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Wissen teilen, Wissen fördern – März 2019 Vitamin D oder Wozu die Sonne? – CME-Fortbildung zur Labordiagnostik und Therapie Aktualisierte Version 2019 Dr. med. Rainer Burkhardt Facharzt für Innere Medizin, Oldenburg

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Vitamin D oder Wozu die Sonne? – CME-Fortbildung zur Labordiagnostik und Therapie Aktualisierte Version 2019

Dr. med. Rainer BurkhardtFacharzt für Innere Medizin, Oldenburg

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Einleitung

In den letzten Jahren hat das Interesse an Vitamin D deutlich zugenommen. Eine Fülle von wissenschaft-lichen und populärwissenschaftlichen Publikationen sowie Gesundheitsratgebern ist zu dem Thema er-schienen. Neben den bekannten Wirkungen auf den Calcium- und Knochenstoffwechsel werden dem Vitamin D weitere gesundheitsförderliche Wirkun-gen bis hin zu einer Hemmung des Alterns1 zuge-schrieben. Ohne dass die Häufigkeit der klassischen Vitamin-D-Mangel-Krankheiten Rachitis und Osteo-malazie zunimmt, wird unter Bezugnahme auf soge-nannte Optimalwerte ein weit verbreiteter Vitamin-D-Mangel konstatiert und ein mehr oder weniger gezieltes laborchemischen Screening propagiert.2

Das Screening wird teilweise als Individuelle Ge-sundheitsleistung (IGeL) angeboten. Aber auch die Erbringung der entsprechenden Laborleistungen zu Lasten der GKV ist stark (exponentiell) angestie-gen. Die jährliche Steigerungsrate beträgt im Mittel 34 Prozent (Abbildung 1). Der überwiegende Teil der Vitamin-D-Supplemente wird privat gekauft, da sie als rezeptfreie Medikamente Erwachsenen nur für die in der Anlage I der Arzneimittel-Richtlinien genannten Ausnahmeindikationen auf Kassenre-zepten verordnet werden dürfen.

Abbildung 1: Anzahl der über die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen abgerechneten ambulanten Laborleistungen zur Bestimmung von 25-Hydroxy-Cholecalciferol (blau) und 1,25 Dihydroxy-Cholecalciferol (rot) je Quartal von 2003 bis zum 1. Quartal 2016. *) 1/03 bis 1/05 GONR 4278 / 4291

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Die Entwicklung in anderen Ländern ist ähnlich.3,4 Sie wird von kritischen Stimmen begleitet.5 Für einen gro-ßen Teil der mit einem Vitamin-D-Mangel oder einer

„Vitamin-D-Insuffizienz“ in Verbindung gebrachten Erkrankungen liegen nur Daten über Assoziationen in Beobachtungsstudien vor. Diese haben oft wider-sprüchliche Ergebnisse. Es ist nicht möglich, alle wichtigen Einflussfaktoren zu antizipieren und zu berücksichtigen. Selbst bei der Assoziation zu os-teoporotischen Frakturen gibt es offene Fragen. Die Frage nach dem Nutzen einer mehr oder weniger hoch dosierten Vitamin-D-Supplementation lässt sich mit Hilfe der Beobachtungsstudien nicht klären.

Biochemie

Vitamin D ist eigentlich kein Vitamin, sondern ein Pro-hormon, das im menschlichen Körper gebildet wer-den kann. Im Allgemeinen wird der Vitamin-D-Bedarf überwiegend endogen durch die Bildung in der Haut gedeckt (8 0– 85 %) und nur zu einem kleinen Teil aus der Nahrung. Nur wenige Nahrungsmittel enthalten von Natur aus in nennenswertem Umfang Vitamin D, vor allem Leber, Fisch, Eigelb, Butter, Käse und na-türlichem Licht ausgesetzte Pilze.

Für die Bildung von Vitamin D in der Haut aus 7-De-hydrocholesterin, dem letzten Zwischenprodukt der Cholesterinbiosynthese, wird die UV-B-Strahlung des Sonnenlichts benötigt.7 Durch Photolyse des B-Rings entsteht nicht-enzymatisch ein Secosteroid, Vitamin D3 (Abbildung 2). Das in Pilzen vorkommen-de Vitamin D2 wird trotz der Unterschiede in der Sei-tenkette im Körper wie Vitamin D3 metabolisiert. Im Folgenden werden mit „Vitamin D“ jeweils beide Komponenten angesprochen. Vitamin D und seine Metaboliten einschließlich der hormonell aktiven Form sind stark lipophil. Sie liegen im Blutplasma fast vollständig proteingebunden vor, überwiegend an das Vitamin D bindende Protein (DBP), daneben mit geringerer Affinität auch an Albumin. Die Auf-nahme des in der Haut gebildeten Vitamin D3 in die Zirkulation hält nach einer kurzen Sonnenexposition mehrere Stunden an.

Dieser Fortbildungsartikel ist eine Aktualisierung ei-ner 2013 im Niedersächsischen Ärzteblatt erschie-nenen Arbeit.6 Aus dem riesigen Informationsange-bot zu Vitamin D soll Nützliches und Gesichertes herausgefiltert werden. Die Thematik reicht von der Biochemie über die Physiologie, Pathophysio-logie, Laborchemie und Epidemiologie bis hin zu klinischen Studien. Die Besonderheiten, die sich für die pharmakologische Beeinflussung des Calcium-, Phosphat- und Knochenstoffwechsels im Zusam-menhang mit Nierenerkrankungen ergeben, können hier nicht erörtert werden.

Die Verteilung von Vitamin D im Organismus und ihre Kinetik sind nicht restlos aufgeklärt. Neu gebildetes und mit der Nahrung aufgenommenes Vitamin D wird teilweise unverändert mit der Galle ausgeschieden.8 Ein weiterer Anteil wird im Fettgewebe, der Leber und der Muskulatur gespeichert 9 und bei sinkenden Plasmakonzentrationen aus dem Fettgewebe mit ei-ner Halbwertszeit in der Größenordnung von bis zu einem Jahr wieder abgegeben.10

Vitamin D hat selber keine biologischen Wirkungen. Es ist die Vorstufe des Hormons 1α,25-Dihydroxy-Vita- min D (1α,25(OH)2D). Für die Aktivierung sind zwei durch Enzyme des Cytochrom P450 (CYP) Systems katalysierte Hydroxylierungsschritte erforderlich.11

Zunächst erfolgt in der Leber die Hydroxylierung an der Position 25 durch die mikrosomale CYP2R1. Es entsteht 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D).

25(OH)D ist der wichtigste zirkulierende Vitamin-D-Metabolit. Er wird in der Niere durch die 1α-Hydroxylase (CYP27B1) in die hormonell aktive Form 1α,25(OH)2D umgewandelt. Dieser Schritt unterliegt einer Regu-lierung durch Parathormon, Calcium, Phosphat und FGF-23 (fibroblast growth factor 23 – ein in Knochen-zellen gebildetes Peptidhormon, das bei der Regelung des Phosphathaushaltes beteiligt ist). Parathormon steigert die Synthese von 1α,25(OH)2D. Calcium, Phos- phat, und FGF-23 wirken hemmend.11

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Physiologie

Die wesentliche physiologische Funktion der hor-monell aktiven Form von Vitamin D ist die Regelung der Konzentrationen des ionisierten Calciums und des anorganischen Phosphats in der extrazellulären Flüssigkeit. Eine hohe Präzision der Regelung des extrazellulären Calciumspiegels ist für die Funktion von Calcium als intrazellulärem Botenstoff in fast al-len Zellen erforderlich. Abweichungen machen sich besonders in Nerven- und Muskelzellen als Überer-regbarkeit bei Hypocalciämie und reduzierte Erreg-barkeit bei Hypercalciämie bemerkbar. Auch für ex-trazellulär ablaufende enzymatische Reaktionen wie die Blutgerinnungskaskade wird Calcium als Cofaktor in einem definierten Konzentrationsbereich benötigt.

Darüber hinaus muss das Produkt aus den Konzent-rationen von Calcium und Phosphat nahe an der Sät-tigungsgrenze gehalten werden. Das ermöglicht die Mineralisation von neu gebildetem Knochengewebe durch die Anlagerung an die Knochengrundsubstanz sowie die Bildung und das Wachstum von Hydro-xylapatitkristallen. Das Konzentrationsprodukt muss in dem Rahmen bleiben, der die Verhinderung von ektopen Verkalkungen durch Kristallisationsinhibito-ren (Citrat, ATP, Pyrophosphat, Glycosaminoglykane und spezielle Proteine) zulässt.14

1α,25(OH)2D reguliert die Calciumbilanz des Orga-nismus durch eine Steigerung der Absorption des mit der Nahrung zugeführten Calciums aus dem Darm und der tubulären Rückresorption von Calci-um in der Niere. Die obligaten Calciumverluste über

onsschritten entsteht aus 1α,25(OH)2D3 die stärker wasserlösliche, biliär ausgeschiedene Calcitroin- säure.12 CYP24A1 katalysiert auch den Abbau von 25(OH)D3 zu 1-Desoxycalcitroinsäre. Somit indu-ziert 1α,25(OH)2D nicht nur seinen eigenen Abbau, sondern begrenzt auch die Verfügbarkeit seiner Vorstufe 13 und reduziert auf diese Weise das Risiko einer Vitamin-D-Intoxikation.

die Haut (Haare, Nägel, Schweiß und abschilfern-de Zellen), den Darm (Sekrete und abgeschilferte Zellen) und die Niere betragen 240 bis 300 mg pro Tag. Sie müssen durch eine nutritive Calciumzu-fuhr ausgeglichen werden. Das mit der Nahrung aufgenommene Calcium wird normalerweise zu 25 bis 30 Prozent absorbiert. Die Absorption kann auf maximal 60 Prozent gesteigert werden.

Bei niedriger Calciumzufuhr kommt es zu einer ver-stärkten Ausschüttung von Parathormon, einem Ab- fall des Phosphatspiegels und einer Aktivierung von Vitamin D. 1α,25(OH)2D induziert in Verbindung mit dem reduzierten Phosphatspiegel die Knochen-resorption. Knochensubstanz dient bei negativer Calciumbilanz als Reserve zur Aufrechterhaltung des Calciumspiegels in der extrazellulären Flüssigkeit/dem Blutplasma.

Die hormonale Wirkung von 1α,25(OH)2D wird über einen nukleären Rezeptor (VDR) vermittelt. VDR kommt in verschiedenen Organen vor und kann die Expression zahlreicher Gene regulieren, die nur zu einem kleinen Teil in Bezug zur Cal-ciumhomöostase stehen. Da viele Organe auch über die Möglichkeit der Aktivierung von 25(OH)D durch 1α-Hydroxylasen verfügen wird eine parakri-ne Funktion von 1α,25(OH)2D vermutet. Dazu gehört beispielsweise die proliferationshemmende und dif-ferenzierungsfördernde Wirkung auf Keratinozyten, die bei der topischen Behandlung der Psoriasis mit dem Vitamin-D-Analog Calcipotriol genutzt wird.15

Das 1α,25(OH)2D abbauende Enzym ist CYP24A1. CYP24A1 wird unter anderem durch Calcitonin, aber auch durch 1α,25(OH)2D selber induziert. Das scheint ein zusätzlicher Schutzmechanismus vor einem übermäßigen Anstieg des 1α,25(OH)2D-Spiegels bei erhöhter Verfügbarkeit der Vorstufe 25(OH)D zu sein. Die Inaktivierung beginnt mit einer Hydroxylierung in Position 24. In vier sequen-tiellen durch dasselbe Enzym katalysierten Oxidati-

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Pathophysiologie

Ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel führt zum Ver - sagen der Regulation des Calcium- und Phosphat-haushalts. Mangels Substrat kann in der Niere nicht ausreichend 1α,25(OH)2D gebildet werden. Die klassischen Krankheitsbilder des Vitamin-D-Mangels sind Rachitis und Osteomalazie. Es han-delt sich um Störungen der Mineralisation der im Rahmen des Knochenwachstums bzw. der physio-logischen Knochenumbauprozesse neugebildeten Knochengrundsubstanz (Osteoid). Zunächst kann bei Vitamin-D-Mangel der Plasma-Calcium-Spiegel bei erniedrigtem Phosphat aufrechterhalten wer-den. Das Calcium-Phosphat-Produkt liegt jedoch so weit im löslichen Bereich, dass auch die An-lagerung an Hydroxylapatit-Kristallisationskeime vermindert ist. In schweren Fällen mit weitgehen-dem Fehlen des Vitamin-D-Hormons 1α,25(OH)2D wird die Calcium-Reserve des Knochens nicht aus-reichend mobilisiert. Das Plasmacalcium sinkt un-ter das für die Aufrechterhaltung neuromuskulärer Funktionen erforderliche Minimum und es kommt zur hypocalciämischen Tetanie (typisch: Carpope-dalspasmen).16

Zum Krankheitsbild der Rachitis gehören eine motorische Entwicklungsverzögerung, muskulä-re Hypotonie und Deformierungen des wachsen-den Skeletts, typischerweise eine Verdickung der Handgelenke und Verkrümmungen der langen Extremitätenknochen. Die radiologischen Charak-teristika sind verbreiterte Epiphysenfugen und be-cherförmig aufgetriebene Metaphysen mit unregel-mäßigen Konturen.17 Bei Säuglingen kann primär eine hypocalciämische Symptomatik mit Krampf-anfällen, Tetanien, apnoischen Episoden und car-diogenem Schock auftreten.18,19

Zur Osteomalazie kommt es in Folge eines Vita-min-D-Mangels nach Abschluss des Skelettwachs-tums. Eine Osteomalazie macht sich mit Knochen-schmerzen und einer proximalen Muskelschwäche bemerkbar. Radiologisch finden sich in fortge-schrittenen Fällen ein reduzierter Mineralgehalt des Knochens und Pseudofrakturen (Loosersche Umbauzonen – vor allem im Schenkelhals, Scham-bein und den Rippen).17

Sonne oder Supplement Der Vitamin-D-Bedarf wird bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mit ausreichender Sicherheit über die Sonnenexposition und die Ernährung abgedeckt. Daher wird eine generelle Vitamin-D-Supplementation mit 400 – 500 Einheiten Vitamin D3 pro Tag bis zum zweiten erlebten Frühsom-mer empfohlen.20 Der Rückgang der Rachitis jenseits der von der Supplementation erfassten Altersgruppe wird der vermehrten UV-Exposition im Zusammenhang mit der Abnahme der Luftver-schmutzung zugeschrieben.21

Die hierzulande von April bis September vorherr-schende Intensität der Sonneneinstrahlung und die üblichen Sonnenexpositionsgewohnheiten (Expo - sition eines Viertels der Körperoberfläche, das Abbildung 2: Die Sonne (Quelle: de.fotolia.com)

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entspricht Gesicht, Händen und Teilen von Ar-men und Beinen für 5 bis 25 Minuten täglich ohne Sonnenschutzmittel) gelten für die Vitamin-D-Versorgung der übrigen Bevölkerung als ausrei-chend.22 Eine Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D ist in Deutschland rechtlich nicht zu- lässig (Ausnahme: Margarine). Der Bedarf in den Wintermonaten wird durch das im Körper gespei-cherte Vitamin D und die Ernährung gedeckt. Für die Auffüllung der Speicher ist die Zahl der Tage mit Sonnenexposition wichtiger als die Zeitdauer der einzelnen Expositionsepisoden (nach 20 Minu- ten wird ein Plateau erreicht). Die wichtigsten Einflüsse sind die Bekleidungsgewohnheiten und die häufig mit einem bewegungsarmen Lebensstil oder Behinderungen einhergehende Vermeidung von Aufenthalten im Freien. In nördlicheren Län-

Der Vitamin-D-Bedarf

Das IOM hat in seinem 2010 veröffentlichten Bericht für alle Altersgruppen den durchschnittlichen Bedarf (EAR – Estimated Average Requirement) auf 400 E pro Tag geschätzt. Die empfohlene tägliche Zufuhr (Recommended Dietary Allowance = RDA) beinhal-tet darüber hinaus eine altersabhängige Marge, die die Bedarfsdeckung für 97,5 Prozent der Bevöl- kerung bei adäquater Calciumzufuhr sichern würde. Die RDA beträgt 600 E pro Tag bis zum Alter von 70 Jahren, 800 E pro Tag ab 71 (wegen der höheren Streubreite des individuellen Bedarfs im Alter). Der mit einer Vitamin-D-Zufuhr in Höhe der RDA im Mittel in der Bevölkerung erreichte 25(OH)D Serum-spiegel beträgt 20 ng/ml (= 50 nmol/l, Umrech-nungsfaktor: ng/ml x 2,5 = nmol/l). Dieser Wert ist somit nicht die Untergrenze eines Normalbereiches, sondern eine Hilfe für die Kalkulation der täglichen Vitamin-D-Zufuhr, die auf Bevölkerungsebene als ausreichend anzusehen ist. Für die Ermittlung des Bedarfs wurden Daten zur Verhütung einer Osteo-malazie, Veränderungen der Knochendichte und das Frakturrisiko herangezogen. Parathormonwerte wurden nicht als ausreichend validierte Surrogatpa-rameter für die Vitamin-D-Wirkung angesehen.

Nur ein 25(OH)D-Spiegel unter 12 ng/ml ist laut IOM als Hinweis auf einen Vitamin-D-Mangel zu interpretieren. Aufgrund von Fehlinterpretationen wird häufig der Wert von 20 ng/ml als Untergrenze der wünschenswerten oder optimalen Vitamin-D-Versorgung angesehen. Ein 25(OH)D-Spiegel über 20 ng/ml bei 97,5 % der Bevölkerung wäre aber nur zu erreichen, wenn die empfohlene Zufuhr an die Grenze des potentiell toxischen Bereiches gestei-gert würde.26 Für die Festlegung einer Obergrenze der täglichen Vitamin-D-Zufuhr wurden durch das IOM über die klassische Toxizität hinaus Daten zu unerwünsch-ten Ereignissen unter hochdosierter Supplemen-tation herangezogen. Mehr als 4000 E pro Tag (ab 10. Lebensjahr) sollten demnach allenfalls in Studien mit entsprechender klinischer Überwa-chung verabreicht werden. Eine gesteigerte In-zidenz von Nierensteinen (0,35 vs. 0,30 pro 100 Patientenjahre) wurde in der randomisierten und kontrollierten WHI-Studie unter 400 E Vitamin D plus 1000 mg Calcium pro Tag als Sicherheits- parameter erfasst.27

dern wird für die ausreichende Vitamin-D-Versor-gung der Bevölkerung eine Anreicherung von Nah-rungsmitteln mit Vitamin D praktiziert.

Die potentielle Kanzerogenität der für eine aus-reichende Vitamin-D-Bildung erforderlichen UV-B- Exposition gilt als vernachlässigbar.23 Die zur Haut-krebsvorbeugung empfohlenen Beschränkungen der Sonnenexposition müssen die ausreichende Vitamin-D-Bildung nicht beeinträchtigen.24 Empfeh- lungen für die Vitamin-D-Zufuhr mit der Nahrung gehen grundsätzlich von einer minimalen Sonnen-exposition und daher einer rein exogenen Versor-gung aus, beispielsweise die Referenzwerte (Die-tary Reference Intakes) des Institute of Medicine (IOM, jetzt National Academy of Medicine – NAM).25

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Zu viel des Guten?

Die sichere Dosierungsbreite von Vitamin D ist recht groß. Das beruht zum einen darauf, dass der Organismus über eine große Kapazität zur Abpuf-ferung einer gesteigerten Zufuhr (hohe Vitamin-D-Bindungskapazität im Plasma und Speicherung im Fett- und in anderen Geweben) verfügt. Au-ßerdem handelt es sich um eine inaktive Vorstufe. Sowohl die Umwandlung in das hormonell aktive 1α,25(OH)2D als auch dessen Abbau unterliegen einer Steuerung, die einer Vitamin-D-Intoxikation entgegenwirkt. Durch sehr hohe Zufuhr von Vita-

Das Labor

Für die labormedizinische Erfassung eines Vita-min-D-Mangels oder einer Vitamin-D-Intoxikation wird im allgemeinen die 25(OH)D-Bestimmung genutzt, da dieses Zwischenprodukt in 500 bis 1000-fach höherer Konzentration als 1α,25(OH)2D vorliegt. Außerdem unterliegt der 25(OH)D-Spie-gel nicht der Feinjustierung zur Regulierung des Calciumhaushalts und zeigt aufgrund der länge-ren Halbwertszeit weniger Schwankungen. Laut EBM ist die Abrechnung der „25-Hydroxy-Chole-calciferol (Vitamin D)“-Bestimmung mittels Immu-noassaymöglich. In Deutschland findet sich Vita

min D kann es dennoch zu Intoxikationen mit aus-geprägten und lang anhaltenden Hypercalciämien kommen.28 Über Vitamin-D-Intoxikationen durch Herstellungsfehler und irreführende Beschriftung von Supplementen wurde berichtet.29 Bei der An-wendung 1α-hydroxylierter Vitamin-D-Analoga wird die physiologische Kontrolle umgangen. Daher sind zur Vermeidung von Hypercalciämien Kontrol-len des Calciumspiegels und Dosisanpassungen erforderlich.

min D2 in wenigen Arzneimitteln (z. B. Frubiase® Calcium forte 500 Trinkampullen), Vitamin-Sup-plementen für die parenterale Ernährung (Freka-vit® fettlöslich und Vitalipid®) und Nahrungsergän-zungsmitteln. Daher ist eine Messung wün- schenswert, die 25(OH)D3 und 25(OH)D2 gleicher-maßen erfasst (25(OH)D total). Störungen der Test-ergebnisse durch zirkuliere de inaktive Vitamin- D-Isomere und -Metaboliten sowie durch die un-terschiedliche Affinität der genetischen Varianten des Vitamin D bindenden Proteins (DBP) sind be-kannt.30

Abbildung 3: Stabmodell der räumlichen Struktur von Vitamin D3 (Colecalciferol), planare Form, A-Ring in der ß-Ses-sel-Konformation, erstellt von SBrool, Wiedergabe nach Wikimedia Commons mit Ergänzung der Ring-bezeichnungen und der Kohlenstoff-Nummerierung entsprechend der Trime-thylsteroid-Nomenklatur; Kohlenstoff ist dunkelgrau, Wasserstoff weiß und Sauerstoff rot dargestellt.

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In Vergleichsstudien der verfügbaren Messmetho- den fallen erhebliche Abweichungen der Mess- ergebnisse vom Zielwert auf.31,32 Diese Abweichun- gen beruhen zum Teil auf einer fehlenden Kalibrie- rung der Messmethoden. Aber auch bei Verwen- dung methodenspezifischer Referenzwerte kommt es häufig zu Fehlklassifikationen der Proben.

In Deutschland werden freiwillige Ringversuche für die Bestimmung von 25(OH)D3, 25(OH)D total und 1α,25(OH)2D3 angeboten. Als Beispiel wird hier die Auswertung des Ringversuchs VT2/18 des Re-ferenzinstituts für Bioanalytik referiert: Die Teilneh-mer erhielten 2 Serumproben. Aus Probe A wurden 25(OH)D3-Werte von 34,6 bis 138 ng/ml, aus Pro-be B Werte von 22,3 bis 71 ng/ml ermittelt. Als maximale zulässig gelten Abweichungen von 30 % vom methodenspezifischen Medianwert nach un-ten oder oben (http://www.dgkl-rfb.de/cgi/surveys). Je nach Labor und zugrundegelegtem Referenz-bereich kann die Probe A bei Messergebnissen im Toleranzbereich als „Vitamin-D-Mangel“, „Vitamin-D-Insuffizienz“ oder „optimaler Bereich“ gewertet werden. Die Ringversuchsergebnisse für 25(OH)D total und 1α,25(OH)2D3 zeigen eine vergleichbare Streuung. Seit 2017 gibt es verstärkte Bestrebun-gen zur Standardisierung der laborchemischen Er-fassung des „Vitamin-D-Status“.33

Bei der labormedizinischen Abklärung von Symp-tomen, die auf Rachitis, Osteomalazie oder Hypo-calciämie hinweisen, stehen Bestimmungen von

Was ist eigentlich normal?

EEinem sinnvollen laborchemischen Screening auf latenten Vitamin-D-Mangel bei asymptomati-schen Personen steht neben den Schwierigkeiten einer exakten Messung die fehlende Festlegung eines aussagefähigen Normbereiches entge-gen.26,35 Bei 25(OH)D handelt es sich um ein für die stringent geregelte Bildung eines Hormons erfor-derliches Substrat. Der wünschenswerte Bereich

Calcium, Phosphat, alkalischer Phosphatase und Parathormon im Vordergrund. Die typische Labor-konstellation des manifesten Vitamin-D-Mangels ist der sekundäre Hyperparathyreoidismus mit ei-nem Abfall des Serumphosphats. In ausgeprägte-ren Fällen kommt es zu einem Anstieg der alka- lischen Phosphatase und schließlich zum Abfall des Calciums. Bei derartigen Konstellationen ist eine Bestimmung von 25(OH)D zur Sicherung oder zum Ausschluss eines ursächlichen Vitamin-D-Mangels angezeigt. Bei der Abklärung eines rachi-tischen Krankheitsbildes mit normwertigem oder hohem 25(OH)D ermöglicht die ergänzende Bestimmung von 1α,25(OH)2D die Diagnose einer Vitamin-D-abhängigen Rachitis (1α-Hydroxylase-Mangel mit niedrigem 1α,25(OH)2D) oder einer Vitamin-D-resistenten Rachitis (Vitamin-D-Rezep-tordefekt mit hohem 1α,25(OH)2D).

Eine weitere Indikation für die differenzierte Vita- min-D-Labordiagnostik ist die Abklärung einer Hypercalciämie nach Ausschluss der weitaus häufigeren Ursachen – primärer Hyperparathy-re-oidismus und paraneoplastische Hypercalciämie. Bei normalem oder niedrigem 25(OH)D kann ein erhöhtes 1α,25(OH)2D beispielsweise auf die Verur- sachung der Hypercalciämie durch eine granu-lomatöse Erkrankung (Sarkoidose und andere) hinweisen.34 Die mögliche Verursachung einer Hypercalciämie durch die Einnahme von 1α-hydro-xylierten Vitamin-D-Derivaten (z. B. Alfacalcidol) lässt sich am ehesten durch die Anamnese klären.

wäre somit derjenige, der jederzeit die Bildung der erforderlichen Menge 1α,25(OH)2D ermög-licht. Die Steuerung der enteralen Calciumresorp-tion als Parameter der Wirkung von 1α,25(OH)2D bleibt bis zu 25(OH)D-Spiegeln von 20 nmol/l (8 ng/ml) erhalten.36 Werte unter 12 nmol/l werden mit einem erhöhten Risiko von Rachitis und Os-teomalazie assoziiert.33

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Die Plasmahalbwertszeit von 25(OH)D wird mit 2 Wochen oder mindestens 2 Monaten37 angege-ben. Bei Berücksichtigung der Wiederauffüllung aus gespeichertem Vitamin D beträgt die funktio-nelle Ganzkörperhalbwertszeit 2 bis 3 Monate8, nach einer aktuellen Schätzung sogar 255 Tage10, so dass Schwankungen im Tagesverlauf, bei-spielsweise durch Sonnenexposition, eher gering sind. Im Jahresverlauf ist mit einem Anstieg im Verlauf des Sommers38 zu rechnen. Der sommer-liche Normalbereich müsste so hoch angesetzt sein, dass die Bildung eines ausreichenden Vitamin-D-Speichers für den Winter wahrschein-lich ist, dürfte dann aber nicht für die Beurteilung der im Winter gemessenen Werte herangezogen werden.

Auch individuelle Faktoren spielen eine Rolle. An erster Stelle steht das durch den Lebensstil (und den Wohnort) bedingte unterschiedliche Ausmaß der Sonnenexposition. Außerdem wird beobachtet, dass Adipöse im Durchschnitt niedrigere 25(OH)D- Spiegel (21 ng/ml im Vergleich zu 23,9 ng/ml 39) haben, ohne dass sich daraus direkt negative

gesundheitliche Konsequenzen ableiten lassen.40 Osteoporotische Frakturen sind bei Adipösen eher seltener. Nach Gewichtsabnahme steigt 25(OH)D im Blut vorübergehend an.41 Nach bariatrisch-chir-urgischen Eingriffen wurde andererseits eine er-höhte Frakturrate beobachtet.42

Die physiologische Relevanz niedrigerer 25(OH)D- Spiegel bei ethnisch dunkelhäutigen Personen ist bislang nicht geklärt. Afroamerikaner haben trotz niedrigerer 25(OH)D-Spiegel eine bessere Calci-umbilanz, eine höhere Knochendichte und weni-ger Hüftfrakturen als Weiße.43

Normvarianten (Polymorphismen) in verschiede-nen Genen beeinflussen über ihre Genprodukte den 25(OH)D-Spiegel: Am stärksten ist der Ein-fluss des Vitamin-D-bindenden Plasmaproteins (DBP), der 25-Hydroxylase CYP2R1 und der 7-De-hydrocholesterol-Reduktase.44 Bislang lässt sich für die deutsche Bevölkerung im Alter von 35 bis 65 nur ein Drittel der individuellen Varianz der 25(OH)D-Spiegel aus den bekannten Einflussfak-toren erklären.45

risikos angesehen werden kann. Stationär im Krankenhaus behandelte Patienten haben unab-hängig vom Grund der Aufnahme im Mittel niedri-gere 25(OH)D-Spiegel als ambulant behandelte.48

Die kombinierte Vitamin-D- und Calcium-Supple-mentation senkte nur bei gehfähigen Alten- oder Pflegeheimbewohnerinnen eindeutig das Risiko von Hüft- und anderen nichtvertebralen Frakturen.49–51 Für Männer und zu Hause lebende postmeno- pausale Frauen ohne vorangegangene osteoporo-tische Frakturen, erhöhtes Sturzrisiko, diagnosti-zierte Osteoporose oder Vitamin-D-Mangel wurde 2018 von der amerikanischen Preventive Services Task Force, nach einer Auswertung der aktuellen Datenlage im Hinblick auf die Frakturprävention, keine generelle Empfehlung zur Vitamin D und/oder

Gesunde Knochen

Die Bedeutung von Vitamin D für die Knochenge-sundheit ist unumstritten. Sie beruht in erster Linie auf der Regulierung der Calciumhomöostase des Organismus. Fraglich ist, ob Vitamin D über die Vermeidung von Rachitis und Osteomalazie hin-aus einen Beitrag zur Verhütung osteoporotischer Frakturen leisten kann. In epidemiologischen Un-tersuchungen und Beobachtungsstudien wurde wiederholt eine Assoziation von niedrigen 25(OH)D-Spiegeln mit Hüftfrakturen berichtet und durch Metaanalysen bestätigt. In randomisierten kontrol-lierten Studien konnte eine alleinige Vitamin- D-Supplementation die Frakturraten jedoch nicht senken.46,47 Möglicherweise ist ein niedriger 25(OH)D-Spiegel ein unspezifischer Marker für ei-nen reduzierten allgemeinen Gesundheitszustand („frailty“), der auch als Komponente des Fraktur-

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Sturzvermeidung

Der unsicheren Datenlage bezüglich der Fraktur-prävention durch Vitamin D wird häufig der ver-meintlich besser gesicherte Nutzen zur Sturzpro-phylaxe gegenübergestellt. Die kanadische Agency for Drugs and Technologies in Health (CADTH) hat 2016 in einer Übersicht die Evidenz bezüglich der Sturzprävention durch Vitamin-D-Supplemente bei älteren Heimbewohnern in Frage gestellt.53 Eine sequentielle Metaanalyse fand keinen Einfluss von Vitamin-D-Supplementen mit oder ohne Calcium auf das Sturzrisiko bei in Heimen oder zu Hause lebenden Personen.54 Von zukünftigen Studien kann angesichts der bereits vorliegenden umfang-reichen Daten kaum eine Änderung dieser Schluss-folgerung erwartet werden. Neuere Studien zeigen einen Trend zur Erhöhung des Sturzrisikos durch

Calcium-Supplementation gegeben.52 Die Notwen-digkeit einer optimierten Versorgung mit Vitamin D (und Calcium) für Patienten, deren Osteoporose medikamentös (beispielsweise mit Bisphosphona-

Strategien, die auf eine Anhebung des 25(OH)D-Spiegels auf über 30 ng/ml abzielen, insbeson- dere bei intermittierender hochdosierter Verabrei-chung.55–58 Die Datenlage für die Sturzprävention durch andere Maßnahmen ist wesentlich bes-ser.59,60 Diese reichen von körperlichem Training, Beseitigung von Stolperfallen, verbesserter Be-leuchtung, Reduzierung zentralnervös und ortho-statisch beeinträchtigender Medikation bis zur ge-gebenenfalls auch operativen Verbesserung des Sehvermögens oder einer Schrittmacherimplanta-tion bei vorliegender Indikation. Für Vitamin D Sup-plemente zur Sturzprävention bei zu Hause leben-den Personen sieht die amerikanischen Preventive Services Task Force keinen Stellenwert.61

ten) behandelt wird, oder die durch eine Glucocorti-coid- oder antiepileptische Therapie frakturgefähr-det sind, ist davon nicht berührt.

Nur Gutes …

In den letzten Jahren wurden dem Vitamin D auf der Grundlage von Assoziationen in Beobach-tungsstudien zahlreiche gesundheitsförderliche Ef-fekte zugeschrieben, die über seine Rolle für die Calcium- und Phosphathomöostase sowie die Kno-chengesundheit hinausgehen. Als Wirkmechanis-mus wird die lokale Bildung von 1α,25(OH)2D mit parakriner Wirkung in zahlreichen Organen disku-tiert. Da diese Effekte keiner der 1α,25(OH)2D-Bildung in der Niere vergleichbaren Feinregulie-rung unterliegen, sondern substratgesteuert zu sein scheinen, wird postuliert, dass sie eher bei höhe-ren 25(OH)D-Spiegeln zum Tragen kommen. Das würde auch für die bislang nur in vitro und tierexpe- rimentell nachweisbare knochenanabole Vitamin-D-Wirkung 62 gelten. Der Normalbereich oder der optimale Bereich des 25(OH)D-Spiegels wird dem

entsprechend nach oben verschoben. Die Evidenz für einen klinischen Nutzen einer an diesem Ziel-bereich orientierten Vitamin-D-Versorgung ist je-doch nach wie vor unzureichend. Im Folgenden wird insbesondere auf aktuelle Publikationen zu kardiovaskulären Erkrankungen und zur Krebsprä-vention eingegangen.

… bei kardiovaskulären Erkrankungen?

Eine Metaanalyse prospektiver Beobachtungsstu-dien zum Zusammenhang zwischen 25(OH)D-Spie-geln und kardiovaskulären Erkrankungen fand 2012 für den Konzentrationsbereich zwischen 20 und 60 nmol/l (8 bis 24 ng/ml) eine annähernd lineare ne-gative Korrelation mit Herzinfarkten, Schlaganfäl-len und kardiovaskulären Todesfällen, die einer

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Zunahme zwischen 3 und 5 Prozent bei einem Unter- schied des 25(OH)D-Spiegels von 25 nmol/l (10 ng/ml) entsprach.63 Diese Assoziation wurde in einer aktuelleren Übersichtsarbeit für den Bereich niedriger 25(OH)D-Spiegel bestätigt.64 Metaanalysen randomisierter Studien zu einer Vitamin-D-Supple-mentation mit oder ohne Calcium, in denen kardio-vaskuläre Erkrankungen als sekundäre oder Sicher-heitsendpunkte erfasst wurden, fanden jedoch unabhängig vom Vorliegen eines Vitamin D Mangels keine signifikante Senkung des Risikos durch Vita-min D.64 –66

2 randomisierte Studien sind in den Metaanalysen noch nicht berücksichtigt: In der 2017 publizierten ViDA-Studie wurden 5110 Personen im Alter von 50 bis 84 Jahren im Median 3,3 Jahre randomisiert doppelt blind mit monatlicher oraler Gabe von 100 000 IE Vitamin D oder Plazebo behandelt. Der primäre Endpunkt (Gesamtmortalität und Inzidenz kardiovaskulärer Erkrankungen) war ebensowenig beeinflusst wie die sekundären Endpunkte Myokard- infarkt, Angina pectoris, Herzinsuffizienz, Schlag- anfall und neu aufgetretener Hypertonus.67

In der aktuell publizierten doppelt verblindeten VITAL Studie erhielten 25 871 Personen mindes-tens 50 (Männer) bzw. 55 (Frauen) Jahre alte Per-sonen im Median 5,3 Jahre lang täglich 2000 E Vitamin D oder Plazebo. Die primären Endpunkte kardiovaskuläre Ereignisse und invasive Krebser-krankungen wurden nicht vermindert.68

Eine Senkung des Blutdrucks durch Vitamin D fand sich weder in einer ViDA-Substudie69 noch in einer 2015 publizierten Metaanalyse individueller Patien- tendaten aus randomisierten Studien.70 Eine Über-sichtsarbeit randomisierter kontrollierter Studien zur Beeinflussung von Entzündungsparametern und Mar- kern einer endothelialen Dysfunktion kam 2017 zu dem Ergebnis, dass ein therapeutischer oder präven-tiver Stellenwert von Vitamin D im Hinblick auf kar-diovaskuläre Erkrankungen nicht anzunehmen ist.71

… zur Krebsprävention?

Für die Inzidenz von Malignomen insgesamt zei-gen epidemiologische Studien keine durchgängige Assoziation zum 25(OH)D-Spiegel. Am ehesten wurden kolorektale Karzinome,72,73 Lungenkarzino-me74 und Mammakarzinome75 mit Vitamin-D-Insuf-fizienz in Verbindung gebracht. Prostatakarzinome sind dagegen in einer aktuellen Metaanalyse bei höheren 25(OH)D-Spiegeln häufiger.76 In einer ge-poolten Analyse dreier Längsschnittstudien mit Da-ten aus 7 europäischen Ländern (n = 15 486, Alters-gruppe 50 – 84, 4 – 16 Jahre Verlauf) wurde an- dererseits keine klare Assoziation diverser Malig-nome mit den vor Diagnosestellung gemessenen 25(OH)D Spiegeln festgestellt.77 Eine Studie, die sich die Mendelsche Randomisierung von Genen mit Einfluss auf den Vitamin-D-Spiegel bei der Konzeption zu Nutze machte, fand keine Hinweise für eine kausale Assoziation von 7 Malignom-Enti-täten (kolorektal, Mamma, Prostata, Ovar, Lunge und Pankreas) zu Vitamin-D-Spiegeln.78 Das Feh-len einer Kausalität wurde für kolorektale,79 Mam-ma- und Prostatakarzinome80 in ähnlichen Studien bestätigt.

Eine aktuelle Metaanalyse kontrollierter Supple-mentationsstudien mit Erfassung von Malignomen als sekundärem Endpunkt, Sicherheitsparameter oder primärem Endpunkt unter Einschluss der be-reits erwähnten VITAL-Studie zeigte keine präven-tive Wirksamkeit von Vitamin D.81 Eine Senkung der Krebsmortalität durch die Vitamin-D-Supple-mentation erscheint nach den Ergebnissen der Metaanalyse möglich. Die Häufigkeit von Rezidi-ven endoskopisch entfernter kolorektaler Adenome konnte unabhängig vom 25(OH)D-Spiegel zu Stu-dienbeginn durch eine 3 – 5 jährige Behandlung mit 1000 E Vitamin D täglich mit oder ohne Calcium nicht gesenkt werden.82

Durch epidemiologische Assoziationen nahegeleg-te Zusammenhänge beweisen keine Kausalitäten. Zur Überprüfung der Kausalität dienen randomi-sierte kontrollierte Studien. Vor allem wenn aus der

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Erkrankung Studienlage

Diabetes mellitus Typ 1 Eine randomisierte doppeltblinde crossover Studie mit 39 Patienten zeigte eine um 0,3 % stärkere Besserung des HbA1c in den 3 Monaten unter 4000 IE Vitamin pro Tag im Vergleich zur Plazebophase.80 Der primäre Endpunkt war eine Beeinflussung der T-Zellen, die nicht gezeigt werden konnte. Die Signifikanzprüfung erfolgte ohne Adjustierung für multiples Testen.

Diabetesrisiko, Glucosetoleranzstörung

Zwei aktuelle Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien kommen bezüglich einer Verbesserung des Glucosestoffwechsels (HbA1c und Nüchtern- glucose) bei Personen ohne manifesten Diabetes zu divergenten Ergebnis-sen.84,85 Die Progression zu einem manifesten Typ 2 Diabetes wird nach den vorliegenden Daten durch Vitamin D nicht verhindert. Ergebnisse der Vitamin D and type 2 diabetes (D2d) study (NCT01942694) sind nicht vor 2021 zu erwarten.

Diabetes mellitus Typ 2 Eine systematische Übersicht zu 24 zwischen 2000 und 2017 publizierten randomisierten kontrollierten Studien(armen) mit 1528 Patienten (24 bis 183 je Studie) mit Typ 2 Diabetes zeigte deutliche Hinweise auf eine selektive Publikation positiver Ergebnisse. Nach einer kalkulatorischen Korrektur der dadurch bedingten Verzerrung fand sich eine signifikante Verbesserung des HbA1c um 0,3 % durch hochdosierte (um 4000 IE/d) Vitamin-D-Supplemen- tation.86 Auffällig war, dass alle 8 Studien(arme) aus dem Iran Ergebnisse zugunsten von Vitamin D zeigten. Eine aktuellere Studie zeigte mit 4000 IE/d über 48 Wochen keine Verbesserung des HbA1c im Vergleich zu Plazebo bei 127 diätetisch oder mit Metformin behandelten Typ 2 Diabetikern87 und stützt damit das Ergebnis einer neueren systematischen Übersichtsarbeit.88

Multiple Sklerose Eine aktuelles Cochrane Review89 fand 12 kontrollierte randomisierte Studien mit 933 Patienten. Es ließen sich keine Effekte auf die Rückfallrate, die Behin-derungern (Expanded Disability Status Scale) oder neu aufgetretene Läsionen im Kernspintomogramm belegen. Die Qualität der vorliegenden Evidenz ist niedrig. Laufende Studien: NCT01440062 und NCT01490502.

Depression Verschiedene Übersichtsarbeiten finden keine ausreichenden Belege in kontrol-lierten Studien für einen therapeutischen Effekt von Vitamin D.65,90–92 Eine aktuelle Metaanalyse findet eine Besserung des Symptom Scores bei Major Depression, die überwiegend auf einer Studie bei chinesischen Dialyse-patienten beruht93.

Kognitiver Abbau WHI-Memory Studie (4143 Frauen, 65 – 80 J., 7,8 J. followup):Kein Effekt von 400 E Vitamin D + Calcium auf die Inzidenz von Demenz und leichter kognitiver Beeinträchtigung.94 Ein aktuelles Review findet nur eineStudie, in der 8 neu diagnostizierte Alzheimer-Patienten mit einer Kombination aus Memantine und Vitamin D nach 6 Monaten ein besseres Ergebnis in der mini mental state examination (MMSE) erzielten als 18 bzw. 17 Patienten mitden entsprechenden Monotherapien.95

Muskelkraft Systematische Übersicht: Keine Verbesserung durch Vitamin D mit oder ohne Calcium bei älteren nicht institutionalisierten Personen.96hh

Assoziation eine therapeutische Konsequenz ab-geleitet werden soll, ist es hilfreich, den dem Wirk-stoff zugeschriebenen Effekt vorab durch klinische Studien überprüft zu haben. Daher werden im Folgenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit die

Ergebnisse kontrollierter Studien einer Vitamin-D-Supplementation bei weiteren möglicherweise Vitamin-D-abhängigen Erkrankungen tabellarisch aufgeführt:

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Erkrankung Studienlage

Atemwegsinfektionen Eine aktuelle Metaanalyse individueller Patientendaten 97 (25 Studien, n = 11321) fand einen geringfügig, aber signifikant reduzierten Anteil der Personen mit mindestens einer Atemwegsinfektion unter Vitamin-D-Supplementation(absolute Risikoreduktion 2 %98). Bei ausgeprägter Heterogenität der untersuch-ten Probanden (z. B. Alter von 0 bis 95 Jahre, mit und ohne Vorerkrankungen) und der Endpunktdefinitionen zeigte die Subgruppenanalyse einen Effekt nur für die tägliche Verabreichung, am ehesten für niedrige Dosierungen, am ehesten in der Altersgruppe 1 – 15 Jahre und eher bei einem BMI unter 25.98 Von drei neueren Studien zeigten zwei keinen Schutz vor Infektionen durch eine höhere Vitamin-D-Dosierung im Vergleich zu 400 IU pro Tag bei Kindern.99,100 Eine Studie aus Vietnam zeigte bei 3 – 17-jährigen einen Schutz vor respira- torischen Virusinfektionen außer Influenza.101

Tuberkulose Ein 2016 aktualisiertes Cochrane Review (9 Studien)102 und eine neuere Metaanalyse (8 Studien)103 fanden keine Auswirkung auf die Zeit bis zur Sputumkonversion.

Rheumatoide Arthritis Keine präventive Wirkung von Vitamin D + Calcium in der WHI.104 6 Therapiestudien (n = 736) ohne eindeutige Effekte auf Schmerzsymptomatik, Krankheitsaktivität (DAS28) oder Rezidive.105–107

Asthma Ein Cochrane Review108 erschließt (u. a. aufgrund der Auswertung der relativen Anfallsrate anstelle der Zeit bis zum ersten Asthmaanfall) aus 9 Studien (n = 1093) einen positiven Effekt auf die Vermeidung von Anfällen, obwohl die beiden Stu-dien mit dem größten Gewicht (zusammen 658 Patienten, die einzigen Studien bei erwachsenen Patienten) jeweils keine signifikanten Effekte auf ihre primären Endpunkte fanden.109,110 Eine neuere Studie mit 231 Kindern und 25(OH)D < 25 ng/ml fand eine reduzierte Anfallsrate nach einem intramuskulären Vitamin- D2-Bolus von altersabhängig 300.000 bzw. 600.000 IE nur in der Subgruppe mit den niedrigsten 25(OH)D-Spiegeln und nur in den ersten 3 von 12 Monaten.111

COPD 1 aktuelle Metaanalye berücksichtigt 3 Studien und fand eine Verminderung von Exazerbationen durch hochdosierte Vitamin D Gabe nur in der Subgruppe mit „niedrigen“ 25(OH)D Ausgangswerten (unter 25 nmol/l).112 Aufgrund der einge-schränkten Aussagekraft von Subgruppenanalysen und der geringen Patienten-zahlen (87 von insgesamt 469 Teilnehmern) kann daraus keine Therapieemp-fehlung abgeleitet werden.113

Aus Gründen des Umfanges wird der Stellenwert einer Vitamin-D-Supplementation in der Schwanger- schaft hier nicht erörtert.

Insgesamt ergibt sich somit außer den erwähnten Störungen des Knochenstoffwechsels und Calci-umhaushaltes keine Indikation, bei der einer Vita-min-D-Supplementation ein gesicherter Stellen-wert in der Therapie zukommt. Studien mit Vita- min-D-Metaboliten wurden aus Platzgründen und wegen des höheren Nebenwirkungsrisikos (das zusätzliche Abwägungen von Nutzen und Risiko erfordert) nicht aufgeführt.

In einer aktuellen systematischen Übersicht epi-demiologischer Untersuchungen hat sich eine As-soziation niedriger 25(OH)D Serumspiegel mit er-höhter Mortalität gezeigt.114 Bei höheren 25(OH)D-Spiegeln ergibt sich ein Plateau, nur in einer Minderzahl der Studien ein Hinweis auf einen U- förmigen Kurvenverlauf.115,116 Auswertungen kont-rollierter Supplementationsstudien sind nur be-grenzt möglich, da teilweise die Mortalitätsdaten nicht publiziert wurden, sprechen aber tendenziell für eine niedrigere Gesamtmortalität unter der Supplementation.65,117–119 Die bereits erwähnte große VITAL-Studie wurde in den Übersichten

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1 Rachitisprophylaxe

2 Rachitis

3 Osteomalazie

4 manifeste Osteoporose, d. h. mit Fraktur(en) (falls erforderlich kombiniert mit Calcium)

5 Cortisondauertherapie, mindestens 1/2 Jahr ab 7,5 mg Prednisolonäquivalent pro Tag (falls erforderlich kombiniert mit Calcium)

6 Bisphosphonattherapie oder andere antiresorptive Therapie einer Osteoporose (falls erforderlich kombiniert mit Calcium)

7 Personen mit weitgehend fehlender Sonnenexposition

8 Gehfähige Heimbewohnerinnen (möglichst kombiniert mit Calcium)

noch nicht berücksichtigt. Sie zeigte keine Sen-kung der Gesamtmortalität.68 Untersuchungen der Genvarianten mit Einfluss auf den 25(OH)D Se-rumspiegel und ihrer Assoziation mit der Mortalität konnten bisher eine Verursachung von Exzess-Mortalität durch Vitamin-D-Mangel weder sicher bestätigen noch entkräften.120–124

Die am besten gesicherten Indikationen für eine Vitamin-D-Therapie oder Supplementation sind die folgenden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Berücksichtigung von Vitamin D Analoga; bei Nr. 1 ist aufgrund von § 23 Absatz 1 Nr. 3 SGB V, bei Nr. 2 für Kinder bis 12 nach § 12 Absatz 12 der Arz-neimittel-Richtlinie und bei Nr. 4 bis 6 nach Anlage I (Nr. 6) bzw. § 12 Absatz 7 der Arzneimittel-Richtlinie eine Verordnung rezeptfreier Präparate auf Kassen-rezept möglich):

Die Zukunft

Vielfach wird eingewandt, dass die bisher in rando-misierten Studien eingesetzten Vitamin-D-Dosie-rungen zu niedrig waren, um den 25(OH)D-Spiegel in den „optimalen“ Bereich anzuheben, von dem positive Effekte auf kardiovaskuläre Erkrankungen, Malignome und andere Erkrankungen erhofft wer-den. Das hat sich in der bereits referierten VITAL-Studie nicht bestätigt. Eine weitere Studie mit 1600 bzw. 3200 E täglich (FIND) konnte laut Regis-tereintrag (NCT01463813) nur 2495 Probanden statt der geplanten 18 000 rekrutieren. Die Ergeb-

nisse sind noch nicht publiziert. Für die australi-sche D-Health Studie wurden 21 315 Teilnehmer gewonnen, die 5 Jahre lang 60 000 E Vitamin D oral oder Plazebo einmal pro Monat erhalten. Die Nachbeobachtung ist auf 15 Jahre festgelegt, so dass Ergebnisse erst 2024 erwartet werden (ACTRN12613000743763). Laufend aktualisierte Informationen zu neuen Forschungsergebnissen sind unter http://blog.endokrinologie.net/ mit dem Suchbergriff „Vitamin D“ zu finden.

Der Dachverband Osteologie (DVO) empfiehlt in der Osteoporose-Leitlinie 2017 Vitamin D (falls erforderlich kombiniert mit Calcium) als Basistherapie unabhängig von vorangegangenen Frakturen für alle Osteopo-rosepatienten ohne eine spezifische medikamentöse Osteoporosetherapie (http://www.dv-osteologie.org/dvo_leitlinien/dvo-leitlinie-2017).

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Fazit

Nach dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse sind die vielfältigen Assoziationen „niedriger“ 25(OH)D-Spiegel mit Krankheiten nicht als Kau-salitäten zu interpretieren. Eher handelt es sich bei dem „Vitamin-D-Status“ um einen Marker für einen ungesunden Lebensstil bzw. der Einschrän-kungen von Aktivitäten mit Sonnenexposition auf-grund von bereits bestehenden Erkrankungen oder Behinderungen.

Solange besser gesicherte Daten zur Verursa-chung von Krankheiten durch „suboptimale“ 25(OH)D-Spiegel und zum Nutzen einer erhöhten Vitamin-D-Zufuhr nicht vorliegen, ist ein ungeziel-tes Screening asymptomatischer Personen durch 25(OH)D-Bestimmung nicht sinnvoll.125 Die Unwäg-barkeiten bei der Befundinterpretation reichen von der Ungenauigkeit der Messmethode über die individuelle Variabilität ohne pathogenetische Be-deutung (aufgrund genetischer, lebensstilbezoge-ner und regionaler Faktoren sowie durch Komor-biditäten) bis zur Willkür bei der Festlegung des Norm- oder Zielbereiches. Die propagierten er-höhten Zielbereiche werden sich mit den zur Vorbeugung eines Vitamin-D-Mangels zugelasse-nen Dosierungen in vielen Fällen nicht erreichen lassen. Eine breite off label Anwendung von höher dosierten Vitamin-D-Präparaten ist bei der gegebenen Datenlage nicht zu rechtfertigen.

Ohne nachvollziehbare und belegbare Aufklärung über ihren potentiellen gesundheitlichen Nutzen sind als IGeL angebotene 25(OH)D-Bestimmun-gen fragwürdig. Sie stellen am ehesten einen Bei-trag zur Epidemie der Überdiagnostik 126,127 dar. In der Praxis werden die existierenden Unsicherhei-ten in der Regel nicht kommuniziert.128 Aus den Befunden können keine schlüssig begründbaren gesundheitsbezogenen Konsequenzen abgeleitet werden.

Auch ohne Laboruntersuchungen ist es in der Re-gel möglich, durch eine anamnestische Erfassung des Lebensstils das Risiko eines der Knochen-gesundheit abträglichen Vitamin-D-Mangels zu erfassen und daraus individuelle Empfehlungen für die prophylaktische Einnahme von Supple-menten abzuleiten. Älteren Heimbewohnerinnen kann im Hinblick auf den Beitrag zur Frakturprä-vention generell die Vitamin-D- und Calcium-Sup-plementation empfohlen werden.

Dr. med. Rainer Burkhardt Oldenburg (Oldb)

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