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Quellen zum Vortrag No. 2 im Rahmen der TC-Vortragsreihe Licht und Beleuchtung Veranstalter: AWRCATS Writer, Tucson Chronicle, Tucson, AZ Arizona Weitere Quellen zur Erbauung und Vertiefung einzelner Vortragsthemen Alleine im Polytechnischen Journal gibt es nur zur Gasbeleuchtung über 400 Verweise! Nachfolgende Angaben geben daher hieraus nur einen interessanten Einsteig und sind eine freie Auswahl interessanter Aspekte mit Bezug auf das Vortragsthema Licht und Beleuchtung. Die vorgestellten Quellen, teilweise mit Textauszug, können daher auch nicht das gesamte Thema abdecken und verlassen teilweise auch das Terrain unserer Überlegungen. Sie bieten Ihnen aber auf jeden Fall die Möglichkeit, einzelne Aspekte zur Entwicklung der Gasbeleuchtung im Spannungsfeld zur aufkommenden Nutzung der Elektrizität detaillierter zu erkunden, als es ein Vortrag in seiner Kürze vermag. Der Tenor des Vortrags ist, die vorteilhafte Nutzung der Gasbeleuchtung im Vergleich zu Öl- und Kerzenbeleuchtung zu betrachten, während die Nutzung der Elektrizität im Jahre 1870 für Beleuchtungszwecke in der Allgemeinheit noch keine Standards anbietet. Dennoch stellen die Beschreibungen zum elektrischen Licht in dieser Quellensammlung einen großen Anteil, denn gerade hier ist die Entwicklung ab ca. 1844 mit der technischen Realisierung der Kohlen-Lichtbogenlampen verständlicherweise besonders im Flusse. Neben dem Polytechnischen Journal ist vor allem das Handbuch der chemischen Technologie in seiner 8. Auflage aus dem Jahre 1871 interessant, welches aufgrund seiner Themenorientierung im Besonderen auf die Beleuchtungstechnik mittelst brennbarer Materialien eingeht. Hier geben wir als Auszug des kompletten Kapitels zum Thema Beleuchtung eine Auswahl der wichtigsten Überschriften. Ebenso finden sich Quellen in diversen Lexika des 19. Jahrhunderts CL: Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch 1. Auflage 1809–1811 [Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch, F. A. Brockhaus] Damen CL: Damen Conversations Lexikon, Herausgegeben von Carl Herloßsohn, Leipzig 1834–1838 [Damen Conversations Lexikon] Herders Conversations-Lexikon 1. Auflage 1854–1857 [Herders Conversations-Lexikon] Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865 [Pierer's Universal-Lexicon der Gegenwart und Vergangenheit oder neues encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe] Weitere Quellen sind ggf. aus Gründen der Komplexität der Datenmenge im Rahmen der Recherche nachfolgend nicht explizit benannt. Wir bitten daher, eine gewisse Unschärfe zu entschuldigen. Bei der Beschaffung einzelner Titel, Auszüge oder weiterer Quellen sind wir gerne behilflich.

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Eine Quellensammlung zum 2. TC Vortrag 'Licht und Beleuchtung in AZ Arizona, der größten deutschsprachigen Westernsimulation auf SecondLife. Der Vortrag soll zum ersten Mal gehalten werden am 02. März 2013, in der Simulation ist dies Anfang 1871. Aus dieser Zeitebene wird die Beleuchtungstechnik beschrieben und zwar aus technischer wie auch wissenschaftlicher Sicht. Der Vortrag soll das Verständnis zum Thmea vertiefen. Das umfangreiche Quellenmaterial dient der Nachbereitung.

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Que l l e n z um Vo r t r ag No . 2

im Rahmen de r T C - Vo r t rag s re ihe

Licht und Beleuchtung

Veranstalter: AWRCATS Writer , Tucson Chronicle, Tucson, AZ Arizona

Weitere Quellen zur Erbauung und Vertiefung einzelner Vortragsthemen

Alleine im Polytechnischen Journal gibt es nur zur Gasbeleuchtung über 400 Verweise! Nachfolgende Angaben geben daher hieraus nur einen interessanten Einsteig und sind eine freie Auswahl interessanter Aspekte mit Bezug auf das Vortragsthema Licht und Beleuchtung. Die vorgestellten Quellen, teilweise mit Textauszug, können daher auch nicht das gesamte Thema abdecken und verlassen teilweise auch das Terrain unserer Überlegungen. Sie bieten Ihnen aber auf jeden Fall die Möglichkeit, einzelne Aspekte zur Entwicklung der Gasbeleuchtung im Spannungsfeld zur aufkommenden Nutzung der Elektrizität detaillierter zu erkunden, als es ein Vortrag in seiner Kürze vermag. Der Tenor des Vortrags ist, die vorteilhafte Nutzung der Gasbeleuchtung im Vergleich zu Öl- und Kerzenbeleuchtung zu betrachten, während die Nutzung der Elektrizität im Jahre 1870 für Beleuchtungszwecke in der Allgemeinheit noch keine Standards anbietet. Dennoch stellen die Beschreibungen zum elektrischen Licht in dieser Quellensammlung einen großen Anteil, denn gerade hier ist die Entwicklung ab ca. 1844 mit der technischen Realisierung der Kohlen-Lichtbogenlampen verständlicherweise besonders im Flusse.

Neben dem Polytechnischen Journal ist vor allem das Handbuch der chemischen Technologie in seiner 8. Auflage aus dem Jahre 1871 interessant, welches aufgrund seiner Themenorientierung im Besonderen auf die Beleuchtungstechnik mittelst brennbarer Materialien eingeht. Hier geben wir als Auszug des kompletten Kapitels zum Thema Beleuchtung eine Auswahl der wichtigsten Überschriften.

Ebenso finden sich Quellen in diversen Lexika des 19. Jahrhunderts

� CL: Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch 1. Auflage 1809–1811 [Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch, F. A. Brockhaus]

� Damen CL: Damen Conversations Lexikon, Herausgegeben von Carl Herloßsohn, Leipzig 1834–1838 [Damen Conversations Lexikon]

� Herders Conversations-Lexikon 1. Auflage 1854–1857 [Herders Conversations-Lexikon]

� Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865 [Pierer's Universal-Lexicon der Gegenwart und Vergangenheit oder neues encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe]

Weitere Quellen sind ggf. aus Gründen der Komplexität der Datenmenge im Rahmen der Recherche nachfolgend nicht explizit benannt. Wir bitten daher, eine gewisse Unschärfe zu entschuldigen.

Bei der Beschaffung einzelner Titel, Auszüge oder weiterer Quellen sind wir gerne behilflich.

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TC_Vortrag02 2/138 Licht und Beleuchtung_Quellen

Quellen aus: „Polytechnisches Journal“ .................................................................................................. 7

Gasbeleuchtung ............................................................................................................................ 7

1826 – Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen (1/3) .......................... 7

1826 – Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen (2/3) .......................... 9

1826 – Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen (3/3) ........................ 15

1826 – Gas und Gasbeleuchtung ................................................................................................ 18

1826 – Schinz, über die Umwälzung in der Gasbeleuchtung............................................................. 23

1827 – Beitrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung ........................................................................ 32

1830 – Ueber die Urheber der Gasbeleuchtung in England und Frankreich .......................................... 33

1835 – Über die Kosten der Gasbeleuchtung im Vergleiche mit jener mit Kerzen.................................. 34

1846 – Haenel, über die Gasbeleuchtung im Theater ...................................................................... 42

1858 – Die Prüfung der Gasbeleuchtungs-Einrichtungen hinsichtlich ihrer luftdichten Beschaffenheit. ........ 46

1870 – Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris ........................................................................ 46

Elektrische Beleuchtung................................................................................................................ 47

1844 – Ueber Anwendung der galvanischen Elektricität zur Beleuchtung ............................................ 47

1845 – Ueber elektrische Beleuchtung......................................................................................... 48

1846 – Greener’s und Staite's Verfahren zur galvanischen Beleuchtung. ............................................. 51

1848 – Staite’s Apparat zur Beleuchtung mittelst Elektricität. .......................................................... 52

1849 – Le Molt's Apparat zur Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts ......................................... 55

1849 – Ueber Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts .............................................................. 56

1853 – Roberts' elektrische Lampe. ............................................................................................ 56

1853 – Watson's elektrische Lampe ............................................................................................ 58

1854 – Anwendung der elektrischen Beleuchtung .......................................................................... 60

1855 – Varley's Verbesserungen an den galvanischen Batterien ....................................................... 60

1858 – Einige Versuche, das elektrische Licht zur Photographie zu benutzen ...................................... 62

1858 – Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder (1/3) ................................................................ 63

1859 – Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder (2/3) ................................................................ 67

1860 – Über die elektrischen Bilder und die Lichtbilder (3/3) ......................................................... 71

1860 – Ueber einen verbesserten Apparat zur Darstellung elektrischen Lichtes; von Dr. Söchting............. 73

1860 – Das neue elektrische Licht mittelst Quecksilber................................................................... 74

1860 – Ueber das elektrische Quecksilberlicht; von J. H. Gladstone.................................................... 74

1860 – Heeren, über elektrische Beleuchtung................................................................................ 76

1865 – Elektrische Lampe für den Bergbau von Dumas und Benoit und ihre Anwendung zum Wegthun der Sprengschüsse beim Bergbau. .................................................................................................... 78

1865 – Gervais, über Beleuchtung unter Wasser mittelst Geißler'scher Röhren zur Beleuchtung unter Wasser.......................................................................................................................................... 85

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TC_Vortrag02 3/138 Licht und Beleuchtung_Quellen

1866 – Elektrische Beleuchtung auf Leuchtthürmen ........................................................................ 86

1866 – Anwendung elektrischer Wirkungen bei Eisenbahnarbeiten..................................................... 86

1868 – Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme etc .............................................................................................................. 88

Sonstiges .................................................................................................................................. 95

1847 – Mallet, über Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe. .............................................. 95

1869 – Deville, über die Heizkraft des Petroleums und der Mineralöle und deren Anwendung zur Locomotiven-Heizung (Einsatz der Pechfackel)............................................................................. 104

Quellen aus: Handbuch der chemischen Technologie, VII. Abschnitt, Die Leuchtmaterialien und die Beleuchtungsapparate – Allgemeines – 695........................................................................................ 105

Die Natur der Flamme – 696 ...................................................................................................... 105

Arten der Beleuchtung – 697 ...................................................................................................... 105

I. Beleuchtung mittelst Kerzen – 698 ................................................................................................ 105

1. Stearinkerzen – 698 .............................................................................................................. 105

A) Darstellung der Fettsäuren durch Verseifung mit Kalk – 698 ..................................................... 105

B) Darstellung der Kerzen – 705 ............................................................................................. 105

Docht – 705 ........................................................................................................................ 105

Giessen der Kerzen – 705 ...................................................................................................... 105

2. Talgkerzen – 707.................................................................................................................. 105

Gezogenen Kerzen – 707 ........................................................................................................ 105

Gegossene Kerzen – 707 ........................................................................................................ 105

3. Paraffin- und Belmontinkerzen – 708 ........................................................................................ 105

Kerzen aus Fettsäure – 709.................................................................................................... 105

4. Wachskerzen – 709 ............................................................................................................... 105

Wachs – 709....................................................................................................................... 105

Bleichen desselben – 709 ....................................................................................................... 105

Chemische Eigenschaften des Wachses – 710 ............................................................................. 105

Chinesisches Wachs – 710...................................................................................................... 105

Anaquieswachs – 710 ........................................................................................................... 105

Japan. Wachs – 710.............................................................................................................. 105

Carnaubawachs – 710 ........................................................................................................... 105

Palmenwachs – 710 .............................................................................................................. 105

Myrthenwachs – 710 ............................................................................................................ 105

Darstellung der Wachskerzen – 710.......................................................................................... 105

der Kirchenkerzen – 710........................................................................................................ 106

der Wachsstöcke – 710.......................................................................................................... 106

Wallrathkerzen – 711 ................................................................................................................ 106

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TC_Vortrag02 4/138 Licht und Beleuchtung_Quellen

Glycerin – 712......................................................................................................................... 106

II. Beleuchtung mittels Lampen – 714............................................................................................... 106

Fette Oele – 714 ...................................................................................................................... 106

Reinigen derselben – 715........................................................................................................... 106

Solaröl und Petroleum – 716....................................................................................................... 106

Lampen – 716 ......................................................................................................................... 106

Allgemeines – 716 .................................................................................................................... 106

Eintheilung der Lampen – 716 .................................................................................................... 106

Sauglampen – 716 ................................................................................................................ 106

Drucklampen – 719............................................................................................................... 106

Solaröl- und Petroleumlampen – 723......................................................................................... 106

III. Beleuchtung mittels Gas – 724 ................................................................................................... 106

Allgemeines und Geschichtliches – 724.......................................................................................... 106

I. Steinkohlegas – 725............................................................................................................... 106

Zusammensetzung der Gaskohle – 726....................................................................................... 106

Produkte der trockenen Destillation derselben – 726 .................................................................... 106

a) Darstellung des rohen Gases – 727 ....................................................................................... 106

b) Verdichtung der flüchtigen Destillationsprodukte – 731 ............................................................. 106

c) Reinigung des Gases – 734 ................................................................................................. 106

Gasbehälter – 735 ................................................................................................................ 106

Statik der Gasbereitung – 737................................................................................................. 106

Vertheilung des Leuchtgases – 738 .......................................................................................... 106

Prüfung des Gases – 741 ....................................................................................................... 106

Gas am Consumtionsorte – 742................................................................................................ 107

Gasuhren – 743 ................................................................................................................... 107

Brenner – 743 ..................................................................................................................... 107

Nebenprodukte der Gasbereitung – 744 ..................................................................................... 107

Zusammensetzung des Kohlengases – 746 .................................................................................. 107

II. Holzgas – 746 ..................................................................................................................... 107

III. Torfgas – 748 .................................................................................................................... 107

IV. Wassergas – 749................................................................................................................. 107

Platingas – 750 ................................................................................................................... 107

Gekohltes Wassergas – 750..................................................................................................... 107

nach Frankland – 751 ........................................................................................................... 107

nach Leprince – 752 ............................................................................................................. 107

nach Isoard - 752................................................................................................................. 107

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TC_Vortrag02 5/138 Licht und Beleuchtung_Quellen

nach Baldamus und Grüne – 752 ............................................................................................. 107

Carbonisiertes Gas – 752 ....................................................................................................... 107

Luftgas – 753...................................................................................................................... 107

V. Oelgas – 753 ....................................................................................................................... 107

Suintergas – 753.................................................................................................................. 107

Schieferöl- und Petroleumgas – 754.......................................................................................... 107

Hirzel’s Gasapparat – 755 ...................................................................................................... 107

Kreosotgas – 756 ................................................................................................................. 107

VI. Harzgas – 756 .................................................................................................................... 107

Andere Beleuchtungsarten – 757...................................................................................................... 107

Siderallicht (Kalklicht, Drummond’s Licht – 757............................................................................... 107

Tessié du Motay’s Beleuchtung mit Hydro-Oxygen-Gas und Magnesia – 757 .......................................... 107

mit Zirkonerde (Zirkonlicht) – 757 ................................................................................................ 107

Magnesiumlicht – 757 ............................................................................................................... 108

Chathamlicht – 757 .................................................................................................................. 108

Elektrische Beleuchtung – 757..................................................................................................... 108

Leuchtkraft der Leuchtmaterialien – 758 ....................................................................................... 108

Die Paraffin- oder Solarölindustrie – 759........................................................................................... 108

Paraffin aus Petroleum – 759 ..................................................................................................... 108

aus Ozokerit und Neft-gil – 760 .................................................................................................. 108

durch trockene Destillation – 761 ................................................................................................ 108

Fabrikation des Solaröls – 769 .................................................................................................... 108

Petroleum – 772 .......................................................................................................................... 108

Vorkommen – 772 .................................................................................................................... 108

Bildung des Petroleums – 772 ..................................................................................................... 108

Reinigen des rohen Erdöles – 773 ................................................................................................ 108

Constitution des Erdöles – 773 .................................................................................................... 108

Technologisches über Petroleum – 774 .......................................................................................... 108

Produktion – 775 ..................................................................................................................... 108

Enzyklopädische Quellenübersicht „Digitale Bibliothek legendärer Lexika“ .................................................. 108

Allgemeines Vorwort: ................................................................................................................. 108

Relevante Quellen aus der DigiBib................................................................................................ 112

Beleuchtung (Herder) ............................................................................................................. 113

Beleuchtung (Pierer) .............................................................................................................. 113

Gasbeleuchtung (Damen-CL)..................................................................................................... 116

Gasbeleuchtung (Pierer).......................................................................................................... 116

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TC_Vortrag02 6/138 Licht und Beleuchtung_Quellen

Lampen (Damen-CL)............................................................................................................... 125

Candelaber (Damen-CL) .......................................................................................................... 125

Argand, Jak. Ant. (Pierer) ....................................................................................................... 126

argantische Lampe (CL).......................................................................................................... 126

Flaschenlampen (Pierer) ......................................................................................................... 126

Lampe (Pierer) ..................................................................................................................... 126

Gasäther (Pierer) .................................................................................................................. 135

Leuchtthurm od. Pharus (Herder) .............................................................................................. 135

Siderallicht (Pierer) ............................................................................................................... 135

Kerze (Pierer) ...................................................................................................................... 136

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Quellen aus: „Polytechnisches Journal“

Gasbeleuchtung

1826 – Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen (1/3)

Titel: Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlägen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins. Original: Repertory of Patent-Inventions, August, 1826. S. 84. (Im Auszuge.). Autor: Atkins, George Fundstelle: Polytechnisches Journal 1826, Band 21, Nr. CIX. (S. 437–443) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj021/ar021109

CIX. Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlägen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins.

Aus dem Repertory of Patent-Inventions, August, 1826. S. 84. (Im Auszuge.)

Der Hr. Verfasser übergeht in dieser kurzen Geschichte absichtlich alle jene Vorschläge, welche von Zeit zu Zeit gemacht wurden, und nicht praktisch anwendbar gefunden worden sind.

"„Die erste zuverläßige Nachricht über Entdekung eines brennbaren Gases aus Steinkohlen ist jene von Dr. Clayton in den Philosophical Transactions vom J. 1739. Indem er seine Versuche mit einer kleinen in offenes Feuer gebrachten Retorte beschreibt, sagt er: "„Anfangs ging bloß ein Phlegma über, später ein schwarzes Oehl, und dann ein Geist, den ich durchaus nicht verdichten konnte, denn er sprengte entweder meinen Kitt oder meine Glaser. Ich bemerkte, daß der Geist, welcher herausdrang, an der Flamme einer Kerze sich entzündete, und fortfuhr mit Heftigkeit zu brennen, so lang er in einem Strome hervordrang; ich konnte ihn mehrere Mahle nach einander ausblasen und wieder anzünden. Ich befestigte hierauf eine ausgedrükte luftleere Blase an der Röhre der Vorlage." "

"Das Oehl und Phlegma ging in den Recipienten über; allein der Geist stieg immer in die Höhe, und blies die Blase auf. Ich füllte endlich eine Menge Blasen mit demselben, und hätte noch eine unendliche Menge von Blasen füllen können; denn der Geist ging mehrere Stunden lang ununterbrochen über, und füllte die Blasen beinahe so schnell, wie ein Mann sie mit seinem Munde hätte aufblasen können; indessen war die Menge der Kohlen, die ich destillirte, sehr gering. Ich bewahrte diesen Geist eine bedeutende Zeit über in den Blasen auf, und suchte ihn zu verdichten; allein vergebens. Um meine Freunde zu unterhalten, habe ich öfters eine dieser Blasen genommen, und mit einer Nadel ein Loch in dieselben gestochen; wenn ich nun die Blase in der Nahe der Flamme einer Kerze sacht zusammendrükte, so entzündete sich dieser Geist, und brannte so lang fort, bis er ganz aus der Blase ausgedrükt war.““"

Mit Ausnahme der Benennungen der Producte: Phlegma, schwarzes Oehl und Geist, statt Ammonium-Flüßigkeit, Kohlentheer und Gas, war also Dr. Clayton der Entdeker des brennbaren Gases durch Destillation der Steinkohlen; er scheint aber keine Idee von dem Umfange des Nuzens seiner Entdekung gehabt zu haben.

Lord Dundonald stellte später mehrere Versuche im Großen über die verschiedenen Producte an, die man durch Zersezung der Steinkohlen erhält, in der Absicht Brenn-Material zu ersparen, und die Producte bei der Koks-Bereitung alte zu gewinnen.

Auch der sel. Bischof Watson machte sehr viele Versuche über Destillation der Steinkohlen, und er hat das Verdienst, der Erste gewesen zu seyn, der in seinen Chemical Essays den chemischen Charakter der verschiedenen Producte bei der Steinkohlen-Destillation festgesezt hat. Er erwähnte zugleich auch die wichtige Thatsache, daß das aus Kohlen erhaltene Gas nicht bloß seine Brennbarkeit behält, sondern auch noch ein weit helleres Licht gewahrt, wenn man es durch Wasser durchziehen läßt.

Clayton's und Watson's Entdekungen ungeachtet scheint man doch vor dem Jahre 1792 keinen Versuch gemacht zu haben, Kohlen-Gas als Surrogat für Oehl oder Talg zur Beleuchtung zu benüzen. Um diese Zeit stellte Hr. Murdoch (Superintendent einiger Bergwerke in Cornwall) eine Reihe von Versuchen über brennbare Gase an, die er durch Destillation der Steinkohlen, des Holzes und des Torfes und anderer brennbarer Körper erhielt, um zu bestimmen, in wie fern man dieselben statt der Kerzen oder Lampen benüzen könnte.

Hr. Murdoch bediente sich eiserner Retorten, und leitete das Gas mittelst zinnerner oder kupferner Röhren ungefähr 70 Fuß weit. Diese Röhren breiteten sich in verschiedenen Richtungen mittelst Seitenröhren aus, und hatten verschiedene Durchmesser, je nachdem man nämlich an verschiedenen Stellen verschiedene Mengen Lichtes nöthig hatte. An verschiedenen Enden hatte man zwei bis drei

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kreisförmige Löcher angebracht, oder auch concentrische Ringöffnungen zum Durchgange der Flamme, wie bei den Argand'schen Lampen. Hr. Murdoch zeigte auch die Möglichkeit, das Gas aus einem Gefäße in das andere über zu leiten, um dasselbe nöthigen Falles als einzelnes freies Licht zu gebrauchen. Indessen verstrichen sechs Jahre seit den ersten Versuchen des Hrn. Murdoch, ehe derselbe Gelegenheit fand, die Nüzlichkeit der Anwendung des Kohlengases an der Stelle der Kerzen und Lampen praktisch zu erweisen.

Der erste Apparat hierzu ward im J. 1798 in der Fabrik der HHrn. Boulton und Watt, in Soho bei Birmingham, errichtet, und man hatte bei der ersten Einführung, wie es sich erwarten läßt, eine Menge unvorgesehener Schwierigkeiten zu beseitigen, selbst bei der Beihülfe jener ausgezeichneten Talente, welche den Glanz dieser Fabrik so sehr erhöhten. Nur Erfahrung konnte darthun, wie bald die Röhren, durch welche das Gas geleitet wurde, sich verlegen. Diese Ungelegenheit zeigte sich aber sehr bald, und bewies die Nothwendigkeit, das rohe Gas auf eine kräftigere Weise von dem Erdharz- oder Theer-Dampfe zu reinigen, der darin schwebend erhalten wird. Ein anderer kaum geringerer Nachtheil war der üble Geruch, welcher sich zeigte, wenn man das rohe Gas in geschlossenen Räumen verbrannte.

Hr. Murdoch wiederholte drei bis vier Jahre lang seine Versuche, diese neue Beleuchtungs-Methode zu verbessern, indem er das Gas in verschiedenen Mäßigkeiten wusch, um den üblen Geruch desselben zu beseitigen, und so viel möglich allen Theer absezen zu lassen, ehe dasselbe in die Röhren zum Verbrennen gelassen wird. Im Jahr 1802 wurden diese Versuche öffentlich und feierlich angestellt, und das ganze ungeheuere Fabrik-Gebäude zu Soho wurde mit Gas beleuchtet, welches man aus Kohlen erhielt. Man ist also der Beharrlichkeit des Hrn. Murdoch, der durch die geistreichen und unternehmenden Besizer der Fabrik zu Soho unterstüzt wurde, die praktische Anwendung des Kohlengases zur Beleuchtung schuldig.123)

Ungefähr anderthalb Jahre später, als die Fabrik zu Soho bereits mit Gas beleuchtet war, machte Hr. Winsor im Lyceum-Theater am Strande eine Beleuchtung mit Devisen aller Art aus Gaslicht. Dieser Hr. schien mehr eine Art von Spektakel geben, als diese Beleuchtungs-Art allgemein verbreiten zu wollen, denn er hielt die Weise, wie er sein Gas erzeugte und reinigte, sehr geheim. Er hat indessen das Verdienst, gezeigt zu haben, daß man Kohlen-Gas nicht bloß als eine Art Illumination im Hause benüzen kann, sondern er war auch der Erste, der dieses Gas zur Straßen-Beleuchtung vorschlug.

Hr. Winsor ließ sich im J. 1804 ein Patent auf Gaserzeugung aus Steinkohlen ertheilen (Siehe Repertory of Arts Vol. V., Second Series, p. 172.), und, nachdem man ihm lange entgegengekämpft hatte, erhielt er Erlaubniß, als Versuch im Großen, eine Röhren-Reihe in Pall-Mall zu legen. Der erste Versuch mit diesen Lampen zeigte, daß seine Idee vollkommen ausführbar, und daß das auf diese Weise erhaltene Licht weit besser als das gewöhnliche Oehllampen-Licht war. Man fand indessen, daß, ungeachtet aller Lobpreisungen, welche Hr. Winsor über das vollkommene Gelingen seines Versuches laut werden ließ, die kleineren Röhren und die Oeffnungen der Brenner sich bald mit einer theerartigen Substanz verlegten, und daß es ihm durchaus nicht gelungen war, das Gas von allen schädlichen Beimischungen zu reinigen. Diese Bemerkungen sollen übrigens das Verdienst des Hrn. Winsor, welcher der Erste gewesen ist, der unsere Hauptstadt mit Gaslicht beleuchtete, durchaus nicht schmälern; hätte er in seinem Prospectus nicht eine so lange Liste von Vortheilen aufgezahlt, die sich in Praxi nie ausführen ließen, so würde wahrscheinlich die Gasbeleuchtung bei ihrem ersten Entstehen weniger Gegner gefunden haben, als er fand. Es ist keine Unehre für ihn, daß ihm in einer so delicaten Sache nicht Alles nach Wunsch gelang; nur in dieser Hinsicht allein verdient Hr. Winsor Tadel, daß er sich als den Entdeker oder Gründer der Gasbeleuchtung betrachtet wissen wollte, da er doch wußte, was Hr. Murdoch in England dafür gethan hat, und ein Hr. Le Bon zwei Jahre früher zu Paris sich ein Patent auf Gas aus Holz geben ließ, und im J. 1802 auch wirklich ein großes Haus damit erleuchtet hat.

Nachdem nun Hr. Winsor auf diese Weise gezeigt hatte, welche Vortheile man von Gasbeleuchtung zu erwarten hat, lenkten mehrere geistreiche Männer ihre Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand, und obschon die Pfarr- und Distrikts-Oberaufseher etwas langsam in Anerkennung dieser Vortheile, oder in Ertheilung der Erlaubniß gewesen sind, Röhren legen zu dürfen, um die Straßen mit Gas statt mit Oehl zu erleuchten, so waren doch schon in den ersten 12 Monaten nach Hrn. Winsor's Beleuchtung zahlreiche Privat-Gasapparate in verschiedenen Theilen der Stadt errichtet, vorzüglich in den Vorstädten zur Beleuchtung der Fabriken.

Indessen ereigneten sich mehrere, mehr oder minder bedeutende, Unfälle aus Mangel an hinlänglicher Vorsicht der Arbeiter, und der Erfahrung an dem Aufseher derselben.

Es ist wahrlich zu wundern, daß, bei der Explosionskraft gewisser Gemenge aus Kohlengas und atmosphärischer Luft, zur damahligen Zeit, nicht noch mehr Unfälle entstanden. Obschon Gaslicht weit bequemer und mit weniger Feuers-Gefahr verbunden ist, als Kerzenlicht, wenn nur einige Vorsicht gebraucht wird, so kann doch, durch sträfliche Nachläßigkeit, wenn man zuviel Gas durch die Sperrhähne entweichen läßt, eine fürchterlich explodirende Mischung entstehen.

Solche Zufälle trugen vor 14 Jahren allerdings mächtiglich bei, das Publicum von Anwendung der Gasbeleuchtung abzuhalten. Denn das Publicum denkt nicht auf den wirklichen Ursprung oder die entfernte Ursache irgend einer Thatsache, sondern wirft seinen Tadel auf die Sache selbst, besonders wenn sie neu ist, oder gegen das herrschende Interesse streitet. Das Publicum sezte sich daher auf eine furchtbare Weise gegen die Gasbeleuchtung, theils weil der größte Theil desselben vor dieser Art von Beleuchtung Grausen trug, theils weil eine große Anzahl von Individuen unter demselben seinen Vortheil dabei fand, diesen Grausen zu vermehren.

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Dieß war der Zustand bei Einführung der Gasbeleuchtung in der Hauptstadt London bis zum J. 1807, wo Hr. Winsor sich ein anderes Patent auf gewisse Verbesserungen an seinem Apparate und an seinem Verfahren, Steinkohlen zu destilliren, ertheilen ließ. Auf dieses Patent erfolgte die Bildung der gegenwärtigen Actien-Gesellschaft (joint-stok-Association) die unter der Firma "„the Westminster Gas-light and Coke Company“" bekannt ist. Mehrere verständige und erfahrene Männer waren damahls der Meinung, und zwar wegen der Schwierigleiten, die sich bisher bei Leitung des Gases durch eine lange Streke von Röhren zeigten, indem sich dieselben öfters durch Ansammlung von Theer verlegen, schädliche Dämpfe sowohl vor als nach dem Verbrennen ausströmen lassen etc., daß alle die verheißenen Vortheile bloße Chimären wären; diese Meinung war so allgemein, daß noch mehrere Jahre nach Bildung dieser Gesellschaft die Interessen im Rükstande blieben.

Zum Beweise jedoch, was Beharrlichkeit mit dem Beistande des Talentes vermag, wird es hinreichen auf den heutigen blühenden Zustand dieser ausgedehnten Gesellschaft hinzuweisen. Die heutige privilegirte (chartered) "„Gas-light Company“" liefert das deutlichste Beispiel, wieviel das Publicum und eine Gesellschaft gewinnen kann, wenn mehrere Individuen sich zu einem gemeinschaftlichen Unternehmen verbinden. Denn es ist unbestreitbar, daß ohne ein großes Capital und ohne vereinigtes Interesse vieler Subscribenten nimmermehr eine Gasbeleuchtung in der Hauptstadt eingeführt werden konnte.

Man entdekte bald, daß die Errichtungs-Kosten eines Gas-Apparates den Vortheilen der Gas-Beleuchtung nur gleich kamen, wenn beide nur im Kleinen betrieben werden; und da die Aufsicht bei der Gas-Erzeugung nicht bloß eine sehr unangenehme Beschäftigung, sondern diese Fabrikation selbst der nächsten Nachbarschaft sehr lästig ist, so wird es notwendig, Gas im Großen zu erzeugen, oder das Ganze durchaus aufzugeben. Da nun kein Individuum das hierzu nöthige Capital besizt, oder es wagen wollte, dasselbe damahls an ein solches Unternehmen zu sezen, so kann man wohl sagen, daß die Errichtung der Gas-light and Coke Company und die Beharrlichkeit, mit welcher die Directoren derselben ihren Zwek verfolgten, diese unschäzbare Erfindung vor Verachtung und gänzlichen Verfalle retteten, und dadurch den Grund zur Errichtung ähnlicher Anstalten in jeder bedeutenden Stadt des Königreiches legten; Anstalten, die den Unternehmern eben so einträglich, als den Einwohnern in polizeilicher Hinsicht nüzlich sind.

Sobald die Gas-light and Coke Company im Jahr 1807 gegründet war, ward die Aufmerksamkeit der Mechaniker auf die Möglichkeit der Verbesserung in allen Theilen des hierzu nöthigen Apparates gerichtet. Die Hauptsache war die Reinigung des Gases nicht bloß vom Theer-Dampfe und Ammonium, welche dasselbe von der Retorte her begleiten, sondern auch von dem geschwefelten Wasserstoffe, mit welchem es immer mehr oder minder verbunden ist. Man hat sich bei den frühesten Versuchen der Gasbereitung überzeugt, daß der erste Theil der gasartigen Producte von der Retorte her vorzüglich aus Wasserdampfen in Verbindung mit Ammonium besteht, oder mit flüchtigem Alkali. Hierauf folgt eine bedeutende Menge erdharzigen Stoffes als dichter undurchsichtiger Dampf, und hierauf gekohlstofftes Wasserstoffgas oder unsichtbares bleibendes Gas. Dieses Gas ist jedoch mehr oder minder mit Kohlensäure, Kohlenstoff-Oxid, und geschwefeltem Wasserstoffgase, auch mit etwas Stikstoff oder Salpeterstoff verunreinigt. Um nun das rohe Gas das Ammonium und gasartige Erdharz absezen zu lassen, wurde es durch eine Reihe von Röhren geleitet, wodurch die Temperatur desselben beinahe auf die Temperatur der atmosphärischen Luft herabgesezt wurde. Hierauf wurde das Gas durch Gefäße mit Wasser geleitet, um es von allen Unreinigkeiten, die es enthalten mochte, zu befreien, ehe es in das Gasometer kommt, aus welchem es zur Beleuchtung abgegeben wird. Man bemerkte sehr bald, daß Wasser nur als mechanisches Mittel diente, um das Gas von den Theerdämpfen und von dem Ammonium zu reinigen; daß aber die permanenten Gasarten, auch wenn sie durch eine große Menge Wassers strömen, wenig oder gar keine Verminderung an ihrem Umfange erleiden. Es war nöthig, das Gas durch Wasser durchströmen zu lassen, welches irgend etwas enthielt, das eine Art chemischer Verwandtschaft gegen einige seiner Bestandteile äußert, und bis auf den heutigen Tag hat man kein wohlfeileres und kräftigeres Mittel zu diesem Zweke gefunden, als Kalkwasser.

Die Fortsezung im nächsten Hefte.

1826 – Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen (2/3)

Titel: Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung. Original: Aus dem Repertory of Patent-Inventions. September 1826. (Fortsetzung von S. 437. Bd. XXI. im polytechnischen Journale). Autor: Atkins, George Fundstelle: Polytechnisches Journal 1826, Band 22, Nr. XCVI. (S. 424–439) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj022/ar022096

XCVI. Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlägen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins.

Aus dem Repertory of Patent-Inventions. September 1826. (Fortsezung von S. 437. Bd. XXI. im polytechnischen Journale).

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Obschon das Schauspiel, welches Hr. Winsor mit dem Gas-Lichte am Theater des Lyceums unter einer Menge gefälliger Formen gegeben hat, sehr viel dazu beitrug, der Anwendung des Gases zur Beleuchtung im Großen alle mögliche Publicität zu geben, und unerachtet er als der Gründer der "„Chartered Gas-light and Coke Company“" angesehen werden kann; so hat doch das praktische Talent und die Beharrlichkeit des Herrn Murdoch, der früher eine große Fabrik mit Gas-Licht beleuchtete, weit mehr zur allgemeinen Einführung der Gasbeleuchtung beigetragen. In dem klar und zwekmäßig geschriebenen Aufsaze, den er der Royal Society im J. 1808 vorlegte (Siehe Repertory, vol. XIII, II. Series. p. 262) beschrieb er die Weise, wie er die ausgedehnte Baumwollen-Fabrik der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester beleuchtete. Aus diesem Aufsaze erhellt, daß Hr. Murdoch nicht bloß das Gas hinlänglich zu jedem praktischen Zweke zu reinigen wußte, sondern auch genau die beleuchtende Kraft des Gases aus Wigan- oder Cannel-Kohle im Vergleiche zum Kerzenlichte (von 6 gegossenen Kerzen auf Ein Pfund) zu berechnen verstand. Er beschreibt zwei Arten von Gasbrennern: "„einen nach der Art der Argand'schen Lampen, denen er sehr gleich sieht; den anderen als eine kleine gekrümmte Röhre mit einem kegelförmigen Ende und drei kreisförmigen Oeffnungen von ungefähr 1/30 Zoll im Durchmesser, wovon eine an der Spize des Kegels, und zwei zur Seite: durch diese strömt das Gas aus, und bildet so drei aus einander fahrende Lichtströme, ungefähr in Form einer Wappen-Lilie. Die Form dieser Röhren hat denselben den Namen Hahnen-Sporn-Brenner (Cockspur-burners) gegeben. Die Zahl aller Brenner in der Fabrik der HHrn. Lee und Comp. beläuft sich auf 271 Argands und 653 Cockspurs: jeder der ersteren gibt ein Licht wie 4 Kerzen, deren 6 auf Ein Pfund gehen, und jeder der lezteren brennt wie 2 1/4 dieser Kerzen: dieß gibt, im Ganzen, 2500 Kerzen. Alle diese, so vorgerichteten, Brenner fordern stündlich 1250 Kubik-Fuß Gas aus Cannel-Kohlen, welche, ungeachtet ihres höheren Preises, einen entschiedenen Vorrang vor jeder anderen Kohle besizen.“"

Hr. Murdoch berechnet dann die Kosten: die Menge und den Preis der Kohlen sowohl zur Gas-Erzeugung, als zur Heizung der Retorten, und ihren Ertrag an Gas, Kohls etc., und findet, daß diese Gasbeleuchtung sammt den Interessen des darauf verwendeten Capitales und den Reparatur-Kosten der Einrichtung nicht über 600 Pf. Sterl. im Jahre beträgt, während Kerzen, die eben so viel Licht geben, jährlich wenigstens 2000 Pf. Sterl. kosten würden.

Es ist merkwürdig, daß, obschon man die Gasbeleuchtung bisher noch als im Zustande der Kindheit befindlich betrachten kann, die Form der Brenner des Hrn. Murdoch seit 18 Jahren dieselbe blieb, und, mit Ausnahme der Fledermaus-Flügel, bisher noch immer als die beste Form befunden wurde, das Gas mit der atmosphärischen Luft in Berührung zu bringen, und eine vollkommene Verbrennung zu erzeugen. Die Genauigkeit, mit welcher dieser Mann den Durchmesser der Oeffnungen für die Brenner bestimmte, wurde durch die Untersuchungen vieler anderer Physiker gerechtfertigt, die vergleichende Versuche über die beleuchtende Kraft des Kohlen-Gases und Oehl-Gases anstellten. Unter diesen lezteren dürfen wir nur der neuen feinen Versuche der DDr. Christison und Turner zu Edinburgh erwähnen, aus welchen erhellt, daß ein Kohlen-Gas-Brenner nicht über 1/28 Zoll, und nicht unter 1/32 Zoll im Durchmesser seyn darf, wenn man das Maximum der Beleuchtung erreichen will. Hr. Murdoch entdekte gleichfalls schon die Vortheile des Angränzens der Schnäbel, durch welche das Gas ausströmt, so daß wirklich eine Vereinigung der Flamme entsteht, wodurch mehr Licht erzeugt wird, als wenn diese Schnäbel oder Flammen einzeln stehen. Hrn. Murdoch scheint also das Recht der Erfindung der Kohlen-Gasbeleuchtung in praktischer Hinsicht anzugehören.

Man muß gestehen, daß Hr. Murdoch viele Unterstüzung bei seinen Versuchen der Gas-Erzeugung aus Steinkohlen sowohl von dem Unternehmungs-Geiste und der Liberalität der Eigenthümer der Fabrik zu Soho bei Birmingham, als der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester erhielt, so wie auch selbst von der Wohlfeilheit und Güte der Kohlen in diesen Gegenden. Denn die Versuche der DDr. Henry, Thomson, Fyfe und anderer haben erwiesen, daß die Cannel- oder Wigan-Kohle nicht bloß ein reicheres oder dichteres Gas, als die meisten übrigen Kohlen-Sorten, liefert, sondern auch weniger Reinigung bedarf, als das Gas aus den Newcastle- und Sunderland-Kohlen: diese lezteren Sorten enthalten mehr Schwefel. Wahrscheinlich würde Hr. Murdoch ähnliche Schwierigkeiten erfahren haben, wie Hr. Winsor, wenn er sich unter denselben Verhältnissen befunden hätte, wie dieser, und wie manche andere, die die Gasbeleuchtung in der Hauptstadt einführten. Lezterer hatte nicht bloß mit den Vorurtheilen des Publicums gegen die Annahme einer Neuerung zu kämpfen, so nüzlich sie auch seyn mochte, und mit der ganzen Opposition aller derjenigen, die an Oehl und Talg gewannen; sondern alle Kohlen auf dem Markte zu London überhaupt waren nicht so gut, als jene, die Herrn Murdoch zu Gebothe standen. Diese, selbst jezt noch nicht hinlänglich beachtete, Thatsache konnte erst durch eine Reihe von Erfahrungen erwiesen werden. Das Verstopfen der Leitungs-Röhren war nicht minder ein wichtiger Grund gegen die allgemeine Einführung der Gas-Beleuchtung, da viele dieselbe für ein unvermeidliches Uebel hielten, und glaubten, man könne demselben nicht anders abhelfen, als daß man die kostbare Operation des Entzweischneidens, Auspuzens und Wieder-Ansezens an denselben vornähme. Diesen Nachtheilen wurde indessen nach und nach abgeholfen; denn da das Gas in der Gas-Fabrik durch mehrere Röhren länger herumgeführt wurde, ehe dasselbe in den Gasbehälter gelangte, aus welchem die Hauptröhren auslaufen, so konnten die Theerdämpfe, oder die unzersezten bituminösen Stoffe, die in dem ersten Zustande von Verkohlung übergehen, sich besser verdichten. Solche "„Verdichter“" konnten leicht errichtet werden, wo die Menge des erzeugten Gases nicht zu groß war, wie z.B. bei einzelnen Fabriken: bei öffentlichen Anstalten hingegen, wo sehr im Großen gearbeitet werden muß, mußte man suchen Raum zu ersparen, und doch zugleich eine lange Reihe von Durchgängen zu gewinnen, durch welche das Gas von der Retorte zu dem Reinigungs-Apparate und zu dem Gas-Behälter laufen mußte, um alle Theer-Dämpfe oder kohligen Stoffe auf diesem Wege an den Seiten oder auf dem Boden eigener Gefäße abzusezen und zu verhindern, daß nichts von allem diesen vorwärts dringen und die Oeffnungen der kleineren Röhren verlegen kann.

Man hat in den frühesten Perioden der Gasbeleuchtung nicht vermuthen können, daß das rohe Gas eine so große Menge von Theer-Dämpfen enthalten sollte, und daß diese Menge grossen Theiles von der unvollkommenen Art der Heizung der Retorten abhängt. Man hat selbst heute zu Tage noch nicht gehörig erwogen, ob nicht der größte Theil dieser Dämpfe durch eine zwekmäßigere Vorrichtung in ein

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bleibendes unsichtbares Gas verwandelt werden könnte, statt daß man dasselbe in unzersezter Form frei aus der Retorte entweichen, und nachher sich in Gefäßen als einen Artikel von geringem Werthe absezen läßt.

Die Form der Retorten ist bei der Gas-Bereitung ein nicht minder wichtiger Gegenstand, als die Anwendung des gehörigen Grades von Hize. In den früheren Perioden der Gas-Beleuchtung ward die walzenförmige Form allgemein angenommen, und man findet dieselbe noch in vielen Gas-Fabriken, obschon sie offenbar nicht so vorteilhaft ist, als die elliptische. Einige gaben den Retorten die Form eines liegenden D: , andere zogen ein Parallelogramm vor. Hr. Clegg (an den Chartered Gas Works) kaufte ein Patent auf Retorten, die sich drehten (Siehe Repertory of Arts, II. Series, vol. XXX. p. 1.); sie wurden aber bald aufgegeben, weil sie zuviel kosteten und zuviel Mühe machten. Da der Zwek der Destillation kein anderer ist, als die möglich größte Menge Gases aus einer gegebenen Menge Kohlen, mit dem mindesten Aufwande an Brennmaterial, zu erhalten; so ist es offenbar, daß dieß am leichtesten dadurch geschehen kann, daß man die Kohlen zu diesem Processe in dünnen Lagen anbringt, wodurch sie sich beinahe augenbliklich entzünden, und bleibendes Gas statt der Theerdämpfe entwikeln. Der Verfasser dieses Aufsazes, der bald den Verlust gewahr wurde, welchen man im Anfange des Processes durch unvollkommene Verkohlung an kostbarem Gase erleidet, hat eine Methode ausgedacht, die Retorten so zu bauen, daß sie immer in der gehörigen Hize bleiben, oder derselben wenigstens nahe kommen, wodurch der größte Theil der öhligen Dämpfe, welche gewöhnlich Theer bilden, in bleibendes Gas zersezt wurde, und der Gesammtbetrag des Gases aus einem gegebenen Gewichte Kohlen bedeutend vermehrt wird.

Da man gegenwärtig die Bestandtheile der Steinkohle und die chemischen Eigenschaften derselben vielleicht genauer kennt, als die der meisten übrigen Naturproducte; so können wir uns die Quellen der Irrthümer und Schwierigkeiten erklären, die bei den Kohlengas-Fabriken vor 14 bis 16 Jahren Statt haben mußten. Man hielt es damahls für hinreichend, eine schief absteigende Röhre anzubringen, die von dem hydraulischen Haupttheile in eine Cisterne führt, um die Theerdämpfe und das Ammonium-Gas zu verdichten und abzuleiten, und das durchsichtige Gas oder das geschwefelte Wasserstoffgas in die Kalkgefäße oder in die Reiniger übergehen zu lassen, aus welchen es in den Gasbehälter gebracht wurde. Allein die Erfahrung zeigte, daß, obschon durch die Verminderung der Temperatur beinahe alle Ammonium-Dämpfe aus der gasförmigen Form in tropfbar flüßiger niedergeschlagen wurden, doch eine bedeutende Menge Erdharzes diesem Processe widerstand, so daß das Gas selbst durch die Kalkauflösung in den Reinigungs-Gefäßen durchging, ohne von allen erdharzigen Stoffen vollkommen befreit zu seyn.

Später nahm man zu Schlangenröhren bei der Verdichtung seine Zuflucht; man fand aber, daß sie sich leicht mit Theer verstopfen. Man wusch in einigen Anstalten das Gas mit einer Art von Regenbad, so wie es von dem Boden in einer Kammer oder in einem Gefäße emporstieg. Aber eine der besten Vorrichtungen, die man ausdachte, um eine sehr lange Röhre auf einer sehr beschränkten Fläche zu erhalten, ist der Verdichter, auf welchen Hr. J. Perks, an den City of London Gas Works, im J. 1817 ein Patent erhielt. Dieser Verdichter besteht in einem vierekigen oder parallelopipedischen Gefäße aus Gußeisen oder aus geschlagenen Eisenplatten, welches durch senkrechte Scheidewände in Unterabtheilungen gebracht ist, über welche eine Reihe senkrechter Röhren mit abwechselnden Verbindungen an dem Boden und an der Deke befestigt ist, so daß eine ununterbrochene Verbindung zwischen allen Reihen von der Einleitungs-Röhre an bis zur Ausleitungs-Röhre für den Durchgang des Gases Statt hat, und der Theer nebst den übrigen Unreinigkeiten sich unten in dem Gefäße absezen, und gelegentlich abgelassen werden kann. Da diese ganze Reihe von Röhren mit Wasser umgeben ist, wird das Gas zur Temperatur des Wassers abgekühlt, und auf dem langen Wege durch soviele senkrechte Röhren kommt es mit denselben in solche Berührung, daß es beinahe alle seine erdharzigen oder theerartigen Theile absezen kann, ehe es in die Reinigungs-Gefäße gelangt.

Auch Hr. Malam, an der Chartered Gas-light Company, errichtete einen Verdichtungs-Apparat, wovon im II. B. der gegenwärtigen Series des Repertory Meldung geschah, und der seinem Zweke vollkommen entspricht: er läßt das Gas über die ganze Oberfläche einer Reihe senkrechter eiserner parallel aufgestellter Platten streichen, von welchen der Theer in ein unten stehendes Gefäß abträufelt. Der Grundsaz ist bei diesen beiden Verdichtern derselbe, nur die Art der Ausführung ist verschieden. Welcher von diesen beiden Apparaten aber vor dem anderen den Vorzug verdient, dieß hängt nothwendig von den Kosten, und zum Theile auch von dem Belieben des Mechanikers ab.

Man mag indessen dem Verdichtungs-Gefäße was immer für eine Form geben, so gestehen heute zu Tage alle Mechaniker, daß die Reinigung des Kohlen-Gases und die Vermeidung aller Verstopfung in den kleineren Röhren und Oeffnungen mehr von der gehörigen Verdichtung des Gases, ehe dasselbe in die Reinigungs-Gefäße tritt, als von dem Durchlassen desselben durch das Kalkwasser abhängt, was man ehevor ausschließlich das Reinigen nannte.

Es ist indessen von der höchsten Wichtigkeit, daß das zusammengesezte Gas, welches man aus der Steinkohle erhält, von dem geschwefelten Wasserstoffgase und von dem Ammonium, so wie von dem kohlensauren Gase, welches dasselbe immer verunreinigt, befreit wird: denn das erstere dieser Gase ist nicht bloß den Geruchsnerven äußerst lästig, sondern wird noch durch das Verbrennen in einen scharfen Dampf verwandelt, der in der Luft eines Zimmers höchst ungesund wird, und zugleich alle polirten Metall-Flächen und elegante Möbel verdirbt.

Kohlensäure und Kohlenstoff-Oxyd ist, obschon weniger nachtheilig als schwefeligsaures Gas, der Gesundheit bei dem Athemhohlen noch immer schädlich, und vermindert die Beleuchtungs-Kraft des Gases; die blaue Flamme an der unteren Kante der Gas-Lichter wird durch Kohlenstoff-Oxyd erzeugt, Man bedient sich fast überall in den Gas-Fabriken des Kalkes zur Reinigung des rohen Gases, indem es das wohlfeilste Mittel hierzu ist: man braucht ihn bald in Form einer diken Auflösung, die man Kalkmilch ("„cream of lime“") nennt, bald in Form eines Pulvers, das man mit etwas Wasser befeuchtet. In einigen Fabriken zieht man Lezteres vor, weil Kalkschwefelleber zurük

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bleibt, die man im festen Zustande weit leichter beseitigt, als im flüßigen. Diese veranlaßt bei weiten den größten Theil des üblen Geruches, der sich bei Gas-Fabriken findet, und dieser Geruch entwikelt sich weit leichter und häufiger aus einer Flüßigkeit, als aus den sogenannten "„trokenen Kalk-Reinigern“" (dry lime puryfiers). Die flüßige Masse kommt aber wahrscheinlich dem Fabrikanten wohlfeiler, indem das Gas dadurch mit jedem Theile in Berührung kommt, und jedes Theilchen sättigt, was bei der Pulverform nicht der Fall ist. Wenn die Nachbarschaft indessen stark bevölkert, und der Kalk wohlfeil ist, verdienen die trokenen Kalk-Reiniger den Vorzug; denn die Auslage für Kalk zur Reinigung des Kohlengases aus Einem Chaldron guter Walls'end-Kohle beträgt kaum 2 p. C. der gesammten Fabrikations-Kosten.

In einigen Fällen hat man Pottasche und Soda in Verbindung mit Kalk angewendet, um den geschwefelten Wasserstoff und die Kohlensäure zu verschlingen; es scheint aber, daß man dadurch, bei der Wohlfeilheit des Kalkes, nichts gewinnt.

Man hält gewöhnlich Kohlengas für vollkommen rein, wenn es eine Auflösung von essigsaurem Blei, das bequemste Prüfungs-Mittel hierzu, nicht färbt. Indessen riecht Kohlengas bei dem Verbrennen, so sehr es gereinigt worden seyn mag, noch immer nach Schwefel und Ammonium. Wahrscheinlich widersteht Lezteres, bei seiner Flüchtigkeit, dem Reinigungs-Processe, und führt einen geringen Theil von Schwefel in chemischer Verbindung davon. Ob dieser flüchtige Bestandtheil nicht vor dem Verbrennen des Gases sich verdichten läßt, verdient in Gas-Fabriken wohl beherzigt zu werden.

Hr. G. H. Palmer, an den Imperial Gas-works dachte eine andere Methode aus, das Gas zu reinigen, indem er dasselbe durch Retorten laufen ließ, die mit Hammerschlag und Eisenspänen gefüllt und roth glühend erhalten worden. (Siehe Repertory, II. Series, vol. 34., p. 196.) Diese Reinigungs-Methode ist sehr elegant, und läßt sich dort anwenden, wo man Eisenspäne genug um wohlfeiles Geld erhalten kann; in der Hauptstadt aber und in Oertern, wo Eisen-Arbeiten nicht an der Tagesordnung sind, taugt sie nicht. Hr. Sim. Broadmeadow zu Abergavenny erhielt neulich ein Patent auf Reinigung des Gases durch Beimischung von atmosphärischer Luft, (Repertory of Patent-Inventions. I. p. 420). Es ist aber nicht klar, wie dieß ausführbar, oder auch nur möglich ist, ohne die beleuchtende Kraft des Gases zu schwächen oder zu vernichten. Denn, da der Verbrennungs-Proceß nichts anderes ist, als Verbindung des brennbaren oder gekohlstofften Wasserstoffgases mit dem Sauerstoffe der Atmosphäre, und da Stikgas oder Salpeter erzeugendes Gas unfähig ist, Verbrennung zu unterstüzen oder zu unterhalten, während es doch 4/5 der atmosphärischen Luft bildet, so folgt, daß, in dem Verhältnisse als Stikstoffgas in der Luft sich mit Kohlengas verbindet, in eben diesem Verhältnisse die Güte des lezteren zur Beleuchtung verdorben wird.

Verschiedene Mechaniker haben noch andere Patente zur Reinigung des Kohlengases genommen: man könnte aber schelsüchtig scheinen, wenn man irgend einem dieser Apparate ausschließlich den Vorrang zuerkennen wollte; denn beinahe jede Fabrik hat etwas Eigenes um die Reinigung zu erleichtern. Auch der Verfasser dieses Aufsazes hat eine Art selbstthätigen Reinigers ausgedacht, in der Absicht den Druk auf die Retorten zu vermindern, und die Absezung einer kohlenstoffartigen Rinde zu verhindern: er will sie aber hier aus obigem Grunde nicht anführen.

Hinsichtlich der Eigenschaften des Gases, das an den Haupt-Gaswerken der Hauptstadt erzeugt wird, muß aber auch noch auf etwas anderes, als auf bloße Beseitigung der verderblichen Gasarten Rüksicht genommen werden.

Es ist bekannt, daß die specifische Schwere des gekohlstofften Wasserstoffgases, welches man aus Kohlen erhält, zwischen 280° oder 300° bis 700° wechselt, wenn die der atmosphärischen Luft = 1000° ist, und daß die leuchtende Kraft, d.h., der Werth desselben für denjenigen, der dieses Gas braucht, beinahe in demselben Verhältnisse verschieden ist.

Nach Dr. Henry's Versuchen, die er an den Gaswerken der HHrn. Lee und Phillips zu Manchester anstellte, (Annals of Philosophy, September, 1821,) erhellt, daß man aus Cannel- oder Wigan-Kohle Kohlengas von 650° Schwere erhält, während die reine Parrot-Kohle, deren man sich vorzüglich in den Gaswerken zu Edinburgh und Glasgow bedient, Gas von 700° liefern kann, nach den Versuchen von Prof. Leslie, Dr. Fyfe u.a. (Repertory II. Series. 45. B. S. 155.) Man darf hieraus aber nicht schließen, daß das Gas der Glasgower und Edinburgher Gaswerke im Durchschnitte die Dichtigkeit von 700° habe. Denn es ist bekannt, daß das Gas, welches in der ersten Stunde der Destillation übergeht, in manchen Fällen eine doppelt so große specifische Schwere besizt, als dasjenige, welches vier Stunden später übergeht. Es ist aber auch genügend erwiesen, daß die Wigan- und Schotische Kohle mehr und reicheres Gas geben, als irgend eine Art Kohle aus dem Kohlenlager zu Newcastle, und es ist eine Frage, ob es für die Gaswerk-Gesellschaften der Hauptstadt nicht vortheilhafter wäre, die ersteren Kohlen in ihren Retorten zu haben, obschon sie etwas theurer zu stehen kämen, und weniger Kohks zurük lassen.

Ein Hauptgrund gegen den allgemeinen Gebrauch der schotischen und Lancashire-Kohle zu London und in der Nachbarschaft ist der schwere Zoll auf Steinkohlen, die zu Lande oder auf Canälen herbeigefahren werden, wodurch man das Interesse der Seeleute, die Kohlen von Newcastle herbeifahren, fördern will. Wenn es aber erwiesen ist, daß jene Kohlen mehr und besseres Gas geben, so muß das Publicum wie die Gas-Gesellschaften wünschen, daß man sie statt der Newcastler-Kohlen benüzen könnte. Die Cannel-Kohle und die südschotische Kohle hat überdieß auch weniger Schwefel als die Tyne- und Wear-Kohlen; folglich kommen leztere nicht bloß theurer zu stehen, sondern ihr Gas ist auch schwerer zu reinigen.

Man mag aber jezt über diesen Gegenstand was immer für eine Meinung haben, so wäre es in den früheren Perioden der Gas-Beleuchtung unstreitig besser gewesen, Kohlen zu gebrauchen, die wenig oder gar keinen Schwefel enthielten. Die Innigkeit, mit welcher die Kohle

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kleine Portionen Schwefel zurükhält, kann man erst dann einsehen, wann sie auf das Innere der Röhren, und vorzüglich kupferner Röhren, gewirkt hat. Das Gas ward so scharf, daß es eine chemische Verbindung oder Schwefelkupfer bildete, und damit in einigen Fällen die Röhren und die Brenner verstopfte, und in einigen Fällen sogar zerfraß. Wo diese Wirkung der schwefeligen Säure und des Ammoniums sich zugleich mit dem früher erwähnten Theer-Absaze verband, war es nicht zu verwundern, wenn in der Kindheit der Gasbeleuchtung so viele Röhren zu Grunde gingen.

Obschon jezt durch die bessere in allen Gaswerken des Königreiches eingeführte Verdichtungs-Methode die Theerdämpfe sich ziemlich gut in den Gefäßen absezen, und selbst die kleineren Nebenröhren sich jezt selten mehr mit Asphalt verlegen; so ist man mit den schwefeligen Bestandtheilen des Gases doch noch nicht so weit gediehen, indem die Enden der Röhren, so weit sie von der Flamme des Gases zurük erhizt werden, mit einer dem Schwefel, oder vielmehr dem Schwefel und Ammonium nahe kommenden Substanz überzogen werden. Da diese Substanzen so nachtheilig auf das Kupfer einwirken, so mußte man die kupfernen Röhren, ungeachtet ihrer Biegsamkeit, bei einigen Dienstrohren gänzlich aufgeben: man nahm Eisen für die größeren, und Blei oder Zinn für die inneren Röhren.

Man hat mehrere zierliche Vorrichtungen zur Sammlung und Verdichtung dieser Dämpfe ausgedacht, und hohle Kugeln oder andere elegante Aufsäze mit einem gläsernen glokenförmigen Schornsteine unmittelbar über die Gasbrenner gesezt, um die durch das Verbrennen entwikelten gasförmigen Stoffe zu sammeln: alle diese Vorrichtungen entsprachen zwar zum Theile, aber nicht ganz. Die Kohle mag noch so gut gereinigt, und es mögen noch so viele Vorrichtungen zur Sammlung der Producte der Verbrennung angebracht worden seyn, so wird man immer einen stechenden Geruch in einem Zimmer wahrnehmen, in welchem Kohlen-Gas gebrannt wird, vorzüglich, wenn die Luft darin nicht frei circuliren kann, und den entwikelten Dampf alsogleich wegführt.

Diese innige Verbindung zwischen Kohlengas und Ammonium und Schwefel ist wirklich der stärkste Grund gegen die allgemeine Anwendung desselben in Wohnungen und Kaufladen. Hierauf legte man auch vor zwei Jahren vor dem Ausschusse des Hauses der Gemeinen bei der Oehl-Gas Bill für die Hauptstadt (Metropolitan Oil Gas bill) einen sehr großen Werth. Man behauptete von Seite der Advocaten für diese Bill, daß Oehlgas frei von allem Schwefel und daher für Zimmer etc. besser als Kohlengas ist. Allein, es handelte sich vor dem Ausschusse mehr um die Leichtigkeit der Anwendung des Oehlgases als Polizei-Vorkehrung, als um Wohlfeilheit oder individuelle Bequemlichkeit; es handelte sich darum: ob Oehlgas wirklich um soviel besser als Kohlengas ist, daß man alle Straßen der Hauptstadt wieder aufbrechen dürfe, um Röhren für Oehlgas zu legen, da ohnedieß schon manche Straße zwei Reihen Röhren für zwei verschiedene Gas-Gesellschaften hat. Der Ausschuß verwarf die Oehlgas-Bill nach sorgfältigster, durch beinahe zwei Parliaments-Sizungen durchgeführter, Untersuchung.

Bei Erörterung dieser Bill zeigte es sich jedoch deutlich, daß auch in dem Oehlgase ein geringer Antheil von schwefeligem Gase enthalten ist, was wahrscheinlich von Anwendung der Kohks in den Oehlgaswerken herrühren mag, die den größeren Theil des Schwefels der ursprünglichen Kohle zurükhalten, obschon ein Theil desselben in gasförmiger Gestalt mit dem gekohlstofften Wasserstoffgase in den Retorten und auch als Rauch und Flamme davon ging.

Wenn Oehlgas aus gutem Fisch-Oehle bereitet ist, und die in den Retorten zur Erleichterung der Arbeit angebrachten erdigen oder mineralischen Substanzen vollkommen frei von allem Schwefel sind, so wird das Oehlgas kaum eine merkliche Spur von Schwefeldampf enthalten. Es taugt folglich für eingeschlossene Räume und gewisse Kaufladen besser als Kohlengas, wenn man es nur um denselben Preis haben könnte.

Es zeigte sich aber vor dem obenerwähnten Ausschusse, daß, während die Kohlengas-Gesellschaften das Tausend Kubikfuß Kohlengas um 12 bis 15 Shillings gaben, eben soviel Oehlgas 45 bis 50 Shillings (30 fl.) kostete, was die Advocaten für die Oehlgas-Bill durch die wenigstens beinahe drei Mahl größere Dauer des Oehlgases bei gleich starkem Lichte rechtfertigten.

Hr. Herapath und andere zeigten vor diesem Ausschusse, daß diese Schäzungen, die man auch in Schriften über die Vortheile des Oehlgases gegeben hat, übertrieben waren, und Hr. Herapath bewies durch eine Reihe sorgfältig angestellter Versuche über die relativen Vorzüge dieser beiden Gasarten in Hinsicht auf ihre specifischen Schweren und chemischen Eigenschaften und ihre Reinigung, auf die Stärke ihres Lichtes und ihre Verzehrung bei dem Verbrennen, daß der Werth des Oehlgases zu jenem des Kohlengases sich ungefähr wie 9:4, oder, im Durchschnitte, wie 10: 4 verhält; ein Verhältniß, das auch von anderen in neueren Zeiten bestätiget wurde.

Die Frage, ob Oehl- oder Kohlen-Gas am meisten die Aufmerksamkeit des Publicums in Anspruch nehmen soll, beschränkt sich nicht auf Privat-Interesse oder Bequemlichkeit allein, sondern auch auf Polizei-Anstalt. Die Vortheile, die die Gasbeleuchtung auf den Straßen vor der alten Beleuchtung mit Oehllampen gewährt, (die eigentlich nur, wie der Dichter sagte, "„die Finsterniß sichtbar machten“")131), sind allgemein bekannt. Die erste Frage ist nur: ist Oehlgas oder Kohlengas zur Strassen-Beleuchtung besser? Diese Frage kann ganz entschieden für das leztere beantwortet werden; denn die Güte einer Straßenlampe hängt mehr von der Größe der Flamme, als von der Stärke des Lichtes in der unmittelbaren Nachbarschaft der Lampe ab; sie wird in größerer Entfernung sichtbar seyn, d.h. eine Sphäre von einem in dem Verhältnisse größeren Durchmesser erleuchten, als die Fläche der Flamme groß ist. Ein anderer Vortheil bei Kohlengas-Lampen ist der, daß man, bei gleicher Ausgabe, mehr solche Lampen errichten kann. Es ist ferner hinreichend erwiesen, daß Kohlengas-Lampen bei windigem Wetter nicht so leicht vom Winde ausgelöscht werden, als Oehlgas- oder Oehl-Lampen, weil Kohlengas mehr brennbar ist, indem der Wasserstoff desselben weniger mit Kohlenstoff gesättigt ist, als bei dem Oehlgase. Es ist daher nicht

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wahrscheinlich, daß Oehlgas bei uns in England jemahls bei dem niedrigen Preise des Kohlengases aufkommen kann. Der unsichere Ertrag unserer Fischereien kann das Oehlgas nie um den doppelten Preis des Kohlengases liefern.

Da wir nun zur öffentlichen Beleuchtung dem Kohlengase den Vorzug vor dem Oehlgase, die größere Wohlfeilheit des Kohlengases, und, wenn es gehörig gereinigt ist, auch dieselbe Bequemlichkeit bei Beleuchtung der Zimmer mit Kohlengase, wie bei dem Oehlgase, zugestanden haben; so wird es nicht ungeeignet seyn, einen Blik auf das wahrscheinliche Resultat zu werfen, welches hervorgehen muß, wenn man irgend einer Gesellschaft oder Verbindung das Alleinrecht über oder das Monopol mit einem Gegenstande von solcher Unentbehrlichkeit, wie das Licht, gestattet.

Die großen Kohlengas-Gesellschaften der Hauptstadt haben bisher ihre Kundschaften reichlich, und in manchen Fällen zu reichlich für ihr eigenes Interesse, mit Kohlengas in Bezug auf Menge versehen. Mehrere Kundschaften brennen heimlich, oder zu bloßem Verderben des Gases. Denn, obschon die Gas-Gesellschaften mit so ziemlicher Genauigkeit die Menge Gases bestimmen, die während einer bestimmten Zeit durch eine Hauptröhre durchströmt; so haben sie doch keine Controle über die Menge, welche von einzelnen Individuen verbraucht wird; sie müßten bei jeder Kundschaft einen eigenen Gas-Messer errichten, was für die Gesellschaften zu kostbar, und für die Kundschaften, die an unbeschränkten Gebrauch gewohnt sind, zu lästig seyn würde.

Allein, in Hinsicht auf die Güte des Gases, sowohl in Bezug auf die Dichtigkeit als auf die Reinheit desselben, sind die Kundschaften lediglich der Willkühr oder Redlichkeit des Gas-Fabrikanten überlassen; nicht Ein Individuum unter Tausenden ist im Stande, die specifische Schwere oder Reinheit des Gases, das es verbraucht, zu bestimmen. In Hinsicht auf die Reinheit des Gases kann derjenige, der es braucht, erst dann urtheilen, wann er die Folgen der Verbrennung desselben sieht; wann er sieht: ob, und wie schnell und wie stark, seine Möbel leiden? Ob in seinem Zimmer der dem Schwefel- und Ammonium-Gas eigene Geruch sich zeigt, und die Luft in demselben nicht mehr verdorben ist, als wenn er Kerzen oder Oehllampen brennt? Diese Frage läßt sich nur mit der Zeit bestimmen, nachdem derjenige, der dieses Gas brennen will, die Kosten der Anlegung eines Gas-Apparates zur Beleuchtung seines Hauses getragen hat, und wann, in Folge des Monopoles der Gas-Gesellschaften, er kein Mittel gegen Nachläßigkeit und Betrug derselben mehr zu Gebothe hat.

In Hinsicht auf Dichtigkeit hat derjenige, der Gas brennt, gewisser Massen ein Mittel in der Hand, um diesen Nachtheil zu ersezen. Denn, wenn Kohlengas z.B. statt 450° oder 500° spec. Schwere nur 300° spec. Schwere hätte, wird es in einer gegebenen Zeit weit schneller ausbrennen. Die Gas-Gesellschaft muß demnach die schlechtere Qualität des Gases durch eine größere Menge ersezen; indessen ist dieser Ersaz für denjenigen, der Kohlengas zum Hausgebrauche bedarf, doch nichts weniger, als vortheilhaft.

Obschon die Kundschaften den Durchmesser und die Höhe der Flamme nach ihrem Belieben vergrößern können, so wird doch, über eine gewisse Höhe der Flamme hinaus, das Licht vielmehr vermindert, als vermehrt, wie die HHrn. DDr. Christison und Turner durch mehrere genaue Versuche (Edinb. Phil. Journ. Julius, 1825, Polyt. Journ. B. XVIII. S. 119.) erwiesen haben. Diese Herren fanden durch wiederhohlte Versuche, daß die Länge der Flamme einen sehr entscheidenden Einfluß auf die Licht-Erzeugung hat, und das Licht, bis auf 5 Zoll Höhe der Flamme, in einem weit stärkeren Verhältnisse, als man nach der Menge des darauf verwendeten Gases vermuthen sollte, verstärkt: obige 5 Zoll Höhe der Flamme sind aber das Maximum. Bei gleichem Verbrauche des Gases gibt, wenn die Intensität des Lichtes einer Flamme von 2 Zoll – 100° ist, eine Flamme von 3 Zoll eine Intensität des Lichtes von 109°, eine Flamme von 4 Zoll eine Intensität des Lichtes von 131°, und eine fünfzöllige Flamme eine Intensität von 150° der Beleuchtung. Ueber diese Höhe hinaus ist nichts mehr an Vergrößerung derselben zu gewinnen; im Gegentheile, die Spize der Flamme wird von einem Theile des Gases verdunkelt, das in der Form eines undurchsichtigen Rauches entweicht, und weder verbrannt noch zersezt wird. Aus diesen Versuchen erhellt also, daß man bei einem Kohlengas-Strome von 5 Zoll Höhe, bei derselben Menge an verbrauchtem Gase, um 50 p. C. mehr Licht erhält, als bei einer zwei Zoll hohen Flamme.132) Dasselbe Verhältniß hatte auch bei einem Brenner nach Art der Argand'schen Lampen mit mehreren Brennern Statt.

Die Untersuchungen der HHrn. Christison und Turner haben, man darf sagen, ein neues Licht auf die Beleuchtung geworfen. Sie haben gezeigt, daß bei dem Verbrennen eine zu große Nachströmung des Gases, und zugleich auch zu wenig atmosphärische Luft zur vollkommnen Beleuchtung Statt haben kann. So steht z.B. bei einem Flammenstrome von 2 Zoll Höhe die Masse der atmosphärischen Luft, welcher das Sauerstoffgas entzogen wird, in einem so großen Verhältnisse zu dem Volumen der Flamme, daß die Temperatur eines Theiles des Gases unter dem Entzündungs-Grade herabgebracht, und dadurch, die Entwikelung des Lichtes verhindert, und unnüzer Verlust an Gas erzeugt wird. Wenn, auf der anderen Seite, der Flammenstrom höher als 5 Zoll ist, strömt mehr Gas aus der Röhre, als mit dem nöthigen Bedarfe an Sauerstoffgas versehen werden kann, und ein Theil desselben entweicht unzersezt in die Atmosphäre. Diese Thatsache verdient die größte Aufmerksamkeit eines jeden, der Gaslicht brennt. Die meisten Leute, welche Gaslicht brennen, öffnen den Sperrhahn zu weit, und glauben dadurch ein besseres Licht zu erhalten. Wenn aber die Flamme oben an der Spize entfärbt wird, hat nicht bloß eine bedeutende Verminderung des Lichtes Statt, sondern ein Theil des Gases entweicht unzersezt in das Zimmer, macht die Luft ungesund, und verdirbt die Möbel.

Aus den Versuchen dieser Herren geht ferner hervor, daß dasselbe Gesez auch bei dem Verbrennen des Oehlgases Statt hat: nur hatte die stärkste Beleuchtung bei einem Oehlgas-Brenner dann Statt, wann die Höhe der Flamme nicht über 4 Zoll betrug, während die höchste Beleuchtung bei einer Kohlengas-Flamme eine Flammen-Höhe von 5 Zoll fordert.

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Um die größte Beleuchtungs-Kraft aus gekohlstofftem Wasserstoff-Gase zu erhalten, dasselbe mag nun aus Steinkohlen, Thran oder aus Torf erhalten werden, muß dasselbe gehörig bereitet worden seyn: denn ein zu großer Grad von Hize zerstört die Beleuchtungs-Kraft des Gases dadurch, daß der Kohlenstoff an den Seiten der Retorten sich absezt, und eine zu geringe Hize läßt in dem Gase eine zu große Menge Theeres oder öhliger Dämpfe zurük, die sich in den Gefäßen absezen, und aufhören im elastischen Zustande zu bleiben. Es ist, bei der Oehlgas-Bereitung, ein großer Reiz für den Fabrikanten vorhanden, die specifische Schwere dieses Gases, und folglich auch den wahren Werth desselben, dadurch zu vermindern, daß er zu starke Hize anwendet, indem er dadurch den Umfang des Gases vermehrt: diese Verführung hat bei dem Steinkohlen-Gase nicht Statt, indem es nicht, wie das Oehlgas, nach dem Meter verkauft wird. Hinsichtlich der Dichtigkeit, die das Oehlgas im Durchschnitte haben muß, wenn es gut seyn soll, sind die Meinungen sehr getheilt. Die HHrn. DDr. Ure und Christison und Turner erhielten es in einer Schwere von 1000°, oder so schwer, als die atmosphärische Luft; es ist aber wahrscheinlich daß das zum Verkaufe bereitete Oehlgas die Schwere von 850° meistens nicht übersteigt. Man darf jedoch nicht glauben, daß das dichteste oder schwerste Oehlgas für jeden Fall auch das beste zur Beleuchtung ist, oder das wohlfeilste. Oehlgas von 900° ist, wenn es gut bereitet ist, anhaltender als Oehlgas von 950°, wenn das Oehl nicht zu bleibendem Gase vollkommen verwandelt ist.

(Der Beschluß folgt.)

1826 – Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen (3/3)

Titel: Atkins's, kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung. Autor: Atkins, George Fundstelle: 1826, Band 22, Nr. CVIII. (S. 490–498) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj022/ar022108

CVIII. Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlägen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins.

Aus dem Repertory of Patent Inventions. September 1826. (Beschluß von S. 425. im polytechnischen Journale).

Bei der großen Ausdehnung, welche die Gasbeleuchtung heute zu Tage erhalten hat, und bei der Möglichkeit, daß hier und da Explosionen durch die unverzeihliche Nachläßigkeit einiger Individuen Statt haben können, die das Gas aus den Hähnen immerfort ausströmen lassen, und diese zur gehörigen Zeit zu schließen vergessen, wird es vielleicht nüzlich seyn, solchen Leuten ein Paar Warnungen theils für ihre eigene persönliche Sicherheit, theils für jene der Nachbarschaft mitzutheilen. Der Umstand, daß der Geruch des Kohlengases höchst unangenehm ist, ist vielleicht ein Glük; denn auf diese Weise kann man alsogleich entdeken, wenn es durch irgend eine Röhre oder Oeffnung ausströmt. Wenn man nun einen mittelmäßig feinen Geruch hat, so entdekt man dieses Gas, wo es nur den fünfzigsten Theil der atmosphärischen Luft in irgend einem Raume ausmacht, leicht durch die Nase; nun macht aber Kohlengas, mit atmosphärischer Luft gemengt, erst dann eine Explosion, wann es den zwölften Theil derselben bildet, und gibt, erst wann es den zehnten Theil derselben ausmacht, eine starke Explosion. Sobald man also in irgend einem geschlossenen Raume den Geruch von diesem Gase wahrnimmt, darf man durchaus mit keinem brennenden Lichte in diesen Raum treten, bis nicht Thüren und Fenster geöffnet wurden, und die Luft durch schnelles Umherschwingen eines großen Tuches hinausgetrieben wurde. Auf diese Weise wird das Gemenge in der Nähe der Oeffnung, oder des Loches der Gasröhre bald unter den Explosions-Grad herabkommen, und man wird mit aller Sicherheit mit einer Kerze sich nähern können, um das Loch in der Röhre (wenn es bloß dadurch ausströmen sollte), zu entdeken, und einstweilen, bis es gehörig ausgebessert wird, mit Seife zu verstopfen, oder den Hahn zuschließen, wenn dieser allein offen stehen sollte. Man darf kühn und ohne alle Gefahr eines Widerspruches behaupten, daß nie, außer durch die höchste Nachläßigkeit der Individuen, die die Lampen zu besorgen haben, ein Unfall bei der Gasbeleuchtung entstand. Die häufigen Ausbesserungen in dem Pflaster der Straßen veranlassen ohne Zweifel Sprünge in den Gasröhren, und können vielleicht in einigen Fällen die einzelnen Explosionen, die hier und da Statt hatten, veranlaßt haben; allein die Nachläßigkeit der Dienstbothen oder anderer Individuen, die den Hahn nicht gehörig schließen, ist bei weiten die häufigere Quelle solcher Unglüksfälle.

Die Nothwendigkeit, das Kohlengas gehörig zu reinigen, wurde zum Theile bereits dargethan; man kann aber nicht fest genug darauf halten, wenn man bedenkt, daß sowohl die Gesundheit des Publicums, als die Bequemlichkeit desselben unmittelbar davon abhängt. Daß die Möbeln dadurch beschmuzt und verdorben werden, dieß wäre noch der geringste Nachtheil von dem Brennen eines unreinen Kohlengases. Die schädlichen Eigenschaften dieser Dämpfe auf die Lungen, (und folglich auf die Gesundheit überhaupt), besonders für Personen, die mehrere Stunden lang den Tag über in geschlossenen Zimmern, sizend denselben ausgesezt sind, sind zu einleuchtend, als daß sie hier einer weiteren Erörterung bedürften. Man merkt die Entwikelung der Krankheit nicht eher, bis man davon ergriffen ist, und hat sie eben daher desto mehr zu fürchten. Die schädlichen Einflüße der Schwefel-Dämpfe zeigen sich am deutlichsten auf den blassen Gesichtern und an den schwächlichen Körpern der Arbeiter an den Hüttenwerken der Kupfer- und Blei-Bergwerke.154) Der nachtheilige Einfluß des Brennens eines unreinen Kohlen-Gases auf die Gesundheit ist indessen nicht der schwefeligen Säure und dem Ammonium-Gas allein zuzuschreiben; auch die Kohlensäure, die immer bei dem Verbrennen entsteht, das Gas mag noch so vollkommen gereinigt seyn, hat ohne Zweifel seinen Antheil daran. Indessen ist Kohlensäure, obschon sie (wie man aus der Geschichte der glühenden Holzkohlen weiß),

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tödtlich wird, wenn sie irgendwo in geschlossenen Räumen in großer Menge vorhanden ist, weniger schädlich, besonders für asthmatische Personen, als schwefeligsaures oder Ammonium-Gas. Und wenn das Gas gehörig verbrannt wird, so daß es weder Rauch noch Ruß an den Fenstern, oder an der Deke absezt, so wird das kohlensaure Gas die Möbeln nicht beschmuzen, während Schwefel-Ammonium dieselben sicher verdirbt, selbst wenn das Zimmer gehörig ventilirt seyn sollte.

Die Nothwendigkeit, das Kohlen-Gas von jeder Spur eines schädlichen Stoffes zu reinigen, ehe man dasselbe dem Abnehmer zuströmen läßt, ist also vollkommen erwiesen. Dieser Grad von Reinheit ist aber vielleicht selten zu erreichen, wenn das Gas aus schlechten Kohlen-Sorten bereitet wird. Einige Gas-Manufacturen in der Hauptstadt liefern allerdings ein Kohlen-Gas, das dem reinen höchst nahe kommt; andere hingegen (die wir hier nicht nennen wollen), verkaufen ein sehr schlechtes und unreines. Es würde ohne Zweifel für die Gesundheit und für die Bequemlichkeit des Publicums sehr zuträglich seyn, wenn die Gas-Manufacturen dahin gebracht werden könnten, nur solche Kohlen-Arten in den Retorten zu brauchen, von welchem man weiß, daß sie wenig Schwefel enthalten. Es entwikelt sich auch bekanntlich in dem Verhältnisse weniger gekohltes Wasserstoff-Gas aus den Kohlen, als sie mehr Schwefel enthalten, wie wir an den Kilkenny-Kohlen und an einigen Kohlen aus Wallis sehen, die kaum ein anderes Gas, als schwefeligsaures und kohlensaures Gas geben.

Da Kohl-Erzeugung bei den Gas-Manufacturen in der Hauptstadt einen vorzüglichen Nebengewinn gibt, so wählen sie solche Kohlen-Sorten, die die größte Menge Kohks in den Retorten zurüklassen. Sie wenden daher vorzüglich Newcastle-Kohlen an, weil diese eine große Menge Kohks liefern, obschon sie um 2. Cent. weniger Gas, und selbst ein weit schlechteres Gas geben, als die schottische Cannel-Kohle, und, nach Hrn. Peckston, ein Drittel mehr Zeit zur Verkohlung fordern, als die lezteren. An der Perth-Gasmanufactur wird, nach Dr. Anderson, (Repertory of Arts, 46. Vol. II. Series) aus einer gewissen Menge Kohlen eine größere Menge Gases erhalten, weil die Kohlen so gut sind, als an irgend einer anderen Gas-Fabrik in Schottland. Ueberdieß ist auch die Dichtigkeit des Gases aus schottischen Kohlen im Durchschnitte weit größer, als die des Gases von den Kohlengas-Fabriken der Hauptstadt.

Das Verfahren, welches man in Gas-Fabriken befolgt, wo man sich schwefeliger Kohlen bedient, ist vielleicht am meisten geeignet, um reines Gas zu erhalten. Gewöhnlich wird die Destillation zu lange fortgesezt, wodurch in der lezten Stunde, oder vielleicht zwei Stunden lang während dieser Arbeit das Wasserstoffgas mit einer Menge Schwefels vermengt wird.

Der Punct, auf welchem man die Destillation unterbrechen muß, wird daher vorzüglich von der Härte und Güte der Steinkohlen abhängen, obschon zuweilen auch von der Hize der Retorten, und von der Schnelligkeit, mit welcher diese Arbeit anfangs geführt wurde. Was den Zustand oder die Güte des Gases während der verschiedenen Perioden der Destillation betrifft, so läßt sich diese nur durch Versuche an jeder einzelnen Retorte bestimmen, und dieß ist unmöglich, wo mehrere derselben in einen Haupt-Canal unter verschiedenen Graden von Verkohlung sich entleeren. Die einzige ausführbare Methode im Großen ist daher diese, die Retorten nach und nach in Gang zu bringen. Es fordert aber die höchste Aufmerksamkeit von Seite des Werkmeisters und der Aufseher, zu bestimmen, wie lang man jede Retorte im Gange lassen darf, um Gas von der höchsten Reinheit zu erhalten? Und ob man aus Kohlen, die viel Schwefel enthalten, nicht einen großen Theil des zulezt erhaltenen Gases wieder entweder als schwefelige Säure in den Verdichtungs-Gefäßen, oder als schwefelwasserstoffsauren Kalk in dem Reinigungs-Apparate erhält?

Ein anderer wichtiger Punct in den Gas-Fabriken ist die gehörige Regulirung des Drukes, um unter allen Umständen ein gleichförmiges Nachströmen des Gases zu erhalten. Dieß ist mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden, indem nicht nur die Röhren nicht alle in derselben horizontalen Richtung laufen, sondern auch des Nachts zu verschiedenen Zeiten das Gas sehr unregelmäßig verlangt wird. Von Sonnen-Untergang bis neun, zehn Uhr ist der Absaz so ziemlich regelmäßig: allein, im Verhältnisse, als mehrere Lichter ausgelöscht werden, wird der Druk auf das in den Hauptröhren aufgesammelte Gas vermehrt. Hierdurch wird in den Lampen, die noch brennen, eine zu hohe Flamme aus der Mündung der Röhre aufsteigen, und es geht dadurch viel Gas verloren. Die Gas-Fabriken beugen diesem Nachtheile zum Theile durch Klappen vor, indem sie Klappen bei verschiedenem Druke nach dem wahrscheinlichen Absaze des Gases anbringen. Hr. Samuel Crosley ließ sich ein Patent auf eine sehr sinnreiche Vorrichtung, um den Durchgang des Gases durch die Röhren gleichförmig zu machen, auf seinen "„Gas-Regulator“" (vergl. Repertory 1. Bd. S. 273, der gegenwärtigen Series) ertheilen, der einfach und wohlberechnet ist.

Die in gegenwärtigem Aufsaze gegebenen Winke wurden bloß in der Absicht ertheilt, um wenigstens etwas zur Förderung dieses höchst wichtigen Gegenstandes des praktischen Wissens beizutragen. Statt das Verfahren der Gas-Fabriken im Ganzen zu tadeln, gibt der Verfasser vielmehr zu, daß das ganze Land, vorzüglich aber die Gemeinden, in welchen Gas-Fabriken vorhanden sind, die wichtigsten und bleibendsten Vortheile von dem Unternehmungs-Geiste und von den vereinigten Talenten dieser Gesellschaften erhielten. Einzelne Individuen, besäßen sie auch noch so große Capitalien, würden sicherlich nimmermehr die Gas-Beleuchtung zu jenem Grade von Vollkommenheit und von Ausdehnung emporgehoben haben, auf welchem sie sich gegenwärtig befindet. Statt des Tadels also, daß ein so wichtiger Zweig der Industrie nicht auf ein Mahl auf den höchsten Grad von Vollkommenheit gebracht wurde, verdienen die Mechaniker, die sich für Gas-Fabriken verwendeten, vielmehr Bewunderung und Schuz bei den Vortheilen, die ihre vereinigten Talente bereits für das Land erzeugten.

Viele verschiedene Verbesserungen werden sich noch sowohl bei Erzeugung, als bei Reinigung des Gases anbringen lassen, ehe man sagen kann, daß die Gas-Beleuchtung den Gipfel der Vollkommenheit erreicht hat; und wenn die hier gegebenen Winke hierzu beitragen können, so hat der Verfasser seinen Zwek erreicht.

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Zum Schlusse mag es vielleicht für den Leser interessant und nüzlich seyn, eine Uebersicht aller verschiedenen über Gas-Beleuchtung ertheilten Patente zu erhalten, die daher hier beigefügt ist:

Verzeichniß der über Gas-Erzeugung (in England) ertheilten Patente.

17. Mai. 1804. Dem Fr. A. Winsor: auf Bereitung und Reinigung des Steinkohlen-Gases, und Gewinnung des Ammoniums, Theeres, der Kohks und anderer Produkte aus denselben. (Repertory of Arts. V. Bd. S. 172. II. Series.)

12. Junius. 1806. Dem Edw. Heard: auf Mittel zur Erhaltung eines brennbaren Gases aus Steinkohlen in einem solchen Zustande, daß es ohne Geruch gebrannt werden kann. (Repertory X. Bd. S. 81. II. Series.)

20. Febr. 1807. Dem Fr. A. Winsor: auf einen Apparat zur Gewinnung brennbarer Luft, Theeres, essigsaurer und ammoniumhaltiger Flüßigkeiten aus verschiedenen Brenn-Materialien: auf Verwandlung derselben in Kohks oder Holz-Kohlen, und Reinigung dieser Luft von allem üblen Geruche während des Verbrennens. (Es wurde keine Specification einregistrirt.)

7. Febr. 1809. Dem Fr. A. Winsor: auf Verbesserungen an seinem vorigen Patent-Ofen, oder Apparate zur Verkohlung aller Arten rohen Brenn-Materiales, und zu verschiedenen anderen Zweken. (Repertory. XVIII. Bd. p. 6. II. Series.)

6. April. 1810. Dem Joh. Stancliffe: auf Verbesserungen an Apparaten zur Verbindung und Verdichtung der Dämpfe und Gase. (Repertory. XIX. Bd. S. 273. II. Series.) 17. Junius. 1815. Dem Joh. Taylor: auf Mittel zur Erhaltung eines Gases aus Oehl, Torf etc. zur Beleuchtung. (Repertory. XXVIII. Bd. S. 1. II. Series.)

9. December. 1815. Dem Samuel Clegg: auf eine verbesserte Retorte und Gas-Apparat. (Repertory XXX. S. 1. II. Series.)

6. Febr. 1817. Dem Jak. Atkinson: auf gewisse Verbesserungen an Gas-Lampen und Röhren.

1. März. 1817. Dem Daniel Wilson: auf einen Gasbeleuchtungs-Apparat. (Repertory. XXXII. Bd. S. 11. II Series.)

17. Mai. 1817. Dem Wilh. Bound und Wilh. Stone: auf Hizung der Retorten zur Gas-Beleuchtung.

10. Jul. 1817. Dem Rich. Farmer Brain: auf einen Apparat zur wohlfeileren Gas-Bereitung, als bisher, sowohl aus Kohlen, als aus anderen Substanzen.

19. Jul. 1817. Dem Reuben Phillips: auf eine verbesserte Methode der Gas-Reinigung. (Repertory. XXXIII. Bd. S. 67. II. Series.)

5. Aug. 1817. Dem Joh. Perks: auf Bereitung, Reinigung und Aufbewahrung des Gases.

5. Dec. 1817. Dem Wilh. Stratton: auf Verbesserungen an gewissen Theilen des Gas-Apparates.

19. Dec. 1817. Dem Arthur Howe Holdsworth: auf Verbesserungen an Gasometern.

15. Jan. 1818. Dem Joh. Holworthy Palmer: auf Reinigung gewisser Arten von Gas. (Repertory. XXXIV. Bd. S. 196. II. Series.)

24. Julius. 1818. Dem Samuel Clegg: auf ein verbessertes Gasometer, oder Gas-Behälter. (Repertory. XXXVII. Bd. S. 193. II. Series.)

10. Novemb. 1818. Dem Joh. Grafton: auf verbesserte Bereitung des geschwefelten Wasserstoff-Gases. (Repertory. XXXVIII. Bd. S. 272. II. Series.)

9. Febr. 1819. Dem Jak. Simpson: auf Verbesserungen an Gas-Röhren und Gas-Brennern.

23. März. 1819. Dem Joh. Outhett: auf Verbesserungen an Gasometern oder Gas-Behältern.

4. Mai. 1819. Dem Uriah Haddock: auf eine verbesserte Methode, Gas aus Steinkohlen zu erzeugen. (Repertory. XXXVII. Bd. S. 332. II. Series.)

18. Nov. 1819. Dem Joh. Grafton: auf einen verbesserten Apparat zur Reinigung des Gases.

11. Mai. 1820. Dem Joh. Malam: auf gewisse Verbesserungen an Gasometern.

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11. Jul. 1820. Dem Joh. Grafton: auf eine verbesserte Methode, die Producte der Steinkohlen zu destilliren, und die Kohlen bei dem Gasbereitungs-Processe zur Beleuchtung zu verkohlen. (Repertory. XLIV. Bd. S. 324. II. Series.)

8. Sept. 1821. Dem Gibbins und Wilkinson: auf eine verbesserte Retorte oder Gefäß zur Bereitung des Kohlen-Gases.

9. Jun. 1823. Dem Vere und Crane: auf gewisse Verbesserungen in Bereitung des brennbaren Gases.

14. Aug. 1823. Dem Heinr. C. Jennings: auf ein Instrument, oder eine Maschine zur Verbindung unzeitiger Entweichung des Gases.

18. Aug. 1823. Dem Joh. Malam: auf eine neue Anwendung gewisser bisher noch nie gebrauchter Materialien zur Verfertigung von Retorten, und Verbesserungen an anderen Theilen des Gas-Apparates. (Repertory. II. Bd. S. 54, der gegenwärtigen Series. Polyt. Journ. Bd. XVII. S. 84.)

19. Jän. 1824. Dem Sim. Broadmeadow: auf eine neue und verbesserte Methode der Bereitung und Reinigung brennbarer Gasarten durch Beitritt atmosphärischer Luft. (Repertory. I. Bd. S. 420, gegenwärtige Reihe. Polyt. Journ. Bd. XIII. S. 267.)

22. März. 1824. Dem Karl Demeny: auf einen Apparat zur Erzeugung des Beleuchtungs-Gases aus Oehl und öhlhaltigen Substanzen: zum Brennen dieses, und zur Nachlieferung desselben.

15. Mai. 1824. Dem J. H. Ibbetson: auf gewisse Verbesserungen in der Gas-Erzeugung.

15. Jun. 1824. Dem Phillip Taylor: auf gewisse Verbesserungen an Apparaten zur Gas-Erzeugung aus verschiedenen Substanzen.

22. Jun. 1824. Dem Joh. Hobbins: auf Verbesserungen an Gas-Apparaten. (Repertory. Bd. II. S. 434. gegenwärtige Series. Polyt. Journ. Bd. XV. S. 388.)

14. Dec. 1824. Dem Sir Wilh. Congreve: auf ein verbessertes Gasometer.

1. Febr. 1825. Dem Sam. Brosley: auf eine Verbesserung an Gas-Regulatoren oder Governors. (Repertory. B. I. S. 273. gegenw. Series. Polytechn. Journ. B. XX. S. 157.)

25. März. 1825. Dem Rich. Witty: auf eine verbesserte Methode, wohlfeiler mit Gas zu beleuchten.

20. April. 1825. Dem Karl Ogilvy: auf einen verbesserten Apparat zur Aufbewahrung des Gases.

14. Mai. 1825. Dem J. F. Gravier: auf eine Methode, das Ausströmen des Gases aus einem tragbaren Behälter zu reguliren.

31. Mai. 1825. Dem Ledsam und Cook: auf Verbesserungen bei Erzeugung und Reinigung des Kohlengases. (Repertory. Bd. II. S. 135. der gegenw. Reihe. Polytechn. Journ. Bd. XIX. S. 505.)

6. Dec. 1825. Dem Edw. Luscombe: auf Bereitung eines Oehles aus gewissen Pflanzenstoffen, und Anwendung desselben zur Gasbereitung. (Repertory. Bd. III. S. 252. der gegenw. Series. Polyt. Journ. B. XIX S. 210.)

1826 – Gas und Gasbeleuchtung

Titel: Gas und Gasbeleuchtung. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1826, Band 22, Nr. CVII. (S. 480–490) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj022/ar022107

CVII. Gas und Gasbeleuchtung.

Licht ist die Seele der Welt; Feuer eine schwache Vorstellung des Lichts. Die Flamme, welche beim Verbrennen eines Körpers zum Vorschein kommt, besteht aus einer Materie, die wir Wasserstoffgas nennen, und sie ist immer um so reiner und glänzender, je reiner der Körper ist, den wir verbrennen, und je vollkommener die Verbrennung vor sich geht. Geschieht die Verbrennung unvollkommen, so geht ein Theil der Materie, welche Licht und Hize geben könnte, als Rauch verloren, der keinen Nuzen bringt. Es muß daher immer unser Streben seyn, viel Licht mit wenig Kosten zu erzeugen.

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Jeder, der viel bei Licht liest oder schreibt, wird bemerkt haben, daß eine kleine Flamme immer glänzender und heller ist, als eine größere, und daß ein frisch gepuztes Licht weit mehr Helle gibt, als ein ungepuztes. Diese Veränderung der Helle, welche wir bei Lichtern und Lampen erfahren, schadet den Augen, weil die Gesichtsnerven sich beständig darnach richten müssen; und aus diesem Grunde ist es auch ein unvollkommenes Licht. Andere Fehler der Lichter und Lampen liegen in der weichern oder härtern Beschaffenheit des Talges, der Dike des Dochtes, und der Unreinheit des Oehles. Wachslichter sind am besten, aber auch am theuersten; und es bleibt immer noch eine wichtige Aufgabe der Chemie, den Talg eben so hart, als Wachs zu machen. In Ostindien sollen die Eingebornen dieses Verfahren verstehen, dem unsere Chemiker noch nicht die gehörige Aufmerksamkeit geschenkt haben.

An der Stärke des Schattens in bestimmter Entfernung erkennt man die Kraft des Lichtes; und wenn man daher Lampen, Lichter und Gas mit einander vergleicht, so wird man bald finden, welchem darunter der Vorzug gebührt. Graf Rumford hat durch Versuche ausgemacht, wieviel Materialien zu einer bestimmten Lichtmaße für eine gegebene Zeit erforderlich seien, und folgende Resultate gefunden:

Wachs 100 Pf. Talg 101 – Oehl in einer Argand'schen Lampe 129 – Gezogene Talglicher 229 –

und Peckston glaubt annehmen zu dürfen, daß 5450 Cubikfuß Steinkohlengas und 2000 Cubikfuß Oehlgas dieselben Dienste thun. Die gegenseitigen Kosten einer solchen Beleuchtung gibt Peckston ferner also an:

Pf. Sh. D. 100 Pf. Wachslichter zu 2 Sh. per Pf. 13 9 4 101 – beste gegossene Talglichter zu 8 D. – – 3 7 4 129 – Spermöhl zu 5 D. – – 2 13 9 229 – gezogene Lichter zu 7 D. – – 6 13 7 5450 Cubikfuß Steinkohlengas zu 6 Sh. das 1000 1 12 8 ½ 2000 – Oehlgas zu 28 Sh. – 1000 2 16 –

Es geht demnach aus dieser Vergleichung hervor, daß die Beleuchtung mit Oehlgas beinahe fünf Mahl wohlfeiler ist, als mit Wachslichtern, und ungefähr 20 % weniger kostet, als mit den besten gegossenen Talglichtern: der Vortheile eines schöneren und stärkeren Lichtes nicht zu gedenken, das man dabei erhält, und daß man es nach Belieben starker oder schwächer machen kann, und keine Zeit mit dem Puzen des Dochtes zu verlieren braucht. Auch verbreitet es keinen so unangenehmen Geruch, wie es bei Oehllampen und Lichtern der Fall ist, wenn man die leztern ausbläst, oder die Lichtscheere nicht wohl verschließt, so wie es auch nicht raucht, keine Funken umhersprühen, und vom Winde nicht verlöscht werden kann.

Nachdem nun die Vortheile kurz angeführt sind, welche aus der Oehlgas-Beleuchtung entstehen, so sollen einige Worte über das bei uns herrschende Vorurtheil folgen, daß eine solche Beleuchtung gefährlich sey.

Die mit der Anwendung des Gases verbundenen Gefahren sollen folgende seyn:

1) Explosionen in den Gasbehältern und den dazu erforderlichen Gebäuden. 2) Explosionen in den Hauptröhren unter dem Pflaster. 3) Explosionen in den Häusern, wo das Gas verbraucht wird.

1) Die Beleuchtung mit Steinkohlengas ist seit 21 Jahren in England eingeführt, und in dieser langen Zeit hat sich bloß anfänglich ein unglüklicher Vorfall in Manchester ereignet, wo ein Gasbehälter zerplazte. Dieser Vorfall entstand jedoch nicht durch eine mit dem Gase natürlich verbundene Gefahr, sondern durch den Muthwillen des Arbeiters, welcher betrunken war, atmosphärische Luft in den Gasbehälter ließ, und das Licht dagegen hielt. Allein dieser Thorheit ungeachtet wurde weder er noch ein anderer Arbeiter beschädigt, und das Gebäude sowohl, worin der Gasbehälter stand, als die übrigen darin befindlichen Behälter, litten keinen Schaden. Sogar der Gasbehälter selbst war nicht stark beschädigt, und flog nicht in die Luft, obgleich bei diesem Ereignisse alles geschah, was man gewöhnlich so sehr befürchtet, – nämlich eine Mischung atmospärischer Luft mit dem Gase im Behälter; Entweichung des Gases in das Gebäude, wo der Behälter stand; Hinzukommen des Feuers oder Lichtes, und endliches Zerplazen; allein alles, was daraus entstand, war weiter nichts, als eine leichte Beschädigung des Behälters, worin die Verpuffung statt fand. Seit dieser Zeit sind an 50 neue Gasbehälter in London, und 150 auf dem Lande errichtet worden, und kein Vorfall hat sich mehr ereignet.

Die Gebäude, worin die Gasbehälter stehen, sind von allen Seiten offen, und bloß so weit verschlossen, damit der Wechsel der Witterung die Behälter nicht beschädigen kann. Wenn daher ein Entweichen des Gases aus dem Behälter durch irgend einen Zufall statt findet; so verliert es sich seiner Leichtigkeit wegen augenbliklich in den höhern Schichten der Atmosphäre, so daß durchaus keine Explosion statt finden kann.

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2) Eben so ungegründet ist die Furcht vor Explosionen in den Hauptröhren (Mains) unter dem Pflaster. Zwar ist es wahr, daß eine Mischung von Gas und atmosphärischer Luft in unbestimmtem Verhältnisse in den Hauptröhren statt findet; allein wenn man auch zugibt, daß sie zuweilen eine verpuffende Eigenschaft erlangen könnte, so ist sie doch dem Bereiche des Feuers nicht ausgesezt, weil die Röhren zwei bis vier Fuß unter dem Boden sind. Durch die kleineren Röhren aber, welche mit den Hauptröhren in Verbindung stehen, und das Gas in den Häusern u.s.w. vertheilen, kann keine Flamme dahin dringen, wie es vielfältige Versuche und Erfahrung bewiesen haben. Wäre eine solche Gefahr in der Wirklichkeit begründet, so müßte längst schon ein unglüklicher Vorfall sich ereignet haben, da sich die Gasbeleuchtung in England täglich mehr verbreitet.

3) Den Bemerkungen zufolge, welche über die beiden vorhergehenden Punkte gemacht wurden, ist es augenscheinlich, daß keine Gefahr weder in den Gasbehältern noch in den Hauptröhren entstehen kann; und es bleibt daher nur noch zu zeigen übrig, daß auch in Häusern, wo das Gas verbraucht wird, nichts zu befürchten ist, wenn man nur ganz gewöhnliche Vorsicht dabei braucht. Eine Explosion des Gases kann nur dann statt finden, wenn 1 Theil Gas mit 5 Theilen atmosphärischer Luft gemischt ist; und weil Zimmer, Kaufläden, Werkstätten u.s.w. nicht dicht genug sind, um das Gas verschlossen zu, erhalten, so kann nicht leicht eine Explosion geschehen. Um z.B. dem Gase eine verpuffende Eigenschaft zu geben, müßte es in einem dicht verschlossenen Zimmer, das 15 Quadratfuß mißt, und 9 Fuß hoch ist, 48 Stunden lang einen Zufluß von 5 Cubikfuß Gas in jeder Stunde erhalten, was nicht geschehen kann, wenn man nur die mindeste Aufmerksamkeit darauf richtet, und den Hahn nicht aus Muthwillen öffnet.

Es ist in der That zu bewundern, daß zu Anfang der Gasbeleuchtung, als man mit den Eigenschaften des Gases noch nicht gehörig vertraut war, so wenig Vorfälle statt fanden; ein Beweis, daß die Gefahr nicht groß seyn kann, und sich immer mehr vermindern muß, je mehr Apparat, Maschine und der Gebrauch derselben verbessert und bekannt werden. Die Röhren, welche das Gas aus den verschiedenen Werken Londons nach allen Theilen der Stadt leiten, bedeken jezt einen Raum von etwa fünfzig englischen Meilen, und der tägliche Gasbedarf auf einer einzigen sehr bevölkerten Stelle steigt auf 320,000 Cubikfuß.

London hat jezt drei Gaswerke, welche Steinkohlengas liefern, die unter dem Namen der Charterres Gas-light and Coke Company, der City of London Gas-Light and Coke Company, und der South London Gas light Company bekannt sind. Das erste von diesen Werken verbraucht jährlich 17,732 Chaldrons Kohlen, und erzeugt daraus 216,330,000 Cubikfuß Gas, womit 30635 Gaslichter unterhalten werden. Das zweite Gaswerk verbraucht jährlich 8842 Chaldrons Kohlen, und erzeugt 107,848,000 Cubikfuß Gas; und das dritte verbraucht 3120 Chaldrons Kohlen, und erzeugt 38,064,000 Cubikfuß Gas. Alle diese Werke haben 47 Gasbehälter, welche 917940 Cubikfuß Gas enthalten, das aus 571 Retorten geliefert wird. Die dazu erforderlichen Kohlen betragen 29692 Chaldrons, welche 7115 Chaldrons Coke, und 362,000,000 Cubikfuß Gas geben. Die damit unterhaltenen Privatlichter belaufen sich auf 34,241, und die öffentlichen Lampen auf 8268. Die Kosten der Anlage aller drei Werke sollen 851,250 Pfund Sterling betragen haben.

Dieser Ungeheuern Ausdehnung der Gaswerke wegen wurde im Jahr 1824 eine Commission auf Befehl des Parlaments niedergesezt, um zu untersuchen, ob nicht etwa große Gefahr dadurch entstehen könne, wobei Sir Humphry Davy und andere geschikte Chemiker berathen wurden. Das Resultat dieser Untersuchung fiel ganz zu Gunsten der Gaswerke aus, indem die Commission entschied, daß die Gesezgebung diesem Industriezweige nichts in Weg legen soll, weil keine Gefahr dabei sey, wenn man nur gewöhnliche Vorsicht brauche. Deshalb nehmen auch die Londner Versicherungsanstalten gegen Feuersgefahr weniger Prämien von Häusern u.s.w., welche mit Gas beleuchtet werden, als von solchen, wo man Lichter oder Lampen brennt, weil beim Gase keine Funken umherfliegen, und sorglose Dienstboten es nicht an unrechte Stellen bringen können. Ueberhaupt aber gibt es jezt kaum mehr eine Stadt in England, wo man nicht mit Gas beleuchtete; und in wenigen Jahren wird diese Beleuchtungsart jede andere vollends verdrängen, um so mehr, da man seit Kurzem auch angefangen hat, tragbares Gas zu liefern, womit man Zimmer und jeden Theil eines Hauses ganz ohne Gefahr beleuchten kann.

Um dieß zu erzweken, und eine größere Quantität Gas in einen kleinen Raum hineinzubringen, wird es in besonders dazu verfertigte Cylinder gefüllt, und dergestalt zusammen gepreßt, daß 30 Cubikfuß nur 1 Cubikfuß Raum einnehmen. Auf diese Weise hat man einen beträchtlichen Gasvorrath im Hause; und weil die Behälter so gemacht sind, daß sie noch über den gewöhnlichen einen Druk von 200 Pfund auf den Quadratzoll aushalten können, so ist durchaus nichts dabei zu befürchten. Diese Behälter sind gewöhnlich von Eisenblech gemacht, und in hübschen Lampen oder Fußgestellen verschlossen, welche oben mit allerlei Bildern aus der Mythologie verziert sind. Die Gasbehälter werden von der Gesellschaft zur Verfertigung des tragbaren Gases an jeden Hauseigenthümer gefüllt geliefert, dem es alsdann anheim steht, irgend eine Verzierung nach Gefallen zu wählen. Auf diese Weise werden auch Tanz- und Concert-Säle beleuchtet, und das Gas kann man nun überall hinbringen, wohin es früher nicht geleitet werden konnte. Für Kanzelleien, Caffeehäuser, Gasthöfe, Palläste, Kaufläden u.s.w. ist das tragbare Gas unvergleichlich; um so mehr, da es aus Oehl bereitet wird, keinen unangenehmen Geruch verbreitet, und die Farbe der Metalle und Vergoldungen nicht angreift, weil es frei von geschwefeltem Wasserstoff ist. Sechs Cubikfuß Oehlgas geben eben so viel Licht, als ein Pfund Wachslichter; und jeden Cubikfuß Gas verkauft die Gesellschaft an regelmäßige Abnehmer für drei Farthings, wodurch sechs Cubikfuß Gas nicht theurer kommen, als ein halbes Pfund Talglichter.

Diejenigen, welche Oehlgas regelmäßig brennen, bestimmen die Größe der Lampen, die sie brauchen, und wie oft sie gefüllt werden müssen; wogegen sie den Werth der Lampe deponiren. Die Lampen werden von der Gesellschaft in Ordnung gehalten; dagegen aber sind die Abnehmer für Beschädigung verantwortlich. Wer beständig Gas nimmt, muß für eine bestimmte Zahl Cubikfuß, zum Preise von 6 1/4 Shilling die 100 Fuß vorausbezahlen; und sobald diese Zahl abgeliefert ist, muß dasselbe wiederholt werden. Wer unter 10 Cubikfuß Gas nimmt, und die Lampen, welche gewöhnlich ins Haus geschikt werden, nicht selbst abholt, muß mehr bezahlen. Die übrigen Bedingungen sind in beistehender Tabelle enthalten.

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Bedingungen, unter welchen die Gasgesellschaft das Publikum mit Oehlgas versieht.

Nach diesen Bemerkungen kommen wir nun auf den schon in öffentlichen Blättern berührten Gegenstand, daß die Einführung eines Gaswerkes durch Fremde nachtheilig sey, weil sie den Gewinn aus dem Lande ziehen. Diese Behauptung muß ohne fernere Bedingung zugegeben werden; denn es ist besser selbst zu arbeiten, als andere für sich arbeiten zu lassen. Wenn es aber anerkannt ist, daß ein Industrie-Zweig in einem Lande vortheilhaft wäre, und es findet sich niemand ihn zu unternehmen, so thut die Regierung wohl daran, fremde Vorschläge auf eine bestimmte Zeit anzunehmen; denn es ist besser mit fremder Hülfe vorwärts zu rüken, als beim Alten zu bleiben. Dieß ist bei dem vorliegenden Gegenstande der Fall, von dem man beweisen kann, daß er selbst dann einem Lande nicht nachtheilig ist, wen er auch durch Fremde eingeführt wird, obgleich, wie gesagt, einheimische Unternehmer den Vorzug verdienen.

Wir haben in Süd-Deutschland geschikte Arbeiter in vielen Fächern, und wenn sie es auch nicht sind, so haben doch viele darunter gewiß vorzügliche Anlagen. Weil es ihnen aber an der gehörigen Ausbildung fehlt, und sie mit dem verbesserten Maschinenwesen nicht bekannt sind; so läßt sich gar nicht erwarten, daß ein Oehlgas-Apparat bei uns verfertigt werden könnte, wie er jezt in England gemacht wird. Wenn man daher die Oehlgas-Beleuchtung durch einheimische Unternehmer einführen wollte, so müßte wenigstens der Apparat aus England geholt werden, der meines Erachtens an 24,000 Gulden kosten würde. Mit dem Apparate allein wäre aber noch nichts gethan; denn es fehlten uns alsdann noch ein in diesem Fache bewanderter Ingenieur und ein Paar geschikte Arbeiter, um die Sache in Gang zu sezen, und ihr die erforderliche Einrichtung zu geben. Es ginge also selbst bei einem einheimischen Unternehmen eine beträchtliche Summe Geld ins Ausland, wenn man auch den Umstand nicht berüksichtigt, daß wir in diesem Zweige noch wenig Erfahrung haben. Wird er aber von Engländern unternommen, so geht kein Geld für den Apparat hinaus, und alle übrigen dabei vorkommenden Arbeiten, die noch höher als der Apparat selbst kommen, werden mit englischem Gelde bezahlt.

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Um eine Uebersicht von den Kosten eines Steinkohlen-Gaswerks zu geben, womit 160 öffentliche und 500 Privatlichter das ganze Jahr hindurch versehen werden können, folgen hier die Angaben des geschikten Ingenieurs Peckston, welcher mehrere der ersten Gaswerke in England eingerichtet hat.

Auslagen für die Gebäude, Baustelle u.s.w. 4630 Pf. – Sh. Apparat 2800 – – – Gasleitung durch die Stadt, wozu 22500 Fuß Röhren erfordert werden 4070 – – – ––––– ––––– ––––– ––––– Summe der ganzen Anlage 11500 Pf. – Sh. 11500 Pf. – Sh. ––––– ––––– ––––– ––––– Dazu kommen aber noch ferner die laufenden jährlichen Kosten, nämlich: Gehalt des Aufsehers 225 Pf. – Sh. Arbeitslohn dem Mechaniker, Schmidt u.s.w. 236 – 12 – Handlanger, Pflasterer 201 – 10 – Anzünder der Lampen 41 – 12 – 790 Tonnen Steinkohlen zur Gasbereitung 1027 – – – 100 Tonnen zum Feuermaterial 100 – – – Kalk zum Reinigen des Gases 10 – – – Abnuzung des Apparats und Ausbesserung 244 – – – ––––– ––––– ––––– ––––– 13585 Pf. 14 Sh.

Die ganze Auslage würde sich demnach auf 13585 Pf. 14 Sh., oder um eine runde Summe anzunehmen, auf 13600 Pfund Sterling belaufen. Wenn daher ein solches Gaswerk von Fremden errichtet wird, so kommen dazu ungefähr 11000 Pfd. Sterling ins Land, weil außer dem eigentlichen Apparat Alles im Lande gemacht und ausgegeben werden muß, wenn die Fracht von den Röhren u.s.w. nicht allen Gewinn aufzehren soll. Die Kosten zur Errichtung eines Oehlgaswerkes kommen zwar etwas wohlfeiler zu stehen; doch aber ist es sehr zu bezweifeln, ob es unter 6000 bis 7000 Pfd. Sterling geschehen kann, wovon also an 5000 Pfd., ohne die laufenden Kosten, im Lande ausgegeben würden. Die Errichtung eines Oehlgaswerkes durch Fremde ist also in dieser Beziehung schon nicht unvortheilhaft, und wird es um so mehr, wenn man bedenkt, daß unsere Handwerksleute an feinere Arbeiten sich gewöhnen, und folglich gewiß dabei lernen werden. Man kann aber den Gegenstand noch von mehreren andern Seiten betrachten, und zugleich beweisen, daß die aus einer solchen Unternehmung entspringenden Vortheile die allgemeine Aufmerksamkeit verdienen.

Im südlichen Deutschland findet im Allgemeinen eine bedeutende Einfuhr von Wachslichtern und Talg statt. Die Beleuchtung mit Oehlgas ist aber, wie eben bewiesen wurde, jener mit Wachs vorzuziehen, gibt ein schöneres Licht, und ist fünf Mahl wohlfeiler. Wenn daher Oehlgas statt Wachs gebraucht wird, so bleibt das Geld dafür im Lande, und jeder Hauseigenthümer kann entweder um denselben Preis fünf Mahl mehr Licht in seiner Wohnung haben, oder achtzig Gulden ersparen, wenn man annimmt, daß er früher 100 dafür ausgegeben habe, und sich mit eben soviel Licht, als zuvor, behelfen will.

Wenn Oehlgas statt Wachslichtern gebraucht wird, hört nicht nur die Einfuhr der leztern größtentheils auf, sondern der Anbau von Oehlsamen muß ebenfalls erweitert, und der Akerbau dadurch befördert werden. Wenn daher die Anlage von Gaswerken auf einer Seite Geld ins Land bringt, und auf der andern anderes erspart und der Akerbau befördert wird; so wird es wohl nicht ungereimt erscheinen, wenn man nachstehende ungefähre Berechnung anstellt:

Geld, welches eine einzelne, auf 160 öffentliche und 500 Privatlichter berechnete Anlage ins Land bringt 6000 fl. der Umtrieb im ersten Jahre 15000 – 75000 fl.

Davon ist jedoch der Gewinn der Unternehmer abzuziehen, welcher ins Ausland geht, und diesen kann man auf 8 p. C. berechnen, da man beim Steinkohlengas ungefähr eben soviel annimmt. Dieß macht also auf eine Anlage von obiger Ausdehnung nicht mehr als 6000 fl. im Jahre; und wenn die Gesellschaft ein Privilegium auf 10 Jahre bekäme, so machte es 60000 fl. Die Anlage selbst brächte aber 75000 fl. ins Land, und die Beleuchtung würde ebenfalls bei Weitem weniger kosten. Was aber in 10 Jahren an Wachslichtern erspart werden könnte, läßt sich nicht genau angeben; doch aber ist gewiß, daß, wenn die Beleuchtung mit Oehlgas allgemein würde, 100000 fl. im Jahre in den süddeutschen Staaten nicht zuviel angenommen wäre; und mithin betrüge dieß in 10 Jahren nicht weniger als 1,000,000 fl.

Es ist daher die Beleuchtung mit Oehlgas, sowohl von fremden als einheimischen Unternehmern, gewiß vortheilhaft, und außer den Lichterziehern würde wohl niemand beeinträchtigt werden. Was aber diese verlören, würde dem Privatmanne reichlich durch eine

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wohlfeilere Beleuchtung ersezt, die nach obigen Angaben zwischen Talglichtern und Oehlgas auf 20 p. C. steigt; und Blechler, Eisengießer und Pflasterer etc. würden mehr Verdienst bekommen. Da jedoch die Lichterzieher bei uns auch Seifensieder sind; so sollen sie trachten, statt bei dem Herkömmlichen zu bleiben, auch feinere Seifen zu machen, die man uns aus Frankreich und England zuführt, und womit sie wohl eben so gut nach anderen Ländern handeln können, als die Engländer und Franzosen. In den meisten Kaufläden, und auch in vielen Privathäusern, brennt man übrigens bloß Oehl in Lampen; auch kommen noch Lichter herein, und wenn man den Gegenstand genau untersucht, so wird der Verlust für die Lichterzieher nicht so bedeutend seyn, als er beim ersten Blike erscheint.

Es ist demnach keinem Zweifel unterworfen, daß die Einführung der Oehlgasbeleuchtung von wahrem Nuzen ist, wenn auch gleich einige Individuen dabei verlieren sollten. Der Staat hat bloß über das allgemeine Interesse des Landes zu wachen, und kann sich nicht um den Verlust Einzelner bekümmern; denn wer würde z.B. die Drukerpresse verboten haben, um den einzelnen Abschreibern nicht zu schaden, welche ehemals von diesem Gewerbe lebten?

In London zählt man im Ganzen sieben Gasgesellschaften, deren Capital 6,850,000 Pfund Sterling seyn soll, wovon aber bis jezt nur 889,000 Pfund eingeschossen wurden. Das Capital der London Portable Gas Company soll 1000000 Pfund betragen; es wurden aber bis jezt nur 100,000 Pfund dazu erfordert.

1826 – Schinz, über die Umwälzung in der Gasbeleuchtung

Titel: Schinz, über die Umwälzung in der Gasbeleuchtung. Autor: Schinz, C. Fundstelle: Polytechnisches Journal 1826, 1869, Band 192, Nr. CVI. (S. 388–404) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj192/ar192106

URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj192/ar192106

CVI. Die Umwälzung in der Gasbeleuchtung; von C. Schinz.

Mit einer Abbildung.

Unter den menschlichen Lebensbedürfnissen ist die Ersetzung des Tageslichtes durch künstliche Beleuchtung eines der wesentlichsten, und daher jeder technische Fortschritt, welcher die Befriedigung dieses Bedürfnisses erleichtert, eine Wohlthat für die Menschheit.

Die Entdeckung der mit fieberhafter Hast ausgebeuteten Vorräthe von Petroleum in den Vereinigten Staaten von Amerika hat nun eine Zeit lang zur Befriedigung dieses Bedürfnisses in außerordentlichem Maaße beigetragen, dasselbe aber auch gleichzeitig gesteigert, indem das Erdöl selbst dem weniger Bemittelten gestattete, seine herkömmliche Beleuchtung durch eine bedeutend intensivere zu ersetzen.

Die Zeit ist jedoch schon herangekommen, wo die Production oder vielmehr die Ausbeute des Petroleums nicht mehr dem Consum folgen kann, und Es läßt sich nicht bloß vermuthen, sondern Es ist vielmehr mit Gewißheit anzunehmen, daß diese obgleich sehr bedeutenden Vorräthe im Inneren der Erde in nicht ferner Zeit erschöpft seyn werden.

Es ist daher wohl motivirt, daß das Beleuchtungswesen in unseren Tagen sowohl die Wissenschaft als die Technik vielfach beschäftigt.

Das, worauf Es endgültig allein ankommt, ist natürlich die ökonomische Seite der Frage, d. h. wie kann um einen gleichen Preis die größte Lichtmenge producirt werden. Lassen wir aber vorläufig diese Frage unberücksichtigt und betrachten wir zuerst die rein wissenschaftlichen Gesichtspunkte.

Bisher wurde nach Davy's Erklärung der Flamme allgemein angenommen, daß das Auftreten von Licht beim Verbrennungsprocesse einzig und allein dem glühenden Zustande fester, in der Flamme suspendirter Körper zuzuschreiben sey. In der Leuchtgasflamme oder in der Flamme einer Kerze ist Es ausgeschiedener Kohlenstoff, der zum Weißglühen gebracht wird und folglich die Quelle des erzeugten Lichtes ist. Gestützt auf diese Theorie hat man dann diese Kohlenstoff-Molecüle durch Gewebe von Platin ersetzt, indem man diese durch brennbare Gase, welche keinen Kohlenstoff auszuscheiden vermögen, zum Weißglühen erhitzte.

Diese Substitution des Platins wäre ein sehr bedeutender Fortschritt für das Beleuchtungswesen gewesen, wenn Es gelungen wäre die Gase, welche zur Erhitzung des Platins dienen sollen, ökonomisch darzustellen, da in diesem Falle die Zahl der leuchtenden Punkte stets dieselbe ist, und nicht wie beim gewöhnlichen Leuchtgase von der Qualität der verwendeten Steinkohlen und der mehr oder minder großen Sorgfalt bei der Darstellung und Reinigung des Leuchtgases abhängt. Ferner bietet diese Beleuchtungsart den hoch anzuschlagenden Vortheil, daß die Flamme oder eigentlich das leuchtende Platingewebe keinerlei zitternde Bewegung macht, wie sie bei der Leuchtgasflamme in einem den Augen sehr schädlichen Grade auftritt.

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Durch diese Substituirung des leuchtenden Stoffes wird jedoch die Intensität des erzeugten Lichtes nicht erhöht. Eine Erhöhung dieser Intensität wird aber, wie schon im vorigen Jahrhundert von Lieutenant Drummond, gezeigt wurde, dadurch erlangt, daß die Temperatur des leuchtenden Körpers gesteigert wird.

Dieß bewirkte Drummond, indem er brennendes Knallgas auf Kalk leitete, welcher der hohen Temperatur des Knallgases widersteht ohne zu schmelzen und Lichtstrahlen der höchsten Intensität auswirft.

Dieses Drummond'sche Kalklicht ist nun von Tessi é du Mothay in veränderter neuer Auflage in Paris zum Gegenstand der Bewunderung eines unwissenden Publicums geworden. Dem Kalke wurden comprimirte Stängelchen von Magnesia (oder Zirkonerde) substituirt; das Wasserstoffgas wird nach dem Verfahren von Heurtebise 122) (welches auf der Zersetzung von Wasser durch Kohlenoxyd beruht) gewonnen, oder statt desselben einfach das gewöhnliche Leuchtgas mit Beimischung von Sauerstoff verbrannt.

Wenn Es nun auch Tessi é du Mothay gelungen ist, aus mangansaurem Natron oder aus Bariumsuperoxyd den Sauerstoff wohlfeiler darzustellen123) als oieß früher möglich war, so steht doch die erhaltene vermehrte Lichtintensität in gar keinem Verhältnisse Zu den vermehrten Kosten, und selbst wenn dieses Verhältniß ein günstiges wäre, so würde diese gesteigerte Intensität keineswegs dem Bedürfnisse entsprechen, denn zu große Lichtintensität ist den Augen unendlich viel schädlicher als die zitternde Bewegung der Gasflamme; ferner würde Es unmöglich seyn, den einzelnen Brennern eine Lichtstärke zu geben wie sie dem Bedürfnisse der Einzelnen oder den Mitteln der ärmeren Volksclasse angemessen wäre.

Das du Mothay'sche Magnesialicht wird also wie das Drummond'sche Kalklicht von der allgemeinen Anwendung ausgeschlossen bleiben, und für specielle Zwecke, wie z. B. Leuchtthürme oder Theatereffecte, kaum den elektrischen Lichtbogen ersetzen können.

Die Davy'sche Theorie der Lichterzeugung, auf welcher die bisher besprochenen Verfahrungsarten beruhen, hat den Bemühungen Frankland's und Sainte-Claire Deville's eine Erweiterung zu verdanken; diese haben nämlich gezeigt,124) daß selbst reines Wasserstoffgas durch seine Verbrennung Licht von ziemlich großer Intensität ausgeben kann, wenn die Temperatur noch weiter gesteigert wird als dieß bei dem Drummond'schen Kalklichte der Fall ist.

So hat Frankland Knallgas in einem mit einer dicken Glasscheibe versehenen schmiedeeisernen Gefäße unter einem Drucke von 20 Atmosphären zur Verbrennung gebracht, wodurch natürlich die Temperatur unendlich gesteigert wurde, und wobei das erzeugte Licht intensiv genug war, um auf 10 Fuß Entfernung noch eine Zeitung lesen zu können. Ebenso zeigte dieses Licht Intensität genug, um im Spectrum alle Farben von Roth bis zum Violett mit großem Glanze zu geben.

Sainte-Claire Deville ist noch um einen Schritt weiter gegangen, indem er zeigte, daß bei der Compression der brennenden Gase auf 20 Atmosphären die Temperatur so sehr gesteigert werde, weil bei diesem Drucke die von ihm entdeckte Dissociation (das Zerfallen) der Elemente nicht mehr stattfinden könne, und da die Dissociation nothwendig der Wärmeproduction entgegenstehe, so müsse in diesem Falle letztere in dem Maaße größer werden, als die Dissociation verhindert werde.

Dieser Ansicht kann ich jedoch nicht beitreten; denn die Wärmemenge, welche eine Volumen- oder Gewichtseinheit irgend einer brennbaren Substanz im Calorimeter gibt, ist wohl die totale Wärmemenge, die dieser Körper zu geben vermag, und findet auch in einem Punkte des Verbrennungsraumes Dissociation statt, so wird diese alsbald wieder aufgehoben, indem die getrennten Elemente auf ihrem Wege durch den Apparat nur nach und nach ihre Temperatur verlieren und folglich sich auch wieder vereinigen. Die Steigerung der Temperatur im comprimirten Raume ist also lediglich dem Umstande zuzuschreiben, daß die ganze Wärmemenge im engeren Raume proportional auch intensiver seyn muß.

Gewiß haben diese wissenschaftlichen Untersuchungen und Resultate in theoretischer Hinsicht ihren Werth, wenn sie auch einstweilen für die Praxis werthlos sind, denn die Compression erfordert eine kostbare Kraft und steht daher den Forderungen einer ökonomischen Lichterzeugung entgegen.

Eine Steigerung der Lichtintensität ist also aus oben angeführten Gründen an und für sich nicht wünschenswerth, und außerdem steht sie, mag sie nun durch chemische oder mechanische Mittel hervorgebracht werden, der Oekonomie entgegen.

Daher kann eine praktische Verbesserung des Beleuchtungswesens, wenigstens einstweilen, nur auf der möglichst wohlfeilen Darstellung eines Gases beruhen, welches durch Verbrennung mit atmosphärischer Luft eine hinreichend hohe Temperatur erzeugt um Platingewebe in vollkommen weißglühenden Zustand zu versetzen.

Zu diesem Ende hat Vial in einem wohl durchdachten Aufsatze125) vorgeschlagen, aus den Steinkohlen allen Wasserstoff zu gewinnen, welchen dieselben enthalten, und zwar im Gegensatze zu dem durch Zersetzung von Wasser über glühendem Kohlenstoffe erhaltenen Wasserstoffe, weil die Darstellung durch letzteres Verfahren, wie die Gasanstalt in Narbonne zeigt, ökonomisch nicht zu bewerkstelligen sey. Aber Hr. Vial hat Es unterlassen durch Versuche, oder auch nur durch Rechnung die Oekonomie der Darstellung, welche er empfiehlt, irgendwie festzusetzen.

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Um sowohl die zuerst sich bildenden gasförmigen Kohlenwasserstoffe, als die dampfförmigen, welche sich zu Theer verdichten, und endlich das Ammoniak so zu zersetzen, daß man schließlich reines Wasserstoffgas erhält, bedarf Es unzweifelhaft einer sehr bedeutenden Vermehrung an erhitzter Zersetzungsfläche, welche nur durch Aufwand entsprechender Mengen von Brennstoff zu erhalten ist.

Ohne genaue Versuche anzustellen, läßt sich die Oekonomie der Darstellung von Wasserstoff durch Dissociation (Zerfallen) oder durch Spaltung (wie sich Vial ausdrückt) durchaus nicht feststellen, da Kohlenstoff und Wasserstoff sich direct nicht mit einander verbinden lassen und daher die bei solchen Verbindungen freiwerdenden Wärmemengen nicht bekannt sind, aus denen sich auf die Wärmemenge schließen lassen würde, die zu deren Zersetzung nothwendig ist. Man kann indessen mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß im günstigsten Falle die Darstellung von 44 Kubikmeter Wasserstoff pro 100 Kilogr. Steinkohle statt 22 Kubikmeter Leuchtgas, für dasselbe Kohlenquantum auch doppelt so viel Brennstoff in Anspruch nehmen werde als zum Leuchtgase erforderlich ist, und folglich werden die 44 Kubikmet. Wasserstoff nicht wohlfeiler Zu stehen kommen als die 22 Kubikmet. Leuchtgas.

Dafür hätte man allerdings eine rationellere und bessere Beleuchtung, aber auch Gasverluste, welche, wie wir später zeigen werden, bei nahe unvermeidlich sind, und die der Oekonomie abermals in großem Maaße entgegentreten.

Solche und ähnliche Betrachtungen führten mich zu dem Schlüsse, daß diese Darstellungsweise von Wasserstoff als Mittel zur Beleuchtung nur sehr wenige Chancen des Erfolges haben könne und ich fand mich daher nicht bewogen weit gehende Versuche anzustellen, in der Voraussicht, daß solche nur zu negativen Resultaten führen dürften.

Dagegen erinnerte ich mich, daß ich schon vor dreißig Jahren zu einem speciellen technischen Zwecke mit dem vollkommensten Erfolge im Großen Wasser über glühendem Kohlenstoffe zerlegt hatte und daher erschien mir dieses Verfahren zum Zwecke der Beleuchtung geeigneter, trotz den negativen Erfahrungen, welche in Narbonne mit einem ähnlichen Verfahren gemacht wurden, und ich unternahm deßhalb eine Reihe von Versuchen, die mich auch dem gewünschten Ziele zuführten.

Wie Andere auch schon erfahren haben, hatte ich durch meine Versuche Gelegenheit zu beobachten, daß durch Zuführung von Wasserdampf über glühenden Kohlenstoff die mannichfaltigsten Producte erhalten werden können. Verbrannte ich nun diese verschiedenen Gasgemische an einem senkrecht auf den AusströmungsȐeffnungen des Brenners angebrachten hohlen cylindrischen Platingewebe, so erhielt ich die verschiedensten Resultate in Beziehung auf Leuchtkraft sowohl als Gasconsum.

Durch anhaltende Versuche und sorgfältige Beobachtung gelang Es mir endlich die Ursache dieser abweichenden Resultate aufzufinden. Diese Erscheinungen hängen genau mit dem specifischen Gewichte der verschiedenen Gasgemische zusammen. Je höher das specifische Gewicht des Gemisches lag, desto größer war die Leuchtkraft und desto kleiner der Consum; war das Gemisch hingegen reich an Wasserstoff und von geringem specifischem Gewichte, so war das Resultat um so schlechter.

Wenn ich aus Zink und Schwefelsäure erhaltenen ganz reinen Wasserstoff verbrannte, so dehnte sich der Gasstrom über den einzelnen Brenner -Oeffnungen auf 20 Millimeter Höhe um 10 Millimeter

Da nun die Verbrennung an den Grenzlinien dieser Ausströmungsformen stattfindet, so kann das Platingewebe nur dann zum vollständigen Weißglühen gelangen, wenn Es sich aber in keinem dieser Grenzlinie selbst befindet; das Platingewebe befindet sich aber in keinem dieser zwei Fälle auf der Grenzlinie dieser Ausströmungsformen, sondern in der Mitte zwischen beiden: daher leuchtet Es stärker, wenn die Ausströmungsform diejenige des dichteren Gases ist, weil Es dann diesen Grenzlinien am nächsten steht.

Wenn nun auch die Ausströmungsform der dichteren Gase befriedigendere Resultate gibt als die für reinen Wasserstoff, so ist dennoch auch jene keineswegs geeignet einen Maximaleffect hervorzubringen, und dieser ist nur dann erhältlich, wenn das Platingewebe wirklich in der Grenzlinie der Ausströmungsform liegt; da aber diese Form zwei solcher Linien hat, so kann der Maximaleffect erst dann erreicht werden, wenn beide Grenzlinien benutzt werden.

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Dieß bestätigte sich auch in glänzender Weise, als ich die Form und Construction des Platingewebes so modificirte, daß beide Grenzlinien benutzt wurden; die dadurch erhaltene Leuchtkraft steigerte sich sogleich um das Zwei- bis Dreifache.

Wie ist nun der Erfinder der Wassergas Beleuchtung in Narbonne über diese Schwierigkeiten hinweggekommen?

Er hat die Ausströmungs-Oeffnungen der Brenner in ihrem Durchmesser auf ein Minimum reducirt und seinem Gasometer einen Druck von 17 bis 20 Centimeter Wassersäule gegeben, so daß derselbe an den Brennern noch 13 Centimeter Wassersäule war. Dadurch ist natürlich die Ausströmungs-Geschwindigkeit der Gasstrahlen eine sehr große geworden und folglich auch die Ausströmungsform eine sich nach oben nur wenig ausbreitende, so daß das Platingewebe sich der Grenze der Verbrennungslinien sehr nahe befand.

Ein Druck von 13 Centimeter Wassersäule, welcher in den Gasometer zurück sich auf 20 Centimeter steigert, ist aber wohl die äußerste Grenze dessen, was dem ganzen System, jedoch nicht ohne bedeutende Nachtheile, zugemuthet werden kann. Bei Anwendung irgend eines Gasgemisches, welches dichter ist als reiner Wasserstoff, hätte, um das nöthige Volumen in der Zeiteinheit durchzubringen, entweder der Druck noch weiter vermehrt werden müssen, oder die Ausströmungs-Oeffnungen hätten weiter gemacht werden müssen, wodurch dann wieder die Ausströmungsform eine mehr sich nach oben ausdehnende geworden wäre und in Folge dessen abermals eine Verminderung der Leuchtkraft eingetreten wäre.

Daraus wird Es begreiflich, wie er zu dem Schlüsse gekommen ist, daß die Beimischung von Kohlenoxydgas zum Wasserstoffe für die Erzeugung der Leuchtkraft unzuträglich sey.

Trotz diesen für die Oekonomie des Ganzen äußerst nachtheiligen Bedingungen eines so hohen Druckes und der ausschließlichen Anwendung fast reinen Wasserstoffes, ist Es in Narbonne nicht gelungen einen constanten, dem Consum proportionalen Lichteffect zu erhalten, denn die verschiedenen Brenner brauchen zur Erzeugung desselben Lichteffectes 23,75; 19,17 und 25,00 Liter Gas.

Man begreift, daß beim gewöhnlichen Leuchtgase der Lichteffect mit dem Consum in einem progressiven Verhältnisse zunimmt; wenn aber der leuchtende Körper ein auf eine bestimmte Temperatur zu bringendes Platingewebe ist, so sollte der Consum der zu erwärmenden Platinmasse proportional seyn, oder Es müßte wenigstens dieser Consum mit der wachsenden Platinmasse abnehmen, während in Narbonne der Consum auf keine Weise einem solchen Gesetze entspricht.126)

Wenn der Bedingung, daß das Platingewebe in die Verbrennungslinie der Ausströmungsform zu liegen kommt, entsprochen ist, so ist für dasselbe Gasvolumen die Leuchtkraft dieselbe, ob das Gas aus reinem Wasserstoffe oder aus einem Gemisch von gleichen Raumtheilen Kohlenoxyd und Wasserstoff besteht, nur muß für eine gegebene Lage des Platingewebes das Gas stets von gleicher Dichte seyn.

Dieses Problem nun läßt sich viel ökonomischer dadurch lösen, daß man die Operation so leitet und den Apparat so einrichtet, daß man stets ein Gemisch von sehr annähernd gleichen Raumtheilen Kohlenoxyd- und Wasserstoffgas erhält, was ich in der That schon vor dreißig Jahren mit allem Erfolge bewerkstelligte.

Welches die Bedingungen sind, unter denen man ein constantes Gemisch von gleichen Raumtheilen Wasserstoff und Kohlenoxyd erhält und wie der Apparat dafür eingerichtet werden muß, haben die Resultate meiner früheren und meiner jetzigen Studien herausgestellt, die ich aber einstweilen der Oeffentlichkeit nicht übergeben will, da ich in naher Zukunft dieselben zu eigener Verwerthung zu benutzen wünsche.

Merkwürdig ist aber der von Narbonne ausgegangene Satz, daß das Kohlenoxydgas als ein giftiges Gas von technischer Benutzung aus geschlossen werden müsse, welcher in viele technische Werke übergegangen ist.

In wie fern Kohlenoxyd giftig wirkt, hat vielleicht Niemand mehr zu erfahren Gelegenheit gehabt als ich selbst. Namentlich bei meinen Jahre lang fortgesetzten Versuchen über die Reduction von Eisenerzen hatte ich täglich sehr bedeutende Mengen von Kohlenoxyd in der Atmosphäre meines Laboratoriums, welches eben nur ein Privatlaboratorium und nicht, wie in der Regel die Staats-Laboratorien, mit allen kostbaren Einrichtungen versehen ist, um die Verbreitung unangenehmer Dünste zu verhindern. Das Kohlenoxyd habe ich aber wie meine jeweiligen Gehülfen ertragen, ohne davon anders afficirt zu werden, als daß wir gelegentlich bei allzugroßer Menge desselben mit einigem Kopfweh belästigt wurden, welches sich stets in einigen Stunden verlor, sich aber auch erst nach 10- bis 12stündigem Einathmen solcher Luft einstellte. Damit will ich nicht in Abrede stellen, daß große Mengen von Kohlenoxyd, wie sie unter besonderen Umständen in einem engen Raume auftreten können, nicht tödtlich wirken, aber diese Fälle werden weit eher durch eine Quelle des Kohlenoxydgases im Zimmer selbst als durch eine zufällige Undichtheit einer Gasröhre eintreten. Es ist schon ein ziemlich großer Brenner erforderlich, um in der Stunde 200 Liter Gas zu verzehren, worin also 100 Liter Kohlenoxydgas enthalten wären, während ein einziges Pfund Kohle, im Zimmer zu Kohlenoxyd verbrannt, 339,5 Liter desselben producirt und dazu 169,7 Liter Sauerstoff aus der Zimmerlust absorbirt.

Diese Bemerkungen wollte ich nur machen, um zu zeigen, wie absurd die Meinung ist, daß das Kohlenoxyd wegen seiner Giftigkeit von aller technischen Verwendung ausgeschlossen werden müsse.

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1 Volumen Wasserstoff wiegt 0,08961 Gewichts-Einheiten, daher derselbe à 34000 Wärme-Einheiten deren 3046,7 producirt; berücksichtigt man aber die latente Wärme des HO, so ist diese Menge = 2613,9 W. G.

1 Vol. Wasserstoff erfordert zur Verbrennung ½ Vol. Sauerstoff, und daraus wird 1 Vol. Wasserdampf gebildet, dessen Wärme-Capacität 0,38225 ist. Daraus ergibt sich die Verbrennungstemperatur = 2613,9/0,38225 = 6838°C; für die Verbrennung in atmosphärischer Luft erhalten wir 2613,9/0,38225 + 1,86. 0,30661 = 2624,8° C.

1 Vol. Kohlenoxyd in Sauerstoff verbrannt gibt 3003,6/0,42557 = 7057,8° C.; in Luft verbrannt gibt dasselbe 3003,6/0,42557 + 1,86. 0,30661 = 3016,1° C.

Somit ist die mittlere Temperatur eines Gemisches von gleichen Raumtheilen Wasserstoff und Kohlenoxyd, in Luft verbrannt, = 2820°, also um 195° höher als die Verbrennungstemperatur des reinen Wasserstoffes, womit auch die Erfahrung übereinstimmt, daß dieses Gemisch ebenso geeignet ist das Platingewebe zum Weißglühen zu bringen als das reine Wasserstoffgas, und wenn daher jenes Gemisch billiger herzustellen ist als reiner Wasserstoff, so verdient Es nach Maaßgabe der größeren Billigkeit den Vorzug zu diesem Zwecke.

Wenn nun 1 Vol. Wasserstoff bei seiner Verbrennung 3046,7 W. E. producirt, so muß die Wassermenge, welche 1 Vol. Wasserstoff liefert, nothwendig ebenso viele Wärme-Einheiten absorbiren, wenn dieselbe in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird; findet aber das gleichzeitig frei werdende ½ Vol. Sauerstoff Kohlenstoff vor, mit dem Es sich verbinden kann, so werden hinwiederum 1287,2 W. E. erzeugt, indem sich Kohlenoxyd bildet, und der Aufwand an Wärme zur Zersetzung des Wassers reducirt sich auf 3046,7 - 1287,2 = 1759,5 W. E.

Wird aber so viel Wasser zersetzt, daß daraus 2 Vol. Wasserstoff und 1 Vol. Sauerstoff entstehen, so wird die erste Hälfte des ausgeschiedenen Sauerstoffes Kohlenoxyd bilden und wie oben 1287,2 W. E. erzeugen, die andere Hälfte wird dieses Kohlenoxyd zu Kohlensäure verbrennen und 1501,8 W. E. erzeugen, und der Wärme-Aufwand wird alsdann 2. 3046,7 - 1287,2 + 1501,8 = 3304,3 W. E.; also beinahe doppelt so groß als im ersteren Falle.

Aus dieser theoretischen Betrachtung des Vorganges bei der Production des Gemisches von gleichen Raumtheilen Wasserstoff- und Kohlenoxydgas einerseits und des reinen Wasserstoffes andererseits erklärt Es sich, was auch die Praxis herausgestellt hat, daß die Darstellung jenes Gemisches um beinahe die Hälfte billiger ist als diejenige des reinen Wasserstoffes.

In Wirklichkeit ist aber dieses Verhältniß noch günstiger, insofern jenes Gasgemisch sich bei einer Temperatur von 600 bis 800° darstellen läßt, während zur Erzeugung von reinem Wasserstoff eine Temperatur von 1000° unumgänglich nothwendig ist.

Da nun bei allen unseren pyrotechnischen Apparaten nur die kleinere Menge der entwickelten Wärme wirklich benutzt und die größere Menge zum Theil evacuirt, zum Theil durch die Ofenwandungen an die äußere Luft transmittirt wird, so ist Es ökonomisch ungleich vortheilhafter bei einer geringeren Temperatur zu operiren, insofern dieß sonst zulässig ist, weil durch die geringere Temperatur weniger Wärme evacuirt und weniger transmittirt wird.

Um nun den nöthigen Wärme-Aufwand in Gewichts-Einheiten von Brennstoff zu berechnen, können uns die von Dr. Verver gemachten Angaben über den Betrieb in Narbonne dienen.

Ehe wir aber zu dieser Berechnung übergehen, haben wir noch zu zeigen, daß die Production an Wasserstoff in der That größer war als das von Dr. Verver angestellte Experiment sie angibt.

Er erhielt nämlich aus 48 Kilogrm. Holzkohle 148 Kubikmeter gereinigtes Gas von folgender Zusammensetzung:

Wird nun dieses Volumen auf 0° und 0,76 Met. Barometerstand reducirt, so erhalten wir 136,070 Kubikmeter, welche 128,43 Kub. Met. Wasserstoff und 2,85 Kub. Met. Kohlendampf enthalten.

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Von der zur Verwendung gekommenen Eichenholzkohle hat Dr. Verver drei verschiedene Stücke der Analyse unterworfen und im Mittel 87,093 Proc. reinen Kohlenstoff gefunden. Somit sind 41,804 Kil. reiner Kohlenstoff zur Verwendung gekommen. Diese entsprechen dem Volumen 38,971 Kub. Met. Kohlendampf; davon sind in das Gas übergegangen 2,85 Kub. Met. und der Rest 36,121 Kub. Met. wurde als Kohlensäure aus dem Gase durch die Reinigung absorbirt. Diese 36,121 Kub. Met. haben nun nothwendig 4mal so viel Wasserstoff producirt, also 144,484 Kub. Met., und Es hat daher ein Verlust von 144,484 - 128,430 = 16,054 Kub. Met. stattgefunden.

Ueber diesen Verlust wird man sich nicht wundern, wenn man weiß, daß das Gas in den Retorten unter einem Drucke von 20 Centimeter Wassersäule erzeugt wurde, denn selbst der dichteste Eisenguß ist porös genug, um unter solchem Drucke eine bedeutende Gasmenge durchzulassen, namentlich von einem Gase, welches unter demselben Drucke, und durch dieselbe Oeffnung 2 bis 3mal schneller ausströmt als das dichtere Gasgemisch von Kohlenoxyd und Wasserstoff.

Es geht daraus hervor, daß die Bedingungen eines Druckes von 20 Centimenter Wassersäule und der ausschließlichen Verwendung von Wasserstoff solche sind, welche der Oekonomie dieser sonst so schönen Beleuchtungsart absolut entgegenstehen, weßhalb dieselbe auch keine Verbreitung finden konnte.

Sowohl Dr. Verver als Vial erklärte Es im Vergleich mit dem Steinkohlengas als einen Vorzug des reinen Wasserstoffgases, daß man bei demselben weniger Verlusten ausgesetzt ist, weil Es vermöge seiner chemischen Eigenschaften die Metalle auf keine Weise angreift. Diese Eigenschaft besitzt das Gemisch von CO und H in ganz gleichem Grade, während Es gegen die Porosität der Retorten und Leitungen weit mehr Sicherheit darbietet.

Bei dem Experimente, in welchem Dr. Verver aus 41,804 Kil. reinem Kohlenstoff 144,484 Kub. Meter reines Wasserstoffgas produciren mußte, war der Brennstoss-Aufwand 210 Kilogr. sehr guter Stückkohle von Newcastle. Gegen dieses Ergebniß protestirte die Direction der Gasanstalt zu Narbonne, welche behauptet, daß der mittlere Consum ihren Büchern zufolge um 38 Proc. niedriger zu stehen kommt.

Nehmen wir an, die Direction sey im Rechte, so würde der Consum für 144,484 Kub. Met. Wasserstoff nur 130,2 Kil. Newcastler Kohle gewesen seyn, also per 1 Kub. Met. Gas = 0,901 Kil.

Der theoretische Aufwand zur Production von 2 Kub. Met. Wasserstoff ist, wie wir oben gesehen haben, 3304,2 W. E. Da nun 1 Kil. Newcastler Steinkohle 7769 W. E. producirt, so würde der theoretische Aufwand in solcher Kohle ausgedrückt per 2 Rub. Met. Wasserstoff = 0,4253 Kil. seyn, der effective Aufwand wäre aber 2.0,901 = 1,802 Kil., also sehr nahe 4 ¼ mal so groß.

Ist der theoretische Aufwand für die Erzeugung des Gemisches von CO und H = 1759,4 W. E., so ist dieser in Kil. Brennstoff = 0,2264 für 1 Vol CO und 1 Vol. H, und wenn wir, um den wirklichen Aufwand zu erhalten, mit 4 ¼ multipliciren, so wird er 0,9622.

Dieser Aufwand wäre aber nur so groß, wenn in beiden Fällen gleiche Ofentemperaturen nöthig wären. Wie wir gesehen haben, ist dieß nicht der Fall und Es können 700° für das Gasgemisch genügen, während für reines Wasserstoffgas 1000° nothwendig sind. Ist nun die specifische Wärme der Verbrennungsproducte aus 1 Kil. Steinkohle = 2,82, so sind die pyrometrischen Aequivalente für die Temperatur 700° = 700.2,82 = 1974 und für die Temperatur 1000° = 2820, also 0,7 : 1 und der effective Aufwand für die Production des Gemisches CO und H wird= 0,7. 0,9622 = 0,67354 Kil. gegen 1,802 Kil. für ein gleiches Volumen reinen Wasserstoffes.

Darnach ließe sich die unten folgende Berechnung der Fabricationskosten aufstellen.

Es ist mir unerklärlich, warum man in Narbonne zur Zersetzung des Wasserdampfes Holzkohle und nicht Kohks anwendet, da letztere fast überall um das Vierfache wohlfeiler sind und da Kohks sich sogar besser eignen als Holzkohle, wenn man den Kohlenstoff in Kohlensäure überführen will.

Soll dagegen Kohlenoxyd producirt werden, so sind Holzkohlen selbst bei ziemlich höherem Preise den Kohks vorzuziehen; hingegen könnte vielleicht in den Sommermonaten, wo der Gasconsum klein ist, Es vortheilhaft werden, Kohks anstatt der Holzkohlen zu verwenden.

Wir nehmen aber, um uns gegen jede Täuschung sicher zu stellen, Holzkohle als das gewöhnlich verwendbare Material an und berechnen solche zu dem Preise von 8 Francs per 100 Kilogrm.

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Fabricationskosten für das Gasgemisch (Kohlenoxyd und Wasserstoff).

Zur Production von 1000 Kub. Met. des Gasgemisches Kohlenoxyd und Wasserstoff, welches bei 15° C. mittlerer Temperatur und 0,76 Met. mittlerem Barometerstand 948 Kub. Met. gibt, sind erforderlich 948/4 = 237 Kub. Met. Kohlendampf; diese entsprechen 254,23 Kil. Kohlenstoff und à. 87 Proc. = 292 Kil. Holzkohle, welche à.

8 Fr. per 100 Kil. Kosten 23,36 Fr.

Wenn 2 Kub. Met. CO + H = 0,67354 Kil. Steinkohle brauchen, so ist der Aufwand für 948 Kub. Met. = 319 Kil. à 18 Fr. per 1000

5,74 Fr.

Da bei dieser Fabrication keine Kohks aus der Retorte auszuziehen, zu löschen oder in's Magazin zu bringen sind und auch das Füllen der Retorten eine äußerst geringfügige Arbeit ist, so werden zwei Mann am Tage und zwei Mann bei Nacht genügen um 1000 Kub. Met. Gas per 24 Stunden zu liefern, daher der Arbeitslohn à 4 Fr

8,00 Fr.

Für Abgang und Reparaturen rechnet Dr. Verver bei einer täglichen Production von 800 Kub. Met. Gas 3,25 Fr. per Tag, das gäbe per Jahr 1186,25 Fr. , und wenn wir annehmen, daß die erforderlichen 8 Retorten und 2 Oefen neu circa 2500 Fr. kosten und die ersteren bei der niedrigen Temperatur von 700° C. wohl 1½ und die Oefen 5 Jahre aushalten, und daß die verbrauchten Retorten noch 750 Fr. einbringen, so würden die Auslagen in 5 Jahren = 3500 Fr. und per Jahr 600 seyn, somit werden 1186,75 Fr. Jährlich für 1000 Kub. Met. Gas per Mag Tag vollständig genügen und wir setzen daher dafür an

3,25 Fr.

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Somit würden die 1000 Kub. Met. Gas unter die Glocke gebracht kosten 40,35 Fr.

Fabricationskosten für Leuchtgas aus Steinkohlen.

Im günstigen Falle rechnet man, daß 100 Kil. Steinkohle 22 Kub. Met. gereinigtes Gas unter die Glocke bringen, somit würden 1000 Kub. Met. erfordern 4545 Kil., welche à 18 Fr. Per 1000 Kil. betragen

81,81 Fr.

Zur Reinigung von 1000 Kub. Met. Gas sind erforderlich 100 Kil. Kalk à 1,90 Fr

Der Aufwand für Arbeitslöhne vermehrt sich gegen oben, wegen der bedeutenden Manipulation der Kohks um 2 Fr. u. ist somit

10,00 Fr.

Für Reparaturen und Verbrauch ist ebenfalls mehr in Rechnung zu bringen, weil die Retorten viel heißer gemacht und daher schneller unbrauchbar werden, und weil die Reinigung des Gases nicht nur mehr Gebäulichkeiten, sondern auch mehr Apparate erfordert, somit werden 4 Fr. per 1000 Kub. Met. Verhältnißmäßig eher zu wenig als zu viel seyn

4,00 Fr

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Summa der Auslagen 97,71 Fr.

Dagegen sind in Abrechnung zu bringen für die Nebenproducte 70 Proc. Kohks aus 4545 Kil. Steinkohle = Kvhks 3181 Kil. dovon zum Heizen der Retorten per 100 Kohle 20 =

909 Kil

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bleiben 2272 Kil.

minus 5 Proc. für Staub und Abfall 113 kil.

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verkäufliche Kohks 2159 Kil.

à. 2 Fr. per 100 Kil. 43,18 Fr

Theer und ammoniakalisches Wasser 7,25 Fr.

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50,43 Fr.

Somit kosten die 1000 Kub. Met. unter die Glocke gebracht 97,71 Fr. minus 50,43 = 47,22 Fr.

Um nun diese Darstellungskosten des Wassergases und des Leuchtgases mit einander vergleichen zu können, müßte man vorher genau ermitteln können wie groß der Consum beider Gase ist, um gleiche Lichtmengen hervorzubringen; dieß ist aber im Allgemeinen eine Sache der Unmöglichkeit, denn die Qualität des Leuchtgases wechselt so zu sagen jeden Tag selbst mit den gleichen Kohlen und die Differenzen, welche bei verschiedenen Qualitäten der Steinkohlen erhalten werden, sind ganz enorm. Ebenso sind die Preise der Steinkohlen nach Localität und Qualität außerordentlich verschieden.

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Wenn beim Wassergase die gleichmäßige Dichtigkeit eine nothwen Bedingung ist, welche man allerdings ohne Schwierigkeiten erfüllen kann, so ist dagegen die Lage des Platingewebes sehr wandelbar und in ungeschickten Händen wird die Lichtintensität ebenfalls Variationen unterliegen.

So wechselt z. B. in Narbonne je nach den angewandten Brennern der Consum für die einheitliche Lichtmenge zwischen 23,75; 19,17 und 25,00 Liter. Das Leuchtgas in Vervier aus Marihaykohle brauchte 25,24 Liter für die Lichteinheit und das von Amsterdam aus Newcastler Kohle nur 15,04 Liter. Ich meinerseits fand mit einem allerdings nicht identischen Normallichte für das Gasgemisch CO und H 19,00; 18,50 und 16,18, und für das Leuchtgas in Straßburg mit einem Brenner welcher zwischen die beiden ersteren hineinfällt = 15,79 Liter.

Bei den Versuchen Dr. Verver's ist also das Verhältniß der Mittel zwischen Wasserstoff und Leuchtgas 22,64:20,14 = 1,124: 1, und bei den meinigen 17,89:15,79 = 1,133:1.

Die Fabricationskosten für das Wassergas = 40,35 Fr. wären also mit 1,133 zu multipliciren und stellen sich dann auf 45,71 Fr.

Im Allgemeinen werden sich, specielle Fälle und Localitäten ausgenommen, große Differenzen in den Kosten dieser Beleuchtungsarten nicht herausstellen, und eine Differenz von einigen Franken per 1000 Kubikmeter kommt eigentlich gar nicht in Betracht, wenn man bedenkt, daß die Zinsen des in der Gasanstalt und in den Leitungsröhren steckenden Capitales und die allgemeinen Kosten weit mehr betragen als die Fabricationskosten des Gases selbst, welche 4,5 bis 4,7 Centimes per Kubikmeter ausmachen, während der Consument 30 Centimes bezahlt.

Die Entscheidungsgründe für die eine oder die andere Beleuchtungsart müssen daher, nachdem die Fabricationskosten auf ungefähr gleiches Niveau gebracht sind, in anderen Punkten gesucht werden.

Dieser Punkte gibt Es nun viele, welche zu Gunsten des Gasgemisches von CO und H anzuführen sind, die aber schon von Dr. Verver und Vial hervorgehoben wurden und die ich daher hier nicht wieder aufzählen will.

Indeß muß ich doch auf einen Vortheil aufmerksam machen, welcher dem Gasgemisch CO und H allein zukommt, daß nämlich die niedrige Temperatur, auf welche die Retorten zu bringen sind, diese Fabrication in sehr kleinem Maaßstabe anzuwenden gestattet, da Es ohne zu große Verluste an Brennstoff ausführbar ist, die Retorten nur zeitweise im Gange zu erhalten, besonders wenn dieselben klein und für einen täglichen Consum von wenigen Kubikmetern berechnet sind.

Für kleinere industrielle Etablissements, welche nicht im Bereiche von Gasanstalten sind, für Landgüter, selbst für kleinere Dörfer würde diese Beleuchtungsart ein Gewinn seyn, und selbst in Städten mit Gasanstalten werden einzelne Etablissements behufs der Ersparniß oder auch behufs luxuriöser Beleuchtung, mit kleineren Apparaten zur Darstellung dieses Gasgemisches, welche kein großes Capital erfordern, sich versehen können.

Der Vortheil der besprochenen Beleuchtungsart besteht aber nicht nur in dem schönen stetigen Lichte, sondern namentlich auch darin, daß die Verbrennungsproducte keine Bestandtheile enthalten, welche Gemälde, Möbel, Silberwaaren etc. angreifen und benachtheiligen, wie Es bei dem herkömmlichen Leuchtgase der Fall ist, weßhalb bekanntlich die Gasbeleuchtung bisher wenig Eingang in den Wohnungen der Reichen gefunden hat.

Den Vorschlag Vial's betreffend, der durch Spaltung den Wasserstoff aus den Kohlenwasserstoffen und dem Ammoniak, welche die Steinkohlen bei der Destillation liefern, isolirt darstellen will, so läßt sich jetzt aus dem Vorhergehenden eher beurtheilen inwiefern derselbe ausführbar seyn dürfte. Diese Möglichkeit ist durchaus zuzugeben und wahrscheinlich verdient dieses Verfahren sogar den Vorzug in den Ländern wo Holzkohlen theuer, Steinkohlen dagegen billig sind. Immerhin wird aber diese Darstellung von reinem Wasserstoff ausgedehnte und complicirte Apparate erfordern und eine geschickte Leitung, sowie sorgfältige und anhaltende Ueberwachung, und sich deßhalb sowie wegen der erforderlichen hohen Temperatur nicht wie das Wassergas zur Fabrication in kleinem Maaßstabe eignen.

Durch die gebräuchlichen photometrischen Versuche sind wir bekanntlich nicht im Stande unsere eigenen Resultate mit denen Anderer zu vergleichen und dadurch zu controlliren, weil Es eben kein eigentliches Normallicht giebt, da z. B. selbst Stearinkerzen von verschiedenen Fabricationsposten einer und derselben Fabrik verschieden sind. Ich glaubte ein Mittel gefunden zu haben, ein wirkliches Normallicht darzustellen, indem ich chemisch reines Wasserstoffgas in einem wohl aequilibrirten Gasometer unter constantem Manometerdruck ausströmen ließ und das Gas an einem kleinen Platinnetz verbrannte; da aber dieses kleine Netz nicht so fest mit dem kleinen Brenner verbunden werden konnte ohne dickere Drähte anzuwenden, welche die Wärme absorbiren ohne zu leuchten, so fand ich in dieser Anordnung nicht die Constanz, welche ich mir versprochen hatte.

Vollständig gelungen ist mir aber ein Apparat zur Bestimmung des specifischen Gewichtes der Gase, der dem Bunsen'schen Apparate nachgebildet, für den täglichen Gebrauch jedoch praktischer ist.

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Derselbe besteht in einer Glocke von Blei, von 10 Centimeter Durchmesser und 15 Centimet. Höhe, oben mit einer Dille versehen, in welche die Glasröhre A,A eingekittet ist. Diese Röhre läuft oben in eine Spitze aus, welche durch einen dünnen Kautschukschlauch mit der kleinen Chlorcalcium-Röhre B verbunden ist. Das andere Ende dieser Röhre ist mit einem durchbohrten Kautschukschlauch verschlossen, durch welchen ein kleines Messingröhrchen geht, das am äußeren Ende durch ein Platinblättchen mit sehr feiner Oeffnung mittelst Bleiloth geschlossen ist.

In der Röhre A,A bewegt sich der hölzerne Stift c,c, welcher an den kleinen Schwimmer von dünnem Messingblech D befestigt ist. Die Glocke wird nun mitten in ein viel größeres Gefäß eingesetzt, dessen Querschnitt hinlänglich groß ist, um die in demselben enthaltene Flüssigkeit nicht höher als 1 Centimeter steigen zu lassen, wenn die Bleiglocke mit Gas gefüllt wird. Um diese Füllung zu bewerkstelligen, ist die Röhre E,E an der Wand des größeren Gefäßes befestigt; ihre obere Mündung wird durch einen Kautschukschlauch mit einer großen Thierblase verbunden, welche man mit dem Gase oder der Luft anfüllt, womit man den Apparat functioniren lassen will. Die Flüssigkeit in welcher die Bleiglocke versenkt wird, ist eine gesättigte Kochsalzlösung, theils um die Absorption der Gase zu beschränken, theils um eine Sättigung des Gases mit Wasserdämpfen zu hindern.

An der Glasröhre A,A sind zwei Diamantstriche gemacht, der eine so weit oben, daß das Stäbchen c,c noch einen kleinen Weg zurückzulegen hat ehe der Schwimmer D an der Wölbung der Glocke anstößt, der andere so, daß der Schwimmer von seiner untersten Lage einen kleinen Weg zu machen hat, ehe das Stäbchen an dem Striche ankommt, so daß man Zeit hat nach vollendeter Füllung der Glocke sich mit der Secundenuhr zur Beobachtung anzustellen.

Die Blase zum Füllen der Bleiglocke faßt ca. 1½ mal so viel Gas als die Glocke; man füllt vorher die Glocke nur halb voll und läßt dann das Gas ausströmen, damit die Röhre A,A sowie B sich sicher mit dem zu untersuchenden Gase füllen, ehe das zur wirklichen Messung dienende Gas eingeführt wird.

Die Ausfluß-Zeiten werden notirt und zum Quadrate erhoben, wornach man das specifische Gewicht durch den Ausdruck t2/t12 bestimmt, worin t die Zeit bezeichnet, welche das zu untersuchende Gas zum Ausfluß brauchte, und t1 diejenige für die Luft. Da die nicht immer gleichbleibende Flüssigkeitssäule sowie die Temperatur die Ausfluß-Zeiten beeinflussen, so ist stets gleich vor oder gleich nach dem Experimente mit dem Gase auch die Ausfluß-Zeit der Luft zu bestimmen, so daß beide Versuche unter ganz gleichen Umständen gemacht werden.

Bei meinem Apparate braucht die Luft je nach Temperatur und Flüssigkeitssäule zwischen 160 und 180 Secunden zum Ausfließen; bei so langer Zeit geben verschiedene Gase hinlänglich große Differenzen um zu genauen Resultaten zu gelangen.

Diese Bestimmungen des specifischen Gewichtes, welche, wie man sieht, in wenigen Minuten ausgeführt werden können, sind sehr erwünscht zum Controlliren der Analyse der Gasgemische und können nöthigenfalls sogar die Analyse ersetzen, wenn man weiß daß die Gasgemische vollkommen frei von Kohlensäure sind oder wenn man sie von derselben mittelst Durchleitens durch einen Absorptionsapparat vorher befreit.

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Das spec. Gewicht des Wasserstoffes ist 0,06927 dasjenige des Kohlenoxyds 0,96741 ––––––– daher dasjenige eines Gemisches gleicher Raumtheile beider 1,03668 ––––––– = 0,51834 2

Meine täglichen Beobachtungen wechseln zwischen 0,44989 und 0,52652, innerhalb welcher Grenzen die Ausströmungsform des Gases sich sehr annähernd gleich bleibt.

Straßburg, im April 1869.

1827 – Beitrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung

Titel: Beitrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1827, Band 23, Nr. XXXII. (S. 121–123) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj023/ar023032

XXXII. Beitrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung.

Mit einer Abbildung auf Tab. II.

Das Repertory of Patent-Inventions liefert im December-Hefte 1826 S. 339 einen Nachtrag zur Geschichte der Gasbeleuchtung des Hrn. Atkins. Ein Correspondent desselben bemerkt, daß, lang vor Hrn. Winsor's Gas-Beleuchtung am Lyceum zu London, ein Hr. Henfrey aus Sheffield Gas-Beleuchtung zu Baltimore in N. America einführte, wo er am 3. April 1802 ein Patent hierüber sich ertheilen ließ.

Hr. Henfrey hatte im J. 1801 eine Stein-Kohlengrube auf den Gütern des Generals Ridgeley zu besorgen, die bituminöses Holz, ungefähr wie die Bovey-Kohle in Devonshire, lieferte. Diese Kohle gab beim Brennen einen üblen Geruch, und hatte noch andere üble Eigenschaften, so daß sie zu Baltimore bald sehr verrufen ward. Man sagte ihr sogar nach, daß sie kein Erdharz enthielt. Um diesen lezteren Vorwurf zu widerlegen, richtete Hr. Henfrey einen kleinen Destillir-Apparat vor, und destillirte die Kohlen. Zufällig bekam die Röhre, durch welche das Gas abzog, einen Sprung, und da, als man denselben verstopfen wollte, der Junge, der dabei leuchtete, mit dem Lichte zu nahe kam, fing das aus dem Sprunge ausströmende Gas Feuer, und beleuchtete den ganzen Keller, durch welchen die Röhre lief. "„Ein neues Licht! Ein neues Licht!“" war der Ausruf der Verwunderung derjenigen, die an der Röhre arbeiteten.

Hr. Henfrey benüzte diesen Zufall, und zeigte die Brauchbarkeit "„des neuen Lichtes“" in öffentlichen Versuchen zu Baltimore, indem er einen großen Saal mit Kohlengas beleuchtete. Um die Anwendbarkeit dieser Art von Beleuchtung noch deutlicher zu zeigen, ließ er ein Both 50 Yards (150 Fuß) von der Küste ankern, und beleuchtete dieses mittelst einer Röhre, die er durch das Wasser laufen ließ.

Im Frühjahre 1802 machte die Baltimore Zeitung Le Bons Thermolampe zu Paris bekannt, und so ward das, was Henfrey und alle, die ihn zunächst umgaben, für seine Erfindung hielt, ihm vor den Augen des Publicums streitig gemacht. Er sezte jedoch seine Arbeiten fort, stellte die Resultate dem Hrn. Präsidenten Jefferson vor, und beleuchtete im October 1802 zu Richmond in Virginien einen öffentlichen Belustigungs-Ort. Hr. Henfrey wußte nichts von Murdoch's früheren Versuchen in England, 1798.

Der Correspondent theilt nun Henfrey's Patent vom 3. April 1802 zu Baltimore in Extenso mit; wir bemerken hieraus nur, daß Hr. Henfrey brennbares Gas sowohl aus Steinkohlen, als aus Holz bereitete, und damit Leuchtthürme, Straßen, Kirchen, Theater und Wohnungen beleuchten, und zugleich die Zimmer wärmen wollte. Er empfiehlt seine Beleuchtungs-Methode vorzüglich für Pulver-Mühlen, Laboratorien, Zimmermanns- und Schreiner-Werkstätten, wo Feuers-Gefahr ist, indem hier keine Funken zu besorgen sind.

Er beschreibt seine Bereitungs-Weise auf folgende Art. Das Holz oder die Steinkohle wird in verschlossene eiserne oder irdene Gefäße gethan, und zur Abhaltung des Zutrittes der äußeren atmosphärischen Luft werden diese Gefäße mit einem Dekel bedekt. Sobald das Feuer von außen auf diese Gefäße wirkt, entwikelt sich das brennbare Gas früher oder später, je nachdem das Holz oder die Kohle mehr oder minder troken ist. An dem Dekel befindet sich eine Röhre, die das brennbare Gas dorthin leitet, wo man es haben will, und wo man es an der Oeffnung, aus welcher es ausströmt, mit einer Kerze oder mit brennendem Papiere anzündet; es wird dann, wie eine Weingeist-Flamme brennen.

Das Holz oder die Kohle kann auch, wo man großes Licht braucht, in einen wohl geschlossenen Ofen aus Ziegeln oder Thon gebracht werden, der dann mittelst eines besonderen Herdes geheizt und mit einer Röhre versehen werden muß, die das Gas dorthin leitet, wo man es braucht.

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Er bemerkt, daß diese Oefen zugleich als Heizungs-Anstalten dienen können, während sie den kostbaren Lichtstoff entwikeln. Um die brennbaren Dämpfe zu verfeinern, so daß sie ohne Rauch brennen, muß in einer geringen Entfernung von dem Feim eine Cisterne oder ein Behälter angebracht werden, in welchen diese Dämpfe vorerst geleitet werden müssen, und an diesem müssen Röhren mit Sperrhähnen vorgerichtet seyn, um diese Dämpfe dorthin leiten zu können, wo sie als Licht brennen sollen. Zwischen dem Feuer und dem Behälter, und zwischen dem ersteren und dem Schornsteine muß gleichfalls ein Hahn angebracht seyn, um die Dämpfe in den Schornstein zu lassen, bis sie anfangen brennbar zu werden, oder wann man sie nicht braucht. In diesem Behälter verfeinern sich die Dämpfe so, daß sie ohne Rauch brennen; man kann aus demselben gerade so viel davon nehmen, als man braucht; man kann den Theer noch benüzen, der sich daselbst aus den angewendeten Kohlen oder Holzarten nach und nach absezt. Henfrey behielt sich auch das Recht vor, sein neues Licht unter der Erde oder unter Wasser nach Bedarf zu leiten, und als Telegraphen bei der Nacht zu benüzen.

Hr. Henfrey fügte noch folgendes Figürchen 21. bei, welches die Gas-Beleuchtung in ihrer Kindheit zeigt. 1, 1, 1, 1, ist ein gewöhnlicher Feuerherd. 2, das Feuer. 3, 3, ein eiserner Cylinder, welcher die Kohle oder das Holz enthält, das das brennbare Gas liefert. 4, eine Verbindungs-Röhre zwischen dem Cylinder und dem Behälter. 5, eine Röhre, um die Dämpfe gelegentlich durch den Schornstein entweichen zu lassen. 6, ein Behälter zur Aufnahme der öhligen und wässerigen Theile, die sich aus den Dämpfen verdichteten. 7, Eine Röhre, mit einem Sperrhahne. 8, die Röhre, aus welcher das brennbare Gas ausströmt. 9, eine Röhre mit einem Sperrhahne zur Leitung des brennbaren Dampfes. 10, der Luster. 11, ein Hahn zum Abziehen des Thranes aus dem Behälter.

1830 – Ueber die Urheber der Gasbeleuchtung in England und Frankreich

Titel: Ueber die Urheber der Gasbeleuchtung in England und Frankreich, Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1830, Band 38, Nr. CIV./Miszelle 5 (S. 410–411) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj038/mi038104_5

Ueber die Urheber der Gasbeleuchtung in England und Frankreich,

hat Hr. W. Matthews im Juniushefte von Gill's technol. and microscop Repository S. 379. einen Aufsaz eingerükt, in welchem derselbe (er ist der Verfasser der von uns schon früher angeführten "„historical sketch of the origin and progress of Gas-lightning“") demjenigen geradezu widerspricht, was jezt in mehreren englischen Journalen, seit Winsor's Tode, geschrieben wird, und wovon wir auch neulich Erwähnung machten, daß nämlich "„Winsor der Urheber (originator) der nüzlichen Gasbeleuchtung ist“" und daß er "„im J. 1803 öffentlich zeigte, wozu man diese chemische Entdekung benüzen konnte.“" (Winsor's Patent ist vom J. 1804, und Winsor nennt sich nur zweiter Erfinder und Verbesserer.) Hr. Matthews tadelt, mit Recht, das Marktschreierische in der Patent-Erklärung Winsors; es ist aber so Sitte in England. Winsor ist ehrlich genug, auf Le Bon, als den ersten Erfinder der Gasbeleuchtung aufmerksam zu machen, der im J. 1802 zu Paris ein Patent mit einer Dauer erhielt, wie man dieselbe bisher noch bei keinem andern zugestand. Winsor sagt, daß er von Frankfurt nach Paris reiste, um dort Rauch statt Wachs brennen zu sehen, und erzählt was er zu Paris sah, um demjenigen Glauben zu verschaffen, was er zu London leisten würde, und Hr. Matthews tadelt ihn darüber. Hr. Winsor zeigte am Ende des Jahres 1804 diese "„Entdekung und Erfindung“" im Lyceum öffentlich, und lud im J. 1805 zur Förderung derselben ein. Im J. 1807 verstieg er sich allerdings zu weit, als er behauptete, daß man mit 5 Pfd. Sterl. jährlich 570 Pfd. gewinnen könne, und der Regierung eine Steuer auf Kohlen vorschlug, die ihr beinahe 11 Millionen Pfd. Sterl. tragen sollte; man mag ihn darüber tadeln, aber nicht verhöhnen: denn es ist doch nach Hrn. Matthews eigenem Geständnisse über allen Zweifel gewiß, "„daß er der Stifter der privilegirten Gasbeleuchtung und Kohkgesellschaft (founder of the chartered gas-light and coke company) geworden ist;“" "„wenn man auch, "„wie Hr. Matthews beifügt,“" nirgendwo die mindeste Spur

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wissenschaftlicher Entdekungen und mechanischer Geschiklichkeiten von seiner Seite wahrnimmt, obschon die Fälle großen Verlustes, die diejenigen erlitten, welche seiner Darstellung trauten, sehr zahlreich sind.“" Hr. Matthews sagt, daß Winsor über 50,000 Pfd. Sterl. von seinen Freunden erhielt und zu seinen Versuchen verwendete, und bemerkt: "„es ließe sich mit Recht vermuthen, Hr. Winsor habe zu Paris Le Bon's Patent gelesen.“" Wäre dieß eine Schande, da er sich nur den zweiten Erfinder, den Verbesserer nannte? Da er, als er im J. 1810 die Bill für die Gascompagnie ansuchte, durchaus keinen Anspruch auf die ursprüngliche Erfindung machte?

Daß Hr. Murdoch schon im J. 1792 zu Redruth in Cornwallis seine Officin mit Kohlengas beleuchtete, und einen damit beleuchteten Dampfwagen zur Unterhaltung seiner Mitbürger durch die Straße laufen ließ; daß Murdoch im J. 1798 die Fabrik der Hrn. Boulton und Watt's mit Kohlengas beleuchtete, und im J. 1802 die große Beleuchtung mit demselben gab; daß Hr. Clegg Erfinder der Gasometer war; daß alles dieß lang vor Winsor geschah; haben wir bereits an einem anderen Orte bemerkt. Verdient aber deßwegen Winsor Hohn und Tadel, wenn auch die von ihm gegründete Gesellschaft erst dann gedieh, als sie Murdoch's Plan annahm?

Auch Hr. Gill spricht in einem Anhange von Winsor's Unverdienst, und sagt, daß er, als er einige seiner Vorlesungen im Lyceum und in Pall-Mall hörte, er über seine ausschweifenden Ansprüche und über seine Unwissenheit nicht wenig Stoff zu lachen fand; daß Winsor z.B. sagte, er könne Metalle mittelst Gas schmelzen, was er dann auch an Schlagloth wirklich producirte. Hr. Gill sagt, er erinnere sich noch, wie es Hrn. Winsor gänzlich mißlang, Pall-Mall zu beleuchten, und wie, als er die hintere Seite von Carlton-House beleuchtete, das Gas so übel roch, daß er vermuthete, man habe, um ihn zu neken, Asa foetida in die Kohlen geworfen.

Hr. Gill erwähnt, daß ein Uhrmacher, der sel. Knight, in Fleet-street, einer der ersten war, der Gasbeleuchtung zu London förderte, und Stifter der City gas works wurde.

Niemand wird Murdoch's und Knight's Verdienste um Gasbeleuchtung bestreiten; wenn aber Winsor der Gründer der "„chartered gas-light und coke company gewesen ist,“" und wenn ohne diese Gesellschaft die Gasbeleuchtung in England nie das Glük gemacht haben würde, das sie machte; so sehen wir nicht ein, warum man gegen Hrn. Winsor so undankbar seyn dürfe, daß man ihn wegen seiner übrigen Fehler nach Belieben verhöhnen könne. Wir sind nicht der Meinung, daß man de mortuis nil nisi bene sprechen müsse, wenn sie nichts Gutes gethan haben: daß man aber, wo man ihnen wirklich Dank schuldig ist, nur ihre schwache oder schlechte Seite nach oben kehrt, wenn man sie im Grabe noch beleuchten will, das finden wir aus dem Grunde hart, weil sich der Todte nicht mehr von selbst umkehren kann, um uns seine bessere und schönere Seite zu zeigen.

1835 – Über die Kosten der Gasbeleuchtung im Vergleiche mit jener mit Kerzen

Titel: Rutter, über die Kosten der Gasbeleuchtung im Vergleiche mit jener mit Kerzen. Original: Aus dem Mechanics' Magazine, No. 603, S. 395. Autor: Rutter, John Obadiah Newall Fundstelle: Polytechnisches Journal 1835, Band 56, Nr. XXIII. (S. 106–126) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj056/ar056023

XXIII. Ueber die Kosten der Gasbeleuchtung im Vergleiche mit jener mit Kerzen. Von Hrn. J. O. N. Rutter.

Aus dem Mechanics' Magazine, No. 603, S. 395.

Wenn man erwägt, wie neu die Benuzung und Anwendung des Steinkohlengases ist, so muß man sich wahrlich wundern, daß die Vortheile, die dasselbe gewährt, schon so vielfach anerkannt und bewährt sind. Ja es dürfte sogar schwer seyn, irgend einen anderen Zweig der Hauswirthschaft anzugeben, welcher raschere Fortschritte gemacht hätte, oder in welchem man zu genügenderen Resultaten gelangt wäre, als sie das Gas gab. Kaum sind noch 12–15 Jahre verflossen, daß das Gas von wissenschaftlich und allgemein gebildeten Leuten als die Pest und das Verderben aller jener Städte, welche die Gasbeleuchtung eingeführt hatten, ausgeschrieen wurde, und daß man den kleineren Städten, welche aus verschiedenen Gründen dieser wichtigen Benuzung des Steinkohlengases nicht theilhaftig werden konnten, Glük wünschte!

Daß die Gasbeleuchtung im Laufe der lezten Jahre mehrere ausgezeichnete und wichtige Fortschritte machte, wird Niemand läugnen; eben so unbestreitbar ist es aber auch, daß noch viel zu thun übrig ist. Da es eine Menge von Menschen gibt, welche an dem, was sie nicht verstehen, immer Mängel und zu tadeln finden, so darf es nicht Wunder nehmen, daß auch das Gas seinen vollen Antheil an diesem Tadel erhielt; bei allem dem schwinden aber die früheren Vorurtheile schnell und immer mehr und mehr. Es ist eine freudige Thatsache, daß in den lezten zwei Jahren in England allein mehr dann 30 Städte die Gasbeleuchtung einführten; und ich habe die Ueberzeugung, daß dieß unaufhaltsam fortschreiten wird, bis jede Stadt Großbritanniens, welche über 1500 oder 2000 Einwohner zählt, dem neuen Systeme gehuldigt, und sich der Bequemlichkeit und Sicherheit der Gasbeleuchtung theilhaftig gemacht hat. Kaum minder rasch waren die Fortschritte, welche die Gasbeleuchtung in lezter Zeit in Amerika und auch auf dem Continente machte.

Die mechanischen Operationen, welche auf die Gasbereitung und die Anwendung des Gases Bezug haben, scheinen besser verstanden zu seyn, und die Vervollkommnung und Vereinfachung der Apparate scheint bisher mehr die Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben, als dieß mit jenem Theile des Processes, der die Hülfe und das Studium des Chemikers in Anspruch nimmt, der Fall ist; obschon die Quantität und Qualität des aus verschiedenen Arten von Steinkohlen zu erzielenden Gases hauptsächlich von den Manipulationen dieses lezteren abhängt, und indem nur er zu dictiren hat, welches Verfahren unter gewissen Umständen das vortheilhafteste ist. Allein, welche Kenntnisse auch jene haben sollen, die sich mit der Bereitung und der Anwendungsweise des Gases zu beschäftigen haben, so gibt es

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doch eine weit zahlreichere Classe, die mit den allgemeinen Eigenschaften des Gases mehr oder weniger innig vertraut seyn sollte, und zu der namentlich jene gehören, die dasselbe täglich in ihren Wohnungen zu sehen Gelegenheit haben. Leider gibt es aber selbst in solchen Städten, in denen die Gasbeleuchtung bereits seit Jahren eingefühlt ist, eine Menge von Leuten, die auch davon nicht mehr wissen, als von dem Dampfe mit hohem Druke und von dem polarisirten Lichte, während die gewöhnlichen Erscheinungen, welche das Gas darbietet, wenigstens eben so bekannt seyn sollten, wie jene des Feuers und des Wassers. Eine genaue Bekanntschaft mit den Eigenschaften des Gases wäre das sicherste Vorbauungsmittel gegen manche Unglüksfälle, die sich mehr aus Unwissenheit, als aus Unvorsichtigkeit ereignen.

Wenn die Gasbeleuchtung irgendwo in Vorschlag gebracht wird, so ist die erste Frage der dabei Betheiligten die: was sie kostet, und ob sie kostspieliger ist, als die Lampen und Kerzen? Nun wissen aber alle jene, die sich in dieser Sache Belehrung verschafft haben, sehr wohl, daß wenn in einer gleichen Zeit eine gleiche Quantität Licht geschaffen werden soll, das Gas in Hinsicht auf Kosten einen bedeutenden Vorzug vor dem Oehle und dem Talge gewährt. Die Folge hievon ist, daß die obigen allgemeinen Fragen auch in allgemeinen Ausdrüken und ohne die geringste Rüksicht auf die Quantität des erforderlichen Lichtes oder die sonstigen Umstände beantwortet werden, und daß man bloß sagt: die Gasbeleuchtung kommt wohlfeiler, als die Beleuchtung mit Lampen oder Kerzen. Nachdem man aber einige Monate lang Versuche angestellt hat, glaubt man häufig zu widersprechenden Resultaten zu gelangen, und die Folge davon ist, daß diejenigen, welche die Gasbeleuchtung in Vorschlag brachten, nunmehr mit Vorwürfen überladen werden. Ein Beispiel, welches ich zu beobachten Gelegenheit hatte, dergleichen aber viele vorfallen, wird genügen, um zu zeigen, wie nothwendig es ist, sich Einsicht in das zu verschaffen, was man eingehen will.

A., dessen Laden im September 1832 nur mir einer einzigen Kerze, und zwar mit einer Kerze, wovon 10 auf das Pfund gingen, beleuchtet wurde, entschloß sich zur Annahme der Gasbeleuchtung. In den ersten 6 Wochen ging Alles vortrefflich; allein nach Ablauf dieser Zeit, wo es kund wurde, daß 700 Kubikfuß Gas verbraucht worden waren, und daß dieses Gas, 1000 Kubikfuß zu 12 Schill. (7 fl. 12 kr.) gerechnet, 8 Schill. 5 Den. (5 fl. 3 kr.) kostete, wurde die Gasbeleuchtung in nicht sehr zarten Ausdrüken verworfen, und wie früher wieder eine Zehnerkerze angestekt.

Nehmen wir nun an, daß in dem Laden A's. jeden Abend eine Kerze verbrannt worden wäre, so würde diese Beleuchtung in 6 Wochen, das Pfund Kerzen zu 7 Den. (21 kr.) gerechnet, beinahe 2 Schill. 1 1/4 Den. (1 fl. 16 kr.) gekostet haben. Allein wie verhält sich's dagegen in Hinsicht auf die Quantität Licht, womit der Laden ausgestattet wurde? Wir müssen hier zuerst annehmen, daß während der 36 Abende in jeder Stunde 4 Kubikfuß Gas per Stunde verbrannt wurden, und daß das Gas an jedem Abende 5 Stunden lang brannte, so daß also 700 Kubikfuß verbraucht wurden. Der angewendete Brenner war ein sogenannter Fledermausflügel (batwing), welcher eben so viel Licht gab, als 8 zu gleicher Zeit angezündete Zehnerkerzen. Nehmen wir jedoch, um ganz sicher zu gehen, an, daß die Gasflamme nur so viel Licht gab, wie 6 Kerzen, so ergibt sich hieraus, daß zur Erzeugung eines gleichen Lichtes 21,6 Pfd. Kerzen erforderlich gewesen wären, und daß diese, das Pfund zu 7 Den. gerechnet, 12 Schill. 7 Den. (7 fl. 33 kr.) gekostet hätten, während das Gas, welches dieselbe Menge Licht gab, nur auf 8 Schill. 5 Den. (5 fl. 3 kr.) zu stehen kam. Es ergibt sich ferner, daß A. in den 6 Wochen, während welcher er Gas brannte, eben so viel Licht bekam, als er bei seiner Beleuchtung mit Kerzen sonst in 9 Monaten erzeugt haben würde. Wahrscheinlich wurde auch dem A. gesagt, daß die Gasbeleuchtung wohlfeiler zu stehen komme, als die Beleuchtung mit Kerzen; da er jedoch hiebei nicht auf die Quantität und Qualität des Lichtes Rüksicht nahm, und den Gaszufluß hienach nicht verminderte, so entdekte er nach 6 Wochen seinen Irrthum, um wieder in einen neuen zu verfallen.

Der Zwek, den ich beabsichtige, indem ich dem Publicum hiemit folgende Details meiner Versuche und der daraus sich ergebenden Beobachtungen und Berechnungen vorlege, besteht darin, daß ich sowohl jene, welche die Gasbeleuchtung bereits eingeführt haben, als jene, welche sich ihrer erst in Zukunft bedienen wollen, mit Daten versehe, aus denen sie so genau als möglich die relativen Kosten des Gaslichtes sowohl als des Kerzenlichtes abzunehmen im Stande sind, und durch welche sie auch mit einigen der einfachsten Bedingungen zur wohlfeilen Anwendung des Gases bekannt gemacht werden sollen.

Nachdem ich in den Wintern 1833, 1834 und 1835 mehrere hundert Versuche über die Leuchtkraft des Gases bei Verbrennung verschiedener Quantitäten desselben in verschieden geformten Brennern von mannigfaltiger Größe angestellt und aufgezeichnet hatte, war es für mich von Wichtigkeit, auch den Werth der Talgkerzen in Bezug auf die Dauer ihres Brennens auszumitteln. Ich weiß wohl, daß dieß bereits schon von Anderen geschehen ist; allein ich muß gestehen, daß ich in den darüber bekannt gemachten Resultaten vergebens nach Gleichförmigkeit und nach einer genügenden Erläuterung der bei den Versuchen beobachteten Umstände und Bedingungen suchte.

Folgende Tabelle gibt die Details meiner eigenen, mit den Kerzen angestellten Versuche.

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Die mittlere Temperatur des Gemaches, in welchem obige Versuche angestellt wurden, war 65° F. (+ 14,67 R.); es brannten immer zwei Kerzen zugleich, und ein Mal ihrer vier. Sämmtliche Kerzen, mit Ausnahme von Nr. 25, wurden so viel als möglich unter gleich günstige Umstände gebracht; sie wurden zwar nicht durch Oeffnen und Schließen der Thüren den hiedurch entstehenden Luftströmungen ausgesezt, allein weitere Vorkehrungen, wie z.B. Vermeidung des Auf- und Abgehens von Personen, wurden nicht getroffen. Ich war in meinen Versuchen über die Dauer der Kerzen noch nicht weit fortgeschritten, als ich bemerkte, daß sich Graf Rumford entweder sehr geirrt haben müsse, oder daß die Kerzen, deren er sich damals zu seinen Versuchen bediente, wesentlich von jenen verschieden seyn mußten, welche man gegenwärtig fabricirt. Er gab nämlich an, daß eine Kerze, welche während des Brennens gehörig gepuzt wird, länger brennt, als zwei Kerzen von gleicher Größe und gleicher Schwere, welche aber nicht gepuzt werden; aus einem Blike auf meine Tabelle hingegen wird man ersehen, daß der Unterschied zwischen der mittleren Dauer der gepuzten und der ungepuzten Kerzen nur einige Minuten beträgt. Daß das Puzen der Kerzen übrigens von großem Vortheil ist, ist unbestreitbar, denn die Quantität Licht, welche man in einer und derselben Zeit von einem bestimmten Gewichte Kerzen erhält, ist, wenn die Kerzen gehörig gepuzt werden, 4 wo nicht 5 Mal größer, als wenn die Kerzen nicht gepuzt werden. Die Kerzen, mit denen ich obige Versuche anstellte, wurden nicht ausgewählt, sondern ohne Unterschied aus den Lieferungen genommen, die ich von verschiedenen Kerzenfabrikanten erhielt. Der Unterschied, der sich an Kerzen von gleicher Größe und gleicher Schwere, und welche nicht nur aus gleichem Talg, sondern auch in einer und derselben Fabrik verfertigt wurden, zeigte, rührt hauptsächlich, wo nicht ganz, von einer unbedeutenden Verschiedenheit der Dochte her. Eine vollkommene Gleichförmigkeit der Dochte ist nämlich höchst schwer oder gar nicht erreichbar, und je stärker der Docht, um so schneller verbrennt die Kerze, und umgekehrt. Dabei kommt jedoch zu bemerken, daß, obschon eine Kerze mit stärkerem Dochte eine größere Flamme gibt, als

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eine Kerze mit kleinerem Dochte, das Licht der ersteren der Qualität nach dennoch weit unter jenem der zweiten stehen wird. Ein Knoten oder eine lose Faser, welche sich an dem Dochte befinden, werden der ruhigen Verbrennung der Kerze sehr nachtheilig, und wenn dieselben nicht schnell entfernt werden, so wird ein Ablaufen der Kerze beinahe unvermeidlich. Ein Zufall dieser Art ereignete sich bei dem Versuche Nr. 11, und die Folge davon war ein Verlust einer vollen Stunde an der Dauer der Flamme dieser Kerze; übrigens wurden bei den oben erwähnten Versuchen zur Verhütung des Ablaufens der ungepuzten Kerzen keine anderen Maßregeln getroffen, als daß ich die herabfallenden kohligen Theile schnell beseitigen ließ. Wenn der Talg gut, der Docht gehörig gedreht ist, wenn die Kerze weder einem Luftzuge, noch einer hohen Temperatur ausgesezt ist, und wenn sie alle 15 oder 20 Minuten sorgfältig gepuzt wird, so wird sie nicht leicht ablaufen; brennt man hingegen an der Seite dieser Kerze eine vollkommen gleiche Kerze, welche nicht gepuzt wird, und an der man auch die verkohlten Theile des Dochtes nicht beseitigt, so ist es wahrscheinlich, daß die Kerze in 3/4 oder vielleicht in 2/3 der Zeit schmilzt, die sie sonst hiezu gebraucht haben würde, ohne daß man eigentlich sagen kann, daß der Talg dabei verzehrt wurde. Die Kerze Nr. 25 wurde absichtlich zwischen 2 Thüren gestellt und einem Luftzuge ausgesezt; sie wurde deßhalb auch nicht in die allgemeine Berechnung gebracht.

Aus Tabelle 1 ergibt sich, daß ein Pfund gezogene Zehnerkerzen im Durchschnitte 55 Stunden lang dauert; daß ein Pfund gegossene kurze Sechser 51 Stunden 30 Min., und ein Pfund lange und kurze gegossene Vierer 49 Stunden 4 Min. brennt. Da die gezogenen Zehner und die gegossenen kurzen Sechser in England im täglichen Leben am häufigsten Anwendung finden, so dürfte deren Dauer füglich zur Bezeichnung der Dauer eines Pfundes Kerzen, welches unter gewöhnlichen Umständen verbrennt wird, dienen. Da jedoch an den gezogenen Kerzen meistens mehr Talg abfällt, als an den gegossenen, so schlage ich vor, dieß durch einen Abzug von 3 1/2 Stunden von ihrer durchschnittlichen Dauer auszugleichen, wonach sich denn sowohl für die gezogenen, als für die gegossenen Kerzen eine Dauer von 51 1/2 Stunden ergibt. Bringt man hievon für verschiedene andere Umstände noch 1 1/2 Stunden in Abzug, so kann man annehmen, daß 1 Pfd. Talgkerzen, welches wenigstens 8 Den. (24 kr.) kostet, im Durchschnitte 50 Stunden lang brennen wird. Dabei kommt aber zu bemerken, daß wenn die Kerzen häufig hin und her bewegt und Luftzügen oder einer höheren Temperatur ausgesezt werden, oder wenn die lezten zollangen Stüke weggeworfen werden, wie dieß sorglose Dienstboten gar häufig zu thun pflegen, die Dauer eines Pfundes Kerzen im Durchschnitte wahrscheinlich nicht höher als zu 40 Stunden angenommen werden kann. Ich habe jedoch bei der Vergleichung der Kerzen mit dem Steinkohlengase absichtlich für erstere das Maximum angenommen, damit man mir um so williger beistimme, wenn ich zu einigen zu Ungunsten derselben sprechenden Resultaten gelange.

Nachdem ich mir auf solche Weise in Hinsicht der Dauer und der Kosten des Lichtes, welches ein Pfund nach einander angestekte Kerzen geben, genügende Daten verschafft, habe ich nun diese Resultate mit der Quantität und dem Preise jenes Lichtes zu vergleichen welches gewisse Quantitäten Gas geben, wenn sie unter günstigen Umständen und in Brennern von verschiedenen Formen und Größen brennen. Folgende Tabelle gibt in dieser Hinsicht eine Zusammenstellung.

Tabelle II.

Die in dieser Tabelle angegebenen Resultate erhielt ich durch gegenseitige Vergleichung und Correction zweier verschiedener Methoden photometrische Versuche anzustellen, oder die Intensität des Lichtes zu messen. Nach der ersten dieser Methoden wurden nämlich die relativen Entfernungen notirt, bei denen verschiedene Lichter Schatten von gleicher Intensität warfen; nach der zweiten hingegen die relativen Entfernungen, bei welchen gleiche Lichter Reflexe von gleicher Intensität gaben. Die Kerzen, deren ich mich bei allen diesen Versuchen bediente, waren kurze gegossene Sechser. Jede Kerze wurde, ehe sie zum Versuche genommen wurde, probirt: d.h. sie wurde unmittelbar nach dem Puzen und wenn sie das Maximum des Lichtes gab, sorgfältig mit einer Gasflamme verglichen, und nur dann zum Versuche verwendet, wenn ihr Licht dem Lichte eines Stromes Kohlengas, welches mit einer Geschwindigkeit von 0,7 Kubikfuß per Stunde brannte, gleichkam. Das Gas zu den Versuchen, welche einen entschieden praktischen Charakter haben, und sich über einen Zeitraum von 4 Monaten erstrekten, wurde aus einem 1/4 englische Meile entfernten Gaswerke herbeigeschafft. Der größte Wechsel im specifischen

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Gewichte des Gases betrug 0,020; denn es hatte ein Mal 0,550 und ein ander Mal 0,530; im mittleren Durchschnitte konnte man es zu 0,535 annehmen. Mit Ausnahme der drei ersten Versuche war die Kraft, mit der das Gas durch die Brenner getrieben wurde, einer Kraft gleich, welche eine Wassersäule von 0,6 Zoll Höhe aus der Stelle trieb. Bei dem Fledermausflügelbrenner wurde der Druk nothwendig auf 0,9 erhöht. Die Zahl der Proben bei jedem Versuche betrug gewöhnlich 5, und manchmal auch darüber. Die Brenner waren beständig im besten Zustande, und die gläsernen Rauchfänge, so oft man sich ihrer bediente, immer vollkommen rein. Alle Versuche wurden in einem und demselben Zimmer vorgenommen, und Alles aus demselben entfernt, was die Resultate beeinträchtigen konnte. Das Gas war von guter Beschaffenheit, und aus Newcastler Steinkohle gewonnen, wovon der Chaldron 17,500 bis 17,800 Kubikfuß gab. Die zum Vergleiche dienenden Kerzen wurden alle 10 Minuten gepuzt, damit sie die möglich größte Quantität Licht gaben.

Es wurde bereits oben gesagt, daß die Dauer eines Pfundes Kerzen, welches 8 Den. (24 kr.) kostet, zu 50 Stunden angeschlagen werden kann; wir haben also noch zu bestimmen, von welchem Maßstabe in Hinsicht auf das Gas ausgegangen werden soll. Da der Preis des Gases in verschiedenen Gegenden verschieden ist, so lassen sich meine Berechnungen nur dann allgemein anwenden, wenn man einen mittleren Preis annimmt, von welchem man je nach Umständen abziehen, oder zu welchem man auch hinzu addiren kann. In Lymington, wo ich wohne, wird das Gas nur nach dem Maaße an die Privaten abgegeben, und zwar 1000 Kubikfuß zu 10 Schill. (6 fl.); in einigen benachbarten Städten kommt dieselbe Quantität auf 12 Schill. (7 fl. 12 kr.); in den nördlichen, den Steinkohlenbergwerken zunächst gelegenen Ortschaften aber nur auf 7 Schill. 6 Den. (4 fl. 30 kr.) und selbst noch wohlfeiler. Wir wollen demnach, der runden Zahlen wegen, den Preis des Steinkohlengases im Durchschnitte zu 10 Schill. (6 fl.) per 1000 Kubikfuß annehmen.

Die einfachste Methode, die Anwendung der Tabelle II zum Abschäzen der vergleichsweisen Kosten der Gas- und der Kerzenbeleuchtung zu zeigen, scheint uns die Wahl von Beispielen zu seyn, und diese Methode will ich denn auch hier befolgen.

Beispiel 1. B., der bisher in seinem Laden eine Kerze brannte, will statt derselben die Gasbeleuchtung einführen; wie kann er erfahren, welche Unkosten ihm leztere verursacht? Wenn sich B. mit derselben Quantität Licht begnügen will, die ihm ein Kerzenlicht gibt, und welche ihm in 50 Stunden 8 Den. (24 kr.) kostet, so kann er sich dieselbe mittelst Gas für beiläufig 4 1/2 Den. (13 1/2 kr.) verschaffen; denn 0,7 × 50 = 35 Fuß. Allein ein solches Gaslicht, welches an einen bestimmten Ort fixirt ist, wird nicht so viel Nuzen gewähren, als eine bewegliche Kerze. Dagegen wird ein Gaslicht von der Leuchtkraft zweier Kerzen beiläufig nur 8 Den. (24 kr.) kosten; aber auch hier wird sich noch fragen, ob dieses denselben Nuzen gewährt, wie ein tragbares Kerzenlicht. Wenn daher B. mit dem Kerzenlichte, welches er gegenwärtig brennt, zufrieden ist, und auf die Gasbeleuchtung nicht mehr verwenden will, als auf dieses, so wird es besser seyn, er bleibt bei seiner Kerze.

Beispiel 2. C. brennt gewöhnlich zwei Kerzen; wird ihm die Vertauschung derselben gegen die Gasbeleuchtung Vortheile bringen? Zwei Kerzen kosten in 50 Stunden 1 Schill. 4 Den. (48 kr.) Das Licht, welches ein Argand'scher Brenner mit 12 Löchern gibt, wenn er 2,5 Kubikfuß per Stunde verzehrt, und welches nach Versuch 7 ohne gläsernen Rauchfang 4,25 Kerzen gleichkommt, kostet in 50 Stunden nur 1 Schill. 3 Den. (45 kr.); denn 2,5 × 50 = 125 Kubikfuß. Das Gaslicht wird zwar gleichfalls keine Bewegung gestatten, allein dafür wird C. auch um dieselben Unkosten, welche 2 Kerzen veranlassen, das Licht von 4 1/4 Kerzen bekommen.

Beispiel 3. D. brennt 3 Kerzen, welche ihm in 50 Stunden 2 Schill. (1 fl. 12 kr.) kosten; wollte er den für C. empfohlenen Plan befolgen, so könnte er für 1 Schill. 3 Den. (45 kr.) mehr Licht haben, als von seinen 3 Kerzen, welche ihm 2 Schill. kosten. Gesezt aber, er wollte dieselbe Summe auf die Beleuchtung verwenden, wie hätte er es anzugehen? Ein Gasbrenner mit 12 Löchern, der stündlich 4 Kubikfuß Gas verbraucht, und nach Versuch 12 eben so viel Licht gibt, wie 12 Kerzen, kostet in 50 Stunden 2 Schill.; denn 4 × 50 = 200 Kubikfuß.

Beispiel 4. E. hat 5 Kerzen in seinem Laden, welcher zu groß ist, als daß er durch ein einziges fixirtes Licht gehörig beleuchtet werden könnte; diese 5 Kerzen kosten ihm in 50 Stunden 3 Schill. 4 Den. (2 fl.). Dafür kosten aber 2 Gasbrenner, von denen jeder 3 Kubikfuß Gas in der Stunde verzehrt, und ein Licht von 14 Kerzen gibt, in 50 Stunden nur 3 Schill. (1 fl. 48 kr.). Gesezt aber, E. will für die Gasbeleuchtung etwas mehr aufwenden, als für die Beleuchtung mit Kerzen, indem er hiedurch des Puzens der Kerzen überhoben wird, so wird er, wenn er in jedem der beiden Brenner 4 Kubikfuß Gas per Stunde verbrennt, 4 Schill. (2 fl. 24 kr.) aufwenden müssen, dafür aber auch eben so viel Licht erhalten, als ihm 24 frisch gepuzte Kerzen geben.

Beispiel 5. F. braucht 7 Kerzen, die ihm in 50 Stunden 4 Schill. 8 Den. (2 fl. 48 kr.) kosten. Drei Gasbrenner, von denen jeder stündlich 3 Fuß Gas verbraucht, werden ihm in 50 Stunden 4 Schill. 6 Den. (2 fl. 42 kr.) kosten; denn 3 × 3 × 50 = 450 Fuß; und dabei wird er so viel Licht bekommen, wie von 21 Kerzen. Ist jedoch F's. Waarenlager nicht sehr groß, so dürfte es besser seyn, bloß 2 Gasbrenner in demselben anzubringen; denn zwei Brenner, von denen jeder stündlich 4 1/2 Fuß Gas verbraucht, geben nach Versuch 14 eben so viel Licht, als 30 Kerzen, so daß F. also das Licht von 9 Kerzen mehr erhalten würde, ohne auch nur das Geringste mehr dafür zu bezahlen. Dieselbe Quantität Licht, für welche er gegenwärtig 4 Schill. 8 Den. (2 fl. 48 kr.) zahlt, kann er sich mit Gas für 1 Schill. 1 1/2 Den. (40 1/2 kr.) verschaffen.

Ich denke, daß diese Beispiele genügen werden, um zu zeigen, daß die Gasbeleuchtung, wenn sie gehörig betrieben wird, wohlfeiler kommt, als die Beleuchtung mit Kerzen. In der Wohlfeilheit allein liegt jedoch bei weitem nicht der ganze Voltheil, den das Gas gewährt. Das Gas gibt nämlich ein Licht von jeder beliebigen Intensität, dessen Glanz eine unbestimmte Zeit über ganz gleich bleibt; das Licht der Kerzen hingegen wechselt beständig, und kann nur dadurch einiger Maßen gleichförmig gemacht werden, daß man die Kerzen beständig gehörig puzt, was sehr lästig ist. Das Gaslicht kann ferner durch das Umdrehen eines Sperrhahnes augenbliklich vermindert oder verstärkt werden, was in vielen Fällen, wie z.B. in Schlaf- und Krankenzimmern, von größter Wichtigkeit ist. Einer der Hauptvorzüge des Kerzenlichtes hingegen besteht darin, daß man dasselbe mit Leichtigkeit an jeden beliebigen Ort bringen kann, um diese oder jene Stelle besonders zu erleuchten. Dieser Vorzug kommt jedoch dem Kerzenlichte nicht ausschließlich zu; denn mit Hülfe biegsamer Röhren, mit Kugel- und Scheidengelenken und einigen anderen einfachen Vorrichtungen kann auch das Gaslicht mit gewissen Beschränkungen auf

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beliebige Orte und Punkte gerichtet werden. Das Gaslicht verdient daher aus den oben angeführten Gründen, so wie auch wegen seiner größeren Stätigkeit, und weil es keine Funken wirft, den Vorzug.8) Ein anderer Umstand, der bei der Beurtheilung des vergleichsweisen Werthes des Kerzen- und des Gaslichtes noch in Betracht zu ziehen ist, ist jedoch der, daß jede Vermehrung des Kerzenlichtes nur durch eine der erforderlichen Quantität genau entsprechende Ausgabe erzielt werden kann; während das Gaslicht vermehrt werden kann, ohne daß dessen Kosten in gleichem Verhältnisse steigen. Ein Beispiel wird dieß verständlicher machen.

Beispiel 6. Gesezt G brenne gewöhnlich 6 Kerzen, die ihm in 50 Stunden 4 Schill. (2 fl. 24 kr.) kosten, und er brauche zufällig 9 oder 12 Kerzen, so erhellt offenbar, daß er für jede Kerze mehr, die er braucht, in 50 Stunden um 8 D. (24 kr.) mehr bezahlen muß, so daß ihm also 9 Kerzen 6 Schill. (3 fl. 36 kr.) und 12 Kerzen 8 Schill. (4 fl. 48 kr.) kosten werden. Wenn nun aber G statt der 6 Kerzen 6 Gasbrenner hätte, von denen jeder eben so viel Licht gibt wie eine Kerze, so würde er in 50 Stunden 210 Fuß Gas verbrauchen, denn 0,7 × 6 × 50 = 210; und diese würden ihm 2 Schill. 1 1/4 D. (1 fl. 15 1/2 kr.) kosten, wonach er also am Lichte beinahe die Hälfte ersparen würde. Die Anwendung des Gases in einzelnen Brennern ist jedoch eine der ungeeignetsten, die man sich denken kann; denn hätte G anstatt der 6 einzelnen Gasströme, welche zusammen stündlich 4,2 Fuß Gas verzehren, einen Argand'schen Gasbrenner, so könnte er, wie die zweite Tabelle zeigt, mit stündlich 3,0 Fuß Gas ein Aequivalent von 7, und mit stündlich 3 1/2 Fuß Gas ein Aequivalent von 11 Kerzen erhalten. Der Gasbrenner hat jedoch den Nachtheil, daß er stationär ist, und folglich nicht denselben Nuzen gibt, wie ein bewegliches Kerzenlicht. Gesezt nun aber G versuche zwei Brenner, von denen jeder stündlich 3 1/2 Fuß Gas verzehrt, welche zusammen mit einem gläsernen Rauchfange ein Licht von 14 und ohne denselben von 22 Kerzen geben, und welche in 50 Stunden 3 Schill. 6 D. (2 fl. 6 kr.) kosten, so wird er, wenn er unter diesen Umständen sein Licht vermehren will, dieß ohne bedeutende Kostenerhöhung thun können. Will er z.B. ein Licht von 24 Kerzen haben, so kann er sich ein solches verschaffen, wenn er den Verbrauch eines jeden Brenners um 0,5 Fuß per Stunde erhöht, was in 50 Stunden nur eine Ausgabe von 1 Schill. (36 kr.) veranlaßt. Soll das Licht noch stärker werden, so wird eine weitere Vermehrung um 0,5 Fuß per Stunde an jedem Brenner ein Licht von 30 Kerzen geben, und zwar ohne daß die Kosten um mehr dann abermals einen Schill. in 50 Stunden steigen. Wenn das Licht ein Mal gewisse Gränzen erlangt hat, so steigt das Licht, welches das Gas gibt, in einem größeren Verhältnisse, als der Zufluß an Brennstoff, wobei jedoch Vieles auf die Umstände, unter denen die Verbrennung Statt findet, so wie auf den Bau und die Form der Brenner ankommt.

Von nicht minderer Wichtigkeit für die Gasconsumenten ist es zu wissen, auf welche Weise sich Gas ersparen läßt, indem man das Licht je nach Umständen in einem oder mehreren Brennern auslöscht und in anderen dafür verstärkt.

Beispiel 7. H hat 6 Gasbrenner mit 15 Löchern, von denen jeder stündlich 4 1/2 Fuß Gas verzehrt, und welche zusammen so viel Licht geben als 78 Kerzen (siehe Tab. II. Versuch 26), wobei sie stündlich 27 Fuß Gas verbrauchen. Wenn nun H zufällig nur das Licht von 45 statt von 78 Kerzen haben will, wie hat er dieß anzufangen? Aus einem Blike auf Versuch 22 in Tabelle II ersieht man, daß 3 1/2 Fuß Gas in einem Brenner mit 15 Löchern und mit einem gläsernen Rauchfange ein Licht von 7 Kerzen geben; H würde also ein licht von 45 Kerzen erhalten, wenn er in den 6 Brennern stündlich 22 Fuß verbrennte. Diese Methode ist jedoch, wie man gleich sehen wird, nicht die vortheilhafteste. Tab. II zeigt nämlich, daß 3 Brenner, von denen jeder stündlich 3 Fuß Gas verzehrt, ein Licht von 45 Kerzen geben; da hier also stündlich nur 15 Fuß Gas erforderlich sind, so gibt dieß eine Ersparniß von stündlich 7 Fuß, welche in 50 Stunden 3 Schill. 6 D. (2 fl. 6 kr.) kosten. Da es jedoch wahrscheinlich ist, daß 3 Brenner da, wo ihrer sonst gewöhnlich 6 angewendet werden, nicht genug Licht verbreiten, so nehmen wir an, H nehme 4 Brenner, von denen jeder stündlich 4 1/2 Fuß Gas verzehrt, und welche zusammen so viel Licht geben, als 52 Kerzen. Diese 4 Brenner werden demnach stündlich 18 Fuß Gas brauchen, und dabei das Licht von 52 Kerzen geben, während obige 6 Brenner bei einem Verbrauche von stündlich 22 Fuß Gas nur ein Licht von 45 Kerzen gaben.

Aus allen diesen Angaben wird, wie ich hoffe, der Nuzen der Tabelle II hinlänglich erhellen; ich will daher nur noch einige andere Details von praktischem Werthe beifügen. Vor Allem muß ich auf den Unterschied aufmerksam machen, der zwischen dem Lichte besteht, welches man in Brennern von verschiedener Größe mit einer und derselben Quantität Gas erhält. Man vergleiche die Versuche 9, 10, 11, 12, 14, 22, 23, 24, 25, 26, 28 mit den Versuchen 1, 2, 3, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, und man wird hieraus ersehen, welche Art von Brennern am ökonomischsten ist. In großen Kaufläden, Fabriken, Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden, die gut ventilirt sind, und wo man nicht zu sehr auf die Kosten des Lichtes sieht, läßt sich die Anwendung von Argand'schen Brennern mit 18 Löchern vollkommen rechtfertigen; allein für kleinere Läden, Kaffeehäuser oder Privathäuser sind Brenner mit 12 bis 15 Löchern von weit größerem Nuzen.

Eine wichtige Verbesserung an den Argand'schen Brennern ist jene, auf welche sich die HH. E. und W. Dixon von Walsall in lezter Zeit ein Patent geben ließen9), und nach welcher die Oeffnungen, durch die die Luft zur Gasflamme Zutritt hat, sowohl in Hinsicht auf das Innere, als in Hinsicht auf das Aeußere des Gasbrenners contrahirt werden. Durch diese einfache Einrichtung wird nämlich jene flakernde Bewegung der Flamme, die an dem gewöhnlichen Argand'schen Brenner unvermeidlich ist, gänzlich vermieden, und eine Verbesserung erzielt, welche hauptsächlich jene zu schäzen wissen werden, die bei Gaslicht lesen oder schreiben. Ein anderer Vortheil des verbesserten Brenners ist aber auch der, daß er bei gleichem Verbrauche an Gas ein intensiveres Licht gibt.10) Für Privathäuser, welche mit Gas beleuchtet werden, sind diese verbesserten Brenner beinahe unentbehrlich; besonders wenn sie, wie dieß häufig der Fall ist, über der Feuerstelle oder dem Kamine aufgehängt sind. Die Gasflamme eines gewöhnlichen Brenners ist nämlich in einer solchen Stellung in beständiger Bewegung, während sie bei der Anwendung des verbesserten Brenners selbst noch stätiger ist, als die Flamme einer Wachskerze. Nie soll man diese Brenner jedoch ohne gläsernen Rauchfang anwenden, und diese Rauchfänge müssen täglich gereinigt werden. In Folge der erwähnten Contraction der Oeffnungen der Brenner dringt in einer bestimmten Zeit eine geringere Menge Luft durch dieselben, als dieß an den gewöhnlichen Brennern der Fall ist; folglich wird sowohl der Luftstrom in dem Rauchfange, als der Rauchfang selbst, auf einer höheren Temperatur erhalten, als unter anderen Umständen: ein Umstand, der der vollkommeneren Zersezung und der größeren Leuchtkraft des Gases günstig ist. Ein sehr gewöhnlicher Fehler der Brenner ist der, daß die Löcher, durch welche das Gas austritt, zu klein sind, und daß es daher unmöglich ist, daß die Flamme einen guten Körper haben könne. Man sagt oft, das Gas sey dünn

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oder arm, während der Fehler lediglich in dem Brenner gelegen ist. Ein anderer Fehler, der bei der Verfertigung der Brenner häufig begangen wird, ist der, daß man ihnen im Verhältnisse zur Zahl der Löcher einen zu großen Durchmesser gibt.

Die beste Form für eine Argand'sche Gasflamme: d.h. jene Form, bei der man mit der geringsten Quantität Gas die größte Menge Licht erhält, ist die, wenn deren Durchmesser im Verhältnisse zur Länge ihrer Achse klein ist. Die verbesserten Brenner sind, so viel ich ihrer sah, mit großer Sorgfalt und sehr gleichmäßig gearbeitet; sie kosten zwar etwas mehr, als die gewöhnlichen; allein dieß ist bei ihren sonstigen Vorzügen unbedeutend.

Ein anderer Umstand, welcher nicht unberüksichtigt gelassen werden darf, ist der Unterschied in dem Lichte, welches man mit gewissen Quantitäten Gas erhält, sobald man den gläsernen Rauchfang wegläßt, was ich übrigens durchaus nicht allgemein empfehlen will. Das Licht, welches man unter diesen Umständen erhält, steht der Qualität nach unter jenem, welches man bei der Anwendung eines Rauchfanges mit einem gleichen Brenner und einer gleichen Menge Gas erhält; denn es ist weder so stätig, noch ist sein Glanz so gleichförmig. Allein es gibt Umstände, unter denen es mehr auf die Quantität, als auf die Qualität ankommt, und auch diese muß der Gasconsument kennen; denn die Vortheile, Ersparniß und Bequemlichkeit, die sich aus der Gasbeleuchtung ergeben, hängen davon ab, daß man sie gehörig zu leiten versteht.

Die Einwürfe, welche man gegen die Gasbeleuchtung zu machen Pflegt, sind folgende: 1) Das Gas kommt theurer als die Kerzen. 2) Es schwärzt die Deke der Zimmer. 3) Es macht die Waaren etc. schmuzig. 4) Es verbreitet einen unangenehmen Geruch. 5) Es verbreitet eine unerträgliche Hize. 6) Es muß sehr ungesund seyn.

Was den ersten dieser Einwürfe betrifft, so brauche ich zur Widerlegung desselben nur auf die oben gemachten Bemerkungen zu verweisen. Wenn Jemand, der gegenwärtig eine oder zwei Kerzen brannte, um denselben Preis ein Gaslicht erhalten will, welches dem Lichte von 10 oder 12 Kerzen gleichkommt, so wird er sich freilich sehr irren. Immer muß bei der Bestimmung der relativen Kosten auch die relative Quantität Licht, welche die Kerzen oder das Gas geben, in Anschlag gebracht werden.

Die Einwürfe 2, 3, 4 hört man nur selten, wo Gas ausschließlich dem Maaße nach verbraucht wird. Man sieht im Allgemeinen gewiß so sehr auf sein Interesse, daß man sich vor der verschwenderischen Anwendung eines Artikels hütet, bei dem man für seine Unvorsichtigkeit zu zahlen hat. Anders verhält es sich freilich mit jenen, welche für ein Licht von bestimmter Größe, welches eine bestimmte Anzahl von Stunden über brennt, eine gewisse Summe contractmäßig bezahlen. Hier kommen freilich viele Fälle vor, wo es die contrahirenden Parteien bloß deßwegen für ihre Pflicht gehalten zu haben scheinen, von dem Eigenthume der Gasgesellschaft so viel als möglich zu verwüsten, weil sie gesezmäßig nicht für den unnöthigen Verbrauch verantwortlich waren. In Lymington wird alles Gas nach dem Maaße abgegeben, und obschon nun die Gasbeleuchtung bereits seit 2 1/2 Jahren allgemein daselbst eingeführt ist, so wird man doch nirgendwo eine geschwärzte Deke finden. Wenn das Gas gehörig gereinigt ist, und dessen Verbrennung gehörig geleitet wird, so ist es auch ganz unmöglich, daß durch dessen Anwendung eine Schwärzung der Deken, eine Beschmuzung der Gegenstände oder ein unangenehmer Geruch entstehen könnte. Die Producte der Verbrennung des Steinkohlengases sind größten Theils jenen ganz ähnlich, die sich bei der Verbrennung des Wachses, Talges oder Oehles entwikeln: nämlich Wasser und Kohlensäure. Der einzige Unterschied in Hinsicht auf das Gas besteht darin, daß unter günstigen Umständen alles in den Brenner gelangende Gas schnell zersezt wird und neue Verbindungen eingeht, während es beim Brennen von Kerzen oder Oehl selbst bei der größten Sorgfalt sehr schwer ist, denselben Zwek zu erlangen. Man kann sich hievon überzeugen, wenn man den Verbrennungsproceß einer Talgkerze am Tage beobachtet; denn wenn der Talg nicht sehr gut und der Docht nicht sehr sorgfältig zubereitet ist, so wird die Flamme beständig flakern, bald etwas stätiger werden, sich bald wieder bedeutend verlängern, und in Zwischenräumen eine bedeutende Menge Rauch oder unverbundenen Kohlenstoff ausstoßen. Bei der Verbrennung von Gas läßt sich, wenn der Brenner nur einiger Maßen regelmäßig gespeist wird, nichts dieser Art bemerken; nur wenn mehr Gas in den Brenner getrieben wird, als darin verbrannt werden kann, wird Rauch entstehen, und unter diesen Umständen wird dann weder die Qualität, noch die Reinheit des Gases gegen den Rauch oder gegen unangenehmen Geruch schüzen. Dieselben Unannehmlichkeiten würden aber auch Kerzenlichter, wenn man sie ungepuzt oder ablaufen ließe, oder Argand'sche Lampen erzeugen, wenn man deren Dochte übermäßig mit Oehl speisen würde.

Was den fünften Einwurf betrifft, so hängt derselbe von der verhältnißmäßigen Quantität Licht ab. Wenn Jemand, der früher nur zwei oder drei Kerzen brannte, nun mit Gas eine Beleuchtung erhält, wie sie 10 oder 12 Kerzen geben würden, so kann er sich wohl nicht mit Recht über die dadurch erzeugte Hize beklagen. Er stelle nur 10 bis 12 Kerzen so nahe als möglich zusammen, und er wird finden, daß diese dann eine eben so große Hize geben, als eine entsprechende Gasflamme. Uebrigens läßt sich bei warmer Witterung den Unannehmlichkeiten dieser Hize leicht durch gehörige Ventilation abhelfen; während bei kalter Witterung diese Hize sehr angenehm seyn, und vielleicht sogar einen Ofen ersparen wird.

Ueber den lezten und sechsten Vorwurf erlaube ich mir endlich Folgendes zu bemerken. Wenn man die Luft eines Zimmers in irgend einem bedeutenden Verhältnisse mit Steinkohlengas vermengen würde, so würde die Luft unstreitig an Güte verlieren und zur Respiration so ungeeignet werden, daß sich gar viele Personen sehr unbehaglich fühlen würden. Allein dieß ist nur ein möglicher, und kein nothwendiger Fall, der sich bei der Gasbeleuchtung ereignen kann. Warum sollte der Sperrhahn, durch welchen das Gas eintritt, z.B. häufiger offen stehen bleiben, als der Sperrhahn einer Wasserleitungsröhre? Wer nur einigen Verstand besizt, und seiner fünf Sinne mächtig ist, der wird das Gaslicht mit vollkommenster Sicherheit anzuzünden und auszulöschen wissen. Es läßt sich nicht läugnen, daß das Steinkohlengas einen eigenen und vielen Personen höchst unangenehmen Geruch hat; allein ebendieß ist auch mit dem Talge und dem Oehle der Fall, wenn man unbefangen seyn will; und ist es z.B. nicht ein höchst unangenehmer Geruch, wenn man eine Kerze ablaufen läßt, oder wenn sie schlecht gepuzt oder schlecht ausgepuzt wird?11) Der charakteristische Geruch des Steinkohlengases ist sogar manchmal eine höchst schäzenswerthe Eigenschaft, indem derselbe als Sicherungsmittel gegen manche Unfälle dient. Wer nur ein Mal Versuche mit dem Gase gemacht hat, weiß, welche kleine Quantität sich schon durch den Geruch bemerkbar macht; wenn in einen Raum

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von 2000 Kubikfuß auch nur 1/10 Kubikfuß Steinkohlengas eintritt, so wird man dasselbe in wenigen Secunden an allen Orten durch den Geruch erkennen. Deßhalb ist es aber durchaus nicht nothwendig, daß das Gas überall, wo es gebrannt wird, schon durch seinen Geruch auffalle; denn wenn die Vorrichtungen sämmtlich in gutem Zustande sind, so kann man in jedem Hause Gas brennen, ohne daß man dasselbe auf irgend eine andere Weise, als durch den höheren Glanz seiner Flamme erkennt.12) Wenn man in einem Gemache, welches nicht gehörig ventilirt ist, mehrere Gaslichter brennt, so wird die Luft allerdings so erhizt und zugleich auch so verdorben werden, daß sie sich nicht wohl zum Athmen eignet; allein dasselbe wird auch in demselben oder in noch größerem Maaße der Fall seyn, wenn man eine entsprechende Menge Talgkerzen oder Oehllampen brennt; und die Schuld davon liegt nicht im Gase, nicht in den Kerzen oder im Oehle, sondern in der schlechten Ventilation.

Da ungeachtet dessen, was ich oben über die vergleichsweisen Kosten der Beleuchtung mit Gas und mit Kerzen gesagt habe, möglicher Weise doch noch viele, in deren Hände diese meine Abhandlung kommt, sagen werden: warum ich nicht lieber angab, was Leute, die wirklich Gas brennen, auch wirklich zahlen, statt daß ich sagte, wie viel sie zu zahlen hätten, so will ich eine dritte Tabelle beifügen, in welcher angegeben werden soll, wie viel die vorzüglichsten Bewohner von Lymington vom 22. Decbr. 1833 bis zum 21. Decbr. 1834 für Gasbeleuchtung zahlten. Ich bemerke nur, daß diese Leute das ganze Jahr über alle Abende, an welchen gearbeitet werden darf, eine längere oder kürzere Zeit über Gas brennen, und daß die Läden sowohl im Winter als Sommer bis 9 Uhr, und Samstags um eine Stunde länger offen sind. Ich hätte diese Tabelle noch weiter ausdehnen können; allein ich fand es nicht für nöthig, und füge nur noch bei, daß die Mehrzahl das Gaslicht gewiß noch wohlfeiler bezahlt, indem ich zur Vermeidung aller Irrthümer überall nur das Maximum annahm. Die Kosten der Gasmesser und Speiseröhren sind in den jährlichen Kosten nicht mit inne begriffen, indem sich einige Leute diese Dinge anschaffen, während andere sie nur miethen. Für das Ausleihen der Messer zahlt man je nach ihrer Größe jährlich 4–5 Schill. (2 fl. 24 kr. – 3 fl.); für jenes der Speiseröhren jährlich 2 Schill. (1 fl. 12 kr.) Die Interessen der übrigen Vorrichtungen sind auch noch in Anschlag zu bringen.

Tabelle III.

Nr. Anzahl der Jährliche Kosten beim Durchschnittskosten eines jeden Gaslichter. Preise von 10 Schill. Lichtes per Nacht, d.h. bei per 1000 Kubikfuß. 312 gesezlichen Arbeitsstunden.

Licht. Pfd. St. Schill. D. D. Fr. Pts. 1 1 1 11 0 1, 192 2 1 2 3 0 1, 654 3 2 3 1 0 1, 174 4 2 3 15 0 1, 443 5 2 3 12 0 1, 353 6 2 2 18 0 1, 116 7 2 3 13 0 1, 404 8 3 4 13 0 1, 193 9 3 8 8 0 2, 155 10 3 5 12 0 1, 436 11 3 6 14 0 1, 718* 12 4 5 19 0 1, 145* 13 4 7 11 0 1, 500* 14 5 6 18 0 1, 327 15 5 12 9 0 1, 923* 16 7 17 3 0 1, 885

Die mit * bezeichneten Individuen sind Wirthe. Bei Nr. 9 kommen die größeren Kosten davon her, daß bei ihm im Winter den größten Theil des Nachmittages über Licht gebrannt wird. Nr. 15 brennt ein und manchmal auch zwei Lichter bis Mitternacht. Bei Nr. 16 gibt jeder Brenner im Durchschnitte eben so viel Licht als 15 Kerzen.

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1846 – Haenel, über die Gasbeleuchtung im Theater

Titel: Haenel, über die Gasbeleuchtung im Theater. Autor: Haenel, Fundstelle: Polytechnisches Journal 1846, Band 101, Nr. LXXV. (S. 353–359) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj101/ar101075

LXXV. Ueber die Gasbeleuchtung im Theater; von Maschinenmeister Haenel in Dresden.

Aus Romberg's Zeitschrift für prakt. Baukunst, 1846 Heft 3.

Mit Abbildungen auf Tab. V.

Ueber die Wahl des Gases kann in Städten, wo Anstalten zur Bereitung des Steinkohlengases im Großen vorhanden sind und dasselbe käuflich ist, kein Zweifel für Anwendung dieser Art Gas bestehen, und nur solche Theaterdirectionen könnten von dem im Verhältniß zur Intensität doch immer noch zwei- bis dreimal theurern Oelgas Gebrauch machen, welche in die Nothwendigkeit versetzt sind, sich ihr Gas selbst herzustellen, indem durch die einfachen und kleinern Apparate für Oelgasbereitung und leichte Bedienung derselben sich das angegebene Verhältniß des Preises etwas günstiger herausstellen würde, da Steinkohlengas nur durch continuirlichen und großartigen Betrieb billig zu liefern ist. – Aus obigem Grunde war deßhalb für das neue Dresdener Hoftheater vom Oelgas ganz abzusehen und in Nachstehendem nur von mit Steinkohlengas gespeisten Vorrichtungen die Rede.

Die Beleuchtung einer Bühne und des darauf mit einwirkenden Auditoriums theilt sich a) in die des Lüstres, b) der Fußrampe, c)der Coulissen, d) der Hintergardinen und Soffitten und e) der Versatzstücke. Um nun ein Maaß für die Brennerzahl für a und b zu erhalten, folge hier zuerst eine Zusammenstellung der mit diesen Einrichtungen versehenen vorzüglichsten Theater in Brüssel und Paris:

Bei dieser Tabelle ist folgendes zu bemerken: die Maaße sind in französischen Fußen und Zollen genommen, und die Brenner durchgängig Argand'sche mit 16 Löchern, nur in der sechsten und siebenten Rubrik, wo 2 1/2 als Divisor steht, sind es einlöchrige Brenner in Wachskerzenform (bougies); durch ausgeführte Division erscheinen dieselben in der achten Rubrik mit als Argand'sche Brenner; durch weitere Division der achten in die zweite Rubrik entstand die Verhältnißzahl, welche ausdrückt, auf wie viel Zuschauer ein Argand'scher Brenner kommt.

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a) Lüstre und Armleuchter.

Ein Lüstre mit 90 Argand'schen Brennern wird für das neue Dresdener Hoftheater vollkommen ausreichen, sein Auditorium gut zu erhellen. Bei besondern Festlichkeiten könnte man noch durch anzulegende Armleuchter die Beleuchtung verstärken. Kommen über die Brenner matt geschliffene Glasglocken, so hat man nicht nöthig, Körbe von feinem weißlackirtem Draht anzubringen, deren Zweck ist, das Publicum vor dem Herunterfallen zersprungener Glascylinder zu sichern; die Glasglocke wird denselben Dienst verrichten und hat noch den Vortheil, das Licht gleichmäßig zu verbreiten. Hat der Lüstre drei Reihen Brenner ohne Glasglocken, so ist es am zweckentsprechendsten, die zwei untern Reihen mit weißen Schirmen, welche das Licht herabreflectiren, zu versehen, die obere Reihe jedoch ohne Schirme zu lassen; es würde auf diese Art der Plafond und die untern Räume des Auditoriums gleich gut beleuchtet seyn.

Die Art der Gaszuleitung ist aus Fig. 4 zu ersehen, wo zugleich auch ein eiserner Aufzug für den Lüstre mit angegeben ist. Zwei dieser von Hrn. Melun, rue Saint-Denis, No. 374 gefertigten Apparate sind erst neuerdings in den Theatern des Variétés und Gymnase-dramatique aufgestellt worden. a festliegendes Zuleitungsrohr mit Stellhahn, b, b, b drei Scharniere, welche weiter unten noch näher besprochen werden; c, d bewegliche Röhrentheile, welche durch diese Scharniere verbunden sind; e Drahtseil, welches über die Leitrolle f nach dem Aufzug g geht; derselbe ist mit Rad und Trieb im Verhältniß wie 1 : 4, hat zwei Kurbeln, Sperrrad und Bremsscheibe, von ihm ab geht h ein Gegengewichtsseil; i, i Durchschnitt des Plafonds; k Oeffnung für den Lüstre l; man steht, wie der Lüstre durch sein Gewicht immer senkrecht geführt wird und die leichten kupfernen Röhren c, d vermöge der Scharniere in allen Winkeln zwischen den gegebenen Endpunkten folgen müssen. – Fig. 5 und 6 stellen die Durchschnitte zwei verschiedener Röhrenscharniere dar. Ihre Zusammenstellung und Beweglichkeit wird aus der Zeichnung zur Genüge erhellen. Es ist bei deren Anfertigung darauf Bedacht zu haben, daß die Querschnittfläche der Oeffnungen in der Feder eher etwas größer als die des Rohres sey. Die Art in Fig. 6 eignet sich besonders für die Lüsterrohre, da die Bewegung mit denselben in einer Ebene erfolgen muß.

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b) Fußrampe.

Nimmt man bei dieser Beleuchtung sechzehnlöcherige Argand'sche Brenner oder solche die deren Leuchtkraft gleichkommen, so würde eine Entfernung derselben von 8 zu 8 Zoll sächsisch ein gutes Verhältniß geben. Haben die Schirme die Form wie Fig. 7, a, so wirken sie lichtzerstreuend, welches für die Decorationen günstig ist. Für jede Hälfte der Rampe besteht dieser Schirm aus einem Stück und ist bleibend an der Erhöhung b, welche diese Beleuchtung dem Auge des Zuschauers entziehen soll, befestigt. Die drei Reihen Glasplatten c sind blaugrün für Mondenschein, gelb und roth für Abend- und Morgensonne; schwarze Schirme sind bei Beleuchtung mit Gas nicht nöthig, da man zur Erreichung von Finsterniß den Zufluß des Gases mindern kann. Die Farben müssen nach der obern Kante der Platten zu vertrieben seyn, so daß noch ein schmaler Streif reines Glas verbleibt; man vermeidet auf diese Art den grellen Farbenschatten, welcher beim Auf- oder Abgang einer solchen Plattenreihe über die Decorationen laufen würde.

Die Rampe ist vom Souffleurkasten in zwei gleiche Hälften getheilt, und das Gasrohr geht im Winkel gebogen unter diesem Kasten hin. Bedingung ist es, beide Hälften des Rohres so wie der Glasplattenreihen gemeinschaftlich und leicht heben und senken zu können. Die Beweglichkeit wird dem Gasrohr entweder durch das elastische Lederrohr oder das Scharnierrohr mitgetheilt; dieses hat unbedingten Vortheil, und man muß bei den Abtheilungen der Gasbeleuchtung, welche bei jeder Vorstellung eine stetige Anwendung haben, durchaus nur letzteres Wahlen, da die Lederröhren bis jetzt noch nicht in der Güte ausgeführt worden sind, daß ihre Dichtigkeit einem längern Gebrauch widerstände.

c) Coulissenbeleuchtung.

An den letzten Wagenleitern jeder Gasse rechts und links der Bühne geht das Speisungsrohr in die Höhe und wird am besten mit acht Argand'schen Brennern, welche in einer Entfernung von 1 Elle übereinander stehen, ausgestattet. Es muß aber auch die Einrichtung getroffen seyn, zur Vermehrung des Lichtes, wie es zuweilen große Coulissen verlangen, noch eine zweite ähnliche Vorrichtung anhängen und mit dem Gasrohr in Verbindung bringen zu können. Damit nun der letzte Wagen einer jeden Gasse, gewöhnlich der "„Beleuchtungswagen“" genannt, für Stellung und Verwandlung der Decorationen eben so verwendbar sey wie die andern, ist es nöthig, sein Gaszuleitungsrohr beweglich zu machen. Fig. 8 gibt eine Einrichtung zu diesem Zweck, welche, wenn es sonst die örtlichen Verhältnisse der Maschinerie erlauben, am einfachsten seyn dürfte. a untere Schwelle mit Bahn; b, b obere Schwellen, deren Zwischenräume die Canäle bilden, die den Zungen der Leitern und dem obern Wagentheil als Leitung dienen; c der Wagen; d die Leiter; e, e feste Gasröhren; f, f dergleichen bewegliche Theile, durch drei Scharniere unter sich und mit den festen Röhren verbunden; das Rohr steigt breit gedrückt durch den Canal und dann wieder rund am vordern Schenkel der Leiter hinauf. Der Wagen ist sonach im Stande, vom Scharniere, welches an der obern Schwelle befindlich ist, sich um die Länge der zwei beweglichen Röhrentheile sowohl vor- als rückwärts zu bewegen. Zu dieser Bewegung, bei der die beweglichen Röhrentheile aneinander vorbeigehen müssen, eignen sich die in Fig. 5 abgebildeten Scharniere am besten. Fig. 9 ist eine Hinteransicht des Wagens, in welcher die einzelnen Theile mit gleichen Buchstaben wie in Fig. 8 bezeichnet sind; sie wird dazu dienen, Gesagtes noch mehr zu versinnlichen.

Die Farbe der Coulissenbeleuchtung muß zu verändern seyn. Eine Vorrichtung zu diesem Zweck ist an Fig. 8 mit angegeben und Fig. 10 ein Querdurchschnitt derselben in vergrößertem Maaßstabe. g, g ist eine eiserne Stange, die bei h, h in Lagern geht, und auf welcher schmiedeiserne Bügel i, i mittelst Schrauben k

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befestigt werden. Das untere Lager k ist ein Scherenlager, welches beim Oeffnen desselben eine verticale Bewegung der Stange zuläßt. Zwei von den Bügeln i sind jedesmal mit einem Schirm l von Schwarzblech verbunden; die etwas überstehenden Ränder dieses Bleches nehmen dann leichte Rähmchen m von Eisen auf, welche halb mit rother und halb mit blauer Florence überzogen sind. Es wird nun leicht erhellen daß, wenn die verschiedenen Schirme in den Brennern entsprechenden Entfernungen angebracht sind, durch Heben und Senken der ganzen Vorrichtung jedesmal eine gleiche Partie vor die Flammen gedreht werden kann. Obgleich weiter oben gesagt wurde, daß bei Gasbeleuchtung schwarze Schirme unnöthig sind, so ist es bei den Coulissen doch vortheilhaft, dieselben in beschriebener Art anzubringen, da es bei dieser Beleuchtung öfters vorkommt, eine partielle Verdunkelung eintreten zu lassen, welche damit am schnellsten bewerkstelligt wird.

d) Beleuchtung der Hintergardinen etc.

Um eine wirksame Beleuchtung der weit zurückhängenden Hintergardinen zu haben, dienen die eine oder zwei Gassen vor denselben aufgehängten Beleuchtungskästen (herses). Aus Fig. 11 ist der Querdurchschnitt einer solchen Vorrichtung zu ersehen: a Schirm von Eisenblech, inwendig weiß lackirt; b das kupferne 1 1/2 Zoll starke Gasrohr, mittelst der Kloben c fest mit dem Schirm verbunden; d Brenner mit Schnitt, sogenannter Straßenbrenner, welche sich wegen ihrer breiten Flamme am besten hiezu eignen; e die rahmenartige Vorderseite mit Gewebe von schwachem Draht überzogen, welche in f angehängt ist und sich bei g öffnen läßt; h Ketten, woran der Kasten hängt. Diese Ketten sind 3–4 Ellen lang und haben dann zum Aufzug Hanfleinen zur Verlängerung. Die Entfernung der Brenner von Mitte zu Mitte ist bei den meisten Theatern 6 Zoll sächsisch, welches auch ein annehmbares Verhältniß ist. Die Länge des ganzen Apparates soll etwas weniger als die Breite der größten Gardinen seyn, 30 Ellen möchten für Dresden genügen.

Das Anbrennen dieser Beleuchtungskästen geschieht, wenn nicht sehr complicirte Vorrichtungen daran seyn sollen, mit Sicherheit nur von der Bühne aus, indem das elastische Rohr mit von der ersten Maschinengallerie herabgelassen wird. In Hinsicht des Gasleitungsrohres muß die Einrichtung getroffen seyn, diese Apparate in jeder Coulissengasse beliebig und leicht vor- und rückwärts gekehrt aufhängen zu können. Es liegt deßhalb dieses Rohr am sichersten und bequemsten neben den Rahmen der untersten Maschinengallerie, und es gehen von demselben in jede Gasse Ableitungsarme mit Schraubenansätzen versehen bis über die Bedielung besagter Gallerie, um an diese die beweglichen Röhren andichten zu können. Zugleich dienen diese Arme dazu, die Mondscheinreflectoren, von denen eine Art in Fig. 12 in der Seitenansicht angegeben ist, damit speisen zu können. Fig. 13 ist die Hinteransicht von Fig. 12. Dieser Apparat besteht aus einem Lattengestelle, welches in a, a mit Leinwand überzogen ist; b ein großer doppelter Argand'scher Brenner; c Ansatz für das elastische Rohr; d ein concaver Messingschirm; e eine Oeffnung, durch welche man zum Hahn gelangen kann; f ein eiserner Bügel zur Befestigung des Apparates an der Maschinengallerie; g Kette zu demselben Zweck; in h ist der Kasten von der schmalen Seite offen, eben so in i, um hier der Flammenhitze Abzug zu verschaffen; das Ganze ist inwendig hellgrün angestrichen. Vier bis fünf dergleichen Kästen genügen für die größten Mondscheindecorationen.

e) Beleuchtung der Versatzstücke.

Wie schon oben bemerkt, muß an den Beleuchtungswagen die Möglichkeit vorhanden seyn, ein zweites Rohr anzusetzen. Dieses benutzt man denn nun auch, um Gasröhren, welche hinter Versatzstücke gelegt werden, damit zu verbinden. Als Mittel- oder Verbindungsrohr bedient man sich des elastischen Rohres, wovon man Stücke von verschiedener Länge vorräthig haben muß. Gewöhnlich sind diese Röhren zur Versatzstückbeleuchtung von Kupfer, haben 1 Zoll im Durchmesser und von 4 zu 4 Zoll feine Löcher, aus denen das Gas strömt. Doch hat man neuerdings dergleichen Röhren mit Schnittbrennern angefertigt, welche im Gebrauch sicherer sind und eine bestimmtere Beleuchtung zulassen.

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Zuleitung des Gases.

Was nun die Zuleitung des Gases zu sämmtlichen Abtheilungen der Beleuchtung eines Theaters betrifft, so ist das in der großen Oper in Paris befolgte System am vollständigsten. Das Hauptrohr tritt von der rue Pinon und zwar in der Nähe der Prosceniumsmauer ins Gebäude; hinter dem großen Abschlußhahn theilt sich dieses Rohr in sechs Arme, wovon vier den beschriebenen verschiedenen Apparaten angehören, der fünfte zur Beleuchtung der Foyers, Gänge etc. im Auditorium und der sechste endlich für die Garderoben und übrigen Räume des Bühnenhauses verwendet wird. Jeder unserer vier Rohrarme hat einen Stellhahn mit horizontaler Scheibe, in welche zehn Löcher zum Einstecken eines Stiftes gebohrt sind; ein Zeiger an der Feder des Hahnes stößt bei der Bewegung derselben an diesen Stift an; sind diese Löcher nun durch Versuche so vertheilt, daß bei Nr. 10 die größte und bei Nr. 1 die möglichst kleinste Durchgangsöffnung ist, so hat man demnach zehn verschiedene Beleuchtungsgrade, welche ausreichend genügen, und ein, höchstens zwei Mann sind im Stande, alle Lichtverwandlungen mit größter Schnelligkeit auszuführen.

1858 – Die Prüfung der Gasbeleuchtungs-Einrichtungen hinsichtlich ihrer luftdichten Beschaffenheit. Titel: Die Prüfung der Gasbeleuchtungs-Einrichtungen hinsichtlich ihrer luftdichten Beschaffenheit. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1858, Band 148/Miszelle 1 (S. 74) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj148/mi148mi01_1

Die Prüfung der Gasbeleuchtungs-Einrichtungen hinsichtlich ihrer luftdichten Beschaffenheit.

Die luftdichte Beschaffenheit der Röhren für Gasbeleuchtung wird in der Regel durch Vorbeiführen eines brennenden Lichts erprobt. Wenn die Röhren durch Decken etc. gehen, ist dieses Mittel nicht anwendbar oder jedenfalls insoferne gefährlich, als sich in dem Raume der Decke möglicherweise Knallgas gebildet hat, welches explodirt, wenn ein Licht an der Oeffnung vorbeigeführt wird. Ein solcher Fall ist unlängst vorgekommen.

Es empfiehlt sich daher eine andere Probe, welche dadurch vorgenommen werden kann, daß man den Haupthahnen öffnet, die Hahnen an den einzelnen Brennern aber geschlossen werden Wenn bei solchem Verschlusse aller Brenner der Compteur doch noch einen Abgang von Gas zeigt, so ist das Vorhandenseyn eines Mangels an den Röhren außer Zweifel. Wird dieser Mangel an der offen liegenden Leitung nicht gefunden, ist er also an den durch die Decken führenden Röhren, so müssen diese herausgenommen werden. Es ist daher auch zweckmäßig, die Leitung so zu legen, daß die gelötheten Stellen oder sonstigen Verbindungen, an welchen der Verschluß eher mangelhaft seyn kann, nicht in die Decken zu liegen kommen.

Als selbstverständlich sollte angenommen werden, daß keine Einrichtung benützt wird, außer sie sey durch vorausgegangene Proben als schadlos erkannt worden, da im Unterlassungsfalle nicht nur directe Nachtheile, sondern auch schwere Polizeistrafen riscirt werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1858 Nr. 11.)

1870 – Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris

Titel: Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1870, Band 197/Miszelle 10 (S. 291–292) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj197/mi197mi03_10

Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris.

Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris hatte bekanntlich mit ihrem ersten Debut auf dem dortigen Platze des Stadthauses Ende 1867 kein Glück. Trotzdem ist das Project, die Erfindung des Hrn. Tessié du Mothay auszubeuten, nicht aufgegeben; eine Gesellschaft, "„Société des Gaz Oxygène et Hydrogène, Tessié du Mothay et Comp ., 44 Rue Lafitte Paris,“" hat eine Fabrik zur Darstellung von Sauerstoff in Pantin, sie beleuchtet ein Magazin 35 Rue Lafayette, einen Theil des Bazar Européen, Boulevard Montmartre, zum Theil das Théâtre de la Gaîté und wird im Juni oder Juli einen größeren Versuch an der Straßenbeleuchtung ausführen, wozu ihr die Erlaubniß des Röhrenlegens von der Stadt dewilligt worden ist. Man spricht davon, daß die Pariser Gasgesellschaft den Unternehmern 6 Millionen Francs angeboten haben soll, um das Patent für Paris zu erwerben; aber letztere versprechen sich weit größere Vortheile. Ein Actiencapital von 24 Millionen Francs in Actien zu 500 Frcs. sey bereits gezeichnet. Auch ist man thätig, die Erfindung in Deutschland bekannt zu machen, und ihre Einführung daselbst zu betreiben. Ein Wagen mit dem neuen Sauerstoffgas ist nach Frankfurt a. M. geschickt worden, um dort zu Versuchen benutzt zu werden; in Wien wird ein Ofen zur Darstellung von Sauerstoff gebaut, und sollen Versuche in größerem Maaßstabe zur Ausführung kommen. Man abstrahirt jetzt, von der Anwendung von reinem Wasserstoffgas und Zirkonstiften, und wendet als zweites Gas Leuchtgas oder auch Wasserstoff welchen man vorher carburirt, an. Zum Verbrennen dient ein Argandbrenner mit zwei concentrischen Löcherkränzen; aus dem einen Ringe strömt das Leuchtgas, aus dem anderen der Sauerstoff aus; zum Abschluß des

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Brenners genügt ein einziger Hahn. Einem Circular der Gesellschaft vom 31. März d. I. entnehmen wir Folgendes: Der Pariser Straßenbrenner, ein Schmetterlingsbrenner von 140 Litern Gasconsum per Stunde, kann bei einem Druck von 0,0025 Meter und mit der Leuchtkraft eines Argandbrenners von 160 Litern durch einen Hydro-Oxygen-Gasbrenner zum halben Preise ersetzt werden, und man erhält dabei ein weißeres, angenehmeres und constanteres Licht, ohne einen Glascylinder nöthig zu haben. Nach vielfachen Versuchen mit carburirtem Wasserstoffgas hat sich herausgestellt, daß die Absorption an Carburationsflüssigkeit, je nach der Beschaffenheit dieser Flüssigkeit, im Mittel 40 Grm. per Kubikmeter Wasserstoff beträgt, und daß sich damit der Kubikmeter carburirter Wasserstoff auf 30 bis 35 Cent. stellt. Ein kleiner Hydro-Oxygen-Gasbrenner (demi bougie) stellt sich demnach per Stunde auf

16 Liter Sauerstoff à 70 Cent, per Kubikmeter 1,12 Cent.

28 Liter carburirter Wasserstoff à. 35 Cent. per Kubikmeter 0,98 „

––––––––

zusammen 2,10 Cent.

Dieser Brenner gibt dasselbe Licht, wie ein gewöhnlicher Leuchtgasbrenner von 140 Litern Gasconsum per Stunde. Auf andere Maaße und Münze übertragen, heißt dieß also:

1000 Kubikfuß engl. Sauerstoff kosten 5 Thlr. 8 Sgr.

1000 „ „ carb. Wasserstoff „ 2 „ 19 „

Eine Flamme von der Leuchtkraft eines gewöhnlichen 5-Kubikfuß-Brenners kostet per Stunde 0,168 Sgr. = 0,588 kr.

1000 Kubikfuß gewöhnliches Steinkohlengas haben nach dem neuen Verfahren einen Werth von 1 Thlr. 4 Sgr. = 1 fl. 59 kr. (Journal für Gasbeleuchtung, 1870 S. 302.)

Elektrische Beleuchtung

1844 – Ueber Anwendung der galvanischen Elektricität zur Beleuchtung

Titel: Ueber Anwendung der galvanischen Elektricität zur Beleuchtung. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1844, Band 91, Nr. LXXXIII./Miszelle 1 (S. 324–325) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj091/mi091083_1

Ueber Anwendung der galvanischen Elektricität zur Beleuchtung.

Das Licht, welches im luftleeren Raume beim Begegnen der beiden Elektricitäten entsteht, ist nach Versuchen von Deleuil bei Anwendung einer Bunsen'schen constanten galvanischen Batterie aus 48 Elementen von Kohle und Zink (wobei erstere in einem Becher mit verdünnter Salpetersäure und lezteres in einem Becher mit verdünnter Schwefelsäure sich befindet), so stark wie jenes von 63 gewöhnlichen Gasbrennern, oder von 572 Stearinkerzen.

Deleuil hat mehrmals öffentliche Versuche mit dieser Art von Beleuchtung angestellt. Das erstemal beleuchtete er den Pavillon eines Hauses an der Pont neuf (in Paris) mit 98 Elementen. Er benuzte dabei den Davy'schen Apparat mit zwei Kohlenspizen, welche sich in einem Gefäße befanden, woraus die Luft ausgepumpt war. Nachdem der Strom hergestellt war, entstanden zwischen den beiden Kohlenspizen elektrische Funken, welche eine solche Lichtintensität hatten, daß man in einer Entfernung von 300 Meter ohne Anstrengung lesen konnte. Das in der Nähe befindliche Gaslicht wurde durch diese Lichterscheinung ganz verdunkelt. Da man nun mit einem gewöhnlichen Gasbrenner höchstens in einer Entfernung von 10 Meter lesen kann, so folgert Deleuil, daß das elektrische Licht die Umgebung eben so stark erleuchtet wie 900 Gasbrenner oder 8100 Wachskerzen.

Mit Hülfe eines Reflectors richtete Deleuil den Lichtkegel nach jeder beliebigen Richtung. Bei dem Lichte von vier vereinigten Gasbrennern konnte man in einer Entfernung von 30 Schritten nur mit Mühe einen feinen Druk lesen, während bei dem elektrischen Lichte in einer Entfernung von 110 Schritten dieselben Lettern noch deutlich unterscheidbar waren.

In Folge der Besprechung dieser Versuche in den Pariser Journalen veröffentlichte der bekannte Hr. Selligue einen Artikel folgenden wesentlichen Inhalts:

„Ich habe keine anderen Versuche dieser Art gesehen, als die, welche Hr. Achereau auf dem Concordia-Plaze anstellte. Die schöne Erfindung des Hrn. Bunsen anerkennend und die Berichte der Journale über die Resultate der galvanischen Beleuchtung als richtig

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annehmend, muß ich zugeben, daß man, wenn ein beweglicher Reflector angewendet wird, in einer Entfernung von hundert Schritten lesen könnte. Allein, dieß Alles angenommen, halte ich dieses Licht doch noch für zu schwach, um das Gaslicht verdrängen zu können; denn um mittelst eines Reflectors in einer Entfernung von hundert Schritten zu lesen, kann man einen Gasbrenner mit mehreren concentrischen Flammen zusammensezen, welcher noch mehr Licht gibt, als die galvanische Beleuchtung und viel weniger kostet. Da aber bekanntlich das Licht im Verhältniß des Quadrates der Entfernung abnimmt, so ist es weit besser, sich zur Beleuchtung einer großen Fläche mehrerer Brenner zu bedienen. Da ferner bei einer Central-Beleuchtung die Schatten nach der Richtung der ausgehenden Lichtstrahlen sich ausbreiten, so wird ein großer Theil der Umgebung durch feste oder bewegliche Gegenstände, die sich in dem beleuchteten Raume befinden, von der Beleuchtung ausgeschlossen, während bei mehreren Brennern, z. B. vier statt eines, die Vermehrung der Lichtstrahlen die Schatten größtentheils wieder aufhebt und der Plaz demnach auf allen Punkten gleich beleuchtet wird. Diese Vertheilung des Lichts würde aber die Kosten der galvanischen Beleuchtung sehr erhöhen, da man eben so viele galvanische Säulen haben müßte, als Leuchtstellen.“

„Ich glaube sonach, daß diese Beleuchtungsart die Bedingungen der öffentlichen Beleuchtung bei weitem nicht erfüllt, indem 1) ein einziges Licht in Folge des Strahlenwerfens der Schatten immer schlecht erleuchtet und je intensiver das Licht ist, desto intensiver auch die Schatten sind; 2) die Kosten größer wären und man bei dieser Beleuchtung gegen Unregelmäßigkeiten keine Gewähr hätte; 3) diese Beleuchtungsart große Sorgfalt erheischen und von wohlunterrichteten Leuten besorgt werden müßte.“; (Moniteur industriel, 1843 No. 766.)

1845 – Ueber elektrische Beleuchtung

Titel: Ueber elektrische Beleuchtung. Original: Aus dem Technologiste, Jun. 1845, S. 402. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1845, Band 97, Nr. LII. (S. 192–198) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj097/ar097052

LII. Ueber elektrische Beleuchtung.

Aus dem Technologiste, Jun. 1845, S. 402.

Schon seit langer Zeit hatten ausgezeichnete Physiker die Idee, daß es einst möglich werden könnte, mittelst des durch die Elektricität hervorgebrachten Lichts und des Lichtstroms oder leuchtenden Bogens, welcher sich zwischen den in einem gewissen Abstand gehaltenen Enden zweier, von den beiden Polen einer galvanischen Batterie ausgehenden Leitungsdrähte erzeugt, eine so intensive Beleuchtung hervorzubringen, daß sie eine praktische Anwendung gestattet. Diese Idee erhielt sogar eine gewisse Sanction durch die in Laboratorien oder in kleinem Maßstab angestellten Versuche von Children, H. Davy, W. H. Weekes, Gaudin, Hare, Daniell Grove, de la Rive, Grassiot, Crosse etc.; allein es blieb immer noch eine Schwierigkeit, welche bei der praktischen Anwendung unübersteiglich war, nämlich einerseits die Größe der Apparate, welche erforderlich waren, um ein etwas intensives Licht zu erhalten, und andererseits die schnelle Verzehrung des Zinks oder jedes andern elektropositiven Metalls, dessen man sich zur Construction der Batterie bediente, was Kosten verursachte, welche ganz außer allem Verhältniß stunden mit den erhaltenen Resultaten.

Dieser mißliche Umstand brachte einige Praktiker auf den Gedanken, daß man vielleicht wohlfeiler wegkommt, wenn man statt der galvanischen Batterien solche Apparate anwendet, welche mittelst der sogenannten elektrischen Magnete Strome und elektrisches Licht erzeugen; allein der Funke, oder vielmehr die Reihe Funken, welche man so erhält, ist so schwach, daß dieses Verfahren bald wieder aufgegeben wurde.

H. Weekes kam vor Kurzem auf die Idee, daß vielleicht beide Mittel verbunden werden könnten und beleuchtete demgemäß mehrere Tage lang sein Laboratorium, welches einen innern Raum von 80 Kubikmetern einschließt, mittelst eines elektrischen Stroms, der durch eine Reihe von acht sich drehenden Elektromagneten ging, welche unter sich und mit einer Zink- und Kupferplatte von neun Quadratdecimetern Oberfläche communicirten, die durch eine Blase von einander getrennt waren und durch Kupfervitriol- und Kochsalzlösung erregt wurden. Diese Beleuchtung, welche auf den Wirkungen des Commutators, d.h. auf den zahlreichen und schnell aufeinanderfolgenden Funken beruht, die sich bei den Unterbrechungen des Contacts zeigen, lieferte einen ziemlich glänzenden und anhaltenden Lichtkreis, welcher aber das Laboratorium nicht besser erleuchtete, als ein schwacher Mondschein.

Auf diesem Standpunkt befand sich die elektrische oder galvanische Beleuchtung, als ihr eine sehr wichtige Entdekung zu Hülfe kam. Es wurde in der neuesten Zeit entdekt, daß die Erde ein vortrefflicher Leiter und permanenter Erzeuger galvanischer Elektricität iß, welche Entdekung Jacobi in Rußland, Bain in England in Anspruch nehmen. Andererseits hatte Bagration gezeigt, daß sich unausgesezt und sehr lang fortwirkende Ketten auf eine wenig kostspielige Weise herstellen lassen, wodurch man veranlaßt wurde die Versuche über elektrische Beleuchtung mit Hoffnung auf bessern Erfolg wieder aufzunehmen. In dieser Beziehung veröffentlichte Hr. Weekes, welcher schon im Jahr 1831 einer der ersten war, der den Gedanken einer allgemeinen Beleuchtung durch Vermittelung eines auf eine Kalkkugel gerichteten Sauerstoff- und Wasserstoffstroms24) erfaßte, eine Abhandlung, aus welcher wir Folgendes entnehmen:

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"„Wenn man, sagt Hr. Weekes, ein paar Platten von verschiedenen Metallen, z.B. Zink und Kupfer, oder Zink und Eisen, in die Erde gräbt, und die beiden Platten, seyen sie nahe beisammen, oder weit auseinander und durch eine ungeheure Masse Erdreichs getrennt, durch einen Metalldraht miteinander in Verbindung sezt, so entsteht ein galvanischer Strom und gewisse elektromagnetische Erscheinungen zwischen den Spizen der beiden Leitungsdrähte (Elektroden), welche Wirkung zwar eine begränzte ist, aber doch lange fortdauert, nämlich bis eines der Metalle des Paares völlig oxydirt oder aufgelöst ist."

"Die Physiker behaupten, daß die Stärke der chemischen Wirkung nach der Anzahl, nicht nach der Dimension der zur Erzeugung des Stroms dienenden Platten berechnet werden muß, indem deren Anzahl die Intensität, die Dimension aber die Menge (Quantität) der Elektricität repräsentirt; wer sich mit dieser Thatsache nicht vertraut gemacht hat, wird die Behauptung befremdend finden, daß stets eine chemische Zersezung, obgleich in schwachem Grade, in den Flüssigkeiten zwischen den Elektroden eines einzigen Paares, welches man in die Erde gräbt stattfindet, wenn dieses Paar eine Oberfläche von wenigstens 8 bis 9 Decimetern oder unter gewissen Umständen auch eine kleinere darbietet. Und doch ist es so; freilich erfolgen diese Zersezungen nur äußerst langsam."

"Im Frühling 1844 grub ich in meinem Garten ein aus einer Zink- und einer Eisenplatte bestehendes Paar ein, welches beinahe 1 Millimeter dik, 60 Centimeter breit und 90 Centimeter lang war, also eine Oberfläche von 54 Quadratdecimetern darbot. Diese Platten wurden 8 Centimeter von einander entfernt, in senkrechter Richtung, und 10 Centimeter unter der Oberfläche des aus lokerer Erde bestehenden Bodens eingegraben, welcher viel zersezte Pflanzenstoffe, fein zertheilte Kohle und andere zufällig beigemengte Stoffe enthielt. Neun Meter lange, durch gläserne Träger sorgfältig isolirte Leitungsdrähte dienten dazu, den Strom des unterirdischen Paares bis auf einen vor dem Fenster meines Laboratoriums stehenden Tisch zu leiten und mit einem empfindlichen Galvanometer und andern Vorrichtungen in Verbindung zu sezen. Der Boden, in welchen die Platten eingegraben wurden, war von Natur sehr troken und zur Zeit, als die Operation vorgenommen wurde, hatte es drei Wochen lang nicht geregnet, so daß die Erde in der ganzen Umgebung außerordentlich troken war; und doch wurde die astatische Nadel, sobald die Drähte mit dem Galvanometer in Verbindung gesezt wurden, schnell bis auf 87° abgelenkt, und blieb dann nach drei Minuten bei der Ablenkung von 61° stehen. Der von den Platten bis zur Zeit, wo ich dieses schreibe (10. Nov.) erzeugte Strom war in der Regel merkwürdig gleichförmig; nur einige auffallende Aenderungen traten ein, welche von der Feuchtigkeit unabhängig sind und von Verschiedenheiten der Lufttemperatur herrühren dürften."

"An die Drahtenden der von der Batterie ausgehenden Leitungsdrähte wurden zwei Platindrähte von 1,5 Millimeter Durchmesser gelöthet, durch Korkstöpsel gezogen, um sie zu befestigen, und dann in eine V förmige Glasröhre gesenkt, bis sie auf 12,5 Millimeter an der Spize des Winkels einander genähert waren; die Glasröhre war auf einen gläsernen Untersaz gut angekittet. Brachte man in die Glasröhre verschiedene Lösungen, so wurden dieselben freilich äußerst langsam zersezt; nach einiger Zeit werden aber die gasförmigen Elemente des Wassers durch diesen Apparat immer in Freiheit gesezt."

"Andere mit verschiedenen eingegrabenen Plattenpaaren angestellte Versuche bewiesen, daß die Intensität des elektrischen Stroms durch eine vermehrte Anzahl von Paaren zunimmt; wenn aber die Platten klein sind, so ist der Strom verhältnißmäßig schwach, wenn gleich die Anzahl der Platten bedeutend ist, während, wenn man größere Oberflächen verbindet, z.B. Metallplatten von 10, 15, 20 Quadratdecimeter Oberfläche und darüber und von solchen 25 bis 30 Paare nimmt, die chemischen Wirkungen auch an Intensität zunehmen. Wenn man jedoch ein Paar sehr große Platten, deren Strom eine schwache Spannung haben kann, in viele kleine zertheilt, z.B. eine Platte von 1 Quadratmeter Oberfläche in 50 gleiche Theile zerschneidet und diese mittelst Blechen oder Drähten so in Verbindung sezt, daß sie zu einer einzigen Elektricitäts-Quelle gruppirt werden, indem man jede Platte außerhalb der Wirkungssphäre der übrigen bringt, dann wird eine außerordentliche Zunahme der Kraft erzielt, welche der Vermehrung der Anzahl der Gruppen proportional zu seyn scheint."

"Die Thätigkeit der unterirdischen Paare ist aus den Wirkungen ersichtlich, welche eine Reihe sehr kleiner, in gewöhnlicher Weise angeordneter Platten hervorbringt, die man in feuchte Erde von gewisser Zähigkeit und hinlänglicher Consistenz stekt. Im Herbst 1844 ließ ich 50 Plattenpaare von Zink und Kupfer, jede Platte von 7,5 Centimeter Länge und 2,5 Centimeter Breite anfertigen, die ich mittelst eines kurzen Kupferblechs verband, welches zweimal im rechten Winkel umgebogen wurde; die Platten wurden parallel in 6 Millimeter Abstand von einander gestellt. Ein hölzerner Trog von 0,45 Meter Länge, 0,10 Meter Tiefe und 0,08 Meter Breite wurde mit Meerschlamm angefüllt; in dieses Medium wurden die Platten in zwei Reihen, welche 25 Millimeter von einander entfernt waren, gebracht. Nachdem sie mit gewöhnlichen Leitungsdrähten versehen waren, bediente man sich ihrer mehrere Monate lang, um Zersezungen etc. zu bewirken, welche langsam aber gleichförmig vor sich gingen. Diese Vorrichtung, welche ich Meerschlamm-Batterie nenne und die wie zu erwarten war, das Galvanometer wenig afficirt, ist leicht zu transportiren und sehr bequem; der Schlamm braucht nur von Zeit zu Zeit mit Salzwasser befeuchtet zu werden, um ihm für unbestimmte Zeit eine constante Wirkung zu erhalten. Als ich diese Batterie nach einiger Zeit auseinander nahm, fand ich die Platten, gegen meine Erwartung, beinahe gar nicht verändert."

"Folgendes sind einige praktische Resultate, welche ich mit einer Reihe von 36 Zinkeisen-Paaren von 0,60 Meter Höhe und 0,90 Meter Breite, oder 0,540 Quadratmeter Oberfläche erhielt, die also zusammen beinahe 20 Quadratmeter Oberfläche hatten. Diese Platten wurden 12,5 Millimeter weit auseinander und 40 Centimeter tief senkrecht unter die Erdoberfläche in lokeres Erdreich gestekt, welches mehr als gewöhnlich feucht war."

"1) Das Wasser ohne Zusaz von Schwefelsäure, wurde zersezt und lieferte einen ununterbrochenen Strom seiner gasförmigen Elemente, der von Weitem schon sichtbar war."

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"2) Galvanoplastische Operationen schreiten damit zu rasch vor, das abgelagerte Kupfer ist daher schwammig und hat keinen Zusammenhang."

"3) Die Reduction der Metalle aus ihren Lösungen erfolgt schnell und in prächtigen baumartigen Formen."

"4) Ein großer Ritchie'scher Rotations-Magnet dreht sich rasch unter sehr starkem Summen und Erzeugung eines ununterbrochenen lebhaften Lichtkreises auf dem Queksilber."

"5) Wenn die Leitungsdrähte mit einer kleinen elektromagnetischen Maschine in Verbindung gesezt werden, so sind die erzeugten Stöße unerträglich."

"6) Endlich wird, wenn die Leitungsdrähte in Berührung gebracht und wieder getrennt werden, ein kleiner, aber äußerst glänzender Funke erzeugt."

"7) Ein Bogen außerordentlich intensiven Lichts entsteht zwischen Kohlenspizen, die man nach vollkommener Berührung ein wenig trennt."

"Da man nun mittelst einer Reihe eingegrabener Platten, wie ich sie beschrieb, einen intensiven Lichtbogen erzeugt, bei welchem man in einer Entfernung von mehr als 0,50 Meter von den Kohlenelektroden feinen Druk lesen kann, so kann man auch 16, 50, 100, 1000 ja 10,000mal so viel Licht mittelst ähnlicher Vorrichtungen erzeugen, d.h. man kömmt zu dem praktischen Schluß, daß es möglich ist, unsere Straßen, Gebäude und Privatwohnungen mittelst elektrischer Ströme zu beleuchten die mittelst in die Erde eingegrabener galvanischer Batterien erzeugt werden."

"Ich gebe nun die nähere Anleitung zur Ausführung dieser Beleuchtung."

"1) Die Straßenbeleuchtung anbelangend wird, wenn die Anzahl der Brenner bestimmt ist, auf jeder Stelle ein hohles Piedestal errichtet, auf welchem eine hinlänglich hohe Säule steht; um dieses Piedestal herum, 40–50 Centimeter tief unter der Bodenfläche, gräbt man eine galvanische Batterie ein, welche aus mehreren Hunderten nach obiger Vorschrift angeordneten Plattenpaaren besteht."

"2) Die Platten von jeder Batterie sollten senkrecht um jede Station in Form einer länglichen Ellipse angebracht werden; die respectiven Enden, auf jeder Seite eines, sollten sich in der Nähe des Piedestals befinden, worin die gegen jede Metallberührung geschüzten Leitungsdrähte in eine Glaskugel hinaufgeführt werden, die zur Aufnahme der Kohlenspizen vorgerichtet ist, zwischen welchen das galvanische Licht erscheint."

"3) Der Kohlenstoff aus den Gasretorten ist jedenfalls die tauglichste und dauerhafteste Substanz zur Ausstrahlung des galvanischen Lichts. Kleine Cylinder aus dieser Substanz, 8–10 Centimeter lang und von 2 Millimeter Durchmesser, wie der Graphit der Bleistifte geschnitten und immer zugespizt, könnten einander beliebig genähert oder von einander entfernt werden, in entgegengesezten metallenen Gehäusen, welche quer durch die Wände der Glaskugel gehen, in deren Innerm sich ihre Entfernung durch sehr einfache mechanische Mittel reguliren ließe. Die Kugel würde auf die Spize der Säule geschraubt, wo man sie leicht abnehmen könnte, um die Kohlen frisch zuzuspizen etc."

"4) Wie die Erfahrung lehrt, ist es gerade nicht nöthig Kupfer als elektronegatives Metall anzuwenden; man kann anstatt desselben Eisen nehmen, welches wohlfeiler und in der Wirkung ihm ganz gleich, wo nicht vorzuziehen ist. Endlich wäre die Bunsen'sche Kette mit präparirter Kohle25) vielleicht noch besser als eine mit Kupfer oder Eisen. Eine schäzbare Eigenschaft der unterirdischen Batterie ist die Gleichförmigkeit ihrer Wirkung. Die Dauer der elektropositiven Metalle hat nothwendig ihre Gränzen; wenn man ihnen aber gleich anfangs eine bedeutende Dike, etwa von 12–13 Millimetern gibt, wäre der Verlauf ihrer Wirkung so langsam und regelmäßig, daß man sich der mehrere Jahre dauernden Dienstleistung einer Batterie versichert halten könnte."

"5) Die Erzeugung und Unterhaltung des luftleeren Raums in den Glaskugeln, welche das galvanische Licht enthalten, scheint nach den Versuchen auf dem Concordiaplaz in Paris nicht schwierig zu seyn; allein die Vortheile des luftleeren Raums, wenn er solche wirklich gewährt, würden durch den Mehrbetrag der Kosten an Apparaten und Ueberwachung mehr als aufgewogen."

"6) Es wäre vielleicht möglich, eine unzählige Menge galvanischer Lichter in einem Stadtviertel mittelst eines intensiven elektrischen Stroms, welchen eine einzige ungeheuer große Batterie liefert, zu erzeugen, wie auch das zur Beleuchtung nöthige Gas von einem einzigen Reservoir geliefert wird; allein in diesem Fall könnte der Strom in seinem Laufe zu leicht Störungen erleiden, ohne daß leicht zu entdeken wäre, an welcher Stelle der Leitung die Beschädigung oder Störung eingetreten ist. Eine für die Erzeugung jedes einzelnen Lichts bemessene Batterie scheint daher vorzuziehen zu seyn, und nach einem annähernden Anschlag dürften die Vorrichtungen zur Einführung des galvanischen Systems das für die ersten Anlagen von Gaswerken mit ihren Haupt- und Nebenleitungen nebst Verzweigungen erforderliche Capital nicht übersteigen, vielleicht nicht einmal erreichen. Die Kosten der galvanischen Beleuchtung würden dann nur einen kleinen Bruchtheil davon ausmachen."

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"7) Ich schließe mit einer Aufforderung: laßt uns unterirdische Batterien, jede von 80,000 bis 100,000 galvanischen Plattenpaaren, um unsere Leuchtthürme26) mit Conductoren errichten, welche den elektrischen Strom bis zum Gipfel der respectiven Gebäude hinaufführen; die Kosten derselben wären vom nationalen Gesichtspunkt aus unbedeutend und wir könnten dann hoffen, ein Licht hervorzubringen, welches die Leuchte der Nationen genannt zu werden verdiente.“"

1846 – Greener’s und Staite's Verfahren zur galvanischen Beleuchtung.

Titel: Greener's und Staite's Verfahren zur galvanischen Beleuchtung. Original: London Journal of arts, Octbr. 1846, S. 157 Autor: Greener, William Staite, William Edwards Fundstelle: Polytechnisches Journal 1846, Band 102, Nr. XXXIX. (S. 221–222) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj102/ar102039

XXXIX. Verfahren zur galvanischen Beleuchtung, worauf sich William Greener zu Birmingham und Edwards Staite zu Peckham, Grafschaft Surrey, am 7. Februar 1846 ein Patent ertheilen ließen.

Aus dem London Journal of arts, Octbr. 1846, S. 157.

Die Erfindung besteht in der Erzeugung von Licht mittelst fester Prismen oder Cylinder aus Kohlenstoff, welche in luftdichte Gefäße aus Glas eingeschlossen sind und durch einwirkende elektrische Ströme leuchtend gemacht werden (die Kohle wird vorher von Unreinigkeiten befreit und auf ihrer Oberfläche mit zahlreichen scharfen Spitzen versehen); anstatt der Kohle kann man auch Stäbe oder Streifen von Platin anwenden, wenn man sie auf ihrer Oberfläche ebenfalls mit zahlreichen scharfen Spitzen versieht.

Kohle und Platin wurden zwar schon früher zu diesem Zweck angewandt; es zeigte sich aber, daß die Kohle dabei verschiedene fremdartige Substanzen ausgab, welche die Stetigkeit des Lichts unterbrechen und das Glasgefäß durch Ablagerungen auf seiner Innenseite verdunkeln; mit Platin von glatter Oberfläche erhielt man aber nur ein schwaches Licht. Um den Kohlenstoff so rein als möglich zu erhalten, digeriren die Patentträger eine Quantität Lampenschwarz oder gepulverte Holzkohle oder auch gepulverte Kohks (welche nach dem Verfahren von J. Church 78) mittelst der Elektricität von Schwefel und andern Substanzen gereinigt worden sind), mit verdünntem Königswasser; die Kohle wird dann aus der Säure genommen und mehrmals in Wasser ausgewaschen, worauf man sie noch in einer schwachen alkalischen Auflösung und zuletzt in reinem Wasser auswascht. Die gereinigte Kohle wird vollkommen ausgetrocknet und dann in Prismen oder Cylinder mittelst einer hydraulischen oder Schraubenpresse verwandelt, gerade so wie man die Porzellanknöpfe macht; die Prismen oder Cylinder werden endlich 24 Stunden lang in einem Ofen einer starken Hitze ausgesetzt. Die zahlreichen scharfen Spitzen werden auf der Oberfläche der Prismen oder Cylinder mittelst einer Säge oder dadurch hervorgebracht, daß man sie in Scheiben formt, welche gehörig eingezähnt sind. Der Vortheil, welchen man dadurch erlangt, daß man zwei solche feingezähnte Flächen einander gegenüber bringt, besteht darin, daß wenn der elektrische Strom zwischen zwei Spitzen aufhören sollte (was bei dem gewöhnlichen Verfahren, die Kohle durch Elektricität zum Glühen zu bringen, wo nur zwei Spitzen einander entgegengesetzt sind, häufig der Fall ist), er durch die übrigen Spitzen unterhalten wird, so daß das Licht ohne wesentliche Unterbrechung oder Verminderung fortdauert. In einigen Fällen kann man eine Anzahl dünner Streifen von Holzkohle, welche durch Platinblech von einander getrennt und mit Platindraht zusammengebunden sind, verwenden.

Benutzt man Platinblech als leuchtendes Medium, so kann man es zur Erzeugung zahlreicher Spitzen entweder mit vielen kleinen Löchern durchbohren, oder Platindraht zu so dichtem Gaze weben, daß derselbe die durch den elektrischen Strom erzeugte Hitze aushält ohne zu schmelzen.

Man kann auch hohle Kohlencylinder in Verbindung mit hohlen Platinkegeln auf folgende Weise anwenden: jeder der zwei Drähte, welche von der galvanischen Batterie ausgehen, wird mit einem hohlen Platinkegel verbunden und die Kegel werden dann mit ihrer Basis einander in kurzer Entfernung gegenüber gestellt; endlich verbindet man die Kegel dadurch, daß man zwischen sie einen hohlen Kohlencylinder bringt und denselben so weit in sie hineinsteckt, daß er ringsherum mit ihnen vollkommen in Berührung ist.

Uebrigens kann man das beleuchtende Medium in dem luftdichten Glasgefäß, worin es eingeschlossen ist, entweder stationär erhalten oder ihm eine rotirende Bewegung ertheilen.

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1848 – Staite’s Apparat zur Beleuchtung mittelst Elektricität.

Titel: Staite's Apparat zur Beleuchtung mittelst Elektricität. Original: Civil Engineer and Architect's Journal, Febr. 1848, S. 49 Autor: Staite, William Edwards Fundstelle: Polytechnisches Journal 1848, Band 108, Nr. LXXII. (S. 344–350) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj108/ar108072

LXXII. Apparat zur Beleuchtung mittelst Elektricität, welchen sich William Edwards Staite am 3. Jul. 1847 für England patentiren ließ.

Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Febr. 1848, S. 49.

Mit Abbildungen auf Tab. VI.

Fig. 11 ist eine äußere Ansicht dieses Apparats; Fig. 12 ein senkrechter Durchschnitt auf der Linie Wx von Fig. 13; Fig. 13 ist ein Querdurchschnitt auf der Linie yz von Fig. 11.

M und N sind Kohlencylinder, welche als Elektroden dienen, d.h. der elektrische Strom geht, wenn sie mit ihren Enden einander gegenüber stehen, von dem einen zum andern über; man läßt sie 1/20 bis 1/2 Zoll von einander abstehen, je nach der Stärke des Stroms. Die obere Elektrode N steckt vertical in einem Loch, welches oben im metallenen Träger oder Dreifuß K angebracht ist und wird darin durch Stellschrauben befestigt. Die unteren Enden der Dreifußbeine gehen durch Löcher in der kreisrunden Hauptplatte A, und werden durch Schrauben mit Muttern festgehalten, aber durch Holzstücke a, a von der Platte isolirt. Diese Beine haben an ihren Enden Stellschrauben L, L, um sie sämmtlich mit einem Leitdraht in Verbindung zu setzen, der mit einem Ende der Drahtwindung des Regulators R verbunden ist; das andere Ende der Regulator-Windung ist zur Klammer B² geführt, die mit einer Stellschraube an der Seite des viereckigen hölzernen Fundaments B angebracht ist, auf welchem der Apparat steht; an den Ecken des Fundaments sind kurze Füße b, b, b, b

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angebracht, um einigen unter der Basis hervorstehenden Theilen des Apparats Platz zu gewähren. C und D sind Kegel, welche von entgegengesetzten Seiten des Apparats ausgehen und deren gemeinschaftliche Achse rechtwinkelig durch eine Oeffnung im Centrum der Hauptplatte A geht. Die Spitzen dieser Kegel sind durchbohrt, um die verticale mittlere Achse O aufzunehmen, welche an ihrem obern Ende eine Dille für die untere Elektrode M hat; diese Dille ist mit Stellschrauben d, d versehen, um die Elektrode, selbst wenn sie die Dille nicht ausfüllt, vertical im Centrum derselben zu erhalten; die Dille ist unten, wo sie das untere Ende der Elektrode aufnimmt, kegelförmig. Die Achse O ist unter der Dille cylindrisch und zwar ist dieser Theil so lang als der Abstand zwischen den Spitzen der Kegel C und D; um soviel kann auch die Achse in die Höhe gehen zur Ausgleichung dessen, um was eine der Elektroden während des Gebrauchs (der Lichtentwickelung) kürzer wurde; dieser Theil der Achse bewegt sich frei in der Scheitelöffnung des oberen Kegels. Unter ihrem cylindrischen Theil ist die Achse eben so lang mit einem Gewinde versehen, welches eine Steigung von einer Linie hat; dasselbe dreht sich in einer in der Spitze des unteren Kegels D befestigten Mutter e und geht durch die Mitte eines hohlen Cylinders oder einer Hülse P hinab, welche innen mit zwei Nuthen (f, f, Fig. 12 und 13) versehen ist. Ein metallenes Querstückchen Q ist unten an die Achse O geschraubt und paßt genau in die Nuthen an den Seiten der Hülse P, so daß es in ihr auf und ab gleiten kann. Wenn also die Hülse P zum Umdrehen gebracht wird, so dreht sie die Achse O vermittelst Q mit herum und macht sie durch ihre in der Mutter e sich drehende Schraube steigen oder sinken; daher die Achse O, welche die Elektrode M in ihrer Dille führt, mit der verticalen gleichzeitig eine rotirende Bewegung erhält, wodurch eine gleichmäßige Abnutzung der Elektroden bezweckt wird. Die Hülse P dreht sich um einen Zapfen g auf dem Boden einer runden Metallbüchse H, die in ein Loch im Boden der Messingplatte G geschraubt ist; letztere ist an die obere Fläche des hölzernen Fundaments B befestigt. Die berührenden Oberflächen am Zapfen g sind zur besseren Leitung des Stromes mit Silber überzogen. Das obere Ende der Hülse P nimmt den unteren Theil der feststehenden Schraubenmutter e auf, so daß sich die Hülse um dieselbe wie um eine Achse drehen kann. Am oberen Theil von P befindet sich ein Rad S mit 40 schiefliegenden Zähnen, welches durch eine horizontal liegende doppelgängige Schraube T (mit 1/10 Zoll Steigung) umgedreht wird. An dem einen Ende der Schraube ist ein Kronrad U mit 40 Zähnen befestigt, welches durch die Getriebe V und W auf einer verticalen Spindel in Bewegung gesetzt wird. Diese Getriebe stehen etwas weiter auseinander als der Durchmesser des Kronrads U beträgt und greifen in letzteres von entgegengesetzten Seiten ein, so daß, wenn die Spindel X etwas gehoben wird, das untere Getriebe V (mit 8 Zähnen) in die untere Seite des Kronrads eingreift; sinkt hingegen die Spindel, so kommt das untere Getriebe außer Eingriff, das obere Getriebe W greift in die obere Seite des Kronrads ein, und die Spindel, indem sie fortfährt sich in derselben Richtung wie vorher zu bewegen, theilt dem Kronrad eine umgekehrte Bewegung mit. Wird die Spindel in der mittleren Höhe gehalten, so greift keines der Getriebe in das Kronrad ein, welches also in Ruhe bleibt. Die Spindel X wird in ihrer Stellung dadurch erhalten, daß sie durch eine Oeffnung in der Mitte der Platte F geht, welche an drei Säulen c befestigt ist; das obere Ende der Spindel geht durch ein Loch in der Mitte des Bodens einer runden Messingbüchse I, welche an der Seite des unteren Kegels D oder an der unteren Seite der Hauptplatte A befestigt ist. Die Büchse I enthält einen Centrifugalregulator Y, aus einem Uhrfeder-Stückchen bestehend, welches Sförmig gebogen ist, an seinen Enden zwei kleine Gewichter h, h trägt und horizontal auf das obere Ende der Spindel aufgesteckt ist. Wenn die Spindel sich zu schnell dreht, stiegen die Gewichter der Feder durch die Centrifugalkraft auswärts und beginnen die Seiten der kreisrunden Büchse zu berühren und sich daran zu reiben, wodurch die Bewegung der Spindel gemäßigt wird; ein solcher Regulator bringt mehr Gleichförmigkeit in die Bewegung, als die gewöhnlichen Flügel, welche durch den Widerstand der Luft wirken. Gerade unter diesem Centrifugalregulator befindet sich ein Querstück i, welches quer durch die Spindel X gesteckt ist, so daß, wenn sich die Spindel in ihrer mittleren Höhe befindet, wo keines ihrer Getriebe mit dem Kronrad in Eingriff ist, die Enden des Querstücks i einem Aufhälter k begegnen, der aus irgend einem Theil des Apparats, z.B. dem Kegel D, hervorstehen und so das Umdrehen der Spindel aufhalten kann, während, sobald die Spindel steigt oder sinkt, das Querstück dem Aufhälter nicht mehr begegnet, sondern über oder unter demselben weggeht und der Spindel gestattet ihre Umdrehungen wieder zu beginnen, gerade ehe eines der Getriebe in das Kronrad eingreift. Die Spindel wird mittelst eines Zahnrads Z, welches gerade unter der mittleren Platte F an sie gesteckt ist, mit dem beständigen Bestreben sich in einer Richtung umzudrehen, in Gang gesetzt und erhalten. Das Rad Z wird durch ein zwischen der mittleren und unteren Platte F und G angebrachtes Uhrwerk (mit Feder) W getrieben; dieses Rad ist so breit, daß die Auf- und Abbewegung, welche die Spindel zuläßt, es nicht außer Eingriff mit dem nächsten Rad des Triebwerks bringt.

Die Spindel X mit ihren Getrieben wird auf folgende Art auf und ab bewegt, um die Entfernung der Elektroden (je nachdem es für das Licht erforderlich ist) zu verändern: die Spindel endigt sich gerade unter dem Triebrad Z und steht auf einer Elfenbeinplatte n auf, welche von einem kurzen verticalen Messingstäbchen o getragen wird, dessen unteres Ende in ein Loch auf der oberen Fläche eines vollen Cylinders p von weichem Eisen geschraubt ist. Letzterer kann sich frei auf und ab bewegen im Centrum einer Spule q, welche mit isolirtem Kupferdraht umwickelt ist; das eine Ende dieses Drahts ist, wie bereits erwähnt, an die Klemmschraube B geführt, welche ihn mit dem positiven Pol der Batterie verbindet, das andere Ende aber mit dem Draht, welcher durch die Klemmschrauben L geht. Die Spule q des Regulators ist auf das hölzerne Fundament B befestigt; über sie paßt eine Kappe r aus weichem Eisen; dieses Metall erstreckt sich aber nicht bis zum Centrum der Spulenöffnung (durch welche das Messingstäbchen o geht), sondern die Mitte des oberen Theils der Kappe besteht aus Messing, welches an das Eisen gelöthet ist und die Hälfte vom Durchmesser der eisernen Kappe beträgt. Der elektrische Strom, welcher durch die Windung des Regulators R zieht, bringt je nach seiner Quantität, den eisernen Cylinder p zum Steigen oder Sinken und dadurch wird auch die auf letzterm ruhende Spindel X zum Steigen oder Sinken gebracht. Unten am eisernen Cylinder ist ein Häkchen angebracht, woran man ein Gegengewicht F¹ von solcher Schwere hängt, daß der Cylinder gerade ins Gleichgewicht gesetzt oder bereit gehalten wird in die Höhe zu steigen, wenn der Abstand der Elektroden ein solcher ist, daß der elektrische Strom ein stätiges und höheres Licht erzeugen kann. Am unteren Ende des eisernen Cylinders ist ein kleiner vorstehender Rand s angebracht, worauf die Messingscheibe t (Fig. 12) ruht; diese wird, wenn der Cylinder unter den neutralen Punkt sinkt, an ihrem Rande von einem Messingring u unterstützt und bleibt hinter dem Cylinder zurück, wenn derselbe noch tiefer sinkt, wodurch also sein Gewicht erleichtert wird; steigt hingegen der Cylinder über den neutralen Punkt, so muß er das ganze Gewicht der Messingscheibe t mit heben. In Folge dieser Anordnung hat der Cylinder ein Bestreben auf dem neutralen Punkt stationär zu bleiben, d.h. demjenigen Punkt, wo

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das Steigen der Spindel X das Querstück i in Stand setzt mit dem Aufhälter k in Berührung zu kommen, um der Rotation und folglich einer unnützen Thätigkeit des Apparats Einhalt zu thun, bis der elektrische Strom sich der Art verändert hat, daß eine Regulirung des Abstandes der Elektroden nöthig wird.

Der Messingring u, welcher der Messingscheibe t als Stütze dient, wird an einem Messingstreifen w befestigt; eine im Fundament B angebrachte Schraube mit gerändertem Knopf wirkt auf diesen Streifen, um die Höhe des Ringes u adjustiren zu können.

Das oben erwähnte gleitende Querstückchen Q (in der Hülse P) ist in Fig. 14 besonders abgebildet; man schraubt an eine Seite desselben eine Feder aus hartem Messing, die es beständig gegen die Seiten der Nuthen andrückt, um eine gute Leitung des elektrischen Stroms zu sichern, welcher von der Achse in das Querstückchen und aus diesem in die Hülse zieht.

Die Schraube T ist nicht ganz horizontal, sondern etwas geneigt, weil das untere Getriebe V etwas kleiner ist als das obere und daher der untere Rand des Kronrads U der Achse der Spindel X etwas näher stehen muß.

Ueber den oberen Kegel C stülpt man einen Kegel von weißem Glas oder Porzellan E³, welcher am Rande etwas aufgebogen ist (Fig. 11 und 12); durch denselben wird das Licht besser reflectirt und Staub oder von den Elektroden etwa abfallende Asche aufgefangen.

Ueber die Elektroden M und N und deren Gestell K bringt man einen Glassturz, welchen man auf der Hauptplatte A befestigt; in diesem Glassturz befinden sich kleine Oeffnungen zum Einziehen von Luft, wenn man es nicht vorzieht, in der Platte A zwei leichte Ventile anzubringen, wovon sich eines nach innen, das andere nach außen öffnet.

Der Draht der Regulatorwindung muß wenigstens 1/16 Zoll dick seyn, damit er sich beim Durchgang des elektrischen Stroms nicht zu sehr erhitzt; man macht daher auch den Regulator so groß als es die Dimensionen des Apparats gestatten.

Zwei kreisrunde Messinggewichter a, a passen über einander auf dem Elfenbeinplättchen n, n, welches den Zapfen der Spindel x trägt; sie dienen zur leichteren Regulirung des Gewichts F¹ am eisernen Cylinder p.

Will man schwache elektrische Ströme anwenden, so muß die Spindel X und ihr Zubehör sehr leicht seyn; der eiserne Cylinder kann in diesem Falle hohl seyn, doch soll das Metall desselben nicht weniger als eine Linie dick seyn.

Zur Erzeugung des elektrischen Stroms dient eine Batterie mit 100 Zellen, in deren jeder nach Erforderniß 1 1/2 bis 15 Gran Zink per Minute verzehrt werden.

Der Draht vom positiven, d.h. vom Zinkpol der Batterie wird mit der Klemmschraube B² verbunden, welche als Conductor des Stroms durch die Regulatorwindung und dann zur oberen Elektrode hinauf dient. Der Draht des negativen Pols der Batterie wird mit der Klemmschraube B³ verbunden, welche durch einen Kupferstreifen mit der Bodenplatte G des Apparats in Verbindung ist, so daß der vom untern Ende der obern Elektrode N an die Spitze der untern Elektrode M übergehende Strom von letzterer durch die mittlere Achse O, das Querstückchen Q, die Hülse P und von deren Zapfen in die Metallbüchse H übergeht, welche ihn zur Platte G leitet, womit sie in metallischer Verbindung steht, und von da durch den Kupferstreifen an die andere Klammer, von welcher aus er durch den negativen Draht der Batterie zurückkehrt.

Man leitet den Strom zuerst durch die in Contact befindlichen Elektroden, worauf der gehörig beschwerte Regulator die Spindel X hebt und der Apparat so in Thätigkeit kommt, daß er die Achse O abwärts schraubt und dadurch die Elektroden allmählich aus einander treibt, worauf das Licht zwischen ihnen zum Vorschein kommt.

Um die aus Kohlenstoff bestehenden Elektroden zu bereiten, stoßt man ungefähr gleiche Quantitäten Steinkohle von mittlerer Güte und präparirter Kohks, welche unter dem Namen Church's Patentkohks57) bekannt sind, zu feinem Pulver. Das innige Gemenge derselben wird in geschlossene schmiedeiserne Formen gebracht, worin es die Gestalt von Blöcken erhält, die man dann in Stücke von der erforderlichen Gestalt zersägt. Die geformte Masse darf nicht über 3–4 Zoll im Durchmesser haben, weil sie sonst leicht Risse bekömmt. Das Gemenge wird in den Formen der Hitze und starkem Drucke ausgesetzt, bis es eine sehr dichte und feste Masse bildet. Dieselbe taucht man in heißem Zustande kurze Zeit in (trocken) geschmolzenen Zucker, zieht sie dann heraus, läßt sie erkalten und legt sie zwischen Holzkohlen in einen verschlossenen Behälter, welcher allmählich bis zum Rothglühen erhitzt wird, worauf man die Temperatur noch bis zum intensiven Weißglühen steigert; auf letzterer wird der Behälter viele Stunden oder auch 2–3 Tage erhalten. Nun kann man die noch heiße Masse, ein zweites Mal in geschmolzenen Zucker tauchen und wie vorher wieder ausglühen; dadurch werden die Poren der Kohle, wenigstens auf der Außenseite, noch sicherer verstopft.

Von den cylindrischen Elektroden kann die untere etwa 8 Zoll lang seyn; je kleiner ihr Durchmesse; ist, desto intensiver ist das Licht; je größer aber ihr Querschnitt ist, desto länger wird sie mit einem gegebenen elektrischen Strom ausdauern. Die obere Elektrode braucht nicht besonders lang zu seyn; man gibt ihr ein Drittel der Länge und die halbe Dicke der untern.

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Schließlich beschreibt der Patentträger ein Verfahren um die elektrischen Ströme zum schnellen Anzünden oder Auslöschen von Signallampen (auf Eisenbahnen) anzuwenden. Angenommen z.B. es seyen drei solche Lampen vorhanden, mit verschieden gefärbten Gläsern, einem weißen, einem grünen und einem rothen, welche zu gewissen Zeiten erhellt und dann wieder verfinstert werden sollen, jedoch nicht alle zugleich, sondern jede in gewisser Reihenfolge oder unter besonderen Umständen, so kann man dieß auf folgende Art bewirken. In Fig. 15, welche eine solche Signallampe im senkrechten Durchschnitt darstellt, ist A' eine metallene Stange, an welcher die Stange B' hängt; diese Stangen dienen bei jeder Lampe um den Löscher in Thätigkeit zu setzen, welcher beim Aufziehen die durch punktirte Linien angezeigte Lage annimmt. Die Stange B' ist nämlich mit der Hemmung eines Uhrwerks in Verbindung gesetzt, dessen Anker mittelst eines elektrischen Stroms abwechselnd zurückgehalten und freigelassen wird; wenn der Anker die Stange B' in die Höhe treibt, wird das Licht der Lampe ausgelöscht. In der Mitte des Brenners jeder Lampe befindet sich ein Ring von feinem Platindraht, welcher den Docht berührt; wenn der elektrische Strom durch den Platinring geht, wird derselbe glühend und entzündet also den Docht. Für einen flachen Docht ist ein gerades Drahtstück ausreichend.

1849 – Le Molt's Apparat zur Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts

Titel: Le Molt's Apparat zur Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts. Original: London Journal of arts, Febr. 1849, S. 31 Autor: Molt, Alexandre Le Fundstelle: 1849, Band 111, Nr. LXXXVI. (S. 416–417) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj111/ar111086

LXXXVI. Galvanische Batterie und Apparat zur Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts, von Alexandre Le Molt; patentirt in England am 20 Julius 1848.

Aus dem London Journal of arts, Febr. 1849, S. 31.

Mit Abbildungen auf Tab. VII.

Galvanische Batterie.

Der Patentträger verwendet zur Batterie die Kohks von der Bereitung des Steinkohlengases, welche er in rechteckige Platten oder Blöcke schneidet In Fig. 29 ist eine solche Kohlenplatte a mit einem Cylinder von amalgamirtem Zink b mittelst eines Metallstreifens c verbunden; letzterer wird am einen Ende an den Cylinder b gelöthet oder genietet, mit seinem anderen Ende aber an das oberste Ende der Kohlenplatte: das obere Ende der Kohlenplatte wurde auf galvanoplastischem Wege mit Kupfer überzogen. Der Cylinder von amalgamirtem Zink wird auf seiner Außenseite mit einem Firniß überzogen, damit die angewandte Flüssigkeit auf dieselbe nicht wirken kann; da diese Seite für sich als Element der Batterie durchaus keinen Einfluß hat, so würde man sie zwecklos der zerstörenden Wirkung

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der Säure aussetzen. Am geeignetsten ist Copalfirniß, welchen man durch Anreiben mit feingepulvertem Kohks-Körper ertheilt. Auch den verbindenden Metallstreifen und das verkupferte Ende der Kohlenplatte überzieht man mit dem Firniß. Eine vollständige Batterie ist in Fig. 30 abgebildet; dd sind zwei cylindrische Gefäße von Steinzeug, deren jedes ein Gefäß von porösem Irdenzeug e enthält; letzteres nimmt die Kohlenplatte a auf und ist mit einem Cylinder von amalgamirtem Zink b umgeben; in die Gefäße e gißt man Salpetersäure und in die Gefäße d verdünnte Schwefelsäure (1 Th. concentrirte Säure auf 7 Th. Wasser).

Wenn der Apparat transportabel seyn soll, versieht man die Gefäße d oben mit einer Flansche oder einem Rand, wie Fig. 31 und 32 zeigen, um von der Flüssigkeit nicht bespritzt zu werden.

1849 – Ueber Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts

Titel: Ueber Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts. Original: Practical Mechanic's Journal, Octbr. 1849, S. 165. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1849, Band 114/Miszelle 4 (S. 318) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj114/mi114mi04_4

Ueber Beleuchtung mittelst des elektrischen Lichts.

Bei der Versammlung der British-Association zu Birmingham kam die galvanische Beleuchtung zur Sprache, wobei Prof. Faraday bemerkte, daß das elektrische Licht zum Zweck der allgemeinen Beleuchtung nicht anwendbar ist, weil wegen der Intensität des elektrischen Bogens dem Auge alle Gegenstände dunkel erscheinen. (Practical Mechanic's Journal, Octbr. 1849, S. 165.)

1853 – Roberts' elektrische Lampe.

Titel: Roberts' elektrische Lampe. Original: Mechanics' Magazine, 1853, Nr. 1536 Autor: Anonymus Fundstelle: 1853, Band 129, Nr. LXXVI. (S. 338–340) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj129/ar129076

LXXVI. Roberts' patentirte elektrische Lampe.

Aus dem Mechanics' Magazine, 1853, Nr. 1536.

Mit einer Abbildung auf Tab. VI.

Die große Schwierigkeit, den Abstand zwischen den Elektroden zu reguliren, war seither das Hinderniß, welches der allgemeineren Einführung der Beleuchtung durch elektrisches Licht für öffentliche und häusliche Zwecke hauptsächlich entgegenstand. Hr. Roberts hat sich um die Anwendung der Elektricität bereits durch seine Construction einer ökonomischen galvanischen Säule65) verdient gemacht; seine Verbesserung der elektrischen Lampe besteht in einer sinnreichen Anordnung, wodurch er die oben bezeichnete Schwierigkeit zu heben wußte.

Fig. 6 stellt den Apparat in der Seitenansicht dar. A, A ist ein Brett, an welches eine ungefähr 1 Zoll dicke und 18 Zoll hohe Messingsäule B befestigt ist. Diese Säule enthält an ihrem oberen Ende einen ungefähr 8 Zoll langen Arm, und an diesen ist die ungefähr 6 Zoll lange Stange D gelöthet, welche der Röhre E als Führung dient. Letztere hat ungefähr 3/8 Zoll inneren Durchmesser, und ist etwa 12 Zoll lang; sie ist mit zwei Stiften x versehen, welche in Schlitzen o gleiten, und kann somit senkrecht auf- und niederbewegt werden. Die Röhre steht vermittelst eines biegsamen Metallstreifens F mit der Säule B in leitender metallischer Verbindung. Die Röhre E enthält eine 8 bis 12 Zoll lange Kohle von solchem Durchmesser, daß diese frei in ihr auf und nieder gleiten kann. Das sich federnde Mündungsstück S bildet ein Segment von der Mündung der Röhre E und ist mit einer langen Feder versehen, welche so weit von dem Ende der Röhre E entfernt ist, daß sie durch die Hitze der glühenden Kohle nicht beschädigt werden kann.

Der Zweck dieses elastischen Theils besteht darin, gegen die Elektrode zu drücken und eine metallische Verbindung zwischen ihr und der Röhre herzustellen, um die Elektricität sicher nach der Elektrode zu leiten; zur noch wirksameren Erreichung dieses Zwecks ist das Mündungsstück mit Platin bekleidet; dasselbe drückt jedoch nicht so stark gegen die Elektrode, daß es das Durchgleiten des Graphits oder der Kohle vermöge ihres eigenen Gewichtes, welches etwa durch eine Feder noch unterstützt werden kann, verhindert. Die Elektrode würde demnach durch die Röhre E hindurchfallen, wenn sie nicht durch den Druck zweier um die Scharniere G, G beweglichen Zangen F, F gehalten würde. Die Enden dieser Zangen treten nämlich durch zwei Schlitze in die Röhre E und drücken so fest gegen die Elektrode, daß diese nicht herabgleiten kann.

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Die Zangen werden mittelst zweier Stangen h, h bewegt, welche sich bis an das obere Ende der Röhre E erstrecken und dort durch ein Gelenk mit dem Hebel L verbunden sind. Wenn daher das andere Ende des Hebels niedergedrückt wird, so gehen die Stangen h, h in die Höhe und die Zangen ergreifen die in der Röhre befindliche Kohlenelektrode. Der Hebel L steht an seinem Ende Q durch ein Gelenk mit einer Stange N in Verbindung, welche sich nach einem Winkelhebel P hinaberstreckt. Der andere Arm dieses Winkelhebels ist an den Anker K des hufeisenförmigen Elektromagneten M befestigt. Die Kupferdrahtwindungen des letzteren bilden einen Theil der galvanischen Kette von dem einen Pol der Batterie zum andern. Das eine Ende dieser Windungen ist an die Säule B gelöthet, während das andere durch eine Klemmschraube mit dem positiven Pol einer kräftigen galvanischen Batterie verbunden ist. Auf der Basis A, senkrecht unter der Röhre E, befindet sich eine Hülse zur Aufnahme einer anderen Kohlenelektrode T. Diese Hülse kann durch eine Klemmschraube mit einem von dem negativen Pol der Batterie hergeleiteten Draht in metallische Verbindung gesetzt werden. Mittelst dreier Schlitze und Schrauben läßt sich die Hülse und ihre Elektrode so reguliren, daß die Spitzen beider Elektroden in genaue Berührung mit einander kommen.

Angenommen nun, die Lampe solle in Thätigkeit gesetzt werden, so schiebt man zunächst die eine Graphitelektrode in die Hülse R, die andere in die Röhre E, wobei die Zangen offen sind, weil das Gewicht w den Hebel L niederdrückt. Die Elektrode in E gleitet daher hinab, bis ihre Spitze mit der Spitze der in der Hülse R befindlichen Elektrode in Berührung kommt. Sobald nun die Lampe mit der

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Batterie in Verbindung gesetzt wird, macht der dadurch eingeleitete galvanische Strom das Eisen M zu einem kräftigen Magnet, welcher sofort den Anker K anzieht.

In Folge der oben bezeichneten Verbindung mit dem Anker ergreifen die Zangen h, h die Elektrode, und halten sie fest, während die fernere Bewegung des Hebels die Röhre E so lang in die Höhe hebt, bis sie durch die Adjustirschraube Z aufgehalten wird. Während dieses stattfindet, geht der galvanische Strom von dem Elektromagneten durch die Säule B, das Band F und das Metall der Röhre E nach der in ihr befindlichen Elektrode. Diese Elektrode ist nun, wie erwähnt, durch den Hebel L um 1/32 Zoll gehoben worden und somit eben so weit von der Elektrode in R entfernt. Die Elektricität geht daher unter Entwickelung eines intensiven Lichtes von einer Kohlenspitze zur andern über; von R begibt sie sich mittelst eines Drahtes zum andern Ende der Batterie. Inzwischen werden die Kohlenspitzen nach und nach verbrannt, bis ein Zeitpunkt eintritt, wo der Abstand zwischen beiden Spitzen für den Uebergang des galvanischen Stromes zu groß wird. Der Strom ist alsdann unterbrochen, M ist kein Magnet mehr, der Anker ist frei, der Hebelarm L wird durch das Gewicht w niedergedrückt und die Zangen öffnen sich, worauf die Elektrode in E herabsinken kann, bis sie mit der Elektrode in R wieder in Berührung kommt. In dem Momente wo das letztere geschieht, ist die Kette wieder geschlossen, der galvanische Strom kommt in Thätigkeit und eine brillante Lichtentwickelung findet statt, bis in Folge einer zweiten Abnützung der Kohlenspitzen ein neuer Wechsel eintritt. Der nämliche Vorgang wiederholt sich, bis die ganze Elektrode zerstört ist.

1853 – Watson's elektrische Lampe

Titel: Watson's elektrische Lampe. Original: Practical Mechanic's Journal, Juni 1853, S. 57 Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1853, Band 130, Nr. LXXXIV. (S. 345–348) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj130/ar130084

LXXXIV. Dr. Watson's elektrische Lampe.

Aus dem Practical Mechanic's Journal, Juni 1853, S. 57.

Mit einer Abbildung auf Tab. V.

Das elektrische Licht unterscheidet sich von jedem andern künstlichen Licht dadurch, daß es in Folge seines außerordentlichen Glanzes wirklich das Tageslicht ersetzt; es wird bekanntlich durch die bloße Verbrennung zweier Holzkohlenstücke, die mit den Polen einer galvanischen Batterie verbunden sind, hervorgebracht. Nachdem man diese Kohlenspitzen (Elektroden) in den Batterie-Draht eingeschaltet hat, so muß man sie zuvörderst in wirkliche Berührung bringen, dann aber ganz allmählich von einander trennen, worauf ein glänzender Lichtstrom entsteht. Humphry Davy hat gezeigt, daß mit einer sehr kräftigen Batterie das Licht die bedeutende Länge von vier Zollen bekommt. Wenn das Licht einige Minuten unterhalten worden ist, so gehen Theilchen von einem Pol oder einer Kohlenspitze zu der andern über, und nach einiger Zeit wird an einer Kohlenspitze eine Vertiefung bemerklich, welche einer Convexität an der entgegengesetzten Spitze genau entspricht. Die stufenweise Verbrennung der übertragenen Kohlentheilchen vergrößert fortwährend die Entfernung, welche der Strom durchlaufen muß, und da die Stärke dieses Stroms von der Kraft der Batterie abhängt, so muß das Licht nothwendig verlöschen, wenn die Oeffnung zwischen den Kohlenspitzen zu groß wird.

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Bei den jetzigen Batterien bleibt der Strom nicht ganz constant, und wenn daher die Pole oder Kohlenspitzen in einer stetigen Entfernung von einander bleiben, so muß die Stetigkeit des Lichtes schon deßwegen beeinträchtigt werden. Bei keiner der früheren Vorrichtungen, um das physikalische Experiment für die Praxis anwendbar zu machen, war Vorkehrung getroffen, um den Nachtheil einer stetigen Entfernung der Pole auszugleichen; man begnügte sich mit einer stufenweisen und gleichförmigen Annäherung der Kohlenspitzen vermittelst eines Uhrwerks. Bei dieser Einrichtung nähern sich die Spitzen während der Dauer des Lichts einander fortwährend, ohne Rücksicht auf die Stärke des durchgehenden Stromes, und es ist daher nichts gewonnen.

In dieser Beziehung nun gewährt Dr. Watson's Erfindung wesentliche Vortheile, denn bei seiner Vorrichtung (wobei ein Elektromagnet anstatt des Uhrwerks angewandt wird) ist der elektrische Strom selbst der Regulator des Lichts.

Fig. 19 ist eine Seitenansicht und ein theilweiser Durchschnitt einer solchen Lampe, wie sie zum gewöhnlichen Gebrauch auf einen Tisch gestellt werden kann. In dem Lampenfuß ist ein Elektromagnet A angebracht, der mittelst eines bei B eintretenden Drahtes magnetisch gemacht wird; das andere Ende der Spirale des Magnets ist mit dem Lampenfuß verbunden. Die Armatur C des Magnets ist am untern Ende der Stange D befestigt, deren oberes Ende mit dem längern Arm E des Hebels E, F, G verbunden ist. Dieser Hebel dreht sich um den festen Mittelpunkt F und sein kurzer Arm läuft in eine Gabel G aus, während die Feder H dazu dient, den Arm E stets gehoben zu erhalten, wenn der Magnet nicht in Wirkung ist. Die Gabel G umfaßt den Hals I, welcher aus zwei halbcylindrischen Messingstücken besteht, die an ihrem Fuß J mit einander verbunden sind und die verticale Spindel K in Folge der aufsteigenden Wirkung der Gabel auf den conischen Seiten des Halses ergreifen. An der Spindel K ist eine Hülse L angebracht, in welcher mittelst einer Stellschraube die obere Elektrode M befestigt wird; die untere Elektrode N steckt dagegen in der stationären Hülse O, welche auf den Deckel des Lampenfußes P geschraubt ist; an diesem Fuß befindet sich auch eine Klemmschraube, zur Verbindung mit einem Pol der Batterie. Zwei biegsame Drähte Q verbinden den oberen Theil der Lampe mit der oberen Elektrode vermittelst der Klemmschraube R oben an der Spindel K, wodurch die Verbindung des Lichtapparates mit der Batterie vervollständigt wird.

Behufs der Adjustirung des Lichtbogens oder der Entfernung der Kohlenspitzen dient der mit S bezeichnete Apparat, welcher in einem Halsstück besteht, das sich auf einer Schulter am obern Theil der Säule T umdrehen kann, durch welche Säule die Stange D der Armatur C geht. Dieses Halsstück ist im Innern mit einem Schraubengewinde versehen, welches ein entsprechendes Gewinde auf einem Röhrenstück umgibt, so daß wenn sich das Halsstück dreht, die Schraubenwirkung die Röhre in die Höhe bringt, und letztere den Träger U und mit ihm den Hebel E, G hinaufführt. Dadurch daß das Halsstück S in dem einen oder andern Sinne gedreht wird, nähert sich also die an dem Hebel hängende Armatur C den Polen oder tritt von denselben zurück, und vermindert oder erhöht so die inductive Kraft; und da der Theil der Säule über dem Halsstück mit einem Schlitz versehen ist, durch welchen der Hebel gehen kann, so ist das Spiel des Hebels auf gewisse Gränzen beschränkt.

Die Wirkung des untern Lampenpoles ist folgende: der Strom, welcher die magnetische Kraft in dem Magnet A inducirt, bringt auch den Elektromagnet V, W in Wirkung, ehe er in den Lampenkörper übergeht. Der Elektromagnet W zieht die Armatur X an, welche an einem gekrümmten Hebel angebracht ist, der sich auf der kurzen Säule Y horizontal bewegen kann, jedoch durch die Feder Z von der Verbindung mit dem Magnet abgehalten wird, während die Induction nicht stattfindet. Am entgegengesetzten Ende dieses krummen Hebels befindet sich ein mit einer Feder versehener Sperrhaken a, der in das Sperrrad b greift, und dasselbe dreht, wenn die magnetische Induction auf ihn wirkt. Dieses Sperrrad ist an dem Ende des röhrenförmigen geschlitzten Stückes c angebracht, welches sich um einen Stift d im Boden des Lampenfußes dreht. Die Röhre c geht durch die Mitte der feststehenden äußern Röhre e, welche im Innern mit einem Schraubengewinde versehen und daher eine lange Schraubenmutter ist. Auf der röhrenförmigen Spindel c ist die Schraube f angebracht und mit derselben mittelst eines Stiftes verbunden, welcher in den Schlitz tritt. Wird nun das Sperrrad b gedreht, so muß die Schraube f in der inneren Schraubenröhre sich drehen und der Dorn g, welcher mit der Schraube f verbunden ist, treibt die Elektrode N in der Röhre c aufwärts und durch die Hülse O.

Die Thätigkeit des Magnets A inducirt so eine ähnliche Wirkung des Magnets W, mit dem Unterschied, daß der letztere eine steigende, der erstere aber eine niedergehende Bewegung veranlaßt. Durch die gleichzeitige Wirkung beider Pole wird daher der Lichtmittelpunkt beständig in demselben Niveau erhalten, so daß er unwandelbar mit der Focallinie des Reflectors correspondirt. Bei dem Leuchten der Lampe zieht der elektrische Strom, indem er durch den Magnet A geht, die Armatur B an, wodurch das Ende E des obern Hebels niedergezogen und der Hals I nebst der Spindel K gehoben wird. Die Elektroden werden auf diese Weise so lange in einer geeigneten Entfernung von einander gehalten, als eine hinreichende Anziehung zwischen dem Magnet und der Armatur vorhanden ist, um letztere niederzuhalten; verhindert nun irgend eine nichtleitende Materie den Durchgang der Elektricität durch den Bogen, so hört die Induction des Magnets sogleich auf, und die Feder H, welche in Wirksamkeit tritt, treibt das Ende E des Hebels in die Höhe, und veranlaßt daß das entgegengesetzte Ende desselben den Hals I nicht mehr festhält. Die Spindel K geht dann niederwärts, stellt die Berührung zwischen den Elektroden wieder her, und der erforderliche Bogen wird sogleich durch die Anziehung der Armatur wieder gebildet.

Die beschriebene Lampe hat die Brauchbarkeit der Watson'schen Erfindung hinlänglich bewiesen.53)

Die elektrischen Lampen bilden nur einen Theil von Dr. Watson's Erfindungen; dieselben bestehen außerdem in der Anwendung solcher Flüssigkeiten bei den galvanischen Batterien, daß man verkäufliche Farben als Nebenproduct erhält, worauf wir später zurückkommen werden.

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1854 – Anwendung der elektrischen Beleuchtung

Titel: Anwendung der elektrischen Beleuchtung. Original: Comptes rendus, Mai 1854, Nr. 18. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1854, Band 132/Miszelle 5 (S. 318–319) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj132/mi132mi04_5

Anwendung der elektrischen Beleuchtung.

Hr. Reginault, Telegraphen-Direktor an der Eisenbahn von Ronen, berichtete der franz. Akademie der Wissenschaften über die Kosten der von ihm eingeführten elektrischen Beleuchtung in den Napoleon-Docks, wo in den letzten Wintermonaten achthundert Arbeiter beschäftigt waren. Die von den HHrn. Deleuil und Sohn in Paris verfertigten zwei Apparate waren während vier Monaten in Thätigkeit; jeder bestand aus einer Batterie von fünfzig Bunsen'schen Elementen (der großen Art).

Die Kosten betrugen per Apparat:

Tagelohn des Aufsehers, welcher den Apparat überwacht und leitet 4,50 Frk.

Quecksilber 5,00 „

Zink 4,50 „

Kohlenstäbe 1,40 „

Salpetersäure 1,80 „

Schwefelsäure 1,84 „

––––––––

Summe 19,04 Frk.

Die Beleuchtung kostete also für achthundert Arbeiter jeden Abend 38 Frk. 8 Cent., oder 4 1/2 Cent. per Mann; die Ersparung war beträchtlich und die Arbeiten konnten ohne alle Gefahr und mit der größten Regelmäßigkeit ausgeführt werden. (Comptes rendus, Mai 1854, Nr. 18.)

1855 – Varley's Verbesserungen an den galvanischen Batterien

Titel: Varley's Verbesserungen an den galvanischen Batterien. Original: Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Octbr. 1855, S. 315. Autor: Varley, Cromwell Fleetwood Fundstelle: Polytechnisches Journal 1856, Band 139, Nr. XCVIII. (S. 418–421) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj139/ar139098

XCVIII. Verbesserungen an den galvanischen Batterien, welche sich C. F. Varley zu London am 5. Decbr. 1854 patentiren ließ.

Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Octbr. 1855, S. 315.

Mit Abbildungen auf Tab. VI.

Meine Erfindung besteht in der Herstellung von Batterien mit zwei oder mehreren neutralen Metallsalzen, deren elektro-motorische Kraft auf ähnliche Weise wie bei Daniell's constanter Batterie erzeugt wird, wogegen bei meiner Anordnung die metallische Ablagerung des negativen Salzes an dem positiven Element, welche bei Daniell's Batterie die Intensität des elektrischen Stroms beeinträchtigt, nicht stattfinden kann. Daniell's Batterien versagen nach längerem Gebrauch ihren Dienst, weil das Zink sich mit metallischem Kupfer bedeckt, und das letztere sich in den Poren der porösen Zellen absetzt, wodurch die Intensität des Stromes geschwächt und ein großer Verlust an Metall, an Auflösungen und porösen Zellen veranlaßt wird. Diese Uebelstände beseitige ich dadurch, daß ich, wie in Fig. 17, das positive Metall oberhalb des negativen anordne, ohne Anwendung von Thonzellen, und mich zweier Auflösungen bediene, welche vermöge des Unterschiedes ihres specifischen Gewichtes von einander getrennt bleiben. Das letztere befördere ich zuweilen dadurch, daß ich über dem negativen Metall, seiner Lösung und seinen Krystallen, Lagen von Tuch, Sand oder einer andern Substanz anbringe, welche auf die Lösungen nicht chemisch wirkt, sondern dieselben getrennt zu erhalten strebt.

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Die conische Gestalt des Zinkblocks und seine Anordnung über dem negativen Element hat den Zweck, daß so oft das negative Salz in die Höhe steigt und sein Metall an dem Zink ablagert, diese Ablagerung hinwegfallen soll, indem das Zink, während die Batterie in Thätigkeit ist, beständig aufgelöst wird, wodurch das abgelagerte Metall seinen Haltpunkt am Zink verliert und zu Boden fällt, wo es nicht schaden kann.

Einen ähnlichen Zweck erreiche ich durch die Anwendung von mehr als einer porösen Abtheilung, wie Fig. 18, und durch die Einschaltung von anderen Metallen oder Auflösungen zwischen die negativen und positiven Elemente und Auflösungen, so daß der Uebergang der einen Lösung zur andern durch den Zersetzungsproceß abgeschnitten ist.

Häufig bediene ich mich auch schwer löslicher negativer Salze, z.B. schwefelsaurer Salze, der Blei- oder Quecksilberchloride, indem solche Batterien sehr constant sind; in dieser Hinsicht sind namentlich die Blei- oder Quecksilbersalze vorzuziehen. Ich nehme in diesem Falle einen reinen amalgamirten Zinkcylinder von nahezu dem gleichen Durchmesser wie das prismatisch gestaltete Glasgefäß, welches denselben aufnimmt, wie Fig. 19 zeigt. Es wird nun so viel Quecksilber als negatives Element zugegossen, daß der Boden dadurch bedeckt wird. Auf dieses kommt eine Quantität irgend eines Quecksilbersalzes, jedoch nicht so viel, daß dasselbe mit dem Zink in Berührung kommt. Hierauf wird das Gefäß mit einer Auflösung von Zink in der nämlichen Säure, welche in dem Quecksilbersalz enthalten ist, gefüllt, und die Flüssigkeit zur Verhinderung der Verdunstung mit einer dünnen Oelschichte bedeckt. Diese Batterie ist in ihrer Wirkung sehr regelmäßig; denn ebenso schnell als der Abstand in Folge der Auflösung des Zinks zunehmen würde, müßte auch die Oberfläche des Quecksilbers in Folge der Zersetzung seines Salzes steigen, so daß der Abstand sich immer gleich bleibt, insbesondere wenn die Oberfläche des Zinks im richtigen Verhältnisse zu der des Quecksilbers steht. Da ferner das Quecksilber eine Flüssigkeit ist, so bietet es stets eine gleichmäßige Oberfläche dar; sollte aber auch das Quecksilbersalz steigen und das Zink berühren, so würde es sich zersetzen und das Zink nur etwas mehr amalgamiren. Bedient man sich jedoch eines beinahe oder ganz unlöslichen Salzes, so kann eine solche locale Zersetzung gar nicht oder nur in höchst geringem Grade stattfinden. Sollte die Batterie einer Bewegung unterworfen seyn, so kann eine einfache oder doppelte poröse Zelle, eine Tuch- oder Sandlage zugefügt werden. Diese Batterie gibt einen constanten und gleichmäßigen Strom, so lange nur noch Zink und Quecksilbersalz darin enthalten ist. Das Zink sollte durch ein Eisen- oder Platinstück, um welches dasselbe gegossen ist, gehalten werden, damit der Träger nicht durch Amalgamation zerstört werde, und der zur Verbindung des Quecksilbers dienende Eisen- oder Platindraht ist mit Gutta-percha überzogen, die Stelle ausgenommen, wo er in das Quecksilber tritt.

An den Polen der Batterie bringe ich ein System von Inductionsflächen Fig. 20 an, welche gleichsam ein elektrisches Magazin und eine kleine Batterie für sich bilden, die den Zwecken einer größeren entspricht. Ich werde unten auf diese Vorrichtung näher zurückkommen.

Beschreibung der Abbildungen.

Fig. 17. a, a ist ein gläsernes Gefäß; z eine conische Zinkmasse; c, c eine Kupferplatte, welche sich über den Boden und ungefähr 2/3 der Seiten des Gefäßes erstreckt; b, b Krystalle eines negativen Salzes; d, d eine Tuch- oder Sandlage; e, e eine Auflösung von Zink in der nämlichen Säure wie die des negativen Salzes.

Fig. 18. a, a ist ein Glasgefäß; c, c; eine kupferne oder sonstige negative Ausfütterung; das Glas kann auch weggelassen werden, indem ein kupfernes Gefäß genügt. z ein Zinkcylinder in der mittleren porösen Zelle f: g ist die äußere Zelle. Zwischen beiden Zellen befindet sich ein Cylinder h von siebartig durchlöchertem Zink, um jedes negative Salz zu zersetzen, welches von außen nach innen gelangen möchte. Der nämliche Zweck kann auch mittelst einer alkalischen Lösung erreicht werden.

Fig. 19. a, a ist ein Glasgefäß; z der Cylinder, bestehend aus einem amalgamirten Zink; M das Quecksilber; i, i das Quecksilbersalz; j, j die Zinklösung; k der Eisen- oder Platindraht, welcher mit Gutta-percha überzogen ist, ausgenommen da, wo er in das Quecksilber tritt; l, l die Oelschicht.

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Fig. 20 ist die Endansicht einer Reihe von Inductionsplatten, welche dicht übereinander geschichtet werden. Eine Säule von dieser Form bildet eine Leidner Batterie. 5, 6, 7, 8 zeigen die Form der Lagen nach einem kleineren Maaßstabe.

Fig. 21 und 22 sind Blätter von Zinnfolie;

Fig. 23 ist ein Stück geölter Seide, Gutta-percha oder ein anderer nichtleitender Stoff. Die Hälfte der Blätter für den einen Pol hat die Form von Fig. 21, mit abgeschnittener linker Ecke; die anderen Blätter für den andern Pol haben die Form von Fig. 22 mit abgeschnittener rechter Ecke. Die zwischengelegten nichtleitenden Blätter sind breiter als die anderen und haben die Gestalt von Fig. 23, nämlich beide Ecken abgeschnitten. Auf den Boden des zur Aufnahme der Säule Fig. 20 dienenden Kastens kommt zuerst die Zinnfolie 1, Fig. 21, auf diese ein nichtleitendes Blatt, Fig. 23, auf dieses eine Folie 2, Fig. 22, dann ein Nichtleiter, Fig. 23, dann eine Folie 3, u.s.w., bis eine Batterie von hinreichender Capacität aufgebaut ist.

Auf diese Weise hängen die Ecken sämmtlicher wie Fig. 21 gestalteter Blätter 1, 3, 5, 7, 9 in Fig. 20 über den Ausschnitten von Fig. 23, und die Ecken sämmtlicher wie Fig. 22 gestalteter zwischenliegender Folien 2, 4, 6, 8, 10 hängen über den Ausschnitten b. Hierauf preßt man sämmtliche Ecken a zusammen, um diese Blätter für den einen Pol zu vereinigen, ebenso sämmtliche Ecken b, um den andern Pol der Batterie zu bilden, und verbindet diese beiden Pole mit den Polen der galvanischen Batterie.

Fig. 24 stellt eine auf Gutta-percha liegende Zinnfolie dar. Die erstere hat nach allen Richtungen größere Dimensionen, damit sich die gegenüberliegenden Folien nicht berühren können.

Diese Inductionsplatten dienen dazu, Elektricität anzusammeln, wenn die Batterie in Ruhe ist, indem die eine Plattenreihe mit dem positiven, die andere zwischenliegende Reihe mit dem negativen Pole der Batterie in

Contact steht.

Der Hauptzweck des Apparates besteht aber darin, eine gegebene Quantität Elektricität für unterirdische Linien auszumessen, so daß der Draht durch andauernden Contact mit der Batterie nicht stärker geladen wird, als durch einen momentanen Contact. Dieses elektrische Magazin dient dazu, den Draht in richtigem Maaße auf einmal zu laden; dasselbe setzt mich in Verbindung mit meinem früher patentirten Apparat85) in den Stand, durch unterseeische Taue und unterirdische Drähte auf große Entfernungen hin zu telegraphiren.

Meine constanten Batterien und Inductionsplatten leisten für die Zwecke elektrischer Beleuchtung, wo ein gleichmäßiger und constanter Strom ein wesentliches Erforderniß ist, vortreffliche Dienste. Mit Hülfe des Systems der Inductionsplatten wird die Kohle weit rascher und lebhafter entzündet, und da die momentane Entladung sehr intensiv ist, so ist das Licht weit regelmäßiger.

1858 – Einige Versuche, das elektrische Licht zur Photographie zu benutzen

Titel: Einige Versuche, das elektrische Licht zur Photographie zu benutzen. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1858, Band 147/Miszelle 2 (S. 392–393) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj147/mi147mi05_2

Einige Versuche, das elektrische Licht zur Photographie zu benutzen.

Ohne uns in nähere Betrachtungen über die genügend bekannte Erscheinung des elektrischen Lichts und in Hoffnungen über die Tragweite unserer übrigens noch unvollkommenen Versuche zu ergehen, begnügen wir uns, den einfachen Thatbestand derselben mitzutheilen.

Wir benutzten zur Erzeugung des Lichts eine Bunsen'sche Batterie von 41 Elementen, deren Kohlencylinder von 8'' Höhe und 1/2'' Dicke durch allmähliches Austrocknen der Hälfte der Salpetersäure in ihrer elektromotorischen Kraft bedeutend geschwächt und deren Zinkflüssigkeit schon gebraucht war. Die Kohlenspitzen, welche ungefähr 1/5'' im Quadrat stark waren, gaben deßhalb keinen Lichtbogen, sondern wurden eben nur durch fortwährenden Contact im Weißglühen erhalten. Zum Gegenstande nahmen wir eine Photographie des Mechanikus Hrn. Stöhrer, und stellten ihr in einer Entfernung von zwei Schritten gegenüber das Objectiv und den Licht-Regulator neben einander auf. Als Reflector diente ein versilberter Planspiegel, welcher, etwas seitlich gedreht, das Bild vollständig beleuchtete. Damit von dem Lichte keine Strahlen seitwärts in das Objectiv gelangen konnten, wurde ein Bogen Pappe zwischen den beiden Apparaten angebracht. Wir erhielten so in 2 Minuten ein scharfes Negativ. Das später von einer Lebend-Person erhaltene war bedeutend matter und trug alle Fehler der einseitigen Beleuchtung an sich; da nämlich die Lichtstrahlen die sitzende Person nur von einer Seite beleuchten

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konnten, so blieb die andere Seite im Dunkeln, und es erzeugte sich an der weißen Wand ein tiefschwarzer Schatten, der sich selbstverständlich auch auf dem negativen Bilde wiedergeben mußte.

Trotz der Unvollkommenheiten, die der ganze Versuch an sich trug, beschlossen wir, durch den günstigen Erfolg aufgemuntert, am folgenden Abend bei stärkerer Beleuchtung eine Wiederholung desselben eintreten zu lassen. Um eine größere Helligkeit zu erzielen, wurde die alte Zinkflüssigkeit der Batterie durch eine neue ersetzt und die Salpetersäure der Kohlen mit concentrirter vermehrt, wodurch wir einen constanten Lichtbogen von 1 Linie erhielten. Hr. Stöhrer, in dessen Beiseyn dieser zweite Versuch geschah, rieth statt des Metallspiegels einen Bogen weißen Papieres zu nehmen, und wir erlangten, nachdem Alles wie am vergangenen Abend geordnet war, bei gleichförmiger Erleuchtung in Zeit von 2 Minuten von demselben vorhin erwähnten Porträt ein so scharfes Negativ, daß Hr. Schaufuß erklärte, es bei Tageslicht nicht besser anfertigen zu können. Darauf versuchten wir noch einmal eine Lebend-Person aufzunehmen und erhielten in derselben Zeit ein negatives Bild von größerer Schärfe, aber mit denselben Fehlern der Beleuchtung behaftet. Bei dem dritten Versuche, der drei Tage später gemacht wurde, suchten wir positive Copien anzufertigen, indem wir hinter das Licht wieder ein weißes Papier und vor dasselbe in einer Entfernung von 3 Fuß den Bilderrahmen aufstellten. Wir erlangten in 10 Minuten deutliche positive Bilder, die jedoch zum Fixiren zu schwach waren.

Wir haben somit dargethan, daß bei elektrischem Lichte, wenn der Lichtbogen von 1/5'' starken Kohlenstückchen ungefähr 1 Linie beträgt, von Bildern die schärfsten Negativs aufzunehmen sind, daß ferner bei ungefähr doppelt verstärktem Lichte Lebend-Personen abgenommen und positive Copien gemacht werden können, nur müßte bei Personen die einseitige, die Schlagschatten erzeugende Beleuchtung vermieden werden, welches entweder durch eine der erstern gegenüber anzubringende zweite schwächere Flamme, oder statt dieser durch eine reflectirende weiße Fläche geschehen könnte.

Hr. Schaufuß hat von dem negativen Porträt des Hrn. Stöhrer im Sonnenlichte positive Copien angefertigt, die, obgleich ohne Retouche, sich durch ihre bewundernswürdige Reinheit auszeichnen.

A. Schröder, Chemiker.

C. Schaufuß, Photograph in Leipzig.

1858 – Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder (1/3)

Titel: zur Nedden, über die elektrischen Bilder und die Lichtbilder. Autor: Nedden, H. M. C. zur Fundstelle: 1859, Band 154, Nr. LXII. (S. 278–286) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj154/ar154062

LXII. Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder; von Dr. H. M. C. zur Nedden.

I. Geschichtliches.

Die nach ihm benannten Figuren entdeckte Lichtenberg im Jahre 1777 als er die besondere Art und Weise bemerkte, wie der Staub auf dem Harzkuchen seines Elektrophors sich nach Entfernung des Deckels niederschlug. Als er hierauf den Kuchen absichtlich bepuderte, stellte sich die Erscheinung noch auffallender dar und veranlaßte ihn zu einer Reihe von Versuchen. Es diente dabei eine Metallröhre, die er auf den Harzkuchen stellte und in dieselbe bald positive, bald negative Elektricität aus einer Maschine, oder aus einer Leydener Flasche leitete. Wurde die Röhre hierauf mit der Hand entfernt, so erhielt er nach vorgängiger positiver Ladung durch Beuteln mit Harzpulver eine Sonne, welche von sich verzweigenden Strahlen des Pulvers umgeben war; nach vorgängiger negativer Ladung aber unter denselben Umständen eine von concentrischen Kreisen eingeschlossene Figur. Sobald er mit dem Knopfe einer Leydener Flasche auf den Kuchen schrieb, erhielt er nach dem Bepudern bei positiver Ladung der Flasche die Schriftzüge von Strahlen eingefaßt, bei negativer Ladung dieselben von rundlichen Figuren umgeben. Lichtenberg stellte durch diese und ähnliche Versuche den Unterschied fest, welchen die Art der Elektricität unter den Formen der Figuren hervorbrachte, er erkannte schon den Einfluß, den die Wahl des Pulvers auf feinen Niederschlag haben konnte; verleitet jedoch besonders durch den Umstand, daß metallische Pulver, obgleich nicht zu den idiolektrischen Körpern damals gerechnet, dennoch zur Bildung der Figuren, wenn auch weniger deutlich, dienen konnten, beachtete er dieses Verhalten fast gar nicht. Erst Cavallo hob 1795 die Bedeutung hervor, welche die bei der Beutelung gewonnene eigene Elektricität auf die Bildung der Figuren hat, und bewies die Elektrisirung sehr verschiedener Arten pulverisirter Körper durch die bei der Beutelung stattfindende Reibung. Wir übergehen das Detail dieser Versuche, indem wir bemerken, daß zwar allerdings je nach der Natur der reibenden Körper auch die geriebenen Stoffe bald positiv, bald negativ werden können, daß die Versuche jedoch bisher ergeben haben, daß Mennige immer positiv elektrisch wird, und daß Schwefelblumen mit Mennige gerieben, immer negativ elektrisch werden. Sobald daher einer nicht leitenden Fläche positive und negative Elektricität gleichzeitig, z.B. in Namenszügen, mitgetheilt wird, und Mennige mit Schwefelblumen gemeinschaftlich aus demselben Beutel darüber gepudert werden, so wird das erstere Pulver die Verbreitung der negativen Elektricität in rothen Zügen und die letzteren die Verbreitung der positiven Elektricität in gelben Zügen markiren. Durch Veränderung der concurrirenden Apparate und Manipulationen ist die Erscheinung der Lichtenberg'schen Figuren großer Mannichfaltigkeit fähig, und gleichzeitig von

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Cavallo und Dehns besonders ausgebildet worden. Außerdem befaßten sich Singer, Kortüm, Paets, van Troostwyck und Krayenhoff vorzüglich mit diesem Gegenstande; die beiden letzteren unter Anwendung 4–5 Zoll im Durchmesser haltender Platten von Harz und schwarzem Siegellack bei 1/8 Zoll Dicke, einer Leydener Flasche von 44 Quadratzoll Fläche Belegung und des Bärlappsamens zum Bepudern der Figuren. Ihre Versuche verbreiteten viel Licht über die Elektricitäts-Entwickelung durch Vertheilung. Endlich ist noch zu erwähnen der schwedische Naturforscher Ekmarck, der im J. 1800 eine Reihe interessanter Versuche dieser Art mittheilte. Noch viele andere Gelehrte haben die Lichtenberg'schen Figuren behandelt, jedoch wurde eine Erweiterung unserer Kenntniß von den elektrischen Erscheinungen überhaupt, noch von den hier besprochenen dadurch nicht erreicht. Die Erzeugung der elektrischen Figuren war eigentlich mit den Entdeckungen Lichtenberg's vollständig gegeben, sie wurden nur durch die Arbeiten Cavallo's etwas mehr befestigt, aber eine nützliche Verwendung hat sie bis heute nicht gefunden.

Mehr als ein Drittheil eines Jahrhunderts der angestrengtesten Arbeit ausgezeichneter Naturforscher bedurfte dagegen die Photographie, um an die Oeffentlichkeit treten zu können, und fast ein halbes Jahrhundert, um das nützliche Gemeingut Aller in dem Grade zu werden, wie sie es zur Zeit geworden ist. Der leitende Gedanke war von Anbeginn in diesem Zweige, das in der camera obscura aufgefangene zierliche Bild durch die chemische Reaction, welche die Lichtstrahlen auf manche Stoffe ausüben, auf einer präparirten Platte darstellen zu lassen. Unsere Kenntniß der chemischen Wirkungen des Lichts ist indessen noch heute höchst unbedeutend, und so waren die Naturforscher in diesem Fache ausschließlich auf den Weg des Experimentirens, und zwar eines höchst mühsamen Experimentirens, verwiesen. So gelang es denn zwar Davy schon 1801 mit dem Sonnenmikroskop Heliographien darzustellen, wie man diese Zeichnungen des Lichts damals nannte, allein er vermochte die Bilder nicht zu fixiren, und bis zum Jahre 1814 scheint dieß Niemand gelungen zu seyn. Damals war es Niepce, der die Bilder der camera obscura dadurch zu fesseln suchte, daß er gewisse Harze, die nach Einwirkung des Lichts an Löslichkeit verlieren, in dünnen Schichten auf polirten Kupfer- und Silberplatten ausgebreitet, dem Lichte in der camera obscura aussetzte und hierauf durch geeignete Lösungsmittel das Harz von den Stellen entfernte, welche am wenigsten vom Lichte getroffen waren. So unvollständig die Resultate der angeführten und anderer Versuche gewesen seyn mögen, sie mußten vorausgehen in der Lichtbildnerei, welche fortan in Verbindung mit demselben Niepce und später dessen Sohn von Daguerre zu brauchbarer Vollkommenheit geführt und 1839 unter dem Namen der Daguerreotypie veröffentlicht wurde. Sein Verfahren besteht darin, eine polirte Silberfläche durch Joddämpfe für das Licht empfindlich und nach dem Einstellen in die camera obscura durch Eintauchen in unterschwefligsaures Natron für weitere Veränderung unempfindlich zu machen. Die gleichzeitige Publication Talbot's zur Darstellung der Lichtbilder auf Papier, sowie die weiteren in diesem Fache gemachten Entdeckungen bestehen in Veränderung und Verbesserung der Manipulation und des Materials jeder Art: das Princip blieb nach wie vor die chemische Wirkung des Lichts.

Nur ein Versuch von Daguerre ist dem Verfasser unvollständig bekannt geworden in einer Mittheilung, wonach derselbe die Erzeugung der Bilder durch Anwendung der Elektricität zu beschleunigen gedachte. Es heißt darin63) daß er auf den Gedanken gekommen sey die jodirte Metallplatte zu elektrisiren, wobei er sie isolirte und während der Operation in der camera obscura auch isolirt erhielt. Dadurch soll jedoch die Platte so empfindlich geworden seyn, daß er zu folgendem Verfahren geschritten sey: "„Er überzieht die Platte mit einer Substanz, welche weniger empfindlich ist als das Jod (was dieß für eine Substanz ist, wird nicht gesagt), bringt sie hierauf in die camera obscura und läßt im Augenblick, in welchem er ein Bild erzeugen will, einen elektrischen Funken hindurchschlagen, und in dieser so äußerst kurzen Zeit, welche Hr. Talbot auf eine Milliontel-Secunde schätzt, erzeugt sich das Bild etc.“" Erhebliche Erfolge scheinen nicht weiter auf diesem Wege errungen worden zu seyn und auch eine weitere Prüfung des Einflusses der Elektricität nicht stattgefunden zu haben.

Etwas später fällt die 1842 gemachte Entdeckung des Professors L. Moser zu Königsberg der nach ihm benannten Bilder64), welche er dadurch erzeugte, daß er eine Münze oder andere gravirte Gegenstände eine Zeit lang auf eine Metall- oder Glasfläche legte. Nach Entfernung der Münze und Anhauchen der Stelle, welche sie bedeckt hatte, wurde ein vollständiges Bild derselben auf der Platte sichtbar. Moser blieb bei dieser Erzeugung durch Hauch, also dem condensirten Wasserdampf, nicht stehen, und fand, daß Jod und Quecksilberdämpfe dieselbe Wirkung hatten. Durch eine Menge höchst mühsamer Versuche fand er bei dem Proceß so viel Aehnlichkeit mit dem der kurz zuvor veröffentlichten Daguerreotypie, daß er beide Wirkungen derselben Ursache zuschreiben zu müssen glaubte. Jedoch findet die Erzeugung der Moser'schen Bilder sowohl im hellen Tageslicht wie im Finstern, sowohl bei unmittelbarer Berührung des Gegenstandes mit der Platte, als auch bei sehr geringer Entfernung beider statt, so daß alle diese Umstände den Entdecker veranlaßten, die Existenz eines nach ihm so benannten unsichtbaren oder latenten Lichts anzunehmen, welches nach seinen zahlreichen Versuchen in jedem Körper vorhanden ist. Es ist dieß Licht nicht allein verschieden von dem sichtbaren, sondern auch von dem sogenannten dunklen Licht, dessen chemische Wirkung Ritter in den Strahlen jenseits des Violetts im Sonnenspectrum nachgewiesen hat. Es ist dasselbe weder im Sonnenlichte, noch in dem Lichte unserer Flammen enthalten, obgleich beide dieselbe Wirkung wie die hier erwähnten des unsichtbaren Lichts zu leisten vermögen, welche darin bestehen, die dem abzubildenden Gegenstande gegenüberliegenden Theile der Oberfläche derartig zu disponiren, daß sie fähig werden gewisse Dämpfe auf eine bestimmte Art und Weise zu condensiren. Dieselbe Disposition können dann Dämpfe selbst auch den Theilen einer Fläche verleihen, wie Moser durch vielfache Versuche bewiesen. Endlich glaubt er den allgemeinen Satz aufstellen zu dürfen, daß Berührung, Condensirung von Dämpfen und Licht – worunter dann auch das von ihm sogenannte unsichtbare oder latente Licht zu begreifen ist – auf alle Körper eine gleiche Wirkung ausüben, und daß durch sie die Affinität aller Substanzen für die Dämpfe modificirt werde. Es erscheint hiernach die Daguerreotypie als ein besonderer Fall der allgemeinen chemischen Wirkung des Lichts, sowie der Dämpfe und der Körper überhaupt auf einander.

Bereits im Jahre 1838 bemerkte P. Rieß bei einer Untersuchung über Erwärmung des Schließungsdrahts, einer elektrischen Batterie, daß an einer völlig isolirenden Glasplatte von 0,37 Linien Dicke, als der Funke dennoch übersprang, obgleich jene Belegung noch 15 1/2

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Linien vom Rande entfernt war, derselbe auf beiden Oberflächen Spuren von der Ansatzstelle bis zum Rande hinterließ. Diese Spuren bestanden in Rissen, ähnlich wie durch kleine Quarzkrystalle zerrissen, welche durch Anhauchen sichtbar wurden. Noch interessanter beobachtete er hierauf dieselben Erscheinungen auf Glimmerblättchen. Durch die Wirkung erinnert das Experiment an die Lichtenberg'schen Figuren, während es sich durch die Art des Sichtbarmachens mittelst des Anhauchens an die Moser'sche Entdeckung anschließt.

In der That schienen auch G. Karsten die von Rieß gefundenen Zeichnungen den Moser'schen Bildern so analog, daß er die letzteren zu Ende des Jahrs 1842 auf elektrischem Wege darzustellen versuchte. Die Resultate seiner ausführlichen Forschungen hat er in drei Abhandlungen "„über elektrische Abbildungen“" veröffentlicht.65) Es erschien eine auf einer Metallplatte ruhende Glastafel, auf die er eine Münze gelegt hatte, nachdem er durch letztere die Funken von 100 Umdrehungen einer Maschine mit 20zölliger Scheibe hatte schlagen lassen, nach Wegnahme derselben zwar unverändert, zeigte jedoch nach dem Behauchen ein vollständiges Bild der Münze an ihrer Stelle. Um auf Metallplatten dergleichen Bilder zu erzeugen, mußte ein Nichtleiter zwischen ihnen und das Object eingeschoben werden, worauf jedoch durch 15 bis 20 Umdrehungen außerordentlich scharfe Bilder erhalten wurden. Auch hat er in dieser Weise viele und mannichfaltige Stoffe, sowohl an Platten als Objecten geprüft. Die letzte Abhandlung enthält die vollendetsten Darstellungen Karsten's, er gelangt darin schließlich zu den folgenden vier Aufstellungen, in denen er seine ungefähre Ansicht über den Hergang der Erzeugung der Bilder ausspricht:

1) Wir wissen, daß durch Elektricität Abbildungen entstehen;

2) diese haben viele gleiche Eigenschaften mit den Moser'schen;

3) die Moser'schen entstehen durch einen Proceß bei dem man die Elektricität als anwesend betrachten kann, während das unsichtbare Licht eine qualitas occulta ist und die Wärme am wenigsten als die Ursache der Bilder angesehen werden kann;

4) werden die Versuche so eingerichtet, daß kein elektrischer Strom entstehen kann, so entstehen auch keine Abbildungen. Wenn man also zwischen Object und Platte einen Isolator einschaltet, entsteht kein Bild. Ein Zusammenhang mit der Elektricität ist also bei der Bildererzeugung wohl ersichtlich, nicht aber mit dem unsichtbaren Lichte, wenn dieses die Haupteigenschaften des Lichtes haben soll.

Als Einwände, welche gegen diese Aufstellungen erhoben werden könnten, führt er zunächst den Umstand an, daß Bilder in einer, wenn auch sehr geringen Entfernung des Objects von der Platte erzeugt werden können; jedoch wäre dieß die auch von Volta schon erwähnte Vertheilung der elektrischen Spannung in der Entfernung. Ein zweiter bedeutenderer Einwand wäre der, daß durch Galvanismus keine Bilder erzeugt werden, wobei jedoch zu erwähnen, daß der Beweis davon damit noch nicht geliefert ist, daß die Bildererzeugung mit dieser Elektricität noch nicht ausgeführt ist, und wie wir hier schon bemerken wollen, ist diese Erzeugung später wirklich ausgeführt worden. Einen dritten Einwand könnte man aus dem Schlusse ziehen, daß, da die Leitung der Elektricität sehr schnell stattfindet, scharf begränzte Bilder durch sie nicht erhalten werden konnten. Allein Karsten schreibt auch die Bildererzeugung nicht allgemein der Elektricität zu, sondern ganz bestimmt der Spannung, die an gewissen Punkten erregt wird. Den Einfluß endlich den die Wärme auf Erzeugung der Bilder haben kann, reducirt Karsten darauf, daß sie etwa eine thermoelektrische Spannung hervorruft.

Gleichzeitig scheinen die HHrn. Morren und Masson 66) hier zu erwähnende Versuche angestellt zu haben, die mir indeß nur durch das kurze Referat bekannt sind, welches Karsten von denselben gibt und das hier folgen mag, so weit es von Interesse ist.

"„Hr. Masson legt eine Münze auf einen Harzkuchen, elektrisirt sie und pudert nach ihrer Entfernung mit Mennige und Schwefelblumen, worauf das Bild der Münze hervortritt. Hr. Morren bestreut eine Münze mit Tripel, und wischt diesen so weit fort, daß er nur in den Vertiefungen der Münze zurückbleibt. Diese Münze legt er auf eine isolirende Substanz und elektrisirt sie, alsdann erscheint auf dem Isolator das Bild der Münze, indem der Staub abgestoßen wird.“"

Fizeau,67) und mit ihm soll Daguerre 68) so ziemlich übereinstimmen, fand zwar die Moser'schen Bilder, schreibt sie aber der an jedem Körper anhaftenden leichten Unreinigkeit zu, die er organische Materie nennt und mehr oder weniger flüchtig annimmt. Diese Materie wird durch die Annäherung eines zweiten Körpers an den verschiedenen Theilen einer polirten Fläche mehr oder weniger verdichtet, je nachdem jene erhabene oder vertiefte Theile hat. Die Folge dieser verschiedenen Anhäufung würde dann auch eine verschiedene Condensirung der Dämpfe seyn.

In einem Aufsatz in den Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom Jahr 1846, unter dem Titel "„über elektrische Figuren und Bilder“" gibt Peter Rieß 69) eine kurze Uebersicht dessen, was über Erzeugung von Zeichnungen auf elektrischem Wege bis dahin geleistet ist; zugleich aber auch die eigenen auf Experimente gestützten Erweiterungen und Anschauungen. Sein Aufsatz ist durch Letzteres nicht allein im allgemeinen, sondern auch noch dadurch von den bisher betrachteten Abhandlungen ausgezeichnet, daß er sich an die Figuren und Bilder ausschließlich hält, welche durch elektrische Mittel erzeugt worden, ohne alle Rücksicht auf die Moser'sche und Daguerre'sche Verfahrungsweise. Zur Darstellung der Figuren bediente er sich nach Bedürfniß 5/24 Linien starker Kupferbleche von 1 3/4 Zoll Weite, welche einseitig oder auf beiden Seiten in der Dicke einer starken Pappe mit schwarzem Pech überzogen waren. Sie wurden zwischen Metallspitzen senkrecht gegen die Richtung der Seiten eingeklemmt und bald durch eine 1 1/2 Quadratfuß haltende Leydener

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Flasche, bald direct durch die Maschine elektrisirt. Er unterscheidet im Allgemeinen zwei Arten Figuren: die primär elektrischen Zeichnungen und die secundär elektrischen Zeichnungen. Die Zeichnungen der ersten Art sind entweder Staubfiguren, wie sie Lichtenberg erfunden hatte, oder Staubbilder, welche in Laxtorph's Elektricitätslehre, Copenhagen 1803, und später von Masson, wie erwähnt, beschrieben sind. Die Bedingungen für Entstehung der Staubfiguren hat er noch näher als dieß bisher der Fall war, dahin festgestellt, daß sie nur entstehen bei einer discontinuirlichen Entladung auf den Nichtleiter, aber nicht bei continuirlicher Ladung, auch nicht bei Ladung durch Influenz. Besonders macht er aufmerksam auf die verschiedenen Raumverhältnisse der durch positive und der durch negative Elektricität gebildeten Figuren, wonach von den unter möglichst gleichen Umständen erzeugten Figuren jene eine mehr als siebenmal so große Fläche erfüllen als diese.

Zur Darstellung der Staubbilder benützte Rieß ebenfalls seine Pechplatten, auf welche als Objecte der Abbildung ein Messingstempel mit dem erhabenen Buchstaben T oder ein Petschaft gestellt wurden. Nach Ableitung des Blechs der Platte erhielt er sowohl durch die directe Ladung jeder Art mit der Maschine, als durch die Leydener Flasche und selbst durch Elektrisirung mittelst Influenz nach Entfernung des Objects und Bepudern der Platte vollständige Bilder.

Besonders bemerkenswerth ist die von ihm vollendete Darstellung scharfer Bilder durch Galvanismus. Er benutzte dazu eine alte trockene Säule, deren jeder Pol bei Ableitung des andern ein Goldblatt-Elektroskop mit zolllangen Blättern etwa 60° divergiren machte.

"„Die secundär elektrischen Zeichnungen“", wie Peter Rieß ihre Beschreibung zusammenfaßt, "„werden sichtbar durch eine mechanische oder chemische Aenderung, welche die Oberfläche einer Platte durch elektrische Entladungen erfahren hat; sie entstehen auf Platten jeden Stoffes, und sind nach der angewandten Elektricitätsart nicht verschieden. Sie zerfallen in zwei Gruppen, je nachdem jene Aenderung nur die jede Oberfläche deckende fremde Schicht trifft, wonach die Zeichnungen erst durch Condensation von Dämpfen sichtbar werden, oder nachdem die Substanz der Oberfläche selbst verändert wird, wonach sie unmittelbar sichtbar sind.“"

Die durch Condensation von Dämpfen sichtbaren Zeichnungen sind nun entweder Hauchfiguren oder Hauchbilder. "„Die Hauchfiguren entstehen nach P. Rieß durch eine einzelne elektrische Entladung und sind nach dem Stoffe der Platte, auf der sie gebildet werden, verschieden geformt. Die Hauchbilder entstehen durch abwechselnd in entgegengesetzter Richtung erfolgende Entladungen. Sie sind nach dem Stoffe der Platten nicht verschieden: eine unwesentliche Verschiedenheit wird durch die Reinheit der Platten bedingt.“"

Diese von Karsten erfundenen Hauchbilder vermochte Rieß durch einfache Elektrisirung vermittelst der erwähnten trockenen Säule während 16stündiger Dauer nicht darzustellen, obgleich sich ein vollständiges Staubbild zeigte. Uebrigens schreibt er, wie Fizeau, die Hauchbilder der Veränderung zu, welche die die Oberfläche der Körper deckende fremde Schicht erleidet.

Seine zweite Gruppe der unmittelbar sichtbaren Zeichnungen ordnet P. Rieß wie folgt:

"„Die Farbenstreifen entstehen durch eine heftige elektrische Entladung auf der Oberfläche von Glimmer oder weichem Glase; sie erscheinen als gefärbte, von zwei scharf gezeichneten dunkeln Linien eingefaßte Bänder."

"Wenn mehrere Entladungen einer Batterie zwischen einer Spitze und einer polirten Metallfläche stattfinden, so entstehen auf der letzteren mehrere gefärbte concentrische Kreise, die Priestley'schen Ringe, durch Oxydation des Metalls."

"Die festen Bilder entstehen auf jeder Platte durch eine Reihe von Entladungen in abwechselnder Richtung, die nach Entstehung des vollkommenen Hauchbildes eine längere Zeit fortdauern."

"Die elektrolytischen Bilder entstehen auf Papieren, die mit einer geeigneten zersetzbaren Flüssigkeit getränkt sind, durch eine Reihe von abwechselnd entgegengesetzten Entladungen, von welchen nur die Hälfte wirksam ist, bei welchen sich eine bestimmte Elektricitätsart auf das Papier entladet.“"

(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)

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1859 – Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder (2/3)

Titel: zur Nedden, über elektrischen Bilder und die Lichtbilder. Autor: Nedden, H. M. C. zur Fundstelle: 1859, Band 154, Nr. LXXIX. (S. 365–374) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj154/ar154079

LXXIX. Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder; von Dr. H. M. C. zur Nedden.

(Fortsetzung von S. 286 des vorhergehenden Heftes.)

II. Die elektrischen Bilder.

Da in der vorher besprochenen Abhandlung von P. Rieß die elektrischen Bilder, unter welchem Ausdruck hier wie im Folgenden auch alle näher unterschiedenen elektrischen Figuren begriffen werden, am einfachsten nach ihrer Natur behandelt sind, so bin ich derselben in meinen Untersuchungen vorzugsweise gefolgt. Nun sind zwar die dort aufgeführten Farbenstreifen, die Priestley'schen Ringe und die festen Bilder ebenfalls unter dem allgemeinen Titel der elektrischen Bilder zu begreifen; jedoch stehen diese drei Arten von elektrischen Erscheinungen meinem Zweck ferne, und zeigen bis jetzt keine Aussicht, die ihre weitere Prüfung oder Ausbildung möglich oder wünschenswert!) erscheinen ließen, so daß sie im Folgenden eine besondere Berücksichtigung nicht finden konnten. Die übrigen elektrischen Bilder sind dagegen vielfach untersucht und beginne ich mit den Staubbildern.

Zur Darstellung dieser Erscheinungen habe ich mich ebenfalls der Harzplatten bedient, welche auf Metallbleche in rechteckiger Form von 2 und 3 Zoll bis zu 3 und 4 Zoll Seite, so wie in einer runden Form von 3 Zoll Durchmesser entweder nur auf eine oder auf beide Seiten gegossen waren. Die angewandte Mischung bestand aus 12 Thln. Colophonium, 2 Thln. venetianischem Terpenthin und 2 Thln. Schelllack, welche schön spiegelnde und fast völlig durchsichtige Flächen lieferte. Vielfach habe ich aber auch zu meinen Versuchen den vulcanisirten Kautschuk angewandt; der in meinen Händen befindliche ist schwarz von Farbe, im Schnitt braun. Er eignet sich auch zu Elektrophoren, wozu ich ihn bei seiner Dicke von etwa 2 Linien in Scheiben von 10 Zoll Durchmesser benutzt habe. Die kleinen Platten, die ich anwandte, hatten verschieden eckige Formen, deren Seiten von 1 bis 2 1/2 Zoll wechselten, und deren beiderseitige Oberflächen, wie die jener größeren Scheiben glatt abgeschliffen waren. Dieses Material würde den üblichen Harzplatten unbedingt vorzuziehen seyn, da sie leicht in großer Ausdehnung zu haben, dabei nicht zerbrechlich sind und wenn ihre Politur leidet, leicht wieder abgeschliffen werden können. Allein die von mir benutzte Sorte hat im Gebrauch sehr bald an Güte für den vorliegenden Zweck verloren, insofern die Coercitivkraft der Platten für die Elektricität sich so verlor, daß die Schönheit der Figuren in dem frühern Grade bald nicht mehr zu erreichen war. Es scheint als würden die Flächen theils mit der Zeit sehr hygroskopisch und dadurch sehr wandelbar in ihren elektrischen Eigenschaften, theils an sich wirklich mehr leitend für die Elektricität.

Die von mir gebrauchte Maschine hatte eine Glasscheibe von 17 1/4 Zoll Hamburgisch Durchmesser und die angewandte Leydener Flasche etwa 59 Quadratzoll äußere Belegung. Zum Pudern bediente ich mich theils eines Gemenges von Schwefelblumen und Mennige, theils des Bärlappsamens allein. Wurden die Funken direct aus der Maschine durch eine isolirte Spitze senkrecht gegen die übrigens nicht isolirte Kautschuk- oder Harzfläche geleitet, sey diese nun zwischen zwei Spitzen eingeklemmt, oder mit der zweiten Fläche auf eine beliebige Unterlage gelegt, so. genügen bei einer Schlagweite der Funken von 1/4 Zoll ein bis drei Funken um eine vollständige Figur, der Spitze gegenüber durch Bestauben hervorzurufen, welche die Elektricität der Maschine aufnimmt. Ist die Spitze positiv elektrisirt, so erhält man bei Anwendung des Pulvergemenges eine gelbe strahlige Figur, welche in der Regel sich von einer rothen Mitte aus, umgeben von einem freien Kreise, ausbreitet. Empfängt die Spitze negative Elektricität, so treten bei der Bestäubung im Allgemeinen eine oder mehrere rundliche Figuren hervor. Bei Anwendung der Flasche wurde diese durch 50 Umdrehungen der Maschine geladen und genügte dann um mehrmals durch einen einzelnen Funken eine deutliche Figur hervorzurufen.

Zur Ausführung des von Lichtenberg angegebenen Verfahrens bediente ich mich einer gewöhnlichen Tischglocke, aus welcher der Klöpfel und der Stiel entfernt waren. Nachdem sie auf eine idioelektrische Fläche gestellt war, und aus der durch 50 Umdrehungen der Maschine geladenen Flasche bis zu 12 Funken erhalten hatte, wurde sie mit der Hand entfernt, worauf die Fläche beim Bestäuben die Lichtenberg'schen Figuren mitunter in überaus schönen Formen lieferte. Bei positiver Ladung breiteten sich von dem scharf markirten Umfangsringe der Glocke gegen die rothe Mitte des Kreises und nach Außen hin die schärfsten gelben Verästelungen aus. Bei negativer Ladung wurde der ebenfalls scharfe Ring der Glocke zu beiden Seiten von rund begränzten, durch unbestäubte Stellen durchbrochene rothe Figuren umlagert. Großartiger wurden die Verhältnisse der Figuren, wenn die Flasche durch 100 Umdrehungen der Maschine geladen war und die Glocke bis zu 12 Funken erhalten hatte. Man findet darin alle Verhältnisse der kleinern Figur wieder, nur in mancher Beziehung deutlicher.

Die Form und Ausbildung der Figuren ist ganz besonders von der Coercitivkraft der Platten abhängig, und dieß finde ich nirgend bemerkt; daher besonders unter übrigens ganz gleichen Umständen oft eine bedeutende Verschiedenheit derselben, namentlich auf Harzplatten von ungleichmäßigem Guß, und wahrscheinlich daher auch die oft ganz verschiedenen Zeichnungen, welche von verschiedenen Beobachtern geliefert werden. Es verschwindet z.B. das Strahlige der positiven Figuren mitunter ganz, so daß sie sich dem Ansehen nach den

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negativen außerordentlich nähern. Daß außerdem die Form des die Elektricität unmittelbar übertragenden Leiters auf die Form jener Bildungen von Einfluß ist, so wie auch die Quantität der zugeführten Elektricität, ist gewiß. Außer dem für die positiven Figuren neben ihrer bedeutenden Ausdehnung vorzugsweise strahligen Charakter und der für die negativen vorherrschenden abgerundeten Bildung der Figuren, ist also das Weitere von der Manipulation und der Beschaffenheit der Mittel abhängig.

Bei der Darstellung der Staubbilder leitete mich eine Erfahrung die ich machte, als ich vor längerer Zeit die Lichtenberg'schen Figuren darstellen wollte. Indem ich zu diesem Zweck einen preußischen Thaler auf einem Harzkuchen elektrisirte, fand ich nach Hinwegnahme desselben und Bestäuben seiner Stelle mehrere Theile desselben deutlich abgebildet. Man gelangt alsdann bald zu der Ueberzeugung, daß als Modell zur Darstellung der Staubbilder eine jede leitende Fläche dienen kann, aus welcher bestimmte Erhabenheiten in gleicher Höhe hervortreten, sobald die Fläche, welche das Bild aufnehmen soll, nicht nur jener parallel, sondern auch sehr schlecht leitend und möglichst homogen ist. Der letztere Zweck wurde durch die beschriebenen Harzplatten erreicht, und als Modell bot sich die Sorte preußischer Thaler dar, welche die Inschrift: "„Segen des Mansfelder Bergbaues“" trägt. Auf die entgegengesetzte Seite wurde senkrecht gegen die Fläche ein Kupferdraht gelöthet, dessen mittlerer Theil mit Siegellack überzogen war, um diesen Stempel isolirt von der Harzplatte entfernen zu können. Nach dieser Wahl hängt die Sicherheit des Gelingens eines reinen Bildes von unbekannten Bedingungen ab, die nur versuchsweise zu erfüllen sind. Im Allgemeinen erhält man ein reines Bild bei directer Anwendung der Elektricität sowohl aus der Maschine als der Leydener Flasche, selten; viel häufiger bildet sich alles Detail als Kern einer Lichtenberg'schen Figur ab, wodurch die eigentliche Copie bis zum Unkenntlichen undeutlich wird. Bei hinreichend trockner Luft, in welcher meine Maschine ihre längsten Funken auf reichlich 1 Zoll Entfernung gab, waren 30 Umdrehungen erforderlich um die Leydener Flasche genügend stark zu laden. Ließ man aus dieser Flasche einen einzigen leuchtenden Funken in den Stiel des beschriebenen Stempels schlagen, so fand sich fast immer nach isolirter Entfernung desselben und Bestäuben der Platte das Bild des Stempels vollkommen rein und scharf vor, und zwar die erhabenen Theile in gelbem Staub, wenn die Flasche positiv, und in rothem Staub, wenn sie negativ geladen war. Die Räume zwischen den erhabenen Theilen waren entweder völlig rein, wenn sie geringe Ausdehnung haben, oder bei größerer Ausdehnung vielfach mit dem Staube bedeckt, welcher der der Ladung entgegengesetzten Elektricität angehört; zuweilen aber auch mit dem der Natur der Ladung entsprechenden Staube. In jedem Falle waren die vertieft liegenden Flächen des Stempels von den erhabenen durch staubfreie Umrisse geschieden. Die guten Bilder lieferten nicht nur den äußern Rand des Thalers scharf ausgeprägt, sondern ebenso alle einzelnen, den nächsten Kreis nach Innen bildenden Punkte, die Umschrift und die Inschrift auf das Deutlichste. Sie wurden sowohl durch die positiv wie durch die negativ geladene Flasche erhalten; jedoch leichter durch eine Ladung ersterer Art. Die negativen Bilder gaben das Detail breiter ausgeprägt, so daß bei oberflächlicher Betrachtung die Abbildung zuweilen mißlungen erschien, näher betrachtet aber alles Detail und ebenso scharf begränzt zeigte, als dieß bei den positiven Bildern der Fall war. Aus der Angabe der Farbe der Bestäubung geht hervor, daß die auf dem angegebenen Wege erzeugten Bilder durch übergegangene Elektricität hervorgebracht sind. Es bewirkt diese außerdem, daß alle Bilder beim Bestäuben von mehr oder weniger ausgedehnten elektrischen Zeichnungen umgeben werden und auf diese Weise die Abbildung die Mitte einer Lichtenberg'schen Figur bildet. Es ist übrigens klar, daß man durch gleichmäßig erhabene Lettern und sonstige geeignete Vorrichtungen jede beliebige elektrische Staubschrift würde hervorrufen können. P. Rieß gibt noch ein Verfahren an, durch welches er nicht allein durch Influenz-Elektricität die Staubbilder zuverlässiger hervorgebracht habe, sondern auch die umgebenden elektrischen Figuren dabei vollständig vermieden seyen.

Erst anderthalb Jahrhunderte nach Entdeckung der Lichtenberg'schen Figuren wurden die so oft in ihrer Begleitung vorkommenden durch den Hauch sichtbar werdenden Erscheinungen bemerkt. Die einfachsten von ihnen, die wir mit P. Rieß unter dem Namen der Hauchfiguren begreifen, sind auf den eben beschriebenen Harzplatten am leichtesten herzustellen, wenn man diese mit der Metallfläche in die Hand legt und die Mitte der Harzfläche gegen einen Knopf des Conductors der Maschine drückt. Sobald nach dem Drehen der Maschine einige Funken zur Hand übergeschlagen sind, bemerkt zwar das Auge unmittelbar keine Veränderung im Aeußern der Fläche; nach dem Anhauchen derselben sind jedoch die Wege der Elektricität in geschlängelten wasserhellen Linien zu erkennen, welche mit dem Hauch verschwinden. Die Darstellung dieser Figuren auf Glas wird auf dem angegebenen Wege so schön nicht erreicht, es bedarf dazu einer mehr comprimirten Elektricität und sie gelingt vollständig durch den Batteriefunken. Bei Anwendung so starker elektrischer Entladungen entstehen indessen eben so oft gleichzeitig mit den Hauchfiguren die oben erwähnten elektrischen Farbenstreifen, und sind vielfach von Hauchfiguren eingefaßt. Will man nur eine Ansicht von letzteren haben, so gewinnt man sie am sichersten und reinsten durch die alsbald zu erwähnende Darstellung irgend eines Hauchbildes, wo sie beim Anhauchen auf dem Wege des überschlagenden Funkens als wasserhelle, je nach der Wiederholung des Ueberschlagens an derselben Stelle schmalere oder breitere Bänder erscheinen. Diese verschwinden völlig mit dem Hauch, während die Farbenstreifen, wenn auch nicht immer im durchfallenden, doch im reflectirten Licht auch ohne Hauch sichtbar und daher von jenen zu unterscheiden sind. Die Farbenstreifen erscheinen anfangs öfter in irisirenden Farben, gewöhnlich aber blau und braun, in welche Farben auch jene mit der Zeit überzugehen scheinen. Ueberdieß sind jene Hauchfiguren durch Putzmittel, z.B. Alkohol, von der Glasfläche zu entfernen, diese Farbenstreifen leiden nicht dadurch; jene verlieren sich, wie es scheint, nach einigen Tagen, diese halten sich jedenfalls wochenlang.

Es ist erklärlich, daß diese regellosen Wirkungen der Elektricität wenig Beachtung fanden; als man sie an bestimmte Wege fesselte, gewannen sie alle größeres Interesse. Dieß geschieht bei der Erzeugung der Hauchbilder, wozu ich den auch bei Darstellung der Staubbilder angewandten Thaler benutzte, indem derselbe mit einem Viertelpfund-Stück beschwert auf eine viereckige Platte von Spiegelglas von 1 3/4 und 2 1/4 Zoll Seite, welche ihrerseits auf einer leitenden Unterlage ruhte, gelegt, und durch die Maschine elektrisirt wurde. Nach 300 Umdrehungen der Scheibe erhielt ich beim Anhauchen der Stelle ein vollständiges und lesbares Bild der Schrift auf der Münze in wasserhellen Buchstaben. Das Ueberschlagen der Funken von dem Modell zur leitenden Unterlage während des Elektrisirens ist unerläßlich hiebei, und man kann, sobald dasselbe, nachdem es einmal begonnen wiederum aufhört, bevor die übrigens

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nöthig erkannte Zahl von Umdrehungen der Maschine stattgefunden hat, die Operation als nutzlos unterbrechen, um die angewandte oder eine andere Glasplatte, in den ursprünglichen reinen und völlig trockenen Zustand zurückversetzt, aufs Neue zu verwenden. Wie weit die chemische Beschaffenheit des Glases bei der Erzeugung des Bildes von Einfluß ist, möchte schwer zu bestimmen seyn; von größtem Einfluß wird es seyn, daß die Platte hinreichend eben ist, oder allgemein sich dem Stempel möglichst anschließt.

Als dritte Haupterscheinung der hier zu besprechenden Wirkungen der Elektricität führt P. Rieß die elektrolytischen Bilder an, unter welche ich jedoch hier, analog den vorhergehenden Eintheilungen, auch elektrolytische Figuren begreife, da, sobald man die Wirkungen des Galvanismus hiermit in Betracht zieht, die auch von mir früher besprochenen87) Nobili'schen Figuren diese Stelle vertreten. Es ist mir nicht gelungen, die Bilder durch die Maschine zuverlässig und brauchbar herzustellen, wobei ich jedoch bemerke, daß Glimmer mir nicht zur Hand war, und die statt dessen angewandten Isolirungsmittel, welche in einfachem oder mehrfach zusammengelegtem geölten Papier, oder Wachstaffet, oder Collodiumhäuten, oder mit Kautschuklösung getränktem Papier bestanden, entweder von den Schlägen der Maschine durchbrochen wurden und auf diesem Wege zu völlig regellosen Zersetzungen Veranlassung gaben, oder die Wirkung gänzlich hemmten. Nachträglich ist hier der geeignete Ort zu bemerken, daß diese Uebelstände die Erzeugung der Hauchbilder auf Metall durch die Maschine ohne Oxydation derselben unmöglich machten. Auch fand ich in einer den Angaben von P. Rieß nachgebildeten Mikrometer-Vorrichtung, so ausgezeichnet günstig die Wirkungen bei seinen Versuchen gewesen seyn müssen, da sie die mitunter nöthige Arbeit der Maschine von einigen hundert Umdrehungen auf 40–50 reducirten, entweder gar keine oder selbst eine nachtheilige Wirkung, so daß ich glauben möchte, daß die a. a. O. gegebene Beschreibung mangelhaft ist. Inzwischen konnte mir die Volta'sche Säule keinen Ersatz bieten, da es auf eine einfache Elektrolyse hier nicht ankommt, sondern auf die Wirkung elektrischer Spannung, und eine so bedeutende, wie hier erforderlich, auch mit größeren Batterien, als mir zu Gebote stehen, schwerlich genügend erreicht wird. Neben dieser Spannung ist für das Gelingen der zuletzt besprochenen Erscheinungen, der Hauchbilder und der elektrolytischen Bilder, die stete Bewegung der Elektricität oder das stete Erzeugen und Aufheben dieser Spannung unerläßliche Bedingung, und diese wird nach der Theorie in der Arbeit unserer elektrischen Induktionsapparate auf das vollständigste erfüllt. Bei der Anwendung eines solchen fand ich meine Erwartungen überraschend bestätigt und werbe im Folgenden die hierher gehörigen Versuche in kurzer Uebersicht beschreiben.

Der angewandte Apparat ist ein Schlittenapparat mit 3 1/2 Zoll rhl. langer Rolle von Eisendrähten bei 1 Zoll Durchmesser. Die Anzahl der Windungen auf der Inductorrolle, wie auf der Inductionsrolle sind nicht angegeben, jedoch läßt sich nach dem Widerstande, welchen die letztere ausübt, im Vergleich zu dem einer Inductionsrolle von bekannter Windungszahl an einem zweiten Apparat, mit Sicherheit schließen daß sie reichlich 5000 Windungen enthielt. Zur Erzeugung des inducirenden Stromes wandte ich eine Zink-Eisen-Batterie an, deren Eisencylinder bis zu 6 Zoll Höhe von der Salpetersäure benetzt waren. Der Inductionsstrom lieferte zwischen Kohlenspitzen Funken auf reichlich 2/3 Linie Entfernung. Die Anwendung jener starken Batterie hat zwar den Nachtheil, daß das Platin an den Strom unterbrechenden Theilen bei mehrfachem Gebrauch während zwei bis drei Tagen durch die Kraft und Hitze des Funkens bald allmählich zerstäubt und durchbrochen wird; jedoch schien mir dieselbe gediegene Wirkung des Apparats an sich selbst durch zwölf Daniell'sche kleinere Elemente nicht erreichbar. Zur Vergleichung übrigens der Leistungen dieses Apparats mit denen der Maschine und der Mühe, welche die Anwendung der letztern verursacht, bemerke ich noch, daß ich bei anhaltender Bewegung meiner Maschine durch abwechselnde Arbeit des rechten und linken Arms durchschnittlich 100 Umdrehungen in der Minute machte.

Die hier folgenden Resultate wurden stets durch mehrere Versuche auch unter variirenden Umständen festgestellt, und der Vollständigkeit wegen ist auch auf nicht gelungene oder gar nicht angestellte Prüfungen hingewiesen.

Staubfiguren. 1) Es wurde der eine Pol der Inductionsrolle zur Erde abgeleitet, während der andere Pol in einer Spitze senkrecht auf einer Kautschuk- oder Harzplatte ruhte; nach 1/2 bis 2 Minuten anhaltendem Spiel des Apparats wurde beim Bestäuben eine deutlich positive, in der Hauptsache gelbe Figur erhalten. Sie bestand in einer rothen Mitte, welche nach einem freien Umkreis von einem mehrere Aeste aussendenden gelben Ringe umgeben war. Es wechselten, wie es schien, bei verschieden längerem Spiel des Apparates die Farben von der Mitte aus, allein der Haupttheil der Figur, der Ring und seine Aeste, blieben gelb.

2) Bei umgekehrter Verwendung der Pole wurde von dem vorhin abgeleiteten, bei wechselnder Zeitdauer des Spiels von 1 Minute bis zu 1 Stunde, keine bestimmt markirte Figur irgend eines Charakters erhalten. Es ist jedoch zu erinnern, daß auch hier wie bei der Reibungselektricität die Wirkung in der einen Richtung sich nicht so stark zu erkennen gibt, als in der andern, und daß die Beschaffenheit der Platten auf die Entwickelung der Figuren von großem und verschiedenem Einfluß ist.

3) Als ich bei der in (1) bezeichneten Aufstellung die positive Elektrode der Rolle in die oben erwähnte Tischglocke münden ließ, welche auf eine der großen Kautschukplatten gestellt war, wurde innerhalb 10 Minuten nach der Bestäubung ein vollständiger gelber Ring, jedoch noch ohne Verästelungen, erhalten.

Staubbilder zu erzeugen ist nicht versucht worden.

Hauchfiguren. 4) Eine kleinere Glasscheibe wurde auf eine Platinplatte gelegt, welche ihrerseits mit der einen Elektrode der Rolle verbunden war, während die andere senkrecht auf der Glasplatte ruhte. Nach 5 Minuten anhaltendem Spiel des Apparats wurde beim Behauchen der Glasplatte ein Heller eckiger Raum erhalten, von etwa 2 Linien Durchmesser, wenn die positive Elektrode auf derselben

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geruht hatte; ein ähnlicher, jedoch mehr gerundeter und sichtbar kleinerer Raum dagegen, wenn die negative Elektrode die Platte berührt hatte.

Hauchbilder. 5) Ein Stück Spiegelglas in der Größe eines Thalers, rund abgeschliffen, wurde auf eine Platinplatte von etwas größerem Durchmesser gelegt, welche mit dem negativen Pol der Rolle verbunden war, während der positive Pol senkrecht auf den Mansfelder Thaler mündete, der auf die Glasplatte gelegt war. Unter stetem Ueberschlagen der Funken aus dem Thaler über den Rand der Glasplatte zur Unterlage, wurde, sobald das Spiel des Apparats eröffnet war, nach 1 Minute die Inschrift beim Anhauchen vollständig deutlich, die Umschrift nur wenig angedeutet erhalten; nach 3 Minuten dauernder Wirkung wurden Inschrift und Umschrift tadellos beim Anhauchen sichtbar.

6) Verschiedene Glasplatten von den oben näher angegebenen und selbst etwas größeren Dimensionen wurden nun in derselben Weise wie in (5) der Wirkung des Apparates, nachdem das Modell aufgelegt war, ausgesetzt. Die Dauer der Einwirkung, welche erforderlich war um ein tadellloses Bild des Modelles in wasserhellen Zeichen und Buchstaben durch den Hauch sichtbar zu machen, wechselte je nach der Verschiedenheit der Gläser von 2 bis zu 5 Minuten. Bei der geringen Schlagweite der Rolle kann nun bei diesen größeren Platten ein Ueberschlagen der Funken zur Unterlage nicht stattfinden; jedoch bemerkt man im Dunkeln auf dem ganzen Umfange des Modells die in fortwährendem Blinken sich offenbarende Ausgleichung der Elektricität zwischen ihm und der Glasplatte. Dabei ist die Verbindung des negativen Poles mit der Unterlage nothwendig zur Erzeugung des Bildes: als nur der positive Pol in das Modell mündete und der negative sich selbst überlassen blieb, schien zwar ein schwaches Phosphoresciren am Umfange des Modells von den in dem Pol wechselnden verschiedenen Spannungen statt zu finden, jedoch nach 5 Minuten dauernder Wirkung wurde beim Anhauchen der Glasplatte nichts wahrnehmbar.

7) Die Darstellung der Hauchbilder wurde auch auf den Harzplatten und gefirnißtem Papier versucht, jedoch nie vollständig erhalten.

8) Hauchbilder auf Messing, Neusilber und Daguerreotypplatten gelangen je nach der Ebenheit und Politur der Platten, sowie der Beschaffenheit der oben erwähnten Isolirungsmittel innerhalb 5 Minuten mehr oder weniger vollständig. Was erhalten wurde, war stets scharf und deutlich. Hier wie bei den folgenden Versuchen ist das Leuchten auf dem Umfange des Modells im Dunkeln einigermaßen ein Zeichengeber, ob ein gutes Bild zu erwarten ist. Unter übrigens gleichmäßigem Anschluß und gleichmäßiger Isolirung aller Theile in der innern Ausdehnung des Bildes ist dieß der Fall, wenn der Schein gleichmäßig ist, wie bei der Darstellung der Bilder auf Glas. Findet jedoch ein Ueberströmen der Elektricität vorwaltend an einzelnen Punkten statt, wie es sich dann in dem helleren Lichte daselbst kund gibt, so wird sicher kein vollständiges Bild erhalten.

Elektrolytische Figuren habe ich mit dem Inductionsapparat nicht dargestellt.

Elektrolytische Bilder. 9) Die elektrolytischen Abbildungen des Modells habe ich auf einem mit starker Jodkaliumlösung getränkten, dicken photographischen Papier durch eine mit Kautschuklösung getränkte Papierscheibe erhalten; jedoch wurde dieselbe binnen wenigen Stunden, auch nach Ueberstreichen einer dicken Lösung von arabischem Gummi, durch Ueberhandnehmen der Jodreaction undeutlich. Mit' feuchtem Papier gelangen indessen die Abbildungen mit den angeführten Mitteln sehr selten vollständig.

10) Die bezeichnete Papiersorte wurde mit einer Lösung von Jodkalium in 15 Theilen Wasser befeuchtet, getrocknet und trocken mit einer isolirenden Scheibe der Elektrolysirung unter dem Modell ausgesetzt. Je nach der Güte und Gleichmäßigkeit der Isolirung wurde ein mehr oder weniger vollständiges Bild des Stempels in 5 Minuten erhalten, das zwar in Betreff der Farben nicht absolut unveränderlich, aber bei weitem mehr haltbar war als die auf feuchtem Papier dargestellten Bilder.

Indem ich noch darauf aufmerksam mache, daß die Vorgänge bei der Bildung der Hauchfiguren sich vielmehr als die Ursachen der Staubbilder dazu eignen, durch geeignete Lettern und sonstige Vorrichtungen jede beliebige Schrift durch elektrischen Druck zu erzeugen, bemerke ich noch, daß wir auf die so eben besprochenen Reactionen später noch besonders zurückkommen werden.

Schwerin, im September 1859.

(Der Schluß folgt.)

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1860 – Über die elektrischen Bilder und die Lichtbilder (3/3)

Titel: zur Nedden, über die elektrischen Bilder und die Lichtbilder. (Schluß der Abhandlung in Bd. CLIV S. 365.) Autor: Nedden, H. M. C. zur Fundstelle: Polytechnisches Journal 1860, Band 155, Nr. LXXXVI. (S. 295–299) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj155/ar155086

LXXXVI. Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder; von Dr. H. M. C. zur Nedden.

(Schluß der Abhandlung in Bd. CLIV S. 365.)

III. Die Lichtbilder.

Bei der ausgedehnten Pflege, welche die Photographie seit fast 20 Jahren erfahren hat, kann es nicht meine Absicht seyn, dieselbe verhältnißmäßig mit derselben Ausführlichkeit hier zu besprechen, als dieß mit den elektrischen Bildern in den früheren Abtheilungen dieser Abhandlung geschehen ist. Da überdieß schon in der ersten Abtheilung erwähnt wurde, daß das Princip der Lichtbildnerei gar nicht und damit überhaupt sie selbst sehr wenig verändert, wenn auch vervollkommnet worden ist, so ist auch zur Beleuchtung derselben eine weitläufige Betrachtung dieser Ausbildung nicht erforderlich; vielmehr können wir mit jener Beleuchtung die Vergleichung der Photographie mit der Erzeugung elektrischer Bilder verbinden.

Die Lichtbilder sind entweder die nach dem Vater der Photographie benannten Daguerreotypien, oder es sind die jetzt mit dem allgemeinen Namen der Photographien belegten Bilder. Die ersteren werden auf silberplattirten Kupferplatten dargestellt, welche durch Jodirung mit einer für das Licht empfindlichen Schicht überzogen werden. Eine so vorgerichtete Platte wird erst in der camera obscura der Wirkung des Tageslichts ausgesetzt, indem man mit der jodirten Fläche das von dem Objectiv erzeugte Bild auffängt. Obgleich hierauf selbst ein scharf bewaffnetes Auge keinerlei Veränderung auf der Oberfläche der Platte wahrzunehmen im Stande ist, so hat dennoch das Licht dieselbe derartig disponirt, daß sie je nach seiner verschiedenen Wirkung Quecksilberdämpfe verschiedenartig condensirt und das Bild des Gegenstandes mit bewundernswerther Schärfe aller seiner Theile erscheinen läßt. Die Dauer der Lichtwirkung, welche erforderlich ist, um die Jodschicht zur Erzeugung des Bildes zu disponiren, wechselt mit der Stärke der Beleuchtung des Objects von einigen Secunden an, sie wechselt mit der Farbe des Lichts welche auf die Jodschicht trifft; sofern die mehr brechbaren Strahlen auch eine schnellere Wirkung ausüben, und endlich mit der Lichtquelle. In letzter Beziehung ist zu bemerken, daß viele künstliche Flammen nicht zur Erzeugung des Bildes geeignet sind, jedenfalls nicht in so kurzer Zeit es zu erzeugen vermögen, wie das Tageslicht und einige andere künstliche Beleuchtungsmittel.51) Daß jene dennoch bei längerer Einwirkung ebenso wie die weniger brechbaren Farbenstrahlen zur Bildererzeugung disponiren können, ist nicht ganz unwahrscheinlich.

Nach der Erklärung, welche früher von den elektrischen Staubbildern gegeben wurde, sind sie bis jetzt eine isolirte, rein elektrische Erscheinung; die Erklärung der übrigen elektrischen Bilder ist daselbst nicht gegeben, um Wiederholungen zu vermeiden.

Kommen wir jetzt zunächst auf die Hauchbilder zurück, so wird bei ihrer Erzeugung die aufnehmende Fläche durch die Elektricität nach Maaßgabe ihrer Ausgleichung an gewissen Stellen, nämlich den hervorragenden Uebergangsstellen des Modells, disponirt die Wasserdämpfe vorzugsweise niederzuschlagen. Der Verlauf der Erscheinung ist daher dem bei der Bildung der Daguerreotypien stattfindenden völlig gleich, nur in der wirkenden Ursache sind beide Erzeugnisse verschieden, und, wie wir sie hier bisher kennen gelernt haben, in Absicht auf die Zeit welche zur Bildung erforderlich ist. Um die Sache jedoch noch näher zu erörtern, denke man an eine ganz analoge Erscheinung, welche vielfach an einer übertünchten Fachwerkswand eines Zimmers, und um so auffallender beobachtet werden kann, wenn sie Außenwand des Gebäudes ist, wo aber unbezweifelt endlich eine dritte Ursache wirksam ist, nämlich die Wärme. Bekanntlich wird wegen der guten Wärmeleitung, mithin wegen des schnelleren Erkaltens des Mauerwerks, auf die Fächer der Dunst des Zimmers und mit ihm Staub und Rauch schneller und in stärkerem Maaße niedergeschlagen, als über dem schlecht leitenden Holz der Ständer, daher sich hier die Farbe der Tünche länger conservirt. Durch beide Wirkungen wird das Fachwerk der Wand sehr bald durch verschiedene Färbung kenntlich. Erinnern wir, daß bei dem Uebergang der Elektricität aus und in Körper die Ränder des gerissenen Weges aufgeworfen werden, so liegt die Annahme nahe, daß bei den Entladungen, welche die Entstehung von Hauchbildern erfordert, die Fläche, welche dieselben aufnimmt, aufgelockert und dadurch an den Stellen der Entladungen besser für den Niederschlag der Dämpfe disponirt wird. Es steht nichts entgegen, bei der Wirkung der Lichtstrahlen eine ähnliche, wenn auch mannichfaltigere Disposition anzunehmen, als hier zu übersehen ist: es steht dieser Annahme um so weniger etwas entgegen, als die magnetisirende, mithin elektrische Wirkung, besonders der stark brechbaren Lichtstrahlen, bekannt ist. Besonders bemerkenswerth vor den übrigen Kräften ist bei dem Lichte weniger die Schärfe und Schnelligkeit seiner Wirkung, als die Mannichfaltigkeit derselben und die Entfernung, aus welcher sie stattfindet. Weder bei der Erzeugung der Daguerreotypien noch derjenigen der elektrischen Hauchbilder ist indessen eine bestimmte Art von chemischer Wirkung, noch überhaupt eine solche erwiesen; beide Arten von Bildern sind rein physikalische Erscheinungen.

Die Moser'schen Bilder wurden von dem Erfinder vielfach untersucht, und gaben ihm Veranlassung zu ihrer Erklärung eine Theorie des dunkeln Lichts zu ersinnen; allein man könnte in seiner Weise manche andere Theorie aufstellen so gut wie jene, welche überdieß eine

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contradictio in adjecto enthält und dadurch von vornherein bedenklich macht. In der That ist es zu bedauern, daß diese Theorie-Tendenz in seinen früher erwähnten Abhandlungen die Benutzung seiner mannichfaltigen Versuche so außerordentlich erschwert. Es ist allerdings zu vermuthen, daß das Auge mancher Thiere, welche entweder mit einem sehr scharfen Gesicht, oder mit dem Vermögen begabt sind, in für uns dunklen Räumen zu erkennen, von den Gegenständen der Außenwelt andere Eindrücke oder noch Eindrücke wahrnimmt, welche das menschliche Sehorgan nicht empfindet; allein wir sind aus letzterem Grunde eben unfähig darüber zu urtheilen, so lange wir nicht eben eine Theorie des Lichts haben, welche sich von den Wirkungen auf unser Gesichtsorgan völlig unabhängig gestellt hat. Es ist sehr wohl denkbar, daß man in vielleicht nicht zu entfernter Zeit eine solche Theorie haben wird, da es ein die sämmtlichen Imponderabilien umfassendes Gesetz geben muß, ähnlich dem für die Massen geltenden Gravitationsgesetz oder vielleicht mit ihm identisch. So vielfach indessen jene Lehren des Lichts, der Wärme und der Elektricität auch in einander übergreifen und so viel Uebereinstimmendes schon jetzt von ihnen vorliegt, so wird man doch, so lange jenes Gesetz unbekannt ist, wohl thun die Erscheinungen nach den bekannten Lehren zu classificiren, oder, wie dieß bei manchen schon nothwendig geworden ist, sie als unerklärte Thatsachen einstweilen ohne neue Theorie für sich bestehen zu lassen. Die Moser'schen Bilder sind den elektrischen Hauchfiguren außerordentlich ähnlich; die zu ihrer Erzeugung nöthige Berührung oder Annäherung der Körper auf sehr geringe Entfernung sind so bekannte und ergiebig gewordene Quellen der Elektricität, daß, wenn man diese Bilder subsumiren will, sie, wie es mir scheint, nothwendig den elektrischen Bildern zuzurechnen sind.

Wenden wir uns jetzt zur Photographie, so wird bei Ausübung derselben in gleicher Weise wie in der Daguerreotypie das vom Objectiv gegebene Bild in einer camera obscura zunächst von einer präparirten Fläche aufgefangen. Auch hier entdeckt das Auge unmittelbar nach der Einwirkung des Lichts keine Veränderung auf der getroffenen Fläche, bevor nicht die Reaction chemischer Agentien die vom Licht geschehene Disposition sichtbar macht. So ist nach der Vorbereitung des Papiers durch Jodsilber dieses Präparat an den Stellen des Bildes durch das Licht so disponirt worden, daß es sich nunmehr nach Maaßgabe dieser Wirkung durch Gallussäure zersetzen läßt, welche das Bild erscheinen macht, während sie die nicht vom Lichte getroffenen Theile des Papiers unverändert läßt. Die weitere Behandlung des Papiers, so wie die Abnahme der Copien der Bilder finden nur unter Anwendung ausgeprägter chemischer Reactionen statt.

Bei der in der zweiten Abtheilung gegebenen Darstellung elektrolytischer Bilder wurde das Bild des Stempels hervorgerufen, indem durch die Einwirkung der Elektricität die chemische Reaction des Jods auf die im Papier enthaltene Stärke an den Stellen ihres Uebergangs begünstigt war. Es traf dabei die Disposition der Fläche des Papiers für Aufnahme der chemischen Reaction mit dieser selbst zusammen; es lassen sich aber auch beide hier trennen. Ein reines stärkehaltendes trockenes Papier zeigt, nachdem es in der Art und Weise, wie es in der zweiten Abtheilung dieser Abhandlung angegeben ist, der Einwirkung der Elektroden des Inductionsapparates unter einem Modell ausgesetzt worden, dem Auge keinerlei Veränderung; wird es aber hierauf mit einer Lösung von nur 15 Theilen Jodkalium in Wasser übergössen, so sieht man in wenigen Secunden, auch nach sofortigem Abgießen der Jodlösung und oberflächlichem Trocknen durch Löschpapier, das Bild des Stempels sich entwickeln.

Die Analogie der hier besprochenen Bildererzeugung durch Elektricität mit der photographischen ist durch diesen Versuch klar dargelegt, und beide Wirkungen, sowohl die des Lichts als der Elektricität, werden im Gegensatz zu der Daguerreotypie und den Hauchbildern durch den Hergang und namentlich durch die Hervorrufung des Bildes zu rein chemischen Erscheinungen gestempelt.

Unser schwaches Erkenntnißvermögen macht bestimmte Theorien und Scheidungen, wie sie so eben noch gegeben sind, nothwendig und zur Ausbreitung und Ausbeutung unserer Kenntnisse nützlich. Sie werden dieß aber nur, wenn man nicht vergißt, daß sie unser Werk sind, daß bestimmte Gränzen die Vorgänge in der Sinnenwelt so nicht wirklich scheiden. Die Natur kennt keine Sprünge: so wenig die chemische Wirkung des Lichts den violetten und den jenseitigen Strahlen des Spectrums ausschließlich zuerkannt, den übrigen aber abgesprochen werden kann, ebensowenig wird man streng genommen von Wirkungen ausschließlich des Lichts, oder der Wärme oder der Elektricität reden können. Wer ist im Stande auf dem Schließungsdraht einer elektrischen Batterie Ort und Zeit des Beginnens der Wärmewirkung, des Glühens oder der hellsten Lichtentwicklung der Elektricität anzugeben? Unbezweifelt und klar scheint nur die gegenseitige Abhängigkeit dieser Kräfte und damit die Möglichkeit, die Wirkung der einen unter geeigneten Umständen durch die der andern zu heben oder zu dämpfen, oder Zu ersetzen. Wie weit dieß in der Photographie und Elektrographie möglich ist, das muß einer besonderen Behandlung vorbehalten bleiben.

Geschlossen im December 1859.

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1860 – Ueber einen verbesserten Apparat zur Darstellung elektrischen Lichtes; von Dr. Söchting

Titel: Ueber einen verbesserten Apparat zur Darstellung elektrischen Lichtes; von Dr. Söchting. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1860, Band 155/Miszelle 5 (S. 75–76) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj155/mi155mi01_5

Ueber einen verbesserten Apparat zur Darstellung elektrischen Lichtes; von Dr. Söchting.

Der Gebrauch des elektrischen Lichtes hat sich in neuerer Zeit vielfach vermehrt, und breitet sich immer weiter aus, zumal da, wo es sich darum handelt, größere Räume zu erhellen, ohne daß es dabei auf eine durchweg gleichförmige Beleuchtung ankomme. So hat das elektrische Licht in England und Frankreich bereits mehrfaltige Anwendung gefunden, wie z.B. bei Hafenbauten und andern großartigen Arbeiten.

Die Hauptschwierigkeiten, welche bisher verhinderten, daß dasselbe noch weitern Eingang sich verschaffte, waren folgende: 1) der Kostenpunkt, 2) der Mangel eines, das elektrische Licht in gleicher Stärke erhaltenden Regulators, 3) die umständliche Behandlung der erforderlichen Batterien. Doch dürfte es gelingen, eine wesentliche Erleichterung durch die Benutzung eines, in der Fabrik galvanischer Apparate und Batterien von Keiser und Schmidt in Berlin, Oranienburger Straße Nr. 27, erfundenen und wesentlich verbesserten Apparates zu gewinnen. Ein solcher Apparat vermag den, etwa 15,000 Quadratfuß messenden Hofraum der Fabrik auf das Vollständigste zu erleuchten und würde für einen noch weit größeren Raum zureichen. Die Unterhaltungskosten belaufen sich, der Angabe nach, auf: Salpetersäure, etwa 40 Pfund (den Centner zu 12 Thaler gerechnet) = 4 Th. 24 Gr. – kann aber 2–3mal benutzt werden; – Schwefelsäure 4 Pf., zu 1 1/2 Gr. = 6 Gr.; Kohlenspitzen 5 Gr.; Verlust der Batterie = 15 Gr.; 1 Stunde Arbeit des Zusammenstellens u.s.w. = 2 1/2 Gr., zusammen 3 Th. 10 1/2 Gr. (bei zweimaliger Benutzung der Salpetersäure); hierbei ist aber auch vorausgesetzt, daß die Batterie stetig an ihrem Platze bleibe. Diese besteht aus 40 Kohlenplattenelementen aus der eigenen Fabrik, welche reichliche Lieferungen für die verschiedensten deutschen und außerdeutschen Staats- und Privattelegraphenlinien ausführt. Die 8'' hohen, quadratischen Kohlenplatten stehen, von Thoncylindern umgeben, in dicken, gegossenen Zinkcylindern und werden durch einfache, abnehmbare Armaturen so zweckmäßig mit einander verbunden, daß die Aufstellung der ganzen Batterie von einem einzigen Arbeiter in wenigen Minuten bewerkstelligt werden kann.

Ebenso einfach ist die Construction der elektrischen Lampe oder des Regulators. Die Regulirung erfolgt selbstthätig einzig durch den Kampf der Schwere einer Eisenstange gegen die Anziehung durch zwei, vom elektrischen Strom selbst inducirte Elektromagnete auf eine so sichere und gleichmäßige Weise, wie es eben nur mittelst eines so einfachen Instrumentes, als das in Rede stehende es ist, ermöglicht werden kann.

Die eben genannten beiden Elektromagnete befinden sich senkrecht über einander an einer hölzernen Säule, welche ein mit Quecksilber gefülltes Rohr enthält. Ein darin senkrecht schwimmender Eisenstab steht in Verbindung mit der, in Leithülfen vertical vor den Elektromagneten verschiebbaren Eisenstange, an deren unterm Ende die eine Kohlenspitze eingeschraubt wird. Der eine Poldraht der Batterie endet in dem Quecksilber und verknüpft also diese mit der Stange, während eine Nebenleitung zu den Elektromagneten geht. Der andere Poldraht wird an zwei untere, senkrecht auf dem Fußgestelle und transversal zu den obern stehende Elektromagnete befestigt, über denen durch eine Spiralfeder ein Anker spielend erhalten wird. Durch zwei, die Verlängerung der Achsen dieser Elektromagnete bildende und den Anker durchbohrende Schrauben vermag man dem letztern, welcher die zweite Kohlenspitze trägt, eine solche Entfernung von den Elektromagneten zu geben, als die Brennweite der Kohlenspitzen betragen soll. Hiezu muß das untere Elektromagnetenpaar schwächer seyn als das obere, sowie für des letztern Stärke die Schwere der Eisenstange genau abgemessen seyn muß. Sobald der Strom eintritt, wird die Stange angezogen und festgehalten, bis die Entfernung der Kohlenspitze durch die Verbrennung zunimmt, worauf die Stange so lange langsam niedergleitet, bis die Stromstärke wieder hergestellt ist, so daß die Kraft der Elektromagnete über das Sinkbestreben der Stange das Uebergewicht gewinnt, und bis diese in ihrer Abwärtsbewegung aufgehalten wird. So bleibt die Intensität des Lichtes gleich. Die untern Elektromagnete haben den besondern Zweck, in Thätigkeit zu treten, sobald durch irgend einen Zufall im obern Theile des Apparats eine Störung eintreten sollte, etwa eine wirkliche Berührung der Kohlenspitzen Statt hätte, worauf durch die Kraft jener der, die untere Spitze tragende Anker mit Ueberwindung der ihn wegdrückenden Feder angezogen, und die Brennweite wieder hergestellt wird. Der Apparat ist auf seinem Fußgestelle um seine Achse drehbar, sowie außerdem ein hoch und niedrig und in verschiedener Neigung verstellbarer Spiegel für die beliebige Richtung des Lichtes sorgt.

Der Preis eines solchen Regulators beträgt 30 Thaler, der eines 8'' hohen Kohlenzinkelementes 2 Thaler, wonach die Anschaffungskosten eines vollständigen Apparates mit einer Batterie von 40 Elementen sich auf 110 Thaler stellen würden. Solcher Apparate ist bereits eine nicht unbeträchtliche Zahl abgegeben und für sehr zweckentsprechend anerkannt worden, so daß unter andern neuerdings auch die Rheinische Eisenbahngesellschaft einen davon zur Beleuchtung des Trajectes bei Ruhrort bezogen hat.

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1860 – Das neue elektrische Licht mittelst Quecksilber

Titel: Das neue elektrische Licht mittelst Quecksilber. Original: Chemical News, September 1860, Nr. 41. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1861, Band 159, Nr. X. (S. 46–47) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj159/ar159010

X. Das neue elektrische Licht mittelst Quecksilber.

Aus dem Chemical News, September 1860, Nr. 41.

Die neue Einrichtung, welche Prof. Way der elektrischen Lampe gegeben hat8), vermeidet die Uebelstände der bisher angewandten Vorrichtungen. Ein stetig fließender Quecksilberstrom dient als Brücke zwischen beiden Polen der Batterie, wo die Flüchtigkeit und Beweglichkeit des Metalls jedes Hinderniß gegen die Entwickelung von Licht und Wärme entfernen. Die gewünschte Gleichmäßigkeit und Stetigkeit des Lichtes sind hier aufs vollkommenste erreicht. Die Lampe wird genährt durch einen brennenden und doch unverbrennlichen Docht von in Glas eingeschlossenem Quecksilber, und es ist kein Grund abzusehen, warum das elektrische Licht nicht endlich zu allgemeinerer Verwendung gelangen sollte.

Der Apparat des Prof. Holmes 9) hat somit das noch allein erforderliche Glied erhalten, um ihn als vollkommen erscheinen zu lassen. Eine Dampfmaschine von zwei Pferdekräften reicht hin, um fortwährend einen sehr kräftigen magnetelektrischen Strom herzustellen, während die Lampe, welche Prof. Way uns durch seine Entdeckung gegeben hat, eben so einfach als wirksam ist.

Das Licht, welches das in dieser Weise angewandte Quecksilber ausströmt, besteht nur aus sechs bestimmten Farben, welche bestimmte Stellen im Spectrum einnehmen und durch breite schwarze Stellen getrennt sind.10)

Diese Farben sind: schwaches Ziegelroth, stark gelbliches Orange, tiefes Smaragdgrün mit einer schwächer gefärbten Fortsetzung, ferner sattes Ultramarinblau und endlich Violett. Ohne praktische Wichtigkeit sind außerdem einige unsichtbare chemische Strahlen. Hieraus erklärt sich die Verschiedenheit der Beleuchtung mittelst elektrischen Quecksilberlichtes und gewöhnlichen Lichtes. Jenes enthält in der That 94 Proc. weniger gefärbte Strahlen als das Sonnenlicht, und würde also bei Anwendung etwa in einem Ballsaale sich noch weit stärker vom Tageslicht unterscheiden, als dieß schon beim Gaslicht der Fall ist, welches nur von einer Strahlengruppe einen geringen Ueberschuß enthält. Nur diejenigen Farben werden bei dem neuen Licht sichtbar seyn, welche genau dessen wenige Farbenstrahlen reflectiren können, während Alles andere, von welcher Farbe es auch sey, vollkommen schwarz erscheinen muß. Das Auge kann nur obige sechs Farben und deren Verbindungen erkennen, und es muß demnach dieses Licht für viele praktische Anwendungen als nicht entsprechend befunden werden. Indessen bleiben noch mehrere Fälle, wo die Farbenerscheinung kein wesentliches Erforderniß ist. Für Beleuchtung von öffentlichen Plätzen, von Leuchtthürmen, Schiffen u. dgl. ist es unschätzbar.

Uebrigens bleibt es auch dahin gestellt, ob es nicht gelingen wird, jene Eigenthümlichkeit dieses Lichtes unwirksam und dasselbe somit auch zu häuslichem Gebrauche anwendbar zu machen.

1860 – Ueber das elektrische Quecksilberlicht; von J. H. Gladstone

Titel: Gladstone, über das elektrische Quecksilberlicht. Original: Philosophical Magazine, October 1860, S. 249 Autor: Gladstone, J. H. Fundstelle: 1861, Band 159, Nr. XI. (S. 47–50) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj159/ar159011

XI. Ueber das elektrische Quecksilberlicht; von J. H. Gladstone.

Aus dem Philosophical Magazine, October 1860, S. 249.

Mit Abbildungen auf Tab. I.

Nach der von Prof. Way gegebenen Einrichtung dient ein Strom Quecksilber als Träger des elektrischen Lichtes, welcher etwa in der Höhe von 1/2 Zoll in ein Gefäß fällt. Das obere und untere Gefäß stehen mit den Polen einer Bunsen'schen Batterie in Verbindung. Das Quecksilber wird unter heftiger Lichtentwickelung verdampft und muß daher in einen dichten Glascylinder eingeschlossen seyn, der in der Nähe des Lichtes hinreichend heiß wird, um die Condensation des Quecksilbers zu verhindern.

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Auffallend ist der eigenthümliche Eindruck, welchen die verschiedenen Farben unter dem Einfluß dieses Lichts zeigen, und namentlich die geisterhafte purpurne und grüne Färbung von Händen und Gesichtern. Diese Erscheinung führte mich schon vor einem Jahre auf eine nähere prismatische Untersuchung des Lichts selbst, welche jetzt, wo dasselbe allgemein die Aufmerksamkeit auf sich zieht, von Interesse seyn dürfte.

Die Farbenkreise Chevreul's zeigen bei Beleuchtung mit diesem Quecksilberlicht nur sehr wenig Roth, aber sehr deutlich und hell das Violett. Blumen, farbige Wolle und Bänder u.s.w. erscheinen in der Regel mit veränderter Farbe, und es lassen sich zur schärferen Kennzeichnung dieses Lichtes folgende Thatsachen anführen:

Blaß bläulichgrüne Krystalle von Eisenvitriol erscheinen vollkommen farblos; Kupfervitriol und gelbes chromsaures Kali behalten ihre Farben mit erhöhtem Glanze; rothes chromsaures Kali erscheint gelb und ohne Glanz; Chlorkobaltlösung erscheint schmutzig braun, statt blaßroth; salpetersaures Chromoxyd, obgleich so concentrirt daß es roth im Sonnenlicht erschien, zeigte sich nur trüb dunkelgrün; amorpher Phosphor stellt sich ohne rothe Farbe wie dunkles Metall dar; Kaffee mit Milch erschien schmutzig grün u.s.w. Fluorescirende Stoffe, wie Uranglas, Chininlösung, gewisse Diamante zeigen diese Erscheinung noch stärker als im Sonnenlicht. Blaue Kobaltsalze, gelbes salpetersaures Uranoxyd, Chlorophyll und purpurfarbene Lösungen von Anilinfarbstoff und übermangansauren Kali, so wie Murexid, behalten ihre Farbe bei.

Eine Analyse des Quecksilberlichtes mittelst Powell's Refractionsgoniometer zeigte, daß dasselbe aus einer Reihe getrennter und verschieden gefärbter Strahlen besteht.

Figur 11 zeigt die Erscheinung bei einem Brechungswinkel von 45°.

Keine der Linien ist von bestimmbarer Breite; sie haben nur die Breite des Spaltes selbst; die hellsten schienen durch Irradiation etwas ausgedehnt, in der Weise wie es die Figur andeutet, um dadurch die relative Helligkeit einigermaßen zu zeigen. Die beistehenden Zahlen sollen die relative Helligkeit – Nr. 1 die stärkste – angeben. Um die Stellung der farbigen Strahlen zu erkennen, sind bei Fig. 12 die dunklen Strahlen des Sonnenspectrums gezeichnet, wie sie dasselbe Prisma zeigt. Die folgende Tabelle enthält die Winkelbestimmungen der wichtigsten Strahlen, gegenüber denjenigen für die Fraunhofer'schen Linien:

Farbe. Winkelbestimmung. Stärke. Fraunhover'sche Linien.

Winkelbestimmung.

Roth 31° 8' 8 A 31° 0'

Orange 31 24 5 B 31 10

„ 31 26,5 6 C 31 16

„ 31 27 7 C6 31 23

Gelb 31 32 4 D 31 32

„ 31 35 1

„ 31 35,5 1

„ 31 46 1

„ 31 49 4 E 31 54

Grün 32 1 6 b 31 59

„ 32 6 3

„ 32 9 3 F 32 13

Blau 32 47 1 G 32 51

Violett 33 11 3 G33 33 11

„ 33 15 2

„ 33 22 H 33 23

„ 33 31 K 33 27

„ 33 38 I 33 36

„ 34 10 N 34 7

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Die Länge des Quecksilberstroms, die Stetigkeit oder Unterbrechung des Lichtes, sowie dessen höherer oder geringerer Glanz waren ohne Einfluß auf die relative Intensität dieser Strahlen, mit Ausnahme des am stärksten gebrochenen, welcher in seiner Sichtbarkeit sehr wechselte. Derselbe liegt weit außerhalb des gewöhnlich als sichtbar geltenden Spectrums, an der äußersten Grenze des an hellen Sonnentagen mit besonderen Untersuchungsmitteln entdeckbaren Lichtes. Dieser Strahl hat also beim Quecksilberlicht mehr Intensität als beim Sonnenlicht, und es wird derselbe ohne Zweifel von vielen Substanzen (wie von der Cochenille) mit einer uns sonst unbekannten Farbe reflectirt. Uebrigens ist nicht zu übersehen, daß dieser Strahl im Refractionsgoniometer durch mehrere Glasschichten hindurchgegangen ist, welche die außervioletten Strahlen nicht frei hindurch lassen. Die Farbe dieses Strahles wechselt sehr nach seiner Intensität und es ist ohnehin das Auge nicht geeignet eine bis dahin nicht gesehene Farbe zu beurtheilen. Bei voller Helligkeit kann man ihn rothviolett nennen; durch Kobaltglas erscheint er röthlichgrau oder fast farblos.

Die prismatische Analyse dieses Quecksilberlichtes erklärt alle oben angeführten Thatsachen. Der Glanz der gelben, blauen und violetten Strahlen ist die Ursache der schönen Farbe derjenigen Gegenstände, welche diese Strahlen reflectiren können. Das Blut, wo es durch die Haut sichtbar ist, erscheint von einer bläulichen Purpurfarbe. Der Eisenvitriol erscheint im Sonnenlichte bläulich grün, d.h. er läßt keine rothen Strahlen durch, mithin auch nicht diejenigen, welche im Quecksilberlicht das Uebergewicht haben; deßhalb erscheint er im Quecksilberlicht von derselben Farbe, wie die Lichtquelle selbst, welche das Auge in der Regel für weiß erkennt, obwohl sie im Vergleich zur Sonne bestimmt gefärbt ist.

Als ich späterhin nach früheren Beobachtungen über das Quecksilberlicht suchte, fand ich, daß Prof. Wheatstone in seiner kurzen Notiz "„Ueber die prismatische Analyse des elektrischen Lichtes“" im Bericht der British Association für 1835 das Quecksilberspectrum als sieben bestimmte Strahlen enthaltend beschreibt, aber er gibt dieselben nicht genauer an. Angström gibt11) eine Zeichnung der Streifen dieses Lichts; dieselbe stimmt mit der meinigen sehr überein, nur fehlen alle violetten Strahlen mit Ausnahme des am wenigsten gebrochenen; er sah also die schönen Strahlen außerhalb H nicht. Angström machte die beachtenswerthe Entdeckung, daß das Spectrum des elektrischen Funkens gewöhnlich zwei Spectra gibt: das eine von dem Gas, durch welches der Funke hindurchgeht, das andere von dem leitenden Metall oder anderen Körper. Durch Beobachtung mit verschiedenen Metallen und Gasen gelangte er zur Unterscheidung dieser beiden Spectra, welche er für die verschiedenen Fälle gezeichnet hat. Der Vergleich mit meiner Beobachtung liefert den Beweis, daß das von mir gezeichnete Spectrum nur dem gasförmigen Metall zukommt und daß in Prof. Way's Apparat der Funke nicht durch Luft hindurchschlägt. Daher war das von mir beobachtete Licht weit reiner und glänzender als alle früher gesehenen.

Besonders merkwürdig ist das auch hier ausgesprochene Factum, daß manches künstliche Licht gerade da helle Strahlen zeigt, wo beim Sonnenspectrum Dunkelheit stattfindet, was man auch in der oben gegebenen Tabelle bestätigt finden wird.

1860 – Heeren, über elektrische Beleuchtung Titel: Heeren, über elektrische Beleuchtung. Original: Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1860 S. 79. Autor: Heeren, Fundstelle: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. XXVIII. (S. 113–116) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj157/ar157028

XXVIII. Ueber elektrische Beleuchtung; vom Professor Heeren.

Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1860 S. 79.

Mit Abbildungen auf Tab. II.

Das prachtvolle, sonnenähnliche Licht, welches die Entladung kräftiger elektrischer Ströme zwischen Kohlenspitzen hervorbringt, mußte schon längst die Idee hervorrufen, dasselbe als Beleuchtungsmittel in den Kreis der Bedürfnisse des gemeinen Lebens zu ziehen. Leider hat sich dieses eben so interessante wie hochwichtige Problem bis jetzt allen angestrengten Bemühungen aufs hartnäckigste widersetzt. Daß schon häufig bei besonderen Veranlassungen, sey es zur Verherrlichung von Freudenfesten, sey es zur Erzielung eines zauberischen Effectes im Theater, sey es zur Beleuchtung während der Nacht bei höchst eiligen Bauten, z.B. dem Bau des Louvre, mittelst colossaler galvanischer Batterien die elektrische Entladung als grandioses Beleuchtungsmittel herangezogen wurde, ist bekannt genug, wie denn auch die Idee, es unter dem Namen "„Siderallicht“" zur Städtebeleuchtung zu benutzen, in Paris auftauchte. Man wollte auf einzelnen thurmartigen Gebäuden große Batterien aufstellen, um so durch eine, verhältnißmäßig kleine Anzahl elektrischer Lichter die Beleuchtung der Stadt zu verrichten. Eine nähere Prüfung dieses Projectes zeigt aber sogleich die völlige Unzweckmäßigkeit, da ja nur diejenigen Straßen, welche radial von den Beleuchtungsthürmen auslaufen, der Länge nach beleuchtet, alle übrigen aber durch die Gebäude beschattet im tiefsten Dunkel bleiben, dagegen die Dächer der Häuser hell beleuchtet werden würden. Selbst in den radial auslaufenden Straßen würde die Lichtstärke nach dem bekannten Gesetz der Optik im quadratischen Verhältniß der Entfernung abnehmen; es würde eine unerträglich grelle, aus tief dunkelen Schlagschatten und taghellen Lichtern wechselnde Beleuchtung entstehen.

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Dieser Idee einer kleineren Zahl starker Beleuchtungspunkte würde unbedingt die Anordnung einer großen Zahl verhältnißmäßig schwächerer Lichter vorzuziehen seyn, weil sie eine mehr gleichmäßige Beleuchtung gewährt; aber leider treffen wir hier auf eine fast unüberwindliche Schwierigkeit. Soll man für jedes einzelne Licht eine besondere Batterie anstellen und überwachen? Unmöglich. Also mehrere, ja eine möglichst große Anzahl elektrischer Lichter von einer einzigen starken Batterie bedient. Auch dieses System scheitert an unübersteiglichen Schwierigkeiten. Gesetzt, man wollte den Strom einer Batterie auf mehrere Lichter, z.B. 10 derselben, in der Art vertheilen, daß er sich in 10 einzelne Ströme verzweigte, deren jeder ein Licht unterhielte, so ist klar, daß eine solche gleichmäßige Theilung in 10 einzelne gleich starke Ströme auf der Voraussetzung beruht, daß die 10 Leitungen genau gleichen Widerstand darbieten. Da dieß wegen der ohnehin sehr schwierigen Regulirung der Kohlenspitzen praktisch zu den Unmöglichkeiten gehört, so würde sich der Strom sehr ungleich vertheilen und, je nach der Entfernung der Kohlenspitzen, bald auf dieses, bald auf jenes Licht werfen, folglich ein beständiges unerträgliches Schwanken der Helligkeit bedingen. Oder, man wollte einen und denselben Strom ungetheilt an 10 Punkten zwischen Kohlenspitzen übergehen lassen. Auch diese Anordnung setzt die unerfüllbare Bedingung voraus, daß sich sämmtliche Kohlenspitzen in genau gleicher und der Lichtentwickelung möglichst günstiger Entfernung befinden, indem, wenn irgend eines der Kohlenpaare durch zufällige Störung in zu große Entfernung geriethe, der Strom gänzlich unterbrochen werden würde und sämmtliche Lichter verlöschen müßten. Schon die unabweisbare Nothwendigkeit bei jedem Lichte eine Vorrichtung zur Regulirung der Kohlen anzubringen, würde der elektrischen Beleuchtung eine fast unerträgliche Last aufbürden.

Nachdem also die zahlreichen Versuche, von dem elektrischen Lichte für die gewöhnlichen Zwecke des gemeinen Lebens Vortheil zu ziehen, für jetzt als gescheitert angesehen werden konnten, ist dagegen neuerdings die Idee, dieses prachtvolle Licht durch Anwendung auf Leuchtthürmen der Schifffahrt nutzbar zu machen, in England zur Ausführung gekommen, und zwar in der Art, daß der elektrische Strom nicht durch eine Batterie, sondern durch eine magnet-elektrische Rotationsmaschine hervorgebracht wird. Seit fast einem Jahre wird die Beleuchtung auf dem Leuchtthurme zu South-Foreland unweit Dover in dieser Art bewirkt und hat sich bisher als vollkommen zweckentsprechend erwiesen.

Da meines Wissens eine ausführliche Beschreibung des Apparates noch nicht veröffentlicht ist, so gebe ich im Folgenden eine Beschreibung und Zeichnung, letztere nach einem höchst mangelhaften Holzschnitt in der Illustrated London News vom 22. October 1859, erstere theils nach demselben Werke, theils nach mündlichen Mittheilungen des Hrn. Telegraphen-Inspectors Frischen in Hannover, welcher den Leuchtthurm zu besichtigen Gelegenheit gehabt hat.

Fig. 24 und 25 zeigen die Rotationsmaschine in zwei, rechtwinkelig gegen einander genommenen Ansichten. Ein starkes Gerüst a, a trägt mittelst der Arme b, b die messingenen ringförmigen Scheiben c, c, an welchen im Kreise herum 22 starke Stahlmagnete d, d in Hufeisenform, jeder aus 6 Lamellen bestehend, so befestigt sind, daß sie ihre Enden nach Außen zukehren. Da, wie aus Fig. 25 ersichtlich, drei Reihen solcher Magnete vorhanden sind, so enthält mithin der ganze Apparat 66 Magnete, oder 396 einzelne Lamellen. Der Durchmesser des ganzen Apparates beträgt 6 bis 7 Fuß. Die Magnete sind so angeordnet, daß sowohl die einer und derselben Scheibe angehörigen, als auch die Magnete der mittleren Scheibe denen der beiden äußeren die ungleichnamigen Pole zukehren. Zwischen den drei festliegenden Systemen der Magnete drehen sich zwei Ringe e, e, die durch Speichen f, f auf einer Welle sitzen, welche in den Lagern m, m sich dreht. Diese Ringe e, e enthalten die in der Zeichnung nur von den Enden sichtbaren cylindrischen Eisenkerne, um welche mit Seide besponnene Kupferdrähte die zur Entwickelung des Stromes dienenden Spiralen bilden. Da diese Eisenkerne quer durch die Ringe e,

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e hindurchgehen und eine solche Länge besitzen, daß sie mit ihren Enden bis nahe an die Pole der Magnete reichen, so werden sie beim Umgange der Maschine in stets wechselnder Richtung magnetisch und erzeugen in den Drahtspiralen aus bekannten Gründen elektrische Inductionsströme. Die Enden der Drähte laufen zur Seite und stehen ganz wie bei gewöhnlichen magnet-elektrischen Rotationsmaschinen mit zwei Rollen g und h in Verbindung, an welche sich zur Weiterleitung des Stromes die kleineren Rollen i und k anlegen. Die Drehung der Maschine geschieht durch eine kleine Dampfmaschine l von fünf Pferdekräften. Eine Geschwindigkeit von etwa 85 Drehungen in der Minute hat sich als völlig genügend herausgestellt. Für den Fall einer möglichen Störung sind zwei vollständige Apparate mit Dampfmaschine, Dampfkessel und allem Zubehör vorhanden; sie befinden sich in kleinen Gebäuden neben dem Leuchtthurme, in welchem die Drahtleitungen von dickem Kupferdraht hinauflaufen. Zur Erzeugung des Lichtes dienen Stangen von hartgebrannter Kohle, etwa 10 Zoll lang und 1/4 Zoll im Quadrat haltend, welche in verticaler Stellung mittelst einer Regulirung in der geeigneten geringen Entfernung von einander gehalten werden. Diese Regulirung mittelst eines Uhrwerks mit Arretirung stimmt im Wesentlichen mit den zu demselben Zwecke dienenden, längst bekannten Vorrichtungen überein. Die 10zölligen Kohlen halten etwa 3 Stunden aus, wo sie dann verbrannt sind und durch neue ersetzt werden. Um diese Auswechselung möglichst schnell ausführen zu können, befinden sich auf verticalen Schienen die die Kohlen tragenden Schlitten und zwar sind solcher Schlittensysteme drei hinter einander, so daß, wenn die Kohlen des obersten verbrannt sind, man nach seiner Entfernung sofort das nächste mit frischen Kohlen versehene System an seine Stelle bringen kann. Ueber die Art der Combination der Drahtspiralen liegen Angaben nicht vor.

Der Leuchtthurm nebst den Nebengebäuden steht auf einer sehr hohen Klippe in St. Margarets Bay, und da die Herbeischaffung des nöthigen Wassers für die Dampfmaschine Weitläufigkeiten herbeiführen würde, so hat man die sämmtlichen Pfeiler der Gebäude aus hohl gegossenem Eisen verfertigt, in welche man den verbrauchten Dampf der Maschine leitet, um ihn als destillirtes Wasser wieder zu gewinnen und immer wieder benutzen zu können.

Die Wirkung des so erzielten elektrischen Lichtes wird als eine so ausgezeichnete geschildert, daß sie bereits zu Irrungen Veranlassung gegeben hat, indem die Seeleute beim Anblick eines so hellen Lichtes sich in der Entfernung täuschten und sich der Küste näher glaubten, als sie es waren. Hierin liegt jedoch eher ein Lob als ein Tadel, auch werden die Seeleute bald die richtige Taxirung der Entfernung lernen. Das Licht ist so stark, daß es von hohen Punkten der französischen Küste aus gesehen werden kann.

Die Construction der Maschine, welche übrigens nur als eine Abänderung der längst bekannten Ettingshausen'schen Rotationsmaschine zu betrachten ist, rührt von dem Engländer Professor Holmes (Firma: Holmes and Warner, engineers, Northfleet) her, welcher an der Spitze einer Actien-Gesellschaft die Anlage ausgeführt, neuerdings auch, Zeitungsnachrichten zufolge, die neue Westminster Brücke durch zwei ähnliche elektrische Lichter beleuchten soll.

1865 – Elektrische Lampe für den Bergbau von Dumas und Benoit und ihre Anwendung zum Wegthun der Sprengschüsse beim Bergbau.

Titel: Elektrische Lampe für den Bergbau von Dumas und Benoit und ihre Anwendung zum Wegthun der Sprengschüsse beim Bergbau. Original: nach Berichte von de Luynes im Bulletin de la Société d'Encouragement, t. XI p. 551, September 1864, und dem Aufsatze des Bergingenieurs Parran in den Annales des mines, 6. série, t. IV p. 455. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1865, Band 176, Nr. LXIV. (S. 201–213) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj176/ar176064

LXIV. Ueber die elektrische Lampe von Dumas und Benoit und ihre Anwendung zum Wegthun der Sprengschüsse beim Bergbau.

Nach dem Berichte von de Luynes im Bulletin de la Société d'Encouragement, t. XI p. 551, September 1864, und dem Aufsatze des Bergingenieurs Parran in den Annales des mines, 6. série, t. IV p. 455.

Mit Abbildungen auf Tab. III.

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Zur Ausführung durchaus nothwendiger Arbeiten, sowie zur Rettung von Menschen, welche den Wirkungen schädlicher Gase unterlegen sind, wird es für die Arbeiter oder die Rettenden häufig nothwendig, an Punkte sich begeben und dort sich aufhalten zu müssen, deren Luft der Gesundheit schädlich ist. Zum Schutze dieser Individuen gegen die Einflüsse solcher Luft werden sie durch Bekleidung mit Apparaten, welche denen der Taucher ähnlich sind und mittelst deren die zum Athmen erforderliche Luft durch lange, mit der äußeren Atmosphäre communicirende Röhren zugeführt wird, von dem sie umgebenden Medium isolirt.

Es ist indessen nicht genug, ungefährdet in einer verdorbenen, irrespirabeln Atmosphäre sich aufhalten zu können; häufig kommen auch Fälle vor, in denen, da diese Atmosphäre die Verbrennung nicht zu unterhalten vermag, die Anwendung gewöhnlicher Lampen unmöglich ist, und dann werden die Arbeiten in einer solchen Atmosphäre mühsam, langwierig und gefährlich. Daher würde ein Beleuchtungsapparat, welcher auch unter derartigen Verhältnissen seine Dienste gehörig zu leisten im Stande ist, von außerordentlichem Werthe seyn. Dumas, Betriebsdirector der Eisensteinzechen von Lac bei Privas (Ardèche-Departement) und Dr. med. Benoit haben mit Anwendung der Geißler'schen elektrischen Röhren ein solches, so wünschenswerthes Resultat glücklich erreicht.49)

Die Erfinder erinnern daran, daß sie nicht die ersten sind, welche diese Lichtquelle zu verwerthen suchten. Schon früher war sie von du Moncel zur Beleuchtung der Mundhöhle vorgeschlagen worden,50) wornach Genannten auf den Gedanken kamen, sie zur Grubenbeleuchtung zu benutzen.

Der elektrische Grubenbeleuchtungsapparat von Dumas und Benoit besteht aus drei Haupttheilen:

1) aus einem galvanischen Element, von modificirter Bunsen'scher Einrichtung;

2) aus einer Ruhmkorff'schen Inductionsspule;

3) aus einer Geißler'schen elektrischen Röhre.

I. Das galvanische Element.

Dieses besteht aus einem cylindrischen, außen mit einem isolirenden Ueberzuge von Kautschuk versehenen Zinkgefäße, aus einem Gefäße von porösem Thon und einem hohlen Kohlencylinder. Das Zinkgefäß ist etwa 20 Centim. hoch und hat 10 Centim. inneren Durchmesser; die Flüssigkeiten stehen 15 Centim. hoch. Das Element wird mit Wasser und Schwefelsäure beschickt, in das poröse Gefäß aber kommt doppeltchromsaures Kali. Ist das Zink gut amalgamirt und die Beschickung in den passenden quantitativen Verhältnissen geschehen, so functionirt der Apparat zwölf Stunden lang ununterbrochen. Außen bildet sich Zinkvitriol, im porösen Gefäße dagegen Chromalaun, denn:

2 KO, CrO³ + 6 SO³ + 24 HO = 2 KO, SO³ + 2 CrO³ + 4 SO³ + 24 HO

= (Cr²O³, 3 SO³ + KO, SO³ + 24 HO) + KO, 2 SO³ + 3 O

Der positive Pol ist an der Kohle, der negative am Zink.

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II. Die Ruhmkorff'sche Inductionsspule.

Der Ruhmkorff'sche Apparat51) besteht bekanntlich aus einer aus 2 Millimeter starkem Kupferdraht angefertigten inducirenden Spirale und aus einer aus ganz dünnem Kupferdraht (Nr. 16 des Handels) gewundenen inducirten Spirale von mehreren Kilometern Länge, welche beide mit einem isolirenden Ueberzuge versehen und um einen gemeinschaftlichen cylindrischen Kern gewickelt sind; ferner aus einem Bündel von weichem Eisendraht, welches in der Achse der Spule liegt; endlich aus einem, als Stromunterbrecher dienenden, durch den Hauptstrom in Bewegung gesetzten schwingenden Hammer und aus einem Condensator.

Diesen letzteren, dessen erste Idee wir Fizeau verdanken, stellt Ruhmkorff aus zwei Blättern Stanniol her, welche auf beiden Seiten eines Streifens von gummirtem Taffet angeleimt und zwischen zwei anderen Streifen desselben Taffets mehrfach zusammengelegt sind. Dieser Condensator wird auf der inneren Seite des der Spule als Unterlage oder Halter dienenden Brets angebracht und seine Armirungen werden mit dem inducirenden Strome in Verbindung gesetzt.

Bezüglich der Theorie des Condensators sind die Physiker verschiedener Ansicht; seine praktische Wirkung ist aber vollständig nachgewiesen: der Funke des Unterbrechers nimmt an Intensität ab und der inducirte Strom wird extensiver.52)

Leitet man den galvanischen Strom in den inducirenden Draht, so treten an den Polen des inducirten Stromes verschiedene Erscheinungen auf, je nachdem die Pole dieses Stroms durch isolirende oder leitende Medien mit einander verbunden oder von einander getrennt werden.

Eine der auffallendsten dieser Erscheinungen, welche bei der elektrischen Lampe Anwendung findet, ist folgende: wird der inducirte Strom unterbrochen und bleiben beide Pole getrennt, so zeigt sich nur der directe inducirte Strom. Die inducirte Spirale kann dann einen continuirlich wirkenden Strom von unveränderlicher Richtung liefern, welcher eben so bestimmte Pole zeigt, wie ein galvanisches Element.

Die Spule der Lampe, mit welcher Parran experimentirte, hatte 150 Millim. Länge und 40 Millim. äußeren Durchmesser.

III. Geißler'sche Röhren.

Diese von Geißler in Bonn um das Jahr 1856 erfundenen Apparate sind verschieden geformte Glasröhren, welche nur verdünntes Gas enthalten, durch welches letztere sich mittelst zweier Elektroden ein elektrischer Strom hindurchleiten läßt; durch die vor der Lampe nach Austreibung der Luft zugeschmolzenen Enden der Röhre gehen nämlich zwei Platindrähte hindurch.

Wird in einer solchen Röhre eine kleine Menge eines Dampfes oder Gases, welches die Schichtung des elektrischen Lichtes zu zeigen vermag, eingeschlossen und werden dann die Platindrähte mit den beiden Enden des inducirten Drahts des Ruhmkorff'schen Apparates verbunden, bei welchem als Elektricitätsquelle eines oder mehrere Elemente benutzt werden, so erscheint in der ganzen Länge des Rohrs eine Reihe von leuchtenden, durch dunkle Zwischenräume von einander getrennten Schichten.

Gewöhnlich ist der negative Pol durch einen ziemlich breiten dunkeln Zwischenraum von der ersten leuchtenden Schicht getrennt; aber unmittelbar in Berührung mit dem negativen Pole selbst zeigt sich eine, in äußerst feine Schichten getheilte leuchtende Atmosphäre. Farbe, Glanz, Spectrum, kurz alle Eigenschaften dieses Lichtes hängen von der in der Röhre eingeschlossenen gasförmigen Substanz, von der Beschaffenheit und der Form der Röhre selbst, sowie von der Kraft des Inductionsapparates und der durch den Durchgang des Stromes entwickelten Temperatur ab.

Das im Vacuum der Geißler'schen Röhren erzeugte elektrische Licht wird durch die Annäherung von Magneten und selbst von bloß leitenden Körpern beeinflußt. Einen stärkeren Glanz und größere Gleichmäßigkeit kann man ihm durch Benutzung der Fluorescenz des Glases verleihen.

Da die Erscheinungen der Fluorescenz – d.h. des Fortbestehens des Leuchtens der Körper unter dem Einfluß der Elektricität – bei den Wirkungen der elektrischen Lampe in's Spiel kommen, so dürfte es angemessen seyn einige Worte über dieselben zu sagen.

E. Becquerel hat gefunden, daß wenn man gewisse feste Substanzen, z.B. Sulfuride und Fluoride der alkalischen Erdmetalle, in kleinen Stückchen oder als Pulver in beiderseitig geschlossene Glasröhren einführt, in denen die Luft bis auf 1 oder 2 Millimet. Druck verdünnt ist, und durch Anwendung einer Ruhmkorff'schen Inductionsspule elektrische Funken durch eine solche Röhre hindurchschlagen läßt, man ein anhaltendes Licht erhält, dessen Intensität und Farbe von der Stärke des Stromes und von der Beschaffenheit der in der Röhre eingeschlossenen Substanz abhängig ist. Durch dieses Licht wird die Temperatur nicht merklich erhöht.

Nach späteren Beobachtungen Ruhmkorff's zeigen sich in manchen Geißler'schen Glasröhren, welche nur verdünnte Gase enthalten, nach dem Durchschlagen der Funken Lichtspuren, welche nur einige Secunden anhalten und denen analog sind, welche von phosphorescirenden, in der Röhre elektrisirten Substanzen verbreitet werden.

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Nach Gassiot läßt sich die Fluorescenz des Glases durch die Einwirkung des elektrischen Lichtes deutlich wahrnehmen, wenn man den Inductionsstrom in eine Geißler'sche Röhre leitet, welche zur einen Hälfte aus englischem Bleiglas und zur anderen Hälfte aus deutschem oder sogenanntem böhmischem Kaliglas besteht; die erstere Hälfte fluorescirt grün, die zweite blau.

Die mit den Geißler'schen Röhren durch den inducirten Strom des Ruhmkorff'schen Apparates zu erlangenden Lichterscheinungen wurden in letzterer Zeit von verschiedenen Physikern näher untersucht und zu verschiedenen wissenschaftlichen Versuchen angewendet, aber der Gedanke, die Fluorescenz jener Röhren zur Herstellung eines tragbaren Erleuchtungs-Apparates für Bergleute zu verwerthen, ist, gleichwie die praktische Ausführung dieses Gedankens, welche mit nicht geringen Schwierigkeiten verknüpft war, Eigenthum von Dumas und Benoit.

Da die Inductionsspule nebst den galvanischen Elementen ein möglichst geringes Volum und Gewicht haben müssen, wenn sie zu einem tragbaren Apparate zum Gebrauche in der Grube angewendet werden sollen, so müssen die Beschaffenheit und der Druck der Gase, die Beschickung der galvanischen Elemente, die Form des Geißler'schen Rohres und die chemische Zusammensetzung des zur Anfertigung desselben verwendeten Glases in zweckgemäßer Weise abgeändert und auf passende Art mit einander combinirt werden, um einen hinsichtlich der Stärke, der Regelmäßigkeit und der Dauer des erzeugten Lichtes möglichst großen Nutzeffect zu erzielen.

Die unten näher angegebenen Einrichtungen sind diejenigen, welche bis jetzt mit der kleinen Ruhmkorff'schen Inductionsspule und dem mit zweifach-chromsaurem Kali beschickten Elemente die günstigsten Resultate gegeben haben.

In den Röhren sind nach Dumas' und Benoit's Angabe, unter 8 bis 11 Centimet. Quecksilberdruck, metallische Dämpfe (Quecksilber, Zinkchlorid etc.) und gewisse Gase, wie Stickstoff, Kohlensäure, Wasserstoff etc. eingeschlossen. Die Anwendung solcher Dämpfe und Gase, welche in Folge der Einwirkung des elektrischen Stroms im Rohre feste Körper absetzen würden, ist zu vermeiden.

Die Versuche in den Gruben von Alais wurden mit der Röhre Fig. 28 abgeführt. Bei den in den Fig. 28, 29 und 30 dargestellten Formen der Röhre haben die gewundenen oder als Anhang angebrachten Theile einen äußeren Durchmesser von 2 bis 3 Millim. und einen lichten von etwa 1 Millim.

Zur Auffindung der besten Form der Röhre dürften aber noch viele Versuche erforderlich seyn.

Einrichtung der elektrischen Lampe.

Das Element ist von der Inductionsspule gänzlich getrennt; beide sind in den zwei Abtheilungen einer Art Patrontasche unbeweglich befestigt. Diese Tasche ist aus Leder oder vulcanisirtem Kautschuk verfertigt und wird an einem starken Schulterriemen wie ein Jagdranzen getragen; sie ist mit einem hölzernen, mit Kautschuk gefütterten Deckel verschlossen; die Fugen schließen ganz wasserdicht.

Die Geißler'sche Röhre ist in einen Glascylinder eingeschlossen, welcher von zwei kupfernen, durch vier Stäbe mit einander verbundenen und mit Kautschuk überzogenen Armaturen geschützt wird; dieser Theil des Apparates erinnert durch seine Form an die gewöhnliche Sicherheitslampe.

Die Verbindung mit der inducirten Spirale wird durch zwei gut isolirte Rheophore oder Leitungsdrähte von genügender Länge hergestellt. Die Röhre läßt sich mittelst eines Trägers und einiger Bänder an der vorderen Seite der Tasche befestigen, so daß sie die Fahrt des Bergmanns erleuchtet und ihm die Arme frei läßt; auch kann sie in der Hand gehalten und in alle nöthigen Stellungen gebracht und um die ganze Länge der Rheophoren von der Tasche entfernt werden. Das Gewicht des ganzen Apparates beträgt ungefähr 5 1/2 Kilogr., und obgleich derselbe durchgängig aus sehr zarten Theilen besteht, so ist er doch, sobald er einmal in Ordnung gebracht und verschlossen worden, vor Verletzung vollkommen geschützt und kann jedem Arbeiter anvertraut werden.

Der Strom des galvanischen Elements läßt sich mit der Hand mittelst eines isolirenden Knopfes, welcher aus dem Deckel der Tasche hervorragt, beliebig regieren; vermittelst einer durch diesen Knopf in Bewegung gesetzten kupfernen Schraube läßt sich nämlich die Verbindung zwischen den beiden festen Theilen eines steifen Metalldrahts durch Vermittelung eines Hutes mit Lagersitz herstellen oder unterbrechen; dieser steife Drahtstab verbindet das Element mit der Inductionsspule und leitet, sobald die Schraube ganz niedergedreht wird, den inducirenden Strom fort.

Die in dem galvanischen Elemente sich entwickelnden Gase können mittelst eines steifen, aus isolirender Substanz bestehenden Stabs, welcher durch den Deckel der Tasche und denjenigen des Elements hindurchgeht, abgeführt werden. Dieser Stab ist hohl und bildet eine kleine Esse, welche an freier Luft mündet, und mit einem kleinen Pfropfen geschlossen ist, welchen man nur zu lüften braucht, um das Element von den in ihm entwickelten Gasen zu reinigen.

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Vortheile des Apparates.

Mit dem im Vorstehenden beschriebenen elektrischen Grubenbeleuchtungsapparat von Dumas und Benoit wurden bei den von Parran am 18., 19. und 20. October 1862 in den Steinkohlengruben von Alais abgeführten Versuchen folgende Beobachtungen gemacht.

Die Tasche ist ganz wasserdicht; auch der Deckel schließt ganz fest, so daß ein Entweichen saurer Dämpfe nicht wahrzunehmen ist.

Läßt man den Strom in die Geißler'sche Röhre eintreten, so gibt diese einen lebhaften fluorescirenden Lichtschimmer von sich, welcher sich in dem Haarröhrchen condensirt und eine eigenthümliche Intensität annimmt; unterbricht man den Strom, so verschwindet das Licht. Diese Wirkungen treten augenblicklich ein und werden sofort durch Drehen des aus dem Deckel der Tasche hervorstehenden Knopfes hervorgerufen.

Die Röhre erwärmt sich nicht merklich; das Licht kann mit den äußeren Gasen nicht in Berührung kommen, da es eben nur in Folge der Verdünnung im Rohre entsteht und sofort verschwinden würde, wenn der Verschluß der Röhre nicht vollkommen luftdicht wäre.

Die Lichtstärke der elektrischen Lampe ist etwas geringer, als die einer Mueseler'schen Sicherheitslampe, erscheint derjenigen der letzteren aber gleich, nachdem diese einige Stunden gebrannt hat; und an wetternöthigen Punkten stellt sich die Leuchtkraft der elektrischen Lampe stärker heraus, als die der Sicherheitslampe. Nach Parran's Ansicht wird sich ihre Leuchtkraft durch weitere Verbesserungen noch verstärken lassen; dieselbe genügt aber schon jetzt, um dem Bergmann auf seinem Wege und bei seiner Arbeit das nöthige Licht zu geben, sowie den Compaß zu beobachten, die abgezogenen Winkel in's Winkelbuch einzutragen, kurz, um allen Bedürfnissen zu entsprechen.

Das Licht der von Parran bei seinen Versuchen angewendeten Geißler'schen Röhre erinnert, abgesehen von seiner weit stärkeren Intensität, an das des Johanniswurms in Sommernächten; es ist bläulich, von auffallender Milde und Reinheit. Ob dieses Licht einen wahrnehmbaren Einfluß auf die Compaßnadel ausübt, ist noch nicht untersucht.

Der Apparat zeichnet sich sowohl durch große Solidität, als durch leichte Tragbarkeit und bequeme Handhabung aus. Die Hände bleiben frei, so daß der Träger schwierig zu befahrende Punkte passiren und Schächte, Abteufen etc. auf- und abfahren kann. Bei einer dreistündigen, mit vielen Widerwärtigkeiten verknüpften Befahrung der Gruben von la Grand-Combe behielt die Lampe ihren anfänglichen Glanz und verursachte ihrem Träger nicht die geringste Verlegenheit. Die Tasche kann nach Belieben auf die Sohle gelegt oder an den Stößen oder in der Förste der Baue aufgehängt und das lichtspendende Rohr überall hingetragen werden, so weit es die Länge der Rheophoren gestattet. Das Element braucht nur nach beiläufig zwölf Stunden neu beschickt zu werden; der Materialaufwand für diese Zeit beträgt nicht über 25 Centimes. Also entspricht die elektrische Lampe auch in Bezug auf Leuchtdauer und Unterhaltungskosten einer gewöhnlichen Sicherheitslampe.

Es bedarf wohl kaum der besonderen Bemerkung, daß die elektrische Lampe in jedwedem Medium leuchtet und daß man das Rohr auch unter Wasser bringen kann. Bei ihrer Anwendung ist die Gefahr einer Explosion ganz ausgeschlossen, selbst wenn die Glasröhre in explosiven oder detonirbaren Gasgemengen zerbrechen sollte, da die Elektroden wenigstens 17 Centimeter von einander entfernt sind.

Nach Parran's Ueberzeugung ist daher die elektrische Lampe für den Zweck, dessen Erreichung sich ihre Erfinder vorgesetzt haben, nämlich zur Verwendung bei gewissen ausnahmsweisen Grubenarbeiten, bei denen die gewöhnlichen Lampen absolut nicht zu gebrauchen sind, vollkommen geeignet, zum Beispiel: wenn von Gefahr bedrohten Bergarbeitern zu Hülfe geeilt werden soll; oder um durchaus nothwendige Oerter in's Feld zu treiben, denen sich keine frischen Wetter zuführen lassen, während das Athmen am Ortsstoße noch möglich ist, Lampen aber nicht mehr brennen etc.

Bei den ersten Rettungsarbeiten auf den Gruben von Lalle bestand eine Hauptschwierigkeit darin, die zur Rettung zweier Bergleute im Kohl selbst abzuteufenden tonnlegigen Schächte zu erleuchten. Ungeachtet der Anwendung kräftiger Ventilatoren erloschen die Lampen unaufhörlich und verdarben die noch vorhandenen athembaren Wetter vollends; ein Theil der Mannschaft mußte zur Bildung einer Kette verwendet werden, um die Lampen zurückgehen, wieder anzünden und dann wieder hinabgehen zu lassen, und ohne die für diesen Theil des Dienstes von den benachbarten Zechen geleistete Mithülfe würde es schlechterdings unmöglich gewesen seyn, einen so raschen Erfolg zu erzielen.

Eine elektrische Lampe bei jedem Abteufen würde diese große Roth abgewendet haben.

Später wurden an demselben Orte über zwei Stunden dazu gebraucht, um den letzten der drei Bergleute, welche nach vierzehntägiger Todesangst gerettet wurden, zu befreien, indem die zu diesem Behufe getriebenen Strecken erleuchtet wurden, dazu aber erst Wetterlutten eingezogen werden mußten, damit die Lampen brennen konnten. Mit der elektrischen Lampe würde diese Rettungsarbeit höchstens zehn Minuten beansprucht haben.

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Die Bergleute, welche bei den von Parran und Dumas auf den Gruben von Alais abgeführten Versuchen zugegen gewesen, haben die praktischen Vortheile des Apparates sämmtlich wohl erkannt und zu würdigen gewußt. Der einzige gegen denselben zu erhebende Einwurf ist der, daß die Bergleute von der elektrischen Lampe bezüglich der Gefahr, von der sie bedroht sind, sobald sie in eine mit Kohlensäure oder mit schlagenden Wettern überfüllte Atmosphäre kommen, nicht warnend benachrichtigt werden. Es wird für solche Fälle allerdings nothwendig seyn, die Anzeichen, welche die Erfahrung uns kennen gelehrt hat – nämlich das Ansehen und die Beschaffenheit der Flamme in einer gewöhnlichen Lampe, die Wirkung des Gases auf die Augen, den Gaumen und den Geruchssinn – zu Rathe zu ziehen, endlich die von Paul Thenard so dringend empfohlenen, mit dem Apparate selbst leicht ausführbaren eudiometrischen Analysen zu Hülfe zu nehmen; in manchen Fällen, z.B. wenn der Bergmann an Punkte mit ganz irrespirabeln Wettern vordringen muß, werden auch Respirationsapparate angewendet werden müssen.

Begreiflicherweise können die Anwendungen der elektrischen Lampe auch zu anderen, als zu bergbaulichen Zwecken sehr zahlreich werden. Die Erfinder erwähnten in ihrer, der (französischen) Akademie am 8. September 1862 gemachten Mittheilung: die Reparaturen der Hauptröhren in Gasanstalten, die Reinigung von Cloaken und unterirdischen Abzüchten, die Besichtigung von Pulverfabriken und anderen Werkstätten, wo leicht entzündliche Substanzen verarbeitet oder dargestellt werden u.a.m.

Anwendung der elektrischen Lampe zum Wegthun von Schüssen bei der Bohr- und Schießarbeit.

Hier soll nur eine dieser Anwendungen, welche bergmännisches Interesse hat, besprochen werden, nämlich das Wegthun der Sprengschüsse durch Vermittelung der Elektricität. Dieses Verfahren ist in vielen Fällen dem gewöhnlichen Wegthun weit vorzuziehen. In mehreren Gruben des Ardèche- und des Gard-Departement wird es beim Absinken von Schächten bereits regelmäßig angewendet und sicherlich wird es beim Bergbau in Zukunft eine große Rolle spielen.

Die erste praktische Anwendung der Elektricität zum Wegthun von Sprengschüssen beim Schachtabteufen wurde i. J. 1851 in den Eisensteingruben von Lac bei Privas (Ardèche-Dep.) von Dumas, einem der Erfinder der elektrischen Lampe, und dem Bergingenieur Castel gemacht.53)

Das Pulver wurde durch das Erglühen eines die beiden Pole eines directen galvanischen Stromes verbindenden, sehr feinen Eisendrahtes entzündet.

Die Resultate waren folgende:

Zum Wegthun eines einzigen Schusses war eine Batterie von sechs bis zehn gewöhnlichen Bunsen'schen Elementen erforderlich.

Die Erde konnte nicht in die Kette eingeschaltet werden; zur Verbindung der Pole der Batterie an den Enden des Zünders waren zwei Conductoren nöthig.

Das auf diese Weise beim Abteufen eines Schachtes in hartem Gestein, mit beträchtlichem Wasseraufgange erfolgte Wegthun der Schüsse erwies sich für die Regelmäßigkeit der Arbeit und namentlich für die Sicherheit der Arbeiter als sehr vortheilhaft.

Die gefährlichste Arbeit des Bergmanns ist das Wegthun der Schüsse auf der Sohle eines Schachtes; der leichteste Zwischenfall, die geringste Verspätung im Aufgange der Fahrbühne können von verhängnißvoller Wirkung werden. Erst vor zwei Jahren fiel bei einem Schachtabteufen in der Gegend von Alais der eine von zwei Häuern, welche nach dem Anstecken des Schwefelmännchens mit der Fahrkunst auffahren wollten, auf die Schachtsohle zurück; er hatte sich nicht beschädigt, würde aber aller Wahrscheinlichkeit nach verloren gewesen und durch den Schuß getödtet worden seyn ohne die Selbstverläugnung seines braven Cameraden, welcher augenblicklich zu ihm hinabsprang und den Muth und das Glück hatte, das brennende Schwefelmännchen auszureißen und auszulöschen.

Beim Wegthun der Schüsse mit Hülfe der Elektricität wird jeder Gefahr dieser Art vorgebeugt, denn es geschieht erst auf das Signal des Bergmanns selbst, nachdem dieser sich in Sicherheit gebracht hat.

Das Dumas-Castel'sche Verfahren würde indessen ungeachtet der damit erzielten Erfolge wegen der umständlichen Behandlungsweise der galvanischen Batterie nur sehr beschränkte Verbreitung gefunden haben, und wahrscheinlich nur von theoretischem Interesse geblieben seyn, wenn es nicht mittelst der Inductionsapparate möglich geworden wäre, die Aufgabe zu vereinfachen und ganz unerwartete Resultate zu erhalten.

Es gelang Ruhmkorff etwa vor zehn Jahren, mit Anwendung der Statham'schen Zünder das Pulver durch den Inductionsfunken unfehlbar zu entzünden, und zwar mit einem einzigen Elemente und einer Spule von nur geringen Dimensionen.

Diese Zünder bestehen bekanntlich aus zwei Leitungsdrähten von Kupfer oder verzinkten Eisen, deren freie Enden mit den Rheophoren des inducirten Stromes in Verbindung stehen, während die entgegengesetzten Enden, wie Fig. 31 zeigt, in einem kleinen, mit einem Ausschnitt

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versehenen Rohr oder Muff von Gutta-percha m, n in 2 bis 3 Millim. Entfernung einander gegenüber stehen. Innen ist dieser Muff mit einer schwachen Schicht von Schwefelkupfer überzogen, die als secundärer Leiter zwischen den beiden Drähten wirkt und einen Funken veranlaßt, welcher zur Entzündung einer auf dem Ausschnitte des Muffs in einem kleinen, mit feinem Jagdpulver gefüllten Kautschuksäckchen liegenden Prise Knallquecksilber hinreicht; dadurch wird auch das Jagdpulver und durch dieses der Sprengschuß entzündet, in dessen Ladung der Kautschuksack hineinreicht.

Das mitten im Pulver eingeschlossene Knallquecksilber schützt vor jedem Versagen und die Kautschukhülle des Pulvers vor unzeitiger Explosion; die Zünder lassen sich ohne alle Gefahr handhaben und selbst schütteln. Schaltet man die Erde in die Kette ein, so braucht man nur den einen Draht des Zünders zu isoliren, indem man ihn, wie die Figur zeigt, in eine Scheide von Gutta-percha steckt. Mit Anwendung des Ruhmkorff'schen Apparates und der Statham'schen Zünder, und mit Hülfe seiner sinnreichen Combinationen zur Transmission der Ströme erzielte Graf du Moncel im J. 1854 bei den "„Monstre-Minen“" des Hafens von Cherbourg so merkwürdige Resultate.54)

Dieselbe Methode des Wegthuns von Schüssen wurde auch vor etwa neun Jahren vom Bergingenieur Houpeurt beim Schachtabteufen zu St. Etienne, in der neueren Zeit besonders von Dumas in den Eisengruben von Lac bei Privas und von Jouguet in den Eisenbergwerken von Bessèges angewendet.

Die Erfahrung hat die Regeln festgestellt, nach welchen man verfahren muß, um eine leichte und regelmäßige Entzündung der Sprengschüsse zu bewirken.

Es ist sehr vortheilhaft, den einen der Leitungsdrähte wegzulassen und dafür die Erde in die Kette einzuschalten; dadurch vermeidet man die Schwierigkeiten der Isolirung für einen der Drähte, sowie die Kosten für Anschaffung und Unterhaltung desselben. Mit einem oder zwei, mit zweifach-chromsaurem Kali beschickten gewöhnlichen Bunsen'schen Elementen und einer Inductionsspule (kleines Modell) lassen sich wenigstens vier Sprengschüsse auf einmal mit Leichtigkeit wegthun.

Die Statham'schen Zünder mit einem einzigen isolirten Leitungsdraht, mit den aus der Figur ersichtlichen Vereinfachungen, haben beinahe dieselbe Form, wie die Bickford'schen Sicherheitszünder. Jetzt kosten sie noch etwa 50 Centimes; wenn sie aber erst im Großen fabricirt werden, so lassen sie sich zu einem weit billigeren Preise liefern. Man kann sie sich übrigens auch leicht selbst anfertigen, und braucht dann nur die mit Gutta-percha überzogenen Drähte zu kaufen.

Die Kosten des zum elektrischen Schießen erforderlichen Materials und der dazu nothwendigen Einrichtungen belaufen sich für das Abteufen eines Schachtes von 200 Meter Teufe auf ungefähr 900 Francs; es würde indessen verfrüht seyn, jetzt schon das alte Verfahren bezüglich der Kosten mit dem neuen vergleichen zu wollen.

Wenn aber auch in der Folge das neue Verfahren sich als etwas theurer erweisen sollte, so würden die Mehrkosten doch durch die Regelmäßigkeit der Arbeit und die bedeutende Verminderung der verloren gehenden Schüsse – namentlich wenn die Bohrlöcher unter Wasser stehen – mehr als ausgeglichen werden.

Auch sind die Vortheile zu berücksichtigen, welche das gleichzeitige Wegthun mehrerer Schüsse – sowohl auf den Sohlen von Schächten, als auch an den Ortsstößen beim Betriebe von Stollen und Strecken von großem Querschnitt und in hartem Gestein – gewähren kann. Auf einmal lassen sich wenigstens vier Schüsse wegthun, indem man den isolirten Draht jedes Zünders mit dem inducirten Leitungsdrahte verbindet und das vom isolirenden Ueberzuge entblößte Ende des Drahtes in die Erde steckt. Mit Hülfe des du Moncel'schen Commutators oder jeder anderen entsprechenden Einrichtung läßt sich die gleichzeitige Entzündung einer noch größeren Anzahl von zu Gruppen von vier verbundenen Schüssen bewirken, was für die bergbauliche Praxis weitaus hinreichend ist.

Der hauptsächlichste und entscheidende Vortheil des elektrischen Schießens ist aber die absolute Sicherheit, welche dem Bergmann durch die Anwendung dieses Verfahrens gewährleistet wird. Kommt nun noch eine Mueseler'sche Sicherheitslampe als Geleucht beim Besetzen der Bohrlöcher, ein hölzerner Stampfer und eine kupferne Räumnadel hinzu, so kann man sagen, daß keine Gefahr mehr zu befürchten ist; die Entzündung des Pulvers durch eine Schnuppe des Grubenlichtes oder durch Funkenreißen beim Besetzen, sowie ein vorzeitiges Losgehen der Schüsse ist nicht mehr möglich.

Das elektrische Schießen hat durch die Dumas-Benoit'sche Lampe eine sehr wichtige Vervollkommnung erhalten. Dieser, wie wir gesehen haben, sehr tragbare und bequem zu handhabende Apparat kann mit großem Vortheile an Stelle des bisher angewendeten feststehenden Apparates beim Abteufen der tiefsten Schächte, sowie gleichzeitig an mehreren Punkten einer und derselben Grube angewendet werden, denn durch den neuen Apparat werden die fixen Conductoren, deren Herstellung mit ziemlich bedeutenden Kosten verknüpft ist, und welche sich in Folge von Reibungen und Erschütterungen sehr rasch abnutzen, während das Vorhandenseyn einer größeren Anzahl derselben in einer Grube sehr hinderlich seyn würde, entbehrlich gemacht.

Der inducirte Strom der Spule muß einerseits mit dem Leitungsdrahte, andererseits mit der Erde in Verbindung gesetzt werden; der Schuß entzündet sich dann, wenn man die Fluorescenz des Rohrs auch nur auf wenige Secunden unterbricht.

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Parran empfiehlt daher die elektrische Lampe der besonderen Aufmerksamkeit der Bergingenieure wegen folgender, diesem Apparate eigenthümlichen Vorzüge:

1) die elektrische Lampe macht es möglich, in Gefahr gerathenen Bergarbeitern rasch zu Hülfe zu kommen;

2) mittelst derselben lassen sich gewisse, ausnahmsweise vorkommende, oft ganz unerläßliche Arbeiten in Bauen ausführen, wo die gewöhnlichen Lampen durchaus nicht brennen;

3) das Wegthun der Sprengschüsse in Gruben durch Anwendung der elektrischen Lampe ist billiger, als das mit dem bisher angewendeten elektrischen Apparate, indem die kostspieligen langen Leitungsdrähte wegfallen; auch läßt sich das neue Verfahren beim Betriebe jedes Grubenbaues anwenden, wo das gleichzeitige Wegthun mehrerer Schüsse von Vortheil ist.

1865 – Gervais, über Beleuchtung unter Wasser mittelst Geißler'scher Röhren zur Beleuchtung unter Wasser

Titel: Gervais, über Beleuchtung unter Wasser mittelst Geißler'scher Röhren zur Beleuchtung unter Wasser. Original: Comptes rendus. t. LX p. 609, März 1865 Autor: Gervais, Paul Fundstelle: Polytechnisches Journal 1865, Band 177, Nr. XIII. (S. 36–38) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj177/ar177013

XIII. Ueber die Anwendung des elektrischen Lichtes (der Geißler'schen Röhren) zur Beleuchtung unter Wasser; von Paul Gervais.

Aus den Comptes rendus. t. LX p. 609, März 1865.

Das durch Elektricität erzeugte Licht ist bekanntlich in der neueren Zeit zur Beleuchtung in und unter Wasser, insbesondere des Meeresgrundes, angewendet worden. Sowohl im atlantischen Ocean, als im Canale und im Mittelmeere wurden Versuche abgeführt mit gläsernen, luftdicht geschlossenen Recipienten, in denen mittelst eines Regulators Kohlencylinder in Berührung und durch eine Batterie zum Weißglühen gebracht werden. Nur die als eigentliche Laterne dienenden Theile des Apparates werden in das Wasser hinabgelassen, während die Elemente der Batterie an Bord des Fahrzeugs bleiben, auf welchem die Versuche angestellt werden.

Diese Versuche gelangen in manchen Fällen ganz gut, und das auf die angegebene Weise erzeugte Licht konnte sowohl zu submarinen Arbeiten, als zum Fischfange benutzt werden, zu welchem letztgedachten Zwecke das Verfahren sich ganz besonders zu eignen scheint, insofern das Licht die Fische herbeilockt und somit den Fang ergiebiger macht.

Indessen ist die Anwendung derartiger Apparate sehr kostspielig und ihre Handhabung sehr schwierig; überdieß ist das durch dieselben erzeugte Licht für viele Zwecke zu lebhaft und die Mannschaft ist durch die Instrumente manchen Unfällen ausgesetzt, namentlich wenn in Folge der unvermeidlichen Bewegungen des Schiffes die sauren Flüssigkeiten aus der Batterie auf das Deck laufen.

Für zahlreiche Fälle genügt ein Licht von geringerer Intensität und würde ein solches für manche Zwecke einem stärkeren sogar vorzuziehen seyn. Die Construction eines Beleuchtungsapparates, welcher unter dem Wasser zu arbeiten fähig und so eingerichtet wäre, daß er bei gänzlichem Untertauchen in seinen Functionen nicht gestört wird, würde demnach eine sehr dankenswerthe Arbeit seyn. Ein solcher Apparat von hinlänglicher Leichtigkeit, könnte, an ein Spanntau befestigt, vom Taucher in jede beliebige Tiefe, in welcher dieser zu arbeiten beabsichtigt, mit hinabgenommen oder er könnte zum Zweck des Fischens an eine Boje befestigt und an den Stellen, wo die Netze liegen, hinabgelassen werden und auf diese Weise die Fische anlocken.

Diese Zwecke suchte ich mittelst der Geißler'schen Röhren zu erreichen, indem ich solche mit einem festverschlossenen Behälter in Verbindung setzte, welcher die galvanischen Elemente und die Spule zur Erzeugung des elektrischen Stromes, mittelst dessen diese Röhren leuchtend gemacht werden, enthielt. Wegen der Construction eines solchen Apparates wandte ich mich an Hrn. Ruhmkorff, der diese Aufgabe auch bald mit seiner allbekannten Tüchtigkeit gelöst hat.

Der erwähnte Recipient oder Behälter bildet eine Art von Kasten oder Topf aus Bronze, der auf vier niedrigen Füßen ruht und dessen Deckel mittelst Druckschrauben und eines zwischen ihm und dem Topfrande gelegten Kautschukringes hermetisch verschlossen wird. Am Deckel ist ein Ring befestigt, welcher zum Hinablassen und Aufholen des ganzen Apparates mittelst eines Taues dient. Dieser luftdicht verschlossene, feste und stabile Kasten enthält zwei mit zweifach-chromsaurem Kali beschickte Elemente, welche ihrerseits durch Platten verschlossen sind, die mittelst angeschraubter Kupferstreifen festgehalten werden. Die Pole des durch die beiden Elemente gelieferten Stroms können nach Belieben mit der Spule in Verbindung gesetzt werden, während der von letzterer gelieferte inducirte Strom durch die untere Wandung des Recipienten nach außen geleitet und mittelst Drähten, welche mit Kautschuk überzogen sind, in die Geihler'sche

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Röhre geleitet wird. Diese Röhre, welche eine dem beabsichtigten Zwecke entsprechende Form haben muß, und mit Kohlensäure gefüllt ist, befindet sich in einem wasserdichten, dickwandigen und durch einen kupfernen Beschlag verstärkten Glascylinder; diese Vorrichtung bildet den eigentlichen Leuchtapparat, die elektrische Laterne.

Dieses Instrument gibt ein mildes, aber vollkommen genügendes, dem derzeit von den Mineurs und beim Bergbau angewendeten ganz ähnliches Licht. In mancher Hinsicht gleicht es dem von phosphorescirenden Thieren ausströmenden, nur ist es intensiver. Es ist auf ziemlich weite Entfernung wahrnehmbar, selbst wenn der Apparat in einer Wassertiefe von mehreren Metern functionirt. Zweifelsohne werden auch die Fische von diesem Lichte angelockt werden, wie von dem Phosphoresciren mancher niederen Thierspecies; auch könnte es zur Beleuchtung enger, unter Wasser befindlicher Räume, sowie zu schwimmenden Signalen angewendet werden.

Schiffscapitän Devoulx, Commandant der französischen Südküste, sah diesen Apparat im September 1864 im Hafen von Cette in Thätigkeit. Bei diesem Versuche blieb das Instrument neun Stunden lang unter Wasser und leuchtete unter diesen Umständen, obgleich ich es von Montpellier nach Cette fertig beschickt mitgenommen hatte, ununterbrochen sechs Stunden. Es kann noch länger leuchten. Ein zweiter, zu Port-Vendres an Bord des von Capitän Trotabas commandirten "„Favori“" angestellter Versuch gelang mir gleichfalls vollständig.

Sobald Hr. Ruhmkorff mehrere von mir für nöthig erachtete kleine Abänderungen an diesem Leuchtapparate vollendet haben wird, um dessen Anwendung zu erleichtern, werde ich weitere Versuche anstellen und deren Ergebnisse seiner Zeit mittheilen.

1866 – Elektrische Beleuchtung auf Leuchtthürmen

Titel: Elektrische Beleuchtung auf Leuchtthürmen. Original: "„les Mondes,“" durch die Annales télégraphiques, September – October 1865, S. 569.) Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1866, Band 180/Miszelle 1 (S. 73) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj180/mi180mi01_1

Elektrische Beleuchtung auf Leuchtthürmen.

Vor kurzer Zeit wurde die Beleuchtung auf den Leuchtthürmen des Hafens von Billy eingerichtet. Zur Erzeugung des elektrischen Lichtes werden als Stromquelle die Inductionsapparate der Gesellschaft l'Alliance benutzt, die durch eine Dampf-Locomobile von Rouffet in Thätigkeit versetzt werden. Als Regulator wird hierfür der neue Apparat von Léon Foucault in Anwendung gebracht (welcher S. 37 in diesem Heft besprochen wurde). Das hier erzeugte Licht – vielmehr der Kohlenlichtbogen – soll sich ganz besonders durch seine Continuität und Stärke auszeichnen. Die Dampfmaschine arbeitet mit 5–6 Pferdekräften und kann sowohl einzeln, als auch in gekuppelter Weise die zwei Inductionsapparate, von denen jeder mit sechs Inductoren versehen ist, in Bewegung versetzen; jeder dieser Apparate liefert dabei ein Licht, dessen Stärke gleich 150 Normaleinheiten ist, die Lichtstärke der Flamme einer Carcel'schen Lampe dabei als Einheit angenommen. Bei nebeliger Witterung hat die Dampfmaschine außerdem noch einen anderen Dienst zu verrichten; dieselbe hat nämlich ein Gebläse in Bewegung zu versetzen, durch welches die Luft in einer Windlade comprimirt wird, um mittelst Pfeifen oder trompetenartigen Vorrichtungen sehr intensive Töne als Alarmzeichen erzeugen zu können. (Aus "„les Mondes,“" durch die Annales télégraphiques, September – October 1865, S. 569.)

1866 – Anwendung elektrischer Wirkungen bei Eisenbahnarbeiten

Titel: Anwendung elektrischer Wirkungen bei Eisenbahnarbeiten. Original: Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1866, S. 230. Autor: Brüll, A. Fundstelle: Polytechnisches Journal 1866, Band 182, Nr. XI. (S. 17–18) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj182/ar182011

XI. Anwendung elektrischer Wirkungen bei den Eisenbahnarbeiten im nördlichen Spanien; von A. Brüll.

Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1866, S. 230.

Während der Sommer 1862 und 1863 wurden die Eisenbahnarbeiten wegen der großen Hitze bei Nacht ausgeführt, und dabei wurde bei 10 Einschnitten das elektrische Kohlenlicht durch 9400 Stunden in Anwendung gebracht. An erhöhten Punkten wurden dabei die elektrischen Lampen so angebracht, daß beim Herstellen der Arbeiten alle Stellen deutlich beleuchtet werden konnten. Auf jedem Träger wurden zwei Serrin'sche1) Kohlenlicht-Regulatoren angebracht, von welchen der zweite mittelst eines Commutators eingeschaltet werden konnte, wenn die Elektroden des ersten abgebrannt waren. Zur Erzeugung des elektrischen Lichtes verwendete man zwei Bunsen'sche Batterien zu 50 Elementen, wovon die Höhe einer jeden Kohle 15 Centimeter war; der Strom gieng nach und nach von dem einen zum anderen Regulator über. Beide Batterien wurden neben einander verbunden, wenn die Säure schon längere Zeit gebraucht war. Das Licht

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war beständig schön und regelmäßig, ohne das Auge zu belästigen; es hätte ausgereicht, um einen Arbeitsraum hinreichend zu beleuchten, wo 100 Arbeiter zu beschäftigen sind. Mittelst des benutzten parabolischen Reflectors war die seitliche Beleuchtung auf einer Breite von 30 Metern und die Distanz (von einer jeden Lampe aus) etwa 100 Meter; man hätte aber in einer Distanz von etwa 250 Metern noch genügende Beleuchtung dabei erhalten können. Aehnliches konnte noch ein hyperbolischer Reflector leisten, jedoch höchstens in einer Distanz von 200 Metern. Die Functionirung der Regulatoren gieng so regelmäßig vor sich, daß die Apparate von gewöhnlichen Arbeitern behandelt werden konnten. Alles eingerechnet, den Verbrauch an Material, die Unterhaltung der Apparate u.s.w., kostete diese Gesammtbeleuchtung per Stunde 9 Francs 44 Centimes. In einer Gegend, wo die Transportkosten etc. von geringerem Betrage sind, wie in Guadarrama, dürfte die Beleuchtung per Stunde höchstens 6 Francs kosten, eine Summe, welche jedenfalls weit geringer ist als die, welche eine Fackelbeleuchtung – die der elektrischen in keinem Falle nahe steht – kosten würde.

Wegen der großen Härte der Granitfelsen konnte man mit gewöhnlichen kleinen Minen, die mit Pulver geladen werden, bei den Arbeiten am Guadarrama nichts ausrichten; es wurde daher eine Art von Minen, die unter dem Namen "„Monstre-Minen“" bekannt sind, in

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Anwendung gebracht. Zu dem Zwecke wurde in dem Einschnitte ein verticaler Schacht abgeteuft, bis zu einer Tiefe von 22 Meter; zwei horizontale Minen-Gallerien von verschiedener Länge, bis zu etwa 16 Meter, führten zur Achse des Schachtes. Am Ende der Gallerien wurden kubische Kammern ausgegraben, von welchen jede 1000 bis 1200 Kilogr. Pulver aufnehmen konnte. Der Pulverkasten war aus Zink und mit einer Holzumfassung bekleidet; die Kammern und die Gallerien wurden sorgfältig vermauert und der Schacht mit Erde und Sand ausgefüllt, nachdem alle Vorbereitungen für eine elektrische Zündung getroffen worden waren. In beträchtlicher Entfernung von dem Minenofen war ein Ruhmkorff'scher Apparat aufgestellt, mittelst dessen die Sprengungen jedesmal ausgeführt wurden. In einigen Fällen waren die Zerstörungen so stark, daß Aushebungen in einem Umfange bis zu 17000 Meter2) noch erfolgten. Je nach der Stärke der Ladung, die man bei verschiedenen Sprengungen angewendet hat, wurde zuweilen das Erdreich bloß ausgehoben und gespalten, zuweilen wurden aber auch Bruchstücke des Felsens auf bedeutende Höhen hinausgeschleudert.

Am Schlusse wird in der vorliegenden Quelle erwähnt, daß der Ingenieur Bukaty, welcher die Leitung dieser großartigen Minenarbeiten übernommen hatte, mit wesentlichen Vortheilen einen der vorher genannten Kohlenlichtregulatoren zur Beleuchtung der Minen-Gallerien mit elektrischem Lichte während der Dauer der Arbeiten in Anwendung gebracht hat; die treffliche Beleuchtung hatte nebenbei auch eine zweckmäßige Ventilation der Gallerien zur Folge.

1868 – Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme etc

Titel: Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme etc. Autor: Anonymus Fundstelle: Polytechnisches Journal 1868, Band 188, Nr. CIII. (S. 425–436) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj188/ar188103

CIII. Die magneto-elektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance und deren Anwendung zur Beleuchtung der Leuchtthürme und für andere Beleuchtungszwecke (insbesondere für Kriegsschiffe).

Mit Abbildungen auf Tab. VIII.

Bekanntlich sind wohl begründete Aussichten vorhanden, die seit den, Jahren 1865 und 1866 im Gebiete der angewandten Elektrodynamik gemachten neuen Eroberungen für praktische Zwecke auch in der Art verwerthen zu können, um die magneto-elektrischen Rheomotoren in ihrer Anwendung für die Erzeugung von Licht und zu elektrochemischen Zwecken auf ihre einfachste Ausstattung zu bringen. Immerhin wird jedoch noch eine gewisse Zeit erforderlich seyn, um den sogenannten dynamo-elektrischen oder dynamo-magnetischen Maschinen116 einen derartigen Grad der Vervollkommnung beizubringen, in welchem sie die von der Praxis bereits anerkannten Maschinen (von Nollet, Holmes u. A.) zu verdrängen im Stande seyn werden.

Die von der Gesellschaft l'Alliance zur Erzeugung des elektrischen Lichtes verbreiteten Maschinen rühren von der Erfindung des belgischen Physikers Nollet her, und wurden bekanntlich durch den ehemaligen Mechaniker des letzteren Jos. van Malderen wesentlich vervollkommnet. Die bei Anwendung derselben für Beleuchtungszwecke erhaltenen praktischen Resultate erscheinen uns nun interessant genug, um eine kleine Skizze der Einrichtung des Beleuchtungsapparates für Leuchtthürme und andere Zwecke hierüber vorzuführen, wie dieselben unter Berlioz's Leitung ausgeführt worden sind. Es erscheint uns dabei als zweckmäßig, alle Hauptbestandtheile der ganzen Einrichtung in so weit hier wiederholt zu berühren, als die früher in diesem Journale hierüber gemachten Mittheilungen durch die aus der jüngsten Zeit herrührenden Berichte eine Erweiterung oder Ergänzung erfahren können.

1. Der magneto-elektrische Apparat. — Dieser Apparat ist in eingehender Weise schon bei einer früheren Gelegenheit in diesem Journale117 beschrieben worden; wir können uns daher darauf beschränken, als Ergänzung noch einiges Detail den dortigen Erörterungen118 anzufügen, welches für die Ausstattung der in Rede stehenden Maschinen von Wichtigkeit ist. Es stellt nämlich Fig. 1 ein Stück eines Längen- oder Verticalschnittes der Maschine dar, dessen Ebene durch die Drehungsachse F geht, während in Fig. 2 ein Querschnitt senkrecht zu dieser Achse dargestellt ist. Aus diesen Abbildungen ist zunächst zu ersehen, wie die Treibwelle F mittelst der gußeisernen Gestelle A, A, die unter sich durch vier Eisenstäbe B, B verbunden sind, unterstützt ist; weiter erkennt man, wie die zusammengesetzten Hufeisenmagnete M, M mittelst der Längenhölzer C, C getragen und an diesen durch die conischen Keile D befestigt sind; die Unordnung einer der sogen. Scheiben L, L, welche parallel unter sich an der Treibwelle angebracht sind, und wovon 4 bis 6 bei einer großen Maschine dieser Art vorkommen können, läßt erkennen wie die Inductionsspiralen oder Inductoren K, K auf der hölzernen Scheibe E vertheilt, unter sich verbunden und bei ihrer Rotation vor den Magnetpolen der inducirenden Magnete M, M vorbei geführt werden. In Fig. 1 ist der Durchschnitt des Lagers der Treibwelle F angedeutet, das selbst von dem gußeisernen Gestelle A, A mittelst einer Platte G eines isolirenden Materiales isolirt ist; um das Ende der Welle ist auf dieser Seite ein isolirendes Futter H gelegt, das mit einem metallenen Ringe bedeckt ist, mit welchem dieses Ende der Welle in dem Lager sich dreht. Vermöge dieser Anordnung ist also die Welle an dem hier angezeigten Ende vom Lager und letzteres vom Gestelle isolirt. Der eine der Polardrähte des ganzen Apparates ist an das isolirte Metallstück I befestigt, welches mittelst des isolirten Lagers mit der hier angeschraubten Klemmschraube J in Verbindung steht; die weitere Fortleitung geht dann durch den Draht O′ nach dem Metallstabe O, welcher an dem hölzernen Träger C isolirt befestigt ist. Der andere Polardraht kann an irgend einer Stelle des Wellbaumes F metallisch befestigt werden. Der Apparat, in welchem die

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Wirkungen der inducirten Ströme hervorgebracht werden sollen, wird daher mittelst starker Leitungsdrähte zwischen dem Metallstabe O und irgend einem Punkte des Wellbaumes F eingeschaltet.

2. Der verbesserte automatisch wirkende Kohlenlicht-Regulator von Serrin. — Der gleichfalls in eingehender Weise in diesem Journale119 bereits beschriebene Kohlenlicht-Regulator von Serrin hat seit jener Zeit, zu welcher er als Lampe auf den Leuchtthürmen zu Havre verwendet wird, die damals in Aussicht gestellten Erwartungen vollkommen bestätigt. Seine Anwendung bei Eisenbahnbauten für Tunnels, bei Hafen-Arbeiten etc. hat vielfach dargethan, daß seine Thätigkeit von der Beschaffenheit der Stromquelle unabhängig ist, und daß derselbe sowohl für die Benutzung von hydro-elettrischen Rheomotoren, als auch bei Anwendung von magneto-elettrischen Maschinen in sicherer Weise adjustirt werden kann. Die Erfahrungen, welche seit jener Zeit bezüglich der Thätigkeit des Serrin'schen Apparates gesammelt worden sind, haben in den letzten Jahren zu einigen Verbesserungen Veranlassung gegeben, durch welche übrigens das Wesen

des Systemes selbst, wie dasselbe früher erörtert wurde, keinerlei Aenderung erlitten hat. Trotzdem halten wir es für zweckmäßig, den ganzen Apparat nach der Ausstattung, wie er dieselbe auf der vorjährigen Welt-Ausstellung zu Paris hatte, nach der uns vorliegenden Quelle120 nochmals in Kürze hier vorzuführen.

Die Abbildungen Fig. 3–5 zeigen uns die neue Anordnung des Serrin'schen Regulators in vollständiger Weise, und zwar läßt der Aufriß in Fig. 3 die innere Einrichtung, Fig. 5 letztere in einem Querschnitte nach der Richtung X Y und Fig. 4 die vollständige Unordnung des oberen Kohlenhalters erkennen. — Bekanntlich besteht das Wesen des vorliegenden Apparates darin, daß zunächst — wie bei mehreren anderen schon bekannten Regulatoren — das zur Bewegung der Kohlenspitzen bestimmte Triebwerk durch das Gewicht des oberen Kohlenträgers in Thätigkeit versetzt und seine Bewegung unter Einwirkung einer gegliederten Kette auf den unteren Kohlenträger übertragen wird, ferner aber durch eine eigenthümliche Anordnung des elektromagnetischen Systemes mit den damit verbundenen Organen jene Bewegung unterstützt und in der Art regulirt werden kann, daß das gegenseitige Annähern und Entfernen der Kohlenspitzen sowohl von der etwa eintretenden Veränderlichkeit der Stromstärke, als auch von dem Wechsel der Richtung des Stromes unabhängig gemacht werden kann. Der hinreichend schwere metallische verticale Stab A, B hat in dem festen metallenen Rohre E, E seine Führung, ist an seinem unteren Ende gezahnt und trägt am oberen mittelst eines Systemes von regulirbaren Armen die eine Kohlenelektrode C, D nämlich die sogen, positive, bei welcher der Strom eintritt, wenn eine hydro-elektrische Kette als Stromquelle benutzt wird. Diese Elektrode kann mit der unteren Spitze gehörig centrirt werden, wenn man die Schraubenköpfe C′ und D′ lüftet oder anzieht. Dreht man nämlich bei C′, so wird der horizontale Stab C,″ der mit dem Stücke 1,2 durch Kniegelenke verbunden ist, vor- oder rückwärts gestellt, und man kann so

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die Elektrode C, D in eine bestimmte Ebene bringen; durch den Kopf D′, welcher mit einem excentrischen Arme D″, der in einer Rinne beweglich ist, verbunden ist, kann man den oberen Kohlenträger um die Achse des horizontalen Armes 3 bewegen, so daß derselbe in verticale Lage kommt.

Der verzahnte Theil A des Stabes A, B greift in das Rad F ein, an dessen Achse die Rolle G sich befindet. Ueber letztere ist die metallene Kette H, H gelegt und mit einem Ende an dem Umfange von G, am anderen mittelst der kleinen Platte I am unteren Kohlenhalter K befestigt, wobei sie aber auf ihrem Wege um die kleine auf einem beweglichen Theile angebrachte Leitrolle J geht, welche letztere durch Einwirkung des Ankersystemes des geneigten Elektromagneten N (dessen Polflächen bei O, O′ sichtbar sind), um einige Millimeter hin- und hergehen, also oscilliren kann, wenn die elektromagnetische Anziehung erfolgt.

Tritt nun eine Bewegung des gezahnten Stabes A, B ein, so wird dieselbe mittelst der Kette H, H auf den unteren Kohlenhalter K so übertragen, daß, während die obere Elektrode C, D nach abwärts, die untere L nach aufwärts sich bewegt; dabei ist aber das Verhältniß der Halbmesser des Rades F und der Rolle G so gewählt, daß es demjenigen der von den beiden Elektroden — beim allmählichen Abbrennen der Kohlenspitzen — zurückgelegten Wege ganz und gar gleich seyn muß, so daß der Lichtpunkt nahezu immer in derselben Höhe verbleibt.

Der untere Kohlenhalter K kann jeder Bewewegung der Kette H folgen, da am unteren Theile der Röhre M, in welcher er seine Führung hat, ein Schlitz für die Platte I angebracht ist, welche das Ende der Kette H aufnimmt. Zur Regulirung der Bewegung und zum sicheren selbstständigen Einstellen ist nun der Cylinder P, Q aus weichem Eisen, welcher die Armatur des Elektromagnetes O, O′ bildet, eigenthümlich angeordnet. Mit dem Anker P, Q ist nämlich das gegliederte Parallelogramm RSTU verbunden, welches das oscillirende System bildet, das das gegenseitige Entfernen der Kohlenspitzen und Annähern derselben bei eintretender Stromschließung oder Stromunterbrechung zu bewirken hat, und dessen Anordnung von der (a. a. O. S. 271) beschriebenen nicht verschieden ist.

Wird der Strom hergestellt, so wird in Folge der Anziehung des Ankers die verticale Platte S, T und mit ihr die Röhre M, sowie die Rolle J, also auch der untere Kohlenhalter nach abwärts gezogen, und das ganze System kann je nach der Stärke der Anziehung und mit der Veränderung der letzteren auf- und abwärts oscilliren, also die Elektroden annähern und namentlich von einander entfernen; die Amplitude der Oscillationen des Parallelogrammes kann mittelst der Schraube V regulirt werden. Während der Thätigkeit der Platte S, T arretirt sie mittelst des an ihr angebrachten federnden Armes d das Sperrrad c, welches durch das Räderwerk e, f, g, h, i vom Rade F in Drehung versetzt wird; die Bewegung des Räderwerkes wird — bei der Annäherung der Kohlenspitzen — durch das auf der gemeinschaftlichen Welle von c und des Getriebes i sitzende doppelte Flügelrad j regulirt. Wenn so aus dem Bisherigen hervorgeht, daß während des Verbrennens der Kohlenspitzen eine allmähliche Annäherung und bei einer zu weit erfolgenden Annäherung derselben durch das oscillirende Ankersystem wieder eine Entfernung der unteren Spitze von der oberen bewerkstelligt wird, so muß noch weiter bemerkt werden, daß wenn durch die Entfernung der Kohlenspitzen die Stromstärke auf einen gewissen Grad gesunken ist, durch die gleichzeitige Einwirkung der beiden Gegenfedern W und Z (von welchen jene mit einem Ende an der Platine bebefestigt ist und mit ihrem anderen mit der Basis des Parallelogrammes in Verbindung steht, diese aber einerseits an dem Ankersysteme befestigt und andererseits in bekannter Weise mit dem beweglichen Arme a. verbunden ist) ein sicheres Abreißen des Ankers P, Q erfolgen muß, wodurch dann das oscillirende System in die Höhe geht, das Räderwerk auslöst und das gegenseitige Annähern der Elektroden wieder gestattet. Bei Anwendung einer hydro-elektrischen Batterie hat man den positiven Pol mit der Schraube o, den negativen mit der Schraube n zu verbinden, während bei Benutzung des magneto-elektrischen Apparates, bei welchem für diese Zwecke ein Commutator nicht angebracht ist, um den alternirend wechselnden Strömen beständig dieselbe Richtung zu geben, diese beiden Stellen ohne Rücksicht auf die Stromrichtung mit den früher gedachten Polenden der Maschine in Verbindung zu fetzen sind. Daß der Strom auf seinem Wege von O aus durch das Rohr E etc. zu den Kohlenspitzen C, D und L. gelangen kann, um durch die Röhre M zu der wellenförmigen und mitschwingenden Platte 1 — die isolirt von E an dieser Röhre angebracht ist — und von da aus durch die Spirale des Elektromagnetes N zum negativen Pole n der Kette zurückzukehren, ist ohnehin aus bekannten Erläuterungen klar. — Die Verbesserungen, welche der vorliegende Apparat in der letzten Zeit erfahren hat, beziehen sich zwar nur auf einige Details, erscheinen aber trotzdem für den geregelten Gang des Apparates von großer Wichtigkeit. Eine dieser Verbesserungen besteht nämlich in der Arretirungsweise des Sperrrades, welche jetzt durch eine biegsame Lamelle bewerkstelligt wird, und sicher die Auslösung des Apparates herstellt; eine andere hat den Zweck, die Bewegung der Rolle J durch Einwirkung des oscillirenden Systemes so empfindlich zu machen, daß trotz der nur sehr kleinen Verrückungen, welche jene Leitrolle hierbei annimmt, die während der Bewegung eintretenden veränderlichen Reibungszustände der Kette H, H auf den Gang des unteren Kohlenhalters keinen Einfluß ausüben können; theilweise ist diese Function auch der allmählich sich abwickelnden Gegenkette m zuzuschreiben, obgleich der eigentliche Zweck der letzteren darin besteht, den Gewichtsverlust der unteren Kohlenelektrode beständig zu compensiren. Die an dem elektromagnetischen Systeme den früheren Anordnungen gegenüber vorgenommene Abänderung ist aus den bereits erläuterten Abbildungen ohnehin zu ersehen.

Die für den Beleuchtungsapparat verwendeten Kohlen werden nach dem (bis jetzt noch nicht bekannt gewordenen) Verfahren von Jacquelin aus den bei der Steinkohlengas-Bereitung in den Retorten Zurückbleibenden festen Producten — nämlich aus der sogen. Retorten- oder Gaskohle — bereitet; das Licht, welches diese Kohlen bei Einwirkung des elektrischen Stromes verbreiten, soll um ¼ stärker seyn als jenes, welches man durch die gewöhnlichen Gaskohlen erhält. Jede der angewendeten Kohlenelektroden hat eine Länge von 27 Centimeter und einen quadratischen Querschnitt von 7 Millimeter Seite; dieselben können bis auf 20 Centimeter abbrennen, ehe sie durch andere ersetzt werden müssen. Man rechnet per Stunde einen Aufwand von 5 Centimeter für jede Elektrode, so daß man also mit 2 Elektroden die Beleuchtung durch 4 Stunden unterhalten kann.

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3. Anwendung des elektrischen Lichtes zur Beleuchtung auf Leuchtthürmen.121 — Als Beleuchtungsapparat wird das von Fresnel zuerst in die Praxis eingeführte System in Anwendung gebracht. Bekanntlich besteht dasselbe in einem Systeme von sogen. Zonen-Linsen (Fig. 6), die unter sich ringartig verbunden sind, während an den Kanten, sowie zur Aufnahme der nach auf- und abwärts gehenden Lichtstrahlen ein System von Reflexionsprismen benutzt wird. In dem gemeinschaftlichen Brennpunkte des ganzen Linsensystemes ist die Lichtquelle angebracht und die Hauptbrennweite so gewählt, daß dieselbe etwa das Fünfzehnfache der Höhe des Lichtbogens beträgt. Die von irgend einem Punkte des letzteren auf das centrale Linsensystem fallenden Lichtstrahlen werden in demselben so gebrochen, daß sie nahezu parallel unter sich aus dem dioptrischen Systeme austreten; die auf das katoptrische System fallenden Lichtstrahlen werden vermöge der Anordnung und Zusammenstellung des letzteren so reflectirt, daß die von jedem Punkte der Lichtquelle ausgehenden in cylindrischen Lichtbüscheln reflectirt werden. Ein Stück einer solchen katoptrischen Calotte ist mit dem Gange der Lichtstrahlen, die vom Punkte F ausgehen, in Fig. 7 angedeutet. Vermöge dieser Combination wird das ganze Strahlensystem, welches divergirend vom Lichtbogen auf die einzelnen Zonen fällt, so austreten, daß die nach allen Richtungen hin nach Außen gehenden Strahlenbüschel nahezu unter sich parallel sind. In 1/10 wirklichen Größe ist die ganze Anordnung, wie sie auf den französischen Leuchtthürmen gegenwärtig benutzt wird, in Fig. 8 dargestellt. — Unter Anwendung einer magneto-elektrischen Maschine mit 4 Scheiben kann bei gewöhnlichem Zustande der Atmosphäre eine derartige Helligkeit erhalten werden, daß die Beleuchtung auf eine Entfernung von 20 Seemeilen oder 38 Kilometer (beiläufig 5 deutsche Meilen) sich erstrecken kann; diese Entfernung kann 27 Seemeilen oder 50 Kilometer (7 bis 8 deutsche Meilen) erreichen, wenn eine magneto elektrische Maschine mit 6 Scheiben verwendet wird. Auf jedem der Leuchtthürme — gegenwärtig besitzen die Leuchtthürme von Havre de Grâce die vollständige Einrichtung — sind alle Apparate zweifach vorhanden.

Eine solche Einrichtung für einen Leuchtthurm ist in Fig. 9 dargestellt. Hierin bedeuten A, A die zum Betriebe der magneto-elektrischen Apparate gehörenden Dampfmaschinen; B, B die magneto-elektrischen Apparate; C die Abtheilung für den Wasser- und Kohlenvorrath; D den äußeren Raum des Leuchtthurmes; E, E eine akustische Röhre, welche von der Hauptkammer nach den unteren Räumen des Leuchtthurmes sich erstreckt; F, F die Leitungsdrähte für die beiden Kohlenlichtregulatoren. Letztere befinden sich mit dem katoptrischen Apparate in zwei verschiedenen Etagen der sogen. Laterne. — Außerdem sind am Eingange zu den Laternen in jeder Etage Commutatoren oder vielmehr Ausschalter angebracht, um dem Wärter zu gestatten den Strom zu unterbrechen oder herzustellen, da die Kohlenlichtregulatoren von Serrin unmittelbar nach dem Schließen der Kette automatisch ihre Thätigkeit beginnen und unterhalten. Die Ersetzung einer Lampe durch eine andere kann sehr leicht vorgenommen werden, da für jede Abtheilung der Laterne eine doppelte Schienenbahn angebracht ist, mittelst welcher der Austausch der Lampen in wenigen Secunden ausgeführt werden kann. Obgleich vermöge der Anordnung des Serrin'schen Apparates der letztere so adjustirt werden kann, daß der Lichtbogen beständig dieselbe Lage beibehält und die Kohlenspitzen in derselben Entfernung (beiläufig 1 Centimeter) von einander bleiben, so hat dennoch die Leuchtthurmwache, um

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jeder Störung in der Beleuchtung vorzubeugen, beständig den Gang des Apparates zu beobachten. Um ohne Ermüdung diesen Dienst besorgen zu können, ist hinter der Lampe eine kleine Sammellinse von sehr kurzer Brennweite so aufgestellt, daß ihre Achse durch die Mitte des Lichtbogens geht und letzterer außerhalb ihres Brennpunktes sich befindet; die Wache hat dann nur die objectiven Bilder der beiden Kohlen, welche durch diese Linse auf der Rückwand der Laternenkammer erzeugt werden, zu beobachten; da dieses Bild die Distanz der beiden Kohlenspitzen in der 22 fachen Vergrößerung repräsentirt, so kann die Wache eine Veränderung der Distanz der Elektroden von weniger als 1 Millimeter sehr leicht erkennen; sobald eine derartige Aenderung eintritt, ist sogleich die Adjustirung wieder vorzunehmen, was durch Drehung eines außerhalb der Lampe angebrachten Schraubenkopfes leicht ausgeführt werden kann.

Ueber die bezüglich der Einrichtung und der Unterhaltung sich herausstellenden Ausgaben gibt unsere Quelle die folgenden Aufschlüsse:

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1. Einrichtungs-Kosten eines doppelten Leucht-Apparates für einen Leuchtthurm.

Zwei magneto-elektrische Maschinen mit je 4 Scheiben 16000 Francs zwei Dampfmaschinen mit Zugehör 6000 Francs zwei Regulatoren und deren Aufstellung etc. 3000 Francs katoptrischer Apparat, Laterne etc. 3000 Francs ––––––––––––––––––––––––– Summe: 28000 Francs

2. Unterhaltungskosten per Stunde

(die Beleuchtungsdauer während des ganzen Jahres beträgt 4000 Stunden).

Zinsen und Amortisation des Capitales 0,70 Francs Brennmaterial für die Dampfmaschinen 0,40 Francs Gehalt der zwei Heizer, 2800 Fr. per Jahr 0,70 Francs Gehalt der zwei Thurmwächter, 2000 Fr. per Jahr 0,50 Francs Kohlenelektroden, 2,25 Fr. per Meter 0,36 Francs Unterhaltung der Maschinen etc. 0,13 Francs ––––––––––––––––––––––––– Summe: 2,79 Francs.

Da das von dem katoptrischen Apparate ausgesendete Lichtbündel eine Lichtstärke von beiläufig 3500 Einheiten (wobei die Flamme einer Carcel'schen Oellampe, welche 40 Gramme Oel per Stunde verbraucht, als Einheit angenommen ist) besitzt, so stellt sich der Preis einer Einheit des gegen den Horizont ausgesendeten Lichtes zu 2,79 Fr/3500 = 0,079 Centimes heraus, während jene Lichteinheit selbst unter den gleichen Umständen 0,58 Centimes, also mehr als das Siebenfache kostet; die Helligkeit der von den älteren Beleuchtungsapparaten auf den Leuchtthürmen erhaltenen Lichtstärken betrug (nämlich bei Anwendung von Oellampen) im Maximum 630 Lichteinheiten, so daß also jene Beleuchtungsstärke zu der neuen mittelst des elektrischen Lichtes sich verhält wie beiläufig 1 Zu 5. Dasselbe Verhältniß stellt sich beiläufig heraus, wenn man die Lichtstärke im Brennpunkte des Beleuchtungssystemes betrachtet; bei der ursprünglichen Oelbeleuchtung war die Lichtintensität des Brennraumes 23, bei der elektrischen Beleuchtung beträgt sie 125 Lichteinheiten. — Die Beleuchtungskosten können natürlich bedeutend vermindert werden, wenn das elektrische Licht für industrielle Zwecke verwendet werden soll, wo nicht bloß dieselben Motoren auch für andere Arbeiten angewendet werden können, sondern auch in den meisten Fällen die Aufstellung und Unterhaltung eines eigenen katoptrischen Apparates wegfallen dürfte. Wenn man für derartige Fälle mit einer Lichtintensität von 125 Einheiten sich begnügen kann und zunächst annimmt, daß die Dampfmaschine lediglich zum Betriebe des magneto-elektrischen Apparates benutzt wird, so kann man für die Kosten der ersten Einrichtung beiläufig 12000 Francs ansetzen; unter Einrechnung der 10procentigen Zinsen dieses Capitales stellen sich dann die Kosten der Beleuchtung per Tag von 10 Stunden zu 17,25 Francs, für 5 Stunden per Tag aber zu 12,85 Francs heraus, wobei die sämmtlichen Unterhaltungskosten in Rechnung gebracht sind. Wenn jedoch die zum Betriebe benutzte Dampfmaschine auch für andere Zwecke verwendet wird, so kann das Einrichtungscapital bis auf die Summe von 9000 Francs reducirt werden; eine 10stündige Beleuchtung per Tag kostet dann (Zinsen und Unterhaltungskosten in Rechnung gebracht) 8,4 Francs, eine 5stündige per Tag kann zu 5½, Francs angeschlagen werden.

Anwendung des elektrischen Lichtes für Kriegsschiffe.— Die Anwendung des elektrischen Lichtes für Kriegszwecke ist im letzten Jahrzehnt von den Fachmännern bekanntlich vielfach in Ueberlegung gezogen worden. Es scheint uns, daß hauptsächlich zwei Gründe es seyn dürften, welche die Verwendung der im Vorhergehenden besprochenen Beleuchtungsapparate für den Angriff und die Vertheidigung fester Plätze, nämlich für Belagerungszwecke erschweren. Der eine Grund dürfte wohl rein ökonomischer Natur seyn, da die Einrichtungskosten einiger an verschiedenen Plätzen aufzustellenden Maschinen bei Anwendung der bisher im Gebrauche befindlichen magneto-elektrischen Apparate sehr beträchtlich sind, während ein anderer wichtigerer Grund, welcher sich der Einführung jener Attribute für feste Plätze u. dgl. entgegenstellt, nicht bloß darin zu suchen seyn dürfte, daß die Aufstellung und die hierfür erforderlichen Räumlichkeiten in manchen Fällen wesentliche Hindernisse darbieten können, sondern daß insbesondere die Transportabilität der ganzen Anordnung nur dann ermöglicht werden kann, wenn für diesen Zweck schon bei der Anlage der Festung — etwa durch die Ausführung von Schienenbahnen — in ausreichender Weise Sorge getragen wird. Dieß mögen auch beiläufig die Gründe seyn, welche es als vortheilhafter erscheinen ließen, für diese Zwecke die Beleuchtung mittelst des Drummond'schen Kalk- oder jene mittelst des Magnesium-Lichtes in Vorschlag zu bringen. Weit günstiger erscheinen aber jene Verhältnisse auf Kriegsschiffen, wo man ohnehin schon einen Motor zum Betriebe der magneto-elektrischen Maschine zur Verfügung hat und der Aufstellung sowie der eigentlichen Beweglichkeit des ganzen Apparates keine wesentlichen Hindernisse sich entgegenstellen. Vorschläge dieser Art wurden in der letzten Zeit von August Berlioz (technischer Vorstand bei der Gesellschaft l'Alliance) gemacht und durch einige Versuche am Bord der Yacht des Prinzen Napoleon auf dem Canale (La Manche) näher erläutert. Die hierüber von Berlioz gegebenen Darlegungen122 zeigen, daß durch die Benutzung des elektrischen Lichtes auf einer Flotte der Angriff der letzteren wesentlich erschwert, ihre Operationen hingegen bedeutend erleichtert werden können (vorausgesetzt, daß das feindliche Schiff nicht mit den gleichen Mitteln versehen ist). Jene Erörterungen legen ferner dar, wie man von einem Kriegsschiffe aus nicht bloß die Operation auf festen Plätzen in der Nähe der Küsten bei Nachtzeit überwachen, sondern sogar das feindliche Feuer zum Stillstande bringen und die Belagerung von Forts und Festungsbatterien erleichtern könne. Endlich

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macht Berlioz noch auf den sehr wichtigen Umstand aufmerksam, daß die Benutzung von Torpedos bei Nachtzeit nur dann in erklecklicher Weise geschehen könne, wenn die Stellen, wo sich jene befinden, mit einem sehr starken Lichte beleuchtet werden, um sie in demselben Momente sprengen zu können, in welchem die feindlichen Schiffe jene Stellen Passiren. Endlich macht Berlioz mit Recht darauf aufmerksam, daß das elektrische Licht für Signalisirungsapparate auf dem Meere, da seine Tragweite jene anderer Quellen weit übertrifft, bedeutende Vortheile darbieten würde.

Für alle derartigen Zwecke ließ sich Berlioz einen magneto-elektrischen Signalisirungs- und Beleuchtungsapparat patentiren123, fur welchen J. Guyot die Idee angegeben haben soll. Da dieser Apparat von dem oben erwähnten sich hauptsächlich nur durch seine Compendiosität unterscheidet, so mag es ausreichen, die Einrichtung desselben in einigen allgemeinen Umrissen hier in Erwähnung zu bringen.

Derselbe, in Fig. 10 in einem Längenschnitte und in Fig. 11 in einem Querschnitte nach der Linie 3–4 der Fig. 10 dargestellt, besteht nämlich in einer sogen. Lünette, einem kupfernen Rohre C, das an seiner Rückwand geschlossen und um die Achse c, c drehbar an einem Gestelle angebracht ist, welches nach Bedürfniß um eine verticale hohle Säule p drehbar angeordnet werden kann. Durch letztere gehen die Leitungsdrähte zur dunklen Kammer, wo an der Rückseite bei B der Kohlenlicht-Regulator A angebracht ist, und zwar so, daß der Lichtbogen den Brennpunkt des katoptrischen Linsensystemes L. einnimmt, während an der Rückwand ein sphärischer Concavspiegel D so angebracht ist, daß sein geometrischer Mittelpunkt in den Mittelpunkt des Lichtbogens zu liegen kommt. Dieser optische Apparat wird verwendet, wenn die Beleuchtung sich auf sehr große Distanzen erstrecken soll. Zur Beleuchtung auf kurze Distanzen bis zu etwa 1½ englische Meilen (etwa ⅓ deutsche Meile) wird das Linsensystem L hinweggenommen, und es kann dann der parabolische Reflector D′ benutzt werden. Da der ganze Apparat um eine verticale Achse leicht drehbar angeordnet werden kann, da ferner der obere Theil um die Achse c, c gedreht, in jede beliebige Lage gebracht und mittelst der Schraube bei m hier festgestellt werden kann, und da ohnehin der gabelförmige Halter um die Säule P, wenn letztere fest ist, in einer horizontalen Ebene beliebig bewegt und durch Festschrauben beider Platten p, p′ bei m′ auch in dieser Lage fixirt werden kann, so gestattet derselbe also, das Lichtbündel nach jeder beliebigen Richtung hin zu dirigiren. — Wir müssen hier bemerken, daß der eben beschriebene optische Apparat kaum eine so große Vollkommenheit in Anspruch nehmen dürfte, wie jener, welcher in diesem Journale (Bd. CXXII S. 422, Jahrgang 1851) beschrieben und seiner Zeit von Stevenson ausgeführt wurde. In der letzten Zeit hat Stevenson seinen sogen. Holophotalapparat abgeändert und den Gebrauch desselben für Punkte in der Nähe und in großen Entfernungen vom Leuchtthurme etc. angeordnet. Da aber dieser Apparat, dessen principielle Ausstattung in einer uns vorliegenden Quelle124 erörtert ist, in umfassender Weise schon im J. 1855 (im Edinbourgh new philosophical Journal, vol. I p. 273) von dem Erfinder beschrieben wurde, so mag es ausreichen bei dieser Gelegenheit den verbesserten katoptrischen Beleuchtungsapparat Stevenson's in Erinnerung gebracht zu haben.

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Sonstiges

1847 – Mallet, über Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe.

Titel: Mallet, über Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe. Original: Dictionnaire des arts et manufactures par M. Laboulaye Autor: Mallet, Fundstelle: Polytechnisches Journal 1847, Band 105, Nr. XCIX. (S. 416–436) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj105/ar105099

XCIX. Ueber Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe; von Hrn. Mallet.

Aus dem Dictionnaire des arts et manufactures par M. Laboulaye.

Mit Abbildungen auf Tab. VI.

In unserem Jahrhundert der Erfindungen und Verbesserungen sucht man die Producte, deren Verbrauch bedeutend ist, nicht nur hinsichtlich ihrer Güte zu vervollkommnen, sondern auch durch andere zu ersetzen, welche ziemlich dieselben Eigenschaften besitzen, in der Anwendung dasselbe Resultat geben, dabei aber wohlfeiler zu stehen kommen.

Es ist nicht zu verwundern, daß man bei diesem allgemeinen Streben sich schon seit mehreren Jahren bemühte, das Oel und das Gas durch Flüssigkeiten zu ersetzen, die unsere Beleuchtung wohlfeiler machen oder doch machen sollen. Schon längst wies die Theorie zu diesem Behufe auf Flüssigkeiten hin, die, wie das Gas und das Oel, aus Kohlenstoff und Wasserstoff, jedoch in andern Mengenverhältnissen zusammengesetzt und um geringen Preis zu haben sind, wie das Terpenthinöl, das Bergöl, das Steinöl, und in neuerer Zeit die flüchtigen Oele aus dem Schiefer, dem Gastheer, den Harzen etc. Es war aber nicht hinreichend, über wohlfeile flüssige Kohlenwasserstoffe verfügen zu können; die Schwierigkeit bestund darin, sie ohne Nachtheil für die Consumenten zur Beleuchtung anzuwenden. Nun kann man sich zu diesem Behufe der zur Beleuchtung mit Oel gebräuchlichen Vorrichtungen aber nicht bedienen, was Jedem klar seyn wird, der die Theorie der leuchtenden Flamme kennt.

Die Flamme ist nach Berzelius ein brennendes Gas; ihre Intensität hängt von der Natur der während der Verbrennung sich bildenden Körper ab. Behalten letztere Gasgestalt, so leuchtet die Flamme wenig; so verhält es sich mit der Flamme des Wasserstoffs, des Kohlenoxyds etc.; bringt man aber in diese Flamme einen festen Körper, welcher einer hohen Temperatur widerstehen kann, z.B. einen Platindraht oder eine Amianth-Faser, welchen sie zum Glühen bringen kann, so wird dieser Körper leuchtend und der Glanz der Flamme sehr erhöht. Diese Erscheinung erklärt sich durch das Weißglühen des festen Körpers inmitten der Flamme.

Die Flammen des Leuchtgases, der Oellampen, der Wachs- und Talgkerzen verdanken ihren Glanz nur der Absonderung sehr fein zertheilter Kohle, welche darin erglüht, bis sie an den Rand der Flamme gelangt, wo sie beim Zutritt der Luft verbrennt. Man kann sich davon überzeugen durch Einhalten eines kalten Körpers in diese Flammen; der abgesonderte Kohlenstoff legt sich an seine Oberfläche als Ruß (Flatterruß) an. Die Absonderung dieses Kohlenstoffs geschieht aus folgende Weise: das Leuchtgas enthält Kohlenwasserstoffgas, welches auch bei der Zersetzung der fetten Körper in den Oellampen, Kerzen etc. durch die Hitze erzeugt wird. Der nun in der Mitte der Flamme sich befindende Theil des Kohlenwasserstoffs wird durch ihre hohe Temperatur zersetzt und läßt eine gewisse Menge seines Kohlenstoffs frei werden.

Hat das verbrennende Gas einen zu geringen Kohlenstoffgehalt, so gibt es zu wenig Kohlenstoff ab, um eine hinlänglich glänzende Flamme zu erzeugen; ist es hingegen zu stark gekohlt, und sondert es zu viel Kohlenstoff ab, so wird die Flamme statt weiß und glänzend, gelb und roth, matt und rauchend.

Die oben erwähnten wohlfeilen ätherischen Oele sind sehr reich an Kohlenstoff und ihre Flamme ist, wenn sie auf die gewöhnliche Weise verbrannt werden, sehr rußig. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, gibt es zwei Hauptmittel: 1) diese sehr kohlenstoffreichen ätherischen Oele mit andern wenig kohlenstoffhaltigen brennbaren Flüssigkeiten zu vermischen, so daß der Ueberschuß an Kohlenstoff bei der einen durch den Mindergehalt der andern Flüssigkeit ausgeglichen wird; 2) an die von ihnen erzeugte Flamme so viel Luft hinzutreten zu lassen, daß der in Ueberschuß vorhandene Kohlenstoff sich nicht absondern kann, indem er der Verbrennung entgeht und Lampenschwarz bildet, sondern sich mit dem Sauerstoff der in gehöriger Menge hinzutretenden Luft verbindend, in der Flamme verbrennt. Diese beiden Mittel werden übrigens zur Erreichung des Zwecks um so leichter anwendbar, weil die einfache oder gemischte verbrennbare Flüssigkeit in Dunst- oder Gasform versetzt werden kann; alle oben erwähnten Kohlenwasserstoffe sind nämlich bei verschiedenen Wärmegraden flüchtig.

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Wir wollen nun das erste dieser Mittel besprechen.

Seit 3–4 Jahren kömmt ein im J. 1832 in Frankreich eingeführtes Beleuchtungsverfahren wieder in Anwendung, welches schon zwanzigmal mit mehr oder weniger Geschick, aber ohne Erfolg, neu aufgegriffen worden war, bis einige sinnreiche Lampenfabrikanten es dem Publicum mit so viel Geschmack und Geschicklichkeit vorführten, daß es heutzutage so zu sagen das Bürgerrecht erlangt hat. Dieses Beleuchtungsverfahren wird dasjenige mit flüssigem Gas, flüssigem Wasserstoff, Gasogen (auch Leuchtflüssigkeit, Leuchtspiritus) genannt, welche Namen ihm von den verschiedenen Fabrikanten der brennbaren Flüssigkeit oder der zu ihrer Verbrennung bestimmten Lampen abwechselnd beigelegt werden.

Man würde sich sehr irren, wenn man das Verfahren – irgend einem ätherischen Oel, welches zu viel Kohlenstoff enthält, eine Flüssigkeit von geringem Kohlenstoffgehalt, wie Alkohol, Methylen (Holzgeist) oder Aether zuzusetzen, um eine Mischung zu erhalten, die man Alkoholat (Leuchtspiritus) benennen kann und welche mit nicht rußender und sehr weißer Flamme brennt – als etwas Neues betrachten wollte.87)

Die ätherischen Oele, deren man sich zu solchen Mischungen bedienen kann, sind das Terpenthinöl, das Gastheeröl, das Naphthaöl, das Steinöl, das Oel aus dem Schiefer und aus Harzen. Damit aber beide Flüssigkeiten sich innig mischen und wechselseitig einander auflösen, muß der Alkohol beinahe ganz wasserfrei seyn, am 100theiligen Alkoholometer 98 Grade zeigen; ferner muß auch das ätherische Oel wasserfrei und über Kalk rectificirt seyn; widrigenfalls sie sich nicht mischen können. Würde in einer der beiden Flüssigkeiten ein gewisser Antheil Wassers zurückbleiben, so würden sie sich bald aus der Mischung abscheiden, in der Lampe die nach ihrem specifischen Gewichte ihnen zukommenden Stellen einnehmen und nothwendig in derselben Ordnung zum Verbrennen kommen; dadurch würden nacheinander zwei sehr verschiedene Flammen erhalten, wovon keine genügen könnte. Diejenige des wässerigen Alkohols wäre von blaßblauer Farbe, ohne Glanz; diejenige des ätherischen Oels rußend und von schwachem röthlichem Glanze.

Ohne uns hier bei den Verfahrungsweisen der Gewinnung jener erwähnten ätherischen Oele aufzuhalten88), haben wir hinsichtlich der Beleuchtung mit Leuchtspiritus mehrere Hauptpunkte zu erörtern; erstens die dazu anzuwendenden Apparate; dann die Vorzüge und Nachtheile des Systems an und für sich; endlich den Kostenpunkt.

Der Verbrennungs-Apparat ist eine Lampe, welche bloß in einem Reservoir (Behälter) besteht, in das ein voller, nicht geflochtener Baumwolldocht hinabreicht; das obere Ende dieses Dochts steht über den Behälter vor, wie bei den gewöhnlichen Weingeistlampen, wenn er nämlich dünn ist und die Lampe nur als Nachtlampe oder Nachtlicht dient; verlangt man aber große Helle, was meistens der Fall ist, so wird dieser Docht in eine Hülse von dünnem Messing gesteckt, welche auf den Behälter gepaßt und befestigt wird, über den sie um ein gewisses hervorsteht. Diese Hülse oder cylindrische Röhre ist an ihrem oberen Ende mit einer Scheibe geschlossen, welche mit symmetrisch gestellten sehr kleinen Löchern versehen ist. Dieser Cylinder ist ferner am Rand mit einer durchbrochenen Gallerte versehen, in welche die gläserne Zugröhre gesteckt wird, wie bei den Brennern der gewöhnlichen Argand'schen Lampen (Quinquets). Der Docht hat den Zweck, die capilläre Aufsteigung der Flüssigkeit zu bewirken. Ist nun der Apparat so vorgerichtet, so muß er angezündet werden. Um aber den Dampf der brennbaren Flüssigkeit entzünden zu können, muß er nothwendig vorher erzeugt, also der Leuchtspiritus in Dampf verwandelt werden, welche Verdampfung nur durch Temperatur-Erhöhung erfolgen kann. Um diesen Zweck zu erreichen, wird die Hülse oben mit einem Ring umgeben, welcher mit einem Metalldraht versehen ist, den man vorher in Weingeist tauchte, und nun entzündet. Die den Docht tränkende flüchtige Flüssigkeit verdunstet und der durch die erwähnten Ausstrahlmündungen entweichende Dunst entzündet sich an der Flamme des Ringes. Die Flammenstrahlen bleiben getrennt und vereinigen sich nicht zu einer einzigen Flamme wie bei den Gasbrennern, so daß der angezündete Brenner mehr oder weniger einer Artischocke ähnlich sieht, deren Blätter die Flammenstrahlen sind. Der Glascylinder hat den Zweck, den Flammenstrahlen die gehörige Richtung zu geben und die Verbrennung vollständiger zu machen.

Die ersten Brenner der Leuchtspiritus-Lampen waren sehr unvollkommen, indem man die Flamme weder reguliren noch auslöschen konnte, ohne in der Luft einen sehr unangenehm riechenden Dampf zu verbreiten. Hr. Robert, durch sein System der Oelbeleuchtung mit ununterbrochener Circulation bekannt, vervollkommnete auch diese Beleuchtungsart, sowohl hinsichtlich des Brenners als der gas- (dampf-) erzeugenden Flüssigkeit. Seine Leistungen verdienen eine besondere Erwähnung.

Erstens bemerkt er, daß man, um bei dieser Beleuchtungsweise eine stetige Regelmäßigkeit zu erzielen, für die Dimensionen der Brenner eine genaue und unabänderliche Norm, sowie für die Flüssigkeit eine hinsichtlich des Wasserstoff-, Kohlenstoff- und Sauerstoff-Gehalts immer gleichbleibende Zusammensetzung annehmen müsse, gleichviel aus welchen Substanzen dieser Leuchtspiritus bestehe, indem mancher Brenner, der mit einer gegebenen Flüssigkeit gehörig brennt, nicht mehr so fortbrennen wird, wenn man der ihn speisenden Flüssigkeit eine andere Zusammensetzung gibt und umgekehrt. Hr. Robert war einer der ersten, die fanden, daß zu einer möglichst guten Verbrennung der Alkohol absolut und das Terpenthinöl rectificirt und möglichst rein seyn muß; daß schon eine sehr kleine Menge Wassers im Gemisch das Oel in seiner Zusammensetzung modificiren, feste, harzartige Substanzen erzeugen und die Apparate beschmutzen kann. Auch kam er zuerst darauf, daß der Holzgeist den Alkohol bei Bereitung des Leuchtspiritus sehr wohl vertreten kann, und daß auch andere flüchtige Oele statt des Terpenthinöls benutzt werden können.

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Vorzüglich aber waren es die Brenner selbst, die er glücklich verbesserte. Bei den von ihm construirten Lampen circulirt der brennbare Dampf, ehe er an die Löcher gelangt, durch welche er entweicht, in dem kreisrunden Raum zwischen zwei concentrischen Röhren, welcher Raum von außen unmittelbar durch die Flamme des Brenners erhitzt wird und eine Art Retorte bildet, worin der Dampf eine gewisse Zersetzung erleidet und sich, wo nicht ganz, doch wenigstens theilweise in wirkliches Gas verwandelt. Man sehe Fig. 1; B ist der Docht; der im Raume A, H gebildete Dampf steigt hinauf in die Röhre C, wieder herab in den kreisförmigen Raum D, tritt dann in den Raum E und entweicht durch die Löcher F. Der Raum E bildet, so wie auch der kreisförmige Raum, einen Isolator, indem er sich der directen Fortpflanzung der Wärme in den Dampfraum A, H widersetzt. Diese Anordnung verhindert, daß die Spannung und Erzeugung des Dampfs überhand nehme und ertheilt der Flamme eine absolute Unbeweglichkeit. Der Raum E, sowie der kreisförmige Raum, welchen der Dampf durchzieht, dient als Reiniger, indem sich hier alle fremdartigen Körper und die durch die Destillation etwa mit gerissenen

Theilchen der Flüssigkeit absetzen.

In Fig. 2 sieht man die Vorrichtung zum Auslöschen der Lampe mit Vermeidung der oben bezeichneten Uebelstände. Eine mit einem kleinen Knopfe endigende Stange K gibt der Röhre B, G zugleich eine longitudinale und spiralförmige Bewegung; diese Röhre aber beherrscht den Kegel E, welchen man dadurch nach Belieben herunterlassen und so die Oeffnung für den Dampfaustritt verstopfen kann, wenn man die Lampe auslöschen will; A stellt die Gallerie (den Kranz) für das Glas dar.

Die erwähnte Beweglichkeit der Röhre ist unerläßlich, um sie losmachen zu können, wenn sich etwas angelegt hat; dieß wird durch zwei einfache feste Stückchen, eine Gabel und ein Zäpfchen bewerkstelligt. Die Form des kleinen Zapfens ist an und für sich schon ein Mechanismus, durch welchen die Röhre, in dem einzigen Fall, wo es nothwendig ist, herausgenommen werden kann, ihr Heraustreten aber während der Bewegung, bei welcher sie mit dem Ganzen in Verbindung bleiben muß, beständig verhindert wird.

Dieser Brenner kann auch, wie die Fig. 3 zeigt, so modificirt werden, daß man die Flamme vom stärksten Licht bis zur Helle einer bloßen Nachtlampe reguliren kann. Das Auslöschen dieses

Brenners veranlaßt keinen Geruch und geschieht nicht plötzlich, so daß man das Zimmer verlassen kann, ohne im Dunkeln zu seyn, selbst nachdem man den Knopf schon umgedreht hat, um die Lampe auszulöschen.

Seine Einrichtung beruht darauf, daß die Röhre D, D (Fig. 3), welche auf die im Brenner enthaltene Flüssigkeit die von der Flamme empfangene Wärme fortpflanzt, davon um so mehr zur Verdampfung bringt, eine je größere Heizfläche sie dieser Flamme darbietet.

Durch das Umdrehen des Knopfes und mittelst der ebenerwähnten Bewegung kann man die Röhre N und den obern Theil des Brenners V, F auf- oder abwärts reiben, wodurch der von der Flamme erhitzte Theil der Röhre D mehr oder weniger verkürzt wird und der Lampe mehr oder weniger Flamme läßt. Wenn die Röhre D ganz in der Röhre V steckt, so erhält der Brenner keine Wärme mehr und die Flamme würde augenblicklich erlöschen, wenn nicht die schon erlangte Wärme noch etwas Flüssigkeit verdampfen würde; allein diese ist bald erschöpft und mit ihr hört die Dampf- und Flammenbildung auf, ohne daß der Brenner Geruch verbreitet.

Offenbar wird bei der Einrichtung dieses Brenners nicht nur durch die Verkleinerung des der Flamme ausgesetzten Theils der Röhre D, sondern auch durch das Entfernen der Flamme selbst vom Spiegel der Flüssigkeit die Verdampfung, und mithin auch die Verbrennung, verlangsamt. Die Röhre D, D muß nothwendig von Platin seyn, weil jedes andere Metall sich oxydiren und so verkrümmen würde, daß kein genauer und dichter Schluß mehr statt fände, während es bei Platin nicht im geringsten Luft gibt. Der hohe Preis der Platins vertheuert diesen Brenner um 10 Frcs.; auch ist diese Einrichtung minder im Gebrauch als die vorhergehende.

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Wir gehen nun zur Würdigung dieser Beleuchtungsart über.

Die Lampe ist durch ihr geschmackvolles Aeußere ein Luxusgegenstand geworden, wozu die Durchsichtigkeit des krystallenen Reservoirs und die Vergasung der Flüssigkeit nicht wenig beitrugen. Ob aber dieses System in jeder Hinsicht gut und nützlich ist und vor den anderen Beleuchtungsarten hinsichtlich der Kosten den Vorzug verdient, das soll im Folgenden untersucht werden.

Die Flamme ist schön weiß, gibt keinen Ruß und wenig oder gar keinen Geruch. Der im Brenner steckende Docht thut mehrere Tage seinen Dienst, ohne daß man ihn jeden Tag frisch herzurichten braucht, wie bei den Oelbrennern (Hr. Robert empfiehlt ihn alle 8 Tage zu erneuern); endlich beschmutzt man sich mit diesen Lampen nicht wie bei Behandlung der Oellampen. Da ferner das Oel immer Schleimtheile enthält, die sich nicht verflüchtigen und den Docht beschmutzen, so muß bei den Oelbrennern, nachdem sie mehrere Stunden leuchteten, eine Verminderung der Lichtintensität ohne Verminderung der Kosten eintreten, was beim Leuchtspiritus nicht der Fall ist. Auch gereicht es letzterm zum Vortheil, daß die Oellampen, ihre Reparaturen, und ihr Unterhalt theurer sind, und daß eine Oellampe, welche man nur selten anzündet, keine guten Dienste verrichten kann in Folge des nachtheiligen ordnenden Einflusses der Luft auf das Oel, welches dann beim Verbrennen eine schwer verbrennliche, die Poren des Dochts verstopfende Kohle erzeugt.

Leider aber sind diese Vorzüge der neuen Lampen von Uebelständen begleitet, welche wir ebenfalls nicht verhehlen dürfen. Diese sind erstens der unvermeidliche Geruch der flüssigen Mischung, welcher anhaltende Geruch vom ätherischen Oel herrührt und so stark ist, daß wenn man das Unglück hat, in einer Stube eine Lampe umzuwerfen, oder Leuchtspiritus zu verschütten, man diese Stube auf wenigstens einen Tag verlassen muß; zweitens daß man in der Regel eine gewisse Quantität dieser Flüssigkeit in Vorrath zu Hause haben muß, weil man sie nicht, wie das Lampenöl, bei allen Krämern findet, und auch nicht so bald finden wird. Endlich ist diese Flüssigkeit, da sie sehr flüchtig und sehr entzündlich ist, und sich bei höherer Temperatur wegen ihrer leichten Verdunstung selbst von der Ferne her entzünden kann, etwas feuergefährlich, ein bei der Fahrlässigkeit der meisten Dienstboten sehr zu berücksichtigender Umstand. Ein Fall ist uns bekannt, wo im letzten Winter eine solche Lampe, bei deren Licht eine Frau arbeitete, aus Unvorsichtigkeit umgeworfen wurde und zerbrach; die aus dem Reservoir ausgeflossene Flüssigkeit entzündete sich und verbrannte auf eine gräßliche Weise die arme Frau, welche allein war, die Besinnung verlor und nach schrecklichen Schmerzen den Geist aufgab. Die Feuersgefahr ist sonach der gewichtigste Einwurf, welchen ich gegen die Anwendung der vergasbaren Flüssigkeiten zur Beleuchtung zu machen habe.

Wir müssen bei dieser Gelegenheit eines von Hrn. Robert erfundenen Eingießkännchens erwähnen: der Henkel desselben ist hohl und seine beiden Enden haben, das eine ganz nahe beim Halse des Gefäßes, das andere gegen die Mitte seines Innenraums, Oeffnungen, so daß die Luft in die Eingießkanne beim Entleeren derselben durch die Handhabe, und nicht, wie bei den gewöhnlichen Gefäßen, durch den Hals eintritt; hiedurch wird das Gluckgluck, und folglich auch das Umherwerfen der stets übelriechenden Flüssigkeit vermieden. Um die Feuersgefahr zu vermindern, sind die Mündungen mit Drahtgeweben überzogen, so daß das Feuer nicht zur Flüssigkeit in das Kännchen hineinschlagen kann.

Wir haben bisher immer eine richtig zusammengesetzte Flüssigkeit (mit rectificirtem ätherischem Oel) vorausgesetzt; leider liefern die Leuchtspiritus-Verkäufer den Consumenten nicht immer eine normale Flüssigkeit, sowohl ihre Leuchtkraft, als ihre Reinheit anbelangend. So ist das Methylen (der Holzgeist) nicht immer frei von Aether, welcher sich leicht säuert und dann das Metall der Lampe angreift. Einige behaupten, daß gewisse Sorten Leuchtspiritus beim Verbrennen viel Kohlenoxyd, eine sehr schädliche Gasart, liefern.

Nun handelt sich's noch um den Kostenpunkt. Die Leuchtkraft der Leuchtspirituslampen hängt von den Verhältnissen des Brenners und der Menge der verbrannten Flüssigkeit ab. Gegenwärtig (bei der Besteuerung des Alkohols) kostet 1 Liter Leuchtspiritus in Paris 1 1/2 Fr. und bei diesem Preis verzehrt eine Lampe mit sieben Strahlen, welche ein Licht gleich jenem einer Carcel-Lampe gibt, ungefähr um 8 Cent. Flüssigkeit (nahezu 60 Gramme), was viel höher kömmt als die Oelbeleuchtung.

Sehen wir, ob dieser Aufwand bedeutender Modificationen fähig ist. Das Hektoliter, behufs der Auflösung des ätherischen Oels, rectificirten Alkohols kostet im Durchschnitt 70 Fr. (gegenwärtig 90 Fr. in Folge zweier schlechten Weinjahre); dazu kommen aber für Paris noch 80 Fr. per Hektoliter für Eingangs- und Consumtionssteuer, was den Preis des Hektoliters für Paris auf 150 Fr. erhöht. Das Hektoliter ätherisches Oel von ungefähr 25°, gleichviel welchen Ursprungs, kann im Handel jetzt 75 Fr. kosten. Da nun für die Leuchtflüssigkeit 2 Volume Alkohol und 1 Volum ätherisches Oel erforderlich sind, so kommt das Hektoliter der Mischung auf 125 Fr., also – 25 Fr. Nutzen für den Fabrikanten der Flüssigkeit gerechnet, was nur billig ist – auf den gegenwärtigen Preis.

Die Leuchtspiritus-Fabrikanten, so wie die Weinbauer kamen um die Befreiung von den Consumtions- und Octroiabgaben für den zu dieser Beleuchtung bestimmten Alkohol ein, wobei sie sich aber verbindlich machten ihn zu denaturisiren und zum Trinken unbrauchbar zu machen. Die Kammern ließen dem Principe nach dieser Reclamation Gerechtigkeit widerfahren, indem sie es der Regierung überließen, ein Reglement über die Bedingungen und die Grundlagen der Denaturisirung des für Gewerbe und Industrie bestimmten Alkohols festzusetzen. Es waren also Denaturisationsmittel ausfindig zu machen; die Société d'Encouragement lenkte hierauf die Aufmerksamkeit der Chemiker; das einfachste der im Bericht des Hrn. Payen 89) angegebenen Denaturisationsmittel ist die Beimischung von 5 Proc. Steinkohlentheeröl zum Alkohol. Die Frage wurde dem Berathungs-Comité für Gewerbe und Fabriken vorgelegt, welches dieses Verfahren aber nicht zureichend erachtete, um die Wiederbrauchbarmachung des Alkohols zum Getränk zu verhindern; denn die Regierung macht gegenwärtig der Kammer den Vorschlag, die Abgabe auf Alkohol um 25 Fr. per Hektoliter zu reduciren, indem die Kosten der Wiederbrauchbarmachung

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sich auf 30 Fr. belaufen. Andererseits kündigte Hr. Robert an, daß er ein sehr einfaches und wenig kostendes Mittel entdeckt habe, den Alkohol zu denaturisiren, welches wir aber nicht kennen.

Nach unserer Ueberzeugung enthält bei den von der Regierung festgesetzten Mitteln zum Denaturisiren des Alkohols die Flüssigkeit zu viel Steinkohlenöl, um zu den meisten technischen Zwecken noch brauchbar zu seyn. Zur Beleuchtung ist solcher Alkohol zwar tauglich, aber die Preisverminderung ist in dieser Hinsicht nicht bedeutend genug, daß er die Concurrenz mit dem Oel aushalten könnte.

Bei Beantwortung dieser Frage kommen überhaupt wichtige und verwickelte Interessen ins Spiel. Die Beleuchtung mittelst Leuchtspiritus kann wegen ihrer Neuheit und der damit verbundenen Uebelstände, wegen des übeln Geruchs und der Entzündbarkeit des Leuchtspiritus eine allgemeine Einführung nur dann hoffen, wenn sie um ein Bedeutendes wohlfeiler kömmt, als die Beleuchtung mit Oel. Ihre Verbreitung würde der Alkohol-Fabrication eine sehr große Ausdehnung geben, welche nicht nur den Weingegenden nützlich wäre, sondern außer dem Wein auch die Anwendung anderer Urstoffe zur Alkoholbereitung, z.B. der Runkelrüben und Kartoffeln, zur Folge haben; vielleicht mit Verminderung des Anbaues von Oelsamen. Andererseits ist zu beachten, daß der Talg und die Oele des Inlands die Consumtion nicht decken und die jährliche Einfuhr dieser Producte sehr groß ist; daß folglich der Landwirthschaft kein Schaden zugefügt würde, wenn man den Leuchtspiritus an die Stelle dieser Beleuchtungsurstoffe treten ließe, welche wir vom Ausland beziehen. Andererseits muß auch das Interesse des Staatsschatzes berücksichtigt werden; es geht durchaus nicht an, daß unter dem Vorwand der Beleuchtung die Abgabe für einen Theil des zum Getränt bestimmten Alkohols defraudirt werden könne. Endlich muß auch Gleichheit erhalten werden hinsichtlich des Stadtzolls (Octroi) bei den verschiedenen zum Beleuchten dienenden Substanzen.

So betragen für Paris die Eingangszölle mit Inbegriff der Zehentsteuer:

für das Hektoliter Oel 22 Fr. „ Terpenthinöl 11 „ „ Steinkohle 0,33 „ 100 Kilogramme Talg 3,30 „ „ Stearinsäurekerzen 8,25 „

Wenn die Abgabe auf einen dieser Artikel aufgehoben oder vermindert wird, so fordert es die Billigkeit auch für die andern.

Es gehören indessen diese Fragen mehr in die Oekonomie als in die Technologie, und ihre Erörterung liegt unserm Gegenstand weniger nahe. So viel ist gewiß, daß gegenwärtig in Frankreich die Beleuchtung mit Leuchtspiritus mit der Oelbeleuchtung nicht concurriren kann und folglich dem Luxus angehört.

Man schlug vor, statt des Alkohols, um die Abgaben zu umgehen, Aether, und zwar Schwefeläther zu dieser Beleuchtung anzuwenden, und die HHrn. Bodson und Laugier nahmen darauf ein Patent. Allerdings dürfte der Aether ohne Zollabgabe wohlfeiler kommen als der Alkohol; bis jetzt aber erlaubte sich der Fiscus, die Mischung aus Aether und ätherischem Oel ebenso wie die mit Alkohol zu besteuern.

Zwischen der Beleuchtung mit Leuchtspiritus und mit Gas haben wir keine Parallele gezogen, in der Ueberzeugung, daß dieses neue System nicht mit dem Gas, sondern nur mit dem Oel concurriren will und kann.

Der Gasogen-Beleuchtung droht übrigens eine Concurrenz durch die Anwendung der flüssigen Kohlenwasserstoffe oder reinen ätherischen Oele.

Wir sagten im Eingang dieses Artikels, daß eines der vorgeschlagenen Mittel, um das Rauchen der ätherischen Oele beim Brennen zu verhüten, darin bestehe, auf die von ihnen erzeugte Flamme eine hinreichende Menge Luft strömen zu lassen, damit der im Ueberschuß vorhandene Kohlenstoff nicht der Verbrennung entgehen, sich absondern und Ruß bilden könne, sondern sich mit dem Sauerstoff der zuströmenden Luft verbinden muß. Statt zur Flamme Luft treten zu lassen, kann man recht gut auch den Dampf des Oels mit Luft vermischen und dann dieses Gemisch entzünden.

Wir müssen nun zuvörderst bemerken, daß letzteres Verfahren viel ökonomischer und rationeller ist als das erstere, welches darauf hinauslauft, dem ätherischen Oel eine Substanz von geringem Kohlenstoffgehalt zuzusetzen, wodurch nicht nur die Kosten vermehrt werden,90) sondern auch die Intensität des Lichts vermindert.

Das Steinkohlen-, Schiefer- und Terpenthinöl für sich allein und ohne Rauch verbrennen zu können, ist ein Problem von großer Wichtigkeit. Es sind dabei bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden, von welchen viele schon sich wieder abschrecken ließen, und nur einige erhielten durch große Beharrlichkeit wichtige Resultate, welche wir ohne den Gegenstand erschöpfen zu wollen, mittheilen.

Vor allem müssen wir bemerken, daß es verschiedenartige ätherische Oele gibt, die aus demselben Urstoff gewonnen werden; daß bei der Destillation der Steinkohle, des Steinkohlentheers, des Schiefers, die flüchtigsten, leichtesten und flüssigsten Oele zuerst übergehen; ihre

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Dünnflüssigkeit und Leichtigkeit nehmen beim Fortschreiten der Destillation ab und die letzten sich verflüchtigenden Producte sind beinahe zähe, können beim Erkalten wie die Fette in festen Zustand übergehen, und enthalten viel Naphthalin und Paraffin. Ohne hiebei länger zu verweilen, bemerken wir, daß wir im folgenden unter Steinkohlen- oder Schieferöl ein solches von ungefähr 0,84 Dichtigkeit, welches 26° am Aräometer zeigt, verstehen. Die darauffolgenden Destillationsproducte sind weniger flüchtig und eines der letzten vom Steinkohlentheer nannten einige todtes Oel (huile morte).

Offenbar beruht die Lösung des Problems der Verbrennung der ätherischen Oele für sich allein auf einer zweckmäßigen Einrichtung der Lampe; sprechen wir daher von den vorzüglichsten bis jetzt construirten. Einige, die sich mit diesem Gegenstand beschäftigten, arbeiteten darauf hin, nicht nur Oele die mehr oder weniger ätherisch sind, sondern auch todtes Oel zu brennen.

Im Jahr 1834 construirte Hr. Beale 91) in London eine Lampe, in deren kelchförmigen Brenner besagtes todte Oel zu constantem Niveau in die Höhe steigt. Mittelst etwas Alkohol entzündet man die Oberfläche dieses Oels und ein umgekehrt kegelförmiges Zugrohr zieht an die Flamme einen Luftstrom, welcher mittelst einer kleinen Röhre durch die Flüssigkeit im Kelch zieht und auf dieser Flamme einen Wirbel hervorbringt, so daß sie also mit Luft vermischt wird und ziemlich gut brennt.

Bald darauf verband sich Hr. Busson-Dumaurier mit Hrn. Beale, welche mit einander ein Verfahren entdeckten, ätherische oder andere Oele im Innern eines Brenners in Dampf zu verwandeln und dem erzeugten Dampf vor dessen Verbrennung eine gewisse Menge Luft beizumengen. Ihre Lampe bestund für den gewöhnlichen Gebrauch aus einem umgestürzten Reservoir, mittelst dessen die Flüssigkeit einen oben mit einer durchlöcherten Scheibe verschlossenen dochtlosen Brenner in constantem Niveau speiste; durch die Löcher tritt das Dampf- und Luftgemenge aus, welches nach dem Entzünden nicht nur das Licht gibt, sondern auch zugleich die erforderliche Wärme, um das Oel in Dampf zu verwandeln. Der Brenner ist in zwei Theile getheilt, wovon einer über den andern hingleitet, so daß er nach Bedarf verlängert oder verkürzt werden kann. Die innige Vermengung der Luft mit Dämpfen von großem Kohlenstoffgehalt, deren Dichtigkeit 4 bis 5mal so groß als diejenige der atmosphärischen Luft ist, in demselben Brenner, in welchem die Flüssigkeit sich in Dampf verwandelt, machte jedoch Schwierigkeiten. Die HHrn. Beale und Busson-Dumaurier trieben die Luft in den Brenner unter einem constanten Druck von ungefähr 3 Cent. Wassers mittelst eines außerhalb des Etablissements angebrachten Blasebalgs, Ventilators oder Gasometers. Diese Luft wurde in den Brenner durch ein Röhrchen geführt, welches durch das ätherische Oel ging und dessen Mündung war, statt gegen den Obertheil des Brenners, gegen die Oberfläche der Flüssigkeit gerichtet, so daß die gegen diese Oberfläche getriebene Luft sich mit dem erzeugten Dampf gewaltsam mengte und ihn in gehöriger Proportion mitriß; mittelst eines gewöhnlichen Hahns regulirte man die einziehende Luftmenge.

Da die HHrn. Beale und Busson-Dumaurier mit demselben Brenner alle bei der Destillation des Theers erhaltenen Oele consumiren wollten, diese verschiedenen Oele aber bei sehr verschiedenen Graden verdampfen, so mußten sie letztern Umstand bei der Construction ihres Brenners berücksichtigen. Aus diesem Grunde schob sich ein Theil desselben über den andern, so daß, um die Verdampfung zu befördern oder aufzuhalten, die Flamme nach Belieben näher oder weiter gerückt werden konnte. Die Einrichtung dieses Apparats, über welchen wir uns nicht weiter verbreiten, weil ein anderer, vortheilhafterer, an dessen Stelle trat, ist sehr sinnreich; die Flamme war sehr glänzend, doch nicht ganz rußfrei; außerdem war die Anwendung eines Blasebalgs, Ventilators oder Gasometers, welche dem Brenner Luft zuführten, sehr kostspielig und unbequem.

Hr. Busson-Dumaurier, mit seinen Resultaten zu leicht zufrieden, kam nach Frankreich und Paris, in der Hoffnung, daß sein Beleuchtungs-System nicht nur für Straßen, Höfe etc. eingeführt werde, sondern auch im Innern der Wohnungen. Er stellte damit in der Straße Laffitte öffentliche Versuche an. Eines Abends hatte sich eine ziemliche Anzahl Leute, unter welchen elegant gekleidete Damen, bei ihm eingestellt, um diesen Versuchen beizuwohnen. Anfangs ging alles zur Zufriedenheit; das Licht war intensiv und sehr hübsch und zwar etwa 1/2 Stunde lang, als mit einem Mal eine der Damen auf ihrem weißen Kleide einen kleinen schwarzen Punkt gewahr wurde, den sie mit der Hand abschütteln wollte; allein durch die Reibung verwandelte sich der Punkt in einen schwarzen Strich; später bemerkte sie mehrere solche schwarze Punkte, die ebenfalls Striche gaben. Als die übrigen Damen dieß sahen, entflohen sie unter panischem Schrecken.

Busson konnte daraus die Ueberzeugung schöpfen, daß sein Apparat noch nicht die nöthige Vollkommenheit für die Anwendung besitze, und verband sich, um diesen Zweck zu erreichen, mit dem Lampenfabrikanten Hrn. Rouen; sie acquirirten vorerst das Privilegium des Hrn. Lebreton, der sich nicht ohne Erfolg mit der Beleuchtung mittelst flüssiger Kohlenwasserstoffe abgegeben hatte, und arbeiteten beharrlich an der Vervollkommnung der Brenner. Nach vielen Versuchen blieben sie zuletzt bei folgendem Brenner stehen, benutzen aber nur die bei der Destillation der Steinkohlen, des bituminösen Mergelschiefers oder des Theers übergehenden flüchtigsten Oele, welche wenigstens 25° am Aräometer zeigen. (Man vergl. polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S. 465.)

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Fig. 4 zeigt diesen Brenner. A ist dessen unterer Theil, welcher unten mit einer Röhre in Verbindung steht, die die Flüssigkeit aus einem Reservoir mit unveränderlichem Niveau herführt. Ein an dieser Röhre angebrachter Hahn hebt nach Belieben die Verbindung zwischen dem Reservoir und dem Brenner auf, welcher letztere höher steht als der Hahn. Auf den Theil A kömmt der Kopf des Brenners, und diese beiden Stücke sind durch eine Scheidewand getrennt, auf welcher sich ein Aufsatz B mit kleiner Mündung befindet. Die Wände C, C des Brennerkopfs sind von ziemlich dickem Kupfer, also einem sehr guten Wärmeleiter. Etwas über der Scheidewand sind die Wände im Umkreis mit mehreren Oeffnungen c, c versehen, welche die atmosphärische Luft zutreten lassen; diese Oeffnungen konnte man mittelst eines außerhalb des Cylinders angebrachten Ringes in ihrem Querschnitt nach Belieben vermindern. Die Figur zeigt kleine Stäbchen, welche den Kopf des Brenners mit dem untern Theil vereinigen; über dem Aufsatz B befindet sich eine Glas- oder Zugröhre b. Der Theil des Kopfs, welcher diese Zugröhre b umgibt, bildet eine Art Kammer oder Reservoir, dessen Wände mit einem Drahtgewebe belegt sind (das durch Punktirung angezeigt ist). D, D sind die auf der Peripherie des Kopfes in unbestimmter Zahl angebrachten Oeffnungen von 2–3 Millimeter Durchmesser. Auf dem äußersten Theil des obern Stücks E, E ist ein Deckpfropf F aufgeschraubt, um den Brenner innwendig reinigen zu können. Der Kopf des Brenners kann mit einer durchbrochenen Gallerie versehen seyn, um eine gläserne Zugröhre mit einer Verengerung aufsetzen zu können, welche die Luft auf die Flamme zu ziehen zwingt und so die Verbrennung vollständiger macht.

Der beschriebene Brenner wirkt nun auf folgende Weise: wie bei den Gasogen-Lampen muß damit begonnen werden, die Flüssigkeit in Dampf zu verwandeln. Zu diesem Behufe wird der Brenner mit einer Art Aeolipile (Dampfkugel) erhitzt, die wir sogleich beschreiben werden. Der Dampf nämlich erzeugt sich im Theile A, entweicht durch den Aufsatz B und reißt vermöge seiner Spannung die durch c', c' eintretende Luft mit sich. Dieses Dampf- und Luftgemisch dehnt sich zuerst in der Röhre aus und gelangt dann in den Kopf des Brenners, in welchem es eine gewisse, seine Vermischung befördernde, wirbelnde Bewegung bekommt, und

zuletzt verbinden sich Dampf und Luft noch inniger durch die kleinen Löchlein des Drahtgewebes, durch welche sie treten müssen, um an die Ausstrahlöffnungen D, D zu gelangen, über welchen man sie anzündet.

Es versteht sich, daß der Hahn dabei geöffnet seyn muß; die Flüssigkeitssäule des Reservoirs übt auf die in A enthaltene Flüssigkeit einen constanten Druck aus, so daß der Dampf unter dem Einfluß dieses zur guten Function des Brenners nothwendigen Drucks austritt. Die Wände c, c theilen der Flüssigkeit in A jeden Augenblick die zu ihrer Verdampfung nöthige Wärme mit. Der Brenner regulirt sich selbst in Folge seiner Einrichtung; angenommen, es sey eine zu große Menge Flüssigkeit verdampft, so treibt die größere Spannung des gebildeten Dampfs die Flüssigkeit vom Theile A in das Reservoir zurück und entfernt sie von der Wärme-Quelle, was die Verdampfung wieder vermindert.

Die Erfinder haben die Dimensionen so berechnet, daß die Menge des in Dampf verwandelten Kohlenwasserstoffs dem Bedürfniß der Verbrennung entspricht. Die Menge der Luft, welche sich mit dem Dampf vermischt, soll sich behufs einer geeigneten Verbrennung wie 3 zu 4 verhalten.

Das Drahtgewebe hat außer dem angegebenen Zweck auch den Nutzen, zu verhindern, daß die Flamme in den Brenner auf das Dampf- und Luftgemisch zurückschlägt, welches explosiv seyn könnte.

Um den Brenner vor dem Anzünden zu erhitzen, bedienen sich die Erfinder, wie gesagt, einer Art Aeolipile, die eigentlich nichts als ein großer, dem obigen sehr ähnlicher Brenner, jedoch mit horizontaler Flamme ist.

Fig. 5 zeigt den summarischen Durchschnitt dieses Brenners, welcher unten mit dem Reservoir mit unwandelbarem Niveau in Verbindung steht, wie schon erklärt wurde. Die Flüssigkeit gelangt in den Raum A, in dessen oberem Theil sich eine cylindrische Oeffnung befindet, die in der Figur durch den Raum zwischen A und A' angezeigt ist. Vom obern Theile A' aus geht eine kleine Röhre B; dieselbe hat eine Oeffnung O, durch welche der durch die Hitze der Flamme gebildete Dampf austritt, der unmittelbar den Raum A und folglich die Flüssigkeit erhitzt. Der entweichende Dampf tritt in den cylindrischen Raum und zieht so viel Luft mit sich, als zur Verbrennung des verdampften Kohlenwasserstoffs erforderlich ist; das Gemisch wird wie gewöhnlich angezündet. Die Erfinder empfehlen diese horizontale Flamme auch zum Beleuchten der Leuchtthürme und Schiffe.

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Einer ihrer gewöhnlichen Brenner consumirt in der Stunde ungefähr 60 Gramme flüssigen Kohlenwasserstoffs. Die Versuche auf dem Platze des Museums ergaben eine Consumtion von 70 Grammen (von der oben angegebenen Dichtigkeit), welche bei 85° C. ins Sieden kamen.

Wir gehen nun zur Beurtheilung dieser Beleuchtungsart über.

Die Vorrichtungen sind unstreitig sehr sinnreich. Die Flamme dieser Brenner ist weißer und glänzender als die der Oelbrenner, ihr Licht steht aber an Weiße und Glanz der Gasflamme nach. Wir sind überzeugt, daß diese Erfindung zur Straßen-Beleuchtung für das Oel eine gefährliche Concurrenz bilden und in Anstalten, wo die Verhältnisse die Errichtung eines Gasometers nicht gestatten, selbst die allgemeine Beleuchtung mit Gas vertreten kann. Doch dürfen wir nicht verhehlen, daß diese Brenner noch nicht rußfrei sind, was im Freien schon unangenehm, in Zimmern, Magazinen etc. aber ein unübersteigliches Hinderniß ihrer Anwendung ist. In Stationshöfen, Werkstätten etc. verwendet man sie in besondern Laternen, wovon eine in Fig. 6 abgebildet ist. C ist der Helm; das Flüssigkeit-Reservoir ist in R, und die Flüssigkeit wird durch die Röhre t dem Brenner B zugeführt. Das Reservoir darf nicht unmittelbar auf den Helm gesetzt werden, sondern muß davon getrennt seyn, damit die Hitze der Flamme nicht auf die Flüssigkeit wirkt.

Uebelstände sind nun 1) das mehr oder weniger bedeutende Rußen; 2) die dem Anzünden nothwendig vorausgehenden Operationen, indem zum Anzünden von Gaslaternen bei weitem nicht so viel Zeit erforderlich ist. Das Anzünden frischer Brenner erfordert 2 Minuten, die Zeit inbegriffen, welche der Anzünder braucht, um von einem Brenner zum andern zu gehen. Dazu käme noch, im Innern der Häuser, der Geruch der Flüssigkeit, nicht der brennenden, sondern wenn solche aus Unvorsichtigkeit verschüttet wird, welcher Geruch viel widerlicher ist als derjenige des Leuchtspiritus; endlich die Nothwendigkeit, eine sehr brennbare Flüssigkeit im Hause zu haben. Hinsichtlich der Uebelstände des Leuchtspiritus und der Kohlenwasserstoffe, nämlich ihres Geruches und des Rauchens, müssen wir jedoch bemerken, daß das Gas, wenn es nicht gut gereinigt – was oft der Fall ist – sie ebenfalls besitzt. Die Explosionen des Leuchtgases – worin Paris das traurige Privilegium zu haben scheint – sind der Leichtentzündlichkeit der ätherischen Oele gegenüber zu berücksichtigen.

Nun haben wir noch den Kostenpunkt zu betrachten. Unstreitig stellt sich schon gegenwärtig diese Beleuchtung wohlfeiler als diejenige mit Oel, weil die ätherischen Oele des Hrn. Selligue, aus dem Schiefer zu Autun bereitet, auf 40 Fr. per 100 Kilogr., und das Theeröl zu Paris auf ungefähr 75 Fr. zu stehen kömmt. Hr. Rouen behauptet, den flüssigen Kohlenwasserstoff noch viel wohlfeiler herstellen zu können durch Destillation der Steinkohle in den Gruben selbst (oder in geringer Entfernung davon) bei niederer Temperatur, so daß sich die Leuchtflüssigkeit auf 20 Fr. per 100 Kilogr. stellen würde. Doch hat sich dieß noch nicht hinreichend durch Erfahrung bewährt.

Hr. Ménage nahm vor einem Jahr ein Erfindungspatent auf eine Lampe zum Brennen der ätherischen Oele des Schiefers, Theers, Terpenthins etc. Diese Lampe, deren Eigenthum er seitdem an den Lampenverfertiger Breuzet, rue du Bac zu Paris, abgetreten hat, hat nicht zum Zweck, die Flüssigkeit zu verdampfen; sie hat einen geflochtenen Docht, welcher in ein Reservoir von ziemlich großem Durchmesser hinabreicht. Die Luft unterstützt die Verbrennung erst, nachdem sie durch eine mit sehr kleinen Löchern versehene metallene Gallerie (etwa auch ein Drahtgewebe) getreten ist, welche sich unterhalb der Flamme befindet; die Flamme erhitzt also die Luft durch ihre strahlende Wärme. Etwas oberhalb der Flamme, innerhalb des Glases, befindet sich eine metallene Scheibe, welche ins Rothglühen kommt und den Zweck hat, den der Verbrennung in der Flamme selbst entgangenen Kohlenstoff zum Verbrennen zu bringen. Das Glas

endlich hat eine Verengung, welche die Luft zwingt an das Ende der Flamme hinzuströmen, so daß an dieser Stelle die Verbrennung sehr lebhaft wird.

Man fand, daß die Verbrennung in dieser Lampe mit gehörig rectificirtem Terpenthinöl sehr befriedigend vor sich ging; solches ist unerläßlich. Die Flamme ist alsdann recht weiß, nicht hoch und verbreitet sehr viel Licht; sie ist aber nicht wohlfeiler als die Beleuchtung mit Oel, sondern theurer. Das Schieferöl wurde ebenfalls versucht; bis jetzt aber scheint es, nach Hrn. Ménage, daß dessen Reinigung noch nicht so weit gelang, um eine gute Verbrennung zu erzielen. Uebrigens findet man, wenn man flüssige Kohlenwasserstoffe in Lampen mit Dochten brennt, daß der Docht sehr bald schmierig wird, wenn das ätherische Oel nicht bestmöglich gereinigt ist. Diesen Uebelstand beobachtete auch der Chemiker Kurz in London, welchem eine sehr einfache Lampen-Einrichtung vorschlug, die wir nun beschreiben wollen.

Fig. 7 ist der Verticaldurchschnitt einer Lampe mit plattem Docht; a, a die Flüssigkeit enthaltendes Reservoir; b, b conisches Stück von Metall oder Glas, dessen oberer Theil den Brenner über dem Dochte umhüllt, damit die Luft, welche in den Raum zwischen letzterm und dem Körper der Lampe eindringt, in die Mitte der Flamme gelangt, wodurch ihre Intensität vermehrt wird. c Ventil, welches innerhalb des Kegels angebracht ist, aber von außen regiert

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wird. Durch Oeffnen oder Schließen dieses Ventils c und eines andern d, welches sich ihm gegenüber befindet und woran ein mit einem Gewinde versehenes Stängchen e angebracht ist, wird der zur Verbrennung erforderliche Luftzug regulirt und die Flamme verlängert, ohne daß die Lampe merklich raucht. Die Pfeile zeigen die Richtung dieses Stroms. f ist der Dochtträger, welcher sich von den gewöhnlichen dadurch unterscheidet, daß der äußere Rand höher ist als der innere, so daß man beim Herrichten der Lampe den Docht dem äußern Rande entsprechend abschneidet, wodurch man ihn vollkommen gerade erhält.

Fig. 8 unterscheidet sich von Fig. 7 dadurch, daß hier zwei flache Dochte sind und das Ventil, welches den innern Luftstrom regulirt, im Fußgestell der Lampe, am Fuße der Röhre h angebracht ist, wo es durch das Stängchen d dirigirt wird. Es findet hier also ein doppelter Luftzug statt; der eine innen und der andere äußerlich, durch den Kegel b eindringend.

Anstatt der gewöhnlichen Luft hat man auch zur Unterhaltung der Verbrennung bei den Lampen mit flüssigem Kohlenwasserstoff zu besonderen Zwecken das Sauerstoffgas angewandt. Hr. Gaudin stellte nämlich in den Jahren 1838 bis 1840 sehr interessante Versuche an, um große Lichtherde zu erzeugen. Wir wollen bei der Idee dieses Gelehrten, eine ganze Stadt oder wenigstens ein Quartier mittelst einer einzigen Lichtquelle zu beleuchten92), nicht verweilen; den dagegen gemachten Einwurf finden wir sehr begründet, natürlich und unwiderlegbar, müßte man doch diesen Lichtherd in einer übermäßigen Höhe anbringen, wenn er alle Straßen und Stadtheile mit einiger Gleichförmigkeit beleuchten sollte.93)

Hr. Gaudin beschäftigte sich bei seinen Versuchen sehr viel mit dem sogenannten Drummond'schen Lichte, welches durch Verbrennung eines Gemisches von Sauerstoff und Wasserstoff über Kalk oder Magnesia erhalten wird. Die beiden Gase bilden, indem sie sich vereinigen, Wasser und bei dieser chemischen Verbindung wird viel Wärme und Licht entwickelt; kaum aber hat sich dieses Wasser gebildet, so verbindet es sich mit der vorhandenen Basis unter neuer Wärme- und Lichtentwickelung.

Hr. Gaudin war so vorsichtig, das Sauerstoff- und das Wasserstoffgas in zwei besondern Gasometern vorräthig zu halten, wovon einer mit einer am Brenner selbst ausmündenden Röhre versehen war, der andere aber mit einem erstere Leitung umhüllenden Rohr in Verbindung stand, ohne jedoch mit ihr selbst im geringsten zu communiciren. Auf diese Weise strömt, wenn der Apparat in Wirksamkeit ist, von den beiden Gasen das eine durch die mittlere Röhre, das andere durch den dieselbe umgebenden kreisförmigen Raum, und sie berühren sich erst im letzten Augenblick.

Damit aber die Verbrennung gehörig stattfindet, muß die Vermischung der Gase nicht nur ohne Gefahr der Explosion, sondern auch innig geschehen. Zu diesem Behufe bohrte Hr. Gaudin in die Röhren gegen ihr Ende hin zahlreiche convergirende Oeffnungen. Statt der Gaudin'schen Vorrichtung könnte man Desbassayn's Luftwasserstofflöthrohr (polytechn. Journal Bd. LXXVII S. 33) anwenden.

Statt des reinen Sauerstoffs und Wasserstoffs suchte Hr. Gaudin auch unter den in der Natur oder im Handel verbreiteten Substanzen diejenigen anzuwenden, bei welchen der eine oder der andere dieser Körper den Hauptbestandtheil ausmacht und die übrigen Bestandtheile von keinem besondern Einflusse sind. Er wählte deßhalb für den Sauerstoff die atmosphärische Luft und statt des Wasserstoffs den Alkohol, Aether und die ihn in großer Menge enthaltenden ätherischen Oele. Wie man sieht, haben diese Versuche einige Aehnlichkeit mit der Beleuchtung mit flüssigen Kohlenwasserstoffen.

Der von Hrn. Gaudin angewandte Kalk wurde auf eine von ihm erfundene Weise zubereitet; er hält ihn für eine aus sehr kleinen Krystallen bestehende Masse, wegen unzähliger auf seiner Oberfläche glänzender Facetten.

Es gelang Hrn. Gaudin, Terpenthinöl mit atmosphärischer Luft ohne allen Rauch zu verbrennen und er erhielt dabei eine Flamme, welche an Weiße die einer Carcellampe weit übertraf; mit Sauerstoff erhielt er zwar eine blendendweiße Flamme, welche einhundertundfünfzigmal so stark leuchtete, als das Steinkohlengas; allein was merkwürdig ist, das Rauchen derselben war schwer zu verhüten. Ein so starker Lichtglanz kann dem Auge nur schädlich seyn.

Das Gaudin'sche System fand noch keine Anwendung, weder zur öffentlichen, noch zur Privatbeleuchtung; hingegen empfiehlt es sich zur Beleuchtung des Focus der Mikroskope, wo es des Nachts die Wirkungen des Sonnenmikroskops ersetzt.

In gewissen Fällen jedoch könnte von dieser Beleuchtungsart Gebrauch gemacht werden; denn da die Erzeugung einer gegebenen Lichtmenge 100mal weniger Sauerstoff erfordert als das Leuchtgas, so ist es viel tragbarer. Zum Beleuchten der Postwägen, der Telegraphen, der Schiffe etc. kann man sich einigen Erfolg davon versprechen.

Gegen Ende des Jahres 1842 wurden zu Toulon auf Befehl des Marineministers Versuche über Beleuchtung mittelst Sideralgases zur See angestellt. Das im voraus bereitete Sauerstoffgas wurde in metallenen Recipienten, worin es auf mehrere Atmosphären comprimirt war, an Bord gebracht; auf jeden Recipient war eine Büchse von 1/2 Liter Rauminhalt geschraubt, welche Aether enthielt, durch den der Sauerstoff streichen mußte, welcher mittelst eines Boquillon'schen Regulators gleichmäßig aus dem Recipient entwich. Ein kupferner, silberplattirter Reflector von parabolischer Form war am Gasbrenner angebracht und konnte mittelst eines Kniegelenks nach allen Richtungen gedreht werden. Im Focus dieses Reflectors brannte das Gemisch von Aetherdampf und Sauerstoff; ein Stück Kalk oder Magnesia von der Größe einer Erbse war mittelst eines Platindrahts im Focus befestigt.

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Wir können hier nicht alle Resultate dieses Versuchs anführen, nur so viel sey gesagt, daß das Licht zweier auf dem Schiff Montebello angebrachten Apparate für das Dampfboot Papin, welches in der Richtung des Lichtbüschels in die See fuhr, nicht eher unsichtbar ward, als bis es unter dem Horizont verschwand; die beiden Schiffe waren 10 bis 11 Seemeilen weit auseinander. Die Commissäre berechneten die Consumtion des Sauerstoffs zu 70 Liter per Stunde. Die Sideralgas-Compagnie machte bekannt, daß ihre Apparate nur für 15 Cent. Aether per Stunde verzehren, und daß zur Erzeugung von 1000 Liter Sauerstoff von 1 Atmosphäre Druck, im Durchschnitt 20 Kil. guter Braunstein hinreichen.

1869 – Deville, über die Heizkraft des Petroleums und der Mineralöle und deren Anwendung zur Locomotiven-Heizung (Einsatz der Pechfackel)

Titel: Deville, über die Heizkraft des Petroleums und der Mineralöle und deren Anwendung zur Locomotiven-Heizung. Autor: Sainte-Claire Deville, Henri Etienne Fundstelle: 1869, Band 192, Nr. LIII. (S. 204–212) URL: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj192/ar192053 ... Ich muß noch bemerken, daß die als Brennstoff mit Vortheil verwendbaren Mineral- und Petroleumöle stets schwere und zähflüssige Oele sind, welche sich nur schwierig entflammen lassen. Man probirt sie, indem man sie bis auf 100° C. erhitzt und dann eine gut brennende Pechfackel in die Flüssigkeit taucht, wodurch die Fackel erlöschen muß. ...

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Quellen aus: Handbuch der chemischen Technologie, VII. Abschnitt, Die Leuchtmaterialien und die Beleuchtungsapparate – Allgemeines – 695

Die Natur der Flamme – 696

Arten der Beleuchtung – 697

I. Beleuchtung mittelst Kerzen – 698

1. Stearinkerzen – 698

A) Darstellung der Fettsäuren durch Verseifung mit Kalk – 698

B) Darstellung der Kerzen – 705

Docht – 705

Giessen der Kerzen – 705

2. Talgkerzen – 707

Gezogenen Kerzen – 707

Gegossene Kerzen – 707

3. Paraffin- und Belmontinkerzen – 708

Kerzen aus Fettsäure – 709

4. Wachskerzen – 709

Wachs – 709

Bleichen desselben – 709

Chemische Eigenschaften des Wachses – 710

Chinesisches Wachs – 710

Anaquieswachs – 710

Japan. Wachs – 710

Carnaubawachs – 710

Palmenwachs – 710

Myrthenwachs – 710

Darstellung der Wachskerzen – 710

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der Kirchenkerzen – 710

der Wachsstöcke – 710

Wallrathkerzen – 711

Glycerin – 712

II. Beleuchtung mittels Lampen – 714

Fette Oele – 714

Reinigen derselben – 715

Solaröl und Petroleum – 716

Lampen – 716

Allgemeines – 716

Eintheilung der Lampen – 716

Sauglampen – 716

Drucklampen – 719

Solaröl- und Petroleumlampen – 723

III. Beleuchtung mittels Gas – 724

Allgemeines und Geschichtliches – 724

I. Steinkohlegas – 725

Zusammensetzung der Gaskohle – 726

Produkte der trockenen Destillation derselben – 726

a) Darstellung des rohen Gases – 727

b) Verdichtung der flüchtigen Destillationsprodukte – 731

c) Reinigung des Gases – 734

Gasbehälter – 735

Statik der Gasbereitung – 737

Vertheilung des Leuchtgases – 738

Prüfung des Gases – 741

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Gas am Consumtionsorte – 742

Gasuhren – 743

Brenner – 743

Nebenprodukte der Gasbereitung – 744

Zusammensetzung des Kohlengases – 746

II. Holzgas – 746

III. Torfgas – 748

IV. Wassergas – 749

Platingas – 750

Gekohltes Wassergas – 750

nach Frankland – 751

nach Leprince – 752

nach Isoard - 752

nach Baldamus und Grüne – 752

Carbonisiertes Gas – 752

Luftgas – 753

V. Oelgas – 753

Suintergas – 753

Schieferöl- und Petroleumgas – 754

Hirzel’s Gasapparat – 755

Kreosotgas – 756

VI. Harzgas – 756

Andere Beleuchtungsarten – 757

Siderallicht (Kalklicht, Drummond’s Licht – 757

Tessié du Motay’s Beleuchtung mit Hydro-Oxygen-Gas und Magnesia – 757

mit Zirkonerde (Zirkonlicht) – 757

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Magnesiumlicht – 757

Chathamlicht – 757

Elektrische Beleuchtung – 757

Leuchtkraft der Leuchtmaterialien – 758

Die Paraffin- oder Solarölindustrie – 759

Paraffin aus Petroleum – 759

aus Ozokerit und Neft-gil – 760

durch trockene Destillation – 761

Fabrikation des Solaröls – 769

Petroleum – 772

Vorkommen – 772

Bildung des Petroleums – 772

Reinigen des rohen Erdöles – 773

Constitution des Erdöles – 773

Technologisches über Petroleum – 774

Produktion – 775

Enzyklopädische Quellenübersicht „Digitale Bibliothek legendärer Lexika“

Allgemeines Vorwort: Es liegt uns eine Reproduktion diverser Lexika oder Enzyklopädien vor, welche quasi als Faksimile betrachtet werden können. Das Vorwort des Herausgebers dieser Sammlung über die Geschichte der Encyklopädien möchte ich unseren Lesern nicht vorenthalten. Gerne vermittle ich auch eine aktuelle Bezugsquelle solcher Quellen.

"Vorbemerkung

Die ersten Enzyklopädien gab es bereits im Altertum. Plinius der Ältere beendete im Jahr 77 n. Chr. seine »Naturalis Historia«, eine 36-bändige Enzyklopädie des gesamten (überwiegend naturwissenschaftlichen) Wissens seiner Zeit. Er stützte sich dabei auf viele Quellen des römischen Dichters Marcus Terentius Varro, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert lebte. Damit waren die Maßstäbe für die nachfolgenden Enzyklopädien gesetzt: sie wollten das gesamte Wissen ihrer Zeit oder eines bestimmten Sachgebietes in systematischer Form zusammenfassen. So setzte sich gegenüber der chronologischen Folge der Geschichtsschreibung oder einer Anordnung nach Sachgebieten im 16. Jahrhundert die alphabetische Form durch.

Das 18. Jahrhundert, Epoche der Aufklärung, verschaffte der Enzyklopädie den Durchbruch. Das berühmteste enzyklopädische Werk dieser Zeit, die »Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des

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Métiers«, wurde von Denis Diderot und Jean le Rond d'Alembert zwischen 1751 und 1772 erarbeitet. Als einer der Vorläufer dieses ehrgeizigen Projekts darf sicher das 64-bändige von Johann Heinrich Zedler von 1732 bis 1754 herausgebrachte »Große vollständige Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste« gelten. Eine wichtige Neuerung der Enzyklopädie von Diderot und d'Alembert gegenüber Zedler war aber die Erweiterung des Bestandes auf technisches Wissen, wie auch überhaupt das Bedürfnis nach einer vollständigen Sammlung alles existenten Wissens mit der französischen Enzyklopädie auf dem Höhepunkt angelangt war. Diderots Vorstellung war es, Gelehrten eine ganze Bibliothek zu ersetzen, diesem Anspruch konnten auf dem Wissensstand des 18. Jahrhunderts die sowohl breite Wissensbereiche abdeckenden als auch wissenschaftlich in die Tiefe gehenden Artikel gerade noch gerecht werden.

Als eines der letzten Mammutwerke dieser aufklärerischen Zielsetzung kann – neben der 167-bändigen und unvollendet gebliebenen »Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste« (1818–1889) von Samuel Ersch und Gottfried Gruber sowie Heinrich August Pierers »Encyclopädischem Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe« (1824– 1836) – die 46-bändige erste Auflage von »Meyers Lexikon« verstanden werden. Es entstand von 1839 bis 1852 und war im Geiste der Vormärz-Revolution um umfassende politische Aufklärung bemüht. Gleichzeitig markierte es aber den Übergang zu dem neuen Ansatz der Lexika des 19. Jahrhunderts, die im Vergleich wesentlich weniger umfangreich, dafür aber auf eine allgemein gültigere, breitenwirksamere Darstellung bedacht waren. Joseph Meyer betonte in seinem Vorwort zur ersten Auflage die mit einer »populären Enzyklopädie« intendierte »intellectuelle Gleichheit« aller. Mit der Erweiterung der Zielgruppe über die Gelehrtenwelt hinaus ging automatisch eine Reduzierung des Anspruchs auf »Alles-Wissen« einher: nicht mehr wenige Menschen sollten alles wissen, sondern möglichst viele Menschen viel.

Damit brach die Epoche des »Konversationslexikons« an, das dem Titel gemäß Wissen für die gebildete Konversation zur Verfügung stellen wollte und somit eine möglichst objektive, vereinfachende und verständliche Darstellung wählte. Die Haltung der Intellektuellen zu dem populären »Konversationslexikon« lässt sich gut am Beispiel Goethes demonstrieren. In den »Zahmen Xenien« dichtete er despektierlich:

»Konversationslexikon heißt's mit Recht,

Weil, wenn die Konversation ist schlecht,

Jedermann

Zur Konversation es nutzen kann.«

Goethe: Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827)

Aus einem Gespräch mit Eckermann von 1827 dagegen ist überliefert:

»Ich zweifelte, konnte es aber nicht mit Gewißheit sagen. Goethe nahm daher das ›Conversations-Lexicon‹ und las den Artikel über Byron vor, wobei er nicht fehlen ließ, manche flüchtige Bemerkung einzuschalten.«

Goethe: Briefe, Tagebücher, Gespräche

Naturgemäß rümpfte der wahrhaft Gebildete über das vermeintlich anspruchslose Projekt »Konversationslexikon« die Nase, zog es trotzdem hier und da als Autorität zu Rate, nicht ohne es jedoch mit eigenem Wissen zu ergänzen.

Diese Vorbehalte taten jedoch dem Siegeszug der Konversationslexika im 19. Jahrhundert keinen Abbruch. Dass das 19. Jahrhundert das Lexikon populär machte, zeigt sich schon an der Auflagenproduktion der beiden großen Marken, die den Lexikonmarkt weitgehend untereinander aufteilten: des Verlags Brockhaus und des »Bibliographischen Instituts«.

Drei Jahre nach der Gründung des Verlages Brockhaus im Jahr 1805 erschien das erste Lexikon des Hauses, allerdings noch nicht unter dem Namen »Brockhaus«. Der junge F. A. Brockhaus erwarb bereits 1805 auf der Leipziger Buchhändlermesse das 1776 begonnene, aber unvollendet gebliebene »Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten« von R. G. Löbel und C. W. Franke. Das Unternehmen war bis dahin ein wirtschaftlicher Misserfolg gewesen, und so zahlte er eine vergleichsweise harmlose Summe von 1.800

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Talern für die sechs Bände. Schon ab 1809 lieferte er den Restbestand unter dem hier vorgelegten Titel »Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch« aus und ließ 1809 und 1811 die notwendigen Ergänzungsbände folgen. Die 2.000 Exemplare der ersten Auflage waren schnell vergriffen.

Der Schwerpunkt des Werks liegt auf der Erklärung von Begriffen, die für die gebildete Konversation nützlich waren. Neue technische Fach-Begriffe werden ebenso erläutert wie im 19. Jahrhundert übliche französische Benennungen und deren richtige Aussprache. Damit war dieses Konversationslexikon ein praktisches Wörterbuch für den gesellschaftlichen Umgang und bietet heute interessante Einblicke in die Gesellschaft der Salons und Empfänge.

Das »Conversations-Lexikon« bildete den Grundstein für 200 Jahre erfolgreicher Verlagsgeschichte, bis heute. Allein im 19. Jahrhundert erschienen insgesamt 14 Auflagen des Brockhaus'schen Konversationslexikons in schneller Folge, im 20. Jahrhundert bis 1994 folgten nur noch fünf weitere, diese unter dem neuen Titel »Der Große Brockhaus«. Die meisten Ausgaben umfassten etwa 15 Bände.

Die früheste große Konkurrenz erwuchs Brockhaus in Gestalt der Gründung des Verlagshauses Pierer, das mit dem oben erwähnten »Encyclopädischen Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe« sein erstes großes Lexikon vorlegte. Dort präsentierten mehr als 220 Gelehrte das Wissen der auch technisch-wissenschaftlichen Welt. Mit 26 Bänden lag das 1821 begonnene Projekt vierzehn Jahre später vollständig vor und musste wegen der großen Nachfrage gleich darauf nachgedruckt werden.

Ab 1840 erschien das »Universal-Lexicon der Gegenwart und Vergangenheit oder neues encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe« in einer völlig neubearbeiteten Auflage. Der auf 34 Bände erhöhte Umfang des Gesamtwerkes ist ein Indikator sowohl für den Fortschritt in Technik und Wissenschaft, aber auch für den ausgeweiteten Begriff dessen, was der Aufnahme würdig galt. Die gut 17.000 Seiten waren in sechs Jahren zusammengetragen – vor dem Internet eine logistische, wissenschaftliche und auch verlegerische Meisterleistung, die 1847 komplettiert wurde. Darauf folgende Ergänzungsbände und Jahrbücher versuchten, Schritt mit der nun auch politisch beschleunigten Entwicklung zu halten. Doch das erfolgreiche Unternehmen fand beispielsweise in der Neugründung des Meyer'schen Verlagshauses und dessen noch umfangreicherem »Großen Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände« Nachahmer. Bittersüß klagt denn auch das Vorwort der 2. Auflage des »Pierer«, dass dieses Konkurrenzunternehmen sich »gerade den mühsamsten und schwierigsten Teil« erspart habe, indem es das Register der Stichwörter zum Vorbild nahm. Dennoch konnte Gustav Schwab (»Die schönsten Sagen des klassischen Altertums«) konzedieren, der »Pierer« sei »das reichhaltigste Conversationslexicon, welches die Thatsachen mit einer Vollständigkeit, wie sich nur irgend erwarten läßt« biete.

Zwischen 1821 und 1894 ist der »Pierer« in unterschiedlichsten (sieben) Auflagen und Umfängen zunächst innerhalb der Verlegerfamilie Pierer erschienen. Das Ende dieses Marksteins der Lexikographie (»Noch die 11. Auflage des Brockhaus-Konversationslexikons sieht gegen dieses Werk unmodern und rückschrittlich aus«, schreibt der Enzyklopädien-Forscher Martin Peche) ist wohl darin zu suchen, dass die Konkurrenz in Marketing und Vertrieb besser zu brillieren wusste.

Zur Digitalisierung wurden die 19 Bände der vierten »umgearbeiteten und stark vermehrten« Auflage (1857 bis 1865) des Pierer herangezogen, die das Werk in seiner vollen Blüte präsentieren. Seine über 200.000 Stichwörter zeigen ein grandioses und dabei – anders als etwa das katholische »Herder's Conversations-Lexikon« (1854 bis 1857) weltanschaulich nicht gebundenes Panorama aus der lebendigen Mitte des 19. Jahrhunderts, an dem schließlich etwa 300 Gelehrte mitschrieben.

Unter dem Motto »Bildung für Alle« gründete Joseph Meyer 1826 das Bibliographische Institut. Ab 1839 erschien dort »Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände«, mit seinen 46 Bänden noch darauf bedacht, mehr Ausführlichkeit als die Brockhaus'sche Konkurrenz zu bieten. Erst Joseph Meyers Sohn Herrmann Julius Meyer empfand den Umfang der ersten Auflage als Mangel und gab von 1857 bis 1860 ein »Neues Konversationslexikon für alle Stände« heraus, ein deutliches Signal hin zu einer neuen Ausrichtung der Meyer'schen Lexikographie. Mit nur fünf Auflagen im 19. Jahrhundert stand Meyer der Brockhaus'schen Lexikonproduktion um einiges nach, seine Auflagen waren jedoch mit teilweise über 200.000 Exemplaren weit höher als die der Firma Brockhaus, die ihre erste bis zehnte Auflage insgesamt 300.000 Mal absetzte. Bei beiden Verlagen bildete sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts parallel der neue Typ der zwei- bis vierbändigen »Kleinen Konversationslexika« heraus, der hohe Popularität genoss.

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Die sechste Auflage von »Meyer's Großem Konversations-Lexikon«, die in dieser Sammelausgabe legendärer Lexika nicht fehlen darf, ist 100 Jahre alt. Sie erschien von 1902 bis 1909. Bereits ab 1905 wurden Neuauflagen der ersten Bände notwendig. In den Folgejahren wurden vier Supplementbände angegliedert, und von 1916 bis 1920 folgten drei Kriegsnachträge. Mit rund 155.000 Stichwörtern auf ca. 23.000 Seiten war dieses Lexikon in seiner Zeit ein herausragendes Mammutunterfangen. Das Ergebnis ist ein bis heute gültiges Standardwerk zu den technischen, naturwissenschaftlichen und sozialen Entwicklungen im 19. Jahrhundert, die in jeder Hinsicht richtungsweisend für das 20. Jahrhundert waren.

Eine Folge der kleineren parallel erscheinenden Lexikonformen war die Rückbesinnung der Herausgeber großer Lexika auf einen Teil des im 18. Jahrhunderts proklamierten Anspruchs: sie strebten nach wissenschaftlicher Anerkennung. So schreibt der Herausgeber der hier vorliegenden sechsten Auflage des »Großen Konversationslexikons« in seinem Vorwort:

»Diese unablässige Arbeit hat uns die Genugtuung verschafft, daß selbst die streng abgeschlossenen Kreise der Gelehrten, die sonst mit vornehmer Geringschätzung auf die Popularisierung der Wissenschaften herabsahen, sich dem Konversations-Lexikon geöffnet haben, weil seine Universalität in der gleichmäßigen Berücksichtigung aller Zweige des menschlichen Wissens, seine Zuverlässigkeit, die peinliche Ordnung in seiner Organisation und die Möglichkeit rascher Orientierung in dem Labyrinth unsers geistigen Schaffens auch dem Spezialisten der Wissenschaft volle Achtung abgerungen haben.«

Bereits durch den gegenüber früheren Auflagen deutlich erhöhten Umfang von 20 Bänden macht sich hier die wiedergewonnene Sehnsucht nach Vollständigkeit und Universalität bemerkbar. Zwar konnte die Zielsetzung nicht mehr – wie noch im 18. Jahrhundert – die Zusammenfassung allen Wissens sein. Durchaus sollte aber die sechste Auflage alle vorausgehenden überwinden und eine Art Schlussstrich unter die im 19. Jahrhundert angesammelten wissenschaftlichen Errungenschaften setzen. Dies zeigt sich auch an der Schwerpunktverschiebung der Artikel hin zu technischen und naturwissenschaftlichen Themen, die Meyer selbst erläutert:

»Denn das Konversations-Lexikon soll nicht bloß eine systematische Aufspeicherung unsers wissenschaftlichen Gesamtbesitzes sein, sondern es soll auch den Geist und die herrschende Strömung der Zeit, in der es entstanden ist, widerspiegeln. Im 19. Jahrhundert sind Naturwissenschaft und Technik die führenden Mächte gewesen, und zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind noch keine Anzeichen dafür zu erkennen, daß jene ihre Führerrolle ausgespielt haben, wenn auch allerwärts neue ethische und ästhetische Interessen nach Geltung drängen.«

War der »Meyer« das fortschrittlichste Projekt im 19. Jahrhundert, so wird »Herders Conversationslexikon« im allgemeinen als eines der konservativsten bewertet. Vor allem als Gegenstück zum »Kleineren Brockhaus'schen Conversations-Lexikon für den Handgebrauch« konzipiert, war es in Reaktion auf die Märzrevolution bewusst dem Geist der Gegenaufklärung und einer traditionell-katholischen Geisteshaltung verpflichtet.

Der im Jahr 1801 von Bartholomä Herder (1777– 1839) gegründete Verlag gehört zu den über die deutschen Grenzen hinaus bekanntesten Lexikon- Verlagen. Johannes Bumüller (1811– 1890) redigierte die hier vorgelegten fünf Bände der ersten Auflage. Sie bilden einen bedeutenden Grundstein für die bis in unsere Zeit erfolgreiche Verlagsgeschichte.

Einen besonderen Fall stellt das dieser Sammlung ebenfalls beigefügte, von 1834 bis 1838 erschienene »Damen Conversations Lexikon« von Carl Herloßsohn dar. Unfreiwillig – und deshalb umso authentischer – gibt es Aufschluss über die eingeschränkte Stellung der Frau zu Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Themenauswahl ist lückenhaft: während Mythologie, Geschichte, Musik und Religion mit großem Detailreichtum behandelt werden, sucht man vergeblich nach Stichwörtern über den menschlichen Körper. Auch originär weibliche Themen wie Schwangerschaft und Geburt werden komplett ausgespart, die Fortpflanzung findet lediglich in dem Stichwort »Fortpflanzung der Blumen« Erwähnung. Dafür legt das Lexikon – wie es in der Vorbemerkung heißt – Wert auf eine »romantische Darstellung« der historischen Stoffe und ist bemüht, »die verschiedenen, dem weiblichen Geschlechte ausnahmsweise eigenen Ansprüche und Bedürfnisse« zu befriedigen. So erzählt das »Damen Conversations Lexikon« mehr über das Verhältnis der Geschlechter vor der Frauenbewegung als manche historische Studie.

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Parallel zu der Meyer'schen Rückbesinnung auf eine zumindest auf das 19. Jahrhundert bezogene Universalität setzte sich die Komprimierung des Lexikonwissens, die im 19. Jahrhundert in Gang gekommen war, im 20. Jahrhundert fort. In vielen Haushalten hielten die handlichen Taschenlexika sowie einbändige Handlexika Einzug, deren verkürzte Darstellung für schnelles Nachschlagen als ausreichend empfunden wurde. Neben den beiden Weltkriegen, die die Produktion vorübergehend lähmten, mag die Konkurrenz der kleinen Lexika auch einer der Gründe dafür sein, warum Anzahl und Höhe der Auflagen der großen mehrbändigen Lexika im 20. Jahrhunderts deutlich abnahmen, was mangelnde Aktualität zur Folge hatte.

Dies hat sich mit den seit der Jahrtausendwende aufgekommenen digitalen Ausgaben von Brockhaus und Enzyklopädia Britannica entscheidend verändert. Inzwischen ist ein einjähriger Neuerscheinungs-Turnus erreicht, zusätzlich ist die ständig aktuelle Wissensabfrage durch kommentierte Weblinks im Internet gegeben. Trotz der Möglichkeiten der neuen Speichermedien CD-ROM und DVD wurde jedoch das Ziel einer Auswahl und Komprimierung von Wissen nicht aufgegeben, weshalb bei einem heute extrem potenzierten Wissensvolumen ein Brockhaus multimedial 2003 mit 195.000 Stichwörtern auskommt, der multimediale »Meyer 2004« mit 156.000, eine Menge also, die auch der »Meyer 1902–1909« fast erreichte. Vermeintlich »veraltetes« Wissen wird aus den von Aktualität besessenen Lexika des 21. Jahrhunderts getilgt.

Damit beantwortet sich die Frage nach der heutigen Bedeutung alter Lexika von selbst: Mit einem aktuellen Lexikon wird vergangenes Wissen nur lückenhaft abgedeckt. Die Enzyklopädien der verschiedenen Epochen (deutscher) Geistes- und Wissenschaftsgeschichte können deshalb gewissermaßen als »Fortsetzungsbände« begriffen werden. Die Lexika der vergangenen Jahrhunderte sind keineswegs nutzlos geworden, sondern sie sind sogar die einzigen heute verbliebenen Quellen für zeitgenössische Bildung des 18. und 19. Jahrhunderts. Dieser Problematik trägt auch der aktuelle »Brockhaus multimedial« durch die Beigabe des zweibändigen »Brockhaus 1906« Rechnung.

Die Bewahrung der wertvollen Kulturdenkmäler, die das Denken breiter Bevölkerungsschichten vergangener Jahrhunderte geprägt haben, lag bisher allein bei Bibliotheken, Antiquariaten und Sammlern. Aber nur die digitale Archivierung kann diese Quellen erstens dauerhaft bewahren und zweitens für jeden privat nutzbar machen.

Die Redaktion der Digitalen Bibliothek"

Relevante Quellen aus der DigiBib Soweit das Vorwort ... interessant für die Leser und Besucher Tucsonss auf AZ Arizona sind folgende Quellen bis 1870:

� CL: Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch 1. Auflage 1809–1811 [Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch]

� Damen CL: Damen Conversations Lexikon, Herausgegeben von Carl Herloßsohn, Leipzig 1834–1838 [Damen Conversations Lexikon]

� Herders Conversations-Lexikon 1. Auflage 1854–1857 [Herders Conversations-Lexikon]

� Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865 [Pierer's Universal-Lexikon]

Der Tucson Chronicle ist Ihnen bei der Recherche zu einzelnen Themen gerne behilflich. Wie Sie an den Inhalten der gefüllten Bücherregale in der Redaktion erkennen mögen, beschäftigen wir uns mit allerlei Themen und Dingen. Wir liefern auf Anfrage auch gern einen Auszug aus dem einen oder anderen Werk zum gewünschten Suchbegriff oder Wortfeld. Aus den drei vorgenannten Quellen welchen den Zeitraum 1809 bis 1865 abdecken, finden Sie nun im Folgenden als weitere Anlage zum TC-Vortrag 02 über Licht und Beleuchtung ein paar ergänzende (oder besser: zusammenfassende) Informationen zu Einzelthemen.

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Beleuchtung (Herder)

Beleuchtung. Unter Beleuchtung in technischem Sinne versteht man die künstliche Hervorbringung von Helligkeit bei mangelndem Sonnenlichte, die gewöhnlich durch Einleitung einer chemischen Verbindung von Wasserstoff u. Kohlenstoff mit Sauerstoff, also eines Verbrennungsprozesses, erreicht wird. Da neben dem nöthigen Grad von Helle auch auf Wohlfeilheit des Materials und Gefahrlosigkeit seiner Anwendung zu sehen ist, ferner die Verbrennung mit Flamme geschehen und längere Zeit gleichförmig anhalten muß, so reduciren sich die zur Beleuchtung praktisch anwendbaren Brennstoffe auf wenige, u. sind entweder flüssige oder feste. Sie sind: Fette, Oele, thierische Fette, Wachs, Walrath, Harze, ätherische Oele; besonders Terpentinöl (Camphin), Steinöl, Steinkohlenöl. Da nur Gase bei ihrer Verbrennung eine Flamme bilden, so müssen die genannten Brennstoffe vor ihrer Verbrennung erst in Gase verwandelt werden. Die Verwandlung in Gas geschieht nun entweder entfernt vom Orte der B. in besonderen Werkstätten, so bei der Gas-B., oder es geschieht unmittelbar am Orte der B. selber, so bei der Kerzen- u. Lampen-B., wo die durch den einmal eingeleiteten Verbrennungsprozeß erzeugte Wärme die Verwandlung der brennbaren Substanz in Gas unterhält. Ist zu dieser Umwandlung eine stärkere Hitze nöthig, so bedient man sich des Dochts, in welchem die schon an sich flüssigen oder durch die Wärme erst geschmolzenen Stoffe aufsteigen und dann oben, durch die Hitze zersetzt u. in Gas verwandelt, sich entzünden u. als Flamme brennen. – Die zur B. nöthigen Verbrennungsapparate sind am einfachsten bei der Gas-B.

Die Kerzen u. Lampen haben zwar auch den Vortheil großer Einfachheit, aber die Lichtkraft des Brennstoffs kann sich bei ihnen nur sehr unvollständig entwickeln. Am meisten Lichtkraft wird hiebei noch erlangt durch gewobene und besonders röhrenförmige Dochte, weil hier die Luft auch ins Innere des Flammenringes zieht und so die Verbrennung innerhalb wie außerhalb der Flamme vor sich geht, was bei Kerzen und Lampen mit gewundenem Dochte nicht geschieht.

Quelle: Herder Bd. 1, 467

Beleuchtung (Pierer)

Beleuchtung, 1) die künstliche Erzeugung von Licht bei mangelndem Sonnenlichte, geschieht durch das Verbrennen von Stoffen, welche reich an Kohlen- od. Wasserstoff sind, indem die Verbindung des Sauerstoffs mit einem der beiden Stoffe meistens von einer Lichterscheinung begleitet ist. Das zur Beleuchtung verwendbare Licht muß einen gewissen Grad von Helligkeit besitzen, leicht u. bequem hervorzubringen u. zu unterhalten sein u. unter nur geringer Rauch- u. Rußentwickelung zur Erscheinung kommen. Außerdem ist erforderlich, daß die Lichterzeugung mit möglichst geringen Kosten erzielt wird. Je vollkommener die Verbrennung, desto größer ist die Wärmeentwikkelung u. desto schöner die Flamme. Um nun eine möglichst vollkommene Verbrennung zu bewirken, ist es nöthig, daß die Brennstoffe Gasform annehmen. Die Entwickelung dieser Gase geschieht entweder an einer von dem Orte, der beleuchtet werden soll, entfernten Anstalt (Gasanstalt), von welcher das Gas durch Röhren nach seinem Bestimmungsort geleitet wird; od. unmittelbar an der zu beleuchtenden Stelle mittels Kerzen od. Lampen. Die B r e n n s t o f f e , welche zur Beleuchtung verwendbar sind, befinden sich zum Theil in flüssigem Zustande, wie die Öle; od. in festem, wie Talg, Wallrath, Wachs, Stearin, Harz, Paraffin u. Steinkohle. Um ihre Verwandlung in Gasform zu befördern, bedient man sich bei Lampen u. Kerzen eines Dochtes, der durch Haarröhrenwirkung die flüssigen od. nach Anzündung des Dochtes flüssig werdenden Substanzen aufsaugt. Beim ersten Anzünden brennt die Flamme matt, bis sie Wärme genug entwickelt, um die ihr zunächst befindlichen Theile des Brennstoffs in Gas zu verflüchtigen, u. von nun an das Verbrennen u. Wiedererzeugen der Gase einen regelmäßigen Verlauf nimmt. Um die Wärme zu vermehren u. dadurch die Auflösung der Brennstoffe in Gas rascher u. vollständiger zu bewirken, bedient man sich bei Lampen der Glascylinder, welche außerdem den Vortheil haben, daß sie das Flackern der Flamme verhindern. Um den Zutritt des Sauerstoffs der Luft zu allen Theilen des Dochtes so gleichmäßig u. so stark als möglich zu machen, ist die mehr platte als dicke Form der Dochte die geeignetere. Vollkommener noch wirkt die Luft ein, wenn sie durch einen Cylinder strömt, dessen oberer Rand von dem Dochte eingefaßt ist. Zur Verhütung der zu schnellen Verkohlung des Dochtes, wodurch sich Schnuppen bilden u. Ruß entwickelt, ist es nothwendig, daß derselbe genügend von dem Brennstoff durchdrungen wird u. nur wenige Linien aus der Lampenröhre heraustritt. (Näheres s.u. Lampen.) Die L e u c h t k r a f t einer Flamme ist, abgesehen von der Auflösung des Brennstoffs in Gas, noch davon abhängig, daß in dem Gase kleine feste Körperchen befindlich sind, welche, von der Wärme zum Weißglühen gebracht, die Helligkeit bewirken. Denn obgleich eine leuchtende

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Flamme als eine homogene Masse erscheint, so wird sie doch nur aus einer Menge weißglühender Körperchen gebildet. In großer Menge bringen diese aber Verdunkelung hervor, da sie alsdann nicht alle bis zum Weißglühen gelangen u. Ruß bilden. Ohne dergleichen Körperchen wird, da die Gase durchsichtig sind u. durchsichtige Körper nicht leuchten, bei der größten Wärmeentwickelung die Leuchtkraft einer Flamme nur sehr gering sein, wie z.B. beim Verbrennen des Wasserstoffgases in Verbindung mit Sauerstoffgas, wo erst nach Hinzutritt von einem Stück Kalk durch das Glühen desselben ein ungemein intensives Licht (Sideral od. Drummondsches Licht) hervorgebracht wird. Dieselbe Erscheinung findet bei brennendem Spiritus statt, dessen Flamme, wenn man Salz hinein wirst, od. sie um einen Draht spielen läßt, eine bei Weitem größere Helligkeit erlangt. Man hat die Leuchtkraft der verschiedenen Brennstoffe zu messen versucht u. dabei folgende Grundsätze aufgestellt: Bei gleicher verzehrter Gewichtsmenge des Brennstoffs u. bei gleicher Dauer des Brennens ist die Leuchtkraft um so viel größer als das Licht heller ist; bei gleicher Helligkeit u. gleicher Brennzeit, ist dieselbe um so viel größer, als die verzehrte Gewichtsmenge kleiner ist; bei gleicher Brennstoffverzehrung u. gleicher Helligkeit ist dieselbe um so größer, je länger die Dauer des Brennens ist. Der arithmetische Ausdruck der Leuchtkraft ist also, wenn Z die Brennzeit, H die Helligkeit, G die Gewichtsmenge bedeutet: (Z + H)/G Die Leuchtkraft eines Brennstoffs ist indeß deshalb nicht ganz genau zu bestimmen, weil es an einem sichern Maße fehlt, um H, d.h. die Helligkeit, einer Flamme zu messen. Einen ungefähren Maßstab zur Beurtheilung der Lichtstärke gibt das unter dem Namen Photometer (s.d.) bekannte Instrument. Die Leuchtkraft der zu Kerzen gewöhnlich verwandten Brennstoffe, Talg, Stearinsäure, Wachs, wenn man 6 Kerzen auf das Pfund rechnet, ergiebt sich in Zahlen ausgedrückt, für Talg = 81, für Stearinsäure = 89, für Wachs = 92. Verzehrt werden in 100 Stunden an Kerzen von Talg 61, von Stearinsäure 63, von Wachs 55. Größere Leuchtkraft besitzt noch das in neuerer Zeit entdeckte Paraffin (s.d.), welches aus reinem Kohlen- u. Wasserstoff besteht. Das Preisverhältniß dieser vier Brennstoffe, bei gleich großer Lichtmenge, ist folgendes: Paraffin = 1000, Stearin = 888, Talg = 421 u. Wachs = 1345. Je nach der Ö r t l i c h k e i t , die beleuchtet werden soll, kommen in der Wahl der Beleuchtungsapparate u. in der Art u. Weise wie dieselben angebracht werden, verschiedene Rücksichten in Betracht. Große ungeschlossene Räume erfordern ein helles, weißes, von Glasscheiben eingeschlossenes Licht; die im Freien angebrachten Lichter dienen entweder als Warnungs- od. Orientirungszeichen, wie die Leuchtthürme an Küsten u. gefahrvollen Punkten des Meeres u. wie die Signalfeuer im Kriege, od. sie bezwecken die wirkliche B. der nächsten Umgebung (Straßenbeleuchtung). Die B. d e r S t r a ß e n u . f r e i e n P l ä t z e kannte man schon im Alterthum, wenn auch nicht in der Ausdehnung, wie dieselbe heutigen Tages stattfindet, Die moderne Straßenbeleuchtung datirt vom Beginne des 16. Jahrhunderts, wo sie anfangs nur zeitweise der öffentlichen Sicherheit wegen, später dauernd in volkreichen Städten eingeführt wurde. So mußten 1524, 1526 u. 1533 die Straßen in Paris von den Einwohnern von 9 Uhr Abends an durch an die Fenster gestellte Lichter erhellt werden, bis 1558 zuerst Laternen an Pfählen in den Straßen angebracht wurden. Erst 1667 war diese Art der Straßenbeleuchtung in Paris allgemein durchgeführt, worauf die meisten großen Städte, London 1668, Amsterdam 1669, Berlin 1679, Wien 1687 dem gegebenen Beispiele folgten. Eine Verbesserung dieser ursprünglichen Einrichtung fand erst im Beginn des 19. Jahrh. statt, wo man die Laternen mit Reverberen versah u. sie an Stricken od. Ketten in die Mitte über die Straße aufhängte.

Die Erfindung der Gasbeleuchtung (s.d.) wurde für die B. der Städte von großer Bedeutung, indem durch Einführung derselben die Kosten des Brennmaterials verringert, an Arbeitskräften gespart u. ein bedeutend höherer Grad von Helligkeit erzielt wurde. Mit Gas wurden zuerst in London 1811 einige Straßen u. 1815 der größte Theil derselben erleuchtet. In Deutschland war Hannover die erste Stadt (1826), welche die Gasbeleuchtung einführte, in Berlin besteht sie seit 1828, in Wien seit 1840, jetzt ist sie in fast allen größeren, namentlich Fabrikstädten, in Anwendung gekommen. In neuerer Zeit hat man in London, Paris u. Petersburg Versuche gemacht, mit dem galvanischen Kohlenlichte u. mit dem sogenannten Siderallichte (s. b.) Straßen u. öffentliche Plätze zu erleuchten, doch sind diese Versuche bis jetzt für die Praxis ohne Erfolg geblieben. Es gelang zwar in Paris mit Anwendung des ungemein intensiven galvanischen Lichtes öffentliche Bauten auch zur Nachtzeit ununterbrochen fortzusetzen, aber die Kosten der Erzeugung u. die Schwierigkeit, es zu unterhalten, sind so groß, daß man einstweilen von allgemeiner Anwendung desselben absehen muß.

Große g e s c h l o s s e n e R ä u m e , welche öffentlichen, namentlich festlichen Zwecken dienen, erfordern ebenfalls ein helles, am besten von oben herein fallendes od. an den Seitenwänden angebrachtes, durch Reverberen od. Spiegel reflectirtes Licht. Anfangs bediente man sich zur B. solcher Localitäten der Wachskerzen, die aber ihrer Kosten wegen seit Verbesserung der Öllampen von diesen verdrängt wurden. Jetzt hat das Öl fast überall in

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großen Städten auch hier dem Gase u. wo keine Gaseinrichtung ist, dem Camphin Platz gemacht. Das Gaslicht, von geschmackvoll decorirten Kron. u. Armleuchtern getragen, gibt den festlich geschmückten Räumen ein bei weitem brillanteres Aussehen u. dient zugleich als Heizmittel, da es eine ungleich größere Wärme als Öl entwickelt. Dem Übelstande, welchen es mit sich führt, indem es den Sauerstoff der Luft rascher verzehrt u. dadurch belästigend auf die Athmungsorgane einwirkt, begegnet man durch Zuglöcher, die, ohne der Decoration Eintrag zu thun, am besten über den Kronleuchtern, von durchbrochenen Stuccaturen verdeckt, angebracht werden Fabriken, Verkaufsläden, Conditoreien, Speisesäle etc. werden am zweckmäßigsten mit Gas erleuchtet, nur ist überall große Vorsicht anzuwenden, der Unvorsichtigkeiten, namentlich beim Verschließen der Gasröhren, leicht Explosionen u. dadurch Feuersgefahr herbeiführen. Vor Allem ist Vorsicht zu empfehlen bei der T h e a t e r b e l e u c h t u n g . In Hinsicht auf das Brennmaterial hat dieselbe gleiche Verwandlungen erlitten, wie die B. anderer öffentlicher Locale. Mit Bezug auf den Wechsel der B., um bestimmte scenische Wirkungen hervorzubringen, erfordert sie noch besondere Vorrichtungen. Die Theaterbeleuchtung überhaupt ist eine moderne Einrichtung, welche den Alten, da die Vorstellungen bei Tage erfolgten, unbekannt war. Die B. des Zuschauerraumes wird durch einen Kronleuchter für die von keiner Gallerie überdeckten Plätze u. durch Armleuchter für die Logen erzielt. Um ein matteres Licht zu erzeugen u. dadurch die Bühne selbst heller erscheinen zu lassen, verringert man die Öffnung der Hauptröhre, durch welche das Gas zuströmt. Zur B. der Bühne dienen Gasflammen hinter jeder Coulisse u. eine Reihe derselben vor der Rampe zunächst dem Orchester, welche von dem Bühnenrande den Blicken der Zuschauer entzogen werden. Zur Verstärkung des Lichtes sind die Flammen mit Reverberen versehen.

Um einen geringeren Grad von Helligkeit zur Andeutung der Dämmerung od. Nacht hervorzubringen, beschränkt man entweder die Gasströmung od. man entzieht durch einen vorgezogenen Schirm der Bühne die vordere Beleuchtung. Zur Z i m m e r b e l e u c h t u n g hat das Gaslicht zwar auch vereinzelte Anwendung gefunden, jedoch ist dasselbe mit Rücksicht auf die Gesundheit zu diesem Zwecke nicht zu empfehlen, vorzüglich dann nicht, wenn das Zimmer klein u. zur Ventilation nicht eingerichtet ist. Wegen der schädlichen Einwirkung des Gaslichtes auf die Augen, die es bes. bei Arbeiten, welche eine Anstrengung der Sehorgane erfordern, angreift, u. wegen der geringeren Kosten, mit welchem ein für den Zweck der Zimmerbeleuchtung ausreichendes Licht zu erzielen ist, hat man für kleinere Räume Kerzen u. Lampen als Beleuchtungsapparate beibehalten. Soll ein Zimmer gleichmäßig erhellt werden, so erreicht man dies entweder durch Aufstellung mehrerer Kerzen od. mittels einer großen Lampe, deren Licht durch eine Kugel von mattem Glase fällt (Moderateurlampen), soll aber vorzugsweise ein Tisch beleuchtet werden, so thut das gelbe Licht der Kuppel- u. Schirmlampen die besten Dienste. Vgl. die Artikel Lampen, Kerzen, Gasbeleuchtung.

2) In Kunstwerken sowohl das Maß u. die Stärke, als die Art des Lichtes, welches man dem Kunstobject zukommen läßt, um dasselbe seiner Eigenthümlichkeit entsprechend für das Auge wirksam zu machen; od. auch das diesem im Freien (wie bei Gegenständen der Architektur u. Sculptur) durch die natürlichen Nuancen des Sonnen- u. Mondlichtes zu Theil wird. In Flächendarstellungen der bildenden Kunst ist B. die im Kunstwerke selbst abbildlich wiedergegebene Lichtwirkung. Die zweckmäßigste B. von Gemälden ist gewöhnlich die, in welcher das Licht in entsprechendem Umfange von der linken Seite in einem Winkel von 45 Grad etwas von oben auf das Bild fällt, weil sie derjenigen B. entspricht, welche für den Künstler während des Malens maßgebend war. Bei künstlichen Werken von rein illusorischem Charakter (Dioramen etc.), wird eine wirksame B. bald durch transparente Stoffe, bald durch farbige od. matte Gläser erreicht. Ähnliches hatte ein Verkennen des höhern Kunstzwecks mitunter bei antiken u. andern klassischen Bildwerken vorgenommen, um die fleischliche Wahrscheinlichkeit zu steigern. Eine besondere Art von B. kommt bei Transparentbildern (s.d.) zur Anwendung. Auf der im Bilde selbst nachgeahmten B. beruht die malerische Wirkung desselben, mithin ein wesentlicher Theil des kunstwerklichen Ausdrucks. Nicht selten, bes. bei landschaftlichen Bildern, offenbart sich nur in ihr das poetische Stimmungsmoment, u. die einfachsten Gegenstände erhalten durch sie einen höhern Reiz. Am augenfälligsten ist dies bei nächtlichen, durch Mondlicht, Fackelschein, Lampenlicht etc. erhellten Scenerien der Fall. Eine übermäßig gesteigerte B., welche vorherrschend den Zweck der Illusion im Auge hat, schließt meist eine innigere u. tiefere poetische Lösung aus, weil sie den feineren Ausdruck einer schlagenden, überraschenden Gesammtwirkung opfert. Das Äußerste an frappanter B. u. damit verbundener Lichtwirkung hat unter den Landschaftern der Gegenwart E. Hildebrandt (in Berlin) in seinem Bilde »Alpenglühen« geleistet, während unter den Genremalern bes. L. Knaus, E. Geselschap u. I. P. Hasenklever die Wirkung des Lampenlichtes wiederholt trefflich dargestellt haben. Unter den ältern

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niederländischen Malern zeichnet sich vor allen G. Schalken (geb. 1643) in seinen Bildern, nicht minder durch täuschendes Sonnen- als Kerzen- u. Fackellicht aus.

Quelle: Pierer Bd. 2, 513-515

Gasbeleuchtung (Damen-CL)

Gasbeleuchtung, sie übertrifft alle andern nächtlichen Beleuchtungen an Lichtglanz und ist ausschließend eine Erfindung der neuesten Zeit. Hatte zwar Becher 1682 beobachtet, daß Steinkohlen destillirt eine vorzüglich helle, große und blendende Flamme liefern, so war es doch Murdoch, der 1792 das aus Steinkohlen, Torf und Holz durch Destillation sich entwickelnde brennbare Gas reinigte, und zur Beleuchtung in 70 Fuß langen Röhren, welche in verschiedenen Mündungen ausliefen, fortleitete. Schon damals machte man tragbare Gaslampen. 1797 ward die große Watt- und Bultousche Fabrik auf diese Weise zuerst erleuchtet. 1799 ließ nach mehreren gewonnenen Vortheilen Mr. Lebon in Paris seine Gasbeleuchtung für Geld sehen. Seit 1800 bildeten sich in England Societäten zur Uebernahme der Straßenbeleuchtung. Durch die Westminster-Societät werden allein in London alle Abende 51,000 Gasflammen unterhalten. Jetzt hat man die Gasbeleuchtung in den meisten größern Städten Deutschlands, Englands und Frankreichs. Man gewinnt das leuchtende Gas aus Steinkohlen, Holz, Torf, auch schlechten Sorten von Thran. Um es zu bereiten, erhitzt man Steinkohlen oder Holz, Oel etc. in großen gußeisernen Gefäßen bis zum Rothglühen, leitet das sich entwickelnde Gas durch ein Gemenge von Kalk und Wasser, wodurch das Gas gereinigt, anwendbar wird. Hat es sich in großen Gasbehältern aus Eisenblech über Wasser gesammelt, so wird es durch gelinden Druck von ¾ Zoll Wasserhöhe in luftdichten Röhren zu der Stelle geleitet, wo es entzündet werden und brennen soll. Diese Ausgangsorte des Gases kann man so einrichten, daß sie einen Gasstrahl oder kreisrunde und fächerförmige Flammen werfen. Bei Straßenlaternen befindet sich in der Regel auf der Ausmündung der Rohre ein kugelförmiger Ansatz von Messing, welcher eine seine Durchbohrung hat, durch welche das Gas strömt, sobald das Ventil geöffnet wird, welches die Leitröhre schließt.

K.

Quelle: Damen-CL Bd. 4, S. 319-320

Gasbeleuchtung (Pierer)

Gasbeleuchtung. Steinkohlen, Torf, Holz, Bituminöser Schiefer, Harz, Fett etc. geben bei der trockenen Destination ein Gemenge von leuchtentenden u. nicht leuchtenden brennbaren Gasen u. Dämpfen, welches aus Kohlenoxyd, Wasserstoffgas, Kohlenwasserstoffgasen u. kleinen Mengen flüchtigen Körpern, wie Benzol etc., besteht u. welches bes. in der neueren Zeit unter dem Namen Leuchtgas od. Gas als Beleuchtungsmaterial benutzt wi. d. Clayton stellte bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahrh. ein mit leuchtender Flamme brennendes Gas durch Destillation der Steinkohlen her, aber Murdoch wandte es 1792 zuerst zur Beleuchtung an, während schon 1786 der Franzos Lebon Leuchtgas aus Holz dargestellt u. in einem von ihm erfundenen Apparate, Thermolampe, einen Zimmerosen mit einer Vorrichtung zur Darstellung von Holzgas verbunden hatte. Bulton u. Watt legten 1798 die Beleuchtung einer Fabrik u. 1804 der Engländer Winsor eine Straßenbeleuchtung mit Gas an; auch soll der Amerikaner Henfrey 1802 einige öffentliche Orte zu Richmond mit Gas erleuchtet haben. 1810 bildete sich in London die erste Actiengesellschaft (Chartered Company) zur Anwendung der G. im Großen.

A) Steinkohlengas. Bei weitem am häufigsten wendet man Steinkohlen zur Darstellung von Leuchtgas an. Dieselben liefern bei der trockenen Destillation ölbildendes Gas u. andere Kohlenwasserstoffe von der Formel CnHn, CnHn – 6 etc., Kohlenoxydgas, Grubengas, Wasserstoffgas, Stickstoff, Ammoniak, Kohlensäure, Schwefelkohlenstoff, Schwefelwasserstoff u. Theer. Von diesen Producten können aber nur einige zur Beleuchtung angewendet werden, die übrigen müssen durch geeignete Mittel entfernt werden. Der englische Chemiker Frankland hat gezeigt, daß sich die Bestandtheile des gereinigten Leuchtgases in zwei Klassen theilen lassen, nämlich: in leuchtende Gase, zu denen das ölbildende Gas, die demselben polymeren Kohlenwasserstoffe (Propylen, Butylen) u. Dämpfe flüssiger Hydrocarbüre (Benzol, Toluol, Xylol, Cumol, Cymol) gehören; u. in nicht leuchtende Gase (Wasserstoffgas, Grubengas, Kohlenoxyd), welche letzteren keinen directen Einfluß auf die Leuchtkraft der Flamme ausüben, aber als Verdünnungsmittel der ersten Klasse unentbehrlich sind.

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Die Erzeugung des Gases erfolgt in den sogen. Gasanstalten (Gasfabriken) durch eine Anzahl auf einanderfolgender Operationen. Deren erste a) die Destillation ist. Der hierzu nöthige Apparat, der Destillationsapparat, besteht in Folgenden: In einem von Ziegelsteinen aufgeführten gewölbten Ofen mit Rost u. Aschenfall sind 5–10 cylindrische 6–10 Fuß lange Retorten von Gußeisen, feuerfestem Thon od. Steinen in zwei od. drei Reihen horizontal über einander eingemauert od. ruhen auf eisernen Unterlagen; sie sind am vorderen Ende (Kopf), welches ein Stück aus dem Ofen hervorragt, offen u. können durch Deckel mittelst Schrauben luftdicht verschlossen werden. Nachdem man durch ein Coaksfeuer die Retorten bis zur Dunkelkirschrothgluth erhitzt hat, werden dieselben zu etwa 2/3 ihres Raumes gleichmäßig mit Steinkohlen angefüllt, dann die Deckel aufgeschraubt u. die Fugen mit Lehm verstrichen. In manchen Anstalten leitet man aus einem Behälter Theer auf die Coaks im Feuerraum, um die Hitze zu vermehren; mit Vortheil hat man auch in neuerer Zeit Luft in den Ofenraum geführt, welche vorher durch Röhren in dem unteren Theil des Ofens geht u. dort erwärmt wird. Was die Retorten selbst betrifft, so hat man in neuerer Zeit solche aus feuerfestem Thon angewendet, welche vor den gußeisernen den Vorzug haben, daß sie um etwa 75 Procent billiger anzuschaffen sind u. länger gebraucht werden können; auch geben sie mehr u. ein besseres Gas, weil sie als schlechte Wärmeleiter sich beim Entleeren weniger abkühlen als die eisernen. Sie wurden zuerst 1820 von Grafton angewendet. Sprünge, welche sie durch zu schnelles Anfeuern od. plötzliches Abkühlen erhalten, können durch Lehm od. Kitt verstrichen werden; zweckmäßig ist es aber, sie vor schnellem Temperaturwechsel zu schützen u. die Steinkohlen vorher etwas zu erwärmen. Die kleineren Thonretorten sind meist aus Einem Stück, während größere, von denen nur eine in einem Ofen liegt, aus mehreren Theilen zusammengesetzt sind. Die letzteren wurden von Spinney eingeführt u. haben sich als sehr zweckmäßig bewährt. Die eisernen Retorten werden sehr schnell durch den Schwefel der Steinkohlen zerstört u. können auch selbst als altes Eisen dann nicht mehr verwerthet werden, weil sie in Folge ihres Gehalts an Schwefel das Gußeisen brüchig machen. Der Kopf der thönernen Retorten ist übrigens aus Gußeisen u. kann durch Schrauben daran befestigt werden, auch umgibt man sie zuweilen zu ihrer Verstärkung mit eisernen Ringen. Als zweckmäßig haben sich auch die Retorten aus feuerfesten Steinen erwiesen, sie sind an einem od. beiden Enden mit einer Platte von Gußeisen versehen, durch welche die Hälse mit der Retorte verbunden werden. Gewöhnlich liegen drei solcher Retorten in einem Ofen, eine große u. zwei kleine; die Steine sind an den Seiten mit Falzen versehen, welche über einander greifen, die Fugen werden mit feuerfestem Thon gefüllt u. verstrichen. Auch in Bezug auf den Querschnitt sind die Retorten verschieden: man hat solche mit quadratischem, kreisrundem u. elliptischem, häufig aber mit dare förmigem Querschnitt. Das Eintragen der Kohlen in die Retorten geschieht entweder mit der Schaufel od. mit rinnenförmig gebogenen Blechen od. schmiedeeisernen Körben, welche mit Kohlen gefüllt, in die Retorte geschoben werden; dadurch erfolgt das Füllen u. Entleeren der Retorten schneller u. die Coaks fallen bedeutend besser aus. Die Destillation dauert, je nach der Beschaf senheit der Kohlen u. der Retorten, 5–8 Stunden, während welcher Zeit ein gleichmäßiges Feuer unterhalten werden muß. Je niedriger die Hitze ist, desto mehr flüssige Producte erhält man auf Kosten der gasförmigen, bei zu hoher Temperatur vermehren sich die gasförmigen Producte, besitzen aber um so weniger Leuchtkraft, je größer die Hitze war. Nach beendigter Destillation werden die Deckel von den Retorten abgenommen, die glühenden Coaks mittelst einer Harke herausgezogen u. in eisernen Kästen auf einen freien Platz gefahren, wo sie durch Übergießen mit Wasser gelöscht werden. Vortheilhafter ist es, sie in einen Behälter zu bringen u. durch luftdichten Verschluß desselben zu löschen. Sowie eine Retorte von den Coaks entleert ist, wird sie sogleich wieder mit frischen Kohlen beschickt, so daß die Destillation ununterbrochen fortgeht. Solchen Öfen, wie die oben beschriebenen, in denen 5–10 Retorten durch ein Feuer gemeinschaftlich geheizt werden, stehen je nach dem Bedarf mehrere neben einander; so hat z.B. eine Gasanstalt in London 600 Retorten mit einer entsprechenden Anzahl von Öfen. Verschiedene Kohlensorten geben bei der Destillation verschiedene Mengen Leuchtgas, so liefert z.B. 1 Tonne englische Backkohle 8000 Cubikfuß, Yorkshire-Parrot- (Cannel-) kohle 11,500 Cubikfuß, Wigan-Cannelkohle 9500 Cubikfuß Gas.

b) Vorlage od. Theerbehälter. Das durch die Destillation gewonnene rohe Gas wird nun zunächst durch eiserne, meist am Kopf der Retorte befestigte aufwärts steigende Röhren in einen gemeinschaftlichen horizontalen Cylinder, die Vorlage, Theerbehälter od. erster Condensator, geleitet. Diese Vorlage ist zur Hälfte mit Wasser angefüllt, in welches die Zuleitungsröhren eintauchen, so daß das Gas durch dasselbe streichen muß, u. die dampfförmigen condensirbaren Destillationsproducte sich zu dem sogen. Theer verdichten; außerdem hat diese Einrichtung den Zweck eines den Rücktritt des Gases in die Retorten verhindernden pneumatischen Verschlusses. Zur vollständigen

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Abscheidung der theerartigen Producte hat man diesen Theerbehälter zuweilen mit einem zweiten von derselben Größe u. Gestalt in Verbindung gebracht.

c) Aspirator u. Regulator. Der Druck, mit welchem das Gas aus den Retorten strömt, verursacht mehrfache Übelstände, bes. bewirkt er eine rasche Zerstörung der Retorten u. einen immerwährenden Verlust an Gas. Daher hat man in neueren Gasanstalten diesen Druck aufzuheben gesucht durch Anwendung des Aspirators (Saugers), welcher im Allgemeinen auf folgende Weise construirt ist: In ein mit Theer angefülltes Gefäß taucht man eine Glocke von Eisenblech, welche mittelst Kurbelstangen eine auf- u. niedergehende Bewegung erhält. Über dem Niveau des Theers mündet ein am Boden des Gefäßes eintretendes Rohr, welches außerhalb des Apparates mit zwei horizontalen Cylindern so in Verbindung steht, daß es zu gleicher Zeit nur mit einem derselben communicirt. Der eine dieser beiden Cylinder steht mit den Retorten in. Verbindung u. führt das Gas in den Apparat, der andere ist dazu bestimmt, es weiter fortzuleiten. Dieser zweite Cylinder ist zur Hälfte mit Wasser gefüllt, unter welchem das zur Verbindung mit dem zweiten Cylinder u. dem Apparat dienende Rohr mündet. Hebt sich nun die Glocke, so wird das Gas aus dem ersten Cylinder gesaugt, während das Wasser des zweiten Cylinders in das Verbindungsrohr tritt u. auf diese Weise dasselbe verschließt. In ähnlicher Weise erfolgt der Schluß des ersten Cylinders beim Niedergang der Glocke, so daß das in ihr enthaltene Gas nur in den zweiten Cylinder tritt, von wo aus es dann durch Röhren weiter geführt wird. Solcher Apparate stehen drei neben einander, so daß ununterbrochen ein gleichmäßiges Anfangen von Gas aus den Retorten erfolgt u. andererseits ein gleichmäßiger Druck auf das weiter gehende Gas ausgeübt wird. Damit aber das Gas durch den Aspirator genau in dem Maße aufgesaugt werde, wie es sich in den Retorten entwickelt, ist derselbe mit einem anderen Apparat, dem Regulator, verbunden, welcher ebenfalls aus einer in Wasser tauchenden Glocke besteht, in deren Mitte ein konischer Stab befestigt ist, der in das Gasrohr hineinragt. Je nachdem nun die Glocke durch den Gasdruck aufwärts od. abwärts bewegt wird, ändert sich die Öffnung für das Einströmen des Gases, so daß auf diese Weise sowohl der Gasdruck regulirt, als auch bei unzulänglicher Gasentwickelung die Glocken des Aspirators durch das im Regulator befindliche Gas gespeist werden können. Zur weiteren Abscheidung der theerartigen Destillationsproducte bedient man sich verschiedener Apparate, der sogenannten:

d) Condensatoren (Abkühler, Refrigeratoren, Verdichtungsapparate). Dieselben bestehen entweder in spiralförmig gewundenen od. in Zickzack gehenden Röhren, welche von Außen abgekühlt werden. Die vortheilhafteste u. auch am häufigsten angewendete Form ist die des Röhrenapparats od. Orgelwerks: Eine Anzahl senkrecht neben einander stehender gußeiserner Röhren sind mit ihren oberen Enden je zwei u. zwei durch gebogene Röhren verbunden; sie sind in einem Behälter eingesetzt, in welchen fortwährend kaltes Wasser fließt; ihre unteren offenen Enden münden in einem zum Theil mit Wasser gefüllten Kasten, von Eisenblech, dessen Deckel mit entsprechenden Öffnungen versehen ist, über denen die Röhren sitzen. Zwischen je zwei solcher Öffnungen sind Scheidewände, welche den Kasten in Zellen eintheilen, aber nicht ganz bis auf den Boden des Kastens reichen. Das Gas tritt in die erste Zelle ein, steigt durch die erste Röhre in die Höhe u. aus dieser durch das Verbindungsrohr in die zweite, in welcher es abwärts nach der zweiten Zelle geht, dann durch das Wasser nach der dritten Zelle u. in das dritte Rohr u.s.f., so daß es in diesem Röhrensystem auf- u. niedersteigt u. sowohl durch die Abkühlung der Rohre als auch beim Durchgang durch das Wasser den Theer absetzt. In manchen Gasanstalten, bes. in England, condensirt man die Dämpfe auf die Weise, daß man sie durch einen mit Coaks gefüllten Kasten (Schrubber, Scrubber) streichen läßt; durch eine am Deckel angebrachte Brause werden die Coaks fortwährend mit Wasser angefeuchtet. Ein ähnlicher Apparat ist der mechanische Präcipitator, den sich Palmer patentiren ließ. Derselbe besteht aus einem doppelwandigen cylindrischen Gefäß von Blech, in dessen innerem Raume eine Welle mit durchlöcherten Flügeln rotirt u. dadurch das am Boden durch eine Schicht von Theer eintretende Gas in Bewegung setzt; in dem oberen Theile des Cylinders tritt das Gas in ein Schlangenrohr, welches zwischen den Wandungen des äußeren u. inneren Cylinders um den letzteren spiralförmig gewunden u. mit kaltem Wasser umgeben ist. Durch diese Abkühlung schlägt sich der Theer sowohl im Inneren des Behälters als auch im Schlangenrohr nieder u. wird durch Röhren weiter geleitet. Der atmosphärische Condensator, den man in England angewendet hat, besteht aus einem eisernen, in mehrere Abtheilungen getheilten Kasten, welcher von vielen Röhren mit sehr kleinem Durchmesser durchstrichen wird, durch welche kalte Luft geht. Der condensirte Theer gelangt durch, am Boden angebrachte Röhren in den Theercondensator u. dann in den Theerbehälter. Der Theer u. die mit demselben sich abscheidenden ammoniakalischen Flüssigkeiten werden in eine Cisterne (Theerbassin, Theerbehälter, Theebrunnen) geleitet, wo sich die schwereren von den leichteren Flüssigkeiten trennen; am häufigsten sind gemauerte Theercisternen in

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Gebrauch, welchen jedoch solche von Eisen vorzuziehen sind, weil aus ihnen der Theer in das Erdreich u. oft in die in der Nähe befindlichen Brunnen dringt.

e) Reinigungsapparate (Epuratoren). Zur weiteren Reinigung des Gases, bes. zur Entfernung von Schwefelwasserstoff, Kohlensäure, Cyan u. Ammoniak, bedient man sich mannigfacher Mittel u. verschiedener Apparate. Am allgemeinsten verbreitet sind die Kalkreiniger, in denen man entweder Kalkmilch od. gelöschten Kalk zur Absorption anwendet. Im ersteren Falle muß aber eine Rührvorrichtung angebracht werden, um die sich zu Boden senkenden Kalktheilchen im Wasser schwebend zu erhalten u. mit dem Gas in Berührung zu bringen. Die hierzu erforderliche Vorrichtung, der Rührapparat od. die Kalkmaschine, besteht aus einem eisernen, luftdicht verschlossenen Gefäß, welches zum Theil mit Kalkmilch (3 Theile gebranntem u. gelöschtem Kalk mit 80 Theilen Wasser) gefüllt ist. In diesem Gefäß ist in der Mitte ein eiserner Cylinder angebracht, dessen oberer Theil mit dem ersteren Gefäß verbunden ist, während der untere offene Theil sich scheibenförmig erweitert u. nicht bis an den Boden des Gefäßes reicht; diese scheibenförmige Erweiterung des inneren Behälters ist mit vielen kleinen Löchern versehen u. befindet sich in der Kalkmilch. In der Achse des Cylinders ist eine senkrechte drehbare Welle, welche am unteren Ende einige unter der Flüssigkeit befindliche Flügel trägt; diese Flügel bewegen bei der Umdrehung der Welle die Kalkmilch u. verhindern, daß sich der Kalk zu Boden setzt. Das Gas tritt durch den Deckel des Cylinders in das Innere des Apparates u. muß durch die durchlöcherte Scheibe u. die darüber befindliche Flüssigkeitsschicht treten, es sammelt sich im äußeren Behälter an, von wo aus es dann durch Röhren weiter fortgeführt wird. Mit 1 Scheffel Kalk kann man auf diese Weise 15,000 Cubikfuß Gas reinigen. Ein neuer von Still angegebener Reinigungsapparat besteht aus einem horizontalen Cylinder, der zur Hälfte mit Kalkmilch gefüllt ist; in seiner Achse ist eine hölzerne Welle drehbar, die an ihrer Peripherie radial stehende Streifen von Fischbein od. ähnlichem elastischem Material trägt. Diese Vorrichtung dient zum Umrühren der Kalkmilch, während das Gas durch den Cylinder streicht. Die Reinigung des Gases durch trockenen Kalk, welche gegenwärtig vielfach in Anwendung ist, weil sie die Rührvorrichtung erspart, geschieht auf die Weise, daß man das Gas in Kästen treten läßt, in deren Innerem sich horizontale, in kleinen Abständen über einander gelegte Siebe od. Geflechte von Weidenruthen befinden, auf welche man den gebrannten Kalk gleichmäßig aufträgt u. ihn dann durch Besprengen mit Wasser löscht. Das Gas tritt an dem Boden der Kästen ein u. muß seinen Weg durch die Kalkschichten nehmen, bevor es durch das am Deckel befindliche Abzugsrohr weiter gehen kann. Um dem Gase einen leichteren Durchgang durchden Kalk zu gestatten u. es zugleich mit einer größeren Menge Kalk in Berührung zu bringen, hat Bérard zu Staub gelöschten Kalk, mit Moos gemengt, angewendet, wodurch zugleich der Übelstand beseitigt wird, daß, wenn der Kalk nicht ganz gleichmäßig auf die Siebe aufgetragen wird, das Gas nur an einer od. wenigen Stellen durch denselben tritt u. nur unvollkommen gereinigt wird. Solcher Kästen sind 6–8 mit einander verbunden u. zwar so, daß man den Gaszutritt zu einem od. zweien derselben absperren kann, wenn diese mit frischem Kalk beschickt werden sollen. Da von dem Kalke unter Anderem auch das Cyan absorbirt wird, hat man ihn auf Berlinerblau verarbeitet. Zu diesem Zweck setzt man den, den Reinigungsapparaten entnommenen Kalk, Gaskalk, einem Strome von Wasserdampf aus u. leitet das sich entwickelnde Ammoniak in eine Säure; der Rückstand wird mit Wasser aufgelangt u. die Flüssigkeit mit einem Eisensalz versetzt; der entstandene Niederschlag wird so lange mit frischem Wasser behandelt, bis sich die blaue Farbe des Berlinerblau vollständig entwickelt hat. Aus 1000 Kilogrammen (2000 Pfund) Gaskalk können auf diese Weise 12–15 Kilogr. Berlinerblau u. 15–20 Kilogr. Ammoniaksalze gewonnen werden. Zur vollständigen Entfernung des Ammoniaks wäscht man das Gas mit Wasser od. verdünnten Säuren; in England bedient man sich dazu der Schrubber. Sugden u. Marriot wenden mit Vortheil Sägespähne an, welche mit Schwefelsäure angefeuchtet u. einer Temperatur von 120° C. ausgesetzt werden. Die dadurch gebildete Kohle absorbirt die Säure, u. es bildet sich eine trockene, leichte, poröse Masse, welche auf Siebe in gewöhnlichen Kalkreinigern ausgebreitet wird. In Frankreich, Belgien u. zum Theil auch in England, wendet man den Gyps als Absorptionsmittel an; derselbe zersetzt sich nämlich in Berührung mit kohlensaurem Ammoniak, u. es entsteht kohlensaurer Kalk u. schwefelsaures Ammoniak. Man mischt den Gyps mit Coaks u. breitet ihn in Kalkreinigern auf Rosten aus. Um Schwefelwasserstoff u. Ammoniak gleichzeitig aus dem Gase zu entfernen u. das letztere zu gewinnen, ist Eisenvitriol häufig zur Verwendung gekommen; derselbe hat nämlich den Vortheil, daß er immer wieder regenerirt u. auf diese Weise beliebig oft hinter einander angewendet werden kann. Der Eisenvitriol (schwefelsaures Eisenoxydul) zersetzt sich nämlich in Berührung mit Schwefelwasserstoff u. Ammoniak, indem sich schwefelsaures Ammoniak u. Schwefeleisen bildet. Hat das Gas die Zersetzung vollständig bewirkt, so läßt man die Masse in einer Cisterne sich absetzen, zieht die obere Flüssigkeit ab, wäscht die am

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Boden befindliche dicke Masse mit Wasser aus, filtrirt u. dampft das Filtrat, sowie die zuerst abgenommene Flüssigkeit, zu schwefelsaurem Ammoniak ein. Das zurückbleibende Schwefeleisen mischt man mit so viel gebranntem Kalk, als erforderlich ist, das Wasser zu binden, u. läßt es an der Luft oxydiren; nach einiger Zeit enthält das Gemisch statt des Schwefeleisens schwefelsaures Eisenoxydul u. kann wiederum zur Reinigung dienen. Die bekannte, bes. in England u. hier u. da auch in Deutschland befolgte Lamingsche Methode beruht auf der Anwendung von Eisenoxyd u. schwefelsaurem Kalk, welches Gemisch in gewöhnlichen Kalkreinigern benutzt wird. Es bildet sich nämlich dabei: Schwefeleisen, kohlensaurer Kalk u. schwefelsaures Ammoniak; man bringt diese Masse aus dem Apparat an die Luft, wodurch sich das Eisen oxydirt; der kohlensaure Kalk zersetzt bei der entstehenden Wärme das schwefelsaure Ammoniak u. bildet schwefelsauren Kalk u. kohlensaures Ammoniak; das letztere wird in Schwefelsäure geleitet u. das Eisenoxyd u. der schwefelsaure Kalk werden wieder in den Reinigungsapparat gebracht. Ein ganz ähnliches Verfahren ließ sich bereits 1849 Hills in Deptfort patentiren, welcher zur Entfernung von Schwefelwasserstoff, Cyan u. Ammoniak verschiedene Eisensalze anwendete, als basisch schwefelsaures Eisenoxyd, Eisenchlorid, Eisenoxydhydrat od. präcipitirtes Eisenoxyd, entweder allein od. mit schwefelsaurem Kalk, schwefelsaurer Magnesia, Chlormagnesium, vermengt mit Sägespähnen, Torfasche etc., weshalb von der Jury dem Letzteren die Erfindung eines wieder regenerirbaren Reinigungsmittels zuerkannt wurde. Neun Jahre vorher hatte sich bereits Croll die Anwendung von Eisenoxyd zur Gasreinigung patentiren lassen. Nach der neuesten Methode von Laming wird das Ammoniak nicht nur als Nebenproduct gewonnen, sondern auch als Reinigungsmaterial benutzt. Er bringt nämlich das Gas gleichzeitig mit Eisenoxyd u. kaustischem Ammoniakin in Berührung; der Schwefelwasserstoff wird an das Eisen gebunden, die Kohlensäure geht an das Ammoniak u. wird vom Wasser im Reinigungsapparat aufgenommen; die letzten Spuren von Ammoniak werden vom Schrubber ausgewaschen. In den Gasanstalten zu St. Quentin in Frankreich, wo man nach Mallet's Patent zur Reinigung des Gases die Rückstände von der Chlorfabrikation benutzt, welche aus Manganchlorür u. schwefelsaurem Natron bestehen, erhält man das Ammoniak als Salmiak neben ungelöstem kohlensaurem Manganoxydul u. Schwefelmangan; das Filtrat liefert 13 Pfd. Salmiak auf 1 Tonne Kohlen. Was endlich den Schwefelkohlenstoff betrifft, der dem Gase noch beigemengt ist u. bei der Verbrennung schwefelige Säure entwickelt, welche bes. in Theatern, Concertsälen etc. die Vergoldungen u. die mit zarten Farben gefärbten Seidenstoffe zerstört, so hat man diesen dadurch zu entfernen versucht, daß man das Gas durch Schwefel streichen läßt, welcher den Schwefelkohlenstoff absorbirt.

Das so gereinigte Gas tritt nun durch eine Röhrenleitung in den f) Gasometer (Gasreservoir). Dieser besteht aus einem großen cylindrischen gemauerten od. eisernen Bassin, welches fast ganz mit Wasser angefüllt ist; in dieses taucht ein unten offener, oben geschlossener Cylinder, die Glocke, dessen Durchmesser etwas kleiner ist, als der des Bassins; er ist von Eisenblech luftdicht zusammengenietet. Das Gas tritt unter die Glocke durch ein Rohr, welches entweder unterhalb des Bassins horizontal u. dann senkrecht durch das Wasser bis etwas über das Niveau desselben geht od. mit dem oberen Theil der Glocke verbunden ist; in letzterem Falle muß es wegen der auf- u. niedergehenden Bewegung der Glocke in Gelenken beweglich sein. Auf ebensolche Weise ist das Abzugsrohr für das Gas angebracht. Je nachdem nun viel od. wenig Gas in die Glocke tritt, hebt sich dieselbe od. senkt sich u. übt einen Druck auf das Gas aus, der im ersten Falle geringer, im anderen bedeutender ist; um ihn aber immer gleichmäßig zu erhalten, hängt man die Glocke an eine Kette auf, welche über Rollen geführt wird u. am anderen Ende mit Gewichten belastet werden kann. Um nun einen gleichmäßigen Druck auf das Gas zu erhalten, welcher nothwendig ist zu einem immer gleichförmigen Ausströmen aus den Brennern, muß man mehr Gewichte anhängen, wenn die Glocke tief steht, weniger, wenn sie sich erhebt. In Gasanstalten, wo man Gasometer von sehr beträchtlichen Dimensionen braucht, ist die Glocke nicht aufgehängt, sondern wird an Frictionsrollen geleitet, welche an der Seite der Glocke befestigt sind u. in Nuthen an eisernen Säulen laufen. Damit das Gas durch das Zuleitungsrohr nicht wieder zurücksteigt, ist die Mündung desselben mit einem sich nach Außen öffnenden Ventil versehen, welches den Eintritt des Gases in die Glocke gestattet, aber nicht das Zurücktreten. Den Stand der Glocke, also die in derselben befindliche Gasmenge, zeigt ein Weiser an, welcher mit der Glocke verbunden ist u. sich außen an einer Scala bewegt. Je nach dem Bedürfniß sind die Gasometer von verschiedener Größe; man hat solche, die 50 bis 100,000 Cubikfuß Gas fassen. Bevor das Gas durch die Leitungsröhren nach dem Ort seiner Bestimmung geführt wird, tritt es in den Gasregulator, welcher meist genau so construirt ist, wie der unter c) angeführte; auch hier regulirt ein in der Achse der Glocke mit dieser verbundener kegelförmiger Stab die Ausflußöffnung für das Gas u. somit die Ausflußgeschwindigkeit desselben. Die Regulirung kann auch durch einen

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am Hauptleitungsrohr angebrachten Hahn geschehen. Außerdem hat man eine größere Menge von Regulatoren theils blos vorgeschlagen, theils auch in der Praxis eingeführt. Der Druck, unter welchem man das Gas in die Hauptleitungsröhren führt, ist abhängig von der Länge der Röhrenleitung u. von der Menge der zu speisenden Brenner.

g) Fortleitung u. Verwendung des Leuchtgases. Das Gas wird nun durch Röhren nach dem Ort geleitet, wo es benutzt werden soll. Die von der Gasfabrik bis an die Häuser laufenden Röhren, die Hauptleitungsröhren, sind von Gußeisen; sie müssen vollkommen luftdicht sein u. werden daher vor ihrer Anwendung durch gewaltsames Einpumpen von Wasser auf ihre Dichtigkeit untersucht. Ihre Weite ist abhängig von der Länge der Röhrenleitung (steht im geraden Verhältniß zu der Wurzel aus derselben) u. nimmt zu, wenn die Leitung unterwegs oft gebrochen wird. Die Hauptleitungsröhren haben am einen Ende eine Schnauze, am anderen eine Wulst. Die Wulst wird beim Legen der Röhren allemal in die Schnauze der nächstfolgenden Röhre gesteckt u. der Zwischenraum mit einem locker gedrehten, in Theer getränkten Tau ausgefüllt u. dann mit Blei ausgegossen. Man legt sie gewöhnlich 2–21/2(Fuß tief in die Erde. In feuchtem Boden rosten die eisernen Röhren leicht, auch wenn man sie mit Theer überstrichen hat, weshalb man in Grenoble die Hauptleitungsröhren aus Cement auf der Stelle selbst u. in der Lage, die sie einnehmen sollen, hergestellt hat; der Cement wird dick eingerührt u. mit Sand u. Geschieben vermischt; solche Röhren können aber nur da angewendet werden, wo sie feucht liegen; in trockenem Erdreich werden sie porös. Von den Hauptröhren gehen dann die Seitenleitungen od. Zweigröhrenab, welche von Guß- od. Stabeisen sind. Im Inneren der Häuser werden die Röhren am besten aus Blei gefertigt, zu den Straßenlaternen führt man kupferne od. eiserne Röhren. Die dünnsten Röhren, welche unmittelbar zu den Flammen gehen, sind von Messing, Kupfer, Blei od. vulkanisirtem Kautschuk. Am Ende dieser Röhren, wo das Gas gebrannt werden soll, sind die Brenner angesetzt, welche man aus Eisen, Porzellan od. Speckstein fertigt; die letzteren werden in der neueren Zeit bes. häufig angewendet, sie werden von Schwarz in Nürnberg aus dem bei Göpfersgrün in Baiern vorkommenden Speckstein fabricirt, welcher zu dem Zweck erst in Muffeln gebrannt wird; die dann auf der Drehbank gedrehten Brenner siedet man in Öl u. polirt sie mit wollenen Lappen; sie sind wegen ihrer Härte von sehr langer Dauer, während die von Metall oxydiren u. die Öffnungen sich erweitern; die porzellanenen Brenner werden bald porös. In den Brennern sind entweder runde Löcher od. geradlinige Einschnitte, aus denen das Gas heraustritt, sodaß man verschiedene Formen der Flammen erhält; man unterscheidet unter den für gewöhnliche Beleuchtung dienenden Brennern hauptsächlich folgende Arten: aa) einfacher Strahlbrenner, wobei das Gas durch eine kleine runde Öffnung herausströmt; bb) Hahnenspornbrenner, in welchem meist drei Löcher divergent eingebohrt sind, sodaß die Flamme stern- od. strahlenförmig brennt; cc) Fledermausbrenner, wie der vorige, nur sind die drei Löcher durch einen verticalen Schnitt mit einander verbunden, sodaß eine große, flache, dreizackige Flamme aus ihm brennt. Gewöhnlich läßt man die Flamme aus einem einfachen verticalen Schnitt herausbrennen; dd) Fischschwanzbrenner, enthält zwei schräg gegen einander gebohrte Löcher, sodaß sich die beiden Gasströme zu einer dreizackigen flachen Flamme vereinigen; ee) Argand'scher Brenner, ein hohler ringförmiger Cylinder, dessen oberer Rand mit kleinen Öffnungen durchbohrt ist, aus denen das Gas in der Form eines Cylinders brennt; diese Argand'schen Brenner sind bes. für Zimmerbeleuchtung tauglich u. brennen nicht, wie die anderen, frei, sondern erhalten einen Cylinder, der aber nicht zu hoch sein darf, weil ein zu starker Luftstrom die Leuchtkraft vermindert. Die Zuleitungsröhren zu den Brennern sind mit Hähnen versehen, um die Höhe der Flamme, sowie deren Entzünden u. Verlöschen leicht reguliren zu können.

Um die Quantität Gas zu ermitteln, welche in einem Haushalt, einer Fabrik etc. während einer bestimmten Zeit verbraucht worden ist, u. darnach die Abgabe an die Gasfabrik berechnen zu können, hat man die sogenannten h) Gasmesser (Gasuhren), welche in den Häusern aufgestellt sind u. welche das Gas passiren muß, ehe es zu den Brennern kommt. Sie sind so construirt, daß eine absichtliche od. zufällige Störung in ihrem Gang unmöglich ist. Am Allgemeinsten sind die Gasmesser von Clegg in Gebrauch. Im Wesentlichen bestehen sie aus einer in vier Kammern getheilten blechernen Trommel, welche sich um eine horizontale Achse in einem cylindrischen Gehäuse dreht, welches letztere bis etwas über die Hälfte mit Wasser gefüllt ist; zwischen Trommel u. Gehäuse ist einiger Zwischenraum. Die Kammern der Trommel sind so eingerichtet, daß sie durch eine Öffnung mit dem Raum zwischen Trommel u. Gehäuse communiciren, u. also auch in ihnen das Wasser bis zu der Höhe, wie im Gehäuse, steht. Diese Öffnungen sind parallel der Achse der Trommel u. liegen am einen Ende jeder Kammer, da wo die Scheidewand mit der Cylinderfläche der Trommel zusammenkommt. Das Gas tritt innerhalb der Trommel in einen ebenfalls mit den Kammern in Verbindung stehenden cylindrischen Raum durch eine in der Achse des Apparates

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befindliche u. in der Mitte bis über das Wasser emporsteigende Röhre. Steht nun die Trommel so, daß sich eine Kammer theilweis oberhalb des Wassers befindet, ihre Öffnung also gesperrt ist, so tritt das Gas in diese Kammer u. bewirkt vermöge seines Druckes ein Aufsteigen derselben, also eine Drehung der Trommel. Ist diese Kammer vollständig mit Gas gefüllt, so hat sie sich so gedreht, daß ihre Öffnung aus dem Wasser tritt u. das Gas in die nächstfolgende Kammer einströmt, welche sich ebenfalls nach u. nach füllt u. so die Drehung her Trommel fortsetzt. Durch diese Drehung bewegen sich die bereits mit Gas gefüllten Kammern nach u. nach wieder unter das Wasser, füllen sich damit an u. das in ihnen befindliche Gas strömt aus den Öffnungen in den Zwischenraum zwischen Trommel u. Gehäuse u. von da durch ein Abzugsrohr weiter nach den Brennern. Mit der Achse der Trommel steht nun ein Räderwerk in Verbindung, durch welches Weiser auf Zifferblättern bewegt werden. Auf diesen kann man die Anzahl der Umdrehungen der Trommel ablesen u. durch Vergleichung mit dem bekannten Inhalt der Kammern das Quantum Gas berechnen. Da sich der Rauminhalt für das Gas in den Kammern vergrößert, wenn das Niveau des Wassers sinkt, so hat man Vorkehrungen getroffen, welche das Wasser auf immer gleicher Höhe erhalten. Ein Übelstand bei solchen Gasmessern ist der, daß bei strenger Kälte das Wasser gefriert u. der Apparat still steht, also kein Gas ausströmen kann. Daher hat man, bes. in England, trockene Gasmesser angewendet, welche nach Art eines doppelten Blasebalges construirt sind. – Die Bereitung des Leuchtgases aus anderen Materialien ist im Wesentlichen dieselbe, wie die aus Steinkohlen, u. bedarf meist nur an den Destillationsapparaten einiger Abänderungen.

B) Holzgas. Wie schon oben bemerkt, stellte zuerst Lebon im Jahre 1786 Leuchtgas aus Holz dar. Diese Erfindung fand indessen nur wenig Aufnahme u. kam mit der Zeit ganz in Vergessenheit. 1849 beschäftigte sich Pettenkofer in München mit Versuchen über das Holzgas, aus denen hervorging, daß bei der Temperatur, bei welcher das Holz verkohlt, nur Gase ohne Leuchtkraft gewonnen werden, daß jedoch bei höherer Temperatur leuchtende Gase entstehen. Die Destillation erfolgt in eisernen od. thönernen Retorten, von denen jede etwa 90 Pfd. Holz faßt, welches aber vorher gut getrocknet werden muß. Zum Füllen der Retorten bedient man sich großer, das ganze Füllungsquantum fassender Blechschaufeln. Nach 11/2 Stunde ist die Destillation beendigt, man öffnet die Retorten u. bringt die glühenden Kohlen in Dämpfer mit luftdicht schließenden Deckeln zum Abkühlen. Die Reinigung des Holzgases geschieht wie beim Steinkohlengas; da es aber keine Ammoniak- u. Schwefel-' erbindungen enthält, so bedarf es blos der Reinigung durch Kalk. Wesentliche Vortheile, welche die Fabrikation des Holzgases gewähren, sind die kurze Dauer der Destillation, denn während eine Holzgasretorte in ununterbrochener Arbeit von früh bis Abends 1500 Cubikfuß Gas gibt, so ist bei Steinkohlengas eine Arbeitszeit von 24 Stunden erforderlich, um dieselbe Gasmenge zu erzeugen. Daher braucht man auch weit weniger Retorten; wo man bei Steinkohlengas 5–6 Retorten nöthig hat, genügen bei Holzgas zwei; auch halten sie viel länger. Der Theer, Holzessig u. die zurückbleibenden Kohlen können um Vieles vortheilhafter verwerthet werden, als die Coaks u. der Steinkohlentheer, so daß sich im Allgemeinen für die meisten Gegenden Deutschlands die Beleuchtung mit Holzgas billiger herausstellt, als mit Steinkohlengas. Für die Consumenten gewährt aber das Holzgas den Vorzug, daß es völlig frei von Ammoniak, Schwefelwasserstoff u. Schwefelkohlenstoff ist u. beim Verbrennen durchaus keinen unangenehmen Geruch verbreitet. 1 Centner lufttrockenes Holz liefert 600–750 Cubikfuß Gas, 19–20 Pfd. Holzkohlen, 5 Pfd. Theer u. eine entsprechende Menge Holzessig. In größerem Maßstab wurde das Holzgas zuerst 1851 zur Beleuchtung des Bahnhofes in München hergestellt u. gegenwärtig findet man es in vielen anderen Städten Deutschlands mit Vortheil angewendet. Selbst dann, wenn die Holzgasbeleuchtung eine sehr weite Verbreitung finden sollte, ist eine Steigerung der Holzpreise nicht zu befürchten, weil nur wenig Holz gebraucht u. der ganze Kohlenwerth desselben dem allgemeinen Bedürfniß in natura wieder, anheim gegeben wird.

C) Ölgas. Zur Fabrikation von Ölgas benutzt man, schlechtes Öl, Fett, Thran etc.; der Apparat zur Ölgasbereitung besteht aus einer Retorte, welche, wie bei der Steinkohlengasfabrikation, in einem Ofen liegt u. durch ein Feuer erhitzt werden kann; sie wird mit Coaks- od. Ziegelstücken ziemlich angefüllt u. dann bis zur Rothgluth erhitzt. Dann läßt man aus einem oberhalb der Retorte befindlichen Reservoir, welches durch ein Rohr mit Hahn mit der Retorte verbunden ist, das durch die Hitze erwärmte Öl od. das geschmolzene Fett in einem dünnen Strahl auf die glühenden Coaks fließen. Die Destillationsproducte leitet man darauf in einen mit Wasser od. Öl gefüllten Behälter (Condensator), wo sich die condensirbaren Dämpfe abscheiden. Diese flüssigen Destillationsproducte läßt man dann wieder in das Reservoir zurückfließen, so daß sie immer wieder zur Zersetzung gelangen. Gewöhnlich verbindet man zwei Retorten so mit einander, daß die in der einen gebildeten Dämpfe durch die glühenden Coaks der anderen streichen müssen, wodurch eine vollständigere Zersetzung erfolgt. Eine weitere Reinigung des Gases ist

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nicht nothwendig, man kann es aus dem Condensator sofort nach dem Gasometer leiten. Das Ölgas brennt mit einer sehr hellen Flamme, 21/2- bis dreimal heller, als das Steinkohlengas, ist aber wegen der Kostspieligkeit des Rohmaterials wenig in Anwendung; am liebsten benutzt man es zu den sogenannten tragbaren Gaslampen (s. unten K). Ein Cubikfuß Öl liefert ungefähr 5–600 Cubikfuß Gas.

D) Harzgas. Harz wurde zuerst von Daniel u. Luscombe zur Darstellung von Leuchtgas angewendet. Im Allgemeinen gewinnt man es auf dieselbe Weise wie das Ölgas. Robertson vermischt Harz mit Pottasche, Kalk u. Sägespähnen u. bringt dieses Gemisch in gußeiserne cylindrische Gehäuse, welche mit einer Kappe leicht verschließbar sind. Diese Gehäuse werden in eine gewöhnliche Gasretorte gesteckt, so daß die durch die Hitze sich entwickelnden Dämpfe die Kappen wegheben u. in die Retorte treten; von hier aus werden sie nach einer zweiten, dritten u. vierten Retorte geleitet, welche mit Coaks u. Ziegelstücken gefüllt u. zur Kirschrothgluth erhitzt sind. Das Gas wird dann auf gewöhnliche Weise gereinigt. Eine weite Verbreitung hat das Harzgas aus dem Grunde nicht gefunden, weil nur an wenigen Orten das Harz in so großer Menge u. zu so niedrigen Preisen zu beziehen ist, daß eine Gasanstalt bestehen kann. Die von Daniel angelegte große Harzgasfabrik in England ist mit einem Verluste von 5000 Pfd. St. eingegangen.

E) Leuchtgas aus Torf- u. Steinkohlentheer. Wenn man Torf in einer Retorte erhitzt, so erhält man keine leuchtenden Gase; läßt man aber die bei der trockenen Destillation sich entwickelnden Ole durch Röhren od. Kanäle ziehen, welche stark erhitzt sind, so besitzt das Gas Leuchtkraft. Auf gleiche Weise kann man auch die aus überhitztem Theer entstehenden Gase leuchtend machen; man gewinnt aus 1 Centner Theer 800–1000 Cubikfuß Gas. Es sind bereits vielfach Vorschläge gemacht worden, den Theer aus den Vorlagen od. den Condensatoren sofort wieder der Destillation zu unterwerfen, da derselbe wirklich im Stande ist, eine große Quantität Gas zu liefern. Grafton ließ den Theer aus der Vorlage nach besonderen Retorten abfließen, wo derselbe zersetzt wurde. Down ließ sich 1830 ein Verfahren patentiren, welches darin bestand, daß er über die Retorten noch geschlossene Behälter anbrachte, welche mit Coaksstücken angefüllt waren u. mit den Retorten gleichzeitig erhitzt wurden. Die Destillationsproducte mußten durch diese Behälter u. die glühenden Coaks gehen, u. es wurde auf diese Weise eine vollständige Zersetzung des Theers erzielt. Dircks erhitzt den Theer in einem Kessel, welcher in einem Ofen liegt u. mit einer Rührvorrichtung versehen ist, um die Entwickelung der Theerdämpfe zu erleichtern. Dieser Kessel ist durch ein hydraulisches Rohr mit Steinkohlengasretorten verbunden, so daß das Gas durch den Theer streichen must u. sich mit Theerdämpfen sättigt; es tritt dann in eine verticale cylindrische Retorte, welche durch ein Rohr mit einer zweiten eben solchen verbunden ist; diese Retorten sind mit Coaksstücken gefüllt u. werden glühend gemacht, so daß sich die durchziehenden Theerdämpfe vollständig zersetzen. Nach einer neueren Methode mengt man den Theer mit Holz- od. Torfasche, mit Kohlenpulver, Sägespähnen, Thonpulver etc. in solchen Quantitäten, daß ein compactes Gemisch entsteht; aus diesem formt man kleine Ziegel, welche in gewöhnlichen Retorten destillirt werden. Nach diesem Verfahren kann man auch Erdharz, brenzliche Öle, harzige od. fette Substanzen zur Leuchtgasfabrikation verwenden. Das in den Retorten Zurückbleibende kann als Brennmaterial zu anderen Zwecken dienen.

F) White's Hydrocarbonproceß besteht im Wesentlichen in der Erzeugung eines Gemisches von Kohlenoxyd u. Wasserstoffgas durch Zersetzung von Wasserdampf in Berührung mit glühenden Kohlen u. in der Einführung dieses Gasgemisches (Wassergas) mit einem Überschuß von Wasserdampf in die Retorten, welche zur Darstellung von Leuchtgas dienen. Dieses Verfahren gewährt bes. den Vortheil einer größeren Ausbeute an Leuchtgas u. Ersparniß an Arbeitskosten; außerdem veranlaßt das Wassergas das aus den Steinkohlen sich entwickelnde ölbildende Gas, die Retorten schnell zu verlassen, was insofern von Nutzen ist, als sich dieses in der Hitze leicht zersetzt. Selligue wandte schon 1838 Wasserdampf bei der Fabrikation von Leuchtgas an, indem er je zwei aufrecht stehende Retorten mit einander verband, von denen die eine mit Holzkohlen, die andere mit Coaksstücken gefüllt war; durch Einleiten von Wasserdampf in die erstere u. von Schieferöl in die andere Retorte erhielt er gasförmige Producte, welche mit einander vereinigt eine helle Flamme erzeugten.

Auf der Zerlegung des Wasserdampfes, in Berührung mit glühenden Kohlen in Kohlenoxyd u. Wasserstoffgas, deruht auch die G) G. mittelst Wasserstoffgas. Man läßt nämlich Wasserdämpfe durch einen mit Holzkohlen gefüllten Cylinder streichen, leitet das Gas zur Entfernung der Kohlensäure durch Kalk u. dann durch den Gasometer zu den Brennern, welche, da das Wasserstoffgas an u. für sich nicht leuchtet, mit einem Geflecht von Platin umgeben

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sind; man bedient sich hierzu der Argand'schen Brenner mit einem Cylinder u. erhält auf diese Weise eine sehr billige, hell leuchtende Flamme ohne Geruch. Dieses Gas kann auch mit Vortheil zur Heizung angewendet werden.

H) Beleuchtung mit Dämpfen flüssiger Kohlenwasserstoffe. Donovan schlug 1830 vor, solchen Gasen, welche brennbar, aber nicht leuchtend sind, dadurch Leuchtkraft zu ertheilen, daß man sie mit Dämpfen flüssiger Kohlenwasserstoffe sättigt. Mansfield leitete einen Strom von irgend einem Gase, selbst atmosphärische Luft, durch einen Behälter mit Brenzol (Brenzin). Dieses Verfahren ist bes. deshalb von Vortheil, weil es keine Öfen, keine Retorten u. keine Reinigungsapparate erfordert u. sowohl für G. im Großen, als auch selbst zur Beleuchtung einzelner Zimmer angewendet werden kann. Lacarrière vergrößert auf diese Weise die Leuchtkraft des gewöhnlichen Steinkohlengases; er wendet ebenfalls Brenzol an u. bedarf zur Sättigung von 1 Cubicmeter Gas 40 Gramme dieser Flüssigkeit, wodurch die Leuchtkraft des Gases um 70 Procent erhöht wird.

I) Elektrisches Leuchtgas. Die Erfindung des elektrischen Leuchtgases wurde von dem belgischen Abbé Nollet gemacht u. ist noch Geheimniß; im Allgemeinen beruht aber seine Darstellung auf der Verwandlung von Wasser durch elektromagnetische Zersetzung in ein nicht explodirbares Gasgemisch u. Vereinigen desselben mit einer leuchtenden Substanz. Das Wasser befindet sich in mehreren Flaschen u. wird durch eine elektromagnetische Maschine zersetzt, u. die Gase werden in eine Kohlenwasserstoffverbindung geleitet, welche ihnen die Leuchtkraft mittheilt. Das Geheimniß besteht darin, dem Gemisch von Wasserstoff u. Sauerstoff die Fähigkeit zu explodiren zu benehmen; jedenfalls wird dem Wasser ein Mittel zugesetzt, welches sich des freiwerdenden Sauerstoffes theilweis bemächtigt.

K) Tragbares Leuchtgas. Der Engländer Gordon erfand tragbare Gaslampen, für welche das Gas in einem eisernen Behälter durch eine Compressionspumpe auf den 25. –30. Theil seines ursprünglichen Volumens zusammengepreßt wird; es strömt durch eine seine, mit einem Hahn verschließbare Öffnung aus, vermöge des Bestrebens, sein früheres Volumen einzunehmen. Diese Lampen haben aber nicht die Anwendung gefunden, wie man von ihnen erwartete, denn die Ausflußgeschwindigkeit des Gases aus den Brennern nimmt nach u. nach sehr ab, weil sich der Druck vermindert; es scheiden sich ferner während des Brennens flüssige Kohlenwasserstoffe aus, welche die Leuchtkraft vermindern, u. endlich ist die Gefahr des Zerspringens der Gasbehälter nicht ganz zu beseitigen. In Frankreich füllt man luftdichte Schläuche mit gewöhnlichem Leuchtgas u. transportirt dasselbe in blechernen Kästen nach dem Ort des Verbrauchs, wo man es in die Behälter der tragbaren Lampen entleert. Auf diese Weise können allerdings Straßenlaternen u. häusliche Räume ohne Röhrenleitungen mit Gas erleuchtet werden, bis jetzt ist aber noch nicht daran zu denken, daß eine ähnliche Einrichtung die allerdings kostspielige Röhrenleitung durchgehends ersetzen könnte, auch abgesehen davon, daß ein Vorrath von so entzündlichem Gas in Wohnhäusern sehr gefährlich ist.

L) Gas zur Heizung. Eine wichtige Verwendung, die man in neuerer Zeit von dem Leuchte gas gemacht hat, ist die zur Heizung. Zu diesem Zwecke muß es vor dem Anzünden mit atmosphärischer Luft vermischt werden, wodurch ein der vollkommenen Verbrennung zu Kohlensäure u. Wasser fähiges Gasgemisch entsteht, welches ein gefahrloses u. reinliches Heizmaterial gewährt, indem es mit einer bläulichen rußfreien Flamme verbrennt u. eine sehr intensive Hitze erzeugt. Die hierzu nöthigen Apparate sind höchst einfach u. so eingerichtet, daß das Gas in einen hohlen offenen Cylinder tritt, durch welchen, wie bei den Argand'schen Lampen, ein Luftzug von unten nach oben entsteht u. so eine vollständige Verbrennung des Gases erfolgt. Auf diese Weise hat man Apparate zum Kochen, Backen, Braten u. ganze Kochherde construirt (Elsners Gaskochapparate), welche alle Bequemlichkeiten für jeden Hausbedarf bieten, u. mittelst deren die Speisen mit der größten Reinlichkeit, in der kürzesten Zeit u. ohne Wärmeverlust bereitet werden können. So benutzt man das Leuchtgas auch in chemischen Laboratorien, zum Erhitzen der Bügeleisen u. der Brenneisen für Friseure, zum Brennen des Kaffees, zum Sengen von schweren u. leichten Zeugen, wie Kattun, Köper, wollenen Zeug, Gaze, Mull, u. zum Trocknen dieser Stoffe nach dem Waschen; endlich auch zur Zimmerheizung, sogar Kirchen hat man in kürzester Zeit mit Gas geheitzt. Um einen Raum von 1000 Cubikfuß auf 10° R. zu erwärmen, braucht man durchschnittlich 5 Cubikfuß Gas in einer halben Stunde, u. 1 Cubikfuß per Stunde ist dann hinreichend, die erzeugte Temperatur zu erhalten. Vgl. Zerrenner, Einführung, Fortschritt u. Jetztstand der metallurgischen Gasfeuerung im Kaiserthum Österreich, Wien 1856; Böhm, Über Gaslampen u. Gasöfen zum Gebrauche in chemischen Laboratorien, ebd. 1856; Perx, Ersparnisse für Gasconsumenten, Berl. 1857; Schilling u. Schels, Journal für Gasbeleuchtung u. verwandte Beleuchtungsarten. München 1858.

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Quelle: Pierer Bd. 6, S. 943-949

Lampen (Damen-CL)

Lampen. Schon die alten Aegypter und Juden (zu Moses Zeiten) hatten L., und Ersteren gebührt wohl die Ehre der Erfindung. Sie galten bei ihnen als Sinnbild der Unsterblichkeit und wurden brennend in die Gräber zu den Leichen gestellt. Bei den Griechen war die L. der Minerva gewidmet, und ihr zu Ehren die e w i g e Lampe, so genannt, weil Docht und Nahrung sich nicht verzehrten, erfunden. Rom empfing die L. aus Griechenland, und so verbreiteten sie sich nach und nach über ganz Europa. –

Neuere Arten sind die A r g a n d ' s c h e (die Basis aller folgenden), die Sine-Umbra-Lampe und die Liverpool-Lampe. Der gewöhnliche dünne Docht gab nicht genug Licht, man dehnte denselben daher nach einer Richtung aus, machte den Docht flach und breit, und gab so der leuchtenden Flamme mehr Körper. Doch nun fing sie in der Mitte an zu rauchen, da machte Argand den Docht cylindrisch und hohl, und leitete so die Luft, deren freier geregelter Zugang eine Hauptbedingung des guten Brennens ist, mitten in die Flamme. Um jedoch diese noch mehr mit Luft zu versorgen, und zugleich das Flackern zu verhindern, auch den Rauch verzehren zu helfen, setzte er einen Glascylinder über die Flamme; ein Schirm auf einer Seite angebracht, machte, daß die größtmögliche Menge des Lichtes nach einer Seite hin geworfen wurde. Dieß ist die Argand'sche Lampe, bei der das Oelgefäß hinter dem Schirm oder Spiegel steht. Um diese Wandlampe auch im Zimmer auf einen Tisch stellen zu können, gab man derselben einen Fuß, das Oelgefäß ward kreisförmig gemacht, und umgab die Flamme von allen Seiten, ein Schirm von Gaze, Milchglas oder Blech bedeckte sie von oben her, so hatte man im letzten Falle ein sehr helles Licht nach unten concentrirt, zum Lesen etc. zweckmäßig, im ersten Falle, bei einem Gaze- oder Glasschirm, war das Licht nach unten hin weniger intensiv, dagegen das ganze Zimmer schön gleichmäßig beleuchtet.

Zunächst an diese schloß sich die S i n e - U m b r a - L a m p e , welche von der vorigen nur darin abweicht, daß das Oelgefäß in dem innern Umkreise breiter ist, als an dem äußern, und daß eine matt geschliffene Glaskugel die Flamme ganz umgibt, daher sie sich selbst, weder von ihrem Fuß, noch von dem Kranze her einen Schatten wirst.

Die L i v e r p o o l - L a m p e hat statt eines geraden Cylinders, welcher den Docht umschließt, eine Kugel, die in einen Rauchfang endigt; über dem cylindrischen Docht ist eine kleine Platte von Metall angebracht, welche die Flamme aus einander treibt, und ihr eine größere Breite, also auch mehr Licht, gibt, doch fordert sie auch viel mehr Oel, und weil man die Augen nicht durch einen Schirm schützen kann, ist sie denselben durch ihren blendenden Glanz nachtheilig. Die neueste Erfindung aber, welche nicht allein wegen ihres schönen hellen Lichtes, sondern auch wegen ihrer Wohlfeilheit, alle angeführten Lampen gewiß sehr bald verdrängen wird, ist die der tragbaren Gaslampen.

V.

Quelle: Damen-CL Bd. 6, 271

Candelaber (Damen-CL)

Candelaber, ursprünglich ein Gestell aus Rohr, oben mit einer Scheibe, um darauf eine Fackel oder Lampe zu stellen, oder auch nur Räucherwerk darauf zu streuen. Die alten Künstler bildeten sie später aus Marmor, Bronze etc., behielten aber mehr oder minder die ursprüngliche schlanke Gestalt des Rohres bei, und so glichen die Stäbe oft Akanthusstanden, großen Schaften mit Blumen und Laubwerk umschlungen, die sich oben, wo sie die Scheibe tragen, in Glockenblumen oder Vasen endigen. Die Füße ruhten meist auf Löwentatzen und über ihnen entsprach eine Scheibe der obern Bedeckung. Man hat jetzt elegante Damentischchen, die ganz in Form von Candelabern gearbeitet sind. Die schönsten antiken Candelaber besitzt das britische Museum, das Louvre und der Vatican; besonders sind die in Herkulanum ausgegrabenen, bronzenen, mit Silber und andern Metallen ausgelegten Candelaber berühmt. An der Stelle in Thüringen, wo im 8. Jahrhundert der heilige Bonifacius die erste christliche Kirche erbauen ließ und sich noch die 1000 jährigen Ueberreste dieses Gottestempels vorfinden, ließ Herzog August von Gotha 1811 einen 30 Fuß hohen Candelaber errichten. Er steht mitten im Walde auf einer Anhöhe 3 Stunden

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von Gotha. Dieser colossale Leuchter ist das Sinnbild des Lichtes, welches von hier aus über ganz Deutschland ausging. Diese Idee ist eben so sinnig und beziehungsreich als erhaben.

Quelle: Damen-CL Bd. 2, 265

Argand, Jak. Ant. (Pierer)

Argand, Jak. Ant., geb. zu Genf 1756, Physiker u. Mechaniker, lebte später in England. Er verbesserte die Branntweinbrennereien, u. erfand. 1783 die Argandsche Lampe. Diese zeichnet sich durch den hohlen cylindrischen Docht (Argandsche Dochte), u. eine, die Flamme umgebende Glasröhre aus, durch welche Vorrichtung die Berührung des Brennmaterials mit der Luft so vermehrt wird, daß die Flamme besonders hell u. mit wenigem Rauch brennt.

Sie sind seit der Erfindung wesentlich u. besonders dadurch verbessert worden, daß in der, Mitte des Dochtes ein Knopf angebracht ist, um den die Flamme gleich brennt, auch die eigentliche Lampe, einzeln gebraucht, statt sonst, auf einer Säule, um die herum ein das Brennöl enthaltender Kranz angebracht ist, befestigt wird (A s t r a l l a m p e n ). Meist bringt man auf der Lampe einen Schirm od. eine Glocke von Milchglas an, damit das Licht nicht blende u. mehr auf den zu beleuchtenden Gegenstand geworfen wird.

Nach A. nannte auch Deformeau seine Kerzen mit hohlem Docht Argandsche Kerzen.

Quelle: Pierer Bd. 1, 685

argantische Lampe (CL)

Die argantische Lampe, von ihrem Erfinder Argant also genannt. Die ersten kamen aus England; nunmehr werden sie in Deutschland häufig nachgemacht und verschiedentlich verbessert. In der Hauptsache kommen sie darin überein: Es wird ein Stückchen baumwollenes Zeug, welches ungefähr 2½ Zoll lang und 1 Zoll breit ist, der Länge nach so zusammen genäht, daß dadurch ein kleiner Cylinder entsteht. Dieser Docht wird an dem einen Ende über einen messingenen Ring, der ungefähr einen halben Zoll hoch ist, gestülpt, damit er aufrecht stehe, und in eine messingene Röhre von proportionirlicher Länge und Weite dergestalt eingesetzt, daß der Docht mit seinem Ringe einen hinlänglichen Spielraum behält, welcher mit Baumöhl angefüllet wird, das durch ein Nebenwerk in die Röhre nach und nach geleitet wird. Diese Röhre steht in einer etwas weitern messingenen Röhre, welche unten und oben offen ist, damit die Luft von unten hinauf durchziehen könne; über diese Röhre ist ein gläserner ebenfalls unten und oben offner Cylinder gestürzt.

Durch diese Einrichtung bekommt die Luft von unten herauf einen starken Zug, und ertheilt dem Lichte eine sehr lebhafte Flamme, und der Schein desselben wird durch das cylindrische Glas noch vermehrt. Es wird aber auch weit mehr Oehl verzehrt als bei einer andern Lampe, und das Auge scheint dadurch an ein zu starkes Licht gewöhnt zu werden.

Quelle: CL Bd. 1, 77

Flaschenlampen (Pierer)

Flaschenlampen, Lampen, bei denen das Öl in eine, neben der Lampe angebrachte blecherne Flasch gegossen, diese dann umgekehrt u. so in den Ölbehälter gestellt wird, daß in denselben das Öl aus der F. fließt, s.u. Lampe.

Quelle: Pierer Bd. 6, 334

Lampe (Pierer)

Lampe, Vorrichtung, um bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Fette (Öle) zu brennen, theils zur Beleuchtung, theils zur Erhitzung. I. In den zur B e l e u c h t u n g (s.d.) dienenden L-n soll durch Verbrennung eines geeigneten Materials Licht entwickelt werden. Von den verschiedenen Brennstoffen brennen einige mit stark leuchtender, andere mit wenig leuchtender Flamme. Von den beiden Luftarten, woraus die atmospärische Luft vorwiegend gemischt ist, unterhält nur das Sauerstoffgas die Verbrennung, indem es sich mit dem brennenden Körper, od. mit den Bestandtheilen derselben chemisch verbindet. Wenn nun der verbrennende Körper selbst lust-, od. dampfförmig ist, so bildet er beim Verbrennen einen mit brennenden luftförmigen Theilen gefüllten Raum, eine Flamme; ist es

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dagegen ein nicht flüchtiger, fester Körper, so glüht er, gibt aber keine Flamme. Die meisten brennbaren Stoffe, bes. jene, welche zur Beleuchtung dienen, bestehen aus Kohlen-, Wasser- u. Sauerstoff, unter welchen die ersten beiden brennbar sind, der letzte dagegen zugleich mit dem atmosphärischen Sauerstoff die Verbrennung der ersten bewirkt. Durch Verbrennung des Kohlenstoffes wird kohlensaures Gas, durch die Verbrennung des Wasserstoffes dagegen Wasser gebildet, welches als Dunst sich verflüchtigt u. daher nicht gesehen wird. Nur undurchsichtige Körper können beim Glühen Licht in bedeutendem Grade entwickeln, wogegen durchsichtige auch in der stärksten Hitze nur wenig leuchten. Da nun alle luftförmigen Körper durchsichtig sind, so kann ein brennender luftförmiger Körper keine leuchtende Flamme geben. Daher muß beim Verbrennen so viel Wärme entwickelt werden, daß unter den Verbrennungsproducten vorhandene feste u. undurchsichtige Körpertheilchen glühen, u. es liegt bei allen stark leuchtenden Flammen die Ursache der starken Lichtentwickelung eben in dem Glühen undurchsichtiger Körper u. zwar einer höchst sein zertheilten, staubförmigen Kohle (Ruß), welche durch die Hitze der umgebenden Flamme in hellglühenden Zustand geräth u. Licht ausstrahlt.

Das durch den Docht aufgesogene u. in die Flamme gefuhrte Öl erleidet nämlich durch die Hitze eine Zersetzung in gas- u. dampfförmige Stoffe, welche wie das Öl aus Kohlen-, Wasser- u. Sauerstoff begehen; da der Wasserstoff weit brennbarer als der Kohlenstoff ist, so bemächtigt er sich sogleich des durch die Luft zugeführten Sauerstoffes, während der Kohlenstoff in unverbranntem Zustande als feiner Staub abgeschieden wird. Bei ihrer Kleinheit ist es nicht möglich, sie getrennt zu unterscheiden, u. die ganze Flamme bildet daher scheinbar eine homogene Lichtmasse. Unter gewöhnlichen Verhältnissen kommen diese Kohlentheilchen nicht weiter zum Vorschein, da sie, sobald sie an die Oberfläche der Flammen gelangen, hier durch den ausreichenden Luftzutritt vollständig verbrennen; ist aber ihre Menge zu groß, als daß die mit der Flamme in Berührung tretende Luft sie rasch verbrennen könnte, so bleibt ein Theil unverbrannt u. verursacht das Rußen (Schwalchen) der Flamme. Ein verstärkter Luftzug wirkt daher bei L-n sehr vortheilhaft. Denn fette Öle entwickeln beim Brennen keine sehr hohe Temperatur, die in der Flamme enthaltenen Kohlentheilchen kommen nur zum starken Rothglühen u. verbreiten ein nicht sehr helles, röthliches Licht. Bei verstärktem Luftzuge dagegen geht die Verbrennung rascher von Statten, die Flamme wird kleiner, aber heißer, die Kohlentheilchen werden weißglühend u. verbreiten ein sehr helles weißes Licht. Jedoch tritt sehr bald eine Grenze ein, bei deren Überschreitung die Lichtstärke wieder abnimmt. Wenn nämlich der Luftzug zu sehr verstärkt wird, so findet die für die Lichtentwikkelung so wichtige Ausscheidung von Kohlentheilchen entweder gar nicht, od. doch nur in geringem Grade Statt, vielmehr verbrennt der Kohlenstoff gleich anfänglich neben dem Wasserstoff u. die Folge ist dann eine zwar sehr heiße, aber wenig leuchtende Flamme. Diese Grenze tritt bei Brennstoffen, welche sehr reich an Kohlenstoff sind, z.B. den flüchtigen Ölen, weit später ein; deßhalb erfordert Terpentinöl, welches bei gewöhnlichem Luftzutritt mit stark rußender Flamme brennt, schon einen sehr kräftigen Luftzug, um eine reine, nicht rußende, dann aber auch sehr intensiv leuchtende Flamme zu geben. Gewöhnliches Öl bei eben so starkem Luftzuge verbrannt, würde fast alle Leuchtkraft verlieren. Brennstoffe mit sehr geringem Kohlenstoffgehalt, z.B. Weingeist, scheiden schon beim gewöhnlichen Luftzuge keinen Kohlenstoff aus; sie leuchten daher wenig u. setzen an kalte Körper keinen Ruß ab. Bei der Construction der L-n handelt es sich, abgesehen von anderen Rücksichten, vorzugsweise um die möglichst vortheilhafte Benutzung des Öles, od. mit anderen Worten um Erzeugung einer größtmöglichsten Lichtmenge aus einer gegebenen Ölmenge. Rücksichtlich des Ölverbrauchs in den verschiedenen L-n zu dem Verbrauch von Talglicht bei gleicher Lichtstärke haben Versuche gezeigt, daß ein gewöhnliches Talglicht in der Stunde 146 Gran Talg (= 117 Gran Wachs, = 139 Gran Stearinsäure, = 112 Gran Wallrath) verbraucht, wogegen fast sämmtliche L-n für eine gleiche Lichtstärke bedeutend weniger Öl verbrauchen. Bedenkt man, daß außerdem das Rüböl an u. für sich schon niedriger im Preise steht, als Talg, so ist der Vortheil auf Seite der L-n noch um so auffälliger. Dieser Vortheil zeigt sich aber vorzugsweise bei größeren L-n, wo der Ölverbrauch nicht viel über die Hälfte des entsprechenden Talgverbrauches beträgt. Im Allgemeinen aber ist eine L. um so vollkommener, je mehr u. je schöneres Licht sie bei gleich großem Verbrauch an Brennstoff liefert; das Licht soll vollkommen weiß u. gleichförmig, d. h. stets von nicht wechselnder Stärke, sein u. dabei die Flamme nicht rauchen od. riechen. Die Lichtmenge bedingt die Leuchtkraft (vergl. Beleuchtung).

Fast alle L-n erfordern einen D o c h t (Lampendocht), welche das Öl durch die Haarröhrchenkraft aufsaugt u. in die Flamme bringt. Es wird gewöhnlich aus Baumwollengarn gebildet; Asbest u. haarförmig ausgezogenes Glas, welche ihrer Unverbrennlichkeit wegen zu Dochten empfohlen sind, sind theurer u. haben auch keinen Vortheil voraus. Der Grund nämlich, weshalb man den Docht einer L. von Zeit zu Zeit abschneiden muß, liegt weniger darin, daß der

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Docht verbrannt od. verkohlt wäre, als vielmehr darin, daß die zur Beleuchtung dienenden Öle in u. auf dem Dochte eine Kohle absetzen, wodurch sich die Poren verstopfen, u. der Zufluß des Öles gehemmt wird (ein Übelstand, welcher bei Asbest u. Glasdochten ebenso wie bei baumwollenen Dochten eintritt).

Ein Fehler der Dochte, bes. der hohlen (s. unten A) b), besteht darin, daß sie aus zu dünnem Garn gewebt sind u. daher zu geringe Dicke haben. Damit ein solcher Docht die zur gehörigen Unterhaltung der Flamme erforderliche Ölmenge der Flamme zuführen könne, muß man ihn ziemlich hoch aus dem Brenner hervorschrauben, wodurch aber die Flamme stark erhitzt wird, u. sich die aus dem Öl zurückbleibende Kohle zu einer steinharten Masse vereinigt, welche die Poren des Dochtes verstopft. Ein dicker Docht dagegen liefert, selbst wenn er nur wenig aus dem Brenner hervorragt, hinlängliches Öl, er erhitzt sich wenig, wird nicht verstopft u. gibt eine, auf lange Zeit mit unveränderter Größe u. Helligkeit fortbrennende Flamme. Für besondere Zwecke bringt man noch besondere Vorrichtungen an den L-n an; so halbdurchsichtige u. undurchsichtige S c h i r m e , durchscheinende Glocken, Linsengläser od. Spiegel, wenn man dasselbe Licht auf einen Punkt bes. vereinigen, den übrigen Raum aber mehr im Halbdunkel lassen will; so läßt man das Licht durch farbige Gläser gehen, wenn die L. als Signallaterne dienen soll, z.B. beim Eisenbahnbetrieb, bei der Schifffahrt, auf Leuchtthürmen u.s.w. Die m o n o c h r o m a t i s c h e L . von Brewster, liefert ein einfaches Licht, nicht eine Mischung von mehreren verschiedenfarbigen Lichtstrahlen; sie eignet sich daher bes. zu mikroskopischen Untersuchungen; als Brennmaterial dient bei ihr ein schwacher Spiritus. Die S i c h e r h e i t s l a m p e (s.d.) soll die Arbeiter in den Steinkohlenwerken gegen Explosionen schützen; bei ihr ist die Flamme in ein seines Drahtnetz eingeschlossen, das zwar das Licht, aber nicht die Wärme durchläßt.

A) L - n z u f e t t e n Ö l e n . Unter der großen Anzahl fetter Öle eignen sich nur gereinigtes Rüböl, Baumöl, Wallrathöl u. Thran zum Brennen in L-n. Thran wird indeß selten u. nur nachvorhergegangener Reinigung gebraucht, ohne welche er einen unerträglichen Geruch verbreitet; Wallrathöl findet nur in England Anwendung; Baumöl in südlichern Ländern, wo es zu niedrigem Preise zu erlangen ist; das Rüböl, welches in Deutschland fast ausschließlich als Brennöl gebraucht wird, wird vorher gereinigt (s. Ölraffiniren). Vollkommen gereinigtes Öl ist die erste Bedingung der guten Wirkung einer L. In der Leuchtkraft der verschiedenen fetten Öle scheint kein nennenswerther Unterschied zu sein.

a) L-n mit n a t ü r l i c h e m L u f t z u g e sind die einfachsten; sie sind meist durch verbesserte Constructionen verdrängt worden u. nur noch als K ü c h e n - u . N a c h t l a m p e n im Gebrauch. Sie haben gewöhnlich einen vollen runden Docht aus lose zusammengedrehten Baumwollenfäden; das eine Ende desselben, an welchem die Verbrennung statt findet, ragt aus einer kleinen Blechröhre, der Dille od. Tülle, hervor. Auch von den mittleren Fasern des Dochtes wird Öl aufgesogen, aber dieses verdampft nur, ohne daß es vollständig verbrennen könnte, weil in der Mitte die Luft nicht zutreten kann; hierdurch geht nicht nur ein Theil des Brennstoffs verloren, sondern die L. schwalcht auch u. riecht. Deshalb ist die W o r m s e r L. vorzuziehen, bei welcher der Docht nicht rund, sondern flach (platt) ist u. in einer Glaskugel liegt. Zu dieser Art L-n gehört noch die 1826 von Blackadder in London erfundene N a c h t l a m p e o h n e D o c h t . Diese besteht in einem kleinen leichten Schälchen von Zinn od. Messingblech u. hat in der Mitte ein kleines Loch, in welches eine kleine, etwa 1/2 Zoll hohe Glasröhre eingekittet ist, die sich am oberen Ende trichterförmig erweitert. Wenn man nun das Schälchen auf Öl schwimmen läßt, in welchem es etwa 1/2 Zoll tief einsinkt, so dringt das Öl durch den hydrostatischen Druck bis nahe an die Mündung der Glasröhre. Diese wird nun durch ein daran gehaltenes Schwefelhölzchen bis zu dem Punkte erhitzt, daß das darin befindliche Öl brennt. Es entsteht so eine kleine, ruhig fortbrennende Flamme, durch welche die Glasröhre, welche die Stelle des Dochtes versieht, stets so heiß gehalten wird, daß das Öl fortbrennt. Diese Lämpchen haben den Fehler, daß sich die beim Verbrennen des Öles zurückbleibende kohlige Materie an der Mündung des. Röhrchens als eine steinharte Kruste absetzt u. die Öffnung so verengt, daß nach ein- od. zweitägigem Gebrauche eine Verstopfung eintritt, die nur durch gewaltsame Entfernung der Kruste gehoben werden kann, wobei das zarte Röhrchen gewöhnlich zerbricht.

b) L - n m i t v e r s t ä r k t e m L u f t z u g e . Bei diesen L-n dient das Zugglas, eine gläserne Röhre, als Mittel zur Beförderung u. Regulirung des Luftzuges u. verrichtet hier denselben Dienst, wie der Schornstein bei dem Ofen; die Wirkung ist um so stärker, je höher es ist. Außer der Höhe ist auch die Weite des Zugglases von Einfluß, bes. wenn die untere Öffnung ganz frei gelassen ist. Die Menge kalter Luft, welche ihren Weg durch das weite Zugrohr nimmt, kühlt den von der Flamme herrührenden Luftstrom ab u. bedingt dadurch eine geringere Steigkraft, aber selbst bei solchen Einrichtungen, wo die untere Mündung des Zugglases nur so weit geöffnet ist, wie es der

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verlangte Luftzug erfordert, ist bei kleinem Durchmesser der Zug schärfer, als bei großem. Das Zugglas soll nun so gewählt werden, daß die Flamme zwar die zur vollständigen Verbrennung nöthige Menge Sauerstoff zugeführt erhält, aber ohne daß sie dadurch stärker abgekühlt wird, als unumgänglich nöthig ist. Die Zuggläser sind entweder cylindrisch, od. gewöhnlicher amunteren Ende mit einer cylindrischen Erweiterung (Bauch) versehen, welche die Flamme umgibt u. ihr gestattet, sich in der Breite auszudehnen, während die obere Verengerung der Luftströmung der Flamme zugekehrt wird, wodurch die vollständige Verbrennung an der Spitze der Flamme gesichert, die Flamme weniger abgekühlt u. dem Rußen noch mehr entgegengewirkt wird. Eigenthümliche Formen der Zuggläser kommen bei der Ruhl-Beuklerschen u. Liverpoollampe (s. unten) vor. Das Zugglas ist bei einigen L-n, z.B. bei denen mit flachen Dochten, so angebracht, daß die Öffnung ganz frei ist, od. es steht auf einem metallenen Träger, welcher beliebig höher u. niedriger gestellt werden kann, damit man die Zusammenziehung des Bauches od. das Glas überhaupt in die, der Lichtentwickelung günstigste Höhe bringen kann. Der B r e n n e r ist der Theil der L., in welchem sich der Docht befindet; er ist entweder aus Weißblech, od. von Messing; seine Form richtet sich nach der des flachen, besser halbrunden od. hohlen, cylindrischen Dochtes. Bei letzterem ist auch der Brenner gewöhnlich hohl, röhrenförmig, um den Luftzug durch die innere Höhlung des Dochtes möglich zu machen; nur in seltenen Fällen, bei kleinen L-n, werden volle Dochte angewendet. Der Brenner muß dem Dochte den nöthigen Raum lassen, damit sich dieser frei auf- u. abbewegen kann, übrigens aber doch den Docht nahe umschließen, damit sich das Öl in dem engen Zwischenraum durch Haarröhrchenwirkung in die Höhe zieht. Die in der Lampenconstruction Epoche machende Erfindung der h o h l e n D o c h t e verdankt man Argand (1783), weshalb alle derartigen L-n im Allgemeinen A r g a n d ' s c h e L - n heißen. Gegen den platten Docht, welcher allerdings auch von beiden Seiten dem Luftzuge dargeboten ist, bietet schon ein im Bogen gekrümmter u. noch mehr ein hohler Docht den Vortheil, daß einestheils der innere, rund umher von der Flamme eingeschlossene Luftzug mit derselben in innigere Berührung tritt, u. anderntheils die brennenden Flächen einander näher liegen u. sich gegenseitig erhitzen, während die Flamme eines breiten, flachen Dochtes nach beiden Seiten hin durch Wärmestrahlung einen bedeutenden Verlust an Wärme erleidet.

Ein hohler Docht setzt ein Zugglas od. sonstiges Mittel voraus, welches den Luftzug durch die innere Höhlung treibt, da im entgegengesetzten Falle der innere Luftzug fast ganz ausbleiben würde. Ja, es ist zur Erzielung

der größtmöglichen Wirkung wichtig, die Stärke des inneren Luftzuges mit der des äußeren in ein genaues, freilich nur durch Versuche zu ermittelndes Verhältniß zu bringen. Zu diesem Zweck hat man wohl die Einrichtung getroffen, daß die in dem Zugglasträger befindlichen Durchbrechungen, durch welche der äußere Luftstrom geht, mittelst eines darunter liegenden, ebenfalls durchbrochenen, drehbaren Ringes beliebig verkleinert werden können. Je mehr nun der äußere Luftstrom durch Verkleinerung der Öffnungen geschwächt wird, um so mehr nimmt der innere an Stärke zu. Die Vortheile hohler Dochte können sich indeß nur innerhalb gewisser Grenzen geltend machen, ein Durchmesser von 5–6 Linien ergibt die günstigsten Resultate des aus einer gegebenen Ölmenge entwickelten Lichtes. Sehr enge hohle Dochte brennen kaum besser, als volle, weil eine so enge, verhältnißmäßig lange Röhre, welche sich noch dazu gar leicht verstopft, den Durchzug der Luft übermäßig erschwert; dann auch, weil die Luftmenge wie der Querschnitt selbst im quadratischen Verhältnisse des Durchmessers abnimmt. Bei L-n von sehr großem Durchmesser tritt der entgegengesetzte Nachtheil ein, indem hier die innere Höhlung verhältnißmäßig zu groß wird u. die Menge der durchströmenden kalten Luft eine nachtheilige Abkühlung der Flamme bewirkt.

Würde nun auch diesem Übelstande leicht abzuhelfen sein, so liegen doch die Theile der Flamme in größerer Entfernung von einander, u. es vermindert sich dadurch die gegenseitige Erhitzung. Will man eine L. von ungewöhnlich großer Helligkeit construiren, so ist es zweckmäßig, nach dem Vorschlage von Rumford mehrere hohle Dochte von verschiedenem Durchmesser anzuwenden, welche dergestalt, eine jede in einem besonderen Brenner, concentrisch in einander angebracht sind, daß zwischen je 2 ein ringförmiger Kanal zum Durchströmen der Luft frei bleibt. L-n dieser Art wurden 1821 von Fresnel zur Beleuchtung der Leuchtthürme verwendet.

Bei der R u h l - B e n k l e r ' s c h e n L . (von Ruhl u. Benkler in Wiesbaden erfunden) war ursprünglich der untere Theil der Flamme mit einer kegelförmigen Blechkapsel umgeben, welche sich in geringer Entfernung, etwa 1/4 Zoll, über dem Dochtende befand. Diese Kapsel war hohl, ihre lichte Weite dem Durchmesser des Dochtes gleich, u. auf sie wurde das Zugglas gestellt, so daß der äußere Luftstrom in schräger Richtung gegen die Flamme gelenkt u. diese durch die Höhlung der Kapsel getrieben wurde, Die Folge davon war eine sehr lebhafte Verbrennung mit

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höchst intensiver weißer Flamme, welche, eine langgestreckte pyramidale Form annahm. Man hat später denselben Zweck auf einfachere Art dadurch erreicht, daß man jene Kapsel ganz wegließ, dagegen aber dem Zugglase eine Einbiegung od. Einschnürung ertheilte u. das Glas in solcher Höhe anbrachte, daß sich diese Einschnürung etwa 1/4 bis 1/2 Zoll über dem Dochtende befand, Obgleich die Ruhl-Benkler'sche Einrichtung viel Öl verlangt, so ist sie doch des blendend weißen Lichtes wegen sehr in Aufnahme gekommen u. führt wegen der Ähnlichkeit ihrer Flamme mit der des Leuchtgases im gemeinen Leben den, eigentlich unpassenden Namen Ö l g a s l a m p e (s. unten B) a).

Bei der L i v e r p o o l l a m p e hat man den inneren Luftstrom mehr horizontal gegen die Flamme zu lenken gesucht. Zu dem Ende geht in der Mitte des inneren Luftkanales, also in der Achse des Brenners, ein starker Draht bis über die Mündung desselben empor, welcher etwa 1/4 Zoll über dem Ende des Dochtes eine dünne messsingene Scheibe von dem Durchmesser des Dochtes trägt. Gegen diese Scheibe stößt sich der innere Luftstrom, er wird nach allen Seiten von innen gegen die Flamme getrieben u. ertheilt derselben so eine tulpenförmige Gestalt. Das Zugglas der Liverpoollampen hat am untern Ende eine große kugelförmige Ausbauchung, welche die Entwicklung der Flamme noch mehr erleichtert. Die Flamme ist sehr weiß u. hell, aber unstet u. schwer zu reguliren. Die Lage des Ö l b e h ä l t e r s ist bei allen Lampenconstructionen sehr wichtig. Soll nämlich eine L. längere Zeit mit unveränderter Helligkeit fortbrennen, so darf es dem Dochte nicht an Öl fehlen, weil derselbe sonst verbrennt, während eigentlich nur das Öl, nicht der Docht, brennen soll Zwar besitzt der Docht die Eigenschaft, das Öl in den seinen Zwischenräumen seiner Fasern durch Haarröhrchenwirkung aufzusaugen; sobald aber die Höhe, bis zu welcher diese Aufsaugung erfolgen. muß, einigermaßen beträchtlich wird, so steigt das Öl nicht mehr mit der erforderlichen Schnelligkeit, um das verbrannte Öl vollständig zu ersetzen. Je näher nun das Niveau des Öles der Mündung des Brenners ist, um so. besser; ja bei verschiedenen L-n ist sogar für stetes Überfließen Sorge getragen.

a) L . , d e r e n Ö l b e h ä l t e r s i c h i n g l e i c h e r H ö h e m i t d e m B r e n n e r b e f i n d e t . Bei dieser Einrichtung erfolgt das Aufsteigen des Öles lediglich durch Haarröhrchenwirkung. Der Ölbehälter wird anfänglich so weit gefüllt, als dies ohne Überfließen des Öles aus dem Brenner möglich ist, worauf dann. beim allmäligen Verbrennen die Oberfläche des Öles mehr u. mehr sinkt, u. in demselben Maße die Höhe, bis zu welcher das Öl im Dochte aufgesogen werden muß, zunimmt. Eine ganz gleichmäßige Flamme ist daher nicht zu erlangen, doch kann man den Unterschied vermindern, ja fast unmerklich machen, wenn man dem Ölbehälter eine verhältnißmäßig sehr flache, in horizontaler Richtung recht breite Gestalt gibt, entweder die Gestalt einer flachen Dose, welche sich an einer Seite der L. befindet u. aus welcher das Öl durch ein Rohr nach dem Brenner geleitet wird (wie bei kleineren S t u d i r u . T i s c h l a m p e n ); od. die Gestalt eines Ringes od. Kranzes, welcher die L. in der Höhe des Brenners umgibt. L-n letzter Art heißen im Allgemeinen K r a n z l a m p e n , zerfallen aber wieder, nach der Form des Kranzes, in Astral- u. Sinumbralampen. Bei den A s t r a l l a m p e n , einer Erfindung von Bordier-Marcell (Paris 1809), ist die Gestalt des Kranzes die eines niedrigen cylindrischen Ringes. Die Astrallampen eignen sich bes. zu Hängelampen. Der unangenehme Schatten, welchen ihr Kranz hervorbringt, u. welcher durch eine Kuppel von Milchglas nur vermindert, aber nicht gehoben werden kann, veranlaßte die Erfindung der S i n u m b r a l a m p e n (L. ohne Schatten) von Parker (London 1819); der Kranz bildet hier einen sehr flachen, verhältnißmäßig breiten Ring, welcher nach innen fast in eine Schärfe ausläuft, nach außen etwas breiter wird, u. bei dieser eigenthümlichen Form bei bedeutendem Rauminhalt doch nur wenig Schatten erzeugt, welcher durch die zweckmäßige Form der Kuppel so sehr gemindert ist, daß der Kranz kaum einen bemerklichen Schatten verursacht.

b) L - n , d e r e n Ö l b e h ä l t e r h ö h e r l i e g t , als der B r e n n e r . Der Zweck dieser Construction ist, dem nachtheiligen Sinken des Ölstandes entgegenzuwirken, indem aus einem höher liegenden Behälter das Öl in dem Maße nachfließt, wie es verbraucht wird. Die gewöhnlichste Einrichtung der Art ist die der F l a s c h e n l a m p e n . Das Öl nämlich wird in eine, gewöhnlich blecherne Flasche gegossen, u. dieselbe hierauf umgekehrt, also mit der Öffnung nach unten, in den neben der L. befindlichen Ölbehälter gestellt. Das Öl beginnt nun auszufließen, während Luft durch dieselbe Öffnung in Gestalt von Blasen eindringt. Sobald sich aber der Ölbehälter so weit gefüllt hat, daß die Öffnung der Flasche sich unter Öl befindet, hört das Eindringen der Luft, mithin auch das Ausfließen des Öles auf, weil der Luftdruck von außen auf das die Öffnung jetzt verschließende Öl dem Luftdrucke im Innern der Flasche das Gleichgewicht hält. Es tritt nun ein Stillstand ein, bis nach u. nach durch Verbrennung das Öl in dem Brenner u. also auch in dem Ölbehälter so weit gesunken ist, daß die mit der Mündung des Brenners in gleicher

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Höhe liegende Öffnung der Flasche frei wird, worauf dann eine Luftblase eindringt u. eine gleiche Menge Öl ausfließt. Da das Umstülpen der frisch gefüllten Flasche in den Ölbehälter, wenn es nicht mit Schnelligkeit u. Behendigkeit geschieht, einen übermäßig starken Ölzufluß zur Folge hat, so ist gewöhnlich die Öffnung der Flasche mit einem Ventil versehen, welches nach dem Eingießen des Öles in die Flasche geschlossen wird, sich aber, sobald die umgekehrte Flasche in dem Ölbehälter steht, durch einen darangelötheten Draht öffnet. Diese L-n finden sich gewöhnlich als Stehlampen, an einem messingenen Stabe höher od. niedriger stellbar. Von der Flaschenlampe. verschieden ist die Einrichtung, bei welcher der Ölstand durch ein Luftrohr regulirt wird. Der Ölbehälter enthält keine Flasche, sondern ist an seinem obern Ende, mit Ausnahme zweier Öffnungen, luftdicht geschlossen, u. das untere Rohr, durch welches er mit dem Brenner in Verbindung steht, enthält einen Hahn. Die eine der oberen Öffnungen dient zum Eingießen des Öles, u. wird, nachdem dies geschehen, durch einen Stöpsel od. eine Schraube luftdicht verschlossen; in die andere ist ein, an beiden Enden offenes Rohr eingesetzt, welches in dem Ölbehälter genau so tief hinabreicht, als das Niveau des Öles in dem Brenner sich stellen soll. Beim Füllen wird zuerst der Hahn geschlossen, sodann die Eingußöffnung geöffnet, das Öl eingegossen, die Öffnung wieder geschlossen u. der Hahn geöffnet. Es beginnt nun sofort das Einfließen des Öles in die L., während eine gleich große Luftmenge durch das Luftrohr in den Ölbehälter gelangt, u. dauert so lange gleichmäßig fort, bis das Öl im Brenner sich mit der untern Mündung des Luftrohrs in gleicher Horizontalebene befindet, worauf der Zufluß aufhört. Das Ölniveau im Brenner steht indessen nicht beständig vollkommen gleich hoch, weil die Luft nicht in unendlich kleinen, sondern in merklich großen Blasen in Pausen von mehreren Minuten das inzwischen abgeflossene Öl. ersetzt; denn erst, wenn beim Brennen der L. das Öl im Brenner unterhalb der Horizontalebene durch die untere Öffnung des Luftrohres sinkt, tritt eine größere Luftblase aus dem Luftrohr in den Ölbehälter, wodurch wieder eine entsprechende Menge Öl ausfließt u. in den Brenner gelangt. Da diese Art L-n mit höher liegendem Ölbehälter einen starken Schatten durch den Ölbehälter erzeugen, so empfehlen sie sich nur als Wand- od. als Studirlampen.

c) L - n , d e r e n Ö l b e h ä l t e r n i e d r i g e r l i e g t , a l s d e r B r e n n e r . Sämmtliche Einrichtungen der hierher gehörenden L-n kommen darauf hinaus, entweder den ganzen, in dem geschlossenen Fuße der L. enthaltenen Ölvorrath einem Druck zu unterwerfen u. so das Öl bis zur Höhe des Brenners zu heben; od. dasselbe aus einem offenen Gefäße mittelst eines Pumpwerks in die Höhe zu treiben. Zu den ersteren gehören die statischen, die aërostatischen u. die hydrostatischen, zu den letzteren die Pump u. die Uhrlampen.

aa) S t a t i s c h e L - n . Das Öl befindet sich in einem geschloßnen Raume u. wird durch ein Gewicht od. eine Feder durch ein Rohr in die Höhe gedrückt. Nach älteren Einrichtungen von Leroy (Paris 1816) u. von Farey (London 1825) besteht der Ölbehälter in einem Sack von Leder od. Blase, welcher durch ein Bleigewicht gedrückt wird. Nach der neueren Construction solcher L-n, welche man R e g u l a t e u r - od. M o d e r a t e u r l a m p e n nennt, ist das Öl in einem cylindrischen Raume, in welchem ein Kolben sich auf- u. abbewegen läßt, welcher durch ein Gewicht od. eine Feder herabgedrückt wird. Soll die L. gebraucht werden, so windet man mittelst einer gezahnten Stange den Kolben in die Höhe, wobei das, vorher über dem Kolben befindliche Öl entweder durch ein Ventil od. auch durch die kappenförmige Liederung des Kolbens unter denselben gelangt.

Der durch eine starke Spiralfeder herabgedrückte Kolben ruht nun auf dem Öle u. unterwirft es so einem Druck, der es durch ein enges Rohr nach dem Brenner führt. Dieses Rohr kann in einer Stopfbüchse verschiebbar sein u. zugleich auch mittelst einer Schraube beliebig verengt werden; od. das Röhrchen ist durch einen auf dem Boden der Lampe befestigten, in das Röhrchen hineinragenden, gefurchten Draht zum größten Theile ausgefüllt. Hat man mittelst der Schraube das Rohr bis auf eine unbedeutend kleine Öffnung geschlossen, so kann das Öl nur sehr langsam u. allmälig hindurch; ja, man ist im Stande, den Durchfluß des Öles so zu reguliren, daß es nur um ein weniges rascher dem Brenner zuströmt, als es im Dochte verbrennt. Dieser kleine Überschuß fließt an der Außenseite des Brenners herab u. gelangt so wieder in den untern Raum, aber oberhalb des Kolbens. Da immer ein Überschuß von Öl im Dochte vorhanden ist, so wird dadurch der Verkohlung des Dochtes vorgebeugt u. eine viele Stunden lang anhaltende völlig gleiche Flamme erzielt. Solche L-n werden in vorzüglicher Güte von Beckmann in Hannover gemacht.

bb) A ë r o s t a t i s c h e L - n . Bei diesen wird in den geschlossenen Ölbehälter gewaltsam Luft gepreßt, welche dann auf das Öl drückt u. dasselbe in einem Steigrohre dem Brenner zuführt. Ältere Einrichtungen derselben, so die von Lecroy 1816, bei welcher das Einblasen der Luft mit dem Munde, so wie die von Allard 1827, bei welcher es mittelst einer kleinen Pumpe geschah, sind nie zur allgemeineren Anwendung gekommen, weil bei ihnen das Öl

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nicht auf eine constante Höhe gehoben wird, weshalb ein öfteres Nachpumpen nöthig ist. Besser ist die P a r k e r s c h e L. (Lond. 1822). Man denke sich zwei cylindrische, oben offene Gefäße von verschiedenem Durchmesser, deren kleineres so in dem größeren befestigt ist, daß zwischen beiden ein ringförmiger Zwischenraum bleibt; in dem kleinern befindet sich das Öl, in dem ringförmigen Zwischenräume aber Quecksilber. Ein drittes Gefäß werde nun in umgekehrter Lage, nach Art einer Glocke, in das Quecksilber gestellt. Da nun die Luft aus dieser Glocke nicht entweichen kann, so schwimmt die letztere auf dem so schweren Quecksilber u. übt auf die Luft einen Druck aus, welcher sich wieder dem Öle mittheilt. Wenn nun ein enges Rohr durch die obere. Wölbung der Glocke hindurchgeht u. bis auf das Öl hinabreicht, so steigt dieses in Folge des Luftdrucks in dem Rohre auf u. gelangt so zu dem Brenner, welcher auf der Glocke befestigt ist. In dem Maße, wie das Öl nach u. nach ausfließt, sinkt die Glocke tiefer in das Quecksilber ein, wobei der Druck sich fast unverändert gleich bleibt. Diese L-n haben den Übelstand, daß der Brenner mit der Glocke nach u. nach herabsinkt, folglich auch die Flamme nicht immer in gleicher Höhe bleibt.

Besser ist die G i r a r d s c h e L. (Paris 1803). Sie enthält drei getrennte Behälter über einander, die durch Röhren in Verbindung stehn. Der untere Behälter ist anfangs leer, enthält aber Luft; der mittlere dagegen, von welchem eine Röhre bis nahe auf den Boden des unteren herabreicht, wird mit Öl gefüllt. Indem dieses Öl (welches übrigens nicht zum Brennen bestimmt ist, sondern nur zur Erzeugung des nöthigen Drucks dienen soll), in den unteren Behälter herabfließt, bewirkt es hier eine Verdichtung der Luft, welche dadurch durch eine andere Röhre in den obern Behälter entweicht, in welchem sich das zum Brennen bestimmte Öl befindet. Dieses letztere nun wird durch den Luftdruck durch eine dritte Röhre zum Brenner empor gedrückt. Ungeachtet mehrer angebrachten Verbesserungen ist auch die Girardsche L. nicht, zu allgemeiner Anwendung gekommen, weil der Ölstand im Brenner nicht frei von Schwankungen ist.

cc) H y d r o s t a t i s c h e L - n . Zwei Flüssigkeiten von verschiedenem specifischen Gewichte, welche sich in zwei, durch eine Röhre communicirenden Gefäßen befinden, stehen auf ungleichem Niveau der Art, daß die leichtere im Verhältnisse ihrer Leichtigkeit höher steht, wobei übrigens die Form der Gefäße ganz gleichgültig ist. Unter den verschiedenen Arten dieser Constructionen ist die T h i l o r i e r s c h e L. (Paris 1825) die vorzüglichste. Sie besteht aus zwei Gefäßen, einem untern, welches mit Öl, u. einem obern, welches mit der schweren Flüssigkeit, einer concentrirten Auflösung von Zinkvitriol, gefüllt ist. Von dem obern Gefäße geht eine Röhre nach dem untern, durch welche also die Zinklösung in das untere Gefäß gelangen kann, wogegen von dem letzteren wieder eine Röhre bis zu dem Brenner emporsteigt, welcher sich noch über dem obern Gefäße befindet. Indem sich nun die Zinklösung, deren specifisches Gewicht sich zu dem des Rüböls wie 11/2 zu 1 verhält, mit dem Öl ins Gleichgewicht setzt, bildet das letztere eine um die Hälfte höhere Flüssigkeitssäule, als die Zinklösung, steigt daher weit über das Niveau derselben u. gelangt so bis zum Brenner Die Zinklösung fließt in dem Maße, wie das zum Brenner aufsteigende Öl ihr Platz macht, in den untern Behälter ab, ohne sich jedoch mit dem Öl zu vermischen. Da nun also die Zinkflüssigkeit im obern Gefäße sinkt, im untern dagegen steigt, so ist, damit sich die Höhe der drükkenden Flüssigkeit nicht nach u. nach vermindere, das obere Gefäß verschlossen, u. das Eintreten der Luft nur durch ein enges Luftrohr möglich, welches bis nahe auf den Boden dieses Gefäßes herabreicht, durch welche Einrichtung der Druck der Flüssigkeit im obern Gefäße wegen des Gegendruckes der äußeren Luft aufgehoben, mithin auch die, durch das Sinken der Flüssigkeit entstehende Veränderung des Druckes vermieden wird. Außer der Zinkvitriollösung hat man auch andere Flüssigkeiten, z.B. Quecksilber, Salzwasser, Honig, Syrup angewendet. Auch die hydrostatische L. leidet an der Unvollkommenheit, daß sie während des Brennens nicht bewegt, od. wohl gar transportirt werden darf, indem die dadurch entstehende Schwankung der im Gleichgewichte stehenden Flüssigkeiten leicht eine nachtheilige Störung im regelmäßigen Aufsteigen des Öles verursacht.

dd) M e c h a n i s c h e L - n , mit einer mechanischen Vorrichtung zum Heben des Öles. Zu diesen gehören zuvörderst die P u m p l a m p e n , bei welchen durch eine im Innern verborgene Pumpe das Öl zum Brenner hinausgetrieben wird. Von Zeit zu Zeit, wenn die Abnahme der Flamme einen Mangel an Öl kund gibt, wird die Pumpe mit der Hand in Bewegung gesetzt, u. durch einen einmaligen Druck eine Portion Öl in den Brenner getrieben, welche, je nach den Dimensionen des Brenners u. der Pumpe, auf kürzere od. längere Zeit ausreicht. Die Bewegung der Pumpe wird entweder durch einen Griff, der seitlich aus der L. hervorragt, od. durch das Herabdrücken des ganzen obern Theils der L. bewirkt, welcher dann durch eine Feder wieder gehoben wird. Bei einem so periodischen Sinken u. Steigen des Ölniveaus im Brenner ist eine auch nur einigermaßen gleichmäßige

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Flamme nicht möglich, weshalb auch diese L-n keine Anwendung mehr finden. Eine wesentliche Verbesserung der Pumplampen ist die von Carcel (Paris 1800) erfundene U h r - l a m p e od. C a r c e l l a m p e , bei welcher eine kleine Druckpumpe mittelst eines Uhrwerkes in fortwährender Bewegung erhalten wird u. das Öl in den Brenner hinaufpumpt. Der Fuß der L. ist durch einen horizontalen Boden in zwei Abtheilungen getheilt, deren obere den Ölbehälter bildet, während die untere das Uhrwerk enthält. Die Pumpe, in dem Ölbehälter angebracht, ist darauf berechnet, eine weit größere Menge von Öl aufzupumpen, als zur Unterhaltung der Flamme erforderlich ist, so daß ein fortwährendes Überfließen aus dem Brenner erfolgt. Dieses fortdauernde Überfließen bezweckt, daß es dem Dochte nie an Öl fehle, daß sowohl der Brenner wie das aus ihm hervorragende Dochtende abgekühlt werde, so daß eine Verkohlung des Dochtes in dem Brenner, folglich eine Beschmutzung desselben, ausgeschlossen ist; auch das überfließende Öl bleibt völlig rein, gelangt in den offenen Ölbehälter zurück, um später wieder aufgepumpt zu werden.

B) L - n z u f l ü c h t i g e n Ö l e n . Die flüchtigen (ätherischen) Öle sind so leicht entzündlich, daß sie ohne Docht, schon durch bloße Berührung mit einem brennenden Körper sich entzünden, u. brennen mit einer röthlichen, stark leuchtenden, aber wenn sie nicht unter bes. starkem Luftzuge verbrannt werden, sehr rußenden Flamme. Wegen ihrer großen Leichtigkeit steigen sie leicht durch Haarröhrchenwirkung auf mehrere Zoll im Docht im die Höhe. Es gibt nur vier Sorten flüchtiger Öle, welche so wohlfeil sind, daß sie mit fetten Ölen die Concurrenz bestehen können, nämlich Terpentin-, Stein-, Schiefer- u. das rectificirte Steinkohlentheeröl. Von ihnen fällt das Steinöl, welches in den Gegenden seiner Gewinnung, Kleinasien u. Norditalien, auf rohen Küchenlampen unter Entwickelung eines unerträglichen Rauches gebrannt wird, für die meisten Länder Europas schon des zu bohen Preises wegen hinweg Terpentinöl wird, um zum Gebrauch auf L-n geeignet zu werden, einer Destillation unterworfen, entweder für sich od. mit Wasser, welchem man etwas Kalkmilch zusetzt (C a m p h i n , s.d.); Steinkohlentheeröl (Kohlennaphta), wird durch mehrmalige Rectification von Steinkohlentheer gewonnen; es ist gewöhnlich gelblich, von starkem, unangenehmem Geruch, leicht entzündlich, färbt sich beim Zutritt der Luft dunkler u. ist dann zum Brennen in L-n untauglich. Schieferöl (s.d.), Mineralöl, Photogen od. Hydrocarbür wird durch trockne Destillation bituminöser Schiefer gewonnen, u. die Beleuchtung damit ist sehr wohlfeil. Keins dieser flüchtigen Öle kann auf gewöhnlichen Argandschen L-n gebrannt werden, weil der Luftzutritt nicht heftig genug ist, um die vollständige Verbrennung der Kohlentheile zu bewirken, u. man hat sich genöthigt gesehen, theils durch vermehrten Zug, theils durch andere Mittel das Schwalchen zu verhüten.

a) Zu den L - n z u T e r p e n t i n ö l gehört bes. die C a m p h i n od. V e s t a l a m p e , von Salt in Birmingham, in welcher reines Terpentinöl mit blendend heller Flamme, völlig ohne Geruch u. Rauch verbrennt. Der hohle Docht befindet sich in einem Brenner, unter dem Brenner der gläserne Ölbehälter. Die innere Höhlung des Brenners ist cylindrisch, die Außenseite aber verengt sich in einer konischen Abschrägung nach der Mündung, also dem Dochte, zu so weit, daß nur eben der für den Docht erforderliche Platz übrig bleibt. Über diesen Brenner wird in 1/4 Zoll Abstand ein reichlich zwei Zoll langer Cylinder von Messingblech gestellt, welcher oben eine konische Mündung hat, zwischen der u. dem kegelförmigen Brenner ein ringförmiger Zwischenraum bleibt, welcher schräg gegen den Docht geneigt ist u. einen Luftstrom unmittelbar gegen die Basis der Flamme dirigirt. Dieser Messingcylinder ist in seiner ganzen Ausdehnung nach wie ein Sieb durchlöchert, damit sowohl der innere, als auch der durch den kegelförmigen Kanal gehende Luftzug von äußeren Bewegungen der Luft nicht afficirt werde, wodurch leicht ein. Flackern u. Rußen der Flamme entstehen könnte. Über den durchlöcherten Messingmantel, etwa bis zur Hälfte desselben herabreichend u. 1/8 Zoll von ihm abstehend, wird der untere cylindrische Hals des Zugglases gestellt. Dieses Zugglas besitzt eine sehr starke, fast rechtwinklig einspringende Verengerung od. Einschnürung ganz nahe über der konischen Mündung des Mantels, so daß also auch auf solche Art ein zweiter kegelförmiger Zwischenraum od. Kanal gebildet wird, welcher ebenfalls einen Luftstrom gegen das untere Ende der Flamme dirigirt. Um auch dem inneren Luftzuge eine Richtung gegen die Flamme zu ertheilen, ist 1/2 Zoll über dem Brenner eine messingene Scheibe von dem äußeren Durchmesser des Dochtes befestigt, die sich also etwas oberhalb der Einschnürung des Zugglases in diesem befindet. Die Flamme wird demnach zuerst an der Basis von den zwei äußeren Luftzügen getroffen u. durch die Verengerung des Zugglases gedrängt, hierauf durch den inneren Luftzug in Folge der Scheibe wieder auseinander getrieben u. nimmt so eine halbkugelförmige od. tulpenartige Gestalt an. So lange alles in gutem Zustande ist, übertrifft die Camphinlampe in Reinheit u. Intensität des Lichtes jede Öllampe; jeder Mangel an sorgfältiger Behandlung aber rächt sich durch Rauch od. bemerklichen Geruch.

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Die L ü d e r s d o r f s c h e D a m p f - o d . G a s l a m p e ( Ä t h e r g a s l a m p e ) , von Lüdersdorf in Berlin 1834 erfunden, gibt ein blendend weißes Licht; das Leuchtmaterial ist der sogenannte Leuchtspiritus, eine Mischung von rectificirtem Terpentinöl mit vier Raumtheilen Weingeist von 96° Tralles (specifisches Gewicht 0,816). Diese Mischung verwandelt sich durch geringe Wärme in Dampf u. brennt mit sehr heller Flamme, ohne zu rußen. Diese Dampflampe weicht in ihrer Construction von allen anderen L-n dadurch ab, daß das Brennmaterial in einem geschlossenen metallenen Behälter verdampft, die Dämpfe aber durch eine Anzahl kleiner Löcher ausströmen u. hier verbrennen. Der Brenner besteht in einer messingenen Röhre, etwa von der Weite eines kleinen Fingers u. ist durch einen Docht ganz ausgefüllt, der indessen nicht zum Anzünden bestimmt ist. Das untere Ende dieses Dochtrohres reicht in den Behälter hinein, welches den Leuchtspiritus enthält, das andere Ende dagegen, aus welchem der Docht ein wenig hervorsteht, reicht in eine genau anschließende messingene Kapsel, welche sich oben in einen massiven Knopf endigt u. im Kreise herum mehrere kleine Löcher enthält. Hat sich der Leuchtspiritus bis zum oberen Ende des Dochtes herausgezogen, so erhitzt man mit einem Schwefelhölzchen od. einem Licht den Knopf des Brenners, worauf alsbald die Verdampfung des Leuchtspiritus in dem Dochte beginnt, der gebildete Dampf aus den Löchern strömt, sich entzündet u. eben so viele Flämmchen bildet. Es ist von nun an nicht mehr nöthig, den Knopf zu erhitzen, da die Flämmchen die zur ferneren Dampfbildung nöthige Hitze liefern; ja es tritt hierbei eine Selbstregulirung ein; denn da die Löcher des Brenners horizontal gebohrt sind, so erhalten auch die Flämmchen zuerst eine horizontale Direction, wogegen sie, wie jede Flamme, aufwärts streben. Ist nun die Dampfentwickelung im Brenner langsam, so findet auch das Ausströmen der Dämpfe nur langsam statt, u. die Flammen nehmen eine, der verticalen sich annähernde Richtung an, wodurch sie dem Knopfe sehr nahe kommen u. denselben bedeutend erhitzen. Die Folge dieser stärkeren Erhitzung ist nun vermehrte Dampfbildung, also rascheres Ausströmen der Dämpfe, u. in Folge dieser eine mehr horizontale Richtung der Flämmchen, wodurch sie vom Knopfe weiter entfernt werden u. demselben weniger Hitze mittheilen. Es tritt durch diese Selbstregulirung bald ein Zustand des Gleichgewichts zwischen der Erhitzung des Brenners u. der Dampfentwickelung ein, so daß die Flammen eine bestimmte Größe u. Richtung annehmen, mit welcher sie ziemlich ruhig fortbrennen. Statt mehrer im Kreise angebrachter Löcher kann man dem Brenner auch andere Formen u. anders vertheilte Löcher geben, z.B. in der Art, daß eine Anzahl Flämmchen pyramidenartig über einander brennen. Um in diesem Falle die Hitze der Flammen auf den Brenner zu übertragen, enthält dieser in der Nähe eines jeden Loches ein vorstehendes massives Stückchen Messing. Diese L-n, ausgezeichnet durch reine, klare Flämmchen, werden bes. zur verzierenden Beleuchtung benutzt.

Um dem Übelstande des so leichten Verlöschens der Flammen beim Umhertragen der L. zu begegnen, läßt man neuerdings eine Anzahl solcher Flämmchen unter einem Zugglase brennen. Es ist versucht worden, die Brenner der Dampflampe in L-n für fettes Öl anzuwenden u. solche L-n wären dann eigentliche Ö l g a s l a m p e n .

b) L - n z u S c h i e f e r ö l . Da dieses Öl weniger raucht, als Terpentinöl, so bedarf es auch einer so starken Luftzuführung nicht; ja man kann es in einer gewöhnlichen L. mit hohlem od. selbst plattem Dochte brennen. Bei den für dieses Öl bestimmten L-n ist der Brenner mit einer sich konisch verengenden Kapsel umgeben, durch welche der äußere Luftzug gegen die Flamme dirigirt wird, zugleich ist, wie bei der Camphinlampe, eine Scheibe über dem Dochte angebracht, um auch den inneren Luftzug mehr horizontal in die Flamme zu treiben. Übrigens eignet sich auch die Camphinlampe zum Brennen des Schieferöls. Obgleich dieses Leuchtmaterial sehr wohlfeil ist u. eine schöne Flamme gibt, so eignet es sich doch wegen seines durchdringenden Geruches nicht sowohl zur Beleuchtung geschlossener Räume, als vorzugsweise zur Straßenbeleuchtung u. ähnlichen Zwecken im Freien. In neuerer Zeit wurde neben Paraffin das aus Braunkohlen gewonnene S o l a r ö l bes. in einigen Gegenden als Beleuchtungsmaterial bei Eisenbahnen benutzt, u. der Aufwand soll bei einer sehr schönen u. weißen Flamme kaum 3/4 von dem für Öl betragen.

c) L - n z u S t e i n k o h l e n ö l ; dazu können dieselben L-n verwendet werden, wie zu Schieferöl u. Camphin. Eine früher von Beale zu diesem Zweck erfundene L. ohne Docht ist nie zur ernsten Anwendung gekommen. Sie wird durch einen Blasebalg mit einem Luftstrom von beträchtlicher Geschwindigkeit gespeist.

C) F e s t e F e t t e eignen sich nicht gut zum Verbrennen in L-n; doch wird z.B. Talg bei Illuminationen oft in einfachen thönernen Lämpchen bei natürlichem Luftzuge verbrannt.

D) L - n f ü r L e u c h t g a s , G a s l a m p e n , s. Gasbeleuchtung K).

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II. L a m p e n z u m E r h i t z e n ( G l ü h l a m p e n ) . Die Anwendung der L-n als Erhitzungsmittel ist sehr beschränkt; man stellt die L. entweder ohne Weiteres unter den zu erwärmenden Gegenstand, od. wenn man größere Hitze braucht, läßt man mehrere L-n zugleich in einem Lampenofen (s.d.) wirken. Als Brennmaterial bedient man sich am meisten des Weingeistes, welcher seiner reinlichen, nicht rußenden Flamme wegen sich hierzu vorzüglich eignet. S p i r i t u s l a m p e n werden nicht nur in chemischen Laboratorien, sondern auch im täglichen Leben häufig gebraucht. Wo es sich um verstärkte Wirkung handelt, werden hohle Dochte angewandt, u. die Einrichtung ganz so wie bei der Astrallampe gemacht. Öllampen finden bes. beim Gebrauch des Löthrohrs, so wie beim Glasblasen Anwendung; nicht minder im gewöhnlichen Leben unter Thee- u. Kaffeemaschinen. Im Laboratorium wendet man auch vielfach Gaslampen an, mit einfachem, rundem Brenner, welcher in einer kurzen Röhre besteht, auf einem Fuße steht u. durch einen Kautschuckschlauch mit dem Gasrohre in Verbindung gesetzt wird, wodurch die Lampe transportabel wird. Vgl. M. Lebrun, Handbuch für Klempner u. Lampenfabrikanten, deutsch von Leng, Ilmenau 1831, auch als 53. Bd. des neuen Schauplatzes der Künste u. Handwerke.

Quelle: Pierer Bd. 10, 64-70

Gasäther (Pierer)

Gasäther (L e u c h t s p i r i t u s ), ein zur Beleuchtung angewendetes Gemisch von Terpentinöl, Alkohol u. Äther. Die Lampen, in welchen man es brennt, bestehen aus einem gläsernen od. metallenem Behälter zur Aufnahme der Flüssigkeit, an dessen oberen Öffnung eine Hülfe von Messing angebracht ist, in welche das eine Ende des Dochtes gesteckt wird, während das andere sich in der Flüssigkeit befindet. Diese Hülfe ist am oberen Ende mit einer Platte geschlossen, welche mit vielen kleinen Löchern durchbohrt ist.

Der Docht bewirkt das Aufsteigen des G-s bis in die Hülse, wo der sich bildende u. durch die seinen Öffnungen tretende Dampf entzündet wird. Soll eine solche Lampe angebrannt werden, so erhitzt man die Hülse, indem man um dieselbe einen mit Baumwolle umwickelten Drahtring legt, welchen man vorher mit Spiritus getränkt u. diesen angezündet hat. Dadurch wird der in der Hülse befindliche Docht erwärmt, der G. in Dampf verwandelt u. dieser entzündet. Den G. stellte man durch Vermischen von 21/4 Pfund gereinigten Terpentinöl mit 8 Quart 90grädigem Alkohol u. 4 Loth Äther (sogen. Schwefeläther) her; statt des Alkohols kann man auch Holzgeist u. statt des Terpentinöls andere ätherische Öle anwenden. Zur innigeren Vermischung werden diese Substanzen über 1 Pfund frisch gebrannten Kalk destillirt. Der G. gibt eine schöne helle, nicht rußende Flamme, welche keinen od. nur wenig Geruch verbreitet; außerdem braucht der Docht nur selten erneuert zu werden. Dagegen verbreitet der G., wenn er aus Versehen verschüttet wird, einen höchst unangenehmen Geruch u. kann, da er sehr flüchtig u. leicht entzündlich ist, zu Feuersgefahr Veranlassung geben.

Quelle: Pierer Bd. 6, 942-943

Leuchtthurm od. Pharus (Herder)

Leuchtthurm od. P h a r u s nennt man ein hohes, thurmähnliches Gebäude an Seehäfen od. gefährlichen Küstenstellen, das Nachts erleuchtet wird u. den Schiffern zur Orientirung bei der Einfahrt od. zur Warnung vor gefährlichen Punkten dient. Die Beleuchtung ist verschieden, meist Oel- oder Gasflammen, die im Kreise brennen u. deren Licht durch Hohlspiegel verstärkt wird. Einige Leuchtthürme haben 2 Feuer, eines zu ebener Erde, das andere hoch oben; bei andern werden die Lampen durch ein Uhrwerk im Kreise bewegt oder die Lampe wird durch einen von einem Uhrwerk getriebenen Blechschirm zeitweise bedeckt. Diese und noch mehre andere Modifikationen der Beleuchtung haben den Zweck, die verschiedenen Leuchtthürme von einander zu unterscheiden, damit der Schiffer weiß, wo er sich befinde. Berühmte Leuchtthürme der neuern Zeit sind besonders der von Eddystone bei Plymouth u. der von Bell-Rock an der Ostküste von Schottland; im Alterthum der zu Alexandria, von der Insel, auf der er stand, Pharus genannt (woher der spätere Name für L.).

Quelle: Herder Bd. 3, 754

Siderallicht (Pierer)

Siderallicht, 1) (Drummondsches Licht). Drummond ließ gegen eine auf einem Draht befestigte Kugel aus gebranntem Kalk Weingeist spritzen u. Sauerstoffgas blasen. Der im Sauerstoffgas verbrennende Weingeist erhitzte

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die Kugel bis zum heftigsten Weißglühen, u. ihr Licht läßt sich, wenn hinter ihr ein Brennspiegel angebracht wird, 90–100 englische Meilen weit deutlich sehen. Ein noch lebhafteres Licht erhält man, wenn man einen durch ein Uhrwerk in langsame schraubenförmige Bewegung versetzten Kalkcylinder (gebrannte Kreide) mittels der Flamme des Knallgasgebläses erhitzt Setzt man die Lichtstärke eines Wachslichtes = 1, so beträgt die eines Kalkeylinders, dessen Umfang 1/4 von dem der Wachslichtflamme ist, 153, wenn er durch Knallgas, u. 69, wenn er durch Weingeist u. Sauerstoff erhitzt ist. 1860 wurde der fertige Theil der neuen Westminster Brücke in London mit S. beleuchtet, dabei wurde gewöhnliches Leuchtgas kurz vor der Lampe mit einem Strome Sauerstoffgas vermischt u. lieferte ein rein weißes Licht von blendendem Glanze; 2) äußerst lebhaftes u. weißes Licht, welches entsteht, wenn man in besonders dazu eingerichteten Lampen die Flamme des Öles, Ölgases od. Terpentinöles mit kalter od. heißer Luft, noch besser aber mit Sauerstoffgas anfacht. Es wird zuweilen auch Solarlicht genannt; die Lampen heißen Sideral- od. Solarlampen. Das S. hat man bes. auf Leuchtthürmen od. bei geodätischen Arbeiten anzuwenden versucht.

Quelle: Pierer Bd. 16, S. 20

Kerze (Pierer)

Kerze, Leuchtmaterial, welches aus festen Fetten in Form von cylinderischen od. schwach kegelförmigen Stäben mit einem Dochte (s.d.) in der Mitte hergestellt wird. Damit die K. beim Brennen nicht geputzt zu werden braucht, trägt man dafür Sorge, daß der Docht vollständig verbrennt; man tränkt deshalb einen Strähn des zu flechtenden Dochtes mit einer Wismuthlösung (u. Öl), u. da dann dieser Strähn schneller verbrennt, so biegt sich der Docht aus der Flamme heraus u. verbrennt vollständig; od. man beizt die Dochte in einem Wasser, in welchem glasige Phosphorsäure u. Boraxsäure aufgelöst sind u. trocknet sie langsam. Kerzen verfertigt man aus Paraffin, Wallrath, Wachs, Stearinsäure, Talg, ja sogar aus allerhand Fettabfällen; nach dem gewählten Materiale richtet sich das Verfahren bei der Kerzenfabrikation. A) Talgkerzen werden am besten aus einer Mischung von Ochsen- u. Hammeltalg verfertigt, wenn sie bei einem gewissen Grade von Härte (Hammeltalg) gut u. hell brennen sollen. Der rohe Talg wird zunächst gereinigt, dann zerkleinert u. sofort in einem kupfernen od. eisernen Kessel über freiem Feuer geschmolzen. In den geschmolzenen Talg wird ein Durchschlag eingetaucht, u. aus diesem der Talg mit einer Kelle aus dem Kessel geschöpft. Oft wird der Talg noch geläutert, d.h. in Wasser gelind gekocht u. dabei mit etwas Kochsalz, gestoßenem Alaun, auch Weinstein versetzt, wodurch sich die Unreinigkeiten mit dem Schaum auf der Oberfläche abschöpfen lassen; in eine Butte ausgeschöpft, erkaltet der Talg u. das Wasser setzt sich zu Boden. Den so vorbereiteten Talg schmilzt man am besten im Wasserbade u. zieht od. gießt daraus Kerzen. a) Bei den ziemlich veralteten Ziehen werden die Dochte zu 16 u. mehr Stück auf hölzerne Spieße gereiht, mit heißem Talg getränkt (Anlaufen lassen), entweder mit der flachen Hand od. auf der glatten Imprimirtafel abgerundet u. geschlichtet, zum Abtropfen auf ein Lattengerüst (Werkstuhl) über ein flaches Untersetzgesäß gehängt u. darauf gezogen, d.h. spießweise in kurzen Pausen abwechselnd in gußrechten (s. unten) Talg eingetaucht u. wieder auf die Werkbank gehängt, bis die Kerzen die gehörige Form u. Dicke erlangt haben. Zum Nachbessern der cylindrischen Form bedient man sich eines nach dem Querschnitte der Kerzen ausgerundeten, erwärmten Blechs. Beim Ziehen kann man den Kern aus geringeren, das Äußere aus besseren Talgsorten herstellen; auch zieht man Kerzen aus einer Mischung von Talg u. Stearin, od. aus abwechselnden Schichten aus beiden, od. aus Talg mit einer Außenschicht Stearin. b) Beim Gießen verwendet man metallene (bes. zinnerne) od. gläserne, im Inneren geglättete Lichtformen (Kerzenmodel). Dieselben bestehen aus zwei Theilen: aus der eigentlichen Form, welche cylindrisch od. schwach kegelförmig ist, u. aus der zum Eingießen dienenden, in die Form genau passenden Kapsel od. Kopf. Die Form hat unten ein Loch, durch welches der Docht mittelst eines kleinen Instrumentes, das aus einem hölzernen Griffe u. einem metallenen Haken besteht, eingezogen u. in der Mitte eines Quersteges in der Kapsel od. bei Formen ohne Kapsel an einem querüber gelegten Stifte befestigt u. angespannt werden kann, so daß er genau mit der Achse der Form zusammenfällt. Der Docht schließt zugleich das untere Loch in der Form. Eine größere Anzahl von Formen werden nun in die, mit entsprechenden Löchern versehene Lichterbank eingesteckt u. der Talg mittelst eines blechernen Gefäßes eingegossen, od. man läßt ihn aus dem Schmelzkessel über den Gießtisch in die Formen laufen. Der Talg muß dabei gußrecht d.h. dem Erkalten möglichst nahe sein, damit er die Form gut ausfüllt u. beim Erkalten keine Sprünge bekommt, sich auch leicht aus der Form lösen läßt. Am Tage nach dem Gießen werden die K-n aus den Modeln heraus gehoben (ausgetrieben), wobei man die Formen durch Eintauchen in warmes Wasser, od. durch Bespritzen mit Wasser od. durch einen warmen Luftstrom erwärmt. Man hat auch

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Formen, welche aus zwei rinnenförmigen Theilen zusammengesetzt sind, welche durch drei aufgeschobene Ringe verbunden werden. Die K-n werden nach dem Austreiben sogleich verpackt od. vorher durch Tageslicht u. nächtlichen Thau einige Tage hindurch gebleicht. Die Talgkerzen, welche nach Jünnemanns, der der Stearinkerzen nahekommenden Methode gefertigt werden, brennen sparsamer u. mit einer sehr weißen Flamme, auch verzehren sich ihre Dochte dabei selbst.

B) Zu den Stearinkerzen (Stearinsäurekerzen) ist das Rohmaterial vorzugsweise Talg, doch auch Palmöl u. Kokusnußöl. Wenn man andere Fette als Talg verwendet, pflegt man dieselben vorher zu schmelzen, langsam erstarren zu lassen u. dabei den sich ausscheidenden festen Theil (Stearin) von dem flüssigen Öl (Oleïn) durch Pressen zu befreien. Der Talg wird durch gebrannten, möglichst weißen u. thonfreien Kalk verseift, indem man denselben mit der daraus bereiteten Kalkmilch in einem hölzernen Bottig allmälig versetzt, gut umrührt u. durch zugeleiteten Dampf etwa acht Stunden kocht, bis die sich bildenden Klumpen sich nach dem Erkalten nicht mehr fettig anfühlen u. zwischen den Fingern leicht zerbröckeln; das Wasser wird nun abgelassen u. die Kalkseife zwischen kannelirten gußeisernen Walzen zerkleinert u. darauf in einem mit Blei ausgefütterten Bottig mit etwa dem dreifachen Gewichte Wasser, dem man noch Schwefelsäure zusetzt, wieder drei Stunden durch Dampf gekocht, wodurch sich der gebildete Gyps zu Boden setzt, die Fettsäuren aber ölartig oben auf schwimmen. Die Fettsäuren werden darauf in einen zweiten mit Blei ausgefütterten Bottig abgelassen u. darin mit Wasser u. ein wenig Schwefelsäure abermals eine Stunde gekocht, u. dann zum dritten Male, aber ohne Schwefelsäure. Aus dem nun von Säure u. Kalk freien Gemisch von Stearin-, Margarin- u. Ölsäure entfernt man nach dem Erstarren u. Zerkleinern die flüssige Ölsäure durch zweimaliges Pressen (erst kalt, dann warm). Die so erhaltenen. 10–45 Proc. des Talges sind Stearinsäure mit etwas Margarinsäure u. werden durch einstündiges Kochen mit sehr verdünnter Schwefelsäure in einem mit Blei gefütterten Bottig von den, bes. beim Pressen hinzu gekommenen Unreinigkeiten befreit, durch einstündiges Kochen mit Wasser u. Oxalsäure gebleicht, in kochendem reinen Wasser gewaschen, abgeschöpft u. erstarren gelassen, vor dem Gießen der K-n aber bei gelinder Wärme im Dampfbade geschmolzen, mit etwas weißem Wachs versetzt, um das krystallinische Gefüge möglichst zu beseitigen, u. in die erwärmten Formen gegossen. Nach dem Erkalten werden die K-n aus den Formen genommen u. durch Reiben mit wollenen Tüchern polirt. Die Stearinkerzenfabrik von de Milly in Paris (Millykerzen) war die erste, welche Chevreul's Entdeckungen mit Erfolg anwendete; sie lieferte seit 1832 die Bougies de l'étoile aus Talg durch Versetzung mit Kalkmilch, Zersetzung mit Schwefelsäure u. Pressen. Seit 1843 werden in London in dem Etablissement von Price's Candle Company, Belmont Works, Vauxhall, K-n aus Palmöl erzeugt, indem das Palmöl durch concentrirte Schwefelsäure zersetzt, die erhaltenen Fettsäuren aber durch Waschen von kohliger Substanz u. Schwefelsäure gereinigt u. aus Blasen unter Anwendung überhitzten Wasserdampfes destillirt werden; dies sind die englischen Compositionskerzen (Composite candles), die zwar weicher als die eigentlichen Stearinkerzen, aber doch genügend weiß, hart u. geruchlos sind. Durch Pressen des Destillates erlangt man weißere u. härtere K-n. Die Sonnenkerzen aus der Fahrik von Cramer bei Nürnberg sind wohlfeiler.

C) Wachskerzen werden selten gegossen, weil das Wachs zu stark schwindet u. schlecht von der Form losgeht. Die großen Altarkerzen werden aus Wachsplatten, die durch warmes Wasser warm erhalten werden, zusammengebogen u. gerollt. Kleinere fertigt man durch Angießen, indem man eine Anzahl Dochte an dem ringförmigen Kranze aus Holz od. Metall über dem Kessel mit dem geschmolzenen Wachse aufhängt u. das Wachs mit einer Kelle auf die Dochte aufgießt. Vor jedem neuen Anguß werden die Dochte in umgekehrter Lage an dem Kranze befestigt, so daß die unteren u. oberen Enden stets wechseln. Schließlich werden sie auf einem hölzernen Tische mit einem Brete gerollt, um ihnen die regelmäßige Form zu geben. Für Wachskerzen werden die Dochte aus gebleichtem Baumwollengarn locker geflochten u. mit einer Lösung getränkt, welche aus Wasser, chlorsaurem Kali, Borax, Salpeter u. Salmiak besteht, nach dem Trocknen werden die Dochte mit Wachs angerieben. Die Wachsstöcke werden gezogen, wobei der Docht von einer Trommel durch die Wachspfanne u. dann durch ein od. mehrere Zieheisen geht, bis er die gewünschte Dicke hat, u. schließlich wird er auf eine zweite Trommel aufgerollt.

D) Wallrathskerzen geben die reinste u. weißeste Flamme, wenn sie aus dem besten Wallrath gefertigt sind; auch sind sie durchscheinend. Durch einen Zusatz von etwas weißem Wachs entfernt man das krystallinische Gefüge u. die Brüchigkeit des Wallrathes. Die Masse wird in die kalten, im Innern polirten Formen gegossen u. nach dem Erkalten aus den Formen genommen u. vor dem Verpacken mit der reinen Hand polirt. Man färbt sie roth mit in Nußöl aufgelöstem Karmin, blau mit Berlinerblau, gelb mir Gelbwurzel od. Orleans od. in England mit Gummigutti.

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Compositionskerzen fertigt man in der Fabrik von Ullmann in München aus Wachs u. Wallrath (diese sind durchscheinend), od. aus Wachs, Wallrath u. Stearin.

E) Paraffinkerzen sind Luxuskerzen, die mit sehr heller, wenig rußender Flamme brennen, u. werden aus Paraffini s.d.), nachdem dasselbe durch wiederholtes Pressen, Umschmelzen mit concentrirter Schwefelsäure u. Waschen gereinigt worden ist, in erwärmte Formen gegossen; die gefüllten Formen bleiben einige Minuten stehen, damit die Luftblasen entweichen können, dann werden sie in kaltes Wasser getaucht; so kann das Paraffin nicht krystallisiren, u. man erhält durchscheinende Kerzen, welche leicht aus der Form gehen. Die geflochtenen, baumwollenen Dochte werden zuvor mit Borsäurelösung u. Wasser getränkt, damit die Asche des Dochtes beim Brennen schmilzt. Bei Bewegung od. Luftzug rußen sie stark. 2) (Chir.), so v.w. Beugie 2).

Quelle: Pierer Bd. 9, S. 442 ff.