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Synopsis€¦ · Synopsis „Schau mir in die Augen, Kleines.“, das wohl bekannteste Filmzitat aller Zeiten, provo- ziert noch heute kollektives Aufseufzen im Kinosaal. „Casablanca“

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Synopsis„Schau mir in die Augen, Kleines.“, das wohl bekannteste Filmzitat aller Zeiten, provo-

ziert noch heute kollektives Aufseufzen im Kinosaal. „Casablanca“ hat Generationen von Kinozuschauern in seinen Bann geschlagen und ist heute ein veritabler Kultfilm gewor-den. Ihn muss man im Leben mindestens zweimal gesehen haben und bekommt davon nicht genug. Das spannende und witzige Melodram mit zeitgeschichtlichem Hintergrund besticht durch optisches Raffinement, darstellerische Präzision, dramaturgisches Timing und atmosphärische Dichte.

Casablanca 1941 ist Treffpunkt von Verfolgten, Abenteurern, Widerstandskämpfern, Faschisten, Mitläufern – und der Ort des Wiedersehens zweier Liebender. Rick – der zynische Amerikaner – betreibt eine Bar, in der sich ganz Casablanca trifft. Ilsa, die Frau des Widerstandskämpfers Victor Laszlo, kommt mit ihrem Mann nach Casablanca, um dort in das rettende Flugzeug nach Lissabon zu steigen. Doch sie haben kein Visum und die Nazis sind ihnen auf den Fersen. In ihrer Verzweiflung wendet sich Ilsa an Rick. In Cas-ablanca flammt ihre Liebe erneut auf. Hervorragende Schauspieler wie Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Sydney Greenstreet, Claude Rains und Peter Lorre tragen das ihre zum beispiellosen Erfolg „Casablancas“ bei. Der Film wurde mit drei Oscars in den Kategorien bester Film, bestes Drehbuch und beste Regie ausgezeichnet.

Technische DatenUSA 1942, s/w, 104 min, 16 mm Deutsche Fassung, 35 mm Deutsche Fassung & OmU FSK ab 6, Format 1:1,37

VerleihNeue Visionen Filmverleih GmbH, Schliemannstr. 5, 10437 BerlinTelefon: 030/44 00 88 44, Telefax: 030/44 00 88 45e-mail: [email protected] www.neuevisionen.de

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HintergrundinformationenAm 11. März 1938 proklamierte Hitler den Anschluss Österreichs an das großdeutsche

Reich. In den Sommerferien kratzte Murray Burnett sein Geld zusammen, um mit seiner Frau nach Europa zu reisen und zu sehen, wie es den Verwandten in Belgien und Wien ange-sichts der beunruhigenden Veränderungen ging. Die Verhältnisse in Österreich überstiegen ihre schlimmsten Befürchtungen. Die Burnetts trafen hier mit den Leuten zusammen, die zu „Untermenschen“, „Nicht-Ariern“, „Entarteten“ gemacht wurden: Juden, Kirchenleute, Intellektuelle, Künstler, die alle vom emigrieren sprechen. Wer tatsächlich ins Ausland gehen kann, entscheidet sich letztendlich nach finanziellen Kriterien. Murray hörte von ihren Schicksalen und den heimlichen Flüchtlingsrouten, die sich durch Europa, über die Alpen nach Frankreich, von Marseille nach Marokko, von dort nach Lissabon und in die Staaten ziehen. Die Burnetts konnten ihren Verwandten nicht helfen und reisten vor ihrer Rückkehr nach New York weiter nach Frankreich an die Côte d Azur. Sie sehnten sich nach etwas Zerstreuung und trafen in einem Vorort von Nizza auf den Club „La belle Aurore“, in den Klippen mit Blick übers Mittelmeer. Es war der Geheimtip eines Landsmannes. Ein schwarzer Sänger aus Chicago spielte Blues „As Time Goes Bye“ – ein Lieblingslied von Murray aus seiner Collegezeit, wobei ihm die Absurdität der Clubszene bei dem Liedtext um so deutlicher vor Augen trat: Ein Kuss bleibt immer ein Kuss ... Die Gäste tranken, lachten, amüsierten sich in allen möglichen Sprachen und keiner schien wahrhaben zu wollen, dass sie am Abgrund saßen ...

Zurück in New York erzählte er Joan Alison alle Details. Sie hatte er im Atlantic Beach Club kennen gelernt. Joan Alison gehörte zur vornehmsten Gesellschaft und verkehrte in Künstlerkreisen. Zuvor hatte sie bereits versucht, ihm bei einem anderen Stück zu helfen, wodurch sie zu einem Team, zum Autorenpaar wurden. Die beiden überlegten nun, wie sie die Thematik aufbereiten können und beschlossen zunächst, daraus einen Spionagethriller zu machen „A Million to One“. Und Murray Burnett hatte diesmal einen ganz bestimmten Broadway-Regisseur im Auge, dem er das Script anbieten möchte:

Otto Preminger, 33 Jahre alt, 1935 aus Wien immigriert, Anti-Nazi, Schüler und Assis-tent vom Max Reinhardt. Er erhielt 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft, unter-

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schrieb bei der 20th-Century-Fox einen Vertrag als Produzent-Regisseur, 1953 wurde er selbständiger Produzent und nur noch der „Hitmaker“ genannt. Er entdeckte Jean Seberg und machte eine Menge unvergesslicher Filme. Dieser Mann war begeistert von dem Stück, wollte jedoch einige Änderungen vornehmen. Burnett und Alison verloren im Verlauf der Story-Konferenzen den Enthusiasmus und schrieben eine neue Geschichte: ein Drama über Liebe und Flüchtlinge. Als sie damit auf Preminger einredeten, verlor er die Geduld, brüllte das Autorenpaar an und verabschiedete sich so von der zukünftigen Filmlegende. „A Million to One“ scheiterte, weil in Amerika die Zeit der „Vogel-Strauss-Politik“ einzog: Die Medien wurden kontrolliert, es sollte keine Anti-Nazi-Propaganda geben. Der zweite Flop für die Autoren, jedoch waren sie ja bereits an dem neuen Stoff, der als Romanze auch durch das Wheeler-Komitee gehen würde. Der Schauplatz Fran-kreich fiel jetzt aus, da Frankreich inzwischen auch besetzt war. So ging Murray auf der Flüchtlingsroute weiter, der Platz vor Lissabon war: Casablanca – eine sarkastische, zynische, abstruse Oase, eine korrupte Stadt, ein Mekka der Jäger und Gejagten. Zumin-dest auf dem Papier wird die Stadt von der Vichy-Regierung kontrolliert, die mit den Nazis kollaboriert, so hat der Ort einen Ausnahmestatus.

Die beiden Autoren hatten den Traum, ein Stück für den Broadway zu schreiben, aber die Produzenten reagierten nicht. Ihre Agentin war der Meinung, es handele sich um erstklassiges Filmmaterial. So boten sie das Stück entnervt Hollywood an. Sie verkauften die Rechte für 20.000 $ an Warner Brothers. Ab da an hatten sie keinen Einfluss mehr auf das Stück/den Film.

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Das DrehbuchDie neuen Drehbuchautoren bedachten dann den Nachtklub in Paris mit den Namen

„La Belle Aurore“, in dem sich Ilsa, Rick und Sam begegnet waren. Was im Film dazukam, waren die Basarszenen, die beunruhigende Präsenz der Vichy- und Nazitruppen und deren Gewalt, wenn etwa der Emigrant ohne Papiere an der Mauer erschossen wird oder Ugarte (Peter Lorre) einen Verfolger abknallt. Howard Koch, der für das Drehbuch den Oskar bekam, schrieb in seinem 1973 erschienenen Casablanca-Buch, dass es zu Beginn der Dreharbeiten kein komplettes Drehbuch gab, was Curtiz sehr störte: „Als die Drehar-beiten aber dann in vollem Gange waren und immer mehr Text eintraf, passierte etwas, das üblich war bei Regisseuren und Produzenten: Curtiz wurde unsicher, bekam Zweifel, überlegte hin und her, ob man es nicht auch anders drehen könnte, und zeigte das immer noch unvollendete Script allen möglichen Leuten. Die gaben ihren Senf dazu, der Text wurde geändert – und ich dachte bei mir: Nun gut, wenn das so ist, dann bekommst du eben keine Seite mehr, dann machen wir es wie am Anfang. Du wartest auf jede Seite, und dann hast du so wenig Zeit zum Drehen, dass du es dir gar nicht mehr erlauben kannst, am Text herumzufummeln.“

Henreid, der den Ehemann von Ilsa spielt und das Original-Drehbuch besitzt, sagte: „Was heute so aussieht wie melodramatische Perfektion, das war oft unproduktives Chaos. Manchmal drehten wir Szenen, die am nächsten Tag nicht mehr passten – obwohl sich Curtiz solche Mühe gegeben hatte! Also drehten wir die Szene zwei oder sogar drei Tage später erneut, anders, denn inzwischen war wieder Text eingetroffen und jeder wusste, wie s weiterging.“ Dauernd landeten frische Drehbuchseiten bei Henreid mit dem Anliegen Curtiz „Mach‘s flüssiger! Viel flüssiger, ich hab‘ nicht so viel Zeit. Also strich ich an, was mir nicht gefiel, machte einen Vorschlag, und Mike drehte dann fast immer meine Version.“ Umberto Eco – italienischer Schriftsteller – fand bei seiner Casablanca-Analyse 1984 heraus, dass dieses Dilemma, was Curtiz selbst wohl gar nicht auffiel – sich im Film verewigt findet: Ilsa erzählt Rick, warum sie damals nicht auf dem Bahnhof war, und fragt: „Can I tell You a story?“ Und nach einer kleinen Pause: „I don t know the finish yet.“

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Rick: „Well, go on, tell it. Maybe one will come to You as You go along.” (… Vielleicht fällt dir beim Erzählen einer – ein Schluss – ein.) Genauso war‘s. Das Originaldrehbuch enthält noch nicht den berühmten Schluss: „Louis, ich glaube das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“

Der Weg zum Kultfilm„Casablanca“ hatte seine Uraufführung bereits im November 1942, obwohl es seine

Premiere erst am 23. Januar 1943 in Manhatten im „Hollywood-Theater“, welches Warner Brother selbst gehörte, haben sollte und ab diesem Zeitpunkt auch erst in anderen Kinos lief. Die 1.500 Sitzplätze waren zehn Wochen lang ausverkauft. Die Einnahmen betrugen rund 225.000 $ – für damalige Verhältnisse eine gewaltige Summe. Im gesamten Jahr 1943 spielte der Film 3,7 Mio $ ein. Auch wenn Warner in den Jahren der weltweiten Cas-ablanca-Flaute die Filmrechte an das Fernsehen zu Dumpingpreisen verkaufte (1.000$), so spielte er doch insgesamt ca. eine halbe Milliarde Dollar ein.

Er war aber nicht von Anfang an ein Kultfilm. So wurde er zwar 1948 immer wieder unter die zehn besten Filme aller Zeiten gewählt, aber es reichte nur selten für den Platz auf dem Treppchen – er konnte es mit „Panzerkreuzer Potemkin“ nicht aufnehmen. Das liegt sicher an der eher „salopp“ gehandhabten Story mit historischen Ungenauigkeiten. Im Gegensatz zur historischen Realität spielte Casablanca im unbesetzten Frankreich (Marok-ko), wo verfolgte Personen verzweifelt auf der Suche nach Ausreisevisa sind und korrupte Funktionäre, zwielichtige Figuren und Kriminelle ihren Vorteil daraus zu ziehen versu-chen. Bezeichnend dafür ist auch die Kleidung von Victor Laszlo und Ilsa: Er im gut gebü-gelten Tropenanzug, sie in eleganter Haute Couture. Sieht so ein ehemaliger KZ-Häftling mit seiner Frau auf der Flucht aus? Warner Brother entschuldigten dies später damit, dass es damals in Hollywood so üblich war, die Stars groß anzuziehen, die Zuschauer hätten das so gewollt. Ingrid Bergmann hat den Film wohl ganz zutreffend charakterisiert: „Dies ist auch heute noch ein attraktiver Film wegen seiner Sentimentalitäten und so. So etwas fehlt in modernen Filmen. In Casablanca bekommt der Zuschauer alles – von der Liebesge-

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schichte bis zum Heldenepos, vom Mordfall bis zu ... – ich weiß nichts was. Der Film ist so raffiniert geschnitten, dass nicht ein Moment Langeweile aufkommt. Nicht ein Meter ist Casablanca zu lang!“

Zu seiner heutigen Popularität verhalf „Casablanca“ vor allem das Fernsehen. Es ist das Verdienst des Fernsehens, den Film rekonstruiert und gerettet zu haben. 1952 gelangte nämlich eine gekürzte und in der Synchronisation verfälschte Fassung in die bundesdeut-schen Kinos: Alle Hinweise auf Nationalsozialismus und Vichy-Regime waren getilgt, die politischen Konflikte zu einer Agentengeschichte vereinfacht und der Widerstandskämpfer in einen norwegischen Atomphysiker verwandelt worden. Erst Mitte der 70er Jahre ermög-lichte eine Neusynchronisation den Zugang zur authentischen Fassung des inzwischen zum Kultfilm avancierten Werkes. Bis zum Jahr 1977 wurde Casablanca im Fernsehen zum meistgespielten Film. Dort lief er also im Vergleich zum Kino häufiger. Achtzehnmal wurde „Casablanca“ zwischen Oktober 1968 und März 1989 in der BRD ausgestrahlt, wobei die ARD die Aufführung der Originalversion mit folgendem Text einführte: „Die unvermindert wirksame außergewöhnliche Attraktivität resultiert wohl hauptsächlich aus der geglück-ten Verflechtung verschiedenartiger Motivations-Ketten und Genre-Merkmalen, getragen von Dialogen, deren Pointenreichtum schon die Drehbuchlektüre zum seltenen Vergnügen werden lässt ... Solcher Überlegungen bedarf es allerdings gar nicht unbedingt, um den Reiz diese perfekt gebrauchten Unterhaltungsfilms empfinden zu können, dessen Figuren-Arse-nal voller zwielichtiger Typen steckt, die ironische und doppelbödige Dialoge miteinander führen und den Zuschauer immer wieder Parallel-Entwicklungen und Nebenhandlungen entdecken lassen, in denen mit den Charakteristika der Protagonisten gespielt wird oder sie ins Extreme verstärkt auftreten. Zweifellos muss auch noch die Besetzung der kleinsten Rollen mit hervorragenden Charakterschauspielern als Glücksfall betrachtet werden, ohne den vor allem der Eindruck von beschwingter Leichtigkeit im rhythmischen Ablauf wohl kaum hätte zustande kommen können. Michael Curtiz ... empfindliches Gespür für Licht- und Schattenwirkung, besonders aber seine Fähigkeit, Geschichten attraktiv zu erzählen und jeweils auf dem Höhepunkt dramatischer oder romantischer Spannung Tempo und Stimmung zu verändern und so die Emotionen der Zuschauer einem ständigen, faszinie-renden Wechsel auszusetzen, das kommt am stärksten in Casablanca zur Geltung.“ Dieser Umstand trug sicher eine Menge dazu bei, dass der Film in allen Kreisen so beliebt ist – also

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zum einen im Alltag(sbewußtsein) der Menschen integriert ist und gleichzeitig auch von Intellektuellen zitiert wird. Wie bereits erwähnt, hat sich Eco mit dem Film in den 80ern ausführlich beschäftigt, aber auch Godard war begeistert vom „film noir“. Die Frage ist, ob „Casablanca“ dem „film noir“ zugeordnet werden kann. Nun ist die Definition von dem, was „film noir“ ist, sehr umstritten. Aber wenn wir uns auf Paul Schrader beziehen, könnten wir damit eine bestimmte Periode der Filmgeschichte (40-50er Jahre) des Hollywood-Kinos mit transgenerischen Charakter (also Vermischung von Melodram, Gangster-, Detektiv-, Polizeifilm) bezeichnen. „Casablanca“ fällt von der Story etwas aus dem Rahmen, denn er bezieht sich nicht wie viele andere auf Kurzromane der hard-boil school of fiction, die Anfang der 20er Jahre als Massenheftchen auf den Markt kamen, und in denen es um Verbrechen, Gewalt, menschliche Perversion, existentielle Verunsicherung der Helden, Suche nach Wahrheit, Lösung der Kriminalfälle mit Hilfe der Intuition etc. geht. Jedoch werden diese Themen bzw. die Entstehung dieser Filme auch mit der Desillusionierung der amerikanischen Gesellschaft in Zusammenhang gebracht (Erster Weltkrieg, Börsenkrach 1929 etc.). Und in diesem Zusammenhang spielt der Film eine zentrale Rolle, da er nach der Periode des Schweigens über den Nazismus dann auch als Propagandafilm dient, um die Amerikaner auf den Eingriff in den Zweiten Weltkrieg vorzubereiten. Worauf ich hin-ausmöchte ist, dass diesen Filmen – und so auch „Casablanca“ – eine Art Doppelcharakter anhaftet: Wir haben es mit Hollywood zu tun, so dass es eben bezeichnend ist, dass die Schauspieler gut angezogen sein müssen, um angeblich Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen (s.o.). Auf der anderen Seite haftet den Filmen etwas explizit Künstlerisches an. Dies kommt auch zum großen Teil daher, dass es zu dieser Zeit Hollywood gelingt, große europäische Regisseure, Kameraleute, Filmschauspieler und andere Filmleute zu verein-nahmen, die hauptsächlich Emigranten waren. Deshalb wird beim „film noir“ auch immer der deutsche Einfluss gerade des Expressionismus diskutiert, und damit der Eingang der Meister von Licht und Schatten in den amerikanischen Film.

Dies alles kommt nun in „Casablanca“ in bestimmter Art und Weise zusammen. Der Film kann nicht wie andere vom Thema her als Kritik am US-Kapitalismus aufgefasst werden, wie es von französischen Intellektuellen, die den Namen „film noir“ überhaupt erfunden haben (Nino Frank), vom Hollywood-Kino dieser Zeit getan wird. Jedoch handelt es sich um eine Kritik am Nazismus. Der Regisseur Michael Curtiz – Ungar und Jude – ist zwar

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nicht in dem Sinne ein Exilant, weil er bereits 1926 in Hollywood engagiert worden war, hat aber wie andere Exilanten in Europa und auch in Österreich filmisch gearbeitet. Das Engagement basierte nämlich auf Curtiz´ Film „Die Sklavenkönigin“, eine österreichische Produktion, die dort das Ende des Monumentalstummfilmes einläutete. An „Casablanca“ wird dann auch, was eben für den „film noir“ typisch ist und auf die europäisch/deutsche Tradition zurückgeführt wird, das Spiel von Licht/Schatten hervorgehoben, was sich u.a. auszeichnet durch lange Schatten, extreme und ungewöhnliche Einfallswinkel, Lichtspiel auf den Gesichtern. Auch andere Umstände weisen auf Parallelen zum „film noir“ hin: Curtiz drehte bereits 1933 „Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ und später Filme wie „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“ (1938). Es handelt sich bei letzterem um einen Klassiker des amerikanischen Gangsterfilmes, wobei der soziale Hintergrund als Nährboden krimineller Karrieren aufgezeigt wird, so dass sich dieser eindeutiger in die Periode des „film noir“ einordnen lässt, wobei das Wachsfigurenkabinett noch eher als Erbe des Expressionismus aufscheint. In Chicago engagiert Curtiz auch wieder Hum-phrey Bogart, der den „film noir“ so gut wie persönlich verkörpert. In „Casablanca“ selbst spielt auch Peter Lorre, der wiederum die Verbindung zum Expressionismus herstellt, da er bei Fritz Lang bereits in „M“ den „Psychopathen“ darstellte (s.u.). Als letzter Hinweis, den ich hier anführen möchte, mag gelten, dass der Kameramann Arthur Edeson auch Fotograf beim Film des „film noir“ schlechthin war, nämlich beim „Malteser-Falken“ (1941). Ich habe versucht, feine Linien zu zeichnen,die einen Erklärungsansatz bieten können, was „Casablanca“ noch ausmacht – außer der populärste Hollywoodstreifen zu sein. „Casablanca“ ist also nicht nur hochkarätig besetzt, sondern Hollywood konnte zu der damaligen Zeit auch einige der besten Filmschaffenden des westlichen Europas unter seinem System vereinigen, ihnen die technischen Möglichkeiten zur Verfügung stellen (beschnitt aber gleichzeitig deren kreative Entfaltung). Dies können wir in „Casablanca“ sehen, was einen großen Reiz des Films ausmacht.

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Michael CurtizRegisseur

Für den gebürtigen Ungarn Michael Curtiz waren die größten Herausforderungen bis zuletzt die sprachlichen Missverständnisse, die die Dreaharbeiten begleiteten. So besah er sich mit seinem Ausstatter eine Straße in Casablanca und meinte: „Alles ganz hübsch, but I want a poodle.“ Der Ausstatter erwiderte daraufhin erregt, dass sie keinen hätten, worauf Curtiz ungeduldig wurde und meinte, er solle eben einen besorgen. Der Ausstatter wollte nun wissen, wie groß er denn sei solle, worauf Curtiz meinte: „Wie groß, wie groß? Schön groß, ein richtig großer!“. Der Requisiteur insistierte jedoch: „Und welche Farbe?“ Curtiz: „Dunkel, sie Idiot! Wir drehen in Schwarzweiß!“ Die Schauspieler kehrten in ihre Garderobe zurück; Curtiz, Henreid und Bogart gingen zum Schachspielen. Nach einer halben Stunde sollte es weitergehen. Und da stand er: Ein wunderschöner Pudel mitten auf dem Set. Curtiz sah den Hund und den Requisiteur fassungslos an: „Was soll denn der Hund hier?“ Die Erwiderung: „Na, Sie wollten doch einen.“ „Ich wollte a poodle auf der Straße – poodle, poodle of water!“ Der Ausstatter: „Ach du liebe Güte, Sie wollten a puddle.“ Curtiz: „Ganz recht – a poodle, a puddle, aber von einem Hund war nie die Rede!“ Und in fünf Minuten hatte er das, was er wollte: Eine schöne große Pfütze mitten auf der Marktstraße von Casablanca ...

Curtiz wurde am 24. Dezember 1888, in Budapest geboren. Er gilt er als einer der schil-lerndsten und profiliertesten Regisseure Hollywoods der 30er und 40er Jahre. Über 100 Filme drehte er in einem Zeitraum von 50 Jahren. Vom Western bis zum Drama, von Action bis zur Komödie wurde fast alles, was er drehte, zu Kassenknüllern.

Im Alter von 17 verlässt Curtiz das jüdische Elternhaus in Budapest, um sich einem Wanderzirkus anzuschließen und als Schauspieler an der Royal Academy for Theatre zu beginnen. Weil die Schauspielerei ihn nicht ausfüllt, wechselt er zur Regie. „Az Utolso Bohem“ ist 1912 sein Debütfilm, gleichzeitig der erste Langfilm Ungarns. Bald gehört Curtiz zu den fleißigsten Regisseuren Ungarns, allein im Jahr 1917 dreht er rund ein Dutzend Filme ab. In den meisten übernimmt seine Frau Lucy Doraine eine größere Rolle. Mit dem Einzug der Kommunisten in die Regierung 1919 verlässt Curtis seine

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Geburtsstadt und dreht einige Filme (u.a. „Die Sklavenkönigin“, 1924) in Europa, bis er 1926 in der Filmmetropole Hollywood landet. Während seine ersten Produktionen in den Staaten im Budget bleiben, geht er 1928 in „Arche Noah“ sehr üppig mit den Geldmit-teln um und profiliert sich als Prestige-Regisseur. Die meisten berühmten Schauspieler der Sternchenmetropole vermeiden es, mit dem diktatorischen Curtiz zu drehen. Den-noch überwindet sich der eine oder andere Star. Dabei entstehen meist die profitabelsten Werke, die Warner Brothers jemals produziert haben, auch wenn seine Kritiker Curtiz ankreiden, dass seine so hochgelobten Filme nur ein Werk des Warner-Teams gewesen seien. Mit Humphrey Bogart dreht er unter anderem „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“ (1938), „Wir sind keine Engel“ (1955) und den unvergesslichen Streifen „Cas-ablanca“ (1942), für den er einen Oscar erhält. Auch mit dem Degen-Hecht Errol Flynn arbeitet er zusammen („Unter Piratenflagge“, 1935, „Robin Hood - König der Vagabun-den“, 1938, „Der Herr der sieben Meere“, 1940) – wahrscheinlich zu häufig: Flynn heiratet später Curtiz‘ zweite Ehefrau Lili Damita. „Die Comancheros“ (1961) mit John Wayne sollte die letzte Produktion des großen Regisseurs bleiben: Ein Jahr nach den Dreharbei-ten stirbt Curtiz im Alter von 73 Jahren am 11. April 1962 in Hollywood.

Filmografie (Auswahl): 1922 ........ Sodom und Gomorrha 1923 ........ Der junge Medardus 1932 Die Hütte im Baumwollfeld; 20.000 Jahre in Sing Sing; Der Detektiv und die Spielerin; Doktor X 1933 ........ Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts 1934 ........ Ein feiner Herr 1935 ........ In blinder Wut 1936 ........ Die Rache des Toten 1937 ........ Gesetz der Berge; Ein Kerl zum Verlieben; Kid Galahad 1938 ........ Vater dirigiert 1939 ........ Goldschmuggel nach Virginia; Günstling einer Königin; Herr des Wilden Westens 1940 ........ Land der Gottlosen 1941 ........ Der Seewolf 1942 ........ Yankee Doodle Dandy 1943 ........ Botschafter in Moskau 1944 ........ Fahrkarten nach Marseille 1945 ........ Eine Frau mit Unternehmungsgeist; Solange ein Herz schlägt 1946 ........ Tag und Nacht denk‘ ich an Dich 1947 ........ Der Unverdächtige 1948 ........ Mein Traum bist du; Zaubernächte in Rio 1949 ........ Der Mann ihrer Träume; Die Straße der Erfolgreichen; Glück in Seenot 1950 ........ Menschenschmuggel; Zwischen zwei Frauen 1951 ........ Keinen Groschen für die Ewigkeit 1953 ........ Der Sheriff ohne Colt; Jazz Singer 1954 ........ Sinuhe, der Ägypter; Weiße Weihnachten 1955 ........ Alle Spuren verwischt 1956 ........ Fanfaren der Freude 1957 ........ Ein Leben im Rausch 1958 ........ Der stolze Rebell; Mein Leben ist Rhyhmus 1959 ........ Abenteuer am Mississippi; Das tödliche Netz; Prinzessin Olympia; Der Henker 1960 ........ Franz von Assisi

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Ingrid Bergmann Dreißig Jahre nach der Uraufführung von „Casablanca“ wurde Ingrid Bergmann vom

British Filminstitute eingeladen, um einen Vortrag zu halten. Sie war bereit, Fragen zu beantworten. Der Film wurde vorgeführt und als sie danach auf die Bühne kam, rief sie aus: „Mein Gott, ist das ein guter Film!“.

Ingrid Bergmann wurde am 29.8.1915 in Stockholm als Tochter einer Deutschen sowie eines Malers und Fotografen geboren. Als sie 3 Jahre alt war, starb ihre Mutter, als sie 12 war, starb auch ihr Vater. 1933 begann sie ihr Schauspielstudium, und schon ein Jahr später bekam sie ihre erste Rolle. Ihren ersten Filmvertrag erhielt sie 1935 in Schweden, wo sie schnell zum Star wurde. Ab 1938 arbeitete sie auch in Deutschland. Durch das Melodram „Intermezzo“ war Hollywood auf die schöne Schwedin aufmerksam geworden. Hier erhielt sie vor allem in Hitchcocks Filmen dankbare Rollen und wurde schnell populär. 1949 trennte sie sich von ihrem Mann und Familie und ging 1950 nach Italien zu ihrem Geliebten Rossellini, mit dem sie von 1950 - 57 verheiratet war. Dies „unmoralische“ Verhalten wurde ihr vom Publikum in den USA übelgenommen, und es wurde in der Folge kein Film mehr mit ihr produziert. Daran änderte auch die Heirat und die Geburt dreier Kinder (Robertino, Isotta und Isabella) nichts. Mit dem Regisseur Rossellini drehte sie bis 1955 sechs Filme, z.B. „Angst“ nach Stefan Zweig (1954). Durch das Verbot Rossellinis, unter keinem anderen Regisseur arbeiten zu dürfen, kam es zur Scheidung. Sie heiratete nun den schwedischen Produzenten Lars Schmidt und kehrte nach Hollywood zurück, wo sie an ihre Erfolge anknüpfen konnte. 1974 diagnostizier-ten die Ärzte eine Krebserkrankung, und 1982 stand sie für „Eine Frau namens Golda“ das letzte Mal schwerkrank vor der Kamera. Sie starb an Ihrem 67. Geburtstag 1982 in London. Einen Oskar erhielt Ingrid Bergmann jeweils 1944 für ihre Darstellung der Lady Alquist in George Cukors „Gaslight“, 1956 für die Titelrolle in Anatole Litvaks „Anasta-sia“ und 1974 für die Nebenrolle der schwedischen Missionarin Greta Ohlsson in Sidney Lumets „Murder on the Orient Express“.

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Filmografie (Auswahl) 1939 ........ Intermezzo 1942 ........ Casablanca 1943 ........ Wem die Stunde schlägt 1944 ........ Gaslight (Das Haus der Lady Alquist) 1948 ........ Jeanne d‘Arc 1950 ........ Stromboli 1952 ........ Europe 51 1954 ........ Angst 1956 ........ Anastasia 1958 ........ Indiscret 1974 ........ Murder on the Orient Express 1976 ........ Nina

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Humphrey Bogart Bei dem berühmten Satz: „Schau mir in die Augen, Kleines.“ handelt es sich um eine

Verwhiskysierung. Nach Howard hätte der Satz geheißen „Here‘s trying to look into your soul, kid, to figure out who you really are“. Letztendlich war wohl Bogart dafür verant-wortlich, der damals besonders viel trank wegen seiner stadtbekannten Probleme mit Noch-Ehefrau Mayo, die bis zu wilden Prügeleien und Verfolgungen auf dem Set reich-ten. Nun kann es sein, dass der nicht mehr ganz nüchterne Bogart aus dem langen Satz „Here‘s trying to look into your soul, kid“ machte, was Produzent und Regisseur so stehen ließen ... Humphrey Bogart ist Legende.

Humphrey Bogart wurde am 23. Januar 1899, in New York City geboren. Für das Kino war er der Liebhaber und Gangster, unter dessen rauher Schale ein romantischer Kern steckte, zynisch und einfühlsam. Er war der Rebell, der sagte, was er dachte, der sich auflehnte, aber für die Sache auch einzustecken bereit war. Anders als bei vielen seiner Kollegen, stand bei Bogart am Anfang nicht die Schauspielschule, sondern gleich eine (winzige) Rolle in einem Bühnenstück („Experience“, 1920). Humphrey DeForest Bog-art hatte eine wenig erfolgreiche Schulzeit, zwei Jahre Militärdienst und diverse Jobs hinter sich, als er über einen Freund Kontakt zu dem Theaterproduzenten William Bra-dysen knüpfte. Dieser ließ Bogart verschiedene Arbeiten hinter der Bühne verrichten, und Humphrey konnte das Geschehen eine Zeit lang hautnah mitverfolgen, bis er den Sprung auf die Bretter riskierte. Noch im selben Jahr ging Bogart als Manager mit dem Stück „The Ruined Lady „ (1920) auf Tournee und kam zu einer echten Bühnenrolle. Ein Dutzend weitere folgten, meist als junger Mann und Nichtstuer. Bogart lernte spielerisch im wahrsten Sinne des Wortes. Bogard heiratete 1926 Helen Menken. Nach der Trennung heiratete er 1928 Mary Philips.

Talentsucher der Fox Studios wurden auf den jungen Bühnenakteur aufmerksam und nahmen ihn für sechs Filme unter Vertrag. Hin- und hergerissen zwischen Hollywood und Bühne fuhr Bogart deshalb zweigleisig: Film und Theater. Seine Rolle als erbar-mungsloser Gangster Duke Mantee in dem Theaterstück „Der versteinerte Wald“ (1935) entpuppte sich schließlich als eine Schlüsselfigur für den Film. Archie Mayo drehte 1936

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unter dem gleichen Titel einen Gangsterfilm und setzte Humphrey Bogart als Hauptdar-steller durch. Bogart spielte so gut, dass er für die nächsten fünf Jahre auf Rollen des Auf-sässigen und des Bösewichts festgelegt blieb, u. a. in „Wem gehört die Stadt?“ mit Edward G. Robinson, das Boxermelodram „Kid Galahad“, das Gefängnisdrama „San Quentin“, der Gangsterfilm „Sackgasse“ (1937), „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“ (1938), in dem Humphrey Bogart einen hinterhältigen Ex-Anwalt spielt. Weitere Filme „Oklaho-ma Kid“ (1938) als Boss einer Outlaw-Bande, „Das zweite Leben des Dr. X“ (1939) als Vampir, „Entscheidung in der Sierra“ (1940) von Raoul Walsh. Als entflohener Killer Roy Earle spielt Humphrey Bogart in diesem Western eine seiner besten Leinwandrollen, die mit dem Klischee des ausschließlich bösen Außenseiters bricht und Bogart Starruhm ver-leiht. Bogart läutete seine größten Erfolge ein und hatte 1938 zum dritten Mal geheira-tet, die Schauspielerin Mayo Methot. In John Hustons Meisterwerk „Die Spur des Falken“ (1941) prägt Bogart mit seiner Verkörperung des Privatdetektivs Sam Spade den Typus des unbeirrbaren Einzelgängers. Der film noir war geboren. Bogart ist auf Hauptrollen abonniert: „Einsatz im Nordatlantik“ (1943), „Sahara“ (1943), „Haben und Nichthaben“ (1945) – der erste Film mit Lauren Bacall, Bogarts vierter und letzter Ehefrau.

John Hustons „Der Schatz der Sierra Madre“ (1947) wird für den Regisseur (zweiter Oscar) aber auch für Bogart wieder ein überragender Erfolg. Bogart spielt neben Tim Holt und Walter Huston (Vater des Regisseurs) einen von drei glücklosen Goldsuchern, deren Schicksal von Beginn an unter keinem guten Stern steht. Als Kapitän der „African Queen“ (1951), einer alten Flussbarkasse, zeigt Bogart an der Seite von Katharine Hepburn, eine seiner großartigsten Rollen, die ihm einen Oscar als bester Schauspieler einbringt.

Noch einmal hätte es für Bogart beinahe einen Oscar gegeben. Wieder für eine Kom-mandantenrolle in Edward Dmytryks psychologischer Studie „Die Caine war ihr Schick-sal“. Bogarts letzter Leinwandauftritt war in „Schmutziger Lorbeer“ (1956, Regie Mark Robson). Der von seiner Krebskrankheit bereits gezeichnete Bogart in der Rolle eine Sportjournalisten, der die krummen Touren des Box-Syndikats durchschaut und gegen die Schieber vorgeht. Er starb am 14. Januar 1957.

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Filmografie (Auswahl) 1930 A Devil With Women; Up The River 1932 Love Affair; Big City Blues; Three On A Match 1934 Midnight 1936 Zwei gegen die Welt; Geheimbund; Schwarze Legion 1937 Mord im Nachtclub; Mr. Dodd geht nach Hollywood 1938 Swing Your Lady; Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse; Schule des Verbrechens 1939 King of the Underworld 1940 Ein Nachtclub für Sarah Jane; Orchid, der Gangsterbruder; Nachts unterwegs 1941 Abenteuer in Panama; Von Stadt zu Stadt 1942 Agenten der Nacht; In this Our Life; Der große Gangster 1943 Thank Your Lucky Stars 1944 Fahrkarte nach Marseille 1945 Konflikt 1946 Tote schlafen fest 1947 Späte Sühne; Das unbekannte Gesicht 1948 Gangster in Key Largo 1949 Tokio Joe; Vor verschlossenen Türen 1950 Ein einsamer Ort; Des Teufels Pilot 1951 Der Tiger; Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus 1952 Arzt im Zwielicht; Die Maske runter 1954 Sabrina; Die barfüßige Gräfin 1955 Wir sind keine Engel; Die linke Hand Gottes; An einem Tag wie jeder andere

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Peter Lorre Peter Lorre spielt den Ugarte, eine feine aber kleine Rolle, weshalb er lange Drehpau-

sen hatte. So trieb er seinen Schabernack mit dem Kameramann Arthur Edeson. Die-ser markierte die Stand-Ins der Schauspieler selbst, und stellte danach das Licht ein. Nun wischte Lorre die Kreidemarkierungen weg und malte neue. Die Schauspieler traten auf ihre Positionen und standen auf einmal im Dunkeln oder hatten Schatten auf ihren Gesichtern. Edeson, der das Licht durch die Kamera vermaß, konnte es nicht begrei-fen. Er prüften und fluchte, war ratlos. Lorre gab nicht auf, immer wieder spielte er den Streich, bis alle davon wussten – außer der Kameramann. Dieser grübelte bis zur letzten Szene, warum manchmal etwas stimmte – wenn Lorre es nicht schaffte, die Zeichen zu verwischen – aber meistens nicht; erinnert sich Paul Henreid ...

Peter Lorre wurde als Kaufmannssohn Ladislav Loewenstein am 26. Juni 1904 im ungarischen Rószahegy geboren. Seine Schauspielerlaufbahn führte über Wien, Breslau, Zürich nach Berlin. Zunächst entdeckte ihn Bertholt Brecht für das Theater. Er setzte ihn als Fabian für Marieluise Fleißers „Pioniere in Ingolstadt“ ein. Fritz Lang entdeckte ihn in dieser Rolle und engagierte ihn für den Film „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ – ein Welterfolg und Lorres internationaler Durchbruch. Im November bis Dezember 1931 spielte er den moralisch verkommenen Tunichtgut Alfred in Ödon von Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ im Deutschen Theater unter der Regie von Heinz Hilpert. Es folgen viele kleine Rollen. 1934 wird der Boden in Deutschland für den Juden Lorre zu heiß. Er geht nach England und spielt bei Hitchcock in der ersten Version von „Der Mann, der zuviel wusste“ und in „Der Geheimagent“. Ein ganz ungewöhnlicher Raskolnikow ist Lorre in Josef von Sternbergs „Schuld und Sühne“. Über Wien, Paris, London war Lorre den Nazis entkommen bis nach Amerika. Hier freundete er sich mit Bogart an und spielte neben diesem in „Casablanca“. Mit den „Mr. Moto“- Filmen hat Lorre zuvor einen großen Erfolg. Eine künstlerische Meisterleistung ist der Janos Szabo in Robert Floreys „Das Gesicht hinter der Maske“. Rollen in bedeutenden Filmen folgen wie in Frank Capras „Arsen und Spitzenhäubchen“. Nach der Triebverbrecherrolle in „M“ konnte sich Lorre nur schwer von dem Rollenklischee in den USA befreien. Ein Schick-

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sal, das er mit anderen deutschen Schauspielern teilte wie Gerd Fröbe (u.a. Gegenspieler von James Bond) – der Bösewicht vom Dienst. Sein Comeback-Versuch im Nachkriegs-deutschland scheiterte.

1951 dreht Lorre seinen ersten und einzigsten Film als Regisseur „Der Verlorene“ (nach dem Zweiten Weltkrieg wird ein Wissenschaftler zum Richter und Rächer). Wun-derbare Rollen sind der russische Diplomat Brankov in Rouben Mamoulians Ninotsch-ka-Remake „Seidenstrümpfe“, der Montresor in „Der grauenvolle Mr. X“, der Dr. Bedlo in „Der Rabe“, den beiden Edgar-Allen-Poe-Filmen von Roger Corman. Schließlich hat er auch in zwei Filmen mit Jerry Lewis gespielt „Der Regimentstrottel“ und „Die Heulboye“. Nach einer Gallenblasen-Therapie war er zeitlebens „morphiumabhängig“. Er starb am 23. März 1964, 59jährig, an einem Herzschlag in seiner Wohnung in Hollywood.

Filmografie (Auswahl) 1931 ........ M – Eine Stadt sucht seinen Mörder 1933 ........ Was Frauen träumen 1934 ........ Der Mann, der zuviel wusste 1935 ........ Mad Love 1937 ........ Danke, Mr. Moto 1941 ........ Der Malteser-Falke 1947 ........ Detektiv mit kleinen Fehlern 1951 ........ Der verlorene Donnerstag 1954 ........ 20.000 Meilen unter dem Meer 1956 ........ Um die Welt in 80 Tagen 1959 ........ Die Welt der Sensationen 1963 ........ Ruhe Sanft GmbH

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Humphrey Bogart .......Rick BlaineIngrid Bergman ...........Ilsa LundPaul Henreid ................Victor LaszloClaude Rains ...............Captain RenaultConrad Veidt ................Major StrasserSydney Greenstreet .....Signor FerrariPeter Lorre ..................Ugarte

S.K. Sakall ....................CarlMadeleine LeBeau .......YvonneDooley Wilson ............SamJoy Page .......................Annina BrandelJohn Qualen ................BergerLeonid Kinskey ...........SaschaCurt Bois ......................Taschendieb

StabRegie ............................................ Michael Curtiz Buch ............................................. Julius J. Epstein, Philip G. Epstein, Howard KochAutoren des Theaterstück „Everybody Comes to Rick‘s“.........Murray Burnett und Joan AlisonProduzenten ................................ Hal B. Wallis Ausführender Produzent ............ Jack L. WarnerMusik ........................................... Max Steiner Kamera ........................................ Arthur Edeson Schnitt ......................................... Owen Marks Art Director ................................ Carl Jules Weyl Ausstattung ................................. George James Hopkins Kostümdesigner .......................... Orry-KellyMake Up ...................................... Perc WestmoreTon ............................................... Francis J. Scheid Special Effects ............................. Lawrence Butler, Willard Van Enger

Besetzung