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JULI 2013 DAS MAGAZIN ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN 2196 METER IN DEN BAUCH DER WELT REKORD- HöHLE KRUBERA SURF DEN SOMMER DIE COOLSTEN WELLEN DES PLANETEN Genie am Brett JULIAN WILSON

The Red Bulletin Juli 2013 – DE

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Surf-Special: Eine goldene Generation von Surfern unterzieht ihren Sport einer Frischzellenkur

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Juli 2013Das Magazin abseits Des alltäglichen

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Julian WilSon

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Willkommen! manche Weltgegenden haben ihre lebens­prioritäten ordentlich sortiert, nämlich mit Surfen als Fixkandidat unter den Top drei. Andere Welt­gegenden, wir wollen keine namen nennen, haben in dieser Hinsicht noch ein wenig nachhol­bedarf. Dieses Heft kommt nun mit einer mission daher, nennen wir sie: Orientierungshilfe. Wir überprüfen also, warum das aktuell beste Surfen das beste Surfen ever ist („Golden Boys“, Seite 44). Und lassen uns in new York das ganz beson­dere Verhältnis von Surfern und Hurricanes er klären („Roll on, Rockaway“, Seite 78). „Wir haben hier nicht den besten Ruf“, sagt einer, „aber ohne uns wären jetzt hier eine menge leute tot.“

Viel Vergnügen mit diesem Heft Die Redaktion

„Manchmal muss ich meinen Charme auspacken“, sagt TV‑Star Annina Campell (ab Seite 52).

Die Rallye DeR ZukunftWohin steuert die WRC nachdem Rückzug von Sébastien Loeb? Spurensuche in Korinth.

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10 Die geilsten sPotsLegendäre Surfspots, geknipstvon weltklassefotografen.

44 Die RevolutionJulian Wilson und die neue generation der wellenreiter. eine standortbestimmung.

78 Die WieDeRgebuRtdie Surfer von Rockaway und ihr leben nach dem hurrikan.

24 88DeR DoPPleR-effektder zweimalige Beachvolleyball-Europameister liebt seine tattoos und schwört auf 130-kilo-kniebeugen.

Reisen: kletteRn in sPlitwer den fels loslässt, geht baden: was sie über Deep Water Soloing an der kroatischen küste wissen müssen.

56RePoRtage: tiefe einsichtdie Krubera-Höhle nahe sotschi ist bis in eine tiefe von 2196 Metern erforscht. ganz unten wartet das schwarze Meer.

Bullevard 17 news  Das Wichtigste in Kurzform 21 meine welt  Hugh Jackman 24 mein Körper  Clemens Doppler 26 magic moment Yannick hebt ab 28 Formel  Die Physik des Flyboards

Features

32 Vollgas in Mexiko CityBildreportage: illegale Autorennen 

44 Golden Boys  Surf-Genie Julian Wilson und weitere Erneuerer des Wellenreitens

52 Annina Campell  Das TV-Multitalent im Gespräch

56 Expedition Krubera Abstieg in die tiefste Höhle der Welt

66 Interview: Yasha Deutschlands Soul-Wunder unplugged

70 Die Zukunft der WRCWer folgt Dominator Sébastien Loeb, und bedarf es einer Regel-Reform?

78 Surfen nach dem Sturm Wie die Wellenreiter am Rockaway Beach ihre Nachbarschaft retteten

action! 88 reisen Deep Water Soloing in Kroatien90 club-Hits  „Dante’s“ in Portland91 worKout  FMX-Champ Danny Torres92 city guide Was in Berlin los ist93 musiK  Dom Makers Playlist94 events  Nationale Top-Termine96 tv-HigHligHts  Red Bulls TV-Fenster 97 must-Haves Essentielles im Juli98 Zeitsprung

Auf EInEn BlICK

90club-hits: PoRtlanDBurlesque-tänzer, Zwergenkünstler, pizza zum Mitnehmen: wir testen das „Dante’s“ in portland, oregon, usa.

DIE WElt Von RED Bull

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SURF-SPECIAL

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2 VIP TICKETS ZU GEWINNEN!DABEI SEIN IST ALLES – HIER IST EURE CHANCE!Das 4YOU Team geht beim Red Bull Seifenkistenrennen mit einem schnittigen, überdimensionalen igrec Rucksack an den Start – und ihr könnt live dabei sein!

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RED BULL SEIFENKISTENRENNEN AM 14. JULI 2013 IN HERTEN!

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Contributorsmit an Bord im Juli

Der Pole Gudzowaty, ein gelernter Jurist, wechselte früh zur Foto­grafie. Er durchlief alle möglichen Genres, bis er im klassischen Schwarzweiß­Fotoessay die ideale Ausdrucksform fand. Für das Leben an den Rändern der Gesell­schaft interessiert sich der vielfach Prämierte besonders. Ein Marken­zeichen: Gudzowaty liefert zu jedem Thema exakt ein Dutzend Fotos ab. Für uns fotografierte er im Milieu illegaler Autorennen in Mexiko­Stadt, ab Seite 32.

Tomasz GudzowaTy

Der Amerikaner kam zur Surf­Fotografie, „weil es die Chance für mich war, selbst möglichst oft auf dem Brett zu stehen“, wie er scherzhaft meint. Seine Freunde beschreiben Bielmann als benei­denswert coolen Hund: Ein solcher muss man auch sein, um wie er die Surf­Stars – auf unserem Cover Julian Wilson – in wildesten Wellen aus dem feuchten Erd­geschoss anzuvisieren. Bielmanns Lieblingsmotiv? „Pipelines im Gegenlicht. Es gibt nichts, was ich lieber fotografiere.“

Brian Bielmann

Der Hurricane „Sandy“ ver­ursachte 2012

in Rockaway, New York, nicht nur Zig­Millionen­Schäden: Er hat die dortige Surfer­Gemeinschaft wohl auf ewig verändert. „Sechs Monate nach ‚Sandy‘ gab es dort immer noch Menschen, die Holz hacken mussten, um Feuer zu machen“, so unser Autor Cole Louison, der in Brooklyn lebt und selbst surft. „Rockaway­Surfer stecken vieles weg“, sagt Louison, „aber jeder wollte seine Story loswerden.“ „Roll On, Rockaway“, ab Seite 78.

Cole louison

daumanTas liekis

„Die surfer aus rockaway sind zäh und können viel ein-stecken, aber jeder wollte seine story loswerden.“ cole louison

Die tiefste Höhle der Welt, die

Krubera in Georgien, war für den litauischen Natur­ und Wissen­schaftsjournalisten nicht der erste spannende Reportageausflug: Er war bereits in Tschernobyl und Fukushima gewesen, um für seine Geschichten zu recherchieren. In der Krubera ging Liekis auch sei­nem Zweitberuf als Biologe nach: Er sammelte jede Menge Getier, das nur in dieser unwirtlich licht­losen Umgebung existiert. „Im Bauch der Welt“, ab Seite 56.

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258

Herausgeber und Verleger Red Bull Media House GmbH

General Manager Wolfgang Winter

Verlagsleitung Franz Renkin

Chefredakteur Robert Sperl

Creative Director Erik Turek

Art Director Kasimir Reimann

Fotodirektion Fritz Schuster

Chefin vom Dienst Marion Wildmann

Redaktion Alexander Macheck (Stv. Chefredakteur),

Werner Jessner (Leitender Redakteur), Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Florian Obkircher,

Arek Piatek, Andreas Rottenschlager; Daniel Kudernatsch (App), Christoph Rietner (App)

Mitarbeiter Stefan Wagner

Lektorat Hans Fleißner

Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml,

Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz

Fotoredaktion Susie Forman (Creative Photo Director)

Ellen Haas, Catherine Shaw, Rudi Übelhör

Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.),

Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher

Herstellung Michael Bergmeister

Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.),

Walter O. Sádaba, Christian Graf-Simpson (App)

Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg

Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits

Marketing & Country Management Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Stefan Hötschl,

Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Sara Varming

Marketing-Grafik Julia Schweikhardt, Peter Knehtl

Abo und Vertrieb Klaus Pleninger, Peter Schiffer

Anzeigenverkauf Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Martin Olesch;

[email protected]

Anzeigendisposition Sabrina Schneider

O∞ce Management Manuela Gesslbauer, Anna Jankovic, Anna Schober

IT Michael Thaler

Firmensitz Red Bull Media House GmbH,

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien

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Web www.redbulletin.com

Erscheinungsweise The Red Bulletin erscheint in Deutschland monatlich

im Abonnement, im alternativen Vertrieb und als Eigenbeilage der „Leipziger Volkszeitung“. Weiters wird

The Red Bulletin monatlich in folgenden Ländern vertrieben: in Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Kuwait, Mexiko,

Neuseeland, Österreich, der Schweiz, Südafrika und in den USA.

Leserbriefe bitte an: [email protected]

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Wir wünschen Ihnen bessere Unterhaltung.

DER START LIVE. Sonntag | 07.07. | 11:00

DAS TÄGLICHE LIVE-UPDATE.Montag bis Freitag | 18:25Samstag & Sonntag | 17:30

Das wahrscheinlich härteste Abenteuer-Rennen der Welt: Red Bull X-Alps. 32 Teilnehmer aus 21 Nationen sind dabei und versuchen, die 1031 km von Salzburg nach Monaco zu bewältigen. Zu Fuß oder per Gleitschirm – wer zuerst ankommt, gewinnt. ServusTV überträgt den spektakulären Start live und berichtet täglich über den aktuellen Stand des Rennens.

ServusTV Deutschland ist über Satellit, Kabel und IPTV empfangbar. Kostenfreie Service-Hotline 0800 100 30 70 | www.servustv.com

RED BULL X-ALPS 2013.Die Herausforderung für Körper und Geist.

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| FORMEL 1 | TOURENWAGEN | RALLYE | US-SPORT | FORMELSPORT | DTM | DAKAR | WRC | NASCAR |

Der beste Motorsport im Netz Aktuelle Resultate

Hintergrundinfos Interessante Topstorys

Der beste Motorsport im Netz

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Der beste Motorsport im Netz

| MOTOGP | SUPERBIKE | IDM | MOTOCROSS | BAHNSPORT | ENDURO | SUPERMOTO | DAKAR MOTO |

Der beste Motorsport im Netz

Jetzt in neuem Design!

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T h e B ox , Au s T r A li e n KehrtwendeProfi-Surfer Kieren Perrow (AUS) bearbeitet die Brecher in der „Box“ vor der Südwestspitze Australiens. Surf-Foren beschreiben diesen Spot als „superseichtes, nach rechts brechendes Biest“. Eigenschaften: „steiler Einstieg, schnelle Tubes, dicke Lips“. Die „Lip“ ist der obere Teil am Brechungsrand der Welle (hier am oberen Bildrand), die im Idealfall sogenannte „Tubes“ – also Hohlräume – formt, durch die die Surfer durchreiten. In der Box sollte man das besser schnell erledigen: Bei Stürzen droht schmerzhafter Kontakt mit dem Korallenriff unter der Welle. Perrows Weltreisen: www.twitter.com/kierenperrowBild: Russell Ord

SURF SPECIAL

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N e w S o u t h wa le S , au St r a li e N TauchsTaTionUnter einer Welle durchzutauchen, um der Wucht ihrer Wasserwand auszuweichen, nennen Surfer „duck-diving“– hier im Bild vorgeführt von der Australierin Belinda Baggs. Bekannt wurde Baggs durch ihren technisch sauberen Longboard-Stil, der sich in seiner ruhigen Ästhetik von den Brachialritten der Big-Wave-Szene abhebt. Baggs’ Vorzeigetrick: der „Nose Ride“, bei dem sie während des Abreitens einer Welle Schritt für Schritt bis an die Spitze ihres Boards trippelt. „Ein Leben ohne Meer“, sagt sie, „würde mir wirklich Angst machen.“Belinda Baggs’ Nose Ride: www.vimeo.com/57337399Bild: Ben Moon

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Wa i m e a B ay, H aWa i i

BrettspielDer Mythos des Big-Wave-Surfens wird am 7. November 1957 an der rauen Nordküste der Hawaii-Insel O‘ahu geboren, als eine Handvoll junger Männer rund um den Amerikaner Greg Noll zum ersten Mal die Wellen der Waimea Bay bezwingt. Fast auf den Tag genau siebzehn Jahre danach steigt an derselben Stelle der erste professionelle Wettkampf. Die Wellenhöhe an guten Tagen: bis zu acht Meter. Im Bild kämpft sich eine Gruppe von Profi-Surfern während des Quik-silver-Contests 2010 durch ein monströses Set – wie die herren-losen Bretter andeuten, mit unterschiedlich großem Erfolg.Fotograf Bielmann bloggt: www.brianbielmann.wordpress.comBild: Brian Bielmann

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Red BullSeIFeNKISTeNReNNeN

2013.

HeRTeN, laNdScHaFTSpaRK HoHewaRd, 14. JulIEinlass: 10 Uhr. Start: 13 Uhr. Eintritt frei.

redbullseifenkistenrennen.de

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Bullevard

Erzberg Regen und Schnee machten die ohnehin schon knallharte Strecke des Red Bull Hare Scramble für die Teilnehmer noch schwieriger. Samo Vidic

MoMEnt Mal!

Bilder des MOnats

Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach per Mail an:[email protected]

AbgehobenDie Idee vom Flugauto ist fast so alt wie das Auto selbst. 2015 soll der Traum endlich wahr werden.

Hier die wichtigsten Stationen am Weg zum Vehikel der Zukunft:

ConVAIRCAR (1946)66 Testflüge überstand der Proto-

typ. Ein Crash verhinderte letzt-endlich die Massenproduktion.

TERRAFUGIA TF-x (2009)Ein Senkrechtstarter-Auto mit

Hybrid-Antrieb. Soll ab 2015 als erstes Flugauto verkauft werden.

PIASECkI AIRGEEP (1962)Vom US-Militär über Jahre ent-

wickelt. Doch das Endurteil laute-te: Für den Einsatz ungeeignet.

CURTISS AUToPLAnE (1917)Glenn Curtiss baute das erste

Auto mit Flügeln. Hopsen konnte es, fliegen aber noch nicht.

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Beflügelndes in kleinen dosen

„Say Watt?“: von den Anfängen in Jamaika (Mitte) bis zu neuen Fahrrad-Soundsystemen (unten)

soundsysteme bestehen aus zwei Plattenspielern, einem Verstärker und mobilen Boxentürmen. haus­hoch und ohrenbetäubend laut. ihr natürliches habi­tat: die straßen von Jamaika. dort entstand die kultur in den 1950er Jahren und entwickelte sich schnell zu einem wichtigen instrument der Gegenkultur: als alternative zu den häufig überteuerten clubs. und zur Verbreitung basslastiger, urjamaikanischer musik­stile von ska über dub bis dancehall.

heute sind soundsysteme in der globalen Party­szene allgegenwärtig. deshalb widmet die Pariser Galerie la Gaîté lyrique der kultur eine große aus­stellung mit dem namen „say watt?“. mit frühem fotomaterial und Plakaten aus Jamaika (siehe rechts) und einem screening von „Babylon“, einem film über londons frühe soundsystem­szene. mit diskus­sionsrunden, geleitet vom französischen reggae­ spezialisten seb carayol, und workshops zum thema „wie baue ich mein eigenes soundsystem?“. mit von jungen künstlern gestalteten Boxen­skulpturen und vielen konzerten, deren tiefe Bassfrequenzen den Besuchern die eingeweide durchmassieren.Details zur Ausstellung auf: www.gaite-lyrique.net

Boxentürme und Bassgewalt: Bis 25. August widmet sich in Paris eine so große wie lautstarke Ausstellung dem Thema Soundsysteme.

Paris dreht auf!

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Calgary Die kanadische Olympiastadt erlebte beim Red Bull Rocks & Logs den ersten urbanen Endurocross. John Evely

Puerto del Carmen Wegen Hitze, Wind, schlechtem Asphalt und vielen Höhenmetern ist der Ironman Lanzarote gefürchtet. Gines Diaz

Baku Snowmobile-Freestyler Daniel Bodin genoss bei der Red Bull X-Fighters Jam die Gast-freundlichkeit Aserbaidschans. Denis Klero

am 14. Juli findet am Garda­see in norditalien der 4. tour­stopp der red Bull cliff diving World series statt. in malce­sine wird erstmals ein damen­bewerb ausgetragen. die 29­jährige anna Bader (Ger) zählt zu den Favoritinnen.the red bulletin: Was ist das Faszinierende am Klippenspringen?anna bader: Das Kräfte­messen mit der Schwerkraft … ganz ohne Hilfsmittel.Wo befinden sich die schönsten Spots?In der Schweiz, Thailand und auf Mallorca. Für mich persön­lich fing alles in Rick’s Cafe in Negril auf Jamaika an. Dort springen die Einheimischen direkt von der Klippe vor dem Pub in das türkisblaue Meer.

90 km/h im freien Fall … wie fühlt sich das an?In der Luft selbst merkt man davon nichts. Da fühle ich mich fast schwerelos.Hast du manchmal Angst?Die Kräfte beim Eintauchen sind enorm … und jeder Fehler wird schmerzhaft bestraft. Angst ist ein guter Ratgeber. Bekommt man sie in den Griff, fördert sie die Konzentration. Nimmt sie überhand, ist man wie gelähmt.Gibt es Vorbilder unter den männlichen Kollegen?Orlando Duque hat die beste Eintauchphase, Gary Hunt ist der Schraubenpionier, Artem Silchenko der Spezialist für Handstandsprünge – die übri­gens auch meine Stärke sind.

Im freIen fall Red Bull Cliff Diving­Starterin Anna Bader über Schwerelosigkeit, Jamaika, Vorbilder und Angst als Konzentrationshilfe.

Titelverteidiger im größten Action-Foto-Bewerb der Welt: US-Fotograf Chris Burkard (27)

DAS GEWINNER-

BILD

Anna Bader: fokus-siert auf den Gardasee

Bildgewaltigan den tag, an dem er sein Foto für die ewigkeit schoss, kann sich chris Burkard gut erinnern: „das licht, der Wind, die dünung: alles war perfekt – als würde die natur für einen moment in Harmonie inne­halten.“ mit seiner nikon d700 knipste der Fotograf aus san luis obispo, kalifornien, surfer peter medina in einer smaragd­grünen Welle vor der küste chiles. das Bild gewann 2010 den contest von red Bull illume, den weltgrößten Wettbewerb für action­ und abenteuer­Fotografie. ende august küren fünfzig internationale preisrichter bei red Bull illume 2013 Burkards nachfolger. Was sich seit seinem triumph geändert hat? „Jedes kind kann mit iphone und Gopro die Welt abbilden. Für mich eine positive entwicklung.“ Wie das perfekte Bild gelingt? „Jahrelanges training, um im richtigen moment abzu­drücken. mein tipp: alle Fotos analysie­ren, bei denen das nicht geklappt hat.“Burkards Blog: instagram.com/chrisburkardRed Bull Illume 2013: www.redbullillume.com

Teuer bezahlt

Diese IT- Übernahmen

brachten milliarden

www.annabader.com

INSTAGRAm: DIE SChNELLSTE

Im April 2012 stimm-ten die Eigner der Foto-Sharing-App einem Kauf durch

Facebook für 1 Mrd. Dollar zu – 551 Tage nach dem Launch.

pINTEREST: NExTEST?

Die Social Pinboard Site (Schätzwert 2,5 Mrd. Dollar)

steht nicht zum Ver-kauf, aber die großen

Webfirmen zeigen schon Appetit.

SKypE: DIE GRöSSTE

Microsoft kaufte 2011 die Video-Chat-Software von eBay für 8,5 Milliarden

Dollar (2005 hatte das Auktionshaus 2,5 Mrd. bezahlt).

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So klingt Guerilla-Disco„Zuerst haben die Leute blöd geguckt – dann waren auf einmal 600 Zuhörer da“, beschreibt die deutsch-kanadische Pop-band Wrongkong ihr bis-her schönstes Red Bull Tourbus-Erlebnis – ein Guerilla-Konzert am Marktplatz von Ingol-stadt im Juli 2010. Am 22. Juli rockt die Kombo rund um Frontfrau Cyrena Dunbar als Headliner das Tourbus-Konzert in Ulm. Was die Fans dort erwartet? „Tanzbare Disco-Musik – wir spielen unser kom-plettes Album durch.“www.redbull.de/tourbus

LokaLheLd Legt LosMotoGP-Pilot Stefan Bradl will bei seinem Heimrennen aufs Podium – obwohl ihm der Sachsenring nicht liegt.

the red bulletin: „Zuhause ist’s am schönsten.“ Gilt dieses Motto auch für dein Heimrennen?

bradl: es ist ein beson-deres gefühl, wenn dich ein großteil der Zuschauer anfeuert. aber der sachsen-ring zählt nicht ge-rade zu meinen lieb-lingsstrecken. der Kurs

ist eng und winkelig, was es fast unmöglich macht, die power des motorrads voll auszuspielen. Dein Rezept fürs Rennen? ein gutes Qualifying fahren – weil Überholmanöver schwierig

sind. außerdem muss man über 30 runden den richtigen mix zwischen aggressivität und coolness finden.

Welches Resultat peilst du an? einen platz auf dem podium.Du bist zu Beginn der Saison

mehrmals gestürzt. Gab es Momente, in denen du an

dir gezweifelt hast? ich hab mir schon gedan-ken gemacht. aber ich wusste immer: der speed

stimmt, du bist im Qualifying stark, gib einfach weiter gas!

situationen, in denen es nicht läuft, gehören zum Job. umso schö-ner war mein vierter platz beim ita-lien-gp von mugello anfang Juni. Dein Saisonziel 2013? an den letzten set-up-problemen arbeiten und konstant unter die top 5 fahren.

London „Taxi, bitte!“ Was wäre eine Lon-donreise ohne Fahrt mit einem Black Cab? Red Bull Soapbox Race, Daniel Lewis

Osaka Josh Sheehan zeigte einen spektakulä-ren Sprung vor Osakas Sonnenturm – bewölkt blieb es dennoch. Red Bull X-Fighters, Jason Halayko

Johannesburg I.D.A. präsentierten beim Red Bull Beat Battle in Südafrikas Metropole die beeindruckendste Choreografie. Craig Kolesky

MotoGP-Fahrer Stefan Bradl (23) auf seiner

250-PS-Honda

MotoGP in Deutschland: 14. Juli amSachsenring; www.stefanbradl.com

Dein Ticket zur RevolteMehr als 5000 Zuseher jubelten 2012 Sieger Twan van Gendt (Niederlande) bei der ersten Auflage von Red Bull R.Evolution im Berliner Mellowpark zu. Am 17. August gastiert die Crème de la Crème der interna-tionalen BMX-Racer-Szene erneut im Berliner Ortsteil Oberschöneweide. Tickets für den Supercross-Wett-kampf sind ab fünf Euro erhältlich, der Event wird außerdem per Live-Webcast übertragen.Tickets und Event-Infos: www.redbull.de/revolution

Startklar: BMX-Rennen im Ber-

liner Mellowpark

Wrongkong live: 22. 7. am Tourbus in Ulm

Bullevard

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Meine Welt

HugH JackmanMit tierischem Instinkt und imposanten Koteletten brilliert der Australier in Kitsch-Musicals und

Action-Krachern. Aber was passierte bei seinem Filmdebüt auf Chinesisch? Ein Karriere-Schnellcheck.

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Sein OhrwurmBei den Dreharbeiten zum Musical-Film „Les Miséra-

bles“ muntert sich Jackman mit Heavy Metal im Ohr auf – nicht ohne Folgen: „Wenn ich heute die Szenen in den französischen Berge sehe,

höre ich noch immer ,Cryin’ Like a Bitch‘ von Godsmack.“

Sein TV-QuickieSchlicht desaströs scheitert 2007

ein Remake des BBC-Comedy-Musi-cals „Blackpool“ mit Jackman als Hauptdarsteller und Produzent: In den USA wird die Serie nach zwei

von acht Episoden eingestellt, in Australien sogar nach einer.

Seine Steak-DiätUm die nötige physische Prä-senz des bärtigen Mutanten

Wolverine (Vielfraß) zu erlan-gen, verspeist Jackman – der

als schmächtiger Teenager „Wurm“ gerufen wurde – täg-

lich ein 350-Gramm-Steak. Sein aktueller Rekord im Bank drücken: 143 Kilo.

Seine Kult-RolleIn „The Wolverine“ spielt Jackman

2013 zum siebten Mal seinen Kult-Charakter. Den größten Film-Wiederholungstäter wird er trotz-

dem nie einholen: Der Japaner Shintaro Katsu verkörperte den

Schwertkämpfer Zatoichi in 26 Filmen und 100 TV-Folgen.

Sein Neo-PartnerDas nächste Filmprojekt: der

Entführungsthriller „Prisoners“ an der Seite von Jake Gyllenhaal

unter der Regie des Kanadiers Denis Ville neuve. Jackman: „Mich erinnert Denis an (‚Batman‘-Regis-seur, Anm.) Chris Nolan: dieselbe

visionäre Kraft und Dynamik.“

Seine Ego-HilfeSeinen „Sexiest Man Alive“- Ehren (2008) zum Trotz zollt Jackman seinem Mutanten-Alter-Ego Respekt: „Ich war

jeden Tag dankbar, Wolverine spielen zu dürfen. Denn ich

bin ein introvertierter Mensch. Ihn zu verkörpern wirkt extrem befreiend.“

Sein ChinesischFür seine Rolle in „Der Seiden-fächer“ (2011) lernt Jackman

einen Song in Mandarin und singt bei Co-Produzentin Wendi Deng Murdoch vor. Deren anfängliche Reaktion „Großartig!“ wird zu

„Wie bitte?“ nach Ende des Lieds.

Seine Live-PanneHugh Michael Jackman, ge-

boren am 12. Oktober 1968 in Sydney, ist ein formidabler Musical-Darsteller. Als Gas-ton in „Die Schöne und das Biest“ passiert ihm aber ein

Malheur: Er pinkelt sich in die Hosen. Jackman: „Ich hatte zu viel Wasser getrunken.“

„The Wolverine“ feiert am 24. Juli Weltpremiere, Trailer zum Film: www.thewolverinemovie.com

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Sebastian Vettel for Pepe Jeans London

“The F1 FORMULA 1 Logo, F1, FORMULA 1, FIA FORMULA ONE WORLD CHAMPIONSHIP, GRAND PRIXand related marks are trade marks of Formula One Licensing BV, a Formula One group company. All rights reserved.”“The F1 FORMULA 1 Logo, F1, FORMULA 1, FIA FORMULA ONE WORLD CHAMPIONSHIP, GRAND PRIXand related marks are trade marks of Formula One Licensing BV, a Formula One group company. All rights reserved.”

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Mein Körper und ich

Zwei Kreuzbandrisse? Egal, der zweifache Beachvolley-ball-Europameister Clemens Doppler schwört auf 130-Kilo-Kniebeugen – und auf seine Tattoos.Beachvolleyball-EM 2013, 30. 7.–4. 8.,Klagenfurt, www.doppler-horst.com

clemens doppler

1 StabiliSatorBei einer Größe von zwei Me­tern wiege ich 85 kg (nach der Saison 3 kg weniger). Wichtig: eine starke Rumpfmuskulatur, die sich vor allem mithilfe von Gymnastikbällen und Übun­gen auf instabilem Untergrund trainieren lässt. Zweimal pro Woche steht Physiotherapie auf dem Programm.

2 HocHexploSivAuf tiefem Sand ist eine explosive Sprungkraft ent­scheidend. Trainiert wird die Beinmuskulatur mit verschie­denen Variationen von Knie­beugen – in der Aufbauphase mit viel Gewicht und wenigen Wiederholungen (130 kg/ 6 Wiederholungen/4 Sätze), in der Schnellkräftigungs­phase wird die gleiche Übung mit nur 100 kg, dafür aber explosiv ausgeführt.

auf eine Karte 4Alle meine Tattoos erinnern

mich an Momente meines Lebens. Mein erstes: mit 17. Das Motiv? Natürlich ein Volleybal­ler – alles andere hätten meine

volleyballbegeisterten Eltern nicht erlaubt. Als Vorlage diente

ein Spieler in einem US­Volley­ballmagazin. Vielleicht kommt ja am Oberarm unter das Pik­

Ass neben 03 und 07 (die Jahre meiner EM­Titel) noch eine

dritte Zahl hinzu: 13.

Kniefall 5Meine schwersten Verlet­

zungen erlitt ich beim „Beachen“. Einen Monat vor

den Olympischen Spielen 2004 riss ich mir das linke

Kreuzband – zwei Jahre später am Centercourt von Klagenfurt erneut. Im Zuge

einer Meniskus­OP wurde 2011 die damals eingesetz­te Schraube aus dem Knie

entfernt.

ScHulterfrei 3 Am verletzungsanfälligsten

sind grundsätzlich die Schultern. Durch tausende

Smashes und harte Services werden Bänder und Gelenke

enorm beansprucht. Aus diesem Grund arbeite ich

intensiv mit Thera­Bändern, mit denen ich die Schlag­

bewegung simuliere.

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Sängerin Jen Bender mit Keyboarder Raphael Schalz (l.) und Drummer Chriz Falk

the red bulletin: Euer aktuelles Album „Oh, ein Reh!“ strotzt nur so vor guter Laune. Wart ihr im Studio immer toll drauf oder ist die Stimmung Teil des Konzepts? jen bender: konzept? nee, wir sind und bleiben eben chaoten (lacht). dass die platte so lebensbejahend geworden ist, war eher Zufall. Vielleicht liegt’s daran, dass wir mittlerweile alle ent schei- dungen gemeinsam treffen.Was meinst du damit?Wir werfen, was den sound betrifft, alle unsere ideen auf einen haufen – dadurch entsteht diese bunte, verrückte mischung, die man nicht zuordnen kann. so würde ich „oh, ein reh!“ beschreiben.Wie kam es zu dem putzigen Albumtitel? Wart ihr auf der Jagd?Zu Beginn kamen nur scheiß Vorschläge, was den titel betrifft. irgendwann sagte unser keyboarder raphael aus vollster Überzeu-gung: „der nächste von uns, der was sagt – das ist der titel.“ Wir fuhren gerade durch den Wald, die sonne schien und plötzlich kam vom rücksitz, von unserem techniker: „oh, ein reh!“ Wir haben uns an die abmachung gehalten – das schicksal wollte es so.Welcher ist dein persönlicher Lieblingssong auf der Platte?„1000 tonnen glück“, weil er aus tiefstem herzen kommt, so kri-tisch und moralisch er auch ist. und „ende gelände“: der ist einfach so aus mir rausgesprudelt und ist irgendwie ein Querschnitt all mei-ner launen. Im Juli spielt ihr einige Konzerte in Deutschland. Habt ihr Über-raschungen in petto, was eure Bühnenshows betrifft?es wird guten ton geben. und tolles licht. Wir werden aber nicht mit hörnern auf dem kopf auf die Bühne reiten oder uns von einem Zeppelin abseilen lassen. das können wir uns nämlich nicht leisten – noch nicht!Großstadtgeflüster live: 6. 7., Rostock rockt, Rostock; 21. 7., Deichbrand Festival,Cuxhaven; 27. 7. Juicy Beats, Dortmund; alle Tour-Termine: www.gsgf.de

Kreatives ChaosDas Berliner Trio Großstadtgeflüster wirft Pop, Punk und Elektro in den Zauberkessel und mixt daraus Hits. Frontfrau Jen Bender erklärt, wie.

Die Sieger DeS MonatSDas Glück, das die einen sprachlos macht, ist ein Vogerl, das für die anderen „Birdie“ heißt.

Per Birdie am 4. Extra­

loch kürte sich Golfer

Matteo Manassero

(20, ITA) zum jüngs­

ten Sieger in der Ge­

schichte der BMW

PGA Championship in

Wentworth (UK).

„Ich bin sprachlos“, meinte Jordy Smith (RSA) nach seinem Sieg über Adriano de Souza (BRA) beim Billabong Rio Pro. Das war Jordys erster Sieg auf der ASP World Tour außerhalb Südafrikas.

Bei feucht­nassen Bedingungen kämpfte sich Dani Pedrosa (ESP) beim MotoGP von Le Mans von Platz 6 bis an die Spitze des Feldes vor und siegte letztlich souverän.

3­mal Gold bei den

X Games in Barcelona:

Ronnie Renner (Bild,

USA) triumphierte beim

MX Step Up, Pedro

Barros (BRA) im Skate­

board Park und Garrett

Reynolds (USA) beim

BMX­Street­Contest.

Bullevard

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Magic MoMent

die Mission des Münchner Fotografen lorenz Holder ist so eindeutig wie herausfordernd: Ästhetik und eleganz des Slopestyle-Mountainbike-Sports in einem einzigen Bild auszudrücken. der event? red Bull Berg line. der rückspiegel links im Bild? Geliehen von einem Bagger, erklärt Holder. die Schwierigkeit? „Mein zeitfenster war schmal, weil ich die Sonne im Spiegel haben wollte.“ Holder wartete, bis sich der Franzose Yannick Granieri über die rampe katapultierte. Und drückte ab.Das Making-of-Video zum Foto-Shooting: www.redbull.de/bike

Yannick hebt ab

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SpritztourSich mit der Kraft des Wasserstrahls in die Luft er-heben: der Flyboard-Antrieb, physikalisch erklärt*.

DüsenKraft:Eine Jet-Ski-Turbine, ein Verbindungsschlauch, vier Steuer-düsen – fertig ist das Sportgerät, mit dem man laut Hersteller „wie ein Delphin tauchen und wie ein Vogel fliegen“ kann.

Um auf dem Flyboard abzuheben, muss die Kraft des nach unten ausströmenden Wassers größer sein als die Schwerkraft. Die Schwerkraft von Plattform und Pilot ergibt sich aus dem Pro-dukt der Gesamtmasse und wirkt nach unten: FSch = –(mPi + mPl)g. Hier sind mPi und mPl die Masse des Piloten und der Plattform, g ist die Erdbeschleunigung. Die nach oben wirkende Kraft ent-steht durch das Wasser, das durch die Düsen ausströmt. Es wird mit einer Geschwindigkeit v¹ im Schlauch nach oben gepumpt, durch ein Rohrsystem umgelenkt und schießt mit einer Geschwin-digkeit v² wieder aus den Düsen. Die Plattform übt eine Kraft auf das Wasser, FW, aus und lenkt es nach unten um. Dadurch ändert sich der Impuls des Wassers. Die Kraft entspricht genau der Impulsänderung. Zu jeder Kraft gibt es eine gleich große in die Gegenrichtung wirkende Kraft. Diese Kraft, FPl, hält die Platt-form in Schwebeposition.

Nun können wir abschätzen, wie viele Liter pro Sekunde aus-strömendes Wasser nötig sind, um Plattform und Pilot zu tragen: Dazu müssen wir die Gewichtskraft mit der Änderung des Impul-ses des Wassers mit der Zeit gleichsetzen. Die Impulsänderung ist das Produkt der Masse des Wassers, das pro Zeiteinheit auf die Plattform trifft, mal Änderung der Geschwindigkeit des Wassers. Woraus wir die Gleichung –(mPi + mPl)g = W(v² – v¹) erhalten. g ist, siehe oben, die Erdbeschleunigung. Die Wassermenge, die pro Sekunde in die Plattform fließt, nennen wir W. W ist das Pro-dukt aus der Dichte des Wassers, der Geschwindigkeit und der Querschnittsfläche des Einlasses, A¹. In die Plattform fließen pro Sekunde W = rv¹ A¹ Liter Wasser. Oder anders gesagt, die Ge-schwindigkeit des Wassers am Einlass ist v¹ = W/(rA¹). Dabei ist r die Dichte des Wassers. Da der Querschnitt der vier Düsen, A², insgesamt kleiner als der Einlass ist, kommt das Wasser schneller wieder aus den Düsen, als es hineingepumpt wird: nämlich mit einer Geschwindigkeit von v² = –v¹(A¹/A²).

Fazit: Nehmen wir eine Gesamtmasse von mPi + mPl = 100 kg, eine Eintrittsfläche von 80 cm² und die Querschnittsfläche aller Düsen mit 50 cm² an, macht das 55 Liter Wasser pro Sekunde, die mit 40 km/h aus den Düsen schießen, um Piloten und Board eine Sekunde lang schweben zu lassen.

Düsenjäger:„Eine Mischung aus Jet-Skiing, Wakeboarden und Kitesurfen“ schwebte dem Franzosen Franky Zapata vor, als er 2011 das Fly-board konstruierte. Ein Jahr später kürte sich sein Landsmann Stéphane Prayas zum ersten Weltcupsieger der jungen Disziplin, in der Punkterichter die Freestyle-Manöver der Fahrer bewerten. www.zapata-racing.com; Videos: www.youtube.com, Suchwort: Flyboard

* Prof. Thomas Schrefl unterrichtet und forscht an der FH St. Pölten und an der  Universität Sheffield, Großbritannien. Mitarbeit an der Juli-Formel: Konrad Holzner, Student im 8. Semester (Lehramt Physik/Bewegung & Sport) an der Uni Salzburg.

Formelsammlung

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Kaltstart: Flyboard-Pilot David Goncalves (FRA) bei der Qualifikation für den Worldcup-Event

in Doha, Katar.

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Zahlen des Monats

Unmögliche Champions Ein blinder Bogenschütze? Ein leichtgewichtiger Sumoringer? Ein epileptischer Hürdenläufer?

Ein Blick auf die erstaunlichsten Sportlerkarrieren der Welt.

218Gewichtsprobleme anderer Art plagten Fußballer Jan Mølby. Der Däne schleppte als Profi locker zehn Kilo Übergewicht mit sich herum – freilich nicht weit, denn sein Wirkungsbereich ging über den Mittelkreis kaum hinaus. Den-noch wurde „Big Jan“ in Liverpool mit 218 Liga-Einsätzen zur Kult-figur der Neunziger. Zitat auf der Klub-Web site: „Der beste Pass-geber, der je das rote Trikot trug.“

4Er gilt als bester Rechtsaußen

der Fußballgeschichte, dabei war es verblüffend, dass er überhaupt

laufen konnte: Der Brasilianer Garrincha kam 1933 mit einem X-

und einem O-Bein zur Welt. Als Kind riet ihm ein Arzt nach der

OP: „Spiel Fußball, das stärkt die Beine.“ Ein den Fußball revoluti o-

nierender Rat. Garrincha drib-belte sich mit Brasilien 1958 und

1962 – da war er mit vier Toren Schützenkönig – zum WM-Titel.

160Tyrone Bogues schaffte es aus

dem Ghetto von Baltimore in die großen US-Basketballstadien –

was allein eine Heldengeschichte ist. Was „Muggsy“ aber zum All-

Time-Hero macht, ist seine Größe: Mit nur 160 cm ist er bis heute

kleinster Spieler der NBA-Historie. Sein Erfolgsrezept? „Seit ich ein

Kind war, sagten mir alle, dass nur zwei Meter große Spieler NBA-

Profis werden können. Ich habe einfach nicht zugehört.“

699Juristisch gesehen ist Im Dong-Hyun blind: nur 15 Prozent Seh-kraft am linken, 20 Prozent am rechten Auge. Dies hinderte den Koreaner nicht, bei der Olympia-Qualifikation 2012 in London mit 699 Ringen den Weltrekord im Bogenschießen aufzustellen. Unglaublich? Nein: Dank seiner außergewöhnlichen „Muscle Memory“ kann der 27-jährige Treffer exakt wiederholen.

98Sumoringer wiegen üblicherweise 150 Kilo, mindestens. Und sind Japaner. Pavel Bojar hingegen ist Tscheche und bringt „nur“ 98 kg auf die Waage. Im Jahr 2000 wur-de er als Dritter der Sumo-Junio-ren-WM in ein japanisches Team auf genommen. Seither hat er sich unter dem Kampfnamen Takano-yama in die höchste Sumo-Liga hinaufgerungen, obwohl er stoffwechselbedingt nicht an Masse zulegen kann.

Dai Greene

„Big Jan“ Mølby

Pavel Bojar

Kleinster Profi der NBA-Geschichte

Manoel dos Santos alias Garrincha

Im Dong-Hyun bei Olympia 2012

4002011 krönte sich Dai Greene im

südkoreanischen Daegu zum Weltmeister über 400 Meter

Hürden – als Epileptiker. Noch erstaun licher: Der gebürtige Wali-ser verzichtet der Karriere wegen

auf Medikamente. „Ich spürte, dass die Tabletten mir sportlich

schadeten, also setzte ich sie ab“, so der 27-Jährige. „Wie ich das

Anfall-Risiko minimiere? Regel-mäßiger Schlaf und kein Alkohol.“ bi

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Auf Mexikos illegAlen RennstRecken zählt nuR eines – geschwindigkeit. weR siegen will, setzt Alles Auf eine kARte. Auch sein leben.tex t: Roge l i o R i vera , b i l der: to m as z g u dzowa t y

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Der Starter reiSSt Die

arme nach unten. im Ziel

kriegt nur Der Sieger

applauS.

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Armando Cerda und Miguel

Romero, zwei Teilnehmer der

illegalen Rennen, bereiten sich

mit ihrem 68er-Dodge-Charger

auf eines vor.

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Das Rennen finDet nicht nuR

zwischen zwei Rivalen statt.

es ist auch eines zwischen sich

unD Den eigenen Ängsten.

Bieten rund um die Uhr erste

Hilfe für Racer wie Eric Garcia

Rojas: die Vulca-nizadoras (auf

gut deutsch: Reifenflicker)

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n die fünf Millionen Autos verwandeln die Straßen von Mexico City Tag für Tag in einen ausweglosen gigantischen Park-platz. Diese Masse, die in stets gleichem Rhythmus durch die Stadt quillt, ist ein Chaos, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Oder doch? In heruntergekommenen Gegenden in den Randbezirken, auf ver-waisten Stellplätzen und abgelegenen Straßen, in verwahrlosten Garagen und Lagerhallen holen sich illegale Rennfahrer ihre verlorene Freiheit ein Stück weit zu-rück. In kühn auffrisierten Autos brechen sie dabei unbekümmert alle Regeln, auf der Suche nach Adrenalin und Emotionen.

„Ich bin ganz einfach süchtig nach Geschwindigkeit“, gesteht Joaquín, einer dieser heimlichen Speed-Junkies, stell-vertretend für seine Kumpane. „Ich war schon in diese Rennen verliebt, da hatte ich noch nicht einmal den Führerschein. Meine Freunde und ich haben uns damals ganz einfach samstagnachts zu diesen Treffen geschlichen und zugeschaut.“

Was diese Rennen auch ausmachen mag, der Reiz des Verbotenen, die Faszi-nation der Technik oder Flucht aus dem Alltag: Sie sind immer ein wildes Fest. „Alle meine Freunde sind da, wir spielen Musik, rauchen, trinken, baggern Mädchen an, lernen neue Leute kennen“, erläutert Joaquín. Das Einzige, was so eine Feier kaputtmachen kann, sind Polizeipatrouil-len. Joaquín: „Wenn wir die Sirenen hören, heißt es schnell abhauen.“

Die mexikanische Polizei hat für die illegalen Rennen kein Verständnis und geht rigoros gegen sie vor: Autos werden beschlagnahmt, die Rennfahrer verhaftet. Im Gegenzug hat die Polizei jedoch Orte definiert, wo diese Veranstaltungen kon-trolliert stattfinden können, inklusive Sicherheitsmaßnahmen für Fahrer und Zuschauer. Das ergibt aber keinen rechten Sinn, beziehen diese Rennen ihre Faszina-tion doch zu einem Gutteil daraus, mit der Polizei Katz und Maus zu spielen.

Die Geschichten, die sich Joaquín und seine Freunde an den Lagerfeuern erzäh-

Der Lebens­mitteLpunkt hat vier räDer. Die autos werDen gekauft, repariert, getunt, gefahren unD vor aLLem stoLz zur schau gesteLLt.

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Abgelegene StrASSen, leere PArkhäuSer, verwAiSte lAgerhAllen: Je verlASSener, deSto beSSer.

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Hugo Loyo am Steuer seines Renners. Im Bild links unten schraubt Hugo an einem Dodge Charger, Baujahr ’70. José Alberto Eleuterio, einer der jüngeren Rennfahrer, wartet auf ihn.

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len, haben stets die gleichen Dinge zum Inhalt: Tempo, Alkohol, Unfälle, Sterben – und Überleben. „Einmal ‚lieh‘ sich ein Freund das Auto seines Vaters und fuhr damit ein Rennen. Natürlich bauten wir prompt einen Unfall. Das Auto war Schrott, und mein Freund kam nur des­halb nicht ins Gefängnis, weil ein Onkel die Polizei schmierte.“ Joaquín und seine Kumpel hatten sogar doppelt Glück: Bis auf ein paar blaue Flecken waren sie un­verletzt geblieben.

Die Renn­stRecken

atmen Das Gefühl Des

VeRbotenen. auch wenn

DeR staub Dicht übeR

ihnen hänGt.

lessuren sind noch leichter zu verschmerzen als eingedrückte Kot­

flügel: In ihre Wagen stecken die Fahrer nicht nur viel Zeit, sondern häufig ihr ganzes Geld. Es ist nicht billig, Klassiker wie einen 69er­Ford­Mustang, einen 70er­Chevrolet­C10 oder einen 66er­Plymouth­Valiant­HardTop so hinzukriegen, dass sie bei den Rennen punkto Optik und Leistung vom kritischen Publikum gut­geheißen werden. „Tempo kostet Geld“, stellt Joaquín eine simple Gleichung auf. „Meine Wagen sind immer so schnell, wie es meine Geldbörse erlaubt.“

Bei den Rennen selbst wird nicht um Geld gefahren. Man gewinnt den Respekt der anderen, mehr nicht. Das hat sich in all den Rennjahren in den Hinterhöfen nicht geändert: Die Fahrer, egal ob sie 15 sind oder 45, nehmen Herausforderungen nur aus einem einzigen Grund an – um zu beweisen, dass sie besser sind.

„Viele Leute fragen mich, warum mir diese Rennen gefallen“, sagt Joaquín. „Ich antworte dasselbe wie ein professioneller Rennfahrer: Ich will das Auto an neue Grenzen führen.“ Doch oft gehe es nicht um den Wettstreit zwischen zwei Rivalen, ergänzt Joaquín ernst: „Das tatsächliche Duell findet zwischen meinen Ängsten und mir selbst statt.“ Und dafür ist Joaquín bereit, alles zu riskieren: „Meine Freundin weiß, dass sie – wenn sie mich liebt – mich und meine Leidenschaft für die Geschwin­digkeit akzeptieren muss. Seit einiger Zeit begleitet sie mich nicht mehr zu diesen Treffen. Irgendwer muss mich ja später im Leichenschauhaus identifizieren kön­nen, sagt sie. Ich antworte dann immer, dass ich mein Auto nur gegen einen Roll­stuhl oder einen Sarg eintauschen werde. Ich werde nie mit diesen Rennen aufhören. Ich bin süchtig nach der Geschwindigkeit, und es gibt nichts, was mich kurieren könnte.“

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B OYSG O L D E N

Die

text: stuart cornuelle

Sie sind jung, sie sehen gut aus, ihr Sport macht sie reich: Eine neue Generation von Athleten tritt an, um Surfen neu zu erfinden.

Julian Wilson durch-surft spektakulär eine „Pipe“ an der North Shore, der Nordküste von O‘ahu, Hawaii.

SURF SPECIAL

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erZurück in oregon. Julian Wilson steht mittlerweile unter der dusche. er ist seit zwei Wochen hier im headquarter seines sponsors, um sich auf die nächste saison der asP World tour vorzubereiten. zwei trainingseinheiten pro tag, dazwischen sitzt er in design-meetings, in denen die

technischen eigenschaften extra dehnbarer surf-shorts ausführlich diskutiert werden. er zieht sich zu zeiten ins zimmer seines innenstadthotels zurück, zu denen üblicherweise die Partys losgehen. er trinkt Wasser, schläft lang und isst viel.

die zeit in oregon ist für ihn ein einziger großer Business-termin. „heutzutage ist das einfach so“, sagt er, „die Jungs trainieren alle hart. Und es ist allen wichtig, wie sie rüberkommen. ausgehen, Partys, diese dinge haben ja das Bild vom surfen lange zeit geprägt, ein sport, bei dem du entspannt um die Welt reist, eine fette zeit hast und dafür bezahlt wirst. das hat sich geändert. Wenn du heute noch so denkst,

er nächste strand und das nächste surfboard sind meilenweit entfernt, und es regnet im Westen oregons. (Und oregon ist großzügig, was regen anbelangt.) eigentlich also ein tag, an dem jemand wie Julian Wilson die Beine hochlegen sollte. doch Julian Wilson atmet schwer und schwitzt. er wälzt einen mächtigen traktorreifen über den Boden einer turnhalle,

angefeuert von einem trainer.der australier Julian Wilson, 24, ist surfer – und zwar einer

der besten der Welt. das Fitness-studio ist teil eines hochmoder-nen Komplexes, den sportartikelhersteller nike für seine athleten

gebaut hat. Wilson kippt den zwei meter großen reifen noch einmal über die achse, dann wechselt er an den speedbag (vulgo maisbirne), bevor er die einheit mit einem satz stiegensprints beendet.

die szene hat nicht viel mit surfen zu tun. oder doch? Julian Wilson hat allein im Vorjahr 300.000 Us-dollar Preisgeld gemacht, ein Vielfaches davon

kam an sponsoreinnahmen dazu. Und er schwitzt, um seinen sport zu verändern. Wilson ist teil einer Generation, die surfen nicht mehr als Gegenkultur versteht, sondern als knallharten leistungssport, in dem sie Karriere macht, als teil einer globalen milliarden-dollar-industrie.

surfen hat sich gemausert, und zwar weltweit, von australien bis island, von marokko bis Brasilien. aktien von surf-marken werden an der Wall street gehandelt. Kids mit surf-talent besuchen längst keine herkömmlichen schulen mehr, sondern werden von hauslehrern unterrichtet.

der hawaiianer John John Florence, 20, ist das Vorbild einer ganzen Generation solcher surf- Wunderkinder, die sich BmWs leisten können, lang bevor sie einen fahren dürfen. sehr lang. Florence war sechs, als er seinen ersten sponsorvertrag bekam.

trotz seines rasanten Wachstums ist surfen bei weitem nicht so populär wie andere sportarten. sogar action-sportarten wie snow- oder skateboarding bringen es auf mehr mainstream-Präsenz. ein halbes Jahrhundert nach dem roman und Film „Gidget“ (heißt in der deutschsprachigen Fassung, nicht ganz glücklich übersetzt, „april entdeckt die männer“), der die Faszination des surf-lifestyles erstmals ausformulierte, ist surfen in Wahrheit immer noch nur an den Küsten mehrheitsfähig.

Wilson und seine Kollegen könnten das ändern. sie wollen surfen in die globalen Wohnzimmer bringen. ihr rezept? noch besserer sport. noch klügeres management. noch schlauere Pr-strategien. Und noch mehr Geld. tatsächlich werden immer mehr dollars investiert, um stars aufzubauen und zu vermarkten: Kerle wie Florence, der Kalifornier Kolohe andino, der südafrikaner Jordy smith und das brasilianische talent Gabriel medina sollen neue zielgruppen für surfen gewinnen.

Julian Wilson beim Quiksilver Pro an der Gold Coast, Australien

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J u l i a n

W i l s o nGEBOREN:

8. November 1988HEIMATSTADT:

Coolum Beach, Queensland,

AustralienFAkT 1:

Bevor er auf den Shortboards

zum Star wurde, gewann Julian als Vierzehnjähriger

den australischen Junior-Long-

board-Titel.FAkT 2:

Als Botschafter für die National

Breast Cancer Foundation ver-

wendet Julian pinkfarbene

Boards, um Auf-merksamkeit auf

das Thema zu lenken und Geld

zu sammeln.

Page 48: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

J o h n J o h n

F l o r e n c eGEBOREN: 18. Oktober 1992HEIMATSTADT: Honolulu, Hawaii, USAFAkT 1: John John ist der älteste von drei Brüdern, die alle professionelle Surfer sind.FAkT 2: Mit dreizehn war John John jüngs-ter Teilnehmer in der Geschichte von Hawaiis prestigeträchti-ger Triple Crown Surf Series. Sechs Jahre später wurde er zu deren jüngstem Gewinner.

John John Florence bei den Billabong Pipe

Masters vor Hawaii

Page 49: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

bist du hoffnungslos hinten nach.“ Das Wort „Professionalität“ ist vielleicht der größte Aufsteiger in der Welt des Surfens. Die alten Geschichten über Wettkämpfe, die man high bestritt oder verkatert, als man sich am Morgen des Contests ein Board lieh, die sind vor allem eines: alt. Die heu tigen Profis tauschen sich über Fitness aus, über Ernährung, per fekte Vor bereitung auf Contests.

„Die Generation, die auf uns folgt, ist noch früher noch ernsthafter, als wir es waren“, sagt Florence, der im Oktober erst 21 Jahre alt wird. „Sie trainieren noch mehr, noch härter, noch zielgerichteter, im mentalen Bereich ebenso wie im körperlichen. Und sie beginnen noch früher damit als wir.“

Zu einem ASP-Event gehören mittlerweile Coaches und Fitnesstrainer, Manager, Agenten und Kameraleute, die nur dafür angeheuert wurden, keinen Ride des Surfers zu verpassen, der sie engagierte. Fürs Warm-up stehen Ergometer und Gymnastikbälle bereit. Es gibt Massagetische und Catering mit gesundem Essen. „Es ist ein bisschen glatter geworden“, sagt Peter Jasienski vom Ausrüster Hurley, der eng mit Wilson, Andino und Flo-rence zusammenarbeitet. „Den Jungs ist der Einfluss bewusst, den sie auf das Publikum haben. Das ist der große Unterschied zu früher.“

Die Ergebnisse überraschen nicht: Surfen bietet besseren Sport, bessere Vorbilder und ein besseres Image denn je – das alles ist Musik in den Ohren von Sponsoren und Industrie.

Vor zwei Jahren unterschrieb Dane Rey-nolds, damals 25 Jahre alt und noch ohne Sieg auf der World Tour, einen Sechs-jahresvertrag mit Quiksilver über kolpor-tierte 23 Millionen Dollar. Wenn einer der Top-Rider auf den Markt kommt, brechen regelrechte Kriege unter Sponsoren und

Ausrüstern aus. Als es 2007 darum ging, Jordy Smith zu angeln, organisierte Nike angeblich sogar einen Anruf von Tiger Woods, um den Teenager für die Marke mit dem Swoosh zu gewinnen.

Der Umsatz der globalen Surf-Industrie über-sprang vor ein paar Jahren die 6-Milliarden-Dollar-Marke. Bis 2017 soll sich diese Zahl verdoppelt haben. Wenn also Surfer begonnen haben, sich wie profes-sionelle Athleten zu benehmen, liegt das daran, dass ein Sieg auf der World Tour heute einen Scheck mit einer sechsstelligen Zahl drauf bedeutet und eventu-ell noch einiges an Sponsor-Bonus dazu.

Doch der Schein trügt. Die großen Marken werfen nicht einfach mit Geld um sich. 2012 stellte Quik silver Dane Reynolds’ Signature-Brand Summer Teeth ein, gemeinsam mit anderen Submarken, ein wahrer Einsparungs-Rundumschlag. Billabong sucht hände-ringend nach Kapital, die Aktie steht bei 45 Cents, vor fünf Jahren notierte sie noch bei zwölf Dollar. Analog Clothing, eine Marke von Burton, feuerte das gesamte Team und verließ das Surf-Business vergan-genen Oktober.

Diese Turbulenzen erinnern daran, wie klein der Surf-Markt im Kern nach wie vor ist. Große Surf- Marken werden dadurch groß, dass sie es schaffen, ihre Ware auch abseits der Strände zu verkaufen, in Städten tief im Landesinneren und vor allem auch an Kunden, die selbst nicht surfen. Zuletzt gelang ihnen das nicht mehr befriedigend. Das liegt an der allge-meinen Wirtschaftskrise, an Trend- bzw. Geschmacks-änderungen bei den Konsumenten – in jedem Fall gerät die Industrie unter Druck. Und das just in der Phase, in der der Sport auf den nächsten Level springt. Die Folge: Mittelklasse-Surfer verlieren ihre Verträge – zugunsten einer dünnen Athleten-Oberschicht, die so gut verdient wie nie zuvor.

„Auch wenn es heißt, dass alle zu kämpfen haben, die Unternehmen und die Organisatoren der Contests: Es steckt heute doch mehr Geld im Surfen denn je“, sagt Florence, der gerade sein drittes Jahr auf der Tour verbringt. „Und ich rede nicht nur vom Geld für die Athleten. Ich rede auch vom Geld, das Events und Sponsoren mit Surfen machen.“

Florence hat gut reden. Er gehört der erwähnten Oberliga an. Das bedeutet Talent, aber auch harte Arbeit im Gym, Blood, Sweat & Tears mit Trainern und Mental-Coaches und jede Menge Kameralächeln.

„Wilson, Andino und Florence sind für mich die prototypischen Vertreter des modernen Surfens“, sagt Jasienski. „Das hat nicht nur mit dem Geld zu tun, das in die Burschen investiert wird, sondern vor allem mit ihnen selbst und ihrer Einstellung. Sie haben das, was sie tun, als professionelle Karriere erkannt. Sie präsentieren sich gut in den Medien, sie sind sich ihrer Vorbildwirkung für die Jugend bewusst, und sie betreiben ihre eigene Marketingmaschinerie, Web-auftritte inklusive.“

Da n e R e y n o l Ds u n t e Rs c h R i e b e i n e n V e Rt R ag m i t Q u i ks i lV e R ü b e R ko l p o Rt i e Rt e 2 3 m i l l i o n e n D o l l a R .

John John bei einem Interview im Rahmen des Billa-bong Pro Teahupoo in Französisch- Polynesien

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K o l o h e

A n d i n oGeBoren: 22. März 1994Heimatstadt: San Clemente, Kalifornien, USAFakt 1: Kolohes Vater Dino war in den 1980ern und 1990ern selbst Pro-Surfer; er gewann einen Bewerb der US-Meisterschaften 1990 und war 1991 ASP Rookie of the Year.Fakt 2: Kolohes Spitz name „Brother“ rührt schlicht daher, dass seine Eltern ihn so nannten, nachdem seine jüngere Schwester auf die Welt ge-kommen war. Achtzehn Jahre später wird er immer noch so gerufen.

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ZoSea Media alle Rechte an der ASP World Tour. Und verfolgt ehrgeizige Pläne. Erstmals wird eine einzelne Gruppe – angeführt von Veteranen von MTV, Time Inc. und der NFL – Surf-Contests produzieren und senden. Surfen soll ein echter Zuschauersport werden. Und zwar endlich auch abseits der Küsten.

„Zugänglichkeit ist das Zauberwort“, sagt Peter Jasienski von der Firma Hurley, die die Lizenz für einen der renommiertesten Events, das Hurley Pro in Lower Trestles in Südkalifornien, hält. „Die Hardcore-Surffans, die Be-wohner der Küste, die sind ohnehin dabei. Aber es geht darum, mehr Leuten den Zugang zu dem Sport zu öffnen, zur Competition, zu der Energie und der Faszination, die drinsteckt.“

„Wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich nicht, dass es jemals Live-Über-tragungen geben wird wie von Basketball oder von Fußball“, sagt Wilson. „Es ist schlicht zu schwierig zu planen – die Wellen, die Zeitfenster, die gan-zen Sachen. Aber wenn sie die Events gut verpacken und ins TV stellen, die besten Wellen zeigen, Hintergründe beleuchten, erklären, wie das alles läuft, damit könnten sie ein großes Publikum packen.“

Ein großes Publikum – und große Werbekunden. Die Neuerungen von ZoSea werden viel Druck von den strauchelnden Surf-Marken nehmen, von denen derzeit noch jede zwei Millionen Dollar in die Hand nehmen muss, um große ASP-Events zu sponsern. ZoSea hofft, dass große Mainstream-Marken auf treten werden, mit großen Mainstream-Budgets. Und dann will Surfen den Turbo zünden.

Zu Redaktionsschluss sind Wilson, Andino, Florence und der Rest der aktuell besten Surfer der Welt auf Tavarua Island beim Volcom Fiji Pro – einem Event, das eigentlich 2009 nach dem Ausfall von Sponsoren von der Tour verschwunden war. Sollten die Dinge in den nächsten Jahren rund laufen, wird es solche Probleme nicht mehr geben.

Wenn sich alles wie geplant entwickelt, werden Wilsons Sushi Rolls in eine Million Haushalte allein in den USA geliefert.

Ein Sport, der zum Schritt vom Schattendasein in die Primetime ansetzt. Eine neue Generation von Stars, die ihn dorthin bringt. Eine begeisterte Fan- Base, die weltweit wächst.

Klingt nach einem guten Zeitpunkt, sich fürs Surfen zu interessieren.Die goldene Generation auf Twitter: @kolohe_andino; @johnjohnflorenc; @julian_wilson

Es war 2007, als Julian Wilson bei einem Japan-Trip eine eigentlich durchschnittliche Welle erwischte … doch ein paar Augenblicke später hatte er einen Move erfunden, den er Sushi Roll nannte. Aufnahmen davon ver-breiteten sich via Internet in Windeseile um die Surfwelt, Online-Fotos, Clips auf YouTube.

Wilsons Sushi Roll eröffnete eine neue Ära des pro-fessionellen Surfens – nicht nur wegen des Tricks, sondern auch wegen dessen Verbreitung.

Das ist sechs Jahre her. Und alles, was seither das Surfen prägte, funktioniert nach einem ähnli-chen Prinzip: Neues tun, kreativ sein, Grenzen über-schreiten – und die Verbreitung der Bilder ebenso wichtig nehmen wie die sportliche Leistung, die sie dokumentieren.

Die Entwicklung der Technologie hat dabei natür-lich geholfen: Übertragungen wurden schneller, ein-facher, qualitativ besser. Ein Ride erreicht die Fans, wo immer in der Welt sie sein mögen, noch bevor der Surfer seine Haare trockengerubbelt hat. High-tech-Multimedia-Equipment ist billig geworden, Social Media legen die Distributionskanäle in alle Welt.

2009 pflügte Jordy Smith seinen Rodeo Flip in die Wellen vor Indonesien, fast zeitgleich rollte er durchs Web. Und vergangenes Jahr brachte Florence einen Kurzfilm heraus, der seine besten Moves der vergan-genen Monate zusammenfasste – ein Projekt, für das vor nicht allzu langer Zeit ein ganzes Team unter-schiedlicher Spezialisten nötig gewesen wäre. Jetzt reichen zwei Leute für Produktion und Distribution.

Auch Wilson und Andino haben längst Kamera-leute angeheuert, die auf Abruf bereitstehen. In den letzten paar Jahren haben beide persönliche Blogs mit tagesaktuellem Filmmaterial veröffentlicht. Nie zuvor hatte es so un mittelbaren Zugang zu bestem Surfen für Fans gegeben. Und nie zuvor war das beste Surfen so gut.

„Das Surf-Publikum ist jetzt größer als zu der Zeit, als ich angefangen habe“, sagt Wilson, „in Australien ist Surfen überhaupt Mainstream. Es wird im Fernse-hen übertragen. Und vergangenes Jahr während der US Open war auch auf ESPN eine Menge Surfen in den Top-Ten-‚Plays of the Day‘ zu sehen. Das sind positive Signale.“

Ebenso positive Signale gibt es von den Judges der Competitions: Sie haben sich endlich dazu durch-gerungen, den riskanten und an das Skaten erinnern-den Style der Kids anzuerkennen. ASP-Contests werden dadurch zu den größten globalen Bühnen des Sports und zu den wichtigsten Labors seiner Weiterentwicklung. Zu Events wie den diesjährigen US Open (20. bis 28. Juli, Huntington Beach, Kali-fornien) strömen Millionen.

Ab 2014 gibt es die Contests dank eines im ver-gangenen Jahr abgeschlossenen Deals ganz neu zu sehen. In Close-ups.

Im Oktober 2012 erwarb eine Company namens

J o r dy S m i t h p f lü gt e S e i n e n r o d eo f l i p i n d i e W e l l e n vo r i n d o n e S i e n , faSt z e i tg l e i c h ro l lt e e r d u rc h S W e b.

Folgen Sie Julian Wilson nach Australien zu einer Freesurf-Session in der Red Bulletin Tablet Edition.

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Campellie spricht sieben Sprachen, flitzte einst auf Skiern für Stardesigner Willy Bogner die Bobbahn hinunter, war als WebTV- Urlaubsreporterin auf Schweizer Pisten unterwegs und kommentierte Freestyle- und Handwerkersendungen ebenso wie Motocross- oder Moutainbike-Rennen. Annina Campells berufliche Vielseitigkeit ist wohl einer der Gründe, warum die 28-jährige Bündnerin mittlerweile ange-sagter ist denn je: Mit Starmoderator Nik Hartmann darf sie nun nach 2012 erneut die Schweizer Erfolgssendung „SRF bi de Lüt – Live“ moderieren, für ihre ganz eigene Show „Das Experiment“ plant der SRF bereits diesen Herbst eine Fortsetzung. Grenzüberschreitend ist ihr allerneuestes Projekt: Im Hinblick auf Action-Events nahm ServusTV sie kürzlich unter Vertrag – und machte sie zur ersten Schweizer Moderatorin im österreichi-schen Privatsender.

the red bulletin: Annina, man sagt, es ist eine Kunst, im Fernsehen nicht arrogant zu wirken …annina campell: Gelingt mir das?Ziemlich gut.Freut mich, das zu hören. Ich kann mich nämlich selber so was von gar nicht einschätzen …Also, wieso beherrschen Sie diese Kunst?Wissen Sie, ich hatte schon als Kind im Hotel meiner Eltern Kontakt mit fremden Leuten, manchmal einfache Arbeiter, manchmal reiche Typen. Ich habe immer schon mit allen gequatscht. Plappermaul eben. Ich habe nie aufgrund sozialer Her-kunft unterschieden. Und das ist bis heute so geblieben.

STaleNTIeRTe mIss

DIe

a NNIN a Ca mpell ist der aufgehende sTeR N a m sCh w eIzeR T V-hImmel.  Viel­seitig, spontan und authentisch.

Jetzt schaffte sie auch den Sprung ins Ausland.

T e x T: a R e k p I aT e k , B I l D e R : m aT o

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Wollten Sie damals schon moderieren? Nein. Auch mit achtzehn nach der Matura nicht. da fuhr ich mal ein halbes Jahr nach Hawaii, kam dann zurück und war planlos. Planlos, aber zufrieden. ich jobbte kurz für die edelmarke Jet Set … bis eines tages mein Großvater sagte: „im radio engadina nehmen sie Praktikanten auf. du gehst jetzt sofort da hin und machst mal was Gescheites.“Also hat sich der Beruf für Sie entschie-den, nicht Sie für den Beruf …Na ja, ich bin Waage. Vom Sternzeichen und Aszendenten. ich kann mich nun mal nie entscheiden. Auch das Studium später fing ich nur an, weil es eine Freundin machte (lacht).Während des Kommunikationsstudiums standen Sie das 1. Mal vor der Kamera …… im Auftrag von Willy Bogner, bei dem ich damals als Model jobbte. es war in Grönland bei einem Schamanentreffen, bei dem es um die Klimaerwärmung ging. es herrschte eiseskälte, und wir sahen, wie das eis ins Meer krachte, filmten, schnitten und berichteten. Und ich als reporterin. es gefiel mir … und dann sahen später noch meine Freunde die Aufnahmen und sagten: „Wow, das ist ja megacool!“Danach moderierten Sie sich durch die Welt der Web-Sendungen – waren Ski-urlaubsreporterin für razzia.tv und testeten Regalware bei neudings.tv. Hat Ihnen eigentlich jemals jemand das Moderieren beigebracht? Nein. ich redete eigentlich immer so, wie ich normal auch reden würde. es wirkt vielleicht deswegen nicht gekonnt, dafür vielleicht ein wenig natürlicher. ich mach es einfach, auch wenn man es normaler-weise nicht so macht. Bin da etwas free-styliger unterwegs … (lacht).

” Was man nicht im Fernsehen sieht: Die Leute

L aufen of t Davon, wenn sie eine Kamera sehen. Bei besonders h a r tn äck igen

t y pen musst du dann eben Deinen ch a r me spielen lassen. “54

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… und die Zuschauer fanden es gut?Vielleicht, weil es authentischer wirkte als manches andere. Bei razzia.tv hatte ich anfangs gewisse Vorgaben für die Arbeit vor der Kamera. doch irgendwann befan-den die Bosse: „Annina, nimm das Mikro und sei einfach du selbst. das kommt ja doch am besten.“Gab es auch peinliche Momente?eine Menge. einmal, kurz vor dem engadiner Langlauf-Marathon, habe ich unseren Bundespräsidenten Ueli Maurer geduzt. Bis heute weiß ich nicht, ob er es bemerkt hat. Oder beim radio engadina habe ich als Praktikantin auf Sendung das gesagt: „es ist halb zwölf … oh, Scheiße, es ist doch halb eins.“ die Chefin war wütend, aber die Leute fanden es lustig. das ist der Vorteil am Land. die Men-schen sind viel, viel lockerer.Nach welchen Kriterien wählen Sie auf Events Ihre Interviewpartner aus?Also vorweg: die Leute laufen häufig davon, wenn sie eine Kamera sehen. in der Schweiz ist man schüchtern, und nicht jeder will sich im Fernsehen sehen.

Wie das geht? du checkst einmal die Vibes ab und entscheidest spontan. Und wenn jemand besonders widerspenstig ist, du ihn aber unbedingt haben willst, lässt du eben deinen Charme spielen … Ihr ganz geheimer Trick für ein gutes Interview?ich spreche möglichst wenig mit den Leu-ten vor einem interview. Das lassen wir jetzt aber nicht als Trick durch. ich bin überzeugt, dass Fernsehen nur dann gutes Fernsehen ist, wenn es nicht vom hohen ross zum Seher spricht. ich liebe es, wenn es spontan abläuft. Alles frei, alles aus dem Bauch. deswegen füh-re ich, wenn es das tV-Format erlaubt, keine Vorgespräche. denn beim zweiten Mal erzählen dir die Menschen vielleicht dieselben Sachen, aber sie erzählen sie eben anders. Nicht so spontan. der Seher merkt vielleicht nicht, was da nicht stimmt, aber dass irgendwas nicht stimmt, das merkt er. Wie war Ihr Gefühlsleben vor dem ersten Live-Auftritt für das SRF?ich hatte immer so viel zu tun, dass ich keine Zeit für Nervosität hatte. ich dachte: „Mein Gott, wir machen hier ein bisschen Fernsehen, wir sind die Schweiz, wir sind klein, da wird man’s doch überleben, wenn ich mich verhasple.“ So hab ich mir das immer wieder und wieder vorgestellt.Und zehn Minuten vor Ihrer Schaltung?da hab ich erst gecheckt, was wirklich abgeht. das war richtig schlimm. ich dachte: „Scheiße, was machst du hier eigentlich? du bist gleich live auf Sen-dung.“ Und dann kam der Gedanke: „Jetzt ja nicht ‚Scheiße‘ oder ‚Fuck‘ sagen. dir schaut ein hochseriöses und älteres Publikum zu.“Nik Hartmann war da Ihr Partner. Wie ist er denn so?ein super Kumpel und ein Profi. Und er hat etwas ganz Besonderes geschafft: erfolgreich werden und erfolgreich bleiben. Und das ist in dieser Branche schwerer, als man glaubt.Was ist das Beste an Ihrem Beruf?dass ich in ganz verschiedene Welten ein-tauchen und Sachen einem unterschied-lichen Publikum näherbringen darf. Mich von verschiedenen Stimmungen und ein-flüssen leiten zu lassen … und diese dem Zuschauer am ende wiederzugeben.Was würden Sie Ihren bislang größten Erfolg nennen?dass ich meine rechnungen mit Sachen bezahle, die mir Spaß machen. Und das seit über zehn Jahren. ich würde mich als glücklichen Menschen bezeichnen.Anninas Programm auf: www.srf.ch/srfbideluetliveund www.servus.tv.com

” Mit dem Mik ro in der H a nd rede ich so, wie ich nor M a l

aucH r eden wür de. Es wirkt vielleicht etwas weniger

gekonnt, da für a ber uM v ieles n atür licHer.

Ich mache es einfach, auch

wenn man es normal nicht

so macht. “

Sprachenwunder Annina Campell: Je nach Bedarf mode-

riert sie im TV auf Italienisch, Englisch, Französisch, Deutsch oder Rätoromanisch.

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Im Bauch der WeltV o n d e r h ö h e e I n e s g e o r g I s c h e n B e r g m a s s I V s d u r c h d I e t I e f s t e h ö h l e d e r W e l t I n d a s s c h W a r z e m e e r : e I n e e x p e d I t I o n I s t d I e s e m B I z a r r e n z I e l f ü n f m e t e r n ä h e r g e r ü c k t .t e x t: d a u m a n ta s l I e k I s , B I l d e r : a r t ū r a s a r t I u š e n k a

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Das große KriechenDie Krubera gibt ihre Tiefe nur widerwillig preis: Auf dem Weg nach unten gibt es nicht so wie in anderen Höhlen Hallen und Dome, sondern nur mühsame Enge.

n diesem Sommermorgen knarzt ein sich ständig wiederholender Funkruf über die Zelte am Eingang zur Krubera-Höhle im georgischen Abchasien: „Rufe alle Statio-nen, bitte melden!“ Normalerweise ver-sammeln sich hier um diese Zeit hungrige Höhlenforscher um den Frühstückstisch. Hier wird englisch, russisch, spanisch und arabisch geplaudert – die rund sechzig Speläologen kommen aus einem Dutzend Staaten –, über die Träume der Nacht und die Pläne des Tages. Doch heute riecht es nicht nach Tee, sondern nach Unglück. Und es herrscht gespannte Stille: Man hört nur, wie Verbindungskoordinator Vytautas Gudaitis immer besorgter seine Botschaft wiederholt.

Das Lager in der Ortobalagan-Senke auf einer Hochfläche im Arabika-Massiv, in über 2200 Meter Seehöhe und etwa 100 Kilometer entfernt von der russischen Stadt Sotschi, ist zerzaust. Das große Zelt, in dem die Menschen sonst frühstücken, liegt zerfetzt am Boden. Die Proviantzelte sind umgerissen, überall liegen Vorräte verstreut. Einige Männer versuchen, die Feldküche mit einer Plane abzudecken, andere breiten Schlafsäcke aus zum Trocknen. Doch die meisten hocken ratlos rund um Vytautas, das leere Gesicht trost-suchen in die Hände gebettet.

Unwetter haben die letzte Nacht über getobt, Sturm und Regen alle Verbindun-gen der Oberwelt zu den unterirdischen Stationen in der Höhle gekappt. Ein speläologischer Albtraum: Starke Nieder-

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D i e U m g e b U n g m i t i h r e n K a m i n e n U n D S c h ä c h t e n , m i t S c h m a l e n

K a m m e r n U n D S c h a r f e n f e l S e n , i S t f e i n D S e l i g . m e n S c h e n S i n D

h i e r n i c h t w i l l K o m m e n .

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schläge außerhalb bedeuten, dass in der Höhle die Wasserfälle verrückt spielen und die Pegel der unterirdischen Seen ansteigen. Durchaus möglich, dass einige Speläologen vom Wasserstrom mitgerissen wurden, trotz Seilsicherung. Oder dass die unterirdischen Versorgungsstationen, die einzige Zuflucht für die Menschen dort unten, nun überflutet sind. In einer lichtlosen Tiefe, in der die Expedition ver­sucht, eine neue Bestmarke zu erreichen, jenseits von 2191 Metern.

Bereits der Anmarsch hinauf nach Ortobalagan ist beschwerlich. Auf der Ladefläche eines Lastwagens holpert man stundenlang auf immer schmäler werden­den Straßen empor in die steilen Karst­hügel des Kaukasus. Am Ende des Wegs warten die Esel eines Hirten, der hier den Sommer über wohnt. Die Tiere transpor­tieren die Tonnen an Proviant und Ausrüs­tung bis zum Hochlager, dem letzten ober­irdischen Punkt vor dem Weg nach unten.

Noch beschwerlicher ist der Weg unter Tag: Am Seil oder zu Fuß, kletternd und kriechend, robbend und tauchend arbei­ten sich die Höhlenforscher vor, um dem Mittelpunkt der Welt eine Handbreit näher zu kommen. Und genau aus dieser Tiefe kommt nun die befreiende Botschaft an Vytautas Gudaitis: „Alles wohlauf, das Unwetter hat nur die Telefonleitungen vorübergehend abgerissen.“

Der Eingang zur Krubera, der tiefsten Höhle der Welt, klafft unspektaku­lär zwischen krautigen Pflanzen und Felsbrocken. Ein Loch im Karst, vier mal einen Meter groß, das

offene Maul eines getarnten Ungeheuers, benannt nach dem russischen Höhlenfor­scher Aleksandr Aleksandrowitsch Kruber († 1941). 1960 von georgischen Höhlen­forschern entdeckt, irrlichtert die Höhle auf einer Fläche von einem halben Qua­dratkilometer als System in den Kalkstein. Schächte, Gänge, Kamine mäandern, ad­diert man ihre Länge, zig Kilometer nach unten. Oft sind die vom Wasser seifigen Ritzen so schmal, dass man sie kriechend überwinden muss. Dann wieder ist der Weg nach unten aufgelockert von Räumen, Mondlandschaften unter Tag, gefüllt mit kleinen Seen und Wasserfällen und blo­ckiert von Siphonen, wie die mit eiskaltem Wasser gefüllten Höhlenteile heißen. Beglaubigterweise geht es hier 2191 Meter in die Tiefe: Die Sohle der Höhle befindet sich damit knapp über dem Meeresspiegel des Schwarzen Meers, steht aber bereits unter Wasser. Geht es noch tiefer? Genau das will das Projekt „Call of the Abyss“ herausfinden, wie die Forschungstätigkeit in der Krubera seit dem Jahr 2000 heißt.

Die letzte, unter ukrainischer Führung stehende Expedition aus dem Jahr 2012 ähnelte der auf einen noch unbestiegenen Berggipfel: Auf dem Weg nach unten wer­den Lager angelegt, mit Zelten, Kochplät­zen, Toilettennischen, und dann mit Aus­rüstung bestückt: Lebensmittel, Petroleum und Gas für die Kocher, Luftflaschen für die Taucher, Batterien für Leuchten und Stirnlampen, Medikamente. Sieben Camps waren es bei der aktuellen Expedition, das am weitesten vom Eingang entfernte liegt 1960 Meter unter dem Niveau des Ein­gangs, Camp Rebus, einige Tagesreisen von ihm entfernt.

Etappe für Etappe hanteln sich die Höhlenforscher nach unten, mit einem Ziel: dem erfolgreichen Tiefensturm. Alles fußt auf einer präzisen Organisation, die Expedi tionsleiter Jurij Kasjanow über Tag

In die TiefeEher unspektakulär: der Eingang zur Krubera auf der karstigen Ortobalagan-Hoch-fläche zwischen krautigen Pflanzen und Felsgestein.

Die AnreiseDas Erforschen von Höhlen gleicht punkto Ausrüstung und Logis-tik dem Bergsteigen, bloß dass die Speläo-logen in die Gegenrich-tung unterwegs sind.

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–340 m

–740 m

–1200 m

–1710 m

–2080 m

–2196 m

Zum Vergleich:  der Eiffelturm,  324 Meter hoch

UKRAINE

RUSSLAND

GEORGIEN

TÜRKEI

SCHWARZES MEER

SCHWARZES MEER

KRUBERA 2256 m

MOLDAWIEN

RUMÄNIEN

BULGARIEN

0 m 

–100 m

–200 m

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300 m

200 m

100 m

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Die Krubera, 1960 entdeckt, ist aktuell bis in 2196 Meter Tiefe erforscht. Im Karst­gebirge der Krubera  liegen weitere Höhlensysteme, die jedoch deutlich weniger weit in die Tiefe reichen.

Die bislang tiefste Stelle der Krubera, erreicht am 10. August 2012, liegt etwa 60 Höhenmeter über dem Spiegel des 13 Kilometer entfernten Schwarzen Meers. Speläologen halten eine direkte Verbindung zwischen Höhle und Meer für möglich, was bei der Expedition diesen Sommer bestätigt werden könnte.

Höhle mit MeerblickDie Krubera ist die tiefste höhle der Welt. sie reicht von einer hochebene in Georgien bis knapp über das schwarze Meer.

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nahezu unbarmherzig exekutiert. Sich ohne seine Genehmigung in die Höhle ab­zuseilen ist verboten. Gruppen, die in der Höhle arbeiten – etwa Biologen, die par­allel zu den Höhlenforschern die Krubera nach noch unbekannten Lebensformen ab­suchen –, müssen Kasjanow jeden Abend zur festgelegten Zeit über geleistete Arbeit und etwaige Probleme per Funk oder Höhlentelefon Bericht erstatten. Andern­falls werden sie als vermisst betrachtet, und unverzüglich macht sich ein Rettungs­trupp auf die Suche.

Akribisch stellt Kasjanow auch die „Sturmgruppen“ zusammen, die den lau­fenden Transport erledigen. Die Gruppe „Baschkirischer Honig“ etwa bilden zier­liche Frauen aus der russischen Republik Baschkirien, allesamt traditionell gute Bergsteigerinnen. Die Gruppe „Eiserne Faust“ besteht aus Männern mit großer speläologischer Erfahrung. Sie haben den Weg für die Taucher bis zum Unterwasser­boden der Höhle vorzubereiten und schleppen jene schwere Ausrüstung in die Tiefe, die es braucht, um für die anderen

Speläologen optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen. Gruppe drei, „Die Litauer“, ist die wichtigste: Die erfahrenen Taucher werden dem Russen Gennadij Samochin beim Rekordsturm assistieren.

Gennadij Samochin, 42, beschäftigt sich seit 25 Jahren mit der Speläo­logie. Der hagere, bärtige Ukrainer lebt auf der Krim und arbeitet an der Wernadskyj­Universität in Sim­

feropol. Spaßeshalber hat er ausgerech­net, dass er fünf Monate im Jahr unter

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der Erde verbringt. Während einer ukrai-nischen Expedition im Jahr 2007 hat Samochin den bestehenden Tiefenrekord fixiert, 2191 Meter. Die letzten Meter legte er dabei tauchend zurück, im Siphon Dva Kapitana, Zwei Kapitäne, und er hat dafür beinahe mit dem Leben bezahlt. Als er aus der Tiefe zurückkam, hatte er noch drei Engstellen zu passieren. Wahrscheinlich in der letzten riss sein Taucheranzug auf, das eiskalte Wasser traf direkt seinen Kör-per. Um eine Unterkühlung zu vermeiden, wollte Gennadij jene Dekompressionszeit abkürzen, die notwendig ist, den beim Tauchgang entstandenen Stickstoff aus dem Körper zu vertreiben. Er tauchte um mehr als eine halbe Stunde zu früh an der Mündung des Siphons auf und büßte dies mit argen Sehstörungen: Der in kleinen Gasblasen gespeicherte Stickstoff hatte die Kapillaren, die das Gehirn- und Augen-gewebe versorgen, verstopft.

Samochin ist von der Speläologie be-seelt. Jede freie Minute im oberirdischen Lager tüftelt er an der Route, stellt Fragen

Z u e r s t p l a t Z t e d e r a n Z u g . d a n nb e Z a h l t e g e n n a d i j s a m o c h i ns e i n e n e r s t e n t i e f e n r e k o r db e i n a h e m i t d e m l e b e n .

nach der Topographie, spricht selbst wäh-rend der Essenspausen nur über Höhlen. Fragt man ihn nach seinen Zielen, nennt Samochin den Tiefenrekord erst als Letz-tes. Lieber spricht er von der Komplexität seines Vorhabens, denn er weiß: Es bedarf auf dem Weg nach unten einer erfahrenen Mannschaft, der er vertrauen kann. Und: Er muss sich seine Kräfte gut einteilen. Um in den Biwaks in den unterirdischen Stationen nicht unnötig zu frieren, geht er erst in die Krubera, wenn der Weg gut vorbereitet ist. Angst empfindet er keine. „Furcht wäre nur eine Vorahnung des Todes“, sagt Samochin und widmet sich weiter seinem Abendessen.

Um eine Vorahnung von Furcht zu be-kommen, braucht man nur an den Höhlen-eingang zu treten: Je näher, desto deut-licher fühlt man Feuchtigkeit und Kälte, die durch Höllenloch nach oben steigen. Sehen kann man nichts, die Schwärze schluckt sogar das Licht der Stirnlampe.

Auf dem Weg in die Tiefe geht es, am Seil hängend, vorerst ins Nichts: Die

In der TiefeEhe sich die Höhlenforscher in

ihren unterirdischen Biwaks ein-richten können, müssen sie die

Ausrüstung mühsam nach unten schleppen – jedes Stück Brot,

jeden Schluck Wasser.

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Krubera beginnt als Bodenlosigkeit. Die Umgebung mit ihren Kaminen und Schächten, mit Kammern und scharfen Felsen, ist feindlich, Menschen sind hier nicht willkommen. Meter für Meter, Seil-länge für Seillänge wird es frostiger. Das Sonnenlicht hängt noch kurz als Nebel über dem Kopf, dann ist es stockdunkel.

Nach einer Akklimatisierung in etwa 250 Meter Tiefe folgt die erste Engstelle, die in einem weiten Saal mit hohen Wän-den endet. Emil, einer der Speläologen, erzählt, wie er die Fahrt in diese Innenwelt stets genießt: „Jedesmal, wenn ich in die Höhle absteige, fühle ich mich wie zu Hau-se. Die Probleme sind weg, die Leiden sind weg, ich kann mich richtig entspannen.“

Vielleicht ist positives Denken auch nur eine reine Vorsichtsmaßnahme: Wer schlecht von der Höhle spreche, an dem räche sie sich, erzählen Speläologen, und sie meinen das ernst. Sie glauben tatsäch-lich, dass die Höhle sie bestrafen könnte, würden sie Müll hinterlassen oder Mine-ralien aus den Wänden brechen. „Respekt zu fühlen oder gar ein wenig Angst ist vielleicht nicht so schlecht“, erzählt auch Aidas Gudaitis, der Leiter der litauischen Gruppe. „Sofern diese Angst nicht zu Panik auswächst, stellt sie eine sinnvolle Grenze zwischen gesunder Vernunft und dummen Entscheidungen dar.“

Je tiefer die Teams in die Höhle vor-dringen, desto monotoner wird ihr Tagesablauf. Sicherungsseile fixie-ren, Material schleppen, Ausrüstung checken, essen, trinken, schlafen.

Ob Tag oder Nacht, Sonnenauf- oder -untergang, Regen oder Sonnenschein: Davon erfahren sie nur per Funk von Jurij Kasjanow. Je länger sie unter Tag aus-harren und sich in den Pausen unter ihren Zeltplanen um den wärmenden Gaskocher drängen, desto begehrlicher werden draußen ihre Botschaften aufgenommen, Notizen aus dem Bauch der Erde.

700 Meter: Aleksej krank. Wahrschein-lich etwas mit dem Magen. Sagt, dass er sich schlecht fühlt, geht ständig auf die Toi-lette. Kommt es vom schmutzigen Wasser?

Dabei ist Aleksej, Spitzname Ljoscha, eines der kräftigsten und am besten vor-bereiteten Mitglieder der Gruppe. Eine schlechte Nachricht auch für Jurij Kasja-now: Der Gütertransport in der Höhle funktioniert jetzt deutlich langsamer.

1400 Meter: Else krank. Kann auch Liebeskummer sein. Liegt in ihrem Schlaf-sack und weint ohne Pause.

Else ist Mitglied des „Baschkirischen Honigs“. Zur Expedition ist sie mit ihrem langjährigen Freund gekommen. Später stellt sich heraus, dass sie vor dem Ab-

Das Ziel ist im WegWo es ein Vor gibt, ist das Zurück noch lange nicht garantiert: Die sperrigen Schutz­anzüge und das in was­serdichten Säcken ver­staute Material sind dem optimalen Tiefen­sturm stets im Weg.

Aidas ignoriert alle Warnungen und setzt den Abstieg fort.

1960 Meter, Camp Rebus, das tiefste Höhlencamp der Welt. Dritte Woche. Erster Tauchversuch von Gennadij Samochin.

Das Team ist voll motiviert, obwohl niemand weiß, ob das Wetter besser wird. Nachts hört man im unterirdischen Lager das steigende Wasser im Siphon „schnar-chen“: Auch wer starke Nerven hat, wird das Gefühl von Beklemmung nicht los.

Am späten Nachmittag des 10. August breitet sich, vom Funkgerät ausgehend,

stieg heimlich die SMS in seinem Handy gelesen und festgestellt hat, dass er sie betrogen hatte. Jetzt ist Else depressiv und weigert sich, das Lager zu verlassen.

1600 Meter: Aidas leidet an Ohren- und Blasenentzündung. Jurij Kasjanow fordert ihn auf, ins oberirdische Lager zu kommen, aber Aidas weigert sich.

Aidas Gudaitis führt die litauische Gruppe an, die bis zur Unterwasserstrecke Dva Kapitana vordringen soll. Mit seiner Ohrenentzündung ist ihm das Tauchen natürlich untersagt, doch der ehrgeizige

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von zwei Handbreiten. Die Ersatzflaschen muss Samochin zurücklassen, dann ver­hindern Krümmungen und Felsvorsprünge wieder beinahe das Weiterkommen. Als das Manometer anzeigt, dass kaum noch genügend Atemluft in den Flaschen ist, kann Samochin den „Zwei Kapitänen“ ent­kommen. Beim Auftauchen steht auf dem Taucherrechner eine Zahl, die umgerech­net 2196 Meter Tiefe ergibt.

Ist das der Boden der Krubera? Das Ende der Höhle? Samochin schüttelt den Kopf: Er ist fest davon überzeugt, dass die Dva Kapitana an die zehn Kilometer lang sein können, wie er ukrainischen Repor­tern von 4sports.ua erzählt, und dann im Schwarzen Meer enden. Da der Siphon aber extrem eng ist – etwa 100 mal 60 Zentimeter – und kaum Gefälle aufweist –

bei 40 Meter Vorwärtstauchen geht es nur fünf Meter bergab –, will Samochin beim nächsten Tauchversuch einen Rebreather verwenden, um diese Theorie zu über­prüfen. Dieses Kreislauftauchgerät fängt die ausgeatmete Luft auf und reichert sie neu mit Sauerstoff an. Tauchgänge ver­längern sich auf diese Art von 30 Minuten auf mehrere Stunden.

Vielleicht kehrt Gennadij Samochin auch an den Start zurück, um seinen Rekord zu brechen. Findet sich im Karst ein höher gelegener Eingang zur Krubera, wird sie automatisch tiefer. Eine passende Höhle hat Samochin schon ausgespäht: Malenkij Princ, der Kleine Prinz, 100 Meter von der Krubera entfernt, ist zwar nur 50 Meter tief, ihr Eingang liegt jedoch 15 Meter höher als jener der Krubera.

Fünf Meter Durch einen überflute-

ten Höhlenteil taucht Gennadij Samochin bei der letzten Expedition

zum neuen Rekord: Mit 2196 Metern über-bot er die alte Rekord-

tiefe um fünf Meter.

D i e e r r e i c h t e n 2 1 9 6 M e t e r s i n Dn o c h n i c h t u n b e D i n g t D a s e n D e .V i e l l e i c h t f ü h r t D i e h ö h l e n o c h t i e f e r i n s s c h w a r z e n M e e r .

ein Ruf durch das oberirdische Lager aus: „Wir haben einen Weltrekord! Die Höhle ist um fünf Meter tiefer!“ Auch wenn einige im Lager eine deutlichere Verbesserung erwartet hatten: Gennadij Samochin hat für diese fünf Meter sein Leben riskiert. Um Probleme zu vermeiden, wie sie ihm 2007 beinahe zum Verhängnis geworden sind, verwendet er diesmal eine andere Gasmischung. Der gesamte Tauchgang durch den handschuhengen Siphon ist ein Balanceakt, vorbei an gespenstisch blassen Fischen und Krebsen, bei einer Sichtweite

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the red bulletin: Angenommen, jemand dreht einen Film über dein Leben. Wie wär’s mit folgender Ein­stiegsszene: Du stehst 2004 am Flug­hafen Tegel, deine Freundin Sarah muss zurück in die USA …yasha: Das war die bisher schlimmste Zeit meines Lebens. Meine damalige Band Moabeat hatte sich gerade aufgelöst. Ich zog von Party zu Party und lebte ohne Perspektive in den Tag hinein. Es gab nichts mehr, was mich in Berlin gehalten hätte.

Was ist am Flughafen passiert?Sarah fragte: „Willst du mitkommen?“ Ich sagte ja. Zwei Tage später reiste ich ihr nach. Meine Freunde dachten: Der Spinner fliegt auf Urlaub. Aber auszuwandern war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. (Yasha und Sarah sind mittler­weile verheiratet, ihr Sohn ist sechs, ihre Tochter ein Jahr alt; Anm.)

Dein nächster Halt: Philadelphia, Penn­sylvania. Ohne Green Card, ohne Geld.Ich musste in einer Fabrik im Westen der Stadt arbeiten, und das illegal! Das war ein echter Realitäts-Denkzettel. In Berlin überlebst du immer irgendwie – auch ohne Job. Und plötzlich wohnst du in einer der miesesten Gegenden, die du dir vorstellen kannst – als einziger Weißer weit und breit.

Wie sah dein Tagesablauf aus?Um sechs Uhr aufstehen, mit dem Bus zur Fabrik fahren und Blumentöpfe verpacken. Meine Kollegen waren frisch entlassene Straftäter und mexikanische Einwanderer. Ich dachte jeden Tag: Scheiße, ich will hier weg.

Trotzdem hast du in den USA begonnen Musik zu machen. Ich lernte den Rapper Robertino kennen. Er nahm mit ein paar Freunden eine Gesangs-Hook (eine eingängige Melodie­phrase; Anm.) auf – ich gab meinen Senf dazu. Er sagte: „Okay, Großmaul: Mach’s besser!“ Also habe ich gesungen – und die haben mich abgefeiert! Unsere Musik wurde später in fast allen Clubs der Stadt gespielt. Die Leute nannten mich „The White Akon“.

Hip­Hop findet in Philadelphia oft im Gang­Milieu statt. Hattest du Kontakte in die kriminelle Szene?Blödsinn! Amerika hat mich von diesem ganzen Gangsta-Gehabe geheilt. Wenn du miterlebst, wie siebzehnjährige Kids, die ihr Viertel noch nie verlassen haben, sich gegenseitig umbringen, ist das schockierend und traurig. Dagegen sind die Sprüche, die deutsche Gangsta-Rapper von sich geben, einfach nur lächerlich.

Mit „Lila Wolken“ toppte er die Charts. Ende Juli erscheint sein erstes Soloalbum. Doch die Geschichte des Soul­Wunders Yasha

beginnt viel früher: mit der Flucht aus Berlin, dem Mord vor seiner Haustür und einem Maßanzug für Robert De Niro.

Interview: Manuel Kurzmann, Bilder: Nils Rodekamp

Endstation Welt rau m

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Name Yasha Conen

Geburtsdatum/-ort 21. März 1981 in Nürnberg

Musik-Premiere Im Hip-Hop-Quartett Moabeat mit Bruder David

Durchbruch Mit der Single „Ver-strahlt“ des Rappers Marteria, auf der Yasha einen Gesangs-Part bei-steuert. Der Song klet-tert 2010 auf Platz 32 der Charts.

Highlight Der Song „Lila Wolken“, eine Koproduktion mit Marteria und Miss Plat-num, belegt 2012 Platz eins in Deutschland.

Debüt Yashas Soloalbum „Weltraumtourist“ erscheint am 26. Juli auf Four Music.

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Hast du persönlich Gewalt erlebt?Ein sechzehnjähriger Junge wurde direkt vor meiner Haustür abgeknallt. Ich rief die Polizei, weil mein kleiner Sohn durch den Lärm wach geworden war. Nach dieser Erfahrung habe ich gesagt: Es reicht! Meine Familie hat hier keine Zukunft.

Ihr seid nach New York gezogen, und du hast Karriere gemacht – als Anzug-verkäufer. Ich hatte mich in Philadelphia in der Zwischenzeit zum erfolgreichsten Hugo-Boss-Store-Manager der Ostküste hoch-gearbeitet. Nach dem Mord ließ ich mich nach New York versetzen. Ein Head-hunter bot mir einen Job bei Armani an – in ihrem wichtigsten Shop an der Fifth Avenue.

Welche Leute gehen dort einkaufen?Robert De Niro zum Beispiel.

Wie verkauft man einem Robert De Niro einen Anzug?Stars wollen keine Sonderbehandlung, nur korrekten Service. Robert De Niro war ein normaler, zuvorkommender Typ – mit dem Unterschied, dass er sich halt mehr als einen Anzug leisten konnte (lacht).

Wann hast du gemerkt, dass dir die Musik trotz deines Erfolges fehlt? Als es in meinem Leben nur noch um den Status ging. Ich hatte ständig mit reichen Leuten zu tun, die davon redeten, welche Autos in ihrer Garage stehen. So bin ich nicht. Außerdem arbeitete ich auf Provisi-onsbasis und musste jeden Cent selbst an Land ziehen.

Irgendwann kam der Anruf deines Bruders David, der mittlerweile einer der erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands geworden war.Er hat das Album „Stadtaffe“ von Peter Fox produziert („Stadtaffe“ wurde seit 2008 in Deutschland über 1,2 Millionen Mal verkauft; Anm.). Er sagte: „Ich arbeite jetzt mit einem Rapper, den ich unglaub-lich gerne mag. Er heißt Marteria. Hast du Bock, eine Hook zu seinem Song beizusteuern?“

Wie hast du Marteria kennengelernt?Über Skype (lacht). Ich habe den Gesangs-part dann in einem Studio im Madison Square Garden eingesungen. Der Song „Verstrahlt“ wurde ein Hit – obwohl wir am Anfang überhaupt keine Erwartungen hatten.

2010 ging’s zurück nach Deutschland. Kannst du dich an deinen letzten Tag in New York erinnern?Es war das totale Chaos. Ich musste meine Sachen in einem Self Storage Place depo-nieren und bin fix und fertig zum Flug-hafen gefahren. Ein paar Wochen später ging ich mit Marteria auf Tour und spielte Auftritte bei Stefan Raab.

Es gibt aus dieser Zeit keine Interviews von dir, dein Künstlerprofil auf Face-book existiert erst seit Juli 2012.Ich hatte einfach keine Zeit. Während der Zusammenarbeit mit Marteria und Miss Platnum (das Trio veröffentlichte 2012 den Nummer-eins-Hit „Lila Wolken“; Anm.) ging die Produktion meines Soloalbums los. Da gab’s auch Druck von meinem Bruder: Er hatte Peter Fox produziert und Marteria groß gemacht – die Erwartun-gen waren riesig.

Dein erstes Soloalbum heißt „Welt-raumtourist“. In der Single „Strand“ singst du: „Sehnsucht nach morgen, weil heute perfekt ist.“ Was willst du damit sagen?Der Song entstand auf der Insel Gozo, nordwestlich von Malta, wo ich mit Marteria und Miss Platnum ein Häuschen hatte. Morgens gingen wir zum Strand, am Abend schrieben wir Hits (lacht). Mein vorherrschendes Gefühl war: „Yeah, endlich bin ich angekommen.“„Weltraumtourist“ (Four Music) ist ab 26. 7. online und im Handel erhältlich; Infos: www.yasha.tv

Ein 16-Jähriger wurde direkt vor meiner Tür abgeknallt. Da wusste ich: Für meine Familie gibt es in Philadelphia keine Zukunft.

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T H E P U L S E R A C E S

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N a c h e i n e r D e k a d e d e r D o m i n a n z

d u r c h S é b a s t i e n L o e b s u c h t d i e W o r l d

R a l l y C h a m p i o n s h i p e i n n e u e s

G e s i c h t .

T e x t : W e r n e r J e s s n e r , B i l d e r : M c K l e i n

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F r a g e n , ü b e r r a s c h e n d e E r k e n n t n i s s e , v i e l e n e u e

C h a r a k t e r d a r s t e l l e r . A b e r w e r w i r d n e u e r S e r i e n h e l d ?

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ImJahr null nach Loeb, im Jahr eins nach den Solberg-Brüdern, im Jahr zwei nach Kimi Räikkönen tut es not, einen Moment innezuhalten und zu schauen, wer denn die Großen im Spiel sind. Jetzt, wo der König des Rallyesports, das Jahrhundert-genie, der Zertrümmerer aller Rekorde bloß noch eine Rallye von der finalen Ziel-flagge entfernt ist: Frankreich 2013 wird das Ende der Epoche Loeb markieren, das Ende einer Dominanz, wie es sie in diesem Sport nie zuvor gegeben hat und auch so bald nicht wieder geben wird.

Als Sébastien Loeb 1999 in der World Rally Championship (WRC) debütierte, hießen die Stars Tommi Mäkinen, Carlos Sainz, Richard Burns oder Colin McRae. Um zu gewinnen, bedurfte es eines Mitsu-

bishi oder Subaru, später tat es auch ein Peugeot, sofern der baumlange finnische Charismatiker Marcus Grönholm am Steuer saß. Dann kam Loeb, überloebens-groß, und gewann neun Titel in Serie, alle auf Citroën, einer Marke, die bislang vor allem durch einen Monte-Carlo-Sieg im Jahr 1966 mit Pauli Toivonen am Steuer aufgefallen war (und der war von den Veranstaltern erschummelt worden.)

Wir, die wir Loeb leibhaftig erleben durften, auf dem prägenden Xsara, dann auf dem wunderschönen C4, zum Schluss auf dem putzigen DS3, sind Zeitzeugen von etwas Großem geworden. Wenn es hieß, die 1000-Seen-Rallye in Finnland sei von Nicht-Skandinaviern nicht zu gewinnen: Leg dort einen Kieselstein auf den Scheitelpunkt am Ausgang einer Kurvenkombination. Alle sind mindestens einen Meter vom Idealpunkt entfernt, nur einer nicht: Loeb.

Der Rückzug des „besten Autofahrers der Welt“ (© Michael Schumacher) eröff-net bei aller gebotenen Sentimentalität gigantische Perspektiven für diesen gran-diosen Sport. Wann Änderungen durch-

führen, wenn nicht jetzt? Einen Schnitt machen, mit lieb gewordenen Traditionen brechen?

Fact Finding Mission bei der Akropolis-Rallye in Griechenland, einer der ikoni-schen Veranstaltungen im Kalender, zum 59. Mal ausgetragen, gefahren auf den staubigen, steinigen Schotterpfaden rund um den Isthmus von Korinth, tückisch bis zum letzten der insgesamt 1052 Kilometer. Die Zuschauer an der Strecke lieben WRC, zu tausenden lassen sie sich einstauben, von Hinterrädern mit Schotter beschießen, sie grillen am Rande der Sonderprüfun-gen, bringen Fahnen, Kameras, es ist ein gigantisches Volksfest im Gehölz, und der Speed der Helden in ihren lauten, bunten Autos lässt sie glücklich staunen, jedes Jahr wieder. Wirtschaftskrise, Arbeits-

Alles richtig gemacht: Séb Ogier und Volkswa-gen Motorsport führen die WM an. Führender nach dem ersten Tag in Griechenland: Jewgeni Nowikow (unten)

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losigkeit, schlechte Stimmung? Nicht hier, nicht jetzt. Setz dir ein VW-Käppi auf, zieh dir ein Ford-T-Shirt an und sei Teil dieser Party!

GladiatorenDie abendländische Kultur kennt grob gerechnet zehn Topoi, die erfolgreiche Geschichten beinhalten müssen. Liebe zum Beispiel (Romeo und Julia). Tragödie (Pyramus und Thisbe). Coming of Age (Jugendromane). Mañana (religiöse Grundschriften, Drogenliteratur). Vor allem aber will die Menschheit Helden.

Vor dem Heldentum steht jedoch die Bewährungsprobe, nicht selten ähnelt sie dem Scheitern, zumindest kurzfristig.

Sébastien Ogier etwa, gerade gewach-sener Siegfried aus dem VW-Team, gereift

D i e A k r o p o l i s - R a l l y e i s t e i n e d e r i k o n i s c h e n

V e r a n s t a l t u n g e n i m K a l e n d e r .

utaepuda comnis volut qui dolor andi repernam, a netur? Udipis

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im Kampf gegen Loeb auf gleichem Mate-rial (und da durchaus auch siegreich), gestählt durch die letzte Saison im Škoda S2000 der zweiten Leistungsklasse, aktuell WM-Führender, geht als haushoher Favorit als Erster auf die Reise.

Vor zwei Sonderprüfungen haben die Fahrer besonderen Respekt: vor der ersten von Kineta nach Pissia, weil sie beinharte 47,7 Kilometer lang ist. Und vor der folgen-den, Kineta, weil sie in der Nacht gefahren wird. Die Scheinwerferbatterien auf den Motorhauben der 300plus-PS-Allradler können den griechischen Eselspfaden längst nicht alle Geheimnisse entlocken. Man erwartet eine durchschnittliche Geschwindigkeit von knapp 90 Stunden-

kilometern auf einer Straße, die normale PKW schlicht entzweireißen würde.

Alle rechnen mit einem großen Schlag von Ogier, mit einer einschüchternden Bestzeit, aber so weit kommt es nicht: Nach kaum zehn Minuten Renntempo nimmt der VW Polo R WRC kein Gas mehr an, aus die Maus. Der Militärstecker zur Benzinpumpe hat sich gelöst, werden die Mechaniker später im Service in Loutraki feststellen, wie zum Teufel das auch immer passieren konnte. Ein dummer Defekt, aber rennentscheidend. Es ist stockfinster in Griechenland, aber mit einem Mal sind alle hellwach.

Der König der Nacht (und des folgen-den Morgens) heißt Jewgeni Nowikow, an

E s i s t s t o c k ­f i n s t e r i n G r i e c h e n ­l a n d , a b e rd e n n o c h s i n d p l ö t z l i c h a l l e h e l l w a c h .

Mikko Hirvonen sind Loebs Schuhe derzeit eine Nummer zu groß.

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seiner Seite das zarte Beifahrer-Genie Ilka Minor aus Österreich. Sie, die ihr WM-Handwerk am rechten Sitz des jahrelang besten Privatiers der WRC, Manfred Stohl, gelernt und später den Norweger Henning Solberg perfekt geleitet hat, führt nun zum ersten Mal einen WM-Lauf an, zumal einen so traditionsreichen. „Endlich stehen wir da, wo wir hin gehören“, kokettiert sie, während sie in der Dunkelheit der Servicezone steht, an ihrem PowerBar-Gel nuckelnd, ein Bild zum Einprägen. Nowikow strahlt mehr von innen. Dass er einst der jüngste Pilot war, der eine WM-Sonderprüfung gewinnen konnte, ist an diesem Abend verblasst. Jetzt hat er den nächsten Schritt geschafft, er geht als überlegen Führender in die erste Nacht. Nowikow hat die dicksten cojones aller Spitzenfahrer, allerdings reißt er sich am nächsten Morgen an einem versteckten Stein eine Bremsscheibe, in weiterer Folge eine Bremsleitung, eine Felge, ein Rad und ein Federbein aus. Dennoch wird niemand bei dieser Rallye so viele Sonder-prüfungs-Bestzeiten aufstellen wie unser tapferer Mann aus Moskau.

Auf dem Papier hätte nun Mikko Hirvo-nen, Loebs ehemaliger Kronprinz im Team von Dauerweltmeister Citroën, das Zepter an sich reißen müssen, doch das einstig unerschrockene Elmsfeuer irrlichtert in dieser Saison bloß. Früher wäre er diesen Speed zu Fuß gegangen. Bevor jetzt einer ungnädig wird: Wessen Vorderräder wegen eines technischen Problems bereits auf der ersten Sonderprüfung nicht mehr das tun, was ihnen das Lenkrad befiehlt, dem ist Vorsicht am lauten Pedal nicht als Hasenfüßigkeit auszulegen. Und trotzdem

Nacht, Staub, Steine, Löcher:

Das ist das griechische

Rallye-Menü.

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ist Hirvonen, mit seinen 15 WrC-siegen statistisch gesehen der erfolgreichste der aktuellen Generation, weit davon entfernt, die ihm zugedachte rolle auszufüllen, nämlich den WM-Pokal für Citroën sport zu verteidigen. Hirvonen ist kein loeb, und selten war er weiter davon entfernt als in dieser saison, ausgerechnet in jener, da es zählen würde.

ein Match um die spitze bewegt sich lange Zeit auf Zeitraffer-niveau. aber wenn einer eine entscheidung erzwingen will, geht es nur noch um die reflexe aus dem stammhirn: im Grenzbereich muss das auto zu einem Körperteil werden, das man bei 160 km/h zentimetergenau auf der schotterfahrbahn positioniert, aus instinkt und im blinden Vertrauen auf die ansage des beifahrers.

im Moment kann das sébastien Ogier am besten und neuerdings auch sein teamkollege, der 28 jahre alte Finne jari-Matti latvala, seit gefühlt zehn jahren ein Mann der Zukunft, pendelnd zwischen sauschnell und fehleranfällig. bei VW, so scheint’s, hat er endlich seine Heimat gefunden. Während er früher bei Ford Wasserträger spielen musste, lässt ihm der so kluge wie ruhige VW-Motorsport-direktor jost Capito Freiraum: „bei uns darf jeder Fahrer gewinnen.“

nach Ogiers technikproblemen war es latvala, auf dem in Griechenland der druck des teams lastete, und er ging sou-verän damit um. auf den ausgefahrenen, prügelharten schotterpisten lauert hinter jedem eck der eine Felsbrocken, das eine loch, und die rallye ist gelaufen. nimmt man aber zu viel tempo raus, wird man

zum Futter für die Gegner, die anhand der Zwischenzeiten im Cockpit jedes nachlassen sofort bemerken.

sieger latvala hat sich bei seiner trium-phalen Heimkehr in den servicepark bei jedem einzelnen bedankt, hat jeden im team umarmt, auch die Mechaniker vom Ogier-auto und jene seines jungen nor-wegischen teamkollegen Mikkelsen.

innerhalb einer halben saison ein funktionierendes team zur dominanten truppe geschmiedet, die bereits ewig dauernde Citroën-dominanz gebrochen zu haben: dieses Verdienst gebührt der unaufgeregt-sachlichen art von jost Capito. Mehr als die Hälfte der einst so dominanten VW-dakar-Mannschaft hat

den Übergang zur WrC geschafft, die ergänzungen sind international und verpassen der Crew aus Hannover einen bunten anstrich.

trotz aktuell überbordender erfolge gibt Capito als saisonziel aus, „bis zum schluss um einen der beiden WM-titel, Fahrer oder team, zu kämpfen“, und fin-det dabei in latvala einen überraschenden Fürsprecher: „ich habe viele saisonen unter den top 3 der Fahrer-WM beendet, aber ich habe noch nie die team-WM gewonnen. das ist mein Ziel für heuer. alles andere nehme ich, wie es kommt.“

Für 2014 hätten die Hersteller neue, verbesserte autos an den start bringen dürfen. VW hat freiwillig darauf verzich-

Nicht ohne meine Digicam: Fans halten die Fahrt des norwegi-schen Talents Andreas Mikkelsen fest.

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tet, in Kenntnis der Probleme der Gegner: Citroën schielt mit einem auge auf die tourenwagen-szene als künftiges betäti-gungsfeld, Ford ist bloß noch das eigen-interesse von M-sport-boss Malcom Wilson, kein Werkseinsatz mehr. Und wenn 2014 Hyundai als neuer Hersteller die bühne betritt, ist es bloß fair, ihm die Chance zu geben, möglichst auf augen-höhe zu beginnen.

Neue RegelNdenn eines ist klar: die großartige WrC, diese live kaum zu überbietende, sport-lich so hochstehende serie, bringt ihre Kraft im Moment nur unzulänglich auf den boden. ein jari-Matti latvala kann in weiten teilen europas unerkannt auf die straße gehen, „und in Kalifornien bin ich bei meinen Urlauben überhaupt ein außerirdischer“.

Hätte der Finne einen Wunsch frei, er würde sich globale live-Übertragung der WrC wünschen, wenigstens am sonntag. dem Mann kann womöglich geholfen werden, wird hinter den Kulissen doch von allen seiten an einer adäquaten Prä-sentation gearbeitet. WrC ist allerhöchste Chefsache. (den Griechenland-sieger-pokal hat jari-Matti zum beispiel aus den Händen von Fia-Präsident jean todt höchstselbst empfangen; eine ehre, die selbst einem Formel-1-sieger in der regel nicht zuteil wird.)

derzeit sehen rund 50 Millionen Men-schen die WrC im tV. seit der rechte-übernahme durch das red bull Media House und die sportsman Media Group liegt die latte auf einer kurz- bis mittel-fristigen Verdoppelung dieser Zahl. im Verein mit der Fia, der obersten rallye-Chefin Michèle Mouton (selbst eine rallye-legende) und den WrC-Veranstaltern wird derzeit die WrC neu gedacht: Was wäre mit einem Marathon-tag ohne service? Wie bringt man die sonderprüfungen besser zur Geltung? Was macht man am sonntag? Wie wäre es mit einem shoot-out auf der letzten sonderprüfung: den sieg machen sich der schnellste und der Zweitschnellste der bisherigen rallye aus, Platz 3 der dritt- und der Viertschnellste und so weiter, hinauf bis Platz 9?

Viele ideen liegen am tisch, werden diskutiert, verworfen, mehrheitsfähig gemacht oder demokratisch durch etwas besseres ersetzt.

spannende Zeiten für die rallye-WM.www.wrc.com

Die Höhepunkte der Rallye am Golf von Korinth mit Sieger Jari-Matti Latvala in der Red Bulletin Tablet Edition.

H i n t e r j e d e r E c k e k a n n d e r e i n e

F e l s b r o c k e n l a u e r n , d e r d e i n e R a l l y e b e e n d e t .

Griechenland-Sieger 2013: Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila. Bild oben: die Dritt-platzierten Thierry Neuville und Nicolas Gilsoul aus Belgien

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r o llr o C KAWAY

o n ,Am 29. Oktober 2012 erreichte der Hurricane „Sandy“ die Küste New Yorks. Nachdem er zuvor bereits Jamaika, Kuba und die Bahamas verwüstet hatte, kehrte der Wirbelsturm auch auf dem bei Surfern beliebten Strand von Rockaway das Unterste zuoberst. Doch die Surfer kehrten zurück und halfen beim Wiederaufbau ihres Paradieses. Text: Cole Louison, Bilder: Benjamin Lowy

SURF SPECIAL

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Steve Stathis sitzt vor seinem zerstörten Surfladen, zwei Blocks entfernt vom Atlantik, Ecke Beach 92nd Street und Rockaway Boulevard. „Wir hier freuen uns auf Hurricanes“, sagt er, „denn die bringen große Wellen. Das ist der Unterschied zwischen uns und normalen Leuten.“

Drinnen, zwischen Schutt, Werkzeug und einem brummenden Generator, hocken sein Sohn, die Enkelin und alte Surfkumpels um einen improvisierten Tisch. Einer der Graybeard-Surfers hat ein Fotoalbum aufgeschlagen. Fünf Monate sind seit Hurricane „Sandy“ vergangen. Der Shop hat noch immer keinen Strom.

„Sandy“ verwandelte Rockaway, die 18 Kilometer lange Halbinsel in Queens, New York, in einen Schutthaufen, schrieb das „Wall Street Journal“. Am einzigen öffentlichen Surfbeach von New York City tummelte sich das ganze Jahr über ein Clan von rund 300 besessenen Einheimischen in den Breaks. Wobei die Zahl variieren kann, je nachdem, wen man fragt.

Viele erkennen Stathis auf der Straße, denn nach dem Wirbelsturm tauchte er ständig in den Zeitungen und den News-shows auf. Die Presse folgte ihm nach der Tragödie wie eine Aura. Sein Bürstenhaar ist fast ganz weiß, aber er ist groß und von der Sonne gebräunt, hat den Oberkörper eines Surfers und den kraftvollen, glei-

tenden Gang aller Wasserathleten. Sein Akzent ist breitestes Queens, kurze Vokale und ein verschlucktes r. Und er spricht auf diese deutliche, freundliche Art, die Frem-den zeigt, wer hier der Chef ist.

Der Wind bläst kalt vom Wasser her, trägt den Geruch von salzigem Sand und das Tack!-Tack!-Tack! der Bolzensetzgeräte heran. Stathis sitzt in der Frühjahrssonne, sein Arbeitshemd ist offen. Er ist der Gründer und Präsident der Graybeards, einer lokalen Organisation, die bereits über eine Million Dollar für die Opfer des Wirbelsturms aufgetrieben hat. Er gehört zu den Ersten, die den Break zwei Blocks von hier surften. Jetzt ist er eine lebende Legende in einer Szene, die ein halbes Jahrhundert alt ist und von den Männern ins Leben gerufen wurde, die hier sitzen und Kaffee trinken: Jimmy Dowd, Dennis McClean und John Roberts.

„Rockaway ist eine verschworene, eng verwobene Gemeinde“, sagt Stathis, wieder draußen. „Als Jugendliche muss-ten wir aufpassen, was wir anstellten. Irgendwer sah dich immer und erzählte alles deinen Eltern.“ Aber vieles habe sich verändert, sagt Stathis: „Als ich anfing, waren da vielleicht zehn Typen im Wasser. Und jetzt? Vergiss es!“

Surfen stammt nicht aus Queens oder aus Florida, Kalifornien oder gar Hawaii. Es ging wohl vor etwa dreitausend Jahren im heutigen Französisch-Polynesien los, von wo seefahrende Völker he’enalu oder „Wellengleiten“ irgendwann im 16. Jahr-hundert nach Hawaii brachten. Erst 1907 reiste ein Hawaiianer namens George Freeth nach Los Angeles. Dort feierte eine große Menschenmenge die Eröffnung eines Abschnitts der Pacific Electric Rail-road, und Freeth präsentierte einem

Steve Stathis in seinem zerstörten Surfshop: „Wir hier freuen uns auf Hurricanes, denn die bringen große Wellen. Das ist der Unterschied zwi­schen uns und normalen Leuten.“ „Sandy“ brachte jedoch den Welt­untergang.

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„Der Ozean hält die Gemeinde

Rockaway zusammen wie ein Magnet. Die

Menschen hängen an ihm wie Metall.“

großen Publikum erstmals die Kunst des Surfens an der Küste des US-Festlands.

Wie das Skateboarden kam Surfen zu-erst nach Kalifornien, blühte beinah zur gleichen Zeit in Florida auf und verbreitete sich dann die Küsten hinauf. Der Surf-His-toriker und Ex-Profi Mike Tabeling fand heraus, dass die Leute in den zwanziger Jahren vor Virginia Beach zwar auf Boards paddelten, aber nicht surften. 1934, so weiß ein Bericht, gab ein Kalifornier, der Tom Blake hieß und wie der spätere Präsi-dent John F. Kennedy aussah, in New York und New Jersey Surf-Demonstrationen. Die Graybeards vom Boarders Surfshop surfen seit sechs Jahrzehnten in Rockaway und sind überzeugt: Bis in die späten fünf-ziger Jahre lief hier auf den Wellen nichts.

Es waren aus New York stammende ehemalige Soldaten des Koreakrieges, sagen die Rockaway Graybeards, die hier

„Sandy“ zerstörte den größten Teil der zehn Kilometer langen Promenade von Rockaway. Übrig blieb eine Reihe von Beton-pfeilern am Strand.

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Lebensretter Jimmy Dowd: Als die Flut ein Auto mit drei Menschen darin vorbeitrieb, schnappten er und zwei Freunde sich Neoprenanzüge, schwammen dem Wagen nach und retteten die drei Hilflosen durch das Sonnendach.

die erste Surfszene bildeten. Sie brachten ihre neue Leidenschaft aus der Fremde mit und waren entschlossen, sie in der Heimat auszuleben. Trotz der verhältnis-mäßig kleinen Wellen und der viereinhalb Grad Wassertemperatur, gegen die sie sich mit zwei Badekappen und ölgetränkten Pullovern zu schützen versuchten.

(Süd)korea, heute berühmt für seine Wellen, erlebte im Juli 1953 den Waffen-stillstand. Und ein paar Jahre später ver-wandelte sich ein stilles Fischerdorf hun-dert Meilen östlich von New York in einen geheimen Surf-Hotspot.

Wäre das hier „Top Gun“, dann hieße Dennis McClean Tom Skerritt, Rufzeichen „Viper“. Sogar die ausgebufften Surf-Vete-ranen von Rockaway verehren McClean für sein Talent auf dem Board. Er war einer der ersten Surfer der Ostküste, die vom legendären kalifornischen Surfboard-Bauer Hobie gesponsert wurden. Und er surfte Rockaway, „ungefähr zwei Jahre“ bevor er sich regelmäßig mit dem harten Kern der Surfer auf den Wellen traf, zu dem Roberts und Stathis gehörten.

„Welches Jahr? Hmmmm“, sagt er unter seinem Winterhut, den er bis über die Augenbrauen runtergezogen hat. „Es war das Jahr, in dem ich in der Little

Board nach vorne gehen. Das hab ich gemacht und die nächste Welle gekriegt. Das war’s.“

Jeder hier hat seine „So kam ich zum Surfen“-Story. Und irgendwann bestimmt Surfen das ganze Leben. „Ich könnte mir einfach nicht vorstellen, es nicht mehr zu machen“, sagt Michelle Cortez, eine hin-

Rockaway ist inzwischen zum größten Teil auf­geräumt, aber noch nicht wiederauf­gebaut. Wie große, helle Flicken wirken die frischen Sperr­holzplatten an den Häusern.

League Baseball spielen wollte und nicht angenommen wurde. Die Surfszene war sehr klein: mein Bruder Dee und ein paar andere Jungs. Ein Freund lieh mir sein Pop-out-Board, ein Brett von der Stange. Mit einer Naht rundherum, und ich war wohl nicht so gut. Dann sagte einer von den älteren Typen, ich solle auf dem

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„Nach ‚Donna‘, ‚Faith‘ und ‚Gloria‘ … freuten wir uns, als wir hörten: ‚Sandy‘ kommt.“

reißend aussehende Künstlerin, irgend-was-und-zwanzig jung, in Manhattan geboren. Sie kam 2011 von Williamsburg her und ging nicht mehr weg. „Surfen hat das Kommando übernommen.“

Sie alle erzählen ihre Geschichten vom Rockaway Surfing, und viele Geschichten deuten eine gruselige Binsenweisheit an: Wirbelstürme bedeuten große Wellen, und Wellen bedeuten gutes Surfen.

„Jedes Jahr wollen sie evakuieren“, sagt Stathis. „Wir sagen immer: ‚Na ja, letztes Jahr sind wir geblieben. Und wir gehen auch jetzt nicht.‘“ Und weiter: „Wir haben uns an die Wirbelstürme gewöhnt. ‚Donna‘ (1960; Anm.). ‚Faith‘ (1966). ‚Gloria‘ (1985). Wir freuten uns, als wir hörten: ‚Sandy‘ kommt.“

„Sandy“ brachte großes Surfen. Double Headers, hoch wie zwei Menschen, rollten 48 Stunden vor dem Sturm in Rockaway an. Mit ihnen kam ein Strom an Surfern und ein Heer von Polizisten.

Am Sonntag, dem 28. Oktober, um vier Uhr nachmittags gab New Yorks Bürger-meister Michael Bloomberg den Befehl zur Evakuierung von Zone A. Das betraf die Küsten von Lower Manhattan, Wil-liamsburg, Red Hook, Staten Island und ganz Rockaway. „Es geschieht zu Ihrer eigenen Sicherheit“, sagte der Bürgermeis-ter. „Sie müssen von da weg. Wer bleibt, tut das auf eigene Verantwortung.“

Cortez und ihre Nachbarn entschieden sich, zu bleiben. Ein Dutzend Freunde tra-fen sich im zweiten Stock des aus Ziegeln gemauerten Apartmenthauses auf der anderen Straßenseite, aßen zu Abend, campierten und nannten das Ganze eine Wirbelsturmparty.

Der Wind wurde stärker. Stathis sah sich den Sturm in einer Bar in Florida an, wo er Urlaub machte. Seine Frau Kathy wollte zwei Tage später runterfliegen. Stunden bevor der Sturm zuschlug, schick-te sie ein Video per E-Mail. Sie mit ihrer kleinen Enkelin Charlotte: „Hier sind wir im schlimmen Wirbelsturm ‚Sandy‘“, sagte sie und hielt Charly vor die Kamera.

In der 91. Straße, zweite Etage, war die Stimmung auf der Wirbelsturmparty

klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte und dass etwas wirklich Schlimmes pas-sieren würde.“

Eine Gruppe von ungefähr 15 Leuten verbrachte die Nacht in der Wohnung in der zweiten Etage. Die Fenster klapperten beängstigend, obwohl sie Stürmen mit bis zu 180 km/h hätten standhalten sollen. Einmal sah jemand einen Geländewagen vorbeitreiben, in dem drei junge Männer waren. Jimmy Dowd, Besitzer des Surf-equipment-Herstellers St. James, und zwei Freunde schlüpften in Neoprenanzüge, schwammen zu dem Auto und retteten die drei Männer durch das Sonnendach. Um zwei Uhr morgens fiel der Strom aus, als an der Seite des Hauses ein Trafo hoch-ging. Cortez schickte ihrer Mutter alle zehn Minuten eine SMS, bis ihr Handy tot war. Um diese Zeit las Stathis einen Text von Kathy: „Wir werden sterben.“

Um halb sechs am Morgen wagten sich Cortez und ein Freund hinaus. Im Ein-gangsbereich unten an der Treppe lag der

Schleppender Wiederaufbau von Rockaway (oben), Steve Stathis mit Surfkameradin Mary Leonard (ganz oben): „Jedes Jahr wollen sie evakuieren. Wir sagen immer: ,Na ja, letztes Jahr sind wir nicht gegangen. Und wir gehen auch jetzt nicht.‘“

großartig. Am nächsten Morgen würde keiner zur Arbeit müssen, also hatte jeder Spaß, es gab Bier und die Wettervorher-sage. Um 21 Uhr sollte der Sturm die Küste treffen. Aber schon um halb sechs wurde es draußen übel. „Auf einmal war es still auf unserer Party“, erinnert sich Cortez. „Und dann gingen alle nach Hause.“

Sie wollte nach ihrem Hund sehen, ging raus auf die Straße und stand bis zu den Schienbeinen im Wasser. Noch Stunden bis zum Höchststand der Flut. Und es war Vollmond. Sie rannte über die Straße und packte „in ungefähr acht Minuten“ eine Tasche, zog alle Stecker raus und griff sich ihren Hund. Vor der Veranda reichte das Wasser Michelle Cortez inzwischen bis zu den Hüften. „In diesem Moment war mir

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Page 84: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

Sand einen halben Meter hoch. Der Innen-hof war voller Glassplitter und Sofas, der Geländewagen verkeilt im Eingang.

„Wir kamen raus, und das Erste, was wir gleichzeitig sagten, war: ‚Die Strand-promenade ist weg.‘ So viele unglaubliche Dinge waren passiert. Aber dass die Pro-menade verschwunden war, das war …“

Steht die Strandpromenade symbolisch für Rockaway, ist ihr Verschwinden eine treffende Metapher für das, was „Sandy“ anrichtete. 65 Milliarden Dollar Schäden. Rockaway war eine der besonders in Mit-leidenschaft gezogenen Gegenden. Der Schaden allein am Strand belief sich auf rund 150 Millionen Dollar.

„Yeah, die Promenade“, sagt Stathis in einen Moment eigenartiger Stille. „Sie war die Lebensader unserer Gemeinde. Jetzt ist sie weg.“ So lang wie ein Fußball-feld war jenes Stück der Promenade, das die 95. Straße runtertrieb. Teile davon, so groß wie Flugzeuge und noch mit dem Geländer, tauchten 200 Meter entfernt auf

Wirbelsturmopfer Michelle Cortez (re.), John Roberts (li.), Paul Kadish (u.): Aus der Hurri-cane-Party wurde ein Weltuntergang.

84 the red bulletin

Page 85: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

geräumt, aber nicht wiederaufgebaut. Die meisten zerstörten Autos, Häuser und die Seepromenade sind abtransportiert. Ge­blieben sind die Narben des Supersturms: verfärbte Linien auf den Wänden zeigen an, wie hoch das Wasser stand, Rasenflä­chen sind ohne Gras, Häuser ohne Außen­verkleidung. Die Stadt wirkt auf eine ab­stoßend brutale Art saubergeschrubbt.

Sullivan und die meisten Einwohner berichten, staatliche Hilfe sei zunächst ganz ausgeblieben und habe dann besten­falls schleppend eingesetzt. Fünf Tage nach „Sandy“ funktionierte noch kein Mobiltelefon, und es gab kein fließendes Wasser. Hilfe von der Bundesbehörde für Katastrophenschutz kam am 8. November. Nach sechs Wochen waren die meisten Bewohner noch immer ohne Strom und bekamen es mit einem neuen Problem zu tun: Schimmel.

Weil es keine Straßen und keine öffent­lichen Verkehrsmittel mehr gab, kamen erste freiwillige Helfer auf ihren Fahr­

„Mit einem Mal war es still auf unserer Party.

Und dann gingen alle nach Hause.“

und gehörten zum Ersten, was Stathis sah, als er zwei Tage später in die Stadt kam.

Vier Tage lang blieb Rockaway ohne staatliche Hilfe. Aber schon am Morgen waren Leute draußen, fanden ihren Weg durch die Ruinen und halfen einander. Nachbarn trafen sich zum Tauschhandel auf dem angeschwemmten Promenaden­teil. Vor Cortez’ Haus und den Häusern anderer Leute richteten sie Sammelpunkte ein. Da hingen Listen mit den Dingen, die am dringendsten gebraucht wurden. Nachbarn versorgten die Älteren und jene, die sich nicht mehr aus dem Haus bewegen konnten, mit Proviant. Leute schleppten Versorgungsmaterial auf ih­rem Rücken von Haus zu Haus.

Dan Sullivan war auf seinem Board den ganzen Morgen in der Nachbarschaft herumgepaddelt, um Hunde und Katzen zu retten. „Wir Surfer haben hier nicht den besten Ruf“, sagte er, „aber ohne uns wären jetzt hier eine Menge Leute tot.“

Rockaway ist inzwischen großteils auf­

rädern und zogen Anhänger mit Proviant hinter sich her. Stathis erkannte in vielen von ihnen Hipster aus Williamsburg wie­der, die im Sommer seinen Shop bevölker­ten. „Die kamen 25, 30 Kilometer auf dem Rad, räumten den ganzen Tag auf und radelten abends zurück“, sagt er. „Wir werden sie Helpster nennen müssen.“

Mike D von den Beastie Boys war einer dieser Helpster. D wuchs an der Upper West Side auf, lebt jetzt mit seiner Frau und den zwei Kindern in Brooklyn und kommt immer wieder mal zum Surfen nach Rockaway. Am Wochenende nach „Sandy“ traf er hier seinen alten Kumpel Robert McKinley, der die Surf Lodge in Montauk auf Long Island gegründet hatte. Hilfsgüter und Freiwillige gab es viele. Aber eine warme Mahlzeit war eine Selten­heit. Mit Hilfe eines weiteren Freundes stellten sie an der Ecke 45. Straße und Channel Drive eine Bude auf und grillten Hähnchen. Die Warteschlangen wuchsen schnell. McKinley fand einen angejahrten Truck der kanadischen Restaurantkette Swiss Chalet – und siehe da, der Rockaway Plate Lunch Truck war erfunden! Auf dem Truck prangte noch das Logo von Swiss Chalet, dazu das Wort „frisch“. Ein „Geöffnet“­Zeichen gab es nicht, aber eine Holzplatte, auf der stand: hallo, rockaways, kommt und esst!

Ungefähr zur Zeit von Halloween quoll Cortez’ Sammelstation dermaßen über, dass sie ein leeres Haus auf der anderen Seite der 96. Straße requirierte. Eben noch vollgestopft mit Werkzeugen, Streich­hölzern, Windeln, Putzmitteln, Konserven und Wasser in Flaschen, entwickelte sich die Sammelstation schnell zu einem aus­gewachsenen Versorgungszentrum mit Suppenküche, einem Zelt zum Aufwärmen und etlichen Freiwilligen, die die Nach­barschaft versorgten. Und mit eigenem Namen: Smallwater.

Ein paar Blocks weiter schaut Jimmy Dowd von seinem Balkon einem Trupp von Arbeitern am Südende der halbfertigen Seepromenade zu, unter der er als Kind das Badezeug angezogen hatte.

„Der Ozean hält die Gemeinde wie ein Magnet zusammen“, sagt er. „Und wir sind wie Metallstücke, die an ihm fest­hängen. Er hält uns hier. Er bringt die Leute an den Strand.“

Von entfernt klingen die „Schüsse“ der Nagelpistolen. Der Wind streicht über das ruhige Meer. „Keine Wellen heute“, sagt Jimmy, „aber morgen soll es gut werden.“

Folge den Surfern nach dem Hurricane „Sandy“ zum Strand von Rockaway in der gratis Red Bulletin Tablet Edition.

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Page 86: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

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Page 87: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

Aus der Norm: Mit Padel-Tennis hält sich kein Geringerer fit als FMX-Legende …? WORKOUT, S. 91

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Das ist Deep Water Soloing,

auch Psycho-Bouldern genannt.

Dein Programm im Juli

Runter kommen sie alleP u r e s K l e t t e r n a n d e r K ü s t e K r o at i e n sReiSeN, S. 88

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Kraxel den Psycho Deep Wat er Soloing K l e t t e r n i n p u r e r F o r m a n K r o at i e n S K ü S t e n – o h n e S i c h e r u n g , m i t b l o S S e n h ä n D e n a n r u t S c h i g e n F e l S e n . u n W e i g e r l i c h e r a b S c h l u S S : e i n S p r u n g i n S m i t t e l m e e r .

InsIder-TIppVerTraue auf eInen experTen

„nimm dir einen Guide“, rät Gary duke. „er kennt das Gebiet, die Gezeiten und sorgt dafür, dass man sich nicht

in Gefahr begibt. für den notfall sollte stets ein Boot bereitstehen. eins noch: niemals nach unten blicken!“

B e s t o f s p l i t

3 TIpps für dIe KleTTer-pausen

In der KüsTensTadT

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BesT of fIsch split ist ein para-dies für fischlieb-haber. das noble

nostromo befindet sich in der nähe des fischmarkts. etwas rustikaler:

das beliebte Kono-ba Matejuška.

www.konoba matejuska.hr

BesT of GlocKenTurMerklimme die 200 stufen des 58 Me-ter hohen Glocken-turms der Kathe-drale sveti duje. als Belohnung winkt ein einzig-

artiger Blick über die altstadt

und auf die fel-sen, die man zu-

vor bezwang. www.inyour pocket.com

BesT of fesTruhe findet man

unter Tags am einsamen Kasuni Beach. Wer party-stimmung sucht,

ist abends im club Jungla an splits

strandpromenade gut aufgehoben.

www.resident advisor.net

es hat einen grund, warum deep Water soloing auf spanisch Psicobloc – sprich psycho-bouldern – heißt: klettern in schwindelerregenden höhen mit einem minimum an ausrüstung … keine karabiner, seile oder helme – nur eine handvoll kreide für besseren halt. als „landematte“ fungiert das meer.

mit über tausend inseln mit steilküsten ist kroatien für einsteiger wie auch erfahrene solokletterer ideal. „ab höhen über zehn meter wird’s gefährlich“, warnt boulder-instruktor daniel piccini. „sicherheit ist ein extrem wichtiger Faktor, denn deep Water soloing ist eine komplett andere Form des kletterns, mit der sich selbst profis erst vertraut machen müssen.“

gary duke kletterte mit piccini in kroatiens zweit-größter stadt split. „es ist unvergleichbar – pures adrenalin“, beschreibt der 31-jährige brite. „seit drei Jahren betreibe ich vorstiegsklettern … das tolle hier: kein ständiges sichern, keine seile. es ist so befreiend, sich einzig auf das bouldern zu konzentrieren.“

„in 15 meter höhe wusste ich, dass ein sprung der einzige Weg nach unten war. anfangs beängstigend, macht aber einen großteil des nervenkitzels aus.“Klettern mit avantura adventure: www.avantura.biz

„nie runterschauen“, rät der Kletter-pro. unser (gesicherter) fotograf tat’s trotzdem.

Action !Reisen

Am Absprung „Lektion eins: Lerne richtig zu springen“,empfiehlt Instruktor daniel piccini. „der sprung ins Wasser ist schwierig und gefährlich. anfangs sollte man an niedrigen überhängen über tiefem Wasser üben. fühlst du dich mit der Zeit sicherer, kannst du dich auf das Klettern konzentrieren und dich auch an größere höhen wagen.“

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Page 89: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

GRATISDOWNLOAD

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DEIN MOMENT.ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

Page 90: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

Feuerspeier? Check! Go-go-Tän-zer? Check! Karaoke mit Live-Be-gleitung? Check! Portlands Club-Flaggschiff Dante’s punktet mit bunten Show-Programmen und einem Live-Repertoire, bei dem sich Rock-Acts, New-Orleans-Brass-Kapellen und Pink-Floyd-Cover-Bands die Klinke in die Hand drücken. Fixtermin: „Sonn-tagnacht ist Sinferno-Nacht, dann startet eine Burlesque- und Caba-ret-Show, die an der Westküste ihresgleichen sucht“, erzählt Mit-eigentümer und General Manager Stephen Santoro. Regelmäßiger Gast auf der Bühne: Zwergen-künstler Nik Sin, auch bekannt als „Mini Marilyn Manson“.

Tanz im Fegefeuer Da n t e ’s, P o r t l a n D B u r l e s q u e-s h ow s a m s o n n tag a B e n D u n D e i n m i n i at u r - m a r i ly n - m a n s o n: her zlich willkommen in or egon.

Dante’s Inferno: Käfig-Tanz und

kalte Drinks

Wo sich Bühnenstars und Bauchredner treffen:

Sonntagnacht ist Show-nacht im Dante’s.

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AcTion !Club-Hits

UnSer PUBlIKUm„Portland hat sich in eine Hipster-Stadt verwandelt.

Egal welcher Show-Act auftritt: Du wirst Leute in hautengen Jeans und mit Schnurrbärten treffen.“

UnSere DrInKS„Ich versuche die Preise niedrig zu halten. Ich will nicht ins Hotel nebenan

pilgern, um meinen Grey-hound-Cocktail zu kaufen.“

UnSer SPeISePlan„Wir betreiben unsere eigene

Pizzaküche im New-York-Stil: Wir öffnen jeden Tag

um 11 Uhr. Die Leute holen sich ein Stück Pizza oder

bleiben gleich zum Mittag-essen hier.“

S h o w -t i m e

P o r T l a n D S T o P - a C T S

DanTe’S350 West Burnside Street97209 Portland, oregon, USaInfos: www.danteslive.com

The ShInSnach Jahren in

albuquerques rau-em Wüstenklima fanden die alter-native-rocker in

Portland ihre künstlerische

heimat. Wichtige alben: „Chutes Too narrow“, „Wincing the night away“.www.theshins.com

SleaTer-KInneyTechnisch gesehen stammen Sleater-Kinney aus olym-pia, Washington.

aber Band-Chefin Carrie Brownsteins

rock-mädchen- Ästhetik definiert

„Portlandia“ – die TV-Show, die Portland prägt.

www.ifc.com/shows/portlandia

DeCemBerISTSDie Indie-Folk-lieb-linge probten ihre

theatralischen live-Shows in den

Pubs rund um Portland und ver-öffentlichten ihr erstes album auf

dem lokalen label hush records.

www.decemberists.com

h i p S t e r S i n d w i l l k o m m e n

DanTe’S-BoSS STePhen SanToro

erKlÄrT SeInen ClUB.

90 the red bulletin

Page 91: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

Seit 2002 wirbelt der 26-jährige Freestyle-Motocrosser mit seiner KTM durch die Luft. Angst kennt der Champion der Red Bull X-Fighters World Tour 2011 trotz wieder-holter schwerer Verletzungen bestenfalls flüchtig: „Mein Motto ist: Hab Freude an dem, was du tust.“ Fremd sind Torres auch Trainingspläne: „Am liebsten ver-bringe ich meine Zeit auf zwei Rädern: FMX, Motocross, Mountainbike.“ Dreimal pro Woche feilt Torres drei Stunden an Tricks wie dem Paris-Hilton-Flip (Backflip mit Beingrätsche über dem Lenker). In der Kraftkammer sucht man den mehr-fachen X-Games-Teilnehmer vergeblich. „Ich meide sogar meine eigene“, gesteht der Andalusier, der Kräftigungs- und Stretchingübungen für Rücken und Beine bevorzugt, um beweglich zu bleiben.www.redbullxfighters.com

Beide Beine gleichzeitig anheben und wieder senken (die Beine sollen dabei weder den Boden nicht berühren noch zu hoch gehoben werden).

Auf dem Ball liegend, zugleich rechten Arm und linkes Bein bzw. linken Arm und rechtes Bein

heben – Streckposition je drei Sekunden halten.

Die Hüfte liegt am Gymnastikball auf, mit den Händen abstützen, Rücken gerade halten –

abwechselnd Beine nach oben und unten wippen.

Mit den Zehen am Boden abstützen, die Hände auf den Rücken legen – langsam und gleich­

mäßig den Oberkörper heben und wieder senken.

B l e i B a m B a l l

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3

„Verrenkungen auf dem Bike und Schläge bei der Landung … das geht auf den Rücken. Mit diesen vier Übungen – und je zehn Wiederholungen – wird die Stabilität des unteren Rückenbereichs erhöht.“

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S c h l a g f e r t i gTORReS’ TRAininGSTipp

Action !workout

GuT ReAGieRT „padel­Tennis – eine Mischung aus Tennis und Squash – wird hauptsächlich in Spanien und Südamerika gespielt. es ist ein extrem dynami­scher Sport, schult Reaktions­vermögen und Beweglichkeit und hält meinen Körper fit.“

Das Rücken­training eines champions R e d B u l l X- F i g h t e R s d a n y t o R R e s F l i e g t a u F s e i n e ( R ) M a s c h i n e u n d Pa R i s h i lt o n , M e i d e t K R a F t-K a M M e R n u n d a c h t e t t R o t z d e M a u F s e i n e n R ü c K e n . W i e ? e R Fa h R e n s i e h i e R .

Dany Torres, 26, Spanier, Red Bull X­Fighters Cham­pion. Seine einstellung zu Angst ließ er sich täto­wieren: „Wo manche Gefahr sehen, finde ich Spaß.“

Dany Torres fliegt – und siegt – beim

2. Tourstopp der Red Bull X­Fighters

World Tour in Dubai.

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Page 92: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

g ross e r t i e rga rt e n

Museumsinsel

Nordhafen

schlesischer Busch

Potsdamer Platz

Lützowplatz

Checkpoint Charly

Brandenburger Tor

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Vo l ks Pa r k F r i e d r i c h s h a i n

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Prenzlauer Berg

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Friedrichstraße

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Luisenstraße

Chausseestraße

Heidestraße

Torstraße

Alt-Moabit

KurfürstenstraßeBülowstraße

Invalidenstraße

Turmstraße

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Gitschiner Straße

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Straße des 17. Juni

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Karl-Marx-Allee

Hallesches Ufer

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Karl-Marx-Allee

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IL CASOLArEGrimmstraße 30

ein italiener in kreuzberg, be-trieben von kommunistischen Punks. super unfreundliche kellner mit geweiteten ohr-läppchen und dreadlocks. dafür gibt’s neben vorzüg-licher Pizza Berlins bestes Wildschweinragout.

4

CIvILISTBrunnenstraße 13

Fast alle meine klamotten sind von hier. Perfekt für Jungs, die nicht ewig shoppen wollen. klei-ner, exquisiter shop von kunst-affinen skatern, die auch maga-zine und ausstellungen machen.

1

ALL In OnErosenthaler Straße 43

nachts kommst du irgendwann an dieser Bude vorbei. und das ist gut so. denn sie hat die bes-ten döner der stadt. mein tipp: „knoblauch-kräuter-scharf- ohne zwiebeln“ bestellen.

2

KUMPELnEST 3000Lützowstraße 23

eine kneipe für mutige. War früher ein Puff und sieht noch immer so aus. ab 5 uhr mor-gens trifft sich dort Berlins hardcore-szene – und feiert bunt und wild in den tag.

5

3 HArD WAx Paul-Lincke-Ufer 44

einer der besten Plattenläden

europas. Jahrelang stand ich dort selber hinterm tresen. der shop hat meinen geschmack maßgeblich geprägt. ein Para-dies von techno bis dub.

Action !city Guide

Berlin ist die Welthauptstadt der clubmusik. und die könige des nachtlebens heißen modeselektor, mit Fans von Björk bis radioheads thom Yorke. seit den späten 1990ern sind gernot Bronsert und sebastian szary aktiv – und haben die underground-szene ihrer heimatstadt mit bassgewaltigen konzerten und dJ-sets mitgestaltet. davon erzählt die neue dokumen-tation über das duo: „We are modeselektor“ erscheint dieser tage auf dVd. „die stadt spielt im Film eine hauptrolle“, sagt Bronsert, der zwischen gigs in aller Welt jede freie sekunde in Berlin verbringt. Wo genau und besonders gern, das verrät er hier.www.modeselektor.com

PEr LIFTFernsehturm.

Mit 368 Metern ist „Alex“ das

höchste Gebäude Deutschlands.

Gernot empfiehlt den Fernseh-turm oben-

drein fürs erste Date: „Das ist eine ziemlich klare Ansage,

wenn du da mit einer Dame rauffährst.“

PEr FLIEGEr Flugplatz

Strausberg. Für Berlin-Besucher

ohne Höhenangst: Ein einstündiger Flug über Berlin

und Brandenburg in einer Cessna

172 für drei Personen kostet 269 Euro. Pilot

und Fensterplatz inklusive.

Anmeldungen auf www.aeroworx.de

„Knoblauch-Kräuter-scharf-ohne Zwiebeln“ B e r l i n K n e i p e n f ü r M u t i g e , l ä d e n f ü r S h o p p i n g -u n w i l l i g e , d ö n e r f ü r n a c h ta K t i v e : g e r n o t B r o n S e r t v o M e l e K t r o n i K- d u o M o d e S e l e K t o r f ü h r t d u r c h S e i n e S ta d t.

Gernot Bronsert, 34, geboren in rüdersdorf bei Berlin, heute: Musiker, DJ, Labelbetreiber

T o p F ü n FMEInE BErLIn-HIGHLIGHTS

D e r H i m m e l

ü b e r b e r l i nDIE STADT vOn OBEn ErLEBEn

PEr KLETTErWAnD

Flakturm Hum-boldthain. Die

Wände der Hoch-bunker aus dem

Zweiten Weltkrieg verwandeln sich zu

Kletterrouten im oberen Schwierig-keitsgrad. Beloh-nung für den Gip-

felsieg: grandioser Blick über die

Stadtteile Mitte und Wedding.

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Page 93: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

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als mount kimbie 2010 ihr debüt­album „crooks & lovers“ ver­öffentlichten, war die musikwelt baff. die tracks des duos waren so basslastig wie fragil, so elektro­nisch wie sphärisch. magazine erfanden dafür den genre­Begriff „post­dubstep“, ihr stil löste einen neuen trend aus. auf ihrem Zweit­werk verfeinern kai campos und dom maker nun ihren sound. Welche musik bei den aufnahmen zu „cold spring Fault less youth“ im studio lief, verrät maker hier.www.mountkimbie.com

Dom Maker, 26, ist eine Hälfte des britischen Elektronik-Duos Mount Kimbie

K l a n g - K u b u sMusiK-GaDGEt DEs Monats

tHE VaMpMit diesem Mini-Würfel – ein Verstärker mit Blue-tooth-Empfänger – kön-nen sie ihre alten Laut-sprecher wiederbeleben: einfach verkabeln und die Musik vom Handy in ordentlicher Laut-stärke hören.www.paulcocks edgeshop.com

King Krule „Rock Bottom“

auf unserer platte gibt’s nur einen Gast-sänger: King Krule. unglaublicher typ. Wenn du seine kraftvolle, raue stimme hörst, stellst du dir einen bärigen Barsänger im mittleren alter vor. Dabei ist er neunzehn, rothaarig, schmächtig – und ein phänomenaler song-schreiber. ich wette, der Junge kommt bald ganz groß raus. King Krule gehört die Zukunft!

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John Maus „Hey Moon“

Der song ist nicht ganz neu, aber wir haben ihn, als wir im studio waren, ständig gehört. Maus’ produktionen sind vom sound her sehr eigensinnig: seine stücke klingen verwaschen und dennoch kraftvoll, sie sind verhalten und stecken trotzdem voll großer Melodien. Wie er die männliche und weibliche stimme in „Hey Moon“ vermählt, ist sehr clever.

James Blake „Overgrown“

Vor seiner solokarriere war er Live-Mitglied bei Mount Kimbie. Heute sehen wir uns meist auf Reisen. so auch vor einem Jahr, als wir zufällig im selben Zug nach London saßen. Er spielte mir diesen song vor, weil er sich nicht sicher damit war. ich sagte ihm: „Das stück ist Wahnsinn!“ am Ende wurde es sogar zum titelsong seines neuen albums.

Actress „Hubble“

Kai und ich sind Riesenfans von actress. Er macht quasi untanzbare tanzmusik. sehr reduziert, sehr hypnotisch. Musik, die klaus-trophobisch anmutet. Einmal schlief ich zu diesem 8-Minuten-track ein – und hatte wirklich skurrile träume. Wir finden, actress ist einer der unterschätztesten Elektronik-Musiker unserer Zeit.

Tame Impala „Why Won’t They Talk ...“

Meistens dauerte es lange, bis ich mit einer platte warm werde, aber bei „Lonerism“ von tame impala war das Gegenteil der Fall. Geile songs, geile produktion. niemand kriegt die-sen psychedelischen sound so gut hin wie die Jungs aus australien. speziell dieser song war es, der mich inspirierte, mit den arbeiten an unserer neuen platte zu beginnen.

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AcTIon !musik

Justin tiMBERLaKE

hatte die idee zur tour, als er Elton

John und Billy Joel zusammen auf der Bühne sah, wie sie

gegenseitig ihre songs inter-pretierten.

KanyE WEstist Jay-Zs Busen-

kumpel und sauer, dass sein partner

mit timberlake fremdgeht: Bei einem Konzert disste er deren

gemeinsamen Hit „suit & tie“.

Jay-Zengagiert eigens für die tour einen Zigarrendreher, der die Gäste

hinter der Bühne mit erlesenster Rauchware ver-

sorgen soll.

T i p p s z u m a n g e b e n

GiGantEn-tREFFEn: Jay-Z unD Justin

tiMBERLaKE GEHEn GEMEinsaM auF touR.

termine und tickets: www.justin

timberlake.com

Drei insider-infos, mit denen sie am Weg zum Konzert

beeindrucken können.

„King Krule gehört die Zukunft!“ p l ay l i s t K l au s t r o p h o b i s c h e r t ec h n o u n d p syc h e d e l i s c h e r p o p : d i e s e f ü n f p l at t e n p r äg t e n da s n e u e a l b u m vo n m o u n t K i m b i e .

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Page 94: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

K u r z+ G u t

Was diesen Monat sonst noch spass

Macht

Action !EvEnts

Mixery hiphop openpflichttermin für Fans gepflegten sprechgesangs. top-act: die su-

pergroup Wu-tang clan, die den

20. Geburtstag ihres albums

„enter the Wu-tang (36 cham-

bers)“ feiert.20. 7., stuttgart,

reitstadion

20SamStag

red Bull WinGs

acadeMyFreerunner Jason paul veranstaltet am 10. und 11. 8.

in Frankfurt/Main ein trainings-

camp für 20 Kids. anmeldung bis

25. 7. unter: www.redbull.de/wingsacademy

25DonnerStag

neu iM Kino: ZauBer-shoW „die unfassbaren“

erzählt die Ge-schichte einer Magiertruppe,

die während ihrer show in las Vegas eine pariser Bank

ausraubt und die Beute im

publikum verteilt.premiere: 11. 7.,

deutschlandweit

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Mit „Vollgas“ bergab: das red Bull seifenkisten-rennen kehrt nach deutschland zurück.

14. 7., landschaftspark hoheward, nordrhein-Westfalen

Red Bull SeifenkistenrennenDeutschlands verrücktestes Rennspektakel macht Halt im Ruhrgebiet. Siebzig Hobbybastler-Teams brettern in selbstgebauten Vehikeln eine 500-Meter-Rennstrecke bergab – Motoren sind tabu! Eine prominente Jury (u. a. mit Tuning-Experte Sidney Hoffmann) kürt den Sieger nach Rennzeit, Fahrzeug-design und Team-Performance. Einlass: 10 Uhr, Eintritt: frei. Der Event wird ab 15 Uhr live auf ServusTV und im Web übertragen.event-infos und live-cast: www.redbullseifenkistenrennen.de

7. 7., nürburgring

Formel 1 in Deutschland2011 verpasste sebastian Vettel als Vierter knapp das podium. dieses Jahr will der Weltmeister revanche.www.formula1.com

ab 3. 7., München u. a.

Vampire Weekend

120 rider aus 25 nationen kämp-fen beim größten Kitesurf-event der Welt (12. bis 21. Juli) in den disziplinen Freestyle, course racing und Big air um insgesamt 52.000 euro preisgeld. neben auftritten internationaler stars wie der spanierin Gisela pulido will der sechsfache deutsche Freestyle-Meister Mario rodwald (22) vor seinem heimpublikum punkten. der eintritt zum Ver-anstaltungsgelände ist frei.www.kitesurfworldcup.de

ab 12. 7., st. peter-ording

Kitesurf Weltcup

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das indierock-Quar-tett aus new york geht auf deutsch-land-tour. im Gepäck: ihr aktuelles album „Modern Vampires of the city“, das es auf platz eins der us-charts schaffte. die stationen: München (3. 7.), Berlin (16. 7.) und Frankfurt (17. 7.).www.vampireweekend.com

94 the red bulletin

Page 95: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

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Page 96: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

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Sonntag, 7. 7. 2013, 11.00 Uhr

Red Bull X-Alps – Der Startdas härteste abenteuerrennen der Welt ist zurück – und feiert dazu noch ein großes Jubiläum. Zum zehnten geburtstag von red Bull X-alps wird der start zum ersten mal live übertragen. von salzburg aus machen sich 32 athleten auf den Weg nach monaco – nur zu fuß oder mit dem gleit-schirm. mit servustv sind sie aber nicht nur beim start, sondern auch noch weiter dabei: mit „red Bull X-alps 2013 – das tägliche live-update“ (Mo–Fr, 18.25 Uhr, und Sa–So, 17.30 Uhr) verpassen sie keine etappe.

Beim Red Bull Seifenkistenren-nen werden Denker und Lenker in der Königsklasse der guten Laune gesucht! Mitmachen kann jeder, der kreativ, lustig und auch ein wenig verrückt ist und sich gern mit anderen Hobbybastlern und Freizeit- Piloten misst. Dieses Mal gehen 70 Teams im Landschaftspark Hoheward (GER) mit ihren selbst konstru-ierten Flitzern an den Start und seifen das Pub likum vor Ort ordentlich ein.

Sonntag, 21. 7., 23.10 Uhr

Rufende Stille

Mittwoch, 24. 7., 21.15 Uhr

Eiger – Wand des Todes

Sonntag, 28. 7., 23.10 Uhr

The Rolling Stones

Sonntag, 14. 7., 15.00 Uhr

Red Bull Seifen- kistenrennen

Zum 75. Jubiläum der Erst-durchsteigung zeigt Ser-vusTV eine Doku über den Reiz und die tödlichen Ge-fahren der Eiger-Nordwand.

Die Dokumentation erzählt die Geschichte der gefähr-lichsten Felswand der Welt – und von den Menschen, die hier den Tod fanden.

Zu seinem 70. Geburtstag lässt Frontmann Mick Jag-ger 50 Jahre Stones Revue passieren und gewährt tiefe Einblicke.

AcTion !TV-HigHligHTs

M u s ts e e

HELDEN aUF IHREM BILDScHIRM

Mit Schirm und Laufschuhen von

Salzburg nach Monaco: Das ist Red Bull X-alps.

X GaMES MüNcHEN

Das actionsport-Event der Super-

lative kommt zum ersten Mal nach

Deutschland. 6. 7., 9.15 Uhr

BULLIT – THE DOcUMENTaRy

ausdauerläufer Pat Farmer macht sich auf den Weg vom Nord- zum

Südpol. 13. 7., 10.40 Uhr

RED BULL cLIFF DIVINGDie besten Klip-penspringer der

Welt treffen im ita-lienischen Malce-sine aufeinander. 27. 7., 12.00 Uhr

96 the red bulletin

Page 97: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

1 BLUE TOMATO hAT siE …... die GoPro HERO3 Black Edition. Sie ist die fortschrittlichste GoPro überhaupt: 30% kleiner, 25% leichter und 2x leistungs stärker im Vergleich zu vorigen Modellen. Die HERO3 Black Edition ist wasserdicht bis zu 60 Meter, kann ultrabreite 1440p-48fps-, 1080p-60fps- und 720p-120fps-Videos drehen und 12-MP-Fotos bei einer Rate von 30 Fotos pro Sekunde schießen. Die Kamera und vieles mehr gibt’s bei:www.blue-tomato.com

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4 rOCk ChiC VON POLiCEGlamourös und rockig ist das Armband LOWRIDER von POLICE. Die einzelnen Elemente des goldbeschichteten Edelstahl-armbandes sind unterschiedlich groß und prägen den außergewöhnlichen Panzer-kettenlook. Der Blickfang dieses Schmuck-stücks ist die große Gravurplatte, auf welcher das POLICE-Logo eingraviert ist. Umrahmt wird das Logo von glitzernden Zirkoniasteinen. Ein Must-have für Groß-stadt-Girls!www.timemode.com

5 rAUf AUfs rAD MiT OAkLEYAnlässlich der 100. Frankreich-Rundfahrt präsentiert Oakley eine „Tour de France“- Kollektion. Da dürfen die RadarLock und RadarLock XL nicht fehlen. Mit der genialen SwitchLock-Technologie für einfachen Scheibenwechsel kann man die Brille schnell an die vorherrschenden Lichtverhältnisse anpassen. Die Kollektion ist von den Farben der französischen Flagge inspiriert, eine Lasergravur mit dem Tour-Logo rundet das exklusive Design ab.www.oakley.com

Must-haves!p r o m o t i o n

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Page 98: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

Die nächste AusgAbe Des ReD bulletin eRscheint Am 6. August 2013.

Zeitsprung

Die Ursprünge des B-Boying liegen im Gegensatz zur von Historikern entschlossen vertretenen Ansicht nicht in den 1970er Jahren. Viel-mehr übten sich die Brüder Billy (nicht im Bild) und Bobby Baker aus Baltimore – sie nannten sich „The B-Boys“ – bereits im Juni 1913 in einer hochartistischen Art rhythmischer Tanzperformance.

Billy und Bobby, die vor Auftritten stets Zitteraal zu verspeisen pflegten, bezeichneten ihre revolutionäre Kunstform als „B-Boying“. Der Headspin ist ebenso eine Errungenschaft der Baker-Brüder wie der Table Dance sowie die im obigen Bild gezeigte – heute kaum noch übliche – Kombination dieser beiden Techniken.

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100 Jahre breakdance

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Page 99: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

Wir wünschen Ihnen bessere Unterhaltung.

ANNINA CAMPELL PRÄSENTIERT DIE FASZINIERENDE WELT VON RED BULL.

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Page 100: The Red Bulletin Juli 2013 – DE

Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,4 [7,9] l/100 km, außerorts: 6,2 [6,3] l/100 km, innerorts: 9,4 [10,7] l/100 km, CO2-Emission kombiniert: 172 [184] g/km. Werte in [ ] gelten für Fahrzeuge mit 6-Gang-Automatic-Getriebe Steptronic.

Schön aufregend? Oder aufregend schön? Der neue MINI John Cooper Works Paceman begeistert mit seinem ausdrucksstarken Design, der weit nach hinten abfallenden Dachlinie und echter Lounge-Atmosphäre im Fond. Aber auch mit seinem einzigartigen Gokart-Feeling, starken 160 kW (218 PS) und dem serienmäßigen Allradantrieb ALL4. Genau diese beiden Seiten sind es, die jede Fahrt zu einem unbeschreiblichen Erlebnis machen. Mehr Infos unter www.MINI.de, der MINI Kundenbetreuung 089 1250 16060 oder bei Ihrem MINI Partner.

Der neue mini paceman. design, das auf die strasse muss.

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST.ZUM ERSTEN MAL IN EINEM.

Fahrzeugdarstellung zeigt Sonderausstattung.