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Sturm und Drang http://de.wikipedia.org/wiki/Stu rm_und_Drang Literaturhistorischer Epochenüberblick zum Studienkurs 03532 Teil I a Prof. Dr. Martin Huber ©M. Huber Programm der Vorlesung 1. Grundlagen des Sturm und Drang 2. ‚Sturm und Drang‘ im Drama 3. Formen der Vergesellschaftung von Kunst. Die Dichtergruppe „Göttinger Hain“ 4. Konstruktion der Volkspoesie 5. Konzept Erlebnislyrik 6. Leseliste / Literaturliste 2 ©M. Huber Sturm und Drang Wortgeschichte

Sturm und Drang - karinafernunihagen.files.wordpress.com · Im Jahre 1776 hielt sich Leisewitz längere Zeit in Berlin auf und schloss dort auch Bekanntschaft mit Friedrich Nicolai

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Sturm und Drang http://de.wikipedia.org/wiki/Stu

rm_und_Drang

Literaturhistorischer

Epochenüberblick

zum Studienkurs 03532

Teil I a

Prof. Dr. Martin Huber

©M. Huber

Programm der Vorlesung

1. Grundlagen des Sturm und

Drang

2. ‚Sturm und Drang‘ im Drama

3. Formen der Vergesellschaftung

von Kunst. Die

Dichtergruppe „Göttinger Hain“

4. Konstruktion der Volkspoesie

5. Konzept Erlebnislyrik

6. Leseliste / Literaturliste

2

©M. Huber

Sturm und Drang

Wortgeschichte

Fr. M. Klinger (1752-1831) „Sturm und

Drang“ : nachträgliche

Bezeichnung

Friedrich Maximilian von Klinger (* 17.

Februar 1752 in Frankfurt am Main; † 25.

Februar n.d. alten Stil / 9. März n.d. neuen

Stil 1831 in Dorpat, Estland), war ein

deutscher Dichter und Dramatiker. Sein

DramaSturm und Drang wurde

namensgebend für eine ganze literarische

Epoche.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Leben

2 Bedeutung

3 Werke

4 Literatur

5 Weblinks

6 Einzelnachweise

Leipzig 1777 (ursprüngl. Titel

„Wirrwar“) Prototyp des

Geniewesens, später mehr

©M. Huber

1. Sturm und Drang

Begriffsgeschichte

�Epochenbezeichnung für

Literaturbewegung im

Straßburg der 1770er Jahre um

Herder

Und Goethe, klinger, lenz, wagner

Originalgenie, Prototyp:

Shakespeare

Originalgenie

Als Originalgenie bezeichneten Vertreter

der literarischen Strömung des Sturm und

Drang ein Leitbild menschlichen Verhaltens.

Das Originalgenie ist demnach ein Mensch,

der nach seinen eigenen Gesetzen und

Wünschen lebt, sich an keine Regeln hält

und sich nirgendwo einordnet. Stattdessen

lebt er so, wie er es für richtig hält. Die freie

Selbstentfaltung ist das Ziel des

Originalgenies, wobei dies nicht im

negativen Sinne gemeint ist: Das

Originalgenie nimmt humanistisch orientiert

Rücksicht auf alle Lebensformen und auf

jeden Menschen, gleich welcher Kultur oder

Neigung.

Als Prototyp des Originalgenies galt William

Shakespeare.itbegriff: Originalgenie

(Shakespeare)

�Kunstkonzept: forcierte

Kunstautonomie

3

©M. Huber

1. Sturm und Drang

Autoren:

Goethe, J.M.R. Lenz, Friedrich

Maximilian

Klinger, Maler Müller

Friedrich Müller (* 13.

Januar 1749 in Kreuznach; † 23.

April 1825 in Rom; genannt Maler Müller)

war ein

deutscher Maler, Kupferstecher und Dichter

des Sturm und Drang.

Müller wuchs als Sohn eines Bäckers und

Wirtes in Kreuznach auf. Nach dem frühen

Tod des Vaters brach er seinen

Schulbesuch ab und half im elterlichen

Betrieb. In dieser Zeit fertigte er erste

Zeichnungen und schrieb erste Gedichte. Er

wurde Schüler Daniel Hiens, des Hofmalers

Herzogs Christian IV. von Zweibrücken und

studierte ab 1769 an der Kunstakademie

in Mannheim, wo sein Interesse an der

Kunst der Antike und

der Renaissance geweckt wurde.

Kurfürst Karl Theodor ernannte ihn zu

seinem Kabinettsmaler. Seit dieser Zeit

hatte Müller Kontakt zu Gotthold Ephraim

Lessing, Christoph Martin

Wieland und Friedrich Schiller. Sein

Verhältnis zu dem gleichaltrigen Johann

Wolfgang von Goethe war zunächst

freundschaftlich; Goethe lobte Müllers

Zeichnungen und Illustrationen und stand

mit ihm in regem Briefwechsel. Zudem

arbeiteten beide am Faust-Stoff; 1778

erschien ein Fragment Müllers als „Fausts

Leben dramatisirt“.

H.L.Wagner, Leisewitz,

Leisewitz war der Sohn eines Weinhändlers

und verbrachte seine Kindheit und Jugend

in Celle. In Göttingen studierte er 1770 bis

1774 Rechtswissenschaften und trat dort

1774 dem Göttinger Hainbund bei.

Bei einem Preisausschreiben des

Theaterdirektors Konrad Ernst

Ackermann und seiner Ehefrau Sophie

Charlotte Schröder wurde Leisewitz 1775

von Friedrich Maximilian Klinger besiegt. Die

Jury bewertete dessen Stück Die

Zwillinge besser.

Nach erfolgreichem Studienabschluss ließ

sich Leisewitz 1775 in Braunschweig als

Jurist nieder. Aus dieser Zeit stammen seine

Kontakte (Briefwechsel) zu Gotthold

Ephraim Lessing, Johann Joachim

Eschenburg, Jakob Mauvillon u. a. In

Braunschweig war er Mitglied des 1771

gegründeten Argonauten-Ordens, der 1779

in einem Tagebucheintrag Erwähnung

findet.

Im Jahre 1776 hielt sich Leisewitz längere

Zeit in Berlin auf und schloss dort auch

Bekanntschaft mit Friedrich Nicolai. Als

Ostern desselben Jahres Lessing das

Trauerspiel Julius von Tarent von Leisewitz

las, unterstellte er ob der Genialität die

Autorenschaft Johann Wolfgang von

Goethes. Dieses Stück begründete die

Bekanntheit Leisewitz' als Schriftsteller und

gilt auch heute noch als eines der

bedeutendsten Theaterstücke des Sturm

und Drang.

1780 besuchte Leisewitz Goethe in Weimar.

Wahrscheinlich mit Fürsprache Goethes

wurde Leisewitz 1786 zum Hauslehrer des

späteren Herzogs Ferdinand von

Braunschweig-Lüneburg berufen. Vier Jahre

später wurde Leisewitz

in Braunschweig Mitglied dessen Regierung.

1801 avancierte Leisewitz zum Geheimen

Justizrat und als solcher leitete er ab 1805

als Präsident das Obersanitätskollegium. Im

Alter von 54 Jahren starb Johann Anton

Leisewitz am 10. September 1806 in

Braunschweig. In seinem Testament

verfügte Leisewitz die Vernichtung seines

gesamten literarischen Nachlasses, was

geschah.

Werke [Bearbeiten]

Silhouette Leisewitz aus der SammlungJohann

Heinrich Voß

Die Pfandung (dramatische Szene),

1775

Der Besuch um

Mitternacht (dramatische Szene), 1775

Julius von Tarent (Trauerspiel), 1776

Selbstgespräch eines starken Geistes in

der Nacht (dramatisches Fragment),

1776

Konradin (dramatisches Fragment),

1776

Alexander und

Hephästion (dramatisches Fragment),

1776

Rede eines Gelehrten an eine

Gesellschaft Gelehrter (Satire), 1776

Geschichte der Entdeckung und

Eroberung der Kanarischen

Inseln (Übersetzung aus dem

Englischen), 1777

Nachricht von Lessing's Tod (Brief an

Lichtenberg), 1781

Über die bei Einrichtung öffentlicher

Armenanstalten zu befolgenden

Grundsätze, 1802

,

J.H. Voß, Chr. Daniel F.

Schubart, Matthias

Claudius, Hamann, Herder,

Gerstenberg

Wie kann Gruppe als Epoche

gerechnet werden:

Gemeinsamkeiten innerhalb

der Gruppe, das ist neu, lit,

Kommunikation durch

Geniebegriff, empathetischer

Leser (privatlektüre),

konzeptuelle Legitimation,

Literatur die heute noch

gelesen wird

Gesellschaft und Kunst im

offenen Konflikt

©M. Huber

1. Sturm und Drang

Voraussetzungen

�Verinnerlichung

Passionierung der Leidenschaften

Verhaltensregeln für Funktionseliten

Absolutismus – Trennung von

innerem zum äusseren Menschen:

Rückzug ins Innere möglich, (vom

König)

Pietismus

Der Pietismus ist nach der Reformation die

wichtigste Reformbewegung im

kontinentaleuropäischen Protestantismus.

Die pietistische Bewegung in Deutschland

hat seit ihrer Entstehung in der 2. Hälfte des

17. Jahrhunderts zahlreiche Veränderungen

durchgemacht: Vom klassischen Pietismus

der Barockzeit zum Spätpietismus des

ausgehenden 18. Jahrhunderts und

beginnenden 19. Jahrhunderts über

die Erweckungsbewegungen des 19.

Jahrhunderts und

die Gemeinschaftsbewegung bis

zur evangelikalen Bewegung in der 2. Hälfte

des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Wortherkunft

2 Eigenart

3 Historische Entwicklung

o 3.1 Reformbewegungen im Vorfeld des

Pietismus

o 3.2 Reformierter Pietismus von 1660–1780

o 3.3 Lutherischer Pietismus von 1670–1780

3.3.1 Halle

3.3.2 Württemberg

o 3.4 Herrnhuter Brüdergemeine

o 3.5 Der Spätpietismus zwischen 1780 und 1820

o 3.6 Die Erweckungsbewegung(en) des 19.

Jahrhunderts

4 Wirkung

5 Kritik am Pietismus

6 Spannungen und Koalitionen

7 Gruppen in pietistischer Tradition

8 Herausragende Vertreter des Pietismus

9 Vom Pietismus beeinflusste Denker/Theologen

10 Vom Pietismus beeinflusste Politiker

11 Literatur

12 Siehe auch

13 Anmerkungen

14 Weblinks

�Umstellung von

Inklusionsindividualität auf

Exklusionsindividualität -

Kontingenzerfahrung – Mensch als

ganzer gerät in Aussenstellung –

Mensch muss sich fragen, wo ist

mein Platz in der Gesellschaft –

Exklusionsind.

�Genie als Inbegriff des „ganzen

Menschen“; Bürger nicht

Standesvertreter, bürgerliche Kunst

– Kunstautonomie auch heute noch,

Verbürgerlichung der Kunst und

Autonomisierung bedingen sich,

Kunst und Moralbegriff, Frage: Wie

finde ich den Platz in der

Gesellschaft

Das waren die Grundlagen des

Sturm und Drang - oben

4

©M. Huber

Sturm und Drang

1767 Herder: „Fragmente über die

neuere

deutsche Literatur“#

Johann Gottfried von Herder, geadelt

1802 (* 25.

August 1744 in Mohrungen, Ostpreußen;

† 18. Dezember 1803 in Weimar) war ein

deutscher Dichter, Übersetzer, Theologe un

d Geschichts- und Kultur-

Philosophder Weimarer Klassik. Er war

einer der einflussreichsten Schriftsteller und

Denker Deutschlands im Zeitalter

der Aufklärung und zählt mit Christoph

Martin Wieland, Johann Wolfgang

Goethe und Friedrich Schillerzum

klassischen „Viergestirn“ von Weimar.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Leben und Werk

o 1.1 Kindheit und erste Jugendjahre

o 1.2 Studium in Königsberg

o 1.3 Erste literarische Werke

o 1.4 Reisender Fürstenerzieher

o 1.5 Hofprediger in Bückeburg

o 1.6 Generalsuperintendent in Weimar

o 1.7 Freundschaft mit Goethe, Hauptwerk

o 1.8 Italienreise, Zerwürfnis mit Goethe

o 1.9 Spätwerk

o 1.10 Freimaurerei und Mitgliedschaft im

Illuminatenorden

o 1.11 Die Familie

2 Bedeutung und Nachwirkung

3 Ehrungen

4 Editionsgeschichte

5 Werke

6 Literatur

7 Weblinks

8 Anmerkungen

1770 Goethe und Herder in

Straßburg

1773-76 Hauptphase

1781 Schiller „Die Räuber“, 1784

„Kabale und

Liebe“ als Ausläufer

Kommt etwas spät eigentlich nach –

Ausläufer

Hier sieht man Modernität der

Bewegung

©M. Huber

1. Sturm und Drang

»Wir werden geboren – unsere

Eltern geben uns Brot und Kleid –

unsere Lehrer drücken in unser

Hirn Worte, Sprachen und

Wissenschaften – irgendein artiges

Mädchen drückt in unser Herz den

Wunsch, es eigen zu besitzen, es in

unsere Arme zu schließen [...] Es

entsteht eine Lücke in der Republik,

wo wir hineinpassen – unsere

Freunde, Verwandte, Gönner setzen

an und stoßen uns glücklich hinein

– wir drehen uns eine Zeitlang in

diesem Platz herum wie die andern

Räder und stoßen und treiben – bis

wir, wenn´s noch so ordentlich geht,

abgestumpft sind und zuletzt wieder

einem neuen Rad Platz machen

müssen – das ist meine Herren!

Ohne Ruhm zu melden unsere

Biographie [...] Aber heißt das

gelebt? Heißt das seine Existenz

gefühlt,

seine selbständige Existenz, den

Funken von Gott?«

(Jakob Michael Reinhold Lenz,

Über Götz von Berlichingen ca. 1774)

Grundbefindlichkeit der Jugend, s.o.

5

©M. Huber

Sturm und Drang ist

Jugendbewegung, relativ kurz,

rein literarische Bewegung,

nicht in kunst, malerei

Zeichen für Übergangsphase

• Drang und Fülle, Geniedrang,

Herzensdrang,

Seelendrang

• Übergangsphase: Begriff des

Genies verleiht Lebensgefühl

Ausdruck, Schöpferkraft

Genie: Blitzartig

aufleuchtendes Feuer

Bleibt für viele nur

Durchgangsstadium

©M. Huber

Johann Georg Hamann Aesthetica

in nuce (1762)

Johann Georg Hamann (* 27.

August 1730 in Königsberg; † 21.

Juni 1788 in Münster) war

ein deutscher Philosoph und Schriftsteller.

Wegen seines Hangs zum Irrationalen und

seiner mystisch-prophetischen Sprache

erhielt er den Beinamen „Magus des

Nordens“.[1]

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Leben

2 Die Sicht der Welt durch die Sprache

3 Wirkung

4 Werke

5 Literatur

6 Weblinks

7 Einzelnachweise

Leben [Bearbeiten]

Hamann war der Sohn eines Baders, der

auch als Wundarzt tätig war. 1746 begann

er an der Universität Königsberg Theologie

zu studieren. Später wechselte er zur

Rechtswissenschaft. Er beschäftigte sich

aber vor allem mit Sprachen, Literatur und

Philosophie und außerdem mit den

Naturwissenschaften. Er gehörte 1749/50 zu

den Herausgebern der

Wochenzeitschrift Daphne, verließ 1752

ohne Abschluss die Universität und wurde

in Livland Hofmeister. In dieser Zeit setzte

er seine breitgefächerten privaten Studien

fort.

Hamann wurde 1756 von

dem Rigaer Handelshaus Christoph

Berens` angestellt. Ein Jahr später reiste er

nach London, wo er bis zum Frühsommer

1758 blieb. Er geriet in eine tiefe Krise und

studierte intensiv die Bibel. Dabei kam es

1758 zu einem Erweckungserlebnis. In

Gegnerschaft zu den Philosophen der

Aufklärung (unter ihnen sein

Freund Immanuel Kant) verfocht er unter

dem Eindruck Giordano

Brunos, Leibniz’,Spinozas und

des Neuplatonismus eine Rückbesinnung

auf Motive wie Gottesbestimmung,

Schöpfung und göttliche Menschwerdung

sowie auf die Einheit von Vernunft und

Sinnlichkeit, Allgemeinem und Einzelnem

bzw. Begriff und wahrnehmbarem Zeichen.

Mit der Kaufmannsfamilie Berens war

Hamann eng vertraut. Er verlobte sich mit

Berens’ Tochter Katharina. Die Verlobung

wurde wieder gelöst, als Berens es nicht

schaffte, Hamann zu einer normalen Denk-

und Ausdrucksweise zu bekehren. Hamann

hatte es u. a. abgelehnt, eine Reihe von

Artikeln aus der Encyclopédie Denis

Diderots zu übersetzen; er urteilte, keiner

der betreffenden Artikel sei eine

Übersetzung wert.[2] Er kehrte Anfang 1759

wegen einer schweren Erkrankung seines

Vaters nach Königsberg zurück und nahm

dort einen bürgerlichen Beruf auf, der für ihn

aber eher nebensächlich war. Wohl wegen

eines Sprachfehlers konnte er weder

predigen noch Vorlesungen halten. Jedoch

waren ihm seine Belesenheit und seine

Kenntnis fremder Sprachen bei seiner

umfangreichen schriftstellerischen Tätigkeit

hilfreich. Eine Freundschaft verband ihn mit

dem Verleger Johann Friedrich

Hartknoch.[3] Seine „Essais à la Mosaique“

sowie eine Sammlung kleiner Schriften

erschienen bei Hartknoch.[4]1762 begann

die Freundschaft mit Johann Gottfried

Herder, den er stark beeinflusste. 1764

reiste er nach Frankfurt. Die Möglichkeit

einer dortigen Anstellung zerschlug sich

allerdings.

Hamann erhielt 1767 durch Vermittlung

Kants bei der preußischen Zollverwaltung

eine Stelle als Übersetzer. Er begann eine

nie legalisierte Gewissensehe mit Anna

Regina Schumacher, die ihm vier Kinder

schenkte. 1777 wurde er zum

Packhofverwalter ernannt. Die berufliche

Tätigkeit ließ ihm genügend Zeit zum

Schreiben und zu ausgedehnter Lektüre.

Von 1764 bis 1779 war er Mitarbeiter

der Königsbergschen Gelehrten und

Politischen Zeitungen, für die er viele

Rezensionen verfasste. 1787 erhielt er auf

eigenes Gesuch seinen Abschied; er reiste

nach Düsseldorf zu Friedrich Heinrich

Jacobi und nach Münster, wo er Kontakt

zum Kreis um Amalia Fürstin

Gallitzin aufnahm. Hier starb er am 21. Juni

1788. Sein Grab liegt heute auf dem

historischen Überwasser-Friedhof in

Münster.

Grab von Johann Georg Hamann in Münster

Die Sicht der Welt durch die Sprache [Bearbeiten]

Hamann trat durch seine Londoner

Sinnkrise von 1758, wie er selbst sagte,

die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis[5] an.

Angeregt durchs 5. Kapitel des 5. Buchs

Mose erfuhr er das Wort neu und

unmittelbar. Er wünschte sich von da an,

dass man es bewusst höre und gerade in

seiner Undurchschaubarkeit lebendig

erfahre.[6] Er fürchtete aber, dass die

aufgedeckte Tiefe seines Herzens

missbraucht werden könnte, um einen

„Thurm der Vernunft“ zu errichten, „dessen

Spitze, bis an den Himmel reicht und durch

dessen Ziegel und Schleim wir uns einen

Namen zu machen gedenken und dessen

Fahne der irrenden Menge zum

Wahrzeichen dienen soll.“[7] Deshalb wollte

er „lieber gar nicht als unrecht verstanden

werden.“[8]

Überzeugt davon, dass unsere seelischen

Regungen sich in einem Halbdunkel (des

Unbewussten?) abspielen, schuf Hamann

sich selbst eine neue, schwer verständliche

Sprache. Er deutete Sokrates` Bekenntnis

zum „Nichtwissen“ als eins zum

Irrationalismus und verlangte vom Dichter

und Denker die „Herzwärme der Willkür“.

Seine Schriften – die meist recht kurz sind –

sind durchzogen mit vielen Zitaten und

Anspielungen. Allerdings widerspricht der

rätselhafte Stil dem seines Briefwechsels,

der recht deutlich und klar ist. Daher ist

vermutet worden, Hamann habe den Leser

zur aktiven Mitarbeit zwingen wollen.

Sinngemäß sagte er einmal, ein Autor, der

heute sofort verstanden werde, werde

morgen falsch verstanden. Autor und Leser

sind bei Hamann komplementär verbunden:

sie bilden zwei Hälften eines Ganzen, die

sich aufeinander einstellen müssen, um ein

gemeinsames Ziel zu erreichen.

Dies mündet in die coincidentia

oppositorum (den Zusammenfall der

Gegensätze), die für Hamann ein zentraler

Begriff ist und die er überall aufsucht. Er

weist sie in den christlichen Mysterien sowie

in der rätselhaften Vereinigung von Körper

und Geist, von Sinnlichkeit und Vernunft

bzw. von Schicksal und Verantwortung im

menschlichen Leben nach.

Die coincidentia oppositorum ist für ihn ein

Pfad zur Ironie, die in seinen Schriften

vielfach auflebt, das Verständnis allerdings

noch einmal zusätzlich erschwert. In dieser

Sache zeigt sich eine Verwandtschaft mit

den Romanen von Hamanns

Zeitgenosse Laurence Sterne.

Wirkung [Bearbeiten]

Hamann war ein Wegbereiter des Sturm

und Drang, als dessen Prophet er

bezeichnet worden ist, und der Romantik. Er

hatte wesentlichen Anteil an der

Entwicklung von Denkern wie Herder,

Jacobi und Goethe (der ihn einmal den

hellsten Kopf seiner Zeit nannte) und übte

nachhaltigen Einfluss

auf Hegel, Schelling, Ernst von Lasaulx und

vor allem Søren Kierkegaard aus.

Kierkegaard studierte Hamanns Schriften

intensiv und entwickelte u.a. aus ihnen

seine eigene – ähnliche – Philosophie.

Nachweisbar ist auch ein Einfluss auf Ernst

Jünger (vgl. u. a. Das Abenteuerliche

Herz in der zweiten Fassung von 1938).

Die Schriften Hamanns sind darüber hinaus

vielfältig in der Sprachphilosophie rezipiert

worden.

»Poesie ist die Muttersprache des

menschlichen

Geschlechts [...] Sinne und

Leidenschaften reden und

verstehen nichts als Bilder. In

Bildern besteht der

ganze Schatz menschlicher

Erkenntniß und

Gückseeligkeit. Der erste Ausbruch

der Schöpfung,

und der erste Eindruck ihres

Geschichtsschreibers; --

die erste Erscheinung und der erste

Genuß der Natur

vereinigen sich in dem Worte: Es

werde Licht! hiemit

fängt sich die Empfindung von der

Gegenwart der

Dinge an.«

#

Bildlichkeit, Stellenwert der Poesie,

Mensch in Analogie zum Schöpfer:

wichtiger Aspekt

6

©M. Huber

1. Sturm und Drang

Herder als ›Theoretiker‹,

Auch eine Philosophie der

Geschichte zur Bildung der

Menschheit, 1773/74:

• Organismus-Metapher,

Entwicklung der Bildung der

Menschheit, Vorstellung eines

grossen Baumes, Antike dicker

Stamm, weitverzweigte Krone:

Abhängikeit von älteren Zeiten,

aber diese sind nicht nahtlos zu

übertragen auf die damalige

Zeit, jede Zeit hat eigenen

Wert, eigens historisch zu

betrachten in jeweiligem

Zusammenhang#

Shakespeare ist entscheidende

Figur in Sturm und Drang

Drei Einheiten Lehre nicht

mehr gültig, #

• Historismus

©M. Huber

Sturm und Drang

Genie-Konzept

In Deutschland und Frankreich kann der

Begriff „Genie“ auf „ingenium“ (natürliches,

angeborenes Talent) zurückgeführt werden.

In der Renaissance begann man, mit dem

Wort „Genie“ künstlerische Schaffenskraft

oder die Quelle der Inspiration zu

beschreiben. Nach der

französischen Querelle des Anciens et des

Modernes breitete der Begriff sich dann

schlagartig aus und dominierte

die ästhetischen Debatten: Das „Genie“

stand nun für den aus sich selbst heraus

schaffenden Künstler, der die Natur nicht

nur nachahmt (wie es das frühere

ästhetische Modell vorsah), sondern

der vollendet, was die Natur selbst noch

nicht vollenden konnte.

Das diesem Modell zugrunde liegende

Naturverständnis lässt sich im wesentlichen

schon auf Aristoteles zurückführen.

Entscheidend ergänzt wurde es noch

durch Gottfried Wilhelm Leibniz und seine

Lehre von den „möglichen Welten“. Das

Genie schafft mögliche Welten, es wird zum

Schöpfer und damit quasi zum Gott („poeta

alter deus“ - der Dichter als zweiter Gott).

Der Künstler als Schöpfer

Dichter als Genie ein zweiter

Schöpfer, Nähe zur Natur

• Edward Young

Conjectures on original

composition 1759

• Selbstgesetzgebung (Lessing,

Goethe, Herder)

Gotthold Ephraim Lessing (* 22.

Januar 1729 in Kamenz, Sachsen; † 15.

Februar 1781 in Braunschweig) war der

wichtigste Dichter der

deutschen Aufklärung. Mit

seinen Dramen und seinen theoretischen

Schriften, die vor allem

dem Toleranzgedanken verpflichtet sind, hat

dieser Aufklärer der weiteren Entwicklung

des Theaters einen wesentlichen Weg

gewiesen und die öffentliche Wirkung

von Literatur nachhaltig beeinflusst. Lessing

ist der erste deutsche Dramatiker, dessen

Werk bis heute ununterbrochen in den

Theatern aufgeführt wird.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Leben

o 1.1 Herkunft und Ausbildung

o 1.2 Studium

o 1.3 Von Berlin über Breslau nach Hamburg

o 1.4 Bibliothekar in Wolfenbüttel

2 Wirken

o 2.1 Der Traum vom Theater

o 2.2 Der Kritiker und Aufklärer

3 Siehe auch

4 Werke (Auswahl)

o 4.1 Gedichte

o 4.2 Fabeln

o 4.3 Dramen

o 4.4 Dramenfragmente

o 4.5 Ästhetische Schriften

o 4.6 Theologiekritische und philosophische

Schriften

5 Ehrungen

o 5.1 Museum

o 5.2 Denkmäler und Gedenktafeln

o 5.3 Preise

o 5.4 Briefmarken

o 5.5 Schulen

6 Literatur

7 Weblinks

8 Einzelnachweise

Das was aus Gefühl kommt, ist

wichtig: Herder

Konzeption: für Genie,

7

©M. Huber

1. Sturm und Drang

Prometheus (1775)

- Der Mythos vom Künstler als

Gott

Auch ein berühmtes Gedicht Goethes

aus der Zeit des „Sturm und Drang“ ist

Prometheus gewidmet. Er

beschreibt darin den Trotz des

schöpferischen Genies gegen Zeus.

©M. Huber

Prometheus (1775)

Bedecke deinen Himmel, Zeus,

Mit Wolkendunst!

Und übe, Knaben gleich,

Der Disteln köpft,

An Eichen dich und Bergeshöhn!

Mußt mir meine Erde

Doch lassen stehn,

Und meine Hütte,

Die du nicht gebaut,

Und meinen Herd,

Um dessen Glut

Du mich beneidest. [...]

Hier sitz ich, forme

Menschen

Nach meinem Bilde,

Ein Geschlecht, das mir

gleich sei,

Zu leiden, weinen,

Genießen und zu freuen sich,

Und dein nicht zu achten,

Wie ich.

8

©M. Huber

Prometheus (1775)

Rollengedicht,

monologische Sprechsituation

Aufbegehren des Künstlers „als

Gott“ gegen Gott

freche und freie Rhythmen

reimlos,

klimaktische Struktur zum »Ich«

keine Reime, keine strophische

Form, frech und frei

©M. Huber

1. Sturm und Drang –

europäische Kontexte

Ossian: Fragments of Ancient

Poetry -..- ist Fälschung

ssian ist eine angebliche Figur aus

der gälischen Mythologie. Bekannt wurde

sie vor allem durch die angeblichen

Gesänge des Ossian, die in Wirklichkeit der

Schotte James Macpherson (1736–1796)

geschrieben hat. Als namensgebendes

Vorbild suchte er sich Oisin aus, den Sohn

des Fionn mac Cumhail. Inhalt der Gesänge

sind episch dargestellte Schlachten und die

Schicksale auserwählter edler Helden, die

sich meist um die Rettung von Königreichen

bemühen.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Entstehung

2 International Rezeption

3 Ausgaben

4 Literatur

5 Weblinks

6 Einzelnachweise

Keine Originaltexte, Ossian wichtig

für zeitgenössische junge Dichter

Thomas Percy (1729-1811): Reliques

of Ancient

English Poetry (1765)

Jean-J. Rousseau: Julie (1761), Emile

(1762)

Jean-Jacques Rousseau (* 28.

Juni 1712 in Genf; † 2.

Juli 1778 in Ermenonville bei Paris) war ein

Genfer

Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturfor

scher und Komponist der Aufklärung. Der

bedeutendeAufklärer gilt als einer der

wichtigsten geistigen Wegbereiter

der Französischen Revolution und hatte

großen Einfluss auf die Pädagogik und die

politischen Theorien des 19. und

20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Leben und Schaffen

o 1.1 Paris

o 1.2 Beginnende Schwierigkeiten

o 1.3 Montmorency

o 1.4 Neuerliches Wanderleben

o 1.5 Die letzten Jahre

2 Musik und Theater

3 Rousseaus Philosophie

o 3.1 Menschenbild

o 3.2 Politische Philosophie

o 3.3 Pädagogik

4 Werke

5 Literatur

6 Belletristik

7 Einzelnachweise

8 Weblinks

Verlorener Zugang zur Natur

William Shakespeare

Ursprünglichkeit anderer

Völker

William Shakespeare (* wahrscheinlich 23.

April, getauft am 26. April 1564 in Stratford-

upon-Avon; † 23. April 1616[1] ebenda) war

ein englischer Dramatiker, Lyriker

und Schauspieler.

Shakespeare gehört zu den bedeutendsten

und am meisten aufgeführten und

verfilmten Dramatikern der Weltliteratur. Er

schrieb etwa 38 Dramen und

Versdichtungen, darunter eine Sammlung

mit Sonetten.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Leben

o 1.1 Frühe Jahre

o 1.2 Die verlorenen Jahre

o 1.3 Stückeschreiber und Schauspieler

o 1.4 Dichter und Geschäftsmann

o 1.5 Die letzten Jahre

o 1.6 Shakespeare-Porträts

2 Shakespeares Sprache

3 Urheberschaft seiner Werke

4 Rezeption in Deutschland

5 Werke

o 5.1 Historiendramen

o 5.2 Komödien

o 5.3 Tragödien

o 5.4 Versdichtungen

6 Literatur

7 Einzelnachweise

8 Siehe auch

9 Weblinks

Homer / Pindar

Antike als Jugendzeit der

Menschheit

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------2. Teil der VL----------

9

©M. Huber

2. „Sturm und Drang“ im

Drama

Goethe: Rede zum Schäkespears

Tag (zum 14. 10. 1771) (Namenstag)

In Strassburg treffen sich junge Autoren.

Wie wirkt sich Sturm und Drang im Drama

aus?

Programmrede der „Sturm und Drang“-

Ästhetik

• Reisemetaphorik – Wanderer als

Künstler

• Metaphorik des Augenöffnens,

Erkenntniserweiterung ins

Unendliche

• Gegen das „regelmässige“ Theater

(Corneille und Racine)

Einheit von Ort, Zeit und Handlung.

• Shakespeares Theater als

Raritätenkasten.

• Naturbegriff. Sh.s Menschen sind Natur.

Dies umschließt

notwendig Böses wie Gutes.

©M. Huber

2. „Sturm und Drang“ im

Drama

Goethe: Rede zum Schäkespears

Tag (1771)

„…seine Stücke drehen sich alle um den

geheimen Punckt

[…] in dem das Eigenthümliche unsres

Ich's, die prätendirte

Freyheit unsres Wollens, mit dem

nothwendigen Gang des

Ganzen zusammenstösst.“

Bedeutet: darauf arbeiten Dramen hin,

führen scheitern der Figuren vor

: was bedeutet das

10

©M. Huber

„Sturm und Drang“ im Drama

J. W. Goethe: Götz von Berlichingen

mit der

eisernen Hand (1773) UA Berlin

1774

Prosa, Lutherdeutsch bis elsässisch,

Verfielfältigung der

Handlungsstränge,

Heinrich Leopold Wagner: Die

Kindermörderin,

ein Trauerspiel (1776) UA Pressburg

1777

sozialkritischer Impetus, ähnlich

wie Urfaust, charakterische

Sprechweise, elsässer dialekt,

Kindsmord literarisches Symbol

dient für Lenz als Vorbild

Jakon Michael Reinhold Lenz: Der

Hofmeister oder

Vortheile der Privaterziehung (1774)

UA Hamburg

1778

Zeitgenössische Problematik vieler

Schriftsteller, die sich verdingen

mussten

Friedrich Schiller: Die Räuber (1781)

UA

Mannheim 1782

-wird später im Studium noch mal

aufgegriffen,

Tumultartige Szenen bei

Aufführung damals, warum: die

Gewalt, Vatermord psychologisch

(im Stück),

Zsfssd: Problematik der Figuren

läuft über Exklusionsindividualität,

die Figuren scheitern aufgrund der

extremen Exklusion,

Anthropologisiert, auch die

Handlung ist anthrop.,

Autonomieästhetik, die keine

Rücksicht auf Bühne nimmt,

Emphatisierung der lit.

Kommunikation, Rahmentext wird

wichtiger, Regelmässigkeiten treten

zurück,

Bühne ist Verhandlungsort von

Subjektivität

Das ist was bleibt von diesen

Stücken –

Konfliktsituation geschaffen durch

obiges

©M. Huber

2. „Sturm und Drang“ im

Drama

�Exklusionsindividualität

�Extrem-Anthropologisierung

der Figuren und

der Handlung (extreme

Figurencharakterisierung,

Episierung der

Handlung)

�Autonomieästhetik (die selbst

auf die

Bedingungen der Bühne keine

Rücksicht

mehr nimmt) , so.

Autonomie ist somit ein rechtlicher,

politischer und sozialwissenschaftlicher

Begriff, der in vielen Wissenschaften wie

beispielsweise dem Völkerrecht,

der Politikwissenschaft, Soziologie, Psychol

ogie, oder Sozialen Arbeit verwendet wird.

Soziologisch bestimmt sie Max

Weber folgendermaßen: „Autonomie

bedeutet, daß nicht, wie bei Heteronomie,

die Ordnung des Verbands durch

Außenstehende gesetzt wird, sondern durch

Verbandsgenossen kraft dieser ihrer

Qualität (gleichviel wie sie im übrigen

erfolgt)[1]

Historisch gesehen war der

Autonomiebegriff in der Antike lediglich eine

zentral politische Kategorie. Diese umfasste

das Recht, „die eigenen inneren

Angelegenheiten unabhängig von einer

anderen Macht bestimmen zu können“. Er

wird erstmals im Friedensvertrag zwischen

Athen und Sparta 446/45 v. Chr.

nachgewiesen. In diesem Vertrag erkennt

Sparta die Inbesitznahme der Insel Aigina

durch die Athener nur an, wenn der Insel

Autonomie gewährt wird. Die genaue

Ausgestaltung wie die Autonomie gewährt

werden sollte ist für uns heute nicht mehr

nachzuvollziehen. Deutlich wird aber das

Machtgefälle, welches den Athenern

ermöglichte zu gewähren oder

nicht. [2] Autonomie tritt im Rahmen

von Herrschaftsstrukturen auf. Das Streben

nach staatlicher oder rechtlicher Autonomie

kann Bestandteil einer sozialen Frage und

damit intensiver und gewaltsamer sozialer

Konflikte sein.

Um von Autonomie sprechen zu können

benötigen wir eine freie Entscheidung.

Dieses philosophische Problemfeld wurde

ebenfalls in der Antike bearbeitet, wenn

auch nicht explizit benannt. Es wurde bei

dem Begriff der Freiheit, zwischen Freiheit

als freiwillige Willenshandlung (hekôn bzw.

hekousion) ohne äußeren Zwang aus sich

selbst heraus und als Handlungsfreiheit im

Sinne einer überlegten Entscheidung

(prohairesis) unterschieden.[3] Man kann mit

verschiedenen Autoren zwei verschiedene

Freiheitsbegriffe unterscheiden:

1. den positiven Freiheitsbegriff

ich habe die Freiheit eine überlegte

Handlung zu vollziehen, die einem Zweck

oder Ziel dienlich ist

2. den negativen Freiheitsbegriff

ich bin frei von äußeren Zwängen und

Fremdbestimmung ich kann handeln, muss

aber nicht

Bei dem positiven Freiheitsbegriff wird

davon ausgegangen, dass ich mich nicht

völlig von Norm-, Wertvorstellungen oder

allgemeinen Zielen frei machen kann. Somit

ist der negative Freiheitsbegriff der stärkere

bezogen auf die resultierende

Freiheit. [4]Daraus resultiert die heute üblich

gewordene Unterscheidung zwischen

Handlungsfreiheit

und Willensfreiheit.Handlungsfreiheit wird

meist negativ über Freiheit -von definiert.

Willensfreiheit hingegen wird über die

Selbstbestimmung des Willens als Ursprung

des Handelns definiert. Das bedeutet dass

wir nicht völlig frei sind sondern in manchen

Dingen determiniert sind, wir aber wohl die

Freiheit haben zwischen den sich uns

bietenden Möglichkeiten auszuwählen. Wir

denken über uns Menschen als handelnde

Wesen nach. Eine Handlung können wir

entweder unterlassen oder vollziehen. Dabei

ist das willentliche nicht-handeln ebenfalls

eine Handlung. Bei der Unterscheidung

zwischen unterlassen und vollziehen fällt

auf, dass es scheinbar Gründe für eine

Handlung geben muss. Wie steht es mit

einer „autonomen“ Entscheidung über

Gründe, Absichten, Zwecke und Inhalte des

Wollens? Diese Gründe werden wir uns auf

dem Hintergrund biografischer Erfahrungen,

Wertvorstellungen, potenziellen Interessen

oder basalen Trieben mehr oder weniger gut

überlegen, um dann tätig zu werden. Diese

Gründe determinieren uns auf eine gewisse

Anzahl von möglichen Handlungen

zwischen denen ich mich entscheiden kann.

Behaupten wir ohne Zwänge und äußere

Behinderungen über die sich uns

eröffnenden Handlungsmöglichkeiten

entscheiden zu können hat das die

Konsequenz das wir auch anders hätten

handeln können und dadurch für unser

Handeln verantwortlich sind. Damit ist unser

Freiheitsbegriff eng an den Terminus

Verantwortung geknüpft.

Der Autonomiebegriff wurde während

der Aufklärung und dem aufkommenden

Freiheitsgedanken maßgeblich

von Immanuel Kants Moralphilosophie

geprägt. Er wird zu einer zentralen Idee der

Moderne. Autonomie wird die Möglichkeit

des Menschen, sich durch sich selbst in

seiner Eigenschaft als Vernunftwesen zu

bestimmen. Immanuel Kant nutzt nach den

Interpretationen von Ernst Tugendhat den

positivern Freiheitsbegriff, weil ihm zufolge

der Wille nur dann frei ist wenn er von der

Vernunft bestimmt wird. Autonomie als

Selbstbestimmung des vernünftigen

Menschen ist aber mit Kant noch nicht

getan, denn sein Autonomiebegriff ist die

Vernunftbestimmtheit des Handelns aber

noch nicht eine Selbstbestimmung der

Person als Person (oder Ich als Ich)

sondern lediglich eine Selbstbestimmung

der Vernunft. Autonomie ist bei ihm

Ausdruck der eigenen Vernunft, mit dem

man sich selbst eigene Gesetzte geben

kann und diese dann konsequent

lebenspraktisch umsetzt. Weil wir uns als

frei begreifen, stehen wir unter der

Forderung der reinen praktischen Vernunft,

unsere Handlungen an dem kategorischen

Imperativ (Kategorischer Imperativ)

auszurichten und erreichen so ein möglichst

hohes Maß an Autonomie. Freiheit müssen

wir dabei immer schon als Bedingung

voraussetzen. Erst Hegel brachte den

vernünftigen Willen mit dem

Selbstbewustsein, dem Sichzusichverhalten

in Verbindung. Er lenkt damit die

Perspektive auf die Subjektivität vom Sein.

Dies bedeutete dann im denken ein

umlenken von der Subjekt-Objekt

perspektive als bestimmung des Seins von

einer objektiven Wahrheit, hin zu einem

individuellen Subjekt-Subjekt denken.

11

©M. Huber

2. „Sturm und Drang“ im

Drama

�Emphatisierung der

literarischen

Kommunikation (der

Dramentext wird

wichtiger als das Theater; die

Aufführbarkeit und

"Regelmäßigkeiten"

treten zurück)

�Theater wird zum

Verhandlungsort der

Subjektivität

©M. Huber

Der „Göttinger Hain“

1772-1776

Formen der Vergesellschaftung

von Kunst

Der Göttinger Hainbund war eine

die Natur verehrende, zum Sturm und

Drang tendierende literarische Gruppe im

Deutschland des 18. Jahrhunderts.

Ihre Naturbegeisterung als Gegengewicht

zum Rationalismus der Aufklärung stellt zwar

eine gewisse Verbindung mit dem Sturm und

Drang dar; trotzdem kann eine klare

Zuordnung des Göttinger Hainbundes

zu Sturm und Drang oder Aufklärung zurzeit

nicht gemacht werden. In diesem Punkt sind

die Literaturwissenschaftler uneins.

Die Bezeichnung „Hainbund“ geht auf

Klopstocks Ode „Der Hügel und der Hain“

zurück. Eine andere Vaterfigur, obwohl nicht

Mitglied des Hains, war Gottfried August Bürger.

Bürger war als Gerichtsamtmann in

Altengleichen tätig. Er und Hölty gelten

außerdem als Begründer der

deutschen Kunstballade.

Auf seiner Durchreise ließ sich Klopstock 1774

von den Mitgliedern des Hainbundes feiern.

1775 löste sich der Hainbund auf, da seine

Mitglieder das Studium beendeten und Göttingen

verließen.

Mitglieder [

Heinrich Christian Boie

Ernst Theodor Johann Brückner

Carl Christian Clauswitz

Carl August Wilhelm von Closen

Carl Friedrich Cramer

Christian Hieronymus Esmarch

Schack Hermann Ewald

Johann Friedrich Hahn

Ludwig Christoph Heinrich Hölty

Johann Anton Leisewitz

Johann Martin Miller

Gottlieb Dieterich von Miller

Christian zu Stolberg-Stolberg

Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg

Johann Heinrich Voß

Johann Thomas Ludwig Wehrs

12

©M. Huber

Johann Heinrich Voß Ludwig H. Chr.

Hölty

©M. Huber

Der Göttinger Hain 1772-1776

beginnt

Johann Heinrich Voß (1751-

1826)

Ludwig Christoph Heinrich

Hölty (1748-1776)

Johann Friedrich Hahn (1753-

1779)

Johann Martin Miller (1750-

1814)

Heinrich Christian Boie (1744-

1806)

Christian Graf Stolberg (1748-

1821)

Friedrich Leopold Graf Stolberg

(1750-1819)

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©M. Huber

3. Der Göttinger Hain 1772-1776

Freunde:

Matthias Claudius (1740-1815)

Leopold Fr. Günther von

Goeckingk (1748-1828)

Christian Friedrich Daniel

Schubart (1739-1791)

Gottfried August Bürger (1747-

1794)

Klopstock als Patron und

Motivgeber (Oden!)

Friedrich Gottlieb Klopstock (* 2.

Juli 1724 in Quedlinburg; † 14.

März 1803 in Hamburg) war

ein deutscher Dichter.

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

1 Leben

2 Werk

o 2.1 Ideen und Motive

o 2.2 Bedeutung und Rezeption

o 2.3 Ehrungen

o 2.4 Verzeichnis der Werke

3 Literatur

o 3.1 Zu Person und Zeit

o 3.2 Zu speziellen Aspekten des Werks

4 Weblinks

5 Einzelnachweise

Stellt 1774 Aufnahmeantrag auf

Göttinger Hain, mit ihm wird

die Dichtung sich selbst

bewusst, schreibt Goethe

Er konnte von Literatur leben

ökonomisch

Er produziert Oden

Oden (von altgr. ᾠδή, Lied) sind Gedichte,

die sich durch Feierlichkeit

und Erhabenheit auszeichnen.

In einer Ode findet man für gewöhnlich

keinen Endreim; es handelt sich um eine

in Strophen gegliederte, lange Form des

Gedichtes. Eine Ode kann einem

festen Metrum folgen, dieses ist aber nicht

zwingend notwendig. Zur Würde und Größe

des in dieser Ode behandelten Themas

passend, wird meist ein

hoher, pathetischer Sprachstil verwendet.

In der griechischen Antike wurde

jegliche Lyrik, die man zur Begleitung von

Musik vorgetragen hat, als Ode bezeichnet,

also auch die Monodie und das Chorlied.

Es gibt drei verschiedene Formen der Ode.

Die Alkäische Ode, die Sapphische Ode und

die Asklepiadeische Ode. In der deutschen

Dichtung wird letztere am häufigsten

verwendet.

Berühmte Oden [Bearbeiten]

Pindar: Epinikia (Oden auf Sieger der

olympischen, pythischen, nemeischen

und isthmischen Spiele)

Horaz: Carmina I-IV

Friedrich Gottlieb Klopstock: Der

Zürchersee (Volltext)

Johann Wolfgang von

Goethe: Prometheus

Friedrich Schiller: An die Freude (vertont

im Schlusssatz von Beethovens 9.

Symphonie)

Friedrich Hölderlin: Gesang des

Deutschen, Lebenslauf, Heidelberg

, paradigmatische

Ausdrucksform, Lyrik soll

Empfindungen nach aussen

geben, strenge Regeln

Einmal eine der grossen Oden

von Klopstock ansehen,

Zürcher See

©M. Huber

3. Der Göttinger Hain 1772-1776

Herders Odentheorie

Fragmente einer Abhandlung über

die Ode (1765)

»Das erstgeborene Kind der

Empfindung, der

Ursprung der Dichtkunst und der

Keim ihres Lebens

ist die Ode.«

Oden als »perspektivisch

gezeichnete Gemälde des

Affekts«

Ode: Empfindung der Gemeinschaft

und Stabilisierung des Geinsamen-

Empfindens

Versmass einer Ode muss man sich

hingeben, um es zu erfahren

14

©M. Huber

4. Konstruktion der Volkspoesie

– auch Effekt der Sturm und

Drang-Bewegung

Johann Gottfried Herder (1744-

1803):

Das Volkslied als Widerschein der

Urpoesie der

Völker.

Im Volkslie die Empfingungen

eines ganzen Volkes

Volkslieder. 1778/1779; Stimmen der

Völker in Liedern,

1807 (postum).

Auszug aus einem Briefwechsel über

Oßian und die Lieder

alter Völker, in: Von deutscher Art

und Kunst, 1773.

Gotik und nordische Dichtung

kommen da zusammen

Volksliedsammlungen, die Herder

herausgibt

©M. Huber

4. Konstruktion der Volkspoesie

Das Volkslied sei anonym, mündlich

überliefert,

veränderlich, ungekünstelt, voller

Würfe, Sprünge

und Inversionen von Mägden und

den ݊ltesten

Mütterchen‹, von Menschen, die

nicht lesen und

schreiben können, gedichtet,

gesungen und

überliefert.

Das Volkslied ist ein Lied, das so

gedichtet ist, daß

es all diesen Anforderungen

entspricht.

Abbild der Vorstellung, die die

Epoche sich von

Volkspoesie macht.

.

15

©M. Huber

Medien im 18. Jahrhundert

Musenalmanache als

zeittypisches Medium

der Literatur

Ein Musen-Almanach ist

eine literarische Publikationsform, die sich

um 1770 in Deutschland etablierte und auch

im 19. Jahrhundert sehr beliebt war. Der erste

deutsche Musen-Almanach war der

von Johann Christian Dieterich ab 1770

verlegte Göttinger Musenalmanach (GMA),

der bis zum Jahre 1802 in Göttingen (und

danach noch bis 1805 an anderen

Verlagsorten) erschien. Die Anregung zu

dieser Publikation kam vom Göttinger

Mathematiker Abraham Gotthelf Kästner,

Herausgeber des GMA war Heinrich Christian

Boie (gemeinsam mit Friedrich Wilhelm

Gotter

»Almanach des Muses« Paris

1765 ff.

Musenalmanach für das Jahr

1770. Hg. von

Heinrich Christian Boie.

©M. Huber

Medien im 18. Jahrhundert

1700 ca. 50 Zeitungsunternehmen

(300.000 Leser)

1800 ca. 200 Zeitungen (3 Millionen

Leser)

Komplexitätssteigerung und

Selbstreflexivität;

Vermischung der Autor- und

Leserrolle ab 1760/65,

Autoren werden zunehmend selbst

zu Lesern ihrer

Produkte.

1766 2.000 – 3.000

Nebenerwerbsautoren

1800 10.000 Nebenerwerbsautoren

5. Konzept Erlebnislyrik

Goethe und Friederike Brion

1770/71

„Willkommen und Abschied“

©M. Huber

Pfarrhof von Sessenheim

(Zeichnung von Goethe)

Sessenheim (deutsch Sesenheim) ist eine

Gemeinde im Elsass (Frankreich), etwa 40 km

nordöstlich von Straßburg gelegen

Friederike Elisabeth Brion (* vermutlich am 19.

April 1752 in Niederrödern im Elsass; † am 3.

April 1813 in Meißenheim bei Lahr) war eine

elsässische Pfarrerstochter und hatte eine

kurze, aber heftige Liebschaft mit dem

jungen Goethe.

Liebschaft, aber nach Jurastudium

Beziehung zuende

Unter den jungen Leuten, die das

gastfreundliche Pfarrhaus gelegentlich

besuchten, war auch der in Straßburg

studierende Rechtsstudent Johann Wolfgang

Goethe aus Frankfurt. Im Herbst 1770 kam

dieser zusammen mit seinem elsässischen

Freund Friedrich Leopold Weyland beim

Durchstreifen der Umgebung von Straßburg zum

ersten Mal in das kleine, 40 Kilometer

nordöstlich von Straßburg gelegene Dörfchen

Sesenheim. Dieser Ausflug sollte eine der

bekanntesten Liebesepisoden der

Literaturgeschichte zur Folge haben.

Goethe berichtete später von seiner ersten

Begegnung mit Friederike: „In diesem

Augenblick trat sie wirklich in die Türe; und da

ging fürwahr an diesem ländlichen Himmel ein

allerliebster Stern auf.“ Und weiter: „Schlank und

leicht, als wenn sie nichts an sich zu tragen

hätte, schritt sie, und beinahe schien für die

gewaltigen blonden Zöpfe des niedlichen

Köpfchens der Hals zu zart. Aus heiteren blauen

Augen blickte sie sehr deutlich umher, und das

artige Stumpfnäschen forschte so frei in die Luft,

als wenn es in der Welt keine Sorge geben

könnte; der Strohhut hing am Arm, und so hatte

ich das Vergnügen, sie beim ersten Blick auf

einmal in ihrer ganzen Anmut und Lieblichkeit zu

sehn und zu erkennen.“

Pfarrhaus Sesenheim um 1770 (Rötelzeichnung von

Goethe)

In den nächsten Monaten machte Goethe noch

viele „folles chevauchées“ (tolle Ausritte) nach

Sesenheim, denen auch ausgedehnte

Aufenthalte im Hause Brion folgen.

Unbeobachtet durchstreiften er und Friederike

die Umgebung, unternahmen Kahnfahrten in den

damals noch weitläufigeren Rheinauen und

besuchten Bekannte Friederikes. Für das

nächste Jahr wurde der kleine Ort für Goethe der

„Mittelpunkt der Erde“.

Durch dieses grenzenlose Glück „trat

unversehens die Lust zu dichten“, die Goethe

„lange nicht gefühlt hatte, wieder hervor“. Im

Frühjahr 1771 entstand eine Reihe von

Gedichten und Liedern, die manchmal mit

„bemalten Bändern“ an die Geliebte gesandt

wurden; diese „Sesenheimer Lieder“ gehören

maßgeblich zum „Sturm und Drang“ und

begründeten Goethes Ruf als Lyriker. Unter

ihnen sind zum Beispiel das „Mailied“,

„Willkommen und Abschied“ und

„Das Heideröslein“.

©M. Huber

Epochaler neuer Ton

These: das Erlebnisgedicht

macht vor,

was Erlebnisse überhaupt

sind.

„Willkomm und Abschied“

©M. Huber

Es Schlug mein Hertz, geschwind zu Pferde

Und fort! wild wie ein Held zur Schlacht

Der Abend wiegte schon die Erde

Und an den Bergen hieng die Nacht

Schon stund im Nebelkleid die Eiche

Wie ein gethürmter Riese da,

Wo Finsterniß auß dem Gesträuche

Mit hundert Schwartzen Augen sah

Der Mond von einem Wolkenhügel

Sah schläfrig aus dem Duft hervor

[ohne Titel 1770/71]

Erlebnislyrik macht vor, was

Erlebnis überhaupt ist, seit

Goethe.

18

©M. Huber

5. Erlebnislyrik

Die Erlebnislyrik, deren Entstehung in

der Sturm-und-Drang-Zeit angesiedelt wird,

erweckt den Anschein der Unmittelbarkeit

des Dargestellten. In der Erlebnislyrik wird

die seelische Stimmung (stellenweise die des

Autors) unvermittelt dargestellt. Erlebnislyrik

wurde lange im Gegensatz

zur Gedankenlyrik gesehen und damit

verbunden herrschte die Vorstellung, diese

Texte seien in einem Zug geschrieben, ohne

dass sie im Nachhinein durch Reflexion

verändert würden. Bei genauerer

Betrachtung und Analyse der Metaphorik,

des Rhythmus oder der Struktur wird diese

Vorstellung, geprägt durch die Genieästhetik

des Sturm und Drangs, unwahrscheinlich.

Diese Art der Lyrik bedient sich gerne

der Natur als Mittel zur Darstellung des

Gemütszustandes der Hauptperson.

Sonnenschein, duftende Wiesen und

blühende Blumen sollen das Gefühl der

Heiterkeit ausdrücken und auf den Leser

einwirken. Wolken, Nebel, Regen und Kälte

sollen dem Leser bei ihrer Schilderung real

erscheinen und ihn in die, nun schlechte,

Stimmung der Hauptperson bringen. Der

wohl bekannteste Verfechter dieser

Stilrichtung der Lyrik war Goethe, der 1770

mit dem Schreiben der für die damalige Zeit

neuen Art des Gedichtes begann. Die

Goethesche Art der Erlebnislyrik prägt die

deutsche Natur- und Liebeslyrik bis weit ins

19. Jh. hinein und bestimmt noch heutzutage

das landläufige Verständnis von Lyrik.

Weiterhin gibt es Diskussionen,

ob Minnesang auch zu Erlebnislyrik zählt.

Verfechter dieser Theorie ist unter anderem

Ulrich Müller, der ein Essay zu diesem Thema

verfasst hat. Erlebnislyrik als literarhistorisches Konstrukt

Werke und Autoren [Bearbeiten]

Die Stürmer und Dränger kamen vorwiegend aus

dem Mittel- und Kleinbürgertum; ihre

literarischen Betätigungen suchten sie materiell

durch Hauslehrer- oder Pfarrstellen abzusichern,

denn von der Literatur konnten sie nicht leben.

Es fehlte ihnen nämlich die soziale Resonanz,

ihre Bewegung blieb auf die Bekannten

beschränkt, mit denen man sich zu

Männerbünden zusammenschloss (z.B.

Göttinger Hain). (Goethes erwähnter Roman

blieb eine Ausnahme.) Hauptorte des Sturm und

Drang waren Strassburg, Göttingen, Frankfurt

am Main. Für viele Dichter, v.a. Goethe und

Schiller, war der Sturm und Drang nur eine

vorübergehende Phase ihres Lebens und

Schaffens. Viele Autoren und Werke waren nur

zu ihrer Zeit bekannt und sind heute weitgehend

vergessen.

Wilhelm Dilthey: Das Erlebnis

und die Dichtung

(1906) Wilhelm Dilthey (* 19.

November 1833 in Wiesbaden-Biebrich; † 1.

Oktober 1911 in Seis am Schlern, Südtirol) war

ein

deutscher Philosoph, Psychologe und Pädagoge

.

Entgegen dem zu seiner Zeit stark

verbreiteten Naturalismus entwickelte Dilthey

ein lebensphilosophisches Fundament, welches

das menschliche Leben und die Formen seines

Ausdrucks nicht mehr nur nach

Naturgesetzlichkeiten erklärte, sondern vielmehr

die Eigengesetzlichkeit des menschlichen

Geisteslebens zu verstehen suchte.

Dilthey baute diesen

Ansatz wissenschaftstheoretisch aus und

formulierte in Abgrenzung zu

den Naturwissenschaften eine Theorie

der Geisteswissenschaften, als deren Begründer

er gilt. Als deren Methode entwickelte er

die Hermeneutik und die verstehende

Psychologie in wesentlicher Weise weiter.

Zur empirischen Anwendung brachte Dilthey

seine Methoden in der Weltanschauungslehre,

einem Deutungsschema für die seiner Meinung

nach gescheiterten Systeme der Metaphysik. In

ihr versuchte Dilthey aufzuweisen, wie alle

unterschiedlichen und sich widersprechenden

metaphysischen Systeme ihren gemeinsamen

Ursprung im Lebenszusammenhang des

Menschen haben, zugleich kategorisierte er die

historischen Ansätze nach verschiedenen

„Typen der Weltanschauung“.

»Jedes poetische Werk macht ein

einzelnes Geschehnis

gegenwärtig. [...] Es hat nicht die Absicht,

Ausdruck oder

Darstellung des Lebens zu sein. Es isoliert

seinen

Gegenstand aus dem realen

Lebenszusammenhang und gibt

ihm Totalität in sich selber. [...] Das

Geschehnis wird so zu

einer Bedeutsamkeit erhoben.«

©M. Huber

Sturm und Drang und die dt.

Literatursprache

� Gefühlssprache des Pietismus

• Empfindsamkeit und Pathos

(Klopstock)

• Volkslied, Mundart

• Sprachphilosophie

lebendige Unmittelbarkeit und

Ausdrucksreichtum

� Johann Gottfried Herder:

»Abhandlung über

den Ursprung der Sprache« (1772)

19

©M. Huber

Zusammenfassung - Sturm und

Drang

�Literatur als Transportmittel für

Empfindung

�Poesie wird selbstgesetzgebend

(autonom) in

Sprache, Form und Themen

(Geniedichtung)

�Medium einer radikalen

Säkularisierung

Exklusionsindividualität

�In der Lyrik wird das Konstrukt

Volkspoesie

gesucht und gefunden

�Subjektivistische Literatur

etabliert („Erlebnislyrik“)

©M. Huber

6. Literatur zur Einführung

�Ulrich Karthaus: Sturm und Drang.

Epoche - Werk -

Wirkung. (Arbeitsbücher zur

Literaturgeschichte)

München: Beck 2000.

�Mathias Luskerke: Sturm und Drang.

Autoren - Texte -

Themen. (RUB 17602) Stuttgart 1997.

�Sturm und Drang. Ausstellung im

Frankfurter Goethe-

Museum 1988. Hg. von Christoph Perels.

Frankfurt/M.:

Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter

Goethe-Museum

1988.

20

©M. Huber

6. ‚Kleine Leseliste‘ zum Sturm

und Drang

�Johann Gottfried Herder: Auszug aus

einem

Briefwechsel über Ossian und die Lieder

alter Völker.

�Johann Wolfgang Goethe: Rede zum

Shäkespears Tag,

Götz von Berlichingen, Die Leiden des

jungen Werthers,

„Urfaust“

�Friedrich Schiller: Die Räuber, Kabale

und Liebe

�Jakob Michael Reinhold Lenz: Der

Hofmeister oder

Vortheile der Privaterziehung

©M. Huber

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit !