15
DAS KOMPLETTE PROGRAMM • LAGEPLAN HINTERGRUNDINFOS ZUM FESTIVAL UND ZU DEN EINZELNEN BANDS JUBILÄUMSSPECIALS • CD-TIPPS Amparanoia IN TERKULTUR STUTTGART SOMMERAUSGABE 2018 SONDERBEILAGE

STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

DAS KOMPLETTE PROGRAMM • LAGEPLAN

HINTERGRUNDINFOS ZUM FESTIVAL UND ZU DEN EINZELNEN BANDS

JUBILÄUMSSPECIALS • CD-TIPPS

Amparanoia

IN TERKULTURSTUTTGART

SOMMERAUSGABE 2018

SONDERBEILAGE

Page 2: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

NachrichtenSommerfestival der Kulturen 18

Das Bühnenprogramm 2018 Seite

Dienstag, 17. Juli 18.00 Uhr La Gâpette 12

20.15 Uhr Red Baraat 13

Mittwoch, 18. Juli 18.00 Uhr Felix Shinder & Dengi Vpered 14

20.15 Uhr RasgaRasga 24 (CD-Tipp)

Donnerstag, 19. Juli 18.00 Uhr Yael Deckelbaum & The Mothers 15

20.15 Uhr Transglobal Underground feat. Natacha Atlas 16

Freitag, 20. Juli 16.30 Uhr Gismo Graf Trio feat. Cheyenne 24 (CD-Tipp)

18.30 Uhr Jaro Milko & The Cubalkanics 17

20.45 Uhr Amparanoia 18

Samstag, 21. Juli 16.30 Uhr Thabilé & Band 19

18.30 Uhr Sattas 20

20.45 Uhr Liniker e Os Caramelows 21

Sonntag, 22. Juli ab 11 Uhr Tänze und Musik 11 der Welt

18.00 Uhr Eusebio Martinelli Gipsy Orkestar 22

20.15 Uhr Ladysmith Black Mambazo 23

FestivalzeitenBühnenprogramm:

Dienstag bis Donnerstag: 17.30–22 UhrFreitag und Samstag: 16.30–22 UhrSonntag: 11–22 Uhr

Essens- und Getränkestände:

Dienstag bis Donnerstag:17.30–23 UhrFreitag und Samstag: 16.30–24 UhrSonntag: 11–22 UhrAb Mittwoch hat ein Teil der Essens -stände in der Hirsch- und Kirchstraße bereits ab 11 Uhr geöffnet.

Markt der Kulturen

(Warenverkaufsstände inder Kirch- und Hirschstraße):Dienstag: 17.30–23 UhrMittwoch und Donnerstag: 10–23 UhrFreitag und Samstag: 10–24 UhrSonntag: 11–22 Uhr

Herausgeber:Forum der Kulturen Stuttgart. e. V.Marktplatz 4, 70173 StuttgartTel. 07 11/248 48 08-0 [email protected]

© Forum der Kulturen Stuttgart e. V., Stuttgart 2018 V.i.S.d.P.: Rolf Graser

www.sommerfestival-der-kulturen.deFoto Michael Haussmann

Page 3: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN4

Sommerfestival der Kulturen 18

Der Eintritt zum Festival istan allen Tagen frei

Sommerfestival der Kulturen 18

Schematisierter Lagepaln des Sommerfestivals der Kulturen – Änderungen vorbehalten!

Das Sommerfestival der Kulturenverwandelt den Stuttgarter Markt-platz vom 17. bis zum 22. Juli 2018 undnun mittlerweile zum 17. Mal in einenmusikalischen Melting Pot – und dasJubiläumsjahr des Forums der Kultu-ren macht sich hierbei durch beson-dere Highlights bemerkbar.

Erstmals werden in diesem Jahr 14Bands an den sechs Festivaltagen für Stim-mung sorgen. So verschieden wie die Hin-tergründe und Einflüsse der Bands, sovielfältig ist ihre Musik: Worldbeat, Klez-mer, Bhangra und Balkan Brass, Gypsy,Jazz, Swing und kubanischer Son treffenhier auf Eastern Reggae, brasilianischenSoul, A-Capella und Sin ger-Somgwriter. Fürjeden Musikgeschmack ist auch beim dies-jährigen Open-Air-Festival etwas dabeiund das Forum der Kulturen Stuttgart e. V.lädt alle Interessierten ein, gemeinsam aufdem Stuttgarter Marktplatz bei freiem Ein-tritt sechs Tage lang zu feiern.

Das Sommerfestival der Kulturen istnicht nur aufgrund des musikalischen Pro-gramms ein Muss: Es bietet kulinarischeGenüsse aus aller Welt, die längst in Stutt-gart ein Zuhause gefunden haben. An al lenFestivaltagen lädt auch dieses Jahr derMarkt der Kulturen zum Bummeln rundum den Marktplatz in der Hirsch-, Kirch-und Münzstraße ein.

Mit dem Sommerfestival veranstal-tet das Forum der Kulturen nicht nur einenkulturellen Höhepunkt im Festangebot derStadt – es setzt außerdem ein nachdrü� ckli-ches und positives Signal für kulturelleVielfalt und gegen Rassismus und Ausgren-zung jeglicher Art. Das Forum der Kulturenwidmet sich seit vielen Jahren der Begeg-nung und dem interkulturellen Dialog. Alseines der ersten Projekte gehört das Som-merfestival der Kulturen mit seiner einzig-artigen Atmosphäre und dem internatio -nalen Flair zum Herzstü� ck der Arbeit desVereins.

Grenzenloser Spaß, spannende Gäs -te und vorurteilsfreie Begegnungen sindes, die im letzten Jahr mehr als 85.000 Be-sucherinnen und Besucher auf die interkul-turelle Open-Air-Party lockten. Nicht zu -letzt ist das Sommerfestival auch ein Ort

des Austauschs, ein Bürgerfest für die ge-samte, bunte und vielfältige Stadtgesell-schaft. Kulturelle Vielfalt bedeutet einunerschöpfliches kreatives Potenzial – derlebendige Beweis hierfü� r steht an sechsTagen auf der Bü�hne. mys

www.sommerfestival-der-kulturen.dewww.facebook.com/FDKStuttgart

Vielfalt leben – Vielfalt feiernDas Sommerfestival der Kulturen im Jubiläumsjahr 2018

„Weltklasse-Musik, ein buntesKul turprogramm und leckeres Essen ausaller Welt: Zum 17. Mal verwandelt dasFo rum der Kulturen 2018 den Stuttgar-ter Marktplatz in ein Fest der Vielfalt. Esist ein Fest, das zeigt, wie bunt unsereGesellschaft ist und was Vielfalt alles zubieten hat. Es ist ein Fest der Teilhabeund des Zusammenhalts, ein Fest ge -gen Ausgrenzung und Diskriminie-rung. Es ist ein Fest, das aus Stuttgartgar nicht mehr wegzudenken ist. Ichwünsche dem Sommerfestival viel Er-folg, gute Laune, viele Besucherinnenund Besucher sowie natürlich gutesWetter – insbesondere 2018, im Jubilä-umsjahr des Forums der Kulturen!

Manne LuchaMinister für Soziales und Integration Baden-Württemberg

Red Baraat

Page 4: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

76

Jubiläum Sommerfestival der Kulturen 18Sommerfestival der Kulturen 18

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

WC in der StiftstraßeLange Schlangen vor der Toiletten-An-

lage sind ein bekanntes Phänomen bei Festi-vals – so auch beim Sommerfestival derKulturen. Dieses Jahr gibt es deshalb erstmalszusätzlich zur Toilettenanlage in der Eich-straße weitere WCs in der Stiftstraße (sieheLageplan S. 5). Die Benutzung der Toilettenist kostenlos, das Personal, das dort für Sau-berkeit sorgt, freut sich sehr über eineSpende! ak

Neu beim Festival

Freitags früherer ProgrammbeginnErstmals in diesem Jahr wird das Som-

merfestival der Kulturen am Freitag bereitsum 16.30 Uhr – und damit zur gleichen Zeitwie am Samstag – seine Tore öffnen. Das Fe-stivalpublikum hat dadurch die Chance, einerweiteren Band zu lauschen – das Gismo GrafTrio wird an diesem Tag als erste von dreiBands um 16.30 Uhr die Bühne betreten.Durch die geänderten Öffnungszeiten kanndas Forum der Kulturen nun 14 Bands einenPlatz auf der Bühne vor dem Stuttgarter Rat-haus bieten. mys

„Multikulturalitätheißt für mich, die Vielfalt zurespektieren um eine gesell-schaftliche Einheit zu schaf-fen. Dabei ist dies nicht, dasswir alle gleich sein sollen,sondern es bedeutet viel-mehr Gemeinsamkeiten stattUnterschiede zu stärken. Da -für steht das Sommerf esti valder Kulturen.“

Ana Maria Zea O‘ Phelan, Bolivianisches Kinderhilfswerk

Mit dem diesjährigenSommerfestival der Kulturenwird auch das 20-jährige Be-stehen des Forums der Kultu-ren gefeiert. Aus diesemGrund präsentiert das Forumgleich mehrere Highlights.

SektstandDas ganze Festival über

kann man am neuen Sektstandin der Münzstraße/Ecke Markt-platz mit Kessler Rosé und Kess-ler Cabinet auf das Jubiläum desForums anstoßen.

Sekt-Aktion mitder VVS undKESSLER

Am Dienstag, dem erstenFestivaltag feiern das Forum derKulturen und die VVS mitfreundlicher Unterstützung der

KESSLER Sektkel-lerei gemeinsam– die einen ihr20-jähriges, dieanderen ihr 40-jähriges Bestehen. Alle Gäste,die mit einem VVS-Ticket ange-reist sind, bekommen aus die-sem Anlass am Sektstand zweiGläser Sekt zum Preis voneinem.

Kinder-programm

In diesem Jahr gibt es aufdem Sommerfestival der Kultu-ren zum ersten Mal ein Angebotfür Kinder und Jugendliche. VonFreitag bis Sonntag, 16 bis 20Uhr können sich die kleinen Be-sucherinnen und Besucher aufverschiedene Aktivitäten freu -en. Eine Übersicht über das Kin-derprogramm steht zeitnah auf

der Homepage und ist am Info-stand erhältlich. Das Kinderzeltbefindet sich in der Kirchstraße,in der Nähe der Stiftskirche.

Junge und jung geblie-bene Menschen, die das Som-merfestival der Kulturen voneiner neuen Seite kennenlernenmöchten, können sich am Wo-chenende beim Infostand eineAnleitung für eine Rallye abho-len. Die Schnitzeljagd führtkreuz und quer über das Festi-valgelände und hält nebenspannenden Begegnungen auchso manche Überraschung bereit.

Grammy-Gewinner

Zum Festivalabschluss undals Jubiläumshighlight präsen-tiert das Sommerfestival diesesJahr die Grammy-Gewinner La-dysmith Black Mambazo ausSüdafrika. (siehe Bericht S. 23 ).

Ihre Spende hilft!

Mit Ihrer Spende leisten Sieeinen wertvollen Beitrag zur Fi-nanzierung des Sommerfestivalsder Kulturen.

Sie unterstützen damit auch dievielfältige Arbeit des Forums der Kul-turen Stuttgart e. V., des Veranstaltersdieses Festivals.

Unser Spendenkonto:

IBAN: DE72 6005 0101 0001 3236 83 BIC: SOLADEST Baden-Württem bergische Bank

oder spenden Sie online über www.forum-der-kulturen.de/spenden/

oder überwww.gooding.de onlineeinkaufen und das Sommerfestivalunterstützen! Shop aussuchen – das Forum der Kulturen auswählen –einkaufen – das Forum der Kulturenerhält eine Prämie!

Highlights zum 20-jährigen Bestehendes Forums der Kulturen

Partner des Sommerfestivals:

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Dein Beitrag zählt.

Page 5: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Sommerfestival der Kulturen 18

[eyd] und Chaiimauf dem

Sommerfestivalder Kulturen:

Infostand vonDienstag bis Donnerstag

Weitere Infos zuLabel und

Organisation: www.eyd-clot-

hing.com

8

Nachrichten Sommerfestival der Kulturen 18

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Das Jubiläum 50 JahreStuttgart – Mumbai zum Anlassnehmend, spielt die indische BandRed Baraat am Dienstagabendauf dem Stuttgarter Marktplatz.Doch nicht nur das, es wird sichaußerdem ein Stuttgarter Mode-label gemeinsam mit einer indi-schen Nähwerkstatt von Diens -tag bis Donnerstag in einem derInfostände und auf der Bühnepräsentieren: [eyd], ein jungesLabel für biologische und faireMode und Chaiim, eine Organisa-tion, die Frauen aus Zwangspro-

stitution in Mumbai eine Zu -kunft gibt.

Nathalie Schaller, Ge-schäftsführerin von [eyd], istfroh über die Plattform, die dasSommerfestival der Kulturendem Label und der MumbaierNähwerkstatt bietet, so werdenauch aus Indien das geschäfts-führende Ehepaar Ramona undKeith Dsouza und eine Sozialar-beiterin im Infostand Interessier-ten alle aufkommenden Fragenbeantworten. Die Idee, der Ko-operation eine Plattform auf dem

Sommerfestival zu bieten, kamvon Nadia vom Scheidt, Leiterinder Abteilung Außenbeziehun-gen der Landeshauptstadt Stutt-gart. Sie war aufgrund des Jubi -läums der Städtepartnerschaftauf das Stuttgarter Modelabelaufmerksam geworden.

Seit Oktober 2017 verkauft[eyd] Frauen- und Männerklei-dung online oder in diversen Lä -den. Das Modelabel lässt seineKleidung von den Näherinnender Organisation Chaiim anferti-gen, seit Beginn der Zusammen-arbeit ist die Zahl der Näherin -nen von 15 auf 25 Personen ge-stiegen. Chaiim gibt Frauen, dieOpfer von Menschenhandel ge-worden sind, eine Zukunft – unddas auf vielfältige Weise: DieFrauen erhalten für ihre Arbeitein faires Gehalt, Schulunterrichtund psychologische Betreuung.2013 hat Nathalie Schaller beieinem Indienaufenthalt das Pro-jekt kennengelernt und es ent-stand eine erste Kooperation.Mit der Gründung von [eyd] hatSchaller dann aus einem Hobbyeinen Beruf gemacht und inve-stiert mit ihrem Team dadurchnicht nur in sozial- und umwelt-verträgliche Mode, sondern auchzu einem großen Teil in die Men-schen, die diese herstellen. mys

Dieses Jahr tragen die Foodsaver von Foodsharing zurNachhaltigkeit des Sommerfestivals bei. Die Initiative wirdabends übriggebliebenes Essen vom Marktplatz abholen undüber ihre Verteiler weitergeben.

2012 entstanddie Initiative Foodsharing. „Nachdem vie-len Menschen an fingen, illegal Lebensmittel aus Mülleimernvon Supermärkten zu sammeln, ha ben wir überlegt, wie manden Verbrauch von Lebensmittel, die von vielen Einrichtun-gen weggeworfen würden, legalisieren kann,“ erklärt NoraAuth von den Foodsavern Stuttgart.

Seither machen über 200.000 registrierte Nutzer*in nenin Deutschland, Österreich, der Schweiz und über 25.000 Frei-willige die Initiative zu einer internationalen Bewegung.

In Stuttgart beteiligen sich etwa 1000 Mitglieder an derAktion. Die Initiative hat 73 feste Kooperationspartner in Be-trieben, Messen, Bäckereien, Supermärkten und Restaurants.Aber auch auf spontanen Abruf holen die Freiwilligen Le-bensmittel ab.

Verteilt wird das Essen dann über die verschiedenstenWege. Neben sechs Verteiler-Schränken, aus denen Lebens-mittel mitgenommen oder getauscht werden können, gibtes Whats-App-Gruppen und studentische Wohnheim-Kühl-schränke. Außerdem kann man zu festen Terminen in ver-schiedenen Stadt teilzentren gegen eine kleine Spendegemeinsam Gerichte Es sen, die aus den Lebensmitteln zube-reitet wurden. tb

Weitere Informationen: www.foodsharing.de

Nähwerkstatt MumbaiLebensperspektiven durch dasSchneidern von Kleidung

Foodsharing-Aktion beim Sommerfestival

„Jedes Jahr freue ichmich aufs Som merfestivalder Kulturen, weil ich immerbis spät in die Nacht aufblei-ben darf, obwohl Schule ist.Wir tanzen zu den Bands di-rekt vor der Bühne. MeineMutter hilft bei den Bier-ständen des Festivals unddeshalb kenne ich das Teamdes Forums der Kulturenund darf auch mal Backstagerumlaufen. Es ist das schön-ste Fest in Stuttgart.“

Joseph HeussFestivalbesucher

Partner: • Baden-Württembergische

Bank• Flughafen Stuttgart GmbH• Alfred Ritter GmbH &

Co. KG• VVS Verkehrs- und Tarif-

verbund Stuttgart GmbH

Förderer:• Daimler AG• E. Breuninger

GmbH & Co. KG• Staatliche Toto-Lotto GmbH

Baden-Württemberg• Gudrun Sjödén GmbH• Wüstenrot Stiftung• SWSG Stuttgarter

Wohnungs- und Städte-baugesellschaft mbH

Unterstützer:• Landeshauptstadt

Stuttgart• Ministerium für Soziales

und Integration Baden-Würt temberg

• Evangelische Kirche inDeutschland (EKD)

• Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e. V.Stuttgart Financial

• LGG – Steuerberatungs-Gesellschaft mbH

• Kronenbrauerei Alfred Schimpf GmbH

• Offizin Scheufele Druck undMedien GmbH & Co. KG

• Caleidoscope GmbH• MIZE e. K.• Internationales Trickflim-

Festival Stuttgart• Deutsch-Türkisches Forum

Stuttgart e. V.• Institut français Stuttgart• Istituto Italiano

di Cultura Stoccarda• Deutsch-Amerikanisches

Zentrum James-F.-Byrnes-Institut e. V.

Medienpartner:• SWR Südwestrundfunk• Lift

PV Projekt Verlag GmbH • taz

Verlags u. Vertriebs GmbH

Das Sommerfestival der Kulturen ist nur möglichdurch eine enorme Zahl an ehrenamtlichen Helfern sowiedurch viele wichtige Partner, Förderer und Unterstützer:

Page 6: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Bild links:Susan Schiele

(rechts) am Essen-stand des Forums

Afrikanum

Bild rechts:Florin Zaheu

(vorne) bei der Einfahrt auf’s

Festivalgelände

10

Hintergrund Sommerfestival der Kulturen 18

Es ist soweit: endlich Dienstag, 14 Uhr. DerStuttgarter Wochenmarkt ist vorüber. Was jetztbeginnt, ist nichts für Schaufenster-Bummler,sondern für geübte Marathonläufer, denennicht so schnell der Atem stockt. Lieferwagenrollen am Marktplatz ein, Menschen mit Verlän-gerungskabeln, Zeltplanen und Kabeln in denHänden schlängeln sich an Sackkarren, aufdenen Kühlschränke transportiert werden, vor-bei. Man grüßt sich im Vorbeigehen, per Hand-schlag, mit Umarmung oder einfach mit einemstrahlenden Gesicht. Unzählige Menschen – diemeisten von ihnen Ehrenamtliche – rennen vonA nach B, helfen hier und hämmern dort undwissen doch im Chaos ganz genau, was zu tunist, damit alles bereit ist, wenn um 16 Uhr dieMigrantenvereine ihre Zelte beziehen.

„Es ist ein riesen Stress und jeder will irgend-was von dir: Ich hab kein Wasser! Ich hab keinenStrom! Ich hab kein Verlängerungskabel! – Hier,nimm‘ meins“, so beschreibt Susan Schiele, Mitgliedbeim Forum Afrikanum, die Atmosphäre währenddes Aufbaus. Es muss schnell gehen, denn schon um17.30 Uhr beginnt das Festival. „Der Aufbau ist mitt-lerweile logistisch perfekt organisiert. Die Teamar-beit ist unglaublich – es ist Wahnsinn, was alle daleisten.“ Dreimal findet das Ganze während der sechsFestivaltage statt, da das Sommerfestival für jedenWochenmarkt erneut zu großen Teilen zurückge-baut werden muss. Jeder Handgriff muss sitzen.

„Als wir 2002 vomAlten Waisenhaus auf denMarktplatz umgezogen sind, war das eine riesenUmstellung. Am Anfang war viel zu viel Platz da, ichweiß noch, dass wir den Platz mit irgendetwas füllenmussten, mit Infoständen und so was," erzählt FlorinZaheu, Vorstand des deutsch-rumänischen Forums

Stuttgart e. V., der wie Susan Schiele von Anfangan beim Festival dabei ist. „2003 hatte der rumäni-sche Stand insgesamt zwölf laufende Meter. Heutehat jeder Verein nur noch drei Meter zur Verfü-gung“. Auch organisatorisch steckte alles noch in denAnfangsschuhen. „Wir Vereine mussten alles selberorganisieren, alles selber machen, uns um Stromver-brauch, Wasserverbrauch, das Abwasser kümmern– das war verrückt! Mittlerweile sind wir Profis.“ Za -heu, von der Technik kommend, gibt jedes Jahr vordem Festival eine technische Einführung beim Vor-bereitungsseminar für die teilnehmende Vereine.„Weil ich schon so lange dabei bin und selber einenStand habe, informiere ich die anderen Vereine, wassie brauchen und wie sie sich organisieren können.“Dort erhalten die Vereine auch die nötigen Infoszum Umgang mit Lebensmitteln von behördlicherSeite. Das Ergebnis: „Hier kann man wirklich ohnejede Angst essen; die Vorschriften für Hygiene undSauberkeit sind sehr streng“, bestätigt Schiele.

Wenn endlich alles steht, geht das Spektakelerst richtig los und alle Helfenden und Mitwirken-den finden sich in einem Sog der nimmer enden-den Geschäftigkeit wieder. Zaheu berichtet unteranderem von 800 Kuchen, 3000 Mici und 1600 Sar-male, die von seinem Verein auf dem Festival verkauftwerden. Vor allem an den Essens- und Ge trän ke -ständen kehrt erst Ruhe ein, wenn die Stän de ge -gen 23 Uhr geschlossen werden. Auch beim Essenmuss alles vorher vorbereitet werden. Die Vereinehaben an den Aufbautagen eine Lieferzeit von ma-ximal eineinhalb Stunden, samstags sind es sogarnur 45 Minuten. Nur in dieser Zeit kann der Platzbefahren werden. Doch kein Arbeitsaufwand kann

„Der ganze Marktplatz ist bunt,denn die ganze Welt ist bunt“Zwei „alte Festival-Hasen“ aus den Migrantenvereinenberichten

die Stimmung am Marktplatz trüben. „Einmal wares sehr windig“, erinnert sich Schiele. „Alle Zelte sindweggeflogen. Die Gäste packten mit an, jeder hieltZeltstangen fest, damit es weitergehen konnte. Wirdachten alle, wir fliegen davon! Die gegenseitigeHilfe ist einfach gigantisch. Und einmal haben wirnach ein paar Tomaten gefragt, weil unsere ausge-gangen waren. Der Nachbarstand brachte uns eineganze Kiste und wollte nichts dafür zurück.“ UndZaheu meint: „Ich sag‘ immer: Das Sommerfestivalder Kulturen ist die fünfte Jahreszeit in Stuttgart.“

Und abends, wie ist das, Frau Schiele, wennman nach solchen Tagen schlafen geht? „Abendsbin ich kaputt, aber ich fühle mich toll. Man legtsich ins Bett und denkt sich: Ich habe so viel Gutesgetan! Und egal, wann am nächsten Morgen derWecker klingelt, man steht gerne auf, denn das Som-merfestival ist magic!“ Bettina Traub

Folgende Migrantenvereine sindvoraussichtlich mit Essensständen aufdem Sommerfestival vertreten:

Afrikahaus Stuttgart, Afrokids Interna-tional, Alevitische Gemeinde Stuttgart,ARCES, Areito, Asociacion Ecuatoriana, Aso-ciación Peruana Los Inkas, Bassa'a Ba Baden-Württemberg, Baye-Fall, Bolivianisches Kin- derhilfswerk, CamAs, Chile in Stuttgart, Chi -na-Kultur-Kreis, Circulo Chileno "Los Mapu-ches", Club Espanol, Cuba Cooperación,Demokratisch Kurdisches Gesellschaftszen-trum, Deutsch-Rumänisches Forum, DJR-Deutsche Jugend aus Russland, EcoAlem,Firkat, Forum Afrikanum, Georgischer Kultur-verein, Grupo Luna, Indischer Verein BharatMajlis, Internationale Jugendarbeit, Thailän-dische Gruppe, Kasai-Wetau, Kroatische Kul-turgemeinschaft, Kroatischer Kultur- undSportverein "Velebit", LaDiversidad, Letti-scher Kulturverein SAIME, Litauische Gemein-schaft in Deutschland, Ortsverband, Maha-rashra Mandal, Mali Kinderhilfe, Mexika-nisch-Deutscher Freundschaftsverein, Mosam-bikanischer Verein Bazaruto, Mozangola,Ndwenga, Nordkaukasischer KulturvereinStuttgart NART, Palästinakomitee Stuttgart,Palästinensische Gemeinde, Raymi Perú, RitimStuttgart, SCS Srpski, Centar Stuttgart, Serbi-scher Humanitär Kulturverein Morava, Sie-benbürgische Weltorganisation, SKSK Sloga,SKV Palästina Al Q'uds, Tacaynamo Peru,Tibet Intitiative Deutschland, Tohum Kultur-verein e. V., Treffpunkt Polen, UkrainischesAtelier für Kultur und Sport, Verband der Ko-reaner, Verein der mongolischen Akademiker,Verein der tunesischen Akademiker, Verei-nigte eritreische Gesellschaft, VietnamesischeFamiliengruppe, Vietnamesische Gemein-schaft, Vison:Life, RSC Stuttgart. (Änderungenvorbehalten)

Die genaue Standbelegung an deneinzelnen Tagen ist zeitnah auf www.som-merfestival-der-kulturen.de einsehbar.

Migrantenvereine gehören zu den tragen-den Säulen des Sommerfestivals der Kulturen- ist doch auch das Forum der Kulturen, dasdas Festival organisiert, der Dachverband derStuttgarter Migrantenvereine. Mit Essens- undInformationsständen sowie einem umfangrei-chen Bühnenpro gramm sind sie von Anfangan fester Bestandteil des Festivals

Traditionell bestreiten sie das Programm desSonntags zwischen 11 und 17 Uhr. Unter demMotto Tänze und Musik der Welt erwartet das Pu-blikum viel Musik, Gesang, Tanz und Folklore vonrund 40 Migrantenvereinen. Spätestens Anfang Juliist das gesamte Programm unter www.sommerfe-stival-der-kulturen.de einsehbar.

Außerdem sorgen sie mit Essensständen rundum den Marktplatz und in den Seitenstraßen fürdas leibliche Wohl der Gäste – und geben damiteinen wohlschmeckenden Einblick in die Vielfaltkulinarischer Köstlichkeiten aus aller Welt. Rund 70Vereine wechseln sich an den Tagen des Festivalsab, der Ansturm ist groß. mys/lmk

Vielfältiges Angebot der Migrantenvereine

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Vereine

11SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Fortsetzung auf Seite 11

Fortsetzung von Seite 11

Sommerfestival der Kulturen 18

Page 7: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Red Baraatlive beim Sommerfestivalder Kulturen

Di., 17 Juli,20.15 Uhr

Marktplatz StuttgartEintritt frei

Beitrag zu 50 Jahren Städtepartner-schaft Stuttgart –Mumbai

Präsentiert vomDeutsch-Amerika-nischen Zentrum(DAZ)

13

BandsSommerfestival der Kulturen 18

La Gâpette

live beim Sommerfestival

der Kulturen

Di, 17. Juli,18 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Präsentiert vom Institut français

Stuttgart

12

Bands Sommerfestival der Kulturen 18

Charmant, aufregend, überschäumend: sokönnte man die Musik der bretonischen BandLa Gâpette in drei Wörtern beschreiben. Am 17.Juli sorgt die französische Combo für den Auf-takt des Sommerfestivals der Kulturen.

Es gibt in Frankreich nicht wenige Bands, diegekonnt und furios in die Fußstapfen von Les Ne-gresses Vertes oder von Mano Negras getretensind, der legendären Stars der stimmungsgelade-nen Musette & Manouche-Musik. Das interessan tedaran: so sehr auch die Vorbilder präsent sind, essind allesamt sehr spezielle, äußerst individuelleBands; typisch ist vor allem ihre Vielfal – dies giltauch für La Gâpette. Cool und anders zu sein, daswar schon im mer ihr Ding. In den gut fünf Jahren,in denen sie ge meinsam Musik machen, haben LaGâpette immer versucht, das eigene Spiel zu spie-len und ihren eigenen Stil weiterzuentwickeln.

Ein charismatischer Frontsänger, ein knackiger,ungehobelter Sound und eine selten gehörte Stilviel-falt bestimmen die Musik dieser Band. Hin und wie-der fallen sie für ein paar Takte in ruhigere Chan -son-Rhythmen, um das sanfte Wiegen der Hüftengleich darauf wieder mit wilder Manouche-Musik –einer ethnischen Subgruppe der Sinti, die haupt-sächlich in Frankreich und Belgien angesiedelt ist –zu hinterfragen. Gegründet hat sich die Band 2003,als der Sänger und Gitarrist Rodolphe Cornier, dieAkkordeonistin Hélène Le Gros, Jérémie Bachus (Sa-xofon und Perkussion), Gaël Ros (Kontrabass undBanjo), Pierre-Luc Martin (Saxofon und Gitarre) sowieDrummer Dominique Berlan zum ersten Mal ge-meinsam in Kneipen und auf der Straße auftraten.

Beeinflusst vom französischen Musette be-wegt sich die Musik von La Gâpette zwischen dem

typischen Chanson-Slang, Rock‘n‘Roll, Sinti-Swingund französischem Volkstanz. Zwischendurch gibtes punktgenaue Saxofon-Einschübe, melancholischeAkkordeon-Begleitung und leichthändige Gitarren-riffs. Die Band kreiert eine aus vielen Quellen schöp-fende, zuweilen hitzige Weltmusik, die mal vomHang zum Chaos, dann wieder vom französischenChanson oder von balkanischen Tönen inspiriert ist.Besonders überzeugend klingt diese ungewöhnlicheForm von Crossover dann, wenn französische Lässig-keit mit seelenvoller Musette-Leidenschaft und heftigpeitschender Gypsy-Ausgelassenheit zusam menfällt.

Wo eben noch kreatives Chaos herrschte,schleichen sich unmerklich melodische Passagen ein,die zuweilen an den Soundtrack des französischenKinohits Die fabelhafte Welt der Amélie erinnern.Angefeuert von Perkussion und den beiden Gitar-ren singt Rodolphe Cornier über Themen zwischenbrennender Zuneigung und burlesker Komik. Dawerden Banjo, Akkordeon und Saxofon zum Stim-mungselixier in rockigem Umfeld und alles passt zu-sammen und strömt zum Tanzbaren hin.

Vor allem vermeiden es diese hochmusikali-schen Stimmungsmacher, sich in nichtssagender Vir-tuosität zu verlieren. Mit wechselnden Schwer -punkten verbinden sie spielerisch die zunächst un-vereinbar scheinenden Stile Rock, Chanson und ost-europäische Sinti-Musik. Beeindruckend, dass esden sechs Musiker*inen fast durchgängig gelingt,die unterschiedlichen Formen der Melodieführung,Rhythmik und Spielweisen nicht nur nebeneinanderzu stellen, sondern miteinander zu verschmelzen.

Ob das chansonartig, swingend und rockendoder das in Coolness poliert: La Gâpette ist einejunge, aufstrebende Gruppe, die hö ren lässt, wieWeltmusik auf Französisch klingt. Jürgen Spieß

La Gâpette

Weltmusik auf FranzösischEs soll ja Zeitgenossen geben, für die sind

Blechblascombos mittlerweile ein rotes Tuch.Was seit dem Hype der Balkan Brass-Bands anGebläse aus aller Damen und Herren Länderauf uns niederging, übersteigt für mancheHörer*innen das gesunde Maß bei weitem.Doch diese an Bollywood erinnernde Comboaus Brooklyn, da sind sich viele einig, locktauch den größten Blechlawinen-Muffel hin-term Ofen hervor. Red Baraat sprüht vor Ori-ginalität, Einfallsreichtum, Spielfreude – undbeherrscht auch mal den leiseren Ton.

Der Hintergrund: Sunny Jain, Sohn von indi-schen Emigranten aus Rochester, NY, wirkt als ange-sehener, vielversprechender Schlagzeuger in NewYorks Jazzszene, Ausflüge in den Sufi-Rock inklusive.Sein übergeordnetes Ziel: die amerikanische Musik-sprache mit der seiner Vorfahren zusammenzubrin-gen. 2002 beginnt er, die Dhol zu spielen, eineimposante, mit Krummstock bearbeitete Umhänge-trommel, die traditionell zu den Bhangra-Erntetän-zen in Nordindien eingesetzt wurde, seit vielenJahren aber schon den Weg in die Weltmusik gefun-den hat. Jain möchte eine Band gründen, in der dieDhol nicht auf eine Begleitfunktion reduziert wird.Ein Kollektiv, das, so seine Vorstellung, mit einemmassiven Bläsersatz die Energie von Fela Kutis Afro-beat-Orchestern erzeugt.

Zu keinem Zeitpunktwar es Jains Ansinnen,dass diese Band „indisch“ zu klingen hat, jeder derMitglieder sollte seine musikalische Individualitäteinbringen. Im New Yorker Saxophonisten ArunLuthra, einem ausgewiesenen Spezialisten für LatinMusic, findet er für die sechsköpfige Brass-Sektioneinen adäquaten Leader. Auch die anderen Mitglie-

der verfügen über breit gefächerte Kenntnisse vonKlassik über Neue Musik, Jazz, Afrobeat bis hineinin den Politrock. Mit diesem vielfältigen stilistischenGrundstock formiert sich Red Baraat2008 und nimmtdie Szene am Hudson River binnen kurzer Zeit imSturm. Vom National Geographic bis zum New Yor-ker regnet es Lobeshymnen.

Wie hat man sich diesen Sound nun vorzu-stellen? Der Groove der Dhol, der sich im zusammenmit einem herkömmlichen Jazzschlagzeug entfal-tet, bildet das Fundament. Ein elastischer, fiebrigtreibender Beat, den man auch aus vielen Bollywood-Hits kennt. Darüber entfaltet sich das Blech, mal inpackendem Unisono von Basstrompete bis Sopran-sax, dann wieder mit hitzigen Soloattacken, dieauch mal in den Free-Bereich eindringen. Beschwip-ste Anleihen an eine New Orleans Marching Bandgrüßen, auch mal an ein Karnevalorchester odereinen Trauermarsch. Ausgelas sen und partytauglichsind die Kompositionen, Futter für die Tanzfläche,denn schließlich ist der nordindische Hochzeitsumzug,der Baraat, Namens ge ber.

Gleichzeitig haben es die neun Musiker abergeschafft, ihre Stücke immer durcharrangiert und raf-finiert klingen zu lassen. Das ist mit ihrem neuen Pro-gramm Sound the People besonders packend ge -lungen: Die zum Sextett verschlankte Band lässt jetztverstärkt Bhangra und HipHop, Jazz und Psychedeli-sches, Sufi-Poesie und die indo-karibische Chutney-Musik aufeinanderprallen. Zugleich ist Red Baraatunverkennbar rebellischer geworden, beziehen ge-rade in Zeiten von Trump eindeutig Stellung zu Un-gleichheit und Ungerechtigkeit, fordert zu zivilemEn gagement auf. So lassen wir uns den Blechbläser-Hype noch ein Bisschen länger gefallen.

Stefan Franzen

Red Baraat

Indiens Beat und Brooklyns Bläser

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 8: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Felix Shinder &Dengi Vpered

live beim Sommerfestival

der Kulturen

Mi., 18 Juli,18 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Yael Deckelbaum& The Mothers

live beim Sommerfestivalder Kulturen

Do, 19. Juli, 18 Uhr

Marktplatz StuttgartEintritt frei

15

BandsSommerfestival der Kulturen 18

14

Bands Sommerfestival der Kulturen 18

Felix Shinder & Dengi Vpered

Die kraftvolle Vielfalt OdessasVerschroben, mit Ecken und Kanten, dabei

immer im Fluss: Die ukrainische Band FelixShinder & Dengi Vpered liefert anarchischeGanoven-Lieder, wildes Klezmer-Gebläse, ge-paart mit jüdischem Humor. Und sie verknüpftkongenial stilistische Vielfalt mit Partylaune.

Sich ins Neue stürzen, aber das Alte dabeinicht loslassen – dieses Motto verfolgen BandleaderFelix Shinder und seine sechs Mitmusiker seit 2016,als sie ihr ungewöhnliches Bandprojekt in derSchwarzmeer-Metropole Odessa gründeten. Zu-nächst spielten sie überwiegend in Bars und Knei-pen und standen dem Punk genauso nahe wieverschiedenen Stilen von Gypsy- und Klezmermu-sik. Sie pflegten den Widerspruch, gaben sich nachallen Richtungen offen und hatten damit zuneh-mend Erfolg.

Impulse holen sie sich noch heute von dermultikulturellen Hafenstadt, deren Musikszenezahlreiche Spielarten moderner Klanggestaltungzulässt. Dabei kombinieren sie das Akkordeon mitder Trompete, tiefes Kontrabassgebrumme mithohen Klarinettenseufzern, das Traurige mit derUnbeschwertheit.

Felix Shinder & Dengi Vpered werden zwarunter Klezmer geführt, sie produzieren jedocheinen Sound, der nicht mehr allzu viel mit traditio-neller jüdischer Hochzeitsmusik zu tun hat – dieBand lässt sich allenfalls noch davon inspirieren. Sieerweitert Klezmer zu einer Partymusik, saugt Jazz,Balkanbeats und maritimes Lebensgefühl auf. Auf

Zeichen hin ziehen die Musiker das Tempo an oderverlangsamen es. Auf einen „Russischen Chanson“,der in Osteuropa als eigenständiges Genre gilt,kann dann schon mal ein Part folgen, der Ähnlich-keit mit der derzeit so angesagten Gruppe HazmatModine aufweist. Wie die Band aus New York ge-hören Felix Shinder & Dengi Vpered zu den Erneue-rern des Klezmer.

Nicht selten sind traditionelle Stile nur nochzu erahnen. Ihre ungemein griffig wirkendenSongs fügen sie zu einem extrem unkonventionel-len Klangbild zusammen. Lustvoll, laut, bisweilenauch auf eine verspielte Art humorvoll, animierensie das Publikum zum Mitklatschen und Tanzen. Essind nicht nur die drei Bläser, die grooven, es ist dasganze Ensemble, das Akkordeon nicht weniger alsdie Rhythmusgruppe. Eben noch getragene Klez-mer-Melancholie, plötzlich ein furios-rasanter Bal-kan-Brass. Vor allem Bandleader Felix Shinder stülptsein Inneres gerne expressiv nach außen. Droht eszu melancholisch zu werden, steuert er aber schnellwieder gegen und setzt Nasenstüber.

Der Umstand, der die Konzerte von FelixShinder & Dengi Vpered besonders auszeichnet,rührt von der musikalischen Spannkraft, die dieseBesetzung hervorruft: Im Verbund von Akkordeon,Gitarre, Bass, Klarinette, Trompete, Posaune undMundharmonika verstehen es die sieben Musikerimmer wieder, die Zeit vergessen zu machen. Undsie schaffen mit ihrer Musik ein Wechselbad der Ge-fühle, das von anarchischer Sehnsucht bis zum über -bordenden Lebenshunger reicht. Jürgen Spieß

Wie der Dirigent Daniel Barenboim mit sei-nem Orchester des West-östlichen Divan versuchtsich auch die israelisch/kanadische Sin ger/ -Songwriterin Yael Deckelbaum an etwas fastUn denkbarem: Sie engagiert sich mit Leib undSeele für eine Versöhnung der verfeindeten jü-dischen und palästinensischen Volksgruppen inNahost – und zwar mit musikalischen Mitteln.

„Sie haben mir immer gesagt, da sei niemand,mit dem man Frieden schließen könne. Heute habenwir bewiesen, dass das falsch ist.“ Yael Deckelbaumzeigte sich zuversichtlich nach dem Marsch der Hoff-nung im Jahr 2016, als Zehntausende von jüdischenund arabischen Frauen quer durch Israel zogen bisvor den Regierungssitz von Benjamin Netanjahu, umsich Hand in Hand für den Frieden stark zu machen.An der Spitze der Friedensbewegung Women WagePeace setzte sie dabei mit ihrem Song Prayer of theMothers ein eindrucksvolles und nachdrückliches mu-sikalisches Zeichen der Hoffnung in diesem krisenge-schüttelten Gebiet. Das bewegende Video davon,mit einer Grußbotschaft der liberianischen Bürger-rechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin LeymahRoberta Gbowee, wurde bis heute rund fünf Millio-nen Mal angeklickt.

Yael Deckelbaum wuchs mit Country Songs undirischem Folk auf. 1995, mit sechzehn Jahren wurdesie als beste Nachwuchs-Singer/Songwriterin Israels

ausgezeichnet, 2007 gefolgt von dem mit ihrer Frau-encombo Habanot Nechama, den Trostmädchen,veröffentlichten Nr. 1-Charthit So far. Nach ihren dreiSoloalben Ground Zero (2009), Joy and Sadness (2012)und Enosh (2015) brachte sie 2017 mit den Mothersdie selbstbetitelte EP Yael Deckelbaum & The Mo-thers heraus.

Seit sie sich ab 2015 politisch und sozial in Gras-wurzelbewegungen ihres Landes engagiert, ver-schmelzen Yael Deckelbaums politische Anliegenvollends mit ihrer musikalischen Aussage. Songs wieHome, häufig mit hebräischen, arabischen und eng-lischen Lyrics, sind ein beharrliches Werben um Frie-den, Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit. Wie JoanBaez erhebt auch sie ihre Stimme gegen Gewalt undKrieg, setzt sich für ein grundsätzliches Umdenkenund einen tiefgehenden Bewusstseinswandel ein.Dabei beschwört sie die Kraft und Stärke von Frauen,hofft auf ein breites Bündnis, auf nationenübergrei-fende weibliche Solidarität.

Yael Deckelbaums Marsch der Hoffnung ist ei -ne musikalische Wanderung durch die vielfältigenLandschaften des Nahen Ostens und darüber hinaus:Beschwörender Folk-Harmoniegesang trifft auf ori-entalische Perkussion, behutsam eingesetzte Rock-E-Gitarren auf Tupfer von Blues, Soul und Gospel – undüber allem schwebt eine Stimme, die einer Joni Mit-chell würdig ist. Sinnlich, betörend und beschwörend.

Mirella Bauerle

Yael Deckelbaum & The Mothers

„Hört das Gebet der Mütter!“

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 9: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Jaro Milko & theCubalkanics

live beim Sommerfestivalder Kulturen

Fr, 20. Juli,18.30 Uhr

Marktplatz StuttgartEintritt frei

17

BandsSommerfestival der Kulturen 18

,

Transglobal Underground

feat. Natacha Atlas

live beim Sommerfestival

der Kulturen

Do, 19. Juli,20.15 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

16

Bands Sommerfestival der Kulturen 18

25 Jahre ist es her, dass die LondonerWorld-Fusion-Band Transglobal Undergroundund die aus Belgien stammende Sängerin Na-tacha At las ihr Musiker- und Künstlerkollektivgründeten und mit ihrem einzigartigen Orien-tal-Electro-Sound gemeinsam auftraten. Nachdiversen Solo-Ausflügen ist die Band nun wie-der in Originalbesetzung und mit ihrer charis-matischen Frontfrau unterwegs.

Seit ihrer Gründung 1993 hat TransglobalUnderground seine Melange aus Ethno-Techno, Fu-sion, Hip-Hop und Trance unter dem Einfluss tradi-tionell indischer Musik immer weiter geschärft,geschliffen und verfeinert. Und seine Musik sehreigen ist und abseits aller Trends liegt, erlangte dasWest-Londoner Kollektiv um die beiden Grün-dungsmitglieder Alex Kasiek und Hamid Mantu mitihrer fröhlichen Patchwork-Ästethik rasch Welt-ruhm. Mit ihrem Albums Moonshout gewann dieBand den BBC World Music Award; ihr Oriental Pro-ject In Transit bestach 2012 bei den OlympischenSpielen in London.

Die sechs Musikerinnen und Musiker ersam-meln lässig hingeworfenen Lo-Fi-Pop mit Melodien,die klingen, als wollten sie jede Vorstellung vonmusikalischen Grenzen ignorieren. Ihre Verse hül-len sie in schluffig zerschlissene Retroklänge undwarme Harmonien: Tief hängende Gitarrenriffstreffen auf Experimental-Krautrock, Sitar und indi-sche Tabla-Percussion setzen ihre charakteristischenNoten. Eigentlich passt nichts richtig zusammen –und fließt doch wunderbar ineinander. Es ist einsonderbar abgelegenes Spielfeld, das Transglobal

Underground recht ungestört abseits aller Trendsbespielt. So selbstbezogen wirkt das Weltmusik-Kollektiv, dass man sich fragt, ob es überhauptNotiz davon nimmt, dass seine Fusion westlicherund östlicher Popsphären derzeit wieder haarscharfden Zeitgeist trifft.

Vor allem seit die einstige Frontfrau NatachaAtlas wieder mit im Boot sitzt, bezieht die Musikihren besonderen Reiz aus dem crosskulturell ori-entierten Lavieren zwischen Electrosounds mit ori-entalischen Einflüssen und klassischem arabischenGesang. Natacha Atlas ist als Sängerin bei Transglo-bal Underground bekannt geworden, bevor sieMitte der neunziger Jahre eine eigenwillige Solo-Karriere begann. 1998 hat sie mit der Ethnopop-Band Les Negresses Vertes den Song L'Égyptienneeingespielt, ein Titel, der für sie in den folgendenJahren zum Lebensmotto werden sollte. Immerhäufiger reiste die Sängerin, 1964 in Belgien alsTochter eines marokkanischen Vaters mit ägypti-scher Abstammung und einer englischen Muslimageboren, in die Heimat ihres Vaters nach Kairo.Aufgewachsen in Molenbeek, einem von arabi-schen Eingewanderten geprägten Viertel Brüssels,war sie von klein auf vertraut mit arabischer Pop-musik und dem Raqs Sharqi, dem traditionellenBauchtanz.

In den letzten Jahren, so scheint es, hat Na-tacha Atlas in Ägypten eine zweite musikalischeHeimat gefunden – und gleichzeitig begibt sie sichmit der Originalbesetzung und ihren altenFreund*innen von Transglobal Underground wie-der zurück zu den Wurzeln ihre Karriere und ihrerMusik. Jürgen Spieß

Transglobal Underground feat. Natacha Atlas

Transglobaler Charme

Ein Mix aus osteuropäischer Balkanmusikund kubanischem Son: Kann das funktionie-ren? Antwort: Auf jeden Fall, wenn die Musikvon dem Schweizer Gitarristen, Komponistenund Songschreiber Jaro Milko und seiner BandCubalkanics kommt.

Die noch immer kaum abgeebbte Kuba-Begeisterung ist zuweilen schon verwunderlich.Liegt sie darin begründet, dass ältere Menschen, dieMusik machen, häufig durch sinnliche Gelassenheitund jede Menge Würde faszinieren? Oder darin,dass der Son Cubano, ein Produkt spanischer Kolo-nialisten und afrikanischer Sklaven, wohl die ersteund somit älteste Blaupause der lateinamerikani-schen Musikkultur ist, der Grundstoff für Salsa undandere karibische Tänze?

Jaro Milko erfüllt eigentlich keine der obenauf geführten Kriterien: Er wurde 1978 als Sohntschechischer Emigrierter in Rheinfelden bei Baselgeboren, lernte klassische Gitarre, ist musikalisch ehermit Rock, Punk, Jazz und Avantgarde als mit Salsaund Son groß geworden. Trotzdem hat er ein beson-deres Faible für die kubanische Musik entwickeltund das kam so: Bis zu seinem 20. Lebensjahr hatMilko Gitarrenunterricht bei dem renommiertenSchweizer Musiker und Gitarristen Willy Riechsteinergenossen. Sein Lehrer war es auch, durch den er erst-mals mit kubanischer Musik in Berührung kam, wel-che ihn sofort beeindruckte und nie mehr losließ.

Als dreizehnjähriger Knirps kaufte sich JaroMilko seine erste E-Gitarre und gründete wenig spä-ter eine Punkband, aus der im Anschluss eine Jimi-Hendrix-Cover-Band entstand. Danach studierte er

zunächst Jazz an der Musik-Akademie Basel beiFrancis Coletta und fand schließlich über Punk undRock, Jazz und Avantgarde zur Musik aus Ost- undSüdosteuropa.

Geprägt durch John Zorns FormationNakedCity trat Milko 1999 der Avantgarde-Noise-BandStrange Fruit bei, und gründete anschließend zu-sammen mit befreundeten Musikern die FormationWolfsquinten, ein experimentelles Orientaljazz-Pro-jekt. 2001 formierte sich die Balkantruppe Prek-murski Kavbojci, in der Jaro Milko seine osteuro -päische Wurzeln wiederfand und seine Bewunde-rung für den Sinti-Swing des Gitarristen DjangoReinhardt entdeckte. Nach einer ausgedehntenUSA-Tournee mit der Band Firewater begab er sichschließlich auf eine längere Reise durch Kuba undhier wurde seine Liebe zum kubanischen Son end-gültig entfacht. Zurück in der Schweiz reifte in ihmdie Idee, die vitalen kubanischen Musiktraditionenmit der Energie osteuropäischer Musik zu verbinden.Die Band Jaro Milko & the Cubalkanicswar geboren.

Wie manch anderes kubanisches Salsa-Orche-ster verbindet die Band Eleganz und Energie, Tradi-tion und Moderne. Geichzeitig gelingt es demSänger und Gitarristen, den Latinsound der 60er-Jahre mit bittersüßen Gypsy-Melodien zu verbinden.Jaro Milko & the Cubalkanics haben seit ihrer Grün-dung im Jahr 2010 zahlreiche Konzerte in ganzEuropa gegeben und 2014 ihr Debütalbum CigarrosExplosivos veröffentlicht. Von gängigen Kuba-Bandsunterscheiden sich Jaro Milko & the Cubalkanicsaber nicht zuletzt auch durch den alles beherrschen-den mitreißenden Surf-Gitarren-Sound des Bandlea-ders. Jürgen Spieß

Jaro Milko & the Cubalkanics

Ein Faible für kubanischen Son

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 10: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Thabilé & Band

live beim Sommerfestivalder Kulturen

Sa, 21. Juli, 16.30 Uhr

Marktplatz StuttgartEintritt frei

19

BandsSommerfestival der Kulturen 18

Amparanoia

live beim Sommerfestival

der Kulturen

Fr, 20. Juli,20.45 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

18

Bands Sommerfestival der Kulturen 18

Sie bieten einen furiosen Mischung aus Ska,Flamenco, Rock, Tex-Mex, Bossa Nova, Reggaeund Latino-Sounds: das 2008 aufgelöste undim letzten Jahr wiedervereinigte spanischeKünstlerkollektiv Amparanoia legte Mitte der90er gemeinsam mit Manu Chao den Grund-stein für die florierende Mestizo-Bewegung.

Weiterentwicklung, Wiederentdeckung unddie Fusion mit anderen Musikstilen, aber immer ingewissen Grenzen, dazu die quirligen Amparo Sán-chez als Sängerin, eine sympathische Bühnenpräsenzund eine unverwechselbare Handschrift: Die heuteaus spanischen und kubanischen Musiker*innen be-stehende Band, vier davon Frauen, bietet alle Voraus-setzungen für ein gelungenes Konzert. Ihre Musikvereint den Sound der Wüste Arizonas und Mexikosmit afrokubanischen und spanischen Mestizo-Rhyth-men und verbreitet noch bei miesestem Wetter guteLaune. Sie geht ins Blut, sie geht ins Herz, sie wehtdunkle Schatten von der Seele, wenn die spanischeMestizo-Queen und ihre sechs Mitmusiker*innenwort- und gestenreich das Publikum mitreißen.

Gegründet wurde Amparanoia 1996 von der1971 geborenen Amparo Sánchez. Die energiege-ladene Sängerin hat sich in kleinen Bands durchJazz, Blues und Rock aufwärts gesungen, im Kopfstets das große Vorbild Billie Holliday. Sie hielt sicheine Zeit lang in Casablanca, Marseille und Mexikoauf, kehrte aber immer nach kurzer Zeit wiedernach Madrid zurück. Der Freundschaft mit ManuChao verdankte sie erste Erfolge in der Weltmusik-

Szene. HIeraus entstand dann auch in Malasaña,dem Multikulti-Viertel von Madrid, die Band Am-paranoia. Ihr Musikstil ist seit den Anfängen ein va-riantenreiches Bekenntnis zur iberischen Kulturund zum spanischen Idiom und nicht nur musika-lisch ein Ge genentwurf zum angloamerikanischenRock. Viele Songs der seit 2017 wiedervereintenBand spielen aber auch mit Son und Rumba und hinund wieder kommt sogar die Rockgöre zum Vor-schein. Gerne verfallen die kubanische BassistinCarmen Nino und der glatzköpfige Trompeter JoseAlberto Varona in einen schrägen Mariachi-Rhyth-mus, der sich groteske Partner sucht. Mal findet erzusammen mit angedeuteten Reggae-Rhythmen,dann wieder wird er mit einem spanischen Fla-menco verquirlt.

Dazu singt Amparo Sánchez mit einer rauenund ausdrucksstarken Stimme, die den Liedern eineindringliches Flair verleiht. Mit viel Verve zele-briert sie ihre leidenschaftlichen Bekenntnisse. DasTrompetenspiel ergänzt zuweilen die melancholi-schen Grooves mit abwechslungsreichen Soli, derTradition derNueva Trova verpflichtet. Ebenso viel-fältig sind die besungenen Themen: Die Lieder be-schreiben die Schönheit von Landschaften, erzäh -len wehmütige Geschichten von Tristeza, Corazónund Melancola – und sind oft hochpolitisch. Mit au-thentischen Mestizo- und Son-Arrangements, ex-zellentem vielstimmigen Gesang und dem ge schick-ten Verbandeln mit urbanem Rock, Soul und Hip-Hop vermittelt die Band gekonnt Lebensfreudeund gesellschaftliches Engagement. Jürgen Spieß

Amparanoia

Pulsierender Mestizo-Sound

Bei ihr wechseln traditionelle Elementemit moderner Spielweise und geben der afri-kanisch geprägten Musik eine ganz eigeneNote. Thabilé, eine seit 2015 in Stuttgart le-bende Sängerin aus Sü� dafrika, veröffentlichteim Frü� hjahr 2018 ihr erstes Album, auf dem sievom Echo ihres Lebens in dem Soweto Town-ship Dlamini erzählt und ist am 21. Juli ge-meinsam mit ihrer Band auf dem Som mer -festival der Kulturen zu erleben.

„Musik ist eine Sprache, die auf der ganzenWelt verstanden wird und immer in meinem Lebenwar“, sagt die 30-Jährige Thabilé. Geboren wurdesie in dem Township Dlamini, der zu Soweto gehörtund unweit von Johannesburg liegt. Hier kam sieschon von klein auf in Berührung mit der Musik.Kein Wunder, schließlich war die Mutter Gospelsän-gerin und sang in dem damals bekannten TeachersChoir. Dadurch angeregt begann auch die jungeThabilé bereits im Kindesalter im Chor zu singen.

2014 fu� hrte sie ihr Wirtschaftsstudium erst-mals für längere Zeit ins Ausland nach Österreichund von dort siedelte sie ein Jahr später nach Stutt-gart u� ber. Hier gründete sie 2016 ihre Band mitSteffen Hollenweger am E- und Kontrabass, SteveBimamisa an der Gitarre, Markus Schoelch amE-Piano und Peter Ederer an den Drums. Zwei Jahrespäter, im Frühjahr 2018 wurde ihr Album Dlaminiveröffentlicht. Thabilés erstes Album ist eine inten-sive Auseinandersetzung mit ihrem Leben in demsü�dafrikanischen Township Dlamini – und es spie-

gelt in jedem Takt ihr musikalisches Selbstverständ-nis wider.

Es ist eine Verschmelzung von Soul, Jazz undknackigen Afrobeats, wobei die Sängerin die Kate-gorisierung ihrer Musik gar nicht so gerne sieht:„Ich mag es eigentlich nicht, meine Musik in irgend -welche Schubladen zu stecken, am ehesten wu� rdeich von Weltmusik mit sü� dafrikanischen Wurzelnsprechen“, sagt die selbstbewusste Sängerin. In denSongtexten beschreibt sie ihre Sicht auf den vielfäl-tigen Kontinent Afrika, setzt sich mit verschiedenenLebensgeschichten von afrikanischen Frauen aus-einander und prangert die Ursachen fu� r Rassismus,Missbrauch und die Not der Menschen an.

Doch zurü� ck zu ihrem neuen Album: FunkigeAfrobeats wechseln sich hier ab mit ruhigerenStu� cken, in denen Thabilé in die Kuschelecke lockt.Mal singt sie auf Englisch, mal in den afrikanischenSprachen Xhosa, Zulu oder Lingála. Titel wie Jaca-randa Trees, Zibuyile oder The last bow klingen je-denfalls schon mal wie spirituelle Gute-Laune-Lieder – doch gleichzeitig sind sie ein Weckruf fürein selbstbewusstes Selbstverständnis.

Die in Stuttgart lebende Thabilé ist eine auf-strebende Sängerin, die sich mit der Einfalt von Ras-sismus und der Dummheit der Gewalt nichtabfinden will. Sie lässt sich aber auch nicht die ent-spannte Leichtigkeit nehmen, mit der sie dem Echoihres Lebens nachspürt: „Ich wollte schon immeretwas von meinem Leben in Südafrika aufschreibenund die Musik gibt mir nun die Möglichkeit, diesumzusetzen.“ Jü� rgen Spieß

Thabilé & Band

Südafrikanische Afrobeats ‘n’ Jazz

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 11: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Liniker e Os CaramelowsLive beim Sommerfestivalder Kulturen

Sa, 21. Juli,20.45 Uhr

Marktplatz StuttgartEintritt frei

BandsSommerfestival der Kulturen 18

Sattas

live beim Sommerfestival

der Kulturen

Sa, 21. Juli,18.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Präsentiert vomDeutsch-

Türkischen ForumStuttgart e. V.

20

Bands Sommerfestival der Kulturen 18

Rastalocken, Jamaica, Bob Marley. All dasist Reggae und vieles mehr. Neben der Tatsache,dass es sich eigentlich um eine Musikrichtunghandelt, hat sich Reggae über die Jahre zu einerKultur entwickelt und ist zu einer Lebensein-stellung für viele Menschen geworden. Und dasbetrifft Menschen auf der ganzen Welt. Wieauch die Mitglieder der Istanbuler Reggae-BandSattas, die das Deutsch-türkische Forum Stutt-gart in diesem Jahr am Samstagabend beimSom merfestival der Kulturen präsentiert.

Sattas besteht aus neun talentierten Musi-kern, die auf den ersten Blick nicht wie eine typischeReggae-Band aussehen. Das beste Beispiel bietetdabei Lead-Sänger Orçun: statt Rastalocken hat erei ne Glatze, worüber er und seine Bandmitgliederauch gerne scherzen.

Doch eine Reggae-Band zu gründen schienan fangs wie ein unrealistischer Traum, erzählt Lead-Sänger Orçun, der sich zunächst in Thrash Metalund Death Metal-Bands versucht hatte, in einer Do-kumentation über die Band-Geschichte. An einemgemütlichen Abend im Jahr 2004, als er und derSchlagzeuger Derya sich wieder einmal über dieneuesten Entwicklungen im Reggae unterhielten,entstand die Idee eine Band, die erste türkische Reg-gae-Band überhaupt, zu gründen. Anfangs schiendieses Vorhaben noch weit entfernt, heute ist eslängst Realität. 2012 erschien das erste Album derBand. Mittlerweile performt Sattas auf nationalen

und internationalen Bühnen, wie beispielsweisebeim Montreal Jazz Festival, dem Rototom Suns-plash und dem Ruhr Reggae Summer Festival.

Der Stil der Gruppe veränderte sich über dieZeit, die Band experimentierte mit verschiedenenKlängen. In einem Interview spricht Orçun überihren Musikstil und über die Hürden, die sie als Bandüberwinden mussten. „Am Anfang war es das Ziel,Root-Reggae zu machen. Das ist nicht einfach, wirsind nicht an diesen Orten aufgewachsen“, erklärt er.„Wir sind in einem Beton-Wald aufgewachsen. Fürdie Rastas sind jedoch der Wald und die Natur etwassehr Wichtiges.“ Daraufhin entschied sich Sattasdazu, den Plan vom Root-Reggae abzulegen undfür weitere Einflüsse und Inspiration Platz zu schaf-fen. Heute finden, neben der Hauptrichtung Reg-gae, viele Aspekte verschiedener Musik-Richtungenwie Ska, Jazz, Dub und Rock Platz in ihren Songs.

Neben eigenen Liedern covert Sattas auchgerne Songs berühmter Musiker, wie das Lied YalanDünya (zu Deutsch: „Verlogene Welt“) von Ne�et Erta�oder Aman Aman („Ach ach“) der türkischen Rock-band Duman. Die aktuelle EP der Band trägt denNamen Bir Ben Miyim? („Bin nur ich es?“) und bein -haltet zwei weitere Songs. Der Bandname leitet sichübrigens aus dem jamaika-kreolischen Wort „satta“ab und bedeutet „entspannen“. Die neunköpfigeBand wird am 21. Juli auf jeden Fall für sommerli-che Sounds und eine außerordentlich gute Stim-mung auf dem Marktplatz sorgen.

Beria Barlık

Caz à la Turca: Sattas

Reggae-Sounds mit einer Prise OrientDie brasilianische Band Liniker e Os Cara-

melos hat Erfolgsgeschichte geschrieben: 2015wurde sie in Araquara, einer Stadt knapp 300 Ki-lometer von São Paulo entfernt, gegründet undein Jahr später folgte mit Remonta ihr Debüt-album, das der brasilianische Rolling Stone zueinem der zehn besten Alben des Jahres kürte.

Liniker e Os Caramelows plädieren selbstbe-wusst für Vielfalt – in einem Mix aus brasilianischemSoul und dem Erbe der Música Popular Brasileira;und heraus kommt mal gefühlvoller, mal energeti-scher und definitiv intensiver, tanzbarer Sound mitAnklängen des afrobrasilianischen Salsa. Es ist au-ßerdem die markante Stimme Linikers, die ihre Mu -sik zu einem einzigartigen Klangerlebnis macht.Die rhythmische Vielfalt variiert zwischen kraftvol-len Bläsern, Rockelementen und Flötenfunk. Zwi-schenmenschliche Beziehungen sind die große The -men ihrer Lieder.

Sobald Liniker mit ihrer Band die Bühne be-tritt, fesselt sie, lässt die Blicke des Publikums nichtmehr los – und das ist gewollt. Sie fällt dadurch auf,dass sie sich frei macht von geschlechtsspezifischenRollenbildern, dass sie sich nicht in eine Schublade

stecken lässt. „Deixa eu bagunçar você“ – „Lassmich dich durcheinanderbringen“, heißt es im LiedZero. Sie ist der erste offizielle Transgender-Star derbrasilianischen Musikszene und weil es ihr einengrößeren Freiraum gibt, zieht die Sängerin – zu-meist – ein weibliches Pronomen vor. Doch Linikersieht sich weder als Frau noch als Mann, ihre Mis-sion: das Hinterfragen des populären Konzepts vonZweigeschlechtlichkeit.

Liniker ist heute Identifikationsfigur einer gan -zen Generation, für die die Auflösung von Grenzenzukunftsweisend ist – eine trans-schwarze Frau mitKleid, Schnurrbart und Lippenstift, die queere At-tribute bewusst einsetzt – und sie gehört zu denShooting Stars des letzten Jahres. Mit ihrem erstenStudioalbum Remota gewannen sie und ihre Band2016 den Breakthrough Award und kletterten damitaus dem Nichts auf Platz 3 in der Kategorie BestesAlbum des Jahres der Rolling Stone Brazil. Liniker eos Caramelows sind eine Feier des Lebens, bunt undoffen. Man muss kein Portugiesisch sprechen, umsich von dieser Musik und den vielen außergewöhnli-chen Elementen der Show mitreißen zu lassen.

Myriam Schäfer

Liniker e Os Caramelows

Wo Grenzen nicht mehr existieren

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 12: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Eusebio MartinelliOrkestar

live beim Sommerfestival

der Kulturen

So, 22. Juli, 18 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Präsentiert vomIstituto Italiano diCultura Stoccarda

Ladysmith BlackMambazolive beim Sommerfestivalder Kulturen

So, 22. Juli,20.15 Uhr

Marktplatz StuttgartEintritt frei

23

BandsSommerfestival der Kulturen 18

22

Bands Sommerfestival der Kulturen 18

Wilde Brasserei und rasante Gipsy-Sounds:Auch im Norden Italiens wird ordentlich auf dieTube gedrückt – das Balkan-Klangvirus greifteben hier wie dort unaufhaltsam um sich. KeinWunder also, dass bei Eusebio Martinellis Gip -sy Orkestar höchste Tanzalarmstufe herrscht.

Schieflaufen kann eigentlich nicht viel, wennman ab dem zarten Alter von acht Jahren bei NeldoLodi in die Lehre geht, seines Zeichens Trompeterauf vielen der unvergesslichen Ennio-Morricone-Westernfilm-Scores von Sergio Leone. Eusebio Mar-tinellis tiefe Liebe zu diesem Instrument war jeden-falls au genblicklich und nachhaltig geweckt.Musikalisches Neuland betrat Martinelli, Jahrgang1976, während eines längeren Aufenthalts ab An-fang 2000 in Kalifornien und bei verschiedenen Rei-sen durch die Länder des Balkan. Im Gepäckbrachte er landestypische Einflüsse wie MexikosNorteño oder eine spezielle serbische Trompeten-spielweise nach Hause mit. Sein präzises Spiel undseine buchstäblich atemberaubende Technik führ-ten bald zu so unterschiedlichen wie fruchtbarenKollaborationen wie mit dem italienischen Canta-taure Vinicio Capossela, dem amerikanischenAvantgarde-Gitarristen Marc Ribot oder den Tex-Mex-Grenzgängern Calexico. Eine weitere Berei-cherung seiner klanglichen Palette ergab die

Begegnung mit dem serbischen Kocani Orkestarund den Taraf de Haïdouks aus Rumänien. Nebenihren zügellosen Bläsern und treibenden Groovesbildeten die Balkan-Idole auch die Blaupause in Sa-chen Bühnenpräsenz und Live-Show für Martinelliseigenes Gipsy Orkestar, das er 2010 in Bologna ausder Taufe hob. Mit ihren bislang drei CD-Veröffent-lichungen – Gazpacho (2011), Apolide (2014) undjüngst Danze (2017) – sowie dutzenden Auftrittenauf den Weltmusikbühnen Europas – darunter alsSupport von Goran Bregovic�– zeigt das Orkestar, woder Frosch die Locken hat.

Schräg, laut, lustvoll und schlechterdings un-widerstehlich laufen Jack Citronella (Gitarre), TonyFlow (Schlagzeug), Nick Moustache (Kontrabass), Ste-fano Lombardo (Akkordeon) und der Maestro selbst,der neben seinem Stamminstrument gelegentlich,damit es nicht etwa langweilig wird, auch zu Eupho-nium und Muschelhorn greift, zu schweißtreibenderHochform auf. Mit komplizierten Taktarten, schnel-len Tempowechseln, jeder Menge Gipsy-Folk undbalkaneskem Gebläse, versetzt mit einer tüchtigenPortion Mariachi, rühren sie ihre ganz spezielle Me-lange an. Zügellos und magisch, umtriebig und be-geisternd, überträgt sich die pulsierende Energiedes Orkestars garantiert direkt auf das Publikum: Esdarf gefeiert, getanzt und mitgesungen werden –die reine Wonne.

Eusebio Martinelli Gipsy Orkestar

Schnelles Blech auf Bologneser ArtWir kennen – und lieben – ihn alle: Seit Paul

Simons bahnbrechendem Album Gracelandvon 1986 hat der südafrikanische, mehrfachgrammygekürte A-cappella-Männerchor Lady -smith Black Mambazo eine beispiellose inter-nationale Karriere hingelegt. Schön, ihn aufdem Stuttgarter Marktplatz als krönenden Ab-schluss des diesjährigen Sommerfestivals undgleichzeitig einen der Höhepunkte der 20-Jahr-Feierlichkeiten des Forums der Kulturen begrü-ßen zu dürfen.

Vor rund hundert Jahren fand, im Zuge derIndustrialisierung Südafrikas, eine immer größereAnzahl von Landarbeitern Beschäftigung in denneu entstandenen Bergwerken und Fabriken. Inden Wohnheimen, in denen sie, fern von ihrer Hei-mat und ihren Familien, untergebracht waren, fin-gen sie an, einen ganz speziellen Gesangsstil zuentwickeln und bei Gesangs- und Tanzwettbewer-ben gegeneinander anzutreten. Ab den 1960er-Jahren nannte sich dieser Stil Isicathamiya, abgelei-tet von dem Zulu-Wort für „schleichen“. Damit sinddie Tanzfiguren gemeint, die den an- und abschwel-lenden Stimmensatz der Chöre begleiten. Ab ihrem1973 erschienenen Debütalbum Ambutho, der ers - ten Goldenen Schallplatte in Afrika überhaupt, biszu den zwischenzeitlich vier Grammy-Auszeichnun-gen – die letzte im Januar diesen Jahres – und sieb-zehn Nominierungen gelten Ladysmith BlackMambazo als die mit Abstand berühmtesten Ver-treter dieses Genres.

Joseph Shabalala, Gründer von LadysmithBlack Mambazo, zollte mit ihrer Namensgebungseiner Heimat Ladysmith Referenz. „Black Mam-bazo“ hingegen heißt „Schwarze Axt“, die dieGegner bei den Gruppenwettbewerben nieder-

zwingt. So traten Ladysmith Black Mambazo dortauch bald nur noch außer Konkurrenz an.. Musika-lisch bewegten sie sich in den von Solomon Lindain den 1930er-Jahren geschaffenen Mbube-Struk-turen, einem Titel, der später weltweit bekanntwurde unter The Lion Sleeps Tonight. Reicher mehr-stimmiger Gesang und eine sanfte Modulationsdyna-mik machten diesen Stil so typisch und einzigartig.Ihre im Laufe der Jahre variierende, aktuell neun-köpfige Besetzung ist ebenfalls klassisch. Dabei liegtder Schwerpunkt stets auf einer Reihe von Bässen,kom biniert mit ein paar Tenören, einem Alt und ei -ner Lead-Stimme.

In Zeiten der Apartheid, der Unterdrückungder schwarzen Bevölkerungsmehrheit durch dieweiße Minderheit, lehnten sich südafrikanische Mu-siker verschiedentlich mit regimekritischen Songsgegen die Machthaber des Landes auf. LadysmithBlack Mambazo machten es anders: Sie sangen,ganz im Sinne Martin Luther Kings und MahatmaGandhis, von Hoffnung und Frieden. Und folgerich-tig wurden sie dann auch von Nelson Mandela ein-geladen, an seiner Verleihung des Friedennobel -preises 1993 in Oslo teilzunehmen und die Feiermusikalisch zu begleiten.

Neben ihrer Arbeit mit Paul Simon waren siemit zahlreichen namhaften Pop-Musiker*innen imStudio, darunter mit Stevie Wonder, Dolly Parton,Emmylou Harris und Melissa Etheridge. Danebensteuerten sie Musik für verschiedene Filme bei undwaren am Broadway zu sehen. Dies, vor allem aberihre unzähligen eigenen Veröffentlichungen überall die Jahre sprechen für sich: Die „kulturellen Bot-schafter Südafrikas“ (Nelson Mandela) tragen ihrezutiefst beschwörenden Lieder von Liebe und Frie-den von Generation zu Generation weiter.

Mirella Bauerle

Ladysmith Black Mambazo

Die schwarze Axt

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 13: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

25

NachrichtenSommerfestival der Kulturen 18

Eigentlich stammen dieMusiknomaden von RasgaRasgaja aus Schwaben, aber mittler-weile hat es die sechsköpfigeGruppe nach Köln und überGrand Libois in Frankreich wiederzurück an den Rhein gezogen,wo sie einen Ort der musikali-schen Offenheit und Geborgen-heit gefunden hat. Dort ist auchihr drittes Album Hafen Fleurentstanden, ein Werk, das im -mer, wenn man glaubt es zu ver-stehen, wieder mit Neuem über -rascht. Denn trotz mitreißendtanzbarer Rhythmen bieten Ras-gaRasga keine Folklore für Tra-ditionalisten, sondern zeitge -nössische Musikkultur.

Das Repertoire besteht ausrhythmischen Stücken, mal pop-pig mal mit viel Swing gespielt,oft auch in die Beine gehend.Mit zwölf Instrumenten und vierGesangsstimmen überraschenRasgaRasga. Dazu ein Funda-ment aus Schlagzeug, Trommeln,Bass und ordentlich Brass, zu-sätzliche Harmonie-Instrumentewie Akkordeon, Gitarre undBanjo prägen den Sound. Zudemsorgen Trompete, Posaune, Tuba

und Violine für erstaunlichen Fa-cettenreichtum. Besonders her-vorzuheben ist auch Leadsän ge-rin Franziska Schuster, von deralle Texte stammen und die mitihrem entwaffnenden Gesangauf Englisch, Deutsch, Spanischund Französisch überzeugt.

Gerade die einnehmendenLinien und das rückhaltlose Be-kenntnis zur schönen Melodiesind es, die das Album prägen.Die zwölf Stücke werden aus-nahmslos durch einen homoge-nen Gruppenklang bestimmt:Heraus kommt eine Mischungaus Balkan-Sounds und gutge-launten Songs, rhythmisch rela-tiv komplex, mit einer ver blüf -fend musikalischen Offenheit.

Die sechs Musiker*innenschöpfen die ganze Bandbreitezwischen gehauchten und kräf-tig vollen Tönen auf ihren In-strumenten wiederholt aus. Siewirbeln virtuos durch einen fan-tasievollen Mix aus Worldbeat,Progressive und Pop und we -cken ein ums andere Mal Sehn-süchte nach warmen durchtanz -ten Nächten. Jürgen Spieß

Seit er vier Jahre alt ist,spielt er Gitarre und eifert sei-nem großen Vorbild DjangoReinhardt nach: Der heute 25-jährige, in Stuttgart geboreneGitarrist Gismo Graf hat mit sei-nem Trio, dem auch sein VaterJoschi und als Gast der Akkor-deonist Ludovic Baier angehört,sein erstes Livealbum aufge-nommen.

„Django Reinhardt ist solange ich denken kann die Num -mer eins für mich, ohne seineMusik wäre ich nicht das, wasich heute bin“. Das sagt einer,der bereits seinen festen Platz inder Riege der weltweit bestenSinti- und Roma-Gitarristen ein-genommen hat und als poten-tieller Nachfolger der belgi schenGitarren-Legende gilt. Sein Na -me: Gismo Graf.

Ähnlich wie bei den Sinti-bands aus dem osteuropäischenDonauraum basiert auch dieMusik des Gitarristen auf über-lieferten Roma-Traditionen. KeinWunder, bereits seine Großväterund seine Eltern Nino und JoschiGraf waren und sind Profimusi-ker und fest in der Swing- undGypsy-Szene verankert.

Auf dem aktuellen Liveal-bum hört man sofort das Talentdes jungen Stuttgarters herausund kann es manchmal kaumglauben, dass dieses an Perfek-tion kaum zu überbietende Gi-tarrenspiel von einem 25-Jähri -gen kommt. Dabei bestichtnicht nur Gismos präzises undpfeilschnelles Spiel, beeindru -ckend sind auch die fantasievol-len Eigenkompositionen sowieseine besondere Art, altbekann-ten Swing- und Gipsy-Swing-Standards neues Leben einzu -hauchen.

Genregrenzen lässt derjunge Mann bei seinem Spielweit hinter sich und verbindetso auch gerne mal den traditio-nellen Sinti-Jazz mit Stücken ausRock, Blues oder Klassik. Nie-mand vermisst bei diesem Triodas fehlende Schlagzeug, viel-mehr bestaunt man die fastschon sensationellen Soli des imGespräch eher schüchtern wir-kenden Gitarrentalents.

Jürgen Spieß

Das Sommerfestival zum ReinhörenRasgaRasga:

Hafen FleurFuego

www.fuego.de

RasgaRasgalive beim

Sommerfestivalder Kulturen

Mi, 18. Juli, 18 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

Gismo Graf Trio:

Live in Concert 2017

mvh-Music (Medienvertrieb

Heinzelmann)

Gismo Graf Triolive beim

Sommerfestivalder Kulturen

Fr, 20. Juli, 16.30 Uhr

Marktplatz Stuttgart

Eintritt frei

24

CDs Sommerfestival der Kulturen 18

„Das Festival der Kulturenist für mich mein Highlight in Stutt -gart jedes Jahr. Eine Woche langerstklassige Musik aus den ver-schiedensten Regionen der Weltzu erleben und das in einer offe-nen, freundlichen und im Geistvon Gemeinschaft und Freudedurchdrungenen Atmos phäre begeistert mich sehr.

Für mich ist es wie ein Ausschnitt einer neuen Möglichkeit desZusammenlebens, dass sich in diesen Tagen zeigt. Wenn wir Vielfaltals Normalität verstehen und den Raum dafür bieten, können wirerleben, wie reich wir gemeinsam sind.“

Annette MartucciLangjährige Besucherin und Fahrerin beim Sommerfestival

Das Sommerfestival derKulturen funktioniert nur auf-grund des großen Engagementsunzähliger Unterstüt zerinnenund Unterstützer, und so ist dasForum der Kulturen stets aufder Suche nach Menschen, diesich in toller Atmosphäre enga-gieren wollen. Werdet Teil desFestival-Teams!

Fünf Getränkestände be-finden sich dieses Jahr auf demFestivalgelände – neu hinzuge-kommen ist ein Sektstand inder Münzstraße – und allefunktionieren nur mithilfe vie-ler ehrenamtlicher Helferinnenund Hel fer. Die Zahl der Besu-cherinnen und Besucher desSommerfestivals der Kulturensteigt stetig und so auch der Be-darf an ehrenamtlicher Unter-stützung. Die Ehrenamtlichenin den Getränkeständen sindeiner der wichtigen Pfeiler, diedieses Festival tragen, hier wer-den viele fleißige Hände fürAusgabe, Ausschank und Back-line gesucht.

Seit letztem Jahr geltenaußerdem erhöhte Sicherheits-maßnahmen auf dem Sommer-festival. Deshalb gibt es einenerhöhten Bedarf an ehrenamli-chen Ordnern. Gekennzeichnetdurch eine gelbe Warnwestestehen sie an festen Positionenauf dem Gelände den Festival-gästen zum einen bei Fragen

zur Verfügung, zum anderensorgen sie für Ordnung, fallsdafür Bedarf besteht, und wei-sen den Gästen den Weg zuden Fluchtgassen, falls das Fe-stivalgelände rasch verlassenwerden müsste. Auch für dieseAufgabe sucht das Forum derKulturen Helferinnen und Hel-fer.

Dafür, dass alles zur rich-tigen Zeit an Ort und Stelle ist,sorgen während des Festivalsdie Auf- und Abbauhelfer.Zelte, Tische, Bänke, Bauzäuneaufbauen, Banner hängen etc.und das mehrmals innerhalbvon sieben Tagen: Dafür suchtdas Forum der Kulturen jedesJahr Auf- und Abbauhelfer, diegerne mitanpacken und mit vielEngagement für einen rei-bungslosen Ablauf des Festivalssorgen.

mysWeitere Infos:

Getränkestände: [email protected]

Ehrenamtliche Ordner: [email protected]

Auf- und Abbau: [email protected]

Wer das Sommerfestivalder Kulturen unterstützen will,kann das auch tun, ohne „mit-anzupacken“. Sei es durch flei-ßigen Konsum an einem derGetränkestände des Forums derKulturen oder durch das Spen-den des Pfands bei der Rück-gabe – all dies macht dasFestival erst möglich.

Außerdem kann man anallen Tagen des Festivals beiden Losverkäuferinnen und -verkäufern oder direkt am Info-stand des Forums der Kulturen(gegenüber der Bühne) Loseder Tombola erwerben. ZurVerlosung stehen insgesamtetwa 1500 Preise aus 60 regio-

nalen Betrieben: Eintrittskartenfür Kon zerte, Theater, Museensowie Frühstücksgutscheine,Hotelübernachtungen, CDs, Bü-cher und viele weitere Sach-spenden der Partner sind miteinem Griff in die Lostrommelin Reichweite! Am letzten Festi-valtag werden die Hauptge-winne auf der Bühne gezogen.Die Taz trägt eine Reise nachNordmarokko bei und der Flug-hafen Stuttgart hat einen Gut-schein in Höhe von 1000 Eurogespendet. Außerdem gibt esviele schöne Kinderpreise zugewinnen. Alle Erlöse kommendirekt dem Festival zugute.

tb

„Seit dem ersten Som-merfestival bin ich dabei. Es istmöglich, an sechs Tagen eineWeltkulturreise auf dem Stutt-garter Marktplatz zu machenohne weit weg fliegen zu müs-sen. Eine solche Vielfalt aufengstem Raum ist einmaligund der Grund warum ich dasSommerfestival der Kulturenunterstütze.“

Cyrille TakinEhrenamtlicher Helfer an

den Getränkeständen und ak-tives Mitglied beim ForumAfrikanum e. V. und beimAfrikafestival Stuttgart e. V.

Werde Teil des Festival-Teams!

Tombola und Pfandspende

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 14: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu

Bild oben:Rolf Graser,

Geschäftsführerdes Forums der

Kulturen

Bild unten: Gismo Graf und

Bandlive beim

Sommerfestivalder Kulturen

Fr, 20. Juli, 16.30 Uhr

26

Hintergrund Sommerfestival der Kulturen 18

13 oder 14 Bands stehenje des Jahr beim Sommerfestivalder Kulturen auf der Bühne. Siekommen aus allen Teilen derWelt, von Afrika über den Ori-ent bis zu Südamerika. Manchesind Newcomer und werden inStuttgart für das große Publi-kum entdeckt. Andere stehenim Zenit ihrer Karriere und sindgefeierte Stars. Manche machentraditionelle, andere eher expe-rimentelle Musik. Dieser Mix ausRegionen und Stilen, lauten undleisen Tönen, einzelnen Künst-ler*innen und bühnenfüllendenBands macht den Zauber undden guten Ruf des Sommerfesti-vals beim Stuttgarter Publikumund in der Weltmusikszene aus.

Vorauswahl perYoutube und CDs

Um das Publikum jedesJahr aufs Neue zu begeistern, istdie Musik Chefsache: Rolf Gra-ser, der Geschäftsführer des Fo-rums der Kulturen Stuttgart e.V., wählt aus einer großen An-zahl internationaler Bands dieinteressantesten aus. „Wir be-kommen täglich Angebote vonMusikern, die sich vorstellen undbei uns auftreten möchten“,sagt Graser. Die mitgeschicktenYoutube-Videos und CDs helfenihm, sich ein genaueres Bild vonden Bands zu verschaffen – alsWeltmusik-Fan und Leser von

Fachmagazinen ist er dafür derrichtige Mann. „Jedes Jahr imFebruar verschicke ich eine Mailan rund 200 Bands und Agentu-ren, die in der engeren Auswahlsind, und bitte um ein konkretesAngebot: An welchen Tagen, zuwelcher Zeit und zu welchenKonditionen kann die Band inStuttgart sein?“, sagt Graser undlacht: „Eine halbe Stun de spätersind bereits 40 Antwortmails inmeinem Postfach.“ Insgesamtmehr als 300 Bands bewerbensich jedes Jahr.

Nähe zu StuttgarterMigranten-vereinenZwei wichtige Grundsätze

der Bandauswahl erklärt er so:„Wir engagieren fast nur Bands,die sowieso auf Tour sind undnicht extra nach Deutschland

und Stuttgart einfliegen müs-sen. Das wäre weder ökono-misch noch ökologisch sinnvoll.Und als Dachverband der Stutt-garter Migrantenorganisatio-nen achten wir darauf, dass dasProgramm die Migrationsbevöl-kerung in unserer Stadt reprä-sentiert“. Viele Stuttgarter*in- nen haben beispielsweise Wur-zeln in der Türkei oder in denBalkanstaaten. Deshalb ist dieResonanz groß, wenn ange-sagte Bands aus diesen Regio-nen auftreten. Eine der Bandswird jährlich vom Deutsch-Türki-schen Forum Stuttgart e. V. prä-sentiert. Caz à la Turca heißtdiese Serie: In diesem Jahr ge-hört der Samstagabend von18.30 bis nach 20 Uhr der Istan-buler Band Sattas mit ihrem spe-ziellen „Eastern Reggae Sound“.

Besonderes Programm zum Jubiläum

2018 steht im Zeichen desJubiläums: Das Forum der Kultu-ren ist im Mai 20 Jahre alt ge-worden und hat dazu passendein ganz besonderes Festivalpro-gramm zusammengestellt. „DieGruppe Ladysmith Black Mam-bazo ist unser Jubiläums-High-light. Erst in diesem Jahr habendie A-Capella-Sänger aus Süd-afrika einen Grammy gewonnen– und zwar bereits den viertenseit Bestehend der Band “, sagtder Geschäftsführer. NiemandGeringeres als Nelson Mandelawar ein großer Freund und För-derer von Ladysmith BlackMambazo. Er lud die Gruppesogar zur Verleihung des Frie-densnobelpreises ein und zu sei-ner Vereidigung als Präsidentvon Südafrika. Auch die wieder-vereinten Transglobal Under-ground mit Frontfrau NatachaAtlas dürften viele Besucher an-locken. Grasers Tipp: „Nicht nurdie großen Headliner, jede derBands ist mit Bedacht gewähltund hat ihr ganz besonderesProfil. Es lohnt sich für Stuttgar-ter, auch während der Woche anden Abenden auf den Markt-platz zu kommen, um vielleichteine neue Lieblingsband zu ent-decken.“ Heidi Rau

Die Bandauswahl ist Chefsache

Geschäftsführer Rolf Graser kümmert sich persönlich umdas Line-up. Und das hat im Jubiläumsjahr des Forums der Kul-turen viele Highlights zu bieten.

SOMMERFESTIVALDER KULTUREN

Page 15: STUTTGART - fluechtlingshilfe-bw.de · Sommerfestival der Kulturen 18 [eyd] und Chaiim auf dem Sommerfestival der Kulturen: Infostand von Dienstag bis Donnerstag Weitere Infos zu