke Sprecher und Mittlerrolle für die CEELänder und kann viel zur Stärkung der Beitrittsperspektive der Länder ExJugoslawiens beitragen.

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    steLLhebeL > 2. aktIV IN eUrOPa

  • >ÖsterreichischeKernkompetenzenundSchwerpunkteinEuropa:Hier geht es darum, internationale Headquarters anzuziehen, den heimischen Kapitalmarkt zu stärken und den Aufholbedarf bei der Marktkapitalisierung wettzumachen. Der Fokus der Aktivitäten liegt bei Zukunftsthemen wie etwa der Vernetzung mit europäischen Forschungs und Produktionsnetzwerken, der Anpassung der dualen Ausbildung, dem Aufrücken Österreichs zur Weltspitze in ausgewählten Bereichen wie etwa IKT, Kultur, Tourismus, Umwelttechnologien, Mikroelektronik, EGovernment oder der Positionierung Österreichs als Energiedrehscheibe Europas.

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    steLLhebeL > 2. aktIV IN eUrOPa

  • 3. chance internationaLer WettBeWerB –fokussiert, vernetzt unD „Best in cLass“

    ausgangssituationWährend Österreich seine Position im World Economic Forum Ranking seit dem Vorjahr von Platz 19 auf 16 verbessern konnte, zeigt das Ende Mai veröffentliche World Competitiveness Scoreborard 2012 des Institute for Management Development (IMD) auf, dass Österreich als Standort im internationalen Wettbewerb 3 Plätze im Ranking und damit weiter an Attraktivität verloren hat. Österreich rangiert auf Platz 21 von insgesamt 59 Ländern (im EUVergleich auf Platz 9, im Vorjahr Platz 7). Besonders fällt auf, dass Österreich von Platz 11 im Jahr 2007 sukzessive schlechter und nunmehr auf Platz 21 gerankt wird.

    Während wir in ausgewählten Indikatoren wie Infrastruktur oder Qualität der unternehmerischen Tätigkeit gut abschneiden, liegen wir bei der Steuerbelastung, bei Verfügbarkeit von Venture Capital und bei der Flexibilität am Arbeitsmarkt auf den hinteren Rängen.

    Österreichs Exportquote liegt bei etwa 58 Prozent, die Importquote bei 55 Prozent. Diese Werte reichen zwar nicht an jene in Belgien und den Niederlanden heran, liegen aber über dem Niveau von Schweden und der Schweiz.

    Anders stellt sich die Situation bei der internationalen Verschränkung Österreichs über Investitionen dar. Österreich wickelt den überwiegenden Teil seines Auslandsgeschäftes weiter über klassische Waren und Dienstleistungsexporte ab, während vergleichbare hochentwickelte Industriestaaten dies stark über direkte Präsenz in den Zielmärkten bewerk

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    steLLhebeL > 3. ChaNCe INterNatIONaLer WettbeWerb

    stelligen. Zwar hat Österreich diesbezüglich – vor allem durch das starke Engagement in Mittel und Osteuropa – ein wenig aufgeholt, befindet sich aber weiter auf dem Niveau international kaum integrierter Staaten. Ein ähnliches Bild bieten die Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich. Hier manifestiert sich die mangelnde Standortattraktivität im Vergleich zu direkten Konkurrenten in Kombination mit einem unscharfen Standortprofil.

    Ausländische Investoren besitzen 3 Prozent der Unternehmen in Österreich, beschäftigen aber 19 Prozent der Arbeitskräfte, zahlen 29 Prozent der Gehälter und erwirtschaften 26 Prozent des Produktionswertes, setzen 39 Prozent des gesamten Forschungspersonals ein und bestreiten 52 Prozent aller F & EKosten (Quelle: Statistik Austria).

    Da immer mehr Emerging Markets wie China und Indien verstärkt als Technologiegeber auftreten, wird Österreichs Position zunehmend gefährdet. Ohne wirkungsvolle Maßnahmen wird sich der Trend des rapiden Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit nicht nur fortsetzen sondern wohl verstärken.

    zielsetzungEine Trendwende mit den in Folge dargestellten Stellhebeln einzuleiten und Österreich ein klares Profil im internationalen Wettbewerb zu geben (USPs wie z.B. Nr. 1 in puncto Lebensqualität).

    Abb: Aktive und passive Direktinvestitionen in Mrd. US $, in Klammer das jeweilige Verhältnis zum BIP(Quelle: UNCTAD World Investment Report; Wifo; Werte aus 2010)

    Aktive DI Passive DISchweiz 909,4 (278 %) 538,9 (165 %)Niederlande 890,2 (130 %) 589,8 (86 %)Belgien 737,7 (185 %) 670,0 (168 %)Schweden 336,1 (93 %) 348,7 (97 %) Österreich 169,7 (51 %) 155,0 (46 %)

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  • stellhebel >GovernmentalExcellence:Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Unternehmen ist von einer „Kultur der Zusammenarbeit“ geprägt. Diese zeigt sich unter anderem in vereinfachten Zulassungs, Auskunfts und Genehmigungsverfahren. Die Verwaltung setzt auf schlanke Prozesse, Service Level Agreements, Benchmarking zwischen Verwaltungseinheiten, verkürzte Prozessdauer und starken Servicecharakter. Die nationale Steuerpolitik wird grundlegend überarbeitet (Abgabenqoute 2011: 42 Prozent) und trägt durch eine wachs tumsfördernde Steuerstruktur zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei. Begleitend dazu wird das System vereinfacht und mehr Rechtssicherheit gewährleistet. Der Faktor Arbeit wird entlastet und heimische Unternehmen werden bei der Internationalisierung unterstützt. >VomTorzumOstenindieWelt: Österreich und seine Unternehmen profitieren von der Ostöffnung und nutzen ihre Chancen. Zu den Exporterfolgen kommen weitere Internationalisierungserfolge. Heimische Unternehmen richten ihr Geschäftsmodell auf Märkte außerhalb der EU aus (business by niching and networking). Eine Forcierung der aktiven Direktinvestitionen unterstützt das Wachstum der österreichischen KMU.

    >Willkommenskultur:Wien ist laut Mercer Studie weltweit Nr. 1 in puncto Lebensqualität. Diese hohen Standards können nur mit entsprechendem Zuzug sowie internationaler (wirtschaftlicher) Vernetzung gehalten werden. Österreich entwickelt dafür eine neue Kultur der Offenheit (aktuell IMD Platz 50 bei Migration) und fördert die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand zu blicken.

    >HotSpotfürStartup-Unternehmen: Österreich setzt verstärkt auf wohlstandsrelevante Zukunftsbranchen wie Life Sciences, Green Technology und IKT. Dafür werden entsprechende Schwerpunkte im Ausbildungssystem gesetzt und die Anstrengungen bei Spitzenforschung intensiviert. Die Förderprinzipien und –strukturen werden radikal neu gestaltet. Der Einsatz von Privatkapital bei Unternehmensgründungen wird steuerlich attraktiviert. Ein StartupFonds unterstützt neue Geschäftsideen.

    >Humankapital:So schwer es ist, spezifische Qualifikationen als Wettbewerbsfaktor zu implementieren oder gar grundsätzliche Einstellungen und Geisteshaltungen zu verändern, so leicht verliert man wertvolles Humankapital im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe. Der „war for talents“ war kein Phänomen einer Hochkonjunkturphase und wird zweifellos in Europa durch die demografischen Veränderungen der nächsten Jahrzehnte noch weiter verschärft. Eine Deregulierung des Arbeitsmarktes und geänderte Rahmenbedingungen etwa im Schulsystem und bei der tertiären Ausbildung wirken dem entgegen.

    >AktiveundpassiveDirektinvestitionen:Auslandsinvestitionen sichern heimische Arbeitsplätze. Dafür braucht es einerseits eine Kommunikationsoffensive und anderseits bessere Lösungen für die Übernahme von Haftungen für Kredite. Für ausländische Manager werden Expressverfahren bei der RotWeißRotKarte eingeführt. Ein zweiter Haushalt ist steuerlich absetzbar. Arbeitszeitgesetz und Gewerbeordnung werden liberalisiert. Für ausländische Investitionen gibt es attraktive Bedingungen.

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    steLLhebeL > 3. ChaNCe INterNatIONaLer WettbeWerb

  • >GemeinsamerAußenauftritt:Der einheitliche Auftritt wird als nationale Aufgabe – eventuell auch mit gesetzlicher Grundlage (vgl. Schweiz) gesehen. Die Botschaften Österreichs sind ebenso klar definiert wie die Kern und Zielmärkte, die damit adressiert werden. Eine regelmäßige Evaluierung bietet die Möglichkeit zur laufenden Adaption.

    >Freihandelszone:Die Errichtung einer Sonderwirtschaftszone in Österreich hängt von den Entwicklungen innerhalb der Europäischen Union ab. Sollte es im Rahmen der Gemeinschaft möglich sein, Sonderwirtschaftszonen zu errichten, so könnte eine solche in Österreich signifikante Zuwächse bei Wirtschaft und Beschäftigung bringen. Die Maßnahmen betreffen insbesondere das Steuersystem, Arbeits und Sozialrecht, Investitionsklima, Kapitalverfügbarkeit, Zuzug ausländischer Spitzenkräfte sowie F & E.

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    steLLhebeL > 3. ChaNCe INterNatIONaLer WettbeWerb

  • 4. stanDort Österreich - unternehMerische DynaMik unD staBiLe rahMenBeDingungen

    ausgangssituationWirtschaftsstandorte stehen in einem globalen Wettbewerb, Europavergleiche alleine sind nicht mehr maßgeblich. Alle Wachstumsmärkte – neben Asien auch Südamerika und Afrika – müssen miteinbezogen werden. Gemessen an den relevanten Standortfaktoren hat sich die Qualität des Wirtschaftsstandortes Österreich dramatisch verschlechtert und liegt nur mehr auf Rang 21 (laut IMD, Institute for Management Development). Weitere Verschlechterungen sind zu befürchten und werden zur Wachstumsbremse. Traditionelle Standortstärken wie Lebensqualität, Stabilität, Kultur und geographische Position sind immer weniger tragfähig. Ohne quantitatives und künftig auch qualitatives Wachstum wird unser Land weiter zurückfallen. Arbeitslosigkeit und Staatsschulden werden steigen. Verschärft durch die demographische Entwicklung müssen künftige Generationen ernsthaft um ihren Wohlstand bangen. Konflikte sind die Folge. Österreich muss daher seinen Spitzenplatz beim ProKopfEinkommen verteidigen und dabei gefährliche Strukturschwächen und die bedrohlichen Staatsschulden ausgleichen. Deutliche Strukturreformen sind nötig, um im Wettbewerb mit den immer „intelligenteren“ Niedriglohnländern zu bestehen. Ohne nachhaltige Maßnahmen wird Österreich seinen Wohlstand nicht halten können.

    zielsetzungGut eingebunden in Europa ist Österreich im Jahr 2025 ein global erfolgreicher, technologisch führender Industrie und Wirtschaftsstandort, ausgezeichnet durch zukunftssichere Branchen, hohe Innovationskraft, internationale Vernetzung,

    dynamisches Unternehmertum, leistungsfördernde Gehalts und Abgabensysteme und durch einen schlanken Staat, der Selbstbestimmung wie Eigenverantwortung des Einzelnen fördert. So ist Österreich ein Land, in dem Veränderungen als Chancen wahrgenommen werden. Gemessen wird der Erfolg an quantitativem wie qualitativem Wachstum, sowie an Stabilität und Wohlstand auch für künftige Generationen.

    Die Expertengruppe „Standort Österreich“ hat aus insgesamt zehn relevanten Standortfaktoren1 fünf „Stellhebel“ zusammengefasst und ausformuliert – die restlichen wurden in anderen Expertengruppen bearbeitet.

    stellhebel>InfrastrukturalsVoraussetzungundErgebniserfolgreicherStandortpolitikSituation:In Österreich stehen einem hohen Niveau in der Daseinsvorsorge (Wasser, Strom, etc.) zunehmende Defizite v.a. bei der leitungsgebundenen Infrastruktur gegenüber. Die föderale Struktur und teilweise überzogene Qualitätsansprüche behindern einen optimierten Einsatz der knapper werdenden Finanzmittel, der sich am Kundennutzen orientiert. Dadurch erleidet Österreich Nachteile als Industriestandort und Gastland für Headoffices internationaler Unternehmen. Im Bereich des Güter und Personenverkehrs fehlt ein Generalverkehrsplan mit abgeleiteten, realistischen und finanzierbaren InfrastrukturPlänen für Straße, Schiene, Flug, Wasser etc. Die ÖBB müssen sich auf zukunftssichere Segmente fokussieren, die Infrastrukturprojekte müssen ausfinanziert und die öffentlichen Zuschüsse zumindest halbiert werden. Der Straßenlückenschluss Richtung Osten ist überfällig, eine gesunde AUA und die dritte Piste in Schwechat sind unverzichtbar. Im Bereich IKT hat Österreich seine Spitzenposition eingebüßt, die KMU erleiden Wettbewerbsnachteile.

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    steLLhebeL > 4. staNdOrt ÖsterreICh

    1 Infrastruktur, Arbeitsmarkt, Forschung und Entwicklung, Kapitalmarkt & Unternehmensfinanzierung, Investitionen, soziales Umfeld & Arbeitswelt, Ökologisches Umfeld, Steuern & Abgaben, rechtliches Umfeld, Standortmarketing

  • Das Stromnetz ist den Anforderungen moderner Smart Grids nicht gewachsen. Die politisch angestrebte „Energiewende“ belastet Wirtschaft und Private mit Milliarden. Maßnahmen:

    » Infrastrukturprojekte aller Gebietskörperschaften und öffentlichen Unternehmen (v.a. ÖBB) werden realistisch und gesamthaft für einen Horizont bis 2030 evaluiert (Generalverkehrsplan) und nach Finanzierbarkeit und Nutzen priorisiert. Damit ist eine Verringerung des Investvolumens um mindestens 30 Prozent zugunsten von Budgetentlastung und Zukunftsthemen erzielbar.

    » Infrastrukturunternehmen werden, soweit es die speziellen Erfordernisse der Daseinsvorsorge zulassen, privatisiert und die öffentlichen Körperschaften gewährleisten die Versorgungssicherheit. Die Privatisierung dient dem Schuldenabbau und stimuliert die Börse.

    » Die „Energiewende“ wird mit ihren finanziellen Auswirkungen gesamthaft bewertet und Maßnahmen mit unerwünschten Auswirkungen, v.a. bei Einspeisetarifen und Förderungen sowie nachgelagerten Netzproblemen, werden zurückgenommen.

    » Ein Schwerpunkt der Verkehrspolitik liegt in der Erweiterung des „multimodalen Hubs“ östlich von Wien. Dieser inkludiert (unter Berücksichtigung des jeweiligen „Carbon Footprints“), Schiene, Straße, den Flugverkehr (3. Piste) und einen verstärkten Schiffsverkehr auf der Donau. Die Verkehrslenkung wird im europäischen Zusammenhang gesehen und ökologisch und technologisch weiterentwickelt (z.B. Citymauten, Roadpricing).

    » Föderalismus: In Zeiten extremer Geldknappheit müssen Großinvestitionen aller Gebietskörperschaften und öffentlicher Unternehmen gesamthaft betrachtet und entschieden werden, z.B. im Rahmen des Finanzlastenausgleichs.

    >InternationalwettbewerbsfähigerArbeitsmarktSituation:Die Arbeitskosten sind im Standortwettbewerb der bedeutendste Stellhebel. Dank guter Produktivität hat sich Österreichs Position bei Lohnstückkosten im EUVergleich zuletzt nur leicht verschlechtert. Im Vergleich zu den aufstrebenden Schwellenländern stellen unsere Arbeitskosten allerdings einen markanten und immer deutlicheren Wettbewerbsnachteil dar. Dadurch verliert Österreich an Attraktivität als Arbeitsplatz für Branchen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Arbeit wird ins Ausland verlagert. Geringe passive Foreign Direct Investments (FDI) sind schon heute Zeugen dieser Entwicklung. Hohe Qualifikation und Innovationen sind probate aber nicht hinreichende Gegenstrategien. Der Faktor Arbeit wird auch individuell viel zu hoch besteuert. Dadurch sinken Motivation und Kaufkraft. Es fehlen Anreize für qualifizierte Arbeitskräfte und Expatriates. Maßnahmen:

    » Arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen: Wichtigste Maßnahme ist die Senkung der Abgabenquote (Lohnnebenkosten). Kollektivverträge werden deutlich vereinfacht und auf der Betriebsebene flexibler (z.B. Durchrechnungszeiten) gestaltet. Die Lebensarbeitszeit wird erhöht. Auch die Diskussion über die Erhöhung der Jahresarbeitsstunden muss geführt werden (z.B. durch weniger Feiertage, neue KrankenstandsRegelungen, 42Stundenwoche etc.).

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  • » Arbeitsethik: Die Arbeitsmoral muss erhöht werden, Arbeit soll nicht als Last, sondern als sinnvoll empfunden werden. Überzogene Regulierungsmaßnahmen am Arbeitsmarkt werden zurückgenommen. Österreichs überdurchschnittlich hohe Transferleistungen werden reduziert, transparenter und leistungsgerechter gestaltet. Die Bezahlung erfolgt nach Leistung und Resultat, nicht nach Anwesenheit und Seniorität. Die Menschen werden zu (unternehmerischer) Selbstständigkeit ermutigt.

    » Ausbildung, Qualifikation, lebenslanges Lernen: Weiterbildung und Erhöhung der Qualifikation müssen gezielter gefördert werden. Das duale Ausbildungssystem soll beibehalten, die RotWeißRotKarte zur Förderung der Migration qualifizierter Fachkräfte verstärkt genutzt werden. Das österreichische Bildungssystem an sich ist dringend zu reformieren, um individuelle Stärken und Lebenstüchtigkeit zu fördern. Junge Menschen müssen früher mit den Anforderungen in der Wirtschaft vertraut gemacht werden.

    >KapitalmarktundFinanzierung:InvestitionskraftundRisikobereitschaftstärkenSituation: Im internationalen Vergleich (z.B. Global Competition Review) liegt Österreich bei verschiedenen Bewertungskriterien für den Kapitalmarkt abgeschlagen zwischen Rang 17 und 69. Die akute Finanz und Bankenkrise (Bedeutungsverlust der Wiener Börse, Basel 3, Downgrading von Österreichs Banken) erschwert zusätzlich die Finanzierung der traditionellen Unternehmenslandschaft, besonders aber die Aufbringung von Risikokapital für Innovationen, Expansionen und Neugründungen. Die seit Jahren zu beobachtende Abnahme der Investitionstätigkeit ist ein bedrohliches Signal. Da der

    Staat hier nur ordnungspolitisch wirken kann, sind Verbesserungsmaßnahmen besonders anspruchsvoll. Österreich muss robuste, international wahrnehmbare Wettbewerbsvorteile für die direkte und indirekte Finanzierung schaffen. Maßnahmen:

    » Öffentliche Unternehmen von Bund, Ländern und Gemeinden wie auch Beteiligungen an Unternehmen (Post, OMV, ASFINAG, ÖBBTeile; Schaffung einer Austrian Airport Authority) werden über die Börse privatisiert. Der Staat zieht sich auf Sperrminoritäten in definierten Kernbereichen öffentlichen Interesses zurück (evtl. Transfer öffentlicher Infrastruktur mit nachhaltigen Zahlungsflüssen in Pensionsfonds und Lebensversicherer). Die Rückzahlung des Partizipationskapitals der FIMBAG (Finanzmarktbeteiligung Aktiengesellschaft des Bundes) wird abgeschlossen.

    » Die Börse Wien bekommt ein klares Profil (USP) und wird international (neu)positioniert. Emittenten halten die Mehrheit an der Börse AG. Die Transaktionskosten werden gesenkt, die Zentraleuropastrategie fortgesetzt und die Handelssysteme verbessert (keine Börsenumsatzsteuer, Finanztransaktionssteuer nur für außerbörslichen Handel).

    » Für die Finanzierung von KMU werden branchen oder clusterspezifische PublikumsAGs geschaffen, die Risikokapital in die Unternehmen investieren. (Banken sind daran allerdings nicht beteiligt.) Fremdkapital wird über Sammelanleihen oder KMUfundierte Bankschuldverschreibungen gebündelt. Die Kontrolle erfolgt über rigide Corporate Governance und Compliance Regeln.

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  • » Um mehr Risikokapital für heimische Unternehmen zu bekommen, werden Privatinitiativen stimuliert, v.a. in der Vorgründungsphase durch geeignete stille Beteiligungsmodelle und transparente Förderungen.

    » Eine KMURatingagentur sorgt für eine Vereinfachung des Kapitalmarktzutritts und der Bonitätsermittlung. Auf dieser Basis können standardisierte Kredite vergeben werden.

    >SteuernundAbgaben:IntegriertesTarifmodellSituation: Im jüngst veröffentlichten StandortRanking des Institute for Management Development (IMD) rutschte Österreich im Bereich Fiskalpolitik auf Rang 56 von 59 untersuchten Ländern ab. Im internationalen Vergleich sticht vor allem die hohe Abgabenbelastung auf den Faktor Arbeit hervor. Eine Senkung unter gleichzeitiger Einhaltung von Konsolidierungszielen setzt strukturelle Maßnahmen auf der Ausgabenseite voraus (Pensionsversicherung, Gesundheitssystem, Verwaltungsreform). Gleichzeitig müssen notwendige Steuersenkungen durch die Abschaffung von Steuerbegünstigungen sowie sinnvolle, nicht wachstumshemmende neue Besteuerungsquellen gegenfinanziert werden. Maßnahmen:

    » Das neu gestaltete Steuersystem folgt drei Prinzipien: Steuervereinfachung, Rechtssicherheit und Planbarkeit. Die drastische Vereinfachung im EStG (Einkommenssteuergesetz) und in der Unternehmensbesteuerung führt zur Kostensenkung für Staat und Unternehmen. Die Finanzämter sind die alleinige Einhebungsbehörde für alle Arbeitgeberabgaben. Ein einheitliches Verfahrensrecht für alle Abgaben sowie rasche und konsequente Entscheidungen sorgen für

    Wettbewerbsvorteile bei Betriebsansiedelungen. Auch die Verfahren für ausländische Investoren werden gestrafft und transparenter gestaltet.

    » Ein neues integriertes Tarifmodell (Einkommenssteuer und SozialversicherungsBeiträge): Die Eingangsprogression wird abgesenkt, die SechstelBegünstigung und der Gewinnfreibetrag werden integriert. Das Modell zielt auf einen ausgewogenen (linearen) Gesamtbelastungsverlauf ab und bringt substantielle Steuerentlastung durch Senkung der Steuersätze entsprechend der budgetären Spielräume.

    » Zur Senkung der Lohnnebenkosten tragen folgende Maß nahmen bei: Streichung einzelner Abgaben mit Gegenfinanzierung durch andere Abgaben (z.B. KommunalsteuersenkungGrundsteueranhebung), Abschaffung einzelner Abgaben (DBFLAF, Wohnbauförderungsbeitrag) zulasten des allgemeinen Abgabenaufkommens.

    » Bei der Vermögensbesteuerung besteht kein weiterer Handlungsbedarf, allenfalls im Bereich der Grundsteuer mit Begleitmaßnahmen zur Senkung der Lohnabgaben bzw. zur Vermeidung der BetriebskostenErhöhung.

    » Die Eigenkapitalausstattung österreichischer KMU wird im Sinne einer Wachstums und Investitionsbelebung deutlich erhöht (Gleichstellung der fiktiven EigenkapitalVerzinsung und der KapitalBesteuerung, Maßnahmen zur Förderung von Unternehmensbeteiligungen durch nicht Bilanzierende, begünstigter Steuersatz für nicht entnommene Gewinne, Streichung der eigenkapitalfeindlichen Gesellschaftssteuer und der Bankenabgabe).

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  • >FörderungvonInvestitionenundF&E:Situation:Der überwiegende Teil von Österreichs Unternehmensförderungsausgaben, die insgesamt 5,5 Prozent des BIP betragen, fließen in den Gesundheits und Verkehrsbereich. Im Gegensatz dazu fallen die „echten“ F & EMaßnahmen (0,6 Prozent des BIP) sehr gering aus. In der Innovationsperformance hinkt Österreich (aber auch die EU) den Weltbesten hinterher. Eine wenig entwickelte VentureCapitalSzene, die steigende Bankenregulierung, abnehmende Investitionsbereitschaft institutioneller Investoren sowie die Sanierungserfordernisse im Bundesbudget bedrohen öffentliche und kommerzielle InnovationsFinanzierung. Zudem besteht in Österreich ein „Klumpenrisiko“, da mehr als die Hälfte der F & EAufwendungen durch ausländische Firmen aufgebracht werden. Maßnahmen:

    » Bei der Forschungsförderung wird der Fokus auf technologiebasierte Unternehmen gelenkt, sowohl für Grundlagen als auch für angewandte Forschung und Bereiche, die Schlüsseltechnologien ermöglichen. Spezielle Programme unterstützen bei der Kommerzialisierung von F & EErgebnissen (kurze „time to market“) und bei der Entwicklung von Geschäfts und Vertriebsmodellen. Hauptaugenmerk liegt dabei auf Projekten, die einen hohen Wertschöpfungsgrad für Österreich generieren können. Hier gibt es auch PaybackModelle bei Markterfolg und OutputOrientierung.

    » Die Investitionsförderung legt besonderen Wert auf den Auf und Ausbau von hochwertigen Produktionen, auf industrienahe Kompetenzzentren und Industriecluster, die Ansiedlung neuer regionaler F & ENiederlassungen (beispielsweise aus Schwellenländern) und bietet dafür auch professionelle Projektbetreuung.

    » Die öffentlichen Investitionen konzentrieren sich auf Infrastruktur und Bildung. Die öffentliche Beschaffung im Bereich innovativer Lösungen beschleunigt Marktrealisierung von F & E.

    » Förderung von Finanzierungsaspekten: Investitionszuschuss im Stadium der Forschung bzw. der Vorgründungsphase vs. Risikokapital und Garantien bei Aufbau, Wachstum und Internationalisierung. Um eine bessere Transformation universitärer Forschungsergebnisse zu gewährleisten, werden erfahrene Unternehmer frühzeitig in Projekte eingebunden.

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  • 5. BiLDung unD Lernen –BiLDung schafft zukunft

    ausgangssituationBildung ist das zentrale Zukunftsthema – darüber besteht gesellschaftlicher Konsens. Unsere Gesellschaft ist gefordert, Bildungsthemen vorrangig zu behandeln und entsprechende Mittel für diesen Bereich bereit zu stellen, wobei der effiziente Mitteleinsatz im Vordergrund zu stehen hat. Aktuell gibt Österreich viel Geld für Bildung aus, wobei die Resultate unbefriedigend sind und mittelfristig den Wohlstand unseres Landes gefährden. Doppelgleisigkeiten, Ineffizienzen und die Verwaltung binden unnötig Mittel. Die Bildungsbeteiligung hängt in Österreich stark von der sozioökonomischen Situation der Menschen ab. Vor allem Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, aus sozial benachteiligten Familien und mit besonderen Bedürfnissen sind in weiterführender Allgemeinbildung, Berufsbildung und Hochschulbildung unterrepräsentiert. Dadurch gehen unserer Gesellschaft viele wertvolle Talente verloren. In einem zukunftsorientierten Ausbildungssystem sind wissenschaftliche Erkenntnisse, vor allem der Hirnforschung und der Talentausbildung bei jungen Menschen, in den Mittelpunkt zu stellen. Für die Qualität der Ausbildung ist nicht die Struktur, sondern die potenzialorientierte Leistungsdifferenzierung essentiell.

    Viele Lehrer sind 50 Jahre und älter, ein Generationenwechsel steht bevor. Die Pädagogen haben noch immer unterschiedliche Ausbildungen, werden unterschiedlich bezahlt und sind bei unterschiedlichen Gebietskörperschaften angestellt.

    Österreich investiert noch zu wenig in den vorschulischen Bereich. Dabei schaffen gerade die ersten Lebensjahre wichtige Voraussetzungen für die zukünftige Entwicklung. Auch entsprechen die Angebote nicht den Bedürfnissen vieler Berufstätiger. Positiv zu bewerten ist das duale System, also die Lehre als Berufsausbildung. Eine weitere Stärke unseres Ausbildungssystems ist das berufsbildende (höhere) Schulwesen. Dieses trägt in einem sehr großen Ausmaß dazu bei, dass Österreich über eine große Anzahl an hervorragenden und praxisnah qualifizierten Fachkräften verfügt.

    In der österreichischen Hochschullandschaft steht die wissenschaftliche Bildung im Vordergrund, während die Berufsaus und Weiterbildung auf tertiärem Niveau nach traditionellen Denkmustern – im Gegensatz zu europäischen und internationalen Trends – nicht als Teil des Hochschulwesens gewertet wird, wobei mit den Fachhochschulen ein Erfolgsmodell realisiert wurde. Die österreichischen Universitäten sehen sich einem großen Ansturm von Studenten ausgesetzt. Regelungen universitärer Kapazitäten bestehen nicht. Die Studienbeitrags und Zugangsfrage ist ungelöst und verharrt im ideologischen Spannungsfeld der Politik.

    In einer Vielzahl von profunden Arbeitspapieren und Expertenmeinungen wurde schon dargelegt, wo die Probleme und Lösungsansätze liegen. Andere Länder liefern erfolgreiche Beispiele, an denen sich Österreich orientieren kann. In Bildungsfragen mangelt es also nicht an der Analyse sondern am Umsetzungswillen bzw. an der Fähigkeit über den eigenen ideologischen Schatten zu springen. Werden nicht rasch Taten gesetzt, werden sich die Defizite im Bildungsbereich verstärken. Das wird unter anderem zur Folge haben, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes sinkt und der Mangel an

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    steLLhebeL > 5. bILdUNG UNd LerNeN

  • qualifizierten Fachkräften steigt. Andererseits droht eine höhere Arbeitslosigkeit vor allem bei Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten und aus dem Migrationsbereich sowie bei Akademikern. Soziale Spannungen sind dann unabwendbar.

    zielsetzungBildung steht auf der politischen Agenda ganz oben. Das Ausbildungssystem bietet ausreichend Möglichkeiten, die persönlichen Talente zu entfalten und fördert Kenntnisse und Fähigkeiten, die Menschen und die Wirtschaft brauchen, um im internationalen Wettbewerb an die Spitze zu kommen.

    stellhebel>ZugangzuBildung:

    » Die Chancengerechtigkeit wird durch individuelle Förderung erhöht. Das Schulsystem gleicht individuelle StartNachteile aus. Das Schwergewicht liegt dabei in der vorschulischen Ausbildung. Zwei Kindergartenjahre stellen sicher, dass soziales Lernen und Integration von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache rechtzeitig stattfinden.

    » Ganz neue Formen der Schule bieten über den Tagesverlauf ausreichend Zeit, sich den individuellen Fähigkeiten der einzelnen Schüler widmen zu können. Diese Modelle der „Neuen Schule“ sind familienfreundlich und entlasten berufstätige Eltern, da sie lokalen Bedürfnissen folgen und durch ganzheitliches Lernen in der Schule das Lernen zu Hause wegfällt und sich die Notwendigkeit für kostenintensive Nachhilfestunden erübrigt.

    » Das Bildungssystem ist noch stärker auf lebenslanges Lernen ausgelegt. Transparenz, Durchlässigkeit und das Aufzei

    gen von Perspektiven erhöhen die Attraktivität von Bildung. Bereits erworbene Qualifikationen werden anerkannt.

    >SchulealsInstitution:» Das Schulsystem ist durch finanzielle und personelle Autonomie sowie Wettbewerb gekennzeichnet. Dies ist Ausdruck des Subsidiaritätsprinzips und ein echter Schritt zur Bürgernähe im Bildungsbereich. Es stellt auch die Vielfalt der Bildungsangebote sicher. Dazu gibt es klare, bundesweit einheitliche Zuständigkeitsregeln. Bildungsziele werden zentral vorgegeben und die Bildungsergebnisse werden laufend und effektiv kontrolliert.

    » Es gilt die freie Schulwahl. Schulsprengel für Pflichtschulen sind abgeschafft und die Finanzierung der autonomen Schulen erfolgt nach einem ProKopfSchlüssel.

    » Direktoren werden auf Zeit und in einem streng transparenten und objektiven Verfahren bestellt. Ein mittleres Management in der Schule hilft, die Führungsspanne zu reduzieren. Lehrer werden von der Schulleitung eingestellt.

    » Ein „Code of Conduct“ definiert Umgangsregeln auf Schulebene. Leistung und Leistungsbeurteilung sind selbstverständlich.

    » Die Schulen verfügen über eine zeitgemäße Infrastruktur sowie über moderne und attraktive Arbeitsplätze. Administrative Tätigkeiten sind von pädagogischen Aufgaben ent koppelt.

    >Lehrer:» Nur die besten sollen Lehrer werden. Daher gelten strenge Aufnahmekriterien für den Zugang zur Lehrer ausbildung.

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    steLLhebeL > 5. bILdUNG UNd LerNeN

  • Alle Pädagogen werden nach den modernsten didaktischen Methoden und in einer Pädagogik auf der Höhe der Zeit ausgebildet und sind verpflichte