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1 Einleitung Breitbandige Mobilfunknetze und zuneh- mend leistungsfa ¨hige Endgera ¨te verspre- chen ein hohes Potenzial fu ¨ r jederzeit ver- fu ¨ gbare mobile Datenkommunikations- anwendungen, im Folgenden kurz „mobile Anwendungen“ genannt. Jedoch haben wirtschaftliche Misserfolge und u ¨ berho ¨ hte Erwartungen an den Erfolg mobiler An- wendungen zu großer Unsicherheit am Mobilfunkmarkt gefu ¨ hrt. Exemplarisch la ¨sst sich hier ein aktuell zuru ¨ ckhaltendes Investitionsverhalten bei den Anbietern so- wie die offene Frage nach dem Einfluss technologischer Innovationen auf das Nachfrageverhalten der Kunden nennen [Pohl96]. Ein ha ¨ufig genanntes Beispiel fu ¨r eine bislang mangelnde Effektivita ¨t der Forschung im Bereich der mobilen An- wendungen bildet die Einfu ¨ hrung des Wireless Application Protocol 1.x (WAP), dessen vor allem durch technische Mach- barkeit motivierte Vermarktung nur un- zureichend unter o ¨ konomischen oder so- ziologischen Gesichtspunkten hinterfragt worden war. Auf der anderen Seite wurden Anwendungen entwickelt, deren Erfolg in dem realisierten Umfang nicht geplant oder absehbar war, wie beispielsweise der Short Message Service (SMS) als Nebenprodukt fu ¨r die Weitverkehrskommunikation in GSM-Mobilfunknetzen. Der folgende Beitrag bildet einen ersten Schritt, Innovationen im Bereich mobiler Anwendungen interdisziplina ¨r aus o ¨ kono- mischer, soziologischer und technischer Sicht zu untersuchen, um den beschriebe- nen Problemen entgegenzuwirken. Aus jeder dieser Sichtweisen ist mit der Be- triebswirtschaft, der Soziologie und der In- formatik je eine Fachdisziplin vertreten. Zielsetzung und Motivation bestehen da- her in einer Erforschung technischer Mo ¨ g- lichkeiten im Kontext einer durch mobile Anwendungen optimierten Wertscho ¨ pfung und unter Beachtung der Akzeptanz der beteiligten menschlichen Akteure. Der Bei- trag entstand in der projektu ¨ bergreifenden Arbeitsgruppe „Mobile Anwendungen“ im Rahmen des durch das Bundesministerium fu ¨ r Bildung und Forschung gefo ¨ rderten Schwerpunktprogramms Interneto ¨ kono- mie (http://www.internetoekonomie.info). WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 1, S. 6 16 Die Autoren Thomas Hess Stefan Figge Heidemarie Hanekop Iris Hochstatter Dieter Hogrefe Christian Kaspar Barbara Rauscher Markus Richter Andre ´ Riedel Marco Zibull Der Aufsatz entstand im Rahmen der Ar- beitsgruppe „Mobile Anwendungen“ des BMBF-Schwerpunktprogramms Interneto ¨- konomie unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Hess Institut fu ¨r Wirtschaftsinformatik und Neue Medien Ludwig-Maximilians-Universita ¨t Mu ¨nchen Ludwigstraße 28 80539 Mu ¨nchen [email protected] Weitere Mitglieder der Arbeitsgruppe: Dipl.-Wirtsch.Inf. Stefan Figge Universita ¨t Frankfurt a. M. Dipl.-Sozw. Heidemarie Hanekop Soziologisches Forschungsinstitut Go ¨ttingen Dipl.-Inf. Iris Hochstatter Universita ¨tMu ¨nchen Prof. Dr. Dieter Hogrefe Universita ¨tGo ¨ttingen Dipl.-Kfm. Christian Kaspar Universita ¨tGo ¨ttingen Dipl.-Kffr. Barbara Rauscher Universita ¨tMu ¨nchen Dipl.-Ing. Markus Richter Technische Universita ¨t Berlin Dipl.-Math. Andre ´ Riedel Universita ¨tGo ¨ttingen Dipl.-Inf. Marco Zibull Universita ¨tGo ¨ttingen Technische Mæglichkeiten und Akzeptanz mobiler Anwendungen Eine interdisziplinåre Betrachtung Kernpunkte Mobile Datenkommunikationsanwendungen waren einer der technologischen Innovations- und Investitionsschwerpunkte der letzten Jahre. Monodisziplina ¨re Herangehensweisen scheinen als Entscheidungsunterstu ¨tzung Schwa ¨chen zu besitzen. Der Artikel strukturiert unter einer generischen Interpretation des Konzepts mobile Anwendungen die aktuellen Erkenntnisbeitra ¨ge der Informatik, BWL und Soziologie. Ziel ist die Etablierung eines inter- disziplina ¨ren Versta ¨ndnisses mobiler Anwendungen, um Ansatzpunkte zur Minderung des Spannungsverha ¨ltnisses aus technischer Machbarkeit, o ¨konomischer Mo ¨glichkeit und menschlicher Bedarfe im Rahmen der Entwicklung mobiler Anwendungen zu bestimmen. Stichworte: Interdisziplina ¨re Forschung, Mobile Business, mobile Anwendungen WI – State-of-the-Art zum Schwerpunktthema

Technische Möglichkeiten und Akzeptanz mobiler Anwendungen : Eine interdisziplinäre Betrachtung

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1 EinleitungBreitbandige Mobilfunknetze und zuneh-mend leistungsfahige Endgerate verspre-chen ein hohes Potenzial fur jederzeit ver-fugbare mobile Datenkommunikations-anwendungen, im Folgenden kurz „mobileAnwendungen“ genannt. Jedoch habenwirtschaftliche Misserfolge und uberhohteErwartungen an den Erfolg mobiler An-wendungen zu großer Unsicherheit amMobilfunkmarkt gefuhrt. Exemplarischlasst sich hier ein aktuell zuruckhaltendesInvestitionsverhalten bei den Anbietern so-wie die offene Frage nach dem Einflusstechnologischer Innovationen auf dasNachfrageverhalten der Kunden nennen[Pohl96]. Ein haufig genanntes Beispiel fureine bislang mangelnde Effektivitat derForschung im Bereich der mobilen An-wendungen bildet die Einfuhrung desWireless Application Protocol 1.x (WAP),dessen vor allem durch technische Mach-barkeit motivierte Vermarktung nur un-zureichend unter okonomischen oder so-ziologischen Gesichtspunkten hinterfragtworden war. Auf der anderen Seite wurden

Anwendungen entwickelt, deren Erfolg indem realisierten Umfang nicht geplant oderabsehbar war, wie beispielsweise der ShortMessage Service (SMS) als Nebenproduktfur die Weitverkehrskommunikation inGSM-Mobilfunknetzen.Der folgende Beitrag bildet einen ersten

Schritt, Innovationen im Bereich mobilerAnwendungen interdisziplinar aus okono-mischer, soziologischer und technischerSicht zu untersuchen, um den beschriebe-nen Problemen entgegenzuwirken. Ausjeder dieser Sichtweisen ist mit der Be-triebswirtschaft, der Soziologie und der In-formatik je eine Fachdisziplin vertreten.Zielsetzung und Motivation bestehen da-her in einer Erforschung technischer Mog-lichkeiten im Kontext einer durch mobileAnwendungen optimierten Wertschopfungund unter Beachtung der Akzeptanz derbeteiligten menschlichen Akteure. Der Bei-trag entstand in der projektubergreifendenArbeitsgruppe „Mobile Anwendungen“ imRahmen des durch das Bundesministeriumfur Bildung und Forschung gefordertenSchwerpunktprogramms Internetokono-mie (http://www.internetoekonomie.info).

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 1, S. 6–16

Die Autoren

Thomas HessStefan FiggeHeidemarie HanekopIris HochstatterDieter HogrefeChristian KasparBarbara RauscherMarkus RichterAndre RiedelMarco Zibull

Der Aufsatz entstand im Rahmen der Ar-beitsgruppe „Mobile Anwendungen“ desBMBF-Schwerpunktprogramms Interneto-konomie unter Leitung vonProf. Dr. Thomas HessInstitut fur Wirtschaftsinformatik und NeueMedienLudwig-Maximilians-Universitat MunchenLudwigstraße 2880539 [email protected]

Weitere Mitglieder der Arbeitsgruppe:Dipl.-Wirtsch.Inf. Stefan FiggeUniversitat Frankfurt a. M.Dipl.-Sozw. Heidemarie HanekopSoziologisches Forschungsinstitut GottingenDipl.-Inf. Iris HochstatterUniversitatMunchenProf. Dr. DieterHogrefeUniversitatGottingenDipl.-Kfm. ChristianKasparUniversitatGottingenDipl.-Kffr. Barbara RauscherUniversitatMunchenDipl.-Ing.Markus RichterTechnischeUniversitat BerlinDipl.-Math.Andre RiedelUniversitatGottingenDipl.-Inf.Marco ZibullUniversitatGottingen

Technische M�glichkeiten und Akzeptanzmobiler AnwendungenEine interdisziplin�re Betrachtung

Kernpunkte

Mobile Datenkommunikationsanwendungen waren einer der technologischen Innovations-und Investitionsschwerpunkte der letzten Jahre. Monodisziplinare Herangehensweisenscheinen als Entscheidungsunterstutzung Schwachen zu besitzen. Der Artikel strukturiertunter einer generischen Interpretation des Konzepts mobile Anwendungen die aktuellenErkenntnisbeitrage der Informatik, BWL und Soziologie. Ziel ist die Etablierung eines inter-disziplinaren Verstandnisses mobiler Anwendungen, um Ansatzpunkte zur Minderung desSpannungsverhaltnisses aus technischer Machbarkeit, okonomischer Moglichkeit undmenschlicher Bedarfe im Rahmen der Entwicklung mobiler Anwendungen zu bestimmen.

Stichworte: Interdisziplinare Forschung, Mobile Business, mobile Anwendungen

WI – State-of-the-Art zum Schwerpunktthema

Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Teilneh-mern verschiedener Projekte zusammen,die sich in den oben genannten Wissen-schaftsdisziplinen mit dem Phanomen desmobilen Internets beschaftigen. Die inter-disziplinare Betrachtung mobiler Anwen-dungen in diesem Beitrag wurde im Zugemehrerer Arbeitstreffen erarbeitet, dereninhaltliche Strukturierung sich in der fol-genden Gliederung widerspiegelt.Das in Bild 1 dargestellte Graphenmo-

dell strukturiert den Beitrag. An den Kno-ten des Graphenmodells befinden sich dieeinzelnen Fachdisziplinen, die Kanten stel-len die jeweiligen Schnittstellen dar.In Abschnitt 2 wird das Konzept der

mobilen Anwendungen aus der Sicht der inder Grafik als Knoten dargestellten dreiWissenschaftsdisziplinen Informatik, BWLsowie Soziologie beleuchtet. Ausgehendvon der jeweiligen deskriptiven Darstel-lung des disziplinspezifischen Verstandnis-ses von Mobilitat werden Forschungsfra-gen in den einzelnen Disziplinen in Bezugauf mobile Anwendungen identifiziert. Da-rauf aufbauend werden in Abschnitt 3 dieUntersuchungsbeitrage der Disziplinen zurErforschung mobiler Anwendungen bilate-ral beleuchtet. Der Artikel schließt mit ei-ner Zusammenfassung sowie einem Aus-blick zum weiteren Vorgehen der Arbeits-gruppe in Abschnitt 4.

2 „Anwendungen vonMobilitat“ – disziplinspezifischeSichtweisen

Dieser Abschnitt stellt die Bedeutung mo-biler Anwendungen aus der fachlichenSicht der Informatik, Betriebswirtschaftund Soziologie vor. Das Spektrum mobilerAnwendungen ist sehr vielfaltig und reichtvon einfachen Kommunikationsanwen-dungen auf Protokollebene wie SMS-Nachrichten bis hin zu komplexen Infor-mationsdiensten wie beispielsweise einemNavigations- oder multimedialen Nach-richtendienst. Zunachst wird fur jede Fach-disziplin das spezifische Verstandnis vonMobilitat und die dafur relevanten Be-trachtungsdimensionen mobiler Anwen-dungen vorgestellt. Dabei werden For-schungsfragen identifiziert, die in der je-weiligen Disziplin nicht eigenstandigbeantwortet werden konnen.

2.1 Technische Mobilitatsformenals Grundlagen mobilerAnwendungen

Traditionell spielt Mobilitat im Sinne raum-licher Entfernungen in der Informatik le-diglich eine untergeordnete Rolle. Stattdes-sen stehen gemaß dem Prinzip der so ge-nannten „Verteilungstransparenz“ Aspekteder logischen Unabhangigkeit von Infor-mationen von ihrem physischen Speicher-ort im Vordergrund. Durch drahtlose Da-tenkommunikation ruckt allerdings ver-mehrt auch die Mobilitat von Endgeratenund Nutzern in den Mittelpunkt des Inte-resses. Entsprechend mussen Kommunika-tionssysteme, uber welche Nutzern mobileAnwendungen angeboten werden, Basis-funktionalitaten einer transparenten Unter-stutzung der Mobilitat des Nutzers zurVerfugung stellen. Das Ziel einer solchenUnterstutzung besteht darin, dass eine An-wendung unabhangig von Kommunika-tionssystem, Zugangsnetz und -ort genutztwerden kann. In diesem Abschnitt werdendiese Basisfunktionalitaten betrachtet, aufkonkrete Anwendungen wird in Ab-schnitt 2.2 genauer eingegangen.In [KuRe04] wird ein Referenzmodell

fur mobilitatsbezogene Basisfunktionalita-ten eines Datenkommunikationssystemseingefuhrt, das zwischen primaren und se-kundaren Mobilitatsformen unterscheidet(vgl. Bild 2). Zu den primaren Mobilitats-formen zahlen (1) Endgeratemobilitat, (2)Personenmobilitat, (3) Dienstmobilitat und(4) Sitzungsmobilitat. Sekundare Mobili-

tatsformen decken dagegen systemtech-nische und administrative Aspekte der pri-maren Mobilitatsformen ab und gliedernsich in Intrasystem- und Intersystemmobi-litat sowie intraorganisationale und inter-organisationale Mobilitat.Im Folgenden werden die vier primaren

Mobilitatsformen vorgestellt. Dabei wirdjeweils erlautert, welche technischen An-forderungen hinsichtlich der Realisierungvon mobilen Anwendungen auftreten.

(1) Unter Endgeratemobilitat wird dieraumliche Beweglichkeit von portablenGeraten wie z. B. Mobiltelefonen, Note-books etc. verstanden. Endgeratemobilitatwird durch Kommunikationsnetze entwe-der in kontinuierlicher (bei drahtloser Ver-bindung) oder diskreter Form unterstutzt.Bei der diskreten, ublicherweise draht-gebundenen Endgeratemobilitat ist das Ge-rat transparent fur die genutzten Dienste anverschiedenen Zugangspunkten mit demKommunikationsnetz verbunden (z. B. Te-lefondosen in verschiedenen Raumen).Demgegenuber kann ein Endgerat aufGrundlage des schnurlosen DECT-Stan-dards (Digital Enhanced Cordless Telecom-munications) kontinuierlich in verschiede-nen Raumen verwendet werden, solange esuber Funk mit seiner Basisstation verbun-den bleibt. Eine kontinuierliche Dienstnut-zung eines Teilnehmers uber den Wir-kungsbereich einer Sendestation hinauserfordert zusatzlich einerseits das Weiter-reichen der Funkverbindung durch so ge-nanntes „Handover“ zwischen verschie-denen Sendestationen (Mikromobilitat),andererseits das Weiterreichen der Verbin-

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 1, S. 6–16

MobileAnwendungen

Informatik BWL

Soziologie

Sozio

logi

e-- I

nfor

matik

Soziologie-- BW

L

Informatik – BWL(Wirtschaftsinformatik)

Bild 1 Graphenmodell als Strukturierungsansatz

Technische Moglichkeiten und Akzeptanz mobiler Anwendungen 7

dung durch so genanntes „Roaming“ zwi-schen Mobilfunknetzen verschiedener An-bieter (Makromobilitat). Funknetzstan-dards fur die Weitverkehrskommunikationwie GSM (Global System for Mobile Com-munications) und UMTS (Universal Mo-bile Telecommunications System) erlaubensowohl eine kontinuierliche Dienstnutzunginnerhalb des Netzes [EbVo01; Kaar01] alsauch die Erreichbarkeit eines Nutzers un-ter seiner Telefonnummer in fremden Mo-bilfunknetzen. Demgegenuber erlaubendrahtlose Datennetzwerke, beispielsweisegemaß der Spezifikationen 802.11 furdrahtlose Nahbereichsnetze (Wireless Lo-cal Area Network, WLAN) oder 802.16 furbreitbandige drahtlose Netze mit mittlerenNetzradien (Wireless Metropolitan AreaNetwork, WMAN), zwar eine kontinuier-liche Endgeratemobilitat, Handover undRoaming sind jedoch bislang nicht umge-setzt.(2) Personenmobilitat ermoglicht es ei-

nem Nutzer, unabhangig von dem aktuel-len Netzzugangspunkt und dem geradeverwendeten Endgerat seine Identitat ge-

genuber dem Netz aufrecht zu erhalten.Notwendig hierfur ist die Verfugbarkeitder Benutzerprofile uber Endgerat-, Be-treiber- und Netzgrenzen hinweg. Die Vo-raussetzung zur Inanspruchnahme derDienste stellt eine Registrierung des Nut-zers im Netz mit seinen Identifikations-merkmalen (wie z. B. Account, Passwort,Subscriber Identification Module (SIM)etc.) dar. Personen- und Endgeratemobili-tat hangen in Funknetzen haufig eng zu-sammen. So werden in GSM- und UMTS-Netzen sowohl Personen- als auch Endge-ratemobilitat durch die Authentifizierungdes Nutzers mittels SIM beim Mobilfunk-netz erreicht. Da in Zukunft auch eineIntegration von WLAN-Umgebungen inzellulare Netze moglich erscheint, gibt esbereits erste Bestrebungen, Authentifizie-rungs- und Abrechnungsmechanismen ausGSM bzw. UMTS dort zu ubernehmen[WLAN03]. So wird auch in WLAN-ba-sierten Umgebungen ein weltweites Roam-ing ermoglicht und Dienste verschiedenerBetreiber konnen abgerechnet werden.

(3) Dienstmobilitat erlaubt es dem Nut-zer, nach dem „Anytime-Anywhere“-Para-digma an einem beliebigen Endgerat an ei-ner beliebigen Stelle eines Kommunika-tionsnetzes Dienste in der von ihmbevorzugten Form zu nutzen. Eine nutzer-spezifische Anpassung des Dienstes ist da-bei im Wesentlichen davon abhangig, inwelchem Rahmen das genutzte Endgeratund nutzerspezifische Diensteinstellungenim aktuellen Netz unterstutzt werden. DieSpeicherung der Diensteinstellungen kannu. a. durch eine Smart Card, eine Daten-bank des Netzbetreibers oder einen Serverdes Teilnehmers erfolgen. Eine weitere He-rausforderung ist die Anpassung des je-weiligen Dienstes an eine veranderte Um-gebung, z. B. an neue Endgerate oderNetzinfrastrukturen. Dienstmobilitat wirdweder in GSM-Netzen noch in WLAN-Umgebungen umgesetzt.(4) Die Sitzungsmobilitat beruht auf

dem so genannten Sitzungskonzept. EineSitzung wird definiert als eine temporareBeziehung zwischen verteilten Dienstkom-ponenten, welche die zur Erbringung einerbestimmten Aufgabe benotigten Ressour-cen zusammenfasst. Eine Sitzung kann ein-gerichtet, terminiert, unterbrochen und re-aktiviert werden. Zur Ermoglichung dertemporaren Unterbrechung einer Sitzungund Verlagerung auf ein anderes Endgeratoder in ein anderes Netz werden der Zu-stand und Verlauf der Sitzung gespeichert.Bei der diskreten Sitzungsmobilitat kannder Dienst nur zu bestimmten Synchroni-sationspunkten verlagert werden, bei derkontinuierlichen Sitzungsmobilitat kannder Dienst zu jedem Zeitpunkt unterbro-chen werden. Die Unterstutzung der Sit-zungsmobilitat ist zu diesem Zeitpunkt beikeinem der momentan benutzten Kom-munikationssysteme gegeben, sie ist aberGegenstand intensiver Forschung [Stra03].Endgerate- und Personenmobilitat sind

heutzutage bereits sehr gut realisierbar,wogegen sich die ubrigen zwei primarenMobilitatsformen der Dienst- und Sit-zungsmobilitat noch technischen und ins-besondere sicherheitstechnischen Proble-men gegenubersehen. Der Funktions-umfang und die Komplexitat aktuellermobiler Anwendungen entsprechen in derderzeitigen Evolutionsstufe daher oft nichtden hohen Anforderungen der Nutzer. Zu-dem ist die Verknupfung bereits vorhande-ner spezialisierter Dienste bei der Verarbei-tung einer komplexeren Anfrage mit gro-ßerem technischem und organisatorischemAufwand verbunden.Weitere Probleme wie z. B. die Beprei-

sung und Verrechnung der Teilleistungen

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 1, S. 6–16

Dienst-mobilität

Intrasystem-

mobilität

Interorga-nisationaleMobilität

Makromobilität

Intraorga-nisationaleMobilität

Intersystem-

mobilität

Sitzungs-mobilität

Personen-mobilität

Mikromobilität

Endgeräte-mobilität

Bild 2 Primare und sekundare Mobilitatsformen [nach KuRe04]

8 Thomas Hess u. a.

einer komplexen Anwendung gehorennicht zu den Fragestellungen der Informa-tik, sondern fordern die Einbeziehung derExpertisen aus den Forschungsbereichender Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.Nur durch diese Zusammenarbeit kann ge-wahrleistet werden, dass technisch mogli-chen Diensten auch tragfahige Geschafts-modelle zugrunde liegen und nicht nurtechnisch affine Nutzer mit den gewunsch-ten Anwendungen umgehen konnen unddiese nutzen. Die Zukunft und insbesonde-re die Entwicklung kommender Genera-tionen der Mobilkommunikationstechnikwerden moglicherweise einen pragendenEinfluss auf die Ausgestaltung, Komplexi-tat und Innovation neuer mobiler Anwen-dungen haben.

2.2 Mobile Anwendungen imUmfeld der betrieblichenWertschopfung

Die Betriebswirtschaftslehre befasst sichmit Mobilitat traditionell im Rahmen be-trieblicher Leistungserstellungs- und Ab-satzprozesse, in welchen raumliche Un-abhangigkeit von Aufgabentragern oderAbnehmern gefordert ist. Mobile Anwen-dungen sind insofern interessant, um einesolche Unabhangigkeit zu unterstutzen.Diese Unterstutzung kann in sehr heteroge-nen Auspragungen stattfinden. Die Ein-satzmoglichkeiten mobiler Anwendungenkonnen aus okonomischer Sicht anhand ei-nes generischen Marktmodells [Vari03]klassifiziert werden:(1) Auf Anbieterseite konnen mobile An-

wendungen der Unterstutzung undOptimierung der Wertschopfung undLeistungserstellung dienen.

(2) Im Rahmen einer Markttransaktionzwischen Anbieter und Nachfrager un-terstutzen mobile Anwendungen dieKoordination und Abwicklung desLeistungstransfers.

(3) Auf Nachfragerseite stellen mobile An-wendungen ein mobiles Informations-produkt bzw. eine Informationsdienst-leistung im Sinne eines okonomischenGutes dar.

(1) Im Rahmen der Leistungserstellungkann Mobilitat zur Unterstutzung undOptimierung der innerbetrieblichen undunternehmensubergreifenden Wertschop-fung dienen. Dabei sollen vor allem Effi-zienz und Effektivitat von Prozessen ge-steigert werden. Dieses Ziel wird durcheine engere Verzahnung mobiler, wert-schopfungsbezogener Aufgabentrager mitder IT-Infrastruktur wahrend der jeweili-

gen mobilen Aufgabendurchfuhrung ge-wahrleistet. Aufgabentrager sind entwederMitarbeiter des Unternehmens oder nichtpersoneller, maschineller Art.Die „klassische“ mobile Unterstutzung

personeller Aufgabentrager lasst sich vorallem dort realisieren, wo wertschopfungs-relevante Aufgaben in einem durch Mobili-tat gepragten Umfeld zu erbringen sind.Beispiele solcher Aufgaben, in denen eineUnterstutzung oder Anleitung durch mo-bile Endgerate erfolgen kann, bilden dieDurchfuhrung von Wartungsprozessendurch Servicemitarbeiter, Ein- und Aus-buchungen sowie die Koordination vonWarenbestanden durch Lageristen oder dieFahrstreckenplanung fur Außendienst oderVertriebsmitarbeiter [SiMa03]. Zusatzlichzur direkten Unterstutzung personellerAufgabentrager bestehen Moglichkeiten zuEffizienz- und Effektivitatssteigerungendurch die Vernetzung zwischen physischenObjekten der realen Welt und betrieblichenInformationssystemen. Im Idealfall kannder Mensch als bisheriger Mediator an derSchnittstelle (Tastatureingabe, Barcode-scanner o. �.) entfallen und durch die di-rekte Maschine-Maschine-Kommunikationersetzt werden [Flei2001, 273ff.]. Ausge-hend von der weiter zunehmenden Minia-turisierung entsteht ein Vernetzungspoten-zial, mit dem dann bislang ausschließlichpassive Produktionsressourcen zu aktivenmaschinellen und ggf. mobilen Aufgaben-tragern in physischen Wertschopfungspro-zessen werden. So konnen leistungsfahigeMini-Chip-Technologien mit der so ge-nannten Radio Frequency Identification(RFID) kombiniert werden, wodurch da-mit ausgestattete Materialflusskomponen-ten innerhalb einer durchgangig vernetztenUmwelt zu „intelligenten“ mobilen unddadurch teilautonom agierenden Objekten(so genannte „Smart Devices“) werden.

(2) Der zweite Einsatzbereich mobilerAnwendungen im betriebswirtschaftlichenKontext umfasst die Unterstutzung vonMarkttransaktionen, d. h. die Koordina-tion und ggf. die Durchfuhrung des Leis-tungsaustauschs eines Sachgutes oder einerDienstleistung. Zielsetzung eines Trans-aktionsprozesses ist es, dem Endkundensowohl die faktische als auch die rechtlicheVerfugbarkeit einer Marktleistung zu er-moglichen. Diese Transaktionsprozesse las-sen sich allgemein in die Phasen An-bahnung, Vereinbarung und Abwicklungsowie die nachgelagerte Kontroll- und An-passungsphase unterteilen. Zu den Be-standteilen einer Markttransaktion zahlenvor diesem Hintergrund alle hierfur rele-vanten informatorischen sowie koordinati-ven Aktivitaten. Mobile Anwendungeneroffnen dabei das Potenzial der Senkungvon Transaktionskosten, die bei derDurchfuhrung des Leistungsaustauschshinsichtlich der Anbahnungs-, Verein-barungs-, Abwicklungs-, Kontroll- undAnpassungsprozesse anfallen [PiRe2001,50]. Im Folgenden werden kurz die wich-tigsten Ansatzpunkte einer moglichenTransaktionskostenreduktion erlautert.

Die erste Phase der Vertragsanbahnungumfasst alle Aktivitaten der Beschaffungvon Informationen uber Marktleistungen.Transaktionskostensenkende mobile An-wendungen sind hierbei z. B. mobile Preis-vergleichsdienste oder ortsabhangige An-bieterverzeichnisse [TuPo04, 181f.]. Diedarauf folgende Vereinbarungsphase bein-haltet im Wesentlichen die relevantenSchritte fur den Vertragsabschluss mit demKunden. Diese betreffen insbesondere dieModalitaten fur die Durchfuhrung dernachstehenden Abwicklungsphase. Die Ab-wicklungsphase selbst umfasst den Aus-tausch zwischen Leistung (Produkt oderDienstleistung) und Gegenleistung (Geld-

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EndkundeWertschöpfung Markt-transaktion

Mobile Anwendungen zurUnterstützung

innerbetrieblicherLeistungserstellung

Mobile Anwendungenzur Unterstützung von

Transaktionen

MobileAnwendungen als

Endprodukt

Bild 3 Einsatzgebiete mobiler Anwendungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht

Technische Moglichkeiten und Akzeptanz mobiler Anwendungen 9

zahlung). Exemplarisch konnen hierbeimobile Zahlsysteme genannt werden, dieim Falle digitaler Produkte eine Verein-barung und Abwicklung uber das mobileEndgerat ohne Medienbruch erlauben[Lehn03, 283ff.; TuPo04, 163ff.]. An diedrei Markttransaktionsphasen schließt sichdie Kontroll- und Anpassungsphase an.Entsprechende Aktivitaten einer kundenin-dividuellen Transaktionsnachsorge umfas-sen Feedbackmechanismen fur Kunden,eine gezieltere Kundenansprache fur denAnbieter und die gezielte Einsteuerungvon Aktivierungsanreizen fur weiterfuh-rende Transaktionen. Die Transaktionskos-tenreduktion ist dabei fur den Kundennicht zwingend monetarer Natur. Vielmehrergeben sich aus den unmittelbaren Infor-mations- und Transaktionsmoglichkeitenbeispielsweise Zeitersparnisse, die in einerReduktion der Opportunititatskosten re-sultieren. Fur den Anbieter kann der mobi-le Kommunikationskanal unter der Pra-misse geringerer Streuverluste bei der Kun-denansprache unter anderem geringereKosten bei der Anbahnung von Trans-aktionen herbeifuhren.(3) Der dritte Anwendungsbereich im

betriebswirtschaftlichen Kontext umfasstmobile Anwendungen als okonomischeGuter. Mobile Anwendungen als spezielleForm von Informationsgutern konnen da-bei in Sachguter und Dienstleistungen un-terschieden werden. Die Form eines Sach-gutes unterscheidet sich von der Dienst-leistungsform dahin gehend, dass erstereohne Interaktion mit dem Nachfrager vomHersteller erstellt bzw. erbracht werden[PiRe2001, 351ff.]. In einer solchen Pro-duktform stellt die entsprechende mobileAnwendung eine dominante Komponentebzw. Funktionalitat eines Softwareproduk-tes dar. Beispiele fur mobile Anwendungenmit Gutercharakter finden sich derzeit vorallem im Unterhaltungsbereich wie z. B.Klingeltone, Logos oder Spiele fur mobileEndgerate. In der Dienstleistungsform bil-den bestimmte, vom Benutzer eingegebeneoder automatisch erhobene Informationen,z. B. uber personliche Praferenzen oderuber den aktuellen Nutzungskontext, denvom Nachfrager beigesteuerten Bestandteilder Leistung. Ein Beispiel hierfur konnenInformationsdienstleistungen sein, wie z. B.das Auffinden nachstgelegener Tankstellenoder Hotels [TuPo04, 73ff.].Betriebswirtschaftliche Erklarungs-

modelle sind in der Regel okonomisch ge-pragt und unterstellen rationales, Nutzenmaximierendes Handeln menschlicher Ak-teure. Das Nutzenkalkul der Anwender istjedoch in der Realitat nur eingeschrankt

durch rationales Verhalten bestimmt, son-dern sowohl durch irrationale Faktorenwie Gewohnheit, Geltungsbedurfnis oderGeschmack als auch durch soziale Rollen,Kontexte und die damit verbundenen Re-geln gepragt. Daher mussen betriebswirt-schaftliche Erklarungsansatze der Nutzungmobiler Anwendungen um soziologischeAspekte des Nutzungsverhaltens und derBedurfnisentstehung erganzt werden, umnicht rationales oder sozial gepragtes Ver-halten untersuchen zu konnen. Von beson-derer Bedeutung ist in diesem Zusammen-hang die Untersuchung alltaglicher Mobili-tatsformen und die daran geknupftenBedingungen und Auswirkungen fur dieNutzung und Nachfrage mobiler Anwen-dungen.Gegenuber technologischen Entwicklun-

gen in der Informations- und Kommunika-tionstechnik nimmt die Betriebswirtschafts-lehre ublicherweise eine Anwendungsper-spektive ein. Umdas betriebswirtschaftlichePotenzial technischer Entwicklungen imRahmen des Mobilfunks bewerten und ggf.ausschopfen zu konnen ergeben sich fachli-che Beruhrpunkte zwischen Betriebswirt-schaftslehre und Informatik.

2.3 Nutzungsformen mobilerAnwendungen – Forschungsfragenaus soziologischer Perspektive

Mobile Datenkommunikationsanwendun-gen bieten erweiterte Moglichkeiten, mit-tels derer Menschen moderne Kommuni-kationsmedien nutzen und gleichzeitigraumlich mobil sein konnen. Aus soziolo-gischer Perspektive stellt sich die Fragenach dem Sinn und Zweck, den Menschenmit der Nutzung neuer mobiler Anwen-dungen verfolgen bzw. zukunftig verfolgenkonnten. Gegenwartig befinden sich vielemobile Anwendungen noch in einem sofruhen Entwicklungsstadium, dass ihreNutzung quantitativ empirisch kaum ana-lysierbar ist. Allerdings ist unklar, ob dieubiquitare Nutzung der klassischen Inter-netanwendungen unter den einschranken-den Bedingungen gleichzeitiger raumlicherMobilitat eine hinreichend starke Trieb-feder fur die erhoffte Entwicklungsdyna-mik sein wird. Vielmehr ist aus soziologi-scher Perspektive ein Spannungsverhaltniszwischen raumlicher Mobilitat und In-ternetnutzung zu vermuten. Dieses Span-nungsverhaltnis und daraus abgeleitete An-forderungen an die Gestaltung mobilerAnwendungen werden im Folgenden dis-kutiert: (1) Formen raumlicher Mobilitatund ihr Verhaltnis zur Internetnutzung; (2)

Internetnutzung und ihr Verhaltnis zuraumlicher Mobilitat; (3) mobile interper-sonale Kommunikation als mediale Erwei-terung sozialer Raume.(1) Raumliche Mobilitat von Personen

wird in der Soziologie als zweckgerichte-tes, soziales Handeln betrachtet, mit demdie Akteure allerdings sehr unterschiedli-che Ziele verfolgen [Hrad02; Fran84]. ImZusammenhang mit mobilen Anwendun-gen interessiert vor allem die zirkulare,raumliche Mobilitat. Hierunter fallen vorallem alltagliche, raumliche Bewegungen,wie z. B. das Pendeln zwischen Wohnungund Arbeitsort. Diese taglichen Ortswech-sel haben eine große Bedeutung im Alltagder Menschen in modernen Gesellschaften.Daneben gibt es unterschiedliche Formenvon Freizeitmobilitat, die auf die Pflegevon sozialen Kontakten, sowie auf kultu-relle und touristische Aktivitaten abzielen.Im Durchschnitt sind die Menschen inDeutschland taglich 2 Stunden raumlichmobil, davon ca. 1,5 Stunden im Auto[Hrad02, 372]. Orte sind in einem soziolo-gischen Verstandnis nicht nur raumlich,sondern auch sozial definiert [Gidd92,185f.]. Mit Orten verbinden sich unter-schiedliche soziale Kontexte, die alle dortAnwesenden in spezifische Rollenerwar-tungen, soziale Regeln und Strukturen ein-binden. Umgekehrt ist jeder Ortswechselmit dem Wechsel der sozialen Rollen undAnforderungen verbunden.Aus einer solchen Interpretation raumli-

cher Mobilitat konnen zwei Schlussfolge-rungen fur mobile Anwendungen gezogenwerden. Erstens geht es der „mobilen“ Per-son im Falle raumlicher Mobilitat primardarum, den Ortswechsel zu bewaltigen.Die damit verbundenen Tatigkeiten habenin der Regel Prioritat vor anderen Tatigkei-ten, wie z. B. der davon unabhangigen Me-diennutzung, und fesseln zumindest par-tiell die Aufmerksamkeit. Sofern Aufmerk-samkeitslucken fur andere Tatigkeitenexistieren, haben diese sich der Zeitstrukturder Bewegung unterzuordnen. Zweitenslassen sich Grunde fur Mediennutzung nurin wenigen Fallen unmittelbar aus dem An-lass der Mobilitat selbst ableiten. Eine Aus-nahme bildet die Mediennutzung zur Ori-entierung im Raum und zur Unterstutzungbei den damit verbundenen Tatigkeiten wiez. B. Navigatoren und Online-Fahrkarten.Aus dieser Argumentation ergeben sichAnknupfungspunkte fur betriebswirt-schaftliche Geschaftsmodelle.(2) Das Internet spannt einen weltweiten

Informations- und Kommunikationsraumauf, der weit reichend vom lokalen Ak-tionsraum des Nutzers entkoppelt ist. Aus

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 1, S. 6–16

10 Thomas Hess u. a.

Nutzersicht liegt das Spezifische des Inter-nets gerade darin, dass weltweite Informa-tionen zuganglich sind, ohne dass eineraumliche Bewegung des Nutzers erforder-lich ware. Mobiles Internet bedeutet zu-nachst, dass die raumlich-zeitlichen Zu-gangsbeschrankungen mehr oder minderweit reichend abgebaut werden oder ganzwegfallen. Diesem Vorteil mobiler Inter-netnutzung steht allerdings die Komplexi-tat der klassischen Internetanwendungenentgegen, die sich sowohl aus der Komple-xitat und Reichweite des Inhaltsmediumsals auch aus der Integration unterschiedli-cher Kommunikationsformen wie WWWund E-Mail ergibt. Die universelle Nut-zung des Internets lasst sich beim gegen-wartigen Stand der technischen Entwick-lung nicht problemlos auf Situationenraumlicher Mobilitat ubertragen. Stattdes-sen unterliegt die mobile Nutzung einemTrade-off zwischen raumlicher Mobilitatund Nutzungsqualitat bzw. Komplexitatder Anwendung. Dieser Trade-off wirdzwar durch technische Weiterentwicklun-gen der Endgerate entscharft, aber mogli-cherweise nicht ganzlich uberwunden.Hinzu kommen Einschrankungen derNutzungsqualitat, die aus der geteiltenAufmerksamkeit des mobilen Anwendersund außeren Storungen in der mobilen Si-tuation resultieren.Um das Spannungsverhaltnis zwischen

Anwendungskomplexitat und mobilenNutzungsbedingungen zu mindern, kon-nen unterschiedliche Strategien zur Redu-zierung der Komplexitat von Inhalten undDiensten eingesetzt werden. Hier ergebensich Anknupfungspunkte interdisziplinarerFragestellungen zwischen Soziologie, In-formatik und BWL. Solche Moglichkeitensind beispielsweise eine Vorselektion vonOnlineinhalten entsprechend personlichenPraferenzen oder die mediale Abbildungvertrauter Kontexte und Anwendungs-praktiken. Eine weitere Form „mobilitats-adaquater“ Vorselektion bieten LocationBased Services, bei denen der physischeOrt des Anwenders – im Gegensatz zurallgemeinen Internetnutzung – wieder eineeigenstandige Bedeutung als Selektionskri-terium erlangt.(3) Die Nutzung des Internets als Medi-

um fur die personliche Kommunikationunterscheidet sich in zweifacher Weise vonder Nutzung als Inhaltsmedium. Interper-sonale Kommunikation ist weniger kom-plex, sodass man nicht von gravierendentechnischen Trade-offs bei mobiler Nut-zung ausgehen muss. Gleichzeitig verlan-gern mobile Zugangsmoglichkeiten diestandige Erreichbarkeit und vermitteln da-

mit soziale und emotionale Nahe. Zudemerleichtern mobile Anwendungen die Ko-ordination und Organisation des privatenwie beruflichen Alltags.Neuere soziologische Ansatze setzen

sich im Zusammenhang mit modernenKommmunikationsmedien verstarkt mitder Veranderung des so genannten „sozia-len Raums“ auseinander [Loew01; FuLo03;Hoef03; Katz03; Krot01]: In der subjek-tiven Wahrnehmung der Menschen lostsich der soziale Raum durch die medialeKommunikation bis zu einem gewissenGrad vom physischen Raum. �ber physi-sche Distanzen hinweg kann sowohl pri-vate Intimitat [Gidd92, 120] als auch diefunktionale, organisatorische Einbindungder Abwesenden hergestellt werden. DieseAnnahmen werden durch Untersuchungenzur Mobiltelefonie bestatigt. Durch diestandige Erreichbarkeit wird mobiles Tele-fonieren als Intensivierung von personli-cher Interaktion und sozialer Nahe erfah-ren [HoRo00; Hoef01; HoGe03; NaLo04].Die Voraussetzungen, unter denen sich

soziale Raume durch mobile Anwendun-gen verandern, sind noch unzureichenduntersucht. Zwei Probleme lassen sich auf-grund der bisherigen Untersuchungen[Burk01; Feld03; Hoef03b; Hoef04] benen-nen: Erstens kann die Gleichzeitigkeit vonphysischer Anwesenheit und medial ver-mittelter „Fernanwesenheit“ zu sozialenKonflikten und steigenden individuellenAnforderungen (doppelte Aufmerksam-keit, Stress) fuhren. Daraus ließen sich An-forderungen an mobile Anwendungen imHinblick auf Kontroll- und Steuerungs-moglichkeiten ableiten, die beispielsweisedurch den Wechsel zwischen synchronenund asynchronen Kommunikationsformengelost werden konnten. Zweitens gehenmit den physischen Raumen und der Face-to-face-Interaktion soziale Bedeutungenund Ausdrucksmoglichkeiten verloren. Ei-

ne Aufgabe interdisziplinarer Kooperationbesteht unter anderem darin, mobile An-wendungen so zu gestalten, dass diese Ver-luste kompensiert werden.

3 Bezuge zwischen denWissenschaftsdisziplinen

Wie im voranstehenden Abschnitt deutlichwurde, bestehen zwischen den dargestell-ten Disziplinen sowohl Unterschiede inder Betrachtung von Mobilitat als Basis furmobile Anwendungen als auch in den je-weiligen Forschungsfragen. Diese Unter-schiede beruhen nicht zuletzt auch auf me-thodischen Unterschieden zwischen deneinzelnen Fachdisziplinen, wobei dasSpannungsfeld zwischen dem vorwiegendrational-deduktiven Erkenntnisweg der In-formatik und den nicht-deduktiven, statis-tisch-probabilistischen oder qualitativ-her-meneutischen Methoden der empirischenSozialforschung sicherlich am starkstenausgepragt ist. Dennoch macht das einlei-tende Beispiel der Akzeptanzprobleme imRahmen der WAP-Einfuhrung deutlich,dass die Entwicklung mobiler Anwendun-gen notwendigerweise als interdisziplinaresThema der Informatik, Betriebswirtschaftund Soziologie zu verstehen ist. Tabelle 1zeigt, welche Forschungslucken durch ver-starkten interdisziplinaren Austausch ge-schlossen werden konnten.

Im Folgenden wird daher ein �berblickuber bestehende Ansatze eines interdiszip-linaren Problemlosens gegeben.

3.1 Forschungsfragen an derSchnittstelle zwischen Betriebs-wirtschaftlehre und Informatik

Die Verknupfung zwischen der eher hand-lungsorientierten Betriebswirtschaftslehre

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Tabelle 1 Ansatze einer interdisziplinaren Zusammenarbeit

Disziplin Ziele Forschungslucken

BWL Anwendungen und Geschaftsmodellezur Unterstutzung von Geschaftsprozes-sen und mobilen Informationsgutern

& Technologien zur Umsetzung vonGeschaftsmodellen

& Prognose der Nutzerakzeptanz und derAdoption

Informatik Entwicklung und Optimierung neuerTechnologien und Anwendungen

Geschaftsmodelle und Nutzerverhalten

Soziologie & Soziale Voraussetzungen der Anwen-dung neuer Technologien und Anwen-dungen

& Implikationen neuer Technologien aufLebenswelt und Gesellschaft

& Genese und Gestaltungsmerkmale neuerTechnologien und Anwendungen

& Strategien okonomischer Akteure,Geschaftsmodelle, Wertschopfungs-ketten

Technische Moglichkeiten und Akzeptanz mobiler Anwendungen 11

und dem ingenieurwissenschaftlich geprag-ten Verstandnis der Informatik ist nichterst das Ergebnis von Internet- oder Mo-bilfunktechnologien. Vielmehr konnte sichim Zuge des Aufkommens der elektro-nischen Datenverarbeitung als Erfolgsfak-tor betrieblicher Prozesse seit den 1950erJahren mit der Wirtschaftsinformatik eineeigene Wissenschaftsdisziplin im Bereichder Schnittstelle zwischen Informatik undBetriebswirtschaft etablieren [Mert02]. Dieinterdisziplinare Arbeit ist daher im For-schungsprofil der Wirtschaftsinformatiktief verankert [MeBo04, 5f.].Aus Sicht derWirtschaftsinformatik kon-

nen zwei Forschungsfragen, sowohl ausProzess- als auch aus Produktperspektive,abgeleitet werden: (1) Inwieweit konnenMobilfunktechnologien betriebliche Ge-schaftsprozesse unterstutzen, und zwar insolcher Form, dass die Ressourceneffizienzinnerhalb der Prozesse verbessert und da-durch die Unternehmensrentabilitat erhohtwird? Und: (2) Welche kommerziellen Ver-marktungsmoglichkeiten der Mobilfunk-technik bzw. solcher Produkte, die auf derGrundlage von Mobilfunktechnik angebo-ten werden, konnen identifiziert werden?(1) Die Frage der Rentabilitatserhohung

eines Unternehmens reprasentiert eine derzentralen Leitfragen der Wirtschaftsinfor-matik. Ein damit eng verknupftes Gestal-tungsziel in der Wirtschaftsinformatik bil-det in diesem Zusammenhang der Einsatzvon Informationstechnologie zum Zweckeeiner „sinnhaften Vollautomation“ betrieb-licher Prozesse [MeBo04]. Eine solcheVollautomation kann durch Mobilfunk-technik beispielsweise in Form einer auto-matischen Lagereingangs- oder Ausgangs-registrierung von Waren und Objekten, diemit kleinen Mobilfunksendern ausgestattetsind [NiWe03], oder in Form eines auto-matischen Flottenmanagements, beispiels-weise fur Fahrzeuge und Reiserouten vonAußendienstmitarbeitern, erreicht werden[GrSc03].Neben dem Problem der Vollautomation

kann daruber hinaus die Frage aufgeworfenwerden, wie relevante Interaktionsbedarfemobiler Akteure mit betrieblichen Infor-mationsprozessen oder Geschaftsprozessenermoglicht werden konnen. Wenn bei-spielsweise ein Geschaftsreisender auf Res-sourcen des unternehmensinternen Netz-werks zugreift, ergeben sich Probleme u. a.hinsichtlich der allgemeinen Integrations-technik verteilter und mobiler Anwendun-gen [vgl. beispielsweise VeCa03], hinsicht-lich der Ergonomie der Benutzeroberfla-chen betrieblicher Informationssysteme furmobile Endgerate [Pate02] sowie hinsicht-

lich der Wahrung von Sicherheit und Ver-traulichkeit kritischer Daten, die ggf. ubereinen ungeschutzten Funkkanal ubertragenwerden mussen. Bestehende Pilotkonzeptebeschaftigen sich in diesem Zusammen-hang beispielsweise mit Mobilfunktech-nologien zur inner- und zwischenbetriebli-chen Prozesskopplung [BeLe03] oder mitmobilen Zugriffsformen fur betrieblicheERP-Systeme [KuDa03].(2) Als einer der Hauptgrunde fur den

bislang maßigen kommerziellen Erfolgmobiler Anwendungen wird haufig dieUnfahigkeit von Dienstanbietern genannt,speziell im Privatkundengeschaft Dienst-konzepte des stationaren Internets an diemobilen Gegebenheiten anzupassen. Mo-bile Endgerate weisen verglichen mit sta-tionaren Endgeraten wie PCs Einschran-kungen hinsichtlich der Ein- und Ausga-bemoglichkeiten sowie der verfugbarenBandbreite im Datenverkehr auf [BiPa00;SmCo03]. Weitere Probleme bilden bislangungeklarte technische und rechtliche Kon-trollfragen in Bezug auf Privatsphare undDatenschutz fur Ortungs- und Identifika-tionstechnologien sowie die anhaltende Ta-rifheterogenitat auf dem Markt fur mobileDatendienste. Die Folge ist, dass dem An-wender Dienste angeboten werden, die ge-genuber den Diensten des stationaren In-ternets keinerlei signifikanten Mehrwertebieten, aber wesentlich teurer in der Nut-zung sind. An der Schnittstelle zwischenInformatik und Betriebswirtschaft ergibtsich daraus die Anforderung an die Be-triebswirtschaft, auf mobile Anwendungs-bedingungen sinnvoll angepasste Ge-schaftsmodelle zu entwickeln [ReNe02].Insofern ist es notwendig, Alleinstel-

lungsmerkmale von Mobilfunktechnikengegenuber dem leitungsgebundenen Inter-net zu identifizieren, um nachhaltigeMarktpotenziale fur deren kommerzielleVermarktung zu finden. Haufig genannteAuspragungen solcher Alleinstellungs-merkmale bilden zum einen der hohe Ver-breitungsgrad in Verbindung mit der gerin-gen Große mobiler Endgerate, was dieVision einer allgegenwartigen Alltags-durchdringung mit Klein- und Kleinstcom-putern pragt (Ubiquitat, vgl. [LeKr02]).Ebenfalls als Erfolg versprechend gilt dieinsbesondere im zellularen Weitverkehrs-funk notwendige Lokalisierung und Iden-tifikation einzelner Teilnehmer, wodurchDienste realisierbar sind, die sich auto-matisch und proaktiv im Hinblick aufidentifizierte Kontexte anpassen sowie ent-sprechend ereignisgesteuert und ggf. auto-nom mit dem Nutzer oder der Umwelt in

Interaktion treten (Kontextspezifitat undDatenproaktivitat [Lehn04; Samu02].Das Erfolgspotenzial derart ortsabhangi-

ger oder kontextadaptiver mobiler Anwen-dungen erscheint immer dann plausibel,wenn das Informationsziel des Nutzers inhohem Maße zeit- oder ortskritisch ist, al-so eine hohe intertemporale Substitutions-tendenz besteht [RaKi02]. Eine denkbareAuspragung solcher kontextkritischer An-wendungen bildet das transaktionale Bei-spiel einer mobil verfolgten Onlineauktion– aber auch durchaus einfachere Unterhal-tungs- und Informationsszenarien, wieFahrplanauskunfte im Zug oder derDownload von Musiktiteln zur �berbru-ckung der Wartezeit (einen �berblick ubermobile Anwendungen mit dem Schwer-punkt auf Transaktionen und Bezahlver-fahren bietet [PoTu04]). WeiterfuhrendeForschungsfragen, die in diesem Zusam-menhang aus Sicht der Wirtschaftsinforma-tik adressiert werden mussen, bilden nichtnur konzeptionelle Nachweise der Um-setzbarkeit von mobilen und kontextadap-tiven Anwendungen, sondern daruber hi-nausgehende Aspekte von realisierbarenGeschaftsmodellen fur die praktische Um-setzung solcher Konzepte beispielsweise inBezug auf Erlosmechanik oder notwendigeWertschopfungskooperationen.

3.2 Forschungsfragen an derSchnittstelle zwischen Betriebs-wirtschaftslehre und Soziologie

Fur die Betriebswirtschaftslehre gilt wiefur jede Realwissenschaft typischerweise,dass keine kompletten, sondern lediglichunvollstandige Hypothesen uber den Un-tersuchungsgegenstand aufgestellt werden.Sobald insbesondere menschliches Verhal-ten beispielsweise in Form einer Nachfra-geprognose betrachtet wird, ist es in der Re-gel nicht mehr moglich, samtliche Anfangs-bedingungen und Einflussgroßen fur eineHypothese zu identifizieren. Stattdessenwird vereinfachend von Ceteris-paribus-Bedingungen ausgegangen, indem be-stimmte Einflussgroßen, wie beispielsweisedie angesprochene intertemporale Substitu-tionstendenz vonNutzern mobiler Anwen-dungen oder die Steigerung von Prozess-effizienz und -effektivitat durch den Ein-satz mobiler Anwendungen im Bereich derbetrieblichen Wertschopfung, als gegebenangenommen werden. Beispiele solcherverkurzter Plausibilitatsanalysen fur denErfolg mobiler Anwendungen finden sichu. a. in [NiPe01], [Zobe01] und [SiMa03].

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12 Thomas Hess u. a.

Vor dem Hintergrund der im voranste-henden Abschnitt angesprochenen Fehl-einschatzung gegenuber dem Erfolg mobi-ler Anwendungen erscheint eine derartigeVereinfachung insofern problematisch, alssich die Suche nach so genannten „Killer-applikationen“ – also nach besonders at-traktiven und Erfolg versprechenden An-wendungsbereichen mobiler Technologien– gemessen am Publikumserfolg dieser An-wendungen ergebnislos verlief [Lehn03].Offener Forschungsbedarf besteht daher inder Untersuchung von Erfolg versprechen-den Anwendungsgebieten mobiler Anwen-dungen im Hinblick auf die Bedurfnisseund das Nutzungsverhalten menschlicherAnwender. Eine interdisziplinare For-schung an den Beruhrpunkten zwischenBetriebswirtschaftslehre und Soziologiemuss sich dabei mit zwei Problemstellun-gen auseinandersetzen: (1) die Unter-suchung des Nutzungsverhaltens und derMarktakzeptanz in Bezug auf bereits aufdem Markt eingefuhrte Anwendungen und(2) die Bestimmung von qualitativen Ab-hangigkeiten der Nutzung mobiler Anwen-dungen mit Bedurfnissen raumlicher Mo-bilitat oder kommunikationsbezogenerErreichbarkeit im Alltagsverhalten mensch-licher Akteure.(1) Wesensmerkmal der sozialwissen-

schaftlichen Forschungsmethodik ist dasFehlen deterministischer Gesetze zur Er-klarung von sozialem Verhalten, damenschliches Handeln sich reflexiv auf diematerielle und soziale Umwelt bezieht unddabei eine Vielzahl unterschiedlicher Ein-fussfaktoren einbezieht. Um soziales Han-deln zu erklaren, finden in der sozialwissen-schaftlichen Forschung sowohl induktiv-statistische (quantifizierende) Methoden alsauch interpretativ-rekonstruktive (qualita-tive) Methoden Anwendung. Methoden derquantifizierenden Sozialforschung konneneingesetzt werden, um das Nutzungsver-halten in Bezug auf eingefuhrte Anwendun-gen zu analysieren. Dabei kommen bevor-zugt Befragungsmethoden zu Einsatz[Krom02, Diek95]. Auch in der kommuni-kationswissenschaftlichen Rezipientenfor-schung haben reprasentative Umfragen inder Medienbranche eine langjahrige Tradi-tion [Medi03]. Beispiel einer Pilotunter-suchung mit analogem Untersuchungs-design bildet die Befragung der FirmaDeTeCon aus dem Jahr 2000 [DiLe01].Um Anhaltspunkte zur Bestimmung der

Marktakzeptanz neuer mobiler Anwen-dungen zu erhalten, werden daruber hinauszum einen Nutzungsbeispiele aus globalenPioniermarkten herangezogen. Haufig be-handeltes Beispiel bildet der Datendienst

i-mode des japanischen Telekommunika-tionskonzerns NTT [Zobe01; DeDe02;Funk02; Funk04]. Analogieschlusse ausderartigen Beispielen fur den deutschenMarkt sind jedoch zwangslaufig durchdie soziale und okonomische Veranke-rung im jeweiligen lokalen Kontext be-grenzt. Zum anderen stutzen sich neuereUntersuchungen auf Evaluationen derAkzeptanz prototypischer Dienstfunktio-nalitaten [AmWe03; RoCe04]. Weiterfuh-rende Forschungsfragen ergeben sich hierinsbesondere im Bereich der Quantifizie-rung psychologischer Abhangigkeiten furdie Nutzung mobiler Anwendungen, bei-spielsweise mit der sozialen Herkunft desNutzers [Eibe04], seinen technischenKenntnissen oder datenschutzrechtlichenBedenken [OlLu04].(2) Mangels breiter Anwendererfahrung

mit mobilen Anwendungen ist aufgrundder fruhen Lebenszyklusphase des Marktseine Quantifizierung des Nachfrage- undNutzungsverhaltens nur bedingt moglichund sinnvoll. Vielmehr ist es notwendig zubestimmen, welche Auswirkungen Be-schrankungen raumlicher Mobilitat oderkommunikationsbezogener Erreichbarkeit(bzw. die Aufhebung dieser Beschrankun-gen durch mobile Anwendungen) auf dasVerhalten ihrer Nutzer haben. Aus der qua-litativen Sozialforschung konnen in diesemZusammenhang als Untersuchungsmetho-den Fallstudien [Yin03; Yin94], Fokus-gruppengesprache [Lamn98] und Evalua-tionsstudien [Bort02] zum Einsatz kom-men. Aus Sicht der Betriebswirtschaftslehrelassen sich – entsprechend der in Ab-schnitt 2.2 dargestellten drei betriebswirt-schaftlichen Einsatzgebiete mobiler An-wendungen – drei Bereiche einer solchenVerhaltensforschung identifizieren: Erstensder Bereich betrieblicher Leistungsprozes-se, beispielsweise in Bezug auf die Unter-suchung des Arbeitsverhaltens von An-gestellten, um zu identifizieren, welchebetrieblichen Handlungskontexte sinnvol-lerweise medial und welche durch raumli-che Mobilitat verknupft werden mussen.Zweitens der Bereich der Markttransaktio-nen, um zu identifizieren, welche Trans-aktionen fur welche Nutzergruppen zeit-kritisch sind, um den quantitativen Nutzender Zeitersparnis sinnvoll in okonomischeMarktransaktionsmodelle zu integrieren.Drittens der Bereich der Produktforschung,beispielsweise in Bezug auf Fragestellungenim Zusammenhang mit der Identifikationvon Informations- und Kommunikations-bedurfnissen raumlich mobiler Nutzer.

3.3 Forschungsfragen an derSchnittstelle zwischen Soziologieund InformatikDie Informatik beschaftigt sich mit derEntwicklung und Gestaltung der tech-nischen Eigenschaften neuer mobiler An-wendungen, wahrend die Soziologie unter-sucht, wie Anwender sich die neuen tech-nischen Eigenschaften aneignen undwelche sozialen und gesellschaftlichen Fol-gen sich ergeben. Zwischen Informatikund Soziologie ergeben sich direkte Be-ruhrungspunkte, weil die technischen Ei-genschaften die Nutzungsmoglichkeitenbestimmen und umgekehrt technische In-novationen auf die Akzeptanz der Anwen-der angewiesen sind. Trotz dieser inhalt-lichen Bezugspunkte ist die Kooperationzwischen der Soziologie und der Informa-tik nicht selbstverstandlich. Am Beispielmobiler Anwendungen wird auf zwei ver-breitete Missverstandnisse zwischen denDisziplinen hingewiesen und Ansatzpunk-te fur eine engere Kooperation benannt.

(1) Die Soziologie enttauscht Erwartun-gen der Informatik, wie auch der anderenIngenieurwissenschaften, die auf eine Prog-nose zukunftiger Anwenderanforderungengerichtet sind und als Zielvorgabe fur dastechnische Design dienen konnten. Aus derSicht der (Technik-)Soziologie ist dies nichtder Soziologie anzulasten, sondern demForschungsgegenstand selbst immanent[Dege02, 46; Ramm00]. Zukunftige Aneig-nungsprozesse – und um solche handelt essich zwangslaufig wahrend des Prozessesder Technikentwicklung – entziehen sichdem empirisch-analytischen Zugriff sozial-wissenschaftlicher Methoden. Die Vorsichtder Sozialwissenschaften im Bezug aufPrognosen beruht auf der Vorstellung, dassder Aneignungsprozess neuer Technolo-gien mit der Herausbildung neuer Nut-zungspraxen verbunden ist. Er ist – wie so-ziales Handeln generell – nicht determi-niert. Zudem ist der Aneignungsprozesssozial gepragt. Dies gilt in besondererWeisefur Kommunikationsanwendungen. Ausder Vielzahl technisch moglicher Eigen-schaften werden im Prozess der Aneignungeinige wenige ausgewahlt. Die Gestalt derTechnik und die Richtung ihrer weiterenEntwicklung wird auf dieseWeise durch so-ziale und gesellschaftliche Prozesse geformt[Ramm00, 57; BiHu87; BiLa94]. Das Er-gebnis dieser komplexen sozialen Prozesselasst sich nicht zuverlassig vorhersagen.

(2) Die Informatik, wie insgesamt die In-genieurwissenschaften, spezifizieren tech-nische Eigenschaften in einer Form, ausder weder Soziologen noch Anwender un-

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Technische Moglichkeiten und Akzeptanz mobiler Anwendungen 13

mittelbar Nutzungseigenschaften ableitenkonnen. In Bezug auf den Entwicklungs-prozess mobiler Anwendungen wird diesz. B. in der Definition von Mobilitatsfor-men deutlich. Personen- und Endgerate-mobilitat sind noch relativ leicht auf realeMobilitatsformen zu ubertragen. Ob undwofur der Anwender Dienst- und Sit-zungsmobilitat benotigt, ist schon schwie-riger zu entscheiden. Damit konkrete An-gebotsformen dieser Konzepte fur Anwen-der vorstellbar werden, benotigen sie eine,�bersetzung‘ in die Welt des Anwenders.Moglicherweise zahlen sich solche �ber-setzungsanstrengungen auch fur die Infor-matik aus. Eine Form der ,�bersetzung‘ istz. B. die Entwicklung von Prototypen undderen Test mit potentiellen Anwendern.Dies ware zudem eine Moglichkeit, umAnwender systematisch in den Entwick-lungsprozess einzubeziehen.(3) Ein Ansatzpunkt fur Kooperations-

bemuhungen aus beiden Disziplinen

scheint gegenwartig die Konstruktion undAnalyse von Anwendungsszenarien undAnwendungsfallen zu sein. Selbst wenndiese aus Perspektive der jeweiligen Dis-ziplin unterschiedlich definiert werden,birgt diese Vorgehensweise den unschatz-baren Vorteil der Vergegenstandlichungunterschiedlicher Logiken und Sprachen.Erste bereits in diese Richtung tendierendeBeispiele lassen sich im Rahmen tech-nischer Standardisierungsgremien finden.So orientiert sich die Open Mobile Alliance(OMA) [OMA04] als wichtiges Standardi-sierungsorgan im Bereich mobile Anwen-dungen mit ihren Working Groups undCommittees an Nutzungsszenarien unddamit an den Bedurfnissen mobiler Nutzer.Statt technischer Aspekte werden hier ins-besondere marktorientierte Nutzungssze-narien wie Gaming Services, Presence andAvailability oder Mobile Commerce andCharging als Leitfaden fur die Standardi-sierung und Technologieentwicklung in

den Vordergrund gestellt. Ein vergleich-bares Vorgehen findet sich im Rahmen derSpezifikation der Nahbereichsfunktech-nologie Bluetooth. Hier werden Anwen-dungsfalle, so genannte „Nutzungsprofile“[BSIG04], als Entwicklungspfade ange-wendet. Diese Profile beschreiben spezielleInteroperabilitaten fur eine funkgestutzteVernetzung beispielsweise von mobilenEngeraten mit Peripheriegeraten und un-terliegen einem strengen Qualifizierungs-prozess seitens der Bluetooth-Interessens-gemeinschaft.Sowohl bei OMA als auch bei der Blue-

tooth-Entwicklung sind die benannten An-wendungsfalle auf den jeweiligen Standar-disierungsbereich beschrankt. Um einendaruber hinausgehenden Beitrag zur Iden-tifikation sinnvoller Anwendungsszenarienmobiler Anwendungen leisten zu konnen,konnte die Soziologie ubergreifende An-wenderprobleme oder -bedurfnisse identi-fizieren und mit diesen Anforderungen ak-

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MobileAnwendungen

Informatik BWL

Soziologie

• Personenmobilität• Dienstmobilität• Gerätemobilität• Sitzungsmobilität

• Unterstützung der Wert-schöpfung und von Markt-transaktionen

• Mobile Informationsgüter

• Formen räumlicher Mobilität• Internetnutzung und Verhältnis

zu räumlicher Mobilität• Moderne Kommunikations-

formen als mediale Erweiterungsozialer Räume

• Rentabilitätserhöhungmittels mobiler Anwendungen

• Vermarktungsmöglichkeitenmobiler Anwendungen

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Nutzungsverhalten

und

Marktakzeptanz

•Abhängigkeiten

zwischen

Nutzung

undBedürfnissen

räumlicher Mobilität

Bild 4 Aktuelle Forschungsfragen und interdisziplinare Ansatze im Graphenmodell

14 Thomas Hess u. a.

tiv an technologischen Entwicklungen par-tizipieren.

4 Zusammenfassung undAusblick

Die vorliegende Bestandsaufnahme desKonzepts der mobilen Anwendungen ausdem Blickpunkt der unterschiedlichen wis-senschaftlichen Disziplinen spiegelt dieKomplexitat eines interdisziplinar verfolg-ten Forschungsansatzes wider. So wurdezunachst anhand der einzelnen Wissen-schaftsdisziplinen aufgezeigt, welches Ver-standnis von mobilen Anwendungen je-weils zugrunde gelegt wird, welche Fra-gestellungen beantwortet werden sollenund auf welchen bereits vorliegenden Er-kenntnissen dabei aufgebaut werden kann.Da die Fragestellungen der Disziplinennicht unabhangig voneinander betrachtetwerden konnen, sondern in einigen Berei-chen interdependent sind, wurden im Fol-genden mogliche interdisziplinarere For-schungsfragen aufgezeigt. So wurde gleich-zeitig die Notwendigkeit fur einenvertieften interdisziplinaren Forschungs-ansatz dokumentiert.Bild 4 zeigt im �berblick die zentralen

Fragestellungen, die derzeit im Rahmender drei Fachdisziplinen behandelt werden,und Forschungsfragen, die bisher in bilate-ralen Anknupfungspunkten identifiziertwurden. Mit der Wirtschaftsinformatik hatsich zwischen der BWL und der Informa-tik die interdisziplinare Zusammenarbeitbereits am weitesten etabliert. Auch zwi-schen der BWL und der Soziologie findet,wenn auch in etwas eingeschrankteremRahmen, bereits ein Austausch von For-schungsergebnissen statt. Die Bezuge ander Kante zwischen Soziologie und der In-formatik ist bisher noch am schwachstenausgepragt. Hier bestehen nach der Auffas-sung der Arbeitsgruppe noch Verbes-serungspotenziale. Die im vorliegendenBeitrag erfolgte deskriptive Aufarbeitungder bisherigen Erkenntnisse zu mobilenAnwendungen bildet eine Grundlage furweitere Forschungsarbeiten gerade an denSchnittstellen der verschiedenen Wissen-schaftsdisziplinen.Zur weiteren Vertiefung der bisher ge-

wonnen Erkenntnisse und mit Hinblickauf deren Transfer in die Praxis arbeitet dieArbeitsgruppe im nachsten Schritt an einersystematischen Untersuchung von Best-Practice-Beispielen zum Untersuchungs-gegenstand „mobile Anwendungen“. Hier-

zu wird zunachst ein Kriterienkatalog zurAnalyse bestehender mobiler Anwendun-gen erstellt. Dieser zielt auf die Erfassungder hier skizzierten interdisziplinarenAspekte ab und wird neben technischensowohl okonomische als auch soziologi-sche Kriterien aufgreifen. In einem nachs-ten Schritt werden Best-Practice-Kandida-ten aus einer moglichst breiten Domanen-palette identifiziert und anhand desentwickelten Kriterienkatalogs bewertet.Herausragende und pragnante Beispielemobiler Anwendungen werden anschlie-ßend in Form einer Studie dokumentiert.Ziel dieser Best-Practice-Sammlung ist dieIdentifikation von Strukturmustern undErfolgsfaktoren fur technisch machbare,okonomisch sinnvolle und von Nutzernakzeptierte mobile Anwendungen. Die Ar-beitsgruppe hofft, auf diese Weise einenWissensbeitrag zu liefern, der es den Ak-teuren ermoglicht, induktiv Ruckschlusseauf den eigenen Handlungsraum zu ziehenund so die erfolgreiche Adoption mobilerAnwendung weiter zu unterstutzen.

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Abstract

Mobile Applications – An Interdisciplinary Challenge

Mobile data communication applications, referred to in this paper as mobile applications,were one of the technological innovation and investment targets in recent years. From thepast it became obvious that mono-disciplinary approaches to investigate mobile applica-tions have shortcomings when it comes to successful innovation and investment decisions asinterdependencies are insufficiently addressed. The paper therefore aims at structuring thescientific contributions of computer science, business economics and sociology in the contextof mobile applications to approximate a holistic understanding comprising technologicalfeasibility, economic opportunities and human needs.

Keywords: Interdisciplinary Research, Mobile Business, Mobile Applications

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