Stunde der Entscheidung

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Atlan - Die Abentueur der SOLNr. 599Hidden-X

Stunde der Entscheidungvon Peter Griese

Ein Superwesen im Endkampf

In den mehr als 200 Jahren ihres Fluges durch das All haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL schon viele gefhrliche Abenteuer bestanden. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit dem Tag ereignen, da Atlan, der Arkonide, an Bord gelangte, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit.Denn jetzt inzwischen schreibt man nach einem zweiten Sturz in die Zukunft das Jahr 3807 Bordzeit geht es bei den Solanern um Dinge, die die Existenz aller ernstlich in Frage stellen.Immer noch ist Hidden-X, das versteckte Unbekannte, aktiv, obwohl dieser Gegner der SOL durch Atlan und seine Getreuen schon mehr als eine Schlappe erlitten hat.Gegenwrtig hat man jedoch mit der Dimensionsspindel die Mglichkeit, zum Gegner, der sich mit seinem Flekto-Yn ins Sternenuniversum zurckgezogen hat, zu gelangen und ihm den entscheidenden Schlag zu versetzen.Als dieser Schlag milingt und die Zerstrung der Dimensionsspindel erfolgt, scheint dies das endgltige Aus fr Atlan und seine Gefhrten zu bedeuten. Doch durch das Eingreifen der Dormiganer kommt es zur glcklichen Wende und zur STUNDE DER ENTSCHEIDUNG

Die Hauptpersonen des Romans:

Atlan - Der entfhrte Arkonide findet Untersttzung.Sanny und Chybrain - Atlans Begleiter.Hidden-X - Ein Superwesen wird in die Enge getrieben.Bjo Breiskoll - Der Katzer startet eine Rettungsaktion.Umpf, Fay und Perus - Drei Bakwer.

Prolog

Die Stunde der Entscheidung ist nah. Ich spre, da ich alle Trmpfe in meinen Hnden halte. Die Herausforderung, die mir gestellt wurde, ist die Belohnung fr mein geduldiges Warten. Das Universum ohne nennenswertes Leben ist bedeutungslos geworden. Ich habe es hinter mir gelassen. Der heimische Raum hat mich wieder. Er liegt offen vor mir mit seiner unendlichen Weite und den zahllosen Vlkern, denen ich den Segen des starken und einmaligen Herrschers bringen werde.Dieser Herrscher bin ich. Und nicht der, aus dem ich hervorgegangen bin. In all den onen meines Wirkens und Schaffens habe ich nichts mehr gesprt von dir, Seth-Apophis. Ich war selbstndig, und ich bin es noch. Meine Kraft ist ungebrochen. Ich werde meinen Willen durchsetzen. Niemand kann mich daran hindern.Von dir habe ich gelernt, da Mitleid falsch ist. Deswegen habe ich auch kein Mitleid mit dir oder mit denen, die sich gegen mich stellen.Leih mir dein geistiges Auge, Seth-Apophis. Du wrdest erleben, da deine Spiegelung strker ist als alles Dagewesene. Du wagst es nicht, denn wenn du dich mir offenbaren wrdest, wre das auch dein Untergang.Pers-Mohandot liegt vor mir. Hier werde ich ein neues Reich errichten, in dem die neuen Pers-Oggaren meine Diener sein werden. Dann werde ich den Sieger von Xiinx-Markant holen und in die Weiten schicken, nach All-Mohandot, nach Myrsantrop und all den Pltzen, wo ich meinen Willen schon unter Beweis gestellt habe. Eine Mchtigkeitsballung von ungeahntem Ausma wird den Kosmos erfllen. Bars-2-Bars wird mein Sttzpunkt fr den Vorsto an die Grenzen dieses Raumes sein. Ich werde die Grenzen berwinden und die Quellen der Jenseitsmaterie finden. Mit ihr werde ich die Mchtigen aus der Dimension jenseits des Jenseits in meinen Bann schlagen.Und eines Tages werde ich auch dich verschlingen oder zertreten, denn ich dulde niemand neben mir.Die Stunde der Entscheidung ist da, denn mein rgster Feind befindet sich in meiner Gewalt. Atlan, der Arkonide, das Lebewesen mit der Aura des Kosmokraten, ist auf dem Weg zu mir. Es wird sein letzter Weg sein

1.

Die bodenlose Leere, in die ich strzte, wechselte periodisch mit gewaltigen Krften, die an mir zerrten und meinen Krper zu zerreien drohten. Phasen der fast geradlinigen Bewegung gingen in solche von schwersten Turbulenzen ber. Ich wute nicht mehr, wo oben oder unten war, geschweige denn, ob es hier berhaupt ein Oben oder Unten gab. Einmal fhlte ich mich auf einen Punkt konzentriert, dann endlos in die Lnge gezogen. Ich glaubte, ich sei noch auf der SOL, gleichzeitig jedoch im freien Raum oder im Flekto-Yn des Hidden-X.Wilde Farbmuster tanzten vor meinen Augen, und wenn ich diese fr Sekunden schlo, sah ich noch immer die farbigen Kaskaden, die wie ein nicht enden wollender Wasserfall zu allen Seiten tobten.Hidden-X hatte mich aus der SOL entfhrt. Wie es das gemacht hatte, war eigentlich unwichtig. Da es dies gemacht hatte, bewies seine Macht.Ich raste durch eine bunte Rhre, die jeweils nur an der Stelle, an der ich mich gerade befand, gro genug schien, um mich aufzunehmen. Die verwirrenden Eindrcke drohten meinen Verstand zu sprengen. Ich wollte nach irgend etwas greifen, aber da war nichts auer den vorbeigleitenden Farbbndern, der totalen Stille und dem wechselnden Sog.Doch! Ein kleiner Schatten wirbelte in meiner Nhe, berschlug sich, raste auf mich zu und dann wieder weg. Es mute eine Sinnestuschung sein, sagte ich mir.Du bist nicht allein, wisperte die Stimme meines Extrasinns und wies mich so auf meinen Irrtum hin. Ich erinnerte mich pltzlich wieder daran, da in dem Augenblick, in dem sich der unwirkliche Schlauch aus Energie ber mich gestlpt und mich fortgerissen hatte, noch jemand in diese ffnung gesprungen war. Dennoch konnte ich mich unter den chaotischen Eindrcken, die pausenlos auf mich herabprasselten, nicht daran erinnern, wer dies gewesen sein knnte.Sanny, die Molaatin, informierte mich der Logiksektor. Dein Verstand arbeitet bruchstckhaft. Sieh dich vor!Wovor? brllte ich aus Leibeskrften, aber ich konnte meine eigene. Stimme nicht hren.Ein diffuses Licht drang von drauen in die Rhre. Die Energiewnde transformierten die Strahlung in das Spektrum des Regenbogens, so da mir die Quelle dieses Lichts verborgen bleiben mute.Das Licht der Sonne Deignar, meldete sich wieder mein stiller Begleiter. Bleib wachsam! Hte dich vor falschen Eindrcken! Du wirst entfhrt!Ich bin bereits entfhrt, folgerte ich. Pltzlich konnte ich wieder sinnvolle Gedanken aneinanderreihen. Entfhrt von Hidden-X, entfhrt in das Flekto-Yn, die gewaltige Heimstatt dieses mchtigen und bsen Wesens.Wieder taumelte der kleine Schatten an mir vorbei. Winzige Hnde reckten sich mir entgegen. Sanny, meine treue Helferin. Ich versuchte, nach ihr zu fassen, aber sie verschwand zwischen den bunten Schlieren.Jenseits der Energiewnde tauchte ein anderer Schatten auf. Er wurde rasch grer und fllte innerhalb von Sekunden mein ganzes Blickfeld aus. Bizarre und dunkle Partien wechselten mit hellen und strahlenden. Immer strker wurden die Lichter, immer nher kam die drohende Masse.Das Flekto-Yn!Erstmals hatte ich es auf einer Darstellung im Zentralkegel der Landschaft im Nichts gesehen, dann spter tatschlich in der Zone-X, einem knstlichen Teilkontinuum, in das sich Hidden-X nach der Niederlage im Ysterioon zurckgezogen hatte. Und danach war ich in diesem Krper gewesen, der etwa die Gre des Planeten Jupiter besa.Die Anzahl der Planeten, die Hidden-X hatte zerstren lassen, um die gewaltigen Nickelmengen fr seine Heimstatt zu bekommen, ging bestimmt in die Hunderte, vielleicht gar in die Tausende. Das unregelmig geformte Flekto-Yn bestand nach meinen bisherigen Erfahrungen zu annhernd 99 Prozent aus reinem Nickel. Es war aber keine Kugel, sondern ein scheinbar willkrlich zusammengesetzter, vielfltiger Krper. Die Einzelflchen waren unterschiedlich gro und besaen ebenfalls keine regelmigen Formen.Die Wnde des Schlauches, durch den ich gerissen wurde, wurden dnner. Fr wenige Sekunden erkannte ich den groen Spiegel des Flekto-Yns, die einzige Figur auf der Auenhlle, die geometrisch exakt geformt war. Einmal war es bereits gelungen, diesen Spiegel zu zerstren, doch das lag nun fast drei Jahre zurck. In meiner Erinnerung waren es nur Monate, aber ich wute, da Hidden-X durch die Wirkung des Zeittals ein Vielfaches meiner Zeit gewonnen hatte. Die Zyaner hatten das Flekto-Yn wieder in den ursprnglichen Zustand versetzt.Vergi nicht deine jngsten Attacken, die der SOL und den Einflu der Dormiganer! Unversehrt kann das Flekto-Yn nicht mehr sein.Ich schwieg zu dieser Bemerkung, denn nach meinen Vorstellungen spielte es keine Rolle, ob in dem 150 000 Kilometer durchmessenden Nickelbrocken ein paar Lcher mehr oder weniger waren.Atlan!Diese Stimme gehrte der Molaatin. Pltzlich schwebte sie ganz dicht vor mir. Ich packte zu und hielt sie fest. Im gleichen Moment verschlang uns die Schwrze des Flekto-Yns. Wir fielen noch einmal, diesmal aber durch eine totale Finsternis.Knisternde Gerusche drangen an mein Ohr. Ich konnte sie nicht identifizieren, und auch der Logiksektor schwieg. Noch immer fhlte ich mich beschleunigt.Sanny drohte mehrmals meinem Griff zu entgleiten, aber ich schaffte es, sie zu halten. Die Klnge aus dem Flekto-Yn wurden lauter. Um uns herum vibrierte der Raum. Zumindest nahm ich an, da in dieser Dunkelheit irgendwo Materie und Luft waren, denn die Gerusche klangen eindeutig in meinen Ohren.Sanny! Hrst du mich? schrie ich.Sie antwortete zunchst nicht.Vorsicht! warnte die Molaatin mich pltzlich. Wir mssen gleich den Mittelpunkt des Flekto-Yns erreicht haben. Dann mu etwas passieren.Was soll passieren? fragte ich zurck.Im gleichen Moment hatte ich das Gefhl, gegen eine sthlerne Mauer zu prallen. Sanny entglitt meinen Hnden. Mein Kopf schlug seitlich gegen etwas Hartes, dann strzte ich mehrere Meter in die Tiefe.Meine letzten Wahrnehmungen waren das heftige Pochen des Zellaktivators, die zerreienden Gerusche des Flekto-Yns und Sannys spitzer Schrei.

*

Breckcrown Hayes, der High Sideryt der SOL, stand in der Hauptzentrale im Mittelteil des Generationenschiffs. Kein Wort kam ber seine Lippen, denn noch waren die jngsten Eindrcke zu frisch. Buchstblich vor den Augen der Fhrungsmannschaft war Atlan aus diesem Kreis gerissen worden.Auf dem Hauptbildschirm war das Flekto-Yn abgebildet, eingehllt in einen wahrhaft unberwindbaren Schirm von leuchtend roter und grner Farbe.Jenseitsenergie hatte man diese Barriere genannt, die nur durch den Einsatz von immensen Nickelmengen vorbergehend so gestrt werden konnte, da ein Durchdringen mglich war. Was sich wirklich hinter dem Begriff Jenseitsenergie verbarg, war keinem der Solaner klar.Warum hat sie das getan? stammelte Gallatan Herts und deutete wie in Trance auf die Stelle, an der Atlan und Sanny verschwunden waren. Ein Geruch, der an Ozon erinnerte, lag noch in der Luft.Wer? Auch Lyta Kunduran war noch vllig verdattert.Sanny, erklrte der Kommandant der Zentrale. Der komische Schlauch wollte nicht sie. Er wollte nur Atlan, das habe ich genau gesehen.Du hast recht. Langsam kam wieder Bewegung in Breckcrown Hayes. Was mich verdutzt hat, war ihr letzter Satz. Nimm uns mit! Allein hast du keine Chance.Uns? Lyta kicherte vor Verlegenheit. Sie wurde mit der Situation innerlich nicht fertig. Es ist schlimm genug, da Atlan von Hidden-X geholt wurde.Ihr redet an den wichtigsten Tatsachen vorbei. Bjo Breiskoll fuhr energisch mit der Hand durch die Luft und gebot den Anwesenden Schweigen. Es geht schlielich um Atlans Leben. Und um Sannys. Wollt ihr tatenlos hier herumstehen und ein Palaver abhalten?Bjo hat recht, griff der High Sideryt sofort ein. Der Energieschlauch mu angemessen worden sein. Wir mssen jeder Spur nachgehen. SENECA soll sich uern. Er mu einen Rat wissen.Es tut mir aufrichtig leid, meldete sich sofort die Biopositronik. Ich stehe den Tatsachen machtlos und ratlos gegenber. Ich vermag nicht einmal zu sagen, ob Atlan berhaupt noch lebt.Aber ich. Breiskolls Stimme klang rauh. Ich spre ihn noch. Ich spre ihn sogar durch diese Wand aus Jenseitsmaterie. Ihr findet mich in SOL-City. Wenn ich Ruhe habe, kann ich am besten verfolgen, was geschieht. Lat mich wissen, wenn ihr einen Plan fr einen Stotrupp habt, der eine reelle Chance beinhaltet, Atlan herauszuholen. Ich melde mich, wenn er nicht mehr lebt.Du willst damit doch nicht etwa sagen, begehrte Lyta Kunduran auf, da er Doch. Der Katzer wandte sich zum Ausgang. Das will ich damit sagen, denn ich spre die Mordlust von Hidden-X. Gebt euch keinen Illusionen hin, denn es will nicht nur Atlan. Es will die ganze SOL, und es will sie vernichten.Wenn das stimmt, bemerkte SENECA, dann gibt es nur einen Entschlu. Die sofortige Flucht.Die Augen aller wandten sich Breckcrown Hayes zu, von dem man nun ein entscheidendes Wort erwartete. Nur Bjo Breiskoll verlie wortlos die Zentrale, ohne sich noch einmal umzusehen. Der Puschyde Argan U schlo sich ihm an, blieb aber dann doch stehen, um zu hren, was der High Sideryt sagte.Die Entscheidung fllt mir sehr leicht, erklrte Hayes mit klarer Stimme. Wir bleiben hier, und wir warten auf unsere Chance fr Atlan und Sanny. Und damit erst keine falschen Gedanken aufkommen. Ich brauche jeden von euch. Nur wenn wir eisern zusammenhalten, knnen wir diesem kosmischen Biest erneut eins auswischen.Nicht eins auswischen. Argan Us Stimme berschlug sich fast. Er fuchtelte mit seinen beschuppten Armen herum. Ganz auswischen, High Sideryt!Dann verschwand der Brenhnliche mit trotzigen Schritten.Geht auf eure Pltze, bat Hayes. Tut, was ihr knnt. Wertet jede Einzelheit aus. Stellt zustzliche Beobachter an alle Ortungsgerte. Haltet die Kreuzer und Korvetten in voller Alarmbereitschaft.Die Mnner und Frauen strmten auseinander.Und du, SENECA, fuhr der High Sideryt eine Nuance schrfer fort. Du strengst jetzt mal dein Plasma und deine Positronen ein bichen an. Es mu einen Weg geben.Das wte ich aber, High Sideryt. Diesmal klang dieser Satz gar nicht berheblich, sondern wirklich bedauernd. Was meinst du, was ich pausenlos mache? Jede berlegung und jede Berechnung fhrt zum gleichen Ergebnis. Es gibt keine Chance.Vielleicht im Augenblick, SENECA. Hidden-X hat uns oft gezeigt, da es Fehler macht. Es ist berheblich und selbstgefllig. Es wird einen Fehler machen, und den mssen wir schnell genug erkennen und entsprechend reagieren.Die SOL begann damit, das Flekto-Yn in langsamem Flug zu umrunden. Die Paratron- und Hochenergie-berladungsschirme standen unter Vollast. Die Transform-Zwillingsgeschtze blieben unverwandt auf ihrem Ziel. In den Hangars standen die Beiboote startbereit.Und in SOL-City verfolgte Bjo Breiskoll mit geschlossenen Augen den letzten Lebenshauch, der von Atlan noch zu ihm durch die Dimensionen wehte. Argan hockte ihm still gegenber. Das Gesicht des Puschyden war verzerrt.Diese Bestie darf sie nicht tten, murmelte Argan fast unaufhrlich. Atlan und Sanny, wir brauchen euch doch noch.Eine lange Zeit des Wartens begann auf dem Generationenschiff, eine Zeit der Hoffnung und der Verzweiflung.

2.

Ich erwachte mit stechenden Schmerzen. Mein rechtes Knie lie sich nicht bewegen, und mein Kopf drhnte. Meine rechte Wange war khl und na. Die Impulse des Zellaktivators schlugen mit meinem Herzen um die Wette.Vorsichtig ffnete ich die Augen. Ganz dicht vor mir sah ich Sanny. Die Kleine brachte es sogar fertig, mich anzulcheln. Ihre Hndchen hielten ein nasses Tuch, aber sofort fuhren meine Hnde an den schmerzenden Kopf.Dann blickte ich mich um. Neben mir hockte die Paramathematikerin aus Oserfans Volk auf dem Boden, und dieser Boden war aus blankem Nickel. Auch die vier nahen Wnde, die uns umschlossen, waren aus diesem Metall. Die Decke war mindestens zehn Meter hoch. Dort oben ghnte ein dunkles Loch. Sanny hatte sich meine Handleuchte zwischen die Knie geklemmt. Diese war unsere ganze Lichtquelle.Mein Extrasinn schwieg. Wahrscheinlich konnte er diese Eindrcke auch nicht besser verwerten als ich.Woher hast du das nasse Tuch, Sanny? qulte ich mir ber die Lippen, nur weil ich irgend etwas sagen wollte.Ich habe es eben, und nur das zhlt. Die Kleine strahlte eine geradezu verblffende Ruhe aus. Du hast eine Menge abbekommen bei dem Sturz. Sie deutete mit einem Daumen in die Hhe. Wie lange wird dein Ei brauchen, um dich wieder zu reparieren? Paramathematisch kann ich das nicht berechnen.Ich verstand, da sie von meinem Zellschwingungsaktivator sprach, der noch whrend meiner Besinnungslosigkeit mit dem Heilvorgang begonnen haben mute. * Ich wei es nicht, gestand ich. Vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht eine ganze. Du bist unversehrt?Sie nickte stumm.Bei dem Sturz'? Nun deutete ich, mit dem Daumen nach oben.Kleine Leute fallen leichter, behauptete sie und lchelte dabei. Dann nahm sie das Tuch von meiner Schlfe. Es sieht schon sehr viel besser aus, nicht wahr?Behutsam betastete ich die schmerzende Stelle. Ich war wohl irgendwo gegen eine Nickelwand oder gegen den Boden geprallt. Langsam kehrten meine Krfte zurck. Ich erinnerte mich wieder genau an die sich berstrzenden Ereignisse in der SOL.Sanny, fragte ich, warum bist du mir in diesen Hllenschlauch des Hidden-X gefolgt? Das httest du nicht tun drfen?Ich mute es tun, Atlan. Allein wrst du jetzt schon nicht mehr am Leben. Hidden-X hat dich geholt. Es will erst dich vernichten, weil es deine Bedeutung fr die SOL und die Solaner richtig einschtzt. Dann wird es die SOL ausschalten.Und warum lebe ich dann noch? erkundigte ich mich dster.Es gibt fr alles einen Grund. Willst du aufgeben?Ich denke nicht im Traum daran, aber ich sehe keinen vernnftigen Weg, den ich jetzt einschlagen knnte.Die Impulse des Aktivators klangen wieder auf das Ma ab, auf dem ich sie nicht mehr unmittelbar sprte. Das war ein Zeichen, da meine Schmerzen auch bald verschwinden wrden.Wir sind im Flekto-Yn, fate Sanny unsere Lage zusammen. Das bedeutet, da Hidden-X hier auch in irgendeiner Form ist. Du hast es schon einmal hautnah erlebt, in der Statue des Ysterioons. Damals hat Chart Deccon einen Weg gefunden, um es zumindest zu schlagen und zu vertreiben. Heute hast du keinen Chart Deccon. Aber du hast uns.Uns? Ich lachte ironisch auf.So ist es. Sanny richtete sich trotzig auf. Ihre Selbstsicherheit veranlate mich immerhin, nun wieder praktischer zu denken. Tausend Fragen drngten sich in mein Bewutsein, aber keine Antworten.Ich stand auf und reckte meine ldierten Glieder. Die Schmerzen im Bein waren schon vollends abgeklungen. Auch das Brummen in meinem Kopf lie immer mehr nach. Ich untersuchte meine Ausrstung und stellte fest, da ich nichts mehr am Krper trug, was einer Waffe auch nur entfernt hnlich war.Mit solchen Waffen wirst du gegen Hidden-X auch kaum etwas erreichen knnen, bemerkte die kleine Molaatin.Ich stutzte.Kannst du meine Gedanken lesen?Natrlich nicht, Atlan, entgegnete sie sogleich. Die SOL ist unendlich weit weg. Der Schirm aus Jenseitsenergie ist unberwindlich.Fr uns, gab ich zu. Nicht fr Hidden-X, und das ist uns viel nher als die SOL.Ich nahm die Lampe und leuchtete die Wnde ab. Eine andere ffnung als die an der Decke fand ich nicht. Ich entdeckte jedoch einen tiefen Ri in einer Seitenwand. Der Spalt war so breit, da ich meine Hand bis zum Gelenk hineinstecken konnte. Sanny kam an meine Seite und betrachtete den Ri.Da passe ich nicht hindurch, meinte sie.Das Metall fhlte sich merkwrdig warm und brchig an. Ich packte mit beiden Hnden an die Rnder und drckte mit aller Kraft zu. Ein Brocken Nickel lste sich heraus und polterte zu Boden. Das Zeug war morsch wie altes Holz. Als ich mit beiden Fen gegen die beschdigte Wand sprang, fiel ein meterhohes Stck nach auen.Merkwrdig, stellte ich fest. Ist das Flekto-Yn innerlich verfault? Oder haben unsere Angriffe und die der Dormiganer auf geistiger Ebene das bewirkt?Du trumst! Mein Extrasinn meldete sich endlich wieder, und darber war ich froh, auch wenn er mir diese kleine Illusion brutal zerstrte.Es gibt fr alles einen Grund, meinte Sanny. Mit fiel auf, da sie diesen Satz nun schon zum zweitenmal benutzte.Bist du neuerdings unter die Philosophen gegangen? fragte ich ironisch und sprang erneut mit den Beinen voran in die dunkle ffnung. Sanny antwortete etwas, aber es ging in dem Gerusch des zusammenstrzenden Metalls unter.Ich packte nun mit beiden Hnden zu und zerrte teilweise zerbrckelte Nickelteile hervor. Sanny leuchtete unterdessen mit meiner Lampe. Das gesamte Metall hier hatte einen schwammartigen Charakter. Es lie sich ohne grere Schwierigkeiten abtragen. Da es nicht kompakt war, kam ich durch die Hohlrume schnell mehrere Meter voran. Als eine letzte Wand unter meinen Tritten zusammenbrach, ffnete sich vor uns ein erleuchteter Gang von der typischen Form, die ich aus meinem frheren Besuch im Flekto-Yn kannte. Eine mehrere Meter durchmessende Rhre fhrte von hier in einem Bogen fort.Komm! Ich winkte Sanny und schritt selbst voran.Wohin mich dieser Weg bringen sollte, war mir vllig schleierhaft. Ich wollte nur weg von dem Ort, an den Hidden-X uns verfrachtet htte.Da Sanny mir mit ihren kleinen Beinchen nicht so schnell folgen konnte, hob ich sie hoch und setzte sie auf meine Schulter. Sie war ein Leichtgewicht, mit ihren 48 Zentimetern Krpergre. Jetzt schien es mir jedoch fast so, als wre sie vllig gewichtslos.Instinktiv warf ich nach wenigen Metern einen Blick zurck und zuckte zusammen.Das Loch hat sich wieder geschlossen, entfuhr es mir verblfft.Das ist gut, bemerkte Sanny gelassen. Dann wei unser Feind nicht, welche Richtung wir genommen haben. Ich gehe sowieso davon aus, da er uns fr tot hlt.Fr tot?Ja, Atlan. Sanny sprach, als redete sie vom Selbstverstndlichsten der Welt. Das Absaugen mit der Jenseitsspur verfolgte nur einen Zweck, dich zu tten. Hidden-X hat einen Weg gefunden, die ihm so unheimliche Aura der Kosmokraten, die dich umgibt, zu zerstren. Es hat keine Sekunde gezgert, um diese Waffe einzusetzen. Ich habe das schon auf der SOL berechnet und daraus gefolgert, da ein solcher Angriff erfolgen wrde.Du sprichst in Rtseln, Kleines, mute ich zugeben. Was du sagst, klingt so, als httest du etwas dagegen getan, denn schlielich lebe ich noch.Ich habe nichts getan, antwortete sie, und dadurch wurde ich auch nicht schlauer.Vorsicht! Der Logiksektor wirkte erregt. Mit Sanny stimmt etwas nicht. Mglicherweise steht sie unter dem Diktat von Hidden-X. Sie verfolgt eine undurchsichtige Absicht. Ihre Aussagen sind falsch und unlogisch.Ich warf der Paramathematikerin einen fragenden Blick zu. Die Aussagen meines Extrasinns waren richtig. Sanny benahm sich nicht nur etwas eigenartig. Ihre Worte waren sehr merkwrdig, und noch merkwrdiger waren ihre Zuversicht und die Tatsache, da sie mir gefolgt war.Und da sie keine Verletzungen erlitten hat, ergnzte meine innere Stimme.Dein Extrahirn irrt sich, behauptete die Kleine.Sie kann eindeutig deine Gedanken lesen, warnte mich der Logiksektor. Das hat mit Paramathematik nichts mehr zu tun. Und eine Telepathin ist sie nie gewesen, abgesehen davon, da du deine Gedanken vollstndig abschirmen kannst.Sanny kicherte amsant, was auch in unserer derzeitigen Situation absonderlich unpassend war.Da! warnte sie und deutete an meinem Kopf vorbei mit ihrer kleinen Hand nach vorn.Der Stollen, durch den ich schritt, ffnete sich zu einer Halle, die die bliche unregelmige Form der Innenrume des Flekto-Yns besa. Ich warf einen kurzen Blick in die Runde und stellte fest, da ich diesen Ort nicht kannte.Kein Wunder, bemerkte der Extrasinn. Du kennst weniger als ein Millionstel des Flekto-Yns.Ich war verwirrt, weil er so schnell von der Warnung ber Sanny ablie. Drohte mir hier eine andere Gefahr?In die vor mir liegende Halle fhrten mehrere Gnge. Sie alle waren offen, und in der Halle befand sich nichts, abgesehen von einer greren Lichtquelle hoch oben unter der Decke.Eine Verteilerstation fr Hidden-X' Gedankenbefehle, vermutete der Logiksektor. Hier wirst du nichts finden.Was soll ich schon finden! antwortete ich laut und wartete gespannt auf Sannys Reaktion. Doch die Molaatin schwieg.Ich whlte willkrlich den nchsten Gang aus, der beleuchtet war, und setzte dort meinen Weg fort.Darf ich wissen, fragte Sanny, wohin du willst?Eine gute Frage. Da du irgendwie meine Gedanken lesen kannst, brauche ich dir wohl nicht zu antworten.Du bist nervs, weil du die Lage als hoffnungslos einschtzt. Das ist eigentlich richtig. Dennoch kann ich deine Gedanken nicht lesen. Ich vermute allerdings, da du nach einer Mglichkeit suchst, um aus dem Flekto-Yn zu entkommen.Erraten, gab ich zu.Dann mu ich dir sagen, da es eine solche Mglichkeit nicht gibt.Es ist uns schon einmal gelungen, mit eigener Kraft aus dem Flekto-Yn zu entkommen, widersprach ich. Und einmal dank der Hilfe Wbbekings.Wbbeking ist nicht hier. Das ist ganz sicher.Was ist mit dir los, Sanny? fragte ich rgerlich. Unsere Lage ist nicht dazu angetan, geheimnisvolle Andeutungen zu machen oder Freudengesnge anzustimmen.Du hast recht, denn dort vorn kommen Bakwer.Ich hielt automatisch an. Etwa hundert Meter voraus nherten sich in dem Korridor eine Gruppe der kleinen Wesen, die entfernt Igeln glichen und die im Flekto-Yn eine Art Reinigungskolonne darstellten. Die eigentlich intelligenten Bakwer standen unter dem Einflu von Hidden-X, das sie nach Belieben steuern konnte.Mit Hilfe von Wuschel, einem sehr jungen und noch unbeeinfluten Bakwer, war es uns einmal gelungen, einen Durchbruch bei diesen Allesfressern zu erzeugen und viele von ihnen fr unsere Sache zu gewinnen. Auch mir hatten die Bakwer schon sehr geholfen und praktisch das Leben gerettet. Das alles war jedoch nach der Zeitrechnung des Hidden-X vor zweieinhalb Jahren gewesen. So wie inzwischen der groe Parabolspiegel wieder vollkommen repariert worden war, so mute ich auch damit rechnen, da keiner der Bakwer von damals noch seinen freien Willen besa. Es war also hchste Vorsicht geboten, denn die kleinen Wesen waren ungeheuer schnell und unberechenbar.Da ich keinen Translator mitfhrte, war es auch unsinnig, einen Verstndigungsversuch zu probieren.Zurck in die Halle, rief ich Sanny zu und machte kehrt.Whrend ich losrannte, warf ich einen Blick zurck. Die Bakwer beschleunigten ebenfalls, und sie kamen mir rasch hinterher. Ich erreichte den Raum mit den vielen Verzweigungen jedoch noch vor ihnen und wandte mich hier sofort nach rechts, um in einem der anderen Gnge zu verschwinden.Stop, Atlan! Wieder deutete Sanny voraus. Aus dem breiten Rohr, in das ich gerade einbiegen wollte, kamen drei Roboter auf Rollen angerast. Ich kannte diese Modelle nicht, aber das war nicht verwunderlich, denn wir hatten schon die unterschiedlichsten Typen von Robotern im Flekto-Yn gesehen.Ich rannte zurck in die Halle, um von deren Mittelpunkt aus nach einem Fluchtweg zu suchen, der noch frei war.Nimm den Gang ohne Licht. Die Molaatin zeigte auf eine dunkle ffnung. Ich kann deine kleine Lampe halten.Da mir jeder Fluchtweg gleich gut oder schlecht erschien, befolgte ich ihren Vorschlag und whlte diese Richtung. Als ich den Eingang erreichte und mich die Dmmerung verschlang, hrte ich an den Geruschen hinter mir, da die Roboter und die Bakwer eingetroffen waren. Das Knarren der Metallrollen der Maschinen vermischte sich mit den schrillen Tnen der aufgeregten Lebewesen.Das solltest du dir ansehen, Atlan. Sanny drckte mir sanft in den Hals um mir anzudeuten, da ich anhalten sollte. Ich verharrte in einer Ausbuchtung des Ganges, um so vor einer direkten Sicht geschtzt zu sein. Dann blickte ich zurck.Was ich sah, weckte Erstaunen in mir. Die Bakwer strzten sich auf die Roboter. Wie Kletten hingen sie an den Maschinen, verbissen sich in dem Nickel und rissen Stcke heraus, die sie anschlieend verschlangen. Die Roboter schlugen mit ihren fnf Greifern um sich und versuchten auch ihre Waffen einzusetzen, aber die Igelwesen waren in allen Belangen berlegen. Sie waren nicht nur in der berzahl, sie waren auch wendiger.Sie helfen uns, stellte ich erstaunt fest. Ob sie sich doch noch an mich erinnern? Ich hatte nicht damit gerechnet.Ich auch nicht, bemerkte mein Extrasinn. Es ist unlogisch.Du befindest dich in einem grundstzlichen Irrtum, behauptete die Molaatin. Da sie direkt neben meinem Ohr sa, konnte sie flstern. Die Bakwer folgen in ihrem derzeitigen Zustand nur ihrem Routineauftrag, nmlich berflssiges aus dem Flekto-Yn zu entfernen.Unsinn, antwortete ich rgerlich. Die Roboter sind doch nicht berflssig.Das stimmt. Ich habe das ja auch nicht behauptet. Meine Absicht war nur, dich davor zu warnen die Bakwer falsch einzuschtzen. Noch hlt Hidden-X uns fr tot.Du sprichst in Rtseln, Sanny. So kenne ich dich nicht.Es gibt fr alles einen Grund, Atlan. Dafr, da ich bei dir blieb, als die Molaaten in ihre neue Heimat in Bumerang zurckkehrten, dafr, da ich dir freiwillig gefolgt bin, als die Jenseitsspur auftauchte und dich entfhrte, dafr, da die Bakwer die Roboter angreifen, obwohl sie weder Abfall noch etwas berflssiges sind.Ich war verwirrt, denn ich erkannte den Zusammenhang nicht. Whrend ich den Kampf zwischen den Maschinen und den Allesfressern weiter verfolgte, richtete ich eine gedankliche Frage an meinen Extrasinn:Wirst du aus diesem Durcheinander schlau?Die Tatsache, da ich keine Antwort erhielt, war mir Auskunft genug. Der Logiksektor kapitulierte also auch.Hier ist es mir zu gefhrlich, wisperte ich Sanny zu. Gleich haben die Bakwer die Robots vertilgt, und dann knnte die Jagd auf uns weitergehen. Wir verschwinden.Du hast recht, rumte sie sofort ein. Ich bin sehr einverstanden.Langsam zog ich mich in den dunklen Gang zurck. Ein Stck weiter wagte es Sanny, meine Handleuchte einzuschalten. Grundstzlich unterschied sich dieser Gang nicht von den frheren. Ich berprfte die Festigkeit der Nickelwnde und stellte fest, da sie normal war. Mein heimlicher Wunsch, da das Metall hier auch so morsch war wie in unserem ersten Gefngnis, erfllte sich nicht.Trugschlu. Der Logiksektor meldete sich wieder. Dort war es nur vorbergehend verndert.Er hatte recht, aber das erklrte nichts.Wenn Hidden-X merkt, rief Sanny mir zu, da wir noch leben, wird die Sache etwas unangenehmer. Dann darf ich mich auch nicht mehr so deutlich ausdrcken.Deutlich? dachte ich. Das kann ja heiter werden. Bis jetzt hatte sie fast nur in zusammenhanglosen Rtseln gesprochen.Egal, plapperte die Kleine weiter. Du bist ja nicht allein.Du bist mir eine schne Hilfe, Sanny, versuchte ich es vershnlich. Mit deinen Warnungen hast du uns gut geholfen. Ich meine, als du die Bakwer und die Roboter so frh entdeckt hast. Aber mit deinen Bemerkungen trgst du nicht gerade zu einer wnschenswerten Klarheit bei.Ihre Antwort setzte der Sache das bewute I-Tpfelchen auf.Ich habe weder die Bakwer noch die Roboter bemerkt, behauptete sie. Aber natrlich gibt es fr alles einen vernnftigen Grund.Ich zog es vor, nichts zu antworten. Wenn mein Logiksektor schon nicht zu einer vernnftigen Schlufolgerung kam, so wrde es mir erst recht nicht gelingen, denn ich mute mich auf die Umgebung konzentrieren.Der Gang verbreiterte sich. Licht drang von vorn auf uns herein, und die Molaatin schaltete die Lampe aus. Ich verbarg sie in meiner Kombination.In der Seitentasche, in die ich das kleine Gert steckte, sprte ich etwas Hartes. Ich fate zu und hielt einen Kombistrahler in der Hand. Natrlich freute ich mich, denn eine Waffe war immerhin ein kleiner Lichtblick in dieser undurchdringlichen Situation. Andererseits begann ich ernsthaft an meinem Verstand zu zweifeln. Schlielich hatte ich genau berprft, ob ich eine Waffe mitfhrte, und das Ergebnis war negativ gewesen.Woher, bei allen Geistern des Universums, kam dieser Kombistrahler?Zu allem berflu schwieg auch der Extrasinn, obwohl er sonst in solchen Situationen mit Vorliebe ber meine Fehler lsterte.Du bist verwirrt? fragte Sanny scheinheilig. Du weit doch, es gibt fr alles einen Grund, fuhr ich dazwischen. Das wei ich inzwischen. Leg mal eine andere Platte auf!Habe ich dich verrgert? Ihr Selbstbewutsein war schon fast nervttend. Das wre schlecht, denn du mut dich weiter konzentrieren, sonst geraten wir in Gefahr.Wir sind in Gefahr. Ich wnschte mir, da sie endlich den Mund hielt.Ich wei selbst, wann ich zu schweigen habe. Sanny blieb ruhig. Sag jetzt blo nicht wieder, ich htte deine Gedanken gelesen.Ich hielt an. Die einzig vernnftige Schlufolgerung, die mein Logiksektor gezogen hatte, fiel mir wieder ein.Sanny, was willst du? Meine Stimme hatte einen drohenden Beiklang. Bist du mir im Auftrag von Hidden-X gefolgt, um mir den Nerv zu tten?Es gibt fr alles einen Grund, Atlan. Die Kleine war ganz ernst. Unsere Lage ist nahezu hoffnungslos. Du wrst lngst ein Hufchen Staub, wenn wir dir nicht gefolgt wren. Das Nickel wre nicht morsch geworden. Du wrst nicht entkommen, und die Bakwer htten die Roboter nicht angegriffen, oder wir htten sie zu spt entdeckt.Sie blickte mich aus ihren runden Augen treu und herzlich an.Du darfst nicht daran denken, denn jeder Verrat, auch der gedankliche, wrde die Aufmerksamkeit von Hidden-X wecken. Versprichst du mir das?Ich verstand immer noch nichts, und mein Extrasinn schwieg beharrlich.Ich verspreche es, antwortete ich in der Hoffnung, da sie mir endlich eine vernnftige Erklrung geben wrde.Hier ist die Erklrung. ber Sannys feine Gesichtszge huschte ein Lcheln. Dann schlo sie den Mund, und ich hrte eine leise Stimme direkt in meinem Gehirn. Chybrain! Chybrain!

3.

Meine Gedanken wollten sich berschlagen, aber der Logiksektor fuhr mir mit eisiger Schrfe in die Parade.Denk an die Frauen, die du in deinem langen Leben geliebt hast. Oder an die, die du noch lieben wirst. Aber denke nicht an das Gehrte! Halte dein Versprechen, auch wenn du es nur gegeben hast, um deine Neugier zu befriedigen. Meine Gedanken sind fr Hidden-X weniger zugnglich als deine. Ob es sie aber nicht doch aufschnappt und uns alle damit erkennt, ist auch nicht sicher. Aber du darfst trotz seiner Mentalstabilitt und deines eigenen Willens nicht Derartiges denken. Du wrdest nicht nur dich gefhrden, sondern auch Sanny und ihren Begleiter. Ich habe von Anfang an erkannt, da uns jemand hilft. Es wre hochgradig unlogisch von Sanny gewesen, dir zu folgen, als die Jenseitsspur auftauchte. Auerdem hat sie dir mehrfach eindeutige Hinweise gegeben, als sie von sich in der Mehrzahl sprach. Ich schlo daraus, da sie nicht sprechen durfte! Und deshalb mute ich schweigen, denn die Gefahr, die uns durch einen ungewollten Verrat drohte, kann auch ich nicht beurteilen. Sptestens bei dem Auftauchen des Kombistrahlers httest du merken mssen, da etwas nicht stimmt. Chybrain weilte bereits in Sanny, als sie noch auf der SOL war. Ich hoffe, da dir das gengt. Und jetzt werde ich schweigen, aber ich hoffe, da du etwas gnzlich anderes denkst!In der neuen Kantine auf Deck 17 in der SZ-2 macht die Robotkche eine ausgezeichnete Fischsuppe, antwortete ich. Es ist zwar alles synthetisch, aber dennoch ganz hervorragend.Danke, sagte Sanny. Ich hrte, wie sie aufatmete. Die Robotkche wird auch nicht immer von dieser Qualitt bleiben. Wenn wir uns an ein gutes Mischgemse halten, ist die Gefahr einer Entdeckung gering. Zumindest behauptete das mein heutiger Gast.Ich verstand, was sie meinte. Und ich beschlo, Folgerungen dieser Art nur noch im Zusammenhang mit Banalitten zu denken, denn das war es offensichtlich, was der Gast wollte.Die beste Ablenkung bestand darin, mich weiter auf die Umgebung zu konzentrieren. Das hatte ich bisher getan, und das bedeutete offensichtlich nichts Falsches.Ich habe einmal ein Gericht gegessen, sagte ich schnell, als ich merkte, da mir die Kontrolle ber meine Gedanken zu entgleiten drohte. Es war ein terranisches Gericht vor vielen Jahren. Ich glaube, es handelte sich um das Gehirn eines Tieres. Die Leute dort besaen eine Sprache, in der Gehirn brain hie. Leider hatten sie keinen Begriff fr das andere Wort dieser Speise.Sanny antwortete mit einem lngeren Satz, der kompletter Unsinn war. Nur an einer Stelle flocht sie schnell drei Worte ein: Chy, child, kind Ich kapselte meine Gedanken mit aller Willenskraft ab, bevor ich diese uerung umsetzte.Chybrain war also ein Kind! Immerhin erklrte dies ein paar Merkwrdigkeiten seines Verhaltens, seine Launen, seine Verstocktheit, seinen Spieltrieb.Essen Kind?Auch das war mir klar. Wbbeking oder Nar'Bon besa in seinem Innern einen Ort, den er die Heimstatt des Sohnes genannt hatte. Ich erinnerte mich nur zu gut an meinen Aufenthalt in dem mchtigen Wesen, als ich der Falle in Aqua-I, dem Auge zum Jenseits, entkommen war. Durch Wbbekings Hilfe.Genug, sagte Sanny, und ich merkte, da in Wirklichkeit Chybrain aus ihr sprach.Das kleine Kristallei hatte ziemlich hoffnungslos versagt, als es in das Flekto-Yn geraten war. Gegen Wnde aus Jenseitsmaterie kam auch es nicht an. Und es hatte auf Wbbeking gehrt, beziehungsweise sich vor diesem gefrchtet wie ein ungezogenes Kind vor seinen Eltern, fuhr Sanny in meine Gedanken. Und was sagen solche Eltern dann? Es ist jetzt genug.Ich verstand die Warnung, und nichts lag mir ferner, als uns unntig zu gefhrden.Es gibt wirklich noch gute Gerichte, sagte ich laut, whrend ich in die Verbreiterung des Ganges starrte. Das Men mit dem Gehirn knnte ich stundenlang verspeisen. Aber es gibt noch andere Sachen, mit denen man den Gaumen verwhnen knnte. Es gibt da etwas, was ich noch nie richtig gegessen habe.Handelt es sich um etwas, was du nur einmal verdauen mchtest? fragte Sanny.Ja, antwortete ich. Aber so grndlich, da ich fr den Rest meines Lebens davon satt bin. Das Gericht heit brigens das versteckte Unbekannte.Du meinst Hidden-X folgerte Sanny. Du kannst diesen Namen ohne Bedenken aussprechen, sagt mein Gast. Er meint allerdings auch, da es sich hierbei um eine Mahlzeit handelt, die nicht nur giftig ist. Man kann auch leicht daran ersticken.Jetzt wute ich wenigstens einigermaen, woran ich war. Die Lage war bescheiden. Aber sie war nicht mehr hoffnungslos.Meine alten Krfte wurden wieder in mir wach. Die Folgen der Entfhrung und des Sturzes in die Nickelkammer waren abgeklungen. Mochte Hidden-X noch so unverdaulich sein.Ich beschlo, fr ihn ein noch hrterer Brocken zu werden. Und gemeinsam mit Sanny und Chybrain sollte mir das gelingen.Wir werden es versuchen, Atlan. Es war das erstemal fr mich, da Chybrain direkt zu mir sprach. Ich fhlte Wrme und Zuneigung, fr die es keine Erklrung gab, aber ich nahm diese Empfindungen dankbar zur Kenntnis. Der Ausgang ist ungewi. Vielleicht wirst du sterben.Noch leben wir, antwortete ich.

*

Es war ein verdammt schwieriges Problem, sich mit den lauernden Gefahren auseinanderzusetzen und gleichzeitig nicht zu stark an den zu denken, dem man sein Leben verdankte. Ich hatte kapiert, da Chybrain aus Tarnungsgrnden ein Versteck in Sannys Krper gewhlt hatte. Das war irgendwie absurd, denn Chybrains kleinster Durchmesser war immer noch grer als der Brustumfang der Molaatin. Seine Tarnung bestand also nicht nur in einer anderen Krperhlle. Er selbst mute sich irgendwie verkleinert haben. Es war mig, ber diese Randphnomene nachzudenken, denn Chybrain lie sich mit nichts vergleichen, was mir bisher in meinem langen Leben begegnet war.Die Verdickung des Schlauches endete vor einem Absatz, hinter dem es gut fnfzig Meter in die Tiefe ging. Hier schien auch irgendwie ein Umkehrpunkt der Gravitation zu sein, denn als ich meine Hand ber den Abgrund ausstreckte, fhlte ich mich abgestoen.Noch whrend ich berlegte, was zu tun sei, meldete sich Chybrain mit seinen Gedanken in mir. Es war etwas verwirrend fr mich, was er sagte, denn es stand in keinem Zusammenhang mit den augenblicklichen Problemen.Ich habe mich vor einiger Zeit Sanny anvertraut, teilte mir das im Augenblick unsichtbare Kristall mit. Du mut dir von ihr erklren lassen, welches meine Probleme sind.Das Wort Probleme stach in mein Bewutsein wie die Spitze eines Speeres.Ja, Probleme, fuhr Chybrain fort. Ich wei, da du an so etwas nie gedacht hast. Ich verberge mich hier nicht nur vor HIDDEN-X sondern auch vor Wbbeking.Vor Wbbeking, antwortete ich laut. Du entstammst ihm.Das ist ein kleines Problem, das ich habe. Er hat mir viele Dinge verdorben, aber das ist letztlich unwichtig. Ich gehe auch davon aus, da er an meiner Entstehung beteiligt war. Zu einer Zeugung gehren aber zwei!Du meinst, du suchst nach einem zweiten Superwesen, das dich gezeugt hat? Das ist lcherlich. Du setzt Mastbe an, die fr Solaner, Terraner oder Arkoniden gelten. Aber nicht fr dich.Meinst du das ehrlich? Pltzlich sprach Chybrain durch Sanny.Natrlich. Ich kenne dich nicht. Du hast vielleicht von Wesen, wie es die Solaner sind, vieles angenommen.In einer Sprache, die ein paar Solaner kennen und du, heit brain Gehirn. Und child heit Kind.Ich konnte mit dieser Andeutung nichts anfangen und sagte, was ich dachte:Das kann Zufall sein, Chybrain.Du verunsicherst mich, teilte er mir gedanklich mit. Vielleicht ist es besser, wenn ich meine Probleme zurckstelle. Wenn wir Hidden-X entkommen knnen, kann dir Sanny erzhlen, was sie ber mich wei. Dann wirst du vielleicht anders ber meine Probleme denken. Ich entbinde sie von dem Versprechen zu schweigen.Ich bin gern bereit, antwortete ich, mich mit dir zu befassen. Jetzt haben wir jedoch andere Probleme.Ich bekam keine direkte Antwort, aber ich sprte, wie ich in die Hhe gehoben wurde. Sanny lchelte mich an, und so wute ich, da keine Gefahr bestand. Wir wurden sanft ber den Abgrund getragen und glitten dort in die Tiefe.Erst jetzt erkannte ich, da der Boden nicht silbern glnzte, wie das bei den Nickelflchen blich war. Zwischen kleinen Bschen tummelten sich dort Dutzende von Bakwern. Ich wollte Chybrain warnen, aber in diesem Moment sagte Sanny lakonisch, was das Kristallei dachte:Es hat uns erkannt, es, Hidden-X.Keine Sekunde spter setzte ein Sog ein, eine Schwerkraft, die mich zu zerreien drohte. Wie ein Stein fiel ich in die Tiefe.Es tut mir leid, sagte Chybrain durch Sanny, aber das schaffe ich nicht.Ich wirbelte durch die Luft, berschlug mich und erwartete den tdlichen Aufprall.

*

So dnn! Bjo Breiskoll prete Daumen und Zeigefinger fest aufeinander. So dnn ist der Faden, an dem Atlans Leben noch hngt. Hidden-X ist ihm auf den Fersen!Dann mssen wir etwas unternehmen, drngte Argan U. Er kann es allein nicht schaffen. Hayes mu das Flekto-Yn angreifen und ihn und Sanny herausholen.Der Katzer stie ein verzweifeltes Lachen aus. Du bist ein gutes Kerlchen, Argan. Aber du weit auch, da es so nicht geht. Abgesehen davon, da wir Atlan vielleicht nur noch mehr gefhrden wrden, erreichen wrden wir auch nichts.Wir knnen doch nicht tatenlos herumsitzen. Der Puschyde verga vor Aufregung sogar, an seinem geliebten Zuckerwasserdestilliergert zu nuckeln. Er hpfte aufgeregt vor dem Mutanten durch die Kabine, bis er einen Entschlu fate und hinausrannte.Keine Minute spter war er mit den anderen Mitgliedern des Atlan-Teams zurck. Nur Joscan Hellmut fehlte, der in der Hauptzentrale der SOL bei den Stabsspezialisten weilte, um die Geschehnisse vor Ort zu verfolgen.Wenn Atlan nicht da ist, sagte Sternfeuer zu Bjo, bist du der Bo. Was soll geschehen?Wenn ich das wte! Der Katzer schaute unglcklich auf seine Freunde und Mitstreiter. Ich empfange nicht etwa Atlans Gedanken. Bei dem Schirm aus Jenseitsenergie ist das unmglich. Wenn ich mich konzentriere, kann ich aber feststellen, ob er noch lebt. Auerdem sind da die Ausstrahlungen von Hidden-X. Von dem erreichen mich ab und zu ein paar klare uerungen. Und die haben mich wachgerttelt. Vor wenigen Minuten dachte es etwa das: Dieser Atlan lebt ja doch noch. Dann mu ich ihn endgltig beseitigen.Bjo atmete tief durch. Danach empfing ich Atlans Ausstrahlung nur noch so schwach, da ich mir nicht mehr sicher bin, ob er das berhaupt ist.Und Sanny? wollte Cpt'Carch wissen.Von ihr habe ich keine Spur. Ich wei nicht, ob sie die freiwillige Entfhrung berlebt hat.Hat denn keiner einen vernnftigen Vorschlag zu machen? Nun mischte sich Hage Nockemanns Spezialroboter in die Diskussion. Eigentlich mte ich ja sofort Atlan folgen, denn zusammen mit Wuschel knnten wir erneut die Bakwer umkrempeln. Dann htte Atlan wenigstens ein paar gute Helfer.Nockemann blickte die bewegliche Positronik mitrauisch an, aber er schwieg. Die Lage war ihm zu ernst, als da er es gewagt htte, sich mit Bldel in das bliche Geplnkel einzulassen.Das Hindernis ist der Schirm, erklrte Insider. Breckcrown Hayes hat alles versucht, um ihn zu durchdringen. Nach SENECAs Berechnungen wren Nickelmengen von der Gre eines Mondes erforderlich, und die knnen wir hier nicht beschaffen. Und ber den Energiehaushalt des Flekto-Yns liegen uns nur Schtzungen vor. Es kann sein, da Hidden-X diese Sperre noch jahrelang aufrechterhalten kann.Ihr diskutiert im Kreis herum, stellte Bldel burschikos fest. So tretet ihr nur auf der Stelle.Welch eine Erkenntnis! sthnte Nockemann und schttelte den Kopf.Joscan Hellmut kam in den Kreis des Atlan-Teams.Drauen tut sich absolut nichts, berichtete er. Auch gibt es keine Hinweise ber die momentanen Aktivitten von Hidden-X. SENECA vermutet, da es damit beschftigt ist, die entstandenen Schden am Flekto-Yn zu beseitigen und da es dann zu einem entscheidenden Schlag gegen die SOL ausholen will.Wenn wenigstens Sanny hier wre, klagte Argan. Sie knnte bestimmt berechnen, was wir tun sollten.Ich bezweifle das, entgegnete Hellmut. Und auerdem befrchte ich etwas ganz anderes. Wenn es sich in der SOL herumspricht, da die Wahrscheinlichkeit fr einen Totalangriff des Flekto-Yns so gro ist, werden die Solaner von hier verschwinden wollen, bevor es zu dieser Katastrophe kommt.Richtig. Bjo Breiskoll nickte dster. Aber es darf nicht soweit kommen. Breck ist auf unserer Seite, aber wenn sich eine Mehrheit gegen ihn herausschlen sollte, sieht es schlecht aus. Ich schlage vor, wir gehen alle an Bord eines Kreuzers, um gegebenenfalls sofort eingreifen zu knnen. Hayes soll mir die SZ-2-14, die ULTRAHEXE, noch einmal zur Verfgung stellen und dazu Vorlan als Piloten. Wenn sich wirklich eine Chance ergeben sollte, den Schutzschirm des Flekto-Yns zu berwinden, mssen wir sofort startbereit sein. Das ist alles, was wir tun knnen. Wer kommt mit?Wie selbstverstndlich flogen alle Hnde in die Hhe.Gut, stellte Breiskoll fest. Dennoch mchte ich, da einer von uns bei Hayes bleibt.Er blickte Joscan Hellmut an, und der nickte.Eine Viertelstunde spter saen sie startbereit in der ULTRAHEXE. Das Hangartor war geffnet, so da das Schiff jederzeit einen Sofortstart durchfhren konnte. Die Daten der Ortungs- und Beobachtungssysteme der SOL wurden ununterbrochen in die Zentrale des Kreuzers berspielt, so da man von hier umfassend verfolgen konnte, was drauen geschah.Bjo Breiskoll hatte im Sessel des Kommandanten Platz genommen. Seine Augen waren geschlossen, und er lauschte mit seinen unbegreiflichen Sinnen in die Weite des Alls.Was ist mit Atlan? fragte ihn Argan U.Ich wei es nicht, mute der Mutant zugeben.

4.

Hidden-X hat erkannt, da du noch lebst, erklrte mein Extrasinn noch whrend des Sturzes in die Tiefe. Es hat einen Gravosto ausgelst, der dich zerschmettern soll.Er mochte wohl recht haben, dachte ich, aber diese Erkenntnis nutzte mir nur wenig. Wenn schon Chybrain gegen diesen gewaltigen Sto nicht mehr ankam, wer sollte mir dann helfen?Ich sprte ruckartige Bewegungen und folgerte daraus, da das Kristallei zumindest versuchte, den Fall abzubremsen, dennoch kam der Boden mit unerhrter Geschwindigkeit nher. Als ich einen Blick in die Tiefe warf, traute ich meinen Augen nicht. In weniger als zwei Sekunden war dort ein dunkler Kegel entstanden, auf dessen Spitze ich zufiel. Die Zeit, in der ich dies feststellen konnte, war zu kurz, um Einzelheiten zu erkennen.Eine neue Teufelei von Hidden-X?Der Sturz kam mir endlos vor, obwohl nur Sekunden vergingen. Sanny klammerte sich an mich.Achtung! Die Bakwer, rief sie mir ins Ohr.Im gleichen Moment berhrte ich die Spitze des Kegels, den ich kurz bemerkt hatte. Ruckartig wurde der Fall abgebremst. Ich raste in eine dichte Masse aus kleinen Krpern, die quietschend und kreischend von der Wucht meines Aufpralls auseinandergeschleudert wurden.Der Turm aus Bakwern wirkte wie ein Kissen oder ein Berg Stroh. Der Fall wurde verzgert, und als ich seitlich aus dem Haufen zu Boden polterte, hatte wohl Chybrain die restliche Bewegungsenergie kompensiert.Es herrscht hier immer noch eine erhhte Gravitation, erklrte mir Sanny. Auch sie hatte den Sturz gut berstanden, obwohl sie im letzten Moment von mir weggerissen worden war. Chybrain gleicht das aus. Hoffentlich merkt das Hidden-X nicht sofort. Es ist ein Glck, da es es eigentlich nur auf dich abgesehen hat.Ich blickte mich um. Um uns herum tummelten sich mehrere hundert der Allesfresser, aber ihre Haltung zeigte, da sie nicht daran dachten, uns anzugreifen.Ein grerer Bakwer kam auf mich zugerast und sagte mit seiner schrillen Stimme etwas, was ich natrlich nicht verstehen konnte. Sanny lie sich das jedoch von Chybrain bersetzen, der offenbar keine Schwierigkeiten hatte, die Bakwer zu verstehen.Das ist Umpf. Er hofft, da wir unverletzt sind, und er mchte wissen, warum du sein leidgeprftes Volk so endlos lang nicht wieder besucht hast, um es von Hidden-X zu befreien?Kann Chybrain es ihm erklren? fragte ich. Ich meine die Geschichte mit dem Zeittal, das uns lang festhielt und dann noch in die Zukunft schleuderte.Er ist schon dabei!Der Bakwer Umpf gab eine lngere Antwort, und als Sanny mir deren Inhalt mitteilte, war ich wieder ein Stck besser informiert.Die Bakwer standen schon seit dem Eingreifen der Dormiganer nicht mehr ahnungslos unter dem stndigen Einflu von Hidden-X. Offensichtlich waren dessen Krfte geschwcht worden, und andererseits bentigte es seine Aufmerksamkeit in vollem Umfang fr die Aufrechterhaltung des Schutzschirms und fr die Auseinandersetzung mit der SOL. Im Augenblick schwiegen zwar alle Waffen, aber die Bakwer waren auch der Ansicht, da Hidden-X in Krze zu einem neuen Angriff bergehen wrde.Hidden-X beherrscht die Situation also nicht mehr vollstndig, folgerte ich. Das war ein positives Zeichen, das mich weiter hoffen lie.Sanny erklrte mir weiter, da Chybrain es gewesen war, der die Bakwer zu der Rettungsaktion veranlat hatte, als der Gravosto mich zu zerschmettern drohte. Durch seinen Einflu war diese Gruppe der Allesfresser fr einige Zeit mit Sicherheit vom Zugriff des Superwesens befreit.Wir mssen hier weg, schlo Sanny ihre Erklrungen. Chybrain wittert neue Angriffe. Er hat Umpf gebeten, uns zur Auenseite des Flekto-Yns zu bringen.Das wrde uns wenig ntzen, stellte ich fest.Eigentlich stimmt das, gab Sanny zu. Chybrain meint jedoch Weiter kam sie nicht. Pltzlich lag das Prasseln von Energien in der Luft. Die ganze Halle wurde in ein funkelndes Irrlicht getaucht. Etwas packte nach meinen Sinnen und legte sich wie eine dunkle Wolke darber.Neben mir sank Sanny aufsthnend zu Boden. Ich folgte ihr wenig spter. Die Bakwer rannten nach allen Seiten auseinander, nur Umpf stand unverwandt an der alten Stelle.Der erwartete Angriff von Hidden-X, stellte mein Extrahirn fest.Mit einem Mal schwebte Chybrain direkt vor mir in Hhe meines Kopfes. Seine Auenhlle strahlte noch strker als blich. Die roten und grnen Sechsecke wechselten ihre Farbe in Sekundenbruchteilen. Das Ei pendelte leicht hin und her. Dann setzte es sich in Bewegung und beschrieb einen Kreis, der Sanny, Umpf und mich einschlo. Als Chybrain wieder an seinen Ausgangspunkt zurckgekehrt war, entstand wie aus dem Nichts eine durchsichtige Kugelhlle, deren quatorlinie Chybrains Weg war.Ein Energiefeld, folgerte ich.Dieses ragte in den Boden der Halle hinein, so da wir etwa eine Flche von fnf Metern Durchmesser besaen, in der wir uns nun wieder frei bewegen konnten. Der Druck auf meinem Gehirn lie schlagartig nach, und die prasselnden Gerusche drangen nur noch gedmpft an mein Ohr.Chybrain kam direkt auf mich zu und hielt an, whrend ich mich wieder aufrichtete.Was war das denn, zum Teufel? wollte ich wissen. Ich rieb mir den Nacken, der noch stark schmerzte. Meine Maskerade ist entlarvt, antwortete Chybrain mit einer normalen Stimme, die wie die eines jungen Solaners kurz nach dem Stimmbruch klang. Ich verzichte darauf. Es hat sich viel gendert. Durch dich, Atlan. Du bist viele Schritte durch das All gegangen, whrend ich noch immer auf der gleichen Stelle stehe. Durch dich werde ich von meinem Ziel eigentlich nur noch abgehalten, und ich wei nicht, warum ich euch helfe. Vielleicht erwarte ich auch Hilfe von dir.Es ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt, gab ich ihm zu bedenken, ber deine Probleme zu sprechen. Meine Meinung kennst du ja inzwischen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, da du aus mehr als einem Wesen hervorgegangen bist. Du hast dir, wie die Terraner sagen, einen Floh ins Ohr gesetzt.Du irrst dich, Atlan. Das wei ich ganz sicher. Aber es stimmt, da wir dieses Gesprch an einem anderen Ort fortsetzen sollten. Ich werde nun mein Schirmfeld mehr und mehr abschwchen, so da Hidden-X uns mit einem Schlag vernichten kann.Bist du bergeschnappt? kam es wtend ber meine Lippen.Durchaus nicht. Was ich vorhabe, ist unsere einzige Chance. Du darfst nicht bersehen, da hier im Flekto-Yn unberschaubare Energiestrmungen existieren, die mich stark beeintrchtigen. Auerdem mu ich damit rechnen, da Hidden-X noch in der Lage ist, Wnde aus Jenseitsmaterie zu erzeugen. Selbst wenn es nur Pseudo-Jenseitsmaterie ist, die es aus Nickel produziert, so wre das fr mich ein unberwindliches Hindernis.Ich verstehe kein Wort, gab ich zu.Das macht nichts, antwortete Chybrain. Entscheidend ist, da ich das Flekto-Yn nicht verlassen kann. Sanny hat mich hineingeschmuggelt. Wenn der Schirm aus Jenseitsmaterie nicht beseitigt werden kann, sitze ich fr immer hier fest. Dann wrde ich nie erfahren, wer mein anderer Elternteil ist.Warum fragst du nicht Wbbeking-Nar'Bon? meinte ich etwas ironisch. Der mte es doch wissen.Es knnte sein, da er es nicht mehr wei, entgegnete Chybrain ernsthaft. Und wenn er es wte, wrde er es mir bestimmt nicht sagen. Er verfolgt auch eigene Ziele. Nun haben wir aber genug geredet. Ich mu handeln.Sanny hatte unser Gesprch schweigend verfolgt. Jetzt streckte sie mir ihre rmchen entgegen, und ich hob sie auf meine Schulter.Nimm auch den Bakwer zu dir, bat Chybrain. Das macht die Sache fr mich etwas einfacher, denn dann steht ihr alle in krperlichem Kontakt.Der Allesfresser kroch auf mich zu, und ich setzte ihn auf die andere Schulter. Dann wurde das Energiefeld, das Chybrain aufgebaut hatte, immer dnner. Kurz bevor es verschwand, schlte sich vor meinen Augen eine Figur aus dem Nichts und nahm rasch feste Formen an.Ich stie einen erstaunten Pfiff aus, als ich erkannte, da dort mein Ebenbild stand, auf dessen Schultern die Ebenbilder von Sanny und Umpf hockten.Dann ging alles ganz schnell. Pltzlich war das Prasseln wieder zu hren, und der Rest des Abschirmfelds verschwand. Chybrain raste wild umher. Ein Dutzend greller Blitze zuckte von allen Seiten heran, und ich mute geblendet die Augen schlieen. In meinen Ohren drhnten Explosionen, aber ich stand unbewegt an der gleichen Stelle.Die Helligkeit war so gro, da sie meine Augenlider durchdrang. Ich vermeinte, eine gewaltige Hitze zu spren, aber das war eine Tuschung.Pltzlich ergriff mich ein Gefhl der Schwerelosigkeit. Es hielt einige Sekunden an, in denen ich keinen festen Boden mehr unter den Fen sprte. Dann war um mich herum alles dunkel. Ich ffnete die Augen. Dicht vor mir schwebte Chybrain vor einem lichtlosen Hintergrund.Sanny lie sich an meinem Arm herunter und holte meine Leuchte aus dem Grtel. Damit suchte sie die Umgebung ab. Ich sah blanke Nickelwnde, also war ich nach wie vor im Flekto-Yn. Nach den Aussagen Chybrains war auch nicht damit zu rechnen gewesen, da wir es verlassen konnten.Chybrains Leuchten kam nur aus ihm selbst. Es erhellte nicht uns oder den Boden und die Wnde. Umpf quietschte verwirrt. Jedenfalls deutete ich diese Tne so.Ich glaube, sagte Chybrain, das ist mir gut gelungen.Was? fragte die Molaatin.Hidden-X wird ein oder zwei Stunden brauchen, um zu merken, da ich es hereingelegt habe. Es glaubt jetzt, es habe uns endgltig vernichtet, dabei sind nur die Pseudokrper und die Pseudogedanken draufgegangen. Wir haben etwas Zeit, um unsere weiteren Schritte zu berlegen. Ich sorge dafr, da unsere Gedanken diesen Raum nicht so leicht verlassen knnen.Welche Chancen haben wir, Chybrain? wollte ich wissen.Das ist schwer zu beurteilen, gab das erleuchtete Ei zu. Viel wichtiger ist fr mich die Frage, was du willst?Ich? Auch Sanny staunte. Wenn es nach mir ginge, wrde ich diesem Hidden-X den Hals umdrehen.Es hat zwar keinen Hals, aber wenn du das willst, sollten wir es zumindest versuchen. Glaube aber nicht, da das ohne weiteres mglich ist. Zuerst mssen wir alles Wichtige ber Hidden-X in Erfahrung bringen. Ich wei da auch nicht mehr als du oder Sanny. Aber ich denke, Umpf knnte uns in dieser Angelegenheit behilflich sein.Der Bakwer begann mit seiner schrillen Stimme zu zirpen, und zu meinem Erstaunen konnte ich diese Worte verstehen.Chybrain projiziert die bersetzung in dein Gehirn, erklrte der Logiksektor.Ich kenne diesen Abschnitt des Flekto-Yns, sagte Umpf. Mein eitler Herr hat hier in der Nhe einen Speicher angelegt, den wir das Archiv nennen. Vermutlich wollt ihr das sehen, denn hierbei handelt es sich meines Wissens um den einzigen Ort, an dem Informationen ber Hidden-X gesammelt wurden. Ich mu euch allerdings warnen, denn es gibt dort Sicherheitssperren, die auf alles Fremde ansprechen, sogar auf Bakwer. Ich war zweimal mit einem Kommando dort, um Schden des normalen Verfalls zu beseitigen.Da Chybrain nicht antwortete, ergriff ich das Wort.Eine Dokumentation ber Hidden-X' Vergangenheit? Das wre interessant. Wrde das uns aber helfen?Bestimmt, behauptete Chybrain. Natrlich ist das Aufsuchen eines solchen Ortes ein Risiko, aber wir sollten es wagen. Nur wenn du mehr ber Hidden-X weit, hast du eine Chance, gegen es anzutreten.Da auch Sanny keine Einwnde erhob, brachen wir auf. Umpf fhrte uns an eine glatte Wand, wo er einen fr mich nicht erkennbaren Mechanismus bettigte. Es entstand eine ffnung, hinter der heller Lichtschein war.Wir eilten durch mehrere Gnge mit verschiedenen Abzweigungen. Sanny hockte wieder auf meiner Schulter. Umpf flitzte voraus, und dahinter folgte das leuchtende Ei.Der Bakwer steuerte einen Raum an, in dem ein Gert stand, in dem ich unschwer einen Transmitter erkannte. Er programmierte wiederum fr mich nicht erkennbar die Zielkoordinaten ein.Halt mal! rief ich. Ein Transmitter wre doch die ideale Mglichkeit, uns zur SOL zu befrdern.Du hast die Lage noch nicht durchschaut. Chybrain schwebte zu mir heran. Erstens handelt es sich hier um einen Interntransmitter einer anderen Technik, die wohl kaum mit der SOL zusammenspielen wrde. Und zweitens kann kein Transmitterproze die Barriere aus Jenseitsenergie durchdringen. Ich bin fr mich allein besser als jeder Transmitter, und ich kann mich auch nicht aus dem Flekto-Yn bewegen. Du solltest ferner wissen, da es fr mich sogar ein tdliches Risiko darstellen wrde, wenn ich die Nickelwnde durchfliegen wollte. Du weit ja inzwischen, da Jenseitsenergie und Jenseitsmaterie zu dem Element Nickel in einer komplizierten Beziehung stehen.Schon gut, lenkte ich ein. Wir mssen doch an jede Mglichkeit denken, um etwas zu erreichen.Wenn du zur SOL zurckkehrst, behauptete Chybrain, erreichst du gegen Hidden-X absolut nichts. Du rettest nicht einmal dein Leben.So sah er das also, dachte ich.So sehe ich es, besttigte das glitzernde Ei, und ich erkannte, da er trotz meiner Abschirmung meine Gedanken wie ein offenes Buch lesen konnte.Das kann ich auch, mischte sich der Extrasinn ein.

*

Hinter der nchsten Abbiegung seht ihr den Eingang zum Archiv. Chybrain erzeugte wieder die Worte des Bakwers direkt in mir. Mit den Sicherheitsvorrichtungen mt ihr zurechtkommen. Ich kenne sie nicht. Wenn Bakwer in dieses private Heiligtum muten, hat Hidden-X sie jeweils desaktiviert.Mir war nicht so recht wohl bei diesem Gedanken, denn alles war ungewi. Chybrains berwltigenden Fhigkeiten waren hier offenbar Grenzen gesetzt. Ich konnte weder diese Fhigkeiten noch die Grenzen richtig einschtzen. Und was Hidden-X fr Tcken auf Lager hatte, war noch weniger zu erahnen.Das Kristallei sagte wieder einmal nichts und vergrerte meine Sorgen damit noch mehr. Es glitt einfach weiter und tat so, als ob es die Worte Umpfs nicht gehrt htte.Dann standen wir vor einem groen Tor, das mit kitschigen Ornamenten verziert war.Da sieht man, lie Chybrain mich wissen, wes Geistes Kind Hidden-X ist. So einfach ist das. Doch wes Geistes Kind ich bin, kann mir niemand sagen.Ich merkte, da er sich noch mit seinem persnlichen Problem befate.Du solltest mir lieber sagen, verlangte ich, wo hier die Sicherheitssperren sind.Ich habe sie bereits abgeschaltet, behauptete Chybrain. Allerdings kann es sein, da ich etwas bersehen habe oder da Hidden-X mein Eingreifen bemerkt hat.Schne Aussichten, meinte Sanny. Hier versagt sogar die beste Paramathematik.Whrend ihrer letzten Worte glitt das Tor in die Hhe. Chybrain bewegte sich sofort voran und glitt durch die ffnung. Umpf schlo sich ihm nach kurzem Zgern an, und als nichts geschah, folgte ich den beiden.Der kurze Gang, durch den ich schritt, lag in einem trben Licht, das aus winzigen Gefen kam, die zu beiden Seiten standen. Zwischen diesen Lichtquellen befanden sich Bilder an den Wnden, auf denen Figuren abgebildet waren, mit denen ich zunchst nichts anfangen konnte. Zweifellos handelte es sich um Lebewesen. Hatte sich Hidden-X hier eine Trophensammlung angelegt?So schien es zu sein, denn nach einigen Metern entdeckte ich das Bild von Oggars ehemaligem Kunstkrper, der dem Androiden Waggaldan gehrt hatte. Weiterhin konnte ich auf einem anderen Bild einen Roxharen entdecken, dann einen Molaaten, den Sanny kopfschttelnd fixierte, und schlielich auch einen Pers-Oggaren, wie Oggar mir seinen frheren Krper beschrieben hatte. Die meisten Wesen waren jedoch vllig unbekannt fr mich.Am Endendes Ganges fand ich mein eigenes Ebenbild. Es war etwas verschwommen produziert. Darunter befanden sich fremde Schriftzeichen.Ich mchte wissen, was das heit, sagte ich und deutete auf die Symbole.Unwichtig, behauptete Chybrain, aber Sanny gab mir durch einen kleinen Sto an den Kopf zu verstehen, da ich anhalten sollte.Ich mte es parainstinktiv lesen knnen, vermutete sie. Ich lie ihr Zeit, die Schriftzeichen auf sie wirken zu lassen.Unvermutet lachte die Molaatin auf.Weit du, was das heit Atlan, erklrte sie dann. Dort steht: Der mit der Aura aus dem Jenseits. Ein wichtiger Sieg auf meinem Weg.Ich fand das gar nicht lcherlich.Hidden-X nimmt also tatschlich an, folgerte der Extrasinn genau, da du bereits tot bist. Es kann dieses Bild erst krzlich erzeugt haben.Ein Irrtum, mischte sich Chybrain ein und zeigte damit, da er auch die uerungen meines Logiksektors verstehen konnte. Hidden-X hat dieses Bild vor vielen Jahren erzeugt.Dann lebt es an der Wirklichkeit vorbei, stellte das Extrahirn fest. Es ist berheblich und selbstgefllig. Es baut sich eine Wirklichkeit auf, die nicht stimmt. Das ist eine Schwche, die schon zum Sturz vieler Mchtiger gefhrt hat.Ich kann nicht widersprechen, entgegnete ich laut und setzte den Weg fort.Umpf sagt, teilte mir Chybrain mit, da sich seit seinem letzten Aufenthalt hier, der immerhin schon ein paar Jahre zurckliegt, nichts verndert hat. Auch hat Hidden-X seitdem keine neuen Bilder erzeugt.Der Gang endete in einem runden Raum, in dem die gleiche merkwrdige Beleuchtung herrschte. Die Wnde waren leer, aber an fast allen Stellen von einer samtartigen Substanz berzogen. Zwischen den grnen Flchen leuchtete das blanke Nickel.Ich kann nichts erkennen, sagte ich, was auch nur entfernt einem Wissensspeicher oder einem Archiv hnelt.Warte, bat Chybrain. Ich fhle, da hier etwas ist, aber es ist nicht krperlich in deinem Sinn. Es gibt eine Art Gedankensteuerung, die in den Wnden verborgen ist.Ich fate mich in Geduld. Chybrain schwebte in der Mitte der Halle, whrend Umpf sich scheu am Eingang niedergekauert hatte. Zunchst geschah nichts, aber dann begann Sanny zu zittern.Was hast du, Kleines? erkundigte ich mich besorgt.Ich verstehe etwas nicht, klagte Sanny. Etwas ist da. Es ist leicht zu berechnen, und es mu etwas mit dem zu tun haben, was Chybrain gerade macht. Aber es ist unvorstellbar.Drck dich genauer aus.Er holt etwas aus der fernen Vergangenheit. Ich sah, da Sanny die Augen geschlossen hielt. Es wimmelt hier von von Ereignissen, die einmal welche waren.Ich wollte weitere Fragen stellen, aber ich kam nicht mehr dazu. Ein lang anhaltender Gong drhnte in meinen Ohren, und danach entstanden Schleier und Schlieren in der Luft, die allmhlich Formen annahmen.

5.

Glorreicher, die Stunde deiner Entstehung. Ich will es so, denn in der Zukunft werde ich dich brauchen. Du sollst als mein Ableger dafr sorgen, da es eine Zone in diesem Weltall gibt, die ich einmal brauchen werde, wenn es zu einer entscheidenden Auseinandersetzung kommt. Ich spiegle dich aus vielen Teilen von mir. Ich whlte die Teile, die die notwendige Kraft besitzen. Erflle deinen Auftrag! Du kannst selbstndig handeln, und ich werde dich nur rufen, wenn ich dich wirklich brauche. Hte dich vor den anderen Mchten! Bleibe stark! Und wachsam! Hte dich vor der Selbstberschtzung und halte mir die Treue!Eine andere Stimme: Der letzte Satz ist lcherlich. Ich belasse ihn, weil er mir zeigt, wie stark ich wirklich bin.Die erste Stimme: Du hast alle Mglichkeiten, dich zu entfalten. Du kennst keine Grenzen, selbst die zum Jenseits wirst du entdecken. Hte dich jedoch davor, nach dem zu streben, was dort ist. Einmal wirst du davon erfahren, da es irgendwo die Quelle der Jenseitsmaterie gibt, die dir alle Macht geben knnte. Taste sie nicht an, trachte nicht danach, denn das wre dein Untergang. Mehr gebe ich dir nicht. Du wirst deinen Weg finden. Und vergesse nie, wer du bist, eine Spiegelung meiner Bewutseinsinhalte, eine Spiegelung von Seth-Apophis.Die andere Stimme: Du hast mir keinen Namen gegeben, und das werde ich dir nie verzeihen. Aber ich werde Namen finden, schne und starke Namen!

*

Eigene Gedanken: Dieses Universum hat einen groen Nachteil. Es ist zu klein und zu schwach. Wo sind die Grenzen? Ich sehe keine, aber ich habe eine Reihe von interessanten Namen gefunden oder bekommen: ALLMACHT, HERR, (WALDGEIST -mute ich spter streichen), HERRLICHKEIT, ARCHITEKT, GEISTIGER FAKTOR Gedanke 39147: Seth-Apophis, ich hasse dich mit deinem Ha. Ich werde dich auch besiegen!Gedanke 212, Fortsetzung: Endlich ein starker Name und ein starker Gegner, Chart Deccon. So werde ich mich nennen.(Mu gestrichen werden, denn er wurde auf einer Ebene besiegt, die alle Schwchen beinhaltet. Er wurde berzeugt von einem, dem die Aura der Kosmokraten anhaftet. Dieser heit Atlan. Das ist kein Name. Das ist ein Gegner!)Gedanke oder Nummer (spter einordnen, wenn das Buch der glorreichen Taten verfat wird): Ich gebe die Statue im Ysterioon auf. Mein Hiersein ist langweilig geworden. Die Statue ist zerbrckelt.Einwurf von Chybrain: Diese Aussage ist offensichtlich zu einem spteren Zeitpunkt eingefgt worden. Hidden-X sagt hier die Unwahrheit. Es hat sich eine falsche Vergangenheit aufgebaut, weil jegliches Versagen seine innere Moral schdigt.Zusatz von Chybrain: Ich suche weiter nach interessanten Passagen. Ihr mt euch mit einer Auswahl begngen, denn der ganze Wust an Selbstverherrlichung wrde ber hundert Jahre beanspruchen, wenn ich ihn aus den Speichern holen wrde.

*

Endlich ein richtiger Name: Hidden-X! In den Gedanken der Kreaturen, die mir diesen Namen gaben, heit das der VERBORGENE der UNBEKANNTE.Ihr sollt mich kennenlernen! Besonders du, Atlan!Anmerkung: Ich neige dazu, Dinge zu bersehen. Das darf jedoch niemand wissen. Selbst ich nicht! Also denke daran. Oder besser nicht.Gedanke: Man mte eine Galaxis verdoppeln. Eine davon mte in sich selbst leben. Die habe ich gefunden, Bars. Ich werde Bars-2-Bars daraus machen, damit in diesem Zentrum der Weg zur Quelle der Jenseitsmaterie entsteht. Diesen Weg werde ich gehen, und dann habe ich alle Macht.Auch ber dich, Seth-Apophis!Neue Nummerierung (mu aber auch berarbeitet werden): Das Flekto-Yn ist fertig. Sie haben gute Arbeit geleistet. Warum ist Bars-2-Bars noch nicht fertig? Was macht mein Ableger in Xiinx-Markant? Der. Innere Grtel steht vor der Vollendung. Ein Auslesevolk ist noch nicht gefunden. Mein namenloser Ableger wird dieses Volk finden.(Anmerkung 1: Ich habe bei der neuen Nummerierung die Zahl vergessen.)(Anmerkung 2: Es wre besser gewesen, die Solaner zu meinen Knechten zu machen. Der Schalter hat jedoch versagt. Welch ein Segen fr dieses Universum, da ich nie versage!)(Anmerkung die Zahl setze ich spter ein: Die Zeithter mten erneuert werden. Ich wei nicht, ob sie noch richtig funktionieren).Gedanke 13248: Meine Macht besteht. All-Mohandot steht unter meiner Kontrolle. Die Macht der Pers-Oggaren in Pers-Mohandot ist zerstrt. In wenigen onen ist Bars-2-Bars fertig. In Xiinx-Markant verluft alles nach meinem Plan, auch wenn die Auslese etwas lnger dauert. Die Zone-X ist fr alle unerreichbar. Das Universum ohne nennenswertes Leben ist vorbereitet. Die Planeten dort sind abgezogen und von mir getarnt worden.Gedanke 12577: Meine Manahmen auf der SOL haben keinen Erfolg gehabt. (Das ist aber nicht meine Schuld!) Irgendwie hat es der Zufall gewollt, da die beiden Teile der Quasi-Antimaterie sich nicht vereinigen konnten. Die Solaner werden vielleicht darber lachen, aber Romeo und Julia haben nicht zur rechten Zeit zueinander gefunden. Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten. (Zwischengedanke: Die Formulierung stammt von der Solanerin Valara Brackfaust).Noch Gedanke 12577: Der Bio-Trick mit Alpha und den Ebenbildern war ein voller Erfolg. Die SOL wurde vernichtet. Sie haben sich selbst zerstrt, diese Narren. (Anmerkung dazu: Mu noch berprft werden).Zusatz zu 12577: (mu spter fr das Buch der glorreichen Taten gestrichen werden) Durch das Wirken Rauschen wurde der Gesamterfolg des Bio-Tricks leicht abgeschwcht. Der Versuch, die Biopositronik SENECA zu spiegeln, ist gescheitert.Anmerkung ohne Bezug: Wo ist das Sonnensystem der Roxharen? Sollte ich tatschlich etwas vergessen haben? Es ist ein Segen fr dieses Universum, da es mich gibt. Und da ich nie etwas vergesse.Fluchtgedanke: (mu im Buch der glorreichen Taten anders geschildert werden, da sonst Prestigeverlust) Der geistige Zwang ist auf ein Hindernis gestoen. Dieses heit Chybrain.Konstruktiver Gedanke: Das Flekto-Yn gehrt an den sichersten Ort. Also in das Universum ohne nennenswertes Leben. (Es ist herrlich, da ich pausenlos konsequent, richtig und vernnftig handle. Es ist bedauerlich, da ich das einzige Existierende bin, da dies kann. Nicht einmal dieser Atlan kann das. Oder?)Zusatz: Alle Oder mssen gestrichen werden.Gedanke 344 neuer Zhlung: Es wird Zeit, da ich mein Archiv berarbeite.Erlebnis: (habe ich schon eine Nummerierung dafr? Unbekannt): Ein Wesen aus Jenseitsmaterie ist im Flekto-Yn aufgetaucht. Es nennt sich Chybrain. Das ist vielleicht sein Name, denn es wei auch nicht, wie es wirklich heit oder woher es stammt. Da mich dieses Problem nicht betrifft und ich dieses Ei isolieren, schwchen und damit ausschalten konnte, ist es unbedeutend, da ich auch nur wei, da Chybrain aus dem Jenseits kommt. Ich wollte ihn fragen, ob er wei, wo die Quelle der Jenseitsmaterie ist, aber ich kann ihn nicht antasten. Ich beneide dich ein wenig, Chybrain, aber ich kenne deinen Erzeuger nicht. Ist er einer von denen, die ich besiegen werde, wenn Seth-Apophis mein Sklave ist? Wo ist die Quelle der Jenseitsmaterie? Bars-2-Bars wird mir die Antwort geben.Chybrain: Atlan, Sanny, Umpf. Meine Suche war sinnlos. Hidden-X hat viel gesehen, hat viel erreicht, aber er kennt meine Eltern nicht.Die Bilder und Stimmen erloschen.

*

Dieses Teufelsei hat also weiterhin seine eigenen Absichten verfolgt, bemerkte der Logiksektor. Seine lautlose Stimme klang so emprt, wie ich es noch nie gehrt hatte. Soll er ruhig meine Gedanken verfolgen! Soll er wissen, wie aufgebracht ich bin. Wir stecken bis ber beide Ohren im tiefsten Schlamassel, und dieses Osterei durchforscht ein Archiv aus einem persnlichen Egoismus, der absolut hirnrissig ist. Wbbeking hat ihn erzeugt. Die Heimstatt des Sohnes besagt alles.Ich war noch nicht am Ende meiner berlegungen, denn das, was sich vor meinen Augen und Ohren abgespielt hatte, war zu vielfltig, zeitlich zu ungeordnet und damit zu verwirrend, als da ich sogleich alles in den richtigen Zusammenhang htte bringen knnen. Was der Extrasinn dazu sagte, weckte meine Verwunderung in einer anderen Richtung.Du bist ein Logiksektor? klagte ich ihn an. Was du eben gesagt hast, ist tiefstes Gefhl. Das sind Emotionen! Warum?Warum? kam das Echo. Warum? Ich wei es nicht. Ich will es auch gar nicht wissen. Vielleicht liegt es an Chybrain.Das Kristallei schwebte noch immer in der Mitte der Halle. Sanny hockte auf meiner Schulter und schwieg nachdenklich. Fr einen Sekundenbruchteil dachte ich daran, was jetzt wohl in ihrem paramathematischen Kpfchen vorgehen mochte. Umpf pfiff vor sich hin, aber das war wohl auch ein Zeichen seiner Verwirrung.Bars-2-Bars und Xiinx-Markant. Diese beiden Namen aus dem Wissens- und Erinnerungsspeicher von Hidden-X konnten nur die Namen von Galaxien sein. Also reichte der Einflubereich dieses Negativwesens weiter, als ich vermutet hatte. Und folglich war Hidden-X noch einflureicher, als es SENECA einmal gesagt hatte.Das glitzernde Ei, dem ich erstmals in dem Quader kurz vor Osath begegnet war, schwankte wenige Schritte von mir entfernt leicht hin und her.Chybrain? fragte ich ruhig und freundlich.Ich bekam keine Antwort, auch nicht, als ich ihn noch einmal rief.Sanny zwickte mich ins Ohr. La ihn in Ruhe. Er hat eine neuerliche Enttuschung erlebt.Du hast wohl recht, Sanny. Aber wenn ich daran denke, was mich im Augenblick belastet, wenn ich berlege, wie wir je aus dieser Situation kommen knnten, was Hidden-X macht, wenn es uns wieder entdeckt, dann Ich beendete den Satz nicht, weil ich nicht wute, was ich sagen sollte. Aber Sanny folgte meinen Gedanken genau.Dann hast du panische Angst, sagte sie. Ich auch.

*

Das Geschrei des Bakwers ri mich aus meinen Gedanken. Ich witterte eine Gefahr, denn bislang war eigentlich alles zu glatt gegangen. Chybrain bersetzte diesmal nicht, was Umpf sagte, so da meine Ungewiheit wuchs. Er schwebte an der gleichen Stelle und lie nichts verlauten. Das Leuchten seiner Sechsecke war etwas blasser geworden.Er ist bedrckt, vermutete Sanny.Ich hielt den Kombistrahler, den ich auf unerklrliche Weise gefunden hatte, in der Hand, aber alles blieb ruhig. Umpf rannte zu Chybrain und sprang dort in die Hhe, aber das Kristallei reagierte immer noch nicht.Was ist los? fragte die Molaatin schlielich.Nichts Besonderes. Chybrains Stimme klang leise und etwas verstrt. Umpf beklagt sich, weil ich ihm nichts ber sein Volk mitgeteilt habe.Und warum hast du das nicht getan? Ein deutlicher Vorwurf schwang in der Stimme der Paramathematikerin mit. Es ist doch klar, da er gewisse Hoffnungen auf dich gesetzt hat. Und auerdem hat er uns auch geholfen, indem er uns den Weg zu diesem Archiv zeigte.Chybrain schwieg.Er hat wohl wieder seine bockige Phase, vermutete Sanny. Ich finde das unfair.Es ist wohl eher Niedergeschlagenheit, vermutete ich.Das Leuchten des Kristalleis lie immer mehr nach und verschwand dann ganz. Eine stumpfe und graue Hlle, auf der die kleinen Sechsecke kaum noch erkennbar waren, blieb zurck. Chybrain sank auf den Boden und rollte dort auf die Seite.Ist er , stammelte Sanny. Ist er tot?Ich brauche Ruhe, um nachzudenken, meldete sich Chybrain. Ich kann in den nchsten Stunden nichts fr euch tun, denn eine innere Lhmung hat mich befallen. Sie hat nichts mit Hidden-X zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine Schockwirkung, die ihr vielleicht nicht verstehen knnt. Handelt also nach eurem Ermessen.Schne Aussichten! Sanny blickte mich wenig erfreut an. Dann wandte ich mich an das graue Ei.Kannst du wenigstens noch bersetzen, damit ich mich mit Umpf verstndigen kann? Ich hob das achtzehn mal elf Zentimeter groe Ei auf und hielt es mit der linken Hand fest. Wie ich schon erwartet hatte, lie sich Chybrain nun tragen. Bei allen frheren Begegnungen hatte er sich ja als praktisch immateriell erwiesen. Die Oberflche fhlte sich warm an, und sein Gewicht war nicht feststellbar.Ich werde bersetzen, erklrte er kaum hrbar. Aber jetzt lat mich in Ruhe.Als dann Umpf etwas sagte, konnte ich dessen Worte verstehen.Ohne Chybrain haben wir keine Chance gegen Hidden-X, behauptete der Bakwer. Was sollen wir jetzt tun?Kommt mit, bat ich meine Begleiter. Ich habe mich lange genug passiv verhalten. Jetzt werden wir etwas unternehmen. Wie viele Bakwer gibt es im Flekto-Yn?Etwa 20 000, antwortete Umpf. Frher waren es mehr, aber viele sind umgekommen. Was hast du vor?Immer schn der Reihe nach, erklrte ich, whrend ich durch den Gang zurck in die normalen Bereiche des Flekto-Yns eilte. Hinter mir schlo sich das Tor, und wir standen wieder in einem der rhrenfrmigen Gnge.Umpf, wandte ich mich an den Allesfresser. Du hast recht. Wir knnen ohne Chybrain gegen Hidden-X wenig ausrichten. Wir knnen ihm aber dennoch schaden, und wir knnen versuchen, aus dem Flekto-Yn auszubrechen. Dazu brauche ich aber die Hilfe deines Volkes. Wie schnell kannst du deine Leute alarmieren und an einem bestimmten Punkt der Auenhlle zusammenziehen?Viele stehen unter der Kontrolle von Hidden-X. Sie werden den Nichtkontrollierten kaum freiwillig folgen. Ich mte es versuchen. Wir haben ein gut funktionierendes Kommunikationssystem und beherrschen auch die Interntransmitterstrecken. In ein oder zwei Stunden knnte ich alle Bakwer an einem Ort versammeln.Gut. Ich nehme einmal zu unseren Gunsten an, da Hidden-X uns zunchst noch nicht bemerkt. Einiges deutete ja darauf hin, da es uns fr vernichtet hlt. Die Zeit knnte also ausreichen. Kannst du uns auch an diesen Ort bringen?Wenn Hidden-X nicht dazwischenfunkt, bestimmt.Dann werden wir es so machen. Benachrichtige deine Leute. Sag ihnen, wir wollen uns einen Weg in die Freiheit erkmpfen.Ich schritt den Gang entlang zu der Transmitterstation. Umpf eilte voraus, whrend ich Sanny und Chybrain trug. Das Kristallei verhielt sich vllig passiv.Ich versuche herauszubekommen, sagte Sanny zu mir, was du beabsichtigst. Es gelingt mir nicht.Wir brauchen Hilfe von drauen, erklrte ich ihr. Also von der SOL. Nur dann knnen wir uns befreien, und nur dann knnen wir die Bakwer aus dem Flekto-Yn schaffen. Das entscheidende Hindernis ist der Schirm aus Jenseitsenergie. Selbst wenn Hidden-X sich seinen selbstschtigen Trumen hingibt und uns nicht bemerkt, dieses Hindernis knnen wir nicht berwinden. Umpf wei nicht, wie dieser Schirm gesteuert wird. Die Suche nach der Schaltmimik wre im Flekto-Yn also ziemlich sinnlos und vor allem zu zeitaufwendig. Mit jeder Minute, die nutzlos verstreicht, werden unsere Chancen geringer.Ich bin mit dir einer Meinung, gab die Molaatin zu. Aber der Energieschirm ist Der Energieschirm, unterbrach ich sie, wurde von uns schon berwunden. Fr die SOL ist das augenblicklich unmglich, denn sie kann die erforderliche Nickelmenge nicht beschaffen. Wir jedoch haben diese. Das ganze Flekto-Yn besteht aus Nickel. Wir mssen nur einen groen Brocken abtrennen und gegen den Schirm lenken.Gut. Sanny pfiff durch die Zhne. Du nimmst also dein Taschenmesser und schneidest ein paar Kilometer von Flekto-Yn ab, oder?Ich lachte. Mein Taschenmesser sind die Bakwer. Sie knnen auch das Nickel fressen. Ich habe es selbst erlebt.In einer Etappe von fast einer Stunde erreichten wir die Auenzone des Flekto-Yns. Umpf benutzte mehrmals Transmitterstrecken. Bei jeder Entfernungsberbrckung war mir verdammt unwohl, denn ich konnte mir leicht ausrechnen, da Hidden-X in irgendeiner Form auch diese Einrichtungen berwachen konnte. Es wre ihm ein leichtes gewesen, uns bei einer solchen Gelegenheit auszuschalten.Der Bakwer verschwand mehrmals zwischendurch fr einige Minuten, um Angehrige seines Volkes zu informieren.Es verluft alles planmig, berichtete er vor dem letzten Transmittersprung. Chybrain, der sich weiterhin vllig passiv verhielt, kam seiner Aufgabe als Translator immer noch nach. Sonst hrte ich jedoch nichts von ihm. In etwa einer halben Stunde werden alle Bakwer an der Stelle versammelt sein, zu der wir jetzt auch gehen.Ich beobachtete stndig genau unsere Umgebung, aber ich konnte nichts Aufflliges oder Verdchtiges feststellen. Allerdings fiel mir auf, da die Zerstrung im Flekto-Yn immer grer geworden waren, je nher wir an die Peripherie gelangten. Das erfllte mich mit Zufriedenheit, denn es zeigte, da zumindest in diesem Sektor die Angriffe der SOL nicht erfolglos gewesen waren. Sicher gingen viele der eingestrzten Wnde aber auch auf das Wirken der Dormiganer zurck, ber das ich keine przisen Vorstellungen haben konnte.Etwa ein Fnftel der Bakwer werden freiwillig nicht kommen, lie Umpf mich wissen. Sie stehen so sehr unter dem steuernden Einflu von Hidden-X, da sie dem Aufruf nicht gefolgt sind. Wir haben aber Trupps unterwegs, die diese gewaltsam herbeischaffen.Das kann rger geben, meinte Sanny. Aber ohne den werden wir wohl sowieso nichts erreichen.Wir verlieen die letzte Transmitterstation und gingen hinaus auf eine Plattform, die nach einigen hundert Metern endete. Dahinter war das leere Weltall. Kleine Energieschirme hielten die Atmosphre fest, so da man sich hier ohne Raumanzug bewegen konnte. Hinter diesem Energieschirm schimmerte in grerer Entfernung das Rot und Grn der Jenseitsenergie.Mein Plan war noch unvollstndig, aber ich hoffte darauf, da Chybrain uns im entscheidenden Moment helfen wrde. Die halbe Plattform und die angrenzenden Stollen und Rume zum Innern des Flekto-Yns waren bereits mit Bakwern berfllt. Eigentlich mute Hidden-X diese Ansammlung doch bemerken, sagte ich mir. Es war ein verdammt riskantes Spiel, das ich trieb.Umpf erklrte seinen Leuten, worin meine Absicht bestand. Sie sollten mglichst groe Stcke Nickel aus dem Material des Flekto-Yns trennen, die dann auf einem Punkt des Schirmes aus Jenseitsenergie gelenkt werden sollten. Fr das letzte Manver hatten die Bakwer auch keine Lsung parat. So bat ich Sanny, Chybrain zu berreden, hier behilflich zu sein.Die Molaatin machte sich an diese Aufgabe, whrend die Massen der Allesfresser mit ihrem Werk begannen. Umpf blieb bei mir, um weitere Einzelheiten abzusprechen.Er sorgte sich vor allem um die Hilfe von drauen, also von der SOL, denn an die konnte er nicht so recht glauben. Das lag mit Sicherheit daran, da er sich die SOL gar nicht vorstellen konnte.Sanny kam zu mir. Chybrain lag bewegungslos auf einem Sims in unserer Nhe. Seine Auenfarbe war noch immer stumpf und grau.Er reagiert nicht auf meine Worte, berichtete Sanny bedauernd. Hast du etwas dagegen, wenn ich rauher mit ihm umgehe?Wie bitte? Ich zog die Stirn kraus, denn ich wute nicht, was sie damit meinte.Ich knnte ihn gegen eine Wand werfen, meinte die Molaatin. Nach meinen Berechnungen knnte das helfen, denn vor der Nhe von Nickel frchtet er sich ja.Ich kann dir keinen Rat geben. Versuch es aber ruhig.Whrend Sanny sich wieder zu Chybrain begab, ging ein Sto durch den Nickelboden. In wenigen hundert Metern Entfernung lste sich oberhalb von mir eine Platte aus dem Flekto-Yn und donnerte herab. Das Stck war ber zehn Kilometer lang und gut einen Kilometer dick. Die Bakwer hatten schnell und grndlich gearbeitet. Es war wirklich erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit diese Allesfresser den Brocken abgetrennt hatten. Allerdings begnstigte die wirre uere Flche des Flekto-Yns dieses Vorhaben, denn es gab hervorspringende Teile, so weit ich auch sehen konnte. Die Nickelplatte prallte von der Plattform ab, auf der ich stand, stie mhelos durch das Energiefeld, das die Atmosphre hielt und blieb dann in wenigen hundert Metern Entfernung frei im Raum schwebend liegen. Dort rhrte sie sich nicht mehr. Der Schirm aus Jenseitsmaterie jedoch war etwa fnfzig Kilometer entfernt. Hier galt es also das Problem noch zu lsen, und es war klar, da ich ohne Chybrain nichts erreichen wrde.In der folgenden halben Stunde trennten die fleiigen Bakwer immer neue Teile aus dem Flekto-Yn ab und sammelten sie zu einem stattlichen Haufen zusammen. Umpf kam mehrmals zu mir und erkundigte sich, ob ich mit der Arbeit seiner Leute zufrieden sei. Das konnte ich zwar besttigen, aber seine Frage, wie es nun weitergehen wrde, mute ich offenlassen.Als Sanny wieder zu mir kam, trug sie Chybrain in ihren Hnden.Er hat mir nur einmal gesagt, berichtete sie, ich soll ihn in Ruhe lassen. Er sei auf der richtigen Spur.Also ist er doch nicht so passiv, wie es scheint, folgerte mein Logiksektor. Allerdings mut du damit rechnen, da er sich wieder nur mit seinem Problem befat.So ist es. Chybrain glhte pltzlich wieder auf. Er schwebte aus Sannys Hnden in die Hhe und hielt direkt vor meinem Kopf an. Die Zusammensetzung eines logischen Puzzles erfordert viel Konzentration, Atlan. Das verstehst du vielleicht. Immerhin ist es mir gelungen, zwei Steine zusammenzufgen.Du meinst, fragte ich neugierig, du weit, wer dein anderer Elternteil ist?Nein. Bis zu diesem Schritt ist ein noch weiter Weg. Es spricht einiges dafr, da ich ihn nicht gehen kann. Aber ich habe etwas anderes erkannt. Dazu mchte ich dich etwas fragen. Weit du, was die Quelle der Jenseitsmaterie ist? Nein. Ich sehe deine Antwort. Es kann sich also um nichts handeln, was in deinem Raum zu finden ist. Damit hatte ich gerechnet. Es ist nicht weiter schlimm. Wenn es dir je gelingen sollte, die Quelle der Jenseitsmaterie zu finden, Atlan, dann weit du, wo ich geboren wurde. Dann mte es wohl mglich sein, meinen zweiten Elternteil zu bestimmen. Willst du mir versprechen, mir zu sagen, wo diese geheimnisvolle Quelle ist? Und was sie ist? Natrlich erst dann, wenn du es weit. Es spricht viel dafr, da du sie eines Tages sehen wirst.Ich will dir dieses Versprechen gern geben, Chybrain, antwortete ich. Allerdings mu ich dir sagen, da ich mir unter allem, was du soeben gesagt hast, nichts Konkretes vorstellen kann.Das macht nichts. Dein Versprechen gengt mir. Ich sehe, du hast mit Hilfe der Bakwer ein paar hbsche Vorbereitungen getroffen. Das gefllt mir. Nun kannst du nicht weiter.Ich dachte, begann ich vorsichtig, du knntest uns vielleicht Hr auf zu denken. Pltzlich war Chybrain wieder ganz das verspielte Kind. Viel Zeit haben wir nicht, aber ich will mal sehen, wie es sich mit diesen Nickelmurmeln spielen lt.

6.

Noch Sekunden bevor das Signal aus der Hauptzentrale der SOL zur ULTRAHEXE bertragen wurde, sprang Bjo Breiskoll auf. Fr einen Moment blickte er sich in der Zentrale des Kreuzers um.Es geht los, erklrte er dann.Vorlan Brick unterbrach sein Spiel, das er auf einem Nebendisplay mit der Bordpositronik ausgetragen hatte und schwenkte den Pilotensessel in die Arbeitsposition.Ausschleusen, ordnete der Katzer an.Whrend die ULTRAHEXE aus dem Hangar der SZ-2 glitt, flammte ein Bildschirm auf. Das ernste Gesicht von Joscan Hellmut wurde sichtbar.Wir haben eine Stelle im Schirm des Flekto-Yns entdeckt, berichtete er, an der die Energiewand beginnt, sich zu verfrben. Es knnte sein, da sich dort eine Strukturlcke ffnet. Hier sind die Koordinaten.Ich bin schon unterwegs, antwortete Breiskoll.Die Bordpositronik hatte aus den Ortsangaben bereits ein Bild gemacht. Noch war es ein winziges Pnktchen bei der groen Entfernung, aber es zeichnete sich deutlich ab, da hier etwas geschah.Sind die Kampfroboter fertig? fragte der Mutant. Sind die Transmitter vorbereitet? Ihr wit, es kann auf Sekunden ankommen, und schlielich geht es um Atlans Leben.Um Sannys auch, sagte Argan U. Die anderen Sachen sind alle vorbereitet.Die ULTRAHEXE jagte auf den schwarzen Fleck zu. Vorlan Brick whlte den direkten Kurs.Wir sind kampfbereit, meldete sich Breckcrown Hayes von der SOL. Ich hoffe, ihr knnt mit diesem Wahnsinnskommando etwas erreichen.Niemand des Atlan-Teams gab ihm eine Antwort, denn die Augen aller lagen auf den Bildschirmen und Ortungsanzeigen. Der schwarze Fleck entpuppte sich bei der Annherung als ein unregelmiges Gebilde von knapp zweihundert Metern Durchmesser. Auch stellte sich jetzt heraus, da es sich nicht um ein Loch im eigentlichen Sinn handelte, denn auch hier waberten Energien, die nur eine andere Farbe, ein stumpfes Grau, besaen.Vorlan Brick warf Bjo Breiskoll einen fragenden Blick zu.Langsam. Der Mutant sah die Sorgen des Piloten und hob beschwichtigend seine Hnde. Wir wollen kein unsinniges Risiko eingehen. Erst wird dieser Fleck genau untersucht.Ich bin schon dabei. Hage Nockemann stand mit einem Hyperphysiker vor den Auswerteanzeigen der Ortungssysteme. Eine energetisch negative Wirkung scheint auen nicht vorzuliegen, aber unter der grauen Schicht toben noch die unbekannten Jenseitsenergien. Deren Intensitt wird jedoch stndig schwcher.Jemand bohrt ein Loch in die Hlle, kommentierte Bldel auf seine Art die Energiemessungen, whrend die ULTRAHEXE in wenigen hundert Metern vor dem dunklen Fleck vorlufig stoppte. Er scheint aber Schwierigkeiten zu haben.Das kann doch nur Atlan sein, freute sich Argan U.Da er keinen so groen Bohrer besitzt, antwortete Nockemanns Roboter, ist das ziemlich unwahrscheinlich. Ich tippe eher darauf, da Hidden-X uns in eine Falle locken will.Der schwarze Fleck fcherte weiter auf.Da! Hage Nockemann deutete auf ein Echo, das in der dunklen Flche entstand. Ein Krper bewegte sich aus dem Energieschirm auf die ULTRAHEXE zu. Wir haben alle Vorsichtsmanahmen getroffen, besttigte Vorlan Brick ungefragt. Die Schutzschirme stehen, und bei der langsamen Geschwindigkeit dieses Krpers kann ich auch noch ein Ausweichmanver fliegen.Ist das ein Raumschiff? fragte Federspiel. Ich spre kein Leben an Bord.Es ist kein Raumschiff. Nockemann berspielte eine Vergrerung des Ortungsechos auf einen Bildschirm, so da alle die Oberflchenstruktur des unbekannten Krpers sehen konnten. Es ist ein unregelmiger Brocken Nickel, der arg angegriffen aussieht. Vielleicht handelt es sich um den Rest eines Nickelkrpers, den jemand von innen gegen den Jenseitsenergieschirm gesteuert hat.Atlan, vermutete wieder Argan U. Sein Glaube an den Arkoniden war unerschtterlich.Minuten spter besa man ein recht genaues Bild von dem geheimnisvollen Fleck. Tatschlich wurden hier laufend Lcher in der Jenseitsenergie erzeugt, die aber nach ku