27
Tage Mitteldeutscher Barockmusik Chemnitz 2014

Tage Mitteldeutscher Barockmusik mittelbarock Chemnitz 2014 · 2 3 Das Festkonzert in der Schloßkirche in Chemnitz wird uns nicht nur ein unvergessliches Hörerlebnis in besonderem

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • unmittelbarock!Tage Mitteldeutscher Barockmusik

    Chemnitz 2014

    20 Jahre

  • sich im vergangenen Jahr die 150.000 Besucher des Deutschen Musikfests als größter Blasmusikveranstaltung in Deutschland überzeugen. Und auch wenn das Barockfest vielleicht etwas kleiner ausfällt, so ist die Stadt nicht weniger gern Gastgeberin dieser musikalischen Entdeckungsreise durch das barocke Chemnitz.

    Ich freue mich, dass die Stadt einen Beitrag leisten kann, die engagierte Arbeit des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik e.V. und die Förderung und Erforschung barocker Musik in Mittel-deutschland zu unterstützen. Auch Chemnitz gewinnt dabei: An kultureller Vielfalt und an neuen Einblicken in die eigene Historie. Dass Chemnitz gerade zum 20. Jubiläum Gastgeberin von „unMittelBARock!“ sein darf, macht diese musikalisch so reichen Festivaltage umso schöner.

    Ich hoffe, dass von Chemnitz starke Impulse für den Erhalt und die Förderung barocker Musik in Mitteldeutschland ausgehen und die Arbeit des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik e.V. hier viele neue Partner und Verbündete findet.

    Ihre

    Barbara LudwigOberbürgermeisterin

    Unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, Frau Barbara Ludwig

    19. – 22. Juni 2014

    Liebe Musikfreundinnen und -freunde,

    herzlich willkommen in Chemnitz. Einer Stadt, bei der Sie sicher nicht sofort an barocke Musik denken. Chemnitz ist die moderne Industriestadt in Sachsen und wird zu Recht auch als solche wahrgenommen. Hier sind Erfindergeist und Unter-nehmertum zu Hause. Die Stadt ist zu Recht aufgrund ihrer wirtschaftlichen Dynamik vor allem als sächsische Industrie-metropole bekannt.

    Aber jeder, der Chemnitz in den vergangenen Jahren schon einmal besucht hat, wird wissen: Das stimmt so nicht ganz. Als drittgrößte Stadt Ostdeutschlands verwirklicht Chemnitz die eigenen hohen Ansprüche auf vielfältige Weise. Man denke an die reiche Architektur dieser Stadt: Ein Gründerzeit- und Ju-gendstilviertel, das es in dieser Größe europaweit nur an ganz wenigen Orten gibt, oder Dokumente der Neuen Sachlichkeit, wie beispielsweise das historische Hallenbad im Stadtzentrum. Dies im Kontrast zu einer Innenstadt, deren einmalige Neu-gestaltung mit der Einweihung des Staatlichen Museums für Archäologie kürzlich ihren würdigen Abschluss gefunden hat. Typischerweise in einem Gebäude, welches zu den wichtigsten Werken des berühmten Architekten Erich Mendelsohn gehört.

    Dieses Landesmuseum reiht sich ein in die reiche Kulturland-schaft der Stadt. Die überregional ausstrahlenden Kunst-sammlungen Chemnitz oder das Museum Gunzenhauser stehen dafür exemplarisch. Theater, Oper, Philharmonie, Kinos und ein voller Veranstaltungskalender machen Chemnitz zu einer lebendigen Stadt, in der sich Kulturschaffende und Kulturgenießende gleichermaßen wohlfühlen. Davon konnten BAROCKER KONTRAPUNKT

    IN DER STADT DER MODERNE

    Dre

    i Mus

    ikan

    tenfi

    gure

    n vo

    n M

    icha

    el H

    egew

    ald

    (vor

    159

    5–na

    ch 1

    640)

    (S

    chlo

    ßber

    gmus

    eum

    Che

    mni

    tz; L

    eihg

    abe

    der

    Kir

    chen

    gem

    eind

    e N

    euki

    rche

    n be

    i Che

    mni

    tz)

    Grußwort der Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz

  • 2 3

    Das Festkonzert in der Schloßkirche in Chemnitz wird uns nicht nur ein unvergessliches Hörerlebnis in besonderem Am-biente bieten, sondern auch einen Vorgeschmack auf die sich anschließenden Tage Mitteldeutscher Barockmusik, welche die Vielfalt dieser Epoche der Musik präsentieren werden. Ich danke dem Mitteldeutschen Barockmusik e.V., der Stadt Chemnitz und allen Helferinnen und Helfern hinter den Kulis-sen für ihr Engagement. Den Veranstaltungen der kommenden Tage wünsche ich einen guten Verlauf und viele begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer.

    Ihre

    Prof. Monika Grütters MdBStaatsministerin bei der BundeskanzlerinBeauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

    Schon Johann Wolfgang von Goethe bemerkte: „Alles auf der Welt kommt auf einen gescheiten Einfall und auf einen festen Entschluss an“. Die Gründer des Vereins Mitteldeutsche Ba-rockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V. und die Vertreter der Bundesrepublik Deutschland, der Freistaaten Sachsen und Thüringen und des Landes Sachsen-Anhalt als Initiatoren, haben im Jahre 1994 den gleichermaßen klugen wie wunderbaren Beschluss gefasst, das überaus reiche mu- sikalische Erbe Mitteldeutschlands einem breiten Publikum erlebbar zu machen. Seit 20 Jahren gelingt es dem Mitteldeutschen Barockmusik e.V., durch eine Vielzahl finanziell und auch ideell unterstützter Projekte eine einzigartige Musiktradition mit Konzerten und Festivals, Tagungen und Konferenzen, wissenschaftlichen Publikationen und Editionen wach zu halten und mit Leben zu erfüllen. Der Mitteldeutsche Barockmusik e.V. fördert dabei nicht nur, sondern konzipiert auch renommierte Eigenveran-staltungen. Zudem ist er auch ein hervorragendes Beispiel für eine engagierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern.

    ein Modell für ein glückliches Zusammenleben der Menschen. Und mit BACHS ERBEN begrüßen wir ein den Idealen und der Geschichte der MBM eng verbundenes Orchester in Chemnitz, das die Verbindung von Jugend und Barock im Namen trägt. Die MBM steht auch für Brückenschläge zwischen Alter Musik und Moderne, und auch hier haben die Chemnitzer Tage mit „Neuer Musik nach alten Vorbildern“ Wesentliches zu sagen. Freilich dokumentiert sich schon allein in der ausgeprägten Nähe der MBM-Aktivitäten zur Historischen Aufführungspraxis ihre Verbindung mit der Moderne: Denn zweifelsohne ist auch diese nur scheinbar rückwärtsgewandte Bewegung Teil der aktuellen Musikpraxis des 21. Jahrhunderts.

    So präsentiert sich die Mitteldeutsche Barockmusik 2014 in ihrem Jubiläumsjahr als eine Institution auf der Reise in eine Musikkultur der Zukunft, in der die Barockmusik der Region als kultureller Erfahrungsraum, als wichtiges Element histo- rischer Bewusstseinsbildung wie als Grundlage einer sich stets aktualisierenden Selbstvergewisserung über die eigenen Wur-zeln eine wesentliche Rolle spielen wird. Dessen bin ich mir sicher, und die Chemnitzer Tage sollen in diesem Sinne nicht nur eine Bilanz vorstellen, sondern auch eine Weichenstellung für die Zukunft vornehmen. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Präsident des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V.

    Grußwort des Präsidenten der Mitteldeutschen Barockmusik e.V.

    20 Jahre MBM – wie in einem Brennspiegel versammelt das Festprogramm der diesjährigen Tage Mitteldeutscher Barock-musik die verschiedenen Förder- und Forschungsaktivitäten, die der Verein in seiner bisherigen Geschichte entfalten konnte. Die Entdeckung, Erschließung und klingende Aktualisierung von Musik aus den überreichen Schätzen der mitteldeutschen Barockmusik werden diesmal an der Musikkultur einer Stadt exemplifiziert, die bislang nicht auf der Landkarte der Ge-dächtnisorte der Alten Musik eingetragen war, dem barocken Chemnitz mit seiner Schloßkirche und Musikern wie Philipp Dulichius und Balthasar Crusius. Dort, wo unbekannte Tradi- tionen neu erschlossen, in bereits vorhandene Netzwerke ein-gebunden und popularisiert werden sollen, hat sich die MBM von jeher besonders zu Hause und zuständig gefühlt. Die Nähe zu Freiberg lässt uns zurückblicken auf eines der bedeutendsten Restaurierungs- und Rekonstruktionsprojekte der MBM, das den Engelsinstrumenten im Freiburger Dom ge-widmet war. Und Freiberg steht mit seinen Silbermann-Orgeln auch für die unvergleichliche Orgellandschaft Mitteldeutsch-lands, deren Erforschung, Erhalt und Verlebendigung stets ein wichtiges Anliegen der MBM gewesen sind. „Man ist nie zu jung für Alte Musik!“ – Vor allem in jüngerer Zeit hat sich die MBM die Nachwuchsarbeit auf die Fahnen ge- schrieben – das Puppenspiel zu Barockmusik, der damit ver-bundene Workshop und das Familienkonzert sollen Kinder mit ihren Familien, aber letztlich jeden interessierten Musikenthu-siasten aktiv an die Eigenarten der Barockmusik heranführen – jenes faszinierende Gebilde, das hohe emotionale Intensität mit formaler Klarheit und Objektivität verbindet: ein Theater der entfesselten und zugleich versöhnten Affekte und damit auch

    Grußwort der Staatsministerin für Kultur und Medien

  • 54

    Donnerstag, 19. Juni 2014

    15.00 Uhr, Das Tietz - Musikbibliothek der Stadtbibliothek Chemnitz

    ROUNDTABLE | 20 JAHRE MBM 20 Jahre fördern, forschen, bewahren und begeistern

    Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Händelfestspiele Halle Martin Eifler, Referatsleiter Musik, Darstellende Künste, Sonderbereiche bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Professor an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg, Präsident der MBM Dr. Claus Oefner, bis 2002 Direktor des Bachhauses Eisenach und Gründungspräsident der MBM Dr. Christina Siegfried, Geschäftsführerin der MBM und Intendantin des HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFESTSClaus Fischer, Moderation Die Veranstaltung in Kooperation mit der Stadtbibliothek Chemnitz wird von MDR Figaro aufgezeichnet und am Sonnabend, dem 21. Juni 2014, um 22.00 Uhr in der Sendung „Figaro Spezial“ ausgestrahlt.

    18.00 Uhr, Bildersaal im Schloßbergmuseum

    FESTVORTRAG Musizierende Engel – Die Renaissanceinstrumente in der Begräbniskapelle des Doms zu Freiberg

    Veit Heller, Referent (Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig)

    20.00 Uhr, Schloßkirche Chemnitz

    FESTKONZERT | 20 JAHRE MBM Geistliche und weltliche Musik von Antonio Scandello, Hans Leo Hassler, Valentin Haussmann und Friedrich Weissensee, gespielt auf den Nachbauten der Engelsinstrumente im Freiberger Dom

    Musica Freybergensis

    David Erler, Altus Tobias Hunger, Tenor Rahel Mai, Violine Karen Ehlig, Viola Arno Jochem, Bassett-Geige Florian Wieninger, Bassett-Geige Roland Wilson, Zink Thomas Friedländer, Zink Detlef Reimers, Posaune Kentaro Wada, Posaune Adam Bregmann, Posaune Lee Santana, Laute und Zister Katharina Bäuml, Schalmei Peter Bauer, Perkussion

    Roland Wilson, musikalische Leitung

    Freitag, 20. Juni 2014

    9.30 Uhr, Exkursion in die Silbermann-Stadt Freiberg

    MUSIZIERENDE ENGEL Exkursion in die Universitäts-, Berg- und Silbermann-Stadt Freiberg mit ihren historischen Sehenswürdigkeiten, berühmten Silbermannorgeln und musizierenden Engeln im Dom

    Domorganist Albrecht Koch, Orgel Roberto Antonello, Orgel Maurizio Croci, Orgel

    Stadtführung: Magdalena Czolbe Exkursionsleitung: Claus Fischer

    19.00 Uhr, Stiftskirche „Zu Unserer Lieben Frauen“ Chemnitz-Ebersdorf

    MARE BALTICUM Wege von Chemnitz an die Ostsee – Kompositionen von Franz Tunder, Philipp Dulichius, Mogens Pedersøn u.a.

    Vocal Concert Dresden Chursächsische Capelle Leipzig

    Peter Kopp, musikalische Leitung

    21.30 Uhr, Trinitatiskirche Chemnitz-Hilbersdorf

    WIEDERENTDECKT Das vermisste Pembroke-Manuskript Virtuose Sonaten für Viola da gamba von Carl Friedrich Abel

    Thomas Fritzsch, Viola da gamba Shalev Ad-El, Hammerflügel und Cembalo

    Sonnabend, 21. Juni 2014

    10.00 Uhr, Städtische Musikschule Chemnitz

    PLAY OLD-FEEL YOUNG Workshops für alle jungen und jung-gebliebenen Fans of Early Music

    Sabine Petri und Leila Schoeneich, Blockflöten | Ulrike Titze, Violine | Fumiko Takano, Cembalo | Michael Metzler, Percussion Magnus Andersson, Laute | Doris Runge, Barockvioloncello Martin Lenz, Theaterspiel/Improvisation

    15.00 Uhr, Saal der Städtischen Musikschule Chemnitz

    PLAY OLD-FEEL YOUNG=FINALE FAMILIEN_MUSIK_THEATER: KÖNIG DROSSELBART Musizieren mit Dozenten und Teilnehmern der Workshops, Puppenspiel und Barockmusik für die ganze Familie

    Musitabor Puppentheater und Barockmusik

    18.00 Uhr, Dorfkirche Chemnitz-Kleinolbersdorf

    VESPER-MESSE UND KANTOREY-SCHMAUSS Ein Kapitel sächsisch-erzgebirgischer Kantoreigeschichte einschließlich eines geselligen Buffets

    Antje Gebhardt-Randazzo, Sopran Elisabeth Kraus, Sopran Johannes G. Schmidt, Bass

    Chemnitzer Vokalensemble | KMD a.D. Günter Schmidt, Leitung Convivium Musicum Chemnicense Hans-Hermann Schmidt, Moderation und musikalische Leitung

    Liturgie: Pfarrer Daniel Förster

    Das Programm

  • 6 77

    18.00 Uhr, Schloßkirche Chemnitz

    MOTETTE Wort und Musik zur Andacht

    Vocalconsort labia vocalia Reiko Füting, musikalische Leitung

    St.-Petri-Schloß-Kantorei

    KMD Siegfried Petri, Orgel und musikalische Leitung

    19.30 Uhr, Schloßbergmuseum Chemnitz

    WANDELKONZERT Eine vielfältige Klang-Bild-Reise zwischen gestern und heute

    Mitglieder des Chemnitzer Barockorchesters

    Michael Metzler, Perkussion Doris Runge, Barockvioloncello Magnus Andersson, Laute Leila Schoeneich, Blockflöten

    Martin Lenz, Lesung

    Vocalconsort labia vocalia Reiko Füting, musikalische Leitung

    9.30 Uhr, St. Markuskirche Chemnitz

    KANTATENGOTTESDIENST zum 1. Sonntag nach Trinitatis

    Ensemble Mitteldeutsche Kammerkantate Dominik Beykirch, musikalische Leitung Sebastian Schilling, Orgel

    Predigt: Pfarrer Tilo Jantz

    11.00 Uhr, Stadt- und Marktkirche St. Jakobi zu Chemnitz

    FESTGOTTESDIENST nach der Agenda für die Stadt- und Marktkirche St. Jacob 1714

    Agenda St. Jacob Christine Matschke, Sopran Uta Volkmar, Alt Stefan Kunath, Alt Benjamin Glaubitz, Tenor Friedemann Schmidt, Tenor Clemens Volkmar, Tenor Georg Streuber, Bariton Johannes G. Schmidt, Bass

    Predigt: Oberlandeskirchenrat i.R. Dr. Christoph Münchow Liturgie: Pfarrerin Dorothee Lücke

    15.00 Uhr, St. Markuskirche Chemnitz-Sonneberg

    ZOOWÄRTER JOHANN S. FANTASTISCHE REISE Ein Familientheaterkonzert für Kinder ab 4 Jahren

    Das musikalische Fabularium Christiane Wiese, Gesang Georg Zeike, Violoncello und Viola da gamba

    15.00 Uhr, Stadt- und Marktkirche St. Jakobi zu Chemnitz

    GROSSE & UNBEKANNTE Barocke Werke aus mitteldeutschen Musikarchiven

    Jugendbarockorchester Michaelstein BACHS ERBEN

    Raphael Alpermann, musikalische Leitung

    Das Konzert wird von MDR Figaro aufgezeichnet.

    19.00 Uhr, Kreuzkirche Chemnitz

    ABSCHLUSSKONZERT Glanzpunkte mitteldeutscher Barockmusik Werke von Gottfried Heinrich Stölzel und Johann Sebastian Bach

    Stephanie Kaiser, Sopran Julia Böhme, Alt Patrick Grahl, Tenor Cornelius Uhle, Bass

    Elfa Rún Kristinsdóttir, Violine

    Kammerchor der Kreuzkirche Chemnitz Chemnitzer Barockorchester

    Steffen Walther, musikalische Leitung

    Sonntag, 22. Juni 2014

    Einer der Freiberger Engel mit Bassgeige, vermutlich ein Instrument von Paul Klemm in Randeck

  • 8 9

    Fördern im komplexen Netzwerk

    20 Jahre MBM: Ein Gespräch mit der Geschäftsführerin, Frau Dr. Christina Siegfried

    Wessen Idee war die Gründung der MBM, Frau Dr. Siegfried?

    Eine Institution wie die Mitteldeutsche Barock- musik e.V. (MBM) hat immer viele Väter – und Mütter! Für mich, die ich keine Zeitzeugin bin, stellt sich das folgendermaßen dar: Eine solche Idee lag damals förmlich in der Luft, und sie war dringend notwendig mit Leben zu erfüllen; zugleich wurde sie fast parallel aus verschie-densten Perspektiven ins Auge gefasst, über-einstimmend für notwendig befunden und ihre Realisierung daraufhin angegangen. Aus den Erzählungen der damals Beteiligten und aus Sichtung der Unterlagen weiß ich, dass bereits ab 1993 auf Länder- wie auf Bundesebene vielfach Gespräche geführt worden sind. Es ging den Verantwortlichen in den führenden Institu-

    tionen, die sich mit der Erforschung und Pflege mitteldeutscher Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts befassten, als auch den Ver-tretern der Kulturabteilung des Bundesministeriums des Innern (BMI) und der Kulturministerien der Länder darum, wie mit dem reichen Schatz musikhistorisch wertvoller Bestände, Archiva- lien, Instrumente umzugehen war und wie man die Alte-Musik- Szene der drei mitteldeutschen Länder in ihrer Gänze unterstüt- zen könnte. Und was heute fast selbstverständlich erscheint – die mitteldeutsche Barockmusiklandschaft als ein historisch gewachsenes Ganzes zu betrachten, dementsprechend in ihrer Vitalität und Vielfalt zu bewahren und dies auch ländergrenzen- überschreitend zu befördern –, ist bei genauerem Hinsehen

    ganz und gar nicht selbstverständlich. Das macht das Instrument dieser Förderung, die MBM, tatsächlich zu etwas Besonderem und durchaus zu einem Beispiel erfolgreicher Kulturpolitik. Lassen Sie mich hier einmal konkret die Gründungsmütter und -väter benennen, denn sie gehören zu den entscheidenden Ideengebern, die sich damals „auf den Weg machten“: Dem ersten Präsidium gehörten als Präsident Dr. Claus Oefner, Direktor des Bach-Hauses Eisenach, und als Vizepräsidentin Dr. Ingeborg Stein, Direktorin der Forschungs- und Gedenkstätte Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz, an. Die weiteren sogenann-ten „geborenen Mitglieder“ waren Dr. Wolf Hobohm, Leiter des Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung Magdeburg, Prof. Dr. Hans-Joachim Schulze, Direktor des Bach-Archivs Leipzig, Prof. Dr. Wolfram Steude, Leiter des Schütz-Archivs Dresden, Monika Lustig vom Institut für Aufführungspraxis Michaelstein und Dr. Edwin Werner, Direktor des Händel- Hauses Halle. Von ihnen wurde der eingetragene, gemeinnüt-zige Verein „Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen“ am 4. Juli 1994 in Leipzig gegründet. Der etwas sperrige Name orientierte sich an ähnlichen Personengremien in der Politik, beispielsweise der Kultusministerkonferenz. Und es bildeten zunächst auch nur diese sieben Repräsentanten der genannten Institutionen die MBM. Erst 1997 wurde eine Satzungsänderung beschlossen, in deren Folge es nicht nur „geborene Mitglieder“ gab, sondern eine Mitgliedschaft allen Interessierten offen stand und das Präsidium aus ihren Reihen gewählt werden konnte.

    Im Mittelpunkt stand Anfang und Mitte der 1990er-Jahre zu-nächst die Überlegung, wie die Förderung der mitteldeutschen Barockmusik als eine Aufgabe, die die drei mitteldeutschen Län-der alleine nicht bewältigen konnten, als gemeinsame Leistung gebündelt und institutionalisiert werden könnte. Schwierigkeiten ergaben sich insbesondere daraus, dass die Interessen der drei

    Länder durchaus unterschiedlich gelagert waren, nicht zuletzt deshalb, weil die grundlegende Situation jeweils unterschiedlich war – und übrigens bis heute auch ist –, sowie aus der grund-sätzlichen Frage, welche Institutionen und Vorhaben in den Genuss einer Bundesförderung kommen könnten und welche in der Verantwortung der Länder beziehungsweise der Kommunen verbleiben sollten. Wiewohl es konkret auch um die Existenz der einzelnen Institu-tionen ging, richteten deren Leiter aufgrund ihrer wissenschaft-lichen Kompetenz den Blick über die eigene Einrichtung hinaus auf die Wahrung des reichen Gesamterbes. Dieses sollte in all seinen Facetten – Forschung, Dokumentation, Aufführung – ab- gesichert werden. Und das konnte nur durch eine länderüber-greifende Förderung gewährleistet werden. Auf Länderebene wurde folglich eingehend diskutiert, welche Schwerpunkte eine Förderung setzen sollte, die auf die Barockmusik fokussiert ist. Könnte und sollte man sich alleine auf die so genannten „Leucht-türme“ beschränken? Das hätte ein stark selektives Vorgehen zur Folge gehabt. Und war es anderen Kulturinstitutionen gegenüber überhaupt zu vertreten, hier nur die Interessen der Barockmusik zu berücksichtigen? Der Reichtum der mitteldeut-schen Kulturlandschaft ging schließlich weit darüber hinaus! Zugleich ist eindeutig festzuhalten, dass aus dem Bundesinnen-ministerium starke Impulse für die Beschäftigung mit all diesen Fragen kamen. Da die Kulturförderung grundsätzlich Angele-genheit der Länder ist, sah der Bund das Problem, von sich aus nur wenige herausragende Projekte als sogenannte „Leuchttür-me“ unterstützen zu können. Gleichwohl bestand ein Interesse des Bundes für die mitteldeutsche Barockmusik als Gesamtheit. Das Leipziger Bacharchiv beispielsweise konnte problemlos als „Leuchtturm“ eingestuft und damit vom Bund gefördert wer-den, aber wo genau sollten bei dem reichen und vielgestaltigen mitteldeutschen Kulturerbe die Grenzen gezogen werden? Wo bestand ein eindeutiges Bundesinteresse? Der Vorstoß aus Bonn,

    eine Konstruktion ins Leben zu rufen, die Bundes- und Länder-mittel gemeinsam einsetzen kann, stieß bei den Ländern auf großes Entgegenkommen. Dieses Vorgehen, das in Frau Dr. Gerti Peters als Vertreterin des BMI seine Impuls gebende Protagonis-tin besaß, zeugt auch aus heutiger Sicht von sehr hoher Agilität im Denken, Weitsicht sowie profunder Sachkenntnis. Und dann war schlussendlich die Frage der konkreten Institu-tionalisierung zu klären – eine ganz und gar nicht unkompli-zierte Frage. Eine Vereinsgründung als Zusammenschluss von Privatpersonen war angesichts der unterschiedlichen Landes- und Bundesregelungen wie der institutionellen Anbindung der Gründungsmitglieder, respektive deren Einrichtungen, die einzig realistische Lösung, um eine solche, von allen Seiten gewünsch-te, gemeinsame Förderinstitution rasch auf den Weg zu bringen. Die Leiter der maßgeblichen Einrichtungen der Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden somit als Privatpersonen die Gründungsmitglieder der MBM. Diese juristische Form war damals – und ist bis heute – nicht unumstritten, denn damit wird ein öffentlicher Auftrag, für den erhebliche öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, durch einen Verein wahrgenom-men, dessen Vorstand persönlich haftbar ist. Aber, und das ist zu betonen: Man fand gemeinsam einen Weg, der – auch über alle krisenhaften Situationen in den 20 Jahren des Bestehens des Vereins hinweg – ein bis in die Gegenwart gangbarer ist und der Bund und Länder im Bestreben eint, die einmalige barocke Musiklandschaft Mitteldeutschlands möglichst breit zu unter-stützen und überregional bekannt zu machen.

    Mit welchen Zielen ist die MBM zunächst angetreten?

    Grundlegendes Ziel war es, eine auf Kompetenz, Dauer und Zu-kunftsfähigkeit angelegte Sicherungsmaßnahme für die Aktivitä-ten rund um die mitteldeutsche Barockmusik zu ergreifen. Und dies im umfassenden Sinne. Es schien umso dringlicher, als

  • 10 11

    den Beteiligten der ersten Jahre klar war, dass der Begriff des ‚mitteldeutschen Kulturraums‘ durch die in der DDR geschaffe-nen Strukturen und kulturpolitischen Ansichten verschwiegen, in Frage gestellt worden beziehungsweise schon gar nicht mehr vorhanden war. Historisch gesehen bildete dieser Raum eine Einheit, und es bestand die Chance, diese Einheit wieder mit Le-ben zu füllen, auch wenn er sich in heutigen politischen Grenzen auf drei der „neuen Länder“ und Bereiche der angrenzenden „alten Länder“ verteilte. Das Bewusstsein von der Einheit dieses Kulturraums sollte aber unbedingt erhalten beziehungsweise wieder hergestellt werden. Den Gründungsmitgliedern, die als Wissenschaftler gewohnt waren, in größeren Zeiträumen und komplexen Zusammenhängen zu denken, war diese historische Bedeutung, die sie als überaus wichtig und prägend empfanden, absolut gegenwärtig.

    Man wagte sich damals also durchaus auf Neuland und suchte nach einem Modell, welches das Potential in sich trug, neben einer wissenschaftlichen, institutionsübergreifenden Arbeit, neben editorischer Tätigkeit und Publikation, neben direkt von der MBM verantworteten Veranstaltungen, Konzerten und Tagungen zugleich eine Struktur zu schaffen, die den Aufgaben einer übergreifenden Förderinstitution im oben genannten Sinne gerecht würde.

    Welche Aufgaben sollte die MBM ursprünglich erfüllen?

    Priorität hatten zunächst die Bereiche Wissenschaft und For-schung zur Sicherstellung und Bewahrung des wertvollen musi-kalischen Erbes. Das hat viel damit zu tun, dass die „geborenen

    Mitglieder“ in erster Linie von Haus aus Musikwissenschaftler waren. Nicht nur angesichts der Situation, dass man sich dem Aufgabenfeld erst einmal annähern musste, war das wohl auch das Drängendste und Wichtigste: Quellen zu sichern, Archive zu erschließen, eine Bestandsaufnahme zu machen, Konferen-zen für den kontinuierlichen Austausch zu organisieren sowie die Ergebnisse dieser Arbeiten auch zu publizieren und damit allgemein zugänglich zu machen. Als nächster Schritt sollten diese Erkenntnisse dann aber auch einem breiteren Publikum präsentiert und erlebbar gemacht werden. Von den 1990er- bis zur Mitte der 2000er-Jahre wurde sehr viel Geld in Forschungs-projekte, Publikationen sowie wissenschaftliche Veranstaltungen investiert. Die erste Arbeitsgruppe, die ihre Tätigkeit aufnahm, war die Redaktionskommission, die die Reihe der Denkmäler Mit-teldeutscher Barockmusik konzipierte und deren Editionsleitung Prof. Dr. Hans-Joachim Schulze übernahm. Es wurden zudem die Jahrbücher erstellt und die Schriftenreihe zur Mitteldeutschen Musikgeschichte begründet. Der erste Band der Denkmäler-Reihe ist dann 1997 erschienen; seither sind 13 weitere hinzu gekom-men. Aber, und das ist meine ganz persönliche Meinung, die Zeit solcher monumentalen Denkmäler-Ausgaben ist wohl doch vorüber – das sage ich durchaus mit Bedauern! Hinzu kommt, dass die ursprünglichen weitgreifenden Planungen leider nicht umgesetzt werden konnten. Vor dem Hintergrund eines verän-derten Rezeptions- und Nutzungsverhaltens und nicht zuletzt berücksichtigend, dass wir im gegenwärtigen digitalen Zeitalter ohnehin die Diskussion um gedruckte Ausgaben zu führen haben, aber auch angesichts deutlich gekürzter Mittel sowie im Sinne eines im Verhältnis von Aufwand und Nutzen stehenden Publika-tionsmediums musste in den letzten Jahren schließlich eine neue Lösung gefunden werden: 2012 haben wir die neue Reihe Forum Mitteldeutsche Barockmusik aufgelegt, eine variable und offene Reihe, die mit inzwischen drei vorliegenden und drei in Vorberei-tung befindlichen Bänden gut Fahrt aufgenommen hat.

    11

  • 12 13

    Im ersten Jahrzehnt der MBM wurden Werkverträge mit langen Laufzeiten für sehr spezielle Forschungsaufgaben vergeben be-ziehungsweise derartige Projekte aktiv unterstützt und finanziell gefördert, so unter anderem die Forschungen zur Erschließung von Quellenmaterialien zur mitteldeutschen Musikgeschichte, die Erfassung und Dokumentation historischer Musikinstrumente in nicht spezialisierten Museen und Sammlungen in Mitteldeutschland mit über 6.000 Objekten oder die Erschließung von Archiven zur Adjuvantenmusik in Thüringen. Eigene und in Kooperation ver-anstaltete Kongresse und Tagungen wie im Jahr 2000 Bach und seine mitteldeutschen Zeitgenossen in Erfurt und Arnstadt, vier Jahre später Mitteldeutschland im Glanz seiner musikalischen Re-sidenzen in Sondershausen und die zweiteilige Konferenz Wilhelm Friedemann Bach und die protestantische Kirchenkantate nach 1750 in Halle und Leipzig 2010 oder die Förderung der Konferenzen in

    Magdeburg, Leipzig und Weimar anlässlich des 300. Geburtstags von C.P.E. Bach 2014 seien beispielhaft genannt. Dieser Bereich ist also bis heute ein wichtiger Teil der Arbeit der MBM!Die Förderung des lebendigen Musiklebens, also eher die musik- praktische Seite, wie dies heute vorrangig über die laufende Pro-jektförderung der MBM erfolgt, wurde als unmittelbar folgender, nicht minder wichtiger Schritt betrachtet. Das alles sehe ich als eine Form der damaligen Aufgabenfindung für die MBM, wobei die Schwerpunkte von den einzelnen Vertretern, je nach ihrem eigenen Aufgabengebiet, unterschiedlich gesetzt wurden. Bereits 1995 gab es daher den ersten 1. Tag der Mitteldeutschen Barock-musik in Weißenfels, und die ersten, wenn auch noch wenigen Projekte erhielten eine Förderung. Schaue ich mir die Unterlagen von damals an, dann muss ich freilich ein wenig schmunzeln: Ein ausgefeiltes Antragsverfahren wie heute gab es noch nicht. Da lief sehr viel auf informeller Ebene und „auf Zuruf“ – was nur gut war, denn in diesen ersten Jahren galt es manchmal eher, die Ärmel hochzukrempeln und anzufangen, als zu schauen, wie man erst einmal Regeln und Formalien schriftlich fixiert.

    Wie haben sich die ursprünglichen Ziele und Aufgaben der MBM ansonsten verändert?

    Die Hauptaufgabe der MBM ist heute die Förderung unterschied-lichster Projekte im Bereich der mitteldeutschen Barockmusik. Quasi leitmotivisch fassen wir das für uns in die vier Begriffe FÖRDERN – FORSCHEN – BEWAHREN – BEGEISTERN. Diesem seit 2010 schwerpunktmäßig die Tätigkeit der MBM fassenden Motto ging die Bewältigung einer durchaus ernsten Krisensituation vo-raus, in der die Aufgabenstellung wie die Arbeitsweise der MBM in Gänze auf den Prüfstand kam. Ergebnis dieser Neudefinition damals war, dass die MBM in erster Linie ihre Fördertätigkeit profilieren sollte, jedoch mit dem speziellen Fokus auf diejeni-gen Komponisten, Werke, Instrumente etc., die im Besonderen

    mit der mitteldeutschen Barockmusik und ihrer europäischen Vernetzung verknüpft sind. Die MBM, der heute rund 60 Mitglie-der aus ganz Deutschland angehören, wird dafür im Rahmen einer Projektförderung in anteiliger Finanzierung mit 50% vom Bund – heute von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien – und zu je einem Sechstel von den drei Ländern – dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur – finanziert. Der durch den vorgegebenen Etat begrenzte Rahmen fordert die MBM als eine Förderinstitution mit beson-derer Zielsetzung zu einer bedachten und umsichtigen Arbeit heraus. Sie hat nicht den Auftrag einer Grundfinanzierung oder Daseinsförderung; es geht um den spezifischen Fokus, der spe-zielle Projekte möglich macht und den Blick für das Besondere schärft. Es ist mir wichtig, zu betonen, dass wir uns damit durch-aus von bestimmten Ursprungsaufgaben auch ganz bewusst gelöst haben bzw. auch lösen mussten: Die forschungszentrierte Sicht, die große Zahl von auch kleineren Eigenveranstaltungen und die breite Projektförderung im Sinne von A-Projekten mit eindeutigem Bundesinteresse und B-Projekten mit vorrangig Länder- oder Regionalinteresse lagen bis Mitte der 2000er-Jah-re wohl im Konsens aller Beteiligten. Zu dieser Zeit betrug der Etat auch noch 1 Million Euro; seit 2008 müssen wir jährlich mit 616.000 Euro auskommen. Das heißt, es mussten Dinge – zum Teil wirklich schweren Herzens – aufgegeben werden, anderes musste neu gestaltet und aktualisiert werden. Die Etatkürzung war schlussendlich die Folge einer Unzufriedenheit der Förder-mittelgeber, die nach mehr als zehn Jahren ein erstes Fazit ge-zogen hatten und die ihre Zielsetzungen nicht mehr in angemes-sener Weise umgesetzt sahen. Das Kuratorium formulierte die Forderung nach einer inhaltlichen Neuorientierung mit dem Ziel einer stärkeren überregionalen Ausstrahlung und einer engeren Zusammenarbeit der MBM mit den Forschungs- und Kulturzen-

    tren in den Ländern. Es ist nicht unzutreffend, dass damals die MBM durchaus in ihrer Existenz bedroht war und es grundlegen-der Anstrengungen bedurfte, einen neuen Weg zu beschreiten. Ende 2007 wurde das Präsidium neu gewählt, und Professor Dr. Wolfgang Hirschmann wurde neuer Präsident – und ist es bis heute. Ende 2008 schied die bisherige Geschäftsführerin, Frau Dr. Claudia Konrad, aus dem Amt, die die MBM von Anfang an nachhaltig und engagiert geprägt hatte. Im April 2009 trat ich ihre Nachfolge an. Die folgenden Jahre waren die des Ringens um eine – heute kann ich sagen erfolgreiche – Neuorientierung, in deren Folge es letztlich auch zu einem Generationswechsel gekommen ist.

    Was lässt sich grundsätzlich über die Zusammenarbeit mit den Partnern in der Politik sagen? In den ersten Jahren herrschte eine wohl von allen empfundene positive Aufbruchsstimmung: Man durfte und musste sich neue Tätigkeitsfelder erschließen und die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Da waltete nach übereinstimmenden Berichten ein sehr befruchtendes Zusammenwirken. Allmählich ergaben sich dann aber veränderte Ansichten der Partner; die kommunika-tiven Zeichen wurden wohl nicht richtig erkannt, was zu einem erheblichen Dissens führte. Als ich vor fünf Jahren meine Tätig-keit für die MBM begann, herrschte dann so etwas wie eine, ich würde sagen, „wohlwollende Wachsamkeit“. Wohlwollend, weil alle Seiten trotz der aufgetretenen Probleme der MBM die Chan-ce für einen Neustart zugestanden. Dafür wurde ihr eine gewisse Zeit eingeräumt, um Dinge zu verändern und neu in die Wege zu leiten. Für überzeugende Konzepte wurden Gelder in Aussicht gestellt und Unterstützung zugesagt. Die Frage war also, wie kann die Tätigkeit der MBM künftig und angesichts des verkürz-ten Budgets aussehen? Zunächst wurden die Inhalte der Arbeit in ihrem Profil geschärft, neue Fördergrundsätze beschlossen

    Preisträgerkonzert des Internationalen Telemann-Wettbewerbs 2003 – Preisverleihung mit Dr. Claudia Konrad, bis 2008 Geschäftsführerin der MBM (Foto: Andreas Lander)

  • 14 15

    und die Eigenveranstaltungen der MBM einer grundsätzlichen Evaluation unterworfen. Zugleich entwickelten wir ein neues, zeitgemäßes Corporate Design und es erfolgte ein umfassender Relaunch der Webpräsenzen und der PR-Arbeit insgesamt. Dafür wurden schon 2009 erste Mittel bewilligt. Ich empfand damals meine Arbeit in erster Linie als einen Schritt zur Versachlichung, ja, es war wie das Drücken einer Resettaste … In einem seither steten Meinungsaustausch und in offenen Gesprächen mit den Vertretern von Bund und Ländern wurden die gegenseitigen Vor-stellungen und Erwartungen klar gefasst, Vertrauen aufgebaut. Dank einer intensiven, sachorientierten neuerlichen Aufbauar-beit von Präsidium und Geschäftsstelle, gelangen Konsolidie-rung und Neuorientierung. Nicht zuletzt ist ein äußeres Zeichen für diesen umfassend gelungenen Neustart darin zu sehen, dass die Geschäftsstelle der MBM heute wieder mit zwei vollen Stel-len besetzt ist und eine neue Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern verabschiedet wurde. Heute kann ich, und das erfreut, von einer offenen und konstruktiven Zusammenarbeit berichten!

    Was würden Sie als die drei größten Errungenschaften der MBM benennen?

    Diese Frage ist für mich schwierig zu beantworten. Ich muss immer wieder sagen: Ich bin von der Fülle und Vielfalt dessen, was in diesen zwanzig Jahren seit 1994 realisiert wurde, tief be-eindruckt. Etwas heraus zu heben, fällt mir schwer. Von 1995 bis einschließlich 2014 wurden allein an die 700 Projekte gefördert. Das beinhaltet tausende Stunden Musik, tausende Besucher bei Konzerten und Veranstaltungen, hunderte Übertragungen durch Rundfunk und Fernsehen, zahlreiche Wiederentdeckungen und Erstaufführungen, tausende Seiten Dokumentation und wissen-schaftliche Editionen, vielbeachtete CD-Einspielungen, nationale und internationale Kooperationen ... Als wichtigste Errungen-schaft wäre also wohl festzuhalten, und da sind wir dem Ziel der Gründungsväter und -mütter der MBM deutlich näher gekom-men, dass es heute weit mehr Allgemeingut geworden ist, dass die mitteldeutsche Barockmusik nicht nur aus Bach, Händel und Telemann besteht, sondern ein vielfältiges, klang- und genuss-volles Gut unserer eigenen Geschichte und Tradition ist.

    Wenn ich aber nach dem für mich Bedeutsamsten in meiner bisherigen Tätigkeit für die MBM gefragt werde, dann ist es das HEINRICH SCHÜTZ MUSIFESTS! Dies ist nicht nur einzigartig in der deutschen Festivallandschaft insgesamt, es ist zugleich beispielhaft für die Arbeit der MBM selbst: In einem Netzwerk von Partnern – hier sind es die Heinrich-Schütz-Häuser in Bad Köstritz und Weißenfels und der Verein Dresdner Hofmusik e.V. – mit einem kompetent-fundierten Konzept und in einer zeitgemä-ßen Präsentation ist dieses Musikfest heute ein breit angelegtes Forum für die Musik des 17. Jahrhunderts, das regionale Spezifik und zugleich Internationalität zu vereinen mag. Aber er ist noch viel mehr. Letztlich vermag das Leben und Wirken dieses Kom-ponisten auch exemplarisch für die MBM und die mitteldeutsche Barockmusik in Vergangenheit und Gegenwart genommen zu werden: In Mitteldeutschland tief verwurzelt, in Europa weit vernetzt und Impulse gebend, offen für alles Neue, begierig das Ohr am Klang der Zeit und diesen Klang deutlich mitbestimmend, mit stets höchstem künstlerischen Anspruch und nicht zuletzt durchaus erfolgreich in der eigenen Vermarktung – welch eine Zielstellung und zugleich welch eine wunderbare Herausforde-rung auch an die MBM für die kommenden 20 Jahre!

    Gibt es denn für Sie ganz persönlich ein herausragendes Erlebnis mit der MBM?

    Ja, das gibt es tatsächlich: Das waren die Tage Mitteldeutscher Barockmusik in Zittau 2011. Da hat sich für mich erstmals der Traum erfüllt, dass dieses durch die drei Länder wandernde Musikfest an dem Ort, in dem es in diesem Jahr zu Gast war, wirklich angekommen ist und sich die Menschen vor Ort damit identifizieren. Ich war da durchaus zunächst etwas skeptisch: Daraus könnte ja auch ein „Wanderzirkus“ werden ... Aber in Zittau habe ich erstmals erlebt, dass die Tage Mitteldeutscher Barockmusik nicht nur Station machen, sondern Impulse geben

    können, die über das einmalige Erlebnis hinaus wirken und etwas hinterlassen können. Und seither ist das glücklicherweise immer wieder gelungen!

    Worin sehen Sie nun die wichtigsten Aufgaben der MBM für die nächsten Jahre?

    In der Antwort auf diese Frage muss ich zunächst rückblickend anmerken, dass mir die Bedrohlichkeit der Situation für die MBM bei meinem Amtsantritt vor fünf Jahren erst im Nachhinein wirk-lich bewusst wurde. Aus dieser Einsicht heraus kann ich sagen: Wir – das Präsidium, das Kuratorium, die Geschäftsstelle – haben die MBM seit 2009 wieder auf Erfolgskurs gebracht. Wir sind also auf einem guten Weg und müssen diesen konsequent weiter verfolgen. Das heißt, das begonnene Netzwerk weiter zu stärken, die Kooperationen weiterzuführen, neue Partner zu suchen, um unsere weit reichenden Pläne trotz geringeren Budgets verwirk- lichen zu können. Neben der weitblickenden Förderung der an uns heran getragenen Projekte dürfen wir dabei nie die hohe Qualität der eigenen Arbeit aus dem Blickfeld verlieren: Unsere eigenen Projekte, Publikationen und Veranstaltungen sind die Visitenkarte der MBM! Ich wünsche mir, und das nicht nur anlässlich des wunderbaren Jubiläums, das wir nun feiern, „daß es gut dauerhaft sey“, was laut zugehöriger Aktennotiz meinte, dass der berühmte Orgelbauer Trost mit seiner bis 1739 in Altenburg errichteten Orgel „in Aus-arbeitung ieder Stimme Eigenschafft und behöriger Lieblichkeit wohl reussiret habe.” In 20 Jahren MBM haben der Verein und all seine Partner so manches Mal „reussiret“, also mit Erfolg gewirkt und Anerkennung gefunden. Mein Wunsch für mindestens weitere 20 Jahre wäre eben der: „daß es gut dauerhaft sey“!

    Das Gespräch führte Sabine Näher.

    Tage der Mitteldeutschen Barockmusik Altenburg 2009: Dr. Felix Friedrich, Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Robert Schneider und OB Michael Wolf (v.r.) an der großen Trost-Orgel der Schlosskirche (Foto: Jens Paul Taubert)

    Authentische und atmosphärisch einmalige Orte verbinden sich länderüber-greifend in einem einzigartigen Festival: Festliches Konzert zum HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST 2013 im Dom St. Peter und Paul in Zeitz.

  • 17161616666

    Hans Leo Hassler (1564–1612)Sesta e settima Intrade à 6 Beati Omnes Canzon 9. Toni à 8 aus: Sacri Concentus (Augsburg 1601)

    Friedrich Weissensee (1560–1622)Pacem tuam à 6 Judica me à 4 aus: Opus melicum (Magdeburg 1602)

    Hans Leo HasslerCanite Tuba aus: Sacri Concentus

    Friedrich WeissenseeJubilate Domino a 8 Quasimodo a 8 Homo Quidam paravit aus: Sacri Concentus

    ***

    Hans Leo HasslerQuarta Intrada à 6 Im kühlen Maien à 8 Ach weh der große Pein aus: Lustgarten neuer teutscher Gesäng (Nürnberg 1601)

    David Samenhammer (1539-1623)Preambulum Galliarde Tanz & Nachtanz Woln wir nimmer aus: Cister Tabulatur (MS. Chemnitz 1590)

    Hans Leo HasslerAll Lust und Freud Tanzen und springen aus: Lustgarten neuer teutscher Gesäng

    Valentin Haussmann (1560–1614)Passemeza, Represa aus: Rest von polnischen und andern Täntzen (Nürnberg 1603)

    AnonymusPass e mezzo

    Matthäus Waissel (1540–1602)Passe Mezzo aus: Tabulatura (Frankfurt/Oder 1573)

    Elias Nikolaus Ammerbach (um 1530–1597)Passametzo Itali, auff den langen duplen Tact Passemezzo und Galliarde aus: Orgel oder Instrument Tabulatur (Leipzig 1571/1583)

    Antonio Scandello (1517–1580)Imperium Augusti sit foelix aus: Thesaurus musicus (Nürnberg 1564)

    Donnerstag, 19. Juni 2014 | 20.00 Uhr, Schloßkirche Chemnitz

    FESTKONZERT | 20 JAHRE MBMWenn Engel musizieren

    Musica Freybergensis David Edler, Altus Tobias Hunger, Tenor Rahel Mai, Violine Karen Ehlig, Viola Arno Jochem, Bassett-Geige Florian Wieninger, Bassett-Geige Roland Wilson, Zink Thomas Friedländer, Zink Detlef Reimers, Posaune Kentaro Wada, Posaune Adam Bregmann, Posaune Lee Santana, Laute und Zister Katharina Bäuml, Schalmei Peter Bauer, Perkussion

    Roland Wilson, musikalische Leitung

    17Einer der Freiberger Engel mit Laute, nachweislich ein

    Instrument aus der Werkstatt von Georg Klemm in Randeck

  • 18 19

    Zwischen 1585 und 1594 erfuhr der Chorraum des Freiberger Doms, der bereits seit 1541 als Begräbnisstätte der wettinischen Fürsten diente, nach Entwürfen von Giovanni Maria Nosseni (1544–1620) eine glanzvolle Umgestaltung im Stil der italienischen Spätrenaissance. Im Zuge dessen wurden u.a. den Engelsputten unter dem Gewölbe 30 Musikinstrumente in die Hände gegeben, die vor 400 Jahren größtenteils spielbar oder zumindest zum Musizieren vorgesehen waren (auch für den Bau der Attrappen, beispielsweise der Posaunen, bildeten offensichtlich Werke sächsischer Instrumentenbauer die Vorlage). Ihr originaler, bis heute nahezu unveränderter Zustand macht sie zu einem einzig-artigen Ensemble des 16. Jahrhunderts. Die z.T. sogar signierten Instrumente dokumentieren die ältere sächsische Tradition des Instrumentenbaus und deren beginnende Synthese mit modernen italienischen Einflüssen.

    Die nach Nossenis Wünschen singenden und „mit allerley Sei-tenspiel und Instrumenten“ musizierenden Engelsputten, „von gebranten Zeuge gemacht und mit Kopper beleget“, stellen kein genau bestimmbares Ensemble dar, sondern widerspiegeln die Vielfalt typischer instrumentaler und vokal-instrumentaler Kom-binationen: die der „Cantoreyen“ und „Instrumentalisten“, der Bläserchöre mit Posaunen, Zinken und Schalmeien, des Streicher- ensembles sowie der Gruppe der sächsischen Bergsänger mit ihren Zistern, kleinen Geigen und Harfen, Trommeln und Triangeln, so, wie sie um 1600 in den Kirchen, zu festlichen Aufzügen oder zu Hochzeiten erklungen sein könnten. Hier, in der Begräbniskapelle und in 12 Metern Höhe, sollten sie von nun an ein immer währen-des Gloria in excelsis Deo verkünden und schlagen somit auch die Brücke hin zur Dresdener Hofmusik.

    Bezog man Musikinstrumente in die Dekoration von Kirchenräu-men und Orgelprospekten ein, wurden in der Regel ihre charakte-

    ristischen Formen durch die Bildhauer imitiert. Nur gelegentlich fanden auch echte Musikinstrumente Verwendung, und ein solches seltenes Beispiel stellen 21 der insgesamt 30 Musikinstrumente in der Begräbniskapelle dar: Es sind vier Cistern, vier Lauten, drei Harfen, fünf Geigeninstrumente, drei Schalmeien und zwei Gerade Zinken. Als hölzerne Attrappen sind zwei Posaunen, drei Krumme Zinken, zwei Schellentrommeln und zwei Triangel nachgebildet, je-doch wurden ihre wesentlichen Details sehr realitätsnah gestaltet.

    Praktische Überlegungen scheinen der Grund dafür gewesen zu sein, dass in Freiberg vor allem echte Instrumente eingebaut wurden: In den nahegelegenen Ortschaften Randeck und Helbigsdorf existier-te ein weit über die Grenzen Sachsens hinaus bekanntes Instru-mentenbauzentrum. Es bot sich als die einfachste und vermutlich kostengünstigste Lösung an, den Herstellern bereits vorhandene, fertige oder fast fertige Instrumente für die Gestaltung der Kapelle abzukaufen. Möglicherweise aber drückt sich hier aber auch eine beabsichtigte Reminiszenz an den ersten albertinischen Kurfürsten Moritz aus, über dessen monumentalem Kenotaph dieses Ensemble von Engeln gespielt wird: Während seiner Regentschaft wurde 1548 die kurfürstliche Hofkapelle neu gegründet, und kein Gerin-gerer als Johann Walter wurde ihr erster musikalischer Leiter.

    Von 1992 bis 2010, also fast 20 Jahre lang, erfolgte die Sanierung der Begräbniskapelle im Freiberger Dom. Für rund zwei Millionen Euro wurden hier in der kurfürstlichen Grablege vor allem das gotische Gewölbe und die manieristische Stuckdecke restauriert. Insgesamt befinden sich in der Kapelle 29 Grabplatten und 21 Sar-kophage. Bestattet wurden u.a. Heinrich der Fromme (1473–1541, Stifter der Kapelle), Moritz von Sachsen (1521–1553, Begründer des albertinischen Kurstaates) und sein Bruder, August von Sach-sen (1526–1586).

    Während der Sanierungsarbeiten wurde 2002 ein Gerüst aufgestellt, so dass die Engel mit ihren Instrumenten für Musikwissenschaftler und Restauratoren zugänglich wurden. Dadurch ergab sich die ein-malige Möglichkeit, ein bereits seit Jahren laufendes Forschungs- projekt zu intensivieren. Mit Hilfe modernster wissenschaftlicher Methoden gelang eine ausführliche Dokumentation der Instrumente. Einher damit gingen Archivforschungen, Konferenzen, Workshops, Ausstellungen im In- und Ausland, CD- und Buchpublikation. Zu-gleich wurden die Voraussetzungen geschaffen, um unter Verwen-dung der alten Technologien originalgetreue, spielbare Musik- instrumente zu bauen. Diese Kopien sehen nun so aus, wie ihre Vorbilder zu ihrer Entstehungszeit, allerdings bevor sie die bronze- farbene Fassung als „Engelsinstrumente“ erhielten. Gleichzeitig konnten an den Originalen dringend notwendige konservatorische Maßnahmen durchgeführt werden – klimatische Einflüsse und Schädlingsbefall waren nicht spurlos an ihnen vorübergegangen.

    Eine Forschungsgruppe, bestehend aus mehr als 70 renommierten Wissenschaftlern und Mitarbeitern von 20 Institutionen (Museen, Forschungslabors, Hochschuleinrichtungen etc.) aus der gesamten Bundesrepublik, der Schweiz und den USA, bearbeitete von 2002 bis 2006 den für die Musikwissenschaft und für die Sächsische Kulturgeschichte in herausragender Weise bedeutsamen Schatz historischer Musikinstrumente. Die Leitung und Koordination dieses großen Projektes hatten Veit Heller und Prof. Dr. Eszter Fontana vom Institut für Musikinstrumentenforschung „Georg Kinsky“ e.V. in Leipzig inne. Einen auch für die MBM heraus- ragenden Höhepunkt bildete 2004 ein Konzert auf den Nachbauten der „Engelsinstrumente“ im Freiberger Dom mit mehr als 1.200 Zuhörern. – Nun, zehn Jahre später, schreibt das Festkonzert in der Schloßkirche Chemnitz diese Erfolgsgeschichte aus Fördern, Forschen, Bewahren und Begeistern auf besondere Weise fort.

    Christina Siegfried

    Rosette und Steg mit gespannten Saiten einer Cister aus dem Freiberger Dom

  • 2120

    Freitag, 20. Juni 2014 | 9.30 Uhr, Freiberg

    MUSIZIERENDE ENGELExkursion in die Universitäts-, Berg- und Silbermann-Stadt Freiberg

    Freiberg fasziniert mit seinem mittelalterlichen Stadtkern, seinen historischen Sehenswürdigkeiten und seinen klangschönen Orgeln. Deren berühmteste wurde vor genau 300 Jahren fertiggestellt, womit die Große Silbermannorgel im Dom ein gewichtiges Jubi-läum feiert! Doch nicht nur dies: Vor genau 420 Jahren wurde die kurfürstliche Grablege in ihrer einzigartigen Ausstattung vollendet, zu deren Ausschmückung „mit allerley Seitenspiel und Instrumen-ten“ musizierende Engelsputten gehören. Diese 30 Instrumente sind in nahezu unverändertem Zustand erhalten, was die musi- zierenden Himmelskinder zu einem einzigartigen Ensemble des 16. Jahrhunderts macht. – Bestaunen Sie die historische Innen-stadt, erleben Sie eine exklusive Führung durch die Begräbnis-kapelle und schwelgen Sie in den grandiosen Klängen zweier Silbermannorgeln!

    9.30 Uhr, Parkplatz an der Johanniskirche Chemnitz Begrüßung und Abfahrt Exkursionsleitung: MDR-Moderator und Orgelexperte Claus Fischer

    10.30 Uhr, Historische Innenstadt Freiberg Stadtführung „Auf den Spuren Silbermanns“ Magdalena Czolbe, Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V.

    12.00 Uhr, Jakobikirche Mittagsmusik an der Silbermannorgel Interpreten der ECHO – European Cities of Historical Organs

    Johann Sebastian Bach (1685–1750)Alla breve BWV 589

    Benedetto Marcello (1686–1739)Cantabile Es-Dur Fuga e-Moll

    Carlo Fontebasso (1852–1911)Allegretto Pastorale I

    Niccolò Moretti (1764–1821)Concertino

    Roberto Antonello (Treviso), Orgel

    Johann Sebastian Bach (1685–1750)Toccata in d BWV 913 Andante BWV 964 Fuga in F BWV 540/II

    Maurizio Croci (Fribourg), Orgel

    13.00 Uhr, Gasthaus Stadtwirtschaft Freiberg Mittagspause wahlweise deftig-böhmisch oder köstlich-vegetarisch

    15.00 Uhr, Dom St. Marien zu Freiberg Führung durch den Dom und die Grabkapelle Orgelmusik an der Großen Silbermannorgel Domorganist Albrecht Koch

    Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V. und der Ev.-Luth. Domgemeinde Freiberg

    Engel an der Großen Silbermannorgel im Freiberger Dom(Foto: Gottfried-Silbermann-Gesellschaft / Otto Schröder)

    Konzert während der 20. Silbermann-Tage 2013 im Dom zu Freiberg(Foto: Gottfried-Silbermann-Gesellschaft / René Jungnickel)

  • 22 232333

    FREITAG, 20. JUNI 2014 | 19.00 Uhr, Stiftskirche „Zu Unserer Lieben Frauen“ Chemnitz-Ebersdorf

    MARE BALTICUMWege von Chemnitz an die Ostsee

    StettinPhilipp Dulichius (1562–1631)Also hat Gott die Welt geliebet PDV 330 aus: Primus tonus centuriae senarum vocum (Stettin 1630)

    DanzigAndreas Hakenberger (um 1574–1627)Exsultate iusti in Domino aus: Pelpliner Orgeltabulatur (Zisterzienserabtei Pelplin, um 1630)

    Stettin/Königsberg/Wismar/KopenhagenAdrianus Petit Coclico (1499/1500 – nach September 1562)Nulla quidem virtus Hochzeitsmotette für Sigismund II. August von Polen und Elisabeth von Österreich (Krakau 1543)

    LübeckFranz Tunder (1614–1667)Hosianna dem Sohne David aus: Düben-Sammlung, Universitätsbibliothek Uppsala

    RigaCaspar Springer (um 1620 – um 1690)Komm herbei, Gott Apollo & Serenade Was soll, ihr Gäste, die Traurigkeit sein? Hochzeitlicher Braut-Tantz für German Meiners und Sophia von Dunte (Riga 1654)

    Riga/KönigsbergCaspar Springer (2. Hälfte 17. Jh.)Stillt die Tränen, höret auf aus: Letzte Ehren-Bezeigung für Dieterich Rigemann, (Königsberg/Tharau 1691)

    KönigsbergJohannes Eccard (1553–1611)Dic Dea quæ nenorum resonas Hochzeitsmotette für Andreas Schmidt und Elisabeth Reimer (Königsberg/Tharau 1691)

    DanzigNikolaus Zangius (um 1570–1619)Mancher Gesell urteilet schnell aus: Ander Theil Deutscher Lieder (Wien 1611)

    Königsberg/KopenhagenHeinrich Albert (1604–1651)Wem darfst du am Glücke weichen Hochzeitslied für Kronprinz Christian von Dänemark und die Kurprinzessin Magdalena Sybille von Sachsen als Parodie Bekehrung zum Herren Christo in: Fünffter Theil der Arien oder Melodeyen (Königsberg 1642)

    Kopenhagen/DresdenHeinrich Schütz (1585–1672)O der großen Wundertaten SWV 278 Hochzeitslied für Kronprinz Christian von Dänemark und die Kurprinzessin Magdalena Sybille von Sachsen aus: An HochPrintzlicher Durchläuchtigkeit zu Dennenmarck vnd Norwegen etc. Beylager (Kopenhagen 1634)

    Kopenhagen/VenedigMogens Pedersøn (um 1585–1623)O che soave bacio aus: Madrigali a cinque voci, Libro primo (Venedig 1608)

    KönigsbergJohannes Stobæus (1580–1646)Gott einen hellen Wunderstern Lutherisches Jubel- und Danklied, wegen Erhaltung der vor 100 Jahren übergebenen Augsburgischen Glaubens-Bekenntniss. Anno 1630 aus: Ander Theil der Preussischen Fest-Lieder (Königsberg 1644)

    RostockDaniel Friderici (1584–1638)O quam dulce aus: Viridarium musicum sacrum, sive cantiones sacræ (Rostock 1625)

    StockholmGustaf Düben d. Ä. (um 1628–1690)Veni Sancte spiritus aus: Düben-Sammlung, Universitätsbibliothek Uppsala

    StettinPhilipp DulichiusNun bitten wir den Heiligen Geist PDV 329 aus: Primus tomus Centuriæ senarum vocum (Stettin 1630)

    Vocal Concert Dresden Chursächsische Capelle Leipzig

    Peter Kopp, musikalische Leitung

  • 24 25

    ke zwischen 1588 und 1630 finden sich Widmungen zu Hochzeiten, Beerdigungen und an Standespersonen, zu denen seine Dienst- herren Barnim X., Bogislaw XIII., Philipp II., Franz und Bogislaw XIV. sowie Adlige und Amtsträger aus ganz Pommern zählen. Doch blieb er seine sächsischen Heimat in Korrespondenz verbunden und richtete einige Widmungen an sächsische Adressaten, darun-ter einen Jahrgang lateinischer Evangelienmotetten (Novum opus musicum, Stettin 1599, Fasciculus novus, Stettin 1598) an den Rat der Stadt Chemnitz.

    Das vorliegende Programm beschreibt eine musikalische Rund- reise zu ausgesuchten Musikstädten im Ostseeraum des 16. und 17. Jahrhunderts und reiht die musikalische Preziosen Dulichius’ und seiner komponierenden Zeitgenossen wie Perlen an einer Schnur auf. Die Auswahl berührt sowohl liturgische Musik (in den Außenteilen) als auch Musik für sekulare Anlässe (Mittelteil). Neben der langen kirchenmusikalischen Tradition entwickelten sich Gelegenheitsmusiken zu Anlässen wie Hochzeiten, Trauerfei-ern, Gratulationen und Politika im Ostseeraum gegen Ende des 16. Jahrhunderts und etablierten sich im Laufe des 17. Jahrhun-derts zu einer gesellschaftlich dominanten Gattung, die typisch, spezifisch und identitätsstiftend für den Ostseeraum war.

    Christoph Koop

    Ein Sachse in Pommern

    Ein barocker Kontrapunkt zu Chemnitz’ industrieller Identität ist das Leben und Werk des Chemnitzer Musikers und Komponisten Philipp Dulichius. Sein Vater, der Tuchmacher und -händler Caspar Deulich (auch Deilich, Teilich, Dulichs), bestimmte als Stadtrichter und siebenmaliger Bürgermeister über mehr als drei Jahrzehnte das öffentliche Leben maßgeblich mit. Sohn Philipp ging mit 17 Jahren zum Studium an die Universitäten nach Leipzig (ab Som-mersemester 1579) und nach Wittenberg (ab Sommersemester 1580) und bezog als „Professor et Musicus“ im Sommer 1587 seine Lebensstellung in Stettin am Hof von Herzog Johann Friedrich von Pommern-Stettin (1542–1600). Er hatte als Kantor an der vom Hof genutzten Marienkirche und am Fürstlichen Pädagogium vor allem für die musikalische Ausbildung der Schüler desselben zu sorgen sowie bei Festlichkeiten des herzoglichen Hofes „mit Musik aufzuwarten“. Das Pädagogium wurde als vermittelnde Lehran-stalt zwischen Lateinschule und Universität von den Herzögen Barnim IX. und Philipp I. (Johann Friedrichs Vater) – vergleichbar den sächsischen Fürstenschulen – im Jahr 1543 gegründet und als „Kleinod“ des ganzen Herzogtums bekannt.

    Dulichius’ Œuvre ist annähernd vollständig als Kirchenmusik der Marienkirche entstanden, verweist jedoch durch seine verschiede-nen Widmungen und Anlässe auf Potentaten und eine allgemeine Öffentlichkeit seiner Musik. In den 14 Originaldrucken seiner Wer-

    Sonata B-Dur A 2:45 Vivace – Adagio – Tempo di Menuet

    Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784)Polonaise e-Moll (Andante) F12,8 für Cembalo solo

    Carl Friedrich AbelSonata F-Dur A 2:47 Moderato – Adagio – Men[uet]

    Sonata G-Dur A 2:48 Allegro – Adagio – Tempo di Menuetto

    Sonata D-Dur A 2:50 Allegro – Adagio – Allegretto

    Thomas Fritzsch, Viola da gambaViola da gamba von Johann Casper Göbler, Breslau 1784 Viola da gamba „Lady Amber“, Holleschau (Mähren) 1774

    Shalev Ad-El, Cembalo und Pianoforte

    Moderne Erstaufführung des Gesamtzyklus‘ Abels am 19. Juni 2014 zum Bachfest Leipzig 2014 am 20. Juni 2014 zu unMittelBARock! Chemnitz

    Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Ev.-Luth. Trinitatiskirchgemeinde Chemnitz-Hilbersdorf

    Freitag, 20. Juni 2014 | 21.30 Uhr, Trinitatiskirche Chemnitz-Hilbersdorf

    WIEDERENTDECKTDas vermisste Pembroke-Manuskript

    Carl Friedrich Abel (1723–1787)Zehn Sonaten für Viola da gamba solo und Basso aus dem Besitz von Lady Elizabeth Herbert, Countess of Pembroke and Montgomery, Sammlung Kulukundis

    Sonata E-Dur A 2:42 Modorato – Adagio – Tempo di Menuet

    Sonata A-Dur A 2:51 Modorato - Adagio - Tempo di Menuet

    Sonata D-Dur A 2:49 Modorato – Adagio – Men[uet]

    Johann Sebastian Bach (1685–1750)Allegro e-Moll BWV 1019 für Cembalo solo

    Carl Friedrich AbelSonata B-Dur A 2:46 Allegro – Adagio – Menuet

    Sonata g-Moll A 2:44 Modorato – Adagio – Tempo di Menuet

    *** Sonata Es-Dur A 2:43 Vivace – Adagio – Menuet

    Ansicht der Stadt Chemnitz aus Topographia superioris Saxoniae, Thüringiae, Misniae, Lusatiae etc. von Matthäus Merian aus dem Jahr 1650

  • 26 27

    „Es war eine Zeit, und sie ist noch nicht so lange verflossen, da Abel für die musikalische Welt, den Ton angab; – da alles Abelisch war.“ (C.F. Junker, 1776) Als am 20. Juni 1787 Carl Friedrich Abel in London an den Folgen jahrelanger Alkoholexzesse starb, brach die musikalische Welt Europas in Klagerufe aus. „Noch kurz vor seinem Tode spielte er ein neu verfertigtes Solo, worüber selbst seine wärmsten Bewun-derer erstaunten“, erfahren wir durch Ernst Ludwig Gerber. Sieben Jahre später, 1794, inserierten die Londoner Buchhändler Evan & Thomas Williams in The Morning Herald den Verkauf eines umfang-reichen Konvoluts Abelscher Manuskripte, darunter „Zehn Soli, im Manuskript, von Abel, von seinen letzten Kompositionen, und welche er selbst in den Hanover-square Concerts spielte“. Genau 200 Jahre danach wurde im Auktionshaus Sotheby’s ein in Leder gebundenes Konvolut bis dahin unbekannter Abelscher Gambenwerke von einem der bedeutendsten Privatsammler unse-rer Tage ersteigert, welches aus 10 Sonaten und 4 Duetten besteht. Bereits 1882 waren diese Manuskripte durch die Auktionare Puttick & Simpson an den Amateur-Gambisten Edward Payne verkauft und wie folgt angekündigt worden: „Abel (C.F.) Vierzehn Duette [sic] für Viol da Gamba und Violoncello, geschrieben für seinen Schüler, Lord Pembroke. In Abels eigenhändiger Schrift und unveröffent-licht, und weist die Signatur von Lady Elizabeth Pembroke auf dem Vorsatzblatt auf, Halb-Kalbslederband.“ Elizabeth Herbert, Countess of Pembroke and Montgomery (1737–1831), eine Schülerin Abels, war mit Henry Herbert, dem 10th Earl of Pembroke, verheiratet. Lady Pembroke spielte Gambe und ihr Mann Violoncello und Fagott. Dieser Konstellation verdanken wir vier großartige Duette für Viola da gamba und Violoncello. Die zehn Sonaten für Viola da gamba und Basso in teils außergewöhnlichen Tonarten verblüffen durch ihre Modernität. Wären die notierten Fingersätze für hohe Lagen und „schleifende“ Finger nicht zwei-felsfrei von Abels Hand – wir würden sie für Ergänzungen aus dem

    19. Jahrhundert halten! Anregungen dazu empfing Abel möglicher- weise ab 1782 während seiner zahlreichen Parisaufenthalte von dem ihm vertrauten Amateur-Geiger und Musikmäzen Charles Ernest Baron de Bagge: „Er spielte schlecht Bratsche und noch schlechter Violine, hielt sich aber für einen Virtuosen ersten Ranges und behauptete eine ganz neue Methode des Violinspiels erfunden zu haben, welche in einem Auf- und Niederglitschen [d.i. gleiten] mit demselben Finger auf den Seiten, ohne alle weitere Applicatur, bestanden haben soll. Die größten Künstler aller Nationen, und darunter Männer wie Viotti, mußten bei ihm Unterricht nehmen, um seine Manier kennen zu lernen, wofür er ihnen jede Lection, die sie von ihm empfingen, mit einem Louisd’or bezahlte.“ Sollte auch Abel in den zweifelhaften Genuss des Unterrichtes in der neuen Methode gelangt sein? Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese Spätwerke Abels identisch mit jenen eingangs erwähnten „Zehn Soli“ sind, die die Gebrüder Williams 1794 zum Verkauf anboten, und damit Abels Opus ultimum, seinen Schwanengesang, bilden! Wohl darum finden wir auf dem Vorsatzblatt der Noten einen Nachruf auf Abel aus den London Chronicle aufgeklebt.

    Thomas Fritzsch

    (Fot

    o: In

    gulf

    H. T

    hiem

    ann)

    Letzte bekannte Abbildung Abels: „Solo on the Viola di Gamba / Mr Abel“ Radierung von William Nelson Gardiner, London Juli 1787 (Privatbesitz Thomas Fritzsch)

  • 28 29

    play old – feel young=finale Familien_Musik_Theater vom König Drosselbart

    Sonnabend, 21. Juni 2014 | 10.00–15.00 Uhr, Städtische Musikschule

    play old – feel young Keiner ist zu jung für Alte Musik! Workshops für junge und jung-gebliebene Fans of Early Music

    Sonnabend, 21. Juni 2014 | 15.00 Uhr, Saal der Städtischen Musikschule

    Musizieren mit Dozenten und Teilnehmern der Workshops Puppenspiel und Barockmusik für die ganze Familie

    Teilnehmer der Workshops

    Musitabor Puppentheater und Barockmusik

    Doris Runge, Viola da gamba und Barockvioloncello Magnus Andersson, Laute

    Leila Schoeneich, Blockflöten Michael Metzler, Perkussion Martin Lenz, Puppenspiel

    Ganz klar: Hochmut kommt vor dem Fall! Die schöne und stolze Königstochter soll auf Wunsch ihres Vaters heiraten, doch sie verspottet alle Freier, besonders jenen, den sie wegen seines schiefen Kinns den „König Drosselbart“ nennt. Da platzt dem Vater der Kragen, und er bestimmt, sie müsse den Erstbesten heiraten, der an den Königshof kommt – und sei es ein armer Bettler …

    Tolle Alte Musik und ihre Instrumente zum Kennenlernen und Ausprobieren. Versierte Interpreten der Alten Musik freuen sich als Dozenten in den unterschied- lichen Workshops auf das gemeinsame Musizieren. Ein Theater-Workshop für Kinder rund um Die Bremer Stadtmusikanten lädt zum Spielen und Improvisieren auf der Bühne ein. Zum Abschluss gibt es ein gemeinsames Musizieren von Dozenten und Teilnehmern und das Familien_Musik_Theater vom König Drosselbart mit Puppenspiel und Barockmusik.

    10.00 Uhr Begrüßung und musikalischer Auftakt 10.30–12.30 Uhr Workshops | gemeinsames Musizieren 12.30–13.30 Uhr Mittagspause 13.30–14.45 Uhr Workshops | gemeinsames Musizieren 15.00 Uhr Finale

    Sabine Petri und Leila Schoeneich, Blockflöten Ulrike Titze, Violine Fumiko Takano, Cembalo Michael Metzler, Perkussion Magnus Andersson, Laute Doris Runge, Barockvioloncello Martin Lenz, Theaterspiel/Improvisation

    Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Städtischen Musikschule Chemnitz

    Städtische Musikschule Chemnitz

  • 3130

    2 6 . S e p t e m b e r b i s 1 2 . O k t o b e r

    N O R D D E U T S C H E I M P U L S E

    Weser-Renaissance Bremen

    Hamburger Ratsmusik

    Kesselberg Ensemble

    Telemannisches Collegium Michaelstein

    Les Amis de Philippe

    Bell‘arte Salzburg

    www.gueldener-herbst.de

    V e r a n s t a l t e r :

    Spielorte:Weimar, Erfurt, Wandersleben, Sondershausen, Eisfeld,

    Dornburg, Bad Liebenstein, Rudolstadt, Auerstedt

    f e s t i va l a lt e r m u s i K I N T H Ü R I N G E N

    Sonnabend, 21. Juni 2014 | 18.00 Uhr, Dorfkirche Kleinolbersdorf

    VESPER-MESSE UND KANTOREY-SCHMAUSSEin Kapitel sächsisch-erzgebirgischer Kantoreigeschichte

    Samuel Scheidt (1587–1654)Magnificat IX.Toni für Orgel solo aus: Tabulatura nova II. Teil

    Philipp Dulichius (1562–1631)Ehre sei Gott dem Vater. PDV 230 (Gloria patri)

    Johann Georg Reuschel (2.Hälfte 17.Jh.)Missa Quarta / Kyrie & Gloria á 6 & B.c. aus: Decas missarum sacrum (1666) (Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien)

    Philippus Avenarius (1552–1618)Appropinquante Jesu (Lukas 7, 11-17) Die Auferweckung des Jünglings zu Nain (Bayerische Staatsbibliothek)

    Johann Wilhelm Zachow (1663–1712)Ach Gott sieh´ mich mit Gnaden an Kantate für Bass, Streicher und Basso continuo (Kantoreiarchiv Augustusburg)

    Andreas Hammerschmidt (1611–1675)Halleluja. Nun danket alle Gott 2 Arien für 2 Soprane und Doppelchor (Andreas Möller Archiv/Geschwister-Scholl- Gymnasium Freiberg)

    Kantory-Schmauß nach alten sächsischen Kantoreiordnungen: §1 … von der Kirch´ eine notdürftige Mahlzeit und ein Vierthel zu mehrerer Anreitzung und Beförderung der Music mit Zwickelbier aus dem Brauhaus Einsiedel

    Von denen Exercitiis und Convivio§6 … soll. nach dem Essen Gott … zur Danksagung vocaliter und instrumentaliter etliche Stücke musiciret werden

    „Wollte sie nur, wie sie sollte …“ Heiteres Musizieren – auch zum Mitsingen Kompositionen von u.a. Christoph Demantius, David Pohle, August Bernhard Herbing, Christian Gottlob Neefe, Georg Joseph Vogler, Johann Gottfried Walther, Dietrich Buxtehude

    Antje Gebhardt-Randazzo, Sopran Elisabeth Kraus, Sopran Johannes G. Schmidt, Bass

    Chemnitzer Vokalensemble KMD a.D. Günter Schmidt, Leitung

    Convivium Musicum Chemnicense Hans-Hermann Schmidt, Violine Bärbel Forster, Blockflöten und Violine Annette Drossel, Blockflöten und Viola da gamba Eckbert Reuter, Viola Steffen Albert, Fagott Hans-Joachim Rißmann, Violoncello Wolfgang Schubert, Cembalo und Orgel Daekyu Park, Kontrabass

    Hans-Hermann Schmidt, Recherche, Bearbeitung, Dramaturgie und Moderation

    Liturgie: Pfarrer Daniel Förster

    Die barocke Dorfkirche mit ihrem Pfarrgut zu Kleinolbersdorf im grünen Gürtel von Chemnitz ist der rechte Schauplatz, um beste sächsische Kantoreitradition in gottesdienstlicher Form und Geselligkeit zu erleben. Werke von Scheidt, Dulichius, Hammerschmidt werden sinnfällig ergänzt durch jene, die im Verzeichnis der St. Jakobikirche zu Chemnitz, das unter den 284 Titeln allein des 17. Jahrhunderts acht Sammlungen mit Messkompositionen u.a. von Rosenmüller, Pezelius und Fabricius benennt, zu finden sind. Mit einem historisch oft belegten Kantorei-Schmaus findet der gottesdienstliche Teil mit Speis´ und Trank seine Fortsetzung. Geselliges Musizieren, verbunden mit Anekdotischem aus alten Kantorei-Ordnungen, beschließt den Abend im Sinne einer lebendigen Chorgemeinschaft im Dienste protestan-tischer Kirchenmusikpflege. Obwohl es keine eindeutigen Nachweise für den Erbauer der Orgel zu Kleinolbersdorf gibt, ist durch Forschungen von Adelheid Raschke erwiesen, dass dieses kleine, klanglich reizvolle Instrument von 1694 eines der fünf ältesten in Sachsen ist.

    Hans-Hermann Schmidt

  • 32 33

    Sonnabend, 21. Juni 2014 18.00 Uhr Schloßkirche Chemnitz

    MOTETTE Wort und Musik zur Andacht

    Michael Praetorius (1571–1621)Komm heiliger Geist, Herre Gott aus: Musae Sioniae oder geistlicher Concert Gesänge … Neundter Theil (Wolfenbüttel 1610)

    Heinrich Schütz (1585–1672)Das ist je gewisslich wahr SWV 277

    Michael PraetoriusVictimae paschali laudes aus: Musarum Sioniarum motectae et psalmi latini (Nürnberg 1607)

    Rudolf Mauersberger (1889–1971)Indroduction und Passacaglia a-Moll für Orgel solo

    Rudolf MauersbergerDankpsalm – Es ist ein köstlich Ding (1924) Psalm 92, 2-3

    Rudolf MauersbergerVertraut den neuen Wegen (1922) Psalm 92, 2-3

    Michael PraetoriusJubilate Domino aus: Musarum Sioniarum motectae et psalmi latini

    Philipp Dulichius (1562–1631)Ehre sei dem Vater

    Heinrich SchützDeutsches Magnificat SWV 494

    Vocalconsort labia vocalia Reiko Füting, musikalische Leitung

    St.-Petri-Schloß-Kantorei KMD Siegfried Petri, Orgel und musikalische Leitung

    Liturgie: Pfarrer Hans-Jürgen Kutter

    WHAT A WONDERFUL WORLD!

    Europäische Sommerphilharmonie und -Chor mit Lichterlabyrinth

    vom 18. bis 25. Juli in Chemnitz, Chomutov und Łód�

    2014

    www.sommerwerkstatt.com www.mozart-sachsen.de Die 2006 bis 2011 von der Orgelmanufactur Vleugels (Hardheim) erbaute Orgel der Schloßkirche Chemnitz mit ihrer modernen Oberflächenbemalung (Foto: Ines Escherich)

  • 3534

    Vollendete Zeugnisse gotischer Bildhauerkunst, zu Stein gewordene Gestaltungskraft menschlicher Kreativität, Meisterwerke der Renaissance, empfindsame literarische Texte, kundige Führungen, atmosphärische Musik zwischen alt und neu – ein Museum wird zum Klang-Raum, zum Ort einer Klang-Reise zwischen gestern und heute.

    Mitglieder des Chemnitzer Barockorchesters Almuth Reinhold, Barockvioline Martin Seemann, BarockvioloncelloEkkehard Hering und Friederike Schmidt, Blockflöte

    Doris Runge, Viola da gamba und Barockvioloncello Magnus Andersson, Laute Leila Schoeneich, Blockflöten Michael Metzler, Perkussion

    Martin Lenz, Lesung

    Vocalconsort labia vocalia Susanne Gorzny und Mechthild Kornow, Sopran Ulrike Nieder und Shirley Radig, Sopran Claudia Bandarau und Tabea Wollner, Alt Marko Meissner und Tobias Wollner, Tenor Lutz Balzer und Tobias Hammer, Bass

    Reiko Füting, musikalische Leitung

    Sonnabend, 21. Juni 2014 | 19.30 Uhr, Schloßbergmuseum Chemnitz

    WANDELKONZERTEine vielfältige Klang-Bild-Reise zwischen gestern und heute

    Das Chemnitzer Schloss ist eine ehemalige Klosteranlage, in deren Räumen, insbesondere im ehemaligen Kreuzgang und den daran anschließenden Räumen im Erdgeschoss, eine einzigartige Sammlung von spätmittelalterlichen Skulpturen bewahrt wird. Sie entstand als Kooperationsprojekt zwischen den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und den Kunst-sammlungen Chemnitz und vereint die besten Stücke beider, darunter das berühmte Chemnitzer „Heilige Grab“. Die Werke ermöglichen in ihrer Gesamtheit einen Überblick über die Schnitzkunst in Sachsen zur Zeit der Gotik.

    Die Ausstellung versteht sich zudem als Erinnerung an das Benediktinerkloster St. Marien, das sich bis 1544 in den heu-tigen Gebäuden des Schloßbergmuseums befand und zu den bedeutendsten Klöstern Sachsens gehörte. Die Aufhebung des Klosters erfolgte im Zuge der Reformation in Sachsen. In den 1540er-Jahren verließen die Mönche ihr Domizil, und die Besit-zungen wurden in das Eigentum der sächsischen Kurfürsten überführt. Unter Kurfürst Moritz erfolgten 1548/49 umfang-reiche Umbauten: Ursprünglich hatte er den Gebäudekomplex als seine Sommerresidenz vorgesehen, genutzt wurde er dann allerdings als Jagdschloss und Sitz der Gebietsverwaltung.

    Ebenso wie das Museum zur Stadtgeschichte von Chemnitz den Bogen durch die Jahrhunderte nachzeichnet, erkunden die musikalischen Stationen dieses Abends mehrere Epochen der Musikgeschichte: Werke von Arcangelo Corelli, Domenico Gabrielli und Giovanni Geronimo Kapsberger, Kompositionen von Diego Ortiz und Gottfried Finger, vokale Kostbarkeiten von Hans Leo Hassler und Michael Praetorius sind ebenso zu hören wie moderne Kontrapunkte von Sidney Corbett und Reiko Füting. Doch gerade ihnen ist Alte Musik stets eine Inspirationsquelle für heutiges Komponieren – immer wieder und immer wieder neu. Und so wird auch dieser Abend zu einer spannenden Klang-Reise zwischen den Zeitepochen.Holzskulptur einer Zinkbläserin von Michael Hegewald

    (vor 1595–nach 1640) (Schloßbergmuseum Chemnitz; Leihgabe Kirchengemeinde Neukirchen bei Chemnitz)

    Das Vocalconsort labia vocalia (Foto: Lothar Hennig)

    Das Heilige Grab, geschaffen vermutlich von Meister Jörg um 1480/90 (Schloßbergmuseum Chemnitz, ehemals St. Jacobikirche Chemnitz)

  • 3736 37

    Johann Sebastian Bach (1685-1759)Brich dem Hungrigen dein Brot BWV 39

    Ensemble Mitteldeutsche Kammerkantate Dominik Beykirch, musikalische Leitung

    Sebastian Schilling, Orgel 

    Predigt: Pfarrer Tilo Jantz

    Bachs für den 23. Juni 1726 in Leipzig komponierte Kantate ist ein eindringlicher Aufruf zur Nächstenliebe – eine scheinbar schlichte und klare Sache unserem Nächsten gegenüber. Doch muss auch Bach gewusst haben, dass dem nicht so ist zwischen den alltäglichen Fallstricken des Lebens, denn leise, eindring-lich, unaufgeregt gestaltet er dieses komplexe Gebilde aus Wort und Ton, auf dass es zu Herzen gehen möge.

    Sonntag, 22. Juni 2014 | 9.30 Uhr St. Markuskirche Chemnitz

    KANTATENGOTTESDIENSTzum 1. Sonntag nach Trinitatis

    Balthasar Crusius (1550–1630)Hymnus in Festo Trinitatis „O lux beata trinitas” aus: Praecipuorum anni Festorum Hymni Ecclesiastici (Chemnitz/Leipzig 1591)

    Philipp Dulichius (1562–1631)Ehre sei Gott dem Vater PDV 230 Motette à 7

    Nun bitten wir den Heiligen Geist PDV 329 Liedmotette à 6

    Rogo te pater Abraham PDV 143 Motette à 5 über das Evangelium

    Ecce quomodo moritur justus PDV 223 Motette à 7

    Psalm und Kyrie aus der Agenda für St. Jacob von 1714

    Sonntag, 22. Juni 2014 | 11.00 Uhr Stadt- und Marktkirche St. Jakobi

    FESTGOTTESDIENSTnach der Agenda für die Stadt- und Marktkirche St. Jacob 1714

    Chorus musicus: Agenda St. Jacob Christine Matschke,Sopran Uta Volkmar und Stefan Kunath, Alt Benjamin Glaubitz, Friedemann Schmidt und Clemens Volkmar, Tenor Georg Streuber, Bariton Johannes G. Schmidt, Bass

    Steffen Walther, Orgel 

    Predigt: Oberlandeskirchenrat i. R. Dr. Christoph Münchow Liturgie: Pfarrerin Dorothee Lücke

    Balthasar Crusius, Theologe, Lehrer und Autor von Schuldramen, wurde 1587 als Rektor an die Lateinschule in Chemnitz berufen. Nach weiteren Stationen kehrte er 1612 als Emeritus nach Kohren, später nach Chemnitz zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte. Für seine Schüler übersetzte Crusius zahlreiche altkirchliche Hymni und komponierte dazu vierstimmige Sätze für den Gebrauch in den Schulen. Mit dem Wirken seines jüngsten Sohnes, des späteren Bürgermeisters Atlas Crusius (1606–1679), als Kantor an der Jacobikirche ist ab Mitte des 17. Jahrhunderts ein Aufblühen der Kirchenmusik in Chemnitz verbunden. Wie in vielen mitteldeutschen Städten gab es auch hier ab ca. 1670 einen aus musikverständigen Bürgern beste-henden chorus musicus, der zu den hohen kirchlichen Feiertagen die vorrangig aus Lateinschülern bestehende Kantorei in der Aufführung anspruchsvoller vielstimmi-ger Werke unterstützte. Die Chemnitzer Agenda, ein im Pfarrarchiv der Jakobikirche erhaltenes Messbuch von 1714, legt eindrücklich Zeugnis davon ab, dass dies auch hier auf einem sehr hohen Niveau gepflegt wurde.

  • 3938

    Intendant: Prof. Hans-Christoph Rademann

    12. bis 21. September 2014

    BLICKETickets unter Tel. 0351 89510970 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen

    Informationen und Gesamtprogrammwww.musikfest-erzgebirge.de

    artist in residence 2014 Ars Nova Copenhagen

    Concerto Copenhagen

    Tickets: (01805) 700 733 www.schütz-musikfest.de

    10. – 19. OKTOBER 2014

    „eine herrliche Music

    anzuordnen“

    Sonntag, 22. Juni 2014 | 15.00 Uhr St. Markuskirche Chemnitz-Sonneberg

    ZOOWÄRTER JOHANN S. FANTASTISCHE REISEEin Familientheaterkonzert für Kinder ab 4 Jahren

    Viele bunte Geschichten mit Musik vom großen Johann Sebastian Bach

    Das musikalische Fabularium Christiane Wiese, Erzählerin und Gesang  Georg Zeike, Violoncello und Viola da gamba

    Johann S. – Zoowärter von Beruf und Bachliebhaber – wird während seiner Mittagspause vom Schlaf übermannt. Und wie es in Träumen manchmal so ist, vermischen sich seine geliebten Tiere und seine Lieblingsmusik zu einer fantastischen Traumreise voller herrlicher Klänge … Diese Geschichte ist bereits die dritte, die Christiane Wiese und Georg Zeike sich gemeinsam ausgedacht haben, und das als ein Auftragswerk für das Bachfest Leipzig 2014. Mag sein, dass sie dazu die Liebe zur Musik von Bach und die vielen Besuche im Leipziger Zoo inspiriert haben, in jedem Fall lohnt sich, einmal zu erfahren, was die Musik einem Zoowärter so für Bilder in den Kopf – und den Zuhörern Klänge in die Ohren – zaubert. Übrigens, wann wart Ihr eigentlich das letzte Mal im Tierpark Chemnitz?

    Eine Veranstaltung der Ev.-Luth. Kirchgemeinde St. Markus Chemnitz-Sonneberg

  • 4140

    Sonntag, 22. Juni 2014 | 15.00 Uhr, Stadt- und Marktkirche St. Jakobi Chemnitz

    GROSSE & UNBEKANNTEBarocke Werke aus mitteldeutschen Musikarchiven

    Anonymus Ouverture F-Dur für 2 Hörner, Streicher und Basso continuo* Ouverture – Paysan – Bourrée – Menuet – Plaisir

    Anonymus Concerto a-Moll für 2 Violinen, Streicher und Basso continuo* Allegro – Largo – Allegro

    Philipp Heinrich Erlebach (1657–1714) Ouverture V F-Du für Streicher und Basso continuo Ouverture – Air Entrée – Air qui se jouë alternativement avec le Trio – Courante – Bourrée – Marche – Rondeau – Chaconne

    * * *

    Johann Friedrich Fasch [?] (1688–1758)Ouverture G-Dur für 2 Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo* Ouverture – Aria – Bourrée – Aria – Jardiniers – Menuet I/II

    Johann Sebastian Bach (1685–1750) Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049 für Violino concertato, 2 Blockflöten, Streicher und Basso continuo Allegro – Andante – Presto

    Jugendbarockorchester Michaelstein BACHS ERBEN

    Jonas Zschenderlein, Marie Oesterlee, Solovioline Lars Bausch, Clemen Alpermann, Horn Laura Kießkalt, Tabea Seibert, Blockflöte Go Arai, Clément Diez, Oboe Giulia Eletta Breschi, Fagott Thilmann Albrecht, Cembalo

    Raphael Alpermann, musikalische Leitung

    Im Anschluss Gespräch zum Konzert mit Prof. Dr. Manfred Fechner

    Das Konzert wird von MDR Figaro aufgezeichnet.

    * Erstaufführung

    Das Jugendbarockorchester Michaelstein BACHS ERBEN ist in- zwischen auf den internationalen Konzertpodien angekommen und – neben der eigentlichen Bestimmung, junge Menschen in die faszinierende Welt des barocken Musizierens einzuführen, – ein ganz wunderbarer begeisternder Kulturbotschafter. Mit Neugier und großer Musizierlust erobern sich die jungen Leute Jahr für Jahr neue Werke – so auch für dieses Konzert im Rahmen von unMittelBARock! 2014: Mit Unterstützung eines Dozententeams der Akademie für Alte Musik Berlin unter Leitung von Raphael Alpermann wurde ein Programm konzipiert, das Musik großer und bekannter Meister des Barock mit Werken von Komponisten vereint, deren Namen uns nicht überliefert sind. Diese stammen z.T. aus mitteldeutschen Archiven, in denen sie jahrhundertelang unentdeckt schlummerten. Wir können sie heute neu entdecken und werden vermutlich nicht selten feststellen, dass sie sich mit den Schöpfungen der ganz Großen der Musikgeschichte problem- los messen können.

    Ist das Jugendbarockorchester als Mozart-Preisträger 2013 in Chemnitz wahrlich kein Unbekannter mehr, so sind seine Ursprün-ge eng mit der MBM verbunden: Neben mehreren, zu Beginn der 2000er-Jahre von der MBM ausgelobten Kompositionswettbe-werben und der regelmäßigen Förderung von Wettbewerben wie des Internationalen Telemann-Wettbewerbs Magdeburg oder des Internationalen Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerbs Freiberg, war 2006 die Gründung des Jugendbarockorchesters Michaelstein BACHS ERBEN ein Höhepunkt auch für die MBM – Deutschlands erstes und einziges Jugendorchester für Barockmusik, das auf Initiative der Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt im Kloster Michaelstein und der MBM ins Leben gerufen wurde. Seitdem trifft sich das aus Schülern und Studierenden bestehende überregionale Ensemble mehrmals jährlich zu Arbeitsphasen und Konzerten. Dass durch Mitglieder dieses Klangkörpers inzwischen weitere Alt-Musik-Ensembles erfolgreich gegründet wurden, ist nur ein Zeichen des Erfolgs.

    Jugendbarockorchester Michaelstein BACHS ERBEN (Foto: Wolfgang Schmidt)

  • 42

    Sonntag, 22. Juni 2014 | 19.00 Uhr, Kreuzkirche Chemnitz

    ABSCHLUSSKONZERTGlanzpunkte mitteldeutscher Barockmusik

    Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749)Singet und spielet dem Herrn Kantate für Solisten, Chor, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo

    Der Herr ist mein Hirte Kantate für Solisten, Chor, 2 Flöten, Streicher und Basso continuo

    Johann Sebastian Bach (1685–1750)Violinkonzert a-Moll BWV 1041 (Allegro moderato) – Andante – Allegro assai

    Missa G-Dur BWV 236

    Stephanie Kaiser, Sopran Julia Böhme, Alt Patrick Grahl, Tenor Cornelius Uhle, Bass

    Elfa Rún Kristinsdóttir, Violine

    Kammerchor der Kreuzkirche Chemnitz

    Chemnitzer Barockorchester

    Steffen Walther, musikalische Leitung

    Im Jahr 1754 veröffentlichte die Correspondierende Societät der mu-sicalischen Wissenschaften gleich zwei wichtige Nachrufe, denn mit Gottfried Heinrich Stölzel (1749) und Johann Sebastian Bach (1750) waren nacheinander zwei ihrer bedeutenden Mitglieder verstor-ben, die beide im Ansehen ihrer Zeitgenossen kaum höher stehen konnten. Der Leipziger Thomaskantor, der 1747 Mitglied dieser illusteren Gesellschaft wurde, die sich mit „Weltweisheit, Mathe-matik, Redekunst und Poesie“ beschäftigte, und der Gothaisch-Al-tenburgische Hofkapellmeister, der seit 1739 Mitglied der Societät war, kannten und schätzen sich gegenseitig. So erklang beispiels-weise Stölzels Passionsoratorium Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld, das 1720 in Gotha entstanden war, am Karfreitag, dem 23. April 1734, unter der Leitung von Bach in der Leipziger Tho-maskirche. Und das wohl allgemein bekannteste Werk Stölzels ist die Arie „Bist du bei mir“, die lange Zeit Bach zugeschrieben wurde (als BWV 508), da sie ohne Angabe des Komponisten im Notenbüch-lein für Anna Magdalena Bach von 1725 enthalten ist. Zählte noch Johann Mattheson Stölzel in seiner Ehrenpforte zu den „vernünf-tigen, gelehrten und grossen Tonmeistern“, und hielt ihn Lorenz

    Christoph Mitzler für einen „geschickten und würklich grossen Capellmeister“, dessen Name „allen wahren Tonkünstlern jederzeit verehrungswürdig seyn und bleiben“ werde, so vergaß die Nachwelt den Meister doch schnell, was nicht zuletzt dran lag, dass Stölzel selbst nur wenig aus seinem äußerst umfänglichen Gesamtwerk (er hat allein an die 1.150 Kantaten komponiert) in den Druck be- fördert hatte. Bekanntermaßen erlebte Bachs Werk im 19. Jahrhundert eine nachhaltige Wiederauferstehung, während Stölzels Musik bis in jüngere Zeit vergessen vor sich hin zu schlummern schien. Ja, fast wäre sie für immer verloren gegangen, denn in Gotha, wo der 1690 im erzgebirgischen Grünstädtel geborene Stölzel von 1719 an herzoglicher Kapellmeister war, blieb von seinem umfangrei-chen Werk nichts erhalten. Glücklicherweise aber hatte er auch den benachbarten Hof in Sondershausen zu beliefern, so dass der vielseitige Barockkomponist heute mehr und mehr wiederentdeckt werden kann. – Das Abschlusskonzert des diesjährigen Musikfests unMittelBARock! 2014 lässt beide Komponisten mit klangschönen, virtuosen und zugleich eindringlichen Werken zu Wort kommen.

    Harfespielender Engel von Johann Böhme aus dem Jahr 1654 (Schloßbergmuseum Chemnitz, ehemals Orgelprospekt der Kirche St. Wolfgang Schneeberg)

    Chemnitzer Barockorchester (Foto: Wolfgang Schmidt)

    Elfa Rún Kristinsdóttir (Foto: Promo)

  • 44 45www.freiepresse.de/tickets

    Sehen. Hören.Erleben. Ticketkalenderimmer donnerstags

    im Freizeitmagazin

    WOHINTickets erhalten Sie in den Freie Presse-Shops, bei allen Shop & Service-Partnern und über die kostenlose Ticket-Hotline 0800 80 80 123.

    Der israelische Cembalist Shalev Ad-El war Stipendiat des American Indian College Fund und studierte am Königlichen Konservatorium in Den Haag; 1987 gewann er den 1. Preis des Francois-Shapira-Wettbewerbs. Er ist heute einer der gefrag- testen Continuo-Spieler und musizierte als Solist mit allen füh-renden Orchestern in Israel. Er ist Mitgled u.a. der Ensembles Il Gardellino, The Dorian Consort, der Stadivarius Solisten der Berliner Philharmoniker und Leiter der Accademia Daniel. Konzerte führten ihn durch ganz Europa, nach China, Japan, Südamerika und in die USA.

    Agenda St. Jacob: In der Stadt- und Marktkirche St. Jakobi zu Chemnitz werden an den hohen Festtagen des Kirchenjahres Gottesdienste nach der Agenda für St. Jacob von 1714 gehalten. Auf Initiative der Musiker und Musikforscher Hans-Hermann Schmidt und Friedemann Schmidt finden sich seit 2007 hierfür junge Musiker zusammen, die neben der solistischen Erfahrung und der europaweiten Mitwirkung in renommierten Ensembles eine heimatliche Beziehung zu Chemnitz und eine große Liebe zur reichen kulturellen Tradition der Region verbindet. Neben den liturgischen Musikalien ist anspruchsvolle Figuralmusik von Meistern aus dem sächsisch-erzgebirgischen Raum Gegenstand der gemeinsamen Arbeit. Im Gottesdienst ist das solistische Vokalensemble neben dem Liturgen, den Instrumentalisten und der Gemeinde in seiner liturgischen Funktion als Chorus musicus zu hören.

    Raphael Alpermann ist Absolvent der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, erhielt eine zusätzliche Ausbildung in der Meisterklasse der Akademie der Künste in Berlin. Zudem nahm er Unterricht bei Gustav Leonhardt und Ton Koopman. Er ist Gründungsmitglied der Akademie für Alte Musik Berlin und künstlerischer Leiter des Jugendbarockorchesters BACHS ERBEN. Konzertreisen führten ihn in die bedeutenden Musik- zentren auf allen fünf Kontinenten.

    Dominik Beykirch studiert seit 2010 Orchesterdirigieren bei Nicolás Pasquet und Martin Hoff in Weimar. Er leitete u.a. die Staatskapelle Weimar sowie die Jenaer Philharmonie und besuchte Meisterkurse bei Bernard Haitink und Daniel Raiskin. Beim Dirigierwettbewerb der mitteldeutschen Musikhochschulen mit dem MDR Sinfonieorchester gewann er 2013 den 1. Preis. Im Rahmen des Hermann-Hildebrandt-Stipendiums ist er in momentan als Assistent an der Dresdner Philharmonie tätig.

    Die Altistin Julia Böhme studierte zunächst Schauspiel, Gesang und Tanz an der Berliner Schule für Bühnenkunst, anschließend Gesang in Dresden. Sie wirkte an verschiedenen musikalischen und szenischen Produktionen mit und konzertiert seit 2012 mit dem Ensemble AuditivVokal. Zudem widmet sie sich dem Lied- gesang, veranstaltet Lesungen und erarbeitet musikalisch-lite- rarische Programme.

    Das Chemnitzer Barockorchester wurde 2003 mit einem Konzert in der Chemnitzer Schloßkirche gegründet. Spiritus Rector des Ensembles ist der Oboist Ekkehard Hering. Programmschwer-punkte sind Kompositionen im Umfeld von Bach, Händel, Tele-mann, Vivaldi u.a. Seit seiner Gründung gab das Orchester eine Vielzahl von erfolgreichen Konzerten, u.a. in Chemnitz zum Säch-sischen Mozartfest, beim Leipziger Bachfest, in der Frauenkirche Dresden, bei den Magdeburger Telemann-Sonntagsmusiken und innerhalb der Schubertiade (Österreich).

    Das Chemnitzer Vocalensemble erwuchs aus der Heinrich- Schütz-Kantorei zu St. Petri und wurde 2001 von Günther Schmidt gegründet, um Musik aus fünf Jahrhunderten in Gottesdienst und Konzert zu pflegen. Jährlich unternimmt das Ensemble eine Konzertreise und arbeitet mit verschiedenen Chorvereinigungen und regelmäßig mit dem Convivium Musicum Chemnicense zusammen.

    Die Mitwirkenden Die Chursächsische Capelle Leipzig gründete sich 1994, um auf historischen Instrumenten vergessene Werke der Barockzeit aufzuführen. Im Stile alter Hofkapellen wechselt die Besetzung des Ensembles je nach Programm. Die Hauptwirkungsstätte des Klangkörpers ist das Schloss Schönefeld in Leipzig, wo es seit Jahren eine eigene Konzertreihe realisiert.

    Convivium Musicum Chemnicense – Musikalisches Gastmahl zu Chemnitz: Der Name ist Programm. Unter diesem Motto aus der sächsisch-protestantischen Kantoreigeschi