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http://www.koschyk.de/wp-content/uploads/Tag-der-Heimat-20141.pdf
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Rede
von
Hartmut Koschyk MdB
Beauftragter Bundesregierung
Für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten
anlässlich des
„Tages der Heimat 2014 –
Deutschland geht nicht ohne uns“
des Bundes der Vertriebenen in Oberfranken
– Kreisgruppe Bayreuth
in Bayreuth
am Sonntag, dem 14. September 2014
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Es ist für mich eine besondere Freude und Ehre, heute anlässlich des Tages der Heimat
als früherer Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen und erstmals als Beauftragter
der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten hier beim Bund
der Vertriebenen - Kreisgruppe Bayreuth zu Ihnen sprechen zu dürfen.
Wir gedenken heute und in diesen Tagen bundesweit unter dem Leitwort „Deutschland
geht nicht ohne uns“ den Millionen unserer Landsleute, die aus ihrer angestammten Hei-
mat vertrieben wurden.
Nach der Vertreibung lebten rund 10 Millionen Heimatvertriebene in Westdeutschland.
Das waren gut 20 % der Bevölkerung. Nach Bayern kamen über 1 Million Sudetendeut-
sche. Das waren mehr Menschen als damals in Niederbayern, in der Oberpfalz oder in
Oberfranken lebten. Die Heimatvertriebenen haben angepackt, sich integriert, haben
sich neue Heimat, neues Eigentum geschaffen. Wir dürfen alle zusammen stolz sein auf
diese große Gemeinschaftsleistung. Dass Bayern heute so gut dasteht, ist mit das Ver-
dienst der Heimatvertriebenen.
Die drei Millionen Sudetendeutschen, wie auch die anderen Landsmannschaften, die
nach dem Schicksalsjahr 1945 ins zerstörte Deutschland vertrieben worden sind, sie alle
verharrten nicht in Trauer um die verlorene Heimat, sie krempelten die Ärmel hoch und
gingen ans Werk, sich und ihren Kindern eine neue Existenz aufzubauen. Sie brachten
dafür nicht nur viel Arbeitsmut und Gewerbefleiß mit, sondern auch ein hohes Maß an
Bildung, berufliches Wissen und Loyalität. Die Gesellschaft in unseren bayerischen
Städten und ländlichen Räumen, aber auch die Wirtschaft und nicht zuletzt auch die
Kirchengemeinden haben davon profitiert.
Ganze Flüchtlingssiedlungen oder Vertriebenenstädte entstanden neu, wie etwa
Neutraubling bei Regensburg, das zu Kaufbeuren gehörige Neugablonz, Geretsried,
Traunreut oder Waldkraiburg.
Es waren gerade die Heimatvertriebenen, die sich nach 1989/90, als unsere Nachbarn
das kommunistische Joch abgeschüttelt hatten, um den Brückenbau zur angestammten
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Heimat verdient gemacht haben! Unsere Städte in Bayern sind aus tiefer geschichtlicher
Tradition Städte des Brückenschlags. Ich möchte hier die Städtepartnerschaften mit
westböhmischen Kommunen, die wissenschaftlichen Beziehungen zu Universitäten in
Tschechien und auf regelmäßige Studentenaustausche hinweisen.
Vertriebene und Aussiedler haben Deutschland und auch den Landkreis Bayreuth in
Oberfranken nach dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig geprägt. Sie haben Deutschland
und auch unsere Region gemeinsam mit den Einheimischen zu neuer Blüte gebracht.
Die Eingliederung der fast acht Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen in Westdeutsch-
land und vier Millionen in der damaligen sowjetischen Besatzungszone schien für viele
eine bittere Lebenserfahrung und schier unlösbare Aufgabe. Doch mit Mut, Energie und
großem Leistungswillen bauten sich die Vertriebenen aus dem Nichts neue Existenzen
auf. In beiden Teilen Deutschlands: Sie waren es im großen Maße, die durch ihre Ar-
beitskraft und Leistungsbereitschaft das „Wirtschaftswunder“ der 50er Jahre ermöglich-
ten und damit der jungen Bundesrepublik ihre demokratische Stabilität verliehen. Sie
prägten auch den Wiederaufbau in Mitteldeutschland, auch wenn dort ihr Schicksal über
Jahrzehnte tabuisiert wurde.
Die Heimatvertriebenen konnten trotz zahlloser Widrigkeiten in allen Lebensbereichen
Fuß fassen. Ob in der Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Kirche, in der Kultur oder beim
Sport: die Heimatvertriebenen prägten den Aufbau Deutschlands und gestalteten Politik
mit.
Der Bund der Vertrieben will mit seinem Leitwort 2014 „Deutschland geht nicht ohne
uns“ „ein Fenster öffnen und den Blick auf den kreativen Beitrag der Vertriebenen und
ihrer Nachkommen zur Entwicklung Deutschlands lenken. Denn wer genau hinsieht er-
kennt: Deutschland geht nicht ohne uns!“ - wie es die BdV-Präsidentin Erika Steinbach
trefflich formuliert hat.
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Der Bund der Vertriebenen ist der einzige repräsentative Verband der rund 12 Millionen
Deutschen, die infolge Flucht, Vertreibung und Aussiedlung in der Bundesrepublik
Deutschland Aufnahme gefunden haben und noch finden. Die Vorgängerorganisationen
des Bundes der Vertriebenen, der „Bund vertriebener Deutscher“ und der „Verband der
Landsmannschaften“, verabschiedeten am 5. August 1950 in Stuttgart die „Charta der
deutschen Heimatvertriebenen“, die man zweifellos als das „Grundgesetz der deutschen
Heimatvertriebenen“ bezeichnen kann.
Mit der verabschiedeten Charta setzte man eindrucksvoll ein Zeichen für Frieden, Frei-
heit, Gerechtigkeit und Völkerverständigung, ohne dabei das Gedenken an die Vertrei-
bung außer Acht zu lassen. Ausdrücklich heißt es in der Charta, dass die Heimatvertrie-
benen auf Rache und Vergeltung verzichten und die Schaffung eines geeinten Europas,
in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können, sowie den Wiederaufbau
Deutschlands und Europas nachhaltig unterstützen wollen. Bereits einen Tag vor Unter-
zeichnung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen legten in Wiesbaden der tsche-
chische Nationalausschuss von im Londoner Exil lebenden Tschechen und die Arbeits-
gemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen, München, ein Versöhnungsdo-
kument vor, das eine Kollektivschuld und Rachegedanken von beiden Seiten ablehnt
und den Kampf für ein einheitliches Europa voranstellt.
Seit dem Zusammenschluss der Landsmannschaften und Landesverbände am 27. Okto-
ber 1957 und der endgültigen Konstituierung am 14. Dezember 1958 im Schöneberger
Rathaus in Berlin ist für die Struktur des Bundes der Vertriebenen die zweigleisige Or-
ganisationsform kennzeichnend. Sie basiert auf den Landsmannschaften als Vertretung
ihrer Heimatgebiete und deren deutscher Bevölkerung sowie auf den Landesverbänden
als Vertretung aller in einem Bundesland organisierten Vertriebenen. Der Bund der Ver-
triebenen verfügt damit über ein bundesweit verzweigtes Netz an Organisationen.
Das schwere Schicksal der Heimatvertriebenen hat den Bund der Vertriebenen nie daran
gehindert, die Verständigung – ganz im Sinne der Charta der deutschen Heimatvertrie-
benen – mit unseren Nachbarn im Osten zu suchen. Die Heimatvertriebenen haben in
den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche freundschaftliche Kontakte zu den Menschen
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aufgebaut, die jetzt in ihrer alten Heimat leben. Die Vertriebenen haben zudem beispiel-
haft vorgelebt, dass Verständigung mit unseren östlichen Nachbarn möglich ist. Diese
Kontakte erleichtern es uns allen heute, auf dem Weg der Verständigung und Versöh-
nung voran zu schreiten.
Insbesondere im Jahr 2014, das von einer ganz besonderen historischen Dimension ist
sollte man sich die Leistungen der Heimatvertriebenen und des Bundes der Vertriebenen
mit seinen Landesverbänden und Ortsgruppen vor Augen führen, worauf auch Bundes-
kanzlerin Dr. Angela Merkel in ihrer Grundsatzrede zum Tag der Heimat in Berlin aus-
drücklich hingewiesen hat: 2014 sind 100 Jahre seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs
und 75 Jahre seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vergangen. Der Fall der Ber-
liner Mauer und die friedlichen Revolutionen in Mittel- und Osteuropa jähren sich zum
25. Mal. Zudem gelang vor 10 Jahren die EU-Osterweiterung. All diese Geschehnisse
haben Deutschland, Europa und oft die gesamte Welt maßgeblich geprägt.
Gerade der Bund der Vertriebenen und seine 20 Landsmannschaften, 16 Landesver-
bände und 4 angeschlossene Mitgliederorganisationen haben es sich zur Aufgabe ge-
macht, die Erinnerung über die Zeit zu tragen. Dafür gebührt Ihnen Dank und Anerken-
nung. Denn das Verständnis der eigenen Geschichte prägt die Identität einer jeden Ge-
meinschaft und eines jeden Einzelnen - vor allem der nachfolgenden Generationen - in
ganz besonderer Weise.
Sowohl Zukunft als auch Versöhnung brauchen Erinnerung. Nur wer sich erinnert, kann
Zukunft verantwortlich gestalten. Es ist eine wichtige Aufgabe, aus der Erinnerung an
die Vergangenheit zu lernen und daraus neue Impulse für die Gestaltung unserer ge-
meinsamen Gegenwart und Zukunft zu gewinnen. Dies ist eine Aufgabe, der sich der
Bund der Vertriebenen auch hier in der Kreisgruppe Bayreuth in vorbildlicher Weise
gewidmet hat. Aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben unseres Landes und
auch Oberfrankens und des Landkreises Bayreuth ist die Leistung des Bundes der Ver-
triebenen nicht wegzudenken!
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Der Bund der Vertriebenen ist der zentrale Partner für die deutschen Minderheiten und
für die Aussiedler. Zusammen leisten Sie einen wichtigen Beitrag, kulturelle und zivil-
gesellschaftliche Brücken zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Her-
kunftsländern der deutschen Heimatvertriebenen und den heute dort lebenden deutschen
Volksgruppen zu bauen. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen und Ihnen für ihren
Einsatz als „natürlichen Brückenbauer“ und „Völker-Botschafter“ im Dienste der Völ-
kerverständigung danken.
Die Bundesregierung weiß die Bedeutung der Arbeit des Bundes der Vertriebenen zu
schätzen und bekennt sich auch in dem Koalitionsvertrag vom November 2013 erneut
zu ihrer besonderen Verantwortung für die deutschen Minderheiten in Mittelost- und
Südosteuropa sowie den Nachfolgestaaten der Sowjetunion:
Wörtlich heißt es hierzu im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD:
„Wir halten die mahnende Erinnerung an Flucht und Vertreibung durch einen Gedenk-
tag lebendig, halten weiterhin an den Möglichkeiten vertriebenenrechtlicher Aufnahme
in Deutschland fest und werden unsere Hilfen für die deutschen Minderheiten in den
Herkunftsgebieten der Aussiedler fortsetzen. Wir stehen zu den eingegangenen Verein-
barungen europäischer Minderheitenpolitik und verpflichten uns weiterhin zur Förde-
rung der vier nationalen Minderheiten in Deutschland – Dänen, Sorben, Friesen sowie
deutsche Sinti und Roma – und der deutschen Minderheit in Dänemark sowie den deut-
schen Minderheiten in Mittelost- und Südosteuropa und den Nachfolgestaaten der Sow-
jetunion.“
An dieser besonderen Verantwortung besteht kein Zweifel. Sie gilt jetzt und für die Zu-
kunft. Daher fördert das Bundesministerium des Innern den Bund der Vertriebenen im
Wege der institutionellen Förderung.
Zudem werden Projekte des Bundes der Vertriebenen zur historischen Aufarbeitung,
wie z.B. die Wanderausstellungen „Die Gerufenen“, „Erzwungene Wege“ und „Ange-
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kommen“ aus dem Bundes-haushalt unterstützt. Während die Ausstellung „Die Gerufe-
nen“ wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklungen in den Siedlungsgebieten, in
denen Deutsche gemeinsam mit anderen Völkern lebten, vorstellt, zeigt die Ausstellung
„Erzwungene Wege“ Beispiele europäischer Schicksale von Flucht und Vertreibung der
mehr als 30 Völker Europas, die ihre Heimat verloren haben. Die Ausstellung „Ange-
kommen“ befasst sich mit der Eingliederung von 12 bis 15 Millionen Deutschen, die im
Zuge der Vertreibung ihre angestammten Siedlungsgebiete östlich von Oder und Neiße
verlassen mussten, in die Bundesrepublik bzw. die DDR.
Aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin finanziert der Bund die Stiftung Flucht
Vertreibung, Versöhnung.
Zweck der Stiftung ist es, "im Geiste der Versöhnung die Erinnerung und das Gedenken
an Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert im historischen Kontext des Zweiten
Weltkrieges und der nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik und
ihren Folgen wachzuhalten“ (§ 16 des Errichtungsgesetzes). Die Stiftung wird das
Schicksal der Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen thematisieren, die aufgrund von
Kriegen, nationalen Konflikten und Diktaturen während des 20. Jahrhunderts in Europa
ihre Heimat verloren und Schreckliches an Leib und Seele erfahren haben.
Es freut mich sehr, dass wir vor gut einem Jahr den Baubeginn der Stiftung Flucht, Ver-
treibung, Versöhnung feiern konnten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in diesem
Zusammenhang in ihrer Grundsatzrede zum Tag der Heimat in Berlin zurecht hervor-
gehoben, dass es gelingen muss, „die Erinnerung an das Schicksal und die Kultur der
Vertriebenen in die Gesellschaft zu tragen, auch zu denjenigen, die sich nicht aus eige-
nem Erleben oder familiärem Hintergrund für das Thema interessieren.“
Das vom Bund der Vertriebenen eingeforderte sichtbare Zeichen gegen Flucht und Ver-
treibung wird im Deutschlandhaus Zug um Zug deutlicher erkennbar. Hier wird an das
millionenfache Leid der Deutschen aus den ehemaligen Ost- und Siedlungsgebieten er-
innert werden. Zugleich gibt es Anstoß und Raum, um der zahllosen Opfer aller Alters-
gruppen zu gedenken. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich der langjährigen BdV-
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Präsidentin, Erika Steinbach MdB, danken, dass Sie diese wichtige erinnerungspoliti-
sche Aufgabe über viele Jahre beharrlich und oft gegen heftigen Widerstand eingefor-
dert hat. Dass 2008 die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung errichtet wurde und
2013 mit dem Umbau des Deutschlandhauses zum Ausstellungs-, Dokumentations- und
Informationszentrum begonnen werden konnte, ist ihr großes Verdienst!
Sehr bewusst möchte ich hier auch den ehemaligen sudetendeutschen Vorsitzenden der
Seliger-Gemeinde, den verstorbenen großen Sozialdemokraten Peter Glotz zitieren:
„Die Vertreibung war, was immer die Siegermächte im August 1945 beschlossen haben,
ein Verbrechen... Gegen Ende unseres Lebens wollen wir, die Flüchtlinge und Vertrie-
benen des Jahres 1945, darüber offen reden und uns unseres Schicksals vergewissern.
Das lassen wir uns nicht verbieten." In diesem Sinne haben Peter Glotz und Erika Stein-
bach, die beide zu Recht mit dem Karlspreis ausgezeichnet wurden, auch gemeinsam
für das Zentrum gegen Vertreibungen - jetzt „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung"
gekämpft.
Bundeskanzlerin Merkel hat bei ihrer Grundsatzrede zum Tag der Heimat in Berlin er-
klärt, dass sie sich nachhaltig dafür einsetzen wird, dass das Tempo bei der Fertigstel-
lung des Ausstellungs-, Dokumentations- und Informationszentrums nicht nachlässt.
Auch den im Koalitionsvertrag vereinbarten Gedenktag für die Opfer von Flucht und
Vertreibung hat die Bundesregierung beschlossen. Am 20. Juni jedes Jahres werden wir
in besonderer Weise unserer Vertriebenen und der weltweiten Opfer von Flucht und
Vertreibung gedenken.
Der Gedenktag, den der Bund der Vertriebenen seit langem forderte, ist ein wichtiges
Zeichen der Verbundenheit mit den deutschen Heimatvertriebenen. Die Ausrufung des
Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung, ebenso wie die 2008 gleichfalls
durch die Bundesregierung eingerichtete Stiftung Flucht, Vertreibung und Versöhnung,
bietet die große Chance, der deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung zu gedenken
und die gewaltigen Aufbauleistungen der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in der
Bundesrepublik Deutschland wie auch in der früheren DDR angemessen zu würden.
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Durch die Verbindung mit dem bereits bestehenden UNO-Weltflüchtlingstag werden
zudem die weltweite Dimension und die hohe Aktualität von Flucht und Vertreibung
eindrucksvoll verdeutlicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bekannte sich in ihrer Grundsatzrede auch klar zur Ver-
antwortung der deutschen Politik gegenüber den deutschen Minderheiten in Mittel- und
Osteuropa. Sie sollen bei der Wahrung und Pflege ihrer kulturellen und sprachlichen
Wurzeln unterstützt werden, damit sie dort ihre Zukunft gestalten können. Gleichzeitig
bleibt aber die Möglichkeit bestehen, im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen nach
Deutschland auszusiedeln. Durch eine Novellierung des Bundesvertriebenengesetzes ist
insbesondere die Familienzusammenführung erheblich erleichtert worden.
Seien sie versichert, dass die Bundesregierung auch weiterhin als zuverlässiger Partner
an der Seite des Bundes der Vertriebenen steht und sich mit ganzer Kraft für die berech-
tigten Anliegen der Heimatvertriebenen einsetzen wird.
Abschließend möchte ich mich den Worten von Bundekanzlerin Merkel anschließen,
dass es aber insbesondere auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe bleibt, sich für die
Vertriebenen einzusetzen und die Erinnerung an ihr Schicksal wachzuhalten. Auch
Deutsche, die keine familiären Wurzeln in Mittel- und Osteuropa haben, sollten wissen,
dass Breslau, Königsberg und Stettin einmal deutsche Städte waren, dass die Ostpreußen
Johann Gottfried Herder, Immanuel Kant und Käthe Kollwitz das deutsche Kultur- und
Geistesleben ebenso geprägt haben wie der Schlesier Gerhart Hauptmann oder der in
Prag geborene Rainer Maria Rilke und dass die Siebenbürger Sachsen oder die Russ-
landdeutschen ihre eigene Kultur und ihr eigenes Brauchtum haben wie die Bayern,
Sachsen oder Württemberger. Dieses Erbe ist nicht wegzudenken. Es ist ein Teil unserer
kulturellen Identität in Oberfranken, Bayern, Deutschland und darüber hinaus in ganz
Europa.