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MÄRKTE + UNTERNEHMEN Aktuell 8 IEE 10-2010 T ourismus pur, so hat sich Öster- reich im Gedächtnis vieler Men- schen eingeprägt. Berge, Seen, eine durchweg land- und forstwirtschaftlich geprägte Landschaft, in der kaum jemand High-Tech-Unternehmen erwartet. Die meisten Städte verbreiten eher einen dörf- lichen Charme, als dass sie Industrie be- herbergen würden. Einzig Wien und Linz stechen hier hervor. Etwa 60 % der Repu- blik sind gebirgig und haben Anteil an den Ostalpen, weshalb das Land umgangs- sprachlich gelegentlich auch Alpenrepu- blik genannt wird. Das alte Bild von der gemächlichen Republik, vom Filz in Poli- tik und Wirtschaft, vom fürsorgenden Wohlfahrtsstaat, ist längst Vergangenheit. Die österreichische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal 2010 gegenüber der Vor- periode real um 1,2 %. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme von 2,4 %. Die Industrieproduktion nahm ge- genüber dem Vorjahr kräftig zu – die Ka- pazitätsauslastung liegt wieder über dem langjährigen Durchschnitt. Die Impulse für Expansion kamen von Export und In- vestitionen. Unsere Reportage beginnt in der Bundes- hauptstadt Wien. Innerhalb der Europäi- schen Union gehört Wien zu den wohl- habendsten Regionen und genießt inter- national den Ruf der hohen Lebensquali- tät und als 'Sprungbrett in den Osten', da die Stadt und ihre Unternehmen schon lange gute Beziehungen zu den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) pflegen. So tritt die Industrie als hoch pro- duktiver Wirtschaftssektor auf, der sich für einen großen Teil des gegenwärtigen Wohlstand des Landes verantwortlich zeigt. Neben der Holzindustrie nimmt die Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) ei- ne herausragende Stellung ein. Mit knapp 60 000 Beschäftigen (Stand 2009) ist sie der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber. Als stark exportorientierter Industrie- zweig, rund 2/3 der Produkte werden exportiert, sind die Unternehmen über- durchschnittlich stark in das internatio- nale Wirtschaftsleben eingebunden. Deshalb leistet die Elektro- und Elektro- nikindustrie einen gewichtigen Beitrag zur Innovationskraft des Landes. Maßgeschneiderte Industrieantriebe 2009 beeinflusste der konjunkturelle Ge- genwind auch den Handlungsrahmen der Österreich wirtschaftlich im Aufwind Automation like k.u.k. Allenthalben wird von einer Konjunkturbelebung gesprochen und der BIP-Index belegt dies nachhaltig. Besonders auffällig sticht hierbei Österreich heraus. Eine Redaktions- tour zu führenden österreichischen Automatisierern belegte die positiven Marktaus- sichten. Berge, Seen, eine durchweg land- und forstwirt- schaftlich gepräg- te Landschaft in der kaum jemand High-Tech-Unter- nehmen erwartet, so ist das all- gemeine Bild von Österreich. Bildquelle: Konstanze Gruber, Christa Eder - Fotolia.com

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T ourismus pur, so hat sich Öster-reich im Gedächtnis vieler Men-schen eingeprägt. Berge, Seen, eine

durchweg land- und forstwirtschaftlich geprägte Landschaft, in der kaum jemand High-Tech-Unternehmen erwartet. Die meisten Städte verbreiten eher einen dörf-lichen Charme, als dass sie Industrie be-herbergen würden. Einzig Wien und Linz stechen hier hervor. Etwa 60 % der Repu-blik sind gebirgig und haben Anteil an den Ostalpen, weshalb das Land umgangs-sprachlich gelegentlich auch Alpenrepu-blik genannt wird. Das alte Bild von der gemächlichen Republik, vom Filz in Poli-tik und Wirtschaft, vom fürsorgenden Wohlfahrtsstaat, ist längst Vergangenheit. Die österreichische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal 2010 gegenüber der Vor-

periode real um 1,2 %. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme von 2,4 %. Die Industrieproduktion nahm ge-genüber dem Vorjahr kräftig zu – die Ka-pazitätsauslastung liegt wieder über dem langjährigen Durchschnitt. Die Impulse für Expansion kamen von Export und In-vestitionen. Unsere Reportage beginnt in der Bundes-hauptstadt Wien. Innerhalb der Europäi-schen Union gehört Wien zu den wohl-habendsten Regionen und genießt inter-national den Ruf der hohen Lebensquali-tät und als 'Sprungbrett in den Osten', da die Stadt und ihre Unternehmen schon lange gute Beziehungen zu den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) pflegen. So tritt die Industrie als hoch pro-duktiver Wirtschaftssektor auf, der sich

für einen großen Teil des gegenwärtigen Wohlstand des Landes verantwortlich zeigt. Neben der Holzindustrie nimmt die Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) ei-ne herausragende Stellung ein. Mit knapp 60 000 Beschäftigen (Stand 2009) ist sie der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber. Als stark exportorientierter Industrie-zweig, rund 2/3 der Produkte werden exportiert, sind die Unternehmen über-durchschnittlich stark in das internatio-nale Wirtschaftsleben eingebunden. Deshalb leistet die Elektro- und Elektro-nikindustrie einen gewichtigen Beitrag zur Innovationskraft des Landes.

Maßgeschneiderte Industrieantriebe 2009 beeinflusste der konjunkturelle Ge-genwind auch den Handlungsrahmen der

Österreich wirtschaftlich im Aufwind

Automation like k.u.k. Allenthalben wird von einer Konjunkturbelebung gesprochen und der BIP-Index belegt dies nachhaltig. Besonders auffällig sticht hierbei Österreich heraus. Eine Redaktions-tour zu führenden österreichischen Automatisierern belegte die positiven Marktaus-sichten.

Berge, Seen, eine durchweg land- und forstwirt-schaftlich gepräg-te Landschaft in der kaum jemand High-Tech-Unter-nehmen erwartet, so ist das all-gemeine Bild von Österreich.

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rienmäßig verfügbare Maschinen anbie-ten, die die Wirkungsgradklasse IE2 und IE3 erfüllen. 96 bis 98 % der Lebens-zykluskosten eines Elektromotors entste-hen durch Energiekosten. Den Kunden diese Kostenvorteile zu erklären und von der Sinnhaftigkeit einer Neu- oder Ersatz-investition zu überzeugen, wird neben Cross-Selling im Konzernverbund bezie-hungsweise dem Neueintritt in wachs-tumsstarke Märkte wie dem Mittleren Osten die vertriebliche Herausforderung darstellen.

Hohe Dynamik und Positioniergenauigkeit Die Wiener KML Linear Motion Tech-nology wurde 1994 von Andreas Wie-drich und Günter Bittermann gegründet, mit dem Ziel innovative Lösungen für kundenspezifische Applikationen mit An-forderungen an hohe Dynamik und Posi-tioniergenauigkeit zu realisieren. Das Un-ternehmen ist mit den Produkten und Dienstleistungen im hochqualitativen Segment der Automatisierungstechnik, dem Maschinen- und Anlagenbau, tätig und hat sich durch eine kompetente tech-nische Beratung für die Anwendungsfälle seiner Kunden einen Namen gemacht. Ein Drittel der insgesamt 43 Mitarbeiter sind mit der Entwicklung und Konstruktion beschäftigt. Vorwiegend vertreten sind die Produkte des Unternehmens in der Elektronik- und Halbleiterindustrie

ATB Gruppe. Nachdem bereits 2008 die Kostenstruktur an die Situation angepasst wurde, war eine drastischere Einflussnah-me von Nöten. Doch im zweitenHalbjahr hat eine stabilisierende Wirkung die Si-tuation entschärft und das Unternehmen profitiert nun von seiner schlanken Kos-tenbasis. Die ATB Gruppe stützt sich auf zwei operative Geschäftsfelder. Die Divi-sion Project Motors (PMD) bedient Kun-den mit spezifischen Großmotoren, die von der Größenordnung durchaus dem Anlagenbau zurechenbar sind. Ein strate-gisches Ziel ist es, diesen wachsenden und sehr profitablen Bereich weiter auszubau-en. Die mit Abstand größte Abnehmer-branche ist die Öl- und Gasindustrie, zum Kundenkreis zählen aber auch Unterneh-men der Chemie- und Petrochemie, aus dem Bergbau und dem Bereich Militär-technik und Energietechnik. Die derzeit noch größere zweite Division Industrial Motors (IMD) – auf sie entfielen 2009 rund 53 % des Gesamtumsatzes – produ-ziert sowohl maßgeschneiderte Industrie-antriebe in verschiedensten Ausprägun-

gen und Größen, als auch drehzahlge-regelte Antriebe mit integriertem Fre-quenzumrichter. Wie man uns mitteilte ist das Ziel des Un-ternehmens, sich für das organische Wachstum richtig auszurichten und das zweifellos existierende Potenzial weiter auszuschöpfen. Interessante Zuwächse erwartet man im Bereich energieeffizien-ter Antriebe und explosionsgeschützter Motoren, die eine Vertriebsschiene für kostengünstige Standardmotoren eröff-nen. Denn durch die neue EU-Verord-nung zu Energieeffizienz mit dem Ziel der CO2-Verringerung wird es zu Verschie-bungen bei den Marktanteilen in den kommenden Jahren kommen. Da zwei Drittel des gesamten Energieverbrauchs der Europäischen Union auf mit Elektro-motoren angetriebene Maschinen entfal-len, ergeben sich durch Neu- oder Ersatz-investitionen interessante Wachstums-potenziale. Mit der Baureihe +E2 im Leis-tungsbereich 0,06 bis 375 kW und explo-sionsgeschützten Motoren mit druckfes-ter Kapselung kann das Unternehmen se-

[1] Die Messe Wien spiegelt mit einer Ausstel-lungsfläche von 60 000 m2, einem direkt ange-bundenen Konferenzzentrum, großzügiger Infra-struktur und hochwertigem Ambiente das inter-nationale Niveau der Donaumetropole wider.

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sowie der Laser-, Medizin- und Hand-habungstechnik. Für 2010 erwartet Andreas Wiedrich ei-nen Umsatz von etwa 10 Mio. €. In Zu-kunft will das Unternehmen wachsen und neue Märkte in Europa erschließen: Ne-ben den bereits bestehenden Büros in Suhl, München, in Eindhoven (Niederlan-de) und in Bratislava (Slowakei) sollen in den nächsten Jahren weitere Niederlas-sungen in Großbritannien, Frankreich, Italien und Skandinavien folgen. In der Schweiz ist KML bereits durch ein Part-nerunternehmen vertreten. Außerdem wird mit neuen Antriebsprodukten ein noch breiteres Anwendungsspektrum ab-gedeckt. Auf der Motek präsentierten die Wiener das Linearmotorsystem der LMS E2-Serie für die Bereiche Handling, Positionierung und Montageautomation. Damit lassen sich konventionelle Antriebssysteme, wie Zahnriemen- oder Kugel-Gewindetrie-beachsen, ersetzen. Die Serie wurde kon-zipiert, um kleine bis mittlere Lasten dynamisch zu bewegen und ist aufgrund des kompakten und sehr einfachen Auf-baus für preissensitive Anwendungen aber auch für raue Umgebungsbedingun-gen prädestiniert. Erweitert wurde sie noch um ein absolutes Längen-Mess- system.

Schnittstelle zwischen West und Ost Von Wien aus agiert auch der Messever-anstalter Reed Messe. Die Mutterorgani-sation von Reed Exhibitions Messe Wien und Reed Exhibitions Messe Salzburg ist Reed Exhibitions (RX) mit Sitz in Lon-don. Die Wiener Gesellschaft ist alleiniger Betreiber der Messe Wien, die seit Januar 2004 offiziell in Betrieb ist. Sie spiegelt mit einer Ausstellungsfläche von 60 000

m2, einem direkt angebundenen Kon-ferenzzentrum, großzügiger Infrastruktur und hochwertigem Ambiente das interna-tionale Niveau der Donaumetropole wi-der. Auf dem Ausstellungsgelände werden neben nationalen auch interregionale Fachmessen mit besonderem Augenmerk auf die Länder Mittel- und Osteuropas sowie Kongresse und Präsentationen auf internationalem Niveau veranstaltet. 2010 plant man in Österreich insgesamt 36 eigene (Fach-)Messen und peilt zusätz-lich rund 100 Gastevents im Bereich Ta-gungsindustrie und Kongressen an. Besonders das Messejahr 2010 ist von technischen Themen geprägt. Gerade die internationale Industriefachmesse Vien-na-tec, als starke Dachmarke für Auto-mation Austria, Energy-tec, IE-Industrie-elektronik, Intertool, Messtechnik sowie Schweissen/Join-Ex ist die erste Fach-messeadresse der österreichischen Indus-trie und der benachbarten CEE-Räume. Die vom 12. bis 15. 10. stattfindende In-dustriefachmesse ist mit rund 550 Direkt-ausstellern und 570 weiteren Firmen aus dem In- und Ausland in Österreich die größte Ausstellung dieser Art. Wie Messe-leiterin Eveline Sigl berichtet, wird es eine Reihe von CEE-Gemeinschaftsständen geben, so der Czech-Trade-Stand aus Tschechien, der Stand des Wirtschafts-ministeriums der Slowakischen Republik und der Stand des Industrieministeriums von Belarus sowie Stände von Eurokon-takt-Investitions- und Kooperationspro-jekten und von KMU aus dem CEE-Raum. Energieeffizienz-Potenziale in der Automatisierungstechnik ist auch ein Leitthema der Messe, denn bei kon-sequenter Anwendung von bereits be-kannten Technologien aus der Antriebs-technik, Sensorik und Messtechnik, Mon-

tagetechnik sowie Pneumatik lassen sich wirtschaftliche Einsparpotenziale in der gesamten Automatisierung heben. Aus-steller wie ABB, Balluff, Beckhoff, B&R, Endress+Hauser, Hiwin, Igus, Motoman, Phoenix Contact, Pilz, Rittal, Siemens, Schunk, Schneider Electric, Stäubli, Wa-go, Watt Drive und Wenglor Sensoric prä-sentieren den Fachbesuchern konkrete Beispiele für energieeffiziente Lösungen.

Österreichs Wirtschaftsmotor Oberösterreich ist der Wirtschaftsmotor Österreichs. Es ist das Land mit der größ-ten Exportquote. Jeder vierte Euro wird zur Produktion von Sach- oder Dienstleis-tungen aufgewendet, die für das Ausland bestimmt sind. Die Arbeitslosenrate ten-diert in Richtung Vollbeschäftigung und das Wirtschaftswachstum liegt über je-nem der anderen Bundesländer. Nicht zu-letzt gehört Oberösterreich zu den wohl-habendsten Ländern innerhalb der EU. Obwohl die Infrastruktur, Straßen und Verkehrsanbindungen da und dort wohl verbesserungswürdig sind. Die Wirt-schaftsstruktur Oberösterreichs ist ge-prägt von einigen großen Leitunterneh-men und einer Vielzahl von Klein- und Mittelbetrieben. Die meisten davon ha-ben sich in „Nischen“ auf ihre besonde-ren Stärken spezialisiert und viele zählen bezüglich ihres Marktanteils und der Technologie zu den führenden Unterneh-men Europas und der Welt. Zu den wich-tigsten Branchen mit besonders wettbe-werbsstarken Unternehmen gehören unter anderem der Maschinen- und Anlagenbau, die Informationsverarbei-tung, die Holzverarbeitung und die Auto-mation. Eine oberösterreichische Kernkompetenz und auch ein Kernanliegen, ist die Mecha-tronik. Mehrere hundert Unternehmen aus Industrie und Gewerbe sowie den ent-sprechenden Forschungs-, Entwicklungs-, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen beschäftigen sich mit diesem Bereich. Heute gilt in vielen Bereichen: Moderner Maschinenbau gleich Mechatronik. Denn: Ohne diese Verbindung zwischen Mechanik, Elektronik und Informations-technologie geht in der Wirtschaft prak-

[2] Das neue Hochregallager hat eine Gesamtflä-che von 6 600 m², eine Regalhöhe von über 19 m bei einer Regallänge von 72 m sowie eine Kapazi-tät von 18 000 Paletten-Stellplätzen.

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tisch nichts mehr. Die Zahlen des Patent-amtes belegen die enorme Innovations-stärke der oberösterreichischen Industrie. Bei den Patentanmeldungen wurden ös-terreichweit 2 263 Patente angemeldet. 587 davon stammen aus der Wirtschaft im Land ob der Enns.

Breite Aufstellung für den Erfolg Keba mit Sitz in Linz entwickelt und pro-duziert Lösungen für die Industrie-, Bank- und Dienstleistungsautomation. Der Jah-resumsatz von 122,9 Mio. € wird zu 76 % im Ausland erwirtschaftet. Die zielstrebig durchgeführte Internationalisierung des Unternehmens, an der auch in Zukunft festgehalten wird, ist für den Geschäftser-folg entscheidend gewesen. Eigene Nie-derlassungen gibt es in Deutschland, Tschechien, Rumänien, Türkei sowie Chi-na, Taiwan und USA. Im Bereich Indus-trieautomation konzentriert sich Keba insbesondere auf die Geschäftsfelder Kemro: Automation von Maschinen und Steuerungen etwa für Kunststoff-Spritz-

gießmaschinen und Roboter. Das Ge-schäftsfeld Ketop bedient mobile Hand-terminals/Bediengeräte für Maschinen und Roboter. 20 % des Umsatzes werden in Forschung und Entwicklung investiert. „Wir kon-zentrieren uns derzeit noch intensiver auf unsere Stärken und Potenziale. Daher wird intensiv an der Umsetzung neuer Ideen und Produkte gearbeitet. Oberstes Ziel ist es, Keba noch breiter aufzustellen als bisher,“ so Eva Maier-Homolka, Leite-rin Marketing Kommunikation. „In der Industrieautomation bringen wir bei-spielsweise im Herbst ein revolutionäres Handbediengerät zum Teachen von Ro-boternauf den Markt, dessen Program-miergerät von der Form her an eine Fern-bedienung erinnert, ähnlich der einer be-kannten Spielkonsole. Dessen Lage und Orientierung im Raum wird mithilfe von Sensoren präzise bestimmt. Durch ein-faches Bewegen des Handbediengeräts wird Robotern intuitiv mitgeteilt, in wel-che Richtung sie sich bewegen bezie-

hungsweise um welche Achsen sie sich drehen sollen. Auf der SPS/IPC/Drives in Nürnberg wird die Fachwelt näheres dazu erfahren.“

Flache Hierarchie Als Anbieter von Komplett- und Teillö-sungen liefert Sprecher Automation für die Bereiche Energieversorgung, Indus-trie, kommunale Einrichtungen, Holz-industrie und Infrastruktur eine Vielzahl an Produkten und Leistungen. Dazu zäh-len Mittelspannungs- und Niederspan-nungstechnik, Steuerungs- und Automati-sierungstechnik (zum Beispiel Geräte für die Steuerungs-, Leittechnik und Schutz-technik sowie Schalt- und Steuerschrän-ke), Laser-, Scanner- und Bildverarbei-tungssysteme sowie Visualisierungssyste-me. Das Unternehmen wurde 1913 in Linz als erste Auslandstochter des Schwei-zer Unternehmens Sprecher & Schuh Cie gegründet. 1988 erfolgte eine erste Na-mensänderung in Sprecher Energie Öster-reich GmbH, danach schlossen sich

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[3] Das neue Handbediengerät zum Tea-chen von Robotern ähnelt von der Form

her einer Fernbedienung.

Bildquelle: B&R

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noch zwei weitere Änderungen an, bis im Jahr 2002 der Geschäftsbereich Steue-rungstechnik wird von der damaligen Al-strom Austria AG an eine Gruppe von Managern verkauft und damit in das neue österreichische Unternehmen Sprecher Automation GmbH umgewandelt wurde. Die Unternehmensstruktur baut auf eine flache Hierarchie und kurze Informati-onswege. Alle Unternehmensbereiche sind dynamische Teile des Kreislaufes, mit den Kunden im Mittelpunkt. Dass dies er-folgreich ist beweist auch der Österreich-Preis, den die beiden Geschäftsführer Er-win Raffeiner und Helmut Schabetsber-ger im Februar diesen Jahres in Empfang nehmen durften. Ausschlaggebend für die Zuerkennung war, dass trotz Wirtschafts-krise von Sprecher Automation durch das Bekenntnis zur Innovation in den letzten Jahren neue Arbeitsplätze geschaffen wurden sowie die konsequent auf Nach-haltigkeit und damit auf Zukunftsfähig-keit getrimmte strategische Ausrichtung des Unternehmens. Trotz eines wirtschaft-lich ungünstigen Umfelds, hat Sprecher Automation im abgelaufenen Geschäfts-jahr erneut ein Wachstum von 10 % er-reicht. Seit dem Management-Buy-Out im Jahr 2002 wurden der Umsatz und die Mitarbeiteranzahl nahezu verdoppelt.

Beschaulicher Standort In das beschauliche Eggelsberg führte danach die Reise. Eggelsberg ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich im Be-zirk Braunau am Inn und gehört zur Wohlfühlregion Seelentium – Oberes Inn-viertel. Zu den bedeutendsten Sehenswür-digkeiten zählen die Eggelsberger Pfarr-kirche, eine ehemalige Wallfahrtskirche, die Brauerei Schnaitl sowie der Automati-sierungsspezialist B&R. Das Unternehmen, das 1979 von Erwin Bernecker und Josef Rainer als Ges.m.b.H. gegründet wurde, ist heute ei-nes der größten Privatunternehmen im Bereich der Automatisierungs- und Pro-zessleittechnik. Als Hersteller von Auto-matisierungstechnik konzentriert man sich auf Technologien im Steuerungs-, Vi-sualisierungs- und Antriebsbereich. Ne-ben skalierbaren Gesamtlösungen stellt B&R auch Einzelkomponenten bereit. Im Jahr 2000 erweiterte das Unternehmen erstmals seinen Hauptstandort um ein zu-sätzliches Produktionswerk mit einer Flä-

che von 10 000 m . Seit März 2008 wurde eine neuerliche Expansion, mit einem Investitionsvolumen von rund 50 Mio. € getätigt und der Firmenstammsitz um 50 000 m erweitert. Daher wurde auch ein vollautomati-sches Hochregallager errichtet. Das Umsetzen des Intralogistikzentrums mit modernen Regalbediengeräten so-wie Palettenfördersystemen erfolgt durch die TGW Systems Integration. Das Hoch-regallager hat eine Gesamtfläche von 6 600 m , eine Regalhöhe von über 19 m bei einer Regallänge von 72 m sowie eine Kapazität von 18 000 Paletten-Stellplät-zen. Um die maximale Leistungsfähigkeit dieses komplexen Lagersystems sicher-zustellen, kommt das X20-Steuerungs- und I/O-System zum Einsatz. Die gesamte Sicherheitstechnik ist dezentral auf Basis von Powerlinksafety mit der X20 SafeLo-gic und X20 SafeIOs gelöst. Zur Anlagen-visualisierung stehen dem Bedienpersonal Automation Panels zur Verfügung, die eine einfache und intuitive Eingabe wich-tiger Steuerungsparameter ermöglichen. Darüber hinaus können von jedem Be-dienpunkt aus sowohl die gesamte Anlage als auch einzelne Anlagenteile eingesehen werden. Aber auch die gesamte Antriebs-technologie für die Regalbediengeräte so-wie die Förderstrecken sind mit Ser-votechnik aus dem eigenen Produktport-folio ausgestattet. Bei Beschleunigungs-werten von 2,5 m/sec werden die Euro-paletten mit Gewichten bis zu 1000 kg auf einer Distanz von 72 m präzise positio-niert. Ein weiterer Vorteil liegt auf der energiewirtschaftlichen Seite. Die Netz-rückspeisung der Servoumrichter spart rund 1/3 der Energiekosten im täglichen Betrieb ein.

Fortschritt mit traditionellen Werten. Technologischer Fortschritt in Kombina-tion mit traditionellen Werten wie Loyali-tät, Flexibilität und Qualitätsbewusstsein haben den Automatisierungsspezialisten Sigmatek groß gemacht und werden das Unternehmen auch weiter in eine erfolg-reiche Zukunft geleiten, wie uns Andreas Melkus, einer der Firmengründer, mitteil-te. Das erfolgreiche Wachstum des Unter-nehmens ist auf den kulturellen, öko-nomischen und ökologischen Gegeben-

heiten des Standorts aufgebaut. Lamprechtshausen ist eine klei-ne Gemeinde im Norden des Be-

zirks Salzburg-Umgebung, rund 22 km nördlich von Salzburg. Aufgeteilt wird die Gemeinde in vier Katastral-gemeinden und umfasst 20 Ortschaften. Große Bedeutung kommt der Landwirt-schaft zu und im Gewerbe und Industrie liegen die Schwerpunkte in den Branchen Metallbearbeitung und Bauwesen. Eine der bekanntesten Persönlichkeit aus dem Ort ist der Komponist des Weihnachtslie-des ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘, Franz Xaver Gruber (1787 bis 1863). Alle Komponenten der Automatisie-rungssysteme produziert das Unterneh-men im Stammwerk. So kann man schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagie-ren. Lösungskompetenz, die Wahrung ho-her Qualitätsstandards und die laufende Optimierung der Leistungen sind dabei wichtige Zielsetzungen. Sigmatek ent-wickelt und produziert durchgängige Au-tomatisierungssysteme für den Maschi-nen- und Anlagenbau. Um der Rolle als Technologie-Vorreiter gerecht zu werden, werden jährlich rund 18 % des Umsatzes für F&E aufgewendet. So gelingt es, die Anforderungen der Kunden in maß-geschneiderte Branchenlösungen umzu-setzen.

Autor Harald Wollstadt ist Chefredakteur der IEE. infoDIRECT 782iee1010 www.iee-online.de Link zu Österreichischen Wirtschaftsdaten Link zum Antriebshersteller Link zum Linearantriebshersteller Link zur Messegesellschaft Link zum Automationshersteller Link zum Anbieter von Automationslösungen Link zum Hersteller von Automatisierungstechnik Link zum Automatisierungsspezialisten

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