Upload
dennisold
View
217
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
1/83
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
2/83
esundheit aus der Natur
e Forschung der letzten Jahre hat ganz klar gezeigt, dass sich viele Symptome dank des erhebli
dizinischen Fortschritts zwar sehr gut behandeln, die eigentlich zugrunde liegenden Erkrankun
h jedoch nicht heilen lassen. Es ist daher an der Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen und zu
fen, was eine Krankheit auslst. Eine Erkenntnis, die sich dabei zunehmend durchsetzt: Der
ensch lebt nicht mehr artgerecht. Die Errungenschaften der Zivilisation haben seine Lebensw
verndert, dass viele natrliche Ressourcen fehlen, die der Krper braucht, um optimal zunktionieren. Eine dieser verlorenen Gesundheitsquellen ist Vitamin D. Dabei entsteht dieser Sto
nz von selbst in unserer Haut, wenn Sonnenstrahlen auf sie fallen. Weil wir uns heute jedoch ka
hr im Freien aufhalten und wenn doch, unsere Haut vor jedem Sonnenstrahl schtzen , leide
mer mehr Menschen unter einem Vitamin-D-Mangel. Dabei braucht der Krper dieses Vitamin
ngend. Wird er nicht ausreichend damit versorgt, kommt es zu Strungen im Zellstoffwechsel,
gane arbeiten nur eingeschrnkt und zahlreiche Krankheiten entstehen von Infekten ber
ergien und Diabetes bis hin zu Krebs und Herzinfarkt. Weil diese Erkenntnisse so neu sind, dabst viele rzte noch wenig darber wissen, mchte ich mit diesem Ratgeber die Bedeutung vo
tamin D fr unsere Gesundheit einer mglichst groen Leserschaft zugnglich machen und zug
gen, wie sich ein mgliches Vitamin-D-Defizit ausgleichen lsst. Nehmen Sie Ihre Gesundheit
bst in die Hand. Ich wnsche Ihnen dabei viel Erfolg und alles Gute.
of. Dr. med. Jrg Spitz
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
3/83
Vitamin D ist eine der wichtigsten natrlichen Gesundheitsquellen. Doch
Untersuchungen zeigen, dass Menschen auf der ganzen Welt
zusehends unter einem Mangel an diesem wichtigen Stoff leiden. Daher
rckt Vitamin D immer mehr in den Fokus der Wissenschaft. Denn es
knnte der Schlssel bei der Suche nach Heilung fr chronische
Krankheiten wie Asthma, Rheuma, Diabetes, Herzinfarkt und Krebs sein.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
4/83
esundheit und Wohlbefinden hngen nicht nur von der medizinischen
ersorgung ab, sondern auch davon, ob unser Krper alle Stoffe erhlt, die en Natur aus zum (ber-)Leben braucht. Vitamin D ist einer davon.
uelle der Gesundheit
m auf Dauer gesund und leistungsfhig zu bleiben, bentigt unser Krper, dieses Wunderwerk d
tur, eine Vielzahl an Gesundheitsquellen. Die meisten dieser lebenswichtigen Ressourcen ware
er Jahrtausende so selbstverstndlich, dass unsere Ahnen und Urahnen sie gar nicht weiter beac
ben. Erst in den letzten Jahren und Jahrzehnten sind sie durch die nderungen, die der moderne
bensstil mit sich brachte, nach und nach verloren gegangen. Und das bleibt nicht ohne Wirkung
ne der wichtigsten natrlichen Gesundheitsquellen ist das Vitamin D unter allen Vitaminen d
zige, welches der Krper selbst herstellen kann. Wir mssen dazu nur unsere Haut der Sonne
ssetzen, so wie es ber Millionen von Jahren der Fall war. Und genau hier liegt der Schlssel zu
sundheitsvorsorge: Viele Menschen betrachten die Sonne heute als stndige Gefahr fr die
sundheit. Dabei vergessen sie vllig, dass sie die Wrme spendet, ohne die es kein Leben auf d
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
5/83
de gbe. Die allermeisten Lebewesen gleich ob Pflanze, Tier oder Mensch sind auf Licht un
nne eingestellt, brauchen ihre Energie und Wrme, um zu berleben.
itamin oder Hormon?
e Tatsache, dass der Organismus das fettlsliche Vitamin D selbst bildet und nicht (oder nur zu
em winzigen Bruchteil) mit der Nahrung aufnimmt, zeugt bereits von seiner Sonderstellung unn Mikronhrstoffen. Tatschlich haben Wissenschaftler nach und nach viele Gemeinsamkeiten
tamin D mit den Steroidhormonen (strogen, Gestagen, Testosteron, Aldosteron und Cortisol)
funden: Sie alle basieren auf dem Fettstoff Cholesterin, einem wichtigen Bestandteil der
llmembran. Die fettlslichen Steroidhormone entstehen in den Nebennierenrinden (Corticoide)
Hoden beziehungsweise Eierstcken (Sexualhormone) und werden mithilfe von Plasmaprotein
er das Blut im ganzen Krper transportiert, um Informationen zwischen Organen und Geweben
ermitteln. Ohne spezielle Hilfsmittel gelangen sie ins Innere der Zielzellen, binden dort anzeptoren und beeinflussen ber die Erbsubstanz deren Stoffwechsel, indem sie zum Beispiel di
rstellung von Proteinen anregen, die als Gerststoffe dienen, und so die Eigenschaften der Zell
rndern.
fgrund seiner hnlichkeit zu diesen Botenstoffen wird Vitamin D immer hufiger auch als
nnenhormon bezeichnet. Und tatschlich erfllt es alle Kriterien eines Hormons: Es wird im
rper gebildet und gelangt als Botenstoff ber das Blut zu verschiedenen Organen, um dort
ezifische Aufgaben zu erfllen.
iele Krperzellen brauchen Vitamin Daktisch jede Zelle des Krpers bentigt Vitamin D zur Steuerung innerzellulrer Prozesse und i
her mit entsprechenden Rezeptoren ausgestattet. So wie ein bestimmter Schlssel ein
herheitsschloss ffnen kann, dockt Vitamin D an diese Rezeptoren an und greift so direkt in di
llstoffwechsel ein und beeinflusst dabei auch zahlreiche Gene im Zellkern. Denn lngst ist
ssenschaftlich berholt, dass allein unsere Gene Gesundheit und Wohlergehen steuern und sogebend verantwortlich fr die Entstehung von Krankheiten sind. Das Gegenteil ist der Fall:
rpereigene Substanzen wie Vitamin D haben einen groen Einfluss auf die Genaktivitt. Die Z
nnen die Gene je nach Bedarf und Stoffwechselsituation an- und abschalten. Folgerichtig fhrt
angel an Vitamin D in vielen Zellen zu Stoffwechselstrungen, was wiederum die Organfunktio
schrnkt und zahlreiche Krankheiten nach sich zieht. Dies ist umso fataler, da sich die Folgen
angels hufig erst nach vielen Jahren offenbaren.
nzu kommt, dass ein Mangel am Sonnenhormon nicht nur eine kleine Bevlkerungsschicht bet
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
6/83
ndern die Mehrzahl der Menschen. Allein in Deutschland sind nur etwa zehn Prozent ausreiche
t Vitamin D versorgt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass rund 90 Prozent einen zu niedrigen
tamin-D-Spiegel im Blut aufweisen und daher nicht von der natrlichen (und kostenlosen)
sundheitsvorsorge profitieren.
enn es also gelingt, den natrlichen Bedarf des Krpers an Vitamin D zu decken so wie es fr
enschheit ber viele Jahrtausende selbstverstndlich war , bedeutet dies einen uerst wichtig
itrag im Hinblick auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und ein langes Leben.
GESCHICHTE DES VITAMIN D
Der US-amerikanische Chemiker Elmer Verner McCollum (18691967) entdeckte 1922, dass Lebertran ein fr den
Knochenstoffwechsel essenzielles Vitamin enthlt. Er gab diesem Mikronhrstoff, analog zu den von ihm entdeckten
Vitaminen A, B1 und C, den Namen Vitamin D.
Ein Jahr spter identifizierten und beschrieben die Wissenschaftler Harry Goldblatt (18911977) und Katharine Marjorie
Soames Vitamin D. Sie bezeichneten es zwar noch als fettlslichen Faktor, konnten jedoch schon nachweisen, dass ositiven Effekte dieses Faktors auf die Knochen mit der Lichteinwirkung zusammenhngen.
Bis in die 1970er Jahre brachte man Vitamin D ausschlielich mit dem Knochenwachstum in Verbindung, weil es einen
ntscheidenden Einfluss auf den krpereigenen Kalziumstoffwechsel hat (siehe auch Seite 13). Neuere Forschungen
eigen jedoch, dass ihm eine weit grere Aufgabe zukommt: Vitamin D spielt eine herausragende Rolle fr die Gesund
sowohl in der Vorsorge als auch im akuten Krankheitsfall.
itamin D: kein reines Knochen-Vitamins in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren Wissenschaftler und Mediziner de
ffassung, dass Vitamin D allein fr den Knochenstoffwechsel von Bedeutung ist. Sie gingen da
s, dass das in der Leber gebildete Vitamin D mit dem Blut in die Niere gelangt, wo es in seine
ive Form umgewandelt und dann erneut ins Blut abgegeben wird, um seine ihm zugeteilten
fgaben im Knochenstoffwechsel erfllen zu knnen: den Mineralstoff Kalzium aus den
hrungsbestandteilen im Darm aufzunehmen und in den Knochen einzulagern.s sichtbare und sprbare Resultat dieses Kreislaufes: Ist zu wenig Vitamin D vorhanden, sinkt
sprechend auch die aufgenommene Kalziummenge. Daher erkranken Kinder durch Vitamin-D
angel an Rachitis (ihre Knochen bleiben weich und verformbar, weil zu wenig Kalzium ins Ske
gebaut wird; typische Merkmale sind stark ausgeprgte X- oder Sbelbeine). Bei Erwachsenen
rlieren die Knochen infolge einer Unterversorgung mit Kalzium an Stabilitt. Sie werden pors
teoporose (Knochenschwund) entsteht. Bei anhaltendem und ausgeprgtem Vitamin-D-Mange
aten Knochenneubildung und Knochenabbau aus dem Gleichgewicht. Neu gebildeter Knochen
ht mehr verkalken und es entsteht auch beim Erwachsenen ein hnliches Krankheitsbild wie di
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
7/83
dliche Rachitis: die Osteomalazie, die im Gegensatz zu Osteoporose auch ohne Knochenbruch
ht schmerzhaft ist. Osteomalazie uert sich unter anderem in Muskelschwche, unspezifische
lenkbeschwerden und Schmerzen am Skelettsystem. Weil sie somit herkmmlichen
tersbeschwerden hnelt, wird sie oft erst dann erkannt, wenn die Symptome einer Osteoporose
neln (zum Beispiel durch das Auftreten von Wirbelbrchen).
ITAMIN D UND KALZIUM
ange Zeit galt das wissenschaftliche Interesse nur der Funktion von Vitamin D als Regulator des Kalzium- und
Phosphatstoffwechsels. Denn das Vitamin sorgt dafr, dass in der Dnndarmflora Proteine und Enzyme gebildet werde
ATPasen), welche die lebenswichtigen Mineralstoffe aus der Nahrung ins Blut transportieren. Zugleich bewirkt es in de
Nieren die Wiederaufnahme von Kalzium- und Phosphationen aus dem Primrharn, jenem eiweifreien Filtrat, das bei de
Durchblutung gebildet wird. Dies fhrt zur Anreicherung des Blutplasmas mit den beiden Stoffen. Weil Vitamin D gleichz
ie Einlagerung von Kalzium in den Knochen frdert (Mineralisierung), steigt der Kalziumspiegel im Blut jedoch nur in
eringem Mae an.
Bestimmte Botenstoffe der Nebenschilddrse entziehen dem Skelett stndig Kalzium (Demineralisierung) und fhren es en Blutkreislauf ber. Auch hier sorgt Vitamin D als natrlicher Gegenspieler dafr, dass der Blutkalziumspiegel nicht z
och ansteigt, sondern auf lange Sicht mglichst konstant bleibt.
itamin D kann mehre Erkenntnisse zum Knochenstoffwechsel haben zwar bis heute nichts von ihrer Gltigkeit verl
erdings hat man inzwischen zwei wesentliche Dinge neu entdeckt:
um einen wei man heute, dass die Umwandlung des Provitamin D in seine aktive Form nicht den Nieren erfolgt, sondern in fast allen Zellen des Krpers.
um anderen haben Forscher in den 1970er Jahren nachgewiesen, dass fr die Wirkung von Vita
n den Krperzellen Rezeptoren bentigt werden, die wie ein Sicherheitsschloss funktionieren.
aunen war gro, als man diese Vitamin-D-Rezeptoren nach und nach in den Zellen von immer m
ganen fand, etwa in der Bauchspeicheldrse oder dem zentralen Nervensystem. Denn man wus
zt: Wenn eine Zelle einen solchen Rezeptor besitzt, bentigt sie auch Vitamin D, um eine
stimmte Aufgabe erfllen zu knnen. Und die Liste dieser Aufgaben wurde umso vielfltiger, jhr mit Rezeptoren ausgestattete Zellen die Wissenschaftler entdeckten. Bis heute entdeckt man
mer neue davon.
ie Vitamin D den Zellstoffwechsel beeinflusst
s Sonnenhormon vermag ber drei Wege in den Zellstoffwechsel einzugreifen ein weiterer
nweis auf die weitreichende Wirkung dieser groartigen Substanz im Krper:
Vitamin D durchtritt die Zellmembran und vereinigt sich im Zellinneren mit einem Kernrezepto
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
8/83
ser reagiert daraufhin vereinfacht ausgedrckt mit weiteren Rezeptoren und Proteinen in der Z
r Gesamtkomplex wandert schlielich weiter zum Zellkern, bindet sich dort an bestimmte Gen
nn deren Funktion nachhaltig beeinflussen.
s dockt direkt an Rezeptoren der Zellmembran an und aktiviert so Kalziumkanle, ber die der
neralstoff in die Zelle gelangen kann, wo er auf die Funktion verschiedener Enzyme einwirkt u
Gene manipuliert.
s durchdringt die Zellmembran und reguliert (mit oder ohne Rezeptoren) den Zellstoffwechsel
dem es die Konzentration intrazellulrer Botenstoffe erhht.
ie Entschlsselung des menschlichen Erbgutsrallel zu den Entdeckungen im Bereich des Vitamin-D-Stoffwechsels, der anfangs nur eine
ndvoll Spezialisten interessierte, verlief eine ganz andere, weitaus spektakulrere Forschung: d
tschlsselung des menschlichen Genoms (Erbgut). Jahrelang arbeiteten Forscher weltweit
berhaft an diesem Projekt, weil sie sich entscheidende Erkenntnisse ber die Steuerung desllstoffwechsels und die Entstehung von Krankheiten versprachen.
ch kaum war 2001 das Ziel erreicht, schlug der laute Jubel in betretenes Schweigen um. Denn
ders als erwartet, unterscheidet sich der Mensch trotz seines hohen Entwicklungsstandes im
nblick auf die Vielfalt seiner Gene kaum von anderen Lebewesen. Selbst im Vergleich zu sehr
fachen Organismen wie zum Beispiel Plattwrmern, von denen die meisten Arten als Parasiten
en, fanden sich zahlenmig nur geringe Unterschiede. Die Wissenschaft hatte sich wieder
mal grndlich in der Gre und Einzigartigkeit der menschlichen Spezies geirrt.e Entschlsselung des Erbguts machte zugleich deutlich, dass nicht unsere Gene die einzelnen
llen des Krpers steuern. Im Gegenteil: Die Zellen benutzen Gene, um ihren Zellstoffwechsel
bststndig zu organisieren. Sie knnen zu diesem Zweck einzelne Gene oder Teile davon an- u
schalten gerade so wie sie es fr ntig halten. Stellen Sie sich einfach vor, die Gene wren
schriftete Karteikrtchen mit verschiedenfarbigen Reitern. Von den Farben der Reiter hngt es
welche Karteikarten bei der Suche nach einer bestimmten Information ausgewhlt werden. Ge
solche Auswahlvorgnge im genetischen Material bentigen sie Vitamin D. Kein Wunder alsoss so viele Zellen mit Vitamin-D-Rezeptoren ausgestattet sind und man immer neue solcher
haltstellen entdeckt.
AUPLAN DES LEBENS
Der gesamte Bauplan eines Lebewesens ist auf seiner DNA gespeichert. Alle Informationen finden sich auf einer
Doppelwendel aus zwei Einzelstrngen, die durch die Paarung der Bausteine (Basen) Adenin und Thymin (kurz: A-T) s
Guanin und Cytosin (G-C) zusammengehalten werden. Dabei bestimmt die spezifische Buchstaben-Abfolge (Sequenz)
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
9/83
nformationsgehalt der DNA.
Als Gene werden diejenigen DNA-Abschnitte bezeichnet, die Information zur Bildung von Proteinen (Eiweistoffen) tra
Diese Eiweie bringen zum Beispiel chemische Reaktionen innerhalb und auerhalb der Zelle in Gang, dienen als
Transporteinheit und bauen neue Strukturen auf.
Der Mensch hat ca. 25 000 Gene.
o bildet der Krper Vitamin DGegensatz zu allen anderen Vitaminen, die der Mensch ausschlielich ber die Nahrung zu sic
mmt, bildet der Krper Vitamin D zum grten Teil selbst.
r Vitamin-D-Stoffwechsel ist ein beraus komplexer Prozess: Alles beginnt in der zentralen
hemischen Fabrik des Krpers, der Leber jenem Organ, dem auch bei zahlreichen anderen
offwechselprozessen eine tragende Rolle zukommt, etwa bei der Umwandlung von (Nahrungs-)
cker, Eiwei und Alkohol oder dem Abbau von Giftstoffen und Medikamenten.
chritt 1: Vitamin-D-Vorstufeder Leber wird aus dem im Blut schwimmenden Fettstoff Cholesterol, dem Ausgangsstoff aller
roidhormone, mithilfe chemischer Vernderungen des Molekls die erste Vorstufe fr Vitami
bildet. Diese wird anschlieend an einen Eiweikrper (Lipoprotein) gebunden ber den
utkreislauf in die Haut transportiert.
chritt 2: Provitamin D3heint nun die Sonne auf die Haut, wird aus der Vorstufe das Provitamin D3. Verantwortlich daf
d die ultravioletten UV-B-Strahlen, ein kleiner, fr das menschliche Auge nicht sichtbarer
sschnitt aus dem Spektrum des Sonnenlichts.
chritt 3: Cholecalciferols dem Provitamin D3wird noch in der Haut, in Abhngigkeit von der Temperatur, eine weitere
rstufe zum Vitamin D hergestellt; wie bei vielen anderen chemischen Reaktionen auch geschie
s bei hheren Temperaturen rascher und intensiver. Es entsteht Vitamin D3oder Cholecalcifer
chritt 4: Calcidiol
ermals helfen Lipoproteine, das Vitamin D3von der Haut zurck zur Leber zu transportieren, w
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
10/83
meinsam mit eventuell vorhandenem Vitamin D aus der Nahrung zu 25-OH-Vitamin D3oder
lcidiol weiterverarbeitet wird jene Substanz, welche die Basis fr den Vitamin-D-Stoffwechs
rper darstellt.
chritt 5: Calcitriol die aktive Formeder ber das Blut gelangt Calcidiol zu den einzelnen Krperzellen, in denen endlich die aktiv
rm des Vitamin D entsteht: 1,25-OH-Vitamin D3oder Calcitriol. Erst diese aktive Form schliegiert mit den Rezeptoren in den Zellwnden und greift so in den Zellstoffwechsel ein.
der Krper gesund ist oder ob sich eine chronische Krankheit entwickelt, ist also immer auch
age der ausreichenden Versorgung mit 25-OH-Vitamin D3, ohne die der Organismus kein aktiv
tamin D bilden kann. Sofern es also nicht ausdrcklich anders erwhnt ist, bezeichnet der Begr
nnenhormon oder Vitamin D in diesem Ratgeber immer die Hormonvorstufe (Prohormon) 25-O
tamin D3.
V-A-LICHT
UV-A-Strahlen, eine weitere Strahlung im ultravioletten Bereich des Sonnenlichts, spielen im Zusammenhang mit Vitamin
ur eine indirekte Rolle. Diese UV-Strahlen sind fr die unmittelbare Aktivierung des vorhandenen braunen
Schutzpigmentes in der Haut verantwortlich, whrend die UV-B-Strahlung die Neubildung des Pigmentes anregt. Daher
ekommen dunkelhutige Menschen so gut wie nie Sonnenbrand. Allerdings mssen sie sich fr einen ausreichend hoh
Vitamin-D-Spiegel deutlich lnger in der Sonne aufhalten als hellhutige. Denn je mehr schtzendes Pigment in der Haut
ingelagert ist, umso weniger UV-B-Strahlung erreicht ihr Ziel und umso weniger Vitamin D wird gebildet.
Auch die weniger bekannte UV-C-Strahlung kann im Hinblick auf Vitamin D vernachlssigt werden, da sie vollstndig in
Atmosphre abgefangen wird und daher gar nicht bis auf die Erdoberflche gelangt, um dort eine Wirkung zu entfalten.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
11/83
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
12/83
enn es uns gelingt, die natrliche Gesundheitsquelle Vitamin D wieder fr d
rper zu erschlieen, kann dieses zum Schlssel der Gesundheitsvorsorgeerden und vielen Krankheiten vorbeugen oder Beschwerden lindern.
in weitreichendes Spektrum
ch wenn das Interesse an der Bedeutung des Vitamin D gerade erst richtig ins Rollen kommt, k
n schon heute nur staunen, weil seine Aufgaben im menschlichen Krper so auergewhnlich
lfltig sind. Das Sonnenhormon ist zum Beispiel immens wichtig fr die Nervenzellen, wesha
m Wissenschaftler und rzte eine groe Bedeutung im Kampf gegen multiple Sklerose, Parkins
d Demenz zusprechen. Es untersttzt aber auch das Immunsystem und schtzt so vor viralen
ekten ebenso wie es bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder
euma entzndungshemmend wirkt. Vitamin D produziert sogar krpereigene Antibiotika (AM
beispielsweise in der Lage sind, Tuberkuloseerreger zu vernichten. Und das ist noch lngst ni
es.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
13/83
ilfe bei vielen Beschwerdens Sonnenhormon verbessert die berlebensrate von Patienten mit koronarer Herzkrankheit, we
ter anderem den Blutdruck senkt und vor peripherer arterieller Verschlusserkrankung schtzt
erengung der Arterien an Armen und Beinen, die mit schmerzhaften Durchblutungsstrungen
hergeht). Vitamin D reduziert das Diabetes-Risiko und hat sich sogar im Kampf gegen Krebs
rvorgetan. Zum einen senkt es das Risiko fr die Entstehung bsartiger Tumore vor allem bei
ust- und Darmkrebs , zum anderen verbessert es die berlebensrate von Krebspatienten. Weiltamin D vor Rachitis, Osteomalazie und Osteoporose bewahrt, gleichzeitig aber auch die
uskulatur krftigt, verzgert es die Pflegebedrftigkeit im Alter. Und selbst relativ unbekannte
ankheiten wie Fibromyalgie, die mit nicht lokalisierbaren, dafr umso schwereren Schmerzen
hergeht, scheinen mit Vitamin-D-Mangel zusammenzuhngen. Vitamin-D-Gegner weisen z
rne darauf hin, dass chronisch kranke Menschen hufig krperlich gar nicht in der Lage seien, s
sreichend im Freien aufzuhalten, um genug Vitamin D zu bilden. Somit wre der Mangel ledig
e Folge und Begleiterscheinung der chronischen Erkrankung, nicht aber die Ursache. Gegen dirbehalt sprechen jedoch die Ergebnisse von immer mehr Studien, die eine Beeinflussung des
ankheitsbildes durch die gezielte Gabe von Vitamin D zeigen.
bstverstndlich gibt es auch andere Substanzen und Hormone im Krper, die ebenfalls eine
rausragende Bedeutung fr die Gesundheit haben. Die besondere Stellung von Vitamin D ergib
och aus einem ganz anderen Phnomen: Whrend die Kenntnisse um seine Bedeutung immer m
nehmen, breitet sich weltweit immer strker ein Vitamin-D-Mangel aus (siehe >). Und so kom
tamin D offensichtlich eine Schlsselposition bei der Ausbildung chronischer Krankheiten zu.
e Folgen des modernen Lebensstils
e umfangreiche europische EPIC-Studie, an der zwischen 1992 und 2000 auch m
s 20000 deutsche Brger teilnahmen, untersuchte, wie sich bergewicht, Rauchen
nhrung und krperliche Aktivitt auf die Entstehung chronischer Krankheiten
swirken. Um den Einfluss der Ernhrung sowie die schtzende Wirkung vontaminen und weiteren Nahrungsbestandteilen zu erforschen, wurden die Beteiligt
regelmigen Abstnden nach ihren Lebens- und Ernhrungsgewohnheiten befra
ese Angaben wurden dann unter anderem mit den Blutproben verglichen. Dabei
igte sich, dass lediglich zehn Prozent der deutschen Bevlkerung frei von negativ
sikofaktoren war. Je weniger Risikofaktoren der Einzelne jedoch trug, umso hhe
ar die Wahrscheinlichkeit, dass er gesund blieb. So reduzierte sich ganz ohne
sikofaktoren etwa die Gefahr, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, um satte 90
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
14/83
ozent und das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um knapp 80 Prozent.
sgesamt zeigt die EPIC-Studie sehr deutlich, dass viele chronische Krankheiten vo
em eine Folge unseres Lebensstils sind dazu zhlt auch der zunehmende Mang
tamin D.
ie Bedeutung von Vitamin D bei Infekten undntzndungen
Laborversuchen stellte sich heraus, dass Vitamin D bei der Verstndigung der Immunzellen
ut eine wesentliche Rolle spielt. Und diese ist notwendig, um eindringende Viren rechtzeitig
kennen und bekmpfen zu knnen. Nur wenn das Sonnenhormon in ausreichendem Mae vorha
schtten die einzelnen Immunzellen verschiedene Botenstoffe aus, auf die andere Immunzelle
gieren. Fehlt es dagegen an Vitamin D, klappt die Kommunikation unter den Zellen nicht unndringlinge knnen sich im gesamten Krper ausbreiten der Betroffene wird krank. Um den
sgedehnten Infekt zu bekmpfen, bentigt der Krper in der Regel eine ganze Woche; fr eine
rkungsvolle Therapie ist es hufig zu spt. Ist hingegen gengend Vitamin D vorhanden, wird
htzeitig Alarm ausgelst und der Infekt innerhalb von ein bis zwei Tagen beseitigt. Vereinfa
sagt lsst sich das Prinzip der interzellulren Verstndigung durch Botenstoffe mit einem
lizeieinsatz whrend eines groen Fuballspiels vergleichen: Knnen sich die Polizisten aufgru
fekter Funkgerte nicht verstndigen, kann ein Trupp Hooligans ungehindert randalieren.nktionieren die Gerte, wird der Krawall dagegen durch den gezielten Einsatz der Polizeikrfte
reits im Ansatz erstickt.
ne bedeutende Rolle spielt das Sonnenvitamin offensichtlich auch bei der Vorbeugung und
handlung von Erkltungskrankheiten der oberen Atemwege oder Asthma bronchiale. Bei einer
tersuchung der Universitt von Colorado und der Harvard Medical School zeigte sich, dass sic
ankheitsrisiko bei einem Mangel um ein Drittel erhht. Bei Asthma-Patienten erhhte sich die
ahrscheinlichkeit fr eine Infektion sogar um das Fnffache.
rippe und grippale Infekter englische Allgemeinarzt R. Edgar Hope-Simpson beschrieb 1981 erstmals den Zusammenhan
ischen dem Auftreten der Grippe und den Jahreszeiten. Die ersten konkreten Theorien zur
deutung von Vitamin D bei Grippeerkrankungen kamen dann wie so vieles in der modernen
tamin-D-Forschung aus Amerika. Hier ist vor allem die Arbeitsgruppe um John Cannell zu nen
2006 eine umfangreiche wissenschaftliche Abhandlung verffentlichte: In den Wintermonate
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
15/83
Sonne in vielen Lndern der Erde viel zu schwach, um die Vitamin-D-Bildung in der Haut
szulsen. Daher sinkt der Vitamin-D-Spiegel beinahe automatisch was mit einer Abwehrschw
gen Grippeviren einhergeht. Es dauerte nicht lange, da konnte im Rahmen der in regelmigen
stnden stattfindenden Untersuchungen des National Institute of Health innerhalb der
erikanischen Bevlkerung gezeigt werden, dass Menschen mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel i
ut deutlich hufiger an Grippe erkranken als diejenigen, die einen normalen Vitamin-D-Spiege
ben.
war bezweifelten Skeptiker wie so oft bei derartigen epidemiologischen Studien , ob Ursache
rkung tatschlich miteinander verknpft seien. Schlielich knnte es ja auch Zufall sein, dass
ippepatienten weniger Vitamin D im Blut aufweisen als Gesunde. Derartige Spekulation konnt
e japanische Forschergruppe Anfang 2010 jedoch nun eindeutig widerlegen: Sie pppelte
ischen Dezember 2008 und Mrz 2009 prospektiv (das bedeutet: nur zu diesem Zweck geplant
ch dem Zufallsprinzip eine Gruppe von Schulkindern mit zustzlichem Vitamin D, whrend ein
rgleichsgruppe ein Prparat ohne Wirkstoff erhielt (Placebo). Ferner war die Studie als
ppelblindversuch angelegt: Weder die Wissenschaftler noch die Kinder wussten, wer Vitamin
hielt. Am Ende des Winters zeigte sich, dass die Kinder ohne Vitamin D dreimal so hufig an
ippe erkrankt waren wie diejenigen, die das Sonnenvitamin eingenommen hatten. Damit ist
eifelsfrei bewiesen, dass Vitamin D eine wesentliche Schutzfunktion gegen Grippeerkrankung
.
e antigrippale Wirkung des Sonnenhormons ist natrlich nicht auf Kinder beschrnkt. 2009 zei
e Studie in New York, dass diejenigen Testpersonen, die regelmig Vitamin D zu sich nahme
dreimal niedrigeres Gripperisiko hatten als eine Vergleichsgruppe, die lediglich ein
aceboprparat erhielt.
sthma bronchialethma zhlt zu den hufigsten chronischen Krankheiten. Allein in Deutschland ist bei etwa drei
nf Prozent der Erwachsenen und zehn Prozent der Kinder das Bronchialsystem berempfindlich
ronisch entzndet; weltweit leiden etwa 300 Millionen Menschen an Asthma. Ihreonchialschleimhaut schwillt infolge der Entzndung an und die Atemwege verengen sich. Es bi
h ein zher Schleim, der sich nur schlecht abhusten lsst. Weil zugleich die Bronchialmuskula
rkrampft, fllt es immer schwerer auszuatmen. Sie leiden an Atemnot, Beklemmungen und An
e Ursache fr Asthma kann allergischer (hufige Auslser sind Pollen, Milben und Tierhaare) s
ht allergischer (etwa virale Atemwegsinfekte, Kaltluft, Zigarettenrauch oder auch Medikamen
tur sein. Allerdings sind die Grenzen nicht immer klar und so leidet der Groteil der Asthma
hl an einer Mischform. In allen Fllen kann Vitamin D jedoch vor den gefrchteten Anfllenhtzen. Diese Gewissheit brachte die japanische Studie zum Einfluss von Vitamin D auf
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
16/83
ippeerkrankungen (siehe Seite 24). Zwar hatten schon die zitierten amerikanischen
vlkerungsstudien erste Hinweise dafr gebracht, dass bei niedrigem Vitamin-D-Spiegel verm
thma auftritt. Weil es unter den japanischen Schlern in beiden Gruppen Asthmatiker gab, wei
n jetzt, dass Vitamin D Asthma vorbeugt; am Ende des Winters hatten die Vitamin-D-Kinder
ozent weniger Asthmaanflle als die der Vergleichsgruppe. Denn Vitamin D frdert bei der
sbildung von Immunzellen im Blut diejenigen, die entzndliche Reaktionen eher hemmen. So
rhindert, dass berschieende Entzndungsreaktionen auftreten, wie sie bei Asthmaanfllen typd.
RPEREIGENES ANTIBIOTIKUM
So beeindruckend die zuvor beschriebenen Wirkungen von Vitamin D auch sind, die Bedeutung des Sonnenhormons be
nfektionskrankheiten geht weit ber die banalen Atemwegsinfekte hinaus. Es wirkt selbst bei schweren
akteriologischen Infektionen wie Tuberkulose (Schwindsucht). Denn eine mit Tuberkulose infizierte Zelle ist, sobald sie
ausreichend mit Vitamin D versorgt wird, in der Lage, durch die Einschaltung bestimmter Gene antimikrobielle Proteineerzustellen, die den Erreger in der Zelle abtten. Das bekannteste dieser Proteine ist Cathelicidin, das im Krper wie ein
Antibiotikum wirkt hoch effektiv und frei von Nebenwirkungen. Angesichts dieser Eigenschaft des Sonnenhormons wir
erstndlich, warum im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert also lang vor der ra der Antibiotika Tuberkulosekrank
uftkurorten behandelt wurden. Allerdings war es nicht die Luft, die dort heilte, sondern die Kraft der Sonne, die gerade in
en Mittel- und Hochgebirgslagen sehr intensiv scheint.
O SCHTZT VITAMIN D VOR INFEKTEN
Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung
steuert die zellulre Immunabwehr im Blut.
schtzt vor grippalen Infekten.
beugt Asthmaanfllen vor.
produziert krpereigene Antibiotika (Cathelicidin).
vernichtet Tuberkuloseerreger.
beeintrchigt positiv den Verlauf einer Sepsis.
epsisbst im Extremfall einer Infektionserkrankung, der Sepsis (umgangssprachlich auch Blutvergif
nannt), scheint das Sonnenhormon helfen zu knnen. Bei dieser komplexen Entzndungsreaktio
iten sich die Giftstoffe (Toxine) der Krankheiterreger von einem infektisen Ursprungsort (zu
ispiel der Lunge oder den Mandeln) im gesamten Krper aus und lsen eine regelrechte
ttenreaktion aus. Wird die Sepsis nicht rechtzeitig erkannt, versagen innerhalb einiger Stunden
enswichtigen Organe. Allein in Deutschland erleiden jhrlich ber 150 000 Menschen eine Sep
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
17/83
t die Hlfte dieser Flle verluft tdlich.
ssenschaftler der Universitt Graz untersuchen derzeit an Patienten der Intensivstation, wie sic
dividuelle Vitamin-D-Spiegel auf den Ausgang der Sepsis auswirkt. Denn hnlich wie beim Ast
ehe >) macht sich auch hier eine Eigenschaft des Vitamin D besonders positiv bemerkbar: Es
mst berschieende und daher fr den Krper letztendlich schdliche entzndliche Reaktionen
utoimmunkrankheitenr Mensch kann nur deshalb in einer Welt voller Bakterien, Viren und Pilze berleben, weil sein
munsystem pausenlos fremde, mglicherweise gefhrliche Stoffe, Krankheitserreger und nicht
hr funktionstchtige Zellen im Krper ausfindig macht und zerstrt. Aus bisher ungeklrten
nden kann das System versagen: Die natrlichen Killerzellen machen sich dann nicht mehr au
che nach krperfremden Erregern, sondern greifen das eigene, gesunde Gewebe an.
rzeit sind etwa 60 Autoimmunkrankheiten bekannt. Sie treten bevorzugt zwischen dem 20. undbensjahr auf, wobei sich die Krankheit auf bestimmte Organe beschrnken (organspezifisch) od
n gesamten Krper betreffen kann (systemisch). Sogar Mischformen sind mglich (intermedir
ssenschaftler vermuten, dass die Ursache fr das Auftreten einer Autoimmunerkrankung in de
mbination aus genetischer Veranlagung und Umwelteinflssen liegt. Dabei zeigte schon 2005
tersuchung der Universitt Oxford, dass die Krankheiten auch aufgrund eines Vitamin-D-Man
sbrechen knnen. Zu einem hnlichen Ergebnis kommen Forscher, die den Einfluss von Vitami
f typische Autoimmunkrankheiten wie Typ-1-Diabetes, multiple Sklerose, Colitis ulcerosa, Mo
ohn und rheumatoide Arthritis untersucht haben. Sie alle empfehlen eine ausreichende Versorg
t Sonnenvitamin als festen Bestandteil der Prvention, weil Vitamin D modulierend auf das
munsystem wirkt und so eine berschieende Immunreaktion nachhaltig dmpft. Denn es senk
oduktion von entzndungsfrdernden Zytokinen (Proteine, die Wachstum und Entwicklung der
llen regulieren) und stimuliert zugleich die entzndungshemmenden Zellen des Immunsystems
glicherweise knnte dem Sonnenhormon daher in Zukunft auch bei der Therapie der
toimmunerkrankungen eine tragende Rolle zukommen.
ultiple Sklerosend 130 000 Multiple-Sklerose-Kranke leben derzeit in Deutschland, weltweit sind es etwa 2,5
llionen Menschen Frauen sind etwa doppelt so oft betroffen wie Mnner. Die entzndliche
krankung des Nervensystems macht sich zum ersten Mal meist im jungen Erwachsenenalter
merkbar (zwischen 20 und 40). Nur selten tritt sie schon im Kindesalter oder erst bei Senioren
age.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
18/83
e bei allen Autoimmunkrankheiten richtet sich auch bei der multiplen Sklerose (MS) das
munsystem gegen den eigenen Krper. Die krpereigenen Abwehrzellen docken an die
rvenbahnen an, greifen die schtzenden Myelinscheiden (isolierende Lipidschicht um den
erartigen Fortsatz der Nervenzelle) an und verursachen so neurologische Strungen und Schd
pische Symptome sind zum Beispiel: Lhmungen, Seh- und Gleichgewichts- beziehungsweise
ngstrungen, spter wird auch die Psyche in Mitleidenschaft gezogen (Depressionen, Psychose
ch so vielfltig die Symptome der Krankheit auch sein mgen: Man wei heute, dass die Diagn
S keinesfalls ein Leben im Rollstuhl bedeutet oder gar einem unumstlichen Todesurteil
ichkommt. Bei vielen Betroffenen verluft die Krankheit gutartig, oft bilden sich die anfangs
hweren Symptome sogar wieder zurck und die Entzndungsherde verheilen.
e prventive Wirkung von Vitamin D
ssenschaftler und rzte sind sich inzwischen ziemlich sicher, dass das Krankheitsbild der
ltiplen Sklerose neben einer entsprechenden genetischen Veranlagung und bestimmten
mweltfaktoren (wie Infektionen im Kindesalter) vor allem auf einen Vitamin-D-Mangel der Mu
der Schwangerschaft zurckzufhren ist. US-Wissenschaftler waren auf diesen Zusammenhang
stoen, als sie die Hufigkeit von MS bei amerikanischen Veteranen mit dem Geburtsort der
troffenen verglichen. Diejenigen Soldaten, die in den nrdlichen Landesteilen Amerikas gebor
d aufgewachsen waren, erkrankten deutlich hufiger als ihre Gefhrten aus dem Sden des Lan
schien also eindeutig einen Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Zahl an
nnenstunden und dem Auftreten der Krankheit zu geben.
WAS IST EIN KRANKHEITSSCHUB BEI MS?
Treten neurologische Symptome ber einen Zeitraum von 24 bis 48 Stunden (und lnger) auf und verstreicht zwischen
em Neu- oder Wiederauftauchen der Anzeichen mindestens ein Monat, sprechen rzte von einem Krankheitsschub.
Durchschnittlich kommt es abhngig von Alter und individuellem Krankheitsverlauf zu 0,2 bis 1,15 Krankheitsschb
m Jahr. Bei jngeren Patienten sind Schbe hufiger ebenso wie in den ersten fnf Jahren. Daher stellt die Schubrate
ein sehr sicheres Kriterium dar, um Krankheitsverlauf und Therapieerfolge kritisch zu beurteilen. In den ersten fnf Jaher Erkrankung ist sie hher und nimmt mit der Dauer der Erkrankung aufgrund des natrlichen Verlaufs auch deshalb
pontan ab, weil ein bergang in eine sekundr chronisch progrediente, also eine allmhlich zunehmende und stetig sich
erschlechternde Verlaufsform stattfindet, bei der zustzlich Schbe auftreten knnen.
Im Gegensatz zu tatschlichen Krankheitsschben verschlechtert sich bei Pseudoschben eine bereits bestehende
eurologische Symptomatik durch uere Einflsse wie zum Beispiel Hitze, fieberhafte Infekte oder bestimmte
Antidepressiva. Die Verschlechterung geht jedoch wieder zurck, sobald der Auslser wegfllt (also beispielsweise ein
nfekt wieder abklingt oder ein Medikament abgesetzt wird). Darber hinaus knnen zum Beispiel Hitze oder physische
sychische Belastung nur Sekunden anhaltende Symptome auslsen (paroxysmale Symptome).
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
19/83
09 zeigte dann eine Langzeit-Studie einer Forschergruppe um Dr. Fariba Mirzaei von der Harv
hool of Public Health in Boston/USA, dass das Krankheitsbild der multiplen Sklerose (MS) unt
derem auf einen Vitamin-D-Mangel der Mutter in der Schwangerschaft zurckzufhren ist.
e Wissenschaftler beobachteten dazu ber einen Zeitraum von 16 Jahren mehr als 35 000
ankenschwestern. Das beeindruckende Ergebnis: Diejenigen Frauen, deren Mtter in der
hwangerschaft viel Milch getrunken hatten, erkrankten um ein Vielfaches seltener an MS als K
n Mttern, die keine oder nur wenig Milch tranken. Sie schlossen daraus: Schon vier Glser mi
tamin D angereicherte Milch (wie sie in den USA erhltlich ist) reduzieren das MS-Risiko um
ozent. In Deutschland, wo es die behandelte Milch nicht gibt, mssen Schwangere auf andere
eise die Vitamin-D-Versorgung sichern, etwa mit entsprechenden Nahrungsergnzungsmitteln
rmehrten Sonnenbdern.
ss auch der regelmige Aufenthalt im Freien beziehungsweise die Zahl der Sonnenstunden da
S-Risiko deutlich senkt, zeigte eine andere US-amerikanische Studie unter Zwillingen. Schottis
ssenschaftler fanden heraus, dass diejenigen Kinder, die sich viel im Haus aufhielten, eher
krankten als ihre Geschwister (wenn diese oft drauen waren). Aufgrund des natrlich niedriger
tamin-D-Spiegels leiden Kinder, die im Frhling auf die Welt kommen, fter an MS als zum
ispiel Novemberkinder ganz einfach, weil ihre Mtter whrend der Schwangerschaft nicht so
nne tanken konnten.
milire Belastung
der Oxford Universitt in England sind sich die Wissenschaftler sogar sicher, dass in einigen
len die Entstehung der Krankheit selbst bei genetischer Veranlagung verhindert werden knne
nn die Betroffenen entsprechend vorbeugen. Familir vorbelastete Mtter sollten daher schon
hwangerschaft regelmig Vitamin D einnehmen und ihre Kinder auch in den ersten Lebensjah
rch zustzliche Vitamin-D-Gaben strken.
uftreten der ersten Symptome
Februar 2011 verffentlichte die Academy of Neurology die Ergebnisse einer australischen St
lche die Auswirkung der tglichen Sonnenexposition auf 216 Patienten zwischen 18 und 59 Jah
t ersten klinischen MS-typischen Symptomen beobachtet. Die Wissenschaftler verlieen sich d
ht auf die Aussagen der Betroffenen, sondern ermittelten die Anzahl der tatschlichen
nnenstunden anhand der individuellen Hautschden, des jeweiligen Melaninanteils sowie des
tamin-D-Gehalts im Blut. All diese Daten wurden denen von beinahe 400 gesunden Personen
nlichen Alters, Geschlechts und Wohnorts gegenbergestellt.
s Ergebnis: Das Risiko, ein erstes MS-typisches Symptom zu entwickeln, sinkt mit jeder UV-
cht-Portion. Die Menschen, deren Haut durch die Sonne am strksten geschdigt war, trugen
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
20/83
gesamt eine um 60 Prozent niedrigere Wahrscheinlichkeit fr MS-Symptome als diejenigen, d
ut der UV-Strahlung am wenigsten ausgesetzt war. Das Ergebnis der Bluttests besttigte: Je
driger der Vitamin-D-Spiegel, desto fter diagnostizierten rzte erste Anzeichen von MS. Nic
etzt besttigte die Untersuchung, dass die Hufigkeit von multipler Sklerose steigt, je weiter d
ohnort vom quator entfernt liegt.
tamin D in der MS-Therapie
e Schutzfunktion des Vitamin D fr die Nervenzellen scheint sich nicht nur auf die prventive
r frhen und frhesten Kindheit zu beschrnken. Eine ausreichende Versorgung mit Sonnenhor
heint auch den Verlauf der Krankheit zu mildern.
nn Vitamin D greift als Botenstoff in das Immungeschehen ein und bewirkt dadurch eine
ientzndliche Immunantwort.
s zeigt auch eine klinischen Studie, die eine Arbeitsgruppe um Professor Reinhold Vieth 2007
r Universitt Toronto durchgefhrt hat. Zwlf MS-Patienten im klinischen Schub erhielten
Wochen lang tglich hohe Dosen Vitamin D von 4 000 bis 40 000 IE (internationale Einheiten
tamin D. Im Verlauf der Behandlung ging die Anzahl der Entzndungsherde im Gehirn um die
lfte zurck. Komplikationen und Beschwerden traten dabei nicht auf was zeigt, dass selbst ei
hr hohe Vitamin-D-Zufuhr gut vertrglich ist (siehe auch >). Weil Vitamin D im Tierversuch au
olgreich bei der MS-Therapie eingesetzt wurde, knnte es durchaus sein, dass seine positive
rkung auch beim Menschen weit ber die reine Prophylaxe hinausgeht. Dazu sind jedoch noch
itere wissenschaftliche Untersuchungen ntig, die die positive Wirkungsweise in der MS-
handlung belegen.
yp-1-Diabetesabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist eine chronische Stoffwechselkrankheit. Beim Typ 1 im
lksmund auch Jugenddiabetes genannt, weil sie vorwiegend im Kinder- und Jugendalter auftrit
strt das krpereigene Immunsystem aus bisher unerfindlichen Grnden die insulinproduziere
llen in der Bauchspeicheldrse (Betazellen); innerhalb weniger Tage bis Wochen kommt dieulinproduktion vllig zum Erliegen. Dabei braucht der Krper dieses Hormon unbedingt, dam
uskelzellen die Nahrungsenergie aus Kohlenhydraten aufnehmen und verwerten knnen. Da sic
rstrungsprozess nicht umkehren lsst, mssen die Betroffenen lebenslang Insulin spritzen, um
tgleisungen des Blutzuckerstoffwechsels und daraus folgende Krankheiten wie Netzhautablsu
etinopathie), Nervenschden an den Fen oder Nierenversagen zu verhindern. Dieser Umstand
einflusst die Lebensqualitt natrlich stark.
ein in Deutschland leiden rund 400 000 Menschen an Typ-1-Diabetes und das bei steigenderndenz. Weltweit, vermuten Experten, wchst die Rate an Diabetes-1-Patienten jhrlich um drei
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
21/83
ozent. Doch immer noch rtseln Wissenschaftler und rzte, welche Faktoren diese Form der
ckerkrankheit verursachen. Mglicherweise wurde vielen Menschen die Wahrscheinlichkeit, a
abetes vom Typ 1 zu erkranken, schon in die Wiege gelegt. Denn Infektionen in der
hwangerschaft scheinen die Krankheit ebenso zu begnstigen wie das hhere Alter der Mutter
e Kaiserschnittentbindung; auch ein zu hohes Geburtsgewicht und eine zu rasche Gewichtszun
m Baby scheinen gefhrlich. Immer mehr spricht jedoch dafr, dass es sich beim Diabetes vom
p 1 um eine Autoimmunkrankheit handelt, die unter anderem durch einen Mangel an Vitamin Dsgelst werden kann.
htzendes Vitamin D
r Nachweis von Vitamin-D-Rezeptoren in der Bauchspeicheldrse zeigt: Das Organ, genauer g
ne insulinproduzierenden Zellen (Langerhans-Inseln), bentigen Vitamin D, um ihre Aufgabe
timal bernehmen zu knnen. Ein Mangel an Sonnenhormon kann daher den Zuckerstoffwechs
rchaus aus der Balance bringen. Dass Vitamin D eine nicht unerhebliche Rolle bei der Entstehuer Zuckerkrankheit spielen knnte, zeigen verschiedene Forschungsergebnisse.
chon 2001 wurde in Finnland ber eine Studie berichtet, die vermuten lsst, dass Vitamin D da
p-1-Diabetes-Risiko ganz offensichtlich senkt. Dazu befragten Forscher 12 000 Frauen, von de
e im Jahre 1966 schwanger war, ob und wie viel Vitamin D ihren Kindern damals verabreicht
rde und ob diese unter Rachitis litten. 30 Jahre spter ergab eine Nachuntersuchung, dass die
nder, die damals tglich etwa 2000 IE Vitamin D erhielten, spter deutlich seltener an Diabetes
rkrankten. Ihre Altersgenossen, die ehemals Symptome einer Rachitis zeigten und somit ganz
ensichtlich an einem starken Vitamin-D-Mangel litten, trugen dagegen ein um das Dreifache
heres Risiko.
ierversuche aus dem Jahr 2004 lassen ebenfalls vermuten, dass Vitamin D eine schtzende
rkung auf die Betazellen hat. Zumindest bei Labormusen steigt die Diabetesrate um das Dopp
wenn die Muttertiere whrend der Tragzeit in einer Umgebung ohne jegliche UV-Strahlung le
d auch ber die Nahrung kein Vitamin D aufnehmen.
008 besttigte die Auswertung von fnf Studien zum Diabetes Typ 1 (Metaanalyse) die schtze
rkung von Vitamin D: Bei ausreichend versorgten Kindern sinkt das Risiko um rund 30 Prozen
genber einer unterversorgten Vergleichsgruppe.
rgen Sie vor!
her muss die Wissenschaft noch weiterforschen, ob sich eine so ernste Erkrankung wie der Ty
abetes mit einem solch einfachen Mittel wie einer ausreichend hohen Vitamin-D-Zufuhr tatsc
rart drastisch reduzieren liee. Angesichts der Studienergebnisse sollten jedoch vor allem Elter
bereits selbst an dieser Form der Zuckerkrankheit leiden, bei ihrem Nachwuchs nicht auf die
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
22/83
hkindliche Rachitisprophylaxe verzichten. Denn aufgrund der genetischen Disposition
eranlagung) ist dessen Risiko, ebenfalls zu erkranken, ohnehin schon 10- bis 20-fach erhht. U
ne eine konsequente Vitamin-D-Gabe steigt die Wahrscheinlichkeit nochmals an.
WAS IST DIABETES TYP 2?
Die zweite Form der Zuckerkrankheit, Typ-2- oder Altersdiabetes, an der weltweit deutlich mehr Menschen leiden geh
icht mit einer Zerstrung der Betazellen einher. Aufgrund eines ungnstigen Lebensstils erschpft sich jedoch die
Bauchspeicheldrse mit den Jahren immer mehr, bis s ie schlielich gar kein Insulin mehr produzieren kann. Durch dies
Entwicklung gert der Zuckerstoffwechsel ebenfalls vllig auer Kontrolle. Durch einen gesunden Lebenswandel
ausgeglichene Ernhrung und regelmige Bewegung knnen Sie Typ-2-Diabetes hchst effektiv vermeiden. Durch e
ntsprechende Ernhrungsumstellung lsst sich die Krankheit in vielen Fllen sogar wieder mildern oder bildet sich so
anz zurck. Vitamin D kann hier ebenfalls positiv auf den Kranheitsverlauf einwirken. Mehr dazu lesen Sie ab >.
utoimmunerkrankungen des Darmsr Darm ist im Rahmen des immunologischen Geschehens in unserem Krper ein uerst wichtgan. Schlielich nimmt seine Oberflche aufgrund der unzhligen Darmzotten mehrere hunder
adratmeter ein; unsere Krperoberflche bringt es gerade einmal auf rund zwei Quadratmeter.
er diese riesige Flche tritt der Organismus tagaus, tagein in Kontakt zur Umwelt und dies
gesichts der Mengen an Nahrungsmitteln und Flssigkeit, die wir tglich zu uns nehmen, sehr
ensiv. Um schdliches Material rechtzeitig zu erkennen und unschdlich zu machen, kommt es
her auf eine exakte Steuerung des Immunsystems an. Auf der anderen Seite sollte das krpereigwehrsystem nicht auf eigentlich willkommene Bestandteile der Nahrung reagieren, wie zum
ispiel Eiwei oder bestimmte Vitamine und Mineralstoffe.
nau dies geschieht jedoch bei einigen den Darm betreffenden Autoimunerkrankungen, wie Col
erosa und Morbus Crohn, von denen in Deutschland jeweils etwa 200 von 100 000 Menschen
roffen sind. Bei beiden Krankheiten versagt die Steuerung des Immunsystems, weshalb es zu
ronischen entzndlichen Vernderungen des Darms kommt, die erhebliche Folgen auf die
rsorgung des Krpers mit Nhrstoffen haben. So fhrt zum Beispiel eine Mangelversorgung antaminen und Mineralstoffen zu Mdigkeit, verminderter Leistungsfhigkeit und Blutarmut
nmie).
usweg Vitamin D?
reits 1992 war Wissenschaftlern in den USA aufgefallen, dass sowohl Colitis ulcerosa als auch
orbus Crohn in den nordwestlichen Teilen des Landes hufiger auftraten als in den sdlichen
ndesteilen und in den Stdten wiederum hufiger als auf dem Land. Offensichtlich schien der
eitengrad und somit die Anzahl der Sonnenstunden die beiden Krankheiten zu beeinflussen.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
23/83
schlieende Untersuchungen des Bluts zeigten, dass Patienten mit einer Autoimmunerkrankun
rms tatschlich hufig einen erniedrigten Vitamin-D-Spiegel haben.
i experimentellen Tierversuchen konnte die Arbeitsgruppe von Cantorna im Jahr 2007 durch ei
tamin-D-Gabe Entzndungsreaktionen im Darm deutlich abmildern. Doch noch sind weitere
nische Studien ntig, um zu klren, inwieweit die gezielte Vitamin-D-Zufuhr bei der Behandlu
n chronischen Darmerkrankungen helfen kann.
heumatoide Arthritisnd 800 000 Menschen leiden in Deutschland an rheumatoider Arthritis, einer speziellen Form d
euma. Somit zhlt die rheumatoide Arthritis zu den hufigsten chronischentzndlichen Krankh
erhaupt. Die vermutlich genetisch bedingte chronische Entzndung der Gelenkschleimhaut ver
hleichend. Sie uert sich bei Frauen am hufigsten im Alter zwischen 55 und 64, bei Mnnern
ischen 65 und 75. In der Regel macht sich die Krankheit zunchst durch schmerzhafte
hwellungen in den Finger- oder Zehengelenken bemerkbar und breitet sich von dort mit den Jaher den ganzen Krper aus. Sind Knorpel, Knochen und andere Strukturen des betroffenen Gelen
t zerstrt, ist die Beweglichkeit deutlich eingeschrnkt. Dies sollte mit einer frhzeitig begonn
erapie verhindert werden. Denn eine Heilung ist derzeit in aller Regel nicht mglich.
rschiedene Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit rheumatoider Arthritis gehuft einen
drigen Vitamin-D-Spiegel haben. Dabei steigt die Aktivitt der Gelenksentzndung mit
nehmendem Spiegel des Sonnenhormons an. Aufgrund der zunehmend eingeschrnkten
weglichkeit reduzieren sich daraufhin die Aufenthalte im Freien, was das Niveau des Vitamin-iegels zustzlich sinken lsst ein Teufelskreis beginnt.
herapieoption der Zukunft
ider fehlen wie bei vielen Krankheitsbildern auch bei der rheumatoiden Arthritis derzeit noch d
dgltigen Beweise fr die geschilderten Zusammenhnge durch prospektive Studien, wie es sie
ispiel zur Grippe gibt (siehe >). Es ist jedoch wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis auch
tersuchungen, die die Wirksamkeit der Behandlungsmethode wissenschaftlich besttigen,olgreich durchgefhrt sind. Bis es jedoch so weit ist, sollten Betroffene nicht zuletzt angesic
r zahlreichen anderen, gesicherten positiven Effekte des Sonnenhormons auf den Krper , dur
en entsprechenden Lebensstil dafr sorgen, dass ihr Vitamin-D-Spiegel das ganze Jahr ber au
em ausreichend hohen Niveau liegt.
O SCHTZT VITAMIN D VOR AUTOIMMUNKRANKHEITEN
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
24/83
Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung
wirkt entzndungshemmend bei Autoimmunerkrankungen des Darms wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
mindert das Risiko fr Diabetes Typ 1.
kann die Entstehung von multipler Sklerose verhindern.
schtzt vor rheumatoider Arthritis.
ARKINSON UND ALZHEIMER
Seit Forscher 1991 in zahlreichen unterschiedlichen Strukturen und Regionen des Gehirns Vitamin-D-Rezeptoren
achweisen konnten, arbeiten sie intensiv daran, die Wirkungsweise des Sonnenhormons zu entschlsseln, und es ver
aum ein Monat, in dem nicht neue Forschungsberichte verffentlicht werden. Dabei deutet sich an, dass ein Vitamin-D-
Mangel neben multipler Sklerose (siehe auch >) auch fr andere Nervenerkrankungen mitverantwortlich sein kann auc
wenn aussagekrftige Studien noch fehlen:
Morbus Parkinson:Die vor allem im Alter von 50 bis 60 auftretende Schttellhmung ist eine der hufigsten
Erkrankungen des Nervensystems. Allein in Deutschland leiden durchschnittlich von 1000 Menschen ein bis zwei an
Parkinson, bei den ber 60-Jhrigen sogar einer von 100.
008 wurde fr eine Studie die Vitamin-D-Konzentration im Blut von 100 Parkinson-Patienten bestimmt. Bei mehr als deHlfte lag der Wert unter 30 ng/ml, 23 Prozent litten sogar an einem regelrechten Vitamin-D-Mangel (unter 20 ng/ml). Bei
iner gesunden Kontrollgruppe waren die Werte deutlich besser: Nur 36 Prozent lagen unter 30 ng/ml, 10 Prozent unter 2
g/ml. Das Ergebnis zeigt, dass dem Sonnenhormon offensichtlich einmal mehr eine tragende Schutzfunktion fr das
Gehirn zukommt.
Alzheimer:Lange Zeit galten der langsam fortschreitende Untergang an Nervenzellen und Nervenzellkontakten und da
inhergehende Gedchtnis- und Orientierungsstrungen sowie Strungen des Denk- und Urteilsvermgens als vllig
ormale Begleiterscheinung des Alterns. Doch warum leiden dann nicht alle Menschen irgendwann an diesen Symptome
ie den Alltag immer schwieriger gestalten lassen? Mgliche Hinweise darauf gibt das Ergebnis einer Studie der Peninsu
Medical School an der Universitt von Plymouth sowie der Universitt Michigan/USA aus dem Jahr 2009. Dazu wurde d
Blut von 2000 Senioren allesamt 65 Jahre und lter auf seinen Vitamin-D-Gehalt untersucht. Und tatschlich war dientellektuelle Leistung bei einer ausreichenden Versorgung doppelt so hoch wie bei einem Vitamin-D-Defizit. Weitere
Untersuchungen zeigen, dass Alzheimer-Patienten hufig einen deutlich niedrigeren Vitamin-D-Spiegel aufweisen als
esunde Menschen.
Dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel die Denkleistung deutlich reduziert, wies auch Katherine Tucker von der Tufts-
Universitt in Boston/USA nach. Sie fand 2010 heraus, dass verschiedene Bereiche des Kleinhirns sowie der
Hippocampus, also derjenige Teil des Gehirns, der fr das Gedchtnis zustndig ist, das Sonnenhormon bentigen. Von
nsgesamt 1000 untersuchten Pflegebedrftigen wiesen lediglich etwas mehr als ein Drittel einen ausreichend hohen
Vitamin-D-Spiegel auf. Und genau diese Gruppe erzielte bei Denk- und Gedchtnistests auch das beste Ergebnis.
Besonders fatal ist laut Tucker, dass alte pflegebedrftige Menschen ihre Wohnung kaum noch verlassen und so aufgru
ehlenden UV-Lichts einen immer greren Vitamin-D-Mangel erleiden. Zwar stehen die letzten wissenschaftlichen Bele
och aus. Doch das Wissen um den Zusammenhang zwischen Vitamin D und Demenz ist umso wichtiger, als die Zahl
Alzheimerpatienten noch steigen soll.
ewegungsapparat
tamin D und Knochendichte wurden viele Jahrzehnte in einem Atemzug genannt: Ein Mangel a
tamin D fhrt bei Kindern zu Rachitis, bei Erwachsenen mit zunehmendem Alter zu Osteoporo
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
25/83
il der Krper das fr stabile Knochen wichtige Kalzium ohne Vitamin D nicht optimal verwert
nn so einfach war die Welt. Doch auch wenn man heute wei, dass Vitamin D zahlreiche posi
genschaften fr nahezu alle Organe des menschlichen Krpers hat: Es ist nach wie vor sehr wic
stabile Knochen und eine gut ausgebildete Muskulatur.
abile Knochen
mit die Knochen bis ins Alter fest bleiben, muss man schon in jungen Jahren vorsorgen. Diechitisprophylaxe im Kindesalter (siehe >) leistet einen groen Beitrag dazu. Umso fataler ist, d
mer mehr ungeborene Kinder bereits an einer gestrten Mineralisation des Knochens leiden un
richte ber Neugeborene mit zerbrochenen Knochen zunehmen und das nicht nur im uerste
rden unseres Planeten, wo die UV-Strahlung die lngste Zeit des Jahres nur relativ schwach ist
ndern auch in sonnenreichen Lndern wie zum Beispiel Arabien. Fr die unzureichende Vitami
dung in der Haut ist es nmlich unerheblich, ob die Sonne zu wenig scheint oder ob sich der
ensch mithilfe verhllender Kleidung oder Sonnencreme vor den UV-Strahlen schtzt (siehe auUnd je weniger Vitamin D die schwangere Mutter bildet, umso gefhrlicher ist es fr das Kind
ch spter braucht der Krper Vitamin D, damit Kalzium im Darm aufgenommen und in den
ochen eingelagert wird. Ohne die Hilfe des Sonnenhormons kann er nur 15 Prozent des
neralstoffs aus der Nahrung verwerten viel zu wenig. Kalziumprparate allein knnen daher
dem 35. Lebensjahr eintretenden natrlichen Knochenabbau und das damit einhergehende
akturrisiko nicht stoppen.
0800 IE Vitamin D am Tag senken das Risiko fr eine Hftfraktur um mehr als 25 Prozent. Dab eine 2005 publizierte Meta-Analyse, fr die verschiedene Datensammlungen ausgewertet
rden. 2007 zeigte dann eine Studie der Boston University, dass das Risiko fr Knochenbrche
ter sinkt, wenn man regelmig Vitamin D einnimmt. Demzufolge gilt Vitamin D immer noch
s Mittel zur Prvention von Altersfrakturen.
OSTEOPOROSE
30 Prozent aller Frauen erkranken nach den Wechseljahren an Osteoporose (Knochenschwund) bei Mnnern ber 5
st jeder fnfte betroffen. Die Diagnose erfolgt mittels einer schmerzlosen Knochendichtemessung. Der dabei ermittelte
Wert wird mit dem Durchschnittswert junger Frauen verglichen. Je niedriger er ist, desto grer ist das Frakturrisiko.
Nicht nur die Erbanlagen, das Alter oder ein frhzeitiger Eintritt der Wechseljahre (vor 45) bestimmen das persnliche
Risiko fr Osteoporose. Der Knochenschwund wird auch stark durch den individuellen Lebensstil beeinflusst. Zu wenig
Bewegung, Untergewicht, zu viel Alkohol und bestimmte Medikamente (etwa Antiepileptika und Cortison) wirken sich au
ange Sicht negativ auf die Knochendichte aus. Eine herausragende Rolle spielen zudem Kalzium- und Vitamin-D-Mange
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
26/83
rkere Muskelne nachlassende Knochendichte ist jedoch nicht allein verantwortlich fr die mit dem Alter steig
te an Knochenbrchen. Denn wie hoch das individuelle Sturz- und somit auch das Frakturrisiko
schlich ist, liegt zum groen Teil auch daran, wie krftig die Muskulatur (noch) ist.
erdings wird die Erkenntnis, dass auch die Muskulatur ber Vitamin-D-Rezeptoren verfgt, de
ntrovers diskutiert. Alternativ wird auf deren Existenz in den steuernden Nervenzellen des
ckenmarks verwiesen. Fest steht jedoch, dass eine verbesserte Versorgung auch zu einer besseruskelleistung fhrt. Auch hier besteht also noch reichlich Forschungsbedarf, um die wenigen
kannten Resultate wissenschaftlich abzusichern.
eigert Vitamin D die sportliche Leistungsfhigkeit?
ne Studie der University of Manchester untersuchte den Einfluss von Vitamin D auf die Muske
n 99 Mdchen zwischen 12 und 14 Jahren. Ein erster Bluttest ergab, dass der Vitamin-D-Spieg
e bei vielen Kindern relativ niedrig war. Trotzdem lieen sich Leistungsunterschiede erkenneobandinnen mit besonders niedrigen Werten konnten nicht so weit springen und nicht so schnel
fen wie diejenigen mit hheren Werten. In wieweit ein ausreichend hoher Vitamin-D-Spiegel a
Sportlern zu einer Leistungsverbesserung fhrt, ist derzeit Gegenstand wissenschaftlicher
tersuchungen. Im Alltag macht sich die krftigere Muskulatur auf jeden Fall ntzlich, wie
ntrollierte Studien von Professor Heike Bischoff-Ferrari am Universittsspital Zrich zeigen: S
duziert das Sturzrisiko und somit Knochenbrche deutlich. Vitamin D wirkt bei
teoporosepatienten also gleich auf doppelte Weise positiv.
bromyalgien uerst schwieriges Krankheitsbild, das ebenfalls zum Thema Knochen und Muskulatur geh
ch wenn es in der Regel den ganzen Krper in Mitleidenschaft zieht, ist die Fibromyalgie, an d
ein in Deutschland schtzungsweise 1,5 Millionen Menschen leiden. Die betroffenen Patienten
gen ber heftige Schmerzen im gesamten Krper, knnen diese aber hufig nicht exakt
kalisieren. Weil Rntgenuntersuchungen und Labor nicht weiterhelfen, wird diskutiert, ob diebromyalgie eine psychosomatische Ursache haben knnte. In diesem Fall lge primr keine
rperliche Erkrankung vor, sondern die krperlichen Symptome wrden durch psychische Stru
sgelst.
amin-D-Mangel-Test
merikanische Wissenschaftler haben einen einfachen, jedoch recht zuverlssigen T
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
27/83
ntwickelt, um einen ausgeprgten Vitamin-D-Mangel und eine daraus resultieren
hmerzhafte Knochenerweichung nachzuweisen: Empfindet ein Patient mit diffuse
klaren Schmerzen im Krper einen mig krftigen Fingerdruck auf das Brustbein
hmerzhaft, liegt mit groer Wahrscheinlichkeit ein ausgeprgter Vitamin-D-Mang
r.
hrtet sich der Verdacht durch eine einfache Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels
ut, kann dem Patienten in der Regel durch eine verbesserte Versorgung mit demnnenhormon nachhaltig geholfen werden. Ein kleiner Eingriff mit groer Wirku
leichterung durch Vitamin D?
die Auslser der Fibromyalgie bis heute nicht bekannt sind, gibt es noch keine verbindliche
erapie mit guten Heilungsaussichten. Es wre daher vermessen zu behaupten, Vitamin D sei da
r wesentliche Faktor. Und dennoch knnte ihm bei der Behandlung eine besondere Bedeutungkommen. Der Grund: Ein ausgeprgter Vitamin-D-Mangel fhrt bei Erwachsenen zu hnlichen
ochenvernderungen wie bei der kindlichen Rachitis. Die Knochen werden weich und verform
h. Die damit einhergehenden Schmerzen knnen sich im ganzen Krper ausbreiten. Wre es so
ht naheliegend, dass zumindest ein Teil der Betroffenen an einem Vitamin-D-Mangel leidet?
tersuchungen an Fibromyalgiepatienten in groen US-Schmerzambulanzen im Jahr 2003 best
Vermutung: Ein Drittel bis zur Hlfte der Betroffenen wiesen einen ausgeprgten Mangel an
nnenhormon auf. Wurde dieser behoben, verschwanden auch die Schmerzen. Im Helios Seehoshlenburg in Cuxhaven berprfte man ebenfalls den Vitamin-D-Spiegel von 25
bromyalgiepatientinnen. Obwohl keine der Frauen Symptome einer Osteoporose zeigte, litt be
lfte an Vitamin-D-Mangel.
O SCHTZT VITAMIN D DEN BEWEGUNGSAPPARAT
Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung hlt die Knochen stabil.
strkt die Muskulatur.
beugt Knochenbrchen vor.
lindert unter Umstnden die Beschwerden bei Fibromyalgie.
CHTZT VITAMIN D VOR DEPRESSIONEN?
Allein in Deutschland leiden schtzungsweise 10 Millionen Erwachsene der Groteil Frauen in den lichtarmen
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
28/83
Wintermonaten unter einer Winter- oder Lichtmangeldepression, saisonal abhngige Depression (SAD) genannt. Ihnen f
infach eine ausreichend hohe Dosis Sonnenlicht und damit wohl auch Vitamin D.
Dass sich Sonnenlicht positiv auf das Gemt auswirkt, hat wohl jeder schon am eigenen Leib erfahren; eine Studie der
Washington University School of Medicine in St. Louis/USA hat diesen Effekt 2006 aber auch wissenschaftlich belegt. O
as Sonnenhormon jedoch allein und generell vor Depressionen schtzen kann, ist noch nicht eindeutig geklrt. Zumind
ei lteren Menschen fhrt ein Vitamin-D-Mangel ganz offensichtlich zu einer schlechteren Allgemeinstimmung. Das
esttigt eine Untersuchung aus den Niederlanden (2008), in der Forscher bei mehr als 1200 Senioren einen deutlichen
Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Blutspiegel und einem erhhten Depressionsrisiko nachweisen
onnten.
Weitere Studien sind angezeigt. Immerhin leiden schon heute deutlich mehr Menschen an Depression als beispielsweisemultipler Sklerose nach Schtzungen des Bundesgesundheitsministerium sind es allein in Deutschland rund vier
Millionen. Damit steht die Depression in der Statistik der Arbeitsunfhigkeitstage an erster Stelle und die Hufigkeit nim
n bedrckender Geschwindigkeit zu. Hinsichtlich dieser dsteren Prognose wren weitere Untersuchungen zum
ffensichtlich positiven Einfluss von Vitamin D auf die Gemtslage mehr als wnschenswert.
erz-Kreislauf-Erkrankungen
e beim Skelettmuskel ist auch beim Herzmuskel der Nachweis der Vitamin-D-Rezeptoren
genstand aktueller wissenschaftlicher Diskussionen. Denn Vitamin D scheint viele positive
rkungen auf das Herz-Kreislauf-System zu haben. Eine wichtige Erkenntnis, wenn man bedenk
ss allein in Deutschland beinahe jeder zweite Todesfall auf eine Erkrankung desselben zurckg
luthochdruck
hon ein erhhter Blutdruck, von dem hierzulande die halbe Nation betroffen ist, hngt vom Spis Sonnenhormons im Blut ab. Fr Mnner steigt das Risiko bei einer unzureichenden Vitamin-
rsorgung um den Faktor 6, bei Frauen immerhin um den Faktor 2,5. Auch eine umfassende
sundheitsbefragung unter der US-amerikanischen Bevlkerung (NHANES-Projekt 2003/04 und
05/06), die unter anderem den Blutdruck und Vitamin-D-Spiegel von beinahe 13 000
udienteilnehmern verglich, zeigt: Je hher der Vitamin-D-Spiegel, desto niedriger der Blutdruc
r positive Zusammenhang war vor allem bei Menschen ber 50 extrem deutlich. Zwar ist der
hhte Blutdruck noch keine Krankheit. Er weist jedoch eindeutig auf eine Strung im Herz-eislauf-System hin. Immerhin bekommen Menschen mit Bluthochdruck 1,5- bis 3-mal so oft e
arkt wie solche mit niedrigem Blutdruck.
erzinfarkt und Schlaganfallss ein Vitamin-D-Mangel lebensbedrohlich sein kann, zeigt eine 2008 publizierte Verlaufskon
Rahmen der Health Professional Follow up Study, die Professor Edward Giovannucci von der
rvard Scool of Public Health in Boston/USA ber 10 Jahre bei nahezu 20 000 Amerikanern
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
29/83
rchfhrte. Mnner mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel (< 15 ng/ml) haben im Vergleich zu
en, deren Vitamin-D-Spiegel ber 30 ng/ml liegt, ein 2,5-fach gesteigertes Risiko, einen
rzinfarkt zu entwickeln.
ann Vitamin D das Herz schtzen?
der Tat sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ihre Folgen in Deutschland die Todesursache
mmer eins. Und so wundert es nicht, dass auch hierzulande schon ber den Zusammenhang vo
tamin D und Herzinfarkt geforscht wurde. Im Rahmen der 2008 publizierten Ludwigshafener
sikostudie beobachtete man acht Jahre lang mehr als 3000 Patienten (Durchschnittsalter 62 Jah
sich zuvor einer Untersuchung der Herzgefe unterzogen hatten (Koronarangiographie). Das
gebnis: Bei 67 Prozent der Studienteilnehmer waren die Herzarterien stark verengt. In der
htjhrigen Nachbeobachtungszeit starben 737 Mnner. Dabei zeigte der Vergleich der
dizinischen Daten, dass das Risiko, an der Herzerkrankung zu sterben, mit einem zu niedrigen
tamin-D-Spiegel eindeutig ansteigt um bis zu 220 Prozent. Das besttigen 2008 auch Kardiol
m Mid American Heart Institute in Kansas City/USA: Niedrige Vitamin-D-Werte erhhen das
siko fr Herzinfarkt und Schlaganfall signifikant. Allerdings fehlen noch weiterfhrende Studi
zu klren, ob die gezielte Zufuhr von Vitamin D die Erkrankungen am Herzen wirklich reduzi
nn.
i akuten Krankheitsfllen im Bereich des Gehirns scheint Vitamin D zumindest hilfreich zu sei
ben Tierversuche gezeigt, dass ein Schlaganfall oder eine Gehirnblutung weniger Schaden
richten, wenn der Krper ausreichend mit Vitamin D versorgt ist. Der Grund hierfr drfte in d
gemeinen Schutzfunktion liegen, die Vitamin D fr das Nervengewebe hat.
eriphere arterielle Verschlusserkrankungch bei anderen Erkrankungen des Gefsystems wie beim Raucherbein oder bei der
haufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusserkrankung) zeigt sich eine Abhngigkeit v
r Vitamin-D-Versorgung. Die Durchblutungsstrungen der Extremitten ausgelst durch eine
nehmende Verengung oder den Verschluss von Arterien erschweren allein bei uns in Deutschnd 4,5 Millionen Menschen das Leben. Anfangs schmerzen die Beine nur beim Gehen, im
tgeschrittenen Krankheitsstadium auch in Ruhe bis sich letztendlich Entzndungen und
schwre zeigen. Mit abfallendem Vitamin-D-Spiegel steigt das Risiko einer solchen Erkranku
das 3,5fache.
erzinsuffizienz
ch wenn die Pumpleistung des Herzens nachlsst und es daher die bentigte Blutmenge nicht m
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
30/83
ne Druckanstieg befrdern kann (Herzinsuffizienz), kommt das Sonnenhormon ins Spiel. So w
n zum Beispiel, dass Hhner eine Herzschwche entwickeln, wenn sie zu wenig Vitamin D bil
d dass diese sich wieder zurckbildet, sobald die Tiere mit Vitamin D angereichertes Futter
halten. Ein Forscherduo des Bonner Instituts fr Ernhrungswissenschaft hat nun zusammen mi
m Herzzentrum Bad Oeynhausen berprft, ob bei der menschlichen Herzinsuffizienz hnliche
rkungsweisen bestehen. Die Wissenschaftler verglichen dazu den Vitamin-D-Gehalt im Blut v
tienten mit Herzschwche und 34 gesunden Probanden. Das Ergebnis war eindeutig und wurde
Journal of the American College of Cardiology verffentlicht: Die Werte der Herzpatienten la
bis zur Hlfte unter denen der Kontrollgruppe. Und die Krankheit war umso schwerer, je
sgeprgter der Mangel war. Noch muss sich jedoch zeigen, ob die Zufuhr von Vitamin D beim
enschen das Krankheitsbild so deutlich bessern kann wie bei Hhnern aber die Anschlussstud
fen.
etabolisches Syndroms einen entscheidenden Risikofaktor fr koronare Herzkrankheiten haben Wissenschaftler dastabolische Syndrom ausgemacht. Die Kombination aus Bluthochdruck, erhhten Blutfetten,
ulinresistenz (Typ-2-Diabetes, siehe >) und abdomineller Fettleibigkeit (bauchbetontes
ergewicht) ist lngst kein Einzelfall mehr, sondern typische Begleiterscheinung des westlichen
nhrungs- und Lebensstils. Umso erfreulicher ist es da, dass sich das Sonnenhormon gleich auf
hrere Risikofaktoren des metabolischen Syndroms positiv auswirkt.
GEFHRLICHES BAUCHFETT
Im Bauchfett (medizinisch korrekt: viszerales Fett) bilden sich zahlreiche negative Botenstoffe, die sich auf die Gesund
auswirken und zum Beispiel im ganzen Krper Entzndungen und Gefvernderungen auslsen, aber auch Herzinfark
nd bsartige Tumore verursachen knnen. Ein dicker Bauch (der Volksmund spricht auch vom Apfeltyp) ist damit nich
in Schnheitsfehler, sondern ein ganz wesentlicher Krankheitsfaktor.
Als wichtiger Marker fr das Bauchfett und somit fr das persnliche Gesundheitsrisiko gilt der Taillenumfang: Er sollte
ach Einschtzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei Frauen nicht ber 88 Zentimeter betragen, bei Mnner n
ber 102.
nn neben dem Blutdruck beeinflusst es auch die Bauchspeicheldrse, die Wirkung des Insulins
ft sogar beim Abspecken, wie eine aktuelle Studie an der Universitt von Minnesota/USA zeig
r die Forschungsleiterin, Professor Shalamar Sibley, 2009 beim 1. Jahreskongress der Gesellsch
Endokrinologie in Washington berichtete: Wer einen normalen Vitamin-D-Spiegel aufweist, t
h leichter, Pfunde abzubauen. Der Grund: Vitamin D frdert die Bildung des Botenstoffs Lepti
rmon, das dem Gehirn whrend des Essens signalisiert, wann man genug Nahrung zu sich
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
31/83
nommen hat. Fehlt dieses Satt-Signal, fhrt man dem Krper unntigerweise weitere Energie
alorien) zu und das Gewicht steigt automatisch mehr und mehr an.
n neues Abnehm-Wundermittel ist Vitamin D leider aber nicht. Ohne Kalorienreduktion und
steigerte krperliche Aktivitt sinken die Pfunde auch dann nicht, wenn Sie ausreichend mit de
nnenhormon versorgt sind.
O SCHTZT VITAMIN D DAS HERZ-KREISLAUF-SYSTEM
Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung
reduziert den Blutdruck.
schtzt vor Herzinfarkt und Schlaganfall.
vermindert das Sterblichkeitsrisiko nach einem Herzinfarkt.
hilft, die periphere arterielle Verschlusserkrankung (Schaufensterkrankheit) zu verhindern.
verbessert die Prognose bei Herzinsuffizienz (Herzschwche).
beugt den Risikofaktoren eines metabolischen Syndroms vor.
iabetes Typ 2
chdem finnische Forscher bereits 2001 einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel un
abetes Typ 1 entdeckt hatten, beobachteten Forscher von National Public Health Institute in
lsinki nun auch einen hnlichen Einfluss auf die Entwicklung des deutlich hufigeren
ltersdiabetes, von dem in Deutschland schtzungsweise sieben Millionen Menschen betroffend. Mehr als 20 Jahre untersuchten die finnischen Wissenschaftler dazu in regelmigen Abstn
000 erwachsene Frauen und Mnner. Dabei entdeckten sie, dass zumindest Mnner mit einem
drigen Vitamin-D-Spiegel fter an einem Typ-2-Diabetes erkranken; ihr persnliches Risiko s
ber 70 Prozent. Bei den Frauen war der Unterschied weniger deutlich.
e Wissenschaftler vermuten, dass das Sonnenhormon einen groen Einfluss auf die Bildung un
rkung von Insulin hat, demjenigen Hormon, das von der Bauchspeicheldrse immer dann
sgeschttet wird, wenn der Zuckerspiegel im Blut nach dem Verzehr von kohlenhydrathaltigen
hrungsmitteln ansteigt.
sulin dirigiert den Zuckerstoffwechselulin ffnet wie ein Schlssel die einzelnen Krperzellen und sorgt dafr, dass Zucker aus de
hrung im Inneren der Zelle verwertet werden kann. Je mehr Kohlenhydrate (Zucker) die Nahru
hlt und je weniger davon durch Bewegung verbrannt werden, desto schneller gert das Verhl
n Blutzucker und Insulin aus der Balance. Wenn nmlich der Blutzuckerspiegel rasch emporste
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
32/83
rd auch mehr Insulin produziert, um den Zucker mglichst schnell in die Zellen zu schleusen. M
folg: Der Blutzuckerspiegel sinkt ebenso rasant, wie er anstieg. Doch das bleibt leider nicht ohn
lgen: Die schlagartig einsetzende Unterzuckerung verursacht massiven Heihunger (nicht se
f Ses), der, wenn er gestillt wird, dafr sorgt, dass der Zuckerspiegel schnell wieder nach obe
ttert ein Teufelskreis, dem man nur mit Disziplin und Zuckerverzicht entkommen kann.
schtzt sich der Krper vor zu viel Zucker
m sich vor dem berangebot an Zucker zu schtzen, entwickeln die Zellen mit der Zeit eine
ulinresistenz, werden also unempfindlich gegen Insulin; das Schlssel-Schloss-Prinzip versagt
abetes vom Typ 2 entsteht. Bei dieser Form handelt es sich im Gegensatz zum Diabetes melli
m Typ 1 nicht um eine Autoimmun-, sondern um eine chronische Stoffwechselkrankheit; sie
ben der erblichen Veranlagung vor allem durch bergewicht und mangelnde Bewegung sowie
erangebot an Zucker, sprich Kohlenhydraten gefrdert. Weil vor allem ltere Menschen an die
abetes erkranken, bezeichnete man den Typ 2 lange auch als Alterszucker. Aufgrund der
dernen Lebensumstnde sind allerdings immer mehr jngere Erwachsene und sogar Kinder un
gendliche betroffen.
ielversprechende Aussichtens Robert-Koch-Institut in Berlin gab 2007 bekannt, dass sich unter Frauen mit einem niedrigen
tamin-D-Blutspiegel viermal so oft Diabetikerinnen vom Typ 2 finden als in einer vergleichbar
uppe mit normalem Wert. Das Ergebnis ist umso beunruhigender, weil diese Diabetesform oftmt anderen Krankheiten und Gesundheitsrisiken einhergeht, wie zum Beispiel bergewicht oder
uthochdruck bezeichnenderweise sind auch diese durch einen Vitamin-D-Mangel geprgt.
gesichts der beachtlichen gesundheitlichen Folgen fr die Betroffenen sowie die immensen
onomischen Konsequenzen fr das Gesundheitssystem klingen die 2010 verffentlichten Daten
er Forschergruppe der Tufts University Boston/USA daher mehr als vielversprechend. Dort ha
n anhand der Daten von etwa 2000 Erwachsenen herausgefunden, dass Personen mit einem hoh
tamin-D-Spiegel (im Vergleich zu den anderen Studienteilnehmern lag der ermittelte Wert imeren Drittel) sehr viel seltener an Diabetes erkranken. Ein Mangel an Sonnenhormon scheint
mnach ebenso ein Diabetesrisikofaktor zu sein wie bergewicht und zu wenig Bewegung.
ch wenn der Insulinstoffwechsel schon aus dem Takt geraten ist, vermag Vitamin D zu helfen.
gte eine 2009 von der Arbeitsgruppe um Pamela von Hurst von der Universitt Massey
rffentlichte Studie bei Diabetespatienten vom Typ 2 mit niedrigem Vitamin-D-Blutspiegel in
useeland, dass gezielte Vitamin-D-Gaben nicht nur die Insulinproduktion anregten, sondern au
Insulinempfindlichkeit der Zellen verbesserten. Sie sprachen wieder auf das Hormon an undneten sich, um den Zucker aus der Nahrung zu verwerten.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
33/83
O SCHTZT VITAMIN D VOR TYP-2-DIABETES
Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung
beeinflusst das harmonische Gleichgewicht des Zuckerstoffwechsels.
regt die Insulinproduktion an.
verbessert die Insulinempfindlichkeit der Zellen.
sartige Tumore
s heute haben Forscher 230 verschiedene Arten von Krebs identifiziert. Die hoch komplizierte
ankheit beschftigt tausende von Wissenschaftlern und rzten, die Pharmaindustrie macht mit
tteln gegen Krebs Milliardenumstze. Doch trotz aller Forschung ist Krebs nach wie vor in vie
len unheilbar. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland rund 250 000 Menschen an Krebs, et
5 000 sterben an bsartigen Tumoren oder deren gesundheitlichen Folgen.
ch die neueste Vitamin-D-Forschung lsst auch bei der Behandlung von Krebserkrankungen ho
ssenschaftler konnten nachweisen, dass Vitamin D bei etwa 20 verschiedenen Tumorarten das
morgeschehen positiv beeinflusst. Denn nicht nur gesundes Gewebe verfgt ber Vitamin-D-
zeptoren, auch bei vielen Tumorzellen lieen sich diese nachweisen. Vitamin D kann daher dir
r Ort andocken und ins Krankheitsgeschehen eingreifen, indem es auf die Gene in den mutierte
llen einwirkt. Allerdings ist die Wirkung nicht immer so ausgeprgt wie bei Brust- und Darmk
ehe ab >) und zum Teil auch statistisch weniger abgesichert.
s Ergebnis einer Studie, die Professor Joan Lappe von der Creighton Universitt Omaha/Nebra
07 publizierte, sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwhnt bleiben, da sie alle Kriterien e
ssischen Arzneimittelstudie erfllt, bei der weder Patienten noch die behandelnden rzte wiss
r tatschlich einen Wirkstoff erhlt und wer nur ein Placebo (Mittel ohne Wirkstoff) einnimmt
00 Frauen ber 55 Jahre nahmen an der Untersuchung teil: Eine Gruppe nahm tglich Kalzium
e andere eine Kombination aus Kalzium und 1100 IE Vitamin D und eine dritte ein Placebomi
den darauffolgenden vier Jahren erkrankten 50 Frauen an verschiedenen Krebsarten. Doch nich
e Gruppe war gleichermaen betroffen. Das Krankheitsrisiko der Vitamin-D-plus-Kalzium-Gr
nk im Vergleich um 77 Prozent. Welch eine Perspektive.
ch in der Nachsorge lsst sich mithilfe epidemiologischer Untersuchungen fr praktisch alle
sartigen Tumore ein hnlich positiver Effekt des Sonnenhormons beobachten: Wird die Krankh
Sommer erkannt und behandelt, sind die Prognosen zum weiteren Krankheitsverlauf weitaus
nstiger als bei Tumoren, die im Winter operiert werden. Vermutlich liegt das daran, dass der K
Sommer genug Vitamin D bilden kann. Seine Speicher sind deswegen ausreichend gut gefllt.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
34/83
nter dagegen sinkt der Vitamin-D-Spiegel beinahe automatisch, weil die Haut kein neues Vitam
bildet, obwohl die Vorrte zu Neige gehen. Es ist dann einfach nicht mehr genug Vitamin D im
rhanden, das ins Krankheitsgeschehen eingreifen kann.
O WIRKT VITAMIN D AUF BSARTIGE TUMORE
Es unterdrckt das Tumorwachstum, reduziert die Gefneubildung im Tumor und schneidet so den Tumor von der
Sauerstoff- und Nhrstoffversorgung ab, schwcht die Signale zur Metastasierung und sorgt sogar dafr, dass sich
sartige Zellen zu gutartigen verndern knnen. Zugleich sendet das Sonnenhormon vermehrt Impulse an den Krper,
Apoptose zu veranlassen, ein Selbstzerstrungsprogramm fr Zellen, mit dem sich der Organismus vor geschdigten
nd unkontrolliert wachsenden Zellen schtzt.
WIE KREBS ENTSTEHT
Unsere Zellen erneuern und regenerieren sich fast rund um die Uhr. Im Sekundentakt baut der Krper zwischen 10 und Millionen von ihnen ab und ersetzt sie durch neue. Dabei kommt es jeden Tag bis zu mehreren hundert Lesefehlern; e
ehlerhaftes Duplikat entsteht, das Mutationen aufweist, die es daran hindern, seine Aufgabe im Organismus wie
orgesehen zu erfllen. Wenn das krpereigene Kontrollsystem versagt, knnen aus diesen Zellen Tumorzellen werden
nkontrolliert wachsen und sich im schlimmsten Fall zu bsartigen Krebszellen wandeln, die sich im Krper ausbreiten.
Ein neuer Ansatz
Die gngigen Thesen zur Krebsentstehung gehen mehrheitlich davon aus, dass die Steuerung der Zelle aus dem Ruder
uft und die Tumorentstehung ihren schicksalshaften Lauf nimmt, wenn Erbmaterial (DNA) zum Beispiel durch radioakt
Strahlung, giftige Chemikalien oder Parasiten, Bakterien und Viren geschdigt wird. 2009 jedoch hat ein angesehenes
Forscherteam um Professor Dr. Cedric Garland am Moores Cancer Center der University of California in San Diego/USin neues Modell zur Krebsentstehung prsentiert: DINOMIT. Das Spannende daran: DINOMIT bercksichtigt nicht nur
euen Erkenntnisse der Epigenetik (Spezialgebiet der Biologie, das sich mit denjenigen Eigenschaften einer Zelle befass
ie auf Tochterzellen vererbt werden und nicht in der DNA-Sequenz festgelegt sind), sondern zeigt auf, in welchem Umf
Vitamin D korrigierend auf entartete Zellen wirkt. Die Ergebnisse zuknftiger Forschungsarbeiten werden zeigen msse
b sich das Modell in allen Einzelheiten so besttigen lsst. Die vorliegenden Erfahrungen zeigen jedoch schon jetzt, da
in ausreichend hoher Vitamin-D-Spiegel nicht nur hinsichtlich der Tumorprvention empfehlenswert ist, sondern auch
ositiv auf das Krankheitsgeschehen wirkt, wenn bereits ein Tumor vorliegt unabhngig in welchem Stadium.
DINOMIT ein neues Krebsmodell
Dr. Cedric Garland beschreibt vier Stadien der Tumorbildung. In jeder davon bt Vitamin D einen hemmenden Einfluss aas Tumorgeschehen aus.
.Die Entartung einer Zelle beginnt mit der Lockerung des Zell-Zell-Verbands also der engen Verbindung einer Zelle m
hren Nachbarzellen. Solange die Zellen im festen Verbund stehen, beeinflussen sie sich gegenseitig und verhindern so
Entartung. Vitamin D sorgt fr die Aufrechterhaltung dieser festen Verbindungen.
.Eine DNA-Vernderung fhrt unter anderem dazu, dass eine gelockerte Zelle sich vermehrt und unkontrolliert teilt. Se
etzt noch kann ein gengend hoher Vitamin-D-Spiegel den Zellverbund wiederherstellen und die vermehrte Zellteilung
remsen.
.Die wuchernden Zellanteile vermehren sich rascher als das normale umgebende Gewebe und bilden auf diese Weise
inen lokalen Tumor. Vitamin D bremst in diesem Stadium die Teilung der reifen Zellen und unterdrckt so das
Tumorwachstum.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
35/83
.Das Tumorgewebe verschafft sich Anschluss an die Blutgefe und durchbricht die Organgrenzen. Selbst in diesem
Stadium beeinflusst Vitamin D die entarteten Zellen wieder in Richtung regulres Verhalten. Das Gleiche gilt fr die weite
Stadien, wie den Einbruch ins Lymphsystem und die Metastasenbildung.
rustkrebse hufigste bsartige Tumorform in Deutschland ist auch die zweithufigste Todesursache unte
iblichen Bevlkerung: 64 000 Frauen erkranken hierzulande jhrlich an Brustkrebsammakarzinom), 17 000 sterben daran. Weil Brustkrebs relativ frh Metastasen streut, erleide
wa die Hlfte der betroffenen Frauen ein Rezidiv (Rckfall), an dem 70 Prozent innerhalb der
chsten drei Jahre versterben. Eine traurige Bilanz.
mso erfreulicher sind die Daten zum Einfluss des Sonnenhormons auf die Entstehung eines
ammakarzinoms auch wenn die Wissenschaftler den Zusammenhang in mhsamer Kleinarbe
rstellen mussten: Der Krebsatlas der Vereinigten Staaten, in den landesweit alle Karzinomflle
getragen werden, zeigt, dass im Nordosten des Landes deutlich hufiger bsartige Tumoren deiblichen Brust auftreten als in den sdlichen und westlichen Bundesstaaten. Vergleicht man die
rteilung mit der jhrlichen Sonnenscheindauer, finden sich die hchsten Tumorraten im Bereic
ringsten Sonnenscheindauer und umgekehrt. Aufgrund dieser Beobachtung prfte man mit
tistischen Formeln, ob sich eine Beziehung zwischen der Vitamin-D-Zufuhr ber die Nahrung
m Auftreten von Brustkrebs feststellen lie. Die Untersuchungen ergaben ebenfalls eine statist
sicherte Verbindung zwischen dem Sonnenhormon und der Hufigkeit bsartiger Tumore der
ustdrse. Doch erst als man Blutuntersuchungen durchfhrte, um die korrekte Menge des im Krhandenen Vitamin D zu messen, kam ans Licht, welche auerordentliche Bedeutung das
nnenhormon gerade bei den Mammakarzinomen hat: Sowohl internationale Daten als auch
tersuchungen des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg haben 2007 und 2008 ge
ss sich mit einem regelrechten Vitamin-D-Spiegel das Risiko fr ein Mammakarzinom um sag
hreibe 70 Prozent reduziert. Bei einer besseren Versorgung knnten also sieben von zehn
krankungen vermieden werden.
bst im akuten Krankheitsfall, also wenn bereits ein bsartiger Brusttumor diagnostiziert wurde
tamin D noch eine positive Wirkung. Kanadische Wissenschaftler beobachteten von 1998 bis 2
2 Frauen, die aufgrund eines Mammakarzinoms operiert werden mussten. Sie stellten fest, dass
driger Vitamin-D-Spiegel das Risiko fr eine Metastasierung um 94 Prozent steigerte, die
ahrscheinlichkeit, vorzeitig zu sterben, stieg um 73 Prozent.
otz dieser berwltigenden Entdeckungen ist die Vitamin-D-Supplementierung zur Zeit kein fe
standteil der Krebstherapie. Nicht einmal jeder zehnte Arzt berprft berhaupt routinemig
tamin-D-Spiegel seiner Patienten.
8/14/2019 Superhormon Vitamin D
36/83
EUES AUS DER BRUSTKREBSFORSCHUNG
Die US-amerikanische Iowa Women Study, an der zwischen 1986 und 2004 rund 34 000 Frauen teilnahmen, zeigte,
ass Frauen, die mithilfe von Nahrungsergnzungsmitteln 800 IE Vitamin D zu sich nahmen, ein um 34 Prozent
ermindertes Risiko hatten, an Brustkrebs zu erkranken, als Frauen einer Vergleichsgruppe, die nur die halbe Menge da
innahmen.
007 zeigte die Women Health Study anhand der Daten von 10 000 Frauen vor und 20 000 Frauen nach den
Wechseljahren, dass das Brustkrebsrisiko vor der Menopause um ein Drittel sinkt, wenn die Vitamin-D-Versorgung
ausreichend hoch ist.Eine kanadische Untersuchung beweist, dass das Brustkrebsrisiko bei Frauen, die zwischen dem 10. und 19. Lebensj
fter an der Sonne waren, um 35 Prozent sinkt. Und auch Sonnenbder in der dritten Dekade (20. bis 29. Lebensjahr)
erringern das Risiko, wenn auch weniger signifikant.
Ende 2007 berprfte man am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg die Vitamin-D-Versorgung von knapp 3
Frauen, die vor den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankten. Ein Vergleich zu einer Kontrollgruppe ergab: Das
Brustkrebsrisiko der Frauen, die viel Vitamin D zu sich nehmen, sinkt um die Hlfte.
Anfang 2008 verffentlichte das Deutsche Krebsforschungszentrum eine weitere Studie zur Wirkung von Vitamin D.
Wieder zeigte der Vergleich von 1300 Frauen, die nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankten, mit einer
Kontrollgruppe, dass das Krebsrisiko entsprechend der Vitamin-D-Versorgung sinkt um 69 Prozent gegenber der
Gruppe mit den niedrigsten Spiegeln.
armkrebsfreulicherweise beschrnkt sich die Wirkung von Vitamin D nicht auf das Mammakarzinom; d
ichen positiven Ergebnisse gibt es fr bsartige Darmtumore (kolorektale Karzinome) bei Fr
d Mnnern die zweithufigste bsartige Tumorform.
n ersten Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Krankheit und individueller Vitamin-D-rsorgung gab wieder einmal das gehufte Auftreten von Darmkrebs im Nordwesten der USA.
zielte Befragungen zur Vitamin-D-Zufuhr sowie anschlieende Blutuntersuchungen besttigten
rmutung. Hinzu kommt, dass