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Das ‚richtige‘ Hören im Studio gehört zu den elementaren Voraussetzungen für unsere tägliche Arbeit. Auch wenn es langjährigen Le- sern dieses Magazins gebetsmühlenhaft erscheinen möge: Nur wenn wir tonal ausgewogen und zeitrichtig abhören, können wir einen entscheidungssicheren Umgang mit Mikrofonen und analogen beziehungsweise digitalen Bearbeitungsgeräten erwarten. Die Authenti- zität des im Studio gehörten Klangbildes ist die Grundvoraussetzung für alles, was wir bei unserer Arbeit tun. Wenn wir Instrumente oder Stimmen im Aufnahmeraum mit den Ohren analysieren, muss sich dieser Klangeindruck in die Tonregie übersetzen, denn sonst wissen wir nicht, ob gestalterische Eingriffe tatsächlich unserer Klangvision entsprechen. Die prinzipielle Richtigkeit eines Lautsprechers ist wohl eher eine philosophische Frage, weshalb wir uns in diesem Beitrag immer ein ‚unter den heute gegebenen mechanischen und technischen Voraussetzungen für eine authentische Schallübertragung‘ dazudenken müssen. ‚Tonal ausgewogen‘ bedeutet, dass im Ide- alfall jede Frequenz mit der gleichen Energie an unser Ohr transportiert wird. ‚Zeitrichtig‘ bedeutet, dass jede Frequenz zur gleichen Zeit an unseren Ohren eintrifft. Eine verzerrte Zeitrichtigkeit oder Tonalität kann vom Lautsprecher selbst ausgehen, aber auch vom Raum und von Elementen, die den Lautsprecher umgeben, durch Beugung, Reflexion oder Absorption. Die Aufgabe des Studioplaners ist es, den Raum geometrisch und funktional so auszustatten, dass der vorausgesetzten Richtigkeit des Lautsprechers nichts im Wege steht. Fritz Fey, Fotos: Dieter Kahlen 24 | 25 Studio Magazin 09/11 Endless Analog CLASP Selbsterfahrung

Testbericht Trinnov Optimizer - medialantic.com magazin 09_11trinnov_optimizer.pdf · zer ST2-Pro, der Stereo-Variante, ausf hrlich besch ftigt habe (Sep - tember 2009), will ich

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Das ‚richtige‘ Hören im Studio gehört zu den elementaren Voraussetzungen für unsere tägliche Arbeit. Auch wenn es langjährigen Le-sern dieses Magazins gebetsmühlenhaft erscheinen möge: Nur wenn wir tonal ausgewogen und zeitrichtig abhören, können wir einen entscheidungssicheren Umgang mit Mikrofonen und analogen beziehungsweise digitalen Bearbeitungsgeräten erwarten. Die Authenti-zität des im Studio gehörten Klangbildes ist die Grundvoraussetzung für alles, was wir bei unserer Arbeit tun. Wenn wir Instrumente oder Stimmen im Aufnahmeraum mit den Ohren analysieren, muss sich dieser Klangeindruck in die Tonregie übersetzen, denn sonst wissen wir nicht, ob gestalterische Eingriffe tatsächlich unserer Klangvision entsprechen. Die prinzipielle Richtigkeit eines Lautsprechers ist wohl eher eine philosophische Frage, weshalb wir uns in diesem Beitrag immer ein ‚unter den heute gegebenen mechanischen und technischen Voraussetzungen für eine authentische Schallübertragung‘ dazudenken müssen. ‚Tonal ausgewogen‘ bedeutet, dass im Ide-alfall jede Frequenz mit der gleichen Energie an unser Ohr transportiert wird. ‚Zeitrichtig‘ bedeutet, dass jede Frequenz zur gleichen Zeit an unseren Ohren eintrifft. Eine verzerrte Zeitrichtigkeit oder Tonalität kann vom Lautsprecher selbst ausgehen, aber auch vom Raum und von Elementen, die den Lautsprecher umgeben, durch Beugung, Reflexion oder Absorption. Die Aufgabe des Studioplaners ist es, den Raum geometrisch und funktional so auszustatten, dass der vorausgesetzten Richtigkeit des Lautsprechers nichts im Wege steht.

Fritz Fey, Fotos: Dieter Kahlen

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Endless Analog CLASPSelbsterfahrung

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Im Grunde muss auch der Raum in Bezug auf die Lautspre-cherpositionen tonal und zeitlich ‚richtig‘ gestaltet sein und gleichmäßig über das gesamte Frequenzspektrum abklingen, wie ein neutrales ‚Musikinstrument‘. Die ideale Abhörposition müsste sich eigentlich im Freien auf einer Fahnenstange in 25 Metern Höhe befinden. Da dies aus offensichtlichen Gründen nicht praktikabel ist, müssen wir uns mit den Einflüssen von Begrenzungsflächen, Möbeln, Mischpulten und anderen Mas-sivkörpern in einer Tonregie arrangieren, so gut dies auch im-mer gehen mag. Ich habe in meiner langjährigen Beschäftigung als Studioplaner erfahren, dass ein gleichmäßiges Abklingen des Regieraums noch zu den eher einfachen Aufgaben gehört, und dass die Einrichtung der Regie mit Gegenständen aller Art mich vor erheblich größere Probleme stellt: Wandabstän-de der Lautsprecher und damit Reflexionen über den gesamten Frequenzverlauf von allen Begrenzungsflächen – Arbeitstische, Racks, Mischpulte, Controller, TFT-Monitore als beeinflussen-de Elemente in unmittelbarer Umgebung der Lautsprecherpo-sitionen. Es gibt so viele Störfaktoren in unüberschaubarer In-teraktivität, dass man kaum erwarten kann, Lautsprecher ein-fach an der vorgesehenen Stelle zu positionieren und anschlie-ßend einen idealen Frequenzverlauf messen zu können, der in etwa dem vom Hersteller in einem reflexionsarmen Messraum ermittelten Frequenzgangschrieb entspräche. Schon allein der Wandeinbau eines Regielautsprechers führt zu einer Tiefenan-hebung, die man elektronisch korrigieren muss, da der in die-sem Bereich kugelförmig abstrahlende Lautsprecher zu einer Halbkugel ‚deformiert‘ wird. Seit der Erfindung des Subwoofers kommt noch eine weitere positionsabhängige Variable hinzu, die den Planer oder Studiobetreiber vor zusätzliche Probleme stellt. Bei der Planung unserer verlagseigenen Regie mit be-scheidenen 16 Quadratmetern Größe musste ich einen Kompro-

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Die Bedienoberfläche des Optimizers auf einem Android-Tablett mit WiFi-Anbindung

miss aus optimierter Abhörsituation, Platzangebot und Stell/Geräteeinbaufläche finden, die einerseits ein ‚artgerechtes‘ Ar-beiten, andererseits auch ein ‚referenzartiges‘ Hören ermögli-chte. Ganz ohne Korrekturentzerrung war dies, auch noch in Surround, einfach nicht möglich, weshalb wir schon von An-fang an zunächst analoge Filter im Bereich tiefer Frequenzen und später digitale FIR-Filter einsetzten, um dem Ziel eines li-nearen Abhörsystems möglichst nahe zu kommen. Der letzte in dieser Hinsicht unternommene Schritt war die Integration eines Trinnov Optimizers der MC Serie Anfang dieses Jahres, in un-serem Fall mit analogen Ein- und Ausgängen, da wir bekannt-lich über ein analoges Mischpult von ADT-Audio und ein Ab-hörsystem mit analogen Eingängen verfügen. Der französische Hersteller Trinnov markiert mit seinem Optimizer sozusagen die Königsklasse der Lautsprecherkorrektur, da er nicht nur Filter, sondern auch eine Entzerrung auf der Zeitebene anbietet. Be-reits im Jahre 2003 hatte ein junges französisches Entwickler-Team unter dem Namen ‚ImmersiveSound‘ die theoretischen

Grundlagen eines Surround-Aufnahmesystems vorgestellt, das mit Hilfe einer speziellen Mikrofonanordnung und eines DSP-Prozessors mehrkanalige Mikrofonaufnahmen mit verbesserter Kanaltrennung und damit höherer räumlicher Auflösung mög-lich machte. Ein Jahr später demonstrierte die aus dem Projekt hervorgegangene Firma Trinnov Audio als Ergebnis ihrer For-schungsarbeiten die ‚Surround Recording Platform‘. SRP basiert auf einer speziellen, exakt definierten Anordnung von acht Mi-krofonen mit Kugelcharakteristik, deren Ausgangssignale inner-halb eines aufwändigen DSP-Echtzeitprozessors in ein 5.0-Sur-roundsignal umgerechnet werden, das sich über ITU-konforme Lautsprecheranordnungen wiedergeben lässt. Diese Technolo-gie, die sich auf eine Fourier-Bessel-Transformation stützt, mit der man ein dreidimensionales Schallfeld beschreiben kann, ist die Grundlage für die Entwicklung des Optimizers.

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Trinnov Optimizer MC – Überblick

Der Optimizer ist ein sehr mächtiges, hardware- und softwareseitig modular aufgebautes Analyse- und Korrektursystem. Die Hardware-Architektur besteht aus einem DS-Prozessor, der mit analogen und digitalen I/O-Karten zusammenarbeitet. In unserem Fall sind ledig-lich acht analoge Ein- und Ausgänge vorhanden. Das System kann aber mit bis zu 24 digitalen und/oder analogen Kanälen ausgestat-tet werden, um Mehrkanalwiedergabesysteme bis zu 22.2 zu steu-ern und zu korrigieren. Dazu gesellen sich drei Software-Module, die die erforderliche Funktionalität einbringen: ‚Optimizer Runtime‘ stellt im übertragenen Sinne die Blackbox-Variante des Optimizers dar. Diese Ausstattung ermöglicht die Ausführung der Korrekturein-stellungen, die mit einer komplett ausgestatteten Maschine ermittelt wurden. ‚Optimizer Toolbox‘ ist das Analyse- und Kalibrierungsmo-dul, mit dem alle Parameter einer Korrektur ermittelt werden kön-nen: IIR- und FIR-Filter, Phase, Gruppenlaufzeit, Laufzeit, virtuelles Lautsprecher-Remapping, Zugrundelegung von Zielkurven, Mehr-punktmessungen und grafische Darstellung aller Korrekturparame-ter. Das dritte und neueste Modul mit der Bezeichnung ‚SmartMeter‘ erweitert die Funktionen des Optimizers um R128-konformes Mete-ring, Spitzenwertmessungen, Surround-Schallfelddarstellungen und einen Monitor-Controller mit allen wichtigen Parametern wie Mute, Dim oder Solo. Die Steuerung des Optimizers kann wahlweise über einen angeschlossenen TFT-Monitor und eine Maus oder über die kostenlose Remote-Desktop-Anwendung TightVNC innerhalb eines Netzwerkes erfolgen. Zu meiner Freude gibt es diese Software auch für das aktuelle Android-Betriebssystem, so dass mein Optimizer steuerungstechnisch auf einem Android-Tablett stattfinden kann. Die Linux-Bedienoberfläche des Optimizers kommt einer Fingersteu-erung mittels eines kapazitiven Displays recht gut entgegen. Bis-her lief der VNC-Client auf unserem Studiorechner und konnte von dort aus mit Tastatur und Maus bedient werden. Auch für iPhone/iPad ist der VNC-Viewer verfügbar, allerdings nicht kostenfrei. Da

es noch nicht allzu lange her ist, dass ich mich mit dem Optimi-zer ST2-Pro, der Stereo-Variante, ausführlich beschäftigt habe (Sep-tember 2009), will ich nicht zu tief in die Materie einsteigen, die den automatischen Messvorgang beschreibt. Ein wesentlicher Un-terschied ist natürlich die Mehrkanalfähigkeit, im Besonderen aber die Verwendung eines Messmikrofons mit vier Elektret Kapseln, die aus einer 9-Volt-Blockbatterie gespeist werden und dergestalt ange-ordnet sind, dass nicht nur Laufzeiten, sondern auch Aufstellungs-winkel der Lautsprecheranordnung und deren Höhe erfasst und bei Bedarf korrigiert werden können. Die früher eingesetzten RME-Au-diokarten wurden durch Wandlerkarten eigener Entwicklung ersetzt (siehe Messtechnik). Alle Konfigurationsmöglichkeiten, wie Anzahl der Lautsprecher und Subwoofer, Ein/Ausgangs-Routing, Kanalein-stellungen (Pegel, manuelle Filter etc.) sind über ein Karteikarten-ähnlich aufgebautes Bedieninterface leicht überschaubar vorzuneh-men. Der Messvorgang erfasst alle raumakustisch relevanten Para-meter und ist in der Lage, diese, teils in einem gewissen Rahmen, zu korrigieren. Natürlich sind einer elektronischen Lösung Grenzen gesetzt, die Physik auf den Kopf zu stellen. Schwierige Raumbe-dingungen wie etwa steile Einbrüche durch Raummoden an der Ab-hörposition können nicht korrigiert werden und interessanterweise versucht es die Software des Optimizers auch erst gar nicht, wenn die Chancen schlecht stehen. Somit sind die Algorithmen auch mit einer einfachen ‚Intelligenz‘ ausgestattet. In der Tat können jedoch frühe Reflexionen durch Entzerrung und auch Raummoden erstaun-lich gut mit Bezug auf die Abhörposition abgemildert werden. Das Ziel ist, ein möglichst gleichförmiges Bild des Direktschalls herzu-stellen, damit ein optimaler Unterschied zum Diffusschallfeld gebil-det werden kann, in dessen klangliche Signatur ebenfalls separat eingegriffen werden kann. Da diese Korrekturmaßnahmen alle au-tomatisch ablaufen, muss man kein Verständnis für die Details mit-bringen, um in den Genuss des Leistungsvermögens eines Optimi-

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Ausgangssektion mit aktivierten Filtern. Der Ausgangspegel ist feinstufig an-passbar, Filtereinstellungen können verkoppelt werden, Solo, Mute und Pha-sendrehung stehen zur Verfügung. Jeder Ausgang verfügt über drei Filter (2 x grafisch und einmal FIR), die auch separat gespeichert werden können

Beispiel für eine Gruppenlaufzeitkorrektur, oben vorher, unten nachher

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zers zu kommen. Besonders interessant ist die Gestaltungsmöglich-keit eigener digitaler Frequenzweichen, zum Beispiel eines mit End-stufen aktiv angesteuerten Zwei- oder Dreiwegsystems oder bei der Verwendung eines Subwoofers mit Bassmanagement. Alle erforder-lichen Funktionen sind Bestandteil der Korrektur- und Optimierungs-maßnahmen. Die Software ist intelligent genug, den besten Kom-promiss zwischen Linearität, Abstrahl- und Impulsverhalten im Be-reich der Übergangsfrequenz zu finden. Die in diesem Beitrag ab-gebildeten Screenshots geben einen umfangreichen Einblick in die Bedienstruktur der Software. Es gibt nur wenige Bereiche, die man nur dann verwenden sollte, wenn man genau weiß, was man tut. Die Software hilft jedoch in jedem Fall mit Standard-Einstellungen, die eine optimale Funktion garantieren.

Messtechnik

Bei unseren Wandler-Messungen, die wegen der rein analogen Kon-figuration unseres Testgeräts ohne digitale I/Os ausschließlich an den Analogschnittstellen stattfanden, lieferte der Trinnov MC gute Ergebnisse auf dem Niveau aktueller Wandler-Technologie. Das Pe-gelniveau war eingangs- und ausgangsseitig auf +18 dBu entspre-chend 0 dBFS intern eingestellt. Bei der Messung zwischen den analogen Ein- und Ausgängen in Bypass-Position des Prozessors dämpfte das Gerät das Eingangssignal um marginale 0,1 dB. Die in Diagramm 1 dargestellten Pegelfrequenzgänge bei 48 und 96 kHz Abtastrate sind zu den Rändern hin leicht ‚abgerundet‘ und errei-chen beispielsweise bei 20 kHz rund -0,4 dB. Das Ausgangsrauschen lag in der Bypass-Einstellung bei guten -93,3 dBu RMS effektiv unbewertet (22 Hz bis 22 kHz); mit eingerechne-tem Maximalpegel ergibt sich daraus ein unproblematischer Dyna-mikbereich von reichlich 111 dB. Die Quasipeak-Messung mit CCIR-Filter ergab einen gut zur RMS-Messung passenden Wert von -82,8 dBu. Das Diagramm 2 zeigt das tadellose FFT-Rauschspektrum der Analogausgänge. Die in Diagramm 3 dargestellte Unsymmetriedämp-fung der Analogeingänge erreicht oberhalb von etwa 1 kHz rund -72 dBr, wird allerdings zu tiefen Frequenzen hin spürbar schlechter. Für 100 Hz ergab die Messung etwa -57 dBr. Die FFTs in den Dia-grammen 4 und 5 zeigen das recht gute Klirrverhalten der gesamt-en A/D-D/A-Wandlerstrecke bei großen und kleinen Eingangspegeln.

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Diagramm 5: FFT-Klirrspektrum AD/DA bei 1 kHz, -1 dBFS (intern)

Diagramm 1: Pegelfrequenzgang AD/DA bei 48 und 96 kHz

Diagramm 2: FFT-Rauschspektrum AD/DA bei Unity Gain

Diagramm 3: Unsymmetriedämpfung der Analogeingänge

Diagramm 4: FFT-Klirrspektrum AD/DA bei 1 kHz, -60 dBFS (intern)

Praktische Erfahrungen

In der ersten Phase meiner Korrekturbemühungen hielt ich am ana-logen Bassmanagement des von uns eingesetzten Audient Monitor-Controllers fest, so dass dem Optimizer bereits aufbereitete Kanal-signale angeboten werden. Für ihn ist unser 5.1 Genelec-System, bestehend aus 8050 A und 7070A Subwoofer, also ein Vollbereichs-system. Der automatisierte Einmessvorgang mit den daraufhin vor-geschlagenen und errechneten Korrekturmaßnahmen erbrachte be-reits sehr erfreuliche Ergebnisse. Die anschließende manuelle Opti-mierung diente eigentlich lediglich dazu, ein individuelles Resultat zu erarbeiten, das meinen Vorstellungen absolut entspricht. Dazu gehörte eine manuelle, weitergehende Glättung des Übertragungs-bereiches tiefer Frequenzen mit Hilfe der integrierten IIR-Filter, die auf bereits ermittelte Frequenzgangkorrekturen aufgerechnet (aber in den vom System generierten Grafiken nicht angezeigt) werden. Diese Maßnahme erbrachte eine extrem gute Linearität von 20 bis etwa 100 Hz im Bereich von +/- 1 dB. Das klangliche Ergebnis ist eine zuvor nicht gekannte Homogenität und Festigkeit tiefer Fre-quenzen, was mir mein ‚drittes Leben‘ als Mastering-Ingenieur sehr viel leichter macht. Die Grundlage für die manuellen Korrekturen er-mittelte ich mit Hilfe meiner Easera Pro Akustik-Mess-Software im Bereich der Abhörposition. Ab 100 Hz aufwärts gab es weitere Ein-griffe in das Übertragungsverhalten des 8050A, dann allerdings aus-schließlich mit den ebenfalls verfügbaren manuellen FIR-Filtern in den Ausgängen des Optimizers. Das Ziel war hier, den angeborenen attraktiven Glanz der Monitore auf ein nüchternes Niveau zurück-zunehmen. Dazu bedurfte es nur ein paar kleiner Korrekturen von +/- 1 dB. Ein Beispiel dafür zeigt die Abbildung der Filtereinstellung des rechten Frontkanals.Mit dieser Maßnahme erreichte ich eine Signatur der oberen Mit-ten, die mich nicht mehr so schnell zufriedenstellt, Glanz in ein Mastering zu drehen. Meine bisherigen Erfahrungen zeigten, dass ich dort immer ein wenig zu vorsichtig war. Die kleinen Nachbes-serungen in den unteren Mitten, die man zum Teil in der Einstel-

lung des rechten Kanals sehen kann, sind von mir nicht symme-trisch auf alle Kanäle übertragen worden, sondern dienen dem schon fast hysterisch anmutenden Wunsch einer absoluten to-nalen Gleichheit aller Kanäle. Die Lokalisierung bei Stereo- und Surround-Programmen hat sich dadurch um eine ganze Größen-ordnung verbessert. Stereo- und Surround-Positionen sind insge-samt feinstufiger wahrnehmbar und lassen eine optimale Kontrolle zu. Sehen Sie sich hierzu die Korrektur eines Surround-Kanals an. Dazu trägt im Übrigen auch die im Hintergrund vom System vollzo-gene Entzerrung der Phase und Gruppenlaufzeit bei, an deren ma-nuelle Optimierung ich mich derzeit noch nicht herantraue und auch nicht weiß, ob es da noch etwas zu verbessern gäbe. Die manuelle Optimierung hat mich einige Tage und insgesamt etwa zehn Stun-den Arbeit gekostet. Dazu zählen natürlich auch das intensive Hö-ren und die ebenso wichtigen Hörpausen bis zum nächsten Tag. Wer so viel Akribie (und ich bin noch nicht am Ende mit meinen Ideen) nicht an den Tag legen möchte, wird jedoch auch ohne manuelles Nacharbeiten bereits mehr als erstaunt sein, wie deutlich ein etwas notleidendes Abhörsystem vom automatischen Prozess profitieren kann. Je besser der Raum ist und je geringer die Größenordnung des Eingriffs, umso mehr verbeißt sich jemand wie ich ins Detail, denn eine optimale Abhörsituation (unter gegebenen Umständen eines vorhandenen Abhörsystems) ist so erstrebenswert wie nichts anderes. Obwohl der Optimizer imstande ist, kleine Wunder zu voll-bringen, kann er aus einem miserablen Raum und schlechten Laut-sprechern natürlich auch kein Gold machen, zumindest aber Mes-sing. Ich arbeite, weil ich ausschließlich Post Production betreibe, sehr bequem mit einer Latenz von ca. 23 Millisekunden, die für ei-ne Live-Einspielung allerdings schon nicht mehr zumutbar wäre. Wer vornehmlich im Bereich tiefer Frequenzen Korrekturen anbrin-gen möchte, kommt auch mit deutlich weniger aus, solange keine FIR-Filter ins Spiel kommen. Ansonsten bleibt für den Aufnahmebe-trieb tatsächlich nur die Betätigung der Bypass-Taste, mit der da-

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Manuelle FIR-Korrektur des rechten Kanals unserer RegieManuelle FIR-Korrektur des linken Surround-Kanals unserer Regie

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ran geknüpften Aufhebung der Korrekturentzerrung. Wer allerdings riesige Korrekturen vornehmen möchte, was technisch möglich wä-re, der sollte vielleicht doch zunächst nach seinem Raum und den Lautsprecherpositionen sehen. Da der Optimizer die Lautsprecher-positionen exakt erfassen kann und ich mit meiner Abhörposition etwas tiefer im Stereodreieck sitze, machte mir das System das An-gebot, Laufzeiten und Lausprecherpositionen elektronisch zu korri-gieren. Die Soll- und Ist-Positionen werden in der entsprechenden Grafik genau angezeigt. Wenn ich die Delay-Option und das Rema-pping aktiviere, rücken die Lautsprecher tatsächlich in andere Posi-tionen, doch entsteht beim Hören doch eine gewisse Unsicherheit, da man ausschließlich Phantomschallquellen und keine echten Laut-sprecherpositionen mehr wahrnimmt, was den exakten Verbleib in der Abhörposition zwingend erforderlich macht. Die Präsentation des Stereo- und Surroundfeldes wird zwar durch die Loslösung der Si-gnale von den Lautsprechern sehr ‚attraktiv‘, jedoch fühlte ich mich am Ende doch mit den realen Lautsprecherpositionen wohler und sicherer. In sehr ungünstigen räumlichen Umgebungen wird diese Option vermutlich besser funktionieren, wenn die realen Lautspre-cherpositionen keinen vernünftigen Höreindruck generieren.

SmartMeter

Mit diesem Software-Modul wird der Optimizer zu einem umfang-reich ausgestatteten Pegel-, Loudness- und Richtungs-Messinstru-ment. Die Qualität der Netzwerkanbindung ist hier natürlich für die Flüssigkeit der Darstellung von besonderer Bedeutung. Am besten funktioniert dieser Software-Bereich dann tatsächlich mit einem direkt angeschlossenen TFT-Schirm. Zu den angebotenen Funktionen gehören Spitzenwertmessung (sample-genau), Loud-ness-Messung nach EBU R128, Quasi-Spitzenwertdarstellung nach DIN 45406, Richtungsanalyse und Zeit/Pegel-Darstellung. Das PPM-Meter ist ein klassischer Spitzenwertmesser in Mehrkanaltechnik. Das Instrument verfügt über ein ‚Gedächtnis‘ und zeigt auf Anfra-ge den maximalen, in einer bestimmbaren Zeitspanne vorkom-menden Spitzenpegel. Die farbliche Darstellung kann durch variier-bare Markerpositionen bestimmt werden. Mit einer ‚Cleartaste‘ wird der Speicher gelöscht und das Instrument zurückgesetzt. Von die-sem Zeitpunkt an wird die Pegelmessung wieder neu in den Spei-cher geschrieben. Quasi-Spitzenwertmessung nach der ARD-Norm DIN 45406 (ebenfalls mehrkanalig) repräsentiert das klassische Peakmeter mit einem 0 dB (100 Prozent) Bezugswert von +6 dBu entsprechend 1.55 Volt mit 10 ms Integrationszeit. Das Loudness-Meter wird in Form einer laufenden Zeitlinie dargestellt und erfasst alle gängigen Parameter wie ‚momentary‘, ‚short term‘, ‚integra-ted‘ und LRA (Loudness Range). Mehr Details finden sich zu die-sem speziellen Thema auf unserer Website zum freien Download. ‚Spatial Monitoring‘ dient der Darstellung der Richtungsinformati-onen, in der Regel eines Surround-Signals. Hier stehen mehrere gra-fische Darstellungsformen zur Verfügung. Das ‚Time Monitoring‘ ist eine Zeitlinien-bezogene Darstellung aller Ein- oder Ausgangskanäle

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Die Optimizer-Eingänge verfügen über ein weiteres grafisches Filter und kön-nen Rosa Rauschen für Testzwecke generieren. Dies hat nichts mit dem ei-gentlichen Messvorgang zu tun

Ein- und Ausgangspegeldarstellung der aktivierten Optimizer-Kanäle

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Darstellung der Lautsprecherpositionen aus der Vogelperspektive: Die blau gekennzeichneten Lautsprecher sind die gemessenen Positionen. Hier wird auch deutlich, wie genau das Mikrofon ausgerichtet werden muss, damit kei-ne Fehlinterpretationen erfolgen können

Der Software-Monitor-Controller der Optimizers

Beispiele der SmartMeter-Software: Darstellung der Loudness-Messung als Zeitlinie. Als Zahlenwerte werden ‚integrated‘ und LRA abgebildet. Spatial Monito-ring als Mehrkanal-Richtungsanalyse, PPM Metering für alle aktivierten Optimizer-Kanäle und mehrkanalige Timeline-Pegeldarstellung

des Optimizers. Zeitintervalle, Dynamikbereiche und Skalierungen können nach Wunsch gewählt werden. Der integrierte Monitor-Con-troller, der zu diesem Software-Paket gehört, bietet Funktionen wir Abhörlautstärke, Dim, Gesamt-Mute, Solo und Mute für Einzelkanä-le oder Gruppen wie Front- oder Surround-Lautsprecher. Die Laut-stärke wird über Inkremental-Tasten auf dem Bildschirm eingestellt, mit einer ‚Ref(erence)-Taste springt der Pegel automatisch auf 0 dB zurück. Ein zusätzlicher Monitor-Controller wird dadurch theore-tisch überflüssig, jedoch fehlt einer Software-Lösung natürlich der so wichtige anfassbare Drehregler für die Lautstärke. Anlässlich der IBC wurde die Metering-Software noch einmal kräftig erweitert, um ein amtliches Surround-Metering mit Korrelationsgradmessung und vieles andere mehr. Ich muss meine Maschine unbedingt upgraden…

Anwendererfahrungen

Die in Berlin ansässigen Eastside Mastering Studios gehörten ge-schichtlich betrachtet dereinst zu den Emil Berliner Studios, die in Hannover beheimatet waren und dort einen großen Studiokomplex betrieben. 2002 fiel die Entscheidung, im Rahmen des Universal-Umzugs in der Hauptstadt eine Mastering-Filiale zu eröffnen. Goe-tz-Michael Rieth wurde gefragt, ob er dieses Studio aufbauen und leiten wolle. Dirk Niemeier stieß kurze Zeit später dazu. 2006 ent-schied sich Universal für eine Konzentration auf das Kerngeschäft und wollte die Studiodienstleistungen in den freien Markt abgeben. Die beiden Studiobetreiber übernahmen daraufhin die Mastering Studios und blieben auch in den gleichen Räumlichkeiten. Parallel dazu wurden größere Teile des Geschäftes aus Hannover nach Ber-lin gezogen. Seit 2007 sind die Eastside Mastering Studios ein ei-genständiger Betrieb. Durch die räumliche Nähe zu Universal macht das Studio auch heute noch sehr viel Service für den Musikkonzern. Eastside ist zwar ein reines Mastering Studio, jedoch etwas breiter aufgestellt. Die Aktivitäten stützen sich dabei auf drei Säulen: die erste rankt sich um den Bereich der Master-Dienstleistungen, also

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Qualitätskontrolle und Mastering-Abwicklung für Universal oder Konfektionierung von fertigen Produktionen, die zweite ist Com-pilation und Re-Mastering und die dritte ist das klassische gestal-terische Mastering. Eastside bedient schwerpunktmäßig das Pop/Rock-Genre, bearbeitet jedoch durch die enge Zusammenarbeit mit Universal auch deren Katalog von Klassik bis Jazz. Kürzlich instal-lierte Eastside zwei Stereo-Optimizer von Trinnov und so lag es nahe, im Rahmen dieses Berichts telefonisch einen kurzen Anwen-derkommentar zu den Erfahrungen mit diesem System abzufragen.

Goetz-Michael Rieth: Das Originelle am schließlich dauerhaften Ein-satz des Trinnov Optimizers war unsere Neugier, das System ein-fach nur kennenzulernen. Wir betreiben einen kleinen und einen größeren Mastering-Raum, wobei die Hauptregie historisch gewach-sen im kleineren Raum entstanden war. Anfang des Jahres nahmen wir noch einmal Geld in die Hand und tauschten die Funktionen der beiden Räume. Das große Studio ist nun unser Haupt-Maste-ring-Raum, das kleine Studio wird für Compilations, Editing und

Dirk Niemeier (links) und Götz-Michael Rieth in der neuen Mastering-Regie

Jacques

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Konfektionierungsarbeiten eingesetzt. Die neue Regie wurde von HMP, namentlich Peter Maier, mit einer neuen Raumakustik auf Vordermann gebracht, mit der wir auf Anhieb sehr zufrieden wa-ren. Daran anknüpfend hatten wir uns die Frage gestellt, was ei-ne Korrekturentzerrung in einem sehr gut klingenden Raum noch bringen könnte. Peter Maier betreute zu diesem Zeitpunkt eine Diplomarbeit, die sich mit dem Aspekt der Lautsprecherkorrektur thematisch auseinandersetzte. Daraus resultierte die Empfehlung des Trinnov Optimizers als sehr geeignete Lösung. Also kontak-tierten wir den Vertrieb und fragten nach einem Testgerät. Als wir es installiert hatten und die Ergebnisse der ersten Messungen an-hören konnten, waren wir ziemlich überrascht, wie viel eine sol-che Maßnahme tatsächlich noch bewirken kann. Einen Raum mit akustischen Maßnahmen vollständig linear hinzubekommen, ist ja fast unmöglich und daher gab es auch noch kleine Welligkeiten oder Unebenheiten im Übertragungsfrequenzgang. Natürlich waren diese nach der Korrektur verschwunden und der Raum klang to-nal betrachtet noch ausgewogener. Der jedoch viel wesentlichere

Aspekt war, dass wir ein deutlich aufgeräumteres und kompakte-res Klangbild hörten, was die Lokalisation und Räumlichkeit an-geht – und das, obwohl der Raum, so wie er gebaut wurde, keine Probleme mit Reflexionen oder Asymmetrien hatte. Wir waren bei-nahe etwas irritiert ob des Ergebnisses, aber Peter Maier erklärte uns, dass diese Verbesserung durch die Linearisierung der Grup-penlaufzeiten der Lautsprecher zustande kommt. Wir hatten ja ge-rade den Schritt vom alten ins neue Studio vollzogen, das natur-gemäß anders klang, ohne Trinnov. Für Mastering-Menschen ist das zunächst eine irritierende Erfahrung, da man sich eingewöhnen und Vertrauen in den neuen Raum fassen muss. Also stellte sich die Fra-ge, ob wir uns noch einmal umgewöhnen müssen, wenn der Opti-mizer so viel bewirkt. Interessanterweise waren wir auf Anhieb bei-de der Meinung, dass mit Trinnov einfach alles ‚stimmt‘. Als näch-stes kam das kleine Studio an die Reihe, mit der alten Akustik, die durchaus ein paar Probleme birgt. Wie man sich jetzt denken kann, mit dem gleichen positiven Effekt. Im großen Studio haben wir PMC MB2 XPDs und im kleinen B&W Nautilus 801. Die akusti-

Beispiele für die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten des Optimizers, hier Main Settings, Presets, Quellenrouting und globale Quelleneinstellungen

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40 | 41 Studio Magazin 09/11

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Die Netzwerk-Seite des Optimizers: Hier können die IP-Parameter fest oder via DHCP eingegeben werden. Sobald der Optimizer das Internet sieht, können Software-Updates über die DSL-Verbindung durchgeführt werden

Der entscheidende Wert des Optimizers liegt nicht in seiner FIR-Filter-Technologie, sondern in der Möglichkeit einer zeitlichen Ent-zerrung von Lautsprechersignalen. Meine Erfahrung ist, dass ein durch den Optimizer bearbeitetes Abhörsystem auf Anhieb ‚rich-tig‘ klingt. Die Stereo- oder Surround-Bühne ordnet sich und er-möglicht eine sehr viel akkuratere Lokalisation. Gepaart mit einer auf der Frequenzebene korrigierten Übertragungsfunktion präzisiert sich das Hörerlebnis noch einmal erheblich und ermöglicht auf die-se Weise eine annähernd perfekte Abhörsituation, die selbst mit großem baulichen Aufwand auf der raumakustischen Seite nicht realisiert werden könnte. Davon profitieren raumakustisch mäßige Umgebungen naturgemäß in größerem Maße, jedoch ist die to-nale und zeitliche Linearisierung eines wirklich guten Abhörraums mindestens genauso erstrebenswert, wie das Beispiel des Anwen-derkommentars veranschaulicht. Wer über Wandlerqualität in ei-ner analogen Signalkette diskutieren möchte, sollte sich vor Au-gen führen, dass das Optimierungspotential sich in einer ganz an-deren Dimension als nuancierter Unterschiede moderner Wandler-technologie abspielt. Ich fühle mich dank des Optimizer-Einsatzes in meinem Raum absolut sicher und würde auf die Segnungen die-ser Technologie nicht mehr verzichten wollen. Jede auf einen de-finierten Punkt ausgelegte Korrektur kann natürlich zu ‚Besonder-heiten‘ an anderen Positionen eines gegebenen Raums führen, je-doch ist dies meist von keiner ausgeprägten Relevanz. Wie der An-wenderkommentar skizziert, kann es durchaus sinnvoll sein, eine Entzerrung für eine zweite Abhörposition zu erarbeiten (zum Bei-spiel am Produzentenplatz), um schnell ein klangliches Ergebnis vorführen zu können. Der Preis, je nach Ausstattung ab 7.000 Eu-ro netto, ist angesichts der Leistungsfähigkeit dieses Systems ab-solut gerechtfertigt. Ein Vergleich weitreichender raumakustischer Planungs- und Baumaßnahmen mit dem genannten Anschaffungs-preis kann sehr schnell zu der Ansicht führen, dass der Optimi-zer MC gar ein richtiges Schnäppchen ist. Dennoch ist der Hinweis wichtig, dass auf eine raumakustische ‚Grundausstattung‘ in keinem Fall verzichtet werden kann. Zukünftig können Sie davon ausge-hen, dass in unserem Studio durchgeführte Hörtests von einer noch weitergehenden Präzision des Höreindrucks begleitet sein werden. Natürlich kann man auch mit dem Optimizer aus einem schlechten Lautsprecher keinen guten und aus einem falschen Raum keinen richtigen machen. Bestimmte qualitative Voraussetzungen müssen also immer noch gegeben sein. Zukünftige Tonregien werden also auch mit dieser Technologie nicht in Bahnhofstoiletten anzutreffen sein. Mit ein wenig Sachverstand und einer Konzentration auf we-sentliche Parameter des Abhörens sind an den Einsatz eines Opti-mizers jedoch höchste Erwartungen zu stellen. Eine wirklich fantas-tische Technologie – das Tor zur perfekten Abhörsituation!

schen Probleme im kleinen Raum wurden durch den Einsatz des zweiten Trinnov deutlich geringer und die Abhörsituation gestalte sich nun sehr viel kompatibler, obwohl die beiden Lautsprecher-modelle sehr unterschiedlichen Charakters sind. Wir können jetzt zwar nicht problemlos, aber doch deutlich problemloser wechseln.

Dirk Niemeier: Wir sind mit dem kleinen Studio noch nicht am En-de unserer Messungen angekommen. Das liegt zum Teil an der Grundaufstellung der B&Ws in Bezug auf die Höhe, die wir noch ändern möchten. Zwar sehen wir auch jetzt schon, dass der Trin-nov eine Menge Gutes tut, aber wir erwarten noch einiges an Ver-besserungspotential. Wir haben jedoch auch noch eine weitere Idee entwickelt: Beim Einsatz des Optimizers ist man naturgemäß stärker an die Abhörposition gebunden. Außerhalb der Abhörposi-tion passieren schon einige ‚merkwürdige‘ Dinge. Das gilt bei uns vor allem für den Produzentenplatz an der Regierückwand. Dort gibt es einen relativ kräftigen Anstieg der Frequenzen im Bereich von 40 Hz. Die Idee ist nun, für diesen Platz ein spezielles Preset auszumessen, damit der Produzent oder Künstler per Umschaltung so wie an der Abhörposition hören kann. Bisher bitten wir unse-re Kunden, für ein wirklich korrektes Hören in der eingemessenen Abhörposition Platz zu nehmen.

Fazit

Es ist verständlich, dass der Hersteller sich nicht allzu tief in die Karten seines mächtigen Werkzeugs schauen lassen möchte, also muss ich Ihnen auch die Antwort schuldig bleiben, wie man zum Beispiel die Gruppenlaufzeit eines Lautsprechers linearisiert. Fest steht, dass sich hinter dem Optimizer ein geballtes wissenschaft-liches Forschungspaket verbirgt, mit einer Funktionalität, die von keinem zweiten Hersteller auf diesem Planeten angeboten wird.