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TEST & TECHNIK | Selbstlader AR-10, Teil 1 30 | VISIER. de Mai 2014

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TEST & TECHNIK | Selbstlader AR-10, Teil 1

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Inzwischen lässt sich bei AR-15-Herstellern aus den USA kaum ein Unternehmen � nden, das noch keine 308er Modelle im Stil des AR-

10 anbietet: Ob nun Bushmaster, Colt, DPMS, Knight‘s Armamant, LaRue, LWRC, Lewis Machi-ne & Tool (LMT), Noveske, Palmetto State Armo-ry, Ruger, SIG Sauer oder Smith & Wesson – sie alle fertigen Varianten ihrer Selbstladebüchsen im Kaliber .308 Winchester. Und selbstverständ-lich sollte auch ArmaLite nicht fehlen, denn der ursprüngliche, heute in Illinois ansässige Ent-wickler des AR-10 fertigt Waffen dieses Typs nach wie vor. Apropos „AR-10“: Dieser Terminus wird zwar international von Fans der Waffen synonym für die Systeme diverser Hersteller genutzt, aber diese Bezeichnung ist seitens ArmaLite rechtlich geschützt. Daher gibt es Waffen mit der of� ziel-

größerEine Nummer

In den USA boomt der Markt für 308er Selbstlader im Stil des AR-10. Aber die Nachfrage wächst auch hierzulande stetig: Immer mehr Firmen fertigen oder importieren die Gewehre in .308 Winchester. Für einen ersten Überblick gingen die großkalibrigen Halbautomaten von DPMS und Heckler & Koch an den Start.

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len Benennung AR-10 eben nur von die-sem Werk. Zwar kocht jeder Hersteller bei Detail-Konzepten und Maßen seines AR-10-Derivates – im Unterschied zum AR-15 – ein eigenes Süppchen. Aber es scheint sich bei den jüngsten Entwürfen ein Trend zu Short-Stroke-Pistonsyste-men abzuzeichnen, etwa bei HK, LWRC, SIG Sauer und Ruger. Ob dies nun die Funktion in der Praxis verbessert oder nicht, bleibt abzuwarten: HK ist auf dem Behördenmarkt mit einem Pistonsystem erfolgreich, Firmen wie Knight‘s und LMT dagegen mit klassisch-direkter Gasübertragung (DI: direct impinge-ment). Und Colt hat jüngst das auf Pis-tonsysteme spezialisierte Unternehmen LWRC für 60 Millionen Dollar gekauft. Mit Lieferzeiten ist bei AR-10-Modellen leider häu�g zu rechnen: SIG Sauer stellt seine 308er Selbstlader bereits seit drei Jahren auf der Nürnberger IWA aus – die ersten Stücke gelangten aber erst vor wenigen Wochen in den Handel. Bei Oberland Arms haben die OA-10 üblicher-weise mehrere Monate Lieferzeit, eine fabrikneue Remington R 25 war ab Im-porteur über einen Zeitraum von gut ei-nem halben Jahr nicht zu beschaffen. Dynamic Arms Research (DAR) aus Lich-

tentanne wollte den ersten Aus�ug in die Welt der AR-10-Modelle aus Eigen-produktion eigentlich ebenfalls auf der IWA 2014 präsentieren, aber auch daraus wurde leider (noch) nichts. 308er Selbst-lader von Armi Dallera Custom (ADC) wa-ren bei U. S. Kempf Waffentechnik aktu-ell auch nicht im Sortiment. Für einen ersten Blick ließen sich nur die Modelle von DPMS und Heckler & Koch direkt be-schaffen. Die anderen Fabrikate sollen baldmöglichst folgen – das VISIER-Team freut sich darauf, auch diese Waffen zu testen und Ihnen vorzustellen.

DPMS LR-308: Defense Procurement Manufacturing Systems (Panther Arms) hat das AR-10 nicht erfunden, aber der Popularität von 308er Selbstladern auf dem US-Zivilmarkt zum Durchbruch ver-holfen. Die Beliebtheit des DPMS LR-308

erscheint angesichts der Preise in ihrem Heimatland nicht verwunderlich: Die ein-fachsten Versionen gehen teilweise für weniger als 1000 Dollar über den Laden-tisch, der empfohlene Verkaufspreis be-trägt laut Hersteller knapp 1200 Dollar. Zum Vergleich: Ein SR 25 von Knight‘s Ar-mament kostet je nach Version aktuell etwa 4000 bis 6000 Dollar. Die Helmut Hofmann GmbH stellte zwei Varianten zur Verfügung: eine einfache LR-308 B sowie das Modell LR-308 A3 mit 61 Zenti-meter langem Rohr aus rostträgem Stahl. Das LR-308 wird seit nunmehr acht Jah-ren in diversen Variationen produziert und ist wahrscheinlich das am weitesten verbreitete Basismodell in diesem Markt-segment. Ein Grund dafür mag sicherlich auch das günstige Preis-/Leistungsver-hältnis sein. Denn in den USA gehört das LR-308 zumindest in den einfacheren

Modell: DPMS LR-308 B (o.) DPMS LR-308 A3 (u.)

Preis: € 1889,- € 1919,-

Kaliber: .308 Winchester .308 Winchester

Magazinkapazität: 2, 10, 20 Patronen 2, 10, 20 Patronen

Länge: 959 mm 1106 mm

Lauf: 460 mm 610 mm (ohne Feuerdämpfer)

Gewicht: 4600 g 7050 g

Abzugsgewicht: 3550 g 2450 g

Die DPMS LR-308 A3 (unten) mit ihrem 61 cm langen Lauf unterscheidet sich von der LR-308 B hauptsächlich durch den anderen Upper Receiver sowie das rostträge Laufmaterial.

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Versionen mit zu den preiswertesten AR-10-Gewehren. Zwar hat das 1985 gegrün-dete Werk jüngst die „G2“-Baureihe vor-gestellt, die mit vielen Modi�kationen gegenüber älteren LR-308 aufwartet und in einigen Bereichen nicht mehr mit der ersten Generation kompatibel ist. Aktuell offeriert DPMS aber jenseits des Atlantiks beide Waffengenerationen des LR-308. Und hierzulande sind über Importeur Hel-mut Hofmann bislang nur Modelle der ersten Generation erhältlich. Was Zube-hör auch von Fremdherstellern betrifft, ist die Auswahl für ein AR-10-System bei DPMS besonders gut: Firmen wie etwa JP Enterprises bieten eine Menge passender Bauteile fürs sportliche Schießen an.

Als Hinterschaft dient ein gewöhnlicher A2-Kolben. Auch der Pistolengriff ent-spricht einem normalen A2-Griff. Weil der Lower Receiver hinten etwas länger ist als bei einem konventionellen AR-15, steigt der Abstand vom Abzugszüngel bis zur Schaftkappe auf 362 Millimeter – hier werden kleinere Schützen womöglich einen kürzeren Schubschaft bevorzugen. Vorn setzt das Werk auf einen runden Dural-Handschutz mit einem Durchmes-ser von 57 Millimetern, was dem Lauf freies Schwingen ermöglicht. Auf Aus-stattungsmerkmale wie ein Mündungs-gewinde oder eine mechanische Visie-rung muss man bei den einfacheren DPMS-Modellen verzichten. Und die Ba-sisvariante LR-308 B besitzt im Gegen-satz zur LR-308 A3 nicht einmal eine Schließhilfe, einen Staubschutzdeckel oder einen Hülsenabweiser. Außerdem sitzt bei dem schlichteren Upper Receiver des 308 B die Picatinny-Montageschiene zirka sechs Millimeter höher als bei dem Modell LR-308 A3. Immerhin fehlt die vordere Riemenbügelöse nicht, damit ließe sich bei Bedarf auch ein Zweibein problemlos montieren.

Bei Verarbeitung und Finish merkt man in einigen Bereichen schon, dass es sich bei DPMS um einen der günstigeren US-An-bieter handelt. Die Schaftteile sind einfa-cher Standard und qualitativ nicht anders

als bei anderen AR-15-/AR-10-Herstel-lern. Die Gehäusehälften oder der Gas-block wirken in der Qualität aber schlich-ter als das, was man zwischen Emsland und Alpenrand von den meisten Firmen im AR-15 / AR-10-Bereich zu sehen bekommt. Zudem klapperte der Upper beim 308 B auf der unteren Gehäusehälfte.

HK MR 308: Das Heckler & Koch MR 308 stellt mehr oder weniger die Zivilversion des G28 dar, dem aktuellen Designated Marksman Ri�e (DMR) der Bundeswehr. Grundsätzlich ähnelt es in seinem Basis-konzept anderen AR-10, aber mit Piston-system statt direkter Gasübertragung. Auch lassen sich die meisten Teile nicht durch die anderer Hersteller austau-schen, eher schon mit denen des HK MR 223 aus eigenem Haus. Ein Hauptun-terschied zu den militärischen Modellen G28 und auch dem 7,62er Sturmgewehr HK 417 ist der nicht verstellbare Gas-block des MR 308. Die Militärgewehre bieten eine Gasabnahme mit einer zwei-ten Position speziell für den Betrieb mit Schalldämpfern. Und darauf weist auch die Beschriftung auf dem langen Hand-schutz des neuerdings erhältlichen G28-Umrüstkits hin. Warum man in Oberndorf auf diese Option beim MR 308 verzichtet

hat, bleibt rätselhaft: In vielen Ländern können auch zivile Kunden problem- los Schalldämpfer erwerben. Und unab-hängig davon experimentieren manche Sportschützen je nach verwendeter Muni-tion gern mit anderen Einstellungen an ihren Gasdruckladern. Heckler & Koch fer-tigt das MR 308 in den Lau�ängen 510 mm und 421 mm. Für den Artikel lieferte das Werk zwei 421-mm-Stücke: Eins mit kur-zem Handschutz in Schwarz, und eins in RAL 8000 mit vielen Extras, etwa ei-nem G28-Hinterschaft und einem langen Handschutz mit integriertem Klappkorn.

Fit & Finish: Was die Verarbeitung an-geht, bietet das MR 308 die von der Fir-ma Heckler & Koch gewohnte feine Qua-lität. Die zwei Testgewehre zeigen vom Feuerdämpfer bis zur Schaftkappe sau-ber überschliffene Ober�ächen und kleine Spaltmaße. Auch die gehämmer-ten Läufe mit 18,7 mm Durchmesser wir-ken außen wie innen tipptopp verarbei-tet. Nichts klappert oder wackelt, das Spiel zwischen den Gehäusehälften ist bei beiden Waffen minimal. Auch die Kunststoffteile machen einen so durch-dachten wie stabilen Eindruck. Der ein-zige Wermutstropfen ist die Abzugscha-rakteristik der Kurzversion: Prinzipiell

Bei der DPMS LR-308 B (o.) verzichtet der Hersteller auf Staubschutzdeckel, Hülsenabweiser und Schließhilfe, wie sie das LR-308 A3 besitzt. Außerdem verfügt das LR-308 B über eine höhere Montageschiene auf dem Gehäuse.

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handelt es sich beim MR 308-Abzug um einen Direktabzug, der üblicherweise leichter auslöst als ein AR-15-Standard-abzug, ohne gleich reinrassigen Wett-kampfabzügen Konkurrenz zu machen. Bei dem vorliegenden Exemplar �el das Schlagstück aber nicht direkt am Druck-punkt, sondern erst nach einer weiteren Wegstrecke, und die war in ihrem Wider-stand nicht immer gleichmäßig. Leich-tere Abzüge für das MR 308 offerieren die Uhl GmbH sowie Geissele, wobei letzterer laut Hersteller einen Listen-preis von 465 Dollar hat.

Zubehör: In seiner Basiskon�guration ohne Extras kostet das MR 308 knapp 2900 Euro und ist damit rund 50 Prozent teurer als die einfachsten Versionen von DPMS oder Oberland Arms. Im Gegen-satz zu diesen bietet es aber ab Werk ei-nige nützliche Details wie den in seiner Länge verstellbaren Schubschaft mit auswechselbarer Kappe, einen kurzen Quadrail-Handschutz sowie einen beid-seitigen Sicherungs�ügel. Anders als

die meisten AR-10 (und AR-15) lässt sich das MR 308 auch in entspanntem Zu-stand sichern – zumindest bei Verwen-dung der originalen Abzugsmechanik. Der Hauptnachteil des MR 308 liegt ne-ben dem stolzen Waffenpreis im Bereich Zubehör. Die Oberndorfer orientieren sich zwar in Form und Funktion abseits des Piston-Systems weitgehend am Grundkonzept des AR-10. Es lassen sich aber mehr oder weniger gar keine Zu-behör- oder Nachrüstteile anderer Her-steller verwenden. Wenn ein Teil nicht mittels einer Picatinny-Schnittstelle mit dem MR 308 verbunden werden kann, dann sieht man sich zu fast 100 Prozent auf originales Zubehör von HK angewiesen (löbliche Ausnahme: der von der Firma Waffen Burk entwi-ckelte Schubschaft, www.waffen-burk.de). Und die Auswahl dort ist recht über-sichtlich. Das beginnt bereits beim

Magazin: Das Unternehmen offeriert sowohl 10- als auch 20-schüssige Con-tainer aus durchsichtigem Plastik. Die HK-Magazine wirken sehr stabil, lassen sich problemlos befüllen und kosten happige 89 Euro, die Zehn-Schuss-Versi-on mit RAL 8000-Boden sogar 101 Euro.

Immerhin, auf die Mündung lässt sich alles Gängige an Feuerdämpfern und Bremsen aufsetzen, was ein 308er Projektil durchlässt und über ein M 15 x 1-Gewinde verfügt. Gut so, denn ab Werk gibt es bei den Basisvarianten nur eine simple Abschlusskappe, und selbst der einfache Feuerdämpfer kostet bereits über 50 Euro. An Pistolengriffen hat der Hersteller drei Varianten im Pro-gramm, und der Handschutz �ndet sich in zwei Längen und zwei Farben. Bei dem langen Vorderschaft hat man noch die Wahl, ihn mit oder ohne integrier-

Modell: HK MR 308 (o.) HK MR 308 (G28-Kit, u.)

Preis: ab € 2985,- € 3490,- (wie abgebildet)

Kaliber: .308 Winchester .308 Winchester

Magazinkapazität: 2, 10, 20 Patronen 2, 10, 20 Patronen

Länge: 915-993 mm 922-985 mm

Lauf: 421 mm (ohne Feuerdämpfer) 421 mm (ohne Feuerdämpfer)

Gewicht: 4650 g 5200 g

Abzugsgewicht: 2670 g 2650 g

Beide MR 308-Testwaffen zeigen kostenpflichtige Zusatzausstattungen,

etwa die Feuerdämpfer und die mechanischen Visierungen.

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tem Klappkorn zu ordern. Beim kurzen Handschutz wandert das Korn vorn auf die Gasabnahme. Mechanische Visierun-gen gehören bei HK übrigens nicht regu-lär zum serienmäßigen Lieferumfang

des MR 308. Korn und Klappkimme sind sehr kompakt, sie wirken auch gut verar-beitet und robust – es handelt sich aber eher um ein handliches Back-Up-Visier als um eine Matchvisierung. Alternativ

bietet man in Oberndorf aber auch die vom G3 bekannte Trommelkimme mit ei-ner Picatinny-Schnittstelle an. Diese lässt sich dann aber natürlich nicht platzsparend umfalten. Der G28-Hinter-

Das MR 308 lässt sich anders als die meisten AR-15 / AR-10 auch entspannt sichern. Der Sicherungsflügel findet

sich auf beiden Seiten des Gehäuses.

Bei Verwendung extrahoher Ringe von Weaver passte die HK-Klappkimme gerade so unter das Okular des von Helmut Hofmann gelieferten Leupold Mark AR Mod1 6-18 x 40 mm.

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schaft mit der höhenverstellbaren Schaftbacke erscheint als praktische Lösung, wenn man Optiken mit einem Objektivdurchmesser über 40 mm ver-wenden will. Zudem bleibt die Backe un-abhängig von dem Auszug des G28- Teleskopschaftes immer an der gleichen Position auf der Buffer Tube. Alternativ bietet HK aber auch einen schlankeren “Slim Line“-Hinterschaft an. Und auf der diesjährigen IWA wurde auch ein schlan-ker „Keymod“-Handschutz gezeigt.

Auf dem Schießstand: Als Testwaffe für Heckler & Koch ging die kurzläu�ge Version mit G28-Umrüstkit in grün-braunem RAL 8000 ins Rennen. Für DPMS musste die kurze LR-308 B mit 460-mm-Lauf ihre Präzision beweisen. Sowohl die US-Waffe als auch der Halbautomat aus deutscher Fertigung wurden in ers-ter Linie mit Matchmunition geschos-sen, als preisgünstige Patrone �el die Wahl auf die Vollmantel-Laborierung von Tulammo mit Stahlhülse. Schieß-technisch gab es kaum besondere Er-kenntnisse zu gewinnen: Beide Waffen funktionierten mit allen Munitionssor-ten tadellos. Der Rückstoß �el natürlich merklich kräftiger aus als bei kleinkalib-rigeren Halbautomaten, aber die .308 Winchester schießt sich dennoch auch ohne spezielle Kompensatoren oder Pufferelemente sanft aus den AR-10-Ge-wehren. Trotz moderat verkürztem Au-genabstand des Leupold-AR-Zielfern-rohrs war die Augenbraue niemals in Gefahr, vom Okular einen schmerzhaf-ten Pferdekuss zu erhalten. Rein subjek-tiv �el der Rückstoß bei der HK MR 308, trotz Pistonsystem anstelle einer direk-ten Gasübertragung auf den Verschluss-träger, ein klein wenig angenehmer aus als bei der LR-308, der Unterschied war aber in der Praxis vernachlässigbar. Bereits nach wenigen Schüssen ver- unzierten Messingablagerungen das DPMS-Verschlussgehäuse hinter dem Auswurffenster – möglicherweise wäre hier ein Hülsenabweiser keine schlechte Idee, die A3-Variante verfügt ja auch über einen solchen. Die Tulammo-Muni-

Bei DPMS gibt es nur einen Ausstoßer (l.), im Gegensatz dazu setzt Heckler & Koch beim MR 308 (r.) auf doppelte Austoßer. Erst die hierzulande noch nicht erhältliche Generation 2 von DPMS verfügt ebenfalls über zwei Ausstoßer im Verschlusskopf.

Beim DPMS-Gen1-Verschlussträger (unten) findet sich anders als bei HK noch wie beim klassischen AR-15 / M 16 eine von zwei Schrauben gehaltene Gasaufnahme auf der Oberseite – auch das soll sich bei der Gen2 des US-Herstellers ändern.

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tion � el vor allem durch ihren mächti-gen Feuerball vor der Mündung des DPMS-Gewehrs auf. Hier schaffte der Feuerdämpfer des MR 308 durchaus Ab-hilfe, aber nichts half gegen die eigen-tümlich „duftende“ Abschuss-Signatur der russischen Vollmantelmunition – „riecht nach Kabelbrand“, so urteilte ein anwesender Schütze. Leider � el bei den anschließenden v2-Messungen das Mehl BMC 17 einer unglücklichen Kombinati-on von kurzem Verbindungskabel und ultraleichtem Dreibein-Stativ zum Opfer – bei der vierten Testlaborierung puste-te es das Messgerät um.

Trotz baugleicher Optik, einer wuchtigen Laufkontur von 23,5 mm und einem bes-ser für das aufgelegte Schießen geeigne-ten Handschutz brachte das vorliegende LR-308 B leider nicht vergleichbar gute Trefferbilder zustande wie das HK MR 308. Der beste Streukreis des DPMS lag bei 39 mm mit der 190-grs-Matchpatrone von RWS. Nach Abzug eines Ausreißers wären es 21 mm gewesen. Ansonsten bewegten

sich die Fünf-Schuss-Streukreise im Be-reich von etwa 55 Millimetern. DPMS selbst äußert sich zur Treffgenauigkeit auf der Firmen-Website dahingehend, dass ihre Läufe in eigenen Testreihen Ergebnisse zwischen 0,8 und 1,5 MOA (Winkelminuten) bringen würden. Der Hersteller würde sich zwar wünschen, vornehmlich 0,8-MOA-Läufe zu produzie-ren, aber garantieren könne man derarti-ge Ergebnisse keinesfalls. 39 mm wären auf 100 Meter rund 1,2 Winkelminuten. Dass DPMS präzisionstechnisch tatsäch-lich auch anders kann, zeigt etwa der VISIER-Test der Remington R-25 (Heft 8/2011): Die bis auf den Tarnlack mit dem LR-308 A3 mehr oder weniger völlig iden-tische Waffe brachte es im Test auf Best-leistungen von 34 Millimetern mit der Re-mington-Patronensorte Premium Match.

Das vorliegende MR 308 produzierte häu-� g bei Fünf-Schuss-Trefferbildern einen Ausreißer, der die Gruppen deutlich ver-größerte. Dabei handelte es sich durch-aus nicht regelmäßig um den ersten, von

Heckler & Koch bietet als Zubehör zwei verschiedene Kimmen an: Das Back-Up-Visier links lässt sich umklappen, während die Trommel-Lochkimme an die jedem älteren Bundeswehr-Soldaten vertraute G3-Visierung erinnert.

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Hand repetierten Schuss. Dennoch war es nicht schwierig, Streukreise unter 30 mm und teilweise auch unter 25 mm mit Matchmunition zu schießen. Das bes-te Ergebnis gelang mit Remington-Muni-tion (168 grs Matchking). Zwei hilfsberei-te Schützenkollegen äußerten sich zwar ebenfalls negativ über den Abzug der Testwaffe, schossen aber beide mit der 168-grs-Hornady auf Anhieb einen Streu-kreis um 25 mm.

Unter dem Strich bietet Heckler & Koch mit dem MR 308 eine präzise und sauber

Schießtest Selbstladegewehre in .308 Winchester Modell Heckler & Koch MR 308, 421-mm-Lauf DPMS LR-308 B, 460-mm-Lauf

Nr. Laborierung SK (mm) v2 (m/s) E0 (J) SK (mm) v2 (m/s) E0 (J)

1 150 grs Tulammo FMJ 48 762 2822 62 (26) - -

2 167 grs Lapua Scenar HP-BT 23 (19) 771 3216 56 (31) - -

3 168 grs Hornady HP-BT 25 (20) 737 2957 55 (29) 746 3029

4 168 grs Sellier & Bellot HP-BT 29 (13) 688 2577 49 (27) - -

5 168 grs Remington M‘king 22 724 2853 40 - -

6 168 grs RWS Target Elite HP-BT 33 (19) 730 2901 54 (30) 742 2997

7 168 grs Prvi Partizan HP-BT 54 698 2762 64 - -

8 190 grs RWS Target Elite HP-BT 36 690 2931 39 (21) 713 3130

Anmerkungen/Abkürzungen: Entfernung 100 Meter, Fünf-Schuss-Trefferbilder, sitzend mit aufgelegter Waffe ermittelt. Werte in Klammern nach Abzug eines Ausreißers. Optik: Leupold Mark AR Mod1 6-18 x 40. Abkürzungen: FMJ = Full Metal Jacket( Vollmantelgeschosss). HP-BT = Hollow Point-Boat Tail (Hohlspitzgeschoss mit Bootsheck). M’King = Matchking (Sortenbezeichnung des Herstellers). Beim Schießtest des DPMS mussten aufgrund eines beschädigten Messgerätes die v0-Werte entfallen; da die E0-Werte aufgrund von Geschossgewicht und v0 berechnet werden, fehlen diese hier ebenfalls.

Den langen Handschutz für das MR 308 gibt es in Schwarz sowie in RAL 8000, wahlweise mit oder ohne integriertes Klappkorn. Beim MR 308 mit kurzem Vorderschaft (u.) wird das Klappkorn direkt vor dem Handschutz montiert.

Wie sich im VISIER-Test herausstellte, bevorzugte das DPMS LR-308 B (links) 190-Grains-Matchmunition von RWS. Beim HK MR308 hingegen brachte die 168 Grains schwere Matchking-Sorte von Remington beste Ergebnisse.

verarbeitete Waffe, die sowohl sportlich als auch auf der Jagd gute Dienste leisten sollte. In diesem Fall schoss die Testwaf-fe von DPMS zwar schlechter als erwartet, aber selbst bei gleicher Schussleistung gegenüber dem Oberndorfer Selbstlader ist der Preisunterschied der Basiswaffen gerechtfertigt – man sieht den Qualitäts-unterschied deutlich, und das MR 308 be-sitzt mehr Extras. Wer seine Büchse aber später einmal gern um- oder nachrüsten will, der muss bei HK für das Zubehör und die Magazine sehr tief in die Tasche greifen – hier eröffnen sich dann mehr

und oft viel günstigere Optionen bei dem amerikanischen Halbautomaten.

Text: H. Malalla und M. S. RecktenwaldFotos: Michael Schippers

Die Testwaffen kamen von der Helmut Hofmann GmbH, Mellrichstadt (www.hel muthofmann.de) und von der Heckler & Koch GmbH, Oberndorf (www.heckler-koch.com/de/sport/produkte.html). Hofmann lieferte auch die Leupold-ZFs. Ihnen beiden vielen Dank! Wichtig: Beide liefern nur über den Fachhandel.

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