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Facharbeit Der TEACCH- Ansatz: Ein pädagogisches Konzept zur Förderung von Menschen mit Autismus Diese Arbeit ist meinem Bruder gewidmet, der vieles mitmachen musste und für den es immer noch ein steiniger Weg ist seinen Standpunkt zu finden, um ein anerkanntes und gleichwertiges Leben führen zu können. Einleitung In dieser Ausarbeitung möchte ich Autismus" und das TEACCH- Programm vorstellen. Aufgrund meines privaten Bezugs zu einer Sonderform des Autismus dem Asperger- Syndrom" habe ich ein starkes Interesse daran, dass diese Menschen verstanden und richtig behandelt werden. Mein Bruder hat das Asperger- Syndrom" und der Weg bis zur richtigen Diagnose war lang und steinig. Dann war es aber immer noch ein Weg- und ist es heute noch, dass er (mittlerweile 18 Jahre alt) sich schulisch und privat verwirklichen kann. Um die Kognitiven Besonderheiten besser beschreiben zu können, habe ich sie zum Teil mit Beispielen von meinem Bruder L. unterlegt. Um den Lesefluss meiner Arbeit nicht zu behindern, verwende ich nur die maskuline Schreibweise, dies darf nicht geschlechtsspezifisch verstanden werden. Uns" bezieht sich hier auf Therapeuten und Pädagogen, die im Umgang mit dem autistischen Kind stehen. In meiner Arbeit spreche ich von Ergotherapeuten. Es können aber auch Pädagogen sein, die nach dem TEACCH Ansatz arbeiten: Handeln der Betroffenen oder die Bereitschaft eines Klienten zur Mitarbeit bei therapeutischen Maßnahmen, z.B. Zuverlässigkeit, mit der therapeutische Anweisungen befolgt werden. Döhle, Rainer (o.J.). Zugriff am 12.01.2009 auf: http://www-aspies.de/as.php Falk- Frühbrodt, Christiane , MA,(o.J.). Zugriff am 23.02.2009 auf: http://www,asperger-kinder.de/was_ist_aspcrger.htm 1. Definition Autismus Autismus bezeichnet eine Kontaktstörung, mit Rückzug in die eigene Vorstellungs- und Gedankenwelt, die durch starke Selbstbezogenheit und Störungen im zwischenmenschlichen Verhalten und in der Kommunikation gekennzeichnet ist.

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Facharbeit

Der TEACCH-Ansatz:

Ein pädagogisches Konzept zur Förderung von Menschen mit Autismus

Diese Arbeit ist meinem Bruder gewidmet, der vieles mitmachen musste und

für den es immer noch ein steiniger Weg ist seinen Standpunkt zu finden, um

ein anerkanntes und gleichwertiges Leben führen zu können.

Einleitung

In dieser Ausarbeitung möchte ich Autismus" und das TEACCH- Programm

vorstellen. Aufgrund meines privaten Bezugs zu einer Sonderform des Autismus dem

Asperger- Syndrom" habe ich ein starkes Interesse daran, dass diese Menschen

verstanden und richtig behandelt werden.

Mein Bruder hat das Asperger- Syndrom" und der Weg bis zur richtigen Diagnose war

lang und steinig. Dann war es aber immer noch ein Weg- und ist es heute noch, dass

er (mittlerweile 18 Jahre alt) sich schulisch und privat verwirklichen kann.

Um die Kognitiven Besonderheiten besser beschreiben zu können, habe ich sie zum

Teil mit Beispielen von meinem Bruder L. unterlegt.

Um den Lesefluss meiner Arbeit nicht zu behindern, verwende ich nur die maskuline

Schreibweise, dies darf nicht geschlechtsspezifisch verstanden werden.

Uns" bezieht sich hier auf Therapeuten und Pädagogen, die im Umgang mit dem

autistischen Kind stehen.

In meiner Arbeit spreche ich von Ergotherapeuten. Es können aber auch Pädagogen

sein, die nach dem TEACCH Ansatz arbeiten: Handeln der Betroffenen oder die

Bereitschaft eines Klienten zur Mitarbeit bei therapeutischen Maßnahmen, z.B.

Zuverlässigkeit, mit der therapeutische Anweisungen befolgt werden.

Döhle, Rainer (o.J.). Zugriff am 12.01.2009 auf: http://www-aspies.de/as.php

Falk- Frühbrodt, Christiane , MA,(o.J.). Zugriff am 23.02.2009 auf:

http://www,asperger-kinder.de/was_ist_aspcrger.htm

1. Definition Autismus

Autismus bezeichnet eine Kontaktstörung, mit Rückzug in die eigene Vorstellungs-

und Gedankenwelt, die durch starke Selbstbezogenheit und Störungen im

zwischenmenschlichen Verhalten und in der Kommunikation gekennzeichnet ist.

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Autismus tritt bei etwa zwei bis vier von 10.000 Kindern auf, wobei Jungen drei- bis

viermal häufiger betroffen sind.

Eine einheitliche Ursache für den Autismus ist bis heute nicht erkannt. Es gibt eine

ganze Reihe an Umständen, welche die spätere Entwicklung des zentralen

Nervensystems vor oder nach der Geburt beeinträchtigen. In 90% aller Fälle scheint

es aber so, dass der Autismus eine genetische Grundlage hat. Aufgrund von

Veränderungen in den Erbanlagen kommt es während der Gehirnentwicklung bereits

im Mutterleib zu Schädigungen der Gehirnstrukturen. Viele verschiedene

Hirnbereiche scheinen im Zusammenhang mit Autismus betroffen zu sein. Es treten

aber weder dieselben Störfaktoren in der Entwicklung aller Fälle auf, noch ereignet

sich die Störung zum selben Zeitpunkt der Hirnentwicklung. Dadurch, dass nicht

immer dieselben Bereiche in derselben Art und Weise beeinträchtigt sind, führt dies zu

den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Autismus, (vgl. Häußler, 2005, S. 27)

1. Das Asperger- Syndrom

In meiner Einleitung erwähnte ich bereits das Asperger- Syndrom als eine Sonderform

des Autismus. In diesem Abschnitt möchte ich das Syndrom etwas genauer erklären,

um im Weiteren, meinen Text verständlicher zu gestalten, da ich mich immer wieder

auf diese besondere Form und damit auch auf meinen Bruder beziehen werde.

Das Asperger-Syndrom ist eine Kontakt- und Kommunikationsstörung, die als

abgeschwächte Form des Autismus angesehen wird." (Falk- Frühbrodt, (o.J.))

Asperger ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Betroffene sehen normal aus,

zeigen jedoch sonderbare Verhaltensweisen. Typisch sind Beeinträchtigungen des

Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvermögen, starres Festhalten an

Gewohnheiten, motorische Auffälligkeiten sowie ausgeprägte Spezialinteressen.

Aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten stoßen betroffene Kinder auf Schwierigkeiten

im Umgang mit Gleichaltrigen, Erwachsenen und den eigenen Eltern. In der Schule

fällt es Kindern mit Asperger-Syndrom schwer, sich an Regeln zu halten. In

Teilbereichen (z.B. in der Mathematik) beeindrucken sie mit Detailwissen; in anderen

Bereichen fehlen ihnen die Grundlagen.

Um das Asperger-Syndrom aus der Sicht eines Betroffenen zu veranschaulichen,

habe ich im Anhang einen einseitigen Bericht von einem Asperger- Betroffenen über

das Syndrom beigelegt. 1

2. Kognitive Besonderheiten bei Menschen mit Autismus Dass das Gehirn von

Autisten anders arbeitet, ist durch viele Studien belegt. Durch bildgebende Verfahren,

durch die man erfassen kann welcher Teil des Gehirns reagiert während jemand

bestimmte Aufgaben löst, fand man beispielsweise beim Erkennen von Gesichtern

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heraus, dass bei Personen mit Autismus oder dem Asperger- Syndrom der

Hirnbereich, der für die Verarbeitung von Gesichtern zuständig ist nicht aktiviert wird.

Stattdessen beobachtete man eine erhöhte Gehirnaktivität in dem Bereich, in

welchem Informationen über Gegenstände verarbeitet werden. (Bsp: Mein Bruder

öffnete eines Tages einer guten Freundin meiner Mutter die Tür, die schon seit mehr

als 13 Jahren in unserem Haus ein- und ausgeht. Und ruft meiner Mutter zu, dass da

eine fremde Frau an der Tür wäre, die zu ihr wolle.)

Bedeutsam ist auf jeden Fall, dass Menschen mit Autismus häufiger und ausgeprägter

Auffälligkeiten in der Informationsverarbeitung aufweisen als andere. Man spricht

hierbei dann von einem besonderen kognitiven Stil", (vgl. Häußler, 2005, S. 27)

Dieser bezieht sich darauf, wie eine Person Informationen sammelt, diese

zusammenfügt und daraus eine Vorstellung entwickelt, wie und was die Welt" ist und

wie diese funktioniert.

Obwohl es keine autismusspezifische Wahrnehmungsstörung gibt, treten

Besonderheiten in der sensorischen Wahrnehmung häufig im Zusammenhang mit

Autismus auf. In der Regel funktionieren die betreffenden Sinnesorgane einwandfrei;

die Probleme treten eher bei der Reizverarbeitung im Gehirn auf. Auffälligkeiten beim

Hören

Gerade zum Bereich der akustischen Wahrnehmung liegen mehrere Besonderheiten

vor, die bei Menschen mit Autismus beobachtet wurden. Oft liegt eine

Überempfindlichkeit des Gehörs vor, was dazu führt, dass z.B. gesprochene Worte in

einer bestimmten Tonlage als unangenehm oder sogar als schmerzhaft empfunden

werden. (Mein Bruder kann z.B. kein Radio hören- was wir als angenehme

Beschallung wahrnehmen, ist für ihn eine schmerzliche Angelegenheit.) Auch kann es

sein, dass der Betroffene- Umweltgeräusche hört, die für andere nicht wahrnehmbar

sind, und er somit einer viel größeren Fülle von akustischen Reizen ausgesetzt ist.

Eine mögliche Reaktion auf das Übermaß an akustischen Reizen ist das Abschalten

der Wahrnehmung. In diesem Fall verhält sich der Betroffene wie taub, obwohl sein

Hörorgan intakt ist. Es treten auch Schwierigkeiten beim Lokalisieren von

Geräuschquellen auf. Dabei fällt es der Person schwer zu erkennen und

herauszufiltern von wo das Geräusch herkommt oder wie weit es entfernt ist. (vgl.

Häußler, 2005, S. 28 ff.)

Auffälligkeiten beim Sehen

Bei Wahrnehmungsverarbeiten von Lichtreizen wird häufig eine Überempfindlichkeit

in Bezug auf helles Licht und grelle Farben beobachtet. Das Vermeiden bestimmter

Reize- zum Teil auch des Blickkontaktes- kann ein Hinweis darauf sein, dass diese

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Reize den Betroffenen überfordern. Auffällig ist, dass viele Menschen mit Autismus

nur kurz auf etwas schauen und Bewegungen nicht mit den Augen verfolgen.

Beim Erkennen von komplizierten Mustern und kleinsten Veränderungen sind sie dem

Nicht-Autisten" oft bei weitem überlegen. Doch die Orientierung in der Umwelt

bereitet ihnen große Probleme. (Bsp.: Es kommt schon einmal vor, dass mein Bruder

verspätet von der Schule nach Hause kommt, weil er sich auf dem Weg von der

Schule nach Hause verlaufen hat. Der Schulweg ist seit einigen Jahren derselbe.)

Auffälligkeiten beim Riechen, Schmecken und Tasten

Eine Bandbreite an Autisten bevorzugt die Nahsinne und zeigt ein großes Interesse

daran, Gegenstände oder Körperteile von sich selbst oder anderen Personen zu

betasten, an ihnen zu riechen oder sie zu belecken" Daraus kann sich aber auch

wiederum eine Überempfindlichkeit entwickeln, die zu einem Vermeidungsverhalten

führen kann, so dass beispielsweise raue Materialien komplett vermieden werden,

oder nur ganz bestimmte Lebensmittel/Gerichte gegessen werden und die Nahrung

ansonsten verweigert wird. Dies kann natürlich auch mit dem Streben nach Struktur

zusammenhängen.

Es werden aber auch Unterempfindlichkeiten beobachtet, die dazu führen, dass

gesundheitsschädliche Gefahren nicht erkannt werden, wie beispielsweise das Essen

von Seife und das Riechen an Farben und Lacken. Auch die Wahrnehmung von

Temperatur und Schmerz ist oft gedämpft. (L. zog sich im Hochsommer gerne

Rollkragenpullover und lange Hosen an.)

Informationsverarbeitung Der Prozess der Informationsverarbeitung ist sehr

kompliziert. Informationen, die das Gehirn erreichen, werden auf unterschiedlichen

Ebenen analysiert und mit vorhandenen, erlernten Inhalten in Beziehung gesetzt. Es

ist dann eine Höchstleistung des Gehirns, unter Berücksichtigung aller für eine

bestimmte Situation wichtiger Informationen, eine passende Handlungsstrategie

auszuwählen oder auch neu zu entwickeln und die Aufmerksamkeit dabei bis zum

Ende, also bis zur Erreichung des Ziels, aufrecht zu erhalten.

Zu Beginn jeder Handlung steht die Aufmerksamkeit. Früher ging man davon aus,

dass Kinder mit Autismus eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne haben. Doch wer

Kinder mit Autismus kennt, der weiß, dass sie sich oft stundenlang mit einer

bestimmten/gleichförmigen Tätigkeit beschäftigen können. Die

Aufmerksamkeitsspanne hängt also sehr von der Motivation des Kindes ab, mit der es

einer Beschäftigung nachgeht. Was natürlich ein ganz typisches kindliches Verhalten

ist, welches auch nicht-autistische Kinder aufweisen. Oft richten Autisten ihre

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Aufmerksamkeit auf Details; Es fällt ihnen schwer mehrere Aspekte gleichzeitig zu

berücksichtigen. Ebenso treten Probleme beim Aufmerksamkeitswechsel auf. Wenn

ein Reiz ihre Aufmerksamkeit erregt hat, fällt es ihnen schwer sich von diesem zu

lösen und sich einem anderen Reiz zuzuwenden. Die Verarbeitung von Reizen und

die Verknüpfung von Informationen untereinander gestaltet sich als schwierig.

Räumlich- visuelle Informationen werden von Menschen mit Autismus besser

verarbeitet als Auditive. Darauf basiert u.a. auch der TEACCH-Ansatz.

Wichtig für die Arbeit mit autistischen Kindern ist der Bereich des Lernens, bei dem

das Gedächtnis eine große Rolle spielt. Autisten haben oft Probleme sich an

Gesichter oder zurückliegende Ereignisse zu erinnern, vor allem Ereignisse und

Handlungen bei der das Kind selbst eine Rolle gespielt hat. Bei der normalen

Entwicklung geht man davon aus, dass der Mensch über sein Handeln lernt.

Der autistische Mensch lernt darüber, wie andere Menschen (Kinder) etwas getan

haben. Sie profitieren nicht davon selbst eine Handlung auszuführen. Betroffene

verhalten sich eher starr und unflexibel in ihrem Tun, sie klammern sich an

Gewohnheiten und selbst kleinste Veränderungen können sie ganz aus ihrem

Konzept bringen. Wenn sie einmal einen Lösungsweg gefunden haben beharren sie

oft auf diesem und zeigen ein stereotypes Verhalten. Sie wiederholen Reaktionen

immer wieder, auch wenn sie nicht zu der Situation passen. (Bsp.: Mein Bruder kann

sich schwer von einmal gelernten und für ihn richtig erkannten Lösungswegen trennen

und sich auf Neue einstellen, was oft eine Konfrontation mit seinen Lehrern zur Folge

hat: L. widersprach einem seiner Lehrer, der einen neuen Lösungsweg für eine

bekannte Aufgabe stellte. L. hatte die Lösung schon auf seinem gewohnten

Lösungsweg gefunden und verstand nicht, warum man auf einem anderen Weg zu

dieser kommen müsste. L. regte sich so sehr darüber auf, dass der Lehrer meine

Mutter über dieses Verhalten informierte.

3. Konsequenzen für die pädagogische Förderung

Auch und gerade für die pädagogische Förderung ist die Kenntnis der Besonderheiten

in der Informationsverarbeitung von großer Bedeutung. Es gilt zu beachten in wieweit

diese Besonderheiten das Lernverhalten beeinträchtigen, bzw. das Lernen

erschweren.

Die Verarbeitung von rein sprachlicher Informationen scheint sehr schwierig zu sein.

Das heißt rein verbale Wissensvermittlung via Frontalunterricht ist hier eher

ungeeignet. Auch wenn die Kinder die Sprache recht gut verstehen können, kommt es

häufig zu Missverständnissen, da sie Aussagen oft sehr wörtlich nehmen und

sprachlich begleitende Hinweise (Tonfall, Mimik, Körperhaltung usw.) nicht beachten.

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So kann es passieren, dass die ausgesprochene Verwarnung mit drohendem

Zeigefinger: Mach das noch einmal!" als Aufforderung verstanden wird und das Kind

das eben gezeigte Verhalten wiederholen wird. (Bsp.: Ich bat meinen Bruder die

heruntergefallen Blätter einer Topfpflanze zu entfernen und sagte aber: Mach doch

mal bitte die Blätter vom Olivenbaum weg!" L. Verstand dies als eindeutige

Aufforderung die gesamten Blätter zu entfernen- so hatte das Bäumchen also keine

Blätter mehr. - L. war zu diesem Zeitpunkt schon 16 Jahre alt.) Rein sprachliche

Hinweise vergessen Kinder mit Autismus schneller als andere Gleichaltrige, als wenn

sie schriftlich oder bildlich gegeben werden. Viele Betroffene überfordert es

Entscheidungen zu treffen, die auf einer eigenen Einschätzung beruhen. Es kann eine

Aufgabe sein, die der Lehrer in einer Klassenarbeit stellt, bei der die Kinder sich eine

Aufgabe aussuchen können, oder nur eine alltägliche Aufgabe, wie und wann man

was anziehen muss, wie lange man einen Teig rühren soll usw.

Typisch sind auch Probleme mit der zeitlichen Organisation. Dazu gehören nicht nur

das Planen von Handlungsabläufen und das Einbehalten von Reihenfolgen, sie

verlieren auch schnell das Zeitgefühl. (Bsp.: Ein junger Mann mit Asperger Syndrom

ist der Ansicht, drei Stunden würden nicht ausreichen, um im Laden um die Ecke noch

Zutaten für ein einfaches Nudelgericht zu kaufen, bevor sein Besuch kommt.

Andererseits ist er der Ansicht, wenn er seinen Bus verpassen würde, wäre er

schneller bei seiner acht Kilometer entfernten Arbeitsstelle, wenn er sofort Ipsliefe, als

zehn Minuten auf den nächsten Bus zu warten.)

Durch die vielen Reize, die ein Autist nicht immer richtig verarbeiten kann ist er schnell

ablenkbar. Die höhere Anfälligkeit für Ablenkungen und die Schwierigkeit die

Aufmerksamkeit wieder zurück auf die gestellte Aufgabe zu lenken, erschwert die

Aufnahme wichtiger Informationen und ein kontinuierliches Arbeiten. Die klassischen

Erziehungsmittel, die positiven und negativen Verstärker, wie Lob (positiv) oder

Liebesentzug (negativ) bieten oftmals keinen Leistungsanreiz für Menschen mit

Autismus. Durch die Beeinträchtigung der Wahrnehmung, der Interpretation und

Bewertung sozialer Reize kann der integrative Erziehungsstil (wie er nach Anderson

bezeichnet wird) nicht erfolgreich angewendet werden, denn Menschen mit Autismus

fehlt häufig der Wunsch anderen zu gefallen. Die Konsequenzen für die pädagogische

Förderung bedeuten nicht, dass Kinder mit Autismus grundsätzlich andere Lerninhalte

in ihrem Förderplan benötigen. Vielmehr geht es darum zusätzliche Aspekte zu

beachten.

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Zum einen betrifft dies die Auswahl dessen, womit man sich in der Förderung

beschäftigt. Nicht betroffene Kinder können ihre Aufmerksamkeit leichter von etwas

lösen und auf einen neuen Gegenstand richten. Da autistische Kinder oft sehr

spezielle Interessen und Fähigkeiten besitzen, ist es für den Erziehenden /Lehrer

unabdingbar, diese zu nutzen um einen Zugang zu diesem Kind zu finden. Wichtig ist,

dass das Kind nicht überfordert wird. Überforderungssituationen entstehen häufig, da

die Übertragung von Fähigkeiten auf neue Situationen vorausgesetzt wird. Das

Anwenden von Fähigkeiten oder Strategien in neuen Situationen sollte in der Arbeit

mit Autisten als eigenständiges Lernziel formuliert werden. Neben der Anwendung

von Strategien in neuen Situationen sollte auch stets der flexible Umgang mit

Materialien ein fester Bestandteil der Förderung sein. Ein weiterer Aspekt in Bezug auf

die Inhalte der Förderung ist die gezielte Anbahnung und Entwicklung selbstständiger

Beschäftigung. Freie, unstrukturierte Zeit (Pausen!) ist für autistische Menschen oft

um einiges anstrengender als die Teilnahme an für sie geplanten Aktivitäten. Deshalb

ist es wichtig den Betreffenden Strategien zu vermitteln, wie sie mit der freien Zeit

umgehen können. Wie bereits erwähnt, haben Autisten oft spezielle und für uns oft

nicht nachvollziehbare Interessen. Was ihnen gefällt erscheint uns weniger sinnvoll.

Wie zum Beispiel das Zählen von Mosaikfliesen in einem Schwimmbad oder das

Lauschen der Geräusche, die ein Heizkörper bietet. Wichtig ist für uns-, dass wir

emphatisch bleiben und nicht versuchen ihnen abzuverlangen sich mit für uns

normalen" Dingen zu beschäftigen. Diese Erkenntnis hat Auswirkungen in Bezug auf

die Verstärker, die wir als Arbeitsanreize setzen, um die Motivation zu erhöhen sich

mit etwas Bestimmten zu beschäftigen. Es sind meist nicht Mittel wie Lob, soziale

Anerkennung oder Geld die eine motivierende Wirkung auf den autistischen

Menschen ausüben. Wir müssen ein offenes Ohr und einen Blick für die

außergewöhnlichsten Interessen dieser Menschen haben und können diese dann als

Verstärker einsetzen. Natürlich haben wir die Interessen wertzuschätzen und zu

respektieren.

Für die anleitenden/ instruierenden Maßnahmen, also für die Vermittlung von Inhalten,

ist es sinnvoll weniger auf sprachliche Mittel zurück zu greifen, um das autistische

Kind nicht mit einem Übermaß an Informationsreizen zu überfluten. Anstelle dessen

können visuelle Erinnerungshilfen sowie Handlungs- und Orientierungspläne dazu

beitragen, die Anforderungen der Situation zu erkennen und zu bewältigen.

Wichtig ist, dass einerseits beeinträchtigende und ablenkende Reize reduziert

werden. Andererseits gilt es die Hauptaspekte hervorzuheben.

Diese Strukturierung von Raum und Material zählt zu den Methoden und Strategien,

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die der TEACCH Ansatz im Structured Teaching beschreibt.

2. TEACCH- Was ist das? - Grundlagen des Ansatzes

TEACCH - ausgesprochen wird es wie das englische teach" (unterrichten).

Es bezeichnet zum einen das staatliche Programm zur Förderung und Begleitung

von Menschen mit Autismus im U.S. Bundesstaat North Carolina:

TEACCH steht für Ireatment and Education of Autistic an related Communication

handicapped ÇHildren (Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in

ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder)." (Häußler, 2005)

Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Institution: ein Netzwerk von Einrichtungen,

das in Kooperation mit verschiedenen Trägern der Behindertenhilfe ein umfassendes

Angebot zur Unterstützung von Menschen mit Autismus und deren Familien anstrebt.

Ihr Begriff TEACCH1 wurde bewusst so gewählt, damit bereits im Namen deutlich

wird, dass der Schwerpunkt der Hilfen im pädagogischen Bereich liegt.

Zum anderen bezeichnet TEACCH" auch ein pädagogisches Konzept, das im

Rahmen dieser Institutionen in den USA entstanden ist. Dieses Abb. 1 (Symbol des

TEACCH- Programms in den USA) beinhaltet Leitlinien für eine umfassende und

ganzheitliche Förderung mit dem Ziel der sozialen Integration, welches als TEACCH

Ansatz" bezeichnet. Es bietet Förderung unter besonderer Berücksichtigung

besonderer Lernstile und Wahrnehmungsfähigkeiten von autistischen Menschen an

und soll ihnen durch die Anleitung von Pädagogen oder Therapeuten, die nach

diesem Ansatz arbeiten, helfen, zu lernen in der Gesellschaft und in ihrer Lebenswelt

vor Ort ein für sie sinnerfülltes und selbstständiges Leben zu führen.

3. Das TEACCH Konzept in der Ergotherapie

In diesem Teil möchte ich das Konzept des TEACCH - Ansätze vorstellen und mit der

Ergotherapie verknüpfen.

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Ein wichtiger Punkt der Ergotherapie ist der klientenzentrierte Ansatz, ein

Grundlagenthema der Ergotherapie.

Dieser Ansatz beschreibt u.a. den Umgang mit dem Klienten und die Zielfindung, die

gemeinsam mit diesem erarbeitet wird. Wir als Therapeuten müssen die drei

Basisvariablen (Vergl. klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers) des

Therapeutenverhaltens - Kongruenz, Akzeptanz und Empathie - realisieren und

flexible und individuelle Therapieangebote anbieten.

Gerade in der Arbeit mit autistischen Menschen ist es sehr wichtig für unsere Arbeit,

sie zu akzeptieren und ein größtmögliches Einfühlungsvermögen zu zeigen, denn nur

so erreichen wir einen Zugang zu diesen Menschen, deren

Wahrnehmungsfähigkeiten so besonders sind. Um dem Klienten zu einer besseren

Orientierung zu verhelfen, sorgen Therapeuten für eine auf den Klienten angepasste

Umwelt.

3.1 TEACCH- der pädagogisch- therapeutische Ansatz

TEACCH Prinzipien

Autismus erkennen und verstehen

Partnerschaft mit den Eltern

Streben nach dem Optimum, nicht der Heilung

Individuelle Diagnostik als Basis für individuelle Förderung

Ganzheitlichkeit

Strukturierung der Fördersituation

Kognitive Psychologie und Lerntheorie

Orientierung an den Stärken Langfristig angelegte Hilfen

Der TEACCH Ansatz orientiert sich an Leitlinien bzw. Prinzipien, die die praktische

Arbeit mitbestimmen. Es ist die Grundhaltung und nicht die bloße Anwendung von

Techniken und methodischer Vorgehensweisen, welche die Praxis des TEACCH

Ansatzes charakterisiert.

Diese Prinzipien umfassen grundlegende Elemente des pädagogisch-

therapeutischen Konzeptes. Ich möchte mich speziell auf zwei dieser Prinzipien

beziehen: Die Ganzheitlichkeit und die Strukturierung der Fördersituation. Nach den

Aussagen des TEACCH Ansatzes ist es wichtig den Menschen ganzheitlich zu

betrachten.

Abb. 2 TEACCH Prinzipien

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Die Ganzheitlichkeit bezieht sich hierauf die Inhalte der Förderung. Es müssen dabei

alle Bereiche der Persönlichkeit und Entwicklung berücksichtigt werden. Wie bereits

erwähnt beruht die ergotherapeutische Arbeit u.a. auf dem klientenzentrierten Ansatz.

Ergotherapie sieht den Menschen als eine komplexe Mischung aus internen

physischen, psychischen, sozialen und kulturellen Variablen, der in einer ebenso

dynamischen Umwelt, nämlich einer Zusammensetzung aus sozialen, kulturellen,

interpersonalen, ökonomischen und politischen Variablen lebt. (vgl. Sumision, 2002,

S. 35)

Bei der Erstellung eines Förderkonzeptes, innerhalb der Anwendung des TEACCH

Ansatzes, geht es darum, das Kind als ganze Person im Blick zu behalten, in seinem

konkreten Lebensumfeld und mit all seinen Stärken und Schwächen. Es handelt sich

hierbei um einen verhaltenstherapeutischen Ansatz. Er nutzt gezielt die Prinzipien,

nach denen der Mensch lernt und die auch für Menschen mit Autismus gelten. Der

TEACCH Ansatz unterscheidet sich von anderen verhaltenstherapeutischen

Programmen in seiner Betonung der entwicklungsorientierten Förderung. Anstatt eine

bestimmte Fertigkeit einfach durch konsequente Verstärkung anzutrainieren, wird

zunächst überprüft, ob das Kind überhaupt die Voraussetzung mitbringt, um das

Verhalten zu erlernen. Prägend für den TEACCH Ansatz ist die Erkenntnis darüber,

dass das Verhalten nicht nur durch die Reaktionen der Umwelt gesteuert wird,

sondern dass Denken, Vorstellungen und Einstellungen eines Menschen ganz

wesentlich mitbestimmen, wie er sich verhält.

Ziel der pädagogischen Maßnahmen ist das Verstehen und nicht das bloße

Antrainieren von Verhaltensweisen. Es geht darum, Zusammenhänge verständlich

und Erwartungen in Bezug auf bestimmte Verhaltensweisen dem Kind einsichtig zu

machen. Anhand von Hinweisen, wann welches Verhalten angemessen ist, können

oft im Vorfeld viele - oft kritische Situationen - entspannt werden. Dieses Vorgehen

fördert die Fähigkeit zum eigenständigen Handeln, da es auf Einsicht und Verständnis

beruht.

Die Arbeit in der Ergotherapie ist gänzlich Ressourcenorientiert, da wir mit den

vorhandenen Fähigkeiten unserer Klienten arbeiten. Diesen Arbeitsansatz hat die

Ergotherapie mit dem TEACCH- Konzept gemeinsam. Hier werden die speziellen

Interessen und Fähigkeiten der Kinder genutzt. Das Aufgreifen dieser Interessen ist

speziell bei autistischen Kindern wichtig, da dies die Inhalte sind, denen das Kind

bereits Aufmerksamkeit schenkt. Indem es seine Stärken mit in die Handlung

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einbringen kann, fühlt es sich sicherer, da sein Handeln Erfolg hat. Dies wiederum

fördert die Motivation sich mit Aufgaben auseinanderzusetzen.

3.2 Strukturierung und Visualisierung

Im TEACCH Ansatz wird die Strukturierung der Fördersituation als Structured

Teaching bezeichnet. Das Ziel des Structured Teaching besteht darin, eine (Lern-)

Situation zu schaffen, die der Art und Weise entgegenkommt, wie Menschen mit

Autismus am besten lernen und verstehen. Dabei leistet die Erkenntnis, dass

Menschen mit Autismus von klar strukturierten Situationen und unterstützenden

sichtbaren Hinweisen profitieren, die pädagogische Arbeit. Auf diesem Hintergrund

wurden bestimmte Strategien der Strukturierung und visuellen Unterstützung

entwickelt.

In der pädagogischen Arbeit ist es Ziel der Strukturierung, das Verstehen zu fördern

und Missverständnisse zu vermeiden. Strukturierung ist eine Technik zum vermitteln

von Bedeutung." (Häußler, 2005, S. 44)

Zeitliche und räumliche Zusammenhänge werden dadurch begreiflich und komplexe

Situationen durchschaubar.

Für die Gestaltung von pädagogischen oder auch Alltagssituationen gibt es keine

festen Regeln. Das Ausmaß an Struktur sollte sich nach den Fähigkeiten des

einzelnen richten.

Strukturierungshilfen gibt es nicht nur für autistische Menschen. Auch wir benutzen sie

alltäglich. Denken wir nur einmal an Terminkalender, Straßenmarkierungen,

Dienstpläne, Bauanleitungen oder unsere Armbanduhr. Wir alle verwenden solche

Hilfen, sie helfen bei Entscheidungen, geben Orientierung oder dienen als

Gedächtnisstützen. Die Strukturierungshilfen für Menschen mit Autismus

funktionieren oft in ähnlicher Art. Nur sehen sie zum Teil ganz anders aus, denn die

Form wird an die Ressourcen und Bedürfnisse jedes Einzelnen angepasst. Wichtig für

den autistischen Menschen ist, dass die Struktur nachvollziehbar ist.

Unausgesprochene Regeln, die nicht allen bekannt sind sorgen für Unverständnis.

Beispiel:

In einer Wohngruppe wird ein Bewohner von einer neuen Regel überrascht, dass er

nicht mehr als drei Tassen Kaffee bekommen soll. Als ihm die vierte verweigert wurde,

warf er vor Wut den Tisch um. Das Problem war deutlich: Alle im Team hatten sich im

Vorfeld darauf geeinigt und wussten von der Regel. Nur die betreffende Person hatte

davon keine Ahnung.

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Strukturierungsidee anhand von visueller Informationsvermittlung: Mit Hilfe

eines visuellen Systems kann dem Bewohner die Begrenzung der Trinkmenge

vermittelt werden, so dass er vorhersehen kann, wann er eine Absage erhalten wird:

An seinen Platz wird ein Plan mit drei Bildern von Tassen gelegt. Mit jeder Tasse

Kaffee, die er bekommt, wird ein Bild vom Plan entfernt. Nach der dritten Tasse kann

er keine Bilder mehr gegen Kaffee eintauschen- die Konsequenz, die er daraus zieht

ist, dass er keinen Kaffee mehr bekommt.

Bei der Vermittlung von Informationen über den visuellen Kanal, kann der Mensch mit

Autismus (in diesem Fall der Bewohner) Reize leichter und effektiver verarbeiten.

Inder Regel können Autisten visuelle Eindrücke besser speichern und auch wieder

abrufen, als zum Beispiel sprachliche Informationen. Die Strukturierung erfolgt auf

verschiedenen Ebenen und kann die unterschiedlichsten Formen annehmen - und

dennoch erfüllt sie immer dieselbe Funktion: Sie unterstützt das Verständnis und

bietet Orientierung für das eigene Handeln. Der Einsatz ist immer dann sinnvoll, wenn

bestimmte Aspekte einer Situation unverständlich, Regeln unklar oder Anforderungen

zu hoch sind. (vgl. Häußer, 2005, S. 51)

Strukturierungsmaßnahmen lassen sich auf zwei Grundbereiche anwenden: zum

einen auf die Gestaltung der Umwelt und zum anderen die Gestaltung von Abläufen.

Räumliche Strukturierung

Die Gestaltung der Umwelt umfasst alle Aspekte der räumlichen Anordnung und

Zuordnung von Gegenständen und Personen sowie Hilfen zur Orientierung. Die

räumliche Orientierung bezieht sich auf Maßnahmen, welche Zusammenhänge von

Gegenständen, Personen und Aktivitäten mit den zur Verfügung stehenden

Räumlichkeiten bzw. mit bestimmten Plätzen verdeutlichen. Um die Orientierung zu

erleichtern ist es zunächst einmal sinnvoll, den zu Verfügung stehenden Raum in

übersichtliche Bereiche einzuteilen. Mittel zum Aufteilen eines Raumes:

Regale oder Raumteiler als klare Abgrenzung nutzen. Solche offensichtlichen

und körperlich spürbaren Trennungslinien geben eine, klare Rückmeldung hinsichtlich

der Grenzen eines Bereichs.

Visuelle Abgrenzungen, wie ein Klebestreifen auf dem Boden als Grenzlinie

Wichtig für die positive Umsetzung bzw. Annahme dieser räumlichen Strukturierung

ist, dass die betreffende Person die Markierung und deren Bedeutung versteht. Um

die Zuordnung von Gegenständen zu bestimmten Orten zu verdeutlichen; können

Bilder und Schilder markieren, wo sich welche Dinge im Schrank befinden. Auch

farbige Kisten oder Umrisse an der Wand können Orientierungsmöglichkeiten bieten.

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Man sollte auf jeden Fall weiterhin beachten, dass jeder Mensch unterschiedlich in

seiner Wahrnehmung und der Annahme der Orientierungshilfen reagiert. Die

Strukturierungshilfen müssen immer wieder neu auf die betreffende Person angepasst

werden und am besten gemeinsam mit ihr erarbeitet werden. Das gemeinsame

Erarbeiten von Strukturierungshilfen kann am Anfang einer therapeutischen Einheit

von statten gehen. Über diesen klientenzentrierten Ansatz ist die Compliance- des

Betreffenden am besten aktivierbar.

Zeitliche Orientierung

Die Strukturierung von Abläufen bezieht sich auf zeitliche Aspekte. Sowohl in der

Koordination und der Abfolge von Ereignissen, als auch in der Abfolge einzelner

Abschnitte.

Viele Menschen mit Autismus haben ein starkes Bedürfnis danach zu erfahren, was

passieren und wann etwas eintreten wird.

Das wesentliche Instrument zur Vermittlung von Informationen über zeitliche Abläufe

von Ereignissen oder Aktivitäten sind Pläne. Anhand von Tages- oder Zeitplänen

erhalten Betreffende konkrete visuelle Hinweise darauf, was im Verlauf eines

bestimmten Zeitablaufes auf sie zu kommt. Bereits ein Gegenstand, der auf die

unmittelbar folgende Aktivität hinweist, bietet in diesem Sinne wesentlich mehr

Orientierung als die bloße Aufforderung: Komm mal mit!"

In einer ergotherapeutischen Behandlungseinheit könnte das gemeinsame Gestalten

eines individuell auf das Kind abgestimmten Tages- oder Wochenplans (schriftlich

oder bildlich) als eine therapeutische Intervention zur Strukturierung beitragen, (vgl.

Häußer, 2005, S.53 ff.)

Um Aufgaben zu strukturieren und das selbstständige Durchführen einer Aufgabe zu

ermöglichen sollte dies, durch eine klare visuelle Strukturierung des Materials, in

Verbindung mit eindeutigen Hinweisen für den Materialgebrauch, unterstützt werden.

Dies könnte beispielsweise das Verwenden von Korb-Aufgaben sein. (vgl.Häußer,

2005, S.60) Bei denen alles, was für deren Durchführung benötigt wird, in einem Korb

zusammengestellt wird. In dem Korb befinden sich separate Behälter, die von dem

Auszuführenden vor Beginn der Arbeit auf seinem Arbeitsplatz in der richtigen

Reihenfolge angeordnet werden müssen.

Einfacher und weniger organisatorische Fähigkeiten werden dagegen bei den

Tablett- Aufgaben verlangt: Hier ist die die Arbeitsfläche an sich schon strukturiert,

da die einzelnen Behälter und Gefäße für die fertigen Produkte fest auf der Unterlage

montiert sind.

3.3 Ziele der Therapie

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Durch die Strukturierung von Aufgaben werden Fertigkeiten beübt, eine

Arbeitshaltung kann aufgebaut und ein zielorientiertes und erfolgreiches Handeln

kann erarbeitet werden.

Auch Menschen, die aufgrund ihrer Schwere der Behinderung nicht in einen

Produktionsprozess eingegliedert werden können, profitieren von solchen Aufgaben,

die aufgrund ihrer Klarheit subjektiv Sinn machen. Das heißt, der Betreffende versteht,

wie es geht; er weiß was er mit dem Material machen soll. Er kann ein Ergebnis

erreichen; sein Handeln ist zielgerichtet und er wird durch das Ergebnis motiviert und

dadurch in seinem Selbstbild gestärkt.

Die Strukturierung in der pädagogischen/therapeutische Arbeit ist keineswegs nur für

Menschen mit Autismus sinnvoll oder speziell für diese Personengruppe entwickelt

worden. Auch Menschen, darunter speziell Kinder, mit anderen oder ähnlichen

Wahrnehmungsstörungen, beispielsweise der, der Sensorischen Integrationsstörung

oder Kinder die unter dem Aufmerksamkeits- Defizitsyndrom (ADS) leiden, können mit

Hilfe dieses Ansatzes in ihrer Entwicklung und in ihrer Selbstständigkeit gefördert

werden.

4. Nachwort

Der TEACCH- Ansatz, bzw. das Programm bietet tolle Möglichkeiten Menschen mit

Problemen in der Informationsverarbeitung, Wege zu zeigen, wie sie sich besser

strukturieren und damit in ihrer Orientierung und Handlungsfähigkeit gestärkt werden.

Leider ist in Deutschland das TEACCH- Programm noch nicht sehr verbreitet. Es gibt

immer noch zu wenig Anlaufstellen für Menschen mit Autismus. Insbesondere Für

Menschen mit dem Asperger-Syndrom, welches noch weniger verbreitet, aber einer

von 300 Menschen davon betroffen ist. Die Fördermaßnahmen müssen noch weiter

entwickelt und die Krankheit weiter verbreitet werden, damit sich Netze bilden können

unter Therapeuten, Ärzten, Pädagogen und Jugend- und Sozialämtern. Denn nur so

kann eine rechtzeitige Erkennung und frühzeitige Förderung stattfinden.

L wird im Mai 18 Jahre alt, das Jugendamt ist seit über zwei Jahren darüber informiert,

dass er eine Integrationshilfe, bzw. Förderhilfe benötigt Im Januar wurde L persönlich

nach seiner Meinung gefragt was er sich unter Fördermaßnahmen vorstelle und was

sie denn für ihn tun könnten. Zum Ende des Gesprächs erwähnte

die Mitarbeiterin des Amtes noch, dass L ja im Mai 18 Jahre alt werde und dass das

Jugendamt dann sowieso nicht mehr für diese Sachlage zuständig sei..

Literaturverzeichnis

Attwood, T. (2005). Asperger- Syndrom. Stuttgart: Trias Verlag

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Häußler, A. (2005).Der TEACCH Ansatz zur Förderung von Menschen mit Autismus,

Basel: Borgemann Media

llse,P. (1995). Einführung in die Pädagogik mit Sonderpädagogik. Köln: Stam Verlag

Janert, S. (2003). Autistischen Kindern Brücken bauen. München

Kusch, M.( 2001).Entwicklung autistischer Störungen. Göttingen

Poustka, F. (2004). Ratgeber Autistische Störungen. Göttingen

Richman, S. (2004).Wie erziehe ich ein autistisches Kind?. Bern

Sumisión, T. (2002).Klientenzentrierte Ergotherapie

Tustin, F. (1989). Autistische Zustände bei Kindern.Stuttgart

Internetverzeichnis

Autismus: Definition (Stand: 21. Januar 2009). Zugriff am 20.02.2009

http://www.onmeda.de/krankheiten/autismus.html7ps2

Meyers Lexikon online (2008). Autismus. Zugriff am 21.12.2008 auf:

http://www.lexikon.meyers.de/wissen/Autismus

Anhang

Das Asperger-Syndrom aus der Sicht eines Asperger-Autisten

Wahrend bei einigen Autisten auf den ersten Blick offensichtlich ist, dass sie anders

als andere sind, sieht man anderen dies oft nicht ohne weiteres an. Dies gilt

insbesondere für das so genannte Asperger-Syndrom, das klassischer Weise als die

mildere" Form des Autismus neben dem Kanner-Autismus gilt, auch wenn man es

heute eher zu einem autistischen Kontinuum bzw. Spektrum rechnet.

Asperger-Autisten wollen oft von ihrer Umwelt nicht als Behinderte abgestempelt

werden und sind darum bemüht, möglichst wenig »anzuecken«, manch einer ist auch

berufstätig oder studiert, bei vielen findet sich eine Hochbegabung, aber wenn man

genauer hinsieht, erkennt man. dass hinter dieser sozusagen durch hohe

Schauspielkunst aufrechterhaltenen Fassade oft massive Probleme verborgen liegen,

die sich besonders im Umgang mit anderen Menschen zeigen.

Viele Asperger-Autisten sehen anderen Menschen ungern in die Augen, vermeiden

Körperkontakt, wie etwa das Händeschütteln, sind unsicher, wenn es darum geht,

Gespräche mit anderen zu führen, besonders, wenn es sich um einen eher

belanglosen Smalltalk handelt, denn all die sozialen Regeln, die andere intuitiv

beherrschen und die ja auch nicht immer der Logik folgen - etwa, dass man nur um

des freundlichen Kontaktes willen (und nicht aus meteorologischem Interesse) über

das Wetter redet oder einfach fragt: »Wie geht's?«, ohne dass man einen

medizinischen Zustandsbericht erwartet, dass sind Dinge, die zu begreifen Autisten

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schwer fallen und die, wenn überhaupt, nur durch einige bewusste Anstrengung des

Intellekts von ihnen geleistet werden kann. Daher haben Autisten oft auch keine oder

kaum Freunde, jedenfalls was den Kontakt zu Nichtautisten angeht. In der Schule

etwa sind sie in den Pausen lieber für sich, weil sie mit dem »ganz normalen« Umgang

anderer Schüler untereinander, mit ihrem Geplauder und ihren Witzen wenig

anfangen können. Im Unterricht haben sie naturgemäß regelmäßig bessere

schriftliche als mündliche Noten und etwa vor versammelter Klasse einen Vortrag zu

halten ist etwas, das die wenigsten Asperger-Autisten leisten können. Da aber auch in

der Ausbildung und im Studium oft derartige Dinge gefordert sind, findet man immer

wieder Autisten, die vielleicht einen weit über dem Durchschnitt liegenden IQ haben

und dennoch eine Ausbildung nach der anderen abbrechen müssen.

Dazu kommt, dass auch die Information über Autismus in der Allgemeinheit immer

noch längst nicht so verbreitet ist, wie es nötig wäre, sodass die meisten Autisten auch

überhaupt nicht wissen, dass sie zu dieser Gruppe von Menschen gehören und je

später eine korrekte Diagnose erfolgt (auch bei vielen Psychologen fehlt hier das

Detailwissen, so dass sie bisweilen bei dieser von außen schwer eindeutig

erkennbaren auch Fehldiagnosen stellen), desto schwieriger ist die Hilfe.

Autismus ist auch im eigentlichen Sinne nicht heilbar; die Wahrnehmung der Welt und

die Beziehung zu anderen Menschen bleibt ein Leben lang anders als bei »normalen«

oder wie Autisten gern sagen »neurologisch typischen« (NT) Menschen; dennoch

lässt sich mit kompetenter Hilfe viel erreichen. Autisten verfugen oft über ganz

erstaunliche kreative Potentiale - es gibt gute Musiker unter ihnen, auch liegt oft eine

Neigung zu Sprach- und Wortspielen vor - die oft genug unentdeckt und ungenutzt

bleiben, wenn keine Hilfe erfolgt. Auch haben viele Asperger-Autisten umfangreiches

Wissen in begrenzten Spezialgebieten -wenn man einen Menschen sieht, der sich

stundenlang mit irgendwelchen Statistiken oder Tabellen beschäftigt, ist die

Wahrscheinlichkeit hoch, dass man einen Autisten vor sich hat. Wichtig ist vor allem,

dass der Zugang zu diesen Menschen möglichst indirekt erfolgt. Übliche Methoden mit

Lob und Tadel greifen oft nicht und verstärken oft nur selbstbestrafendes Verhalten

des Autisten; auch Festhaltetherapien sind in der Regel nur eine Qual für alle

Beteiligten, ohne dass der Nutzen dabei allzu groß wäre. Auf jeden Fall ist indirektes

schriftliches Vorgehen oft besser als direkte mündliche Ansprache. A m Anfang steht

jedenfalls die korrekte Diagnose als Asperger-Autist; hat der Betroffene, egal ob Kind

oder Erwachsener, erst einmal einen Begriff für sein Handicap, erlebt er das meist als

eine Befreiung. Es lassen sich dann auch leichter Fachleute finden, mit denen man

darüber reden kann, die einem auch Therapiemöglichkeiten aufzeigen können und vor

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allem findet man ja so auch erst den Zugang zu dem ständig wachsenden Angebot an

Selbsthilfe. So verständnisvoll und behutsam Eltern und Psychologen auch vorgehen,

es ist doch kein Vergleich damit, was betroffene Autisten untereinander

auszutauschen in der Lage sind; hier fällt das schwierige Erklären, was denn Autismus

ist, weg, damit auch viele psychologische Hemmungen und man erlebt untereinander

auch immer wieder den »das-kenne-ich-bei-mir-auch«- Effekt, der oft große

Erleichterung bewirkt. Rainer Döhle

Anmerkung

Zu der Förder- und Kostenhilfe möchte ich anmerken, das Beeinträchtigten und

Behinderten Menschen nach SGB XII (Sozialgesetzbuch XII) alle Integrations- und

Förderhilfen gewährt werden.

Die jeweiligen Zuständigkeiten der Ämter in den verschiedenen Städten und

Gemeinden ist sehr unterschiedlich, endet aber auf keinen Fall mit dem Erreichen des

18. Lebensjahres, sondern erstreckt sich unter bestimmten Voraussetzungen ein

ganzes Leben lang.

Meine, und auch die Erfahrung vieler Teilnehmer der Selbsthilfegruppe ist, dass man

sich immer wieder aus neue mit den einzelnen Instanzen (z. B. Krankenkasse,

Jugendamt, Sozialamt usw.) und den einzelnen Ansprechpartnern auseinandersetzen

muss.

Dort wird gerne versucht, die Zuständigkeit auf andere Ämter, Abteilungen

abzuwälzen und dadurch die Antragsteller zu demotivieren/zermürben.

Ich kann nur allen Betroffenen raten, sich nicht abweisen oder demotivieren zu

lassen, denn nach dem Gesetz (SGB XII) stehen den betroffenen Personen alle

nötigen Hilfen zu.

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