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8 güterverkehr Mai 2012 einem neuwertigen Euro- 6-Lastwagen mit weniger als 100 000 km Laufleis- tung aller Aggregate, ist die Verbrauchswelt noch in Ordnung. Wie der Sca- nia 480 Euro 6 wird auch der 440er von einem 12,7-l- Reihensechszylinder ange- trieben. Der liefert 2 300 Nm als höchsten Zugkraftwert ab. Die 440 und 480-PS-Motoren basieren auf Scanias modu- larer Motorenplattform mit einer Einheits-Zylinderboh- rung von 130 mm. Als Euro- 5-Maschinen mit Abgasrück- führung (AGR) wurden diese Triebwerke 2007 vorgestellt. Sie arbeiten mit Common Rail Kraftstoffeinspritzung (Scania XPI), AGR sowie Tur- boladern mit variabler Turbi- neneinlassgeometrie (VTG). zu erwartenden Diesel- verbrauchswerte bei Euro- 6-Fahrzeugen sich augen- scheinlich moderat verhalten. Was später, nach mehreren Einsatzjah- ren und der ersten halben Million Ki- lometer auf dem Tacho sein wird, darüber kann ein Neuwagentest generell keine Aussagen machen. Beson- ders die Thematik rund um die Partikelfilterstand- zeit und dessen wachsen- den Abgasgegendruck bei gleichzeitiger Verbrauchs- erhöhung muss derzeit noch mit Fragezeichen im Raum stehenbleiben. Im Moment jedoch, bei Fahrzeug aus der etwas nied- riger bauenden G-Familie von Scania und mit einem mittelhohen „Highline“- Fahrerhaus unterwegs. Der Euro-6-Premierenwagen aus dem vergangenen Jahr hingen war als hoch aufge- schossenes R-Modell mit der hohen „Topline“-Kabine zum güterverkehr-Test angetreten. Diese Unter- schiede wirken sich grund- sätzlich auf den Strecken- verbrauch bei schneller Autobahnfahrt aus. Dennoch zeigt das zufäl- lig punktgenau identische Verbrauchsresultat in beiden Gewichtstestklassen, dass die tatsächlich im Alltag W enn das keine Punkt- landung ist: Mit 27,3 l/ 100 km im Teillasttest und 35,3 l/100 km bei voller Ge- wichtsauslastung beendet der aktuelle Testwagen Scania G 440 Euro 6 die Messfahrten des güterverkehr mit exakt denselben Resultaten wie das leistungsstärkere Schwester- modell R 480 Euro 6. Zufall, sicherlich. Und Ver- gleiche aus Einzeltests sind – nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Witte- rungsbedingungen oder differierender Fahrzeugaus- stattungen – ohnehin nur bedingt relevant. So war der aktuelle Testwagen ein Der Verbrauch des Euro-6-Motors ist im Alltag moderat Abgasrückführung plus AdBlue ergibt Euro 6 Der Scania G 440 überzeugt im Test mit ausreichender Fahrleistung. Zudem fährt er gute Verbrauchswerte ein. Technik Fahrbericht Scania G 440 Euro 6 Sparsamer Nordländer mit weißer Abgasweste

Technik Fahrbericht - gueterverkehr-online.de · Scania-typisch konsequent ist das Fahrer Eco-Modul. Das Echtzeit-Support-System gibt dem Profi am Lenkrad Tipps und Rückmeldungen

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8 güterverkehr Mai 2012

einem neuwertigen Euro-6-Last wagen mit weniger als 100 000 km Laufl eis-tung aller Aggregate, ist die Verbrauchswelt noch in Ordnung. Wie der Sca-nia 480 Euro 6 wird auch der 440er von einem 12,7-l-Reihensechszylinder ange-

trieben. Der liefert 2 300 Nm als höchsten Zugkraftwert ab. Die 440 und 480-PS-Motoren

basieren auf Scanias modu-larer Motorenplattform mit einer Einheits-Zylinderboh-rung von 130 mm. Als Euro-5-Maschinen mit Abgasrück-führung (AGR) wurden diese Triebwerke 2007 vorgestellt. Sie arbeiten mit Common Rail Kraftstoffeinspritzung (Scania XPI), AGR sowie Tur-boladern mit variabler Turbi-neneinlassgeometrie (VTG).

zu erwartenden Diesel-verbrauchswerte bei Euro-6-Fahrzeugen sich augen-scheinlich moderat verhalten. Was später, nach mehreren Einsatzjah-ren und der ersten halben Million Ki-lometer auf dem Tacho sein wird, darüber kann ein Neuwagentest generell keine Aussagen machen. Beson-ders die Thematik rund um die Partikelfi lterstand-zeit und dessen wachsen-den Abgasgegendruck bei gleichzeitiger Verbrauchs-erhöhung muss derzeit noch mit Frage zeichen im Raum stehenbleiben.Im Moment jedoch, bei

Fahrzeug aus der etwas nied-riger bauenden G-Familie von Scania und mit einem mittelhohen „Highline“-Fahrerhaus unterwegs. Der Euro-6-Premierenwagen aus dem vergangenen Jahr hingen war als hoch aufge-schossenes R-Modell mit der hohen „Topline“-Kabine zum güterverkehr-Test angetreten.

Diese Unter-schiede wirken sich grund-sätzlich auf den Strecken-verbrauch bei

schneller Autobahnfahrt aus.Dennoch zeigt das zufäl-lig punktgenau identische Verbrauchsresultat in beiden Gewichtstestklassen, dass die tatsächlich im Alltag

Wenn das keine Punkt-landung ist: Mit 27,3 l/

100 km im Teillasttest und 35,3 l/100 km bei voller Ge-wichtsauslastung beendet der aktuelle Testwagen Scania G 440 Euro 6 die Messfahrten des güterverkehr mit exakt denselben Resultaten wie das leistungsstärkere Schwester-modell R 480 Euro 6. Zufall, sicherlich. Und Ver-gleiche aus Einzeltests sind – nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Witte-rungsbedingungen oder differierender Fahrzeugaus-stattungen – ohnehin nur bedingt relevant. So war der aktuelle Testwagen ein

einem neuwertigen Euro-

Der Verbrauch des Euro-6-Motors ist im Alltag moderat

Abgasrückführung plus AdBlue ergibt

Euro 6

Der Scania G 440 überzeugt im Test mit ausreichender Fahrleistung.

Zudem fährt er gute Verbrauchswerte ein.

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Sparsamer Nordländer mit weißer Abgasweste

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güterverkehr Mai 2012 9

Im Vergleich zu der bekann-ten Euro-5-Version, die allein mit der gekühlten Abgas-rückführung auf Einhaltung der derzeit verbindlichen Abgasminderungsstufe getrimmt wurde, ist die Rei-nigungstechnik an Bord des Euro-6-Trucks um einiges umfangreicher. Zusätzlich zur Abgasrückführung wird nun auch die selektive kataly-tische Entstickung (SCR) mit dem Katalysemittel AdBlue eingesetzt. Beide Techniken zusammen kämpfen gegen die Stickoxidemission an, deren Grenzwert bei Euro 6 von 2,0 auf 0,4 Gramm je Ki-lowatt und Stunde (g/kWh) sinkt. Den Feststoffen in Par-tikelform geht es mit einem so- genannten geschlossenen Partikelfilter an den Kragen. Das Limit wird mit der Euro-6-Norm Ende 2013 von 0,02 auf 0,01 g/kWh halbiert. Zu-gleich ist erstmals die Anzahl der Partikel begrenzt, was faktisch einer Partikelminde-rung um 99 % gleichkommt.Sichtbar ist von der umfang-reichen Abgasreinigungs-technik am Testfahrzeug nichts, nur an der Armatu-rentafel gibt es einen Schalter, mit dem man eine manuelle Partikelfilter-Regeneration einleiten kann. Das kann in Betriebssituationen mit weit überwiegendem Niedriglast-betrieb nötig sein, sagt Sca-nia. Im Testbetrieb mit einem vollem Dreiachser sowie ei-nem zweiachsigen, zur Hälfte ausgelastetem Trailer war die Motorbelastung augen-scheinlich stets hoch genug, um ohne manuelle Säube-rungsaktion auszukommen.Dazu wird über zwei Sen-soren die Druckdifferenz im integrierten Partikelfilter überwacht, um das Maß der Verschmutzung beurteilen zu können und folglich den Bedarf der Regeneration. Die Regeneration erfolgt konti-nuierlich während der Fahrt. Falls der Filter immer noch durch Ruß zugesetzt wird, er-folgt darüber ein Hinweis an

Kostenrechnung Scania G 440 Euro 6

Scania G 440

Euro 6

Klassen-mittel- wert *)

Scania G 440

Euro 6

Klassen-mittel- wert *)

Nennleistung (PS) 440 471 440 471

Nenndrehmoment (Nm) 2300 2 300 2 300 2 300

Verkehrsart Gewerblicher Güterfernverkehr

Betriebsart Sattel-Kfz

Zuggesamtgewicht im Test (t) 25,7 26,7 39,2 39,3

Bruttogewicht der Ladung im Test (t) 12,4 25

Basisdaten

Nutzungsdauer (Monate) 48

Laufleistung Fahrzeug (km/Jahr) 150 000

Laufleistung Autobahn mautpflichtig (km/Jahr) 120 000

Fahrzeug-Leasing1) (€/Monat) 1 671 1 480,70 1 671 1 480,70

Wartung und Reparatur1) (€/Monat) 414 387,60 414 387,60

Summe Leasing & Wartung oder Full-Service-Leasing1)

(€/Monat) 2 085 1 862,90 2 085 1 862,90

Reifen2) (€/Monat) 56,25

Verbrauch Diesel (DV) (l/100 km) 34,1 26,8 34,7 26,9

Verbrauch AdBlue (5 % vom DV) (l/100 km) 1,7 1,3 1,7 1,3

Autobahnmaut (ct/km) 15,50

Preis Diesel (€/l) 1,10

Preis Diesel4) (€/l) 1,32

Preis AdBlue (€/l) 0,60

Auswertung

Feste Kosten je Einsatztag3) (€/Tag) 137,28 126,17 137,28 126,17

Feste Kosten je km (ct/km) 22 20,2 22 20,2

Variable Kosten je km (ct/km) 43,3 44,4 52,3 53

Variable Kosten je km4) (ct/km) 49,4 50,5 60,1 60,8

Feste und variable Kosten je km (ct/km) 65,3 64,6 74,3 73,2

Feste und variable Kosten je km4) (ct/km) 71,3 70,7 82 81

Feste und variable Kosten je tkm (ct/km) 5,3 5,2 3 2,9

Feste und variable Kosten je tkm4) (ct/km) 5,8 5,7 3,3

Der Kostenberechnung zugrunde gelegte Fahrzeugausstattung: Sattelzugmaschine einsatzfertig, Fernver-kehrskabine mit Hochdach, automatisiertes Schaltgetriebe, Sekundärretarder, ESP, Tank 800 l, Sattelkupplung, Bereifung 6-fach 315/70-22.5 „Michelin X Energy Saver Green“Beschaffungskonditionen: Der Musterfuhrpark besteht aus 80 Fahrzeugen von zwei Marken. Der Kalkulation zugrunde liegt eine kontinuierlich-paritätische Fuhrparkerneuerung (10 Neuwagen je Marke und Jahr) sowie ein Ersatzbedarf von 120 Neureifen1) Quelle: Scania Deutschland, Koblenz2) 450 €/Reifen; Ersatzbedarf: 1 Satz nach halber Fahrzeug-Nutzungsdauer, Umlage auf Fahrzeug-Nutzungs-

dauer3) bei 240 Einsatztagen/Jahr; Leasing, Service/Reparaturen + 7 926 €/Jahr pauschal für Steuer, Versicherung,

sonstige Fixkosten4) Beispiel Kostensteigerung: Dieselpreis + 20 %*) Mittelwerte von 5 zuvor getesteten SZM mit 2 300 Nm Maximalzugkraft und 440 bis 500 PS Nominal-

leistung, alle Euro 5Quelle: Hans-Jürgen Wildhage

Foto

s: S

anne

TechnikFahrbericht

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10 güterverkehr Mai 2012

Die Wartungsintervalle der Euro-6-Maschinen ent-sprechen denen der 12,7-l-Euro-5-Motoren, heißt: Bei 90 000 km ist Schluss. Damit stehen die schwedischen Saubermänner im Wettbe-werbsumfeld weiterhin eher bescheiden da. Zudem setzen die obigen Werte die Ver-wendung des Scania LDF-3 Long-Drain-Motoröls voraus,

den Fahrer am Zentralinstru-ment. Der Partikelfilter muss überdies in regelmäßigen Abständen in einer Werkstatt gereinigt werden. Dazu lässt er sich vom Schalldämpfer abnehmen, der auf einer ausschwenkbaren Halterung mit zwei Bolzen befestigt ist, so dass die Filterkassette leicht gewartet und ausge-wechselt werden kann.

das speziell für die Euro-6-Motoren und für Motoren mit Partikel-filtern entwi-ckelt wurde. Die Inter-valle für den Wechsel des Partikelfilters sind abhängig von der Anwendung des Fahrzeugs, liegen laut Scania jedoch typischerweise bei ca.

240 000 km im Fernverkehr. Mit den genannten Ver-brauchswerten zeigt sich der Scania G 440 Euro 6 wie eingangs erwähnt als ähnlich genügsam wie das 480-PS-Pendant aus demselben Stall. Im Wettbewerbsumfeld der fünf zuletzt veröffentlich-ten Sattelzugmaschinen mit 2 300 Nm Maximalzugkraft und 440 bis 500 PS Nomi-nalleistung liegen die Werte jeweils unter den Klassen-mittelwerten. Dabei handelt es sich bei den Vergleichs-fahrzeugen durch die Bank um Euro-5-Modelle – kein

Wunder, denn Scania ist mit seinem Duo aus 440er und 480er ja Euro-6-Pio-nier und erst

seit wenigen Monaten am Markt verkaufsbereit. Außer Mercedes-Benz mit dem neuen Actros will derzeit

Kraftstoffverbrauch/Fahrleistung Scania G 440 Euro 6

Scania G 440 Euro 6

Klassenmit-telwert *)

∆ Test-Fz zu Mittelwert

Scania G 440 Euro 6

Klassenmit-telwert *)

∆ Test-Fz zu Mittelwert

Zug-GG im Test (t) 25,7 26,7 39,2 39,3

Autobahn leicht: 62 km (l/100 km) 21,9 23 – 5 26,4 27,1 – 2,6

(km/h) 82 82,2 – 0,2 82 82,2 – 0,2

Autobahn mittelschwer: 60 km(l/100 km) 26,9 27,4 – 1,9 34,9 34,6 + 1

(km/h) 81,9 82 – 0,2 81,1 81,5 – 0,4

Autobahn schwer: 32 km(l/100 km) 34,6 35,4 – 2,2 47,7 47,1 + 1,3

(km/h) 77,9 78,2 – 0,4 72,7 73,2 – 0,7

Autobahn gesamt: 154 km(l/100 km) 26,5 27,3 – 3 34,1 34,2 – 0,1

(km/h) 81 81,1 – 0,1 79,6 79,8 – 0,3

Landstraße: 34,5 km(l/100 km) 30,8 30,6 + 0,8 40,6 41,6 – 2,3

(km/h) 53,7 53,9 – 0,4 53,1 53,4 – 0,6

Test gesamt: 188,5 km(l/100 km) 27,3 27,9 – 2,3 35,3 35,5 – 0,6

(km/h) 74,1 74,2 – 0,1 72,9 73,2 – 0,4

Bergmessung: 8,5 km (max 8 %)

(l/100 km) 81,4 82,5 – 1,4 114,4 111,7 + 2,5

(km/h) 78 77,6 + 0,5 63 64,9 – 3,1

Gefällemessung: 8,5 km (max 8 %)

(l/100 km) 0,6 0,3 0,4 0,4

(km/h) 73,1 72,3 + 1,2 73,2 70,7 + 3,6

Minimalverbrauch: 10 km(l/100 km) 21,5 21 + 2,5 22,2 24 – 7,3

(km/h) 80 80 + 0 80 80 + 0

CO2-Emission (g / tkm) 58,1 59,4 – 2,3 37,3 37,5 – 0,6

*) Mittelwerte von 5 zuvor getesteten SZM mit 2300 Nm Maximalzugkraft und 440 bis 500 PS Nominalleistung, alle Euro 5 km-Angaben je Messdurchgang; Verbrauch und Fahrleistung: Mittelwerte aus zwei Messungen auf den Autobahnabschnitten

Quelle: Hans-Jürgen Wildhage

Der Partikelfilter muss regelmäßig in

die Werkstatt

Gut sichtbar auf dem Lkw steht seine Abgasnorm. Aktuell bietet nur Mercedes-Benz ein vergleichbares Fahrzeug

Technik Fahrbericht

NUTZFAHRZEUGE

MOTOR DERZUKUNFT

www.iaa.de

64. Internationale Automobil-Ausstellung

20. BIS 27. SEPTEMBER 2012 IN HANNOVER

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güterverkehr Mai 2012 11

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12 güterverkehr Mai 2012

ct/km in der Volllastbetrach-tung. Hier bleiben die Mehr-ausgaben für die Anschaf-fung, als Leasing dargestellt, sowie für die Wartung in der Summe mit knapp 2 ct/km zu Lasten der saube-ren Abgastechnik hängen.Am Steuer des Euro-6-Mo-dells ist die Kostenbetrach-tung ohne Belang. Auch wenn der aktuelle Testwagen mit seiner auf Drehzahl-senkung getrimmten Achs-übersetzung ganz klar auf Spritkostenminimierung aus-gelegt war, so trat der G 440 wie schon der R 480 zuvor mit der längsten aller liefer-baren Serien-Achsüberset-zungen (2,59:1) an. Aus Sicht

des Fahrers kann die voll-kommen aufs Drehzahldrü-cken ausgelegte 2,59er-Achs-übersetzung die Fahrfreude

in keiner Weise verderben – Zugkraft der Maschine und Getriebeautomatik sei Dank. Scania-typisch konsequent ist das Fahrer Eco-Modul. Das Echtzeit-Support-System gibt dem Profi am Lenkrad Tipps und Rückmeldungen zur Op-timierung seiner Fahrweise. Das innovative System, von der Grundidee her jetzt von Mercedes-Benz im neuen Ac-tros übernommen, wurde mit dem Ziel konzipiert, die bei einem Fahrertraining erwor-benen Kenntnisse auf hohem Niveau zu stabilisieren. Am Arbeitsplatz des Scania R 480 überzeugt das Armatu-renbrett durch Materialwahl und Übersichtlichkeit. Drau-ßen gefallen die serienmäßig in Fahrerhausfarbe lackier-ten Seitenverkleidungen der Sattelzugmaschine. Sie sollen nicht nur gut aus sehen, sondern überdies auch Sprit sparen: Ihre aerodynamisch verbesserte Form kann den Kraftstoffverbrauch laut Scania um 0,6 % absenken. Zudem sind die Elemente auf den Anbau größerer

addiert sich ein bescheidener AdBlue-Be-darf von 0,8 bis 1,0 l/100 km, je nach Ge-wichtsauslas-tung. Für die Gesamtkos-tenbetrachtung addieren sich die Einzelpositionen auf 74,3

variablen Kosten muss sich das saubere Euro-6-Fahrzeug schon gar nicht verstecken.

Mit 52,3 ct/km fährt der R 480 einen Hauch billiger als der versam-

melte Euro-5-Wettbewerb.Zum vergleichsweise güns-tigen Streckenverbrauch

keine der verbleibenden fünf Lkw-Marken Euro-6-Lastwagen anbieten.Beim Fahren mit dem Scania G 440 Euro 6 ist von der auf-wändigen Abgasreinigungs-technik nichts zu spüren. In der Kostenrechnung hinge-gen schon. Ein wenig zumin-dest. Die Leasingrate wurde von Scania Deutschland auf 1671 € festgesetzt. Der vollumfängliche Wartungs- und Reparaturkostenvertrag belastet das Unternehmer-konto monatlich mit 414 €. In der Kostenanalyse schlägt die Fixkostenbelastung dem-entsprechend zu Buche. So steht der Scania G 440 Euro 6 beim festen Tagessatz 137 € schlechter da als der Euro-5-konforme Wettbewerb. Allerdings: Im direkten Vergleich zu anderen Sca-nia-Modellen fällt der Nachteil eher gering aus. Bei den vom Kraft-stoffverbrauch dominierten

Kommt auch bei modernen Sattelzügen immer wieder mal vor: Fehlermeldung beim ABS obwohl alles funktioniert

Das Cockpit des Testfahrzeugs zeigt sich wie bei Scania üblich übersichtlich und funktional

Der AdBlue-Bedarf ist bescheiden

Scania fährt im Wettbewerbs-

vergleich sparsamer

Technik Fahrbericht

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kommt das flotte Opticruise-Getriebe. Dessen automati-sierte Kupplungsbetätigung kann es locker mit den besten des Wettbewerbs aufneh-men. Und die Schaltstra-tegie passt ebenfalls.Negativ bleiben vorläu-fig, sprich bis zu einer Maut-Novelle, die erhöh-ten Fixkosten nebst erhöh-tem WRV-Aufwand hän-gen. Die außerordentlich wirksame Abgasreinigung kostet eine Menge Geld. Früher waren Scanias 12,7-l-Sechszylindermodelle ohne SCR die einzige Alternative für AdBlue-Verweigerer. Jetzt liefert Scania sogar reine SCR-Varianten in Euro 5 vom 12,7-l-Motor. Und natürlich die Euro-6-Maschine. Die knausern um die drei Prozent mit dem Katalysemittel. Dass es sich lohnt, heute auf die Saubermän-ner umzusteigen, kann nicht belegt werden. Die Kunden sehen das ebenso. Dennoch: Wenn die Firmenphilosophie es will, ist das beste, sprich sauberste Lastwagenmodell eigentlich Pflicht. Für die - sen Fall ist der Scania G 440 Euro 6 eine feine Wahl. Bei den Betriebsmittelkos-ten ist er absolut und rela-tiv auf der Höhe der Zeit.

Hans-Jürgen Wildhage

bei halber Auslastung straft der neue Euro-6-Scania G 440 alle Skeptiker Lügen. Bislang galt: Saubere Euro-6-Lastwagen verbrauchen

viel mehr Sprit als die Euro-5-Modelle. Das scheint so nicht zu stimmen.Positiv ist

neben den ermittelten Testverbräuchen wieder einmal die adäquate Dau-erbremsleistung mit dem zwar nicht serienmäßigen, aber allein schon aus Kos-tengründen unverzichtbaren Dauerbremssystem. Hinzu

Kraftstofftanks abgestimmt und bieten eine integrierte Trittstufe für den Aufstieg hinter dem Fahrerhaus. Hinter den Seitenverkleidun-gen können Zweiachs-Sattelzugma-schinen ein Tankvolu-men von bis zu 1 500 l bunkern – auch in der Euro-6-Ausführung. Möglich wird das durch ein neues Fahrgestell-Konzept, das die Starterbatterien im Rahmenheck platziert. Fazit: Mit 35,3 l/100 km im 40-t-Zug und 27,3 l/100 km

GPS-Tempomat CCAP im TestDie größte Schwäche eines jeden automatischen Geschwindigkeitsreglers ist seine Blindheit. Nicht zuletzt des-halb predigen Eco-Trainer seit Ewigkeiten: Tempomat raus auf hügeligen und bergigen Strecken. Der Grund ist einfach: Gibt man als Fahrer ein Tempo als Sollgeschwindigkeit vor, dann müht sich die Mimik nach Kräften, die Vorgabe so gut wie nur irgend möglich einzuhalten. Das ist nett gemeint vom Computer, aber gerade bei schwe-ren Nutzfahrzeugen unter dem Dieselverbrauchsaspekt in aller Regel kontraproduktiv. Und das umso ausgepräg-ter, je größer die zu bewegende Masse des Lkw ist.Im Ergebnis fällt der Kraftstoffverbrauch bei „unsachgemäßem“ Gebrauch des automatischen Geschwindigkeits-reglers höher aus als bei manueller Fahrt. Was allerdings nur gilt, wenn der manuell agierende Fahrer sein ganzes Wissen um das wirtschaftliche Lastwagenfahren in die Waagschale wirft und zudem noch über beste Vorausschau und profunde Streckenkenntnis verfügt.Mit dem neuen Tempomatsystem „Cruise Control with Active Prediction“ (CCAP) will Scania diesen perfek-ten Fahrer nachbilden. Das soll bis zu vier Prozent Diesel einsparen, verglichen mit einer wie oben skizzierten „unsachgemäßen“ Fahrt. Um das zu überprüfen, hat güterverkehr zusammen mit anderen Fachzeitschriften einen Extra-Test durchgeführt. Auf einem für diesen Zweck besonders geeignetem, weil seicht hügeligen und vergleichsweise verkehrsarmen Abschnitt der Autobahn 48 zwischen Koblenz und Trier wurde der Testwagen G 440 mehrere Male gefahren. Am Steuer wechselten sich unterschiedliche Akteure – Fachjournalisten und aktive Kraftfahrer – ab, um Fahrstilfragen zu nivellieren. Für die Nivellierung von Witterungseinflüssen sorgte ein Referenzfahrzeug Scania R 730 CCAP, der jede Messfahrt des 440er begleitete.Gemessen wurden Dieselverbrauch und Nettofahrzeit auf einem 94-km-Teilstück, jeweils mit Standard-Tempomat (CC = Cruise Control) im Vergleich zu Fahrten mit CCAP. Zudem wurden noch reine manuelle Messrunden ein-gelegt, bei Nacht und schlechtem Wetter und mit Fahrern ohne Streckenkenntnis. Und um die Aussagen noch etwas praxisgerechter zu gestalten, wurden neben dem bei Tests obligatorischen Beladungszustand „Volllast“ auch der für die Praxis viel wichtigere Aspekt „Teilbeladung“ mit untersucht.

Bei Teilbeladung hat CCAP wenig WirkungHier, bei den Teillastmessungen mit 12,4 t Fracht auf dem Zweiachs-Test-Trailer, konnte sich CCAP gegenüber dem Normaltempomat mit einem Verbrauchsvorteil von lediglich 1,4 % nur sehr mäßig in Szene setzen. Konkret beendet der Scania G 440 die 94-km-Runde im klassischen CC-Betrieb mit 26,9 l/100 km bei einem Geschwindigkeitsmittel von 83,1 km/h. Mit aktiviertem CCAP war der Testzug erwartungsgemäß etwas langsamer unterwegs – 82,5 km/h oder minus 0,7 % – und verbrauchte dabei 26,4 l/100 km.Rein optisch ist dieser Vorteil von 0,4 l/100 km, den CCAP bei halber Auslastung auf besonders geeigneter Strecke herausfährt, eher bescheiden. In der Kostenrechnung sieht es nicht besser aus. Da schaut man doch lieber schnell auf die Testergebnisse bei voller Auslastung. Die sind zwar für den Transportalltag viel weniger wichtig, aber die Branche, besonders die Branche der Fahrzeugentwickler und Tester und deren Medien, haben sich in jahrzehntealter Tradition auf volle Gewichtsauslastung eingeschossen.Unter diesem Vorzeichen bestätigen die Tests, dass die Scania-Ansage von rund vier Prozent durchaus zutreffen kann. Im Testbetrieb auf der A 48 erzielte der G 440 im CCAP-Betrieb brav den Wunschwert von minus 3,7 %. In absolu-ten Zahlen: 33,9 gegenüber 35,2 l/100 km. Das sind minus 1,3 l/100 km, ein Betrag, der in der Kostenrechnung voll durchschlägt. Um die schöne Zahl etwas zu relativieren, sei abschließend auf den Testvergleich „CCAP versus manuel-les Fahren“ hingewiesen. Hier steht für das CCAP-pilotierte G-Modell wieder der Dieselverbrauch von 33,9 l/100 km im Protokoll. Die Manuell-Trucker ohne Streckenkenntnis brachten es auf 34,6 l/100 km. Angesichts der traumwandle-rischen Treffsicherheit des GPS-gestützten Computersystems zeigt dieser 2,2-Prozent-Malus: Der Mensch unterliegt der Maschine klar, wenn auch weniger deutlich als beim Vergleich „dummer Tempomat (CC) gegen schlauer Tempomat (CCAP)“.Fazit für den Vergleich „CC gegen CCAP“: Der Verbrauchsvorteil ist nachweisbar. Im Betrieb mit klar weniger als der vol-len Gewichtsauslastung ist der Kraftstoffbonus aber gering. Auf leichten wie auch auf sehr schweren Strecken geht der Vorteil gegen Null. Trotz Mehrpreis von knappen 500 € würden wir das System aber auf jeden Fall ordern.

Die Fahrstil-bewertung findet in Echtzeit statt

Randvoll getankt soll der G 440 zur Verbrauchsfahrt starten

TechnikFahrbericht

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