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STUDI VERSUM NUMMER 30  | 2009.12 Licht DIE BESTEN AUSREDEN 09 SECHS JAHRE UNI, KEIN ABSCHLUSS 27 BILDUNG LöST KEINE PROBLEME 28 5 und 30 Jubiläumsausgabe

STV 30

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Studiversum Ausgabe 30 zum Thema Licht

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STUDIVERSUM

NUMMER 30 | 2009.12

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LichtDIE bESTEN AUSREDEN 09SEchS JAhRE UNI, kEIN AbSchlUSS 27bIlDUNg löST kEINE PRoblEME 28

5 und 30

Jubiläumsausgabe

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McDonald’s heisst für mich, dass ich mir mein Studium selbst finanzieren kann.– Gabriel Constantin, 25,

Restaurantmitarbeiter und Student

Gabriel Constantin arbeitet neben seinem Geschichts- und Sprachstudium zu 50 % als Teamleiter eines McDonald’s® Restaurants. Das flexibel gestaltbare Teilzeitarbeitsmodell ermöglicht ihm, Arbeit und Uni unter einen Hut zu bringen und so sein Studium zu einem Grossteil selbst zu finanzieren.

Mehr über unsere verschiedenen Anstellungsmöglichkeiten und was McDonald’s für dich heissen kann, erfährst du auf www.mcdonalds.ch/heisstfuermich.

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3 STUDIVERSUM | 2009.12

04 LIEBLINGSDING

WARUM Ich MEINE VoRhäNgE lIEbE

06 AUS DEM LEBEN

TRAM VS. AUTo

09 UMFRAGE

WAS IST DEINE bESTE AUSREDE?

10 WISSENSCHAFT

FREI UND glEIch?

11 DAS UNIKAT

ES WERDE lIchT!

27 UNIPOLITIK AbgElEhNT

28 REPORTAGE bIlDUNg löST AllES

31 KURZGESCHICHTE Wg-FINANzEN VS. REbEkkAS DARMFloRA

33 UNTERHALTUNG SUDokU, kREUzWoRTRäTSEl

34 WIE ANNO DAZUMAL

gUETzlI AUSSTEchEN

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Sonne aus der Steckdose

Licht ins Dunkle

Helle Köpfe

Jugendtraum: Mönch sein

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McDonald’s heisst für mich, dass ich mir mein Studium selbst finanzieren kann.– Gabriel Constantin, 25,

Restaurantmitarbeiter und Student

Gabriel Constantin arbeitet neben seinem Geschichts- und Sprachstudium zu 50 % als Teamleiter eines McDonald’s® Restaurants. Das flexibel gestaltbare Teilzeitarbeitsmodell ermöglicht ihm, Arbeit und Uni unter einen Hut zu bringen und so sein Studium zu einem Grossteil selbst zu finanzieren.

Mehr über unsere verschiedenen Anstellungsmöglichkeiten und was McDonald’s für dich heissen kann, erfährst du auf www.mcdonalds.ch/heisstfuermich.

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Liebe Leserinnen und Leser, Dies ist ein historischer Moment für Studi-Versum, und du teilst ihn in genau dieser Sekunde mit uns – in deinen Händen be-findet sich nämlich eine Jubiläumsausga-be! Auf unserem Geburi-Kuchen stehen 35 Kerzli:30, weil es unsere dreissigste Ausgabe ist5, weil es uns seit fünf Jahren gibt!

Glückwünsche nehmen wir gerne unter [email protected] entgegen – auch Kri-tik ist willkommen. Oder du stattest uns an der Lavaterstr. 71 in Zürich einen Besuch ab und bringst einen feinen Kuchen mit oder schmeisst uns deine Kritik in Form einer Torte direkt ins Gesicht.

Nicht nur zum Geburtstag ist es Traditi-on, Kerzli anzuzünden, sondern auch wäh-rend der Adventszeit. Und wem das Win-terwetter aufs Gemüte schlägt, sollte sich Barbara Ritters Beitrag zu selbigem füh-ren: Unser Sonnenschein verrät Tipps und Tricks rund ums Thema Licht. Welche Lam-pe hilft beim Lernen und wofür ist eigent-lich Lichttherapie gut?

Die Adventszeit ist für Bruder Leo von besonderer Bedeutung. Der 44-Jährige Be-nediktinermönch, der bereits in jungen Jahren ins Kloster eingetreten ist, erzählt im Gespräch mit Mauro Landolt, wie er sei-nen Weg zu Gott gefunden hat. Wurde er erleuchtet?

Von der Erleuchtung zur Beleuchtung: Konzerte und Theateraufführungen leben zu einem Grossteil von der Stimmung, die durch den effektvollen Einsatz diverser Lichtquellen erzeugt wird. Christoph Lutz hat sich erkundigt: Wer steckt hinter den spektakulären Lichtshows? Und wie wird man Lichtdesigner?

Als Baby wurde Timo, dessen leibli-chen Eltern aus Indonesien stammen, von Schweizern adoptiert. Mehr weiss er nicht über seine biologische Herkunft. Mit Katha-rina Kuhn spricht Timo über seine Vergan-genheit, Gegenwart und Zukunft. Will Ti-mo Licht ins Dunkle bringen?

Fragen über Fragen… und wir hören nicht auf, nach Antworten zu suchen! Die StudiVersum-Crew freut sich auf weitere Jahre voller Neugier und bedankt sich an dieser Stelle bei dir, liebe Leserin und lie-ber Leser, für deine Treue.Eure Anouk N’Guyen

EDITORIAL | INHALT

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4 STUDIVERSUM | 2009.12

«Ich liebe diese Vorhänge, weil ich finde, dass sie ehrlich, altmodisch und exzentrisch sind. zudem sind sie ein wunderbarer blickschutz und hängen seit 40 Jahren treu in unserer bauernstube! Sie geben ihr charme, Wärme und gemütlichkeit – wenn ich die Vorhänge ansehe, habe ich das gefühl, die zeit sei stehen geblieben.»

Bleta Jahai, 28, studiert Medien und Kunst mit Vertiefung Fotografie in Zürich

WARUM Ich MEINE VoRhäNgE lIEbE LIEBLINGSDING

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5 STUDIVERSUM | 2009.12

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6 STUDIVERSUM | 2009.12

Lamborghini, Cadillac, Volkswagen, Ferrari – es gibt kaum eine Automarke, die bei Top Gear zu kurz kommt. Habt ihr beispielswei-se schon von der schwedischen Marke Koe-nigsegg gehört?

Top Gear, eine der wohl beliebtesten TV-Serien in Grossbritannien, hat ebenso Kultstatus erreicht, wie Moderator Jeremy Clarkson selbst. Er, Richard Hammond und James May verstehen es, Autos zu testen, zu zerstören, Wohnwagen und deren Besitzer zu hassen und ihr Publikum und einander hochzunehmen.

Jeremy liebt seinen Ford GT über alles und behauptet, in seinem ganzen Leben nur einmal den öffentlichen Verkehr benutzt zu haben. In jeder Folge lässt er Wohnwa-gen demolieren. Wenn nicht durch darü-ber springende Limousinen, dann bei ei-nem überdimensionalen Dartspiel, wobei alte Vehikel die Dartpfeile bilden.

Die Zerstörungswut treibt auch Richard Hammond alias «Hamster» an. Kaum grös-ser als 1.60, ist er dank seiner niedlichen Hundeaugen bei Frauen am beliebtesten. Und wo ein Mann ist, kann ein Hund nicht weit sein; in seinem Fall ist es ein Pudel.

Der Dritte im Bunde ist der charmante James May. Als Letzter zum Trio gestossen, verkörpert er das «edle» an Top Gear, mit seiner Passion für luxuriöse Autos, wie den Bentley, und seinem langsamen Fahrstil.

Was aber wäre Top Gear ohne «The Stig»? Er ist schnell. Er trägt einen weissen Over-all. Er ist namenlos. Er ist Rennfahrer. Der «Gasfuss» testet auf der Rennstrecke alle neuen Modelle.

Die drei Buben bieten Unterhaltung: Sie lassen Busse über Fahrräder hüpfen, um zu sehen, wie viele Fahrräder sie überspringen können; sie vergleichen, ob der komplet-te Umbau eines Rallye-Autos durch Profis mehr Zeit braucht, als das Schön-Machen der Damen aus den Boxen – wenn das Ral-lye-Auto wieder auf der Strecke ist, sind die vier Frauen immer noch dabei, die Outfits auszuwählen.

Ihr liebster Wettstreit: Auto gegen ÖV. Hamster und James reisen mit Zug und Flugzeug zu bestimmten Zielen in Euro-pa, während Jeremy mit seinem Mercedes SL über die Autobahnen donnert und in Frankreich sogar von Polizisten angefeuert wird. Jedes Mal geht der Sieg an Jeremy, was Hamster gerne auf James schiebt, da dieser sich weigert, vor der Kamera zu joggen. Die Serie ist zu 99 Prozent Gag und Sarkasmus und zu einem Prozent «Wissenschaft». Pe-niston ist nur einer ihrer vielen angeblichen Sponsoren.

Was kann man von Top Gear lernen? Der Mitsubishi Evo 8 ist nur cool, wenn ei-ne Frau ihn fährt und auch ich brauche letz-ten Endes einen Aston Martin Vanquish.

ToP gEAR oN bbc TWo

Text Raffaela Angstmann

Britischer Humor, brillanter Sarkasmus plus schnelle Autos – a Lovestory.

Sein Haar erinnert an einen Kaktus. Sein Oberkörper ist nackt, gebräunt und mar-kant gerippt, die Shorts sitzen dank einer Schnur auf der Hüfte. Er hinkt gestresst von hier nach da, drückt barfuss die Glimmstän-gel aus, welche die Passanten wegspicken und tritt nie auf die Fuge zwischen zwei Platten.

Sein Skateboard haftet an seinen Soh-len, bis er springt. Vier Umdrehungen zäh-le ich und hole erst Luft, als er wieder rollt. Beim Landen punkten Schweisstropfen den Asphalt dunkel, drei Zuschauer applaudie-ren. Er gleitet über den Platz und wippt zu Rhythmen, die durch Kopfhörer in seine Ohren strömen.

Die Abendsonne macht aus ihm einen Riesen, er steht da, breitbeinig, die linke Hand in der Hosentasche. Sie bückt sich und zieht mit weisser Kreide seine Silhou-ette nach, während er scheinbar versteinert verharrt. Eine Locke steht im Wind.

Sie pedalt und pfeift mangels einer Klin-gel. Ein Rollschuhläufer weicht aus. Ihr Jun-ge sitzt auf dem Rahmen, die Beine angezo-gen. Geschickt mäandert sie über den Platz, auf dem Rücken den neongrünen Schulka-nister ihres Sprösslings.

Der Schlagstock steckt senkrecht im Gürtel, parallel zu den Bügelfalten in den dunkeln Hosen. Gestikulierend schrei-ten sie nebeneinander über den Platz, er kratzt sich zwischen den Beinen, während sie ein Stofftaschentuch zückt und sich laut schnäuzt.

Ein Kleinbus fährt vor, hält. Grossfor-matige Rechtecke, in Karton eingehüllt, werden von zwei kräftigen Damen vorsich-tig durch die Eingangstüre des Museums ge-tragen. Der Portier schaut rauchend zu und setzt seinen glänzenden Lackschuh in die automatische Schiebtüre.

Links und rechts an der Hand hängen Plastiksäcke in mintgrün. Schwach scheint der Schriftzug «Estrella Damm» durch, das hiesige Bier in roten Dosen. Er schlendert auf dem Gehsteig auf und ab und betrach-tet sein Spiegelbild in der Vitrine des Mu-seums, bis ihm eine ältere Frau eine Do-se abkauft und ihn bittet, sie zu öffnen; es schäumt.

Ein Auge hat die Sonne noch geöff-net, die Fernsehantennen auf den Dächern

werden auf die Plaça dels Angels projiziert. Die Frau mit der Kreide kriecht malend ei-ner Satellitenschüssel entlang, fünf Meter, und ihr Strich verläuft sich im Schatten. Sie zurrt den Schal unter dem Kinn fest.

PlAçA DElS ANgElS

Text Martina zimmermann

Beim Kunstmuseum in Barcelona, 53 Sekunden Catalunya. Das Leben zieht an mir vorbei und ich klebe auf der Mauer und schau zu.

AUS DEM LEBEN

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7 STUDIVERSUM | 2009.12

Britischer Humor, brillanter Sarkasmus plus schnelle Autos – a Lovestory.

Richtung zu stimmen: Meine Sitznachbarn gehörten stets in die Klasse der älteren Mit-bürger.

Gerade als ich diese Beobachtung auf meinem gedanklichen Notizblock festge-halten hatte und so interpretierte, dass sich die Leute immer möglichst dort hinsetzten, wo ihre Gesellschaft am wenigsten als An-näherungsversuch (miss-)verstanden wer-den konnte, stand die mürrische Greisin neben mir auf, um mit dem leeren Zwei-ersitz hinter mir vorlieb zu nehmen. Noch während sich Empörung in mir breitmach-te und ich überlegte, ob ich nun senophil und lesbisch auf sie wirkte, ob sie wohl et-was gegen meine Turnschuhe einzuwen-den oder ob ich meine Haare nicht genü-gend gut gebürstet hatte, beobachtete ich aus dem Augenwinkel mit einiger Genug-tuung, wie sich ein ergrauter Herr übermü-tig neben sie auf den blauen Sitz plump-sen liess... Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Eine Freundin hat mir jedoch erklärt, dass diese Leute damit signalisieren wollen, dass sie sich Gesellschaft wünschen. Es ge-schehe nicht aus dem egoistischen Bedürf-nis heraus, Paare zu zwingen auseinander zu sitzen, weil keine Zweiersitze mehr frei sind. Da beschloss ich, diese Menschen auf die Probe zu stellen.

Tatsächlich konnte ich einige Erfolge verzeichnen: Der Mann mittleren Alters, neben den ich mich im 15er setzte, bedank-te sich überschwänglich, als ich ihn ausstei-gen liess. Und eine nette Frau machte mir unaufgefordert und mit freundlichem Ge-sichtsausdruck mehr als genug Platz.

Es war also Zeit für das nächste Experi-ment. Diesmal setzte ich mich alleine auf ei-nen Zweiersitz, hinter all den weiteren ein-zelnen Personen, die Zweiersitze besetz-ten. Interessiert stellte ich fest, dass sich junge Menschen niemals neben mich setz-ten, sondern ältere Gesellschaft bevorzug-ten. Dasselbe schien auch in umgekehrter

Ich habe mich stets über jene Leute beklagt, die sich im Tram einzeln auf einen Zweiersitz setzen.

VoN EINzElNEN MENSchEN IN zWEIERSITzEN

Text Marina lienhard

SoRgENTElEFoN FüR SchlEMMER

Text Simon knopf

Habt ihr schon einmal bei einer Esswaren-Hotline angerufen? Eben, ich auch nicht. Kürzlich habe ich mir zum ersten Mal seit Langem wieder eine Packung Smarties ge-kauft. Nostalgisch verzückt knabberte ich mich durch die verschiedenen Farben der kleinen Schokopillen und studierte wäh-renddessen die Packung. Darauf war eine Hotline-Nummer abgedruckt. 0800irgend-was. Darüber stand «Good To Talk». Ich schmunzelte. Braucht es wirklich für jeden Käse, Schokosnack und Joghurtdrink eine dargebotene Hand?

Die Sache liess mich nicht los. In den darauf folgenden Wochen kam mir regel-mässig das Bild einer einsamen Person in den Sinn, die unter Tränen einer Telefonis-tin von ihren Cantadou- oder Comella-Sor-gen erzählt. Ich fand den Gedanken irgend-wie amüsant. Dementsprechend war der Weg zur Idee, mich selbst bei einer Esswa-ren-Hotline zu melden, ein kurzer.

Im Laden um die Ecke habe ich mir er-neut eine Packung Smarties gekauft. Zu-hause habe ich mich hingesetzt und zum Einstimmen die Hälfte des Inhalts geges-sen. Danach habe ich die Nummer der Smarties-Helpline gewählt. Zuerst hat mich eine aggressive Frauenstimme ab Band er-schreckt, die eine neue Schokoladen-Kre-ation anpreist. Dann hat sich eine junge Dame gemeldet, die ganz Ohr für meine Sorgen war. Ich erzählte ihr mit leicht be-bender Stimme, dass es in meiner Schach-tel zu viele violette Smarties habe – was ich übrigens wirklich einmal erlebt habe. Sie äusserte ihr Bedauern und erklärte mir darauf hin den Mischablauf für Smarties. Schliesslich wollte sie wissen, ob sie mei-nem Fall nachgehen solle. Ich habe verneint und ihr versichert, dass sie mir bereits sehr geholfen habe.

Die kühl-sachliche Dame von der Coop-Hotline, die ich anschliessend am Draht hatte, habe ich nach den häufigsten Anliegen der Anrufer gefragt. Nach kurzem Zögern erzählte sie mir, dass nebst Fragen zu Sortiment und Nachhaltigkeitspolitik oft Leute anriefen, die wissen wollten, weshalb ihr Lieblings-Joghurt nicht mehr in «ihrem» Laden erhältlich sei.

Jede Smarties-, Joghurt- und Käsepackung ist mit einer Kundendienst-Nummer versehen. Doch brauchen wir Food-Hotlines wirklich?

Ich horchte auf. Mir war plötzlich klar ge-worden, dass ich die Esswaren-Sorgentele-fone nicht mehr infrage stellen durfte. Als die Migros damals meinen Lieblings-Far-mer aus dem Sortiment genommen hat-te, wusste ich nichts von Hotlines. Ich hat-te niemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Dabei hätte Reden doch so gehol-fen.

AUS DEM LEBEN

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8 STUDIVERSUM | 2009.12

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9 STUDIVERSUM | 2009.12

WAS IST DEINE bESTE AUSREDE? Keine Lust, den Exfreund zu sehen? In den Unisport zu gehen? Mit der mühsamen Kollegin zu reden? Etwas für den Turnverein zu erledigen? Da hilft nur eines: eine stichhaltige Ausrede! StudiVersum hat sich an der Uni Basel umgehört und dabei die Ausreden gleich live erleben dürfen. r Text und bild Anouk N’guyen

«Meine beste Ausrede: ‹Ich hatte noch eine wichtige besprechung.› Allerdings sind dabei ‹wichtig› und ‹besprechung› sehr offene begriffe und können auf sämtliche Arten von zeitvertreib angewendet werden.»

Mirjam Goldenberger, 25, Englisch und Geschichte

Toni von Schulthess, 25, Soziologie und Geografie«Ausrede? Ausreden... Ich rede weder aus noch ein.»

«Ehrlich währt am längsten. Und wenn doch nicht, dann würde James bond das auch nicht tun.»

«Eine beliebte Ausrede bei diversen gelegen-heiten ist ja: ‹Der computer und/oder das Internet funktionieren im Moment nicht.› Wobei dies zur Folge hat, dass einem nicht geglaubt wird, wenn es wirklich passiert.»

Julia Krättli, 23, Kunstgeschichte und Germanistik

Tanja Gerber, 20, Jus

«Meine Ausrede: ‹Ich kann das unmöglich noch erledigen, und was trinken kommen mag ich auch nicht, ich bin so müde. habe wieder-mal viel zu wenig geschlafen...› Und schlafen kann man schliesslich nie genug!»

«Meine beste Ausrede? Nein, da möchte ich lie-ber nicht mitmachen. Ich muss drum jetzt unbedingt in eine Vorlesung, ich bin schon spät dran.»

«Ich rufe nicht gerne leute zurück – ich sage dann jeweils, ich hätte das handy auf lautlos eingestellt oder keinen Akku mehr gehabt.»

«Ui nein, ein Foto? Und dann nicht mal mit einer Digitalkamera? Da weiss ich ja gar nicht, wie das Föteli nachher ausschaut. Und heute seh ich auch gar nicht gut aus und fotogen bin ich sowieso nicht.»

Fabienne Guggisberg, 25, Sport

R. O., 22, G. und K.

Dominic Fischli, 21, Wirtschaftswissenschaften

K. I., 25, W.

UMFRAGE

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10 STUDIVERSUM | 2009.12

Frei und gleich?

Wie demokratisch ist eigentlich die Schweiz verglichen mit anderen Demokratien wie Finnland oder Frankreich? Und überhaupt: Wie kann der Grad an Demokratie in ei-nem Land bestimmt werden? Ein Projekt-team nahm sich der Herausforderung an, darauf Antworten zu geben.

Demokratie ist ein VersprechenMarc Bühlmann und Lisa Müller vom Zen-trum für Demokratie in Aarau und der Uni Zürich sowie Heiko Giebler, Wolfgang Merkel und Bernhard Wessels vom Wis-senschaftszentrum Berlin stellen zurzeit ein neues Instrument fertig, das die Qua-lität von Demokratien bewertet: das soge-nannte Demokratiebarometer. Es geht nicht mehr nur darum, Demokratien von Nicht-Demokratien zu unterscheiden, sondern feine Unterschiede der Qualität innerhalb von demokratischen Systemen zu erfassen. Das Demokratiebarometer stützt sich, im Gegensatz zu bereits vorhandenen Mess-instrumenten wie zum Beispiel dem Free-dom House Index, auf ein breites Konzept der Demokratie.

Keine einfache Aufgabe: Demokratie ist ein komplexes Phänomen, worüber un-zählige Theorien vorliegen. Deshalb ver-eint das Demokratiebarometer zahlreiche Demokratieentwürfe von Tocqueville über Rousseau bis John Rawls. «Wir gehen da-von aus, dass Demokratie die beste reali-sierbare und eine erstrebenswerte Regie-rungsform ist», sagt Marc Bühlmann, Lei-ter des Forschungsprojekts. Doch es gäbe keine Richtbestimmung, an der alle Demo-kratien gemessen werden könnten. «Demo-kratie ist immer auch ein Versprechen, sich dem Ideal von Demokratie anzunähern», so

DEMokRATIE IST NIchT glEIch DEMokRATIE: ES gIbT UNTERSchIEDE IN DER QUAlITäT. AN DER UNI züRIch WURDE EIN NEUES MESSINSTRUMENT ENTWIckElT, DAS DIESEUNTERSchIEDE zU ERFASSEN VERMAg. DENN gäNgIgE DEMokRATIEMASSE WIE DER FREEDoM hoUSE INDEx SIND MANgElhAFT.

Marc Bühlmann. Daher brauche es ein fei-nes Mass, das sich von reduzierten Demo-kratiekonzepten löse und verschiedene Theorien kombiniere.

Aus den unterschiedlichen Perspekti-ven wurden die drei fundamentalen Prin-zipien Freiheit, Gleichheit und Kontrolle determiniert, die auf neun Funktionen be-ruhen. Die Erfüllung dieser Funktionen, wie zum Beispiel Rechtsstaatlichkeit oder Transparenz, wird als Bedingung für hohe Demokratiequalität interpretiert. Eine gros-se Zahl von Indikatoren bestimmt die ein-zelnen Funktionen. Ein Beispiel: Die Funk-tion der Rechtsstaatlichkeit wird mit den In-dikatoren «Gleichheit vor dem Gesetz» und «Qualität der Justiz» definiert.

Wie sieht die Wirklichkeit aus?Herkömmliche Demokratiemasse wie der Freedom House Index tragen wesentliche Mängel in sich: Italien unter Berlusconi und die USA unter Georg W. Bush bekommen vom Freedom House Index beispielswei-se die gleichen Werte wie Schweden un-ter Göran Persson. Schon unsere Intuition verrät uns, dass dieser Befund wohl wenig plausibel ist. Wo also bestehende Messins-trumente Schwächen aufzeigen und an ih-re Grenzen stossen, bietet sich der Demo-kratiebarometer an. Nicht nur weil das neue Barometer die Demokratiedefinition weit fasst; im Gegensatz zu bestehenden Indi-zes, die ihren Fokus oft nur auf Institutio-nen oder auf Expertenbefragungen legen, untersucht das Demokratiebarometer auch die Verfassungswirklichkeit. Für das voran-gegangene Beispiel bedeutet das: Nicht nur die Rechsstaatlichkeit in der Verfassung ei-nes Landes wird betrachtet, sondern auch deren tatsächliche Umsetzung.

Die Diskussion ist eröffnetMarc Bühlmann weist ausserdem auf die Anschlussfähigkeit des Demokratiebaro-meters hin: Vorschläge für Erweiterungen oder Erneuerungen seien willkommen und könnten nachträglich eingebaut werden, so-fern die entsprechenden Daten verfügbar seien. Das Demokratiebarometer ist ein Projekt, das sich durch fortwährende De-batten und Diskussionen entwickelt – mit dem Ziel einer verbesserten Demokratie-messung. rText Nina Fargahi, Illustration Melanie Imfeld

Und wie sehen die Resultate aus? Falls du wissen willst, wie gut oder wie schlecht die Schweiz im Vergleich zu anderen Demokratien abschneidet, kannst du dich unter www.nccr-democracy.uzh.ch informieren oder bald auch direkt unter www.democracybarometer.org.

WISSENSCHAFT

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11 STUDIVERSUM | 2009.12

Bist du ein helles Köpfchen? Oder eher ein Armleuchter? Das Unikat von StudiVer-sum und Durchzwei macht dich zwar nicht schlauer, bringt aber Licht in den Winter-alltag.

Für unsere Jubiläumsausgabe haben Siebdrucker Bruce Jost und Grafiker Tim Engel von Durchzwei tief in ihre Farbtöpfe gegriffen. Die beiden Berner Giele kennen sich seit Kindheitstagen und haben schon früh zusammen gezeichnet. Heute entwer-fen, gestalten und drucken Durchzwei in ihrem Atelier unter anderem für StudiVer-sum das T-Shirt zum Thema.

Egal ob du ein helles Köpfchen oder ein Armleuchter bist, mit diesem exklusiv für dich designten Unikat kannst du in je-der Situation glänzen. Das besondere Extra: Die Phosphor-Farbe leuchtet in der Nacht! Ein Mail an [email protected] genügt und vielleicht hängt das T-Shirt zum The-ma schon bald in deinem Kleiderschrank. rText Anouk N’guyen, bild Durchzwei

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12 STUDIVERSUM | 2009.12

Abends werden wir müde und gehen schla-fen, morgens wachen wir auf. Der Stand der Sonne teilt uns mit, ob es an der Zeit ist, dem Kopfkissen einen intensiven Be-such abzustatten oder der Kaffeemaschi-ne morgendliche Grüsse zu überbringen. Das Sonnenlicht ist der wichtigste Schritt-macher des Schlaf-Wach-Rhythmus. Das Licht gelangt durch die Augen zu den licht-empfindlichen Pigmenten in der Netzhaut, welche die Informationen an verschiede-ne Hirnregionen weiterleiten, unter ande-rem zum «Nucleus Suprachiasmaticus». Gerade mal so gross wie ein Reiskorn, ver-mag es dieses Kerngebiet, die Signale über die herrschenden Lichtverhältnisse wahr-zunehmen und an weitere Schaltkreise im Gehirn zu senden. Nicht umsonst wird der Nucleus Suprachiasmaticus als innerer Di-rigent bezeichnet, der die körperinternen Prozesse mit dem Tages- und Nachtwech-sel abgleicht. Hungergefühl, Körpertem-peratur, Herzfrequenz, Blutdruck und ei-ne Reihe anderer Prozesse hängen von die-sem Zeitgeber ab.

Der innere DirigentGegen Abend nimmt die Lichtstärke der Sonne ab. Immer weniger Signale werden von den lichtempfindlichen Rezeptoren in der Netzhaut an den Nucleus Suprachias-maticus weitergegeben. Als Folge schüttet das Gehirn «Melatonin» aus, ein Hormon, das in der Zirbeldrüse gebildet und sa-lopp als «Schlafhormon» bezeichnet wird. Die Augenlider werden schwer, die Kör-pertemperatur sinkt, der Körper stellt auf Nachtruhe um. Wer jetzt noch anstrengen-de Arbeit zu erledigen hat, muss mit Mü-digkeit, Konzentrationseinbussen und hö-herem Fehlerrisiko rechnen. In den Mor-genstunden, wenn das Sonnenlicht wieder zunimmt, wird die Melatoninproduktion gebremst. Das Hormon wird abgebaut und

SONNE AUS DER STECKDOSE

Wieder hat er uns eingeholt, der elende Winter. Die Tage sind dunkel und kalt ge-worden und wer morgens nicht unbedingt aus dem warmen Bett kriechen muss, der bleibt gerne noch ein Weilchen liegen. Mit dem Wintereinbruch verändern sich nicht nur die Aussentemperaturen, sondern auch die im Freien herrschenden Lichtver-hältnisse. Die Beleuchtungsstärke wird in Lux angegeben und mit dem Luxmeter ge-messen. Ein heller Sommertag weist bis zu 100'000 Lux auf, an einem wolkenbedeck-ten Wintertag sind es gerade Mal 3'000 Lux. Zum Vergleich: Die Lichtstärke von Bürobeleuchtungen liegt ungefähr bei 800 Lux. Je schwächer das Tageslicht draussen ist, desto stärker sind wir auf Kunstlicht, respektive auf die «Sonne aus der Steckdo-se», angewiesen.

Sonnenlicht beeinflusst alle Lebens-rhythmen, unter anderem auch das Ge-müt. Die abnehmende Lichtstärke im Herbst schlägt vielen Menschen auf die Laune, sie werden niedergeschlagen und antriebslos. Es kommt zum «Winterschlaf im Kopf». Zusammengefasst: Trübes Licht verschafft trübe Laune. Aber wie können die sich verändernden Lichtverhältnisse die Stimmung der Menschen derart beein-flussen?

AUF KNOPFDRUCK IST ES vERFüGBAR: LICHT. KAUM jEMAND MöCHTE IN DER HEUTIGEN ZEIT AUF DIE STETS vERFüGBARE HELLIGKEIT vERZICHTEN. LICHT IST EIN WAHRER ALLESKöNNER: RICHTIG EINGESETZT HILFTES GEGEN jUCKREIZ, jETLAG UND DEPRESSIvITäT.

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13 STUDIVERSUM | 2009.12

SONNE AUS DER STECKDOSE

Das Sonnenlicht ist der wichtigste Schrittmacher des Schlaf-Wach-Rhythmus.

das Aufwachen – eventuell zusätzlich un-terstützt durch einen Cappuccino – stellt sich ein.

Winterschlaf im KopfDas Sonnenlicht taktet aber nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Mit Ein-bruch des Winters verkürzen sich die Ta-ge, es wird früher dunkel und die Mela-toninproduktion steigt an. Melatonin hat gemäss Studien eine «depressogene» Wir-kung. Das heisst: Wenn die Melatoninpro-duktion und deren Abbau in den frühen Morgenstunden nicht zeitig gestoppt wird, steigt die Gefahr für depressive Verstim-mungen. Und da die morgendliche Hellig-keit im Winter länger auf sich warten lässt und schneller wieder verschwindet als im Sommer, tritt in der kalten Jahreszeit häu-fig die sogenannte «Winterdepression» auf.

Gegen depressive Verstimmungen hilft das richtige Licht. Das beste Rezept ist das natürliche Sonnenlicht. Spaziergän-ge am frühen Morgen bringen nicht nur den Kreislauf, sondern auch das Gehirn in Schwung. Da sich die Sonne im Winter aber nicht immer von ihrer zuverlässigs-ten Seite zeigt, können dem Sonnenlicht nachempfundene, helle Lampen verwen-det werden. Bei der «Lichttherapie» expo-niert sich der Patient täglich gleich nach dem Aufstehen eine halbe Stunde lang ei-ner sehr hellen Lampe mit UV-Filter. In un-gefähr einem Meter Abstand wird er mit ei-ner Lichtstärke von etwa 10'000 Lux be-strahlt. Der Patient muss nicht direkt in die Lampe schauen; von Bedeutung ist nur, dass das Licht auf die Netzhaut fällt und die lichtempfindlichen Pigmente ordentlich wachrüttelt. Man kann dabei lesen, telefo-nieren, essen, sinnieren – Hauptsache, in der optimalen Nähe zur Lichtquelle.

Helles Licht führt also gewissermassen zu einem positiven Stimmungsum-schwung. Nach durchschnittlich vier Tagen Lichttherapie normalisieren sich die Stim-mung, der Schlaf und der Antrieb bei Men-schen mit Winterdepression. Die positive Wirkung stellt sich nicht nur beim Winter-schlaf im Kopf, sondern bei allen Depressi-onsarten ein, wenn auch nicht mit glei-chem Erfolg. Selbst bei gesunden Personen trägt die tägliche Lichtexposition erwiese-ner-massen zum Wohlbefinden bei.

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Gute Laune zum SelberbastelnDasselbe Prinzip kann auch beim Jetlag an-gewendet werden. Eine Reise über mehre-re Zeitzonen wirft den Körper aus seinem Rhythmus – plötzlich stimmen die Schlaf-zeiten, das Hungergefühl und die Lichtver-hältnisse nicht mehr mit dem gewohnten Tagesablauf überein. Tagsüber kippt man vor Müdigkeit fast aus den Latschen, nachts hätte man Lust, Sehenswürdigkeiten zu be-sichtigen. Und wenn morgens Frühstücks-flocken aufgetischt werden, ruft der Ma-gen stattdessen nach einem deftigen Ham-burger mit Pommes. Mindestens drei Tage dauert es, bis Körper und Umwelt wieder im Einklang sind. Beim Jetlag-Syndrom zeigen sich vor allem erhöhte Müdigkeit am Tag, Einschlaf- und Durchschlafproble-

me, reduzierte Leistungsfähigkeit, Übelkeit und schlechtes Allgemeinbefinden.

Wer einen längeren Flug in eine ande-re Zeitzone plant, kann sich mittels Licht-exposition auf die Zeitverschiebung vor-bereiten. Mit starkem Licht kann man den Körper schrittweise darauf trainieren, frü-her wach oder müde zu werden und so die Schlaf- und Wachzeiten im Vorfeld etwas nach vorn oder hinten verschieben. Eine Lichttherapielampe hilft dabei, den Kör-per langsam umzustellen. Im Handel muss man pro Gerät je nach Grösse mit einem Preis von 500 bis 2000 Franken rechnen. Mit der richtigen Anleitung und dem ent-sprechenden Werkzeug kann ein solches Gerät aber problemlos selber gebastelt wer-den (Link: siehe Kasten). Die Lampe kann

zuhause fix aufgestellt werden; im Hand-gepäck bei einem Transatlantik-Flug könn-te es allerdings schwierig werden. Mittler-weile bieten einige Fluggesellschaften auf Langstreckenflügen spezielle Kopfbede-ckungen mit eingebauten Lampen an, um dem Jetlag bereits während des Flugs ent-gegenzuwirken.

Wenn’s juckt und beisstDoch Licht kann noch viel mehr: Gezielt eingesetzt, verschafft es bei Hautkrank-heiten wie Neurodermitis oder Schuppen-flechte (Psoriasis) Linderung. Die Wirkung beruht auf den im Licht enthaltenen ultra-violetten Strahlen, die einen entzündungs-hemmenden und Juckreiz lindernden Ef-fekt haben. UV-Strahlen töten Bakterien

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Anne Cheseaux geb. 1967 I 1988 lic. oec HEC Lausanne I 1990 Hotel-fachschule Lausanne I 1994 dipl. Wirtschaftsprüferin I 1995–1997 Volks-bank und Credit Suisse Teamleiterin Workout I 1997–2000 Direktorin bei der Trefida-Gruppe I 2000–2004 GL-Mitglied SGH I seit 2004 selbständige Un-ternehmensberaterin CFB network, Swiss International Hotels I Präsidentin der Sektion Zürich der Treuhand-Kammer I passionierte Köchin und Weinkennerin I

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Das, was wir im Alltag schlicht als «licht» bezeichnen, ist die für den Menschen sichtbare elektromag-netische Strahlung zwischen 380 und 780 Nanometern Wellenlänge. Die Wahrnehmung der lichtstärke wird durch die Stäbchenzellen und die Farbwahrneh-mung durch die zapfenzellen in der Netzhaut er-möglicht. Das Sonnenlicht ist eng mit unseren lebens-gewohnheiten verknüpft. Sonnenlicht verhilft uns nicht nur zum Sehen, sondern nimmt Einfluss auf dasgemüt, die gesundheit und den Schlaf-Wach-Rhythmus.

Die Anleitung zum bau einer lichtexpositions-lampe findest du unter www.jean-puetz.net/images/tipps/download/hT_311.PDF

ab, die auf der Haut Entzündungsprozesse auslösen und in Gang halten.

Der Patient begibt sich in eine Kabi-ne und wird je nach Krankheit lokal oder ganzflächig mit einer vorab bestimmten Mi-schung aus UV-A- und UV-B-Strahlen be-strahlt. Die Augen müssen als Schutz vor Strahlenschäden mit einer UV-Brille abge-deckt sein, ebenso beim Mann die Genita-lien. Regelmässig angewandt können die Entzündungsherde auf der Haut schon nach wenigen Behandlungen eingedämmt wer-den. Die positive Wirkung von UV-Strah-len auf schlecht heilende Wunden, Akne und allerlei Hautleiden ist seit 2000 Jahren bekannt.

Blau zum LernenLicht – so lautet auch der Tipp für jene Stu-dierenden, die am Morgen partout nicht aus dem Bett kommen. Wer im dunklen Zimmer kaum ein Auge aufbringt, dem verspricht ein sogenannter «Lichtwecker» Besserung. Die Lampe springt bis zu 30 Mi-nuten vor der eingegebenen Weckzeit an und nimmt langsam an Helligkeit zu. So werden sommerliche Lichtbedingungen simuliert. Während draussen noch tiefs-te Nacht herrscht, findet im Schlafzimmer der Sonnenaufgang aus der Steckdose statt. Das «Wake Up Light» weist jedoch nur 300 Lux auf – das reicht, um aufzuwachen, aber wahrscheinlich nicht, um wirklich wach zu werden. Für Morgenmuffel, die sich auch durch Licht nicht beeindrucken lassen, ist im Lichtwecker auch ein Radio eingebaut – sicher ist sicher. Die Geräte gibt es für rund 230 Franken zu kaufen.

Ein weiterer Lichttipp für Studis besteht in der richtigen Lichtfarbe: blau. Die Farbe des Lichtes, respektive dessen «Tempera-tur», wird in der Masseinheit Kelvin gemes-sen. Tageslicht hat eine Farbtemperatur von rund 5'600 Kelvin. Forscher an der Univer-sität Surrey in der Nähe von London haben herausgefunden, dass die Leistungsfähig-keit und die Konzentration bei bläulichem Licht (17'000 Kelvin) am besten ist. Studie-rende sollten in einer Lichtumgebung ler-nen, die im Spektrum hohe Blauanteile ent-hält. Mit dem richtigen Licht fällt also nicht nur das Munterwerden am Morgen, son-dern auch das Lernen leichter. rText bar-bara Ritter, bilder Tamara Widmer

Sonnenlicht taktet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche.

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LICHT INS DUNKLE

Es scheint, dass Adoptionen «in» sind – man denke nur an Brad Pitt, Madonna und so weiter…Diese Stars, die Kinder adoptieren, das fin-de ich katastrophal.

Weil die Kinder zu Publicity-Instrumenten werden?Ja, das auch. Aber vor allem, weil die manch-mal so viele Kinder haben, sechs, sieben. Die Eltern können niemals dermassen viel Zuwendung aufbringen. Noch ungünstiger ist es vor allem dann, wenn die Eltern auch noch leibliche Kinder haben.

Manche Länder, wie beispielsweise Mali, er-lauben gar keine Adoption, wenn die kan-didierenden Adoptiveltern bereits eigene Kinder haben. Würdest du selbst Kinder adoptieren? Nein. Am meisten stört mich, dass mir oft Menschen begegnen, die diesbezüglich ei-ne vorgefertigte Meinung haben. Natürlich überwiegt das Positive bei einer Adopti-on, aber man darf die Augen nicht vor den Schattenseiten verschliessen. Und diese sind mannigfach: Adoptierte haben, gerade wenn sie asiatischer oder afrikanischer Her-kunft sind, permanent die «Ich bin anders»-Etikette auf der Stirn. Im Kindergarten, in der Schule, an der Uni, im Ausgang, bei der Arbeit – immer und überall. Sie werden häufig und ungeniert auf ihre Andersartig-keit angesprochen und kämpfen vor allem, aber nicht nur, während der Pubertät mit Identitätsfindung oder Zugehörigkeitsge-fühlen. Klar, das tut weh. Besonders, wenn es schon in der Primarschule mit «Schoko-bohne» anfängt.

Wobei dabei nicht primär die Adoption das Problem ist, sondern das rassistische Ver-halten der Gesellschaft. Was gehört weiter zu den Schattenseiten einer Adoption?

Wenn der biologische Ursprung, die «Wie-ge», eine unbekannte Variable in der Ver-gangenheit (und somit der Persönlichkeit) ist – wird man dann von einem inneren In-stinkt angetrieben, dieses Teil im Puzzle zu finden? Der Zwiespalt: Der Ursprung liegt zwar im «Dunklen», doch alles, was danach kommt, fühlt sich vertraut an – das Zuhau-se, das «wahre» Leben, die Umgebung, in der man aufwächst. Ist es nicht verständlich, dass kein Anreiz bestehen mag, das Dunkle zu erforschen? Wozu auch? Was für einen Vorteil erhofft man sich daraus? Was, wenn das Unbekannte unbekannt bleiben darf und soll? Wozu Licht in etwas bringen, das nur aufwühlt, längst vergangen ist und wor-an man sich sowieso nicht erinnern kann?

Die dunkle Haut fällt aufTimo ist noch ein Baby, als ihn die in der Nordwestschweiz lebenden Eltern adoptie-ren. Sechs Monate zuvor hatte er das Licht der Welt erblickt. Er ist das zweite von vier Kindern, welche das Schweizer Paar zu sich holt. Alle stammen aus verschiedenen Län-dern. Was sie gemeinsam haben: Sie alle fal-len auf in dem Agglomerationsdorf. Ja, Ti-mo fällt auf, als einziger Junge mit dunkler Haut, als wir zusammen 1987 unseren ersten Kindergartentag erleben.

ES GIBT MENSCHEN, DIE IHRE LEIBLICHEN ELTERN NICHT KENNEN. STUDIvERSUM SPRACH MIT EINEM 27-jäHRIGEN ADOPTIER-TEN SCHWEIZER, DESSEN BIOLOGISCHEN ELTERN AUS INDONESIEN STAMMEN. üBER DEREN vERBLEIB WEISS ER KAUM ETWAS. WILL ER LICHT INS DUNKLE BRINGEN?

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LICHT INS DUNKLE

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Was man als Adoptiveltern in den Sieb-zigern und Achtzigern nicht wissen konn-te, ist die Tatsache, dass heutzutage mehr Rassismus grassiert, und dass dies das Le-ben für ein ausländisches Kind erschwert. Aber auch ganz grundsätzlich gibt’s Prob-leme. Letztlich ist es doch so, dass man da-mit in die Bestimmung eines Menschen ein-greift.

Glaubst du nicht, dass du dank der Adop-tion in der Schweiz ein «besseres» oder «glücklicheres» Leben hast?Daran zweifle ich eben. Schliesslich würde ich ja dort dieses Leben hier nicht kennen, hätte andere Erfahrungen gemacht, wäre ge-nauso «meinen Weg» gegangen. Vielleicht unter anderen Bedingungen, in einer ande-ren Form, aber ob schlechter oder besser?

Und wie ist es mit der Neugierde? Willst du nicht nachforschen und aufdecken, woher du kommst?Ein bisschen etwas weiss ich schon. Aber nein, ich habe nicht das Bedürfnis, mehr zu wissen. Es tangiert mich schlichtweg nicht gross, andere Dinge in meinem Leben be-schäftigen mich mehr. Es lässt sich viel-leicht damit vergleichen, wenn Nichtadop-tierte sich mit Ahnenforschung beschäfti-gen würden.

Klar, es gibt da schon einige Dokumen-te, die den ganzen Adoptionsprozess do-kumentieren würden. Den Ordner bei uns zuhause habe ich mir sehr spät mal ange-sehen, erst nach zwanzig, und viel konnte ich da auch nicht erfahren. Von meinen bio-logischen Eltern weiss ich eigentlich nur, dass meine leibliche Mutter kein Geld ge-habt und mein Vater sich aus dem Staub ge-macht hat.

Heutzutage unterliegen Adoptionen stren-gen, internationalen Reglementen. Mass-gebend ist dabei das Haager Adoptions-übereinkommen, das standardisierte Vor-

gehensweisen beider involvierter Länder festsetzt und unter anderem Kinderhandel, wie er beispielsweise in Guatemala verbrei-tet ist, bekämpft.Es ist schon auch fragwürdig, wie die Be-hörden den Bürger, also die Adoptiveltern, durchleuchten und kontrollieren dürfen. Alles muss gezeigt werden: Sie kommen zu dir nach Hause, wollen sehen, wie du lebst und über deine Finanzen Bescheid wissen. Bei «normalen» Familien passiert ja so was überhaupt nicht, keiner fragt, keiner mischt sich ein.

Bisher gilt das Mindestalter von 35 Jahren für einen Adoptionsantrag. Im April 2009 liess der Bundesrat allerdings verlauten, dass er eine Senkung auf 30 Jahre anstrebe.Fest steht auf jeden Fall, dass man für eine Adoptionskandidatur ein gewisses Alter und eine bestimmte Reife braucht.

Bist du schon einmal in Indonesien gewe-sen?Ja, schon oft. Meine Familie hat immer ei-nen starken Bezug zu diesem Land gehabt. Ich habe mir auch vorgenommen, Indone-sisch zu lernen – alleine schon, um ein we-nig mit den Leuten zu kommunizieren, wenn sie mich ansprechen.

Die auf dem Gebiet der Adoption erfah-rene Fachpsychologin für Psychotherapie und Kinder- und Jugendpsychologie And-rea Schedle gibt Kurse für (künftige) Adop-tiveltern, um sie auf die Tücken einer Adop-tion vorzubereiten. Es käme dabei auch vor, dass Kursteilnehmer sich erst dadurch ge-wisser Problematiken bewusst werden und dann von dem Vorhaben ganz ablassen.

«Adoptiveltern haben meist einen lan-gen (Leidens-)Weg hinter sich, bis sie ei-ne Familie gründen können. Deshalb stel-len sie zum Teil hohe Erwartungen an ihre Kinder und an ein harmonisches Familien-leben», so Andrea Schedle. Andererseits sehe sie auch, dass Adoptiveltern «offener und selbstkritischer gegenüber Erziehungs-fragen sowie eher bereit sind, sich bei Fach-personen Rat zu holen». Ausserdem stellt sie fest: «Adoptionskinder gehören im Ver-gleich zur Durchschnittsbevölkerung einer höheren Bildungsschicht an und erbringen gute schulische Leistungen.»

Eine grosse Aufgabe für Kind und ElternRatgeber und Psychologen weisen immer wieder darauf hin, dass die Konsequenz-en einer Adoption nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern nicht zu unter-

«Adoptionskinder gehören im Vergleich zur Durchschnitts-bevölkerung einer höheren Bildungsschicht an und erbringen gute schulische Leistungen.»

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schätzen seien. Andrea Schedle sagt: «Heu-te wird den Adoptiveltern empfohlen, dem Kind bereits kurz nach der Ankunft mit-zuteilen, dass sie es adoptiert haben und dass es nicht im Bauch der Adoptivmutter gewachsen ist.» Obwohl das Kind die Bot-schaft kognitiv noch nicht versteht, entste-he dadurch ein natürlicher und offener Um-gang mit diesem Thema. Kinder haben das Recht, zu erfahren, von wem sie abstam-men.

Auch bei «weissen» Kindern, die den Adoptiveltern vielleicht sogar ähnlich seh-en, wird nicht empfohlen, die Tatsache der Adoption zu verheimlichen. Sonst wird die Eltern-Kind-Beziehung auf einer Lü-ge aufgebaut, und dieser Vertrauensbruch kann sich rächen. Bei Lügengebilden spü-ren Kinder, dass etwas nicht stimmt. Weil sie dies aber nicht deuten können, nehmen sie es meist auf sich und denken: «Mit mir muss etwas nicht stimmen.» Diese Irritati-onen im Selbstwertgefühl können sowohl für das Kind als auch für die Eltern belas-tend werden. rText katharina kuhn, bild Tamara Widmer

zAhlEN UND FAkTENDie Anzahl Adoptionen ist seit 1998 um fast die hälfte gesunken: Im Jahr 2008 gab es 575 Adoptionen. ziem-lich konstant geblieben ist das Verhältnis zwischen den aus dem Ausland adoptierten kindern und jenen, die aus der Schweiz stammen. zu berücksichtigen ist jedoch, dass bei der gruppe der aus der Schweiz stammenden Adoptivkinder auch jene mitgezählt wer-den, die beispielsweise von ihrem Stiefvater oder ihrer Stiefmutter adoptiert werden.Auffallend ist, dass seit 2004 die zahl der adoptierten kinder aus Afrika steigt, während jene für Amerika, Asien und Europa (ohne Schweiz) sinkt. Im Jahr 2008 stammten die meisten afrikanischen Adoptiv-kinder aus äthiopien, asiatische aus Thailand und amerikanische aus kolumbien. Weitere Infos unter www.adoption.ch.

AkTUEllDas komitee Familienchancen.ch sammelt momentan in einer Petition Stimmen für das Adoptionsrecht für Paare in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften: «Der heutige Ausschluss von Personen in eingetragener Partnerschaft von Adoptionen, eingeschlossen Stief-kindadoption, geht vor allem zulasten der kinder.» Weitere Infos unter www.familienchancen.ch.

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vier Beleuchtungsmeister und sechs Perso-nen am Stellwerk, dem zentralen Steue-rungscomputer der Lichtanlage. Viele von ihnen kommen aus dem handwerklichen Bereich: Eine Lehre als Elektriker sei eine gute Voraussetzung für den Job, denn soli-de technische Kenntnisse müsse man hier schon mitbringen, so Ginster Eheberg. Hin-zu komme die Bereitschaft, unregelmässi-ge Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen: «Früh- und Spätschichten sowie Wochenendarbeit gehören für die Beleuchter zur Routine und garantierte Wochenenden gibt es kaum, da immer wieder Situationen auftreten kön-nen, in denen man für einander einspringen muss.» Abgerundet wird das Profil durch künstlerisches Interesse und allfällige Vor-erfahrungen im Theaterbereich. Während es in Deutschland eine Ausbildung zum Beleuchtungsmeister gibt, ist diese in der Schweiz erst im Aufbau.

Theaterlicht...Die ganze Lichtanlage umfasst bei einer durchschnittlichen Aufführung etwa 100 Scheinwerfer, die auf mehreren Ebenen, so genannten «Stationen», angebracht sind und jeden Winkel der Bühne ausleuch-ten können. Während eines Gangs durch den Backstage-Bereich des Schauspielhau-ses werden die Dimensionen der Anlage erst offensichtlich. Ganze Räume sind mit Leuchtkörpern und -folien gefüllt. Jede Far-be ist fein säuberlich archiviert und schon nach kurzer Zeit kennen die neuen Mitglie-der des Teams die Nummern jedes einzel-nen Farbtons. Scheinwerfer verschiedens-ter Grösse und Bauart werden hier genau-so gelagert wie Sicherungsseile, Scharniere, Schrauben und Montageteile. «Die Siche-rung ist sehr wichtig. Es gibt dazu beson-dere Vorschriften, denn wir arbeiten unter schwebenden Lasten», sagt Ginster Eheberg und zeigt eine Sicherungsschlaufe.

... oder Lichttheater?Das Beleuchtungsteam arbeitet eng mit anderen Bereichen des Hauses zusam-men, schliesslich sollte das Licht mit dem

HELLE KöPFE

Es gibt Menschen, die sich jeden Tag mit Licht beschäftigen und das nicht aus ei-ner pseudowissenschaftlichen oder päda-gogischen Perspektive, sondern als Hand-werk und Beruf. Es sind helle Köpfchen: Den Nobelpreis für Physik erhielten dieses Jahr drei Forscher, deren Arbeiten wesent-lich zur Erfindung der Digitalkamera und zur Verbreitung von Glasfaserkabeln bei-getragen haben. Willard Boyle und Geor-ge Smith, zwei ehemalige Mitarbeiter der Bell Labs, entwickelten einen Speicher-chip, der sich im Nachhinein als hervorra-gender Bildsensor herausgestellt hat. Als-bald begann die Kommerzialisierung und Weiterentwicklung der Technologie und heute ist die Digitalfotografie aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken.

Aber nicht nur im wissenschaftlichen Bereich, sondern auch in der Kunst spielt das Licht eine nicht zu unterschätzen-de Rolle. Sei es im Kino, im Theater, beim Rockkonzert oder im House-Club, überall wird damit Stimmung erzeugt. Oft sind wir uns gar nicht bewusst, wie komplex und wohlabgestimmt diese Designs sind.

Ginster Eheberg arbeitet als Lichtdesi-gnerin im Schauspielhaus Zürich (Pfauen). Rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter sind unter der Leitung von Rainer Küng im Beleuchtungsteam beschäftigt, darunter

GOOGELT MAN NACH «LICHTBERUFEN», SO STöSST MAN ALS ERSTES AUF – SAGENWIR MAL – SPEZIELLE AUSBILDUNGSAN-GEBOTE AUS DEM METAPHySISCH-PSyCHO-LOGISCHEN BEREICH: LICHTKOSMETIKER, ERDHEILER UND BIOENERGIE-THERAPEUTEN. SO SIEHT ALSO DIE PROFESSIONELLE ERLEUCHTUNG AUS? NACH EINER GRüND-LICHEREN SUCHE ERGIBT SICH EIN ANDERES BILD.

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HELLE KöPFE

Bühnenbild, der Regie und den Kostümen der Schauspieler zusammenpassen, um ein stimmiges Ganzes zu ergeben. Je nach Lichtfarbe können so verschiedene theatra-lische Stimmungen erzeugt werden: Blau-töne werden beispielsweise bei melancho-lischen Szenen gebraucht. «Und wenn es total trist und ungemütlich werden muss, kommen leicht grünliche Farben zur An-wendung.»

Die Beleuchtung läuft in sogenannten Cues ab, die am Computer programmiert werden. Darunter kann man sich Licht-stimmungen oder -bilder vorstellen. Wäh-rend der Aufführung fährt der Stellwerker die Cues ab und kontrolliert auf vier oder fünf Monitoren den reibungslosen Ablauf.

Wozu der ganze Aufwand, wenn man be-denkt, dass dem Publikum die Beleuchtung gar nicht richtig bewusst ist? «Es gibt sehr wenig Feedback vom Publikum und auch in Theaterkritiken wird die Beleuchtung kaum erwähnt. Einzig bei ausgefallenen Designs kommt sie ab und an zur Sprache», erläutert Ginster Eheberg und bringt ein Beispiel: Bei «Martin Salander», der Eröffnungspremie-re der Direktion von Barbara Frey im Pfau-en, wurden die ersten 40 Minuten in einer Art schwarz/weiss gespielt. Eine Radiokri-tik ging darauf ein und sah in dieser Gestal-tung ein Sinnbild für den Neuanfang unter Barbara Frey. Eine solche Berichterstattung stellt aber eher die Ausnahme als die Regel dar, denn mit der Beleuchtung im Theater

"Es gibt viele Lichtsünden, zum Beispiel in Discount-Supermärkten."

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ist es wie mit so vielem anderen: Erst wenn etwas schief geht, bemerkt man es. Pannen gäbe es aber relativ selten. Und meist kön-nen sie mit Improvisation und Spontaneität kaschiert werden. Mit ihrer Rolle im Schat-ten der Schauspieler und Regisseure kann die Lichtdesignerin gut leben. «Es ist Teil meines Berufes, die Illusion perfekt zu ma-chen. Durch das Licht soll die Arbeit der Schauspieler in den Vordergrund gerückt werden. Wir sind nur ein unterstützendes Element.»

LichtsündenEinen etwas anderen Zugang zum Thema Licht hat Thomas Schoch. Er ist der Grün-der von «Lichtblick», einem Büro, das sich der Lichtplanung und -beratung verschrie-ben hat und fünf Mitarbeitende beschäf-tigt. Oft sind es öffentliche und repräsenta-tive Orte wie Bars, Restaurants, Bankfilialen oder Schwimmbäder, die eine ausgeklügelte Beleuchtung erfordern. Die Gestaltung um-fasst alle Arbeitsschritte vom ersten groben Entwurf, der mit sogenannten Grauzeich-nungen dargestellt wird, über die Planungs-phase, die sowohl Computerzeichnungen als auch Datenblätter enthält, bis hin zur Auswahl der Leuchten und Lampen und der nachträglichen Kontrolle.

Lichtblick war beispielsweise bei der Lichtplanung eines Massnahmenzentrums involviert. Bei so einem Projekt geht es zum einen darum, die Ansprüche und Vorgaben der Justiz und des Architekten zu erfüllen. Zum anderen soll die Würde der Gefange-nen bewahrt und eine Atmosphäre der Si-cherheit und Transparenz geschaffen wer-den. Nicht erwünscht sind zum Beispiel Schatten in der Schleuse der Gefängnis-türen oder zu grelle, blendende Leuchten. Dieser Balanceakt zwischen den verschie-

denen Ansprüchen sei zwar nicht immer einfach, mache aber auch den Reiz des Be-rufs aus, so Thomas Schoch.

Lichtdesigner lässt sich in der Schweiz nur in einem Nachdiplomkurs erlernen und die Leute, die sich dort einschreiben, reichen von Elektrikern bis hin zu Archi-tekten und in der Beleuchtungsindustrie Beschäftigten. «In den letzten Jahren hat sich der Markt für professionelles Lichtde-sign vergrössert. Trotzdem gibt es noch vie-le Lichtsünden», schildert Thomas Schoch die aktuelle Situation. Vor allem wenn die ästhetische Komponente nicht im Mittel-punkt steht, sei die Beleuchtung häufig ein vernachlässigter Faktor. Als Beispiel kön-nen Discount-Supermärkte genannt wer-den. Grundsätzlich spielt das psychologi-sche Element eine nicht zu unterschätzen-de Rolle, denn das Lichtdesign beeinflusst oft ganz unbewusst unser Wohlbefinden in geschlossenen Räumen. Thomas Schoch zeigt Beispiele, wie durch den Wurf des Lichts Dinge inszeniert und in den Vor-dergrund oder Hintergrund gerückt wer-den können: Es entstehen Lichtinseln, die den Raum sichtbar strukturieren und span-nende Stimmungen erzeugen. In einer Bou-tique zum Beispiel könnte so eine Gestal-tung die Aufmerksamkeit der Kunden ge-zielt auf bestimmte Produkte lenken.

HallenstadionEin weiterer heller Kopf: Jan Eschlimann von der Habegger AG, die fürs Event-Engi-neering im Hallenstadion zuständig ist. Er koordiniert den reibungslosen Ablauf der Konzerte und Sportveranstaltungen und ist technischer Ansprechpartner für die Kon-zertagenturen. Pro Jahr werden 160 bis 180 Events im Hallenstadion abgehalten, da komme mit der Zeit schon so etwas wie ei-

ne Abstumpfung und Überflutung auf, sagt Jan Eschlimann. Trotzdem ist er immer wie-der begeistert von den spektakulären Licht-shows. Ein persönliches Highlight sei das Konzert von Depeche Mode gewesen und auch die Show von Elton John übertraf in ihrer Aufwändigkeit die Massstäbe eines konventionellen Grosskonzerts.

Im Gegensatz zum Schauspielhaus, wo dem Licht eine primär unterstützende Funktion zukommt, steht die visuelle Un-termalung mit komplexen Licht- und Vi-deoshows im Hallenstadion häufig im Fo-kus des Interesses. Die Zuschauer wol-len etwas für ihr Geld geboten bekommen und das Licht ist ein wichtiger Teil des En-tertainments. Über die Lichtdramaturgie kann bewusst mit den Erwartungen und Wahrnehmungen des Publikums gespielt werden. Während am Anfang des Kon-zerts noch relativ zurückhaltend mit Effek-ten umgegangen wird, kommt in den letz-ten 20 bis 30 Minuten ein buchstäbliches Feuerwerk von Spielereien zum Zug. Nach dem Event schliesst man dann vom Finish auf den ganzen Abend und behält diesen in bester Erinnerung. «Eine Party ohne Licht nimmt man gar nicht richtig wahr», fasst Jan Eschlimann zusammen.

Auch im Hallenstadion ist die Beleuch-tung hochgradig automatisiert. Fast alle Roadcrews haben ihre vorgefertigten Cues in den Computer programmiert und las-sen diese während der Show einfach lau-fen. Nur noch bei wenigen Bands sorgt ein Lichtregisseur manuell für den punktge-nauen Einsatz der Cues. Jan Eschlimann streicht heraus, dass die Qualität der Licht-show in letzterem Fall deutlich besser sei... Diesen Luxus leisten sich aber nur noch wenige. rText christoph lutz, bilder Se-lin bourquin

Weitere Infos zum Nachdiplomkurs in lichtdesign findest du unter www.berufsberatung.ch, Stichwort «lichtdesigner/in Slg».

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jUGENDTRAUM: MöNCH SEIN

ner Schularbeit über den Vatikan entdeck-te Leo, dass die katholische Kirche all sei-ne Interessen vereinigt. Obwohl er erst 15 war und bis dahin nicht sonderlich religi-ös erzogen wurde, stieg sein Interesse für die Kirche und für das Klosterleben. Da-bei zeigte sich das Kloster Fischingen ge-genüber seiner Neugierde sehr offen und schickte ihm umfassendes Informations-material zu.

Am Anfang stand ein JugendtraumDurch einige mehrtägige Besuche konn-te Bruder Leo Klosterluft schnuppern. Da-durch entwickelte sich mit der Zeit eine tiefe Bindung zum Ort und zum Kloster Fischingen. «Ich begann, meine Sommer-ferien im Kloster Fischingen zu verbrin-gen. Gegen Ende meiner Lehrzeit als tech-nischer Modellbauer kam es oft vor, dass ich jeweils am Freitagabend mit dem Ve-lo nach Fischingen gefahren bin und sonn-tags wieder zurück.» Das Kloster wurde im Laufe mehrerer Jahre zu einer Art zweitem Zuhause für den heute 44-jährigen Bene-diktinermönch. «Der Eintritt ins Kloster war für mich nicht die Folge einer plötzli-chen Eingebung oder einer Erleuchtung. Es war ein langsamer, aber stetiger Pro-zess.» Ein Prozess, an dessen Anfang ein Jugendtraum stand.

Dass dieser Traum auch schon zu sei-ner Jugendzeit, Anfang der 80er-Jahre, eher ungewöhnlich war, ist sich Bruder Leo vollkommen bewusst. «Mein Umfeld hielt die Faszination für das Klosterleben anfangs für eine Flause, die ich mir in den Kopf gesetzt hatte. Aber als sie dann all-mählich feststellten, dass es mir ernst war, kam plötzlich starkes Interesse auf.» Die Eltern, die ihn in seinem Vorhaben, wie er erklärt, nie sonderlich gefördert, aber auch nicht daran gehindert haben, seien heu-te sogar richtig stolz auf ihn. «Kein einzi-

Am Rande eines beschaulichen Thurgau-er Dorfes, mitten im sogenannten «Tan-nenzapfenland», befindet sich das Kloster Fischingen. Der quadratisch angeordne-te Barock- und Rokokobau, der die Land-schaft der Umgebung zwar überragt, dar-in aber dennoch harmonisch eingebettet ist, zeigt sich dem Besucher in makello-sem Glanz. Kein Wunder, denn es ist Tag der offenen Tür im Kloster Fischingen. In den Gängen und im Speisesaal herrscht re-ges Treiben. Bruder Leo Gauch, den wir in der Klosterkirche antreffen, hat gerade ei-ne Führung mit einer Besuchergruppe be-endet und führt uns in ein wunderschönes, mit Wandverzierungen und Malereien ge-schmücktes Zimmer. Als Gästebegleiter des Bildungshauses, ein in den Kloster-räumlichkeiten untergebrachtes Seminar-hotel, sei er viel beschäftigt, erklärt er.

Das Klosterleben sei für ihn eine Art Lebenstraum gewesen, beginnt Bruder Leo zu erzählen. «Ich hatte schon als junger Bursche festgestellt, dass sich meine Inte-ressen von jenen meiner Schulkameraden unterscheiden. Mich interessierten Din-ge wie klassische Musik, Malerei oder alte Baukunst. Von Motorrädern und Popmu-sik hatte ich keine Ahnung.» Während ei-

MIT 21 jAHREN ENTSCHIED SICH LEO GAUCH FüR EIN ENTHALTSAMES LEBEN ALSBENEDIKTINERMöNCH. DEN ENTSCHLUSS FASSTE ER NICHT NACH EINER PLöTZLICHENERLEUCHTUNG, SONDERN NACH EINEM LANGANDAUERNDEN ANNäHERUNGSPRO-ZESS. STUDIvERSUM HAT BRUDER LEO IM KLOSTER FISCHINGEN BESUCHT.

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ger Kontakt zu Verwandten oder Freunden ist in all den Jahren wegen meines Kloster-lebens abgebrochen. Für viele bin ich eine Art Fixpunkt. Sie wissen, wo sie mich fin-den und dass ich für sie da bin.»

Als Legastheniker blieb Bruder Leo der Besuch eines Gymnasiums, um später Theologie studieren zu können, verwehrt. Deshalb zog er auch gar nie in Betracht, Pfarrer zu werden: «Ich war schon immer eher handwerklich begabt und konnte da-mit mein Können im Kloster einbringen.» Allerdings musste Bruder Leo zunächst die Entscheidung fällen, welchem klöster-lichen Orden er beitreten würde. «Genau wie bei den Menschen haben auch die ver-schiedenen Orden unterschiedliche Cha-rakteren. Die Benediktiner sind Ordens-brüder, die gern einen Ort als Heimat und Konstante einnehmen und nicht viel her-umreisen. Das entspricht am ehesten mei-nem Charakter.»

Das 1138 gegründete Kloster Fischingen wurde einige Jahre nach der erzwungenen Aufhebung 1848 durch den katholischen Männerverein St. Iddazell erworben. Die-ser errichtete später ein Kinderheim auf dem Gelände. Das Benediktinerkloster En-gelberg sandte zwei Ordensbrüder, um das Kinderheim und die später angegliederte Sekundarschule zu führen. Nachdem im-mer mehr Brüder nach Fischingen kamen und 1973 das Errichten von Klöstern ge-setzlich wieder erlaubt war, wurde 1977 der Benediktinerkonvent Fischingen neu ge-gründet.

Die Gäste schlafen in MönchszellenNach vielen Jahren in der Klosterschrei-nerei ist Bruder Leo heute für die Gäste-betreuung im Seminarhotel zuständig. Er empfängt die Besucher, die in bewusst spärlich gehaltenen, ehemaligen Mönchs-zellen übernachten, bei deren Ankunft und macht fast täglich Führungen. Am Wo-chenende hilft er im Büro aus. Noch immer ist das Kloster im Besitz des Vereins St. Id-dazell. Die Ordensbrüder sind demnach Angestellte des Vereins und erhalten Lohn und geniessen Wohnrecht. In der Biblio-thek finden regelmässig Konzerte statt und die Klostertöpferei verfügt über eine stän-dige künstlerische Ausstellung.

Nach dem langen Annäherungsprozess fiel Leo die Entscheidung, in diese Welt

einzutreten, leicht. «Bereut habe ich mei-nen Entschluss nie. Aber ein paar Jahre später gab es schon Momente, in denen ich mich fragte, ob ich am richtigen Ort bin.» Die Anfangsphase im Kloster war für Leo nicht besonders schwierig, da er die Mit-brüder schon länger kannte. Einzig das frü-he Aufstehen und die Kälte in der Kirche im Winter waren etwas gewöhnungsbe-dürftig. Schmunzelnd erzählt er: «Ich kann mich noch gut an eine Szene im Speise-saal erinnern. Ich wollte gerade für das Ge-bet aufstehen, als ich mit dem Fuss auf den

jUGENDTRAUM: MöNCH SEIN

Saum meiner noch fremden Mönchskut-te trat und kurz darauf auf dem Boden lag, ganz zur Erheiterung meiner Mitbrüder.»

Ein behütetes LebenDie Benediktiner sind kein Orden, der sich dem Leben in Armut verschreibt. Viel-mehr pflegen sie ein Leben der Güterge-meinschaft und des bewussten Umgangs mit Gütern. Es wird gekauft, was benötigt wird und nicht, was gerade der Mode ent-spricht. Gleichzeitig ist aber auch das Le-ben eines Benediktiners durch den Ver-

«Für mich als Mönch ist die Gottesbeziehung wie eine Liebesbeziehung.»

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zicht auf weltliche Dinge geprägt. Doch Bruder Leo relativiert: «Man stellt sich den Verzicht schwieriger vor, als er ist. Wenn ich zum Beispiel bei einer Familie zu Gast bin und sehe, wie glücklich sie sind, dann merke ich im Gespräch mit ihnen aber gleichzeitig, dass eben auch mein Leben durchaus seine Vorzüge hat.» Und: «Man muss auch sehen, dass das Klosterleben ein sehr behütetes Leben ist. Als Mönch hat man keine Existenzängste. Man braucht sich nicht darum zu sorgen, eine Stelle zu finden oder die Miete bezahlen zu müs-sen.»

Ganz rational betrachtet hat das Kloster-leben also durchaus Vorteile. Bruder Leo muss sich nie Gedanken darüber machen, ob und wann es etwas zu essen gibt oder sei-ne Wäsche gewaschen wird. Diese Vorteile dienen jedoch vor allem einem Zweck: der intensiven Beziehung zu Gott. «Für mich als Mönch ist die Gottesbeziehung wie ei-ne Liebesbeziehung. Nach dem Kennenler-nen und dem Annähern kommt dann der Wunsch des Zusammenlebens. Hier im Kloster habe ich die nötige Nähe zu Gott und auch die nötige Zeit, mich ihm zu wid-men», erzählt Leo Gauch.

Gott wird’s schon richtenEin Problem, das beinahe alle Klöster in Europa kennen, ist der akute Nachwuchs-mangel. Mit 44 Jahren ist Leo der zweit-jüngste Bruder in Fischingen, und seit sei-nem Eintritt ins Kloster 1985 sind nur we-nige nach ihm dazugestossen. Zwar weist Leo darauf hin, dass der Benediktineror-den weltweit ein wachsender Orden ist, gibt aber zu, dass in Europa die Mitglieder-zahlen nicht überall zufriedenstellend sind. «Die Klostergemeinschaften haben in der Vergangenheit vielleicht den Fehler gemacht, dass sie sich zu sehr verschlos-sen haben.» Viele Klöster leiden unter feh-lendem, vor allem jüngerem, Nachwuchs, während gleichzeitig die meisten Brüder in höherem Alter sind. Das Kloster Fi-schingen selbst konnte die Zahl seiner Mitglieder seit der Wiedererrichtung sta-bil halten. «Ich vertraue bei diesem Thema auf göttliche Vorsehung. Wenn ich schon von einer intensiven Gottesbeziehung spreche, dann traue ich diesem Gott auch einiges zu.»z

Bruder Leo denkt beim Thema Mitglie-dermangel über alternative Formen des Mönchlebens nach. So könnte er sich mit Verweis auf den Buddhismus durchaus vorstellen, dass ein befristetes Leben in ei-nem Kloster als eine Art Lebensschule auch für jüngere Leute interessant sein könnte. Ein Klosterleben vermittelt nicht nur religiöse Aspekte, sondern lehrt bei-spielsweise auch Sozialkompetenz: «Ein solches Modell könnte dazu führen, dass auch ein Klosterleben auf Lebenszeit wie-der attraktiver wird. Zudem ist dieses Mo-dell durchaus vereinbar mit den Regeln des heiligen Benedikts.» Welche Voraus-setzungen muss ein Aufnahmekandidat denn mitbringen? «Man muss vorher nicht unbedingt religiös gewesen sein. Aber man muss gewillt sein, Gott zu suchen und mit ihm zu leben», antwortet Bruder Leo. rText Mauro landolt, bilder Selin bour-quin

Das kloster Fischingen im kanton Thurgau bietet als bildungshaus, eine Art Seminarhotel, die Möglich-keit für kurse, Seminare, Tagungen und Versamm-lungen in einer einmaligen Umgebung. Wer sich fürdas klösterliche leben interessiert, ist bei den benediktinern jederzeit willkommen. Auch das ken-nenlernen des klosters durch einen befristeten Schnupperaufenthalt ist möglich. Weitere Infos unter www.klosterfischingen.ch.

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Sechs Jahre Studium, sechs Jahre die grü-nen Gesetzbücher, sechs Jahre Schweiss und Stress – Bürden, die nicht nur Jus-Stu-denten tragen müssen. Franz Müller, der an-onym bleiben möchte und dessen Name ge-ändert wurde, war Student der Rechtswis-senschaften an der Uni Zürich und auch er trug seine Last, lernte fleissig, streckte den Arm in Vorlesungen auf und war oft in der

Bibliothek anzutreffen. Sechs Jahre später steht er ohne Abschluss da. Für das Lizen-ziat II fehlen ihm 1.5 Punkte. Darf so etwas passieren? Kann es sein, dass man sechs Jah-re studiert und dann keinen Abschluss be-kommt?

Die Panne beim Liz IFranz Müller wollte Diplomat werden. 2002 begann er sein Jus-Studium an der Univer-sität Zürich. Die Liz I Prüfungen bestand er beim ersten Anlauf trotz 4.2 Schnitt nicht. Es fehlte ein Punkt: Bei einer Prüfungsauf-gabe in Römisch Recht setzte er keinen Titel und so bekam er für die mehrseitige Falllö-sung keinen einzigen Punkt. Mitstudieren-de und Juristen hätten ihm bei dieser Auf-gabe mehrere Punkte gegeben. Franz Mül-ler wandte sich an den Leiter der Stabsstelle des Dekanats, Matthias Stutz. Dieser mein-te, er solle sich auf die Nachprüfung einstel-len und im Übrigen würden sie Studieren-de sogar wegen nur eines halben Punktes durch die Wiederholungsprüfungen im Liz II fallen lassen.

Wolfgang Ernst, Professor für Römi-sches Recht, musste über seine Entschei-

abge-lehnt«IN MEINEM lEbENS-lAUF STEhT: REchTS-WISSENSchAFTEN – ohNE AbSchlUSS.» NAch SEchS JAhREN STUDIUM FällT FRANz MüllER DURch DIE SchlUSSPRü-FUNgEN. WIE kANN ES SoWEIT koMMEN?

Die Statistik auf der Webseite der Juristischen Fakultät belegt, dass im herbstsemester 2008 rund 20 Prozent der Studierenden die erste liz-II-Prüfung nicht bestan-den haben. beim zweiten Anlauf bestanden über 30 Prozent die wiederholte Prüfung nicht – somit stehen 13 Studierende ohne Abschluss da. Weitere Infos unter www.ius.uzh.ch/studium/liz/pruefungen/lizII/ergebnisse.html

Die Juristische Fakultät der Universität braucht dringend eine unabhängige Rekursinstanz, die inhaltliche Fragen klärt. Ansonsten sind die Studierenden dem Er-messenspielraum der Professoren ausgeliefert.

dung erst einmal schlafen. Seine Antwort kam mit B-Post an die falsche Adresse: «(...) Wir haben uns entschieden, Ihnen hierzu keinen Punkt zu geben, was ohnehin sehr fragwürdig wäre (...) Ich hoffe, Ihnen damit gedient zu haben.»

Genickbruch beim Liz II Die Wiederholungsprüfungen bestand Franz Müller zwar, aber mit einem schlech-teren Notendurchschnitt als bei der ersten Prüfung. Bei den Liz II Prüfungen erging es ihm dann ähnlich wie beim Liz I: Er musste zu den Nachprüfungen antreten. Eine zer-mürbende Tortur, doch er biss sich weiter durch und lernte fleissig.

Für den Liz II Abschluss fehlen Franz Müller jetzt 1.5 Punkte. 1.5 Punkte, die aus-schlaggebend sind für bestanden oder nicht bestanden, für Jurist oder nicht Jurist – und damit für seine Zukunft. Liegt es im Inter-esse der Universität, dass ein Student nach diesem Aufwand derart knapp durch die Abschlussprüfungen fällt?

Ein Rekurs wird nur bei formellen Män-geln gewährt. Für die Fachrichtung Rechts-wissenschaft gibt es an der Universität Zü-rich keine Instanz, die inhaltliche Fehler überprüft. Einsichten in detaillierte Korrek-turen werden verwehrt. So gibt beispiels-weise Daniel Jositsch, Professor für Straf- und Strafprozessrecht, bei den Prüfungs-korrekturen nur eine Gesamtpunktzahl pro Tatbestand an, die Details über die genaue Punktverteilung sind nicht transparent.

Franz Müller ist kein Einzelfall. Im Herbstsemester 2008 beispielsweise sind 13 Studierende ein zweites Mal durch das Liz II gefallen. Wie kann man einen solchen Schlag einstecken? «Das Leben geht wei-ter», so Franz Müller.

Fest steht: Er ist kein Einzelfall. Vie-le Studenten stehen nach langem Studie-ren ohne Abschluss da. Sind es Zufälle, ein Versagen der Selektionsmassnahmen oder handelt es sich um Willkür? Zu bedenken ist: Studieren ist nicht nur für die Studenten teuer, sondern auch für den Staat. rText guy huracek, Illustration Melanie Imfeld

UNIPOLITIK

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Erkenntnissen der Kriminologie ist der ty-pische Gewaltkriminelle ein junger Mann mit mangelhafter Bildung und entspre-chend schlechten Berufsaussichten.»

Und der deutsche SPD-Politiker Thilo Sarrazin sagte dem Magazin «Lettre» kürz-lich, dass «eine grosse Zahl an Arabern und Türken» in Berlin «keine produktive Funk-tion, ausser für den Obst- und Gemüsehan-del» hätte – was fast so wirkt, als sei das Ver-sorgen der Menschen mit Gemüse keine wichtige wirtschaftliche und gesellschaft-liche Aufgabe.

Verhaltensauffällige Kinder aus gebil-deten FamilienFührt also mehr Bildung zu weniger gesell-schaftlichen Problemen? Wie schön wäre

Es gibt eine politische Forderung, die brei-te Unterstützung findet und kaum je in Zweifel gezogen wird. Die Sätze dazu lau-ten so: «Unser vielseitiges und hochwerti-ges Bildungsangebot ist das Öl und Gold der Schweiz.» (Christine Egerszegi-Obrist, FDP) – «Wir brauchen keine Mythen und keine Mauern um unser Land. Wir brau-chen mehr Bildung.» (Kathy Ricklin, CVP) – «Bildung ist unser wichtigster Rohstoff.» (Jacqueline Fehr, SPS) – «Wohlstand für al-le heisst heute und morgen: Bildung für al-le.» (Angela Merkel, CDU).

Mangelnde Bildung wird mit Proble-men verknüpft. So äusserte sich der lang-jährige Integrationsbeauftragte des Kan-tons Basel-Stadt, Thomas Kessler (GPS), 2001 im «Beobachter» wie folgt: «Nach allen

«NATüRlIchER VERSTAND kANN FAST JEDEN gRAD VoN bIlDUNg ERSETzEN, AbER kEINE bIlDUNg DEN NATüRlIchEN VERSTAND.» (ARThUR SchoPENhAUER)

bildung lostalles

REPORTAGE

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es, wenn es keine Kinder mehr gäbe, die den Unterricht stören oder andere Kinder mob-ben. Keine Jugendliche, die öfters vor Ge-richt stehen, als dass sie in der Schule auf-tauchen. Keine Ehemänner, die ihre Ehe-frauen in der Wohnung einsperren. Keine religiösen Fanatiker, die Terroranschläge verüben.

Doch gemäss neusten Informationen kommen einige der verhaltensauffälligs-ten und den geordneten Schulbetrieb am meisten gefährdenden Schulkinder aus gut bis sehr gut gebildeten Familien, die ihren Sprösslingen viel Zeit und Aufmerksam-keit zuteil kommen lassen. Michael Winter-hoff, Kinderpsychiater aus Bonn und Autor des seit Monaten die deutschen Bestseller-listen besetzenden Buchs «Warum unsere Kinder Tyrannen werden», sagte der Zeit-schrift «Cicero»: «In meiner kinderpsychia-trischen Praxis habe ich es meist mit intak-ten Familien zu tun, mit liebenden Eltern, mit Geschwisterkindern. Die Verhaltens-auffälligkeiten reichen hinein in die Mitte der Gesellschaft, auch und gerade im soge-nannten bürgerlichen Milieu.»

Wissen mit kurzem Aufenthalt im KurzzeitgedächtnisDer russische Schriftsteller Leo Tolstoj lehnte den obligatorischen Schulbesuch ab – die Kinder sollten freiwillig zur Schu-le kommen und weder von Strafe noch Er-munterung manipuliert werden. Und so ist es: Kinder sind wissbegierig – das wird je-der bestätigen können, der schon mal mit einem vierjährigen Kind zu tun hatte. So sind wir alle. Wir nehmen auf, was uns in-teressiert. Die allermeisten anderen Infor-mationen nehmen nur im Kurzzeitgedächt-nis Einsitz. Sie bleiben so lange, bis die Prü-fung, der Vortrag, die Sitzung vorbei ist. Spätestens wenn das Schuljahr vorbei ist, geht ein Grossteil des vermeintlich angeeig-neten Wissens für immer verloren.

Wer den unbedingten Wunsch ver-spürt, das nur begrenzt alltagsnützliche Fach Mathematik nicht über das essenzielle Erlernen der Grundrechenarten hinaus zu verfolgen, hat diese Freiheit nicht. Er muss

sich, mangelndes Talent und Interesse ne-gierend, im Rahmen seiner Schulpflicht mit geometrischen und algebraischen Proble-men auseinandersetzen. Die ideale Idee der vertieften Allgemeinbildung schneidet sich aber schon längst mit dem in den Schulen seit Jahren umgesetzten Trend der Indivi-dualisierung.

AusbildungszwangDie Fragen seien erlaubt: Muss ein virtuos schneidender Coiffeurlehrling durch die Abschlussprüfung rasseln, weil er die che-mischen Formeln zum Haarefärben nicht begreift? Braucht eine Frau, die Hebamme werden will, eine bestandene Maturitäts-prüfung, um überhaupt zur Aufnahmeprü-fung der Hebammenschule zugelassen zu werden? Geht die Karriere im mittleren Ka-der ohne irgendeine Ausbildung tatsäch-lich nicht vorwärts, auch wenn eine Befähi-gung für höhere Aufgaben gegeben ist?

Es gab noch nie so viel Bildung wie heu-te. Die Bevölkerung hat nicht nur das Recht zum gemeinschaftsgeförderten Schulbe-such, sondern die Pflicht dazu. Heerscha-ren von zunehmend weiblichen Studieren-den verbringen Jahrzehnte an Schulein-richtungen aller Art – manche von ihnen schliessen diese Zeit mit der Geburt eines Kindes ab oder nehmen einen Job an, für den sich ihre bisherige Bildung als gänzlich unnütz zeigt.

Überall AkademikerIm Mehrfamilienhaus in Berlin, wo ich wohne, bin ich zusammen mit dem Gemü-sehändler an der Ecke der einzige Nicht-Akademiker im Haus. Auch in der Medien-branche wimmelt es von Akademikern. Die von eher ungebildeten Lesern konsumier-ten «Blick»-Schlagzeilen werden von stu-dierten Germanistinnen geschrieben, die politische Kolumne im «Tages-Anzeiger» von einem Absolventen der Philosophie- und Literaturwissenschaften. Dabei wäre es gerade im Journalismus wichtig, dass dieser von allen Lagern betrieben wird, also von Menschen aus jeder Schicht und aus jeder Altersgruppe.

In vielen Familien ist das Studium eine Prestigefrage, die mit Geld beantwortet wird, Eignung und Interesse spielen dabei keine Rolle. Das führt zu einer Verwässe-rung des Niveaus. Die Zürcher Band «Ba-by Jail» fragte 1990: «Wer hat sich beim Ra-senmähen die Zehen abgetrennt?» Und ant-wortete mit dem Songtitel: «Der dumme Student.»

Natürlich sind Studierende nicht alle doof und faul. Doch sie stehen sich an den Universitäten gegenseitig auf den Füssen rum. Wer einen Platz im Hörsaal ergattert hat, schreibt mit, was der lehrende Profes-sor erzählt. Hat er ein Fach wie «Medienwis-senschaften» belegt, dann kann es gut sein, dass ihm etwas erzählt wird, das vor dem Internetzeitalter durchaus mal wahr war.

Dauerverfügbare Wissenshalde Inter-netÜberhaupt, das Internet: In wenigen Sekun-den liefert es den nach Wissen Fragenden Antworten. Unzählige Quellen sind nahe-zu sofort verfügbar. Das, was es braucht, um diese Quellen einzuordnen, nämlich Medi-enkompetenz, wird gar nicht gelehrt. Einer-seits, weil neue Entwicklungen den aktuel-len Wissensstand ständig überholen, ande-rerseits, weil Medienkompetenz in der als Elite bekannten Schicht oft gar nicht vor-handen ist. Man möchte sich nicht vorstel-len, wie Lehrkräfte im fortgeschrittenen Alter zusammen mit Schülern im Compu-terraum sind – wer kann hier wem was bei-bringen?

Wer etwas wissen will, hatte noch nie so gute Chancen wie heute, es in Erfahrung zu bringen. Der Weg zu mehr Wissen führt nicht über immer noch mehr Bildungsange-bote, sondern über den Zugang zum Inter-net, zu Datenbanken, zu Bibliotheken; über Kommunikation zwischen beteiligten Par-teien sowie über Interesse und Eigeniniti-ative. Es braucht nicht mehr Geld für Bil-dung, sondern generell weniger Regulie-rung. Schüler, die selbst aktiv werden. Und Führungskräfte, die auch mal mutige Ent-scheide treffen. rText Ronnie grob, bild Selin bourquin

gastautor Ronnie grob kommt aus zürich, wohnt in berlin und hat eine dreijährige kaufmännische lehre abgeschlossen. Er schreibt auf blog.ronniegrob.com und ist beim Medien-Watchblog bildblog.de für die wochentäglich um 8:54 Uhr erscheinende Medienschau zuständig.

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Uni Fribourg1. DEZEMBER 2009

Uni Zürich9. DEZEMBER 2009

Uni Basel17. DEZEMBER 2009

Uni Bern21. DEZEMBER 2009

die Spur ist heiss…www.studisurf.ch/spurensuche

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Rebekka blättert in einer Illustrierten, John packt Ein-käufe aus und wird dabei von Beat beobachtet: «John! Willst du eigentlich, dass ich wegen Zahlungsunfähig-keit die WG verlassen muss?»

«Nein, wieso?»«Wie sonst kannst du erklären, dass du das Haus-

haltsbudget unserer WG mit einer 6er-Packung Raum-spray belastest? Wozu zur Hölle brauchen wir Raum-spray?»

«Für das Bad. Seit Rebekka…»«Für das Bad? Reicht es nicht, wenn man kurz das

Fenster öffnet? Nein, der feine Herr braucht einen Raumspray! Und erst noch einen mit dem bescheuerten Namen ‹Airwick Energizing Maiglöckchen & Jasmin›. Ein energizing Maiglöckchen? Da hat einer bei Airwick wohl zu lange an den Raumsprays geschnüffelt.»

«Seit Rebekka sich ausschliesslich von diesen so-genannt probiotischen Joghurts ernährt, reicht blosses Lüften einfach nicht mehr.»

«LC1 heissen sie», präzisiert Rebekka und legt die Il-lustrierte weg.

«Genau. Und in der TV-Werbung ist eine 20-Jäh-rige über ihre ‹natürlich geregelte Verdauung› derart glücklich, dass sie gefragt wird, ob sie verliebt sei», sti-chelt John.

Rebekka steigt prompt darauf ein: «Das finde ich gar nicht so unrealistisch.»

«Stimmt. Wer 20 Jahre verstopft war, sieht sicher sehr verliebt aus, wenn er wieder scheissen kann.»

«Sehr witzig, John.»

«Bei diesen Joghurts wird man doch für dumm ver-kauft. Seit Urzeiten können die Menschen ihr Geschäft auch ohne sie verrichten.»

«Das weisst du gar nicht. Vielleicht sind die ewig Verstopften früher einfach auf brutalste Weise drauf-gegangen.»

«Das ist absurd.»«Auf jeden Fall wirken die Joghurts bei mir.»«Das riecht man auch.» «Deswegen eine 6er-Packung Raumspray zu kaufen,

ist trotzdem völlig übertrieben!»«Weisst du, was übertrieben ist? Dass eines deiner

LC1-Joghurts doppelt so viel kostet wie ein gewöhnli-ches. Das wirkt sich verheerend auf unsere Haushalts-ausgaben aus! Was ist, Beat? Willst du etwas sagen?»

«Ja! Fassen wir die Lage kurz zusammen: Rebekka isst massenhaft überteuerte Joghurts, verpestet nachher das Bad, du setzt deswegen Tonnen von Raumspray ein und ich werde per WG-Abrechnung gezwungen, diesen Schwachsinn mitzufinanzieren.»

«Mein lieber Beat», flötet Rebekka, «du bist nicht der Einzige, der für Schwachsinn bezahlen muss. Oder soll ich dich wirklich an den Fehleinkauf des Jahrhunderts erinnern?»

«Immer diese alten Geschichten…»«Eine 1-Kilo-Packung Knoblauch hast du gekauft.

Ein Kilo! Davon haben wir monatelang essen müssen.»«Na und? War bestimmt gesünder für deine Darm-

flora als die behämmerten Ich-seh-ja-so-verliebt-aus-Joghurts.»

Text: André Bähler

WG-FINANZEN VS. REBEKKAS DARMFLORA

31 STUDIVERSUM | 2009.12

KURZGESCHICHTE

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32 STUDIVERSUM | 2009.12

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gültig bis 31. Januar 2010

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33 STUDIVERSUM | 2009.12

HERAUSGEBERIN:

Campus Lab AGEschenring 26300 Zug

CHEFREDAKTORIN:

Anouk N'Guyen

REDAKTOREN DIESER AUSGABE:

Raffaela Angstmann, André BählerNina Fargahi, Mario FuchsRonnie Grob, Guy Huracek Simon Knopf, Katharina Kuhn Mauro Landolt, Marina Lienhard Christoph Lutz, Anouk N’Guyen Barbara Ritter, Martina Zimmermann

LAyOUT:

Aline Dallo

DESIGN:

Céline Beyeler, Maike Hamacher

BILDREDAKTION:

Selin Bourquin

ILLUSTRATION:

Melanie Imfeld

FOTOGRAFIE:

Selin Bourquin, DurchzweiAnouk N'Guyen, Tamara Widmer

LEKTORAT:

Stephanie Hug

DRUCK:

Weber Benteli AG, Brügg

KONTAKT:

Campus Lab AGLavaterstr. 718002 ZürichTel: +41 44 201 16 57Fax: +41 44 201 16 [email protected]

LESERBRIEFE:

[email protected]

StudiVersum erscheint sechs Mal jährlich in einer Aufl age von 30 000 Exemplaren an allen Universitäten und Fachhochschulen der Deutschschweiz. Alle Rechte vorbehal-ten; Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Roms etc. nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin.

IMPRESSUM | 2009.12

Schwierigkeitsgrad der Sudokus: MittelMehr Sudokus auf www.studiversum.ch

SudokuSudoku Nr. 512494 (knifflig) / vorgegebene Felder: 30

Lösung zu Sudoku Nr. 512494

copyright by www.onlinesudoku.ch - all rights reserved

www.onlinesudoku.chwww.kakuro-world.comwww.sudokuearth.com

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SudokuSudoku Nr. 512495 (knifflig) / vorgegebene Felder: 28

Lösung zu Sudoku Nr. 512495

copyright by www.onlinesudoku.ch - all rights reserved

www.onlinesudoku.chwww.kakuro-world.comwww.sudokuearth.com

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lösungswort der letzten Ausgabe: bREchENgewinner der letzten Ausgabe: Mark Ammann, Peter Winteler, corinne buff

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34 STUDIVERSUM | 2009.12

hAUShAlTSTIPPGuetzli ausstechen

Winterzeit ist Guetzlizeit. Und da ich ein grosser Guetzli-Esser bin, beginnt meine Frau Martha jeweils bereits im November mit dem Backen. So trage ich stets ein klei-nes Säckchen in meiner Tasche, um in der Znünipause heimlich zu naschen. Als ich mir nun vor einigen Tagen gerade einen le-ckeren Zimtstern einverleiben wollte, kam Bea wie von der Tarantel gestochen auf mich zugestürmt, packte mich am Ärmel und rief: «Horst, du hast Weihnachtsguetz-li!» Entlarvt drückte ich ihr ein Brunsli in die Hand. Doch sie sagte: «Nein, nein, Horst, ich möchte keins. Ich möchte nur wissen, wie du das machst, die Guetzli ausstechen. Bei mir gibt das immer eine Riesensauerei.»

Oh, ich war erleichtert. Ich konnte mei-ne Guetzli für mich behalten. Bereitwillig gab ich ihr Auskunft. Meine Frau Martha hat nämlich nie Probleme mit klebrigem Guetzliteig. Sie wickelt ihn vor dem Aus-stechen immer in Frischhaltefolie und stellt ihn dreissig Minuten kalt. So wird das Fett, das im Teig enthalten ist, wieder fest und der Teig klebt nicht mehr. Vor dem Aus-rollen überzeugt sie sich, dass die Arbeits-fläche – unser grosser Eichentisch – sauber ist. Dann bestäubt sie den Tisch leicht mit Mehl und knetet den kalt gestellten Teig kurz durch. Jetzt rollt sie kleine Teigportio-nen aus, nicht den ganzen Teig auf einmal. Wichtig dabei ist, dass das Wallholz nicht zu stark auf den Teig gedrückt wird. Beim Ausstechen achtet Martha darauf, dass möglichst wenig Abfall entsteht. Denn der Teig wird durch ständiges Zusammenkne-ten und erneutes Ausrollen immer trocke-ner und brüchiger. Damit sich der Teig gut aus den Guetzliformen lösen lässt, taucht sie diese regelmässig in Mehl ein.

Bea schien glücklich. Sie würde sich so-fort ans Backen machen, sagte sie. Und mir zum Dank vor Weihnachten ein Säckli mit-bringen. O du Fröhliche!Horst

horst, 74, ist allzeit bereit: ob im haushalt oder in der garage, beim Einkaufen oder an der Uni, horst hilft! Als hörer besucht er regelmässig Vorlesungen und weiss daher bestens, was den Jungen von heute unter den Nägeln brennt.

Seine Tipps sind längst keine geheimtipps mehr. Deshalb: horst ausschneiden und an den kühlschrank oder die Pinnwand heften, dann kann nichts mehr schiefgehen.

WIE ANNO DAZUMAL

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35 STUDIVERSUM | 2009.12

Stell dir vor

Du arbeitest nicht für ein Unter-

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In den Projekten, an denen sie mitarbeitet, blickt sie

hinter die Kulissen verschiedener Industrieunternehmen.

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