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Textlinguistik Anna Mikulová. Textlinguistik Die Textlinguistik ist eine vergleichsweise junge Disziplin der Linguistik, die sich ab den sechziger Jahren

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Anna MikulováAnna Mikulová

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TextlinguistikTextlinguistik

Die Die TextlinguistikTextlinguistik ist eine vergleichsweise ist eine vergleichsweise junge Disziplin der Linguistik, die sich ab junge Disziplin der Linguistik, die sich ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Sie beschäftigt sich mit entwickelt hat. Sie beschäftigt sich mit satzübergreifenden sprachlichen satzübergreifenden sprachlichen Strukturen. Nachbardisziplinen der Strukturen. Nachbardisziplinen der Textlinguistik sind Textlinguistik sind Literaturwissenschaft, , Jura und und Theologie. Vorläufer der . Vorläufer der Textlinguistik sind Textlinguistik sind Gattungslehre, die , die Rhetorik und die und die Stilistik. .

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Aufgaben Aufgaben

Eine zentrale Fragestellung der Textlinguistik ist die Eine zentrale Fragestellung der Textlinguistik ist die Definition der sprachlichen Größe Text, also durch Definition der sprachlichen Größe Text, also durch welche Eigenschaften sich ein Text von einem „Nicht-welche Eigenschaften sich ein Text von einem „Nicht-Text“ unterscheidet, sofern eine solche Text“ unterscheidet, sofern eine solche Unterscheidung als möglich erachtet wird. Kriterien Unterscheidung als möglich erachtet wird. Kriterien der der Textualität sind dabei vor allem sind dabei vor allem Kohärenz bzw. bzw. Kohäsion), d. h. sprachliche Mittel, die zwischen , d. h. sprachliche Mittel, die zwischen Sätzen inhaltliche bzw. formale Beziehungen Sätzen inhaltliche bzw. formale Beziehungen herstellen, so dass sie als Text empfunden werden. herstellen, so dass sie als Text empfunden werden. Solche Merkmale sind Solche Merkmale sind Anaphern, , Kataphern, , Konnektoren, die Verwendung der , die Verwendung der Artikel, die , die Thema-Rhema-Progression, , Lexemrekurrenz und und Lexemvariation sowie die sowie die Isotopie. Weitere . Weitere wesentliche Kriterien sind die wesentliche Kriterien sind die Textfunktion, das , das Thema des Textes sowie die Merkmale der Textgrenzen des Textes sowie die Merkmale der Textgrenzen

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Aufgaben Aufgaben

Weitere Aufgaben der Textlinguistik sind Weitere Aufgaben der Textlinguistik sind die die Analyse, , Klassifikation (beispielsweise (beispielsweise nach nach Textsorten) und ) und Abgrenzung von von Texten und ihrer Struktur und die Texten und ihrer Struktur und die Untersuchung der kommunikativen Untersuchung der kommunikativen Funktion und Rezeption von Texten. Funktion und Rezeption von Texten. Textlinguistische Untersuchungen Textlinguistische Untersuchungen ermitteln charakteristische ermitteln charakteristische Organisationsformen von bestimmten Organisationsformen von bestimmten Textklassen sowie das Funktionieren Textklassen sowie das Funktionieren bestimmter Texte in gesellschaftlichen bestimmter Texte in gesellschaftlichen Situationen. Situationen.

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Merkmale eines TextesMerkmale eines Textes Ein Text ist in aller Regel ein Ein Text ist in aller Regel ein komplexes komplexes

GebildeGebilde. Er besteht aus mehreren Teilen, . Er besteht aus mehreren Teilen, ist also ist also gegliedertgegliedert: welcher Art diese : welcher Art diese Gliederung ist, hängt von seiner Gliederung ist, hängt von seiner GattungszugehörigkeitGattungszugehörigkeit ((TextsortenzugehörigkeitTextsortenzugehörigkeit) ab. ) ab.

Beispiel: Beispiel: Ein Drama gliedert sich in Akte und Szenen oder Bilder; Ein Drama gliedert sich in Akte und Szenen oder Bilder; eine Erzählung in Kapitel und Abschnitte; eine Rede in Absätze; ein eine Erzählung in Kapitel und Abschnitte; eine Rede in Absätze; ein Artikel in Abschnitte.Artikel in Abschnitte.

In den meisten Fällen ist das In den meisten Fällen ist das kleinste sinnvolle kleinste sinnvolle Segment Segment eines Textes (unter eher grammatischem eines Textes (unter eher grammatischem Aspekt) der Aspekt) der SatzSatz, bzw. (unter eher pragmatischem , bzw. (unter eher pragmatischem Aspekt) die Aspekt) die ÄußerungÄußerung (ev. der (ev. der SprechaktSprechakt).).

Merkmale eines Textes

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Merkmale eines TextesMerkmale eines Textes

Wir werden im Folgenden vor allem Wir werden im Folgenden vor allem geschriebene Texte ins Auge Fassen, geschriebene Texte ins Auge Fassen, sehen auch im geschriebenen Text sehen auch im geschriebenen Text prototypisch verwirklicht, was wir prototypisch verwirklicht, was wir später an Merkmalen der Textualität später an Merkmalen der Textualität beschreiben werden. Der linguistische beschreiben werden. Der linguistische Textbegriff gilt jedoch gleichermaßen Textbegriff gilt jedoch gleichermaßen für Einheiten der gesprochenen für Einheiten der gesprochenen Sprache gilt, die die genannten Sprache gilt, die die genannten Bedingungen erfüllen.Bedingungen erfüllen.

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Merkmale eines TextesMerkmale eines Textes Bei dem Begriff „Text“ denkt man zunächst Bei dem Begriff „Text“ denkt man zunächst

fast ausschließlich an monologisch fast ausschließlich an monologisch vorliegende Spracheinheiten. Im vorliegende Spracheinheiten. Im textlinguistischen Verständnis umfasst der textlinguistischen Verständnis umfasst der aber auch dialogische Einheiten aber auch dialogische Einheiten (Gespräche): Allerdings darf man dabei die (Gespräche): Allerdings darf man dabei die grundlegenden Unterschiede zwischen grundlegenden Unterschiede zwischen monologischen und dialogischen Texten monologischen und dialogischen Texten nicht übersehen. So werden Gespräche erst nicht übersehen. So werden Gespräche erst durch mindestens zwei Sprecher durch mindestens zwei Sprecher konstituiert, was zur Folge hat, dass konstituiert, was zur Folge hat, dass zumeist verschiedene zumeist verschiedene Sprecherpersperspektiven oder gar –Sprecherpersperspektiven oder gar –interessen wirksam werden.interessen wirksam werden.

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Merkmale eines TextesMerkmale eines Textes

Ein Text ist eine Ein Text ist eine kommunikative kommunikative EinheitEinheit, dies in einem doppelten , dies in einem doppelten Verständnis: Einmal übermittelt er Verständnis: Einmal übermittelt er bestimmte Inhalte (Informationen); bestimmte Inhalte (Informationen); zum anderen ist er in einen zum anderen ist er in einen Kommunikationsprozess Kommunikationsprozess (Sprecher/Hörer bzw. Schreiber/Leser) (Sprecher/Hörer bzw. Schreiber/Leser) eingebettet und spielt in diesem eingebettet und spielt in diesem Rahmen eine kommunikative Rolle.Rahmen eine kommunikative Rolle.

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Merkmale eines TextesMerkmale eines Textes(Text als begrenzte Einheit)(Text als begrenzte Einheit) Ein Text ist eine begrenzte Einheit. Ein Text ist eine begrenzte Einheit.

Geschriebene Texte werden durch Geschriebene Texte werden durch Überschriften, Titel oder Überschriften, Titel oder Einleitungsformeln eröffnet: Einleitungsformeln eröffnet: Textanfänge erkennt man auch an Textanfänge erkennt man auch an grafischen Arrangements wie grafischen Arrangements wie Buchstabengröße oder Leerzeile. Den Buchstabengröße oder Leerzeile. Den Schluss markieren oft Schlussformeln Schluss markieren oft Schlussformeln oder wiederum nichtsprachliche oder wiederum nichtsprachliche (typo)grafische Elemente. (typo)grafische Elemente.

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Merkmale eines TextesMerkmale eines Textes(Text als begrenzte Einheit)(Text als begrenzte Einheit) In der konkreten Arbeit erhebt sich hier In der konkreten Arbeit erhebt sich hier

freilich oft die Frage nach der unteren und freilich oft die Frage nach der unteren und der oberen Grenze dessen, was als Textder oberen Grenze dessen, was als Text zu zu verstehen ist.verstehen ist.

Was ist Was ist ein Text?ein Text? Als Text soll hier eine zusammenhängende Als Text soll hier eine zusammenhängende

Folge von sprachlichen Zeichen verstanden Folge von sprachlichen Zeichen verstanden werden, die unter einem gemeinsamen Thema werden, die unter einem gemeinsamen Thema steht und als ganze eine kommunikative steht und als ganze eine kommunikative Funktion erfüllt.Funktion erfüllt.

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TextualitätTextualität

Unter Unter TextualitätTextualität versteht man in der versteht man in der Textlinguistik die die Eigenschaft, ein Text zu sein. Verschiedene Kriterien der Eigenschaft, ein Text zu sein. Verschiedene Kriterien der Textualität unterscheiden also Textualität unterscheiden also Texte von sogenannten von sogenannten „Nicht-Texten“. Eine einheitliche, in der „Nicht-Texten“. Eine einheitliche, in der Sprachwissenschaft allgemein anerkannte Definition von allgemein anerkannte Definition von „Text“ existiert bislang nicht.„Text“ existiert bislang nicht.

Auch im alltäglichen Sprachgebrauch werden nur solche Auch im alltäglichen Sprachgebrauch werden nur solche sprachlichen Äußerungen als Text bezeichnet, die sprachlichen Äußerungen als Text bezeichnet, die bestimmte Kriterien erfüllen. Diese Art der Feststellung bestimmte Kriterien erfüllen. Diese Art der Feststellung von Textualität beruht in etwa auf folgender Definition: Ein von Textualität beruht in etwa auf folgender Definition: Ein Text ist eine abgeschlossene, Text ist eine abgeschlossene, schriftliche oder potentiell oder potentiell schreibbare sprachliche Äußerung, die aus mehreren schreibbare sprachliche Äußerung, die aus mehreren (vollständigen oder unvollständigen) Sätzen besteht, die (vollständigen oder unvollständigen) Sätzen besteht, die miteinander in inhaltlichem und formalem Zusammenhang miteinander in inhaltlichem und formalem Zusammenhang stehen.stehen.

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Textualität aus sprachsystematischer und Textualität aus sprachsystematischer und kommunikationsorientierter Sichtkommunikationsorientierter Sicht

Ziel der sprachsystematischen Betrachtung von Texten ist die Ziel der sprachsystematischen Betrachtung von Texten ist die Erarbeitung einer Textgrammatik, die einen Text als komplexes Erarbeitung einer Textgrammatik, die einen Text als komplexes sprachliches Zeichen versteht und seine satzübergreifende sprachliches Zeichen versteht und seine satzübergreifende sprachliche Struktur untersucht.sprachliche Struktur untersucht.

Kommunikationsorienterte Ansätze berücksichtigen stärker auch Kommunikationsorienterte Ansätze berücksichtigen stärker auch solche Einflüsse, die aus der solche Einflüsse, die aus der Kommunikationssituation erwachsen, in der ein Text entsteht oder verwendet wird erwachsen, in der ein Text entsteht oder verwendet wird (sogenannte textexterne Faktoren). Dadurch sind sie oft (sogenannte textexterne Faktoren). Dadurch sind sie oft nützlicher als sprachsystematische Betrachtungen, um nützlicher als sprachsystematische Betrachtungen, um Eigenschaften des Textes zu erklären, die nicht auf Eigenschaften Eigenschaften des Textes zu erklären, die nicht auf Eigenschaften einzelner Textteile zurückgeführt werden können. Auf der einzelner Textteile zurückgeführt werden können. Auf der Grundlage der Grundlage der Sprechakttheorie geht man hier davon aus, dass geht man hier davon aus, dass ein Text eine sprachliche ein Text eine sprachliche Handlung darstellt, die einen darstellt, die einen bestimmten Zweck erfüllen soll.bestimmten Zweck erfüllen soll.

Klaus BrinkerKlaus Brinker erläutert, dass sich in der Geschichte der Linguistik erläutert, dass sich in der Geschichte der Linguistik der Textbegriff von einer sprachsystematisch ausgerichteten der Textbegriff von einer sprachsystematisch ausgerichteten Textlinguistik, die sich auf eine Textlinguistik, die sich auf eine strukturalistische Linguistik und Linguistik und die die generative Transformationsgrammatik bezieht, hin zu einer bezieht, hin zu einer kommunikationsorientierten Textlinguistik vor dem Hintergrund kommunikationsorientierten Textlinguistik vor dem Hintergrund pragmatischer Zugänge orientiert hat. Zugänge orientiert hat.

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Textualitätskriterien nach de Beaugrande und Textualitätskriterien nach de Beaugrande und Dressler Dressler

Grundlage vieler Textdefinitionen und Grundlage vieler Textdefinitionen und Diskussionen über den Textbegriff sind die von Diskussionen über den Textbegriff sind die von Robert-Alain de BeaugrandeRobert-Alain de Beaugrande und und Wolfgang Wolfgang Ulrich DresslerUlrich Dressler aufgestellten aufgestellten Textualitätskriterien von 1981. Sie definieren Textualitätskriterien von 1981. Sie definieren einen Text als „einen Text als „kommunikative Okkurrenz (...), kommunikative Okkurrenz (...), die sieben Kriterien der Textualität erfüllt. Wenn die sieben Kriterien der Textualität erfüllt. Wenn irgendeines dieser Kriterien als nicht erfüllt irgendeines dieser Kriterien als nicht erfüllt betrachtet wird, so gilt der Text als nicht betrachtet wird, so gilt der Text als nicht kommunikativkommunikativ. Daher werden nicht-. Daher werden nicht-kommunikative Texte als Nicht-Texte behandelt.“ kommunikative Texte als Nicht-Texte behandelt.“ ((De Beaugrande / Dressler, 1981, S. 3.De Beaugrande / Dressler, 1981, S. 3.))

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Textualitätskriterien nach de Beaugrande Textualitätskriterien nach de Beaugrande und Dresslerund Dressler

Die sieben textkonstitutiven Prinzipien Die sieben textkonstitutiven Prinzipien nach de Beaugrande / Dressler von Texten nach de Beaugrande / Dressler von Texten sind:sind:

Textkohäsion Textkohärenz Intentionalität Akzeptabilität Informativität Situationalität und und Intertextualität. .

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Textkohäsion Die Die KohäsionKohäsion oder oder TextkohäsionTextkohäsion ist der ist der syntaktische

Zusammenhang von Zusammenhang von Texten in in Rede bzw. bzw. Schrift.. Die Kohäsion bezieht sich auf die äußere Gestalt des Textes, Die Kohäsion bezieht sich auf die äußere Gestalt des Textes,

auf z. B. auf z. B. Tempusformen, , Pronomen oder oder Deiktika und damit und damit tendenziell auf die tendenziell auf die Oberflächenstruktur, während sich die , während sich die Textkohärenz auf den inhaltlichen Zusammenhang, die auf den inhaltlichen Zusammenhang, die logische Form, bezieht. Oft wird aber auch , bezieht. Oft wird aber auch Kohärenz in in einem weiteren Sinn auch als Oberbegriff für einem weiteren Sinn auch als Oberbegriff für Kohäsion und und Kohärenz (im engeren Sinn: semantische Verbindungen Kohärenz (im engeren Sinn: semantische Verbindungen zwischen Sätzen) verstanden. Einer der prominentesten zwischen Sätzen) verstanden. Einer der prominentesten Forscher im Bereich dieses Gebiets der Forscher im Bereich dieses Gebiets der Textlinguistik ist der ist der Anglist und Linguist Anglist und Linguist Wolfram Bublitz..

Nach Halliday/Hasan ist dieNach Halliday/Hasan ist die KohäsionKohäsion eine textkonstitutive eine textkonstitutive (textbildende) semantische Relation. Sie sichert, dass Sätze (textbildende) semantische Relation. Sie sichert, dass Sätze syntaktisch zusammenhängen oder als zusammenhängend syntaktisch zusammenhängen oder als zusammenhängend betrachtet werden, im Gegensatz zu einer (grammatisch betrachtet werden, im Gegensatz zu einer (grammatisch oder interaktiv) zusammenhanglosen Folge von Sätzen oder oder interaktiv) zusammenhanglosen Folge von Sätzen oder WörternWörtern

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Textkohäsion Es gibt verschiedene Es gibt verschiedene KohäsionsmittelKohäsionsmittel, die uns einen Text als , die uns einen Text als

zusammenhängend erkennen lassen, z. B.:zusammenhängend erkennen lassen, z. B.: KonnektiveKonnektive:: Konjunktionen und Pronominaladverbien verbinden als und Pronominaladverbien verbinden als

Konnektoren Sätze oder sonstige Textelemente miteinander. Sie sind somit Sätze oder sonstige Textelemente miteinander. Sie sind somit das Kohäsionsmittel par excellence. das Kohäsionsmittel par excellence. ((Konjunktion: Konjunktion: Ich weiß,Ich weiß, dass dass ich nichts ich nichts weiß.weiß. Pronominaladverb: Pronominaladverb: Heute ist Freitag.Heute ist Freitag. DarüberDarüber freue ich mich.)freue ich mich.)

Rekurrenz: Die Die Wiederaufnahme eines bereits eingeführten Wiederaufnahme eines bereits eingeführten Lexems im im weiteren Textverlauf. weiteren Textverlauf. (Morgen kommt(Morgen kommt der Nikolausder Nikolaus. Vor. Vor dem Nikolaus dem Nikolaus hab hab ich Angst.)ich Angst.)

Partielle Rekurrenz:Partielle Rekurrenz: Das Das Wiederaufgreifen eines Wortbestandteils Wiederaufgreifen eines Wortbestandteils (genauer(genauer: eines lexikalischen : eines lexikalischen Morphems), was meist durch ), was meist durch AbleitungAbleitung ( (Derivation) oder ) oder Zusammensetzung Zusammensetzung ((Komposition) geschieht (in diesem ) geschieht (in diesem Artikel z. B. "Artikel z. B. "ZusammenhangZusammenhang", ", ""zusammenhängendzusammenhängend", ", ""zusammenhanglosenzusammenhanglosen") ")

Pro-FormenPro-Formen:: Mittels Mittels Pronomen, Adverbien, Pronominaladverbien , Adverbien, Pronominaladverbien wird auf wird auf ein Bezugselement des sprachlichen Kontextes verwiesenein Bezugselement des sprachlichen Kontextes verwiesen. . ((Mein Vater Mein Vater sitzt sitzt im Gefängnis.im Gefängnis. Er Er ist sehr einsam.)ist sehr einsam.)

TextdeixisTextdeixis:: Die Textdeixis Die Textdeixis ist die sprachliche Bezugnahme auf im Text ist die sprachliche Bezugnahme auf im Text eingeführtes Wisseneingeführtes Wissen. Prototypisches Beispiel: Ein . Prototypisches Beispiel: Ein bestimmter Artikel verweist auf ein bereits durch einen unbestimmten Artikel in den Text verweist auf ein bereits durch einen unbestimmten Artikel in den Text eingeführtes Bezugselement. eingeführtes Bezugselement. (Kommt ein Mann mit(Kommt ein Mann mit einem einem Frosch auf dem Frosch auf dem Kopf zum Arzt. SagtKopf zum Arzt. Sagt der der Frosch: "Herr Doktor, ich glaube, ich habe mir was Frosch: "Herr Doktor, ich glaube, ich habe mir was eingetreten!")eingetreten!")

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Textkohäsion VorwissensdeixisVorwissensdeixis:: Die Vorwissensdeixis ist ein Verweis auf textexternes Die Vorwissensdeixis ist ein Verweis auf textexternes

Weltwissen, welches für das Textverständnis vorausgesetzt wird. Weltwissen, welches für das Textverständnis vorausgesetzt wird. Prototypisches Beispiel: Ein bestimmter Artikel impliziert, dass das damit Prototypisches Beispiel: Ein bestimmter Artikel impliziert, dass das damit Bezeichnete dem Leser aufgrund seines Weltwissens bereits bekannt sein Bezeichnete dem Leser aufgrund seines Weltwissens bereits bekannt sein sollte. sollte. ((Der Papst Der Papst bestellt ein Bier.)bestellt ein Bier.)

SituationsdeixisSituationsdeixis:: Die Situationsdeixis stellt einen Die Situationsdeixis stellt einen Bezug zur konkreten Bezug zur konkreten Situation Situation her, in welche der Text eingebettet ist (Pro-Formen, bestimmte her, in welche der Text eingebettet ist (Pro-Formen, bestimmte Artikel). Artikel). (Wir treffen uns(Wir treffen uns morgen hier morgen hier.).)

SubstitutionSubstitution:: Es werden Es werden Wörter verwendet, die auf dasselbe Wörter verwendet, die auf dasselbe Referenzobjekt Referenzobjekt verweisen, z. B. verweisen, z. B. Synonyme, , Metaphern oder Ober- und oder Ober- und Unterbegriffe (Unterbegriffe (Hyperonyme und und Hyponyme). ). ((Mohammed VI Mohammed VI verliert an verliert an Popularität.Popularität. Der junge König Der junge König hat viele Erwartungen enttäuscht.)hat viele Erwartungen enttäuscht.)

Tempus:: Die Tempusverwendung dient als Hinweis auf die Sequenzierung Die Tempusverwendung dient als Hinweis auf die Sequenzierung ((zeitliche Abfolge) der Ereignissezeitliche Abfolge) der Ereignisse. . (Als der Hurrikan das Festland(Als der Hurrikan das Festland erreichteerreichte,, hatte hatte man bereits alle Einwohnerman bereits alle Einwohner evakuiertevakuiert.).)

Ellipse: Der Der Textverweis wird durch eine Leerstelle Textverweis wird durch eine Leerstelle erzeugt. erzeugt. (Ich will nach (Ich will nach Hause. Ich _ auch _.)Hause. Ich _ auch _.)

Explizite Textverknüpfung / Metakommunikation:Explizite Textverknüpfung / Metakommunikation: Der Text verweist Der Text verweist explizit auf vorangehende oder folgende Textstellen, explizit auf vorangehende oder folgende Textstellen, er spricht also über er spricht also über sich selbstsich selbst. . ((siehe oben, im Folgenden, wie erwähntsiehe oben, im Folgenden, wie erwähnt))

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KohärenzKohärenz

Die Die KohärenzKohärenz gibt an, gibt an, in welcher Weise der in welcher Weise der Text in in Rede bzw. bzw. Schrift inhaltlich zusammenhängt oder als inhaltlich zusammenhängt oder als zusammenhängend betrachtet wird – im Gegensatz zur zusammenhängend betrachtet wird – im Gegensatz zur Kohäsion aber auf logischer und nicht auf sprachlicher aber auf logischer und nicht auf sprachlicher EbeneEbene..

Eine Folge der Kohärenz ist zum Beispiel, dass in Eine Folge der Kohärenz ist zum Beispiel, dass in bestimmten Sprachsituationen bestimmte Reaktionen bestimmten Sprachsituationen bestimmte Reaktionen erwartet werden, die aus den vorigen erwartet werden, die aus den vorigen Sprechakten folgen folgen. . So wird auf eine Begrüßung als Antwort zunächst wieder So wird auf eine Begrüßung als Antwort zunächst wieder eine Begrüßung erwartet, auf eine Frage eine Antwort und eine Begrüßung erwartet, auf eine Frage eine Antwort und normalerweise auch gegebennormalerweise auch gegeben. Kohärenz spielt auch in der . Kohärenz spielt auch in der linguistischen linguistischen Pragmatik eine Rolle. Die Kohärenz eine Rolle. Die Kohärenz bezieht bezieht sich dabei auf den sich dabei auf den InhaltInhalt, die , die Tiefenstruktur, während sich , während sich die die Textkohäsion auf die syntaktische Form, die auf die syntaktische Form, die Oberflächenstruktur, bezieht., bezieht. Dies wäre Dies wäre Kohärenz im im engeren Sinne. Der Begriff wird engeren Sinne. Der Begriff wird aber auch in einem weiteren aber auch in einem weiteren Sinn verwendet und umfasst dann alle Mittel, die Sätze in Sinn verwendet und umfasst dann alle Mittel, die Sätze in einem Text miteinander verbinden, also auch die Mittel, die einem Text miteinander verbinden, also auch die Mittel, die sonst unter sonst unter Kohäsion verstanden werden verstanden werden

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KohärenzKohärenz Texte, die an Texte, die an der Oberfläche, in ihrer syntaktischen Form, der Oberfläche, in ihrer syntaktischen Form,

nicht zusammenhängend erscheinen, können in ihrem nicht zusammenhängend erscheinen, können in ihrem Inhalt durchaus einen Zusammenhang besitzen.Inhalt durchaus einen Zusammenhang besitzen. Um diesen Um diesen Zusammenhang zu erkennen, ist Mitarbeit des Rezipienten Zusammenhang zu erkennen, ist Mitarbeit des Rezipienten (Dialogpartners) notwendig. Der Zusammenhang kann (Dialogpartners) notwendig. Der Zusammenhang kann dabei von der Situation abhängen. Hier kann auch auf die dabei von der Situation abhängen. Hier kann auch auf die verschiedenen möglichen Kohärenzen eines Textes verschiedenen möglichen Kohärenzen eines Textes gedeutet werden: Ein Text kann wegen kultureller gedeutet werden: Ein Text kann wegen kultureller Differenzen oder Ähnlichem in seiner Kohäsion schon nicht Differenzen oder Ähnlichem in seiner Kohäsion schon nicht verstanden werden. Wird aber dieses Mittel extra verstanden werden. Wird aber dieses Mittel extra eingesetzt, um ein solches Gefühl hervorzurufen, liegt eingesetzt, um ein solches Gefühl hervorzurufen, liegt Kohärenz vor ohne Kohäsion (vergleiche dazu Kohärenz vor ohne Kohäsion (vergleiche dazu "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann, bei dem nicht von E.T.A. Hoffmann, bei dem nicht eindeutig festzustellen ist, ob es sich um eine eindeutig festzustellen ist, ob es sich um eine phantastische oder rationale Geschichte handelt).phantastische oder rationale Geschichte handelt).

Konzepte: Konzepte: Isotopie, , Präsupposition,,

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Isotopie,, Als Als IsotopieIsotopie (Verständnisebene) bezeichnet (Verständnisebene) bezeichnet

man ein Konzept, das versucht, man ein Konzept, das versucht, Textverknüpfungen unter semantischen Textverknüpfungen unter semantischen Gesichtspunkten anzugehen. Daher ist das Gesichtspunkten anzugehen. Daher ist das Isotopiekonzept eine Zwischenstufe zwischen Isotopiekonzept eine Zwischenstufe zwischen einer kohärenzorientierten- und einer einer kohärenzorientierten- und einer kohäsionsorientierten Textanalyse. Sie bietet kohäsionsorientierten Textanalyse. Sie bietet einen guten Einstieg in eine einen guten Einstieg in eine Textinterpretation, da intuitive Schlüsse, die Textinterpretation, da intuitive Schlüsse, die wir beim Lesen ziehen, wieder an den Text wir beim Lesen ziehen, wieder an den Text gebunden werden können.gebunden werden können.

Die Grundidee für das Konzept formulierte Die Grundidee für das Konzept formulierte Algirdas Julien Greimas in seinem 1966 in seinem 1966 erschienenen Werk "Sémantique structurale".erschienenen Werk "Sémantique structurale".

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Funktion des KonzeptesFunktion des Konzeptes

Durch das Prinzip der Durch das Prinzip der Rekurrenz, d. h. das wiederholte , d. h. das wiederholte Auftreten eines Klassems (syn. dominantes Auftreten eines Klassems (syn. dominantes Sem), oder ), oder das Prinzip der Substitution können Textverknüpfungen das Prinzip der Substitution können Textverknüpfungen innerhalb des zu untersuchenden Text(-abschnitt)s über innerhalb des zu untersuchenden Text(-abschnitt)s über die Satzgrenzen hinweg verfolgt werden. Klasseme sind die Satzgrenzen hinweg verfolgt werden. Klasseme sind die Bedeutungskomponenten (Seme) eines Wortes; diese die Bedeutungskomponenten (Seme) eines Wortes; diese können mit der linguistischen Methode der Semanalyse können mit der linguistischen Methode der Semanalyse herausgearbeitet und in einer Tabelle dargestellt herausgearbeitet und in einer Tabelle dargestellt werden. So spezifiziert man solche Seme als dominant, werden. So spezifiziert man solche Seme als dominant, die innerhalb des Textes aufgrund ihrer Rekurrenz die innerhalb des Textes aufgrund ihrer Rekurrenz (mehrfachen Wiederholung) auffallen. Indem man ein (mehrfachen Wiederholung) auffallen. Indem man ein Klassem bildet, kann man eine Isotopieebene erkennen, Klassem bildet, kann man eine Isotopieebene erkennen, um dadurch den gemeinten Sinn eines Textes um dadurch den gemeinten Sinn eines Textes einzugrenzen. Ein Text kann allerdings über mehrere einzugrenzen. Ein Text kann allerdings über mehrere Isotopieebenen verfügen, welche nebeneinander Isotopieebenen verfügen, welche nebeneinander stehend oder miteinander verknüpft sein können. stehend oder miteinander verknüpft sein können.

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Anwendungsbeispiel Anwendungsbeispiel

Beispieltext: "Der Turm wankte und Beispieltext: "Der Turm wankte und der Bauer war fort."der Bauer war fort."

Mögliche Seme der vorgefundenen Mögliche Seme der vorgefundenen Wörter:Wörter:

Turm wankte Bauer fort Turm wankte Bauer fort Gebäude Gebäude steht unsicherLebewesennicht mehr steht unsicherLebewesennicht mehr daSchachfigur"Schachfigur"daSchachfigur"Schachfigur"

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AnwendungsbeispielAnwendungsbeispiel Der Beispieltext kann bis jetzt sowohl eine Der Beispieltext kann bis jetzt sowohl eine

Schachspielsituation wie auch eine beschreibende Szene Schachspielsituation wie auch eine beschreibende Szene z.B. aus einem Märchen darstellen, denn es ist nicht klar, z.B. aus einem Märchen darstellen, denn es ist nicht klar, welches der Seme (Schachfigur vs. Gebäude/Lebewesen) welches der Seme (Schachfigur vs. Gebäude/Lebewesen) dominant ist. Erst wenn eines dieser Seme wiederholt dominant ist. Erst wenn eines dieser Seme wiederholt wird, wird klar, welches das Klassem ist.wird, wird klar, welches das Klassem ist.

"Der Turm wankte und der Bauer war fort. Er schrie den "Der Turm wankte und der Bauer war fort. Er schrie den ganzen Weg."ganzen Weg."

"schrie": Seme wären z.B. Tätigkeit, lebendig, usw."schrie": Seme wären z.B. Tätigkeit, lebendig, usw. Jetzt wird klar, dass es sich unmöglich um ein Schachspiel Jetzt wird klar, dass es sich unmöglich um ein Schachspiel

handeln kann, da der "Bauer" plötzlich mit dem Sem handeln kann, da der "Bauer" plötzlich mit dem Sem "lebendig" verknüpft wird, das Klassem somit nicht "lebendig" verknüpft wird, das Klassem somit nicht "Schachfigur" heißt. Daraus folgt, dass der Leser "Schachfigur" heißt. Daraus folgt, dass der Leser (Rezipient) die Isotopie als "lebendige Szene" definiert und (Rezipient) die Isotopie als "lebendige Szene" definiert und nicht als "Schachspiel".nicht als "Schachspiel".

Zur Bestimmung der Seme existieren in der Zur Bestimmung der Seme existieren in der Sprachwissenschaft semantische Lexika.Sprachwissenschaft semantische Lexika.