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Waltraut Walbiner ALLE SCHULARTEN Edukinesiologie Ein neuer Heilsweg in der Pädagogik? Literaturbericht und Kritik Arbeitsbericht Nr. 290 München 1997 ARBEITSBERICHT STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN

T H C BERI S ARBEIT München 1997 Arbeitsbericht Nr. 290 · gewandte Kinesiologie (AK) sowie die Bezeichnungen weiterer Behandlungsmethoden je-weils in der abgekürzten Form verwendet,

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Waltraut Walbiner

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Edukinesiologie Ein neuer Heilswegin der Pädagogik?

Literaturbericht und Kritik

Arbeitsbericht Nr. 290München 1997

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STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄTUND BILDUNGSFORSCHUNG

MÜNCHEN

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Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wis-senschaft und Kunst Der Veröffentlichung des Arbeitsberichtes wurde mit KMS Nr. III/6-04345-8/44185¹ vom 29.04.1997 und III/6-044345-8/115 349 vom 25.08.1997 zugestimmt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Staatsinstituts für Schul-qualität und Bildungsforschung, München Herausgeber: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

Anschrift: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Qualitätsagentur Schellingstr. 155 80797 München Tel.: 089 2170-2603 Fax: 089 2170-2816 Internet: www.isb.bayern.de

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Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung macht die Erkenntnisse der Forschung und die Erfahrungen der Praxis für die Schule nutzbar und unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus bei der Weiterentwick-lung des bayerischen Schulwesens. Zu seinen Aufgaben gehören neben der Förderung der pädagogischen Arbeit der Schulen unter anderem die Erarbeitung von Lehrplänen, die Begleitung von Schul-versuchen sowie die Untersuchung von Auswirkungen bildungspolitischer Maßnah-men.

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Schellingstraße 155, 80797 München

Tel.: 089 2170-2101 Fax: 089 2170 2105

Die vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München heraus-gegebene Schriftenreihe „ISB-Arbeitsberichte“ hat die Aufgabe, interessierte Leser möglichst rasch zu informieren und eine Diskussion der angesprochenen Probleme zu fördern. Der Absicht, schnell zu informieren, entspricht die äußere Form dieser Reihe. Im Mittelpunkt der Reihe stehen aktuelle Fragen der Schulpädagogik, z. B. Zwischenergebnisse bzw. Auswertungen von wissenschaftlichen Begleituntersu-chungen.

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Staatsinstitut für Schulpädagogik und BildungsforschungAbteilung Allgemeine WissenschaftenReferat Pädagogik IDr. Elke Frey-Flügge November 1997

Vorbemerkung

Im Jahresprogramm des Staatsinstituts (1994) findet sich der Auftrag: Beobachtung aktuellerStrömungen im Bereich von Psychologie und Pädagogik (Märkte für Lernen, Nachhilfe, Per-sönlichkeitsentwicklung und Freizeit). Der Blick fiel dabei besonders auf Angebote, die sichhauptsächlich - aber nicht ausschließlich - an Lehrer (und Eltern) aus dem Bereich der För-derschulen richten.

Es hat sich herumgesprochen: Immer mehr Lehrer klagen über den hohen Anteil von verhal-tensauffälligen Schülern in ihren Klassen. Lehrer und Eltern sind auf der Suche nach Hilfenfür Kinder mit Lernschwierigkeiten. Beide haben das Gefühl, mit ihrem herkömmlichen Re-pertoire an Hilfestellungen nichts mehr auszurichten. Verunsichert und dennoch überzeugt,für die Kinder etwas tun zu müssen (und zu wollen), sehen sie sich auf dem inzwischen starkangewachsenen Markt der Fortbildungsangebote um.

Dieser Markt ist entsprechend den Regeln einer konsumorientierten Welt inzwischen buntund vielfältig geworden. Allenthalben findet sich eine breite Palette von Angeboten, die wiealle anderen Produkte auch mehr oder weniger marktschreierisch an den Verbraucher ge-bracht werden. Dieser Psycho- und Pädomarkt - wie er folgerichtig (im Werbeslang) auchbezeichnet wird - bezieht sich besonders auf jene potentiellen Kunden, die sich beruflich oderprivat mit schwierigen Situationen auseinandersetzen müssen, z. B. auf Lehrer und Eltern.

Verständlicherweise greifen verzweifelte Eltern und Lehrer nach jedem angebotenen Stroh-halm. Suggeriert dieser Strohhalm auch noch eine Wunderwirkung und bezieht er sich oben-drein auf eine wissenschaftliche Grundlegung, dann kann davon ausgegangen werden, daßdas Angebot "geht" oder gar "ein Renner wird".

Ein solcher "Renner" scheint zur Zeit die Edukinesiologie zu sein, die landauf und -ab in derkommerziellen sowie der offiziellen Lehrerfortbildung angeboten wird. Dem Angebot ent-spricht auch die Nachfrage; die Mund-zu-Mund-Propaganda ist groß; die praktischen positi-ven Erfahrungen mit dieser neuen Methode verheißen schnelle Erfolge. Was im Laufe derZeit aus dieser Euphorie wird, bleibt im dunkeln; Mißerfolge werden - wer will sie schonzugeben - nicht publik. So bleibt das Rad im Schwung.

Es gibt aber auch andere Stimmen: Lehrer, die anfragen, was es mit dieser Methode auf sichhat; Ärzte, die davor warnen, Eltern und Lehrern solche Versprechen vorzusetzen, und diedarauf verweisen, daß die "Wissenschaftlichkeit" dieser Richtung doch sehr in Zweifel zuziehen ist.

Wie verhält sich nun die offizielle Lehrerfortbildung bei solch umstrittenen Methoden? Mußsie sie unbesehen aufgreifen, um Modernität zu beweisen? Kann sie davor warnen? Kann siesich einfach taub stellen und nicht zur Kenntnis nehmen, was Lehrer als Fortbildung aufneh-men?

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Zumindest in dem Augenblick, in dem es Nachfragen aus der Öffentlichkeit gibt, ist es wohlnotwendig, sich mit einem solchen Angebot auseinanderzusetzen. In dem hier vorgelegtenBeitrag versucht das Staatsinstitut aus der Lektüre heraus eine kritische Würdigung derEdukinesiologie. Über diese eher allgemein gehaltene Kritik hinaus erscheint es jedoch not-wendig, auch eine Stellungnahme einzuholen, die sich mit der neurologischen Grundlegungdieser Methode auseinandersetzt.

Anmerkung:

Im hier vorgelegten Bericht werden die Schlüsselbegriffe Edukinesiologie (EDU-K) und An-gewandte Kinesiologie (AK) sowie die Bezeichnungen weiterer Behandlungsmethoden je-weils in der abgekürzten Form verwendet, so wie sie sich in der einschlägigen Literatur fin-den. Dies entspricht sowohl dem schriftlichen als auch dem mündlichen Sprachgebrauch derbeschriebenen "Schulen" und dient hier auch der Charakterisierung.

Absichtlich lehnt sich diese Darstellung der Edukinesiologie eng an die Diktion in dervorhandenen Literatur an (Beschreibung im Konjunktiv der indirekten Rede). Auf dieseWeise soll es dem Leser möglich werden, sich ein authentisches Bild zu machen und nach-zuvollziehen, warum es zu der eher kritischen Einschätzung dieses Fortbildungsangebotskommt.

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I. Einleitung

1. Definition

2. Thematischer Hintergrund und Entwicklung

2.1 Angewandte Kinesiologie (AK)

2.2 Edukinesiologie (EDU-K)

II. Darstellung der Methode

1. Welche Ziele verfolgen die Angewandte Kinesiologie und die Edukinesiologie

2. Der Muskeltest und seine Bedeutung

3. Korrekturmethoden

3.1 Überkreuz-Bewegungsmuster und Lateralitätsbahnung

3.2 Die liegende Acht

3.3 Technik zur Befreiung von emotionalem Streß (ESR)

3.4 Übungen bei spezifischen Kernproblemen

3.5 Weitere Korrekturmethoden

III. Wissenschaftlicher Hintergrund der Edukinesiologie

1. Neuropsychologische Grundlagen

2. Weitere Grundlagen

2.1 Streßtheorie

2.2 Östliche Medizin

2.3 Neurolinguistische Programmierung (NLP)

IV. Kritik

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I. Einleitung1. Definition

Das Wort "Kinesiologie" ist vom griechischen Wort Kinesis abgeleitet, das Bewegung be-

deutet. In der Medizin steht "Kinesiologie" für: Untersuchung der Muskeln und Bewegungs-

lehre. Mit dem Begriff "Applied Kinesiology" bezeichnete Dr. George Goodheart das von

ihm entwickelte System der diagnostischen und therapeutischen Anwendung des Muskel-

testens in verschiedenen Bereichen der Gesundheitspflege. Mittlerweile versteht man unter

"Applied Kinesiology" nur noch diese u r s p r ü n g l i c h e Methodik, die vom Interna-

tional College of Applied Kinesiology (ICAK) in den USA gelehrt wird. Nachdem sich in-

zwischen aus diesem Ansatz zahlreiche unterschiedliche Richtungen und Anwendungsgebie-

te entwickelt haben, hat sich im deutschen Sprachgebrauch die Bezeichnung "Angewandte

Kinesiologie" (im folgenden abgekürzt AK) als eine Art Oberbegriff für alle diese Systeme

eingebürgert.

Die Kinesiology Federation, die Dachorganisation der verschiedenen Richtungen in Groß-

britannien, definiert AK wie folgt (zitiert nach La Tourelle & Courtenay 1992, S. 13):

"Angewandte Kinesiologie (wörtlich: das Studium der Körperbewegung) ist ein holisti-scher Ansatz, die Bewegung und Wechselwirkung der Energiesysteme eines Menschen zubalancieren. Vorsichtige Sondierung der Muskelreaktion zeigt jene Körperteile an, woBlockaden und Ungleichgewichte das physische, emotionale und energetische Wohlbefin-den beeinträchtigen. Dieselbe Methode kann auch die Faktoren identifizieren, die zuUnausgewogenheiten dieser Art beitragen. Die Selbstheilung des Körpers wird durch Berühren der Reflex- und Akupressurpunktestimuliert sowie durch bestimmte Körperbewegungen und Nahrungszusätze. Auf dieseWeise kann ein höheres Niveau des psychischen und mentalen, emotionalen und spirituel-len Wohlergehens erreicht werden."

Nach La Tourelle & Courtenay (1992) und anderen Vertretern dieser Richtung lasse sich AK

nicht auf einen einzigen Bereich (etwa Gesundheitspflege) beschränken. Sie sei ein offenes

System, dessen Anwendung die Selbstorganisation und Autonomie der Person fördere und

verbessere und damit jeden Menschen zur Selbsthilfe befähige. AK habe mehr die Ausprä-

gung einer neuen Kommunikationsform für alle Lebensbereiche als den Charakter einer

neuen Heilweise. Die bemerkenswerte Spannbreite der Anwendungsmöglichkeiten und die

Verknüpfung der physischen Aspekte der Gesundheit mit den emotionalen und spirituellen,

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die für die AK charakteristisch sei, lasse sie zu einem ganz entscheidenden Teil der Gesund-

heitspflege in den 90er Jahren werden, sowohl als eigenständige Methode wie als Ergänzung

zur Schulmedizin und zu anderen Therapien.

Im Unterschied zu vielen anderen Methoden, die für sich beanspruchten, ganzheitlich zu sein,

statt dessen aber unter dem Einfluß einer bestimmten Technik oder Philosophie stünden, sei

die AK wirklich holistisch. Sie umfasse alle Aspekte des menschlichen Wesens und liefere

Mittel, um Ungleichgewichte in allen (oft aufeinander wirkenden) Bereichen zu sondieren

und zu korrigieren. Das Zusammenspiel von holistischem Ansatz, Muskeltechniken und

wirkungsvollen Korrekturverfahren befähigten die AK, positive Ergebnisse zu erzielen, wo

andere Methoden - die Schulmedizin inbegriffen - versagt hätten.

Die Edukinesiologie (abgeleitet vom englischen Educational Kinesiology) wurde in erster

Linie zur Verbesserung der Lernfähigkeiten, vor allem beim Lesen, Schreiben, Rechnen

sowie zur Stärkung der Konzentration und des Gedächtnisses entwickelt.

2. Thematischer Hintergrund und Entwicklung

2.1 Angewandte Kinesiologie(AK)

Geistiger Urheber der AK ist George Goodheart, Doktor der Chiropraktik, der in den 60er

Jahren diese ganzheitliche Methode zu entwickeln begann, um eine Vielfalt körperlicher

Symptome zu beurteilen und zu korrigieren. Da ihre Wurzeln in der Chiropraktik zu suchen

seien, verfüge AK, so La Tourelle und Courtenay, über eine solide und wissenschaftliche

Basis. Bis heute nehme das ICAK nur Studenten mit medizinischen und naturwissenschaftli-

chen Qualifikationen auf. Als Goodheart 1964 die AK entwickelte, wurde er bereits als füh-

rende Kapazität im Bereich der Chiropraktik geschätzt und lehrte seine Kollegen in regel-

mäßigen Seminaren neue chiropraktische Techniken.

Angeregt durch eine zufällige Entdeckung führte Goodheart Experimente mit Muskeltests

unter standardisierten Bedingungen durch und machte dabei revolutionäre Beobachtungen, z.

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B. über den Zusammenhang zwischen Verkrampfung und Muskelschwäche. Er fand Korrela-

tionen zwischen der Schwäche einiger Muskeln und Trägheit im lymphatischen System so-

wie, daß durch die Massage bestimmter Reflexpunkte auf dem Körper das lymphatische

System stimuliert und damit die entsprechenden Muskeln gestärkt werden konnten. Nach und

nach überprüfte Goodheart im weiteren die Beziehungen der Muskeln zu anderen Körper-

systemen. Die Aufdeckung des Phänomens der Verbindungen zwischen Muskeln, Organen

und dem Akupunktur-Meridian-System zählt zu Goodhearts größten Leistungen. Hierdurch

wurde das diagnostische Potential der AK durch eine völlig neue Dimension erweitert, da ein

schwacher Muskel nun auch ein Ungleichgewicht in dem entsprechenden Meridian und dem

korrespondierenden Organ und/oder der jeweiligen Drüse anzeigen könne. Goodheart und

seine Kollegen entwickelten eine Reihe von Muskeltests, die sich auf die Muskel-Meridian-

Verbindung stützten. Damit erweiterten sie die Liste bereits bestehender Korrekturmöglich-

keiten, weil ein schwacher Muskel nun auch über die Meridiane und Akupunkturpunkte

gestärkt werden konnte.

Die Anwender der AK betrachten die Gesundheit unter drei verschiedenen Gesichtspunkten -

dem biochemischen, dem strukturellen und dem mentalen -, die alle aufeinander einwirken

und zusammen ein Ganzes darstellen: die sogenannte "Triade der Gesundheit". Bei einem

gesunden Menschen müßten alle drei Bereiche bestens funktionieren und harmonieren. Auf-

grund ihrer Beziehungen untereinander sei die tiefere Ursache eines Problems oftmals nicht

das, was als solche auf der Hand zu liegen scheine. Muskeltests in Verbindung mit anderen

kinesiologischen Techniken befähigten den Anwender herauszufinden, welches der drei

Systeme sich nicht in Balance befinde. Kinesiologische Korrekturen könnten auf allen drei

Gebieten angewandt werden. Die Wiederherstellung der Balance könne in der Tat der

Schlüssel für größte Veränderungen im Leben eines Menschen sein.

Die ausschließlich im medizinischen Bereich angesiedelte AK wird in den USA heute als ein

Diagnose- und Behandlungssystem definiert, das herkömmliche (standardisierte) Muskeltest-

verfahren zur Einschätzung der Körperfunktionen einsetzt und das zahlreiche weitere

bewährte therapeutische Techniken verwendet. Die Ergebnisse einer AK-Begutachtung

werden immer mit anderen diagnostisch üblichen Methoden kombiniert, wie z. B. mit einer

Anamnese, mit einer körperlichen Untersuchung sowie manchmal mit Labortests und

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Röntgenaufnahmen. In den USA dürfen nur Absolventen, die sich den strengen Richtlinien

des vom ICAK erlassenen Lehrplans unterworfen haben, die Bezeichnung AK in bezug auf

ihre Arbeit benutzen. Die im deutschsprachigen Raum unter der Bezeichnung AK verbreite-

ten und bekannt gewordenen Richtungen bedienen sich vieler Methoden der AK,

beschränken sich jedoch nicht auf den Ausbildungsplan des ICAK und verzichten auf viele

der dort gelehrten rein medizinischen Techniken.

Eine Unterform der AK stellt "Touch for Health" (TFH) dar. Diese Methode wurde von Dr.

Thie insbesondere für Laien ohne medizinischen Hintergrund entwickelt. Das Ziel bestand

darin, jedem die Möglichkeit zu geben, selbst seine Gesundheit zu pflegen und zu fördern.

Bei TFH handle es sich nicht um eine Therapie, und es werde weder zur Diagnose noch zur

Symptombehandlung eingesetzt. TFH ist inzwischen das in der Welt am weitesten verbreitete

System der AK. Die Ausbildung steht jedem an Gesundheitspflege Interessierten offen. TFH

beinhaltet viele Grundkonzepte der AK, vor allem den holistischen Ansatz der Gesundheits-

triade. Auch die meisten Standardkorrekturen der AK kommen zum Einsatz, mit Ausnahme

der manipulativen Techniken. Demzufolge betont das TFH-System eher die Energiebalance

und andere Faktoren wie etwa Emotionen.

AK und TFH stellen die ursprünglichen Systeme oder Modelle dar, aus denen alle weiteren

Richtungen der Kinesiologie hervorgegangen sind. Aspekte dieser Systeme wurden in der

Folge mit Spezialkenntnissen und Fertigkeiten kombiniert. Die Mehrheit der Anwender

dieser Bereiche hat zwar eine abgeschlossene TFH-Ausbildung, es gibt jedoch keine

vergleichbar strengen Ausbildungsrichtlinien wie bei AK.

Bei gleicher Philosophie und gleichen Zielen weichen die verschiedenen Richtungen der

Kinesiologie jedoch voneinander ab in bezug auf den Ausgangspunkt und den Weg, den sie

jeweils einschlagen, um das Ziel - Balance und Harmonie - zu erreichen. So konzentriere sich

TFH nach La Tourelle und Courtenay (1992) bei der Sondierung vor allem auf die Muskel-

Meridian-Organ-Energie und korrigiere mit Energiebalancierung. Im Gegensatz dazu lege die

EDU-K z. B. das Schwergewicht beim Sondieren auf die "elektrischen" (nervlichen)

Funktionskreise des Körper-Geist-Systems, und die Korrekturtechniken unterschieden sich in

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mancher Hinsicht von denen des TFH. Hinzu kämen noch zusätzliche, für die EDU-K

spezifische Korrekturen.

2.2 Edukinesiologie (EDU-K)

EDU-K wurde im Jahre 1980 von Dr. Paul Dennison entwickelt. Nach 20jähriger Tätigkeit in

einem heilpädagogischen Zentrum für Kinder in Kalifornien begann er, eng mit einigen kine-

siologisch orientierten Chiropraktikern zusammenzuarbeiten. 1979 erlernte er TFH. Drei

Jahre später brachte er sein Programm zur Lateralitätsbahnung heraus und erweiterte seine

Studien, um neben Kindern auch Erwachsene miteinbeziehen zu können. EDU-K entwickelte

sich weiter als Methode zur Erforschung der Kommunikation zwischen Körper und Gehirn,

konzentrierte sich zunächst auf die linke und die rechte Hemisphäre und dann auf andere

Bereiche des Gehirns. Die EDU-K-Foundation mit Sitz in den USA bietet inzwischen welt-

weit Seminare an.

Aus Sicht der EDU-K (Dennison 1984) stellen Lernbehinderungen keine Krankheiten dar. Es

handle sich vielmehr um Störungen im Kommunikationsnetz, welches das Kind mit seiner

Welt verbindet. Beim lernbehinderten Kind liege eine "Blockierung des Systems" vor, da es

durch den heutigen Leistungsdruck und das Konkurrenzdenken in der Schule gehemmt

werde. Es sei aber sehr leicht, frustrierte Kinder für das aufregende Abenteuer, das Lernen

eigentlich sein sollte, zu aktivieren.

Nach Dennison ist EDU-K eine einzigartige Verschmelzung von AK und Lerntheorie, die das

Lernen erleichtere und die Unsicherheit ausschalte, wenn man mit ihr die Entwicklung eines

Menschen begleite. Indem man verstehen lerne, wie "Energie" blockiert und freigesetzt wer-

den könne, verbessere man nicht nur das Lernen, sondern auch die Lebensqualität.

EDU-K sollte nicht mit psycho-motorischem Training verwechselt werden. Obwohl beide

Ansätze dieselben Ziele verfolgten - Verbesserung der Gesundheit und der Lernfähigkeit

dank Ausgeglichenheit und Koordinationsvermögen -, unterschieden sie sich doch. EDU-K

beinhalte zwar einige psycho-motorische Übungen, die meisten dieser Praktiken würden

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jedoch als überflüssig angesehen. EDU-K sei keine "Methode", sondern eher ein Werkzeug,

das jedes Lehrsystem verbessere.

Die EDU-K sehe Körper und Geist als Einheit. Ein aussagekräftiger Indikator jedes Men-

schen sei seine "Körpersprache". Wenn man lesen könne, was jemand mit dem Körper mit-

teile, könne man ihn besser verstehen. Unter Hinzuziehung von Kenntnissen über Gehirn-

funktionen und Lernprozesse könne die Beobachtung sogar noch mehr Hinweise liefern. Die

Verbesserung der Körperhaltung mit Hilfe der AK und entsprechender Übungen erleichtere

jedes Lernen, da unnötiger Streß eleminiert werde.

Nach der Philosophie von Dennison wird der Lernende als eine einzigartige sich ent-

wickelnde, "gute" Person akzeptiert, die lernen werde, wenn man ihr eine anregende Umwelt

biete. Jedes Kind lerne anders und unterscheide sich von den anderen. Der geschickte Lehrer

werde viele Methoden einsetzen und Ideen verwerten, um der Diagnose ein therapeutisches

Konzept anzupassen. Deshalb könne nie behauptet werden, daß eine Methode allen anderen

überlegen sei.

Dennison trägt vor, er sei über die Jahre hinweg eklektisch vorgegangen und habe vielen

Quellen Informationen und Ideen entnommen. Seine Therapie beinhalte Techniken, die von

Sprachspezialisten, Optikern und Chiropraktikern angewendet werden. Auf der Suche nach

Alternativen habe er über den pädagogischen Bezugsrahmen hinaus gehen müssen. Sein

Grundsatz laute, Bewußtsein und Gespür für funktionierende Techniken zu zeigen und sie

anzuwenden, und er habe hierbei Erfolg gehabt. Lernschwierigkeiten träten u. a. deshalb auf,

weil die Menschen von einem System konditioniert worden seien, das objektives, verbales,

lineares Denken belohne. Intelligenz setze sich demnach aus logischen, rationalen und

wissenschaftlichen Fähigkeiten zusammen. Intelligenztests belohnten solche Fähigkeiten mit

hohen Werten, und die moderne technologische Gesellschaft sei diesem Bild entsprechend

aufgebaut worden. Diese Art von Bewußtsein werde von der linken Gehirnhälfte bestimmt.

Ohne die Gültigkeit der gebräuchlichen Bewertung in bezug auf Lernen in Frage stellen zu

wollen, werde im Rahmen der EDU-K Lernen aus einer anderen Perspektive betrachtet. Es

werde versucht, die Bedeutung "eines hohen IQ der rechten Gehirnhälfte" aufzuzeigen und zu

erklären, wie man durch Berührung, Bewegung, Haltung, Atmung und Liebe Gleichgewicht

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zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte herstellen könne.

Einschränkend wird bei seriösen Darstellungen der Methode stets angeführt, trotz zum Teil

bemerkenswerter Heilungen solle nicht der Eindruck entstehen, daß AK bzw. EDU-K allen

Menschen helfen könne. Kein Anwender könne einen anderen Menschen heilen, vielmehr

versuche der Körper ständig, sich selbst zu heilen. Mit AK bzw. EDU-K könne dieser Prozeß

lediglich unterstützt werden. Die Kinesiologie erlaube dem Anwender, mit einem anderen

Menschen zu arbeiten, indem er die Weisheit des Körpers selbst benutze, um seine Ungleich-

gewichte und die Verfahren zur Wiederherstellung der Balance herauszufinden.

Der Muskeltest gebe sowohl dem Getesteten als auch dem Anwender ein positives Feedback,

das den Fortschritt des Heilungsprozesses bestätige. Dieses Wissen, das mehr als nur Glauben

oder Vertrauen bedeute, bilde den Schlüssel für eine erfolgreiche Heilung. Das Phänomen,

daß das Feedback so unmittelbar sei, könne allerdings manche Leute zu der irrigen Vorstel-

lung verführen, Kinesiologie sei eine Art Zauberei. Es stimme, daß Resultate zuweilen sehr

schnell einträten. Aber für gewöhnlich sei die Heilung ein fortschreitender Veränderungspro-

zeß, der erst nach Wochen oder Monaten abgeschlossen sei.

II Darstellung der Methode

1. Welche Ziele verfolgen Angewandte Kinesiologie (AK) und

Edukinesiologie (EDU-K)?

Nach La Tourelle und Courtenay (1992) wird mit AK - unabhängig von den Symptomen - der

Körper balanciert und durch Auflösung von negativem Streß in den optimalen Zustand ge-

bracht, in dem er sich selbst heilen kann. AK berücksichtige die Beziehung der verschiedenen

Körpersysteme untereinander, da sie von einer ganzheitlichen Basis ausgehe. Der Zustand des

Gesunden könne verbessert, dem Kranken könne geholfen werden, sein Leiden zu meistern,

indem das gesamte Körper-Geist-System zu einer harmonischeren Funktionsweise aktiviert

werde. Symptome verschwänden oft sogar ohne direkten Eingriff.

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Von gründlich geschulten Anwendern praktiziert, könne AK niemandem schaden. Die zur

Korrektur benutzten Techniken seien einfach und sanft. Sie wirkten dadurch, daß sie das

Energieniveau erhöhen, wobei sie den Angaben des Körpers selbst (hinsichtlich dessen, was

die Energie steigert oder was nicht) folgen.

Die ideale Anwendung für AK liege in der Prophylaxe, d. h. darin, die Körpersysteme immer

in Balance zu halten, so daß Probleme seltener entstehen. AK könne darüber hinaus Un-

gleichgewichte feststellen, b e v o r sie sich zu körperlichen Symptomen und Krankheiten

entwickelt haben. Die Korrekturen wirkten sofort, obwohl die Ergebnisse, welche die Ver-

änderung mit sich bringt, u. U. erst später wahrgenommen werden. Die Wirkung einer AK-

Anwendung halte solange an, bis irgendein Streßfaktor zurückkehre und wieder ein

Ungleichgewicht verursache. Die Behandlungsdauer sei vom jeweiligen Problem abhängig.

Mit Hilfe der AK werden üblicherweise strukturelle, biochemische, emotionale und elek-

trische Faktoren untersucht. Zu den strukturellen Faktoren zählen die Muskeln und Knochen.

Die biochemischen Faktoren umfassen allergische Reaktionen, Mangelernährung, hormonelle

Störungen, Blutdruckschwankungen und Belastung durch Giftstoffe. Zu den emotionalen

Faktoren gehören Gedanken, Überzeugungen, Einstellungen und Gefühle in bezug auf Ver-

gangenheit, Gegenwart und Zukunft, sowohl bewußter als auch unbewußter Art. Diese könn-

ten zahlreiche mentale und emotionale Probleme erzeugen, wie etwa Streß, Angst,

Schlaflosigkeit, Süchte und Phobien. Die emotionalen Faktoren wirkten sich nicht nur auf das

Verhalten aus, sondern besonders auch auf alle anderen Aspekte der Gesundheit: "Sie w e r d

e n das, woran Sie glauben und was Sie heute s i n d, ist die Summe Ihrer Gedanken und

Überzeugungen in der Vergangenheit" (La Tourelle & Courtenay 1992, S. 50). Mit

elektromagnetischen Faktoren sind eine Reihe von Energiekreisen im Körper und

Energiefelder bis zu einem Abstand von ca. 5 cm um den Körper herum gemeint.

Elektromagnetische Probleme würden verursacht durch Störungen in diesen Systemen, mit

dem Ergebnis schwacher oder falscher Kommunikation innerhalb des Körpers, die sich in

Gefühlen wie Desorientierung und Verwirrung, in schlechter Koordination, Lese-,

Rechtschreibschwäche etc. äußerten.

Die Anwendung von AK bringe drei einzigartige Vorteile mit sich: Es werde zum ersten der

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Körper dazu benützt, um bestimmen zu lassen, was ihm fehlt. Durch Muskeltestung könne

der Anwender exakt die Korrektur oder Anwendung herausfinden, die dieser Körper benö-

tige, um von einer schwachen zu einer starken Muskelreaktion zu gelangen. Die

Behandlungsmethode sei somit unabhängig von der Entscheidung des Anwenders. Zum

zweiten gebe der Körper das direkte Feedback in bezug auf seine Bedürfnisse. Zum dritten

teile der Körper unmittelbar mit, ob eine Korrektur gewirkt habe. Auch der Getestete werde

den Unterschied in der Muskelreaktion spüren und somit vom Erfolg überzeugt sein. Dieses

Wissen wecke in ihm eine positive Einstellung, die wiederum den Heilungsprozeß fördere.

Außerdem erlaube es dem Körper des Menschen, sich innerlich der gerade vorgenommenen

Veränderung anzupassen.

Dementsprechend verschaffe EDU-K nach Dennison (1984) Ausgeglichenheit, "schalte"

Menschen vor dem Lernen "an" und sorge dafür, daß man während des Lernens im

Gleichgewicht bleibe. EDU-K lehre, das Potential eines Schülers zu maximieren, indem man

Blockierungen beseitige und den das Lernen beeinflussenden Streß vermeide. Man gehe

dabei von der Prämisse aus, daß man sich die meisten Lernprobleme unbeabsichtigt selbst

auferlege. Bestimmte Reaktionsweisen seien zu Gewohnheiten geworden. EDU-K sei "mehr

als ein Lernkurs, eine Lehrmaschine oder einfach ein weiterer effekthaschender Gag, sie ist

eine Lebensart" (Dennison 1984, S. 161). Der Einsatz der EDU-K erfordere daher, daß eine

bestimmte Grundhaltung - wie subtil auch immer - in das Glaubenssystem aller im Programm

beteiligten Personen integriert werde.

2. Der Muskeltest und seine Bedeutung

Die EDU-K verwende nach Dennison (1984) den Muskeltest als diagnostisches und thera-

peutisches Werkzeug, um den Klienten mit seiner natürlichen Körperenergie in Einklang zu

bringen. Der Muskeltest erfordere u. a. gegenseitige Berührung, was alleine schon von heilsa-

mer Wirkung sein könne. In der modernen Kultur seien die Menschen so stark auf die multi-

mediale Informationsverarbeitung ausgerichtet, daß dabei Berühren und Fühlen ganz verges-

sen worden sei. Berührung habe sich jedoch als notwendig für die normale physische und

geistige Entwicklung erwiesen. So sei evident, daß Kinder, die gestillt worden seien oder

andere physische Stimulationen von ihrer Mutter erhalten hätten, einen signifikant höheren

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IQ aufweisen als Kinder, die wenig Berührungskontakte gehabt hätten. Bei der gegenseitigen

Berührung im Muskeltest trete der Anwender in den Lebensraum der anderen Person ein,

nehme somit Zugang zu seinem Energiefeld und vermische seine Energie mit der des Klien-

ten.

Muskeltesten ist zugleich die Hauptuntersuchungsmethode in der AK wie in der EDU-K. Es

gibt verschiedene Wege, den Muskeltest zur Sondierung einzusetzen. Auch Physiothera-

peuten benutzen manuelles Muskeltesten, um die Stärke bestimmter Muskeln einzuschätzen,

besonders bei Patienten, deren Muskelschwäche z. B. aus einem Schlaganfall oder einer

Verletzung resultiert. Physiotherapeuten bewerten die Muskelstärke gegenüber der

Schwerkraft auf einer Skala von 0 - 5, wobei 0 bedeutet: keinerlei Reaktion, und 5 der

normalen Muskelstärke entspricht. Obwohl die meisten mit dieser Skala getesteten Muskeln

in den Bereich von 5 fielen, würden sie dennoch den kinesiologischen Muskeltest nicht

bestehen. Das Einzigartige dieses Tests bestehe nämlich darin, daß er die Q u a l i t ä t der

Muskelreaktion teste, die vom Nervensystem bestimmt werde.

Beim kinesiologischen Muskeltest werde der zu testende Muskel soweit wie möglich von den

anderen Muskeln isoliert, mit denen er normalerweise zusammenarbeite. Er werde in Kon-

traktion gebracht, d. h. die beiden Enden des Muskels kommen näher zueinander. Die Test-

person wird gebeten, diese Position zu halten, während der Tester leichten Druck ausübt,

ungefähr wie 2 1/2 kg oder auch bedeutend weniger, für etwa 2 Sekunden, in Richtung Exten-

sion des Muskels. Wenn das jeweilige Körperglied sich mehr als 5 cm bewegt, gilt der

Muskel als schwach, wenn es hält, als stark.

Das Isolieren des Muskels auf diese Art und Weise erschwere es der Testperson, die Aus-

gangsposition beizubehalten. Getestet werde die Fähigkeit des Nervensystems zur Anpassung

an den sich verändernden Druck des Testers.

Obwohl beim Muskeltest die Begriffe stark und schwach verwendet werden, überprüfe man

eigentlich nicht die Stärke des Muskels, sondern eher Energieströme im Körper. Man stelle

fest, ob die mit dem Muskel in Verbindung stehenden Energieströme "eingeschaltet" (Stärke-

reaktion) oder "ausgeschaltet" (schwache Reaktion) seien. Für das Ausschalten der Energie-

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ströme könnten eine Reihe von Faktoren verantwortlich sein: Ernährungsmangel, emotionaler

Streß, Empfindlichkeit gegenüber Metallen, Farben und Parfüm, Subluxationen der Wirbel.

Außerdem könnten Muskeltests Aufschluß geben über das Funktionieren verschiedener Ener-

giebahnen, Organe und körperlicher Prozesse (Topping 1985). Muskeltesten ergebe somit

eine Art Muskelbiofeedback.

Bei der kinesiologischen Sondierung werde der Muskeltest nach La Tourelle und Courtenay

(1992) auf zwei verschiedene Arten eingesetzt:

1. als eine Serie spezifischer Muskeltests, um herauszufinden, wie gut der Körper in bezugauf jeden Aspekt funktioniert: strukturell, chemisch und emotional;

2. als Indikatormuskeltest, der nur einen einzigen Muskel benutzt, um eine nonverbaleAntwort auf einen Reiz zu erhalten, der sich auf strukturelle, chemische, emotionaleoder elektromagnetische Faktoren beziehen kann.

Beim Indikatormuskeltest werde nur ein Muskel als eine Art Biofeedbackinstrument benötigt,

um Informationen über das Körper-Geist-System oder über einen Teil desselben zu erhalten.

Als Indikatormuskel könne jeder Muskel des Körpers dienen, der stark sei und normal funk-

tioniere. Dieser einzelne Muskel teste die Antwort des Körpers auf einen Reiz. Er gebe schon

bei leichtem Druck nach, wenn der Reiz im System des Klienten eine Unordnung oder ein

Ungleichgewicht verursache. Wenn z. B. die Überkreuzbewegung (vgl. II.3) Streß im System

verursache, gebe ein vorher starker Muskel nun nach.

Man hat versucht, dieses Phänomen folgendermaßen zu begründen: Wenn der Muskel stark

sei und der betreffende Mensch gerade keinen Streß habe, könne das Gehirn den Muskeltest

und den zusätzlichen, streßfreien Reiz gleichzeitig meistern. Rufe der Reiz jedoch Streß her-

vor, komme es im Gehirn zu einer momentanen Verwirrung, die eine gleichzeitige Bewälti-

gung beider Stressoren verhindere, die darin bestehe, den Muskel stark zu halten u n d auf

den Reiz angemessen zu reagieren. Daraufhin gebe der Muskel sofort nach.

Der Indikatormuskeltest biete somit die unglaubliche Möglichkeit, die Antwort des Körpers

auf fast alle Stimuli sofort zu testen. Genau dieses gewaltige Spektrum für das

Muskelbiofeedback hat zu der schnellen Ausbreitung der AK in verschiedenen Bereichen der

Gesundheitspflege geführt. Um wirklich effektiv zu sein, müsse diese Technik aber von gut

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geschulten Therapeuten angewandt werden. Zahlreiche Faktoren könnten einen Muskeltest

beeinflussen, so daß ein Tester, der dessen nicht gewahr ist, zu falschen Ergebnissen

gelangen könne.

Es bestehe im weiteren eine breite Kluft zwischen den Anwendern, die Untersu-

chungsmethoden auf der Basis der AK bevorzugen, und denen, die "den Körper fragen". An-

wender der AK, die mehr wissenschaftlich und medizinisch orientiert seien, bedienten sich

einer logischen, nicht intuitiven Sondierungsmethode, um vom Körper Informationen zu

erhalten. Die anderen, die lieber "den Körper fragen", vertrauten einem intuitiven Verfahren,

indem sie direkt die Weisheiten des Körpers "anzapfen".

Beide Methoden hätten Vor- und Nachteile. Die AK begrenze durch die eindeutige Festle-

gung dessen, w a s eingeschätzt werden kann und w i e , das potentielle Untersuchungs-

spektrum, insbesondere auf dem Gebiet der Emotionen. Dafür habe sie den Vorteil, daß sich

die Ergebnisse der AK-Methode wiederholen, d. h. in gleicher Weise immer wieder abrufen

ließen. Das "Befragen des Körpers" dagegen gewähre zwar unbeschränkte

Einschätzungsmöglichkeiten für alle Arten von Faktoren. Weil es aber auf einem mehr

intuitiven Ansatz beruhe, seien seine Ergebnisse nicht immer reproduzierbar und somit

weniger zuverlässig.

Der Grund für die mögliche Unzuverlässigkeit der Körperbefragung scheine darin zu liegen,

daß der Anwender, der nicht völlig von der Testperson abgegrenzt sei, mit ihr interagiere und

somit, wenn auch unbeabsichtigt, den Ausgang des Tests beeinflusse. David Walter (1981),

einer der führenden Vertreter und Autorität auf dem Gebiet der AK meint hierzu: "Es entsteht

der Eindruck, daß manche Therapeuten einleuchtende therapeutische Ansätze anwenden und

Ergebnisse erzielen können, die von anderen nicht nachvollzogen werden können ... Diese

Verfahren mögen für den einzelnen wertvoll sein, doch können sie nicht anderen vermittelt

werden, die nicht über die gleichen Fähigkeiten und geistigen Grundmuster verfügen"

(Walther 1981, S. 5).

Elektromagnetische Faktoren, die von besonderer Bedeutung für die EDU-K sein sollen,

werden gleichfalls durch einen Indikatormuskeltest in Verbindung mit einer anderen Sondie-

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rungstechnik, Bewegung oder Übung oder durch spezifische Muskeltests sondiert.

Der Anwender verschaffe sich hierbei einen allgemeinen Überblick über den Energiezustand

anhand bestimmter Muskeltests, die auf Grund der Muskel-Meridian-Verknüpfung

Informationen über jeden Meridian liefern. Es könne zu wenig (Unterenergie) oder zuviel

(Überenergie) Meridianenergie vorliegen. Auf Unterenergie deute gewöhnlich eine schwache

Muskelreaktion hin. Zur Ermittlung der Überenergie soll die Testperson während eines

Indikatormuskeltests die Pulse an ihrem Handgelenk oder bestimmte Akupunkturpunkte

berühren.

Diese Energieinformation könne auch im Sinne des "Gesetzes der Fünf Elemente" (Chinesi-

sche Medizin) verstanden werden, das alle Meridiane und ihre Beziehungen zueinander ent-

halte und vorhersagbare Muster der Energiebewegungen im Körper beschreibe. Anstatt jede

einzelne Muskel-Meridian-Störung isoliert zu testen, würden hierbei die Ungleichgewichte in

Beziehung zueinander als Teil des gesamten Musters eingeschätzt.

Für die EDU-K von besonderer Bedeutung sei, wenn ein Kind durch die Bevorzugung der

rechten oder linken Hirnhemisphäre nicht das gesamte Potential seiner Lernfähigkeit aus-

schöpfen könne. Um dies zu erkennen, seien zur Bestimmung der dominanten Hemisphäre

verschiedene Testverfahren ausgearbeitet worden (vgl. Meister Vitale 1988). So gäben

genaue, strukturierte Beobachtungen des kindlichen Verhaltens Auskunft über typische links-

wie auch rechtshemisphärische Verhaltensweisen. Mit Hilfe einer Checkliste, die

Augendominanz, Handdominanz, Handstellung, Körpersymmetrie und Augenbewegungen

des Kindes erfasse, könne neben dem Muskeltest gleichfalls Aufschluß über die bevorzugte

Lernhemisphäre eines Kindes gewonnen werden. Schließlich könnten direkte Fragen an das

Kind, die sich auf einen Bereich beziehen, der dem Kind Schwierigkeiten bereitet,

Informationen auf seine hemisphärische Dominanz und auf seine Lernmodalitäten (visuell,

auditiv oder haptisch) erbringen.

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3. Korrekturmöglichkeiten

Im folgenden sollen die von verschiedenen Autoren am häufigsten genannten Korrekturme-

thoden der EDU-K kurz vorgestellt werden.

3.1 Überkreuz-Bewegungsmuster und Lateralitätsbahnung

Das Überkreuz-Bewegungsmuster kennzeichnet nach Dennison (1981) jede rhythmische,

ausgeglichene Bewegung, die verlangt, daß man die rechte und die linke Körperseite dyna-

misch in Beziehung bringt, während man sich zugleich des oberen und des unteren Teils des

Körpers bewußt ist. Die Überkreuzbewegung erfordere, daß das Gehirn die Muskeln zum

richtigen Zeitpunkt arbeiten lasse; es müsse ein Feedback und ein "Feedforward" von und

zum Muskel vorhanden sein, damit die Übung durchgeführt werden könne.

Als kinesiologische Übung werde die Überkreuzbewegung zum Austesten und zur Steigerung

der Integration von rechtem und linkem Gehirn eingesetzt. Zu diesem Zweck solle die Person

auf der Stelle marschieren, ihre Knie etwa hüfthoch heben und die Knie abwechselnd mit

dem Ellbogen der jeweils gegenüberliegenden Seite berühren.

Entwicklungsbezogen betrachtet fühle sich jemand, der Schwierigkeiten mit der Über-

kreuzbewegung hat, auf der homolateralen Stufe wohler, wenn also Arm und Bein derselben

Seite reflexartig gleichzeitig bewegt werden. Dies entspreche der Phase, in der das

neugeborene Kind, auf dem Rücken liegend, die Gliedmaßen gleichzeitig bewege. Die

Bewegung kennzeichne auch die Phase, in der das Kind auf dem Bauch krabble, mit dem

Kopf auf dem Boden, so daß es jeweils nur mit einem Auge sehe. Wenn eine Person nach

Homolateralbewegungen "stark" und nach Überkreuzbewegungen "schwach" teste, befinde

sie sich neurologisch mit Sicherheit auf der homolateralen Stufe.

Menschen, die in der Kindheit spontan gelernt hätten zu krabbeln bevor ihre linke Gehirn-

hälfte zu vollem Bewußtsein erwacht sei, hätten einen rechtshirndominanten Testwert für

Bewegungen und hielten die linke Gehirnhälfte für das Lernen neuer Dinge frei. Menschen,

die als Kleinkinder zu spät oder zu wenig krabbelten, hätten hingegen für Bewegungen einen

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linkshirndominanten Testwert. Sie seien in der Phase der bewußten Aneignung von

Bewegung steckengeblieben. Bewegung werde somit bei ihnen nicht automatisiert, müsse

gleichsam immer wieder neu überdacht werden.

Die Überkreuzbewegung helfe nach Dennison nur den Kindern, die sie automatisch und ohne

bewußte Anstrengung ausführen können. Bei ca. 40 % aller Kinder habe hingegen eine Inte-

gration der Gehirnhemisphären nicht stattgefunden und sie hätten große Probleme bei der

Durchführung der Übung.

Zur Behebung dieses Ungleichgewichts wurde in der EDU-K die "Dennison-Lateralitätsbah-

nung" eingeführt. Bei Vorliegen eines homolateralen Bewegungsmusters solle die

Überkreuzbewegung ausgeführt werden, während die Augen nach links oben blicken. Der

Kopf bleibe dabei in einer geraden Position. Dann sollten Homolateralbewegungen ausge-

führt werden, wobei die Augen nach rechts unten blicken. (Bei Linkshändern könne es

vorkommen, daß sie die entgegengesetzte Augenstellung zur Korrektur benötigen, also nach

rechts oben blicken bei der Überkreuzbewegung und nach links unten bei der Homo-

lateralbewegung). Die Blickrichtung sei durch die Position der beiden Gehirnhälften bedingt

(Reflexgehirn auf der rechten Seite, analytisches Gehirn auf der linken Seite).

Nach mehrmaliger Wiederholung dieser Übung solle die Person beide Arme seitlich bis zur

Waagrechten heben, wobei die Handflächen nach vorne gerichtet seien. Sie solle sich die

linke Hirnhemisphäre in der linken Handfläche und die rechte Hemisphäre in der rechten

Handfläche vorstellen. Danach sollten beide Handflächen (Hemisphären) zusammengebracht

werden, wobei die Finger ineinandergriffen und einen gewissen Druck aufeinander ausübten,

um die beiden Hemisphären zu integrieren.

Mit der Dennison-Lateralitätsbahnung könne jede Person mit homolateralem Bewegungsmu-

ster auf das natürliche Überkreuzmuster eingestimmt werden. Die Korrektur sei augen-

blicklich und tiefgreifend; sie sollte aber zur Festigung noch über einen Zeitraum von ca. 6

Wochen täglich durchgeführt werden.

Die Überkreuzbewegung sei bereits in den 60er Jahren von Doman und Delacato praktiziert

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worden, die sie sehr erfolgreich bei hirngeschädigten Kindern eingesetzt hätten.

Auch die "Cook-Methode" trage zur Integration der Gehirnhälften bei. Dabei werde das linke

Bein auf das rechte Knie gelegt. Die rechte Hand umfasse den linken Fußknöchel. Die linke

Hand liege unter dem Fußballen, so daß die Person mit dem Körper eine Art Acht bilde. In

dieser Position soll die Person etwa 1 Minute verharren und tief durchatmen. Auch das Sitzen

in der Cook-Position sei eine Möglichkeit, die Energien im Gehirn auszugleichen und damit

ruhig zu werden.

3.2 Die liegende Acht

Die liegende Acht, das Unendlichkeitssymbol, werde seit vielen Jahren in der Sonderpädago-

gik und im Rahmen von Sehtraining erfolgreich angewandt. Durch den Muskeltest habe nach

Dennison und Hargrove (1987) ihre Wirksamkeit voll bestätigt werden können. Der Erfolg

der Übung liege wahrscheinlich darin, daß die fließende Bewegung der Acht ein müheloses

Überqueren der Mittellinie ermögliche und damit ein evtuelles Abschalten der rechten

Gehirnhemisphäre verhindert werde. Mit Hilfe der liegenden Acht gelinge es der betreffenden

Person, sich - wenn auch nur zeitweilig - zu zentrieren. Dies gleiche die Gehirnhemisphären

aus und schaffe die Möglichkeit, ganzheitliches Lernen zu erfahren und zu verankern. Am

wirkungsvollsten sei die liegende Acht, wenn sie nach der Lateralitätsbahnung und anderen

EK-Übungen eingesetzt werde. So könnten z. B. Buchstaben oder Zahlen permanent

integriert werden, die vorher regelmäßig ein "Abschalten" verursacht hätten oder in

homolateraler Weise ausgeführt worden seien.

In Dennisons Forschungsarbeiten habe sich immer wieder bestätigt, daß das Lernen auf-

gabenspezifisch sei. Das bedeute, auch bei ähnlichen Lernerfahrungen könne man sich nicht

darauf verlassen, daß eine Übertragung stattfinde. Es reiche also nicht aus, die liegende Acht

auf eine Schwierigkeit bezogen durchzuführen. Überall da, wo eine bessere Integration

gebraucht werde, solle die Übung der liegenden Acht spezifisch angewandt werden.

Die Übung werde am günstigsten folgendermaßen durchgeführt: Der Lehrer malt an die Tafel

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eine liegende Acht, die so groß sein sollte, daß der Schüler sie an der Mittellinie stehend,

bequem mit jedem Arm erreichen kann. Der Schüler beginnt an der Mittellinie, malt nach

links oben gegen den Uhrzeigersinn und dann nach rechts mit dem Uhrzeigersinn die

liegende Acht nach. Zuerst benützt er die eine Hand, dann die andere und am Schluß beide

zusammen (in dieselbe Richtung), je 3 mal. Danach sei es sinnvoll, Augenfolgebewegungen

zur Stärkung der Koordination der Augenmuskeln und Übungen zur Koordination von Hand

und Auge zu machen.

3.3 Technik zur Befreiung von emotionalem Streß (ESR)

In den 30er Jahren entdeckte der Chiropraktiker Dr. Bennett Körperstellen, hauptsächlich am

Kopf, die, wenn sie berührt werden, die Blutzufuhr zu gewissen Organen zu beeinflussen

scheinen. In den 60er Jahren fand Dr. Goodheart, der "Vater" der AK, heraus, daß er einen

"schwachen Muskel" stärken konnte, indem er die entsprechenden "Bennett-Reflexzonen"

stimulierte. Diese Punkte sind jetzt als neuro-vaskuläre Kontaktpunkte bekannt. Durch

Berühren dieser Punkte könne mit Hilfe des Nervensystems der Auftrag gegeben werden,

Veränderungen im vaskulären (d. h. Blut-)System vorzunehmen. Für die EDU-K sei

besonders eine Gruppe von neuro-vaskulären Kontaktpunkten von Interesse, die sich auf der

Stirn zwischen Augenbrauen und Haaransatz befinden. Es seien zwei leicht hervorstehende

Erhebungen, die beim Erwachsenen 5 - 7 cm oberhalb der Augen liegen. Sie werden in der

Fachsprache als Stirnbeinhöcker bezeichnet. Emotionaler Streß sei oft der ausschlaggebende

Faktor für Lernbehinderungen. Erst wenn eine Person entspannt sei, die Organe normal

arbeiteten und sie sich nicht bedroht fühle, werde sie ein Selbstverständnis entwickeln

können, daß sie Unterrichtung, Korrekturen und Gelegenheiten zu Wachstum und

Veränderung akzeptiere.

Werden mit den Fingerbeeren die Stirnbeinhöcker leicht berührt, könne man häufig einen

leichten Puls von 70 - 74 Schlägen pro Minute fühlen. Thie (1989) ist der Ansicht, daß es sich

dabei um einen primitiven Puls der Kapillargefäße handle. Wenn die Person an einen Streß-

auslöser denke, könne man feststellen, daß die Pulsschläge nicht aufeinander abgestimmt

seien. Wenn die Gedanken keinen Streß mehr verursachten, sollten auch die Pulsschläge

aufeinander abgestimmt sein, da das Blut wieder der Großhirnrinde zugeführt werde und

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diese somit wieder das Nervensystem kontrollieren könne. Beim Berühren der ESR-Punkte

solle der Klient veranlaßt werden, die streßverursachende Situation noch einmal so genau wie

möglich zu imaginieren. Die Punkte sollten so lange gehalten werden, bis der Puls auf beiden

Seiten gleichmäßig und synchron sei. Dies könne einen Zeitraum von 1 bis 10 Minuten in

Anspruch nehmen.

Bei den ESR-Punkten handle es sich gleichzeitig um die neuro-vaskulären Punkte für den

Magen. Im Magen würden nicht nur Nahrung, sondern ebenso Emotionen "verdaut" - daher

rühre etwa das durch Angst herbeigeführte mulmige Gefühl im Magen sowie die Tatsache,

daß Magengeschwüre oft mit Streß zusammenhängen.

Die Wirksamkeit der ESR-Technik könne dadurch erhöht werden, daß gleichzeitig die Augen

kreisförmig bewegt würden (Augenrotation). Dies beruhe auf der Tatsache, daß man durch

den Blick in verschiedene Richtungen jeweils Zugang zu verschiedenen Teilen des Gehirns

bekomme, eine Erkenntnis, die insbesondere im NLP (Neurolinguistischen Programmieren)

Verwendung finde.

Die ursprüngliche Ursache des Stresses habe sich durch Anwendung der ESR-Technik weder

gewandelt noch aufgelöst, wohl aber die Wahrnehmung und Einstellung des Klienten dem

Streß gegenüber. Oft tauchten während des Steßabbaues neue Lösungen aus dem kreativen

Teil des Gehirns auf und die vorher rein emotionale Antwort werde durch eine ausgewogene

ersetzt.

3.4 Übungen bei spezifischen Lernproblemen

3.4.1 Überqueren der Mittellinie beim Lesen

Zunächst werde ein starker Indikatormuskel identifiziert. Dann lese die Testperson oder stelle

sich vor, daß sie lese. Teste der Indikatormuskel nunmehr schwach, liege wahrscheinlich eine

Blockierung der Mittellinie für das Sehen vor. Die Testperson solle in diesem Fall nach rechts

sowie nach links auf einen Bleistift oder etwas ähnliches schauen. Wenn der Indikatormuskel

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erneut schwach teste, liege ein Abgeschaltetsein der Augen vor. Bleibe der Indikatormuskel

beim o. g. Test stark, solle die Testperson mit den Augen einem Bleistift folgen, der etwa 30

cm von den Augen entfernt hin und her bewegt wird. Diese Art Lesebewegung der Augen

solle etwa 20 mal ausgeführt werden. Werde der Indikatormuskel danach schwach, liege ein

Problem beim Lesen vor. Integrationsübungen, wie z. B. die liegende Acht, seien in diesem

Fall angezeigt.

3.4.2 Überqueren der Mittellinie beim Schreiben

Die Testperson werde gebeten, an das Alphabet zu denken. Falls dieser Gedanke den Indika-

tormuskel schwach werden lasse, würden die einzelnen Buchstaben durchgegangen.

Nachdem die Testperson an Schreiben oder Geschriebenes gedacht habe, werde sie erneut

getestet. Wenn die Testperson bei einer dieser Übungen schwach teste, liege eine Blockie-

rung der Mittellinie für das Schreiben vor. Dies bedeute, daß für die Bildung der einzelnen

Buchstaben das analytische oder Sprachgehirn aktiv sei. Die Schreibbewegung sollte jedoch

automatisch ablaufen, d. h. von der rechten Hemisphäre gesteuert werden. Wenn das

analytische Gehirn mit dem Schreiben beschäftigt sei, unterliege es der bewußten Kontrolle

und mache Mühe. Auch diese Lernblockade könne mit Übungen wie der liegenden Acht kor-

rigiert werden.

3.4.3 Überkreuzen der Mittellinie für das Hören und das Gedächtnis

Die Testperson solle eine Zahlenfolge oder Buchstabenreihe wiederholen und werde dann

getestet. Dann werde sie gebeten, den Kopf nach links und nach rechts zu drehen, und es

werde überprüft, ob eine oder beide Positionen den Indikatormuskel schwächen. Wenn dies

der Fall sei, bedeute dies, daß die Testperson ein Ohr bzw. beide abschaltet. Meistens liege

die Schwierigkeit vor, beide Ohren gleichzeitig zu aktivieren. Um also mit dem einen Ohr

hören zu können, werde das andere "abgeschaltet".

Für den Hör- und Denkvorgang sei das Zusammenspiel von Ohren, Nervenrezeptoren in den

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Nackenmuskeln und von verschiedenen Bereichen des Gehirns von besonderer Bedeutung.

Werde z. B. der Kopf nach rechts gedreht (eine das linke Gehirn aktivierende Bewegung) und

bleibe der Indikatormuskel stark, so zeige dies, daß die Hörbahn zum rechten Ohr eingeschal-

tet sei. Im umgekehrten Fall sei die Hörbahn zum rechten Ohr abgeschaltet, die Verbindung

von Nackenmuskeln, Ohren und Gehirnzentren sei unterbrochen. In dieser Situation seien

Übungen zur Verbesserung der Hörfähigkeit und des Erinnerungsvermögens angebracht,

indem z. B. die Rezeptoren in den Nackenmuskeln wieder aktiviert würden. In diesem Kon-

text wird häufig die Technik des Ohrenentfaltens genannt. Hierbei werde die Ohrmuschel

leicht ziehend von der Mitte nach außen massiert, gleichsam als ob sie entfaltet werden solle.

3.5 Weitere Korrekturmethoden

Nach Ansicht vieler Anwender von EDU-K hätten sich die meisten Menschen durch wieder-

holte Gedanken oder Aussagen selbst programmiert oder seien von anderen konditioniert

worden. Entsprechend dem Material, das dem Geist zur Verarbeitung gegeben worden sei,

kontrolliere er die Handlungen, Emotionen und Einstellungen ("Füttern Sie den Geist mit

negativem Input, und er reagiert negativ; füttern Sie ihn mit positiver Information, und er

reagiert positiv": Topping 1988, S. 47.) Aus diesem Grunde könne man mit Hilfe von

positiven Aussagen und Gedanken bestehende Gewohnheiten ändern, neue Gewohnheiten

und neue Verhaltensweisen entwickeln. Der Einsatz von A f f i r m a t i o n e n sei dabei

einer der effektivsten Wege. Eine Affirmation sei ein positiver Gedanke, den man im

Bewußtsein verankere, um einer Vorstellung entgegenzuwirken, die nicht mehr angemessen

sei. Eine Affirmation sollte im Präsens formuliert werden. Werde sie im Futurum formuliert,

führe dies wahrscheinlich zu Zögern und nicht zu den Gefühlen, die das Erreichen des

angestrebten Zieles begleiten solle. Affirmationen sollten zudem immer positiv formuliert

werden. Je häufiger man mit einer affirmativen Formel arbeite, desto schneller erziele man

Erfolge. Die beiden effektivsten Zeitpunkte für die Arbeit mit Affirmationen seien jedoch die

Zeit nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen. Die Effektivität stehe auch im

Zusammenhang mit der Präzision der Formulierung.

In ähnlicher Weise sei eine genaue Z i e l d e f i n i t i o n von großer Bedeutung für

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Behandlungserfolge. Auch diese Methode ist aus dem NLP übernommen worden. NLP gibt

bestimmte Richtlinien, um Ziele zu finden und klar zu definieren. Sobald man an einen er-

wünschten positiv formulierten Zustand denke, entwickle man bereits die ersten Sinneswahr-

nehmungen: Man fühle sich in das positive Endergebnis hinein und sehe sich selbst nicht

mehr nur im negativen Zustand. Erfolgversprechende Ziele müßten realistisch und erreichbar

sein.

Die kinesiologische Technik des S c h l ä f e n k l o p f e n s verankere positive Affirma-

tionen oder Ziele und festige eine positive Veränderung in der Gegenwart. Sie unterstütze

Wandlungen jeder Art. Bei ihrer Anwendung klopfe man mit den Fingern an den Schädel und

zwar entlang der temporosphenoidalen Linie (TS-Linie), die wie ein Fächer um jedes Ohr

herum verlaufe. Hier filtere das Körper-Geist-System hereinkommende Sinneswahrnehmun-

gen, so daß man nicht durch zu viele gleichzeitige Informationen erdrückt werde.

1975 entdeckte Goodheart, daß das Klopfen auf der TS-Linie das Filtersystem vorübergehend

ausschalten könne und daß es sich therapeutisch einsetzen lasse, um positive Botschaften

ohne Filter einzuflößen. Je besser das Gehirn organisiert sei, desto größer seien die Erfolge

dieser Technik. Wenn das Schläfenklopfen nicht funktioniere, könne der Grund darin liegen,

daß die betreffende Person neurologische Dysorganisationen aufweist. (In diesen Fällen

zeigten sich oft Symptome für Lernbehinderungen, oder es lägen gemischte

Dominanzverhältnisse vor, z. B. Linkshändigkeit und Dominanz des rechten Auges oder

umgekehrt.)

Auch die im NLP gebräuchliche Technik der V e r a n k e r u n g wird im Rahmen der

EDU-K eingesetzt. Es scheine so zu sein, daß der Gedanke an eine Streßsituation und der

gleichzeitige kräftige Druck auf eine bestimmte Körperstelle A vom Gehirn verankert

würden. Ähnlich verankere das Gehirn auch die positive Situation mit Körperstelle B. Wenn

man Punkt A berühre, erhalte man somit Zugang zu den assoziierten negativen Gefühlen. Die

Berührung von Punkt B rufe die positiven Gefühle hervor. Gleichzeitiges Berühren der Punk-

te A und B bewirke, daß beide Gefühle gleichzeitig aufkämen. Gewöhnlich resultiere daraus

eine "Entschärfung der Streßsituation".

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Ein bedeutender Bestandteil der Therapie von Dennison (1981) ist die H a l t u n g s - und

B e w e g u n g s u m e r z i e h u n g oder "Edu-Kinästhetik". Der Erfolg anderer kinesiolo-

gischer Übungen hänge davon ab, inwieweit der Schüler wieder lerne, seinen Körper richtig

zu gebrauchen und seine Selbsteinschätzung zu steigern. Ohne das Zurückfinden zur

ausgeglichenen Körperhaltung der Kindheit würden sich trotz anfänglichem Erfolg schlechte

Gewohnheiten und geringe Selbsteinschätzung bald wieder bemerkbar machen und den

Körper wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen.

Gute Körperhaltung, aufrechtes Stehen, Denken, flüssiger Ausdruck und Lernen verlangten,

daß der Nacken frei sei, um Energie leiten zu können. Die Bedeutung des Nackens in diesem

Kontext könne nicht stark genug betont werden. Wenn er offen, entspannt und locker sei,

könnten Körper und Geist zusammenarbeiten; wenn er geschlossen und verspannt sei, werde

er zu einem Ventil, das die Energie blockiere und die Leistung beeinträchtige. Energieaus-

balancierung umfasse zunächst die bilaterale Integration der beiden Körperseiten. Die Vorne-

hinten-Balance und das Gleichgewicht zwischen oben und unten seien jedoch von gleicher

oder sogar von größerer Bedeutung. Mit Hilfe verschiedener Übungen könne die Haltung von

Klienten analysiert und korrigiert werden.

Es gebe weitere Methoden, das Energiepotential auf einem hohen Niveau zu halten. Um eine

gute körperliche Haltung zu verinnerlichen, müßten erbauliche, energiespendende und freudi-

ge Dinge in der Umwelt sein und die Gedanken der Klienten bestimmen. Wenn man eine

innere Haltung bedingungsloser Liebe annehme, gebe es keine Energieblockierungen.

Lebensfreude und das bewußte Erleben der Gegenwart eröffneten gleichfalls den Zugang zu

guter Körperhaltung.

Schließlich werden von allen Autoren verschiedene U m w e l t f a k t o r e n im Hinblick

auf ihre Auswirkung auf Balancierung bzw. Blockierung der menschlichen Energie und damit

der Lernfähigkeit diskutiert. In erster Linie werden hier Farben, Geräusche und Musik, Nah-

rungsmittel, natürliche Stoffe versus Kunststoff, körperliche Bewegung und der Kontakt zu

anderen Menschen genannt.

Zusammenfassend betrachtet sei nach Ansicht der EDU-K der Schlüssel zum Lernen am

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häufigsten darin zu finden, daß man Körperhaltung, Bewegung und Sehgewohnheiten beim

Schreiben fachmännisch analysiere und durch positiv verstärkte Umprogrammierung schwä-

chende Gewohnheiten durch stärkende ersetze. Während beim Erlernen von Schreiben die

linke Gehirnhälfte bewußte Kontrolle über den Vorgang ausübe, müsse das Schreiben danach

eine von der rechten Gehirnhälfte kontrollierte Aufgabe werden, unabhängig von Händigkeit

und Dominanz. Das Schreiben erfordere "freie Bewegung, Fluß und Ausdruckskraft" und

müsse mit dem Energiefluß im Körper übereinstimmen. Um festzustellen, ob jemand beim

Schreiben "abschaltet", müsse zunächst die Körperhaltung kontrolliert werden. Durch

Korrektur der Haltung und Überprüfung resultierender Veränderungen mit dem Muskeltest,

die dem Schüler unmittelbares Feedback und damit positive Verstärkung für seine

Reaktionen gebe, könne oft schon nach einmaligem Versuch eine grundlegende Umpro-

grammierung erfolgen.

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III. Wissenschaftlicher Hintergrund der Edukinesiologie

1. Neuropsychologische Grundlagen

Der Literatur zufolge liegt der wesentliche Ausgangspunkt der Edukinesiologie in den unter-

schiedlichen Funktionen der rechten und der linken Gehirnhemisphäre, nicht nur in ihrer Ver-

antwortung für das "An- und Abschalten" des Körpers, sondern auch hinsichtlich Bewußtsein

und Denkprozessen. Die beiden Hirnhälften seien durch das Corpus Callosum miteinander

verbunden, welches ihre unterschiedlichen Funktionen integriere, die Kommunikation zwi-

schen ihnen sowie die Überleitung von Erinnerungs- und Lerninhalten ermögliche. Im Be-

darfsfall könne jede der Hemisphären die Funktionen der anderen übernehmen. Je komplexer

die Aufgabe sei, desto stärker seien im allgemeinen beide Gehirnhälften an der Operation

beteiligt. Die linke Hemisphäre sei vorwiegend verantwortlich für analytisches Denken,

besonders für Sprache und Logik. Sie werde "angeschaltet", wenn wir computerartig

gegliederte und strukturierte Informationen verarbeiten müssen. Im Gegensatz dazu sei die

rechte Hemisphäre verantwortlich für das visuelle Gedächtnis, die Orientierung im Raum, für

künstlerische Fähigkeiten, Gefühle und Emotionen, Körperbewußtsein und Erkennen von

Gesichtern. Sie werde "angeschaltet", wenn Informationen nicht linear, sondern als Ganzes,

also gleichzeitig verarbeitet werden müssen.

Entsprechend der Dominanz einer Gehirnhälfte ließen sich grundlegend unterschiedliche

Lerntypen identifizieren und diagnostizieren. Beim a u d i t i v e n Lerntyp werde das

Denken von der linken Gehirnhälfte kontrolliert. Er identifiziere Wörter nach den Lauten,

buchstabiere phonetisch, sei verbal und logisch ausgerichtet und ziehe es vor, Regeln zu fol-

gen. Beim v i s u e l l e n Lerntyp werde das Denken von der rechten Gehirnhälfte

kontrolliert. Er ziehe das Lesen und Buchstabieren vom Blatt vor und sei kreativ und intuitiv

beim Problemlösen. Wer seine Wahrnehmung gar nicht lokalisieren könne, gehöre zur

Gruppe des h a p t i s c h e n Lerntyps. Dieser lerne durch Erfahrung. Es wurde festgestellt,

daß das Denken dieser Menschen entweder überwiegend von der rechten Hemisphäre be-

stimmt werde oder keine ausgeprägte Lateralität vorliege.

Über die Ursachen und die Entwicklung der Spezialisierung beider Hirnhemisphären existie-

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ren unterschiedliche Theorien. Eine Theorie geht davon aus, daß sich die Gehirnhälften bis

zum Alter von 4 Jahren symmetrisch entwickeln. Ab dem 4. Lebensjahr beginne die Speziali-

sierung der Hemisphären, und die Gehirnhälften entwickelten unterschiedliche kognitive Fä-

higkeiten. Diese Spezialisierung schließe im Alter von 5 Jahren ab. Jetzt beginne die laterale

Zusammenarbeit (Lateralisation). Beide Gehirnhälften fingen an, sich gegenseitig zu beein-

flussen. Das Kind könne nun eine im linken Blickfeld aufgenommene Information, die zu-

nächst in die rechte Hemisphäre und von hier aus zurückgeleitet wird, mit der linken Hemi-

sphäre interpretieren und auf praktischer und intellektueller Ebene damit umgehen. Anhänger

dieser Theorie sind der Meinung, daß die Lateralisation erst im Alter von 9 Jahren

abgeschlossen sei, obwohl eine funktionelle Spezialisierung bereits im Kindergartenalter

erreicht werde.

Eine zweite Theorie besagt, daß die Lateralisation der Hemisphären, ihre Dominanzausprä-

gung und die funktionelle Spezialisierung bereits vor oder zum Zeitpunkt der Geburt festge-

legt seien. Die graduelle Aktivierung der spezialisierten Funktionen beginne dieser Theorie

zufolge, sobald das Kind den Umweltreizen ausgesetzt sei. Eine Lateralität könne erst im

Alter von 5 oder 6 Jahren festgestellt werden, wenn sich die neurale Verbindung zwischen

den beiden Gehirnhälften (Corpus Callosum) vollständig entwickelt habe. Spezialisierung

und Lateralisierung werden gleichfalls erst im Alter von 9 Jahren als vollendet angesehen.

Eine dritte Theorie nimmt an, daß die Lateralisation für Sprache bereits zum Zeitpunkt der

Geburt vorhanden sei, die Spezialisierung anderer Gehirnfunktionen sich jedoch erst mit der

Zeit entwickele und erst mit der Pubertät abschließend ausgeprägt sei.

Was die schulische Leistungsfähigkeit betrifft, benutzten rechtshirn- oder linkshirndominante

Kinder nicht ausschließlich die eine Hemisphäre, sondern gäben ihr lediglich den Vorzug.

Am besten wäre es natürlich, wenn jeweils die Gehirnhälfte bei einer bestimmten Aufgabe

aktiv würde, für die sie die besseren Voraussetzungen mitbringe. Bedauerlicherweise

geschehe aber allzu häufig genau das Gegenteil. In manchen Situationen bevorzuge ein Kind

die rechte Gehirnhälfte, auch wenn die linke für die gestellte Anforderung viel geeigneter

wäre. Insbesondere stark rechtshirnorientierte Kinder hätten in der Schule oft Schwierigkei-

ten. So würden viele im schulischen Kontext geforderte Leistungen von der linken

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Hemisphäre gesteuert. Dies gelte für die Handschrift ebenso wie für die Fähigkeit, Symbole

wie Zahlen oder Buchstaben zu interpretieren, sowie für die meisten Bereiche sprachlicher

Kommunikation. Hierzu gehörten Formulierungen, das Lesen von Einzellauten, das Umgehen

mit Details und Fakten, das Ausführen von Anordnungen, das Zuhören und Assoziieren zum

Gehörten.

Mit diesen Fähigkeiten müßten die Kinder täglich im Klassenraum umgehen. Den Kindern

würden Symbole (z. B. Buchstaben) gegeben, man lege großen Wert auf das Lesen, die Spra-

che, die Artikulation. Es werde nach Details gefragt, darauf bestanden, daß alle Aufgaben

erledigt würden. Meist werde zu den Kindern und nicht mit ihnen gesprochen.

Die rechte Hemisphäre verfüge hingegen über ganz andere Fähigkeiten. Hier würden non-

verbale Informationen erkannt und verarbeitet, Kommunikation erfolge stark mit Hilfe von

Körpersprache. Das Zentrum für die Einordnung räumlicher Empfindungen und die Orientie-

rung unseres Körpers, z. B. beim Sport, liege in der rechten Hemisphäre. Auch an der Inter-

pretation von Körperwahrnehmungen, die in der sensorischen Region verarbeitet werden, sei

die rechte Hemisphäre beteiligt.

Sie habe die Fähigkeit, geometrische Figuren, wie Kreise, Quadrate, Rechtecke, Dreiecke,

sowie Formenmuster zu erkennen, mit ihnen umzugehen und sie zu zeichnen. Sie könne Farb-

nuancen unterscheiden sowie farbige Bildvorstellungen entwickeln. Die

Wahrnehmungsfähigkeit für Gesang, Musik und kreative Darstellung seien in der rechten

Hemisphäre lokalisiert.

Für jede Gehirnhälfte sei zudem eine bestimmte Bewußtseinsform typisch. D. h. die rechte

und die linke Gehirnhälfte hätten spezifische Denkweisen. Die linke Hemisphäre bewältige

die täglichen Anforderungen, indem sie vom Teil zum Ganzen gehe, vom Speziellen zum

Komplexen. Sie gehe der Reihe nach vor und baue logisch aufeinander auf. Die rechte He-

misphäre dagegen gehe vom Ganzen zum Teil, vom Komplexen zum Speziellen. Sie lerne

ganzheitlich. Sie unterteile nicht, sondern betrachte die Dinge holistisch, als Gesamtbild.

An diesem Punkt setzt die Kritik der EDU-K am herkömmlichen Lernsystem in unseren

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Schulen an. In den Schulen werde das von der linken Hirnhälfte gesteuerte Denken eindeutig

stärker gewürdigt (Dennison 1981).

Autoren, die sich mit der Optimierung von Denk- und Gedächtnisleistungen beschäftigen, die

aber nicht zum engeren Kreis der Edukinesiologen gezählt werden, wie z. B. Birkenbihl

(1983) gehen in ihrer Kritik noch weiter: Ihrer Ansicht nach werde durch unser Schul- und

Ausbildungssystem freudiges Lernen mit Faszination behindert, die Lernfähigkeit getötet, die

Kreativität sowie die Fähigkeit, intelligente und interessierte Fragen zu stellen, gehemmt.

("Kein Feind könnte sich eine diabolischere Art, uns zu schaden, ausdenken als unser Schul-

und Ausbildungssystem, welches auf höchst effiziente Art verhindert, daß seine Absolventen

jemals ihr volles geistiges Potential entwickeln und nützen können!" Birkenbihl 1983, S. 12.)

So werde bei herkömmlicher Vorgehensweise ein Großteil der Lernenergie mit Widerstand

gegen Denkblockaden wie auch gegen Frustration und Unlustgefühle verbraucht. Dies

resultiere daraus, daß Informationen nicht gehirngerecht aufbereitet worden seien.

Das Lernen in der Schule basiere ihrer Ansicht nach maßgeblich auf den Versuchen von

Ebbinghaus. Dieser habe vor über 100 Jahren gezeigt, wie man optimal lerne, und zwar Un-

sinn-Silben (ähnlich dem sturen Pauken von Vokabeln, zu denen man noch keine Vor-

kenntnisse hat). Um wissenschaftlich exakt feststellen zu können, wie man lernt, sei Material

genommen worden, zu dem keine der Versuchspersonen Assoziationen aus der

Vergangenheit besitzt. Aus diesen Experimenten resultierten die Lern- und Vergessens-

kurven, die man auch heute noch verwende. Ebbinghaus und seine Anhänger hätten al-

lerdings übersehen, daß unser Gehirn ein Lernorgan par Excellence sei - aber für Nützliches,

also für Informationen, die entweder das Überleben absichern oder zumindest interessieren.

Insbesondere "Legastheniker" strengten sich demnach nach Dennison (1981) zu sehr an. Aus

Angst vor Versagen oder unter Erfolgsdruck konzentrierten sie sich zu stark und schalteten

jede periphere Information aus, während sie sich auf "die eine Sache" stürzten. Legastheniker

seien seiner Ansicht nach ganz einfach Experten in Energieblockierung. Von der Geburt an

hätten sie unter einem niedrigen Energieniveau und in der Folge unter unzureichender Infor-

mationsverarbeitung gelitten. Leichtes Lernen erfordere jedoch, daß die Funktionen der lin-

ken und der rechten Gehirnhälfte aufeinander abgestimmt seien, so daß das Ganze mehr als

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die Summe seiner Teile darstelle. Die linke Hemisphäre müsse sich der Sprache und des Ver-

ständnisses bewußt sein, die rechte Hemisphäre müsse sich mit den Symbolen und der Codie-

rung beschäftigen. Dies geschehe automatisch und unbewußt.

Dadurch, daß man die Bedeutung der Händigkeit und der Dominanz beim Lesen falsch inter-

pretiert habe, habe sich die Behandlung der Legasthenie bisher auf das Training der linken

Gehirnhälfte konzentriert, wobei man hauptsächlich Gliederungs-, Ordnungs- und Phonetik-

übungen eingesetzt habe. Man habe die Legastheniker gelehrt, bestimmte Sprechlaute mit

Schreibsymbolen zu verknüpfen. Für die meisten echten Legastheniker sei dies auf Grund der

Komplexität der Sprache ein hoffnungsloses Unterfangen und bewirke, daß sie nur noch mehr

geblockt würden. Das Trainieren eines "abgeschalteten" Gehirnteils bedeute in den meisten

Fällen, daß man eine der Hemisphären lehre, für Ausgleich zu sorgen und Funktionen auszu-

üben, die ihr nicht leicht fallen; nur selten erziele man dadurch einen Erfolg.

Pioniere auf dem Gebiet der Legasthenieforschung, wie z. B. Orton und Delacato, sowie die

meisten anderen Pädagogen hätten die Bedeutung der rechten Gehirnhälfte beim Lernen und

der Informationsverarbeitung übersehen. Die rechte Hemisphäre beinhalte die intuitiven,

spontanen, rhythmischen und expressiven Aspekte. Sie öffne den Körper für ein totales Be-

wußtsein. Wenn die rechte Gehirnhälfte funktioniere, fließe die Energie durch den ganzen

Körper, die Muskeln befänden sich im Gleichgewicht und das Universum werde als "Gestalt"

oder Ganzes wahrgenommen. Die Details seien weniger wichtig als die Wahrnehmung der

Bedeutung. So lernten Kinder die Sprache, ohne sich anzustrengen. Sei es wegen eines Ge-

burtstraumas, eines angeborenen Defekts, emotionalen Stresses oder Hyperaktivität, bei Le-

gasthenikern seien die rechte und linke Gehirnhälfte nicht aufeinander abgestimmt, wenn sie

sich mit Symbolen befassen. Da die rechte Gehirnhälfte nicht funktioniere, könne der Legas-

theniker seine kreativen Fähigkeiten und sein Vorstellungsvermögen nicht entfalten. Er sei

unfähig, Dinge als Ganzes zu sehen, da er sich zu sehr anstrenge, zu analysieren und einzelne

Details zu erkennen. Er lerne nicht, wie man Erkenntnis und Einsicht anwende, um über die

verbale Ebene hinaus zu kommunizieren. Er gebrauche zuwenig Imagination und Visualisa-

tion. Wenn er sich aber im Gleichgewicht befinde und über ein höheres Energieniveau ver-

füge, könne er sich leichter entspannen und die Integration der Hemisphären bei der Beschäf-

tigung mit Symbolen erfahren. Er werde erkennen, daß er weit mehr wisse, als er dachte und

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daß er es nur auf Grund von selbst verursachtem Streß und Blockierung nicht habe heraus-

bringen können. Er lerne, daß Lesen Spaß mache und leicht sei, wenn sich die Körperener-

gien im Gleichgewicht befinden und frei fließen.

Zudem sei seit Jahrzehnten bekannt, daß Kinder, wenn sie reif für das Lesen sind, beginnen,

Kreise entgegen dem Uhrzeigersinn zu bilden. Die EDU-K habe erkannt, daß diese

Bewegung entgegen dem Uhrzeigersinn ein Bewegen der Energie der rechten Gehirnhälfte

nach links sei, so wie die rechte Gehirnhälfte eine Drehung des Kopfes und der Augen nach

links veranlasse.

Darüber hinaus befasse sich EDU-K mit der lateralen Dominanz, um die Stärken und Schwä-

chen einer Person zu verstehen. Wenn konsequente Lateralität vorliege, harmonisierten und

kooperierten die beiden Gehirnhälften und blieben stark für bilaterale Integration. Wenn das

Muster nicht konsequent sei und gemischte Lateralität vorliege, seien die Gehirnhälften

manchmal verwirrt darüber, wann sie arbeiten und was sie tun sollten. Energie werde dem

System entzogen und man "schalte ab". Während bei der Mehrheit der Menschen (75 % - 80

% der Bevölkerung) die rechte Hand und das rechte Auge dominierten und diese nur wenige

Lernprobleme aufwiesen, sei bei 10 % der Bevölkerung die Dominanz der linken Hand und

des linken Auges und somit anscheinend der rechten Gehirnhälfte zu beobachten. Bei weite-

ren 12 % liege Kreuzdominanz oder gemischte Dominanz vor. Diese Gruppe umfasse die

Mehrheit der Legastheniker und gut 50 % der als Lernbehinderte klassifizierten Menschen.

Normalerweise verbinde die innere "Mittellinie", das Corpus Callosum, das rechte und linke

Gehirn. Flüssiges Lesen, kreatives Schreiben, richtiges Buchstabieren, Sich-Erinnern, Zuhö-

ren und dabei gleichzeitig Über-das-Gehörte-Nachdenken erforderten die Durchlässigkeit der

Nervenbahnen der Mittellinie, oder anders ausgedrückt, die freie Beweglichkeit über die Mit-

tellinie. Unsere frühen Lernerfahrungen bestimmten, in welchem Ausmaß die Mittellinie zu

einer Barriere oder Brücke für das Lernen werde. Wenn das rechte und linke Gehirn zur

selben Zeit eingeschaltet seien und spontan zusammenarbeiteten, werde die Mittellinie zu

einer Brücke. Müssen sie sich allerdings in der Arbeit abwechseln, werde die Mittellinie zu

einer undurchdringlichen Barriere, die Verbindung beider Hälften sei unterbrochen. Eine

Hauptursache dafür, daß Barrieren an der Mittellinie aufgebaut werden, sei Homolateralität.

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Sie könne die Lebensenergie als Ganzes betreffen oder einzelne Energiesysteme wie das der

Augen, Ohren und die Körperkoordination. Eine homolaterale Person habe jeweils nur zu

einer Gehirnhemisphäre Zugang und die andere werde abgeschaltet. Die Folge seien Koor-

dinationsprobleme, die je nach Ausmaß der Blockierung als leichte oder schwere Unfähigkeit

erfahren würden.

2. Weitere Grundlagen der Edukinesiologie

2.1 Streßtheorie

Vollständige Balance und Harmonie als Voraussetzung für entspanntes Lernen erforderten im

weiteren auch emotionale Balance. Emotionaler Streß könne Hauptursache für eine Muskel-

schwäche sein. Nicht zuletzt erzeugten die bislang genannten Energieungleichgewichte und

fehlende Integration der Gehirnhälften beim Klienten Streß, wenn er mit bestimmten Aufga-

benstellungen konfrontiert wird, die er in seinem defizitären Zustand nur mit Mühe oder gar

nicht erfüllen kann.

Bei Streß werde der Peripherie des Schädels das Blut entzogen und zu den großen Muskeln

des Körpers geleitet. Dieses Phänomen heiße "Kampf-(oder Flucht-)Mechanismus". In

diesem Zustand leiste das Vorderhirn weniger - also der Teil des Gehirns, den wir beim nicht

durch Gefühle beeinträchtigten Nachdenken gebrauchen. Zur gleichen Zeit reagiere der eher

instinktive, hintere Teil des Gehirns, der durch Erinnerungen und grundlegende, primitive

Überlebensmechanismen programmiert ist, sofort auf den Streß, indem er eine Kette von

chemischen Botschaften durch den Körper schicke. Die Nebennieren schütteten Adrenalin in

den Blutstrom aus, was den Blutzuckerspiegel anhebe und die Blutzufuhr zum Herzen, zu den

Beinen und den größeren Muskeln steigere, um den Körper zum Kampf oder zur Flucht

vorzubereiten. Kampf sei eine primitive Reaktion der linken Gehirnhälfte und Flucht eine der

rechten; die Entscheidung werde jedoch nicht bewußt getroffen.

Wenn der Überlebensinstinkt bedroht sei, könne sicherlich kein Lernen stattfinden, und man

könne keine guten Leistungen erzielen. Nur wenn man entspannt sei, die Organe normal

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arbeiteten und man sich nicht bedroht fühle, werde man ein Selbstverständnis entwickeln

können, so daß man Unterrichtung, Korrekturen und Gelegenheiten zu Wachstum und Ver-

änderung akzeptiere.

Selye (1974) beschreibt drei verschiedene Phasen im Streßzyklus. In der Alarmphase reagiere

der Körper auf den Stressor, indem er sich in Alarmbereitschaft versetze. Die Widerstands-

kraft werde vermindert, und wenn diese Verminderung zu stark werde, könne die Person

sogar sterben. Dies entspreche der o. g. "Flight"-Reaktion. Als nächstes folge die Phase der

Resistenz, in der als Folge des längeren Ausgesetztseins an einen Stressor der Körper seine

Widerstandskraft über das normale Maß hinaus steigere. Die letzte Phase sei die Phase der

Erschöpfung, in der der Körper nicht mehr die Energie aufbringe, die Anpassung an den

Stressor fortzusetzen; es zeigten sich Anzeichen streßbezogener Krankheiten, die bis zum

Tod führen könnten.

Selye beschrieb seinen 3-Phasen-Zyklus als allgemeines Anpassungssyndrom (AAS) und ver-

glich es mit den 3 Phasen des menschlichen Lebens: "der Kindheit (mit ihrer charakteristisch

niedrigen Widerstandskraft und ihren exzessiven Reaktionen auf jede Art von Stimulus), dem

Erwachsenenalter (während dieser Zeit hat die Anpassung an die am häufigsten auftretenden

Stimuli stattgefunden und die Widerstandskraft ist erhöht) und schließlich dem Greisenalter

(gekennzeichnet von irreversiblem Verlust der Anpassungsfähigkeit und letztendlicher Er-

schöpfung), das mit Tod endet" (S. 26).

Selye nannte die Energie, die für die Anpassung an den Stressor benötigt wird, Adaptions-

energie. Nach seiner Theorie werde jeder Mensch mit einer genetisch vorbestimmten Menge

Adaptionsenergie geboren. Es wird für unwahrscheinlich gehalten, daß wir unser zugeteiltes

Potential an Adaptionsenergie während unseres Lebens vergrößern können. Unter dem Ein-

fluß intensiven Stresses träten die Phase der Alarmreaktion, der Resistenz und der Erschöp-

fung in rascher Folge ein. Bei angemessener Ruhe könnten wir uns von der Phase der

Erschöpfung erholen.

Es scheine dabei zwei Arten von Adaptionsenergie zu geben: eine oberflächliche, leicht ver-

fügbare, ersetzbare Energie und eine tieferliegende Energie, die sicher gespeichert werde als

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Reserve, mit der die oberflächliche Energie erst nach einiger Ruhe oder aktiver Erholung

aufgefüllt werden könne. Wenn alle Speicher der tieferliegenden Energie ausgeschöpft seien,

werde der Mensch senil und sterbe. Der durch den Streß verursachte Verschleiß des Körpers

führe allmählich zu einer Ansammlung unauflösbarer Abfallprodukte. Nach Auffassung von

Selye machten diese chemischen Narben das Altern aus. Folglich könne der Mensch selbst

bestimmen, wie schnell er altere. Viel hänge dabei von seiner Einstellung und seinen emotio-

nalen Reaktionen ab. Zuviel Streß könne zu Krankheiten führen.

Darüber hinaus würden die beiden Möglichkeiten zum Abbau der Streßhormone und zur

Rebalancierung des Systems, Kampf oder Flucht, viel zu selten realisiert. Sehr oft würden

Emotionen unterdrückt. Es würden immer mehr Streßhormone produziert und der Körper

gerate immer stärker aus dem Gleichgewicht. Bei seinem Bemühen, die Balance wieder

herzustellen, gehe der Körper in die dritte Phase des Streßzyklus über, die Erschöpfung.

Nach Stokes und Whiteside (1984) resultierten Lernschwierigkeiten nicht zuletzt daraus, daß

man "nicht gelernt habe zu lernen". Langeweile, Ärger oder Angst (vor Versagen, Eltern,

Lehrern oder Gleichaltrigen) rufe Streß im System hervor. Die Technik zur Befreiung von

emotionalem Streß stelle ein wertvolles Werkzeug zur Überwindung dieser Blockierungen

dar.

2.2 Östliche Medizin

Die angewandte Kinesiologie hat im weiteren bestimmte Grundmodelle der östlichen

Medizin übernommen, wie etwa die Meridiane und das Konzept die Qi-Energie. Sie habe

gleichfalls Teile aus dem sog. 5-Elemente-Modell übernommen und angewandt. Durch AK

wurden nach La Tourelle und Courtenay (1992) einige der esoterischen Vorstellungen ent-

mystifiziert, indem durch manuelles Muskeltesten deren Gültigkeit bewiesen worden sei.

Im Rahmen der AK beziehe sich Energie, auch als "feinstoffliche Energie" bezeichnet, auf

Energiesysteme innerhalb und außerhalb des Körpers. "Feinstoffliche Energie" stehe als Syn-

onym für das Qi der chinesischen Akupunktur und das Prana der traditionellen indischen

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Medizin und Philosophie. Damit ist eine universelle Lebenskraft gemeint, von deren

harmonischem Fluß die Gesundheit von Geist und Körper abhänge.

Nachdem die moderne Medizin und Naturwissenschaft diese Energieform lange Zeit ignoriert

hätten, werde ihre Existenz jetzt immer häufiger akzeptiert. Diese Zustimmung beruhe zum

einen auf der Anerkennung der Akupunktur in der westlichen Welt, zum anderen auf techno-

logischen Entwicklungen, wie etwa der Kirlian-Fotografie, die Bilder dieses feinstofflichen

Energiefeldes produziere und Variationen im Gesundheits- und Energiezustand eines Men-

schen widerspiegle. Heute würden die Begriffe "energetische Medizin" und

"Schwingungsmedizin" in zunehmendem Maße für einen ganzen Komplex natürlicher Hei-

lungssysteme eingesetzt, die Akupunktur und AK einschließen (vgl. Gerber 1988).

Die alte Philosophie der chinesischen Medizin behauptet, Gesundheit resultiere aus

Gleichgewicht und Harmonie "mit allem", also aus einem perfekten Zustand, in dem es weder

ein Zuwenig noch ein Zuviel gebe. Diese Überzeugung steht auch im Mittelpunkt der AK und

wird heutzutage von vielen alternativen Therapeuten geteilt.

Kinesiologische Korrekturverfahren greifen im weiteren die Kenntnisse der chinesischen

Medizin bezüglich bestimmter Reflexpunkte des Körpers auf. Diese Punkte lägen auf oder

nahe der Körperoberfläche. Sie seien mit spezifischen Organen oder Drüsen verbunden, die

sich nicht unbedingt in demselben Gebiet befänden. Stimulierung der Reflexpunkte, etwa

durch sanftes Reiben, wirke sich auf den entsprechenden Teil des Körpers aus.

Darüber hinaus habe die AK den Zusammenhang zwischen Meridianen und bestimmten Mus-

keln entdeckt, mit denen sie energetisch gekoppelt seien. Die AK benutze den Muskeltest, um

die Energie eines Menschen einzuschätzen, bevor sie mit zahlreichen Techniken den

gesunden Energiefluß im ganzen Körper anrege.

AK könne darüber hinaus Ungleichgewichte feststellen, bevor sie sich zu körperlichen Sym-

ptomen und Krankheiten entwickelt haben. Die ideale Anwendung für die AK liege deshalb

in der Prophylaxe.

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Unter Experten der energetischen Medizin sei es längst akzeptiert, daß sich gesundheitliche

Probleme zuerst im feinstofflichen Körper bzw. in den feinstofflichen Energiefeldern zeigten,

bevor sie sich im physischen Körper manifestieren. Der feinstoffliche Energiekörper, von

manchen Heilern als Aura bezeichnet, bestehe aus einer Reihe von Energiefeldern, die den

physischen Körper umgeben. Obwohl für die meisten unsichtbar, könnten diese Felder gese-

hen und gefühlt werden von sensiblen Menschen, wie etwa Heilern, die oftmals auch in der

Lage seien, ein gesundheitliches Problem vorherzusehen, bevor der Betreffende sich dessen

bewußt sei. Indem er durch Muskeltesten den Zustand der Meridiane offenlege, könne der

Anwender von AK feinstoffliche Energieungleichgewichte aufspüren, die sich bereits auf den

physischen Körper auswirkten bzw. ihn zukünftig beeinflussen würden und sich mit der Zeit

als Symptome und Krankheiten niederschlagen könnten. Nach Gerber (1988, S. 189) ist "das

Akupunktur-Meridian-System ... eine Schnittstelle für energetischen Austausch zwischen

unserem physischen Körper und den uns umgebenden Energiefeldern".

Auch Dennison (1981) behauptet, "daß wir alle auf einer gewissen Ebene Energie sind und

deshalb Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, die sich unserer bewußten, rationalen Kontrolle

entziehen" (S. 41). Der Muskeltest ermögliche es dem größten Skeptiker, diese Kraft zumin-

dest teilweise zu erleben. Dabei sei es nicht notwendig, die dabei ablaufenden Vorgänge zu

verstehen.

So ist Farbe nach Dennison (1981) Energie, die in verschiedenen Frequenzen vibriere. Farben

hätten einen unterschiedlichen Einfluß auf die Energiefelder. Es gebe Energiezentren in unse-

rem Körper, denen verschiedene Energiefrequenzen entsprächen. Bestimmte Frequenzen

hülfen, Energieausgeglichenheit für den ganzen Körper zu erzielen, andere Frequenzen kon-

zentrierten Energie, und die dadurch entstehende Überbelastung bewirke, daß Dysfunktionen

aufträten.

In gleicher Weise wirkten Geräusche und Musik auf das Energiegleichgewicht des Menschen

ein. Bei Experimenten mit einer Lerntechnik, die allgemein als "Superlearning" bekannt sei

(vgl. Ostrander und Schröder 1980), verwende man langsame und gute klassische Musik mit

ungefähr 60 Schlägen pro Minute, um Studenten das Erlernen von Sprachen auf entspannte,

passive, rezeptive Art, ohne Angstgefühle zu ermöglichen.

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Vielleicht der größte Übeltäter in unserer Umwelt in bezug auf Energieblockierungen ist nach

Dennison (1981) denaturierte Nahrung. EDU-K helfe bei der Entscheidung, welche

Nahrungsmittel ein Höchstmaß an Energie spenden und welche auf eine spezielle Person

schwächend wirken. Auch durch die Einnahme der richtigen Nahrungszusätze (Supplemen-

te), könne die individuelle Befindlichkeit verbessert werden. Dies gelte insbesondere für die

Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen.

Chemische Faktoren könnten gleichfalls zu emotionalem Streß beitragen: So nähmen

depressive oder angespannte Menschen sehr viel Kaffee oder Zucker zu sich, ohne zu

realisieren, daß Kaffee den Streß vermehren könne, während übermäßiger Zuckergenuß zu

Stimmungsschwankungen beitrage. Aus diesem Grund könne eine Ernährungsumstellung

alleine schon das Streßniveau senken.

Nach Dennison (1981) wird das Energiegleichgewicht im weiteren durch "Produkte der

Kunststoffwelt" negativ beeinflußt. Je mehr der Mensch mit der Natur in Kontakt bleibe,

desto besser werde er funktionieren.

Auch Fernsehen nehme negativen Einfluß auf das Energiegleichgewicht, da es erfordere, auf

zweidimensionale unnatürliche Weise zu sehen.

Der vielleicht bedeutendste Umweltfaktor sei jedoch nach Dennison (1981) unser Kontakt

mit Menschen. Mit Hilfe der EDU-K könne man demonstrieren, welche Kraft unsere

nichtverbalen, versteckten Verhaltensweisen besitzen, wenn wir den Lebensraum einer

anderen Person betreten. Oft entzögen sich diese Verhaltensweisen unserer bewußten

Wahrnehmung und auch der der anderen Person und könnten ganz unbeabsichtigt sein.

Energieunausgeglichenheiten könnten zudem leicht von Eltern auf kleine Kinder übertragen

werden.

Nicht zuletzt stelle die Körperhaltung nach Dennison (1981) das Spiegelbild des inneren

Gleichgewichts dar. Um eine gute Körperhaltung zu verinnerlichen, müßten "erbauliche,

energiespendende und erfreuliche Dinge" in der Umwelt sein und die Gedanken bestimmen.

Wenn man eine innere Haltung bedingungsloser Liebe annehme, bewußt in der Gegenwart

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lebe, sich selbst weniger ernst nehme und auch über die eigenen Fehler lachen könne, gebe es

keine Energieblockierungen ("Lebensfreude, Liebe und das Gefühl des Lebendigseins sind

der Schlüssel zu guter Körperhaltung" Dennison 1981, S. 93).

2.3 Neurolinguistisches Programmieren (NLP)

AK und EDU-K haben viele Techniken aus dem neurolinguistischen Programmieren (NLP)

übernommen. NLP bietet nach La Tourelle und Courtenay (1992) zahlreiche Methoden an,

die den Menschen mehr Wahlmöglichkeiten für die Art des Denkens über die Dinge geben,

und damit mehr Entscheidungsfreiheit für das Leben ermöglichen. Zu den NLP-Techniken

zählen: Festlegen positiver Ziele und Ergebnisse, Einsatz spezieller Augenstellungen sowie

Techniken, um die Wahrnehmung der Vergangenheit zu verändern. Grundsätzlich beziehe

sich NLP mehr auf die Frage, wie wir denken und wie wir Sinneswahrnehmungen

verarbeiten, als darauf, was wir denken. NLP wurde von dem Professor für Linguistik, John

Grinder, und dem Psychotherapeuten, Richard Bandler, entwickelt. Sie beschrieben in

systematischer Weise diejenigen sprachlichen und nonverbalen Kommunikationsmuster, auf

die es bei wirkungsvoller therapeutischer Begleitung und Führung bzw. bei effektivem

persönlichen Lernen ankomme. Mit dem Instrumentarium der modernen Neuropsychologie,

Linguistik, Kybernetik und Informationstheorie, und unter Bezugnahme auf neuere

wahrnehmungspsychologische Erkenntnisse, analysieren sie zu diesem Zweck exemplarische

Sequenzen der Arbeiten anerkannter Psychotherapeuten, wie Milton Erichson, Fritz Perls

und Virginia Satir.

So gebe NLP bestimmte Richtlinien vor, um Ziele zu finden und klar zu definieren. Man

erhalte grundsätzlich bessere Resultate, wenn man auf ein Ziel hinarbeite. Sobald man an den

erwünschten Zustand denke, entwickle man bereits die ersten Sinneswahrnehmungen: Man

fühle sich in das positive Endergebnis hinein und sehe sich selbst nicht mehr nur in der

negativen Verfassung. Erfolgversprechende Ziele müßten realistisch und erreichbar sein. Der

Muskeltest könne helfen, das optimale Ziel und die damit verbundenen Emotionen zu finden.

Oft versteckten sich hinter einem bewußten Wunsch nach Veränderung jedoch Faktoren, die

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das Erreichen des Ziels behindern. Das Erreichen des Zieles bringe häufig Veränderungen mit

sich, die uns mit unbekannten und evtl. bedrohlichen Herausforderungen konfrontierten. Solle

eine Zielsetzung aussichtsreich sein, müßten beide Hälften des Gehirns positiv reagieren. Bei

einem versteckten Konflikt zeige sich die eine Hemisphere, oft die linke, positiv auf das Ziel

gerichtet, während die andere Hemisphere negativ reagiere.

Viele Klienten haben nach Topping (1985) Schwierigkeiten, an ihren Emotionen zu arbeiten,

weil sie dann mit der Annahme konfrontiert würden, daß die eigenen negativen Gedanken das

Problem verursacht hätten. Daraus folge die Entscheidung, ob jemand Verantwortung für die

eigenen Gedanken und Gefühle übernehmen wolle. Je mehr die linke Hirnhälfte dominiere, je

mehr wissenschaftlich (sprich skeptisch) jemand denke, desto unwahrscheinlicher werde es,

daß er sich mit seinen Emotionen beschäftige. Veränderung beinhalte immer eine

Paradigmenverschiebung und löse somit Angst aus. Wenn ein Teil des früheren Lebens

verändert werde, müsse ein altes Paradigma aufgegeben werden, bevor man sich sicher in

einem neuen Paradigma fühle. Dies sei angsterzeugend. Veränderung impliziere Risiken. Je

größer das Risiko sei, desto größer sei jedoch die potentielle Belohnung.

Im Rahmen von NLP werde im weiteren mit der Tatsache gearbeitet, daß wir durch den Blick

in verschiedene Richtungen jeweils Zugang zu verschiedenen Teilen des Gehirnes bekämen.

Auf diese Weise könne festgestellt werden, wie eine Person Informationen verarbeitet, um ihr

dann zu zeigen, wie sie effektiver mit anderen kommunizieren könne. Wenn beim Gedanken

an ein spezifisches streßauslösendes Thema oder Ereignis die Augen in viele verschiedene

Richtungen gedreht werden, verschaffe zudem jede Drehung Zugang zu einem Teil des

Gehirnes, in dem eine streßauslösende Erinnerung zum Thema oder Ereignis gespeichert

worden sei. Die Anwendung der ESR-Technik bei gleichzeitigen Blicken in die

entsprechenden Richtungen eliminiere den Streß, ohne daß die genaue Verursachungssitua-

tion herausgefunden werden müsse.

Darüber hinaus scheinen nach Dennison (1981), wenn es um Lernen oder Leistung geht, be-

stimmte Wörter unsere Energie zu schwächen. Diese Wörter hätten negative Konnotationen

oder trügen zum Versagen bei, obwohl der Bedeutung nach keine Absicht dahinterstecke.

Insbesondere die Verwendung von Wörtern, die ein Urteil beinhalten, verursachten daher

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unnötigen Streß.

Jeder Mensch habe Affirmationen schon sein ganzes Leben lang benutzt, doch werde das

leider meistens nicht erkannt (z. B. "Ich habe Mathe immer gehaßt".) Tragisch daran sei, daß

solche Aussagen ein Problem verstärkten und es weniger wahrscheinlich machten, daß man

sich jemals von diesen Fesseln befreien könne. So könne eine einzige negative Erfahrung im

Schulfach Mathematik dazu führen, daß wir uns herabsetzen, daß diese niedrige Selbstein-

schätzung Gewohnheit werde und wir dadurch konditioniert würden. Eine positive

Affirmation sei hingegen ein positiver Gedanke, der im Bewußtsein verankert werde, um

einer Vorstellung entgegenzuwirken, die nicht mehr angemessen sei. Affirmationen könnten

auch Handlungen beinhalten. So änderten Reaktionen wie z. B. Lächeln, die geistige

Einstellung. Der dritte Typ von Affirmation sei visueller Art. Bilder über ein bestimmtes Ziel

erinnerten ständig daran und verstärkten den Wunsch, das Ziel zu erreichen.

IV Kritik

Die Diskussion um Ansatz und Methoden der Edukinesiologie wird sowohl von Befürwortern

als von Gegnern sehr emotional geführt. Die in positiver wie negativer Richtung extremen

Reaktionen, welche der Ansatz bislang hervorgerufen hat, lassen sich insbesondere auf die im

folgenden beschriebenen Komponenten zurückführen.

Darstellung der Lehre

Erstes Kennzeichen der Literatur zur Edukinesiologie, worin sie sich grundlegend von

anderen Arbeiten über Lehrmethoden unterscheidet, ist die Darstellung der Lerninhalte. Das

Bestreben, bei der Informationsvermittlung dem Leser die angestrebte Art der Aufbereitung

von Lernmaterial kundzutun, führt zu einer ungewöhnlichen Aufmachung der Bücher, die

gleichzeitig Interesse und Vorbehalte wecken kann:

- Die Bücher sind leicht verständlich geschrieben.

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- Der Leser wird kontinuierlich direkt angesprochen und anhand von Übungsbeispielen zumsofortigen Mitmachen animiert.

- Die Inhalte sind übersichtlich gegliedert.

- Das Textbild ist durch verschiedene Schriftformen, Bilder, Symbole etc. aufgelockert.

Es ist durchaus spannend und keineswegs ermüdend, diese "Fachbücher" zu lesen, und die

Inhalte bleiben ohne Mühe im Gedächtnis haften. Man könnte Birkenbiehl (1990) zustimmen,

welche sagt, der größte Teil des "offiziellen" Lernens/Lehrens in Schule und Ausbildung sei

"halbhirnig". Deshalb wehrten sich die "offiziellen" Schullehrer gegen Autoren, welche es

schafften, schwierige Themen populärwissenschaftlich (sprich "gehirngerecht")

aufzubereiten. ("Mein Gott, da könnte ja jeder begreifen, daß nicht die Materie selbst so

schwierig ist, sondern daß diejenigen, die sie vermitteln sollten, ... sie so "trocken"

vermitteln. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder Interessierte sich in fast jedes beliebige

Thema einfach einlesen könnte wie in den USA?!!" S. 46)

Auf der anderen Seite fällt es schwer, in Anbetracht eines erprobten Systems von Kriterien

für die Bewertung von Behandlungsmethoden - was einer "linkshirnorientierten" Vorgehens-

weise entspricht -, Lerntechniken als seriös zu akzeptieren, bei deren Darstellung die Mehr-

zahl der Autoren kaum Wert auf präzise Formulierungen legt und explizit und nachdrücklich

an den "Glauben" der Rezipienten appelliert wird.

Inhalt

Der Ansatz der Edukinesiologie wird im weiteren als simpel, leicht verständlich und für jeden

anwendbar vorgestellt und er verspricht grundlegende, rasche Veränderungen bezüglich lang-

jähriger Probleme:

- Es wird eine völlig neuartige, den bisherigen Erklärungsansätzen widersprechende,(scheinbar) einleuchtende Sicht der Probleme präsentiert.

- Betroffenen wird das Stigma des Versagers genommen.

- Sie werden in ihrem Selbstverständnis aufgewertet und somit enorm entlastet.

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- Die optimistische Grundhaltung der Autoren und ihre Art, den Leser auf der emotionalenEbene anzusprechen, läßt rasche Heilung erwarten.

Nun ist es zwar nicht ungünstig, die Selbstheilungskräfte von Betroffenen zu aktivieren, da

eine unvoreingenommene positive Erwartungshaltung sicherlich einen Therapieerfolg begün-

stigt. Auf der anderen Seite wird bei der Darstellung der Methode nicht eindeutig genug

offengelegt, daß die geforderten Veränderungen letztlich das gesamte Leben des Klienten

betreffen (z. B. Ernährung, Sport etc.). Eine derartige Umstellung dürfte nicht so leicht zu

bewerkstelligen und aufrechtzuerhalten sein, wie es anfangs erscheinen mag. Auf die

zunächst übergroße Erwartungshaltung dürfte somit in vielen Fällen eine übermäßig

ausgeprägte Enttäuschung folgen, die wahrscheinlich gleichfalls stark emotional geprägt ist

und dazu führen kann, die Methode genauso pauschal abzulehnen, wie man sie vormals be-

grüßt hat. Letztere Tendenz dürfte durch die Tatsache verstärkt werden, daß der Ansatz den

vorhandenen Erfahrungswerten widerspricht und anfängliche Vorbehalte nach einem

Mißerfolg mit vermehrter Kraft aktiviert werden.

Die Autoren selbst fördern beim Leser einen gewissen "Wunderglauben", wenn sie z. B. wie

Dennison (1981 S. 41) betonen, es sei nicht notwendig, die bei der Anwendung der Methode

(Muskeltests) ablaufenden Vorgänge zu verstehen. Es ist sehr gefährlich, die Perspektive von

Klienten ausschließlich in den Ergebnisbereich zu lenken, ohne über den tatsächlichen Wirk-

mechanismus aufzuklären. Der Erzeugung von stark emotionalen Reaktionen (in positiver

wie negativer Hinsicht) sowie einem abrupten Wechsel zwischen Zustimmung und Ableh-

nung wird auch dadurch Vorschub geleistet.

Evaluierung

Ein weiterer Schwachpunkt der Methode liegt in der nahezu völlig fehlenden Evaluierung der

Therapieergebnisse:

- Es gibt nur wenige Studien zur Wirksamkeit des Ansatzes, die noch dazu unter massivenmethodischen Problemen leiden.

- Die Ergebnisse sind nicht objektivierbar.

- Die Vorgehensweise ist nicht standardisiert.

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- Gebräuchliche Kriterien zur Bewertung der Qualität eines Tests werden völlig außer achtgelassen.

Verwunderlich in diesem Kontext ist insbesondere das diesbezügliche Selbstverständnis der

Autoren und Anwender, die überhaupt nicht an weiterreichender wissenschaftlicher Anerken-

nung interessiert zu sein scheinen, sondern es vorziehen, quasi missionarische Überzeugungs-

arbeit zu leisten. So wird zwar nachdrücklich von erstaunlichen Therapieerfolgen berichtet.

Dies geschieht jedoch zumeist in Form von verallgemeinerten Aussagen oder anhand von

Einzelfallberichten. So trägt z. B. Dennison (1981, S. 25) vor, er und seine Mitarbeiter hätten

Kindern geholfen, die geistige Entwicklung von drei Jahren in einem Jahr zu vollziehen. Sie

hätten erlebt, "wie IQ-Quotienten stiegen und Persönlichkeitsveränderungen eintraten". Sie

hätten dazu beigetragen, daß aus einem "ich kann nicht" ein "ich kann" geworden sei. Diese

Form der Würdigung erinnert stark an Berichte von "Wunderheilungen", an die zu glauben

schwerfällt.

Auf der anderen Seite dürfte es auf Grund der Vielzahl der involvierten persönlichkeits-,

qualifikations- und beziehungsspezifischen Faktoren sowie der zum großen Teil intuitiven

Vorgehensweise des Therapeuten extrem schwierig sein, zuverlässige, reproduzierbare

Behandlungsergebnisse zu erzielen:

- Die Effizienz der Methode ist im extremen Maße abhängig von der Person des Anwenders,seiner speziellen Methodenauswahl, der Therapeut-Klient-Beziehung und vom Gesamt-kontext der Anwendungs- wie auch der Lebenssituation des Klienten.

- Bei der Durchführung der Methode ist in großem Umfang die Aufnahme von Körperkon-takt und Berührung notwendig, deren Qualität für sich genommen bereits weitreichendeAuswirkungen auf Verhalten und Empfindungen des Klienten haben dürfte.

In diesem Kontext ist besonders darauf hinzuweisen, daß bei anderen Formen von Körper-

therapie der Klient eindeutig über die geplante Vorgehensweise aufgeklärt und die Freiwil-

ligkeit seiner Teilnahme sichergestellt werden muß. Beide Voraussetzungen dürften bei der

Durchführung und Methoden der Edukinesiologie im Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht

gegeben sein.

Darüber hinaus ist eindeutig zwischen einer Therapeut-Klient-Beziehung und der Lehrer-

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Schüler-Beziehung zu differenzieren. Der Klient gestattet dem Therapeuten aus freier Ent-

scheidung eine gewisse "Eingriffsbefugnis" in persönlichste Bereiche. Einem Lehrer

hingegen steht eine derart weitreichende (therapeutische) Einflußnahme nicht zu - schon

wegen der in der Schule gegebenen Machtverhältnisse:

- Das Lernen ist zudem laut Dennison (1984) aufgabenspezifisch ; das heißt, auch wenn be-reits einschlägige Lernerfahrungen gemacht wurden, kann man sich nicht darauf verlassen,daß eine Übertragung stattfindet.

- Insbesondere dürften sich "Erfolge", die in einem bestimmten Setting erzielt wurden, nurschwer aufrechterhalten lassen, wenn der Klient (insbesondere ein Kind) den Lehrer wech-selt bzw. in die gewohnte häusliche Umgebung zurückkehrt, deren Organisation so garnicht den Anforderungen des von der Edukinesiologie vorgetragenen Weltbildesentspricht.

- In der Edukinesiologie wird zudem nachdrücklich mit Methoden positiver Verstärkunggearbeitet (wie z. B. Affirmationen, Reframing etc.), die rasche Veränderungen herbeifüh-ren können, deren Integration in das alltägliche Verhaltensrepertoire jedoch gleichfalls nurunter beträchtlichen Anstrengungen gelingen dürfte.

- Wenn die Effizienz einer Methode stark mit der Qualifikation, ja sogar persönlich-keitsspezifischen Variablen des Anwenders verknüpft ist, dürfte sich ihre umfassendeVerbreitung bei Sicherstellung gewisser Qualitätsstandards als äußerst schwierig erweisen.Im Gegensatz zu wissenschaftlich validierten Ansätzen, wie z. B. der Physiotherapie, wirdin der Edukinesiologie eine ausgeprägt intuitive Vorgehensweise befürwortet, für die keinedifferenzierten Ausbildungsrichtlinien bindend sind.

Gerade das immer wieder zitierte "gewaltige Spektrum des Muskelbiofeedbacks" (z. B. La

Tourelle & Courtenay 1992, S. 55) und dessen starke Beeinflußbarkeit durch zahlreiche Fak-

toren würden eine hohe Qualifikation des Anwenders verlangen, die durch die Art der

Weitervermittlung dieser Methoden jedoch nicht gegeben ist.

Weltanschauung

Bei eingehender Beschäftigung mit der Literatur zeigt sich schließlich, daß der Ansatz der

Edukinesiologie einen eindeutig esoterischen Hintergrund hat. Es wird nicht nur die Beseiti-

gung von Lernbehinderungen, sondern Veränderungen der Persönlichkeit und des gesamten

Lebenskontextes angestrebt. Die Einstellung zu esoterischen Lehren sollte jedoch Privatsache

bleiben. Die Verbreitung derartiger Denkmodelle darf nicht staatlich gefördert werden; es

darf nicht der Eindruck entstehen, es handle sich dabei um seriöse, allgemein anerkannte

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Wissenschaft.

Fazit

Ansatz und Methoden der Edukinesiologie haben von der Angewandten Kinesiologie

einzelne Aspekte wie den ganzheitlichen Ansatz, den Energiebegriff, Kenntnisse über

Meridiansysteme, bestimmte Reflexpunkte etc. übernommen. Diese "Grundlagen" der

östlichen Medizin werden wie Versatzstücke willkürlich mit Begriffen der Neurophysiologie

vermischt. Den Erkenntnissen der Neurophysiologie und Neuropsychologie, den für die

Erklärung von Lernprozessen wichtigen Wissenschaftsbereichen, wird man damit nicht

gerecht. Das Gebäude der Edukinesiologie läßt sich insgesamt nicht als stimmige Theorie

bezeichnen. Darüber hinaus ist auch die Anwendung der Methoden nicht systematisch.

Befremdend ist außerdem die Art und Weise, wie die Methode derzeit, in Verbindung mit

nicht immer seriösen Vermarktungsstrategien, Verbreitung erfährt und bei Betroffenen nicht

erfüllbare Hoffnungen weckt.

Lehrer müssen heute verstärkt nach ganzheitlichen, handlungs- und erlebnisorientierten und

die Bewegung einbeziehenden Methoden suchen und sie im Unterricht anwenden. Dies ist ein

schwieriges und unterstützenswertes Unterfangen. Esoterisches Gedankengut und simplifizie-

rende Methoden unter dem Deckmantel einer "praktischen Pädagogik" sind dafür kein Ersatz.

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Literatur zur Edukinesiologie

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Birkenbihl, V.: Stroh im Kopf? München 19903.

Delacato, C. H.: The Diagnosis and Treatment of Speech and Reading Problems.Springfield 1963.

Dennison, P.: Befreite Bahnen. Freiburg 1981.

Dennison, P., Hargrove, G.: EK für Kinder. Das Handbuch der Edu-Kineste-tik für Eltern, Lehrer und Kinder jeden Alters. Freiburg 1987.

Gerber, R.: Vibration Medicine: New Choices for Healing our selves. Santa Fe/NM 1988.

Grinder, M.: NLP für Lehrer.Freiburg 1992.

La Tourelle M./Courtenay, A.: Was ist angewandte Kinesiologie? Freiburg 1992.

Meister Vitale, B.: Lernen kann phantastisch sein. Berlin 1988.

Ostrander/Schroeder: Leichter lernen ohne Streß (Superlearning). München 19803.

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Topping, W.: Biokinesiology Workbook. Bellingham, Washington: Topping International Institute, 1985.

Walther, D.S.: Applied Kinesiology. Vols I and II.Pueblo ICO 1981.

Kritische Artikel

Breitenbach, E., Keßler, B.: Edu-Kinestetik aus empirischer Sicht. - Eine empirische Überprüfungdes Muskeltests - In: Sonderpädagogik 27. Jg. 1997, Heft 1, S. 8 - 18.

Meidinger, H.: Kinesiologie - eine neue Therapieform in der Schule? In: ReportPsychologie 20 (10/95)

Anlagen

Prof. Dr. med. H. Amorosa, Heckscher-Klinik München, Universität München, Institut für Kinder-und Jugendpsychiatrie, Bezirk Oberbayern, Fachklinik für Psychiatrie, Neurologie undPsychotherapie des Kindes- und Jugendalters:

“Kommentare zur Edukinesiologie”

Dr. med. Brigitte Ohrt, Dr. Von Haunersches Kinderspital, Universität München, Leiterin desZentrums für Entwicklungsneurologie und Frühförderung:

“Edu-Kinestetik - Stellungnahme zu den neurologischen Grundlagen der Methode”

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