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Das Feuer brennt immer noch!

STS-Legende Günter Timischl im Interview mit Michael Langhans

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Der Fürstenfelder erzählt über seine musikalischen Anfänge und verrät bisher Unbekanntes...

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Das Feuer brennt immer noch!

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Wir beginnen in dieser Ausgabe unseres Maga-zins „Echtes Steirerherz“ mit einer Interview-Reihe, die Ihnen interessante Persönlichkeiten aus Musik, Kunst, Sport und Wirtschaft näher bringen soll. Diesmal hat Michael Langhans das „T“ der Musikgruppe „STS“ getroffen: Günter Ti-mischl. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren, haben sich jedoch zum ersten Mal zu einem Interview-termin verabredet...

Ich treffe Günter Timischl an einem angeneh-men Vor-Frühlingstag auf seinem Bauernhof in der Nähe von Fürstenfeld. Im Innenhof zeige ich mich stets auf´s Neue vom selbst geschaf-fenen und auf angenehme Art verspielten Am-biente begeistert. Die liebevolle Gestaltung des gemütlichen Eigenheimes erzeugt schnell eine echte Wohlfühl-Stimmung. Eine kreative Melange aus Bodenständigkeit und neugieriger Experimentierfreudigkeit. Ähnlich der Musik Günter Timischls. Rasch ist entschieden, dass wir sogleich wie-der aufbrechen, um die Gunst der Nachmit-tagssonne für ein paar Fotos zum Interview zu nutzen. Eine gute Idee. Durch die doch recht steife Brise dieses Februartages angetrieben führt uns der Weg schon bald in die warme Stube des Dorfgasthauses in Altenmarkt bei Fürstenfeld. Hier hat sich Günter Timischl bei einer Tasse Kaffee reichlich Zeit genommen, um meine Fragen zu beantworten.

Man sieht es Günter Timischl zwar nicht an, aber auch er zählt bereits zur „Generation 60+“. An welchen Projekten arbeitest Du der-zeit, oder genießt du bereits den Ruhestand?

Günter Timischl: Ich arbeite an meinem Vorru-hestand und ich schwöre dir, das ist eine ge-waltige Aufgabe. (lacht) Wir sind heuer, genau in diesem Jahr 2014, in der absoluten Ruhe und planen für 2015 noch ein paar Schlusskonzerte, die sich auf die Hauptstädte der Bundesländer beschränken werden und im deutschen Raum. München, Nürnberg, Würzburg bis Stuttgart – auch dort werden wir ein paar Großstädte noch mitnehmen. Das wird dann mehr oder weniger die Schlusstournee, sollten wir alle noch bei Kräften sein. Eigentlich war schon die letzte Tournee als Ab-schluss gedacht, aber wir haben danach derart viele Anfragen bekommen, ob wir nicht doch noch eine kleine Runde ziehen könnten. Zu-letzt waren wir nur mehr in den großen Hal-len, was ca. 30 bis 35 Konzerte pro Tournee bedeutet hat. Für 2015 haben wir nur mehr ungefähr 15 Konzerte geplant und so bleibt das in einem engen Rahmen von drei Wochen. Vielleicht teilen wir das aus Regenerations-gründen auch auf, weil es ist gar nicht mehr so einfach, eine Tournee durchzuhalten. Die Wege werden länger und dadurch die Rege-nerationszeiten kürzer. Früher haben wir fast jeden Tag gespielt, aber die Wege waren kurz.

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Ein Exklusiv-Interview mit dem STS-Musikervon Michael Langhans

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Drei Mal hintereinander in Salzburg, zwei Mal in Innsbruck, drei Mal in Wien und fünf Mal in Graz. Da konnte man richtig ausschlafen und dann die Stadt besichtigen. Aber jetzt geht es wirklich Schlag auf Schlag. Jetzt planen wir die Tournee aber so, dass wir einen Tag auftreten und einen Tag frei haben, um sich richtig rege-nerieren zu können. Es ist eine sehr intensive Geschichte auf Tour zu sein.

Was ist das Anstrengendste bei einer Tournee? Das ist ja auch körperlich relativ belastend.

G.T.: Man muss sich das so vorstellen: Die meisten Menschen haben schon einmal einen Langstreckenflug erlebt. Tournee ist wie ein Jet-lag. Du baust sukzessive ab und du fühlst dich immer müder und müder, wie bei einem Jet-lag. Aber am Abend, wenn du auf die Bühne springst, schießt trotzdem das Adrenalin ein und die Nervosität ist die Hölle. Das ist dann die Mixtur, die dich wach hält, die dich aufmerk-sam macht und die dich konzentriert arbeiten lässt. Am Ende dann, wenn du deine zwei Kilo herausgeschwitzt hast, dann bist noch müder als am Vortag und dann brauchst du irgend-wann eine Pause. Wir haben das immer so

gehalten, dass wir drei bis vier Tage hinterein-ander gespielt haben und dann zumindest ei-nen freien Tag hatten. Nur jetzt, 20 bis 30 Jahre später, muss man das einfach anders gestalten.

Was macht man an so einem Regenerationstag?

G.T.: Ich habe große Freude daran, mir Städte anzuschauen. Jetzt ist es natürlich so, dass man früher immer neue Städte während einer Tour-nee kennen gelernt hat. Jetzt sind wir natürlich mit den meisten Städten bereits vertraut. Aber man kennt immer irgendetwas noch nicht und das versuche ich dann eben zu finden. Unse-re Tourneen finden meistens im Winter statt. Also heißt es aufpassen, dass man sich nicht verkühlt. Gute und sorgfältige Planung ist das wichtig, wenn man sich der Kälte aussetzt. Man hat permanent eine angereizte Stimme und nimmt natürlich irgendwelche Pastillen, die die Stimme schmieren. Udo Jürgens hat schon im-mer Kamillentee empfohlen. Diese Dinge muss man halt streng einhalten.

Zum Thema Udo Jürgens. Er wird heuer un-glaubliche 80 Jahre alt. Wird Günter Timischl mit 80 auch noch auf der Bühne stehen?

Günter Timischl plant mit STS für 2015 noch rund 15 große Konzerte, die er als „Schlußtournee“ bezeichnet.

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G.T.: Nein, sicher nicht! Ich stehe seit meinem neunten Lebensjahr auf der Bühne. Heute bin ich 66, also ich bin im 57. Berufsjahr. Es ist nicht mehr so, dass mich das unglaublich reizt. Ich weiß nicht, was den Udo Jürgens dazu be-wegt. Naja, er lebt alleine. Vielleicht deswegen. Ich habe ein Haus voller Menschen daheim. Bei mir wohnen meine Enkelkinder, meine Lebens-gefährtin Roswitha und drei Hunde. Ich habe also Beschäftigung ohne Ende. Wie lange wird es dauern und ich bin Urgroßvater. Dann geht alles wieder von vorne los.

Du bist ein sehr bodenständiger Mensch und lebst ruhig auf einem Bauernhof in der Nähe Deiner Geburtsstadt Fürstenfeld. Was schätzt Du so an dieser Region und am „einfachen“ Leben hier?

G.T.: Ich war mein Leben lang gewohnt, Fürs-tenfeld zu verlassen, um Spielen zu fahren. Für mich hat das Tourneegebiet nach der Fürsten-felder Ortstafel begonnen. Keine Frage. Zuerst sind wir nach Ilz gefahren oder sonst wo hin und dort hat man seine Auftritte gemacht. Und jedes Mal war das „Nach Hause Fahren“ wie-der da. Der Auftritt war super, Geld haben wir dafür auch noch bekommen – was will man mehr. Dieses Doppelleben zwischen Wegfah-ren und Heimkommen war das Hochspannen-de dabei. Das hat mir immer gefallen. Heute ist mein Zuhause mein Ruhepol. Da kann man in Ruhe über etwas nachdenken. Unterwegs hast du keine Zeit zum Denken, da geht es nur dahin. Gemma, gemma! Früher hatten wir vor dem Auftritt noch Interviews und haben Rund-funkstationen besucht. Das war ein „G´riss“ um uns wie heute etwa beim Andreas Gabalier. Da wird man nur mehr von Tür zu Tür gereicht. Heute ist das sehr angenehm. Heute muss ich niemandem mehr etwas beweisen. Manchmal muss ich sogar aufpassen, dass die Ruhe nicht zu viel wird. Aber ich bin sehr zufrieden so wie es ist und wenn 2015 dann die Tournee vorbei

sein wird ist „der Schiffi“ (Schiffkowitz) 70, ich bin 68 und der Gert 63. Dann sind wir alle in einem Alter, wo man schön langsam an die Pension denkt. Sollte es wirklich eintreten, dass wir dann noch einmal Lust verspüren und man ist so fit, dann kann man irgendwo in einem Stüberl in einer Seniorenband spielen. Warum nicht? Das kann auch ein ganz normales Pro-belokal sein, wo man sein Hobby pflegt. Mit irgendwelchen Freunden, die auch noch leben (lacht).

Gibt es eigentlich ein Erlebnis auf der Bühne, dass man als besonders schön erlebt hat und das man nie mehr vergisst?

G.T.: Natürlich gibt es das. Das ist tatsächlich so. Ich habe ein Lied von Bob Dylan übersetzt, „He, alter Liedersänger“, das im Original „Hey Mister Tambourine Man“ heißt. Dieses Lied spiele ich auf einer kleinen Ukulele. Das habe ich immer alleine auf der Bühne dargebracht und irgendwann kam dann das Donauinselfest und dort habe ich es auch gespielt. Die Jungs marschieren von der Bühne, kein Mensch ist mehr da und ich bin allein. Und dann habe ich hinausgeschaut und da standen 200.000 Men-schen und ich durfte für sie spielen. Das war unglaublich. Da läuft es mit kalt den Rücken hinunter. Das sind die Dinge, die man sich wirk-lich merkt. Natürlich gibt es auch mit der Band einschnei-dende Geschichten, aber dort teilt es sich mehr auf. Da erlebt der ein manches intensiver, der andere weniger. Aber das Erlebnis beim Do-nauinselfest werde ich mein Leben lang nicht vergessen.Gänsehaut bekommt man auch, wenn man etwa in München im „Circus Krone Bau“ spielt. Dort, wo früher schon die Beatles und die Rol-ling Stones auf der Bühne gestanden sind. Das ist etwas ganz Besonderes. Auch die Nibelun-genhalle in Passau ist ein sehr geschichtsträch-tiger Ort, an dem wir bereits aufgetreten sind.

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Gleich hinter der Ortstafel von Fürstenfeld beginnt für den „Heimatverbundenen“ das Tourneegebiet.

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wenn du Pech hast, ist sie schwer verstimmt. Das spielt aber kaum eine Rolle, da wir sofort jemanden auf der Bühne haben, der spätestens beim nächsten Lied eine neue Gitarre zur Ver-fügung stellt und die andere wird auch gleich restauriert.

„Suchen muaß i eh a Leb´n lang“ ist eine Zei-le aus Deinem Lied „Das Feuer“. Was sucht Günter Timischl oder hat er es vielleicht schon gefunden?

Das Komische ist, du findest immer irgend-etwas. Immer ein neues Stückerl vom Leben, das dir Freude und Spaß macht. Es läuft aber manchmal auch nicht so gut. Das gibt es ja auch. Das Leben besteht nicht nur aus tollen Momenten. Keine Frage. Die Suche wird auf-recht bleiben, da wird sich nicht viel ändern! Ich hoffe, dass ich das noch lange durchhalte und dass ich neugierig bleibe.

Du machst einen sportlichen Eindruck. Wie hält sich Günter Timischl körperlich fit?

G.T.: Ich bin ein passionierter Frühstücksgolfer.

Wie war es im Vergleich dazu, als du in deiner Heimatstadt Fürstenfeld vor einem prall gefüll-ten Hauptplatz auf der Bühne gestanden bist. Das muss ja auch ein Erlebnis dieser speziellen Qualität gewesen sein.

Na, das ist eine eigene Veranstaltung. Zuhause spielen, das ist das Ärgste was du dir überhaupt anschaffen kannst. (lacht) In Graz? Gerne! Alles außerhalb von Fürstenfeld ist Tourneegebiet. Jederzeit gerne! Aber in Fürstenfeld hat man im Vorfeld so viele Wünsche zu erfüllen. Von Freunden oder Schulterklopfern. Das ist sehr fordernd und man will natürlich auch in keinem Fall „Nein“ sagen, sonst gilt man gleich als ar-rogant. Also, man muss sehr dosiert durch die Welt gehen. Ich habe mir angewöhnt, dass nur mehr meine Freundin Roswitha das Telefon ab-gehoben hat. Ich war dann offiziell irgendwo auf Tour, sonst wird man mit dem Ganzen nicht fertig. Der Auftritt selbst ist dann wie jeder an-dere. Wenn du auf der Bühne sitzt kann passie-ren was will. Mir ist sogar einmal eine Saite ge-rissen und dann lacht man und denkt sich „Das auch noch! Das gehört noch dazu!“ Meistens ist die Gitarre danach nämlich verstimmt und

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Ganz in seinem Element: Günter Timischl auf der Bühne im Rahmen der STS-Tournee 2005.

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Früher habe ich Tennis gespielt, bin gelaufen, mit dem Rad gefahren. Ich habe immer Sport betrieben. Jedes Alter hat seinen Sport. Golf ist eine der schönsten Sportarten im Alter. Man braucht niemanden dazu, der Platz ist der Geg-ner. Ich bin immer einer der ersten am Golf-platz, das heißt im Sommer kannst du mich schon um halb sechs Uhr früh spielen sehen. Da hat man Ruhe, der Platz gehört dir und wenn man nach der Runde zurückkommt fan-gen alle anderen erst an zu spielen. Dann gehe ich bereits wieder nach Hause. Das hält den Alters-Zucker in Grenzen.

Du machst seit deiner Kindheit Musik. War es eigentlich immer klar, dass du die Laufbahn des Musikers einschlägst oder gab es auch andere Pläne für deine berufl iche Zukunft?

G.T.: Für mich war es immer klar. Für die El-tern nicht. Mein Vater ist sehr früh verstorben. Dadurch bin ich in der Hierarchie aufgerückt. Mein Bruder ist acht Jahre älter als ich und war zuhause faktisch nicht mehr vorhanden, der lebte in einer anderen Zeit. Mit 13 Jahren habe ich mich selbst gefragt „Was willst du eigentlich werden?“ und die Antwort war natürlich „Mu-siker!“. Aber richtig! Nicht nur ein Samstags- oder Sonntags-Musiker, sondern jeden Tag! Das war ein entscheidender Moment in mei-nem Leben, denn ab diesem Zeitpunkt habe ich mein Ziel verfolgt, was nicht immer einfach war. Das war auch mit Entbehrungen und Din-gen verbunden, die gekostet haben. Was sich letzten Endes auch im Alter von 25 in einem Brand im Probelokal gezeigt hat. Da habe ich mein ganzes musikalisches Vermögen verloren. Jeder von uns. Mit meiner damaligen Gruppe „Magic“ waren wir im Probelokal und dabei ist im Holz- oder Kohleofen eine Verpuffung passiert und hat das Haus in Brand gesteckt. In diesem Gebäude war alles aufbewahrt, was wir uns jemals sehr hart erarbeitet hatten. Da waren auf einen Schlag 300.000 Schilling weg.

Was waren eigentlich die wichtigsten Stufen deiner musikalischen Karriere?

G.T.: Die wesentlichen Stufen waren gleich am Anfang meiner Karriere, wie ich ab dem 14. Le-bensjahr als Selbstbestimmter durch das Leben gehen konnte. Da habe ich bei einer Band zu spielen begonnen, auch um Geld dazu zu ver-dienen. Nach dem Tod meines Vaters war die Familie plötzlich ohne Ernährer, wenn man es so nennen will. Meine Mutter war Kindergärt-nerin und hat natürlich etwas verdient. Aber es war nicht schlecht, dass ich etwas dazu ver-dient habe. Damals habe ich bei einer Band namens „Poleros“ angefangen. Die haben alle Stücke gespielt. Die sind mit Saxophon und Po-saune aufgetreten und dort habe ich wirklich das Handwerk erlernt, wie man so schön sagt. Dort habe ich das erste Mal so richtig von B-Tonarten gehört, was ich vorher gar nicht gekannt hatte. Ich bin vom Flötenspiel gekom-men und da habe ich nur die Kreuztonarten gekannt. Der zweite Schritt war dann, dass wir gleich nach der Lehrzeit Berufsmusiker gewor-den sind. Das habe ich zwei Jahre gemacht. Wir haben jeden Tag gespielt. Zum Beispiel in Ro-senheim, in Salzburg und in der Austria-Bar in Villach. Überall in Häusern, die damals in Ös-terreich sehr berühmt waren. Im Hotel Bau-mann in Leoben waren wir gleich für 6 Mona-te. Das Haus hatte ungefähr 300 Zimmer und die Gäste sind am Abend in den Keller gekom-men um uns zu erleben. Auch von außerhalb sind die Leute gerne gekommen und so war das Haus meistens voll und wir konnten un-ser Engagement Monat für Monat verlängern. Dann mussten wir aber zum Bundesheer und danach haben wir die Magic-Band gegründet. Da kamen auch die ersten Erfolge in Richtung Rundfunk, die erste Schallplatte und irgend-wann danach fand der Zusammenschluss von STS statt. Dazwischen habe ich auch mit Opus und der Ersten Allgemeinen Verunsicherung gearbeitet, um als Musiker überleben zu kön-

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nen. Mehr war das nicht. Aber es musste im-mer etwas mit Musik zu tun haben – nur nicht wieder zurück in einen normalen Beruf.

Welche Musiker bzw. Musikgruppen haben Dich geprägt?

G.T.: Natürlich die Beatles, Stones, The Who. Im Prinzip schon die mehrstimmigen Bands. Da gehören die Rolling Stones weniger dazu. Ich denke da an die Beatles, die Beach Boys, The Who, die Yardbirds und, und, und. Die gab es damals ohne Ende, aber die genannten Grup-pen kennt man heute noch. Bei den Stones hat mir der Rabaukenstil sehr gefallen. Lustig war, dass das Management der Beatles und der Stones immer versucht hat, die Fans in zwei Gruppen gegenseitig auszuspielen. Die einen sind die Braven und die anderen die Bösen. Dabei sind beide Bands in den Kneipen zusam-men gesessen und haben sich blendend ver-standen. Heute weiß man, dass beide manch-mal gleich bös waren. (lacht)

Gibt es für dich aus der jetzigen Generation von Musikern bemerkenswerte Künstler?

G.T.: Ja, „Ich & Ich“ hat mir zum Beispiel in der letzten Zeit sehr gefallen. Oder jetzt auch der Bruno Mars. Es gibt pro Jahr nur zwei bis drei Lieder, die dann überbleiben...„Doch a poar Liada wenn ma Glück hom bleim,

die nimmt uns kaner mehr weg, die heb ma uns für´n nächsten kolten Winta auf,

in an sicharen Versteck.“ Das ist ein Zitat vom Schiffkowitz, das mir im-mer sehr gefallen hat. Eine tolle Zeile. Das er-wähne ich gerne, weil diese Zeile prägt dich, wenn du sie einmal gehört und auch begriffen hast, worum es da wirklich geht. Diese paar Geschichten bleiben über. „Ich & Ich“ ist eine tolle Geschichte mit gescheiten Texten. Ge-nerell ist mir egal, ob die Musik deutsch- oder englischsprachig ist. Bei dem einen gefällt es mir,

weil er singt wie ein Gott und bei anderen fin-de ich wiederum die Texte bemerkenswert.

Die Rolling Stones sollen ja angeblich auf einer Tournee wieder nach Europa kommen. Wirst du sie dir anhören?

G.T.: Keine Ahnung, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Dieses Ereignis muss ungefähr zwei Wochen vor mir liegen, dann kann ich mehr sagen. Ich war übrigens nie wirklich ein begeisterter Konzert-Geher. Die Konzerte, die ich erlebt habe, reduzieren sich auf zwei Mal zehn Finger. Dabei war eines der besten ein Konzert von Chicago. Dann war ich auf einem Konzert von The Who. Da hat mir allerdings die Vorband noch besser gefallen. Das war die Band „Golden Earring“, die damals das Lied „Eight Miles High“ derartig toll gespielt hat. Die „Who“ waren dann eher enttäuschend. Da habe ich gesehen, dass eigentlich alle nur mit Wasser kochen. Die Gruppen hatten unglaub-liche Aufbauten, die wir uns niemals hätten leis-ten können. Aber das waren Welt-Bands, keine Frage. Inzwischen könnten wir uns das auch leisten, aber die Frage ist, ob das wirklich not-wendig ist. Wir haben eben unseren Stil und der gefällt unseren Fans und es gibt Gruppen mit anderen Vorstellungen, die dann wieder ei-gene Anhänger findet. Diese Vielfältigkeit soll es ja auch geben.

Ein bekannter Musiker hat einmal gesagt: „Je-des meiner Lieder ist wie ein Kind für mich, das ich mit mehr oder weniger Anstrengungen in die Welt gesetzt habe.“ Auf welches Lied, das Du geschrieben hast, bist Du am meisten stolz? Oder sind es gleich mehrere?

G.T.: Es ist so: Wenn du gerade an einem Lied arbeitest hörst du es sehr oft. Du merkst wie es wächst. In diesem Sinne stimmt die Aussa-ge „Kind“ schon. Es gibt aber auch Kinder, für die man sich fremdschämen muss. (lacht laut)

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Wenn du im Nachhinein weißt, was du hättest besser machen können und es ist dir nicht ge-lungen – diese „Kinder“ gibt es ganz einfach, um in diesem Terminus zu bleiben. „Das Feuer“ ist als komplette Komposition si-cher eines meiner besten Lieder. Von den letz-teren Songs ist „Die Zeit“, mit dem Text vom Kollegen Schiffkowitz, meiner Meinung nach unglaublich gelungen. „Das Wunder meiner Seligkeit“ hat als Liebeslied betrachtet natürlich eine gewisse Einmaligkeit, weil es sehr verspielt ist. Das sind Nummern, die man auch auf der Bühne gerne spielt. Da weiß man: „Das ist ein gutes Lied!“.Vor der Entstehung des Songs „Das Feuer“ hat es öfter geheißen, dass es jetzt wohl bald aus sein wird mit STS. Da waren die Neider sehr laut. Und meine Antwort war: „Nein, nein, Burschen! Das Feuer brennt immer noch!“. Und genau so ist es dann. Dabei gefällt mir die Studioaufnahme gar nicht so gut wie die Live-Version. Ich habe dem Rudi in meiner Kneipe mittlerweile verboten, die Studio-Version zu

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spielen, weil das Lied live einfach viel besser ist. Ich bin zwar auch im Studio ein guter Musiker, aber live bin ich halt immer besser. (lacht) Ich brauche das Licht, die Leute, ich brauche den ganzen Stress damit ich explodiere.

Kannst du eigentlich euer Lied „Fürstenfeld“ überhaupt noch hören?

G.T.: Natürlich, ich habe da keine Aversion da-gegen. Ich lege es mir ja nicht daheim auf. (lacht) Ich höre es ja zwei bis drei Jahre gar nicht, bis wir es auf Tournee wieder spielen. Das ist ein Lied, wofür man keine Probe braucht. Aber du spielst es trotzdem in der Probe zum Konzert durch, damit du die Anfänge und alles andere kennst. Da kommt dann die Frage auf: „Hat eh´ jeder das richtige gelernt und weiß eh´ jeder noch alles?“. Auf der Bühne ist „Fürstenfeld“ dann wie immer eine eigene Welt. Du fängst an und alle singen mit. Du brauchst nur mehr zu spielen. Das Lied gehört einfach zu einem STS-Konzert dazu. Wenn ich ein Konzert der

„Gefällt mir!“: Günter Timischl über den Dächern von Fürstenfeld. uuu

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Stones besuchen würde möchte ich auch „Sa-tisfaction“ hören. Obwohl ich das auch schon Millionen Mal gehört habe, glaube ich. Wir sind als Musiker Unterhalter und nicht dazu da, um die Leute zu nerven. So sind wir auf die Welt gekommen, das wollten wir auch so. Also haltet euch bis zum Lebensende daran und wenn ihr euch selbst jeden Tag neu erfinden müsst, na Bitte, dann tut das auch. Aber wundert euch nicht, wenn die Menschen aufhören euch zu lieben. Das ist einfach so.

„Großvater“ ist Günter Timischl natürlich auch schon. Wie wird die Welt Deiner Meinung nach aussehen, in der Deine Enkelkinder le-ben werden, wenn sie Dein derzeitiges Alter erreicht haben?

G.T.: Keine Ahnung! Ich hoffe nur, sie sind fleißig damit sie die ganzen Schulden bezahlen kön-nen, die unser Staat fabriziert hat (lacht). Die Entwicklungen sind beängstigend. Wenn die Schere immer weiter aufgeht wird es irgend-wann „kleschen“! In Venezuela und in Thailand gibt es massive Schwierigkeiten und in Syrien herrscht ein ausgewachsener Krieg. In Portugal und Italien brodelt es auch schon. Wie will man die Jugend in Ländern mit über 50-prozentiger

Arbeitslosigkeit niederhalten? Wie soll man die ruhig halten? Mit Geld sicher nicht! Da kannst du Geld drucken ohne Ende bis wir eine Infla-tion haben, die alle Schulden beseitigt. Ich ver-stehe nicht, wie man es so weit kommen lassen kann und warum es da keine Verantwortlichen gibt. Wie man sich so hinausschwindeln kann, aus der ganzen Übung? Wie kann ein kleines Land wie Kärnten 20 Milliarden Euro an Haf-tungen eingehen? 20 Milliarden Euro! Ich kann mich erinnern, als man das Atomkraftwerk in Zwentendorf stillgelegt hat. „Sieben Milliarden Schilling!“ hat es damals schon geheißen. Das sind Preise, die die Jugend noch abzuwickeln hat. Diese Größenordnungen sind unvorstell-bar. Es muss auch energiepolitisch ein Umdenken geben. Ich habe gelesen, dass man seitens der Lobbys die AKWs wieder forcieren will. Die Energiewende mit Windrädern und Photo-voltaik will man schon wieder verhindern. Die Energie der AKWs soll billiger sein, wollen uns die Lobbys Glauben machen. So wie in Fuku-shima? Jetzt gibt es verstrahltes Treibgut vor der amerikanischen Küste. Ich bin gespannt, wie man das wieder abfangen will. Na super! Wenn sie so weitermachen, kannst du nur auf einen Meteoriten hoffen (lacht). Damit die

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Live mit den Kollegen Gert Steinbäcker und Schiffkowitz: Für eine Explosion braucht Günter Timischl das Licht, die Menschen und den Stress.

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Erde wieder ein bisschen Ruhe hat und sich neu erholen kann. Der Welt würde es sicher nicht schaden. Die hat ja noch ein paar Milliar-den Jahre, bis sich die Sonne ausdehnt. Dann ist sowieso Ende – auch das weiß man. Ich kann mir aus heutiger Sicht nicht vorstellen, dass der jetzige Zustand länger dauert als bis zum Jahr 5000. Außer sie schaffen die Energiewende in-dem man Fusionen weiterbringt, die eben nicht radioaktiv sind. Ich habe gelesen, dass es Wis-senschaftler neulich geschafft haben, mit sieben Batterien eine Fusion zu erzeugen, mit der man eine Batterie füllen konnte. Das ist gut, das ist ein Anfang! Das ist ein Schritt dorthin. Aber die Öl-Lobby sagt: „Wir haben eine Technik, die schon seit 150 Jahren funktioniert! Warum wollt ihr darauf verzichten? Was sollen wir mit dem Öl denn sonst machen, als es zu verhei-zen?“. Dann versorgt man uns mit so lächerli-chen Meldungen, dass das Öl sowieso nicht aus fossilen Wäldern gebildet wird sondern durch die Erdkrustenreibung. Wenn ich so etwas lese denke ich: „Mit welchem Scheiß werden wir da schon wieder gefüttert?“ Das ist ja unglaublich! Oder ist es wirklich möglich? Wenn man bei Google nachschaut hast du genau wieder acht Meinungen zu einem Problem und danach gibt es 16 Meinungen zu den vorangegangenen acht Meinungen. Es hört nie auf! Deswegen muss man das Leben irgendwie listig und lustig sehen. Es hilft nichts. Sonst packst du das nicht mehr.

Welche Erinnerungen hast Du an Deine Groß-eltern?

G.T.: Ich war ein „Spätkind“. Meine Eltern wa-ren schon über 40, als ich auf die Welt gekom-men bin. Ich habe meine Großeltern eigentlich nicht oder nur kaum erlebt, muss ich leider sa-gen. Mein Großvater ist gestorben als ich sechs Jahre alt war, meine Großmutter als ich 8 war. Diesbezüglich hatte ich eine wilde Kindheit. Je-des Jahr ist irgendeine Verwandtschaft von mir

gestorben und immer war ich auf irgendeinem Begräbnis. Deswegen mag ich heute auch nicht mehr zu Begräbnissen gehen. Ich bin diesbe-züglich traumatisiert. Immer haben alle um mich herum geweint und ich habe mir gedacht: „Warum weinen die alle, es ist doch so schön auf der Welt!“ Vielleicht bin ich auch deswegen Musiker geworden, weil mich das ewige Wei-nen gestört hat. Das kann ein tiefenpsychologi-scher Beweggrund sein. In Beziehung zu meinen Enkelkindern lebe ich ein ganz normales Leben. Ich lasse mir von ihnen nichts bestimmen aber ich helfe ihnen auch soweit es geht und ich überhaupt helfen kann. So wie meinem Enkelsohn, der gerade seinen „L 17“ Führerschein gemacht hat. Da bin ich mit ihm circa 2500 Kilometer mit dem Auto gefahren. Seine Mutter hat die restlichen 500 Kilometer mit ihm zurückgelegt. Aber es ist klar, sie ist in der Arbeit und ich habe Zeit. Es war spannend! Vor allem die ersten Kilome-ter, wo er noch nicht so sicher war. Da habe ich auch gedacht: „Komme ich heute heil nach Hause?“. Aber er hat das sehr gut gemacht. Er ist ein guter Junge. Er kann sehr konzentriert sein. Das hat mir gefallen.

Wie geht es eigentlich Deinen beiden Freun-den Gert Steinbäcker und Schiffkowitz?

G.T.: Die machen auch Vorruhestand. Die bei-den sind gerade auf Urlaub in Kuba. Der Gert war schon drei Mal drüben und jetzt hat er den „Schiffi “ mitgenommen, gemeinsam mit dem Gunter Dorner, dem Programmchef von Antenne. Da habe ich gesagt: „Aha, da fährt „SDS“ gemeinsam nach Kuba hinüber!“. Stein-bäcker, Dorner, Schiffkowitz. Das hat mir gut gefallen. Der Gert hat, glaube ich, eine eigene CD ge-plant. Bei, „Schiffi “ weiß ich es nicht. Darüber haben wir noch nicht geredet. Das Thema der letzten Zeit war mehr die Tournee 2015. Was jeder selbst bis dorthin macht weiß ich auch

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nicht im Detail. Wir sind aber telefonisch in Kontakt. Ich mit dem Gert ein bisschen weni-ger, dafür mit dem „Schiffi“ ein bisschen mehr. Der „Schiffi“ dafür mehr mit dem Gert. Das ist so ein Wechselspiel. Aber wenn es um STS geht erfahre ich alles meistens vom Gert, weil er ist unser Personalplaner. Der „Schiffi“ ist un-

ser „Hofrat“ und ich bin der „Unterhaltungsdi-rektor“. Ich sorge immer für die Stimmung im Haus, damit es ein bisschen was zum Lachen gibt.Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die kommenden beruflichen und privaten Pläne!

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Bei der Lektüre unseres Magazins „Echtes Steirerherz“: Günter Timischl zeigte sich beim Interview sehr interes-siert an der Themenvielfalt der letzten Ausgabe.

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ZUR PERSON

Günter TIMISCHL wurde am 11.Mai 1948 in Fürstenfeld geboren. Seine musikalische Laufbahn startete er im Alter von sieben Jahren mit der Blockflöte. Die Liebe zur Musik wurde ihm schon von seinen Eltern in die Wiege gelegt.Bereits mit neun Jahren begeisterte er mit grandiosem Gi-tarrenspiel, was zu frühen Auftritten führte. Seine erste Gruppe trug den Namen „Little Band“. Nach verschiede-nen Engagements gründete er mit Freunden in Fürsten-feld die Formation „Magic 69“, mit der nationale Erfolge erreicht werden konnten. Im Laufe der Zusammenarbeit mit Gruppen wie „Opus“ und der „EAV“ lernte er Gert Steinbäcker und Helmut Röhrling („Schiffkowitz“) kennen. 1984 kam für STS mit dem Hit „Fürstenfeld“ der ganz große Durchbruch. Seither steuerte Günter Timischl zu insgesamt elf Studioalben so erfolgreiche Kompositio-nen wie „Das Feuer“ und „Wunder meiner Seligkeit“ bei. 2002 wurde er mit dem „Josef-Krainer-Preis“ ausgezeichnet und 2012 erhielten die Mitglieder von STS das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“.

Interview und Fotos (S. 45/46, 47, 49, 53, 56, 57): Michael Langhans

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