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Volumen XXXIII, Fasciculus VII (1950) - No. 285. 2251 285. Synthese einiger Thiooxazolidone von M. Viscontini und K. Adank. (24. X. 50.) E. B. Astwood, A. Greer & G. Ettlingerl) haben 1949 die Isolierung des L-5-Vinylthiooxazolidons (I) aus Rutabagawurzeln veroffentlicht. Dieses Produkt (I), dessen Konstitution von Astwood und Mitarbei- tern2) durch Synthese bestimmt wurde, zeigte starke antithyroide Wirksamkeit. RI-CH-N H+ I R,=H I R,-CH c-s- I1 R, = CH3- R, = H R, = H I11 R, = d-k CH,- \O/ \=/I IV R,=HO--// N-CH,- R,=H \-/ Die vorliegende Mitteilung betrifft die Synthese einiger anderer Thiooxazolidone, die auf ihre biologische Wirksamkeit gepriift worden sind. Aus der Arbeit von M. DeZe'pine3) geht hervor, dass Senfole durch Behandlung von Thiocarbamiden mit basischem Bleiacetat in ein- facher Weise hergestellt werden konnen. Im Anhang an diese Vor- schrift konnten wir auf einfache Weise die Thiooxazolidone 11, I11 und IV herstellen, indem wir folgendermassen vorgingen : Pb++ 2 R-CH-NH2+2 CSz+2 NaOH ---+ 2 R-CH-NH-C-SNa --+ S H2O II I I I CH,OH CH,OH Pb++ - 2 PbS + 2 R-CH-N=C=S H,O,lOOO [ CH,OH 1 H I II R-CH-N+ -+ CH, C-S- \o ' l) E. B. Astwood, A. Greer & B. Ettlinger, Science 109, 631 (1949). 2) E. B. Astwood, M. A. Qreer & M. G. Ettlinger, J. Biol. Chem. 181, 121 (1949). *) M. Deldpine, B1. [4] 3, 641 (1908).

Synthese einiger Thiooxazolidone

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Page 1: Synthese einiger Thiooxazolidone

Volumen XXXIII, Fasciculus VII (1950) - No. 285. 2251

285. Synthese einiger Thiooxazolidone von M. Viscontini und K. Adank.

(24. X. 50.)

E. B. Astwood, A . Greer & G . Ettlingerl) haben 1949 die Isolierung des L-5-Vinylthiooxazolidons (I) aus Rutabagawurzeln veroffentlicht. Dieses Produkt (I), dessen Konstitution von Astwood und Mitarbei- tern2) durch Synthese bestimmt wurde, zeigte starke antithyroide Wirksamkeit.

RI-CH-N H+ I R , = H I

R,-CH c-s- I1 R, = CH3- R, = H

R, = H I11 R, = d-k CH,- \O/ \=/I

I V R,=HO--// N-CH,- R , = H \-/

Die vorliegende Mitteilung betrifft die Synthese einiger anderer Thiooxazolidone, die auf ihre biologische Wirksamkeit gepriift worden sind.

Aus der Arbeit von M . DeZe'pine3) geht hervor, dass Senfole durch Behandlung von Thiocarbamiden mit basischem Bleiacetat in ein- facher Weise hergestellt werden konnen. Im Anhang an diese Vor- schrift konnten wir auf einfache Weise die Thiooxazolidone 11, I11 und I V herstellen, indem wir folgendermassen vorgingen :

Pb++ 2 R-CH-NH2+2 CSz+2 NaOH ---+ 2 R-CH-NH-C-SNa --+

S H2O II

I I I

CH,OH CH,OH

Pb++ - 2 PbS + 2 R-CH-N=C=S H,O,lOOO [ CH,OH 1

H

I II R-CH-N+

-+ CH, C-S-

\o'

l) E. B. Astwood, A . Greer & B. Ettlinger, Science 109, 631 (1949). 2) E . B. Astwood, M . A. Qreer & M . G. Ettlinger, J . Biol. Chem. 181, 121 (1949). *) M . Deldpine, B1. [4] 3, 641 (1908).

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2262 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Die Ausgangsprodukte sind also Aminoalkohole, welche durch Reduktion von Aminosaureestern mit Lithiumaluminiumhydrid nach der Methode von P. Karrer und Mitarbeiterl) leicht gewonnen werden konnon.

Bei der Herstellung von Tyrosinol bemerkten wir, dass Tyrosinol- sulfat in Wasser und andern gebriiuchlichen Solvenzien sehr wenig loslich ist. Dadurch wird seine Isolierung nach Hydrierung des Esters mit Lithiumalumiriiumhydrid sehr vereinfacht.

Die Reaktionen verlaufen ohne besondere Schwierigkeiten. An Stelle von basischem Bleiacetat verwendeten wir zur Fiillung und Zersetzung der Thiocarbamide gewohnliches Bleiacetat und erhielten ebenso gute Resultate.

Alle unsere Verbindungen zeigten keine optische Aktivitat. Es ist anzunehmen, dass bei der Rerstellung der Thiocarbamide Race- misierung erfolgte.

Die Resultate der biologischen Prufung werden durch Herrn Prof. P. BZum veroffentlicht werden. Unsere Substanzen zeigten nur eine schwache antithyroide Wirksamkeit, was bei schwefelhaltigen Substanzen hiiufig der Fall ist.

E x p er im e n t eller Teil. d,Z-4-Methyl-thiooxazolido1~ (11). Man loste 2,7 g (0,032 Mol) Alaninol') in

50 cm3 Wasser, fiigte 5 cm3 Schwefelkohlenstoff und 1,6 g (0,04 Mol) Natriumhydroxyd hinzu und kochte zwei Stunden, wobei die Losung dunkelrot wurde. Der iiberschiissige Schwefelkohlenstoff wurde mit Ather entfernt und ziir restlichcn Losung 13,5 g (0,035 Mol) Bleiacetat in 50 cm3 Wasser gefiigt. Augenblicklich fiel ein brauner Niederschlag aus, der diirch Kochen schwarzes Bleisulfid ausschied. Nach Filtration des Niederschlages entfernte man den noch in Losung verbleibenden aerschuss an Blei mit Schwefelwasser- stoff. Dic neutralisierte Lijsung wurde im Vakuum auf ca. 40 cm3 eingeengt. ober Nacht bildeten sich Nadeln von Methylthiooxazolidon, welche man aus kochendem Wasser um- kristallisierte. Die Ausbeute betrug 0,320 g farbloser Nadeln vom Smp. 75-76O (= 10% der Theorie).

Methyl-thiooxazolidon ist in Wasser und Ather schlecht, in Alkohol, Aceton, Benzol aber gut loslich.

C,H,ONS Ber. C 41,02 H 6,03 N 11,96% (117) Gef. ,, 41,32 ,, 6,13 ,, 11,79%

d , 2-4-Benzyl-thiooxazolidon (111). Man suspendierte 2,34 g (0,017 Mol) Phenylalaninoll) in 50 cm3 Wasser und fiigte hierauf 1 g (0,025 Mol) Natriumhydroxyd und 3 cm3 Schwefelkohlenstoff hinzu. Die Mischung wurde 2 Stunden gekocht, wobei die Liisung dunkelrote Farbe annahm. Beim Erkalten der Losung fiel ein Teil des Thiooxazoli- dons, welches sich in der Hitze gebildet hatte, aus. Durch Waschen mit Ather und Ein- dampfen der Atherschicht wurde ein weiterer Teil des Produktes (ca. 0,6 g) erhalten. Hierauf fiigte man zur schwefelkohlenstofffreien wiisserigen Losung 5,O g (0,013 Mol) Bleiacetat in 50 cm3 Wasser. Man kochte die braune Suspension so lange, bis sich der Bleisulfidniederschlag gebildet hatte. Das iiberschussige Blei wurde mit Schwefelwasser- stoff entfernt. Hierauf neutralisierte man die Losung und engte sie im Vakuum ein. Das Thiooxazolidon, das in Wasser unloslich ist, fiel sofort &us. Die drei Teile wurden ver- einigt und aus Benzol-Petroliither urnkristallisiert. Man erhielt 2,510 g (84% der Theorie).

1) P. Karrer, P. Portmann & M . Suter, Helv. 31, 1617 (1948).

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Fxblose Prisman; Smp. 134-135". Die Loslichkeitsverhiiltnisse stimmen mit denjenigen des Methyl-thiooxazolidons iiberein.

CloH,,ONS Ber. C 62,17 H 5,70 N 7,25% (193) Gef. ,, 62,24 ,, 6,07 y, 7,38%

Tyros inolsu l fa t . 11 g Tyrosinathylester wurden nach P. Karrer, P . Portmann & M . Suterl) im Soxhlet wiihrend 60 Stunden mit 5 g Lithiumaluminiumhydrid reduziert. Hierauf fiigte man sehr vorsichtig 5 ems Wasser aum Reaktionsprodukt. Nach Beendigung der Wasserstoffentwicklung wurde die kherschicht vom festen Ruckstand abgetrennt ; hierauf extrahierte man letzteren dreimal rnit Wasser von 60". Man vereinigte die wasse- rigen Losungen und sliuerte mit Schwefelsiiure bis zur kongosauren Reaktion an. Nach- her engte man auf ein kleines Volumen ein. tfber Nacht bildete sich ein Niederschlag, der aus kochendem Wasser umkristallisiert wurde. Es entstanden nadelformige Kristalle vom Smp. 260". Ausbeute 5 g (ca. 45% der Theorie).

Das Sulfat ist in shmtlichen organischen Losungsmitteln fast unloslich, schwer los- lich in kaltem, leichter lBslich in heissem Wasser.

C,HI,OzN, % H,SO, Ber. C 50,OO H 6,46 N 6,46 S 7,40% (216) Gef. ,, 50,51 ), 6,78 ,, 6,56 ,, 7,99"/b

d , 2-4-p-Oxybenzyl-thiooxazolidon (IV). Man suspendierte 2,570 g (,0012 Mol) Tyrosinolsulfat in 150 cms Wasser und fugte 1,5 g (0,037 Mol) Natriumhydroxyd und die zur Entfernung des Sulfations berechnete Menge Bariumacetat hinzu. Das Barium- sulfat wurde durch Zentrifugieren abgetrennt und die Losung mit 5 cm3 Schwefelkohlen- stoff gekocht. Nach 4 Stunden entfernte man den uberschiissigen Schwefelkohlenstoff mit Ather, hierauf fiigte man eine Lasung von 4,5 g (0,012 Mol) Bleiacetat in 150 cm3 Wasser hinzu. Der braune Niederschlag wurde wie vorher durch Kochen in Bleisulfid und Thiooxazolidon zerlegt und das geloste Blei mit Schwefelwasserstoff entfernt. Nach- dem man neutralisiert und gekiihlt hatte, fie1 das p-Oxybenzyl-thiooxazolidon in farb- losen, gliinzenden Blhttchen aus. Durch starkes Einengen der Losung erhielt man noch- mals eine kleine Menge des Oxamlidons. Umkristallisieren aus Wasser. Smp. 16&-161°. Ausbeute 1,220 g = 54% der Theorie.

Das Produkt ist loslich in organischen Losungsmitteln und in Laugen (Bildung eines Phenolates), aber unloslich in Wasser.

C,,H,,O,NS Ber. C 57,43 H 5,26 N 6,69% (209) Gef. ,, 57,12 ,, 5,36 ,, 6,35%

Z u s am men f a s sung. Es werden die Synthesen von d, Z-4-Methyl-, d, I-4-Benzyl- und

d,Z-p-Oxybenzyl-thiooxazolidon aus den entsprechenden Amino- alkoholen beschrieben.

An Stelle von Tyrosinol mrde das kristalline Tyrosinolsulfat verwendet.

Die erhaltenen Thiooxazolidone zeigten schwache antithyroide Wirksamkeit .

Ziirich, Chemisches Institut der UniversitSit.

1) P . Karrer, P . Portmunn & M . Suler, Helv. 32, 1156 (1949).