Teil II NS-Ideologie 1. NS-Ideologie: berblick

2. Zur Geschichte des Antijudaismus und Antisemitismus

3. Antiziganismus

4. Theorien zu Nazismus und Faschismus

5. Psychologische Erklrungsanstze

6. Anstndig geblieben? NS-Moral

Schlssel-Szenen

Einleitendes zu Themenblock II Im Grunde geht es in diesem Themenblock um die NS-Ideologie einerseits und um einen berblick ber Theorien und Erklrungsversuche der NS-Verbrechen und der NS-Zeit anderseits. Bei der Darstellung der NS-Ideologie geht es vor allem um ein Verstndnis des NS-Rassismus, aber auch um die Strke der NS-Ideologie durch die Nutzung und Prgung vorhandener Formen der Diskriminierung. Es werden weiterhin, wenn auch sehr knapp, Fragen der Nutzung des Nationalismus, klassischer autoritrer Strukturen und des Frauenbildes angesprochen. Die Darstellung der Vorgeschichte der Judenfeindschaft nimmt einen groen Raum ein. In der Tat spielte der Antisemitismus in der NS-Propaganda eine ganz zentrale Rolle, wobei gezielt auf antijudaistische und antisemitische Vorlufer der NS-Ideologie zurckgegriffen wurde. Das wird besonders deutlich beim Rckgriff auf Martin Luther. Die Schwierigkeiten einer knappen Darstellung der Analysen und Theorien ber den NS sind enorm. Unterschiedliche Theorien zu Nazismus und Faschismus, also vor allem konomische und soziologische Theorien knnen und sollen ergnzt werden durch psychologische Analysen und Thesen. Dass gerade hier Diskussionen und Kontroversen ausgetragen werden mssen, liegt auf der Hand und ist angestrebt. In diesem Sinne sind auch die berlegungen ber die Bedeutung einer moralisch aufgeladenen Atmosphre in der NS-Zeit, ber NS-Moral und das Diktum von den anstndig Gebliebenen als weiterfhrender Forschungsansatz, der direkt in denBereich der NS-Pdagogik berleitet, zu verstehen. Fakten ohne Fragen nach Ursachen und Grnden, ohne Fragen nach kausalen Zusammenhngen gengen nicht. Aber gerade fr theoretische Erklrungen gilt das berwltigungsverbot, also die Darstellung unterschiedlicher Grundpositionen und das Ermglichen, ja Befrdern von kontroversen Debatten, ohne die eigene Position von der Diskussion auszuschlieen.

Apl. Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer Goethe-Universitt FFM

NS-Ideologieberblick

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Hitlers Buch Mein Kampf

Hitlers Mein Kampfwar zusammen mit Ernst Kriecks Nationalpolitische Erziehung u.a. Schulungsschrift im NS-Lehrerbund in den einzelnen Schulen.

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Bedeutung und Wirkung von Mein Kampf in der Lehrerschaft

Hitler als Person ist nicht so wichtig, aber:

Zentrale Passagen wurden immer und immer wieder in der Presse zitiert.

Niemand hat Mein Kampf gelesen ? Von allen Berufsgruppen ist es von daher sehr wahrscheinlich die Lehrerschaft, die sich am intensivsten mit diesem nazistischen Buch der Bcher auseinandergesetzt hat. (Vor allem Abschnitt Erziehungsgrundstze des vlkischen Staates. S. 451-454)

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Vier Kernpunkte der NS-Ideologie und des Erziehungsprogramms in Mein Kampf

1) deutsche Untertanen 2) Sozialdarwinismus/Biologismus 3) Nationalismus 4) Rassismus

Rolle des Antisemitismus fr die NS-Ideologie

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1) Der deutsche Untertan: nicht mehr frei, aber glcklich

Wenn Hitler ber Erziehung spricht, fllt zunchst auf, dass er Begriffe whlt wie hineinhmmern, hineinbrennen, heranzchten. Auch vom gegebenen Menschenmaterial ist die Rede. Hitlers Ideal ist der widerspruchslos Gehorchende.

Er soll lernen, zu schweigen, nicht nur, wenn er mit Recht getadelt wird, sondern soll auch lernen, wenn ntig, Unrecht schweigend zu ertragen.(Hitler 1937: Mein Kampf, S. 459)

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...und sie sind glcklich dabei.

Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum ersten Male berhaupt eine frische Luft bekommen und fhlen, dann kommen sie vier Jahre spter vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre. ... dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind, und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs Monate geschliffen ...

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... und sie sind glcklich dabei.

... und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassen- und Standesdnkel da oder dort vorhanden sein sollte, das bernimmt die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre. Und wenn sie nach zwei, drei oder vier Jahren zurckkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rckfllig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und sie sind glcklich dabei.(Adolf Hitler, Rede vor Kreisleitern in Reichenberg am 2.12.1938. Abgedruckt im Vlkischen Beobachter vom 4.12.1938)

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2) Der Sozialdarwinismus: Sieg des Strkeren

Hitler berief sich bei der Untermauerung seiner Theorien hufig direkt auf die Natur als angeblich unangreifbare Autoritt. Diese verlange den Sieg des Strkeren und die Vernichtung des Schwachen oder seine bedingungslose Unterwerfung.(Hitler 1937: Mein Kampf, S. 372)

Diese sozialdarwinistische bertragung der Gesetzmigkeiten aus der Tierwelt auf die Menschen als Richtlinien fr die menschlichen Beziehungen, die in ihren Grundlagen nicht nur dem Nazismus eigen ist, birgt in sich eine gefhrliche Anziehungskraft.

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Wolfsgesetz

Recht des Strkeren als Erklrungsmodell fr die Gesellschaft und menschliches Handeln

Wolfsmetapher war beliebtes Bild der Nazi-Propaganda zur Veranschaulichung des Fhrerprinzips und des Rudels

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3) Der deutsche Nationalismus: unbedingt berlegen...

Hitler zur Erziehung des Jugendlichen: Seine gesamte Erziehung und Ausbildung mudarauf angelegt werden, ihm die berzeugung zu geben, anderen unbedingt berlegen zu sein.(Hitler 1937: Mein Kampf, S. 456)

Mit Hilfe einer nationalistisch-rassistischen Schmeichelei lernten die sogenannten arisch-deutschen Herrenmenschen, auf etwas stolz zu sein, fr das sie nichts konnten: Sie erfuhren, dass ihre angebliche berlegenheit ihnen von Geburt an im Blut gelegen habe.

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Unerschtterliches Nationalgefhl

Unterrichtsziel Hitlers:Planmig ist der Lehrstoff nach diesen Gesichtspunkten aufzubauen, planmig die Erziehung so zu gestalten, da der junge Mensch beim Verlassen seiner Schule nicht ein halber Pazifist, Demokrat oder sonst was ist, sondern ein ganzer Deutscher. Dann wird dereinst ein Volk von Staatsbrgern erstehen, miteinander verbunden und zusammengeschmiedet durch eine gemeinsame Liebe und einen gemeinsamen Stolz, unerschtterlich und unbesiegbar fr immer.(Hitler 1937: Mein Kampf, S. 474)

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Nationalismus MilitarismusVolk ohne Raum

Parole vom Volk ohne Raum als direkte Aufforderung zum Krieg, um:dem deutschen Volk den ihm gebhrenden Grund und Boden auf dieser Erde zu sichern.

Offene Forderungen: die Vernichtung Frankreichs, die Unterwerfung Russlands und der ihm untertanen Randstaaten. (Hitler 1937: Mein Kampf, S. 689, S. 739, S. 766, S. 742)

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(4) Die Erziehung zur Blutreinheit gegen die auereuropischen Rassen

Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit des vlkischen Staates muss ihre Krnung darin finden, dass sie den Rassesinn und das Rassegefhl instinkt- und verstandesmig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt. Es soll kein Knabe und kein Mdchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis ber die Notwendigkeit und das Wesen der Blutreinheit gefhrt worden zu sein.(Hitler 1937: Mein Kampf S. 475 f.)

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NS-Frauenbild

Frauenbild und Mnnerbild: Kern der Methode der NS-Propaganda bestand im LOB (Ausnutzung der Minderwertigkeits-gefhle)

Ideologie und Realitt: Frauen erst an den Herd, nachher Mnner an die Front und Frauen in die Kriegswirtschaft.

Besondere Rolle des BDM Abstand zur Familie

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NS-Frauenbild

NS-Tter an der Front / NS-Tterinnen vor allem im sozialen Bereich (Mithilfe

bei Euthanasie) Probleme der Differenzierung: Inwiefern

waren Deutsche Frauen Opfer des NS-Systems?

Welche Frauen wurden wirklich direkt Opfer der NS-Ideologie? (Die wirklich verfolgten Frauen des NS-Regimes)

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Mnnerbild im Kontrast

Patriarchalische Grundmuster Verstrkung durch Militarismus Neu im NS: Bild des arischen Mannes

(blonde Bestie)

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NS-Frauenbund

Ursprnglich nichts Neues: Mutter, Pflicht, Opferbereitschaft, Selbstlosigkeit sind zentrale Begriffe, dazu nun arisch und Rassenreinheit

Ich wrde mich schmen, ein deutscher Mann zu sein, wenn jemals, im Falle eines Krieges, auch nur eine Frau an eine Front gehen msste! Denn die Natur hat die Frau nicht dafr geschaffen. (Adolf Hitler, Mnchen 1935)

Durch den Krieg vernderte Rolle: Arbeit in Rstungsbetrieben, Aufstiegsmglichkeiten

Problem der Behauptung Krieg diente indirekt der Emanzipation der Frau

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Der Fhrer entwickelt ganz neue Gedanken ber unsere Stellung zur Frau. (...)Der Mann ist Organisator des Lebens, die Frau seine Hilfe und sein Ausfhrungsorgan. Diese Auffassungen sind modern und heben uns turmhoch ber alles deutschvlkische Ressentiment.Joseph Goebbels: Tagebcher, 29. Mrz 1932

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Hitler zur Frauenemanzipation

das Wort von der Frauenemanzipation ist ein nur vom jdischen Intellekt erfundenes Wort. Wir empfinden es nicht als richtig, wenn das Weib in die Welt des Mannes eindringt, sondern wir empfinden es als natrlich, wenn diese beiden Welten geschieden bleiben.(Hitler auf dem Reichsparteitag der NSDAP am 8. Sept