13
Technische Mechanik für Wirtschaftsingenieure Ulrich Gabbert, Ingo Raecke ISBN 3-446-22807-1 Leseprobe Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser.de/3 - 446 - 22807 - 1 sowie im Buchhandel

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Technische Mechanik für Wirtschaftsingenieure

Ulrich Gabbert, Ingo Raecke

ISBN 3-446-22807-1

Leseprobe

Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser.de/3-446-22807-1 sowie im Buchhandel

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2.5

Torsion

173

2.5

Torsion

Das Ziel dieses Kapitels ist die Berechnung der Spannungen und Verfor

mungen in

geraden Stäb

en infolge eines Torsionsmomentes

M

t

.

Bei einer Torsionsbeanspruchung werden die Stäbe um ihre Stabachse

z

verdreht.

Abhängig von der Querschnittsgeometrie kann es dabei auch Verformungen

(Verwölbung

en) in Richtun

g der Stabachse geben. Das folgende

Bild

2

.

60

zeigt drei

typische Fälle der Torsionsverformungen in Abhängigkeit von der Querschnitts

-

ge

o

metrie.

z

B

A

A

BMt

Mt

Kreis- und Kreisringquerschnitte:Querschnitte bleiben eben (Punkt Pvor und nach Verformung in der gleichen Ebene; keine Verwölbung)

Allgemeine offene und geschlossene Querschnitte:Querschnitte verwölben sich im Allgemeinen (Punkte Averschieben sich in z-Richtung; Punkte B entgegen der z-Richtung)

z

Mt

Mt

ϕϕ

P ••••

z

verformte (verwölbte)Profilmittellinie

A

B

Verwölbung verhindert

••••

Mt

••••

• •••

b)a) c)

Bild

2

.

60

a) Torsion e

ines Kreisquerschnitts, b) Torsion eines dünnwandigen offenen Querschnitts

c) Torsion eines Rechteckquerschnitts

Der Aufwand zur Berechnung der Spannungen und Verformungen infolge Torsion

s-

beanspruchung hängt wesentlich von der Querschnittsgeometrie des St

abes ab. Wir

beschränken uns nachfolgend auf den einfachsten Fall der in der Praxis häufig

vorkommenden Kreis

-

und Kreisringque

r

schnitte (z. B. Wellen, Achsen, Rohre).

2.5.1

Torsion von Stäben mit Kreis

-

und Kreisringquerschnitten

2.5.1.1

Annahmen und Voraussetzungen

In diesem Kapitel sollen folgende Annahmen und Voraussetzungen gelten:

Die Balkenachse (

z

-

Achse) ist gerade und die Querschnittsgeometrie unabhängig

von

z

.

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174

2

Festigkeitslehre

Es liegt reine Torsionsbeanspruchung vor. Das To

rsionsmoment

M

t

ist konstant

und die Resultierende der in tangentialer Richtung verlaufenden Schubspannu

n-

gen τ

= τ (

siehe auch

Bild

2

.

62

).

Die

Querschnittsform bleibt bei der Torsion erhalten.

Die Querschnitte verdrehen sich wie starre Scheiben gegeneinander und bleiben

eben.

Die Torsionsverformung wird durch den Verdrehwinkel

ϕ

beschrieben, der im

gleichen Drehsinn wie das

Torsionsmoment

M

t

am positiven Schnittufer positiv

gezählt wird (siehe

Bild

2

.

61

).

Die Verformungen (Verdrehwinkel ϕ

) sind klein.

differentielles Element aus dem Stab links:

Mt

R

r

verformteMantellinie

z

ϕ(z) + dϕ ϕ(z)

dz

ϕ

dzz

r

dϕϕ(z)

ϕ(z) γ

Bild

2

.

61

Verformungen eines auf Tor

sion beanspruchten Kreisquerschnitts

2.5.1.2

Berechnung der Torsionsspannung

An dem differentiellen Element in

Bild

2

.

61

kann für kleine Verformungen der

folgende Zusamme

n

hang zwischen der Gleitung γ

und dem Verdrehwinkel ϕ

ab

gelesen werden:

( ) zrr dd ⋅=⋅ γϕ

Mit der Drillung ϑ

folgt aus dieser Formel

( )rr

zγϕϑ ==

dd

Drillung

(Verdrehwinkel pro Längenei

n

heit)

(

2

.

57

)

Aus dem

H

OOKE

schen Gesetz (siehe

Gle

ichung

(2.12)

,

Seite

128

) folgt mit γ

(

r

)

=

ϑ⋅

r

nach

Gleichung

(2.57)

für die Torsionsschubspannung

( ) ( ) rGGrr ⋅⋅=⋅= ϑγτ

(

2

.

58

)

Beachte:

Wir erkennen aus

(2.58)

bereits, dass die Schub

spa

n

nung τ

(

r

) linear von

r

abhängig ist. Sie wird bei

r

=

0 Null und hat für

r

=

R

ihren größten Wert (siehe

auch

Bild

2

.

62

)!

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2.5

Torsion

175

Die noch

unbekannte Drillung ϑ

kann aus einer

Äquivalenzbedingung zwischen dem Torsionsm

o-

ment

M

t

und dem resultierenden Moment der

Schubspannu

n

gen τ

= τ

bestimmt werden. Es muss

gelten (vgl.

Bild

2

.

62

):

( )( ) ( )

∫∫ ⋅=⋅⋅=AA

t ArGArrM dd 2ϑτ

(

2

.

59

)

Mit der Abkürzung

( )∫=A

P ArI d2

polares Flächenträgheitsmoment

(

2

.

60

)

folgt aus

Gleichung (2.59)

Pt GIM ⋅= ϑ

bzw. nach der Drillung aufgelöst

P

t

GIM

(

2

.

61

)

Setzen wir nun

(2.61)

in

(2.58)

ein, so erhalten wir die Torsionsschubspannung für

Kreis und Kreisringquerschni

t

te zu:

( ) rIM

rτP

t=

(

2

.

62

)

Hinweis:

Zum polaren Flächenträgheitsmoment siehe

Kapitel 1.10.1

. Danach gilt:

Kreisquerschnitt (Durchme

s

ser

d

):

32π 4dI P =

(

2

.

63

)

K

reisringquerschnitt (Auße

n

durchmesser

D

,

Innendurchme

s

ser

d

):

( )44

32π dDI P −=

(

2

.

64

)

Die maximalen Torsionsschubspannungen für Kreis und Kreisringquerschnitte

treten am Außenrand auf und betragen (sieh

e dazu auch

Bild

2

.

62

):

t

t

WM

τ =max

(

2

.

65

)

Die Abkürzung

W

t

bezeichnet man als

Torsionswiderstandsmoment

, das sich aus

Gleichung

(2.62)

mit

r

=

r

max

wie folgt erg

ibt:

maxrI

W Pt =

rdA

R

τ(r)⋅dA

τ(r)

Mt

τmax

Bild

2

.

62

Torsionsschubspannung

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176

2

Festigkeitslehre

Für Kreis

-

und Kreisrin

g

querschnitte erhalten wir damit:

16π 3dWt =

für Kreisquerschnitt (Durchmesser

d

)

(

2

.

66

)

( )44

16π dD

DWt −

⋅=

für Kreisringquerschnitt

(

2

.

67

)

(Außendurchmesser

D

, Innendurchmesser

d

)

Hinweis:

Man beachte die Analogie zur Berechnung der Biegespannungen (siehe

Kapitel

2.3.2

Gleichungen

(2.32)

und

(2.33)

).

Torsion:

( ) rIM

rτP

t=

Biegung:

( ) ( )y

IzM

y,zσxx

bxz =

t

t

WM

τ =max

( ) ( )min

maxbx

bxz W

zMzσ =

Die Gleichungen zur Berechnung der Torsionsschubspannung

(2.62)

und

(2.65)

gelten streng genommen nur, w

enn gilt:

M

t

=

konst. und

I

P

=

konst. Aber auch bei

einer schwachen Veränderlichkeit dieser Größen können die Gleichungen mit

ausreichender Genauigkeit für praktische Berechnu

n

gen verwendet werden. Es gilt

dann:

( ) ( )( ) rzIzM

z,rτP

t=

bzw.

( ) ( )( )zWzM

zτt

t=max

(

2

.

68

)

2.5.1.3

Berechnung der Verformung (Verdrehwinkel ϕ

)

Aus den

Gleichungen

(2.57)

und

(2.61)

erhalten wir den folgenden Zusammenhang

zwischen der Drillung ϑ

, dem Verdrehwinkel ϕ

und dem Torsionsmoment

M

t

:

P

t

GIM

z==

ddϕϑ

(

2

.

69

)

Das Produkt

GI

P

aus Gleitmodul

G

und polarem Flächenträgheitsmoment

I

P

bezeic

h

net man als

Torsionssteifigkeit

.

Gleichung

(2.69)

ist eine Differentialgleichung

1. Ordnung, aus der wir durch Integration den

Verdrehwinkel ϕ

berechnen können.

Man beachte hier die Analogie zur Verfo

r

mungsb

e

rechnung bei auf Zug/Druck

belasteten Stäben (

Kapitel

2.2.1.2

). Die Integration von

Gleichung

(2.69)

liefert:

( ) CzGIM

CzGIM

zP

t

P

t +=+= ∫ dϕ

(

2

.

70

)

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2.5

Torsion

177

Die Integrationskonstante

C

in

(2.70)

kann aus einer

Randbedingung berechnet werden. Beispiele für

gliche Randbedi

n

gungen bei Torsionsproblemen

finden wir in den folgenden drei Aufgaben zur

Torsion.

Häufig wird in der Praxis der

relativen Verdrehwinkel

∆ϕ

zweier Querschni

t

te im Abstand

l

benötigt. Der

relative Verdrehwinkel ist wie folgt definiert (vgl.

Bild

2

.

63

):

( ) ( ) lGIM

zlzP

t=−+=∆ ϕϕϕ

(

2

.

71

)

Die Gleichungen zur Berechnung der Torsionsve

r

formungen

(2.70)

und

(2.71)

gelten

streng genommen nur, wenn gilt:

M

t

=

konst. und

I

P

=

konst. Aber auch bei einer

schwachen Veränderlichkeit dieser Größen können die Gleic

hungen mit ausreiche

n-

der Genauigkeit für praktische Berechnungen verwendet werden (vgl. entspr

e

chende

Bemerkung zur Berechnung der Torsion

s

spannung im

Kapitel

2.5.1.2

). Es gilt dann:

( ) ( )( ) CzzGIzM

zP

t += ∫ dϕ

bzw.

( ) ( ) ∫+=

=

=−+=∆lzz

zz P

t zGIM

zlz dϕϕϕ

(

2

.

72

)

Beispiel

2

.

13

Abgesetzter Torsionsstab

Gegeben:

D

=

60

mm,

d

=

40

mm,

l

1

=

1

m

l

2

= 1,5

m,

M

B

=

3

kN m

M

C

=

0,6

kN m

G

=

0,8·10

5

N/mm

2

Gesucht:

Betragsmäßig größte Torsions

-

schubspannung und Verlauf des

Verdrehwi

n

kels

Torsionsmomentenverlauf:

mkN421 ,MM)(zM CBt =−=

mkN602 ,M)(zM Ct −=−=

Maximale Schubspannungen:

Zur Berechnung der maximalen Schubspa

n-

nung im Torsionsstab muss zunächst in

beiden Bereichen die maximale Torsion

s

schubspannung berechnet werden, um dann aus

dem Vergleich die absolut größte

Tors

i

onsschubspannung angeben zu können. Mit der

∆ϕ

Mt

Mt

lz

ϕ(z)ϕ(z)

Bild

2

.

63

Relativer Verdrehwinkel

Mt -Verlauf+2,4 kN m

-

-1,21º

+1,35º

ϕ -Verlauf

z2z1 l1

∅D∅dBA C

l2

MB MC

0,6 kN m

Bild

2

.

64

Torsionsstab mit Momentenverla

uf

und Verlauf des Torsionswinkels

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178

2

Festigkeitslehre

Gleichung (2.66)

für das Torsionswide

r

standsmoment und der Gleichung für die maximale

Torsion

s

spannung

(2.65)

ergeben sich die in den zwei Bereichen auftretenden maximalen

Torsionsschubspannu

n

gen zu:

1. Ber

eich:

Mit

16π 3

1DWt =

folgt

( ) ( )

231

1max1 mm

N56,6

π16

=⋅−

==DMM

WzM

τ CB

t

t

2. Bereich:

Mit

16π 3

2dWt =

folgt

( )

232

2max2 mm

N7,47π

16−=

⋅−==

dM

WzM

τ C

t

t

Damit tritt die vom Betrag größte Torsionsschubspannung im 1. Bereich auf und beträgt

2max1max mmN

56,6== ττ

Verla

uf des Verdrehwinkels:

Mit der

Gleichung

(2.63)

für das polare Flächenträgheitsmoment und der

Gleichung

(2.70)

für den Torsionswinkel erhalten wir für die zwei Bereiche:

1. Bereich:

( ) ( ) ( )11411

1

111 π

32Cz

DGMM

CzGI

zMz CB

P

t +−

=+=ϕ

2. Bereich:

( ) ( )22422

2

222 π

32Cz

dGM

CzGI

zMz C

P

t +−=+=ϕ

Die beiden

Integrationskonstanten können wir aus den folgenden zwei Randbedingungen

bestimmen:

( ) 0011 ==zϕ

01 =⇒ C

( ) ( )022111 === zlz ϕϕ

( )

214π32

ClDG

MM CB =−

Einsetzen der Integrationskonstanten in die Funktionen für die Torsionswin

kel liefert:

1. Bereich:

( ) ( )1411 π

32z

DGMM

z CB −=ϕ

2. Bereich:

( ) ( )l

DGMM

zdG

Mz CBC

42422 π32

π32 −

+−=ϕ

Die Werte an den B

e

reichsenden ergeben sich zu:

( ) "35102360111 ,,lz ===ϕ

und

( ) "211021200236004480222 ,,,,lz −=−=+−==ϕ

Der Verlauf des Verdre

h

winkels ϕ

ist in

Bild

2

.

64

dargestellt.

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2.5

Torsion

179

Beispiel

2

.

14

Vergleich von Voll

-

und Rohrquerschnitt bei Torsionsbelastung

Gegeben:

M

t

=

2 kN m, τ

zul

=

160 N/mm

2

Material und Stablänge sind für

beide Stäbe gleich!

Gesucht:

1.

Durchmesser

D

V

und

D

R

2.

Verhältnis des Material

-

ei

n

satzes

3.

Verhältnis der r

e

lativen

Verdre

h

wi

nkel

1.

Bestimmung von

D

V

und

D

R

(Dimensionierung):

a)

Vollquerschnitt:

Aus

(2.65)

zult,V

t τWM

τ ≤=max

mit

(2.66)

16π 3

Vt,V

DW =

folgt

mm939π16

3zul

,τM

D tV =≥

.

Wir wählen:

mm04=VD

b)

Rohrquerschnitt:

Aus

(2.65)

zult,R

t τWM

τ ≤=max

mit

(2.67)

−=

44

109

16π

RRR

t,R DDD

W

folgt

mm756901π

163 4

zul,

),(τM

D tR =

−≥

.

Wir wählen:

mm57=RD

2.

Verhältnis des Materialeinsatzes:

Das Verhäl

t

nis des Materialeinsatzes ist gleich dem Verhältnis der Querschnittsflächen.

Wir erhalten:

( )

3860901

2

22,

D,D

AA

V

R

V

R =−

=

Bei dem Rohrquerschnitt werden nur 38,6

% Material gegenüber einem Vol

l-

querschnitt bei gleicher maximaler Torsionsschubspannung b

e

nötigt.

3.

Verhältnis der relativen Verdrehwinkel:

Mit dem relativen Verdrehwinkel nach

Gleichung

(2.

71)

und den polaren Flächenträ

g-

heitsm

o

menten nach den

Gleichungen

(2.63)

und

(2.64)

lGIM

P

t=∆ϕ

32π 4

,V

VPD

I =

und

( )[ ]44, 9,0

32π

RRRP DDI ⋅−=

DV

Mt

RD10

9DR

Mt

Bild

2

.

65

Voll

-

und Rohrquerschnitt

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180

2

Festigkeitslehre

erhalten wir für das g

e

suchte Verhältnis der relativen Verdrehwinkel

( )( ) ( ) 705,0

9,019,032π

32π

44

4

44

4

,

,

,

, =−

=⋅−

===∆∆

R

V

RR

V

RP

VP

VP

t

RP

t

V

R

D

D

DD

D

II

lGI

M

lGI

M

ϕϕ

Bei dem Rohrquerschnitt beträgt der Verdrehwinkel nur 70,5

% des Verdreh

-

wi

n

kels des Vollquerschnitts bei gleicher Länge, gleicher Belastung, gleichem

Material und bei gle

i

cher maximaler Torsionsschubspannung.

Beispiel

2

.

15

Welle

-

Rohr

-

Verbindung (statisch unbestimmt)

Zwei Torsionsstäbe (Welle, Rohr) sind

bei

A

eingespannt und bei

B

mit einer

starren Scheibe, über die das

Gesam

t-

moment

M

C

eingeleitet wird, verbunden.

Gesucht:

1.

Aufteilung des Momentes

M

C

auf Welle und Rohr

2. Verdrehwinkel bei

B

Zunächst führen wir einen Schnitt durch

die Welle und das Rohr. An der Schnit

t-

stelle der Welle wird das Torsionsm

o-

ment mit

M

W

und an der Schnittstelle des

Rohres wird das Torsionsmoment mit

M

R

(siehe

Bild

2

.

66

) bezeichnet. Zur Ermit

t-

lung der Schnittgrößen kann man am Schnittbild die Momentengleichg

e

wichtsbedingung

um die Läng

s

achse aufschre

iben:

:

0=−− RWC MMM

(1)

Beachte:Beachte:Beachte:Beachte:

In der Gleichgewichtsbedingung

(1)

sind die beiden Schnit

t

größen

M

W

und

M

R

unbekannt. Die Aufgabe ist einfach statisch unbestimmt! Zur

L

ö

sung

des Problems

müssen Verformungsbetrachtungen ang

e

stellt werden.

Mi

t dem Tors

i

onsmoment in der Welle

M

W

und im Rohr

M

R

werden die Verdrehwinkel

von Welle und Rohr nach

Gleichung

(2.70)

berechnet. Wir erhalten:

Welle :

( ) 1CzGIM

zP,W

WW +=ϕ

(2)

Rohr:

( ) 2CzGIM

zP,R

RR +=ϕ

(3)

a

∅Da ∅d

BA CMC∅Di

starrRohr

Welle

B C

MC

z

MWMR

Bild

2

.

66

Welle

-

Rohr

-

Verbindung

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2.5

Torsion

181

Für die Ermittlung der vier Unbekannten

M

R

,

M

W

,

C

1

und

C

2

benötigen wir neben der

Gleichung

(1)

noch drei weitere Gleichungen, die wir aus den folgenden Randbedingungen

erhalten:

1.

( ) 00 ==zWϕ

01 =⇒ C

2.

( ) 00 ==zRϕ

02 =⇒ C

3.

( ) ( )azaz WR === ϕϕ

WP,W

P,RR M

II

M =⇒

(4)

Mit den

Gleichungen

(1)

und

(4)

haben wir zwei Gleichungen zur Berechnung der unb

e-

kannten Schnittgrößen in der Welle und im Rohr. Die Auflösung der Gleichungen liefert:

44

4

4

44

11

11

ia

C

P,R

P,W

CR

ia

C

P,W

P,R

CW

DDd

M

II

MM

dDD

M

II

MM

−+

=+

=

−+=

+=

Der Verdrehwinkel bei

B

kann mit den jetzt bekannten Schnittgrößen

M

W

bzw.

M

R

aus

(2)

oder

(3)

berechnet werden. Wir erhalten:

( ) ( ) ( ) ( )444π

32

ia

C

P,RP,W

CRWB

DDdG

aMIIGaMazaz

−+

⋅⋅=+⋅===== ϕϕϕ

2.5.2

Hinweise zur Torsion allgemeiner Querschnitte

Die im

Kapitel

2.5.1

vorgestellten Formeln für Torsionspannungen und Torsion

s-

verformungen (Verdrehwinkel) gelten nur für Kreis

-

und Kreisringque

r

schnitte.

Für andere Querschnittsformen müssen spezielle Formeln hergeleitet werden,

wobei zwischen

SSSS

AINTAINTAINTAINT

----

VVVV

ENANENANENANENAN

TTTT

scherscherscherscher

17171717

Torsion Torsion Torsion Torsion

(Verwölbungen können sich frei

ausbilden) und

Wölbkrafttorsion

(Verwölbungen sind behindert) unterschieden

werden muss.

Eine besondere praktische Bedeutung kommt den dünnwandigen offenen

Querschnitten zu. Die Torsionsschubspannungen und die Verformungen sind

hier wesentlich gr

ö

ßer als bei anderen Querschnittsformen. Infolge erheblicher

Querschnittsve

rwölbungen, die bei einer Torsionsbeanspruchung auftr

e

ten (siehe

17

A. J. C. B

ARRÉ DE

S

AINT

V

ENANT

(1797

-

1886), französischer Physiker

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182

2

Festigkeitslehre

Bild

2

.

60

,

Seite

173

,

b) Torsion eines dünnwandigen offenen Querschnitts

), erg

e

ben

sich bei einer Behinderung der Verwölbung (z.

B. infolge einer Einspannung) sehr

große Normalspannu

n

gen in

z

-

Richtung.

Unter der Voraussetzung einer

SSSS

AINTAINTAINTAINT

----

VVVV

ENANTENANTENANTENANT

schen Torsion lassen sich die für Kreis

-

und Kreisringquerschnitte hergeleiteten Formeln für die Berechnung der m

a

ximalen

Torsionsschubspannu

ngen und der Verdrehwinkel auch für allgemeine Quer

-

schnitts

formen veral

l

gemeinern:

t

t

WM

τ =max

mit

W

t

-

Torsionswiderstandsmoment

(

2

.

73

)

t

t

GIM

z==

ddϕϑ

m

it

I

t

-

Torsionsträgheitsmoment

(

2

.

74

)

Beachte:

Das Produkt

GI

t

ist die

Torsionssteifigkeit

.

I

t

und

W

t

sind in Abhängi

g

keit

von der Querschnittsgeom

e

trie zu berechnen (siehe

Tabelle

2

.

8

). Nur für Kreis

-

und Kreisringquerschnitte gilt

I

t

I

P

.

Tabelle

2

.

8

Berechnung von

I

t

und

W

t

in Abhängigkeit von der Querschnittsgeome

t

rie

Querschnittsart

Berech

nung von

I

t

und

W

t

allgemeine

I

t

und

W

t

aus einer Torsionsfun

k

tion

Φ

,

für die eine

P

OISSON

sche Differentia

l-

gleichung zu lösen ist.

dünnwandig,

einzellig

s δ

Am

A

m

=

von Profilmittellinie

eingeschloss

e

ne Fläche

B

REDT

sche Formeln:

min

2

2

)(d

4δAW

sδs

AI mt

mt ⋅==

dünnwandig,

mehrzellig

Modifizierte

B

REDT

sche Formeln.

dünnwandig, offen

δi li

Näherungsfo

r

mel:

( ) max

3

31

δI

WδlI tti

iit ≅≅ ∑

dünnwandig, ein

-

oder mehrzellig

und offene Teile

l0l0

Im Allgemeinen Vernachläss

i

gung der

offenen Teilabschnitte

l

0

.

Begrü

n

dung: Siehe folgendes Beispiel.

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2.5

Torsion

183

Beispiel

2

.

16

Torsion dünnwandiger offener und geschlossener Querschnitte

Für einen dünnwand

igen Stab mit geschlo

s-

senem bzw. in Längsrichtung aufgeschlit

z-

tem Kreisringquerschnitt (

Bild

2

.

67

) sollen

die maximalen Torsionsschubspannungen

und die relativen Verdrehwinkel der

En

d

que

r

schnitte allgemein ermittelt und

für

R

=

10 mitei

n

ander vergleichen werden.

a) Geschlossener Kreisringquerschnitt:

Die Berechnung des Torsionsträgheitsm

o-

mente

I

t

und des Torsionswiderstandsm

o-

mentes

W

t

soll hier mit Hilfe der

B

RED

T

schen Formeln (siehe

Tabelle

2

.

8

) erfolgen. Es wird:

( )

( )δR

δR

R

sδdsA

I mt,a

3222

π2π2π44

===

und

δRδAW mt,a2

min π22 =⋅=

Die maximale Schubspannung folgt aus

Gleichung

(2.73)

und der relative Verdrehwinkel

aus

Gle

i

chung

(2.71)

, in die bei Kreisquerschnitten

GI

P

=

GI

t

eingesetzt wird. Wir e

rhalten:

δR

MWM

τ t

t,a

t,a 2max π2

==

und

δRG

lMGI

lM t

t,a

ta 3π2

==∆ϕ

Hinweis:Hinweis:Hinweis:Hinweis:

Die Berechnung für den geschlossenen Kreisring kann natürlich auch wie in

Kapitel

2.5.1

für Kreis

-

und Kreisringquerschnitte durchgeführt we

r

den

. Zur Übung

sollte man die Vergleichsrechnung einmal durchführen. Je geringer die Wandstärke

des Kreisringes wird, um so besser stimmen die Ergebnisse mit den hier nach den

B

REDT

schen Formeln

berechneten Ergebnissen überein.

b) Geschlitzter Kreisringquersc

hnitt:

Die Berechnung des Torsionsträgheitsmomentes

I

t

und des Torsionswiderstandsmome

n-

tes

W

t

erfolgt nach den Näherungsformeln aus

Tabelle

2

.

8

für dünnwandige offene Que

r-

schnitte. Für die maximale Schubspannung und den

relativen Verdrehwinkel erhalten wir:

( )

33 π32

31 RδδlI i

iit,b =≅ ∑

und

2

maxπ

32 Rδ

δI

W t,bt,b =≅

2max π23

RδM

WM

τ t

t,b

t,b ==

und

3π23

RδGlM

GIlM t

t,a

tb ==∆ϕ

lMt Mt

δ

R

δa) b)

R

Bild

2

.

67

Geschlossener und geschlitzter

Kreisringquerschnitt bei Torsion

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184

2

Festigkei

tslehre

Wir vergleichen die Ergebnisse am anschaulichsten miteinander, wenn wir das Verhältnis

der max

i

malen Spannung

en und der relativen Verdrehwinkel aufschreiben. Wir erhalten:

303max

max ==δR

ττ

,a

,b

und

3003 2

2==

∆∆

δR

a

b

ϕϕ

Wir erkennen, dass für dieses Beispiel die maximale Spannung im Torsionsstab mit off

e-

nem Querschnitt (ansonsten aber identischen Werten) 30

-

mal größer ist und der Ve

r-

drehwinkel sogar 300

-

mal größer ist als im geschlossenen Kreisringquerschnitt.

Schlussfolgerung:Schlussfolgerung:Schlussfolgerung:Schlussfolgerung:

Das Ergebnis ist typisch und zeigt das geringe Vermögen dünnwa

n

d

i-

ger offener Querschnitte Torsionsmomente zu übertragen.

2.6

Scherbeansp

ruchung

Das Ziel dieses Kapitels ist die Berechnung der Scher

-

oder Abscherspannu

n

gen τ

a

infolge von unendlich dicht nebeneinander liegenden parallelen und entgegeng

e-

setzt gerichteten Querbelastungen, die eine Querschnittsfläche (Sche

r

fläche) auf

Schub belasten (Verformungsberechnungen werden bei Scherbea

n

spruchungen

in der Regel nicht durc

hgeführt).

Scherbeanspruchungen trete bei entsprechender Belastung vorrangig bei Schneidvo

r-

gängen, Niet

-

, Bolzen

-

, Schweiß

-

und Klebeve

r

bindungen auf. Einige typische

Scherbeanspruch

ungen sind in

Bild

2

.

68

dargestellt.

Schneiden, Stanzen NietverbindungSchweiß- bzw.

Klebeverbindung

∅d

h

FS

AS = πdh

∅d

FS

FS

AS = πd214

FS

FS

AS

FS

FS

AS = Schweißnahtflächebzw. Klebefläche

Bild

2

.

68

Beispiele für typische Scherbeanspruchungen

Bevor wir die Ber

echnung der Scherspannung behandeln, soll die Frage geklärt

werden, was die Scherbeanspruchung von der Querkraftschubbea

n

spruchung (vgl.