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Teilchenphysik: Stand und Perspektiven 142.095 (TU), , 260152 (Universität) Claudia-Elisabeth Wulz Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften c/o CERN/PH, CH-1211 Genf 23 Tel. 0041 22 767 6592, GSM: 0041 76 487 0919 E-mail: [email protected] http: //home.cern.ch/~wulz TU und Universität Wien, 5. März 2012 tp://wulz.home.cern.ch/wulz/Vorlesung/Perspektiven2_2012.pdf Teil 2

Teilchenphysik: Stand und Perspektiven

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Teilchenphysik: Stand und Perspektiven . http://wulz.home.cern.ch/wulz/Vorlesung/ Perspektiven2_2012. pdf. 142.095 (TU ), , 260152 ( Universität ) Claudia-Elisabeth Wulz Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften c/o CERN/PH, CH-1211 Genf 23 - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Teilchenphysik: Stand und Perspektiven

142.095 (TU), , 260152 (Universität)

Claudia-Elisabeth Wulz

Institut für Hochenergiephysik derÖsterreichischen Akademie der Wissenschaften

c/o CERN/PH, CH-1211 Genf 23

Tel. 0041 22 767 6592, GSM: 0041 76 487 0919E-mail: [email protected]

http: //home.cern.ch/~wulz

TU und Universität Wien, 5. März 2012

http://wulz.home.cern.ch/wulz/Vorlesung/Perspektiven2_2012.pdf

Teil 2

Page 2: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

TeilchendetektorenKein einzelner Detektor ist optimal, um gleichzeitig Zeit, Position, Impuls und Energie von Teilchen zu messen sowie sie zu identifizieren.

Photonen

Elektronen

Myonen

Pionen, Protonen

Neutronen

innen ... außen ...

DetektorTracker Elektrom. Hadron- Myonsystem

Kalorimeter kalorimeter

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Page 3: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Transversalschnitt durch CMS

3http://cms.web.cern.ch/cms/Detector/FullDetector/index.html

Page 4: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Zeitmessung

Geladene Teilchen erleiden Energieverlust durch Anregung und Ionisierung von Atomen im Detektormedium. Ein Teil der Anregungsenergie erscheint in geeigneten Medien als sichtbares Licht, das in Lichtleitern durch Vielfachreflexion zu einem Auslesegerät transportiert werden kann -> Szintillationszähler. Photoelektronenvervielfacher (“Photomultiplier”, “PM”) sind oft verwendete Auslesegeräte. Die Dauer der elektrischen Pulse kann einige ns betragen (organische Szintillatoren, Wellenlängenschieber notwendig)! Zeitauflösung bis zu 200 ps -> Verwendung im Trigger!Verwendung als Koinzidenzzähler und zur Strahldefinition.Probleme: Anpassung der Szintillatorgeometrie an den PM sowie Arbeit in Magnetfeldern.

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Page 5: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Photoelektronenvervielfacher

]

Glühkathode (Photokathode)

Licht vomSzintillator 1. Dynode

…………. Anode

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Page 6: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Photoelektronenvervielfacher

Photokathode: e werden durch Photoeffekt frei. Dynoden: Sekundäremissionselektroden mit sukzessive wachsender PotentialdifferenzPM’s haben i.a. 10 bis 14 Stufen. Verstärkungsfaktoren (“Gain”) bis zu 108 können erreicht werden. Die verschiedenen Spannungen an den Dynoden werden durch Spannungsteiler erzeugt. Die Effizienz für Photoelektronenkonversion an der Kathode hängt stark von der Frequenz des einfallenden Lichtes sowie vom Material ab.

Für die meisten Metalle ist h < 0.1%! Halbleiter haben h zwischen 10 und 30%. GaP (dotiert mit Zink und Cäsium) hat h ≈ 80%! h ist für ca. 400 nm Wellenlänge am größten.

Anz. der freigewordenen Photoelektronen

Anz. der auf die Kathode treffenden Photonen (l)Quanteneffizienz h(l) =

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Page 7: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Eigenschaften einiger SzintillatorenNaI(Tl) BGO CsI(Tl) Polystyren

+p-terphenyl

Zerfallszeit / ns 250 300 1000 3lmax (nm) 410 480 565 355Relative Lichtausbeute 1.0 0.15 0.40 0.13

Szintillatoren erzeugen große Ausgangspulse mit kurzer Anstiegszeit. Jedoch ist die räumliche Auflösung schlecht, da keine klare Korrelation zwischen Teilchentrajektorie und Puls besteht.Braucht man räumliche Information, ordnet man mehrere kleine Szintillationszähler in einem “Hodoskop” an. Um z.B. einen Strahl genau zu definieren, nimmt man mehrere Zähler in Koinzidenz (“Beam Telescope”). Vor allem in Teststrahlen (Test Beams) von Bedeutung.

Strahldefinition

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Page 8: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Pion-Zerfall in photographischer

EmulsionGrundlage: Ionisation.Ionisationsprodukte werden auf Elektroden gesammelt oder die Ionisationsspur wird sichtbar gemacht.

Historische Beispiele: photographische Emulsionen, Nebelkammer, Blasenkammer

Emulsionen haben Auflösung < 1 mm, sind aber kontinuierlich sensitiv, und die Ereignisse müssen mit dem Mikroskop gesucht werden!

C. Lattes et al., Nature 159 (1947) 694

Ortsmessung

p

600 mm

m

e

p+ -> m+ + nm

m+ -> e+ + ne + nm-

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Page 9: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

K+

m+

3 cm Blei}

Geladenes V-Ereignis: K+ -> m + + nm

Rochester & Butler, Nature 160 (1947) 855

Wilson’sche Nebelkammer

Kondensation von Wasserdampf schneller bei Anwesenheit von Ionen. Gefüllt mit Luft, die mit Wasserdampf fast gesättigt ist. Bei Expansion: Luft wird kühler, Tröpfchenbildung entlang Spuren von Ionen, die durch durchgehende geladene Teilchen verursacht wurden. Sensitiv nur während der Expansionszeit, lange Totzeit danach. 1952 durch Blasenkammer ersetzt. Diese ist gefüllt mit Flüssigkeit statt mit Gas, wodurch sie auch als Target dienen konnte.

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Page 10: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Big European Bubble Chamber (BEBC)

Photo: CERN10

Page 11: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Blasenkammerereignis (neutrale Ströme)

Photo: CERN11

Page 12: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Proportionalkammern

104 bis 105 V/cm -> Anzahl der Sekundärelektronen ist proportional zur Anzahl der Primärionenpaare (≈ 105 / Primärionenpaar).

r… Radialabstand, a … Zylinderradius, b … Drahtradius) Gasgefüllt, z.B. mit Argon. “Quenching” - Komponente (z.B. Methan) für höhere Spannungen nötig, um die Ausbreitung von Elektronen bzw. Ionen zu stoppen.

Proportionalzählrohr+V0

Signal

Anodendraht

Kathode

1 V0E =

r ln(b/a) _ _____

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Page 13: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Gasverstärkungsbereiche

13Ionen pro Primärpaar für typischen Detektor mit 1 Draht für stark (a-Teilchen) und schwach (Elektron) ionisierende Teilchen

Page 14: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Charpak (1968, Nobelpreis 1993): viele Anodendrähte zwischen zwei Kathodenplatten. Ortsauflösung: ≈ 300-500 mm, Zeitauflösung ≈ 30 ns.

Multiwire Proportional Chamber (MWPC)

L ≈ 5-8 mm, d ≈ 1-2 mm, Drahtdurchmesser 20-40 mm

Äquipotential- und Feldlinien in MWPC

Kathode

Anoden-drähte

Kathode

Nur 1 Koordinate durch Adressen der getroffenen Drähte!

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Page 15: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Messung der zweiten Koordinate

x-y (u-v) - Konfiguration

Multiwire Proportional Chamber (MWPC)

Gekreuzte Drahtebenen

“Geistertreffer”, daher nur für niedrige Multiplizitäten

“Charge Division” y

L

TeilchenspurAnodendraht

ADC(Analog/Digital -

Konverter)

QB QAADC

y QA___ = ___________

L QA+ QB

y___) ≈ 0.4 % s ( L 15

Page 16: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Multiwire Proportional Chamber (MWPC)

Photo: CERN16

Page 17: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Driftkammer

Ersatz von MWPC. Auflösung 100-200 mm.

Szintillationszähler startet einen Timer (TDC) und definiert t0 .t1 ist die Ankunftszeit der Elektronen am Anodendraht.vD muß möglichst konstant sein. TypischeWerte um 5 cm/ms.Eine Driftzelle ist typischerweise einige cm lang bzw. breit.

to

t1

Driftzelle

t0

t1

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Page 18: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Driftkammer

Driftkammern gibt es in planaren (z.B. CMS-Experiment am CERN) und zylindrischen Anordnungen (“Jetkammern”, z.B. OPAL-Experiment am CERN).

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Page 19: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Driftkammer

Straw Tracker des ATLAS-Experiments

Photo: CERN19

Page 20: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Streamerkammer

Gasverstärkung 108 Elektronen pro Primärionenpaar -> “Streamermode” (lokales Plasma) -> durch Rekombination von Ionen entsteht sichtbares Licht von den Streamern -> elektrischer Puls. Elektroden sind parallele Platten, HV 10-50 kV/cm mit Pulslänge von 3 - 50 ns ergibt Streamer von einigen mm Länge. Auflösung ca. 200 mm. Elektrisches Analogon zur Blasenkammer.

Photo: CERN20

Page 21: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Resistive Plate Chamber (RPC)

Abgeleitet von Proportionalkammern. Arbeitspunkt nahe dem Streamer Mode (starke Photonemission).

Elektroden z.B. aus Bakelit (r ≈ 109-1010 Wcm) mit Graphitbeschichtung. Zeitdispersion: ≈ 1-2 ns -> geeignet zum Triggern!RPC’s gibt es auch in Anordnungen mit mehreren Gasgaps. Dadurch erreicht man bessere Effizienz und zeitliche Auflösung. 21

Page 22: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Time Projection Chamber (TPC)

3-dimensionaler Spurendetektor, der auf Ideen der MWPC und der Driftkammer basiert. Hauptsächlich in Verwendung bei e+e- - Collidern und Ionenexperimenten. Die TPC besteht aus einem großen, gasgefüllten Zylinder mit einer dünnen HV-Elektrodenplatte in der Mitte -> uniformes E-Feld. Zusätzlich wird ein paralleles B-Feld angelegt. An den Stirnseiten des Zylinders sind Sektoren von Ebenen aus Anodendrähten angeordnet (Endkappen). Parallel zu jedem Draht liegen Kathodenpads. Die durch den Durchgang eines Teilchens erzeugten Elektronen driften zu den Endkappen. 1 Koordinate ist durch die Position der getroffenen Anode gegeben, die 2. durch das auf den Kathodenpads induzierte Signal. Die 3. Koordinate entlang der Zylinderachse ist durch die Driftzeit der Ionisationselektronen gegeben. Man erhält viele Raumpunkte entlang einer Spur. Zur Vermeidung von Diffusion ist das Magnetfeld vorhanden. Signalamplituden an den Endkappen sind proportional zum Energieverlust dE/dx. Der Impuls kann aus der Krümmung bestimmt werden -> Teilchenidentifikation.

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Time Projection Chamber (TPC)

Kathodenpads

Anodendrähte

Endkappen

DriftendeElektronen

Hochspannung

Elektronendriften

Elektrisches Feldparalleles Magnetfeld

Teilchen

Hochspannungs-ebene

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Page 24: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Time Projection Chamber (TPC)

ca. 1000 Spuren24

Page 25: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Halbleiterdetektoren

Ohne Sperrspannung findet anfangs eine Diffusion von Löchern zur n-Region und von Elektronen zur p-Region statt. Die diffundierenden Elektronen füllen Löcher in der p-Region, die Löcher fangen Elektronen in der n-Region. Da n- und p-Regionen ursprünglich elektrisch neutral waren, entsteht Aufladung beiderseits des pn-Übergangs. p-Region wird negativ, n-Region positiv. Dadurch entsteht ein Feldgradient, der schließlich die Diffusion aufhält. Es entsteht eine Zone, die frei von mobilen Ladungsträgern ist.

n p+ -

Abreicherungszoneohne Vorspannung

Abreicherungszonemit Vorspannung

p-n Übergang mitSperrspannung

Dotation:n: As, P, Sb (5 Valenzel.)p: Ga, B, In (3 Valenzel.)

Bei Halbleiterdetektoren spielen Elektron-Loch-Paare die Rolle von Ionenpaaren in Gasdetektoren.

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Page 26: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Halbleiterdetektoren

Durch Anlegen einer Sperrspannung (ca. 100V) wird die dünne Abreicherungszone auf den ganzen Bereich ausgedehnt.

Durch Energieabgabe in der abgereicherten Zone (durch durchgehende geladene Teilchen) entstehen freie Elektron-Loch-Paare. Elektronen werden aus dem Valenzband in das Leitungsband gehoben, es entsteht ein Loch im Valenzband. Im elektrischen Feld driften die Elektronen und Löcher zu den Elektroden - es entsteht ein messbarer Strom.

Das gemessene Signal ist proportional zur Ionisation.Elektron-Loch-Paare spielen also die Rolle von Elektron-Ionen-Paaren in Gasdetektoren.

Die zur Ionisation nötige Energie ist aber ca. 10 mal kleiner als für Gasionisation. Dadurch wird bessere Auflösung als in Gasdetektoren erzielt.

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Page 27: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Silizium-Mikrostrip-Detektoren

Diese werden als Präzisionstracker benützt. Sehr gute Auflösung, bis zu 5 mm (durch “Charge Division”).

Rauminformation durch Segmentierung der p-Schicht -> einseitiger Mikrostripdetektor. Doppelseitige durch zusätzliche Segmentierung der n-Schicht.

Auslesestreifen

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Page 28: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Silizium-Mikrostrip-Detektoren

Zwei 15x15 cm2 Silizium-Mikrostrip-Detektoren mit Auslesechip(CMS-Experiment)

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Page 29: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Silizium-Mikrostrip-Detektoren

Tracker des DELPHI-Experiments

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Page 30: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Ereignis im DELPHI-Vertexdetektor

1.2 M Zellen

Hitauflösung10 mm im Barrel 0.0 7.5 cm

Silizium-Mikrostrip-Detektor als Vertexdetektor

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Page 31: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Silizium-Pixel-Detektoren

• Diodenmatrix aus Silizium• Ausleseelektronik mit gleicher Geometrie• Verbindung durch Bump Bonding• Als Präzisionsvertexdetektoren verwendet

16x24 Pixel-Matrix (BELLE)

50 mm

100 mm

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Page 32: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Der Impuls wurd durch Messung der gekrümmten Bahnen geladener Teilchen im Magnetfeld festgestellt -> Spektrometer. Bei Collidern um den Wechselwirkungspunkt angeordnet.

Impulsmessung

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Page 33: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Magnetfeldkonfigurationen

Dipol

Solenoid

• DipolFeldlinien normal zurStrahlrichtung. Beste Impulsauflösung für Teilchen in Vorwärtsrichtung. Oft in Fixed Target Experimenten.

• SolenoidFeldlinien parallel zurStrahlrichtung. Beste Impulsauflösung für Teilchen in normal zur Strahlrichtung.

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Page 34: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Magnetfeldkonfigurationen von ATLAS und CMS

ATLASToroide + zentrales Solenoid

CMSlanges Solenoid

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ATLAS-Detektor

A Toroidal LHC Apparatus 35

Page 36: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

CMS-Detektor

Compact Muon Solenoid36

Page 37: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Kalorimeter messen Energie und Position.Prinzip: totale Absorption. Messung von geladenen und neutralen Teilchen möglich. Während der Absorption tritt das Teilchen mit dem Absorbermaterial in Wechselwirkung, erzeugt Sekundärteilchen, die weitere Teilchen erzeugen -> Kaskade (Schauer). Deshalb heißen Kalorimeter auch Schauerzähler.Der Schauer entwickelt sich hauptsächlich in Längsrichtung. Kleinere transversale Komponente durch Vielfachstreuung und Transversal-impulskomponenten der erzeugten Teilchen.

Energiemessung

L

rQ

q0 = qRMS = <q2>1/2 , rRMS = Lq0

q0 = _____________ q √ L/X0 {1+0.038 ln(L/X0)} 13.6 MeVbcp

X0 … Strahlungslänge q …. Ladung

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Page 38: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Kalorimeter sind zum Nachweis hochenergetischer Teilchen besonders geeignet. Der Absorptionsprozeß ist ein statistischer Prozeß, deshalb gilt bei hohen Energien:

Es gibt 2 Grundtypen von Kalorimetern:homogene und SandwichkalorimeterHomogene KalorimeterAbsorber und Detektor in einem, z.B. Bleiglas. Nur elektromagn. Kal. SandwichkalorimeterAbsorber (Pb, Fe, Cu, …) und Detektor (Szintillator, …) in abwechselnden Schichten (“Sampling-Kalorimeter”).

Kalorimeter dienen normalerweise zum Nachweis von nur einer Teilchenart (e/g, Hadronen). Eigenschaften von elektromagnetischen und hadronischen Schauern sind nicht gleich.

Energiemessung

_____ ~ ___DE 1E √ E

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Page 39: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Elektromagnetische Schauer

Hochenergetische e+/e-: Energieverlust hautpsächlich durch Bremsstrah-lung. Hochenergetische Photonen: Energieverlust hauptsächlich durch Paarerzeugung. Es entsteht eine Kaskade von e+/e--Paaren und Photonen, bis die Energien der Sekundärelektronen unter die kritische Energie Ec fallen, bei der Ionisationsverluste gleich den Bremsstrahlungsverlusten werden (Ec ≈ 600 MeV/Z).

Transversale Ausdehnung eines elektromagnetischen Schauers (95% des Schauerkonus ist in einem Zylinder mit Radius 2 RM enthalten) (“Molière-Radius”):

Es … mec2 √ 4 p/a = 21.2 MeVz.B. Bleiglas: RM = 1.8 cm, X0 = 3.6 cm

RM = X0 ___ Es

Ec

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Page 40: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Longitudinale Entwicklung eines elektromagnetischen Schauers

Einfaches Modell: Jedes e mit E > Ec (Anfangsenergie E0 , E0 >> Ec) gibt nach 1 X0 die Hälfte seiner Energie an ein Bremsstrahlungsphoton ab, jedes Photon mit Eg > Ec gibt nach 1 X0 seine Energie durch Erzeugung eines e+/e- - Paares ab. Elektronen mit E < Ec strahlen nicht mehr und verlieren den Rest ihrer Energie durch Kollisionen.

e+

g

e-e-

e- e-

e-

e+

e-e-

g

g

g

g

t = 0 1 2 4Strahlungslängen

e+

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Page 41: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Entwicklung eines elektromagnetischen SchauersNach t Strahlungslängen ca. 2t Teilchen im Schauer.

Mittlere Energie der e/g:

Die Schauerentwicklung hört auf, wenn E(t) = Ec:

Elektromagnetischer Schauer in Nebelkammer

E0

2tEt (t) = ____

tmax = t (Ec) = ____________ln (E0/Ec)ln 2

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Page 42: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Elektromagnetische Kalorimeter

Typische Längenausdehnung: für 30 GeV Teilchen --> mehr als 20 X0 .

Energieauflösung:

a … Stochastischer Term; a ≈ (2 … 15)%

b … Konstanter Term (Inhomogenitäten, Interzellkalibration, Nichtlinearitäten) -> dominiert bei hohen Energien; b ≈ (0.5 … 5) %

c … Noiseterm (Elektronisches Rauschen, Radioaktivität, Pile-up)

Die räumliche und die Winkelauflösung zeigen auch ein 1/√E - Verhalten.42

Page 43: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Hadronische SchauerQualitativ ähnlich den em. Schauern, jedoch treten komplexere (inelastische) Prozesse auf. Mehr Fluktuationen -> schlechtere Energieauflösung als für em. Kalorimeter. Typisch: a ≈ (50 … 100)%, b ≈ (4 … 10)%.

Die Größe des Schauers ist definiert durch die Absorptionslänge la. Diese ist immer größer als X0 -> Hadronkalorimeter sind immer dicker als em. Kalorimeter. Typische Dicken: 10 la und mehr. Verlust durch Kernanregung, “Leakage” von Zerfallsmüonen und Neutrinos aus dem Kalorimeter -> sichtbare Energie 20 bis 30% kleiner als für Elektronen -> Nichtlinearität! Kompensation kann man jedoch durch geschickte Anordnung der Samples und andere Methoden erreichen.

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Page 44: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Teilchenidentifikation

Unterscheidung von p/K, K/p, e/p, g/p0, ...Kalorimeter, Myondetektoren, Vertexdetektoren …Methoden hängen sehr vom interessanten Energiebereich ab. Möglich sind die gleichzeitige Messung von dE/dx und p, Flugzeit, die Verwendung von Cerenkovlicht sowie Übergangsstrahlung.

dE/dx-Messung

Gleichzeitige Messung von p und dE/dx definiert die Masse und somit die Identität eines Teilchens.

p = mbg1b2dE/dx ~ ___ ln (b2g2)

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Page 45: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

dE/dx-Messung

Mittlerer Energieverlust für e, m, p, K, p in 80/20 Ar/CH4

} p/K - Trennung erfordert dE/dx-Auflösung von < 5%!

e

m

K

p

p

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Page 46: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Monte-Carlo

dE/dx im DELPHI-Detektor

pKp

Daten

e

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Page 47: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Flugzeitzähler (Time of Flight Counter)

Limitiert auf Teilchen mit Impulsen kleiner als wenige GeV.

Dt für Weglänge von L = 1mSzintillator mit st = 300 psp/K-Trennung bis 1 GeV

Dt = __ ( __ - __ ) ≈ ____ (m12 - m2

2)Lc

1b1 b2

1 Lc2p2

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Page 48: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Cerenkovzähler

Beim Durchgang eines geladenen Teilchens mit Geschwindigkeit v durch ein Medium mit Brechnungsindex n werden angeregte Atome in der Nähe des Teilchens polarisiert. Ist v > c/n, erscheint ein Teil der Anregungsenergie als kohärente Strahlung, die in einem typischen Winkel q zur Bewegungsrichtung auftritt. Eine Bestimmung von q liefert ein direktes Maß für die Geschwindigkeit. Im Vergleich zu einem typischen Szintillator (104/cm) werden wenige Photonen emittiert. Deshalb sind Cerenkovzähler mehrere m lang.

v > c/nbn > 1

cos q = ____1bn

Wellenfrontct/n q

bctq

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Page 49: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

CerenkovzählerCerenkovzähler werden in 2 Betriebsarten verwendet:

1) Schwellenmodus (“Threshold mode”)Zum Nachweis von Teilchen, deren Geschwindigkeit einen gewissen Wert überschreitet. q wird nicht explizit gemessen.Annahme: 2 Teilchen mit b1 und b2 sind bei einem gegebenen Impuls p zu unterscheiden. In einem geeigneten Medium, in dem b1n > 1 ≥ b2n ist, erzeugt Teilchen 1 Cerenkovstrahlung, Teilchen 2 jedoch nicht. g, bei dem das Teilchen Cerenkovlicht zu erzeugen beginnt: gSchwelle = E/mc2

Medium n-1 Photonen/cm gSchwelle___________________________________________________________________________________________

He 3.5 . 10-5 0.03 120CO2 4.1 . 10-4 0.4 35Silikagel 0.025-0.075 24-66 4.6-2.7Wasser 0.33 213 1.52Glas 0.46-0.75 261-331 1.37-1.22

Teilchenunterscheidung funktioniert bis ca. 30 GeV/c. 49

Page 50: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Cerenkovzähler

2) Differentieller Modus (Fokussiermodus)Hier wird der Winkel q durch ein Spiegelsystem gemessen. Wenn alle Teilchen in dieselbe Richtung fliegen, kann der Kegel des Cerenkovlichts auf eine Schlitzblende fokussiert werden und mit einem PM ausgelesen werden. Man kann den gewünschten Geschwindigkeitsbereich entweder durch Adjustierung der Blende auswählen oder den Brechungsindex durch Veränderung des Druckes oder der Zusammensetzung des Gases verändern.

q

PrismaBlende

Medium

sphärischerSpiegelzu PM’s

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Page 51: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Cerenkovzähler

Wenn Teilchen nicht parallel zu einer fixen Achse fliegen, muß man einen RICH (Ring Imaging Cerenkov Counter) verwenden. In manchen Collider-Experimenten verwendet. q wird durch Schnitt des Cerenkovkegels mit einer photosensitiven Ebene bestimmt. Die Radien der Ringe hängen vom Emissionswinkel der Cerenkovstrahlung ab.

Spiegel

Cerenkov-medium

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q

Page 52: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

RICH-Detektoren

Ein RICH mit 2 Medien erlaubt p/K/p-Trennung von 0.7 bis 45 GeV/cz.B. in DELPHI und SLD.

DELPHI: Das flüssige Medium kann Teilchen im Impulsbereich 0.7 bis 9 GeV/c identifizieren. Das gasförmige Medium dient zur Teilchenidentifikation von 2.5 bis 25 GeV/c.

DELPHI

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Page 53: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

DELPHI-RICH

2 Teilchen in einem Hadronjet aus einem Z-Zerfall im gasförmigen und flüssigen Cerenkov-Medium.

p/K - Hypothese

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Übergangsstrahlung

Für sehr hohe Energien (g ≥ 1000). Übergangsstrahlung tritt auf, wenn geladene Teilchen durch Schichten mit verschiedenen dielektrischen Eigenschaften durchgehen. Die Intensität der emittierten Strahlung (im optischen und im Röntgenbereich) reflektiert die Teilchenenergie E = mgc2, nicht die Geschwindigkeit. Wahrscheinlichkeit für Übergangsstrahlung höher für größere g Besonders benützt zur Elektronidentifikation (z.B. bei H1 am DESY, D0 am Fermilab oder ATLAS am CERN). Unterscheidung von p möglich ab p > 1 GeV.Ein Röntgenquantum wird nur mit Wahrscheinlichkeit 1% pro Übergang emittiert -> mehrere 100 Übergänge in der Praxis, z.B. Li oder Plastikfolien in Gas.

ATLAS TRT-Prototyp(Transition Radiation Tracker)

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Page 55: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Beispiel LHC:Wirkungsquerschnitte für verschiedene Prozesse variieren über viele Größenordnungen.inelastisch: 109 Hz• W -> ln: 100 Hz• tt: 10 Hz• Higgs (100 GeV): 0,1 Hz• Higgs (600 GeV): 0,01 Hz

Erforderliche Selektivität 1 : 10 10 - 11

Trigger

-

Trigger – Wirkungsquerschnitte und Raten

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Page 56: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Art des EreignissesEigenschaften der gemessenen Triggerobjekte

Wahl der Triggerbedingungen

Ereignis angenommen?T ( ) JA

NEIN

hängt ab von

Triggerobjekte (Kandidaten): e/g, m, Hadronjets,t-Jets, fehlende Energie, Gesamtenergie

Triggerbedingungen: gemäß physikalischen und technischen Prioritäten

sukzessive Stufen

Trigger

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Page 57: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Investition inspezialisierte Prozessoren,Steuerung

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Konventionelles 3-Stufen-Konzept (z.B. ATLAS)

Page 58: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Investition inBandbreite undkommerzielle Komponenten

Vorteile:weniger Komponenten, skalierbar

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2-Stufen-Konzept (CMS)

Page 59: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

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Triggerstufen bei CMS

Level-1 TriggerMakrogranulare Information aus Kalorimetern und Myonsystem (e, m, Jets, ET

missing)Schwellwert- und Topologiebedingungen möglichEntscheidungszeit: 3,2 msEingangsrate: 40 MHz Ausgangsrate: bis zu 100 kHzSpeziell entwickelte Elektronik

High Level Trigger (mehrere Stufen)Genauere Informationen aus Kalorimetern, Myonsystem und TrackerSchwellwert-, Topologie-, Massenbedingungen u.a. sowie Vergleiche mit anderen Detektoren möglichEntscheidungszeit: zwischen 10 ms und 1 sEingangsrate: bis zu 100 kHzAusgangsrate (Datenakquisition): ca. 100 HzIndustrielle Prozessoren und Switching-Netzwerk

Page 60: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

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Pipeline-Logik am Beispiel von CMS

• Triggerentscheidung durch globalen Trigger alle 25 ns - jede Strahlkreuzung muß betrachtet werden

- Level-1-Accept je nach Triggerregeln (Registrierung der Totzeit, < 1%)

• Rechenzeit klein im Vergleich zur gesamten Level-1-Latenzzeit (3,2ms) - 200 ns (8 Strahlkreuzungsintervalle)

HEPHY Wien

Page 61: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

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Triggeranforderungen

• Technische Trigger zusätzlich zu Physiktriggern - Kalibration, Synchronisation, Tests• Effizienzen für jeden Triggeralgorithmus müssen bestimmbar sein - durch überlappende Trigger (niedrigere Schwellen, Unterdrückung von Korrelationen etc.) - Kontrolle durch Monte-Carlo• Triggerung von Prozessen mit hohen Raten mit Skalenfaktor• Physikalische und technische Überwachung durch on-line und off-line Monitoring • Triggerentscheidung muß nachvollziehbar sein - Aufzeichnung der Triggerdaten jedes Ereignisses - Aufzeichnung von Ereignissen, die nicht triggern würden (optionell) - Aufzeichnung von Ereignissen vor und nach der Trigger-Strahlkreuzung (optionell)

Page 62: Teilchenphysik:  Stand und Perspektiven

Wechselwirkungsraten bei LHC: ~ Faktor 1000 größer als bei LEP,~ Faktor 10 größer als bei Tevatron

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Evolution der Triggeranforderungen

Strahlkreuzungsfrequenzen/-intervalle: LEP: 45 kHz / 22 msTevatron Run I: 280 kHz / 3.5 msTevatron Run II: 2.5 MHz / 396 nsLHC: 40 MHz / 25 ns

LEP

ATLAS/CMS: ziemlich hohe Raten und große Ereignisse