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TABULA RASA Das unbeschriebene Blatt Kunsthochschule Kassel Basisklasse Bildende Kunst 2011 Prof. Ziegler

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TABULA RASADas unbeschriebene Blatt

Kunsthochschule Kassel Basisklasse Bildende Kunst 2011

Prof. Ziegler

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TABULA RASA1 Ries = 500 Bogen Schreibpapier

Zum Studienbeginn erhielt jede/r Studierende ein Ries weißes Papier (500 Bogen, DINA 4). Das Ries Schreibpapier war der Anfang von 57 künstlerischen Projekten, die in der Basisklasse Bildende Kunst 2011/12 realisiert wurden. Die Arbeiten wurden bei der Ausstellung 57 X 500 präsentiert.

Vielen Dank an Prof. Dr. Stefan Majetschak für das philosophische Gespräch, an Prof. Stefanie Jünemann und die wissenschaftlichen Mitarbeiter Flaut Rauch und Jost Wischnewski.

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§ 2. Alle Vorstellungen kommen von der sinnlichen- und Selbst- wahrnehmung. Wir wollen also annehmen, die Seele sei, wie man sagt, ein weisses, unbeschriebenes Blatt Papier, ohne irgendwelche Vorstellungen ... .James Locke (1632 - 1704)Versuch über den menschlichen Verstand, Zweites Buch.Von den Vorstellungen, Erstes Kapitel

Ich habe mich auch der Vergleichung mit einem Stücke Marmor, das Adern hat, lieber bedient, als der mit einem ganz einartigen Marmorstücke oder einer leeren Tafel, nämlich einer solchen, welche bei den Philosophen tabula rasa heißt; denn wenn die Seele dieser leeren Tafel gliche, so würden die Wahrheiten in uns enthalten sein, wie die Figur des Herkules im Marmor, wenn der Marmor vollständig gleichgültig dagegen ist, diese oder irgend eine andere Gestalt zu erhalten. Leibniz, Gottfried Wilhelm (1646 - 1716) Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand Erstes Buch, Von den angeboreren Vorstellungen Vorrede

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HANNA MEISINGER / o. T. / Kleister, Papier / 2011 FLORENCE STÜRMER / Fotografie / 2011

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ALWINE KLOOZ / Altpapier / schwarz-weiß Fotografie unterteilt und gedruckt auf DINA 4 Druckerpapier. Das Verhüllen der Tonne mit dem selben Papier fand im öffentlichen Raum statt. Am Folgetag war die Tonne wieder enhüllt / 2011

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LISA KATTENDIECK / Papier, Draht, Klebeband / 2011 MARVIN MADEHEIM500 unbeschriebene Blätter auf einem digitalen Datenträger gespeichert / 2011

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DIANA SCHRAUDOLPH / weißes Papier / 2011 CHRISTINA EIMER / 2011

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SVENJA LUTZE / Zeitmaschine / Metall (Messing, Eisen/Stahl), Holz, 500 Blatt Papier - DIN A4 / 85cm x 35cm x 27cm / 2011

DANIELA KREUTTER Reisetagebuch / variable Installation, Fotokopien, Zeichnungen, Fotografien / 2011

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IDA LORBACH / Schriftstück / DIN A4 Papier, Tinte / 2011 IDA LORBACH / Horizont / DIN A4 Papier, Leinöl, Balsamterpentinöl, Leuchttisch,Installation / 2011

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PABLO EHMER / Zellulosemodell / 2011 NICOLE JÜTTNER / 2011

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TINA STRIPPEL / 500 Blatt / 29,5 x 21 x 5,3 cm / 2011

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KATHRIN PESCH / bemalte DIN A4 Papiere, gelocht, zerschnitten, sortiert und archiviert / 2011

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TATJANA AHLE / o. T. / schwarze Farbe, Pappmaché / 21 x 30 x 20cm / 2011INGRID KUTZ / Installation / 2011

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Auf die Zukunft!

Ort: Basisklasse der Kunsthochschule Kassel, im Rahmen der Ausstellung „57 x 500“Datum: 29.11.2011Material: Plakat „Auf geht’s, Basisklasse!“, Digitaldruck (140 x 100 cm)57x Antrag auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) – Arbeitslosengeld II / Sozialgeld ( jeweils 4-seitig)57x Anlage EKS – Erklärung zum Einkommen aus selbständiger Tätigkeit ( jeweils 5-seitig), Plastikteller mit Bonbons zum Verteilen an die Ausstellungsbesucher

Mein Beitrag zur Ausstellung „57 x 500“ ist, die Kunstform betreffend, zwischen Instal-lation und Performance anzusiedeln. Zusammen mit dem „Werbe“-Plakat, hängend an einer Stellwand, einem Tisch davor auf dem die verschiedenen Antragsformulare und der Teller mit den Bonbons arrangiert waren, stellte ich, seriös in ein schwarzes Kostüm gekleidet, einen Recruiting-Stand dar, ähnlich den Firmenvertretungen auf Jobmessen.Die „Firma“, deren Vertreterin ich verkörperte, war die Agentur für Arbeit und anzubi-eten hatte ich, wie auf dem Plakat angepriesen, verschiedene Formen der finanziellen Unterstützung bis hin zu der Vermittlung in eher prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Mit diesem, nicht besonders attraktiv gestalteten Plakat und den billigen Bonbons versuchte ich, den unliebsamen Möglichkeiten die ich offerierte, die letztlich vielmehr Notwendig-keit denn große Wahl darstellen, ihren bitteren und trostlosen Beigeschmack zu geben. Während der Ausstellung sprach ich vorbeikommende Besucher an und bot ihnen Bonbons und Anträge an. Dadurch ergaben sich im Laufe des Abends viele interessante Gespräche über die verschiedenen Erfahrungen mit Hartz IV, der Agentur für Arbeit oder auch der Jobsuche bei uns „Kreativen“.Die Relevanz dieses „Angebots“ für uns Studierende der Bildenden Kunst besteht für mich in der objektiv gesehen geringen Chance auf späteren beruflichen, das heißt insbesondere auch finanziellen Erfolg. Derart betrachtet, bedeutet die Aufnahme dieses Studiums wohl die Entscheidung für ein Leben finanzieller Unsicherheit und daher der Notwendigkeit sich als bildender Künstler mit Gelegenheitsjobs außerhalb der eigentli-chen künstlerischen Arbeit den Lebensunterhalt zu verdienen. Ist das allen Studienanfän-gern wirklich bewusst? Die Euphorie zu Beginn des Studiums, nachdem die erste Hürde der Aufnahmeprüfung erfolgreich bewältigt wurde, ist groß. Ich möchte also warnen: Noch ist Zeit, sich für einen anderen Weg zu entscheiden!Doch letztlich ist mein Beitrag in gewisser Weise auch kokettierende Darstellung einer Art Fatalismus. Ich selbst bin keine Angestellte des Arbeitsamtes, die nur von außen kom-mend warnen möchte. Nein, auch ich bin eine Studentin der Basisklasse, teil dieser ins scheinbare Verderben rennenden Gruppe und mir offenbar der Konsequenzen bewusst. Und ich tue es trotzdem – vielleicht weil es auch hierzu eine Art von Notwendigkeit gibt, ich nenne es innere Notwendigkeit.

CAROLINE BERNHOFER / 2011

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KILIAN BÜRGER500 Papierquader / Papier, Holzleim, Papierasche / 2011